Einhundert fünf und siebenzigstes Sonett.

Lust spornet mich; Amor voraus mir ziehet;
Vergnügen lockt; Gewohnheit mich umschnüret;
Hoffnung schmeichelt und tröstet und berühret
Mit ihrer Hand mein Herz, das matt verglühet;
Das arme Herz ergreifet sie und siehet
Nicht, wie so blind und treulos, die uns führet;
Vernunft ist todt und Sinnlichkeit regieret;
Aus irrem Sehnen anderes erblühet.
Reiz, Tugend, süße Red', holdselig Weben
Haben an schöne Zweige mich gebunden,
Und fest hangt in Geduld mein Herz darinnen.
Tausend dreyhundert sechs und zwanzig eben,
Am sechsten Tag Aprils in erster Stunde,
Trat ich in's Labyrinth, wo kein Entrinnen.

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Einhundert fünf und siebenzigstes Sonett: [Lust spornet mich; Amor voraus mir ziehet;]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6DF4-0