Neuer Anhang einiger Gedichte des seligen Immanuel Jacob Pyra

[53] [69]Ode auf Ihro Majestät Friedrich den Andern König in Preussen und Chur-Fürst zu Brandenburg, bey dem Antrit der Regierung von Immanuel Jacob Pyra, aus Cotbus

Was vor ein neuer Jubeltag
Gläntzt von der Ostsee Purpurwogen,
Verklärt der trüben Lüfte Bogen,
Zerstreut die Nacht, so auf der Erden lag:
Ich seh die Wolcken sich zertrennen!
O welch ein Licht bricht durch ihr helles Thor?
Wer kommt von den beglückten Brennen
Mit einem neuen Glantz in unsern Kreis hervor?
Des Aufzugs Pracht, mit Lust und Glück vereinet,
Ist würdig, daß ein Gott erscheinet.
Wer ist der junge hohe Held?
Wen bringt der fliegend-stoltze Wagen
[69]
Erhöht in Herrlichkeit getragen,
Die alles rings um ihn herum erhellt?
Wen führt das jauchzende Gedrenge?
Es walt mein Blut, es springt mein Hertz vor Lust.
Mein König ist in ihrer Menge.
Ja Seine Göttlichkeit würckt schon in meine Brust.
Um wem ist sonst der Himmel auf der Erden?
Wer macht, daß Länder glücklich werden?
Das Volck strömt überall herzu.
Es sieht Ihn jauchzend zu sich eilen
Und sucht vol Lieb Ihn zu verweilen,
Entzückt und froh durch Seine Eil und Ruh.
Seht das Gewimmel in der Fernen!
O hört und seht! sie heben Stimm und Hand
Mit Danck und Freuden zu den Sternen.
Die Wälder stimmen ein, es jauchtzt das gantze Land.
Er blickt umher, und Seine Strahlen machen,
Daß Feld und Thal und Hügel lachen.
Wie eine Braut sonst unverweilt
Auf ihres Liebsten blossen Namen,
Ihm ungeschmückt von ihren Ramen
Mit ofnem Arm entzückt entgegen eilt.
Sie kommt in ihrem leichten Kleide.
Es schüttert itzt zwar nicht auf Haar und Brust
Mit Kunst geordnetes Geschmeide:
Doch ihr Verlobter sieht mit inniglicher Lust
Der Wangen Glut, die Unordnung der Triebe,
Und die Nachläßigkeit der Liebe.
So kommt Dir auch Dein gantzes Reich
Voll Ungeduld auf allen Wegen
Gantz unbesorgt aus Lieb entgegen.
Sie sehen Dich, und alle lassen gleich
Die Wercke ihrer Arme liegen.
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Sie sorgen nicht um ihr versäumtes Korn.
Sie denken nur an ihr Vergnügen,
Denn es umschließt Dein Arm des Ueberflusses Horn.
Ja! kommst Du nur, o bester Fürst, zurücke,
So kommt mit Dir auch alles Glücke.
Er kommt zu dir, beglücktes Land,
Von dem durch Ihn erhöhten Throne,
Im Glantz der selbst verdienten Krone,
Und wiegt das Gold des Zepters in der Hand.
Er, die Bewunderung der Erden,
Des Höchsten Lust, des Landes Wunsch und Glück.
Vor Ihm fliehn Schrecken und Beschwerden,
Und hinter Ihm läßt er ein selig Reich zurück.
Wo Friedrich geht, muß unter seinen Füssen
Nur Ueberfluß und Wonne spriessen.
Nur Heil und Pracht ist Seine Spur.
Und wo das Land den Zoll versaget,
Gehorcht, so bald Sein Blick nur taget,
Die willige, verschönerte Natur.
Der Himmel ehrt fast Sein Gesetze.
Und Regen, Thau, und Luft und Sonnenschein
Vermehren schon der Furchen Schätze.
Die Tage scheinen selbst weit heiterer zu seyn.
