August von Platen
Die verhängnißvolle Gabel
Ein Lustspiel in 5 Akten

[Motto]

[36] Χαίρων εὖ τελέσειας ὁδὸν μεγάλου διὰ πόντου,

Καί σε Ποσειδάων χάρμα φίλοις ἀγάγοι!

[37]

Personen

Personen.

    • Damon, Schultheiß von Arkadien.

    • Mopsus, ein Schäfer.

    • Schmuhl, ein Jude und Chorus der Comödie.

    • Sirmio, Amtsdiener.

    • Der Wirth zur Gabel.

    • Phyllis, der Mopsus Gattin.

    • Salome, ein Gespenst.

    • [37][39]

1. Akt

Erster Akt.

Haus des Schultheißen.
Damon, Phyllis, Sirmio.

DAMON.
Ortsrichter bin genannt ich in Arkadien,
Und werde streng handhaben die Gerechtigkeit:
Was weiß Sie Näheres über das Entwendete?
PHYLLIS.
Es war ein altes, zinnernes Service, o Herr!
Doch unsrer Wirthschaft unentbehrlich Eigenthum.
Ihr wißt, es sind vier Jahre nun, seit welchen ich
Den Mopsus, der ein Schäfer ist, heirathete.
Es ward ein Dutzend Kinderchen von uns erzeugt,
Da Gott mich viermal segnete mit Drillingen.
Daß ich Geschirr verbrauche, viel und mancher Art,
Was auf den Tisch kommt oder anderweitigem
Gebrauch bestimmt ist, werdet ihr begreifen, Herr!
Darum bedien' ich unzerbrechlichen Metalls
Statt irdner Waaren stets mich oder Porcellans.
DAMON.
Zur Sache, Frau! Wir leben in Arkadien,
Und kennen kaum, dem bloßen Namen nach, das Wort
Umschweif, das nur als einen technischen Begriff
Der deutschen Trauerspiele wir von dort entlehnt.
Laßt uns zur Sache kommen!
PHYLLIS.
Ja, wir müssen auch
Zur Sache kommen; aber zur gestohlenen.
DAMON.
Wann ward's entwendet?
PHYLLIS.
Heute Nacht.
DAMON.
Von wem und wie?
PHYLLIS.
Durch einen Diebstahl, doch von wem, ist unbekannt.
DAMON.
Hat man Verdacht?
PHYLLIS.
Ob man Verdacht hat, weiß ich nicht.
Wir haben allerdings Verdacht.
[39]
DAMON.
Auf wen jedoch?
PHYLLIS.
Auf einen Juden, welcher gestern schacherte
Mit meinem Manne, während ich im Hofe war,
Und unsre Ferkel fütterte. Des Abends nun
Fand ich die ganze Tafel abgeräumt, es blieb
Nur eine Gabel übrig, weil die Zähne just
Mein Mann mit ihr, da jener stahl, sich stocherte.
DAMON.
Nur eine Gabel? Aber weilt der Jude noch
Hier in Arkadiens schäferlichem Paradies?
PHYLLIS.
Er geht umher und handelt alte Schachteln ein.
DAMON
zu Sirmio.
Man such' ihn auf! Ein Schilling werd' auf seinen Kopf
Hiermit gesetzt!
SIRMIO.
Wohl! Doch den Schilling werd' ich ihm
Wo anders hin versetzen, wenn ich ihn entdeckt.

Ab.
Damon, Phyllis.
DAMON.
Doch sage Sie, weswegen denn Ihr Bettgenoß
Den schlauen Dieb am Stehlen nicht verhinderte,
Wenn er, wie Sie behauptete, zugegen war?
PHYLLIS.
Er war zugegen, aber blos als körperlich,
Sein Geist befand sich anderwärts, er machte just
Die Reise nach der guten Hoffnung Vorgebirg.
DAMON.
Wie kam er dorthin?
PHYLLIS.
Wißt Ihr, was Ideen sind?
DAMON.
Wie sollt' ich nicht?
PHYLLIS.
Auch solche, die man fixe nennt?
DAMON.
Zwar schätz' ich mehr die Dukaten, die man Füchse nennt,
Doch auch von jenen weiß ich.
PHYLLIS.
Dieses ist der Fall
Mit meinem Mopsus, welcher auf dem Vorgebirg
Der guten Hoffnung mit der Zeit ein Rittergut
Zu kaufen wünscht, und Alles diesem Zweck erspart.
[40]
DAMON.
Wie kam er darauf?
PHYLLIS.
Durch Ideenverbindungen,
Die oft Verschiedenart'ges an einander reih'n,
Da just ich guter Hoffnung war, und niederkam
Am Tag, wo vierzig Ritter im Kalender stehn.
DAMON.
Das gäbe recht den deutschen Psychologen Stoff.
Doch gehe Sie zu Hause jetzt, bestohlne Frau!
Den Juden will ich fahen lassen, späterhin
Werd' ich Sie wieder hercitiren.
PHYLLIS.
Doch bedenkt
Daß wir zu vierzehn Mäulern Eine Gabel nur
Im Hause haben!
DAMON.
Unterdessen könnt ihr ja
Mit den Fingern essen!
PHYLLIS.
Und trinken aus dem Fingerhut,
Wie ein Canarienvogel? Denn es fehlen uns
Die Becher.
DAMON.
Trinkt, wie Diogenes, aus hohler Hand,
Aus hohler Hand zu trinken ist naturgemäß.
PHYLLIS.
Das leuchtet ein, Herr Schultheiß! Darum macht man auch,
Wenn man ein Trinkgeld fordert, eine hohle Hand.
Ich danke für den guten Rath, gestrenger Herr!

Ab.
DAMON.
Ich imponire, seh' ich wohl, dem Bauernvolk
Durch meine schwer erworbene Gelehrsamkeit,
Für die ich in Leipzig manchen Scheffel Schweiß geschwitzt.
Ich könnte selbst ankaufen mir ein Rittergut,
Wenn ich verhandeln könnte den Arkadiern
Die Excerptenstöße, welche dort ich angehäuft.
Doch nicht mit Dünger wägen sie sie hier mir auf,
Und selbst die Käsehändler sind mit Druckpapier
Auf lange Zeit vom Dresdner Liederkranz versorgt,
Der, wie ich höre, reißende Geschäfte macht;
Doch wär' er klug, er machte blos zerreißende. –
[41] Da kommt der Jude; doch ich will von fern zuerst
Ausspähen seinen äußerlichen Habitus,
Und ob er lange Finger oder kurze hat?

Damon, Sirmio, Schmuhl.
SIRMIO.
Nur den Schnappsack aufgebunden! oder, Herr! ich schlage d'rein,
Und mein Stock auf Seinem Rücken lehr' Ihm dann das Mein und Dein!
SCHMUHL.
Laß Er los mich! Ich gehöre nicht zum Schacherjudenpack.
SIRMIO.
Auch die besten Juden schachern: nur herab den Bettelsack!
SCHMUHL.
Laß Er mich, ich bin ein großer Astronom und Negromant,
Der Natur geheime Kräfte sind mir alle wohlbekannt.
SIRMIO.
Ja, das will ich glauben, jeder diebische, geheime Kniff.
SCHMUHL.
Sey Er nicht so grob, erheb' Er Seine Seele zum Begriff!
SIRMIO.
Moses sagt: Du sollst nicht stehlen, oder du empfängst den Lohn!
SCHMUHL.
War das Moses aus Aegypten oder Moses Mendelsohn?
SIRMIO.
Foppt Er mich?
DAMON.
Des Juden Stimme hab' ich irgendwo gehört.
SIRMIO.
Nur herunter mit dem Schnappsack!
SCHMUHL.
Laß Er ziehn mich ungestört!
SIRMIO.
Was ist d'rin? Es klirrt und klappert?
SCHMUHL.
Talismane mancher Art,
Raritäten, die auf Reisen ich gesammelt und erspart:
Ein'ge Wiener Leckerbissen, Katechismen aus Turin,
Aus Morea Griechenschädel, und Scholastik aus Berlin.
[42]
SIRMIO.
Alle diese Dinge wären keinen halben Batzen werth,
Nimmer glaub' ich, daß ein Jude sich mit solchem Zeug beschwert.
Zwar die Leckerei'n begreif' ich: der nur ist ein großer Mann,
Der vom Himmel nichts erbittet – außer was man essen kann!
Von den Katechismen schweig' ich: denn der Glaube gilt für blind,
Und die Pfaffen necke keiner, weil sie unversöhnlich sind.
Aber sag' Er, was mit Seinen Griechenschädeln soll geschehn?
SCHMUHL.
Dosen lass' ich aus den Knochen für die Diplomaten drehn.
SIRMIO.
Aber die scholast'schen Phrasen?
SCHMUHL.
Sag' ich jungen Leuten her,
Die sie wörtlich wiederholen, weil ihr Hirn gedankenleer:
Manche, denen nichts das Leben lehrte, setzen sich in Kopf,
Sie begriffen Erd' und Himmel, wenn von Worten voll ihr Kropf.
DAMON.
Nein! Ich halte mich nicht länger. Bist du nicht der Jude Schmuhl?
SCHMUHL.
Aufzuwarten.
DAMON.
O der Freude! Sirmio, bring' Er einen Stuhl!
Kennst du mich noch?
SCHMUHL.
Mein Gedächtniß ist verworren und verstört.
DAMON.
Damon aus Arkadien bin ich, der in Leipzig Jus gehört!
SCHMUHL.
Wär' es möglich? Find' ich einen akademischen Cumpan?
DAMON.
Geh' Er Sirmio! Dieser war es nicht, die Sach' ist abgethan.

[43] Sirmio ab.

Laß dich tausendmal umarmen! Lege weg den Sack und Hut!
SCHMUHL
bei Seite.
Oefters vor Gerichte stand ich, selten lief es ab so gut.
DAMON.
Nun gesteh mir im Vertrauen, ob du der Entwender bist?
SCHMUHL.
Altes Zinn und Eisen braucht' ich; denn ich bin ein Alchymist,
Und so hoff' ich, daß man mich der Kleinigkeiten nicht beraubt.
DAMON.
O der Wissenschaft ist Alles, was sie fördern kann, erlaubt!
Diese Bauersleute nützen ihr Geräth zu niederm Zweck:
Ist ein Teller blos vorhanden, um zu schneiden drauf den Speck?
Ward der Pfanne kein genetisch höherer Beruf bescheert,
Als um Brei darin zu kochen, ist sie kaum des Stehlens werth!
SCHMUHL.
Ja, du bist der Alte! Du benimmst mir eine große Last.
DAMON.
Aber eine Gabel hast du doch vergessen in der Hast.
SCHMUHL.
Wenn du es erlaubst, so geh' ich auf ein Andermal darum,
Und ich schenke diese Gabel dir voraus als Pretium.
DAMON.
Güt'ger Freund! Doch nun erzähle, wie es dir bisher erging!
SCHMUHL.
Noch in Leipzig –
DAMON.
Theures Leipzig, wo ich öfters Grillen fing!
Zwar in den Collegien hatten Langeweile wir genug.
Aber sonderlich bei Gottsched.
SCHMUHL.
Jetzo hat man sie bei Krug.
DAMON.
Leipzig soll mir Keiner schimpfen!
SCHMUHL.
Brave Leute fand ich dort.
[44]
DAMON.
Ja, die Sachsen sollen leben! Aber fahre weiter fort.
SCHMUHL.
Noch in Leipzig ergab ich mich ganz, wie du weißt, Schwarzkünsten und chemischen Studien,
Und der Chiromantie und der Pyromantie und der Negromantie des Agrippa;
D'rauf las ich für mich Pfaff's Astrologie, und in Göttingen trieb ich Punktirkunst;
Doch trieb ich es nur insgeheim, weil dort schon ein denkender Mensch ein Phantast heißt.
Laut rühmen sie sich in derselbigen Stadt, daß nie die Naturphilosophen
Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet, wie Bürger, vor Hunger beinah starb.

Die Vorigen. Sirmio.
SIRMIO
bei Seite.
Aufreizt mich der Sinn, zu belauschen das Paar, nicht länger bezähm' ich die Neugier.
Was mag nun wohl an den Herrn Schultheiß der fatale Hebräer verschachern?
Und es stachen ihm doch aus dem Schnappsack vor die gestohlenen Messer und Gabeln.
SCHMUHL.
Als einst bei Nacht ich im Mondschein saß auf der Plesse romantischen Trümmern,
Und ein Zephyr strich durch's Buchengezweig, und über ' die Felder der Eb'ne;
Da erschien mir ein Geist, den lang' ich citirt, Inhaber beträchtlicher Schätze,
Der Salome hieß, denn es war das Gespenst von einer arkadischen Ahnfrau!
Sie begann, und ich selbst, aufhorcht' ich genau, denn sie redete wienerisch Hochdeutsch:
Du vergeudest die Zeit durch Goldmacherei, statt wirkliche Schätze zu heben!
In Arkadien liegt ein beträchtliches Geld drei Schuh tief unter der Erde;
[45] Und fragst du mich, wo? antwort' ich, es liegt verschlossen in eiserner Kiste,
In des Mopsus Hof, der Schäfer und Schaf, just unter dem hölzernen Hundstall.
SIRMIO.
O erfreuliche Post! Ich eile davon, um zuerst zu ertheilen die Nachricht.

