Auf vorige weise:

1.
Was Dianen mag bewegen/
Das sie 's fräwen so verspricht/
Das ding/ das versteh' ich nicht.
Denn es ist mir ungelegen/
Ohne frewd' in einsamkeit
Schliessen meine junge zeit.
2.
Lieblich schwatzen/ freundlich gluckern/
Wie die turteltäubelein/
Schnäblen/ vnd gepaaret seyn/
Liebe mit gelach verzuckern/
Hertzen/ schertzen ohne maß'
Ach/ welch lieblich ding ist das!
3.
Nu wolan/ heran zu fräwen/
Wer nur ist ein jung gesell.
Oder förcht jhr vngefäll'.
'S wird euch nimmermehr gerewen.
Greift nur recht an ewre sach'/
Jede fraw hat jhr vermach.
4.
Ist ewr lieb reich vnd vermügen/
Ey/ so seydt jhr wol daran/
[55]
Wer es nur erleiden kan
Daß jhm 's glücke zu wil fügen
Ein'/ vnd was dazu gebricht/
'S ist kein besser handel nicht.
5.
Ist wer reich an geld' vnd waaren/
Vnd er wehlt ein armes lieb/
Nach seins hertzens wunsch vnd trieb/
Der thut wol/ er wird erfahren/
Edelstein vnd Vngrisch gold
Sey nichts/ gegen fromm vnd hold.
6.
Gut ist 's/ wenn ein arm geselle
Sich nicht allzu hoch versteigt/
Vnd sich nach seins gleichen neigt/
Daß er sich zu frieden stelle.
Was fragt konst nach geld vnd gut.
Was verdient/ macht besser muth.
7.
Lieblichs liebchen in gebärden/
Züchtig/ lustig als ein reh/
Weiss als frisch-gefallen schnee/
Kan auch was gefunden werden
In der gantzen weiten welt/
Das eim manne baß gefällt:
8.
Hat ewr lieb denn schad' erlitten
An gebärden vnd gestalt.
Wer kan wieder vngewalt?
Möglich ist sie gut an sitten.
Ist 's sie 's nicht/ der schad' ist klein/
Ist sie doch für euch allein.
9.
Ist die liebste denn bey jahren/
Kan es auch nicht schädlich seyn/
Alt ist offt der beste wein.
Desto mehr hat sie erfahren/
Desto besser hält sie hauß/
Desto besser hält sie aus.
10.
Ist sie witzig vnd verschlagen/
Vnd versteht die sachen wol/
Die sie billich wissen sol/
Densto trewer wird sie tragen
Ewre schwachheit/ bürd'/ vnd müh'/
Ewre weise spat vnd früh.
11.
Hat sie denn an witz gebrechen/
Last s' euch darumb lieber seyn.
(Naseweis' ist auch nicht fein)
Niemand wird es vbel-sprechen.
Wem ist jedes ding bewust?
Frawen-thorheit/ männer lust.
12.
Hat sie denn des herren segen/
Vnd hohlt jährlich kinderlein/
Jhr werdt drümb nicht minder seyn.
Gottes segen/ als ein regen/
Giebet jedem munde brodt/
Lässt die frommen nicht in noth.
13.
Ist sie denn was alt von jahren/
Vnd hat keine kinder mehr:
Kümmert euch drumb nicht zu sehr/
Seht! jhr möcht spatzieren fahren/
Z'hause lasst jhr keine last.
Ohne kinder lieber gast.
14.
Hat sie (welches Hoch zu loben)
Gaben der beredsamkeit;
Neben der bescheidenheit:
Solches giebet Gott von oben.
Reden nimmt den vnmuth hin:
Reden lencket muth vnd sinn.
15.
Wo jhr denn (das wol kan kommen)
Fallen sprach' vnd worte schweer
Trawret nicht/ 's ist auch ein ehr'
Jhr ein lob vnd euch ein frommen.
Niemand hat das vngemach/
Daß sein weib zu wenig sprach.
16.
Wol zu fuss' – vnd frische – beine
Machen keine schlimmer nicht/
Tantzen schadet nimmer nicht/
Lahm seyn machet keine reine/
Tantzen schadt der jugend nicht/
Hincken hilft der tugend nicht.
17.
Wil sie denn was sachte schlaufen/
Schnecken laufen auch nicht sehr/
[56]
Vnd seind jhrer häuser ehr'.
Lasset pferd' vnd winde laufen.
Lauffen selten guts verricht.
Wer da dantzt/ entläuft drumb nicht:
18.
Was seind aber das für sachen/
Daß man sanfte freundlichkeit/
Tugend vnd bescheidenheit
Fälschlich wil zur sünde machen:
Freundlichkeit erfrewt den mann/
Wenn jhn nichts erfrewen kan.
19.
Hat sie denn viel böse sitten/
Vnd jhr habet keine schuld/
Gut! so lernet jhr gedult/
Darft nicht andre leute bitten/
Daß man euch die tugend lehr'
Hauszucht giebet besser ehr.
20.
Liebe weiss es wol zu machen/
Liebe hört kein mangel nicht/
Liebe sieht kein angel nicht/
Liebe füget alle sachen/
Liebe fület wenig weh
Liebe stifftet frewd' vnd eh.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auf vorige weise. Auf vorige weise. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7AD1-4