Man siehet sich das reife Feld vergulden,
Und Tellus zahlet ihre Schulden.
So fuhr der Sohn der Semelen,
Der schönste unter allen Göttern,
Bekräntzt mit breiten Rebenblättern,
Mit zahmen Tygern in Sicilien
Durchs hohe Korn der reifen gelben Fluren,
Die seine Gottheit segnete,
Das Volck folgt jauchzend seinen Spuren,
Und Honig, Milch und Wein strömt von der Hügel Höh.
Er sieht voll Lust statt Wüsten, wilder Wälder,
Itzt lauter Elisäer Felder.
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Du Tag der Krone! goldner Schein!
Du König Deiner frohen Brüder,
Du wirst beym Schall der Freudenlieder
Das schönste Fest der späten Nachwelt seyn.
Du wirst sie in den heitren Reihen
Der Tage, so die Sonne selber führt,
Durch Dein geweihtes Licht erfreuen
Das ihr stets wechselnd Chor, vor allen gläntzend, ziert.
Du öfnetest das goldne Thor der Zeiten
Die Bahn dem Heile zu bereiten.
Kaum liessest Du Dich sehn, sogleich
Verkündigten es die Metalle
Mit ihrer Donner frohem Schalle.
Die Nacht entflieht. Das gantze weite Reich
Erwachet unter Danckgesängen.
Nun siehet man in Feyerkleidern schon
Das Volck sich in die Tempel drengen.
Ihr heiliges Gewölb erschalt vom Jubelton.
Der Weihrauch steigt, vermischt durch Danck und Lieder.
Und Gott sieht voller Gnaden nieder.
Die Andacht dringt zum Himmel auf,
Und schallet aus dem regen Lande
Von dem beblümten nahen Strande,
Und eilt zugleich schnell mit der Wasser Lauf
Der jauchzenden vergnügten Pregel
Bis zu dem Belt, der mitten aus der Pracht
Der stoltzen aufgespanten Segel,
Die ein weitläuftiges Amphitheater macht,
Sein Haupt erhebt. Sein Winck gebeut den Fluthen,
Und die bezähmten Wellen ruhten.
In einer stillen Majestät,
Und in gedanckenvollen Schweigen
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Hört er das stete Jauchtzen steigen,
Das weit umher in sein Gebiet ergeht,
Bewundert seiner Nachbarn Glücke,
Und heftet stets nachsinnend unverwand
Der großen Augen starre Blicke
Auf den durch seinen Schatz gezierten stoltzen Strand,
Und ruft zuletzt mit halb verstörten Mienen:
Ja Zeit du bist nunmehr erschienen.
Es zitterte das gantze Meer
Vor seines strengen Herrschers Munde.
Sogleich verbarg sich in dem Grunde
Der sprudelnden Meerwunder schrecklich Heer.
Kein Zephyr waget, sich zu rühren,
Es läst sich nichts, so weit sein Reich sich streckt,
Als eine tiefe Stille spüren,
Die fürchterlich umher die nasse Fläche deckt.
Drauf höret man von seiner Stimme tönen
Der Meere öde Wüste drönen.
Ich seh, ruft er, es ist anitzt
Die goldne Zeit schon angebrochen,
Die einst des Himmels Huld versprochen.
Ich seh, wie dort ihr Morgenroth schon blitzt.
Ich seh den jungen Adler steigen,
Und sich gekrönt mit seiner Väter Muth
In seiner hohen Herrschaft zeigen,
Die Klauen glühen schon von seines Donners Gluth.
Er schützet schon die Völcker, Thäler, Hügel
Im Schatten der gestreckten Flügel.
Er schwung sich von dem höchsten Strich
Der Himmel aus dem Glantz der Sonne,
Wo er gereitzt von ihrer Wonne
In seinem Flug nie ihrem Feuer wich,
Und in dem Lichte, das er liebte,
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Des kühnen Blicks stets mehr gestärckte Kraft
Und die begläntzten Schwingen übte.
