Fritz Reuter
Olle Kamellen

[7] Woans ick tau 'ne Fru kamm

Nah de Hochtid hett't en En'n:

Vör de Hochtid möst du s' wen'n.


Ick was mit de Wil en ollen Knaw worden, ick was in de Welt rümmer schält worden, hir hen un dor hen, ick hadd minen Kopp männigmal up en weiken Pähl leggt un männigmal up en Bund Arwtstroh; äwer as ick öller würd, geföll mi dat Arwtstroh lang' nich mihr so gaud as in mine twintiger Johren, denn wer in sin Kinnerjohren girn gele Wörteln ett, versmad't dorüm in sinen Öller grad keinen Gaus'braden. De Lüd' säden: »Frigen«, un ick säd: »Bedenken«, un gung üm den heilgen Eh'stand herümmer as de Voß üm de Gaus'bucht un dacht: ›Hewwen mügtst du woll ein! 'rin kümmst du dor sacht ok, äwer wenn du s' di irst upsackt hest, kümmst du denn ok wedder rute?‹ Wenn ick denn äwer wedder an den Gastwirt sinen ewigen Swin- un Hamelbraden dacht, un dat dat in mine Stuw' utsach as up de leiwe Gottesird vor den irsten Schöpfungsdag un dat mi de ein oll ßackermentsche Knop ümmer afret, denn säd ick: »Frigen«, un denn säden de dummen Lüd' wedder: »Bedenken.« So satt ick denn ümmer twischen Bom un Bork, un de bedenklichen Johren fungen all an, mi gris äwer den Kopp tau wassen, dunn stah ick mal an'n Aben un heww mi 'ne Pip Tobak anstickt un kik in't Weder.

[7] De Snei fisselt so sachten von den Hewen dal, buten is dat so still, kein Wagen is tau hüren, blot in de Firn klingelt en Släden, un mi ward gor tau einsam tau Maud, un dortau is't heilig Christabend. As ick noch so stah un verluren dörch de Ruten kik, tuckt min Schauster Linsener mit en Handsläden vull Holt vor sine Dör, wat hei sick in den Stadtholt sammelt hett, un baben up den Släden liggt en gräunen Dannenbusch. »Nu kik den Racker!« segg ick. »Hei sall mi dat anner Por Stäweln maken, un hei karjolt tau Holt! Likdürn hett hei mi all anschaustert, ick lat bi den Kirl nich länger maken!« So stah ick denn noch 'ne Wil, un dat schuddert mi denn dörch de Glider un gruselt mi den Puckel dal, un ick segg tau mi: »Natürlich«, segg ick, »en Snuppen, en dägten Snuppen! Un worüm ok nich! De Stäweln sünd intwei, un mit de Wull, de ick Fru Bütown geben heww, stoppt sei ehr eigen Strümp, un min hewwen keinen Bodden. All'ns in de Welt geiht natürlich tau.« So stah ick, bet dat düster ward, un as ick Licht ansticken will, kann ick't Füertüg nich finnen, un as ick't funnen heww, will de Lamp nich brennen: Fru Bütown hett den Dacht nich putzt; un as ick't Ding kümmerlich in den Tog heww, geiht s' mi snubbs vor de Näs' ut: Fru Bütown hett kein Öl upgaten. In so'ne Ümstän'n is dat schön, wenn einer glik tau Hand is, den man düchtig utschellen kann; ick hadd äwer keinen tau Hand, un wat süll ick dauhn? Ick kek also wedder ut dat Finster.

Bi de Schausterlüd was dat hell worden, un in de Stuw was dat en lustig Leben un en Juchen; äwer seihn künn ick nicks, denn de Gardinen wiren tautreckt. »Nu kik den Schauster!« säd ick, »ordentlich Gardinen!« – Ick hadd kein Gardinen, Fru Bütown verstunn sick nich up Gardinen; sei hadd mi in de irste Tid mal weck anbünzelt, de segen ut as »unnen nicks un baben nicks«, un ick hadd s' afreten, as mi de Lüd' frogen, ob ick an min Finster Kinnerhemden drögen let. Natürlich argert ick mi denn nu äwer den Schauster: de Kirl makt mi min Stäweln nich un wull lewen as en Graf, un ick satt in'n Düstern ahn Gardinen un mit en Snuppen in den Liw'. Ick mak [8] mi denn up de Bein un gah äwer de Strat un denk: ›Täuw! Sallst den Kirl en düchtigen Zopp maken!‹

As ick in de Stuw 'rin kamm, stunn en Dannenbom up den Disch, un Lichter brennten doran, un den Schauster sin Körling un sin Krischäning hadden 'ne Fläut un 'ne Trumpet un makten Musik dortau, un dat Juchen un Krischen besorgte den Schauster sin lütt Mariken, de mit de Hän'n nah de Lichter ampelte un mit de Beinen up ehr Mutter ehren Schot rüm stangelte, denn sei was noch nich gangbor. De Schausterfru hadd dat Spinnrad bi Sid set't, sick 'ne reine Schört vörbunnen un ehren sünndagschen Dauk ümslagen un hadd en sünndagsch Gesicht upset't, lachte de Göhren an un wischte lütt Mariken den Mund af, wenn sei mit de Päpernät alltausihr bitau fohren ded. De Schauster hadd en En'n Planlaken äwer de Warkstäd deckt, hadd sick Tüffeln antreckt un satt nu mit 'ne lang' Pip an den Aben un tügt sick en Kraus Bier.

Na, hir kunn doch keiner mit Schellen 'rinne kamen! Ick säd also blot: »Gu'n Abend«, un hadd doch mal tauseihn wullt, wat de Lust hir woll tau bedüden hadd. Na, nu würd mi denn allens wis't: de Päpernät un de Appel, de bunten Bohnenkränz' un de Hahnbuttenkränz', de säben Semmelpoppen un de ein Zuckerpopp, de ganz baben in den Dannenbom hung. »Is angrepsch Wohr«, säd de Schauster, »drei Johr hewwen wi sei nu glücklich dörchbröcht, bet up den Swanz von den Husoren sin Pird, den hett Krischäning mal afbeten, as Mutter mal nich recht Obacht gaww. – Je, di mein ick«, set't hei hentau un drauht den Jungen mit den Finger. – »Ick will man nich von em weggahn mit min Arbeit«, säd ick tau mi, un mi was ganz verdräglich tau Maud, obschonst ick de niderträchtigsten Koppweihdag' hadd. Doch as Schauster Linsener mi dat Haupt- und Tafelstück wisen un utdüden ded – 't was Adam un Eva, vör den Sündenfall, schön in Stutendeig utknädt un mit Eier un Safran gel anmalt – un as de beiden lütten Linseners sick rechts un links von uns' ihrwürdigen Stammöllern henstellten un tau tuten un trumpeten anfungen, dunn würd mi doch grad so tau Maud, as wenn oll Radmaker Langklas [9] mi mit sinen stumpen Frittbohrer ümmer pianoforte – pianoforte in den Kopp rin bohren ded, dat dat pipt un gnirrt, un mi dorbi frog, ob dat nich schön güng. – De Schauster müggt mi anseihn, dat ick mi 'ne Krankheit vermauden was, denn as mi sin beiden lütten Cherubim richtig ut sin Paradis rute trumpet't hadden, gung hei mit mi räwer un wull mi Licht anmaken un frog, wo ick de Swewelsticken hadd. – »Hewwen dauh ick allens«, säd ick, »äwer blot uns' Herrgott un Fru Bütown weit, wo't tau finnen is.« – De Schauster hülp mi nu ut de Stäweln un säd: »Natte Fäut! Un ick heww Sei de annern Stäweln nich farig makt!«, hülp mi tau Bedd un säd: »Täuwen S' man, min Fru sall räwer kamen un sall Sei Tee kaken.« – Dat geschach denn ok; äwer wat in de negsten virteihn Dag' mit mi vörgahn is, dorvon weit ick nich vel tau vertellen.

Ick lagg in en sweren Drom. Mi was, as wenn min ganze Stuw' vull Dannenböm brennen un lüchten ded, un an jeden hung 'ne wunderschöne Semmelpopp mit Adam un Eva un dat ganze Paradis, un wenn ick dorup losgung un de Hand dornah utreckt, denn hadd ick en intweiigen Stäwel in de Hand un en Strump ahn Bodden, un Krischänig un Körling stunnen twischen mi un de Heilchrist-Bescherung un fläut'ten un tut'ten, dat mi dat dörch den Kopp flirren un gnirren ded, un de dusend Lichter danzten vör mine Ogen, un wenn ick denn rep: »Lat't mi doch! Lat't mi doch! Ick will jo ok wedder bi jugen Vader maken laten!« un reckt de Hand wedder nah de schöne Semmelpopp ut, denn drewen sei mi wedder taurügg un trumpet'ten mi in de Uhren:


»Stäwelmaken, Stäwelmaken!
Hett sick wat tau Stäwelmaken!
För so'n ollen Junggesellen
Sall kein Wihnachtslust mihr gellen.«

Denn fung de olle rodglasürte Pott, de t'ends minen Kopp stunn, äwer sin ganzes breides, blankes Gesicht an tau lachen, un de ganze Stuw' lep vull intweiige Stäweln, de steken all [10] de Tung ut, un Schauster Linsener grep sei sick, einen nah den annern, un treckt sei all up en Band un hung sei mi an't Finster staats Gardinen. T'ends minen Fäuten, dor sagten twei ümmer ümschichtig Holt, de ein, de sagte ümmer ganz fines Koffeeholt, un de anner arbeit't in eiken Knäst herüm, un wenn dat Koffeeholt sagt würd, denn danzte Fru Bütown ehr Nachtmütz vör minen Ogen ümmer up un dal –, up un dal; un wenn in eiken Knäst arbeit't würd, denn was't mi vör de Ogen, as stünn 'ne grote, schöne Irdbeer in en gräunen Holt, un wenn ick nipper tausach, denn was't minen Unkel Matthies sin rode Näs', de kek ut minen gräunen Fautsack herut.

Na, einmal 's Nachtens, as wedder stark in de eiken Knäst wirkt würd, dunn würd mi so tau Maud, as kem ick ut den Düstern in't Helle, ick grep üm mi, wo ick wir; ick lagg in't Bedd, de Nachtlamp brennte düster, un in den Lehnstaul mit de groten Pulsterbacken lagg min Unkel Matthies würklich bet unner de Näs' in minen gräunen Fautsack un snorkte ganz fürchterlich. »Unkel Matthies!« rep ick. Irst hürt hei nich, doch up de letzt vermüntert hei sick un rew sick de Ogen. »Unkel Matthies«, frog ick, »wo is Schauster Linsener?« – »Jung'«, säd min Unkel – denn hei nennt mi noch ümmer »Jung«, ungefihr mit ebenso vel Recht, as oll Nahwer Hamann ümmer noch sin tweiuntwintigjöhrig Vörbipird »dat Fahlen« nennt –, »Jung', fangst du mi all wedder an? Wat hest du mit Schauster Linsenern? De Mann, de deiht di nicks.« – »Unkel«, säd ick, as hei sick wedder schön taurecht läd, üm dat Sag'geschäft wider tau besorgen, »is dat wohr, oder hett mi dat drömt, hewwen wi ollen Junggesellen keinen Deil an de Dannenböm?« – »Dummen Snack!« säd Unkel Matthies, »ligg still!« – »Ick bün woll sihr krank west?« frog ick. – »Dat weit Gott«, säd min Unkel un krop ut den Fautsack un namm dat Licht un lücht't mi in de Ogen. »Äwer würklich, würklich! Ick glöw, du büst dor mit dörch, denn din Utseihn, min lütt Jünging« – un dorbi strakt hei mi – »is ganz anners worden. Kannst du denn nu würklich seihn, dat ick din Unkel Matthies bün un dat dit min Näs' is un kein Irdbeer? Un willst du dat Irdbeernplücken nu [11] nahgradens sin laten? Denn du büst mi vergangen Nacht tweimal eklich in dat Gesicht rinne fohrt, as ick en beten indrus't was.« – Ick versprok, mi nu beter tau schicken, denn ick wir nu wedder vernünftig,

Un so was't denn nu ok; de Krankheit was tau En'n, äwer min Not gung nu irst an. Ick was so mör un so ledweik, dat ick mi nich rögen kunn, un wenn ick de Ogen mal upslog, denn stunn Fru Bütown vör mi un hadd den rodglasürten Pott in de ein Hand un den Lepel in de anner un faudert un proppt mi mit 'ne Krankensupp, de was so stiw as Baukbinner-Kliester un smeckt ok so, un säd denn: »Eten S'! Eten S' doch! – Wenn Sei nich eten, warden Sei nich wedder beter.« Un bi all dese Qual makt dat oll gaudmäudige Gestell tau ehren Kliesterpott noch so'n mitleidig Gesicht, dat ick äwerhapsen müßt, ick müggt willen oder nich.