Ab.
SCHMUHL.
Und Salome fuhr, nach kurzem Verzug, im Gespräch fort folgendermaßen:
Doch hüte dich auch vor dem tückischen Schatz, weil ihm unsühnbare Blutschuld
Anhaftet und er mir ein Erbtheil ist von meinem ermordeten Ehherrn,
Den ich, sein Weib, in die andere Welt, unschuldiger Weise, gefördert.
Von Kindheit auf, wie noch jetzt als Geist, fühlt' ich brechpulvrigen Abscheu
Vor Spinnen, und floh dieß häßliche Thier noch mehr als Laster und Sünde.
Als Abends ich einst mit meinem Gemahl, dem behaglichen, saß an der Tafel,
Spann plötzlich, weh! sich ein solches Gethüm von der Decke herab in den Mund mir:
Ich schrie, wie am Spieß, das erräthst du, doch nicht, was nun mein Ehegemahl that?
Er erschrak und stach sich die Gabel in Schlund, da er just Kartoffelsalat aß.
So starb er und mir blieb stets in der Brust ein grausam nagender Vorwurf,
Obgleich nach ihm drei Männer ich noch heirathete, mich zu betäuben.
Doch hinderlich ging's mir stets und betrübt, seit jenem erbärmlichen Unfall:
Wenn ich am Putztisch mich schminkte, vergaß ich gemeiniglich eine der Backen;
Wenn ich emsig und schnell Nähnadeln sodann einfädelte, fand ich das Oehr nicht;
[46] Wenn ich mahlte Kaffee, gleich sprangen sofort zur Mühle heraus mir die Bohnen;
Wenn ich beim Backwerk aufstreute den Zimmt, so ergriff ich die Büchse mit Streusand;
Wenn im Freien ich saß, hob immer den Fuß bei mir ein pissender Mops auf.
Kurz, Alles mißlang und das Beste mißrieth, durch sichtliche Rache der Vorsicht;
Auch muß ich dafür nun todt umgehn, vielleicht bis meines Geschlechtes,
Das viel Unglück in der Gabel ererbt, letzt äußerster Sprosse verschieden.
Aber mein Ursohn, weh, weh, weh mir! hat zwölf pausbackige Kinder.
»O greuliche Brut!« Frau Salome sprach's, mit manchem Da Capo von Weh mir!
Du hebe den Schatz, so befahl sie zuletzt, mir helfe der leidige Satan!
Sie verschwand und es wich der Nachtflor schon, tief sanken zu Thale die Nebel,
Aber ich ließ nach Arkadien mich einschreiben im Göttinger Posthaus.
Zwar ward ich dafür vom Postpersonal, als tollhauswürdig, verspottet;
Doch dacht' ich, es scheint ein vorzüglicher Mann stets lächerlich nüchternen Gecken.
DAMON.
So kamst du hieher?
SCHMUHL.
So kam ich hieher; doch nicht ohn' alle Beschwerde:
Denn in Oestreich ließ mich Niemand durch, im Wahn, ich hülfe den Griechen;
Ich sprach, nicht gilt's mir Gefecht noch Kampf, mir gilt's nur leidigen Mammon;
Doch glaubten sie fest, ich wollte dahier mein Blut verspritzen der Freiheit.
[47] Nun hilf mir, o Freund, zu erbeuten den Schatz, und das Uebrige laß mich behalten!
DAMON.
Das findet sich, Freund! Wir ziehen uns leicht durch List aus dieser Geschichte.
Doch laß uns hinein ins Tafelgemach, auf Leipzigs oder auf Gottscheds
Wohlseyn und Gedeihn ausleeren ein Glas und besingen die Rebe von Chios.
SCHMUHL.
Zwar Gottsched starb, man bewahrt nur noch in Germanien seine Perücke,
Doch geht sie allda von Kopfe zu Kopf, ihr dürfen wir bringen ein Vivat!
DAMON.
Wer trägt sie denn jetzt?
SCHMUHL.
Das hält man geheim; doch wie:
es dem Midas ergangen,
So ergeht's auch hier, und ich fürchte beinah, daß irgend ein Badergeselle
In ein Binsengebüsch an der Elster und Spree sanft lispele: Diesem und Jenem
Umtrottelt das Haupt, bis fast ans Knie, die Alongenperücke von Gottsched.
DAMON.
Nun gehn wir hinein!
SCHMUHL.
Ich folge sogleich, ich liebe die südlichen Weine.

Damon ab. Schmuhl wirft Mantel und Bart weg, und erscheint als Chorus, indem er bis an den Rand des Theaters vortritt.

Wißt ihr etwa, liebe Christen, was man Parabase heißt,
Und was hier der Dichter seiner Akte jedem angeschweißt?
Sollt' es Keiner wissen, jetzo kann es lernen jeder Thor:
Dieß ist eine Parabase, was ich eben trage vor.
Scheint sie euch geschwätzig, laßt sie; denn es ist ein alter Brauch,
Gerne plaudern ja die Basen, und die Parabasen auch.
[48] Doch sie wissen, daß in Deutschland, wo nur Gänse werden fett,
Nichts die Bretter darf betreten, was nicht hat vor'm Kopf ein Brett;
Wissen also, daß ich nie vor euch sie recitiren darf,
Darum sind sie um so kecker, um so mehr be stimmt und scharf.
Ja, sie wagen euch zu tadeln, wie ihr seyd mit Sack und Pack,
Euer Ungewisses Unheil, euern ledernen Geschmack!
Mittelmäß'gem klatscht ihr Beifall, duldet das Erhabne blos,
Und verbannet fast schon Alles, was nicht ganz gedankenlos.
Ja, in einer Stadt des Nordens, die so manches Uebels Quell,
Gibt man Clauren's Albernheiten und verbietet Schiller's
Tell! Schreibe nur, o Freund, das beste, das gediegenste Gedicht,
Biet' es aber nie der Bühne, denn das Beste will sie nicht.
O verstündet ihr, von bloßen Redensarten überhäuft,
Geistigem Genuß zu schlürfen, der aus ew'gen Rhythmen träuft!
O ihr würdet bald empfinden, daß man lieber hört von dort,
Wo ihr jetzt das Leerste höret, ein mit Sinn begabtes
Wort! Aber hoff' ich, daß ihr jemals an ein Lustspiel euch gewöhnt,
Das ein freies Spiel des Geistes, das der Zeit Gebrechen höhnt?
Nun zu euch, ihr Bühnendichter, sprech' ich, wend' ich mich fortan:
Wollt ihr etwas Großes leisten, setzet euer Leben dran!
Keiner gehe, wenn er einen Lorber tragen will davon,
Morgens zur Kanzlei mit Akten, Abends auf den Helikon:
[49] Dem ergibt die Kunst sich völlig, der sich völlig ihr ergibt,
Der den Hunger wen'ger fürchtet, als er seine Freiheit liebt.
Die Geburt verleiht Talente, rühmt ihr euch, so sey es – ja –
Doch die Kunst gehört dem Leben, sie zu lernen seyd ihr da!
Mündig sey, wer spricht vor Allen; wird er's nie, so sprech' er nie,
Denn was ist ein Dichter ohne jene tiefe Harmonie,
Welche dem berauschten Hörer, dessen Ohr und Sinn sie füllt,
Eines reingestimmten Busens innerste Musik enthüllt?
Selten zeigt sich Einer, welchem jeder Puls wie Feuer schlägt,
Weil ihn die Natur als ihren Liebling auf den Händen trägt:
Soll's auch Diesem nicht mißlingen, hab' er viel und tief gedacht,
Aber ferne von Scholastik, die die Welt zur Formel macht!
Wäre mit so leichten Griffen zu enträthseln die Natur,
Hätte sie auf euch gewartet, ihr zu kommen auf die Spur?
Auch das Beste, was ihr bildet, ist ein ewiger Versuch,
Nur wenn Kunst es adelt, bleibt es stereotyp im Zeitenbuch.
Schönheit ist das Weltgeheimniß, das uns lockt in Bild und Wort,
Wollt ihr sie dem Leben rauben, zieht mit ihr die Liebe fort:
Was noch athmet zuckt vor Abscheu, Alles sinkt in Nacht und Graus,
Und des Himmels Lampen löschen mit dem letzten Dichter aus!

2. Akt

[50] Zweiter Akt.

Platz vor dem Hause des Mopsus.

MOPSUS.
Wer kann sich frei erhalten von Versuchungen,
Und wär' er in Arkadien auch, von Wünschen frei?
Wenn Einer sich in einen Zobelpelz verliebt,
Zieht's ihn aus freien Stücken nach Sibirien.
Durch mein Gelüst veröd' ich dieß Elysium,
Wie den Heroen biblischer Sylbenstecherei
Das Paradies zur Wüste wird durch eignen Wust.
Vergebens sagt die Phyllis, meine Frau, zu mir:
Geneuß das Leben, spare nicht für's Rittergut,
Das doch ja blos an der Hoffnung Vorgebirge liegt!
Was frommte dir nach einem halben Säculum
Beständiger Entbehrungen ein Rittergut,
Wenn dir in schlaffer Hose knackt das morsche Knie?
Du solltest lieber idyllisch an des kühlen Quells
Krystallnen Fluthen liegen mit dem Dudelsack!
Doch ich entgegne meiner Frau gewöhniglich:
Sey weniger fruchtbar, oder ich sende deine Brut
Ins Findelhaus, wie Rousseau, der Erzieher, that
Mit seines Weibs Emilen und Emilien,
Wovon vielleicht noch Manche lebt und unbewußt
Ueber ihres Rabenvaters Heloise gähnt.

Mopsus, Phyllis.
PHYLLIS.
Ich weiß, du hast erspartes Geld, du besinnst dich ja
Bei jedem Heller, den du in den Händen drehst,
Um in die Tasche wieder ihn zurückzuthun.
Gib nur so viel, daß Teller ich und ein Besteck
Für unsre Wirthschaft kaufen kann.
MOPSUS.
Wir haben ja
Die Gabel noch.
[51]
PHYLLIS.
Das ist was Rechtes!
MOPSUS.
So? Es ist
Ein altes Erbstück einer Ururgroßmama.
PHYLLIS.
Was seufzest du?
MOPSUS.
Dieselbige soll einen Schatz
Verscharret haben, einer alten Schrift gemäß,
Die ich als Kind gelesen; doch vergebens grub
Ich nach in Hof und Garten, ich entdeckte nichts.
PHYLLIS.
So hast du keine Wünschelruthen angewandt?
MOPSUS.
Sie kleckten nicht, sie senken nach Metall sich blos:
Vielleicht besteht in Diamanten dieser Schatz.
PHYLLIS.
Vielleicht im Aberglauben blos, wer weiß, worin?
Doch gib das Geld her, wenigstens das nöthigste!
MOPSUS.
Geld ist ja nicht das Nöthigste, das Wasser ist's.
Was wären ohne Wasser wir? Bedenke nur!
Wo nähme denn die Klerisei zur Fastenzeit
Die Karpfen her? Wie würde der Kaffee gekocht?
Wie kämen unsre Schiffe nach Amerika?
Fouqué's Undine, wo geriethe diese hin?
Die Enten müßten ganz verzweifeln! Ja, was wär's
Mit unsern Wäscherfrauen, den natürlichen,
Und auch den metaphysischen, wie Krug und Fries?
Trink Wasser, Schatz! Ich werde nach den Schafen sehn.

Ab.
PHYLLIS.
Der Grobian! Wenn unser Schultheiß nur den Dieb
Indeß entdeckt! Ich sollte wieder fragen gehn.

Phyllis, Sirmio.
SIRMIO.
O Glück, allein zu treffen dich, du Theuerste,
Du meines Herzens erste Liebe! Heute gilt's
Ein wichtiges eleusisches Mysterium.
[52]
PHYLLIS.
Was flüstert Er von Läusen und von Mist herum?
Mein Mopsus ist auf's Feld gegangen. Sprecht' Er laut!
SIRMIO.
Heut zeige mir, daß unsre Seelen wahlverwandt.
PHYLLIS.
O ja, so weit es möglich meiner Ehepflicht.
SIRMIO.
O weiter noch! O weiter noch um Einiges!
PHYLLIS.
Was mir an Ihm gefallen könnte, wüßt' ich nicht.
SIRMIO.
O ho! Ein hübscher Bursche glaub' ich doch zu seyn.
PHYLLIS.
Wo ist an Ihm was Hübsches, laß Er hören, Freund!
SIRMIO.
Die rothen Haare deuten auf ein Feuerherz.
PHYLLIS.
O geh' Er mit symbolischen Beziehungen!
SIRMIO.
Des feuchten Auges schwärmerischer Liebesblick.
PHYLLIS.
Nach jeder Schürze schielen solche Blicke gern.
SIRMIO.
Auf üppiger Unterlippe brennt Schönheitsgefühl.
PHYLLIS.
Brennesseln also wären seine Lippen? Pfui!
SIRMIO.
Die robuste Hand vermännlichet den Händedruck.
PHYLLIS.
Ich ziehe die weichen Hände vor. Was Anderes!
SIRMIO.
Im hohlen Rücken spiegelt sich der stolze Gang.
PHYLLIS.
Die hohlen Spiegel lieb' ich nicht. Was Anderes!
SIRMIO.
Der Bauch –
PHYLLIS.
Er Unverschämtester in der Christenheit!
Den untern Theil begehr' ich nicht.
SIRMIO.
Warum denn nicht?
Der untre Theil des Körpers ist des obern Halt:
Das nenn' ich Freundschaft, welche bis zum Nabel geht,
Allein der Blick der Liebe sinkt verschämt herab.
PHYLLIS.
Schon gut! Ich aber halte mir die Ohren zu.
SIRMIO.
Noch einen Vorschlag, Theuerste! Wir könnten wohl
Zusammen durchgehn heute Nacht, mitsammt dem Geld.
PHYLLIS.
Mit welchem Geld?
[53]
SIRMIO.
Das ist ja mein Mysterium:
In Euerm Hof befindet sich ein alter Schatz.
PHYLLIS.
Ein alter Schatz? Wär's möglich? Hätte Mopsus Recht?
Allein er grub den ganzen Hof umsonst herum.
SIRMIO.
Weil er den Hundstall wegzuthun vielleicht vergaß,
Denn der verhüllt der Eisenkiste Heiligthum.
Wenn ich sie finde, Vielgeliebte, gehst du durch?
PHYLLIS.
Durch Feu'r und Wasser geh' ich, wie Pamina that,
Und lasse meinem Gatten hier die Kinderchen.
SIRMIO.
Ich geh' hinein und grabe. Halte den Mopsus hier
Zurück, wenn heim er kehren sollte, daß er mich
Im Hofe nicht ertappe, ja den Schatz zugleich
Entdecke, jenen köstlichen, der morgen früh
Durch Nacht und Nebel uns begleiten soll.
PHYLLIS.
Nur fort!
Ich warte hier; doch nimm vor'm Hunde dich in Acht!