Er kommt herab von dem, der alles ordnet, schaft,
Von dem die Macht und wahre Weisheit stammen,
Als der Bewahrer seiner Flammen.
Hier sieht man sich ein frohes Chor
In Feldern voller Ernten schwingen,
Und dort in sichern Büschen singen.
Erstaunungsvoll sieht alle Welt empor,
Und Ihn auf starcken Flügeln schweben,
Worunter Er Sein lachend Reich beschützt:
Wohin seh ich Ihn sich erheben,
Seht, wie in ferner Luft Sein siegreich Feuer blitzt.
Ein neu Geschrey erschalt von allen Orten,
Und stöhrt den Lauf von Seinen Worten.
Die grosse Sonne voller Glut
Hebt sich beym jauchtzenden Getümmel,
Zerstreut ihr Licht im gantzen Himmel,
Und trift die blanck und marmorglatte Fluth.
Sie eilt den Gipfel zu gewinnen,
Und siehet stets von ihrer blauen Bahn
Auf Königsbergs erhabne Zinnen.
Es scheint, sie stutzt, sie hält am Himmel schwebend an,
O Fürst des Lichts! was hat dein Aug erblicket
Und dich bezaubert und entzücket.
Du siehst, was sich dir nirgends zeigt,
Das gröste Wunder dieser Erden,
Wodurch die Völcker glücklich werden,
Wenn Gottes Huld zum höchsten Gipfel steigt.
Das, was die Weisen und Poeten,
Wenn sie den Held, den nur ihr Geist gebar,
Bis zur Vollkommenheit erhöhten,
Gedacht, doch nicht gesehn. Was sonst unglaublich war,
Ein weises Haupt auf einem Königs-Throne.
Kurtz, unsern Friedrich in der Krone.
[74]
Sprich! und sprich ohne Schmeicheley,
Ob wol in den bewohnten Reichen,
Die du pflegst täglich zu bestreichen,
Ein bessres Haupt als unser König sey?
Und wer will unser Zeugniß schelten.
Was wir gehoft, trift mehr als völlig ein.
Soll die Erfahrung selbst nicht gelten?
Und was ist Friedrichs Pflicht? der beste Fürst zu seyn.
Er suchet auch allein um unsert willen,
Die Königspflicht gantz zu erfüllen.
Das tausendzüngige Gerücht,
Die Heroldin wahrhafter Helden,
Erhebt sich, Ihn der Welt zu melden.
Die Sonne rolt, sie überholt ihr Licht
Vor dem sie ihr Gefieder schwinget,
So weit als es der Länder Rand begläntzt,
Und stets die Tage mit sich bringet.
Ihr Haupt ist durch die Hand der Billigkeit bekräntzt,
Sie ruft, daß Luft, und Erd und Meer ertönet:
Der beste König ist gekrönet.
Hier, wo das blasse Licht der Nacht
Die schimmernden beschneiten Matten,
In den gefrornen langen Schatten
Der grossen Nacht, bescheint und helle macht;
Und dort, wo in der heissen Zonen
Der Tage Glut verbrannte Felder drückt,
So weit, als rechte Menschen wohnen,
Schalt ihr Geschrey zurück, sie stutzt und bleibt entzückt,
Denn sie hat mehr zu hören als zu sagen,
Und muß fast selber Fremde fragen.
Ja, König, alles sieht auf Dich,
Da sich Dein Fuß zum Throne schwinget,
Wo Dich die Majestät umringet.
Herr, schau zurück, doch nein, geh! Sicherlich
Must Du die Hofnung übersteigen.
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Du must der Welt, wer du, o König! bist,
Und wie glückselig wir sind, zeigen.
Was ist so groß, daß nicht von Dir gleich glaublich ist,
Ja! ja! Du dringst auf Herculs steilen Wegen
Mit Macht der Ewigkeit entgegen.