Jedes Ding hett en En'n, un 'ne Wust hett ehre twei. Ick kamm rut ut dat Bedd un satt denn Stun'n lang mit minen Unkel Matthies tausam un vertellt mi wat mit em. »Unkel«, säd ick mal, denn mi lagg de Drom von de Dannenböm un de ollen Junggesellen noch in den Kopp, »Unkel, wi hadden eigentlich beid' frigen müßt.« – »Dummen Snack!« säd min Unkel, »meinst du, ick hadd as östreichsche Wachtmeister von Anno drütteihn in Kaiserlich-Königlichen Staten 'ne lütte ungersche Husorentucht anlegen süllt?« – »Dat nich«, segg ick, »ick red ok eigentlich man von mi. Süh mal, ick denk so, wenn ick 'ne Fru hadd – dat heit 'ne ordentliche Fru un 'ne gaude Fru un 'ne ... un 'ne lütte, nette Fru – un du treckst denn tau uns ...« – »Un süll denn Kinner wohren? Dank velmal!« säd min Unkel Matthies. – »So is dat nich meint«, segg ick. »Äwer frigen dauh ick, denn Fru Bütown ehre Pleg' in de letzte Krankheit ...« – »Mi dücht«, föll hei mi in't Wurt, »du büst gaud naug plegt. Ick sülwst ...« – »Ih, red so nich«, segg ick, »du hest din mäglichst dahn; äwer 'neFru ...« – »Na, büst du denn all eine Gewisse up de Spur?« fröggt min Unkel. – »Weiten dauh ick ein«, segg ick. – »Na, will sei di denn ok?« fröggt hei. – »Dat weit ick noch nich«, segg ick. – »Is woll so'ne rechte [12] statsche?« fröggt hei un plinkt mit dat ein Og'. – »Dat nich«, segg ick. – »Denn is sei woll all lang' ut de soldatenpflichtigen Johren?« fröggt hei wider un plinkt wedder. – »Ok dat nich«, segg ick. »Äwer du kannst sei di jo mal anseihn – ick kann leidergotts nich mit –, sei geiht alle Nahmiddag buten den Dur nah de Mähl hentau spazieren, so twischen dreien un viren, un verfehlen kannst du sei nich, denn sei is de hübschste von allen, de dor gahn.« – »Natürlich!« seggt min Unkel. – »Un hett 'ne Troddel an den Mantel un en lütten Jungen an de Hand«, set't ick hentau. – »Frigst du dat Kind mit?« fröggt min Unkel. – »Wat föllt di in?« fohr ick in En'n. »Dat is ehr Swesterkind.« – »Gott bewohr uns!« seggt min Unkel. »Iwer di doch nich! Wat weit ick dorvon? För minentwegen kann sei jo 'ne Wittfru sin. Na, anseihn will ick sei mi denn doch!« Un dormit geiht hei.

Des Nahmiddags so hentau fiwen kümmt hei wedder, bött sick 'ne Pip an, set't sick dal un seggt gor nicks. Dit argert mi jo denn natürlich, un ick segg ok nicks. Wi roken denn nu beid' as de Backabens; äwer ick was denn doch tau niglich, stunn up un stellt mi so, dat hei mi mit sin oll plinkeriges Gesicht nich in de Ogen kiken kunn, un frog: »Büst du buten den Dur west?« – »Dat bün ick«, seggt hei. – »Na?« frag' ick. – »Ja«, seggt hei. – »Hest du sei seihn?« frag' ick. – »Heww sei seihn«, seggt hei, »un heww ok mit ehr redt.« – »Plagt di de Kukuk?« segg ick un dreih mi üm. »Wat hest du mit ehr tau reden? Ick sülwst heww jo noch nich mal mit ehr redt.« – »Dorüm grad!« seggt hei. »Denn einer von uns möt jo doch anfangen, un ick ward doch woll mit minen Swestersähn sine Brut reden känen?« – »So wid sünd wi noch lang' nich«, segg ick. – »Wat nich is, kann jo doch noch warden«, seggt hei un set't sick in den ollen Lehnstaul bet taurügg un streckt de Bein nah vörwarts, as sühst mi woll. »Ick will di't vertellen«, seggt hei. »As ick so den Weg entlang gung, kamm sei achter mi, un ick stellt mi hen un kek sei an, denn sei hadd en lütten Jungen an de Hand; de Troddel kunn ick nich seihn, wil dat de ehr den Puckel dal hung.« – »Ick kann't mi denken«, säd ick, »du hest [13] sei woll snurrig anseihn?« – »Wenn ick wat anseihn will, denn rit ick de Ogen up«, seggt min Unkel, »un dat ded ick, un sei slog ehr Ogen so dal – mit so en Tog, as wenn sei des Abends ehr Gardinen an de Beddstäd tausamen trecken wull, un as sei vörbi was, sach ick ok de Troddel.« – »Du magst sei schön ankeken hewwen«, segg ick. – »Dat heww ick, äwer dat dick En'n kümmt nah.« – »Na, hett sei di denn gefallen?« frog ick. – »Ih ja! Sei hett mihrere Dugenden an sick, de mi woll passen: irstens hett sei sick nich vel üm den Kopp rümtüdert, un tweitens fegt sei mit ehr Kleder de Strat nich af, un dat sünd en por Dugenden, min Sähn, de führen mihr in den Mun'n, as einer gewöhnlich denkt, denn de so vel up den Kopp hewwen, hewwen meistendeils nich recht wat dorin, un de mit de langen Kleder hewwen all scheiw' Bein, oder, wat noch slimmer is, ehr Fauttüg is nich up den Schick. Min Sähn, bi Frugenslüd un bi Pird möst du ümmer tauirst nah de Beinen kiken; is dat Gangwark adrett, is de Beinsatz in Ordnung un is dat Fautgeschirr proper, denn kannst du up Flit, up Ordnung un Rendlichkeit reken.« – »Also du meinst –?« frog ick. – »Ick mein gor nicks«, föll hei mi in de Red'. »Lat mi irst vertellen, wat mi wider passiert is. As sei nu so vör mi up nah de Mähl hentau gung un ick achter ehr, dunn müßt ick würklich tau mi seggen: ,Wohrhaftig! Du spelst en schönen Zwickel! Du dreihst woll en beten mit den Kopp; äwer dat schadt nich! Denn worüm sall sei nich mit den Kopp dreihn, dorför is sei jo en Frugenstimmer; äwer' – denk ick so bi mi –›de Red! Dat is de Hauptsak! Du sallst mit ehr en unschüllig Gespräk anspinnen!‹ As sei also wedder taurügg kümmt, stell ick mi mit den Rüggen gegen en Bom un dauh so, as wenn ick mi min Pipengeschirr in'n Gang bringen will, un as sei nu so'n Schrittener fiw von mi is, dunn treck ick Stahl un Stein ut de Tasch un rit bi de Gelegenheit för en Daler lütt Geld mit rute – Jung', markst du? Allens mit Willen! –, dat de Tweigröschenstücken so äwer den froren Fautstig räwer klapperten. Nu bückt ick mi dal un pust gefährlich dorbi, as würd mi dat Upsammeln hellschen sur, un as sei dit sach, säd sei [14] richtig tau den lütten Jungen, hei süll mi sammeln helpen, un sei sammelt ok mit – un dat wull ick man. Ick bedankt mi denn, un wi kemen in 'ne Unnerhollung un gungen tausam bet an't Dur.« – »Wat redt ji denn?« frog ick. – »Oh, nicks von Bedüden. Ick säd, ick wir din Unkel, un ob sei di nich kennen ded, du lepst hir ok ümmer up un dal; dunn säd sei, sei hadd nich dat Vergnügen – ›Vergnügen‹ säd sei –; dunn frog ick, ob sei nich en jungen Minschen hir hadd gahn seihn mit en gelgrisen Haut un en gelgrisen Äwertrecker un gelgrise Hosen un gelgrise Hor? – Ne, säd sei; en öllerhaften Herrn in so'ne Kledasch hadd sei woll seihn. – Na, säd ick, de öllerhafte Herr wir de jung' Minsch, von den ick redt hadd, dat wirst du. – Dunn sprung dat oll lütt Jüngschen so an ehr tau Höcht un säd: ›Tante, das ist der Herr, von dem du immer sagst, er sah' aus wie eine Reihensemmel, die in Milchkaffee getaucht ist.‹ – Dunn würd sei füerrod, un ick müßt ludhals' lachen un säd: ja, dat wirst du.«

Ick würd nu ok füerrod, denn de Snack müßt mi jo doch sihr argern, un segg tau minen Unkel: »Wenn du wider nicks haddst wullt as din Swesterkind lächerlich vör de Lüd' maken, denn haddst ok leiwer tau Hus bliwen künnt.« – »Dat hadd ick«, seggt hei, »äwer ick wull noch wider wat; ick wull girn weiten, ob sei di woll nehm?« – »Leiwer Gott!« segg ick, »du hest doch nich fragt?« – »Jung'«, seggt min Unkel un rokt, as wenn en lütt Mann backt, »wenn ick 'ne Sak in de Hand nehm, denn gründlich, aber fein! – Ick frog ehr also, ob sei woll wüßt, wat du wirst. – Ne, säd sei, du wirst villicht en Dokter? – ›Bewohr uns!‹ segg ick, ›wo kem hei dortau?‹ – ›En Avkat?‹ – ›Ok dat nich.‹ – ›Na, dit un dat?‹ Un sei röd nu rümmer bet nah en ›Rat' rup un bet nah'n Barbierer‹ runne; ick schüddelt äwer ümmer mit den Kopp un säd tauletzt: ›Dat raden Sei doch nich! Hei is höchstens gor nicks.‹ – Dat schint ehr denn allerdings en beten wenig, un sei meint denn, du würdst denn also woll von din Geld lewen. – Ja, säd ick, in ein Ort hadd sei recht; tau dit Geschäft haddst du von Jugend up de meiste Lust hatt; äwer dat du dorbi 'ne Anstellung[15] kregen haddst, künn ick grad nich seggen. Du wirst nu up en annern Stand verfollen. – ›Up wat för einen?‹ frog sei. – ›Up den Ehstand‹, säd ick un frog tauglik, wat sei dortau meinen ded. Vörher hadd ick äwer all tau mi seggt: Ward sei bi dese Frag blaß, denn mag sei em nich liden; ward sei rod, denn nimmt sei em. – Sei würd denn nu richtig äwer un äwer rod un bückt sick dal un bünzelt an den lütten Jungen sinen Haut herümmer, un as sei wedder tau Höchten kamm, dunn kek sei mi so von baben dal an, makt mit 'ne halwe Wennung 'ne Ort von Knicks, un weg was sei! Un de Frag', de ick för min Person ehr noch vörleggen wull, kamm gor nich tau Bredd.« – »Dat ward ok 'ne schöne Frag' west sin!« segg ick un bit vör Arger en Knop von de Pipenspitz. – »O ne!« seggt min Unkel, »ick wull ehr blot fragen, ob sei gaud Fisch kaken künn, denn wull ick tau jug trecken«, un dorbi sach de olle Burß so ut, so wichtig un irnsthaft, as güng min Frigeri em mihr an as mi sülwst. Doch dit süll noch en ganz Deil nahrscher kamen.

In de negsten Dagen, as ick all so'n beten utstümpern kunn, gah ick nu absichtlich nich nah de Mähl hentau, denn mi was dat schanierlich, ehr vör de Ogen tau kamen. ›Sallst en beten up den See tau Is gahn‹, denk ick, ›un dat Schritschauhlopen un Slädenführen anseihn.‹ Dat dauh ick denn nu ok, un as ick an de Baud heran kamm, wo Bir un Bramwin un Punsch un Grogg verköfft ward, gah ick dor en beten 'ran un seih denn grad, wo min Unkel Matthies en Achtgröschenstück up den Disch leggt un för vir Gröschen Kauken un för vir Gröschen Punsch föddert. Na, dit föllt mi denn nu sihr up, denn hei drünk leiwer en Glas Grogg as Punsch, un Kauken namm hei gor nich in de Mund. ›Na, wat dit woll heit?‹ denk ick, ›hei will woll Kinner traktieren.‹ – Äwer ne! Ahn dat hei mi gewohr würd, gung hei mit sinen Barg Kauken un sin Glas vull Punsch up en Släden los, wo 'ne Dam mit en gräunen Sleuer insatt, un bögt sick mit dat Liw vörn un achter äwer, as wull hei sick dat Krüz verrenken, un kratzt mit de Bein so snaksch up dat Is herümmer, dat ick denk, de oll Mann verliert [16] de Blansierung, un dat ick all up em losspringen un em unner de Arm gripen will; dunn sleiht de Dam den Sleuer taurügg, un wat seih ick? – Minen leiwen Schatz un minen säuten Ogentrost! Un tau Maud würd mi, as hadd mi einer rechts un links en por Mulschellen gewen. »Dat weit de Kukuk«, segg ick, »de Oll verdarwt mi de ganze Frigeratschon bet in de grawe Grund!« un gah so arg, as einer warden kann, nah Hus.

