Fünftes Capitel
Eine Zusammenkunft

An einem Juliabend, dessen Hitze ein Gewitter ahnen ließ, obwohl nur erst einzelne dunkle Wolken drohend über der Burg und den dahinter sich ausdehnenden Reichsforsten standen, ging Ursula Muffel durch die Straßen der Stadt, um ihre Freundin Elisabeth Scheurl zu besuchen. Als sie »unter der Beste« an Meister Wohlgemuth's Werkstatt vorüber kam, sah sie an der Thür desselben einen Mohren in goldgestickter Dienerkleidung stehen. Sie fuhr unwillkürlich zusammen, erröthete und fühlte ihre Schritte gehemmt, als versagten ihr plötzlich die kleinen Füße den Dienst, die doch vorher so hüpfend weitergeschritten. Sie kannte diesen Mohren: nur ein Nürnberger Patrizier hatte einen solchen im dienst. Herr Hans von Tucher hatte ihn von seiner Reise aus dem Morgenlande mitgebracht und er war der Diener seines Sohnes Stephan, der [98] es immer liebte, durch irgend eine Seltsamkeit sich vor den andern Geschlechtern hervorzuthun.

Ursula schielte durch die Fenster der Werkstatt. Da saß Albrecht Dürer und malte emsig, aber er warf einen Blick empor, der auch hinaus auf die Straße und auf Ursula traf; sie lächelte ihm zu, aber er wagte nicht lange aufzusehen, weil schon ein neben ihm farbenreibender Gesell ihn hämisch anrief:

»Was hast Du wieder auf die Straße zu stieren und auf schöne Frauenzimmer Augen zu machen, die Dich nur auslachen, Du Maulaffe!«

Albrecht antwortete: »Wenn eine edle Dame, die bei uns arbeiten läßt, hereinsieht, so ist es doch nicht meine Schuld.«

»Nun, nach Dir wird sie nicht gesehen haben,« versetzte der Geselle, und hätte gern noch rohe Späße an seine Bemerkung geknüpft, wenn nicht Meister Wohlgemuth mit einem Herrn aus dem Nebengemache getreten wäre.

Indeß war Ursula langsam vorüber gegangen und trat in Scheurl's prächtiges Gebäude. Aber so schnell, als sie konnte, eilte sie die Stiegen hinauf. Elisabeth empfing sie mit der ihr eigenen Würde, doch mit herzlichen Freudenbezeugungen über ihr Kommen.

[99] Aber Ursula war in ungewöhnlicher Aufregung. Sie zog die Freundin in das Chörlein, von dem aus man die ganze Straße auf und ab und auch bis zu Meister Wohlgemuth's Werkstatt sehen konnte, riß das Fenster auf und sagte dann Elisabeth's Hand erfassend: »Verzeiht' mir – ich kam ohnehin Dir Alles zu sagen, an Deinem Herzen mich auszuweinen – aber sage mir, sah'st Du ihn?«

»Wen denn?« fragte Elisabeth verwundert.

»Stephan Tucher,« flüsterte Ursula leise und immer mehr erglühend; »dort steht sein Mohr.«

»Gesehen hab' ich ihn nicht,« antwortete Elisabeth, »aber mein Gemahl sagte mir, er sei seit gestern wieder zurück von Augsburg und Füssen, wohin ihn sein Vater in dringenden Handelsgeschäften geschickt hatte.«

Ursula verwandte keinen Blick von der Straße. »Dort steht sein Mohr,« sagte sie noch einmal, »ob er wohl auf ihn wartet?«

»Ich war jetzt nicht am Fenster, ehe Du kamst,« antwortete Elisabeth.

In diesem Augenblick aber trat Stephan Tucher wirklich aus Wohlgemuth's Werkstatt, grüßte den ihn zur Thür geleitenden Meister und sprach dann heftig mit dem Mohren, der mit lebhaften Gesten antwortend [100] auf Scheurl's Haus deutete. Seine Blicke auf das Chörlein gerichtet kam jetzt Stephan an ihm vorüber. Da nahm Ursula einen Rosenstrauß, den sie zwischen einer abstehenden gestickten Krause an ihrer Brust trug, und warf ihn hinab auf die Straße, daß er vor Stephan's Füße fiel. Er hob ihn auf, aber sah die Geberin nicht mehr, die das Fenster zuwerfend mit einem Strom lang verhaltener Thränen in Elisabeth's Arme fiel.

