[238] wie der luther dem murner anmůt, Lutherisch zů sein, vnd das er wöl sein dochter zů der ee nemen.

Luther.

Mvrner, wa bistu? kum der her für!
Zů reden hab ich hie mit dir
Vnd hab den handel für geleit,
[239]
Dem gantzen bunt daruon geseit
Nach vnserm beiden abscheit.
Sie haben al beschlossen das:
Wiltu abston feintlichem haß
Vnd lutherisch sein vff vnser seiten,
Dem bunt zů hoff mit trüwen reiten,
So wöllen wir dir, merck das eben,
Mein dochter zů den eren geben.
Kein schönere creatur vff erden
Ist nit ietz, mag nimer werden.
Murner.

Verden blůt! das sein gůte mer,
Lieber luther, kum baß zůher,
Das ich dein wörter al merck eben.
Wiltu mir dein dochter geben?
Wer ich dot, ich wolt erst leben!
Ich wil von aller findtschafft ston,
Gen rom / gen och / sant iacob gon,
Das du mir gebst dein dochter schon,
Vff diser welt die edel kron.
Doch das du mir das dingest ein,
Wie das ich auch sol lutherisch sein,
Das můstu mir hie baß betagen,
Was lutherisch sein / von stücken sagen.
Ich bin al zeit ein crist gewesen
Vnd hab die ordenung nit gelesen;
Was lutherisch sei, das weiß ich nit;
Darumb sag mir das als damit.
Es müsten sein gar wunder sachen,
Ich hülffs euch alleßsamen machen.
Was ir wölt, wil ich vff erd,
Nur das mir euwer dochter werd.
Ich het an leib, gůt zů genumen,
Möcht ich das kleinet vberkumen.
[240]
Ach got! wie süfftz ich nach der stund,
Das ich erküßt iren roten mund
Tusent mal von hertzen grund.
Der lutherisch orden.