Du, dessen Huld die Welt umarmt,
Du höchster Vater aller Dinge,
Vor dessen Vorsicht nichts geringe,
Du, dessen Sinn sich aller gleich erbarmt,
Sind wir das bessere Geschlechte,
Daß du auf uns läßt allen Segen ruhn?
Gott! wir bewundern deine Rechte.
Was sollen wir, o Herr! und unser König thun?
Er, daß du Ihn so groß gewolt erheben,
Wir, daß du Ihn uns hast gegeben.
Ihr Völker, die der Wächter Schluß
Dem weisen Zepter längst bestimmet,
Den des Gesalbten Arm itzt nimmet,
Begleitet Ihn. Entzieht nie euren Fuß
Der Bahn, wo Seine Spur euch führet.
Seyd weis und fromm, kurtz, so, wie Er, gesinnt,
Und würdig, daß Er euch regieret.
Verkündigt stets, so lang ein Tropfen Blut noch rinnt,
Mit heiligem und danckbarem Gemüthe
Die Mildigkeit der höchsten Güte.
Blick auf, o König! Menschen, schaut!
Sieh da in jenem heilgen Lichte,
Wohin kein lasterhaft Gesichte
Den schnöden Blick getrost zu werfen traut.
Sieh da die ewge Liebe selber,
Der sanfte Glantz der Güt und Majestät
Durchstrahlt die himmlischen Gewölber
So weit, als ihr Bezirck ins Reich des Nichtes geht.
[76]
Es fält ihr Licht auf Deinen Thron hernieder,
Und strahlet von der Erden wieder.
Er ist es, dessen Almachtsarm
Die Welten und die Sonnen lencket,
Und allem Seyn und Wesen schencket.
Beb und verstum du toller Lästrerschwarm!
Gott fordert, König! Deine Liebe!
Du giebst sie ihm, bereit und überzeugt,
Aus reinem ungezwungnem Triebe.
Wie anders: Denn Sein Hertz, zur Liebe nur geneigt,
Liebt das, wodurch wir glücklich werden können,
Wie solt es gegen Gott nicht brennen.
Du betest seine Hoheit an,
Die Hoheit ohne Gräntz und Ende.
Du hebst zu ihm die heilgen Hände
Für Deines Landes Wohl hinan.
Seht da den Mann nach Gottes Hertzen.
Verdammte Spötter, wagt ihr euch,
Mit Gott und Königen zu schertzen!
Herrscht dann die Gottesfurcht nicht in der Tugend Reich?
Ihr Rasenden, ist sie für einen König
Selbst zu verächtlich und zu wenig.
Was macht denn unsern König gros,
Als daß Er uns sein Hertze giebet,
Und dennoch sind wir, die Er liebet,
Wir, Seine Lust, die Kinder Seiner Schoos,
Nur Menschen, Söhne dieser Erden.
Gott ist vollkommen, Gott ist gut.
Wie groß muß unser König werden,
Da Seine Liebe selbst im Allerhöchsten ruht.
Bis dahin kan nur wahre Weisheit streben.
Wer aber kan Ihn gnug erheben?
Und ist uns denn von Gottes Hand
Nicht diese Wohlfart wiederfahren?
[77]
Wie? oder habt ihr Undanckbaren
Noch, mit Bedacht, nie Friedrichs Werth erkannt?
Wer anders, als das höchste Wesen,
Der Gütigste, die Weisheit nur allein,
Konnt uns ein solches Haupt erlesen.
Der theure Friederich, soll der nicht göttlich seyn?
Nein, Friederich weiß, wem Er angehöret,
Er zeiget es. Seht, wen Er ehret.
Ihr, die ihr euch auch ohne Gott
Die Welt getrauet zu regieren,
Und seine Zügel selbst zu führen,
Ihr, die ihr euch, doch eurem Stoltz zu Spott,
Weit über seinen Thron erhebet;
Bis ihr zuletzt durch den verlachten Fall
Der Thorheit eure Namen gebet,
Was weiß mein König, nicht? Er hat auch überall
Des Gantzen Höh, das Gott auf Nichts gebauet,
Und sein Gesetze durchgeschauet.