»Wie lange man auch sich und seinen Schmerz und seine Leidenschaft bezwingen mag,« sagte Ursula, »einmal kommt der Augenblick, da es nicht mehr möglich.«

Elisabeth seufzte tief – sie hatte das nur zu sehr an sich erfahren. Aber Ursula meinte bei der kalten Freundin, die nur aus Gehorsam gegen ihre Familie oder aus Stolz auf das Geschlecht einen älteren Mann, der kein Gegenstand einer Herzenswahl war, gefreit haben konnte, einer Entschuldigung zu bedürfen und sagte: »Du in Deiner erhabenen Klarheit der Seele weißt freilich Nichts von diesen Kämpfen – aber Du kannst Alles verstehen, was groß und schön ist – gewiß auch meine Liebe!«

Jenes Lächeln, das aus Schmerz und Hohn sich mischte und das so oft Elisabeth's schönen Zügen eine [101] dämonische Beimischung gab, zog auch jetzt darüber hin; das vermochte sie nicht zu unterdrücken, wenn sie auch sonst jedes ihrer Gefühle in Schranken hielt, die sie nur in jener Abschiedsstunde von Konrad Celtes überschritten. Sie wußte, was sie dem Gatten schuldig war, dem sie mit freier Selbstbestimmung ihre Hand gegeben, sie heuchelte keine Liebe; aber sie wollte die Welt glauben lassen, daß sie über diese Schwachheit erhaben sei, und auch nicht vor einem vertrauten Mädchenherzen ein Geständniß ablegen, das kein günstiges Licht auf ihren Gemahl und ihre Ehe werfen konnte. Aber daß ihr dieser Vorsatz so vollständig gelang, daß kein anderes Auge auf den Grund ihres Herzens zu lesen vermochte; daß man sie für ruhig und befriedigt hielt, indeß alle Qualen verlorenen Liebesglückes und eines verfehlten Lebens ihren Nächten den Schlaf raubten und am Tage sie antrieben, durch geistige Beschäftigungen oder zerstreuende Vergnügungen vor sich selbst zu fliehen: das veranlaßte jenes bittere Lächeln, mit dem sie viel mehr noch sich selbst und ihr Geschick als ihre kurzsichtige Umgebung verhöhnte.

»Vertraue mir nur,« sagte sie mit theilnehmender Stimme; »ich weiß, daß Dich Stephan liebt und daß[102] die Väter sich dieser Verbindung widersetzen; mein Gemahl hat es mir gesagt!«

»Himmel!« rief Ursula, »so ist es schon zum Stadtgespräch geworden?«

»Mein liebes Kind,« belehrte die ältere und welterfahrenere Freundin, »wenn Du Dich darüber wunderst, dann weißt Du nicht, wie die Männer sind. Die können nicht wie wir ihre Liebe und ihr Leid still für sich tragen, denen kostet es nicht wie uns ein Erröthen oder die Furcht, ihre innigsten Gefühle falscher Beurtheilung preiszugeben. Die reden davon auf der Fechtschule und in den Trinkstuben, oder wo sie sonst zusammen kommen, und was wir mit künstlichen Schleiern als tiefes Geheimniß bergen, das tragen sie offen zur Schau. Darin müssen wir uns fügen – sogar wenn es ein Beweis ist, das unsere Liebe eben im Innern ihre Heimath findet, indeß die der Männer von außen stammt und am Aeußern haftet.«

Ursula seufzte. Sie hatte es freilich schon erfahren, daß sie Stephan gerade nach dem Bann der Väter mehr als einmal rücksichtslos aufgesucht hatte, und sie so dem Zorn des Vaters wie den Klatschereien der Leute preisgegeben; aber wenn sie ihn auch eben darum abmahnend jene Zeilen geschrieben, deren Ueberbringer [103] Albrecht Dürer war, so hatte sie doch so gern jede Unüberlegtheit und Ausschreitung seiner leidenschaftlichen Liebe vergeben. Und hatte sie nicht eben jetzt zu einer gleichen Unvorsichtigkeit sich hinreißen lassen? War es auch nicht die eigene Wohnung, aus der sie den Strauß warf; konnten nicht so gut wie Stephan selbst andere Vorübergehende sie gesehen und erkannt haben? Sie mußte daher sich und ihn entschuldigen, indem sie der Freundin aufrichtiger beichtete, als selbst dem Priester. Als sie in ihrer Mittheilung bis zu den Blumen gekommen war, die ihr der Malerlehrling als Stephan's Antwort brachte, fuhr sie fort:

»Ich konnte nicht glauben, daß mein Brief ihn dauernd erzürnen werde; hoffte, daß er nur im ersten Aufwallen unbefriedigter Wünsche in meiner Bitte um stilles Harren meine Liebe bezweifeln konnte – da hörte ich, er habe Nürnberg verlassen. Daß er fortgegangen im Grolle und ohne ein tröstendes Abschiedswort, das hat mich bitter gekränkt und mich mit Selbstvorwürfen gequält. Sie wuchsen je mehr, je längere Zeit verging, ohne daß ich von ihm hörte. Da wollte ich heute zu Dir gehen, Dir dies gequälte Herz zu zeigen. Du bist so edel und klar, weißt, was die Sitte verlangt und die Familienehre, und kannst doch sanfte [104] Empfindungen verstehen, und wärest Du selbst auch immer über sie erhaben geblieben und hättest sie nur mit empfunden in den Schilderungen des Celtes und anderer Poeten.«