Sirmio ab.
PHYLLIS.
Das kommt mir doch gerade recht. Der Sirmio
Ist ein gewandter Junge! Meinem Geizigen
Lass' ich die sechs Paar Drillingsbrüder, wie die zwölf
Gestirn' im Thierkreis. Alle zwölf beisammen sind
Die rechte Zahl, indessen man im Trauerspiel
Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte blos
Als Stier bei den Hörnern hergezogen; während doch
Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann:
Auch ist Elvire keine Jungfrau, denk' ich mir.
Allein wohin lass' ich herab mich, und warum
Verleih' ich einer Albernheit Unsterblichkeit? –
Da kommt mein Mann. Er will doch nicht ins Haus hinein?
Pst! Mopsus!

[54] Phyllis, Mopsus.
MOPSUS.
Nun?
PHYLLIS.
Erzähle von den Schafen was,
Und bleib' im Freien!
MOPSUS.
Keineswegs! Ich geh' hinein.
PHYLLIS.
Bleib, Herzensmann! Erzähle von den Schafen was!
MOPSUS.
Was soll ich denn erzählen?
PHYLLIS.
Von den Schafen was! –
Mir fällt vor Angst nichts Bess'res ein – Bleib, Herzensmann!
MOPSUS.
Ich will ins Haus.
PHYLLIS.
Die Stuben werden aufgefegt,
Du kommst vom Felde und beschmutzest Alles!
MOPSUS.
Nun, ich will
Die Schuhe wegthun.
PHYLLIS.
Warte doch!
MOPSUS.
Warum denn das?
PHYLLIS.
Die Kinder schlafen, morde nicht den süßen Schlaf!
Sonst wird der Rittergutsherr auf dem Vorgebirg
Der guten Hoffnung nicht mehr schlafen. Glaube mir!
MOPSUS.
So will ich auf den Zehen schleichen. Laß mich doch!
PHYLLIS.
O bleib! Die Scham verbietet dir hineinzugehn,
Weil unsre Viehmagd eben ein Klystier bekommt.
MOPSUS.
So halt' ich zu die Augen oder blinzle blos.

Ab.
PHYLLIS.
O du Weltunheil! O du Schicksalstag!
Er enteilt, er entdeckt mir das Geld, er entdeckt
Mir den lieblichen Wicht!
Und er zaust mir den Wicht und erobert das Geld,
Er ergreift, der Barbar, mit der Rechten den Schöpf
Des Geliebten, o weh! und die Linke durchwühlt
Habgierig indeß die Dukaten!

[55] Ha! Soll ich vielleicht ihm gönnen das Glück?
Aufopfern zugleich den metallenen und
Rothlockigen Schatz?
Das geschieht niemals! das geschieht niemals!
Eh kehre zurück und verderbe die Welt
Die titanische Brut, die unendliche Nacht,
Und das uranfängliche Chaos!

Wie errett' ich das Geld dem Geliebten und mir? –
Es durchzuckt das Gemüth mir ein Graunvorsatz,
Ein entsetzlicher Wunsch!
O Medea, du schwebst mir beständig im Geist,
Du erstachst herzhaft dein Schlangengezücht,
Dann schwangst du dich frei in die Wolken empor,
Auf drachenbespannter Kalesche!

Doch Judith war noch kecker als du!
Denn es ging ja mit ihr Holofernes zu Bett,
Und sie hatte den Sack
In Bereitschaft schon für den Kopf des Gemahls.
Ich darf doch wohl, wie mich dünkt, für's Geld
Und den Sirmio thun, was Judith's Muth
Für bloße Hebräer gethan hat?

Nur Sirmio darf nichts wissen davon,
Denn es ist sein Herz noch kindisch und weich,
Aber mein Ehherr
Soll heut mir des Nachts mit Tod abgehn!
Und der Hausahnfrau zweizinkiger Dolch
Durchbohre des Manns unersättliche Brust,
Gleich einer gebratenen Gansbrust!

Phyllis, Mopsus mit Sirmio.
MOPSUS.
Dir führ' ich den Dieb bei den Ohren heraus; denn du bist seine Genossin!
Doch im Haus, Gottlob! steht unversehrt die gewichtige Riesenschatulle.
[56]
SIRMIO.
Was scheltet ihr mich? Ihr habt mir ja doch zu verdanken die ganze Bescheerung.
MOPSUS.
Geh heim, Gaudieb! Ich verdanke dir nichts!
Mir dank's, wenn ich nicht in der Zornwuth
Dir die Faust anleg' ans glatte Gesicht, und den Stock an die zierlichen Schenkel!
PHYLLIS
leise.
Geh, Sirmio, geh! denn es bleibt ja dabei, und du kommst früh morgens und holst mich.
SIRMIO.
Ach, aber das Geld!
PHYLLIS.
Wir entwenden es schon. Laß mich
nur sorgen und komm brav!
SIRMIO.
So gescheh's!
PHYLLIS.
So gescheh's!
MOPSUS.
Was flüstert ihr noch?
PHYS.
Geh, Sirmio, laß mir den Brummbär!
SIRMIO.
Ich nehm's mit ihm auf!
PHYLLIS.
Geh!
MOPSUS.
Soll ich dem Herrn mit
dem Flegel die Beine beflügeln?
PHYLLIS.
Geh!
SIRMIO.
Hab' ich doch schon, an den Sohlen zumal, als Amtsmerkurius Flügel!

Zur Phyllis.

Wir sprechen uns noch; denn ich führe mit mir heut Abend herüber den Schultheiß,
Dann muß er mich ja doch dulden, der Mops, wir aber besprechen das Weitre.

Ab.
MOPSUS.
Xantippe, hinein!
PHYLLIS.
Bin ich das, gieß' ich auf den Schädel
herab dir, du weißt was?

Ab.
MOPSUS.
Abtrünniges Weib! O ich möchte vor Wuth umbiegen die Pole des Himmels:
[57] Phraseologie, die im Kopf mir blieb aus einem Tragödienrührei!
Doch denk' ich indeß an den Schatz, durchströmt mein Herz unsägliche Wollust!
Nur Schade, daß rings das Behältniß fest zu ist, nicht Riegel noch Oeffnung,
Noch Vorlegschloß sieht man und es ist hermetisch verschlossen die Kiste;
Aus schwerem Metall aneinandergefügt, schlitzt keiner so leicht ihr den Bauch auf.
Doch hoff' ich noch Rath. O wär' ich bereits, wo mir stets hinwinket die Hoffnung!
Was hält mich zurück in des Reichthums Schoos, da den köstlichen Schatz ich besitze?
Soll hier ich etwa durchbringen das Geld mit den Kindern und meiner Gemahlin,
Statt dort mir ein Gut zu erhandeln und dort zu beschließen in Ruhe das Leben?
Soll hier ich dafür ankaufen Geräth', Breinapf, Reibeisen, Kaffeezeug,
Und Putz für die Frau, Stecknadeln und Schawls, Tanzschuhe, gefütterten Unsinn?
Ja, wächst das Gezücht mir heran, so bedarf's noch Schulgeld sammt Abcbuch,
Und zuletzt noch was, wenn gelehrter sie sind, man nennt's Cornelius Nepos,
Für die Kinder ein Schreck; wir kannten doch blos, da wir selbst jung waren, den Wauwau.
Anwandelt mich Wuth und Zerstörungstrieb, wenn ich mir vorstelle den Aufwand!
Wär's Unrecht wohl ans herrliche Ziel, wie ein Held, über Leichen zu schreiten?
Zwar Helden auch trifft ein entsetzliches Loos, Napoleon starb in Verbannung,
Und der Schiller'sche Held, der ermordete, geht jetzt über die Bretter als Yngurd,
[58] Zu beweisen der Welt, was Hamlet sagt, daß Helden gekneteter Lehm sind.
Dieß schrecke mich nicht! Auch kommt mir in Sinn, was eine Zigeunerin sagte,
Nachdem sie zuvor in die Hand mir gesehn, in die Karten und ihren Kaffeesatz:
Wenn du nicht umbringst dein Ehegespons, Elender, so bringt es dich selbst um.
Ich verstand nichts mehr, was weiter sie sprach; doch glaub' ich, sie wollte mir sagen:
Wenn du nicht umbringst dein Ehegespons, Elender, so bringt es dich selbst um
Kapital und Prozent. Ja, thut sie mir das, dann bringt sie mich sicherlich selbst um.

Mopsus, Schmuhl verkleidet.
SCHMUHL.
Herr! Euch aufzuwarten wagt ein junger Mann von vielem Geist.
Welcher um der guten Hoffnung Vorgebirg herumgereist.
MOPSUS.
Welche Freude! Seyd willkommen! Seyd gereist ihr rings herum?
SCHMUHL.
Rings herum, doch stets vergebens, wie das deutsche Publikum,
Das auf seinen Schaugerüsten einen Löwen hofft zu schau'n,
Aber fast nur schäb'ge Kater schleichen sieht und hört miau'n.
MOPSUS.
Innig freut mich's, da man selten solche Reisewunder trifft!
SCHMUHL.
Ach wer hätte nicht zuweilen jenes Vorgebirg umschifft?
Ja, vor allen fährt die Liebe diesen Klippenweg vorbei,
Aber unter ihren Füßen geht der morsche Kahn entzwei!
MOPSUS.
Darf ich wohl um Euren Namen mich erkundigen, Musje?
[59]
SCHMUHL.
Robinson der jüngre heiß' ich, den sie nennen Crusoe.
MOPSUS.
Wie? Ihr lebtet noch? Ihr setzt mich wirklich in Verwunderung.
SCHMUHL.
Da ich stets bei Kindern lebte, blieb ich etwas länger jung.
MOPSUS.
O erzählt von jenem Vorgebirg, das meiner Wünsche Thron!
Das was sich auf Eurer Insel zugetragen, weiß ich schon.
Zwar es ist des braven Ritters Erd- und Völkerkunde hier,
Doch unbrauchbar wird sie durch das reimerische Löschpapier.
O versetzt mich in das schöne Land, das all mein Sinn begehrt,
Wenn ein Adam auch, wie ich bin, keines Paradieses werth!
Setzen ja die Jambenschmierer, deren Vers den Vers zerstört,
Den Spondäus oft an Stellen, wo er gar nicht hingehört!
SCHMUHL.
Auf jenem Gebirg, wo die Hoffnung wohnt, ist's ganz wie im Land der Schlaraffen,
Und der Boden wie Sammt, und der Himmel wie Glas, und die Wolken wie Flocken von Purpur.
Und die Sonne, wie lacht sie in Klarheit stets! Doch breitet sich schattige Wölbung
Von Baume zu Baum, von Gebüsch zu Gebüsch, und es neigt sich Rose zu Rose.
Stets knospet's im Laub, und es wimmeln darin Papageien und bunte Fasane,
Stolz wandelt der Pfau durch silbernen Sand und schlägt goldaugige Räder,
Und es taucht sich der Schwan und der Colibri schläft im Kelche der flammigen Tulpe,
Und der Harzbaum würzt die geschwängerte Luft und der feine Geruch der Jasmine.
[60] Nicht Fliegen erblickst du noch Raupengezücht noch Unkraut, denn es vertritt hier
Kirschlorber den Platz des bedornten Gesträuchs, Stechpalme die Stelle der Distel.
Und der Springquell füllt, in beständigem Scherz, alabasterne Becken mit Goldschaum:
Dort kühlt sich im Bade der Jungfrau'n Leib, und der Jünglinge göttliche Nacktheit:
Hyacinthenes Haar umwuchert das Haupt und des Nackens unsterbliche Bildung.
Es verkündet der Wuchs kein irdisches Maß und die Haltung schwebet in Anmuth.
Sanft plätschert um sie die melodische Fluth und es hebt sich Flötengesäusel,
Vom Winde verweht, der leis' im Gefolg balsamischer Düfte daherzieht,
Und er schüttelt vom Ast, im Vorbeigehn mild, den vergoldeten Ball der Orange,
Und die kühlende Frucht der Granate mit ihr, für künftig Durstende sorgend.
Dort quält kein Schmerz, und die bitterste Pein ist dort wie Seufzer der Liebe;
Dort lehnt sich der Freund an die Schulter des Freunds, nie bange vor einstiger Trennung,
Und der Efeu mischt sein ewiges Blatt in die wallenden Locken der Dichter;
Als Lüge nur gilt dort Alter und Tod, das Unmögliche nennen sie wirklich.
MOPSUS.
Das leuchtet mir ein; doch findet man dort auch Speciesthaler und Maxdors?
SCHMUHL.
Wohl! Alles genug, und die Kiesel im Bach sind blos Holländer Dukaten.
MOPSUS.
O ich reise vielleicht noch morgen dahin, und ich bitt' Euch, mich zu begleiten!
SCHMUHL.
Verbindlichen Dank! Doch habt Ihr denn auch für die Fahrt hinlängliches Zehrgeld?
[61]
MOPSUS.
Kommt Zeit, kommt Rath.
SCHMUHL.
Bis morgen jedoch schlägt
wenige Zeit von der Thurmuhr.
MOPSUS.
Für's Geld sorg' ich. Doch jetzt lebt wohl, Herr Crusoe, weil ich hinein muß.
SCHMUHL.
So vergönnt, daß ich mit eingehe, damit ich im Haus Euch leiste Gesellschaft.
MOPSUS.
Schon bin ich versehn, denn ich habe darin zwölf Kinder und eine Gemahlin.
Lebt wohl!

Ab.
SCHMUHL.
Lebt wohl! Was hält er mich denn von der Schwelle zurücke, der Schafpelz?
Wie verschafft er sich dann das benöthigte Geld, die gewaltige Reise zu machen?
Wär's denkbar, daß er den Schatz mir entdeckt? Unglaublich! hätte die Ahnfrau
Von Göttingen her mich citirt, um hier es zugleich zu vertrauen dem Mopsus?
Wenn die Nacht einbricht, will nochmals hier spioniren ich, ob ich den Eingang
Ins Haus, in den Hof frei finde, sodann geht's über den leidigen Hundstall;
Jetzt muß ich indeß ein gewisses Geschäft noch abthun hier in der Eile.

Hervortretend.