Dor satt ick nu in'n Düstern un gruns' mi inwendig, dunn geiht de Dör up, un min Unkel kümmt rin. »Gu'n Abend!« seggt hei, »wat sittst du hir in'n Düstern? Mak Licht an!« -Dit is dat einzigste Mal in minen Lewen west, dat ick minen Mutter-Brauder nich de Dagstid baden heww; ick stunn äwerst up un makt Licht an un sach so sur ut as en solten Hiring, de virteihn Dag' in Essig leggt is. – »Wat fehlt di?« fröggt hei. – »Nicks!« segg ick kortweg, dacht äwer: ›'t is din Mutter-Brauder!‹ un sett hentau: »Ick bün nich up den Schick!« – »Ick sihr«, säd hei, un dorbi sach hei so lüftig ut as en ollen Esel, de virteihn Dag' bi schiren Hawer in'n Stall stahn hett. »Heww wedder mit ehr redt«, seggt hei. – »Minentwegen«, segg ick. – »Wo sall ick dat verstahn?« fröggt hei un set't en irnsthaft Gesicht up. – »Ick bün mit den Drom dörch«, segg ick. – »Du willst nich?« fröggt hei un leggt sin beiden Arm up de Lehn von den Lehnstaul un kickt mit de Näs' dräwer weg, scharp mi in't Gesicht, »ick heww de Sak infädelt so fin, so fin, dat dat en Hund jammern künn, wenn dor nicks ut würd, un nu willst du nich?« – »Ne«, segg ick, »Unkel, ick will nich. Meinst du, ick sall di den Rohm affüllen laten un mi mit de sure Melk begnäugen? Denn doräwer sünd sei sick all einig – kik hir! Amalie Schoppe, geborene Weise, un Elise von Hohenhausen, geborene von Ochs, un all de annern, de äwer dit Verhältnis schrewen hewwen –, dat Schönste bi de Frigeri is de Verkihr von Brutlüd' vör de Hochtid, un den Verkihr rittst du an di, un ick sall tauseihn, wo du min Brut mit Punsch un Kauken traktierst?« – Min Unkel nimmt de geborene Weise un de geborene von Ochs un smitt sei in de [17] Sofaeck un stellt sick vör mi hen un seggt: »Ick frag di taum letzten, willst du dat Mäten frigen oder nich?« – »Ne«, segg ick. – »Na«, seggt hei un kek mi lang' an mit so'n feierlich Gesicht, as hadd hei eben sin Testament makt un wull nu noch sinen Namen unnerschriwen, »na, dat Mäten sall dörch mi nich in Schaden kamen, denn frig ick sei«, un dormit gung hei stolz ut de Dör.

Na, dit was denn nu mal en Stück! – In de Irst stunn ick ganz verdutzt, dunn smet ick mi in de Sofaeck up de geborene Weise un lacht lud up. Min Unkel, de gaud twintig Johr öller was as ick, trugte sick en Stück tau, wotau mi in minen Johren de Kurasch all utgung! Ick wull nu lustig wider lachen, kreg't äwer nich mihr taurecht, denn ick hadd kein unbekümmert Hart, un wenn ick dat Gesicht ok breid naug vertrecken ded, de Lach blew unnerwegs hacken, un as ick mi nu so mit dat dämlichste Gesicht von de Welt in den Speigel tau seihn kreg, sprung ick in'n En'n un gung mit groten Schritten in de Stuw' up un dal un bos'te mi nich slicht un slog up den Disch un säd: »Hei deiht't, hei is dortau kumpabel.«

As Fru Bütown kamm, kreg sei natürlich ut männigerlei Ursak Schell, un as ick de taurecht set't hadd, gung ick in den Klubb un spälte Lomber un säd ümmer tau mi: »Dat kannst du doch nich liden!« un spälte Solos, de gor nich up de Welt existierten, un verlur sei un säd denn wedder: »Du wardst di doch dat Hart nich afköpen laten!« un namm den Muhren un würd kodilg.

Verdreitlich gung ick nah Hus un läd mi dal un wull slapen un kunn nich. Ick argert mi de ganze Nacht mit mi rümmer, denn laten kunn ick von dat säute Kind nich mihr, sei hadd mi't andahn, un de heilig Christabend föll mi in, dat ick in minen Lewen keinen Dannenbom upputzen süll. Wenn ick denn tau mi säd: »Man tau!«, denn flogen mi all min Bedenken as en Hummelswarm dörch den Kopp, un vör min Ogen stunn ümmer en grot Fragteiken, un wenn ick mi dat utdüden ded, denn heit dat ümmer: »Je, will sei di ok?«

Na, dit kunn jo doch nu keiner beter beantwurten as sei [18] sülwst, dat sach ick in, un as nu de grage Wintermorgen in min koll Stuw rinne schinen ded un mi dat so dörch de Knaken grusselt, as ick den Koffee makt, säd ick: »Nu bün ick dormit dörch! Wat sin möt, möt sin!« un segg tau Fru Bütown: »Fru Bütown«, segg ick, »gähn S' nah Kopmann Bohnsacken un köpen S' mi en Por von de finen, gelen Hanschen, de de jungen Herrn Avkaten ümmer dragen, wenn sei recht wat bedüden willen. – Äwer rechte gele!«

Hentau elben stek ick denn nu in minen swarten Liwrock un swarte Hosen un blanke Stäweln un in de nigen gelen Hanschen, un ihre ick den Haut upsetten ded, stellt ick mi vör den Speigel un säd mit Recht: »Wo's 't mäglich! Dat hadd ick sülwst nich mihr glöwt!« Smet noch en Blick in min Stuw' rüm un säd: »So ward't denn nu woll hir nich bliwen!« Kek in min ollen Tüffeln rinne, de vör dat Bedd stun'n, un säd: »Ji ward jug ok wunnern, wenn't glückt un wenn binnen korten en Por lütte, nüdliche Tüffelken bi jug taum Besäuk kamen.«

Ick gah denn nu de Strat hendalen un kamm an minen Unkel Matthiesen sin Dör vörbi un denk: ›Irst mit alle Welt in Freden, wenn einer so'n Gang deiht!‹, denn tau Maud was mi, as gung ick den letzten Gang. Kloppt also an sin Dör un gung herin.

Na, ick heww all vel seihn in de Welt; ick heww mal seihn, dat en Kirl Füer fratt; ick heww mal seihn, dat einer Häkelheed fratt un schönen sidnen Band ut den Hals' herutehaspelte; äwer so blag is mi dat mindag nich vör de Ogen west as in den Ogenblick, wo ick an den hütigen Morgen minen Unkel Matthies tau seihn kreg.

Dor stunn hei in sin Stuw in den sülwigen Uptog as ick, blot dat sin swarte Liwrock en gräunen Jagdsnipel was, un dat sin gelen Hanschen von Hirschledder wiren un min vonSchapledder, un dat sin witte Snurrbort as en Por klore Istappen rechts un links äwer den Mund dal hung un min nah baben upswänzt was un in allerlei verdammte Koulüren spälte.

»Unkel!« rep ick, as ick rin kamm, un min Haut tründelte vör [19] mi in de Stuw rin, so verfirt ick mi. – »Jung'!« rep hei, »wat willst du?« – »Wat willst du?« raup ick. – »Ick will dat, wat du nich willst!« seggt hei. – »Ick will jo!« rep ick. »Un ick bün jo man«, set't ick hentau, »hir in desen Uptog blot nah di ruppe kamen, üm di tau seggen, dat ick nu fast bün, un wull di bidden, du süllst man wedder min leiw 'oll Unkel bliwen.« – »Wullst du dat?« säd hei un set't sick in sinen Lehnstaul un kek mi so nahdrücklich in de Ogen. »Na, denn will ick di man seggen, ick wull ok in desen Uptog nah di henkamen un wull di en beten verfiren. Ick weit dat ut min Soldatentiden: so'n beten Verfiren, dat rammelt den Minschen nüdlich tausam un rappelt em up, denn denn kümmt de Schimp mit in't Spill. Un, Jung'«, säd hei un stunn up un läd mi de Hand up den Arm, »ick will di nich in den Weg stahn un di in den witten Bagen von din Glück en Krünkel maken, denn dat lütt Mäten is för di geburen, un dat Mäten is gaud!« Un dorbi knep hei mi den Arm mit sine olle breide Fust tausamen, dat ick dacht: ›Wenn sei so is, denn is sei mihr as gaud.‹

Min Unkel gung nu hen un halt en Glas von sinen ollen Portwin un säd: »Kumm her, Jung', stärk di irst! Wo willst du't denn anfangen?« – »Je«, segg ick, »wenn ick dat wüßt!« – »Sett mal den Bein hir up den Staul«, seggt hei. – »Wat sall dat?« frog ick. – »Nicks nich«, seggt hei un knöpt mi de Strippen von de Hos' af, »mit en Fautfall möst du jo doch beginnen, un dit künn di strämmen.« – »Na«, segg ick, »du fangst gaud an.« – »Wat sick hürt, hürt sick«, seggt hei. »Ick heww dat mindag nich sülwst dörchmakt, äwer ick heww dat ümmer up Biller seihn. Wat seggst du äwer man? Täuw! Ick will di unner de Arm gripen!«, un dorbi ret hei hastig sinen Drahkasten up un flie'te in den Uttog rüm, worin hei sin heiligsten Schätz hadd. Un richtig, dor kamm hei mit sin Stammbauk taum Vörschin. Dat schach man selten, un wenn hei't anrögen ded, denn schach dat blot des Abends, wenn allens so recht still was. Denn treckt hei sick irst reine Wäsch' an un sin bestes Tüg un set't rechts un links en por Lichter up den Disch, slog deip in Gedanken Blatt för Blatt üm, las all de [20] Vers' un höll mit swarte Krüzen dat Dodenregister in Ordnung. Den annern Morgen was hei denn sihr weikmäudig, un dat letzte Mal kamm hei nah mi rüm un säd: »So vel ick weit, lewt man noch ein; dat is Krischan Bünger, den ollen Snider Bünger sin Sähn, de mit min Öllern Hus an Hus wahnen ded. Sei seggen jo, hei sall Durschriwer tau Parchen wesen, un wenn mi Gott dat Lewen lett, denn will ick em desen Sommer besäuken.«

»Hir!« säd hei, as hei ditmal dat Stammbauk rute halt un up den Disch leggt hadd, »hir sett di dal un säuk di en Vers ut un lihr em utwennig. Dor stahn weck in, de kannst du tau unsern Herrgott in'n Himmel beden, denn ward sick ok woll ein för dat beste Mäten up Irden finnen.« – »Unkel«, säd ick un namm dat Stammbauk in de Hand un bläderte dorin rüm, »ick weit, wat ick dauh: ick red so, as mi dat üm't Hart is, un mi is hüt morgen ganz besonders üm't Hart.« – »Ok gaud, min Jung'«, säd min Unkel, »un villicht noch beter! Äwer denn mak nu ok! Un täuw'«, set't hei hentau, as ick mi taum Gahn ümdreihn ded, »di hängt jo dat witte Band von't Vörhemd 'ne halw Ehl den Puckel da!« un gaww mi sinen Segen un stoppt dat En'n Band unner't Halsdauk. »So, nu gah mit Gott!«

Ick gung denn, äwer as ick ut de Husdör kamm, dunn haust wat baben mi, un as ick ruppe kek, dunn lagg min Unkel Matthies in dat halwe Finster un nickt un plinkt mi tau, un jedesmal, wenn ick mi in de lange Strat ümkek, denn nickt hei un weiht mit sin rodbunt Taschendauk ut dat Finster rut, dat mi angst un bang würd, de Lüd' müggten marken, wovon twischen uns de Red' wir.

Nu künn ick hir 'ne Geschicht vertellen, ward mi äwer woll häuden. So glatt, as dat in de Romanen steiht, geiht so'ne Angelegenheit in de Würklichkeit nich af. Unner hunnert maken nägenunnägentig up desen Gang de spaßigsten Dummheiten, un wenn ok all de hunnert as de glücklichsten Brüjams taurügg kamen, warden doch de nägenunnägentig tau sick seggen: »Gew' de leiw' Gott, dat wi nich wedder in de Lag' [21] kamen; süllen wi äwer taum tweiten Mal de Sak äwernehmen, denn willen wi't kläuker anfangen.« – Gott lat mi nich wedder in de Lag' kamen!