Elisabeth bebte zusammen bei Nennung dieses Namens. Seit sie sich verheirathet und Celtes fort war, hatten die Lästerzungen von ehemals schweigen gelernt, und gerade Alle, die Elisabeth näher standen, ihren Stolz und ihr geistiges Streben – ihre Gelehrsamkeit, wie man es damals nannte – kannten, waren durch ihr späteres Betragen fest überzeugt worden, daß sie Celtes gegenüber Nichts empfunden als die geschmeichelte Eitelkeit, die Muse eines gekrönten Poeten zu heißen, und daß sie ohne Kampf dem Willen ihrer Familie sich fügte, die Celtes von ihr verbannte, als die Welt dies Verhältniß zu mißdeuten wagte. Ursula hatte darum die Freundin nur bedauert, daß ihr durch ein gemeines Vorurtheil der belehrende Freund geraubt ward, durch den ihr wissensdurstiger Geist die beste Nahrung gefunden. Kein Gedanke kam in ihren Sinn, daß sie die zur Rathgeberin wählte, die jeden Augenblick bereit gewesen alle Schranken zu durchbrechen, nur um dem Geliebten zu gehören, sobald dieser es von ihr verlangt hätte, wie Stephan es von Ursula verlangte. [105] Elisabeth fühlte sich von kaltem Schauer überrieselt und alles Blut drang ihr zum Herzen – unwillkürlich faßte ihre Hand nach seiner Stelle, als könne sie so es zu ruhigeren Schlägen zwingen. Warum mußten sich immer ungleichartige Elemente zusammenfinden? Warum war Celtes nicht so rücksichtslos wie Stephan gewesen, warum war Stephan nicht so rücksichtsvoll wie Celtes? So fragte sie sich – und rang dabei doch nach Worten, Ursula ihre Gedanken zu verbergen, die für sie selbst schon zu viel Bitterkeit und Beschämung hatten, als daß sie je etwas davon hätte mögen laut werden lassen. Endlich sagte sie ausweichend zu ihr:

»Du hast ja schon entschieden, indem Du ihm den Strauß hinabwarfst.«

»Es war die unbedachte Handlung eines Augenblickes,« entschuldigte sich Ursula, »des Entzückens, daß ich ihn wiedersah. Ich fand seinen Mohren hier auf der Straße, da konnte ich hoffen, er sei zurückgekehrt; ich konnte den Augenblick nicht vorübergehen lassen ohne ein Liebeszeichen; denn was auch geschehen möge, entsagen kann ich ihm nicht, – es sei denn, daß ich mich mit meinem Elend in ein Kloster flüchtete, dort nur der Erinnerung an ihn zu leben!«

[106]

Elisabeth warf den Kopf zurück: »Bist Du so unerfahren, daß Du glaubst, in den Klöstern wohne noch wie einstens stiller Gottesfriede und heilige Ruhe? Vielleicht um irgend einer zugefügten Schmach von der Welt, in der man gelebt hat, zu entgehen, mag das Kloster eine passende Zufluchtsstätte sein: aber so lange uns die Welt noch offen steht, ist es besser, es mit ihr noch zu versuchen. Du bist noch so jung, und wie starr auch der Wille der Väter sein mag, durch Ausdauer kann er vielleicht überwunden und gebrochen werden – Ihr gäbet nicht das erste Beispiel dieser Art.«

»O so mein' ich auch,« stimmte Ursula freudig bei, und mit der glücklichen Schnellkraft hoffnungsfreudiger Jugend, die so gern glaubt, was sie wünscht, lächelte sie schon im Sonnenschein eines möglichen Glückes.

»Die Tucher kommen zuweilen zu uns,« sagte Elisabeth, »vielleicht findet sich eine Gelegenheit den Vater günstiger zu stimmen!«

»O wäre es möglich!« rief Ursula und fragte weiter: »Aber was sagte Dir Dein Gatte von uns?«

»Nun Du weißt, daß mein Gemahl sich selbst lieber zu den jüngeren als zu den älteren Herren hält,« spöttelte Elisabeth, »wiewohl er sich schon seit geraumer Zeit im kleinen Rath befindet und in manchen Stücken [107] eifersüchtig ist auf den alten Tucher. Er hält es darum lieber mit dem Sohn als mit dem Vater, wenn er auch diesem alle äußere Freundlichkeit und Höflichkeit erweis't. Ist es ihm schon widerwärtig, daß sein Geschlecht sich über das seinige erhoben und für einen Scheurl nun gar keine Aussicht mehr ist, es bis zum Loosunger zu bringen, so verdrießt ihn auch Alles, was Hans von Tucher vor ihm voraus hat. Als sich dieser das prächtige türkische Haus hatte bauen lassen, eilte Scheurl sich dies Haus wo möglich noch prächtiger zu bauen, wenn auch auf gut deutsche Art, denn er will nicht etwa den Tuchern nachahmen, sondern sie überflügeln. So gönnt er es dem alten Loosunger, wenn ihm mit seinem Sohne nicht alles nach Wunsch geht, und erzählte mir mit wahrem Vergnügen, daß Stephan eine Wahl getroffen, die dem Vater nicht recht sei, und daß Stephan geschworen Dich besitzen zu müssen, es koste was es wolle. Aus Freundschaft für den Sohn und aus Neid gegen den Vater kannst Du also meinem Gemahl vertrauen und auf seinen Beistand rechnen, wo er möglich ist.«

