[190] Die Canarienvögel

Ein falber Zeisig, dessen Ahnen
Des Piko dürrer Fuß gebahr
Und der im Lande der Germanen
Der gröste Virtuose war,
Fand Mittel sich von seinen Ketten
In einen grünen Hayn zu retten.
Hier sang er der vereinten Schaar
Der Vögel seine Minnelieder.
Ihr Zauber war ihr unbekannt;
Allein kaum hörten ihn die Brüder,
So wird der seltne Musikant
Bis an das Firmament erhoben:
Und kurz, der schaalste Gratulant
Kann keinen Midas dreister loben,
Als ihn die bunte Horde pries.
Doch der bescheidne Kanaride
Entwich, der Last des Beyfalls müde,
Noch eh der Hahn zum Abzug blies
Und sang auf einem öden Anger
Itzt, unbeklatscht vom Spatz und Specht,
Sein schönstes Lied. Er hatte recht,
Das Lob ist des Verdienstes Pranger.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Dritter Theil. Viertes Buch. Die Canarienvögel. Die Canarienvögel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7365-3