Wie kommt es, liebes Publicum, daß du die größten Geister
So oft verkennst, und stets verbannst die sonst berühmten Meister?
So ist bei dir der Kotzebue in Mißkredit gekommen,
Der sonst doch ganz allein beinah die Bretter eingenommen:
Du klatschtest seinen Herrn und Frau'n, du liebtest seine Spaße,
Er war dein Leib- und Herzpoet, der dir alleinge mäße:
Was galten dir vor dem Apoll die Musen alle neune?
[62] Auf jeder Bühne fand man ihn, ja fast in jeder Scheune:
Deß rühmt kein andrer Dichter sich, drum weigert ihm nicht länger
Als deutschem Sophokles den Kranz, als nationellstem Sänger!
Er schmierte wie man Stiefel schmiert, vergebt mir diese Trope,
Und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderon und Lope.
In Versen schrieb er selten zwar; doch könnt' euch das nicht stören:
Ihr seyd ja Menschen, wollt ihr denn der Götter Sprache hören?
Er sprach wie ihr, das war euch recht; er nahm, um euch zu schonen,
Aus eurem eignen Kreise sich die fadesten Personen.
Auch habt ihr euren Kotzebue nicht ganz und gar verlassen,
Zwar starb er euch, doch blieben euch des Edlen Hintersassen:
Der Advokat in Weissenfels, und ähnliche Gesichter,
Die klein wie er als Menschen sind und groß wie er als
Dichter! Wir sehen einen solchen Knirbs nach Lorbeerzweigen schielen,
Weil er geborgt ein Trauerspiel aus zehen Trauerspielen,
Indeß er euch nur Scheußliches und Niegescheh'nes zollte,
Das man, und wär' es auch geschehn, mit Nacht bedecken sollte!
Was sind nun solche Koryphä'n moderner Dithyramben,
Als Kotzebue's im Domino, staffirt in lahme Jamben?
Gern hau' ich Manches wörtlich euch aus ihnen nachgewiesen,
Doch ihre Verse sind zu schlecht, sie passen nicht zu diesen.
[63] Wie Mancher dünkt sich Virtuos und schlägt gewalt'ge Triller,
Der blos als leere Phrase drischt, was Goethe sprach und Schiller:
Wenn die sich auch nur deß bedient, was Andre schon erworben,
So stünden wir bei Ramler noch, der längst in Gott verstorben!
Wen die Natur zum Dichter schuf, dem lehrt sie auch zu paaren
Das Schöne mit dem Kräftigen, das Neue mit dem Wahren;
Dem leiht sie Phantasie und Witz in üppiger Verbindung,
Und einen quellenreichen Strom unendlicher Empfindung;
Ihm dient, was hoch und niedrig ist, das Nächste wie das Fernste,
Im leichten Spiel ergötzt er uns, und reißt uns hin im Ernste;
Sein Geist, des Proteus Ebenbild, ist tausendfach gelaunet,
Und lockt der Sprache Zierden ab, daß alle Welt erstaunet!
Er fürchtet keinen neid'schen Feind und keinen tück'schen Spötter,
Und vor dem Tode bangt ihm nicht, als einem Freund der Götter:
Er weiß, daß nach Aeonen noch, was sein Gemüth erstrebet,
Im Mund verliebter Jünglinge, geliebter Mädchen lebet;
Indeß der Zeit Pedanten längst, verwahrt in Bibliotheken,
Vor Staub und Schmutz vermoderten, als wurmige Scharteken.

3. Akt

[64] Dritter Akt.

Hof im Hause des Mopsus.

PHYLLIS
allein.
Schon dämmert es rings und der Venusstern
Tritt aus dem Gewölk in die Nacht glorreich;
Zwar Sirmio fehlt und der Schultheiß fehlt,
Doch brennt in der Brust die Begierde mir stets
Nach Blut und Verderb, und der Fluchtvorsatz.
Wie ertrug ich so lang, was dieser Gemahl
Aufs Herz mir gelegt, solch vielfach Leid?
In der Brautnacht schon, was that mir der Wicht?
Ich trug, wie bekannt, ringsfließendes Haar,
Wie ein Bandwurm lang, wie der Ruß kohlschwarz:
In der Brautnacht nun, als schnarchend ich lag,
Scheert mir der Barbar das Gelocke vom Kopf,
Und er gibt's zum Verkauf in der Frühe sogleich
An den nächsten Perückenverfert'ger!

Mit den Kindern sodann, was denkt er zu thun?
Denk' ich's, überläuft mich die Ganshaut kalt!
Denn er will ja die zwölf Kernjungen mir als
Karl Witte's erziehn, zu gelehrten Genie's.
Mit denen, die just drei Jahr alt sind,
Treibt er den Euklid und die Regel de Tri,
Ja, Einem, der kaum noch den Fallhut trägt,
Lehrt er das Gesetz vom beschleunigten Fall,
Und mit Einem, der noch in die Windel hofirt,
Liest er im Virgil der Harpy'n Unart.
Kurz alle gedenkt er nach Deutschland einst
Zu verhandeln, um dort Professores zu seyn
Im sechsten bereits oder siebenten Jahr,
Als zwölf Karl Witte die jüngsten!

[65] Phyllis, Mopsus.
MOPSUS.
Deklamirst du hier im Hofe? Geh hinein zu deinen Kindern!
PHYLLIS.
Hier im Mondenschein zu schwärmen, soll mich kein Gemahl verhindern.
MOPSUS.
Doch es hindert dich der Bullenbeißer, und vom Dach der Kater.
PHYLLIS.
Dennoch will ich deklamiren; denn die Welt ist ein Theater.
MOPSUS.
Aber das Theater selber, ist es zur Türkei geworden,
Denn, wo sonst Heroen schritten, tummeln sich Barbarenhorden?
PHYLLIS.
Stille, stille! lerne lieber nach des Pöbels Pfeife tanzen,
Und verehre tief im Staube den Geschmack der Intendanzen!
MOPSUS.
Freilich! Intendanten machen sich das Schlechteste zu Nutze,
Denn das Gute hilft sich selber, das entzieht sich ihrem Schütze.
PHYLLIS.
Demnach aber darf das Gute deutsche Bretter nie besteigen?
MOPSUS.
Nie, wofern es reich und kräftig, überlegen, keck und eigen.
PHYLLIS.
Wehrt denn diesem Volk zuweilen nicht ein Fürst herab vom Throne?
MOPSUS.
Schmeichler nahn sich ihm als Flecken, trüben den Brillant der Krone:
Ein Poet stolzirt in Waffen, ist des Helikons Bestürmer,
Aber Manche kriechen aufwärts, wie gekrümmte Regenwürmer,
Und das Publikum, das alte Höckerweib, entblößt von Zähnen,
Schließt sogleich den Mund zum Bravo, wenn er Miene macht zum Gähnen.
[66]
PHYLLIS.
Auf die neuern Dramaturgen wäre sonach nichts zu halten?
MOPSUS.
Das vernein' ich. Gutes mag sich, doch mir unbewußt, gestalten:
Ja, ich könnte selbst citiren ein'ge schöne, neu're Data:
Kam nicht Herzog Ernst aus Schwaben? Kam nicht aus Burgund Renata!
PHYLLIS.
Kommt nicht eben hier der Schultheiß?
MOPSUS.
Noch so spat, was kann er wollen?

Die Vorigen, Damon, Sirmio.
DAMON.
Nichts als einen nachbarlichen, freundlichen Besuch euch zollen.
Auch versichr' ich: Jener Jude, den des Diebstahls ihr bezüchtigt,
Ist als Ehrlichster von allen Kindern Israels berüchtigt.
MOPSUS.
Kennt ihr nicht das alte Sprichwort, daß der Hehler wie der Stehler?
DAMON.
Glaubt mir, Mopsus, Dieberei ist jenes Juden kleinster Fehler.
PHYLLIS.
Nun, wer hat es denn gestohlen?
SIRMIO.
Stille, Phyllis, mir zu Liebe!
DAMON.
Soll ich meine Meinung sagen, waren Elstern eure Diebe.
MOPSUS.
Elstern! Was für Mährchen! Soll ich Elstern vor Gericht verklagen?
DAMON.
Hat nicht auch Rossini's Elster ein Besteck davongetragen?
PHYLLIS.
Ei Rossini!
DAMON.
Ja, ich könnt' euch einen neuern Fall entdecken,
Der, als Trauerspiel behandelt, tausend Seufzer würde wecken.
[67]
PHYLLIS.
O erzählt! Ich lese täglich Meißners Kriminalgeschichten.
MOPSUS.
Mitternacht ist nah, da hört man Ammenmährchen gern berichten.
DAMON.
In Arkadien war ein Kuhhirt, welcher hieß Anaximander,
Er und seine Gattin schliefen eines Abends bei einander;
Aber neben ihr, so war es ihr Gebrauch, auf einem Tischchen
Lag ihr Ehering und eine Predigt, oder sonst ein Wischchen.
Offen standen alle Fenster, da es Sommer war, und freier
Lüftete des Zephyrs Athem der Gardinen grüne Schleier;
Aber mit dem Zephyr kam ein Elsterchen herbeigeflogen,
Dieses wurde durch des Ringes gelben Schimmer angezogen,
Flog ans Tischchen, sah die Predigt, nahm jedoch den Ring alleine,
Trug ihn fort und ließ ihn wieder fallen – auf dem Rabensteine.
Weil's vom Schicksal war beschlossen, daß es so geschehen sollte,
Sieht ihn dort der Knecht des Henkers, welcher eben rädern wollte,
Steckt ihn an die Hand; doch achtet er nicht weiter dieses Dinges.
Des Anaximanders Gattin merkte den Verlust des Ringes
Schon am andern Tag, verschweigt es aber weislich ihrem Gatten,
Weil sie hofft, der Zufall werd' ihr ihn gewiß zurückerstatten.
Doch im Stall Anaximanders, dieses dürft ihr nicht vergessen,
Da's die Quintessenz von Allem, war ein Ochs krepirt indessen:
Nach dem Fallknecht schickte Jener, daß er weg den Ochsen bringe,
[68] Und begegnet an des Knechtes Finger seinem Eheringe.
Zwar er schweigt: doch kann er seine Wuth nur kurze Zeit verschließen.
Kennt ihr Eifersucht? Was wollt' er machen, als das Weib erschießen?
Er erschießt es auch, begräbt es heimlich, aller Welt verborgen,
Und vermählt mit einer andern Gattin sich am andern Morgen.
Diese ward ihm aber wirklich ungetreu, sie war umrungen
Von Bewerbern, und ersah sich einen allerliebsten Jungen
Zur Gesellschaft. Dieser wollte seiner Liebsten was verehren,
Und er fing ein Elstermännchen, dem er wollte sprechen lehren.
Dieß gelang, es sprach, worauf er's seiner Herzenskön'gin sendet;
Aber ach! Es war der Vogel, welcher einst den Ring entwendet.
Leider könnt' er jetzo sprechen! Er berichtet unbefangen
Dem Anaximander Alles, wie es mit dem Ring ergangen,
Dieser fühlt sich, wie begreiflich, ganz von Reu' und Leid zerrissen,
Malt sich das Schaffot poetisch, faselt von Gewissensbissen,
Klagt sich selbst an, wird gerichtet auf demselben Rabensteine,
Und es rädert auch derselbe Henkersknecht ihm Arm' und Beine!
Auch das Weib, das ungetreue, starb an Champignons vergiftet,
Und die Elster fiel in Wahnsinn, weil sie all dieß angestiftet.
SIRMIO.
O der herrlichen Verwicklung!
PHYLLIS.
Wär' es doch schon auf den Brettern!
SIRMIO.
Auf gestutzt mit Modefloskeln!
[69]
PHYLLIS.
Und durchwebt mit Donnerwettern!
SIRMIO.
Welche wunderbare Fügung!
PHYLLIS.
Und der Rabenstein, mir schaudert!
MOPSUS.
Doch der Jude scheint mir auch ein Elstermännchen, welches plaudert.
DAMON.
Plaudert, aber nie gestohlen!
PHYLLIS
zu Sirmio.
Siehst du nicht, wie Damon immer
Nach dem Hundstall schielt hinüber?
SIRMIO.
Steht der Schatz bereits im Zimmer?
PHYLLIS.
Wohlverwahrt, doch uneröffnet.
SIRMIO.
Morgen lösen wir die Siegel.
PHYLLIS.
Komm nur pünktlich!
SIRMIO.
Mit dem Frühsten.
PHYLLIS.
Offen stehen Schloß und Riegel.
Aber bring' auch einen Karr'n mit, um den Kasten aufzuladen!
SIRMIO.
Ja doch!
DAMON.
Gute Nacht, ihr Leute!
PHYLLIS.
Ich empfehle mich zu Gnaden.

Damon und Sirmio ab, von Mopsus begleitet.
PHYLLIS.
Nun schleuß dich, o Herz, dem Mitleid zu!
Weil schon des Gehegs Nachtwächter die Zeit
Der entsetzlichen That im Dorfe posaunt,
Und der Schwengel sich schon
Zwölfmal in der Glocke des Thurms regt.
MOPSUS
zurückkommend.
Nur hinein! Nur hinein! Was willst du noch hier?
Bald folg' ich dir nach. Unheimlicher läßt
Sich die Nacht jetzt an. Nur hinein ins Haus!
PHYLLIS
bei Seite.
Jetzt geh' ich hinein,
[70] Bald kehr' ich zurück mit der Gabel.

Ab.
MOPSUS.
Wie es pfeift in der Luft, wie so plötzlich sich das gestirnte Gewölbe verfinstert!
Ein Gewitter ist nah, und im Wachsen der Sturm, und es häuft sich Gewölk an Gewölke;
Laut blockt mir das Vieh in den Stallungen rings, und der Kater miaut und der Hund bellt.
Was deutet mir das? Und wie leg' ich's aus? Gibt's Ahnungen oder was gibt's denn?
Wenn die Scheere, die fällt, in den Boden sich spießt, so behauptet man, daß es Besuch gibt;
Das verschüttete Salz, anzeigt es Verdruß, und am Lichte der Räuber ein Brieflein;
Wenn man Schafen begegnet, bedeutet's ein Glück, wenn man Schweinen begegnet, ein Unheil;
Fühlt Einer sich krank und er soll abziehn, sieht Nachts er die Bahre vorbeiziehn;
Wird einer geköpft, ein Verbrecher, so zuckt vorher an der Mauer das Richtschwert.
Was deutet mir nun dieß Hundegebell? Ist's mein Tod oder der Phyllis?