Ursula hörte diese tröstenden Worte mit Entzücken, und Elisabeth war klug und zart genug, ihr den wahren Beweggrund von Scheurl's Sympathie für Stephan [108] Tucher zu verbergen, den ihr Gemahl ihr mit den Worten enthüllt hatte: »Dem alten Tucher gönn' ich's, die Demüthigung zu erleben, daß eine Muffel in sein Geschlecht kommt. Die Schande wird ihn wohl ein wenig beugen.«

»Ach, wenn ich ihn nur erst wiedersehe!« seufzte Ursula.

In diesem Augenblick trat ein Diener ein und überreichte der Hausherrin auf vergoldeter Schale von gediegenem Silber einen prachtvollen duftenden Strauß von purpurnen Granaten mit blühender Orange, und meldete, daß draußen der Mohr des Herrn Tucher stehe und bringe mit ehrfurchtsvollem Gruß seines Herrn diesen Strauß für die Dame, die vorhin aus dem Fenster den ihrigen verloren. Elisabeth nahm den Strauß und beauftragte den Diener: »Vermeldet Herrn Tucher meinen Gruß, und ich erwarte, daß er den Dank für diesen Ritterdienst noch heute selbst sich hole.«

Nachdem der Diener hinaus war, steckte sie den Strauß an Ursula's bebende Brust, indeß diese rief: »Um Gotteswillen, was hast Du gemacht? wenn er wirklich käme? – ich muß gehen –« Sie sprang angstvoll auf.

[109] »Undankbares Kind!« lachte Elisabeth, »in demselben Augenblick, da Du nach dem Geliebten seufztest, lockt ihn Dein Seufzer herbei, daß man wirklich an Zauberei glauben möchte, wie jetzt anfängt gang und gebe zu werden – und nun willst Du davonlaufen! Ich dachte, Du würdest meine Klugheit und Aufopferung bewundern, mit der ich jetzt Alles auf mich nehmend Dich ganz aus dem Spiele ließ! O bitte, verstelle Dich nur nicht, nachdem Du schon gebeichtet!« Damit schob sie die Freundin wieder auf das Sopha, und während diese stumm, unruhig, beschämt und mit Thränen in den Augen dasaß, die zugleich Beschämung und Stolz, Furcht und Hoffnung, Freude und Schmerz und eigentlich doch nur Liebe verkündeten, scherzte Elisabeth weiter, indem sie den gesandten Strauß noch einmal zur Hand nahm:

»Da sieht man, daß die Männer von Nichts etwas verstehen! Der Strauß ist viel zu groß, um angesteckt zu werden; ein Viertel davon reicht dazu hin, das übrige bildet noch ein Diadem für Dein Haar.«

Und während so Ursula sich stillgewährend schmücken ließ, sagte sie auf's Neue bedenklich: »Aber wenn mein Vater erfährt, daß ich trotz seinem Verbot wieder heimlich mit Stephan zusammengekommen?«

[110] »Heimlich?« antwortete Elisabeth stolz, »dann würde mich Dein Vater wohl zu jenen alten Kupplerinnen werfen, welche die Genannten öffentlich mit dem Staubbesen und dem Pranger bestrafen lassen und sich heimlich doch ihrer selbst bedienen? Beruhige Dich, mein Gemahl und meine Brüder werden uns bald Gesellschaft leisten, und Du konntest am wenigsten wissen, daß Du Stephan hier treffen würdest, da Du erst hier seine Rückkehr erfuhrst. Uebrigens fragt es sich ja auch noch, ob er kommt.«

Aber in diesem Augenblick hörte man schon einen schallenden Sporentritt auf der Stiege – Ursula kannte diesen Tritt, in dem so viel Stolz und Gewalt lag, daß die Treppen unter ihm bebten. Bald darauf öffnete ein Diener die Flügelthüre und Stephan trat ein; an seinem dunkelgrünen Wamms trug er Ursula's Rosen.

