[11] Die Harmonie der Sphären

Ein Jüngling las von ungefehr
Von einer Harmonie der Sphären
Im Plato. Ha! die muß ich hören,
Rief er, und bat den Jupiter,
Ihm sein Verlangen zu gewähren.
Umsonst sprach dieser: junger Thor!
Das göttliche Concert der Sphären
Ist nicht für eines Menschen Ohr!
Er ließ nicht ab, ihn zu beschwören,
Bis Zevs einst die Geduld verlor,
Und sich entschloß, ihn zu erhören.
Er rühret seinen Scheitel an;
Der Jüngling hört durch alle Himmel,
Und was? ... Ein gräßliches Getümmel.
Ein tausendstimmiger Orkan,
Bewehrt mit Graus und Untergange,
Und alle Donner durch die Hand
Des Rächers auf die Welt gesandt,
Sind gegen diesem Rundgesange,
Dem Summen einer Biene gleich.
O Zevs! was lässest du mich hören?
So rief der Jüngling starr und bleich:
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Ist das die Harmonie der Sphären?
So brüllt die Hölle nach dem Raub:
Ha, mache mich viel lieber taub,
Du fürchterlicher Gott der Götter!
Itzt rufet Zevs aus einem Wetter:
Erkenne, blödes Erdenkind,
Daß Menschen keine Götter sind.
Du hörst ein schreckendes Getümmel,
Und ich – die Harmonie der Himmel.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Erster Teil. Erstes Buch. Die Harmonie der Sphären. Die Harmonie der Sphären. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-725D-1