[124] Köhler und Venediger.

323.

Ein Köhler kohlte oben am Brocken, da kam Jemand und bat um Nachtquartier, that sich auch an dessenScheibensuppe (Brodsuppe) ordentlich etwas zu Gute. Danach sagte er: Nachts um 11 wollten sie auf eine Wiese gehn, wenn er ihn dann zuerst anrede, so solle er stehn bleiben, wenn er ihn aber wieder anrede, solle er mitgehn. Vorher schritt der Fremde dreimal um des Köhlers Meiler, damit das Feuer nicht ausging. Der Fremde zog im Walde ein Buch aus der Tasche und rührte ihn an. Er las im Buche und auf einmal wurde es Tag. Sie waren aber auf einer großen Wiese, da standen lauter Johannisblumen. Da sollte er pflücken, pflückte aber nur einen kleinen Strauß, der Fremde pflückte sich eine ordentliche »Wase.« Danach sagte der Fremde in der Köthe: es würden dem Köhler in diesem Jahre noch 3 Pferde caput gehen, er solle doch ja das Sträußchen, (das er unter die Bank geworfen hatte) aufheben. Wenn die Pferde caput gingen, solle er nach der Stadt gehen, sich einen ehernen Topf kaufen und dafür geben, was die Pöttcherfrau dafür fordere. Darauf solle er sich 3/4 Maaß Braunbier kaufen, es in den Topf geben, das Sträußchen zerschneiden und den Topf in die gluhen Kohlen, die in der Köhlerhütte waren, roden, und 48 Stunden stehn lassen. Dann solle er sich ein Loch roden und den Topf 8 Tage in die Erde stellen. Wenn er ihn dann aufmache, so würde er sein Glück schon sehen. Wirklich ging dem Köhler nach 6 Wochen ein Pferd caput, und nach 14 Tagen wieder zwei. Er that aber Alles, wie der Fremde gesagt hatte. Als er den Topf aufmachte, war so viel Gold darin, als er Braunbier hineingegeben hatte. So konnte er sich seine Pferde wieder kaufen, und jetzt ist er ein Ackermann. Die Stelle, wo die Blumen standen, war aber an einem dreieckten Pfahl zwischen der Brockenspitze und dem Borkenkruge. – Nach andern Erzählungen werden die Blumen erst unter's Dach gesteckt, ehe sie gekocht und zu Gold werden, und der Köhler kauft sich zuletzt ein Haus in Hohe-Geiß.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Pröhle, Heinrich. Sagen. Unterharzische Sagen. Brockensagen. Köhler und Venediger. 323. [Ein Köhler kohlte oben am Brocken, da kam Jemand und bat um Nachtquartier]. 323. [Ein Köhler kohlte oben am Brocken, da kam Jemand und bat um Nachtquartier]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8861-2