Elisabeth bewillkommte ihn als Hausfrau und sagte mit schalkhaftem Lächeln: »Es thut wir leid, daß Ihr über den Strauß im Irrthum waret und zwar in einem zwei- und dreifachen: einmal bestand er nicht aus orientalischen Granatblüthen, sondern aus bürgerlich deutschen Rosen; dann war es nicht die Hausfrau, die ihn verlor, sondern ihr Gast, und dann ward er auch nicht [111] verloren, sondern – geworfen. Ich selbst bin Euch also keinen Dank schuldig für Euren Ritterdienst, und wenn ich Euch dennoch ersuchen ließ, ihn in meiner Behausung Euch zu holen, so sehet, ob Ihr das dennoch vermöget. Erlaubt, daß ich mich jetzt einen Augenblick von Euch entferne, um meinen Gemahl von Euerer Gegenwart zu unterrichten.«

So verließ sie mit heiterem Antlitz und edlem Anstand das Zimmer – und das liebende Paar drinnen ahnte nicht, welch' quälendes Feuer unbefriedigter Sehnsucht sich hinter diesem schönen Gleichmuth verbarg, und wie es das eigene Glück aus der Hand eines Wesens empfangen, das mit gebrochenem herzen auf das gleiche Glück verzichten mußte. Oder vielmehr das Paar dachte gar nicht an sie, denn die Liebe ist immer egoistisch und denkt nur an sich selbst.

Stephan und Ursula brachten es lange zu keiner andern Erklärung, als zu Ausrufungen und stürmischen Liebkosungen. Bei ihm waren jene mit Vorwürfen der Kälte und Grausamkeit und diese mit ungezügelter Leidenschaftlichkeit gepaart. Ursula war in seinen Armen wie eine weiche, glühende und doch zarte Rose, die der Sirocco umtobt. Ihre Schwüre und Thränen, ihre [112] Schilderung dessen, was sie gelitten, daß er ohne Abschied von ihr gegangen, besänftigen ihn endlich.

Er sagte: »Ich wollte Dich nicht wiedersehen, Dich vergessen, weil Deine Liebe kein Opfer zu bringen vermochte. Es kam mir eben recht, daß an demselben Tag, wo Deine Zeilen den Bann über mich aussprachen, mein Vater eine Botschaft von Herrn Fugger erhielt, daß eine Waarensendung für uns, die von Venedig gekommen, zwischen Augsburg und Füssen verloren gegangen sei. In Füssen war sie abgegangen, aber in Augsburg nicht angekommen, und wir wußten nicht, ob hier Gewalt der Raubritter oder eine Veruntreuung der Fuhrleute die Schuld davon trage. Ich erbot mich sogleich selbst dahin zu reisen, und mein Vater war wohl damit zufrieden. Noch am selben Abend ritt ich davon. In den zwei Monaten, die ich fort war, gelang es mir wohl, die Räuber unseres Gutes zu entdecken und dasselbe zum großen Theil wieder zu erlangen; aber mit meinem eigenen Herzen bin ich nicht fertig geworden, das blieb mir geraubt; und ich mußte wieder zurück gen Nürnberg, ob ich vielleicht da es wieder heraus bekäme.«

»Du bekommst es nimmer wieder, wenn ich Dir auch zeigen will, wo es hingekommen,« lispelte Ursula [113] mit schmeichlerischem Lächeln und drückte seine Hand an ihr klopfendes Herz.

Er nahm sie auf seinen Schooß und flüsterte kosend: »Sieh dort bei Füssen ist die Gegend ein Paradies, als habe der Herr es eben erst erschaffen. Dort schäumt der Lech in einem wilden Wasserfall von den Höhen, und ringsum stehen himmelhohe Berge mit grünem Wald bedeckt. Tief unten in den Thälern blinken kleine Seen wie Sterne, die vom Himmel gefallen. Doch nein! ich dachte bei ihnen nur an Deine Augen! Da kam ich dicht bei ihnen an ein kleines Schlößlein, dahinter stand ein Bergriese, der hohe Säuling, es zu bewachen, und von allen Seiten schlossen Berg und Wald es ein. Dort dacht' ich, wenn Du bei mir wärest – nur Dir und unserer Minne zu leben – dort wäre das Paradies dann in Wirklichkeit. Von dem Fürstbischof von Augsburg, der jetzt in Füssen seinen Sitz aufgeschlagen, erfuhr ich, daß jenes Schlößlein einem habgierigen Edelmann gehört, der es gern für einen guten Preis verkaufen würde – folge mir dahin, jetzt, gleich, wenn Du willst, und der Fürstbischof, der mir wohlgewogen, würde es schon vermitteln, daß auch der Segen der Kirche uns nicht fehle.«

[114] Ursula hatte erst wie zu einem süßen Traume selig gelächelt, aber jetzt traten Thränen in ihre Augen, sie machte sich von ihm los, glitt zu seinen Füßen nieder und flehte: »Schone die Schwäche einer liebenden Jungfrau! Du zeigst mir ein Paradies – aber der Fluch des Vaters, die Gebote Gottes und der Sitte stehen an seinem Eingang – ich möchte über seine Schwelle, und weiß doch, daß mein Gewissen uns mit seinen Qualen jeden Genuß vergiften wird, wenn ich sie überschritten.«

Stephan sprang ungeduldig auf und zog sie empor, er blickte sie vorwurfsvoll und düster an und schwieg.

