Auff hn. Valten Wieders/ vnd jungfr. Benignen von Petzwitz hochzeit:

Eh wir noch in dis rund mit väterlichem bangen
Vnd mütterlichem weh nicht ohn fahr/ gelangen/
Eh vnser zartes aug' am himmel schawet an
Das vngewohnte liecht vnd es vertragen kan/
Nimmt Jupiter ein hertz'/ aus Venus vorraths-kammer/
(Welchs Amor zubereitt mit des Vulcani hammer/
Von fleisch' vnd halb von stahl/ von einer lieb' vnnd trew'
Von einer lust vnd list) vnd schläget 's halb enzwey.
Drümb leben wir vertheilt/ so lang' vns das noch mangelt/
Wo vnser halbes hertz' in grosser brunst nach angelt/
Es ist ein grosser schmertz' vnd all zu grosse pein/
Ein gantz volwachsen mensch' halbhertzig müssen seyn!
Euch ist das stählne theil jungfrawen/ ('s scheint) gegeben/
Sonst wär 's vnmöglich ding/ daß jhr sonst köntet leben
Vnd solchen jammer sehn/ den d' ander helffte treibt/
So lange sie ohn euch vnd vnergäntzet bleibt.
O Venus bürgerrey/ die jhr mit vielen tücken/
Der augen-zauberey/ die jhr mit süssen stricken
Vns arme schlavenbindt/ eh wir vns des versehn/
Die jhr vns vberwindt/ eh wir es recht verstehn/
Euch ist das stählne theil gegeben vns zur plage/
Weil euch ewr halbes hertz' in vns bey nacht vnd tage
Zu braten nicht gerewt. Ach denckt in was für pein
Muss ewre hertzen helft' vmb ewrent willen seyn!
Jhr dörft keinn harten stahl auf vnser bluth verheelen/
Jhr dörfet keiner tück'/ vns selber vns zustehlen/
Ein winckchen ist ein stich/ ein jeder blick ein hieb/
Ein jeder kuss ein schoß/ ein jeder lach ein dieb.
Lasst ab vnd thut gemach/ was wollt jhr uns viel plagen?
Wir seind ewr halbes hertz'/ vnd das wir recht dran sagen
So fragt die jungfraw braut: ob sie es nicht gerewt/
Daß sie herrn bräutigam zu trösten sich geschewt/
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Der nu der liebe lohn mit vnzertheiltem hertzen
Für seine schweerigkeit viel frewd lust vnd schertzen
Recht zu geniessen hat. O glückseeliges paar/
Nu wird ewr hertze heil das vor zertheilet war!
Nu wird ewr beider leib ein leib von zweyen sinnen
Nu wird ewr beider sinn in einem leibe können
Der liebe lieblichkeit probieren/ vnd verstehn:
Wie sich ein liebes paar vereinet muss begehn/
Wie solch ein liebes zwey in liebe muss vereinen
Wie solch ein zweyfach ein sol zwey dreyduppelt scheinen/
Vnd bleiben dennoch eins/ bis solch ein süsses ein/
Durch sawre zweyerey wird drey-vier-duppelt seyn.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff hn. Valten Wieders hochzeit. Auff hn. Valten Wieders hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7AA4-A