[62] Der Geyer und der Rabe

Der Hayn des Gotts zu Delphi war
Die Wohnung eines alten Raben,
Dem Elster, Kauz und selbst der Staar
Das stolze Lob der Weisheit gaben.
Einst fragt ihn seiner Enkel Schaar,
Was doch der Vogel Phönix wäre?
Ein Unding, Kinder, eine Mähre,
Vom Aberglauben ausgeheckt,
War der Bescheid. Gerechte Götter!
Kein Phönix? Ha, verruchter Spötter,
Rief hier ein Geyer, der versteckt
Dem Patriarchen aufgepasset,
Mich nimmt nur Wunder, daß Apoll,
Der doch gewiß die Ketzer hasset,
In seinem Hayn sie dulden soll.
Doch ich will seine Schande rächen
Und dieser Brut die Hälse brechen.
Er thuts und ist der erste nicht,
Der, eigne Leidenschaft zu stillen,
Dem Redlichen, um Gottes willen,
Den Mordstahl in den Busen sticht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Erster Teil. Zweytes Buch. Der Geyer und der Rabe. Der Geyer und der Rabe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-72D2-6