34. Der künftige Held

Rückwärts gewandt blickt oft in der Fabel Nacht
Der Dichter, späht Heroen sich aus, und forscht
Durch manches Zeitlaufs Tatenwirrwarr,
Liederbegierigen Sinns, nach Helden:
Ich wähle den mir, welcher dereinst erscheint
Und will vom Tod nicht wecken Gemoderte:
Den Mann der Zukunft preisend, wandelt
Vor dem Erwarteten mein Gesang her!
Er komme bald uns, welchem des Ewigen
Ratschluß verliehn ruhmwürdiges Rächeramt
Gehäufter Untat, aus den Zähnen
Reiß er dem Wolfe das Lamm, er komme
Dem Stamm verderblich jener Semiramis
Mit ihrem zahllos wimmelnden Buhlerheer,
Die schon der Vorzeit graues Wort uns
Als babylonische Metze weissagt!
Er komme, der mit strafendem Geißelhieb
Nach Asien heim stumpfnüstrige Sklaven peitscht,
Sie selbst und ihre längst entnervten,
Weibisch entgürteten Dschingiskhane,
Die nur des Mords noch pflegen, und nicht der Schlacht,
Des Völkermords! Dir, Siegender, möge dann
Mongolenblut aus jeder Locke
Über den faltigen Mantel triefen!

Notizen
Erstdruck 1833.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. 34. Der künftige Held. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-771C-5