Mit zitternder Stimme begann Ursula wieder:

»Wir sind noch jung und können noch warten, können durch treues Aushalten das Glück der Minne uns verdienen. Wenn wir fest und treu sind, können wir den starren Sinn der Väter noch brechen. Sieh', eben jetzt hat mir Elisabeth Hoffnung gemacht, daß ihr Gemahl Mittel finden werde, Deinen Vater mit Deiner Wahl zu versöhnen, dann werden meine Bitten auch den meinigen leicht erweichen. Und wenn ich auch Dir folgen wollte – gleich wäre es ja doch nicht möglich – und sobald mein Vater weiß, daß Du wieder hier, läßt er mich gleich einer Gefangenen bewachen, daß [115] jedes Entkommen unmöglich. Und denke, wenn man uns verfolgte, entdeckte – dann hätten wir für immer die Hoffnung verscherzt, daß die Väter uns gewährten, was wir frevelhaft ihnen und der Sitte trotzend, uns erzwingen wollten. Dann bliebe mir nur das Kloster! – Horch, ich höre Draußen kommen, gieb mir noch einen Kuß zum Zeichen, daß Du mir nicht zürnst – und dann wollen wir in Gegenwart der Andern uns der Stunden freuen, die uns noch vergönnt sind, nebeneinander zu verweilen.«

Wie hätte er nicht versöhnt sein, im Innern den edleren Sinn der Jungfrau erkennen und ihr zustimmen sollen, ja sie um so höher ehren, daß sie seinen verführerischen Bitten widerstand, wenn auch seine sinnlichere Natur es anders verlangen mochte?

Es war gut, daß die Eintretende nur Elisabeth war, weil sie das Paar noch mit vereinten Lippen sah.

Stephan ergriff Elisabeth's Hand, indeß Ursula in ein kleines Nebengemach entschlüpfte, um ihr in Verwirrung gerathenes Haar zu ordnen, und sagte: »Ihr nehmt alles Edle, Hohe und Schöne in Euren Schutz: die Künstler wie die Gelehrten und die Dichter – und so auch ein liebendes Paar, dem man keine Zufluchtsstätte lassen will. Euch, hohe Frau, danke ich dies[116] glückliche Wiedersehen und vertraue ferner die Geliebte Eurer Huld.«

»Werdet Ihr jetzt hier in Nürnberg bleiben?« fragte Elisabeth; »ich möchte Euch rathen, was Ihr schon jetzt gethan, noch einmal und freudiger zu versuchen, seit Ihr Euch auf's Neue von Ursula's Liebe überzeugt hab't. Nicht um sie zu vergessen, sondern um sie zu verdienen, möcht' ich Euch in der Fremde wissen. Wenn Ihr Thaten thut oder Geschäfte leitet, welche Euch den Beifall Eures Herrn Vaters erwerben müssen und unabhängig von ihm machen, so erwerbt Ihr Euch auch vielleicht als Lohn seine Einwilligung – oder das Recht, sie zu erzwingen.«

»O Ihr hab't Recht,« rief Stephan, »Ihr les't in meinem Innern; ich dürste längst danach, etwas Großes, ein kühnes Unternehmen zu vollbringen, um mir Ursula dadurch zu verdienen, wie die Ritter der Heldengedichte mit Drachen oder Legionen von Feinden kämpften zur Ehre ihrer Dame, und dann erst des süßen Minnelohns sich würdig fühlten.«

Ueber Elisabeth's Züge flog das ihr eigenthümlich höhnische Lächeln. Sie kannte diese sybaritisch gewöhnten Patriziersöhne, die wohl einmal ihre Kraft an ein verliebtes Abenteuer wagten, aber selten zu einem ernsten [117] Streben sich ermannten. Sie dachte, daß Stephan diese Antwort doch nur gab, um nicht durch ihre Worte beschämt zu sein, und daß er wohl in diesem Augenblick so fühlen möge, aber daß von solchen schönen Empfindungen noch lange nicht auf ihre Ausdauer zu einer edlen Wirksamkeit zu schließen sei.

Sie antwortete ihm jedoch in feiner Zustimmung, aber bald war dies Zwiegespräch durch den Eintritt Christoph Scheurl's unterbrochen, welcher kam, um die Damen zu Tafel zu führen. Er begrüßte Stephan freundlichst, nahm dann den Arm der wieder zurückgekommenen Ursula, indeß Elisabeth den ihrigen in den Stephan's legte.

So gingen sie auf weichen Teppichen durch weite Corridore in ein abgelegeneres Prunkgemach, das mit fürstlicher Pracht eingerichtet war. Hier fanden sie noch einige Herren, Elisabeth's Brüder, den Propst Anton Kreß, Herrn Martin Ketzel und einige andere Genannte.