So ich dich also willig find
Vnd deinen gunst zů meinem kind,
So wil ich dir bald geben ein,
Wie du müssest lutherisch sein.
Doch wil ichs in artickel schreiben,
Das es mög wol vermerckt bleiben
Beid von mannen vnd von weiben;
Das iederman da bei verstand,
Was wir für ein ordnung hand,
Das ieder wiß die lutherei
Dester baß zů halten frei.
Erstlich sol das werden betracht,
Das der babst werd gar veracht,
Den der tüffel hat erdacht,
Vnd die bischöff al verlacht
Mit allem priesterlichen stant;
Dan der tüffel sie erfant.
Der hat ir wesen zů gerist.
So ist der babst ein entencrist;
Dan die genß im tütschen land
Den babst ie nit erwölet hand.
Das er drei kronen tragen wil,
Er hat an einer nur zů vil.
Was er machet für gebot,
Der omechtig, lesterlich abgot,
Vnd sendt zů halten das heruß,
Der groß vnd schentlich priapus,
Das wöllen wir mit fiessen tretten
Vnd weder fasten / beichten / betten.
Sein recht, das wöln wir nit erkennen,
[241]
Mit einem grosen feüer verbrennen.
Zům andern thůn wir auch des gleich
Dem keiser mit dem römischen reich,
Alle fürsten vnd alle stet,
Vnd was der keiser vmb sich het;
Was sie erkennen vnd gebieten,
Da sol ein ieder sich vor hieten.
Al gebot, die sie vnß machen,
Die sollen wir in al verlachen,
Vff erd nichtz halten, was sie sagen,
Vnd nit ein herlin darnach fragen.
Der cristlich glaub gibt vnß freiheit,
Zů erkennen hie kein oberkeit.
Wir sein im tauff al frei geboren,
Ee keiser / künig / fürsten woren.
Zům dritten, wer wil lutherisch sein,
Der acht der messen niendert kein.
Der tüffel hat die meß erdicht,
Vnd bessern vnß ein nadel nicht
Weder im leben noch im dot.
Eine iede meß ist ein abgot
Vnd ist ein luter büberei,
Die haut vnß ab zů ziehen frei,
Wider alle lutherei.
Die meß kan auch kein opffer sein,
Tregt nur eins testamentz schein;
Kein wasser gehört in kelch zům wein.
Nit anders beichten solt ir wellen
Dan ein gůt gsel sein andern gsellen.
Firmung / ölung vnd die ee,
Ach legens in dem boden see,
Das wir sie sehen nimerme!
Wer gůt lutherisch sein begert,
Von allen sacramenten kert,
Wie vnß der luther hat gelert.
[242]
Klöster vnd die kirchen brechen,
Der heiligen bild mit messern stechen,
Alle sacrament enteren,
Den nunnen ire klöster weren
Vnd die münch daruß zů treiben:
Das thü, wer lutherisch wöl bleiben.
Wer vff lutherisch predigen sol,
Der schelt die münch vnd pfaffen wol
Vnd hüppenbůb auch iederman,
So sicht man, das er lutherisch kan
Vnd die warheit dapffer sagen.
Kein frid sol er mit iemans tragen.
Was die münch is haben thon,
Das bring er wider vff den plon
Vnd sag vil von ir vppigkeit,
Doch nichtz von irer erberkeit;
Das al ir treck in werd verwissen,
Den sie vff erd ie hon geschissen;
Den sol ein ieder rütlen schon,
Vff das er stincken werd daruon.
Was ie zů zwitracht was gerist,
Seit das der glaub vff gangen ist,
Mit grosem ernst was nider geleit
Von aller gemeinen cristenheit,
Das sol er wider herfür bringen.
Wee ist vnß mit fridsamen dingen.
Das ist der sin vnd vnser můt,
Die hend zů weschen in dem blůt,
Din zůgon biß vber die knei,
Das wer ein stoltze lutherei.
Die liegen solt er schon bliemen
Vnd doch der warheit stetz riemen,
Das wir allein die warheit sagen,
Sunst alle welt lügin feil tragen.
Wan wir dan schon auch lügen drein,
[243]
So můß es dannocht warheit sein
Vnd das ewangelium,
Ja wer es schon ein bůbentrum!
Doch solt ir schweigen allesant,
Das wir ein buntschů bei vnß hant,
Der pfaffen güter al verbeuten
In schneller eil bei vnsern zeiten.
Da würt vnß golt mit sampt dem gelt;
Der pfaffengaß solchs nit gefelt.
Wan wir die bischöff hon gedempt
Vnd ir güter hon verschlempt,
So würt es an die stet erst gon,
Der kauffman můß sich bucken lon,
Als wir zů prag hon auch gethon,
Da wir erschlagen hon den rat,
Genumen, was der kauffman hat,
Als geblindert, vff geriben,
Das nit ein löffelkorb ist bliben.
Doch wil ichs in der sum als sagen
Vnd zůn orten zamen schlagen,
Dan das wir noch im hertzen tragen.
Das ist der recht grol, ist gewiß,
Der dem die augen beid vß biß:
Wer me gůtz hat dan wir,
Ist vnser meinung vnd begir,
Das selb zů nemen als vnd als
Vnd in greiffen bei dem hals,
Vß seinem gůt ein sackman machen,
Die hůser reissen mit den dachen,
Das vom feüer die balcken krachen;
Das sein alsampt lutherische sachen.
Vnd sei mir das ietzund das end,
Das dise ordnung gar vollend,
Alle ding zů keren umb,
Dan ist das ewangelium
[244]
Gar volkumen mit seim orden.
Also sein wir al lutherisch worden.
Wer sein augen hat verkert,
Vom rad zům galgen vßhin fert,
Geschissen hat in tauff ein kind,
Der selb ist vnsers bunds ein fründ.
Mertzenkinder seinds genant.
Das ist der lutherisch stant,
Den wir zů halten im willen hand.
Da darffs nit vil zů metten gon
Oder tagzeit singen lon.
Nun hab ichs, murnar, dir geseit,
Was vnser orden vu im treit.
Wiltu nach diser regel leben,
So wil ich dir mein dochter geben,
Nun merck das wol vnd antwurt eben.
Murner.