Besuchte sein durchlauchter Fuß
Nicht auch die ungeheuren Gräntzen
Der grossen Welten, die dort gläntzen,
Trug ihn denn nicht auch seiner Flügel Schuß
Dort hin, wo sich die Sonnen drehen?
Hat Er denn nicht wol näher noch als ihr
Die grossen Triebwerck angesehen?
Verbarg denn die Natur der weisern Lehrbegier
Der Räder Gang, die Ketten, Ordnung, Weise?
Folgt Er nicht auch der Sternen Reise?
Was machst Du, Königlicher Geist,
In jenen unbetretnen Sphären,
Dort mitten in der Geister Chören,
Wo alles nur den grösten Herrscher preißt?
Die Himmel, seiner Hände Wercke
Erzählen Dir des höchsten Schöpfers Preis,
Die Veste seiner Hände Stärcke.
[78]
Dein prüfend Aug erforscht den ungeheuren Kreis,
Die Schaugerüst und Welten ohne Fehler,
Erstaunliche Gedächtnißmähler.
Der hohen Einsicht längst gewohnt,
Bewunderst Du mit heilgem Schauer,
Wie in unendlich stiller Dauer
Der ewige Monarch erhaben thront,
Und auf einmal mit einem Blicke
Sein ungemeßnes Reich entdeckt, durchsieht,
Und seiner Unterthanen Glücke,
So weit sich ihre Reih durch beyde Pole zieht,
Und tief und hoch durch Erd und Himmel klimmet,
Nach seiner Weisheit Rechten stimmet.
In seiner heilgen Gegenwart,
Vor seinem hohen Angesichte
Nährt sich Dein Geist von einem Lichte,
Das er allein den Weisen vorgespart.
Und reiner als das Licht der Sonne,
Ergötzend, starck, wahrhaftig, ewig, klar
Füllt es Dein Hertz mit einer Wonne,
Die stets der wahre Lohn der Weisen Mühe war.
O welch ein Schatz von göttlichen Gedancken,
Zum Lauf in den durchlauchten Schrancken.
Der Geist des Herrn kommt über Dich,
Du beugest Dich vor seinem Throne.
Der Vater nebst dem ewgen Sohne
Gewähren Dir den Beystand mächtiglich.
Ihr Völcker, nehmet es zu Ohren!
Mein Friedrich ists, den Gottes Schutz erhebt,
Der grosse Bund ist dort beschworen.
Ihr Unterthanen jauchtzt, ihr Feinde hört und bebt!
Mein König steht mit Gott, mit Gott im Bunde,
Wohl uns; ihr aber stürtzt zu Grunde.
[79]
Wohl uns, Er herrscht! Er herrschet nun,
Der dort die allerhöchsten Lehren
Gewürdigt wurde anzuhören.
Auf Ihn wird stets der Geist der Weisheit ruhn.
Wer ist, der nicht sein Glücke schauet?
Er selbst hat dort den Grundris abgesehn,
Worauf er unsre Wohlfart bauet.
Er führt nach dem Entwurf, wornach die Sterne gehn,
Jedwedes Wohl aus dem gemeinen Heile,
Und stimmt das Gantze und die Theile.
Ermesset Seinen grossen Geist,
Der stets, weil Er stets an uns dencket,
Sein gantzes Reich in sich umschrencket,
Und so sich fast allgegenwärtig weist,
Wie GOTT, in dessen Platz und Namen
Er diese Last auf sich genommen hat,
Den Er auch stets sucht nachzuahmen.
Ja, Er der König ist auch sein geheimster Rath,
Und wem kan man wohl sicher Gut und Leben,
Als dir, o Vater! übergeben.
Ja, Herr, Du bleibst auch, wie Du bist.
Seyd sicher, ihr geliebten Heerden,
Nein! Friedrich kan kein Nero werden,
Weil GOTT der Grund von seiner Tugend ist.