Sie nahmen an der reichbesetzten Tafel Platz. Man speiste nur von silbernen Tellern, die köstlichsten Gerichte aus silbernen Schüsseln und trank Wein von Cypern oder dem vaterländischen Rheingewächs zur Auswahl aus goldenen Pokalen von zierlich getriebener Arbeit. In der Mitte als Tafelaufsatz standen zwei hohe Figuren [118] von getriebenem Kupfer, aber versilbert, welche Wasser aus einem in der Mitte befindlichen hohen Bassin schöpften, aus dem eine Fontaine in die Höhe sprang. Wer Wasser zu trinken begehrte, der hielt seinen Becher hin, und die eine der schöpfenden Figuren, der Herr oder die Dame, gossen es hin ein.

Man lobte und bewunderte das Kunstwerk, obwohl damals ähnliche Automaten, Druck- und Uhrwerke keine Seltenheit waren, und in den Häusern der Reichen und Kunstfreunde nicht fehlen durften, und Scheurl sagte: »Ich habe es bei dem HarfenspielerHans Frey machen lassen, der in diesen Dingen ein sehr kunsterfahrener Mann ist.«

»Nicht wahr,« sagte der Propst, »er hat ein eigenes Haus auf der Zisselgasse und eine sehr hübsche Tochter Agnes

»Ei,« lächelte Scheurl, »Euer Hochwürden merkt sich doch gleich die Häuser an den hübschen Mädchen, die darinnen wohnen.«

»Nun, nun,« antwortete der Propst schmunzelnd, »die Agnes ist noch ein kleines Dingelchen von zwölf Jahren, und ich bewundere mehr noch als ihr kluges niedliches Gesicht ihren Fleiß, denn man kann nie dort [119] vorüber gehen, ohne sie die Spindel emsig drehen zu sehen.«

Indeß wandte sich Elisabeth an Martin Ketzel, einen älteren mittelgroßen Mann mit wettergebräuntem Gesicht, in dessen Zügen etwas von bigotter Gedrücktheit und kühner Unternehmungslust sonderbar miteinander contrastirte, und sagte:

»Ihr hab't uns noch wenig von Eurer Reise in's gelobte Land erzählt, da Ihr doch heute zum ersten Male in unserer Gesellschaft seid und nur erst wenige Tage zurück. Hab't Ihr nun diesmal das Maß der Entfernung der heiligen Stätten glücklich bis nach Nürnberg gebracht?«

»Ja,« antwortete Herr Ketzel, »und ich bin nicht sobald zurückgekommen, als ich schon das Rieter'sche Haus gekauft habe, das als Pilatushaus soll angesehen werden, und der wackere Steinmetz Adam Kraft soll mir die sieben Fälle Christi in Stein hauen und ein Kapellein setzen, als stünd' es auf dem Calvarienberg. Von jenem Haus am Thiergärtnerthor aus durch die Seilersgasse bis auf den Kirchhof trifft die Entfernung gerade mit meinem Maß. Dann wird man nicht mehr über meinen Verlust lächeln, sondern erkennen, daß ein rechter Mann mit Geduld, Muth und Ausdauer doch [120] durchsetzt, was er sich einmal vorgenommen, und sollt' es auch einmal scheinen, als sei schon Alles verloren – wie mein Maß.«

»Das ist eine Lehre für Euch, Herr Stephan,« flüsterte Elisabeth diesem über den Tisch zu.

Herr Martin Ketzel war nämlich von frommem Eifer getrieben, schon im Jahre 1477 mit dem thatenreichen Herzog Albrecht von Sachsen in das heilige Land gezogen, um dort die Entfernungen der heiligen Stätten vom Pilatushaus nach allen Orten bis auf Golgatha, wo sich bei der Hinführung Christi Merkwürdiges ereignet hatte, auszumessen und in Nürnberg kunstreiche Erinnerungsmale errichten zu lassen. Als er zurück kam, hatte er das Maß verloren. Aber er verzweifelte darum nicht, sondern ging einige Jahre später im Gefolge Herzog Otto's von Baiern noch einmal nach Palästina, und war eben jetzt zurückgekehrt.

Aber der fromme Eifer, welcher die Kreuzzüge hervorgerufen, und den Antheil, den man den heiligen Stätten zollte, gab sich nur noch in vereinzelten Erscheinungen kund und konnte keine allgemeine Theilnahme mehr erwecken. Mehr als nach dem alten heiligen Land drängte der Geist der Zeit vorahnend nach einer neuen Welt, wenn auch die kühnen Seefahrer vor [121] der Hand nichts weiter begehrten, als einen neuen Handelsweg nach Ostindien. Und die Nürnberger Kaufleute, die hier versammelt waren, die noch nicht berechnen konnten, wie durch die neuen Entdeckungen der Handel eine andere Gestalt annehmen, und ihre große Landhandelsstraße von Nürnberg und Augsburg über Füssen und Kempten nach Venedig veröden werde, sprachen voll froher Theilnahme mit den Geschwistern Martin Behaim's von diesem berühmten Landsmann, von dem man mit äußerster Spannung auf neue Nachrichten wartete.