Botz leicham, das sein fröliche mer!
Der orden ist mir nit zůschwer.
Sein die artickel euwer orden,
So wer ich lengst ein apt din worden;
Ee das ich wüßt vom luther zůsagen,
Hab ich den orden gedultig tragen.
Darumb nim ich den orden an,
Den ich vor auch getragen han.
Het ich die meinung gewüßt vorab,
Ich het mich nit gesperret drab.
Ich meint, wan einer lutherisch würd,
Der müst tragen ein schwere bürd
Vnd der apostlen leben fieren
Vnd nit den grosen buntschů schmieren,
Müst wie sant peter barfůß gon
Vnd ewangelisch predigen schon,
Nichtz dan luter warheit sagen
[245]
Vnd schiltlüß in dem bůsen tragen,
Ein solchen starcken glauben han,
Der gar kein gůt werck nimet an,
Vnd müst sein leben bessern zwar,
Nach cristus leren leben gar
Vnd tragen ein ruch herin kleit
In aller zucht vnd geistlicheit.
So aber das die meinung ist,
Das man liegen sol mit list
Vnd dannocht sich der warheit riemen,
Böse stück mit cristo bliemen,
Die stifft vnd klöster keren vmb,
Als sagt das ewangelium,
Auch cristlich freiheit wenden für,
Küssen mich vnd stelen mir,
Wolten gern das mein berauben
Mit grosem / starckem / dickem glauben
Vnd ein grosen buntschů wecken,
Vnd doch mit geistlicheit bedecken,
Zögen mir ein kleinen floch,
Vnd lauffen sie den ochsen noch,
Vnd halten für gen köln zů gon,
Vnd lauffen sie gen babilon:
O das ist mir ein eben ding
Vnd zů halten gar gering!
Es hat, mein luther, gar kein gespan;
Den orden nim ich dapffer an.
Das mir nur werd die dochter dein,
Wil ich der best im orden sein,
Vnd solt der tüffel schlagen drein!
Darumb züch ab gantz wol bedacht,
Die brutlaufft ist schon hie gemacht.
Hie ist mein wil vnd als mein gemiet,
Fleisch vnd bein mit allem bliet
Nach deiner schönen dochter wiet.
[246]
Laß mir sie an ein fenster ston
In der nacht bei hellem mon,
So wil ich ir hoffieren schon.
Luther.

O Murner, lieber dochterman,
Ich sihe dich für gescheider an,
Dan das du das verstandest nit,
Das ein schalck hie lauffet mit.
Was bistu doch für ein iurist,
Vnd hast die regel nit gewist,
Das vil me ligt an der dat,
Dan wie man das geredet hat!
Wort sein wort, der dat nim acht!
Zům ersten vnser leben betracht.
Sichstu dan einen bessern sich,
Der mir nachfolgt vnd hört mich,
Darumb mit tugent zier sein leben:
Ein heßnen keß wil ich dir geben.
Nim deren leben eben acht,
Die sich doch lutherisch hon gemacht,
So würdstu mit den augen schawen,
Das sie nit künnen gantz verdawen
Den buntschů, den sie hon verschluckt
Mit leder rincken, gar verzuckt.
Noch schreiens mort in heiligkeit,
Hie ewangelische freiheit,
Hie süssen ewangelischen wein,
Der laufft als muscateller ein!
So ir der dochter hoffieren wöllen,
Ich wil dirs an ein fenster stellen.
Da selbst lůg dein heil, da schaff
Vnd mach dich hurtig wie ein aff.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wie der luther dem murner anmut, Lutherisch zu sein. wie der luther dem murner anmut, Lutherisch zu sein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5D2F-D