Der falsche Wütrich sah betrübet
Der Bösen Blut, und Güter voller Lust,
Weil er die Bosheit schon geliebet.
Doch Du gewöhnetest längst die gerechte Brust
Der Bösen Blut mit Weisheit anzuwenden,
Und Dich für unsres zu verpfänden.
Wir sind ja auch Dein Fleisch und Blut.
Der HERR hat, da er Dich erwählet,
Dir jeden Tropfen zugezählet,
[80]
Dis schützest Du mit väterlichem Muth
Im Schatten Deiner stoltzen Fahnen.
Gerechtigkeit und Rache wird vor Dir
Den Weg stets zu dem Siege bahnen.
Dein wohlgeübtes Heer ist so zum Schutz als Zier,
Und was man noch muß vor ein Wunder schätzen,
Kan auch so leicht in Schrecken setzen.
Man siehet, wenn die Lüfte glühn,
Des Abends in den heissen Zeiten
Am Himmel oft von beyden Seiten
Das blaue Heer der Wolcken aufwerts ziehn,
Da es im Ost der Mond bestrahlet,
Und in dem West der Sonnen sinckend Licht
Ihr brennend purpurn Lager mahlet.
Ihr stoltzer Aufzug ziert des Himmels Angesicht;
Da unterdes, die Hitze abzukühlen,
Unschädlich helle Blitze spielen.
Des Himmels Freund und Feinde sehn
Der Lüfte Strahlen in dem Dunckeln
Mit untermischten Wittern funkeln.
Was sonsten schreckt, scheint ietzo schön:
Und weil ihr Feuer nicht versehret,
Bewundern sie vergnügt des Himmels Pracht;
Doch ein geheimer Schauer lehret,
Daß der, so diese Glut zur Lust hervor gebracht,
Im Zorn auch leicht den Donner finden könne,
Der von gerechter Rache brenne.
Doch Mavors rauchend, blutigs Feld,
Der Sieger Schreyn, Besiegter Klage,
Ist nicht ein Schauspiel dieser Tage;
Da Friedrich sich als König dargestelt.
Schaut dort die segensvollen Grentzen,
Und hier durchs Feld die blancken Pflüge nur,
Nebst den geschwungnen Sensen gläntzen.
Seht! hört! wie dort vor euch in jenes Thales Flur,
[81]
Das überall die weissen Heerden füllen,
Die fetten Rinder irrend brüllen.
Der König winckt, sogleich sieht man
Die Künst und Wissenschaften kommen.
Ihr Tempel ist schon eingenommen,
Die Tugenden ziehn allesammt hinan.
Der gantze Himmel kommt hernieder.
Wer aber ist die schöne Führerin?
Der majestätsche Glantz der Glieder,
Ihr Wesen, Blick und Gang verräth die Königin.
Man höret sie, wer will sie nicht erkennen?
Von allen freudig Mutter nennen.
Die Juno schien den Göttern nicht
So schön, so würdig der Altäre;
Da sie in der Göttinnen Heere
Als Königin nunmehr, nach dem Gedicht,
Im Himmel in der Kron erschienen,
Als Du, o Frau uns, die wir durch Dich sehn
Das Land in vollem Segen grünen.
Die Nachwelt, die gewiß kaum glaubt, was hier geschehn,
Wird Deiner Zeit, Herr! wie Augustus Leben,
Des goldnen Alters Namen geben.
Wo sind der Musen neue Höhn?
Herr! Deine Liebe giebt mir Feuer!
O Maro! stimme mir die Leyer,
Mit Ihm den Weg der Ewigkeit zu gehn.
Was hör ich schon vor sanfte Flöten
Auf jener Höh in jenen Lorberwald.
Fahrt fort, ihr feurigen Poeten!
Ihr thut, was euch geziemt, wenn Friedrichs Lob erschalt;
Wir werden stets in Friederich dem Weisen
Die Tugend und die Weisheit preisen.

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