Mopsus, Phyllis.
PHYLLIS.
Sacht schleich' ich heran; doch treff' ich ihn wohl? Wo steht er? Ich sehe ja keinen
Stich hier in der Nacht, wie soll ich ihm denn beibringen den Stich mit der Gabel?
MOPSUS.
Es rumort in der Luft und der Donner beginnt.
PHYLLIS.
O hätt' ich doch Anatomie noch
Als ledig studirt, nun wüßt' ich den Fleck, wo es ihn zu verwunden am besten!
Wo treff' ich das Herz? Liegts links oder rechts, daß ich nicht in den Magen ihn stoße?
Sein Magen verdaut so entsetzlich gut, daß er könnte verdauen die Gabel.
[71]
MOPSUS.
Nun geh' ich hinein, wo die Phyllis träumt, und mach' ihr im Stillen den Garaus
PHYLLIS.
Jetzt wendet er sich, jetzt eil' ich hinzu. Stirb, Gräßlicher! Aber was ist das?

Blitz und Donnerschlag. Salome erscheint mit Gepolter und Flammen. Phyllis läßt die Gabel fallen und entflieht.
PHYLLIS.
Ein Gespenst! Ein Gespenst! fort eil' ich ins Haus! Wenn Gott will, frißt es den Mopsus.

Ab.
SALOME.
Ich rettete dich, mein Urursohn! Heb' auf vom Boden die Gabel!
MOPSUS.
Dank beb' ich dir zu. Wer bist du, Gestalt? Ein Geschöpf, sprich, oder ein Unding?
SALOME.
Ein Geschöpf, wie du selbst, vormals theilhaft des verrinnenden Sands in der Sanduhr,
Jahrhunderte jetzt in entsetzlicher Haft, durch nie zu berechnenden Zeitlauf.
MOPSUS.
Doch seh' ich dich frei.
SALOME.
Um zwölf Uhr blos, jetzt blos,
in der Mitte der Nacht blos.
Doch wird mir auch dieß zur entsetzlichen Qual, denn die Nacht ist schrecklich um die Zeit!
MOPSUS.
Zwar hört' ich das oft, doch glaubt' ich es nicht, ich hielt's für chimärischen Wahnsinn;
Auch hielt ich mich nicht für ein Sonntagskind, denn ich bin ja geboren am Samstag.
SALOME.
Thut nichts, da der Sabbath als Sonntag gilt, wir führen den Judenkalender,
Seitdem durch Geist uns Geister bestach der berüchtigte Jude Spinoza.
MOPSUS.
Was wälzt sich denn in der Mitte der Nacht so Entsetzliches über den Erdkreis?
SALOME.
O glückliches Auge des Menschengeschlechts, das nicht ins Dunkel der Nacht dringt!
Doch erscheint auch euch voll Grauen die Nacht, durch Ahnung mehr als Gewißheit.
[72] O könntet ihr schau'n in den Kern der Natur mit erleuchteten Augen um zwölf Uhr!
Da bewegt sich die subtellurische Macht als Windsbraut unter der Erde,
Und sie weht als Dunst von der Hölle herauf, kohlschwarz wie die Säule des Dampfboots.
Das ist's, was eben verheert die Natur, sonst hättet ihr ewiges Wachsthum:
Von der Wurzel des Baums zum Gipfel empor steigt's auf als Gift der Zerstörung,
Und es schleicht als Tod ins thierische Herz, und vermählt sich menschlichem Odem;
Drum lebt auch länger der Vogel als ihr, der weniger klebt an der Erde,
Der seltener auch den entsetzlichen Dunst aus höherer Luftregion zieht.
O könntest du jetzt in der Mitte der Nacht durchschweben Gefild und Gebirge!
Aus Schluchten empor widerhallt das Gestein vom Zähnegeklapper der Hölle,
Und vernehmlich krächzt aus Wipfel und Dach halbmenschliche Worte der Uhu,
Denn es irrt die Natur, und vermischt gräulvoll Labyrinthisches untereinander!
Jetzt heben empor aus Quellen und Seen Meernixen ihr schilfiges Antlitz
Und den schuppigen Leib, und stören den Traum des Ermüdeten, welcher am Bach schläft;
Und das Mühlrad peitscht aufzischenden Schaum in verdoppelter Schnelle wie rasend.
Und der Mühlknecht stürzt in den Trichter hinab, wenn er just aufgießet das Korn jetzt.
Auf dem Kirchhof stäubt die Gebeine herum lautsausend ein wüthender Windstoß,
Und es knarren der Gruft Thürangeln, es flammt, wie Von Blitzen erleuchtet, die Grabschrift,
[73] Und die Todten im Sarg, aufwachen sie halb, und behorchen mit Schauder den Holzwurm.
Hu, hu! Weh, weh! O Mitte der Nacht, du grausige Stunde, huhu, hu!
MOPSUS.
Unglücklicher Geist!
SALOME.
O wär' ich erlöst! Zu betrachten das menschliche Daseyn
Ist schrecklich, während man Mensch noch ist, ist schrecklicher einem der Geister:
Die Geburt und der Tod, einander so nah, sind blos durch Schmerzen geschieden,
Sind Schmerzen sie selbst. O trauriges Loos, wohl werth unsterblicher Thränen,
Wie ein Gott sie geweint!
MOPSUS.
Doch seyd ihr erlöst, was thut ihr, luftige Geister?
SALOME.
Wir tanzen den Reihn und berühren im Flug mit schwebenden Sohlen die Sterne.
MOPSUS.
Was kann ich dir thun?
SALOME.
Viel, viel, wenn du willst; doch
halt' ich das Beste geheim noch.
MOPSUS.
Nein, sprich, was ich soll?
SALOME.
Was wolltest du denn mit der
Gabel beginnen, o Mopsus?
MOPSUS.
Ich wollte damit auch Kinder und Weib dort unter die Sterne versetzen;
Doch tadelst du das, so –
SALOME.
Genire dich nicht! thu was der Instinkt dir gebietet!
Man metzelt in neuen Tragödien auch schlechtweg, nach kurzer Versuchung.
MOPSUS.
Doch, wenn du befiehlst –
SALOME.
O nein! wie gesagt, ich billige deine Begierden.
[74]
MOPSUS.
Doch möcht' ich dich noch ausfragen, warum –
SALOME.
Jetzt nicht, da verronnen die Zeit ist:
In den Kerker zurück eilt jetzt mein Geist, und schmachtet entgegen der Freiheit:
O Erlösungstag, wann seh' ich entzückt die Vergoldungen deiner Aurora?

Sie verschwindet.
MOPSUS.
Vortrefflicher Geist! Du erriethst mich gleich, wohl kennst du das menschliche Herz recht.
Nun könnt' ich vor Muth mein ganzes Geschlecht, als wär's Pappdeckel, zerstechen!
O Gabel, du bist in der Hand mir jetzt der plutonische, gräßliche Zweizack!
Jetzt könnt' ich mit dir, in titanischer Kraft, aufgabeln als Kugel den Erdball,
Ihn laden, und dann todtschießen mit ihm die gestirnten Armeen des Himmels!
Was hör' ich denn da?

Mopsus, Schmuhl der über die Mauer steigt.
SCHMUHL.
Wenn der Hund nicht bellt, so
vollend' ich den herrlichen Anschlag.
MOPSUS.
Was dringt für ein Ton durch Nebel und Nacht? Ist denn schon wieder ein Geist hier?
SCHMUHL.
Wer wandelt denn dort?
MOPSUS.
He! He da, Gespenst! Gib
Antwort! Wenn du ein Geist bist,
So verhindre mich nicht an der löblichen That, und laß den gefundenen Schatz mir!
SCHMUHL.
Den gefundenen Schatz? O weh mir, weh!
MOPSUS.
Gib Antwort, wenn du ein Geist bist!
SCHMUHL.
Auch ohne das, Freund! Wir kennen uns ja, als künftige Reisegenossen.
[75]
MOPSUS.
Wie? Crusoe, du? Wie kamst du herein in den Hof und eben um die Zeit?
SCHMUHL.
Das Gewitter, du hast es gesehen; es schlug mich ein Blitz schnurstracks in den Hof her.
MOPSUS.
Das wundert mich doch! Im Uebrigen kannst du mich während der Reise begleiten;
Denn ich gehe noch heut und bedarf recht sehr des erfahrenen Wandergefährten.
SCHMUHL.
Aber laß uns jetzt eintreten ins Haus, ich helfe dir packen, Geliebter!
MOPSUS.
O es ist schon gepackt, nichts nehm' ich mit mir, als eine Schatulle von Eisen.
Bleib hier nur im Hof, gleich kehr' ich zurück, dann können wir Alles besprechen;
Jetzt laß mich hinein, ich nehme nur noch von Weib und Kinderchen Abschied.

Ab.
SCHMUHL.
Abtrünniges Glück! So muß ich mich denn mit der Hälfte des Schatzes begnügen?
O Geld! Was opfert das Menschengeschlecht nicht dir und deinem Besitzthum?
Dir wuchert der Filz, und der Sämann sät nur dir, es bezieht der Soldat blos
Die Parade für dich und exerzirt, und der Schreiber copirt, und es gucken
Buhldirnen für dich zum Fenster heraus, ja, Schornsteinfeger zum Schornstein!
Vor den Uebrigen ziehst du das Judengemüth dir zu, wie ein Schiff der Magnetberg.
Aber Eins verleihst du, o himmlisches Geld, was Wenige, die dich besitzen,
Zu besitzen verstehn, zu genießen verstehn, was ist dieß Eine? die Freiheit.

Er wirft den Mantel ab und tritt als Chorus an den Rand der Bühne. Der Himmel wird wieder hell und die Gestirne treten hervor.

O goldne Freiheit, der auch ich entstamme,
Die du den Aether, wie ein Zelt, entfaltest,
[76] Die du, der Schönheit und des Lebens Amme,
Die Welt ernährst und immer neu gestaltest;
Vestalin, die du des Gedankens Flamme
Als ein Symbol der Ewigkeit verwaltest:
Laß uns den Blick zu dir zu heben wagen,
Lehr' uns die Wahrheit, die du kennst, ertragen!

Du wolltest gütig uns das Wort verleihen,
Das als ein Funke deinem Herd entglommen,
Du, die du gibst ihm deine sieben Weihen,
Durch die's der Menschen Herzen eingenommen,
Die du es tönen lassest und gedeihen
Vom Rednerstuhl, dem weltlichen und frommen:
Leih' auch den Genien dieses heitern Ortes
Den schönsten Ausdruck des lebend'gen Wortes!

Wer hier zum Volke spricht in stolzen Tönen,
Der sey auch würdig vor dem Volk zu sprechen;
Entnervendes zu bieten statt des Schönen,
Ist an der Zeit ein Majestätsverbrechen.
Zeigt ihr der Väter sonst'gen Ruhm den Söhnen,
So sucht, durch stille Größe zu bestechen,
Und wollt ihr treffen mit des Witzes Strale,
Kredenz' euch Anmuth erst die Zauberschale!

Doch laßt ihr stets euch voll Geduld beschenken
Mit allen Gattungen von Mißgebilden,
Die höchst possirlich jedes Glied verrenken,
Um zu gefallen euch, den Allzumilden;
Doch hoffe Keiner ohne tiefes Denken
Den ew'gen Stoff zur ew'gen Form zu bilden,
Und schwierig ist's, mit Würde sich zu fassen
Auf einem Stuhl, den Schiller leer gelassen.

Lernt erst das Edle kennen und erproben,
Und scheiden lernt den Schwätzer vom Propheten!
Wie lange wollt ihr diese Reimer loben,
Die fremdes Mehl, doch ohne Würze, kneten?
Verlangt ihr Großes, hebt den Blick nach Oben,
[77] Denn nicht herunter steigen die Poeten,
Und selten wird euch schmeicheln ihre Strenge:
Die Kunst ist keine Dienerin der Menge.

Was frommt's dem Stümper, einen Kranz zu tragen,
Und wenn ihr brächtet ihn auf seidnem Kissen?
Im Innern muß ihn blos die Sorge nagen,
Ein so gemeines Haupt bekrönt zu wissen:
Wer Schönes bildet, kann dem Preis entsagen,
Er kann ein Land, das ihn verkennt, vermissen:
Wer Dichter ist in seiner Seele Tiefen,
Der fühlt von Lorbern seine Schläfe triefen!

Der Frühling kommt, ihr könnt es nicht verwehren;
Die Luft erquickt, ihr könnt sie nicht verschließen;
Der Vogel singt, ihr könnt ihn nicht belehren;
Die Rose blüht, es darf euch nicht verdrießen;
Und naht ein Dichter, eure Lust zu mehren,
So lernt ihn auch im vollsten Maß genießen,
Anstatt sein Thun beständig zu verneinen:
Was soll der Mond denn anders thun als scheinen?

4. Akt

[78] Vierter Akt.

Vor dem Hause des Mopsus.

MOPSUS.
Wie bin ich froh, daß meiner Frau Nachkommenschaft,
Sie selbst mit ihr, gesegnet alles Zeitliche!
Man wird doch vieler Sorgen mit den Kindern quitt,
Auch gilt als Wünschenswerthestes ein früher Tod,
Wie meine Kleinen fanden durch das Gäbelchen.
Dann war das Weib ein Meisterstück von Gottes Zorn:
Wär' ich in England, hätt' ich lange sie verkauft,
Was aber soll ich machen in Arkadien?
Hier sind die Frau'n stets über oder unterm Preis.
Falsch war sie, das bezweifelt kaum ein Skeptiker:
Nicht falscher ist das rege Flammenelement,
Das listenreiche, täuschende, verfängliche,
Salamanderkörperbildungenernährende!
Oft sagt' ich ihr, wenn Keiner just zugegen war:
O hättest du mehr Gürtel als das Gürtelthier,
Du löstest doch die sämmtlichen um Weniges!
Und hätt' ich sie verschonen sollen? Nimmermehr!
Die Tugend großer Seelen ist Gerechtigkeit.
Doch fort ans Cap, und lassen wir die Todten ruhn!
Wo aber bleibt denn Crusoe, der Kinderfreund?