Nah en annerthalw Stun'n kamm ick denn wedder taurügg, glücklich bet unner den Hauttöppel, un mag ok woll dornah utseihn hewwen; un dor ick mi in min einsam Junggesellenlewen de dürigte Mod' anwendt hadd, mit mi sülwst tau snacken, so kann ick nu bi ruhige Besinnung de Lüd' dat nich verdenken, wenn sei mi, as ick de Strat hendalen kamm, en beten ut den Weg gungen un mi scharp nahkeken, ob min Bein ok woll so deklamierten as min Hän'n. As ick nu noch so'n Raudener drei von minen Unkel sinen Hus' af bün, stört't hei mi all entgegen un föll mi üm den Hals, denn hei hadd de annerthalw Stun'n lang achter de Husdör stahn un up mi lurt, un rep: »Holt din Mul! Holt din Mul! Ick weit allens; un wennihr ward de Hochtid?« – Ick tuscht em denn nu un säd: »So swig doch still! Taum wenigsten up de Strat!«, fat't em unner'n Arm un treckt em mit nah minen Hus'; doch as wi dor herinne kernen un Fru Bütown grad dat Middag deckte, dunn kunn hei sick nich länger hollen, dunn spelt sin ganzes Hart Solokolür, un as de Fru em ankek, dunn lücht'ten ut sin Ogen nicks as Trümw', un hei wis'te mit den Dumen äwer de Schuller nah mi hen un säd: »Seihn S' dor, Fru Bütown, dor steiht hei – min Swester-Sähn! Is nu ok en Brüjam, so gaud as einer!« Un as nu de Fru kamm un gratuliert un weiten wull, wer de Glückliche wir, hadd ick wedder naug tau tuschen, un as sei weg was, säd hei un kek mi dorbi sihr verdwas an: ick wir en Heuchler, en sihr verstockten, un ick wis'te en swartes Hart, dat ick so'n Glück so lang verswigen künn.

Ick müßt mi denn nu man dalsetten un em de Sak vertellen, dunn würd hei denn nu wedder fründlicher un nickt mit den Kopp un säd: »Schön!«, un denn mal wedder schüddelt hei mit den Kopp un säd, dit wir nich ganz nah sinen Sinn; un as ick utvertellt hadd, stunn hei up un makt en Gesicht as de Hewen in'n Heuaust, wenn hei nich recht weit, ob hei de Sün'n schinen oder regen laten sall; hei schüddelt un nickt un nickt [22] un schüddelt, un endlich säd hei: hei för sin Part hadd't denn doch en ganz Deil beter makt; un frog dunn, bi weckern Vers von dit Kapitel ick denn den Fautfall anbröcht hadd. Ick müßt denn nu gestahn, dat de gor nich taum Vörschin kamen was. Dunn namm min Unkel Matthies sinen Haut un säd: »Na, denn wünsch ick di woll tau spisen! Un holl di an dat, wat du hest; wat nah kümmt, bitt de Wulf. Du hest vel tau tidig kreiht, de Sak is noch lang nich in Richtigkeit; en Fautfall hürt tau jeder Verlawung, un de Sak is nich gültig, wenn sei nich mit de beiden Knei unnersigelt is. Mi taum wenigsten sall't gor nich wunnern, wenn de Kram in de negsten Dag' utenanner geiht. Up en anner Mal folg minen Rat!« Somit gung hei.

Trotzdem äwer fung nu för mi eine wunderschöne Tid an, eine wunderschöne Tid! Ick künn ok hirvon wedder vel vertellen, ward mi äwer woll häuden. De höchste Freud un dat deipste Leid möt einer nich jedwereinen up de Näs' binnen; un wenn ick nu ok girn glöw, dat all dejenigen, de dit lesen, manierliche un irnsthafte Lüd' sünd, ein oder de anner Hans Quast künn dor doch mit mang lopen un künn up mine Kosten sinen Putzen dormit driwen, un dat müßt mi denn doch sihr verdreiten.

Äwer tau jeden richtigen Honnigkauken hürt en lütt beting Peper, un doran süll mi dat denn nu ok nich fehlen. Tauirst streute min Unkel Matthies af un an en lütt Kürnken an, doch as hei sach, dat de Sak von Bestand was, un as hei sülwst up 'ne Visit bi min Brut ehr Fründschaft west was un sick dor ok tau sine Taufredenheit von dat Fischkaken äwertügt hadd, dunn sport hei sin Gewürz un grep deip in sinen Honnigpott – tau deip, segg ick –, denn nu malt hei alle Lüd', de em hüren wullen, min Glück so säut vör, bet in minen Honnigmand bald so vel Fleigen summten, dat ick mi nich tau bargen wüßt un dat bald so vele lustige Geschichten von mi in den Swung' wiren, as wir ick blot taum Vergnäugen von alle Welt nich blot en Brüjam, sondern ok en Brüdjam worden. Ick würd brüdt, wo ick mi seihn let. Up fiw Schritt all grint mi[23] jeder Hans Narr up de Strat an, un wenn ick denn frog, wat dor tau grinen wir, denn säden sei all, as wenn sei sick beraden hadden: »Oh, nicks nich!« Kamm ick mal des Abends in minen ollen Dämelklubb – denn dat hadd ick mi glik vörnahmen, dese Gesellschaft wull ick unner keinerlei Ümstän'n upgewen, irstens, wil dat sei mine Gemäudsort sihr tauseggen ded, un tweitens, wil dat ick sei för mine Bildung sihr taudräglich höll –, na, wenn ick also dor mal hengeröd, denn würd dat en Flustern un en Tuscheln un en Anstöten: de ein winkte ganz von firn mit den Tulpenstengel un de anner ganz in de Neg' mit den Tunpahl, un Geschichten vertellten s' sick, wat de vör de Hochtid seggt hadd un wat de nah de Hochtid seggt hadd un wat de Scheper tau sinen Hund seggt hadd; un wenn ick denn falsch würd un frog, wat sei dormit seggen wullen un wat dat Spitzen up mi sin süllen, denn säden sei all: »Gott bewohre! Wi meinen man.« Un wenn ick nu des Abends ut desen Grün'n nich in den Dämelklubb gung, denn makt Fru Bütown ehr leiwe Pepermähl apen un stöhmte mi ümmer ganz lütte, fine Prisen in de Näs' un in de Ogen: wat dat so süll – oder wat dat so süll. Sei wüßt ok nich, wo ick dat nu hewwen wull. Un sei wir 'ne olle Fru un hadd in ehren Lewen all vele Herrn upwohrt, äwer noch keinen, de in'n Brutstand west wir; ick süll deswegen Geduld mit ehr hewwen, denn de Sak kem jo nu bald ganz anners. Un wat dat Tüg-rein-Maken anbedrapen ded, dor gew sei mi ganz recht, dat wir för min Brut nich gaud naug, denn as sei man hürt hadd, wir de as 'ne Prinzeß upfött un hadd sindag nich ehr Finger in koll Water stippt; äwer ehr Ogen wiren för jede Dun up den Rock all tau olt. Un wenn min Brut mi negstens mal besäuken wull, so künn sei dat jo dauhn, sei för ehre Person hadd nicks nich dorwedder, un äwer de Spennwew' an'n Bähn un den Stoff up de Komod würd sei jo nich fallen, un an den lütten Provatmüllhümpel, den sei sick tau ehre Bequemlichkeit in de ein Eck von min Stuw' anleggt hadd, würd sei sick jo ok just de Beinen nich verstuken. Un wenn ick des Abends Füer hewwen wull, denn künn ick jo dat man seggen [24] – sei wüßt jo dat ok nich –, süs wir ick jo ümmer in den Dämelklump gahn, worüm denn nu nich? Un denn set't sei sick vör dat Abenlock un puste un puste, un de Kahlen gläuhten ehr up de dicken Pustbacken, dat ick sei nich anners anseihn künn, as ick müßt ümmer denken: ›Gott verzeih mi de sweren Sünden! Ick weit recht gaud, dat dit min Fru Bütown is un 'ne christliche Wewerwitwe, worüm möt ick denn bi ehr ümmer an de hohen Herrschaften denken, de deip – deip unner uns wahnen up en Flag, wo't sihr heit sin sall? Un worüm föllt mi bi ehr Pusten ümmer in, dat mägliche Wis' up dit Flag ok einer sitt, de Kahlen anpusten deiht, üm min schönes Ehstandsglück doch en beting antauwarmen?‹

Hirut kann jeder afnemen, dat bi mi de Bedenken noch nich all ut dat Finster rute smeten wiren, un sei süllen noch düller warden, as ick eins Nahmiddags von min Brut taurügg de Strat entlang gung.

As ick nämlich an desen Dag de Strat entlang gung, dunn hürt ick all von firn groten Larm, de Lüd keken ut de Finstern, un vör de ein Husdör hadd sick ok all en lütten Hümpel tausam funnen, de nah de Del ruppe kek. As ick nu grad an de Dör vörbi gahn will, fohrt de Kürznermeister Obst äwer sin halwe Husdör 'räwer, as wenn 'ne Billardkugel äwer de Band' sprengt ward, un set't sick mit sin vir Baukstaben in den Rönnstein. – »Mein Gott, Gevatter«, seggt sin Nahwer Gräun, »wat makst du dorvon?« – »Je, dat segg man mal!« seggt de Kürzner, »min Frugenslüd' hewwen mi rut smeten.« – »Worüm denn äwer?« fröggt de anner. – »Vadder«, seggt de Kürzner un rappelt sick tau Höcht, »dat will ick di seggen: min Fru will, wat ick will, un dat will ick nich.«

Wil mi nu dese Geschicht nicks angung, so gah ick wider un denk so bi mi: ›Is doch en nahrschen Spruch! Wat de Kirl woll dormit meint? Min Fru will, wat ick will, un dat will ick nich. – Sallst dinen Unkel Matthiesen mal dornah fragen.‹

Ick gah nu also nah em rup un vertell em de Sak un segg em den Spruch un frag: »Unkel, wat meint de Kirl dormit?« – [25] »Je!« seggt hei un geiht in Nahdenken in de Stuw up un dal, »un de Kirl was von sin Frugenslüd' rut smeten, seggst du?« – »Ja«, segg ick, »hei säd't jo sülwst.« – »Un in den Rönnstein satt hei?« frog hei wider. – »Ja«, segg ick, »dorin satt hei.« – »Na«, seggt min Unkel nah 'ne Wil Bedenken, »denn ward dat ok woll sin Richtigkeit hewwen, denn hett em sin Fru ok woll rut smeten, un denn findt de Spruch ok sin richtig Bedüden, denn heit hei: Min Fru will Herr in den Hus' sin, un ick will ok Herr in den Hus' sin, un mine Fru ehren Willen, denn will ick nich nahgewen. Äwer«, set't hei hentau, »wenn sei in'n Hus' stahn un hei vör den Hus' in den Rönnstein seten hett, denn ward sei woll Herr in den Hus' sin.«

Ick weit nich, mi würd nah dit Gespräk so verdreitlich un beängstlich tau Sinn; von de Sid hadd ick min Vörnehmen noch nich in't Og' fat't. »Unkel«, säd ick, »du kennst mi doch un kennst sei jo ok, wat meinst du denn woll, wer ward von uns beiden woll Herr in'n Hus' sin?« – »Je«, seggt hei, »sei süht mi gor nich dornah ut, as müggt sei girn vör de Husdör in'n Rönnstein sitten, ick glöw, sei bliwwt leiwer binnen.« – »Den Deuwel ok!« segg ick. – »Na, so arg«, seggt Unkel Matthies, »ward sei dat nu woll nich maken; äwerst so'n liebenswürdig, weiblich Regiment – as de Lüd' dat nennen – ward sei woll äwer di ergahn laten, du wardst woll en beten stramm an ehren Schörtenband anbunnen warden, un wo lütt de Achterflecken an ehr Pantüffeln sünd, ward ein di nahsten woll von den Pelz lesen känen.« – »Bang' maken gelt nich!« segg ick, »ick ward sei mi nah de Hochtid bi den irsten Schepel Roggen wen'n.« – »Dor verlat di man nich up!« seggt min Unkel. »Kennst du dat Sprükwurt nich:


Vör de Hochtid möst du s' wen'n;
Nah de Hochtid is't tau En'n?«

»Ne«, segg ick, »dat's mi ganz wat Nig's!« un makt en Gesicht dortau, as hadd mi min Unkel vertellt, sei hadden mi taum Papst makt. – »Na, denn sett di dal«, seggt hei, »ick will di [26] 'ne Geschicht vertellen.« – »Vertell!« segg ick. »Äwer din Nutzanwenning lat weg! Ick bün dor all tau olt tau.« – »Kein Bang'!« seggt hei. »De Nutzanwenning ward din leiw' Fru woll äwernemen, wenn du minen Rat nich folgen deihst.«

Ick set't mi also bi minen Onkel dal, un hei fung an tau vertellen:


Tau Rümpelmannshagen, wo ick mine irsten Lihrjohren as Klutenpedder dörchmakt heww, wahnten dunntaumalen twei junge, schire Kirls; de ein heit Wulf un was de Smidt in den Dörp, un de anner heit Kiwitt un was de Möller. De Smidt was en Pfiffkopp un verstunn sinen Kram, de Möller was man düsig, hadd äwer dat Geld. Na, mit de Tid gung in den Dörp dat Gered: »Vaddersch, hest all hürt? De Smidt un de Möller gahn beid' nah den Schulten sin Fik un Marik, un sei seggen jo all von de Hochtid tau Martini.« Un dat kamm ok so, sei frigten beid' tau Martini, un de oll Schult rüst't 'ne Hochtid ut, de säd man: »Stah!«, un wi jungen Lüd' von den Hof wiren ok dortau beden, un ick weit dat noch as hüt, wo lustig dat her gung, denn uns' Schriwer, Ludwig Brookmann, stülpt mi gegen Morgen 'ne Sleifkann vull Duwwelbier äwer den Kopp un säd, as ick falsch würd, dat süll jo man Spaß sin.

