[94] Trasimund und sein Pudel

Der strenge Wildgraf Thrasimund
Trieb manchen Spaß mit seinem Hund.
Ein Pudel wars, den er auf türkisch plagte,
Indem er ihn oft stundenlang
Mit leerem Bauch itzt aufzuwarten zwang,
Itzt über einen Stock, itzt in das Wasser jagte;
Und wenn er endlich matt und krank
Zu seinen Füßen niedersank,
Zu murren oder gar sich zu verkriechen wagte,
So ward er aus dem Todesschlaf
Mit hundert Prügeln auferwecket.
Einst hatte der erlauchte Graf
Das fromme Thier bis auf das Blut genecket;
Da schluchzte Fräulein Adelgund,
Zu edel und zu sanft des Henkers Kind zu heißen:
Ach Vater, schlagt den armen Hund
Doch nicht so hart! Er wird euch wohl noch beißen.
Mich beißen? dummes Ding, versetzte Trasimund,
Ha, damit hat es gute Wege;
Was gilts, er denkt nicht mehr an die empfangnen Schläge?
Sieh nur!... Hier spuckt er aus. In vollem Lauf
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Macht sich der Hund herbey und leckt den Speichel auf.
Ihr Völker! wollt ihr nicht, daß euch die Fürsten zwingen
Bald über ihren Stock, bald in die Fluth zu springen,
So spiegelt euch an diesem armen Wicht
Und lecket ihren Speichel nicht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Dritter Theil. Zweytes Buch. Trasimund und sein Pudel. Trasimund und sein Pudel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7383-0