Indeß, nachdem man sich nach deutscher Art lange genug von fremden Welttheilen unterhalten, kam man endlich auch auf das deutsche Reich, und Christoph Scheurl sagte zu Stephan und den beiden Damen:

»Ihr wißt wohl die große Tagesneuigkeit noch nicht, deren Kunde ich vorhin vor Eurer Anwesenheit durch einen Boten aus Frankfurt empfing, den mir ein Geschäftsfreund sandte: König Max wird in acht oder vierzehn Tagen mit dem Markgrafen Friedrich nach Nürnberg kommen.«

»Ei, so kommt er endlich einmal, er hat uns lange genug warten lassen!« sagte Elisabeth.

[122] »Sprecht Ihr ›uns‹ auf gut nürnbergisch?« fragte der Propst, »oder sprecht Ihr nur als Frauenzimmer? Dann klänge es fast wie die Worte der edlen Maria von Burgund, die Gott selig haben möge, und die auch zu ihm sagte: ›er sei das edelste deutsche Blut, nach dem sie lange verlangt habe.‹ Dann nehmt Euch in Acht, denn König Max ist allen schönen Frauen gefährlich, und sie sind es auch ihm, trotzdem er sich noch nicht hat entschließen können, einen Ersatz für seine Maria zu suchen.«

»Ich meine, Ihr wißt, daß ich gut nürnbergisch bin,« antwortete Elisabeth, ohne in Verlegenheit zu kommen, »und kein Potentat, der es nicht ist, wird mir besonders werth sein.«

»Von König Max muß sich das erst zeigen,« sagte Georg Behaim: »er ist bisher nur in die niederländischen Händel verstrickt gewesen, und im Reiche ist ja noch immer sein alter Vater das Haupt.«

Christoph Scheurl sagte: »Bis jetzt war er immer nur ein Fürst ohne Land; denn wenn er auch schon bei seiner Vermählung die Titel vieler Herzogthümer und Grafschaften und bei seiner Krönung vor drei Jahren in Aachen den des römischen Königs empfing, so ist ihm doch erst jetzt, wo der alte Erzherzog Sigismund[123] ihm Tirol und seine schwäbischen Länder als sein Erbe überwies, die erste Fußbreite Landes und sind ihm die ersten eigenen Einkünfte zugekommen. Das ist gut für Einen, der so lange nur von einem filzigen Vater, der selbst Nichts hatte, wenn ihm nicht Reichshülfe ward, abhängig gewesen.«

»So ist nun auch wirklich der Friede mit Frankreich zu Stande gekommen, wie es schon gestern hieß?« fragte Stephan; »habt Ihr genaue Nachrichten darüber, Herr Scheurl?«

»Ganz genaue,« versetzte dieser, und lächelte selbstbefriedigt, als wolle er andeuten, es sei unmöglich einen solchen abzuschließen, ohne daß er mit in's Vertrauen gezogen sei. »Der französische Gesandte kam sehr gelegen auf dem Reichstag an, den König Max jetzt auf eigene Hand in Frankfurt hielt, um vom Reiche nicht weniger als vierzigtausend Mann zu fordern zum Kriege in den Niederlanden und Oesterreich. Die Reichsstände handelten die Forderung aber glücklich herunter auf ›die eilende Hülfe‹ (sechstausend Mann stark), wovon nur zweitausend Mann gestellt waren, als der französische Gesandte mit Friedensbedingungen erschien, die für Max äußerst vortheilhaft waren, und so ward denn am zweiundzwanzigsten Juli der Friede geschlossen. Indeß nur [124] der tapfere Herzog Albrecht von Sachsen die Flamänder vollends unterwerfen soll, wird Max zum alten Kaiser nach Linz reisen, da der Waffenstillstand mit König Mathias wieder zu Ende geht – und auf der Durchreise wird er hier sich einige Tage ruhen.«

Man sprach von den Vorbereitungen, die zu dem Empfang des Königs zu machen wären, und da nun der aus immer neugefüllten Bechern maßlos getrunkene Feuerwein anfing die Köpfe und Sinne zu erhitzen, die Männer die Worte noch weniger wogen als vorher, so daß mitunter Schimpfworte fielen und rohe, derbe Spässe laut wurden, welche die weiblichen Ohren, obwohl sie schon an manchen Kraftausdruck gewöhnt waren, verletzten, so winkte Ursula Elisabeth sich zu entfernen.

Sie standen auf und Stephan wollte Ursula heimbegleiten, aber auch sein Gesicht glühte vom Wein, und sie brachte ihn endlich dadurch zum Bleiben, daß sie erklärte, wie ihr Vater ihr schon zwei Diener zum Geleit geschickt, die dann seine Gegenwart verrathen würden.

Auch Elisabeth ging in ihr stilles Frauengemach, indeß die Männer noch lange zechten und lärmten.

[125]

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TextGrid Repository (2012). Otto, Louise. Romane. Nürnberg. Erster Band. 5. Kapitel. Eine Zusammenkunft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6693-4