Mopsus, Schmuhl.
SCHMUHL.
Die Kutsche steht im nächsten Busch bereit bereits,
Und auch gepackt ist Alles.
MOPSUS.
Danke, Crusoe!
Doch fällt in diesem Augenblick noch Eins mir bei:
Du weißt doch, was die Polizei Steckbriefe nennt?
SCHMUHL.
Visitenkarten, die man an den Spiegel steckt?
[79]
MOPSUS.
Nicht ganz. Genug, ich fürchte diese Briefe sehr,
Und darf als Mopsus keineswegs die Reise thun,
Auch reisen Schäfer selten in Arkadien.
SCHMUHL.
Dann mußt du dich verkleiden, scheint's.
MOPSUS.
Als was jedoch?
SCHMUHL.
Je nun, als Musterreiter, wenn dir das gefällt.
MOPSUS.
Ich reite gar nicht, wenigstens nicht musterhaft.
SCHMUHL.
Als Virtuos auf irgend einem Instrument.
MOPSUS.
Ich blase keins, auf welchem man Concerte gibt.
SCHMUHL.
Als Einer, der Gastrollen spielt, als Bühnenheld.
MOPSUS.
Als Held, o Gott! Ich bin ja kaum drei Spannen lang.
SCHMUHL.
Als reisender Gelehrter willst du nicht?
MOPSUS.
O pfui!
SCHMUHL.
Auch wohl als Handwerksbursche nicht?
MOPSUS.
Ich fechte nicht.
SCHMUHL.
So besteig' als Passagier den Hinrichs.
MOPSUS.
Was ist das?
SCHMUHL.
Ein Obertollhausüberschnappungsnarrenschiff.
MOPSUS.
Wo man den Faust scholastizirt? Da fahr' ich nicht!
SCHMUHL.
Nur Einer Art von Reisenden gedenk' ich noch.
MOPSUS.
Die ist?
SCHMUHL.
Als eine Brittin.
MOPSUS.
Wie?
SCHMUHL.
Als englische
Gemahlin eines reichen Lords. Ich spiele gern
Den Kammerdiener.
[80]
MOPSUS.
Allerdings das scheint mir klug!
Ich wäre dann aufs Sicherste verkappt dabei,
Und hinge stets den Schleier vor. Wo kriegen wir
Den Lord jedoch?
SCHMUHL.
Wir machen überall bekannt,
Daß er aus langer Weile jüngst gestorben ist.
MOPSUS.
Doch was den Reichthum anbelangt, so weißt du ja,
Daß stets die große Kiste noch unaufgesprengt.
SCHMUHL.
Laß mich nur sorgen! Was ich will, vermag ich auch.
Den Mond vom Himmel zieh' ich, wenn es mir beliebt,
Als Negromant, und als ein zweiter Archimed
Nehm' ich der Erde Hemigloben in die Hand!
MOPSUS.
Die Hemigloben allenfalls, worauf man sitzt.
SCHMUHL.
Die ohnedem. Der ew'gen Sphären Harmonie
Sperr' ich, wie ihr die Nachtigall, in Käfige.
MOPSUS.
Sprich doch von dir bescheidener, o Crusoe!
SCHMUHL.
Ein großer Mensch spricht edel von der Welt und sich,
Ein kleiner klein und niedrig; aber das gefällt, s;
Das nennen dann die Niedrigsten Bescheidenheit.
MOPSUS.
Verschone mit Sentenzen mich, o Crusoe!
SCHMUHL.
Genug! Ich öffne deinen Schatz, ich führ' es aus,
Und sollten drohn mir alle Schauder der Natur,
Der Tod von Basel und der Neid von Weißenfels.
MOPSUS.
Ich geh' in irgend eine Trödelbude jetzt,
Und schaffe mir die Kleider einer englischen
Milady an.
SCHMUHL.
Ich eile fort und kaufe Thee,
Denn ohne Thee reist keine Lady.
MOPSUS.
Wehe mir!
Thee trinken muß ich? Kaufe doch zum wenigsten
Wohlfeilen ein, Hollunderthee.
SCHMUHL.
Der treibt den Schweiß.
[81]
MOPSUS.
Was mögen erst die andern treiben!
SCHMUHL.
Schnell davon!
Ich höre Leute kommen.

Beide ab.
Damon tritt auf.
DAMON.
Wo der Schmuhl mir bleibt,
Muß ich mich doch erkundigen. Wie leicht, daß ihn
Der rohe Mopsus, wenn er ihn ertappt, entleibt!
Wenn ich es wünschen könnte, wär' es etwa nur,
Um beizusitzen einem Kriminalprozeß,
Was für die Menschenkennerschaft höchst förderlich.
War etwa Shakespear irgend Kriminaljurist,
Da es heißt in den ästhetischen Compendien,
Daß er ein Menschenkenner war? Doch conterfei'n
Ihn Andre wieder anders, und er mahlt sich selbst
Als Einen, der die Nase nicht in Alles steckt,
Verschlossen, still, zartfühlend bis zum Eigensinn,
Und in sich eine größre Welt als außer ihm.
Ist das gegründet, würd' ich, wär' ich Präsident
Von einer wissenschaftlichen Akademie
Aufstellen als Preisfrage diesen kurzen Satz:
Wo nehmen denn die Dichter die Gedanken her?
Viel weiß man, wenn man das nur weiß. Man schickte dann
Compilatoren, Schwätzer und Pedanten hin,
Die voll von Mitleid auf Poeten niedersehn,
Und sich so viel auf ihre Sitzgelehrsamkeit
Einbilden, um zu lernen, daß es außer dem
Buchstaben noch was Andres gibt in Gottes Welt.
Allein, was fall' ich aus der Rolle? Sehn wir erst
Nach unserm Schmuhl, o hieß' es doch nach unserm Schatz!

Er geht ins Haus, Sirmio kommt von der andern Seite.
[82]
SIRMIO
singend.
O wonnigliche Reiselust,
An dich gedenk' ich früh und spat!
Der Sommer naht, der Sommer naht,
Mai, Juni, Juli und August,
Da quillt empor,
Da schwillt empor
Das Herz in jeder Brust.

Ein Thor, wer immer stille steht,
Drum Lebewohl und reisen wir!
Ich lobe mir, ich lobe mir
Die Liebe, die auf Reisen geht!
Drum säume nicht,
Und träume nicht
Wer meinen Wink versteht!

Sirmio, Damon.
SIRMIO.
Aus dem Hause stürzt der Schultheiß? Was ist das? Was ist geschehen?
DAMON.
Jammer über Jammer! Wehe! Wehe mir! Was mußt' ich sehen!
SIRMIO.
Blutig ist er, in den Händen hält er eine blut'ge Gabel.
DAMON.
Ha! Das geht noch über Kain, Kain schlug doch blos den Abel!
SIRMIO.
Ei, warum so früh, Herr Schultheiß, und aus welchem Interesse
DAMON.
Was für Untersuchungskosten! Was für Kriminalprozesse!
SIRMIO.
Hört ihr mich denn nicht, Herr Schultheiß? Sagt mir nur, woher so frühe?
DAMON.
Eile selbst hinein zum Mopsus, und erspare mir die Mühe!

Sirmio ab.
DAMON.
Nein! Ich beb' an allen Gliedern! Hätte Schmuhl mir das begangen?
[83] Einen Universitätsfreund sieht man doch nicht gern gehangen!
Er, der in Moralcollegien schlummernd neben mir gesessen!
Zwar, es kann der beste Mensch sich einen Augenblick vergessen!
Doch in einigen Minuten hat er das wol nicht verbrochen,
Sicher hat er an so Vielen stundenlang herumgestochen.
Läßt er nicht sich doch vertheid'gen? Bin ich denn umsonst belesen?
Ließe sich denn nicht behaupten, daß es blos ein Spaß gewesen?
Daß die Kinder Wechselbälge, die zu tödten nur zur Ehre
Kann gereichen? Dann auch sind ja Gabeln keine Mordgewehre:
Selbst in Raupachs Trauerspielen sah man nie mit Gabeln spießen.
Weiß man, ob sich nicht die Kleinen etwa selbst zur Ader ließen?
Ob sie nicht sich duellirten, weil um's Butterbrod sie schmollten?
Ob sie nicht Ideen hatten, und für diese sterben wollten!
Ist denn auch der Tod ein Uebel? Ist er wirklich ein Verderben?
Ja, sogar der beste Mensch, was kann er Bess'res thun als sterben?
SIRMIO
zurückkehrend.
Weib und Kinder! Welch Entsetzen! O weswegen kam ich später
Als der Räuber an, der Mörder? Wehe dir, verruchter Thäter!
DAMON.
Ich der Thäter? Rast der Bursche?
SIRMIO.
Wer denn sonst? Das möcht' ich wissen!
Seiner Geldbegierde wegen haben sie ins Gras gebissen.
DAMON.
Phyllis hatte falsche Zähne, ja die Kinder fast noch keine.
[84]
SIRMIO.
Wie? Er spottet noch, Verruchter? Sah man eine Schuld wie Seine?
Doch Er soll mir kahler werden, als ein Vogel in der Mause!
DAMON.
Bin denn ich der Mörder, Gimpel?
SIRMIO.
Nun, was that Er sonst im Hause?
Hält Er nicht die blut'ge Gabel noch in Händen? Soll ich schweigen,
Geb' Er mir den Schatz, wo nicht, so geh' ich fort, es anzuzeigen.
DAMON.
Weiß denn der nun auch vom Schatze? Sirmio, laß mich ziehn in Ruhe!
SIRMIO.
Mörder! Mörder!
DAMON.
Ei beileibe!
SIRMIO.
Nun, wo hat Er denn die Truhe?
DAMON.
Hätt' ich sie, wie gerne theilt' ich sie mit dir aus alter Liebe!
SIRMIO.
Mörder! Mörder!
DAMON.
Ei beileibe!
SIRMIO.
Mörder! Mörder! Diebe! Diebe!

Ab.
DAMON.
Dämonisches Loos, das just jetzt mich, zur mißlichsten Stunde hiehertrieb!
Wie errett' ich mich nun? Wie wend' ich von mir den Verdacht, der allzuberedt spricht?
Ich ergreife die Flucht! In der Nähe zumal ist ja die arkadische Gränze.
Ach, aber zu Fuß, und ohne Kredit, und ohne die nöthige Baarschaft,
Wie frist' ich das Ding, das Leben genannt wird unter den Physiologen?
Mit dem Dinge vielleicht, das bei Polizeidirektorien Betteln genannt wird?
Wie romantisch dacht' ich mir doch vormals das gemüthliche Leben der Bettler!
[85] Wenn geschäftslos sie, durch Nichtsthun fett, Almosen erzwingen vom Mitleid,
Wenn sie sorglos ziehn in den Städten umher, durch sonnige Dörfer und Märkte,
Das Erhaschte sogleich aufzehren und nichts in den lumpigen Taschen behalten,
Stets leicht und vergnügt und sodann ausruhn im blühenden Schatten der Linde,
Und dabei, gleichsam wie ein ernstes Geschäft abfangen den hüpfenden Floh sich!
Aber jetzt däucht mich's ein beschwerliches Loos, um Pfennige flehen mit Inbrunst.
Doch muß ich daran! ja, fort! fort! fort! Sonst köpfen sie ohne Verzug mich.
Bin ich weg, dann mögen sie ohne Verzug in effigie mich an den Galgen
Festnageln, wo Stoff ich liefere dann für eine Tragödie Deutschlands,
Auf daß des Absurden Absurdestes auch selbst fühle, wie sehr es absurd ist,
Und ein Volk es bewundre, vor welchem zugleich Iphigenie steht und Pandora!
Jetzt fort, denn man kommt!

Ab.
Schmuhl tritt auf.
SCHMUHL.
He, Damon! he! Der nimmt ja gewaltigen Reißaus;
Was hat er im Kopf? Doch sey's, wie's sey, mein Schäflein bring' ich ins Trockne.
Da kommt ja der Mopsus als Lady bereits, mit seinem entsetzlichen Strohhut.

