Epilog

(November 1833.)


Zusammen pack ich meine Habe,
Und was im Busen mir gedieh:
Denn länger nicht mehr frommt die Gabe,
Die mir ein milder Gott verlieh.
So hat er mich umsonst begeistert?
So war's umsonst, was ich empfand?
Und jeder arme Stümper meistert
Den Griffel einer Meisterhand?
In Dunkel muß der Geist sich bergen,
Damit's die Blöden nicht verstehn,
Dann mag er mitten durch die Schergen
Wie ein erhabnes Wesen gehn!
Was aus der tiefsten Brust entsprungen,
Und was ein männlich Herz gedacht,
Es soll verschmachten auf den Zungen,
Die's liebevoll hervorgebracht?
Der mörderische Zensor lümmelt
Mit meinem Buch auf seinen Knien,
Und meine Lieder sind verstümmelt,
Zerrissen meine Harmonien.
So muß ich denn gezwungen schweigen,
Und so verläßt mich jener Wahn,
Mich fürder einem Volk zu zeigen,
Das wandelt eine solche Bahn!
Doch gib, o Dichter, dich zufrieden,
Es büßt die Welt nur wenig ein;
Du weißt es längst, man kann hienieden
Nichts Schlechtres als ein Deutscher sein!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Nachlese. Epilog. Epilog. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-757E-E