Nah de Hochtid was dat denn nu allens will un woll; äwer dat wohrt ok man 'ne Tid lang', dunn munkelt dat in't Dörp: »Vaddersch, hest all hürt? De Möllerfru sleiht ehren Mann.« Un dat was ok so. Eins Sünndagsnahmiddags kümmt de Möller tau den Smidt, de sitt in'n Kraug un spält Solo, un de Möller seggt: »Na, wat di hüt abend passiert, dat weit ick ok.« – »Wo so?« fröggt de Smidt un steiht up un geiht mit sinen Swager rut. – »Na«, seggt de Möller, »verstell di man nich! Wi beiden hewwen uns schön vermeidt.« – »Wenn du min Fru meinst«, seggt de Smidt, »denn möt ick di seggen, ick heww en gauden Meidsmann.« – »Ja«, seggt de Möller, »wenn sei nich tau Hus is.« – »Kumm mit!« seggt de Smidt. »Ick heww gistern Swin slacht, un du weitst, min Fru mag girn Swartsur. Ick will di den Bewis gewen.« – Sei gahn nu also [27] nah den Smidt sinen Hus', un as sei dorvör stahn, röppt de Smidt: »Fiken!« – Sin Fru kickt ut dat Finster un fröggt: »Wat sall ick?« – »Fiken«, seggt de Smidt, »nimm mal eins de grote Schöttel mit Swartsur un smit de mal eins hir nah de Strat rut.« – »Wat?« fröggt sin Fru. – »Du sallst de Schöttel mit dat Swartsur nah de Strat rute smiten.« – »Glik!« seggt Fiken, un hest nich geseihn, fohrt de Schöttel äwer de halw Dör räwer as hüt morrn de Kürznermeister. – »Recht so!« seggt Smidt Wulf. »Un nu, Fiken, smit uns den Pott mit dat anner Swartsur ok man rut.«

Dat schüht denn nu ok, un de Smidt seggt: »Schön, Fiken! Un lat di de Tid nich lang warden, wenn ick hüt abend lat tau Hus kam.«

Dormit geiht hei mit den Möller nah den Kraug taurügg un fröggt em: »Na, hest nu seihn?« – »Ja«, seggt de Möller, »de is echt. Wo hest dit anfungen?« – »Up 'ne ganz einfache Wis'«, seggt de Smidt. – »Hest s' inspunnt?« – »Ne!« – »Hest s' schacht?« – »Ne, ok nich!« – »Na, wo hest't denn makt?« – »Dat will ick di seggen«, seggt de Smidt. »As wi noch Brutlüd' wiren, dunn lurt ick ehr dat af, von wecker Stück Tüg sei woll am meisten hollen ded, un dunn funn ick denn, dat dat en lütten, hübschen, roden siden Dauk was, un as sick mal de Gelegenheit gaww, dat wi Frühstück eten hadden un de Disch en beten stark vull Gaus'smolt smert was, dunn wischt ick mit ehren schönen Dauk den Disch af. Na, nu kannst du di denn denken, wo sei up mi losfohren ded! Ick äwer fot sei rundting üm un küßt sei un säd: ›Fiken, du hest mi jo! Wat is an so'n Dauk gelegen? So'n Dauk kriggst du woll wedder; äwer einen, de so vel von di hölt as ick, so'n findst du mindag' nich.‹ – Na, sei gaww sick denn nu ok, un as wi nah den Tete row'schen Königschuß wiren, gewunn sei'n Pott, en schönen Pott; un as sei sick so recht dortau freuen ded, dunn namm ick den Pott un spelt dor so verluren mit, un – baff! -smet ick em up den Stein. Nu fung sei denn en beten an tau rohren; äwer ick küßt sei un säd: ›Lat sin, Fiken, 't is beter, dat de Pott intwei follen is, as dat ick mi wat intwei follen [28] heww, denn ick sall uns uns' Lew lang dat Brot verdeinen.‹ Na, tauletzt brok ick ehr noch drei Tähnen ut den Kamm; dunn lacht sei äwer all un säd: ›Mi sall doch wunnern, ob du mi taum Teterow'schen Harwstmark en nigen wedder schenken deihst.‹ Na, dat geschach denn nu ok, un so is't denn nu ok blewen; sei is mit allens taufreden. – Äwer ick möt rinne un möt minen Solo spelen.«

De Smidt gung also in de Stuw' un spelt Solo, äwer nah 'ne halw Stunn kamm de Kräuger rinne un säd: »Smidt, kumm rut! Möller Kiwitt steiht buten un süht schändlich ut.« – Smidt Wulf geiht also rut un dröppt denn nu ok sinen Swager mit en intweiiges Gesicht un en dickes Og un verfirt sick denn nich slicht un fröggt: »Swager Kiwitt, wat hest nu?« – »Je, dat segg man mal!« seggt de Möller, »dat kümmt von din verfluchtes Geschichtenvertellen.« – »Wo so?« fröggt de Smidt. – »Je, frag' noch lang'!« seggt de Möller. »Ick hadd din dämlich Geschicht gaud naug behollen un denk so bi mi, wat bi de ein Swester hulpen hett, kann jo bi de anner ok helpen – probieren kannst du't jo wenigstens. Ick gah also nah Hus, un min Fru steiht vör'n Speigel un makt sick de Hor tau de Hollännerfru ehren Kaffeklatsch t'recht, un up den Disch liggt ehre beste Huw', un ick segg tau mi: ›Dit trefft sick mal glücklich!‹ un nehm de Huw' un denk bi mi: ›Wenn du sei nu in de Waschschöttel in dat smutzige Sepenwater stippst, denn kann sei gaud warden.‹ Na, ick dauh dat, un sei süht jo woll min Anstalten in den Speigel, un ihre ick mi noch up wat prekawieren kann, fohrt sei mi in dat Gesicht herinne, un as ick segg: ›Mariken, du hest mi jo, un 'ne Huw' kriggst du sacht wedder!‹, dunn röppt sei: ›Ja, ick heww di! Un för de Huw' sallst du din richtig Deil ok krigen!‹ – Un kik!« seggt de Möller un treckt sin Hand von dat dick Og', »so hett sei mi tauricht't, un dat üm dine verdammte Geschicht.« – »Du Dummbort!« seggt de Smidt, »heww ick di nich seggt, ick hadd dat Stückvör de Hochtid makt? Wat vör de Hochtid helpt, helpt nich nah de Hochtid.«

[29] »Un dat is de Geschicht, min Sähn«, säd min Unkel Matthies un stunn up, »un wenn du klauk büst, denn kannst du di jo dornah richten.«

Ick stunn ok up un stellt mi an't Finster un let mi de Geschicht dörch den Kopp gahn un dreiht mi denn endlich üm un säd: »'ne dämliche Geschicht, Unkel! Du hest süs all betere Geschichten vertellt.« – »Ja«, lacht de Oll, »wil ick di süs de Nutzanwenning glik mitgaww, un hir sallst du sei säuken.« – »Du wardst doch nich glöwen«, segg ick, »dat ick min Brut ehr Huw' in 'ne Waschschöttel stippen un mit ehren siden Dauk den Disch afwischen ward?« – »Du kannst't jo mal probieren«, lachte de oll Spitzbauw'. – »Na«, segg ick, »dat fehlt mi noch, denn wir ick just bet an den Hacken.« – De Oll grint nu ümmer so vör sick hen, un as ick so bi mi denk: ›Oll Lüd' sünd wunderlich, wenn't regent, führen s' tau Heu‹, seggt hei: »Jung', wo olt büst du denn eigentlich?« – Von min Öller müggt ick nu in min Brüjamstid nich recht wat hüren, un ick denk bi mi: ›Haha, fangst du all wedder mit den Peper an?‹, un ick frag: »Worüm meinst du?« – »Oh«, seggt hei, »ick mein man.« – »Denn lat di seggen«, segg ick etwas scharp, »ick bün den letzten säbenten November einunvirtig Johr west.« – »Also«, seggt hei, »dörch de Virtigen büst du dörch?« – »Ja«, segg ick, »is di dat villicht nich tau Paß?« – »För minentwegent!« seggt hei. »Mi föllt dorbi man dat Sprückwurt in: Wer in de Twintigen nich schön is, in de Dörtigen nich stark, in de Virtigen nich klauk un in de Föftigen nich rik, de kann't man sin laten, ut den ward nicks. Un du schinst mi in de Virtigen noch nich klauk tau sin.« – »Unkel Matthies«, säd ick un richt't mi stur in En'n, »wer mi för dumm köfft, de ward bedragen«; un dorbi müßt ick woll man en sihr dämlich Gesicht maken, denn min Unkel lacht un säd: »Un kannst bi alledem för di kein Nutzanwenning ut de Geschicht finnen! Jung', dat is jo man en Gliknis! Wat de Smidt mit den Dauk un den Pott un den Kamm upführt hett, dat paßt sick nich för di; dat weit ick woll. Du möst natürlich wat anners anstellen. Taum Exempel: trugst du di woll tau, [30] in dinen Öller noch vör de Hochtid en Stückener drei schöne dumme Streich uptauführen?« – »Dumme Streich?« frag ick. – »Dumme Streich!« seggt min Unkel, un ick gah nu in de Stuw' up un dal un äwerlegg mi de Sak un dreih mi endlich üm un segg: »Ja, ick glöw, Unkel, ick krig in aller Geswindigkeit noch en por taurecht.« – »Den mak sei«, seggt min Unkel. – »Un du meinst, ick ward dordörch Herr in den Hus' bliwen?« – »Min Sähn, ick glöw dat. Dumme Streich – nich slichte! Süh, wenn sei denn an tau schellen fangt, denn fall er üm den Hals un küß sei recht düchtig un segg: Lat man sin, lat man sin! Seih äwer de Geschichten weg, seih leiwer up min Hart, dat hürt di un sleiht för di von nu bet in alle Ewigkeit. – Un denn, Jung'«, set't hei hentau, »denn kannst du jo ok noch den Fautfall anbringen, denn du magst seggen, wat du willst – de hürt nu einmal dortau.«

Ick äwerläd mi de Sak nu hen un her un säd denn endlich tau mi: »Hei 's din Mutter-Brauder, un sallst em dorin tau Willen sin un sallst en por maken!«, un ick makt sei ok richtig. Ick künn nu hir de Geschichten vertellen, de ick anstellt heww, ward mi äwer woll häuden. Dat Unglück künn sinen Gang gahn, un de Vertellung künn in mine Fru ehr Hän'n fallen, un sei künn mäglich marken, dat all dese Stückschen afkortet west sünd un dat sei in ehre Gaudheit anführt worden is, un sei künn seggen: »Holt, dit Spill gelt nich; du hest mit Fisematenten spelt. Ick will mal de Korten mischen. – So, de Vörhand heww ick, un nu man rut! Bedein' mi desen un bedein' mi jenen! Un nu will wi mal seihn, ob du ut den Ganten büst?«