Schmuhl, Mopsus.
MOPSUS.
Hier steh' ich verkappt als brittisches Weib; doch kommt mir das Englische hart an:
[86] Kein voller Accent, und ein Sprachwirrwarr, und stets einsylbige Wörtlein:
Nie könnt' ich damit anapästischen Schwung in die raschen Tetrameter zaubern;
Da lob' ich mir doch vielgliedrige, ja, weltkugelumsegelnde Worte.
Dieß führt mich zurück auf unsere Fahrt. Hier hab' ich ein Reiseverzeichniß,
Marschroute genannt, denn wir ziehn doch wohl durch Deutschlands beste Provinzen,
Und du wirst mir dabei angeben, was mir Merkwürdiges etwa zu schau'n ist.
Hier unten zuerst am östlichsten Punkt steht Wien, Augarten und Prater.
SCHMUHL.
Ein bewässertes Land, von Gelehrten bewohnt, die aber dem Griechischen abhold,
Und ein Volkslustspiel, das lustiger ist, als sämmtliche deutsche Theater.
MOPSUS.
Das dacht' ich mir wohl. Nach München sodann –
SCHMUHL.
Dort ist jetzt Alles in Gährung:
Wer weiß, was es gibt?
MOPSUS.
Ueber Augsburg dann –
SCHMUHL.
Wo die Fugger zu Hause.
MOPSUS.
Nach Stuttgart.
SCHMUHL.
Von dorther dringt ein gemüthlicher Ton zartfühlender, heimischer Lieder.
MOPSUS.
Dann zieht sich der Weg über Onolzbach –
SCHMUHL.
Dort siehst du das Uzische Denkmal.
Im selbigen Jahr, als Uz abstarb, und zwar im herrlichen Weinmond,
Ward dort überdieß noch ein zweiter Poet höchst würdigen Aeltern geboren:
Doch löst er dem Uz sein Schuhband kaum, und war ein geringer Ersatz blos.
[87]
MOPSUS.
Nach Dresden sodann –
SCHMUHL.
Dort möcht' ich, wenn dort nicht
wären so schöne Gemälde,
Auch gemalt nicht seyn.
MOPSUS.
Dann leiden wir fast Schiffbruch
im berlinischen Sandmeer.
SCHMUHL.
Dort lehre man uns, wie man Sprache verdirbt, mit Schrauben sie foltert und radbricht:
Was geschmacklos ist, manirirt und gesucht, das ging vom süßen Berlin aus.
Beduinische Kunst, kritisirende blos kommt fort im dasigen Klima,
Und gesellt ist ihr, in Geschwisterlichkeit despotische, feile Scholastik.
Doch werd' auch diese spartanische Stadt durch Lob und Gesänge verherrlicht,
Denn des Volks Aufschwung, in heroischer Zeit, der ging vom großen Berlin aus!
MOPSUS.
Dann schiffen wir uns bei Hamburg ein.
SCHMUHL.
Nun geht's die verödete See durch;
Nur treib' uns nicht ein verdrießlicher Wind nach meiner ermüdenden Insel.
MOPSUS.
Hier find' ich nur noch Sankt Helena's Strand.
SCHMUHL.
Dort siehst du die Stürme des Weltmeers,
Und feierlich klingt's, wenn die Fluth aufrauscht, wie homerische Heldengesänge.
MOPSUS.
Nun, Crusoe, rasch in die Kutsche hinein!
SCHMUHL.
Nur Eins noch will ich dich fragen:
Was thun wir zuerst an der Hoffnung Cap?
MOPSUS.
Wir bauen ein neues Theater.
SCHMUHL.
Und die Bauart sey?
MOPSUS.
Im dorischen Styl.
SCHMUHL.
Was setzen wir in die Metopen?
[88]
MOPSUS.
Abbildungen wohl von den Affen des Cap's und die Schicksalsdichter dazwischen.
SCHMUHL.
Jetzt weiß ich genug, ich folge dir nach.
MOPSUS.
O wären wir über der Gränze!

Ab.
SCHMUHL
als Chorus.
Eh' ich in den Wagen steige, bring' ich euch noch hier zu Fuß
Unsres euch bekannten Dichters euch bereits bekannten Gruß!
Merkt ihr endlich, liebe Christen, zwischen diesem seinem Lied
Und den sonstigen Comödien einen kleinen Unterschied?
Merkt ihr endlich, daß es komisch keineswegs ihm dünkt und fein,
Euch Gemeines nur zu geben und zu geben es gemein?
Nein! Was häßlich scheint und niedrig, und entblößt von Halt und Norm,
Werde zierlich wie das Schöne, durch des Geistes edle Form!
Nichts von Allem, was das Leben euch vergiftet, fecht' euch an,
Alles taucht die Hand des Dichters in der Schönheit Ocean!
Nicht allein der Glauben ist es, der die Welt besiegen lehrt,
Wißt, daß auch die Kunst in Flammen das Vergängliche verzehrt!
Widerfahre denn auch unserm Freunde Billigkeit und Recht:
Seyd ihr taub, so höre du ihn, ungeborenes Geschlecht!
Denn es werden gute Geister schweben über seinem Wort,
Wenn es geht von Mund zu Munde, wenn es wechselt Ort um Ort!
O wie manche Quasidichter, (sie zu nennen fehlt die Zeit,)
Die man ihm als Muster lobte, ließ er hinter sich so weit!
[89] Gerne beugt er sich der Stirne, die ein Zweig mit Recht umlaubt,
Beugt vor Goethe's greisen Schläfen ein noch nicht bekränztes Haupt;
Doch vor Eingedrungnen, sey'n sie auch begabt mit Sinn und Witz,
Die er nicht erkennt als Meister, springt er nicht empor vom Sitz.
Größres wollt' er wohl vollenden; doch die Zeiten hindern es:
Nur ein freies Volk ist würdig eines Aristophanes.
Zwar der Dichter freut sich eines großgesinnten Königs Gunst,
Doch Europa's Seufzer steigen um ihn her als Nebeldunst!
Da der Sonnenstrahl der Freiheit seine Tage nicht erhellt,
Gibt er, statt des Weltenbildes, nur ein Bild des Bilds der Welt.
Mag er wissen, was vom deutschen Schaugerüst man sich verspricht,
Wie es steht in deutschen Landen, frage man Poeten nicht!
Einem spätem Meister überläßt er die berühmte That,
Volk und Mächtige zu geißeln, ein gefürchtet Haupt im Staat.
Zürnt ihr ihm, wenn seine Feder, die die Bühne sich als Stoff
Auserkoren, von Satyre, wie die Reb' im Lenze, troff?
Der Begeisterung Altäre sind in Dampf gehüllt und Qualm,
Und im Pantheon der Helden singen Pfuscher ihren Psalm:
Wo Gestalten schreiten sollten, schwebeln Schatten, leer und hohl,
Und der Dichter sagt den Brettern ein entschiednes Lebewohl!
[90] Wehe Jedem, der vertrauend unter ein Geschlecht sich mischt,
Welches heute klatscht der Thorheit, und der Wahrheit morgen zischt;
Ein Geschlecht, das gern die Mühe, Großes zu verstehn, erspart,
Ach, und dem den Sinn des Schönen nie ein Gott geoffenbart!
Das jedoch, mit dreister Stirne, Jeden gleich zu meistern denkt,
Der der Kunst sein tiefstes Sinnen, ja das Leben selbst geschenkt;
Ein Geschlecht, das stets zerrissen, stets vom Halben halb erfaßt,
Jede Seele, die als Ganzes sich harmonisch rundet, haßt!
Gönne das Geschick dem Dichter nur den Wunsch, für den er glüht,
Bald sich in ein Land zu flüchten, wo die Kunst so reich geblüht,
Bis zuletzt die deutsche Sprache seinen Ohren fremder tönt,
Eine Sprache, die sich ehmals unter seiner Hand verschönt:
Ja, dann mag er sterben, wie es schildert euch ein früh'res Lied,
Lanzenstiche viel im Herzen, als der Dichtkunst Winkelried!

5. Akt

[91] Fünfter Akt.

Saal im Gasthof zur Gabel.

DER WIRTH
allein.
Verdächtig kommt mir diese fremde Lady vor,
Die nie den Schleier lüftet und so wenig spricht.
Reich mag sie seyn, nach Allem, was der Diener sagt,
Steinreich; doch eine Fledermaus an Häßlichkeit,
Wenn nicht was Fürchterlich'res noch dahintersteckt,
Man hat Exempel in der Zeit, daß Affen selbst
Auf Reisen gingen, Urangutangs ihren Geist
Ausbildeten und hie und da schriftstellerten.
Doch bergen Solche mit Bedacht ihr Angesicht,
Und bleiben stets, wie Recensenten, anonym.
Vielleicht auch ist die Lady die berüchtigte
Prinzessin mit dem Schweinerüssel, welche sich
Vormals in Deutschland sehen ließ, wiewohl man glaubt,
Daß eine blos symbolische Person sie war,
Des deutschen Nationalgeschmacks Versinnlichung;
Denn blos Gemeines nutzt sich ab in der Hand des Volks,
Wie würde gang und gäbe das Erhabene?
Auch fällt noch eine dritte Möglichkeit mir ein:
Vielleicht, daß einst der guten Lady Mutter sich
An Herrn von X versehen hat, und hinter drein
Ein Demagogenriechernashornsangesicht
Zur Welt gebracht, ein immerwährend schnüffelndes.

Wirth. Schmuhl.
SCHMUHL.
Hat man der Lady Thee servirt?
WIRTH.
Drei Kannen voll;
Reicht's hin?
SCHMUHL.
Es reicht. Doch zündet jetzt die Lichter an.
[92]
WIRTH.
Sogleich!

Ab.
SCHMUHL.
Da steht der verwünschte Schatzbehälter noch,
Zwar uneröffnet, aber schwer wie Blei. Ich ließ
Hier in den Vorsaal setzen ihn geflissentlich:
Vielleicht gelingt mir's heute Nacht im Mondenschein
Ihn fortzuschaffen, während unsre Lady schnarcht,
WIRTH
zurückkommend.
Die Dame sitzt ja stets im Schleier. Ist sie schön?
SCHMUHL.
Nicht eben blendend.
WIRTH.
Aber doch auffallend?
SCHMUHL.
Ja,
So ziemlich.
WIRTH.
Das vermuth' ich. Wird sie reich geschätzt?
SCHMUHL.
Was meint ihr, daß dem Postillon Trinkgeld sie gab?
WIRTH.
Je nun, vielleicht dasselbige was Geliert einst,
Um das Rhinoceros zu sehen, eingesteckt?
SCHMUHL.
Ein Stück Papier als unbegränzten Wechselbrief,
Zahlbar für Jeden, und einige Besitzungen
Im Norden Grönlands.
WIRTH.
Himmlische Verschwenderin!
Den Göttern dank' ich, daß sie dich ins Haus geführt!
SCHMUHL.
Vielleicht, wenn etwa morgen ihr die Zeche macht,
Gibt sie zum Angedenken euch Australien.
WIRTH.
Wie konnte sie so Vieles denn erübrigen,
Wofern sie nicht aus fürstlichem Geblüte stammt?
SCHMUHL.
Das fragt bei Rothschilds, oder sonst in Israel.
Ich lege nachgerade mich zu Bette jetzt.

Ab.
WIRTH.
Schlaft wohl! – das nenn' ich einmal eine Reisende!
[93] Wenn aber diese Lady nicht ein Töchterchen
Von einem Dalai Lama, ja, Großmogul, ist,
So will ich nicht der Speisewirth zur Gabel seyn!
Sie ist vielleicht dieselbe Tibetanerin,
Von welcher neulich mitgetheilt ein Reisender,
Daß sie die künft'ge Heldin eines Trauerspiels
Des Dichters wäre, der die Schuld geschneidert hat,
Die Geschichte war höchst tragisch, ungefähr wie folgt:
Ein frommer Taschenspieler ging als Missionär
Nach Asien und verliebte sich mit Leidenschaft
In eine junge, tibetanische Person,
Hübsch, reich, ein wahres Muster von Vollkommenheit.
Doch um sie zu besitzen, soll der Bräutigam
Den Glauben wechseln, eine Sache, die vorerst
Ihm nur geringe Skrupel macht. Er dachte so:
Da doch auf keine Weise sich das Christenthum
Anheischig macht, in dieser Welt die Herzen schon
Zu beglücken, durch harmonische Befriedigung in
Des ganzen Menschen, wie es das Heidenthum gethan,
Da es höchst naiv jenseitiges Glück allein verspricht,
So reicht's ja hin, in der andern Welt ein Christ zu seyn
In dieser blos ein Glücklicher, was Jeder wünscht.
So dachte dieser Philosoph und Proselyt.
Nun aber kam das Schwerste, was er nicht bestand:
Er soll, um zu bewähren sich als Gläubiger,
Verzehren eine Speise, die, bereits verdaut,
Im Darm des Dalai Lama schon gewesen war.
Er stutzt, er kommt auf keine Weise zum Entschluß:
Umsonst beschwört der Priester ihn, der Lama selbst,
Die Geliebte läßt ihn ihre Reize hoffend schau'n,
Und bringt auf goldnem Teller ihm die Süßigkeit.
Vergebens! Stets noch zaudert er, und kehrt sich ab,
Und Eckel frißt der Seele tiefstes Mark ihm auf.
(Wie wird der große Dichter diesen großen Kampf
Uns conterfei'n, den ärgsten, den ein Mensch gekämpft,
In einem wahren Meisterstück von Monolog!)
[94] Beleidigt tritt die Tibetanerin zuletzt
Von ihm zurück, um einem Eingeborenen
Die Hand zu reichen. Dieser führt sie zum Altar.
Der Missionär verzweifelt, krampfhaft windet sich
Sein Innerstes, von eifersüchtiger Qual bewegt.
Und horch! Auf einmal jubelt es im Tempel auf:
Halt! Halt! Er hat gegessen das Geheiligte,
Er ist der Sieger seiner selbst, bekrönet ihn!
Doch ach, zu spät! die Beiden waren schon vermählt.
Welch eine Lage! Wehe! Welch ein tragisches
Geschick für unsern Helden! Mit den Zähnen knirscht
Er laut, und schlägt die Stirne sich, und flucht sich selbst,
Umsonst vollbracht' ich, heulet er, das Gräßliche!
O wehe, wehe, wehe, wenn die Pole sich
Berühren, und des einen Pols Produkte durch
Den andern Pol verschlungen werden, wehe dann!
Er spricht's, und nun, in jenen widersinnigen,
Hiatusreichen Halbtrochä'n, die Jeder kennt,
Wo bald ein Reim sich findet, bald auch wieder nicht,
Bricht unser Missionarius den Geist heraus,
Versteht sich, blos den Müllnerischen, doch vermischt
Mit eines Lama's heiligem Ingrediens.

Wirth, Damon.
DAMON.
Seyd ihr der Wirth zur Gabel?
WIRTH.
Ja, zu dienen, Herr!
DAMON.
Kann ich ein Obdach finden hier, für diese Nacht?
WIRTH.
Die Stuben zwar sind schon besetzt; doch wollt ihr hier
Im Saale bleiben, schaff' ich eine Streu herein!
DAMON.
Ich ziehe vor, zu schlafen auf dem Kanapee.
WIRTH.
Wie's euch beliebt. Doch bitt' ich, schnarcht mir nicht zu laut!
[95] Hierneben schläft die reichste Lady von der Welt.
Seht hier die Kiste, welche voll von Louisd'ors,
Doch ist das nichts, verglichen mit dem Uebrigen!
Zwar ganz geheuer ist sie nicht, den Schleier legt
Sie nie von sich, und ihre Mutter hat vielleicht
Sich in Berlin, wie's häufig dort geschieht, versehn.
Doch geht man leicht darüber weg, ein Billionär
Darf bis auf einen gewissen Grad unleidlich seyn.
Doch seyd ihr müde, wie mir scheint, gehabt euch wohl,
Und macht euch hier, so gut ihr könnt, im Saal zurecht;
Bis morgen räumt die Lady dort das Kabinet.

