Er liebet ohne hoffnung

B.N.


Was denckt ihr doch/ ihr kühnen sinnen?
Ihr geht auff allzuhoher bahn;
Denn euer frevelndes beginnen
Will weiter/ als es steigen kan;
Weil ihr dasselbe lieben wollet/
Was ihr doch nur anbeten sollet.
Die gantze welt steht euch ja offen/
Und steckt nicht voll unmöglichkeit.
Warum liebt ihr denn sonder hoffen/
Was euch die liebe doch verbeut.
Wo furcht und noth gesetze schreiben/
Muß lieb und lust zurücke bleiben.
Jedoch ich weiß nicht/ was ich sage/
Ich will nicht/ was ich wollen soll.
Darum erwehl ich nur die plage/
Und such im finstern meinen pol;
Vielleicht kan/ wie die nesseln bienen/
So mir der schmertz zu honig dienen.
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Hab ich nicht hoffnung das zu kriegen/
Was mich mit flammen überstreut;
So qvillet dennoch mein vergnügen
Auch noch aus der unmöglichkeit;
Denn darff ich gleich die glut nicht nennen/
Will ich doch in gedancken brennen.
Und also lieb ich mein verderben/
Und heg ein feur in meiner brust/
An dem ich noch zuletzt muß sterben.
Mein untergang ist mir bewust:
Das macht: ich habe lieben wollen/
Was ich doch nur anbeten sollen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Neukirch, Benjamin. Gedichte. Gedichte. Er liebet ohne hoffnung. Er liebet ohne hoffnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6017-C