Äwer männigmal, wenn sei nu so as min Fru still un flitig üm mi herümme geiht un för mi allerwegen sorgt un mi in ehre Fründlichkeit nahgiwwt, denn denk ick doch so bi mi: ›Schäm' di, dat du mit Hinnerlistigkeit tau Wark gahn büst!‹, un ick säd nilich tau minen Unkel: »Weitst wat? Ick vertell ehr, wo't mit de dummen Streich vör de Hochtid tausam hängt.« – »Plagt hei di?« fröggt min Unkel. »Jede rechtschaff'ne Kirl möt af un an en gauden dummen Streich un en gauden Witz [31] maken; äwer hei darw sei nich sülwst wider vertellen, denn dann verlieren sei all beid' ehre Kraft. Ji lewt jo glücklich, dormit wes taufreden.« – »Je«, segg ick, »dat seggst du; äwer mi is männigmal so tau Maud', as wenn wi noch glücklicher lewen künnen, wenn sei dat Regiment hadd.« – »Min Sähn«, säd min oll Unkel Matthies un läd mi de Hand up de Schuller, »all dat Glück, wat up dese Ird mäglich is, föllt meindag nich in eine Hand herinne, begnäug' di mit dat, wat du hest. Un wat den Ehstand anbedrapen deiht – hest du den ollen Jochen Smitten noch kennt? Den ollen Jochen Smitt mein ick, de mit sine olle Fru achtig Johr olt würd un nahsten mit ehr tausamen an einen schönen Sommer-Sünndagmorrn begrawen würd. Na, de säd mal tau mi – denn ick sülwst verstah nicks von de Sak –: ›Herr Wachtmeister‹, säd hei, ›de Ehstand is as en Appelbom, dor sitt einer in un plückt un plückt; äwer de schönsten un rodsten Appel sitten in de Spitz, dor langt keiner ranne, denn dor is de Natur tau kort tau. Wenn nu einer unverstännig is un mit Gewalt de Appel krigen will, denn halt hei sick en Staken un hau't de schönen Appel run, äwer ok taunicht, un hau't de Telgen dorbi af, woran de besten Dragknuppen för de Taukunft sitten; de vernünftig Mann lett sei ruhig sitten un täuwt bet up den Spätharwst, denn fallen sei em von sülwst in den Schot, un denn smecken sei vel säuter.‹ – Un dorüm, Jung'«, set't min oll Unkel hentau, un sin oll irnsthaft Gesicht sach ok gor tau truhartig ut, »kläter din roden Appel nich vör de Tid von den Bom un täuw bet tau'm Spätharwst – din wohrt jo nich lang' mihr –, un wenn du din Fru den letzten schönen Appel bringst, denn vertell ehr ok de Geschicht von din dummen Streich vör de Hochtid, denn sallst du seihn, denn freut sei sick doräwer.«

Ut de Franzosentid

1. Kapitel
Dat irste Kapittel

Worüm Möller Voß nich Pankerott spelen kann, un woans hei den Herrn Amtshauptmann in grote Not bisteiht.


Döfft bün ick ok un heww ok Pädings hatt: vir Stück. Un wenn min vir Pädings noch lewten un güngen mit mi äwer de Strat, denn würden de Lüd' still stahn un seggen: »Kikt, wat sünd dat för dägte Kirls! Nah so'n Ort kann ein up Stun'ns lang säuken; dat sünd noch Pädings!« Un ein was dorunner, de was en Kopp länger as de annern un kek äwer ehr rut as Saul äwer sine Bräuder; dat was de oll Amtshauptmann Wewer un hadd en saubern blagen Rock an un 'ne gelrige Hos' un lange blankgewichste Stäweln, un was sin Gesicht ok von Pocken terreten un hadd de Düwel ok sin Arwten dorup döscht, dat hei utsach, as hadd hei mit dat Gesicht up en Ruhrstaul seten; up sin breide Stirn stunn schrewen un ut sin blagen Ogen kunnt ji lesen: »Kein Minschenfurcht, woll äwer Gottesfurcht!« Un hei was en Kirl up en Platz.

Des Morgens hentau elwen, denn satt bei midden in de Stuw' up en Staul, un sine leiwe Fru snerte en denn 'ne witte Schawrack üm den Hals, wat sei dunnmals en »Purgiermantel« näumen deden, un stöwte em mit Puder in un bünn de Hor hin'n tausam un drehte em en nüdlichen Zopp.

Dat was denn grad nicks Besonders, un uns' Frugenslüd' [33] dreih'n uns achter'n Rüggen jo ok noch ümmer en nüdlichen Zopp; äwer so einen, as de Fru Amtshauptman'n drehen ded, so einen krigen uns' Ort nu nich mihr t'recht, denn wenn de oll Herr 's Middags unner de Kastannenböm in'n Schatten spazieren gung, denn kek dat oll lütt Spitzbauwen-Zöppken so fidel un vernimm äwer den blagen Rockkragen weg un säd tau jeden, de 't hüren wull: »Ja, kik, Klas Abendsegen! Wat du di denkst? Ick bün blot dat bütelst En'n von sinen Kopp un wippel all so kurjos in de Welt herin, nu kannst du di vörstellen, wo lustig dat binnen utsüht.«

Un wenn ick denn 'ne Bestellung utrichten ded von minen Vader un hadd't glatt rut kregen, denn slog hei mi up den Kopp un säd: »Fix, Jung', as en Füerslott! Dat möt nich lang' hacken un knarren un knacken; as du losdrückst, möt't ok blitzen. – Nu gah hen nah Mamsell Westphalen un lat di en Appel gewen.« Tau minen Vader säd hei denn: »Min Herzenskindting, ne, wat denn? Sei freu'n sick woll ok, dat Sei en Jungen hewwen. Jungs sünd beter as Dirns; Dirns sünd mi tau quarig. Gottlob, ick heww ok en Jungen; ick mein minen Jochen. – Ne, wat denn?«

Min Vader säd tau min Moder: »Weißt, wat de oll Amtshauptmann seggt? Jungs sünd beter as Dirns.« Ick stunn äwer in de Kamer un hürt dat un säd natürlich: »Ja woll«, säd ick, »min Päding hett ümmer recht, Jungs sünd beter as Dirns, un allens nah Verdeinst un Würdigkeit«, un namm dat grot Stück Pottkauken un gaww min Swester dat lütt un bild't mi nicks Gerings in, denn ick wüßt jo nu, dat ick en grot Stück von en lütten Appel was. Äwer dat süll nich so bliwen; de Sak, de kreg en Ümswang.

Eines Dags – 't was in de Tid, as dat Takeltüg, de Franzosen, ut Rußland t'rügg kamen wiren un as sick dat all bi uns so rögen würd – kloppt wer an den Herrn Amtshauptmann sin Stuw'. »Herein!« rep de oll Herr, un rinne kamm oll Möller Voß ut Gielow, mit't verkihrt En'n tauirst, un makt en Diner, de hellsch dwaslings rute kamm, as müßt bei den Herrn Amtshauptmann vör allen Dingen irst wisen, von wat för 'ne [34] Ort Tüg sin Hosenbodden makt wir. »Gun Dag, Herr Amtshauptmann!« säd hei. »Gun Morrn, min leiw' Möller!« säd de oll Herr. – Na, wenn sei sick ok verschiedene Dagstid böden, so hadden sei doch, jedwerein up sin Ort, recht, denn de Möller stunn des Morgens Klock vir up, un bi em was 't Nahmiddagstid, un bi den Herrn Amtshauptmann was't tidig an'n Morgen, denn hei stunn Klock elwen up. – »Wat wull Hei, min leiw' Möller?« – Denn dunn würden de Möllers noch »Hei« heiten. – »Je, Herr Amtshauptmann, ick kam tau Sei in 'ne grote Sak. Ick wull Sei man mellen, ick wull nu ok Pankerott spelen.« – »Wat wull Hei, min leiw' Möller?« – »Pankerott spelen, Herr Amtshauptmann.« – »Hm, hm!« brummt de oll Herr, »das ist ja eine verzweifelte Sache«, un riwwt sick den Kopp un geiht in de Stuw' up un dal. »Wo lang' wahnt Hei all in dat Stemhäger Amt?« – »Taukamen Jehanni warden't dreiundörtig Johr.« – »Hm, hm«, brummt de Herr Amtshauptmann wider, »un wo olt is Hei, Möller?« – »In'n Arwtaust warden 't fiwunsößtig Johr, känen mäglich ok sößunsößtig sin, denn wat uns' oll Paster Hammersmidt was, de was nich sihr för de Kirchenbäuker un för Schriwen äwerall nich, un de Fru Pastern, de dat Anschriwen besorgen ded – leiwer Gott, sei hadd ok süs ehr Last –, de let dat ümmer up en drei Johr ansummen, dormit dat sick de Schriweri ok lohnen ded, un gung denn eins 's Nahmiddags dörch dat Dörp un schrew de Gören an; äwer dat gung denn ümmer mihr nah de Grött un nah de Vülligkeit as nah't Öller, un min Moder säd ümmer, sei hadd mi 'n Johr in'n Schaden rekent, wil dat ick man en knendlich Kind west wir. – Äwer von fiwunsößtig bruk ick mi nicks afstriden tau laten, de bün ick wiß.« – De oll Herr Amtshauptmann is währenddes in de Stuw up un dal gahn un hett mit halven Uhr tauhürt un steiht nu vör den Möller still un kickt em stiw in de Ogen rin un seggt barsch: »Möller Voß, denn is Hei vel tau olt tau Sin Vörnehmen.« – »Wo so denn?« fröggt de Möller ganz verdutzt. – »Pankerottmaken is en swer Geschäft, dor ward Hei in Sinen Öller nich mihr mit farig.« – »Meinen Sei, Herr Amtshauptmann?« [35] – »Ja, dat mein ick. – Wi sünd dor beid tau olt tau, dat möt wi jung'n Lüd' äwerlaten. – Bedenk Hei mal, wat würden de Lüd' seggen, wennick Pankerott spelen wull? Sei würden seggen: de oll Amtshauptmann up den Sloß is nahrsch worden«, un läd em nahdrücklich de Hand up de Schuller, »un sei hadden recht, Möller Voß. Ne, wat denn?« – De Möller kickt sin Stäwelsnuten an un kratzt sick achter de Uhren: »Wohr is't, Herr!« – »Na«, fröggt de oll Herr un schüddelt den Möller so'n beten an de Schuller, »wo drückt Em denn de Schauh? Wat quält Em denn hauptsächlich?« – »Quälen, seggen Sei, Herr Amtshauptmann?« rep de Möller, un 't was, as hadd em 'ne Imm achter't Uhr steken, so kratzt hei. »Schinnen, Herr, süllen Sei seggen, schinnen! – De Jud', de verfluchtige Jud'! Un denn de Prinzeß, Herr Amtshauptmann, de verfluchtige Prinzeß!« – »Süht Hei, Möller, dat is ok en Hansbunkenstreich von Em, dat Hei sick in Sinen Öller in en Prozeß rin giwwt.« – »Je, Herr, as ick mi in den rin gaww, was ick noch in gauden Johren, un ick dacht ok so, ick würd em noch bi Lewstiden utfechten; äwer ick mark woll, so'n Prinzeß hett en längern Aten, as 'ne ihrlich Möllerlung' uthollen kann.« – »Hei löppt nu äwer, mein ick, stark tau En'n.« – »Ja, Herr Amtshauptmann, un denn löppt hei mi dod, denn min Sak ward woll slimm stahn, un de Avkaten hewwen s' verbruddelt, un wat minen Vaderbrauder, den ollen Jochen Vossen, sin Sähn is, de nu dat Ganze arwen deiht, dat sall so'n richtigen Slus'uhr sin, un de Lüd' seggen jo, hei hett en Swur dorup dahn, dat hei mi rutsmiten will ut de Borchertsche Wirtschaft tau Malchin. – Un, Herr Amtshauptmann, ick heww 'ne gerechte Sak, un wo ick tau'n Prinzeß kamen bün, weit ick hüt noch nich, denn de oll Borchertsch, as sei noch lewen ded, was de Tanten von min Mutter ehr Swesterdochter, un Jochen Voß, wat min Vedder was ...« – »Ick weit de Geschicht«, seggt de Herr Amtshauptmann, »un wenn ick Em raden kann, denn verglik Hei sick.« – »Dat kann ick nich, Herr! Unner de Hälft deiht dat Jochen Vossen sin Slüngel nich, un wenn ick de rut gewen sall, [36] bün 'ck en Snurrer. Ne, Herr Amtshauptmann, 't mag gahn, wohen 't gahn will, gewen dauh 'ck mi nich, ick gah bet an den Herzog. – So'n Slüngel, so'n Näs'water, de mit sin Vaders Geld in de Tasch gahn un trecken kann, wo hei will, un nich weit, wo 'n Minschen tau Maud' is, de 'n Husstand erhollen sall in desen slichten Tiden, den de gottverdammten Hallun ken-Franzosen sin Veih nich namen hewwen un sin Mähren nich ut den Stall treckt hewwen un sin Hus nich plünnert hewwen, de will sick gegen mi räken? – Herr Amtshauptmann, Sei verlöwen woll, ick haust in so'n Bengel, un nemen S' nich äwel, wenn ick unbescheiden bün.« – »Möller Voß«, seggt de oll Herr, »ruhig, Möller Voß! De Prozeß kümmt jo ok enmal tau En'n, denn hei is jo in vullen Gang.« – »In'n Gang, Herr Amtshauptmann? Ne, hei 's in'n Swung, as de Düwel säd, dunn hadd bei Gottswurd in de Pietsch bunnen un swenkt't sick üm den Kopp rüm.« – »Wohr, Möller Voß, wohr is't! – Äwer indessen, dit kann Em doch up den Ogenblick nich so drücken.« – »Drücken? – Klemmen, seggen Sei, Herr, klemmen, dat einen dat Blaud ut de Fingerspitzen spritzt. – De Jud', Herr Amtshauptmann, de dreimal distellierte Jud'!« – »Wecke Jud' is dat?« fröggt de Herr Amtshauptmann. – Un de Möller dreiht sinen Haut in de Fingern un kickt sick so hallweg üm, ob em ok ein hürt, un slept de Tritten so langsam an den ollen Herrn ran, leggt de Hand an den Mund un flustert halwlud: »De Itzig, Herr Amtshauptmann.« – »Pfui!« seggt de oll Herr. »Wo kümmt Hei tau den Kirl?« – »Herr Amtshauptmann, wo kümmt de Esel tau de langen Uhren? Weck gahn nah'n Irbeernplücken un verbrennen sick in'n Nettel, un de Gägelowsch Köster glöwt, bei hadd sin Schuwkohr vull heilige Engel, un as bei baben up den Barg kamm un as bei glöwt, sei sullen nu upburren, dunn satt den Düwel sin Großmoder dorin un grint em an un säd: ›Vader, wi spreken uns wider!‹ – In mine grötste Not, as de Find mi allens namen hadd, heww ik mi tweihunnert Daler von em leihnt, un nu heww ick sid twei Johr von Termin tau Termin mi ümmer unnerschriwen müßt, un [37] de Schuld is ruppe krapen bet up fiwhunnert Daler, un äwermorgen sall ick sei betahlen.« – »Möller, hett Hei sick unnerschrewen?« – »Ja, Herr Amtshauptmann.« – »Denn möt Hei s' ok betahlen. Wat schrewen is, is schrewen.« – »Je, Herr Amtshauptmann, ick dacht ...« – »Helpt Em nicks: wat schrewen is, is schrewen.« – »Äwer de Jud' ...« – »Möller, wat schrewen is, is schrewen.« – »Je, Herr Amtshauptmann, wat dauh ick denn dorbi?« – De oll Herr gung in de Stuw' rüm un rew sick den Kopp un kek den Möller denn mal wedder so recht irnsthaft an, un de Möller kek em wedder so an, un endlich säd hei: »Möller, jung' Lüd' kamen ut so'n Verlegenheiten beter rut as oll; schick Hei mi einen von Sin Jungs.« – De oll Möller kek sick wedder up de Stäwelsnuten un dreiht sick 'ne halwe Wenning rüm un säd mit 'ne Stimm, de gung den ollen Herrn Amtshauptmann dörch un dörch: »Herr, wen sall ick schicken? – Min Jochen hett sick dod mahlt, un Korlen hewwen verleden Johr de Franzosen mitnamen nah Rußland, un hei 's nich wedder kamen.« – »Möller«, seggt de oll Amtshauptmann un strakt den ollen Möller den Puckel dal un fött em unner dat Kinn, »hett Hei denn gor kein Kinner?« – »Ja, Herr Amtshauptmann«, seggt hei un wischt sick äwer de Ogen, »noch so'n lütt Dirnwarks.« – »Je«, seggt de oll Herr, »Möller, ick bün nich sihr för de Dirns, Dirns sünd mi tau quarig!« – »Dat sünd sei, Herr, sei sünd tau quarig!« – »Unnützen känen sei Em in so'n Ümstän'n gor nich, Möller.« – »Wat ward denn ut min Sak?« – »Exkutschon, oll Fründ; de Jud' ward Em allens wegdragen laten.« – »Na, Herr Amtshauptmann, dat hett de Franzos' all tweimal dahn, denn kann't de Jud' nu ok mal versäuken. De Mählenstein ward hei jo liggen laten. Un tau'n Pankerott, meinen Sei, bün ick tau olt?« – »Ja, min leiw' Möller.« – »Na, denn adjüs, Herr Amtshauptmann!« – Dormit gung hei.