Ab.
DAMON.
Hier wär' ich nun wohl vom Galgen befreit; doch hungrig und ärmer als Hiob!
Wie werd' ich die Nacht, und den kommenden Tag, und die kommenden Tage verbringen?
Nichts könnt' ich mit mir fortnehmen, ja nicht einmal die gelehrten Excerpten,
Die in Deutschland kein Buchhändler verschmäht und verabsäumt hätte, das weiß ich:
Was recht schwerfällig und ledern erscheint, das halten die Deutschen für gründlich,
Denn diese Nation saalbadert so gern, saalbadert herab von der Kanzel,
Saalbadert zu Haus, saalbadert sodann vor Gericht, saalbadert im Schauspiel;
Drum sind auch blos Saalbader in Gunst bei ihr, Saalbader in Achtung;
Drum liest sie nur dich, statt Goethe und statt Jean Paul, saalbadernder Clauren,
Und blättert, anstatt in der Bibel, in euch, saalbadernde Stunden der Andacht!
Ach, während der Wirth mir erzählte, befiel mich im Herzen die stärkste Versuchung:
O hätt' ich doch nur die geringste Partie vom Riesenvermögen der Lady!
[96] Sie könnte mir wohl abtreten ein Theil, nur ein Röllchen Dukaten als Zehrgeld:
Es erfordert ja doch ein gerechtes Gesetz gleichmäßige Gütervertheilung!
O könnt' ich doch nur aufsprengen dahier die gewaltige Kiste von Eisen!
Aber das ist ganz unmöglich, scheint's, da zu stark und fest sie verwahrt ist.
Mag seyn, daß drinnen im Schlafkabinet zur Seite der Lady die Börse
Auf dem Nachttisch liegt, die könnt' ich ja wohl, ganz ohne Gefährde, stipitzen.
Doch würde mir wach die Britannierin? Dann müßt' ich verstopfen den Mund ihr.
Wie verhängnißvoll, daß gerad' ich noch mithabe die Gabel des Mopsus!
Nur ein Stich, so spaziert noch heute mir durch elysäische Felder die Lady:
Glückseliges Loos! Auch sagte der Wirth, sie wäre vermuthlich ein Scheusal.
Hat Herkules nicht von solchem Gethüm die gesäuberten Länder befreit einst?
Und thu' ich es auch, kann seyn, daß sie mir auch Tempel errichten und Statuen.
Nun will ich hinein, doch horch! mir scheint, daß eben die Lady heraus will.

Damon, Mopsus.
MOPSUS.
Was fliehst du mich, Schlaf? Ihr Ahnungen, ach! was legt ihr euch über die Brust mir,
Wie ein Alp, der fest sich die Klau'n einklemmt in den athmenden Busen des Mägdleins?
DAMON.
Das wundert mich sehr, daß sie Mägdlein ist annoch; doch sagt sie es selbst ja.
MOPSUS.
O mußte denn auch der Gasthof just zur goldenen Gabel getauft seyn!
[97]
DAMON.
Was flüstert sie da von der Gabel, sie hat mich am Ende belauscht, die Verschmitzte.
MOPSUS.
Abscheulicher Traum, wie quältest du mich! Ich sah den lebendigen Satan;
Zwar Anfangs wand' er den Rücken mir zu; doch plötzlich steckte den Kopf er
Sich zwischen die Beine hindurch und besah mich in dieser entsetzlichen Stellung,
Mit funkelndem Blick, und loderndem Bart, und feurigen Zähnen im Rachen.
DAMON.
Wenn sie lange so fort vom Teufel erzählt, gleich fällt in die Hose das Herz mir.
MOPSUS.
Dann sah ich den Tod mit der Sense vor mir, und er mähte mich unter die Bettstatt.
DAMON.
Jetzt siehst du den Tod mit der Gabel vor dir, gib drein dich, oder du stirbst doch!
MOPSUS.
Wie wird mir, o Gott! Ist's Damon nicht? Ist's nicht mein Richter und Schultheiß?
Mit der Gabel, o weh! Jetzt bin ich dahin, jetzt hat mir geschlagen das Stündlein!
DAMON.
Was lispelt sie da?
MOPSUS.
Stich zu! Stich zu! Gern ruf' ich
dem Leben Ade zu!
DAMON.
Wie entschlossen! Das ist kein weibisches Weib, die ist, wie Johanne, die Päpstin.
MOPSUS.
Stich zu! Stich zu!
DAMON.
Ich getraue mich nicht, stich selbst,
hier hast du die Gabel!
MOPSUS.
Ja, ich sterbe, ja, mich Arme drückt die Schuld und kneipt die Sünde,
Meine Kinder stach ich selbst ab, wie die Gräfin Orlamünde:
Diese läßt als weiße Frau nun ihre Schlüsselbündel kollern,
[98] Wenn ein Fleck sich soll verdunkeln an der Sonne Hohenzollern!
DAMON.
Sagt' ich's nicht? Man wird poetisch auf des Lebens letzten Stadien.
MOPSUS.
Sieh mich sterben; aber wisse, daß ich Mopsus aus Arkadien!

Er ersticht sich.
DAMON.
Ist es möglich? Ja, die Stimme fiel mir auf, ich ruf' um Rettung:
Hülfe, Hülfe her!
MOPSUS.
Vergebens! Dieß ist des Geschicks Verkettung,
Nichts errettet mich.
DAMON.
Mir ist es blos zu thun um dein Vermächtniß,
Schenke mir vor ein'gen Zeugen deine Gelder zum Gedächtniß!
Hülfe! Hülfe!

Die Vorigen, Schmuhl, der Wirth, Dienerschaft.
SCHMUHL.
Nun, was gibt es?
DAMON.
Mopsus hat sich selbst erstochen.
SCHMUHL.
Du hier, Damon?
DAMON.
Schmuhl, und du hier?
WIRTH.
Kommt die Hoheit in die Wochen?
DAMON.
Nein, sie stirbt, doch mir vermacht sie diese mächtige Schatulle.
WIRTH.
Solch ein Testament ist wirklich eine wahre goldne Bulle.
SCHMUHL.
Mir gehört die Kiste, Mopsus!
DAMON.
Daß der Böse dich verderbe!
Mir gehört sie.
MOPSUS.
Theilt euch beide brüderlich darein, ich sterbe.

Er stirbt.
[99]
SCHMUHL.
Her die Kiste!
DAMON.
Her die Kiste!
WIRTH.
Was rumort denn drin im Kasten?
Horch, es kracht, es springt der Deckel, wie emporgesprengte Lasten!

Der Deckel springt auf, Salome erscheint in einer Glorie.
DAMON.
Was? Ein Geist, anstatt des Geldes? Schafft mir solche Schätze weiter!
SCHMUHL.
Das ist Salome, doch jetzo scheint sie ganz verklärt und heiter.
SALOME.
Ja, gekommen ist die Stunde, diese Brut ist ausgerottet,
Und ihr seht den Geist erlöset, welcher nun der Bande spottet,
Welcher, da dieß fratzenhafte, mördrische Geschlecht bezwungen,
Seinen Fittich stolz erhebet von der Erde Niederungen.
Folget seinem Flug und lasset unter euch der Sorgen jede,
Und mit Adlerklau'n zum Himmel trägt er euch als Ganymede!
Wo die Schönheit mit verschämtem Lächeln senkt den Blick, den süßen,
Und von stäter Jugend träumet zu des ew'gen Vaters Füßen;
Wo ein holder Wonnetaumel spielt in alle Seelentriebe,
Holder als ein menschlich Auge, wenn es blickt den Blick der Liebe!
Dort, wo Friede wohnet, mögt ihr seligen Gesängen lauschen;
Aber lebet wohl, es fangen meine Flügel an zu rauschen!

Sie verschwindet.
DAMON.
Hast du vom Galimathias dieses Geists ein Wort verstanden?
SCHMUHL.
Wenig gilt ein Wort im Leben, wäre nur das Geld vorhanden!
[100]
DAMON.
Dürfen Geister denn betrügen? Welch ein schändliches Verfahren!
SCHMUHL.
Freilich, doch die Menschen ködert man so selten mit dem Wahren;
Darum lenkt als Arzt der Dichter noch am ersten ihren Willen,
Denn in Süßes eingewickelt reicht er die verhaßten Pillen.
DAMON.
Wenigstens zufrieden bin ich, daß ich vom Verdacht gereinigt,
Und kein Sirmio mit einem peinlichen Prozeß mich peinigt;
Alle ruf' ich hier zu Zeugen wider eine solche Fabel!
Aber im Archiv bewahren werd' ich diese Wundergabel.
Jetzo geh' ich nach Arkadien, wo ich meine Schweine mäste,
Unterdessen Gott befohlen!

Ab mit den Uebrigen, die den Leichnam wegtragen.
SCHMUHL.
Nun beginnt, ihr Anapäste!

Er tritt vor.

Sein Abschiedswort thut euch durch mich der Comödiendichter zu wissen,
Der oftmals schon, im Laufe des Stücks, vortrat aus seinen Coulissen!
Ueberseht huldreich die Gebrechen an ihm, laßt euch durchs Gute bestechen!
Man liebt ein Gedicht, wie den Freund man liebt, ihn selbst mit jedem Gebrechen;
Denn, wolltet ihr was abziehen von ihm, dann wär' es derselbe ja nicht mehr,
Und ein Mensch, der nichts zu verzeihen vermag, nie seh' er ein Menschengesicht mehr!
Wohl weiß der Poet, daß dieses Gedicht ihm Tausende werden verketzern,
Ja, daß es vielleicht Niemanden gefällt, als etwa den Druckern und Setzern:
Es verleidet ihm auch wohl ein Freund sein Werk, und des Kritikers Laune verneint es,
[101] Und der Pfuscher vermeint, er könne das auch; doch irrt sich der Gute, so scheint es.
Durch Deutschland ist, die Latern' in der Hand, nach Menschen zu suchen so mißlich;
Wohlwollende triffst du gewiß niemals, kurzsichtige Tadler gewißlich.
Zwar möchte das Volk, aus eitler Begier, an poetischen Genien reich seyn,
Doch sollen sie auch Bußprediger, ja, Betschwestern und Alles zugleich seyn!
Doch, reichten sie nichts als milchige Kost, als ganz unschuldige Speise,
Dann wären sie wohl viel weiser als Gott, der Thoren geschaffen und Weise.
Was Jedem geziemt, das üb' er getrost, mit dem Seinen bescheide sich Jeder:
Im Sonnensystem ist Raum für mehr, als für des Zeloten Katheder!
Wir schelten es nicht, will Einer die Welt und die weltlichen Dinge verpönen,
Doch wer anschaut die Gebilde der Kunst, geh' unter im Geiste des Schönen!
Ein Pedant, den nichts zu begeistern im Stand, armselig steht er und einsam,
Zwar hat er vielleicht mit den Thieren den Fleiß, doch nichts mit den Menschen gemeinsam!
Glaubt nicht, daß unser Poet, der gern, was krank ist, sähe geheilet,
Mißgünstigen Sinns Eingebungen folgt, wenn er auch Ohrfeigen vertheilet:
Wer Haß im Gemüth und Bosheit trägt und wer unlautere Regung,
Dem weigert die Kunst jedweden Gehalt und die Grazie jede Bewegung.
Wen kümmert es, was ein Poet urtheilt? Doch, zeigte sich Einer empfindlich,
[102] Uebertreff' er ihn auch, denn er macht sich dadurch zu gediegneren Worten verbindlich.
Doch, kommt er kutschirt mit leichtem Gepäck und gekritzelter Stümperdepesche,
Gleich schicke man ihn über Schilda zurück, in des Nicolai Kalesche!
Euch aber, zur Gunst und zur Liebe geneigt, weissage der Dichter vertraulich
Des Gedichts Vorzug, wie er selbst es versteht, denn er hält es für hübsch und erbaulich:
Ihr findet darin, bei sonstigem Spaß, auch Rath und nützliche Lehre,
Und Alles zum Trotz dem Verkehrten der Zeit und dem Trefflichen Alles zur Ehre.
Ihr findet darin manch witziges Wort und manche gefällige Wendung,
Und erfindende Kraft und Leichtigkeit und eine gewisse Vollendung;
Denn, wie sich enthüllt jemaliger Zeit Volksthum in den epischen Liedern,
So spiegelt es auch in Comödien sich, mit allen Gelenken und Gliedern;
Drum hat der Poet euch Deutschland selbst, euch deutsche Gebrechen geschildert,
Doch hat er den Spott durch freundlichen Scherz, durch hüpfende Verse gemildert.
Nicht wirkungslos bleibt dieses Gedicht, das glaubt nur meiner Betheurung,
Und der wahren Comödie Sternbild steht im erfreulichen Licht der Erneu'rung.
Der Aesthetiker wird's, da es nun da ist, als ganz alltäglich ermessen,
Doch bitt' ich, ihr Herrn, des Columbus Ei nicht ganz und gar zu vergessen!
Liebhaber jedoch, gern werden sie es anhören; und gern es in Lettern
[103] Anschauen sofort, auch würden sie gern es vernehmen herab von den Brettern;
Laut heischten sie dann, mit Heroldsruf, nach Weise der alten Thesiden:
Es erscheine der Chor, es erscheine der Chor des geliebten Aristophaniden!
Wie bedarf er des Ruhms und der Liebe so sehr, im Bewußtseyn gährender Triebe,
Ihm werde zum Ruhm der Befreundeten Gunst; denn Ruhm ist werdende Liebe.
Nun sey es genug! Stets reiht an die Zeit des musikaufwirbelnden Reigens
Sich die Stunde des Ruh'ns und ich lege sogleich an die Lippe den Finger des Schweigens;
Denn die Zeit ist um, nun schlendert nach Haus, doch ja nicht rümpfet die Nasen,
Und begnügt euch hübsch mit dem Lustspiel selbst, und den zierlichen Schlußparabasen!

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TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Dramen. Die verhängnisvolle Gabel. Die verhängnisvolle Gabel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7724-2