De oll Herr steiht noch 'ne Wil un kickt den Möller nah, as hei äwer den Sloßhof geiht, un seggt tau sick: »'t is en slimm Stück für einen ollen Mann, den annern so allmählich an de slichten Tiden un an de noch slichteren Minschen tau Grun'n [38] gahn tau seihn. Wer äwer kann em helpen? Dat einzigst is, em Tid gewinnen laten. – Fiwhunnert Daler! – Wer hett up Stun'ns fiwhunnert Daler? Ick glöw, wenn de oll Roggenbom tau Scharpzow utnamen ward, denn kann em dat ganze Stemhäger Amt up den Kopp stellen un de Stadt dortau, dor fallen kein fiwhunnert Daler rut; un Roggenbom deiht dat nich. Tau Ostern güng dat möglicher Wis'; so lang' täuwt äwer de Jud' nich. – Ja, ja! För oll Lüd' is't 'ne slimme Tid!«

Un as hei noch so rute kickt ut dat Finster, dunn ward dat buten so lewig up den Hof, un säben französche Schassürs riden in't Dur rin, un de ein stiggt af un binnt sin Pird an de Klink von Mamsell Westphalen ehren Häuhnerstall un geiht stracks rinne nah den ollen Herrn sin Stuw' un fangt dor an, em wat vör tau ßackerieren un mit de Arm tau fuchteln, wobi de oll Herr ganz ruhig stahn bliwwt un em ankickt. – As dat äwer düller ward un de Franzos' de Plämp blank treckt, geiht de oll Herr an de Klingel un röppt nah Fritz Sahlmannen, wat sin Klafakter was un de lopenden Geschäfte besorgen müßt, un hei seggt: »Fritz«, seggt hei, »lop runne nah den Herrn Burmeister, ob hei nich glik en beten kamen wull, denn min Latin wir wedder mal tau En'n.«

Un Fritz Sahlmann kümmt nu dal nah minen Vader un seggt: »Herr Burmeister, kamen S' fixing ruppe nah't Sloß; dat geiht süs allmeindag nich gaud!« – »Wat is 'e denn los?« fröggt min Oll. – »Up den Sloßhof hollen söß entfahmtige französche Spitzbauwen-Schassürs, un wat de Öbberst von ehr is, de is binnen bi den ollen Herrn un hett allen Respekt vergeten un hett blank treckt un fackelt em mit de nackte Plämp vör de Ogen, un de oll Herr steiht vör em steidel in En'n un rüppelt un rögt sick nich, denn hei versteiht so vel von't Französch as de Kauh von'n Sünndag.« – »Dat wir der Deuwel!« seggt min Oll un sprung up, denn hei was en kräsigen resolvierten Mann, un Furcht hadd hei nich so vel as dat Swart' unner'n Nagel, un lep up't Sloß.

As min Oll rin kümmt tau den Herrn Amtshauptmann, dunn futert de Franzos' dor rüm as en will Dirt, un ut sin Mulwark [39] prust't dat herut, as wenn en Tappen ut 'ne Tunn treckt is; de oll Herr äwerst steiht ruhig dor un hett sinen Tikzionnöhr von Pochen in de Hand, un wenn hei'n Wurd von den Franzosen hallweg' versteiht, denn sleiht hei nah, wat Poche woll dortau seggen deiht, un as min Oll heran kümmt, dunn fröggt hei: »Min Herzenskindting, wat will de Kirl? – Ne, wat denn? – Fragen S' doch den Kirl, wat hei will.« – Min Vader fangt also mit den Kirl an tau reden, de äwer stellt sick so ungebirdig un schimpt un schandiert, dat de oll Amtshauptmann wedder fröggt: »Min Herzenskindting, wat iwert sick de Kirl?« – Na, endlich kriggt min Oll den Franzosen so wid, dat hei mit sin Sak herut rückt, un as hei nu den ollen Herrn verkloren deiht, dat de Franzmann föfteihn fett Ossen un 'ne Last Weiten un säbenhunnert Ehl gräun Laken un hunnert Luggerdur verlangt un denn för sick un sin Lüd' noch velen »dü Wäng«, dunn seggt de oll Amtshauptmann: »Min Herzenskindting, seggen S' den Kirl, wi wull'n em brav ...« – »Holt!« röppt min Oll, »Herr Amtshauptmann! Dat Wurd seggen Sei nich, dat ward hei in de letzte Tid up vel Fläg' all hürt hewwen, un hei künn't mägliche Wis' verstahn. Ne, ick rad dortau, wi gewen em den ›dü Wäng‹, denn mag jo woll dat anner in de Hor drögen.« – Un de Herr Amtshauptmann giwwt em recht un röppt Fritz Sahlmannen, hei sall von Mamsell Westphalen Gläs' un Win besorgen, äwer nich von den besten.

Na, de Win, de kümmt, un min Vader schenkt den Franzosen in, un de Franzos' schenkt minen Vader in, un 't geiht ümmer ümschichtig, un min Oll, de seggt: »Herr Amtshauptmann«, seggt hei, »Sei möten mit ran un möten mi helpen, denn dit is ein von de Ort, de keinen Bodden in'n Liw' hett.« – »Min Herzenskindting«, seggt de oll Herr, »ick bün en ollen Mann un bün irste Herzogliche Beamte in't Stemhäger Amt, wo paßt sick dat vör mi, dat ick mi mit den Kirl in de Zech gew?« – »Je«, seggt min Oll, »Not kennt kein Gebot; un dit is för't Vaderland.« – Un de oll Herr set't sick mit ran un wirkt ok nah Kräften. Doch nah einige Wil seggt min Oll: [40] »Herr Amtshauptmann, de Kirl ward uns äwer; dat wir 'ne Gnad von Gott, wenn hei uns up Stun'ns einen schicken ded, de en gauden Magen un en fasten Kopp hett.« Un as hei dit seggt, dunn kloppt dor wat an de Dör. »Herein!« – »Gun Dag ok!« seggt oll Möller Voß ut Gielow un kümmt in de Dör. »Gun Dag, Herr Amtshauptmann.« – »Gun Dag, min leiw' Möller.« – »Je, Herr, ick kam noch mal in min Sak.« – »Dor is hüt kein Tid dortau«, seggt de oll Herr, »denn Hei süht woll, in wat för Ümstän'n wi uns befinnen.« – Un min Vader röppt: »Min leiw' Voß, kam Hei her un dauh Hei en christlich Wark un legg Hei sick dwars vör den Franzosen in't Geschirr un nehm Hei'n mal tau Protokoll, äwer scharp.« – Un Möller Voß kickt minen Ollen an un kickt den Herrn Amtshauptmann an un denkt sin Deil as jenne Kuhnhahn un seggt tau sick: up so'n Gerichtsdag bün 'ck noch nich west, find't sick äwer licht in de Sak.

Min Vader geiht nu an den Herrn Amtshauptmann ran un seggt: »Herr Amtshauptmann, dit is uns' Mann, de ward mit em farig, ick kenn em.« – »Schön«, seggt de oll Herr, »min Herzenskindting, wo warden wi äwer mit de söß Kirls hir buten up den Sloßplatz farig?« – »Dit is man so'ne Marodür- un Ströper-Ban'n«, seggt min Oll, »laten S' mi man minen Willen, ick mak sei grugen«; un hei röppt Fritz Sahlmannen un seggt: »Fritz, min Sähn, gah hinnen dörch den Sloßgoren, dat di keiner süht, un lop nah den Uhrkenmaker Droz, un hei süll stantepeh sin Unneform antrecken mit de langen swarten Stifeletten un de Borenmütz un Obergewehr un Unnergewehr un süll sick dörch de lütt gräun Purt dörch den Goren sliken bet unner dat Eckfinster, un denn süll hei hausten.«

Wat nu den Uhrkenmaker Droz anbedrapen deiht, so was hei von Geburt en Nöffschandeller, hadd vele Potentaten deint un ok de Franzosen un was nahsten in min Vaderstadt hacken blewen, indem dat hei' ne Wittfru frigen ded. Sine französche Unneform hadd hei uphegt, un wenn hei des Abends in de Schummerstun'n tau'n Uhrenflicken nich mihr seihn [41] kunn, denn treckt hei sick sin Mondierung an un gung ümmer in sin lütt Kamer up un dal; äwer in'n Horen, denn mit de Borenmütz gung't nich, de schrammt an'n Bähn. Un denn redte hei von »la grang Nationg« un »lö grang Amperör« un kommandierte dat ganze Batteljon un let rechts inswenken un links inhau'n, dat sick Fru un Kinner achter't Bedd verkröpen. Hei was äwer en gauden Mann un ded kein Kind wat, un Dags äwer lagg »la grang Nationg« in'n Kuffert, un hei flickte Uhren un puste un smerte sei un att meckelbörgsch Pölltüften un stippte sei in meckelbörgsch Speck.

Na, während des nu also de Uhrkenmaker sick de Stifeletten anknöpt un de Borenmütz upset't, satt Möller Voß mit den Franzosen tausam un let sick dat in den Herrn Amtshauptmannen sinen Rotwin sur warden, un de Franzos' stödd mit den Möller an un säd: »A Wuh!«, un de Möller namm denn sin Glas, drunk un säd: »Na nu!«, un denn stödd de Möller wedder mit den Franzosen an, un de Franzos' bedankte sick un säd: »Serwitör!«, un de Möller drunk denn ok un säd: »Sett en vör de Dör!«, un so redten sei französch mit enanner un drunken.

So würden sei denn nu ümmer fründschaftlicher mit enanner; de Franzos' stek de blanke Plämp in de Scheid, un't wohrt nich lang', dunn russelt sin swarte Snurrbort den ollen Möller unner de stuw Näs', und de Möller smet em en por in't Gesicht, de säden man so »Stah!«, denn de oll Möller hadd en Mulgeschirr, as wir hei mit 'ne Worpschüpp upfött, un jedwerein von sin Küß güll gaud drei gadlich.

Grad' as dit geschach, dunn haust dat unner dat Eckfinster, un min Oll slek sick rut un säd den Uhrkenmaker Bescheid, wat hei dauhn süll. De Herr Amtshauptmann äwer gung ümmer up un dal un dacht, wat hohe Herzogliche Kammer woll dortau seggen würd, wenn sei dit mit anseg, un säd tau den Möller: »Möller, verzag' Hei nich, ick ward't Em gedenken.« Un de Möller verzagt ok nich, sondern drunk rüstig wider.

De Uhrkenmaker gung wildeß heimlich wedder t'rügg dörch den Sloßgoren, as hei äwerst up den gewöhnlichen Weg [42] kamm, de nah't Sloß ruppe geiht, dunn smet hei sick in de Bost un trampst up, denn hei was nu wedder »grang Nationg«, un hei marschiert strack un stramm in't Sloßdur rinne, wat hei denn ok schön taurecht kreg, wil dat hei von Angesicht un Statur en anseihnlichen Kirl was. Na, de söß Schassürs, de bi ehr Pird stunnen, de keken un flusterten mit enanner, un de ein gung nah em ran un frog: wohen? un woher? Droz äwerst kek em recht höhnschen äwer de Schuller an un antwurt't em kort un barsch up Französch, hei wir de Quartiermeister von't dreiunsäbentigste Regiment un in 'ne halw' Stun'n kem dat von Malchin rup un hei müßt irst mit Mußiö lö Balljif reden. Dunn schot den Schassür dat Blatt, un as Droz en beten handgriplich mit den Tunpahl up Marodürs tau spitzen anfung un vertellte, dat sin Oberst gistern en por hadd dod scheiten laten, dunn drückt sick irst de ein un dunn de anner, un wenn ok noch weck von ehr tausam snatern deden un up dat Sloß wis'ten von wegen ehren Kummandür, so hadd doch keiner rechte Tid taum Täuwen, un in'n Handümdreihn was de Sloßhof leddig, un in't Bramborg'sch Dur stun'n wi Jungs un keken de söß französchen Schassürs nah, wo sei den deipen Leimweg hendal klabasterten, denn dat was grad in de schönste Tid von den dunnmaligen meckelbörgschen Landweg', so in'n Frühjohr, in'n Andäu.

2. Kapitel
Dat tweite Kapittel

Wat Mamsell Westphalen un de Uhrkenmaker mit enanner redten, un worüm Fridrich den Franzosen de Knöp von de Hosen sniden will un em nahsten in den Stemhäger Babenholt tau Bedd bringt, un worüm Fiken den Malchiner Kopmann nich namen hett.


As de Sloßhof leddig was, marschiert de Uhrkenmaker mit Obergewehr un Unnergewehr in Mamsell Westphalen ehr Spis'kamer rin, un Mamsell Westphalen drögt sick de Ogen un säd: »Herr Droi, Sei sünd en Engel der Rettung!« – Sei nennt em nämlich ümmer »Droi« staats »Droz«, wil sei glöwt, »Droi« wir richtiger Französch, un de Lüd' gewen em den[43] richtigen Akzang nich. – De Engel der Rettung set't nu sinen Schapschinken in den Septubben, hung sin Kes'metz an den Fleischhaken, stülpt sin Borenmütz up dat Botterfatt un set't sick sülwst up den Anrichtklotz, treckt en gewürfelt Snuwdauk herut, läd dat sauber up de Knei tausam un fohrt sick dormit tweimal sachtmäudig unner de krumme Näs' dörch, treckt drup sine grote, runne Snuwtobacksdos' herut un reckt sei Mamsell Westphalen hen un frog ehr: »Pläh t'i?« – »Ja woll«, säd Mamsell Westphalen, »pläh t'i mi dat, denn, Herr Droi, ick heww sihr slichte Ogen, un sei sünd sid verleden Harwst ümmer swäcker worden; ick hadd dunn de grote Krankheit, un de Dokters gewen ehr en hogen Namen; äwer, Herr Droi, ick segg, dat was dat gewöhnliche miserabele Stoppelfewer, un dorbi bliw ick.« So säd sei un set't vör Herr Droi'n 'ne schöne braden Ahnt un 'ne Buddel Win, äwer von den Herrn Amtshauptmann sinen gauden, un makt en Knix, as wenn ein in't Water unnerduken deiht, un säd ok: »Pläh t'i?« Na, den Uhrkenmaker »pläh t'i 't« denn dit ok sihr, un em würd tau Maud', as wir hei 'n würklichen Engel, un Mamsell Westphalen ehr Spis'kamer wir gegen sin Pölltüften un Speck en Paradis, un as hei bi de tweite Buddel Win was, redte hei vel von den schönen »Wäng dö Walangäng« un von »der ßöne Sweiz«. – Un Mamsell Westphalen säd: »Sei hewwen recht, Herr Droi, Sweit is 'ne schöne Sak, vör allen bi'n Snuppen; ick drink den ümmer Fledertee.« – »Ah«, seggt Herr Droi, »Fiereteh! Wui, sche swi fiähr von meine Land. – Oh, Sie muß mal kommen in die Land, da singen die Vögel, un da brummen die Bachen.«

Na, mit de Wil was dat düster worden, un Fritz Sahlmann kümmt herin in de Spis'kamer un seggt: »Na, dit's 'ne schöne Geschicht: de Herr Amtshauptmann löppt in'n Horen bi düster Nacht in'n Goren rümmer un resonniert för sick hen, de Burmeister hett sick sachten ut den Stohm makt, Möller Vossen sin Fridrich hölt nu all 'ne Stun'n lang vör den Dur un schimpt up de verfluchten Patriotten un up den Spitzbauwen Dümurrjöh, un de Möller hölt den Franzosen de Fust [44] vör de Snut un fröggt, wo sin vir Mähren un sin söß Ossen blewen sünd, de em de Franzosen namen hewwen, un de Franzos' sitt dor un rüppelt un rögt sick nich un rallögt.« – »Fritz Sahlmann«, fröggt Mamsell Westphalen, »rögt hei sick nich?« – »Ne, Mamselling.« – »Fritz Sahlmann, ick weit, du hest tauwilen den Hasenfaut in de Tasch, un du dröggst di männigmal stark mit Unwohrheiten; ick frag di up din Gewissen: rögt hei sick gor nich?« – »Ne, Mamselling, ganz un gor nich.« – »Na, Herr Droi, denn kamen S', denn will wi ruppe gahn un dor taum Rechten seihn; nemen Sei sick äwer wat von Ehr Geschirr taum Hauen un taum Steken mit, un wenn Sei seihn, dat hei mi tau Liw' will, denn stahn Sei mi bi. Un du, Fritz Sahlmann, lop nah den Möller sinen Fridrich un segg em, hei sall de Pird afsträngen un sall rin kamen, denn beter is beter, un wat ein gaud dauhn kann, ward twei nich sur.«

Fridrich kümmt denn nu ok rin un kriggt en dägten Snaps un schüddt sick, as dat nah en groten Sluck Mod' is, un de Tog geiht nu vorwärts nah den Herrn Amtshauptmann sin Stuw'; Fridrich vöran, denn Mamsell Westphalen, de den Uhrkenmaker unner den Arm fat't hett, un tauletzt Fritz Sahlmann in'n Hinnerholt.

As sei rin kamen in de Stuw', sitt de Möller an'n Disch un hett twei vulle Gläs' vör sick stahn un stött mit dat ein an dat anner un mit dat anner an dat ein un drinkt ümschichtig för twei un grint lustig äwer dat ganze breide Gesicht. Den Rock hett hei uttagen, wil em bi de Sak heit worden is, un up den Kopp hett hei den Franzosen sine Kaskett mit den langen Pirdswanz, un äwer sinen dicken Buk hett hei, so gaud as't geiht, den Franzosen sinen Säbel snallt. De äwer liggt verlangs in 'ne Eck von den Sofa un hett den Herrn Amtshauptmann sine wittbomwull'ne Slapmütz up un sinen Slaprock mit de roden Blaumen an, un de Spitzbauw von Möller hett em staats den Säbel 'ne grote Fedderflunk in de Hand gewen, un dormit fuchtelt hei stillswigend in de Luft rüm, denn reden kann hei kein Wurd.

[45] As Mamsell Westphalen in de Dör kümmt un den Ümstand süht, set't sei de beiden Arm in de Sid, as jede rechtschaffene, öllerhafte Person, de up richtigen Wegen is, eigentlich dauhn müßt, un fröggt: »Möller Voß, wat sall dit? Wat heit dit? Un wat bedüd't dit?« De Möller will antwurten, kriggt äwer dat Lachen un bringt mit knappe Not herut: »Kemedikram!« – »Wat?« fröggt Mamsell Westphalen. »Is dat 'ne Antwurt von en Mann mit Fru un Kinner? Is dat en Respekt vör sinen Vörgesetzten, so'ne Uhlenspeigelstreich in sine Studierstuw' antaustellen? Herr Droi, kamen S' mit.« Dormit geiht sei up den Franzosen los un ritt ein de Slapmütz von den Kopp un sleiht sei em tweimal üm de Uhren un seggt blot de beiden Würd: »de unschüllige Slapmütz!« un »du Farken!« un dreiht sick üm un röppt: »Un Hei, Fridrich, kam Hei her, un help Hei mi den Kirl ut den oll'n Herrn sinen Rockelur; un Sei, Herr Droi, denn Sei warden sick dorup verstahn, nemen S' den unklauken Möller den Suppenpott von den Kopp un snallen S' em von den Säbel los.« – As dit denn nu gescheihn is, dunn seggt sei: »Un du, Fritz Sahlmann, du olle Plätertasch, du Snackfatt von de Eck, du unnersteihst di nich un seggst den Herrn Amtshauptmann, wat mit sin Kommoditäten hir passiert is, denn hei lett sei süs verbrennen, un wat kann de Slaprock un de Slapmütz dorför, dat olle Lüd' tau Jungs warden.« Dorbi kickt sei den ollen grinigen Möller scharp an, steckt den Proppen up de Winbuddel, set't de Arm wedder in de Sid un fröggt: »Wat nu?«

»Ick weit't«, seggt Fridrich, tüht sin Klappmetz ut de Tasch, snappt dat up, geiht up den Franzosen los, ritt em de Mondierung up un ward em dor up 'ne sihr sonderbore Ort unner de korten Rippen rümfummeln.

»Herre Jesus, Fridrich!« röppt Mamsell Westphalen un springt dortwischen, »wo, plagt Em de Bös'? Hei ward hir doch keinen Murd anstiften?« – »Diabel!« seggt Herr Droi un ritt Fridrichen den Arm t'rügg, un Fritz Sahlmann, de unverstännige Slüngel, ritt dat Finster up un schrie't: »Herr Amtshauptmann, Herr Amtshauptmann! Nu geiht't los!« – [46] Swabb! hett hei einen up dat Mul, de em ganz bekannt vörkamm, wil dat hei däglich von Mamsell Westphalen ehr Ort en Stückener drei kreg; dat heit in'n pohlschen Bogen berekent, denn tellt würden sei nich.

Fridrich äwer stunn ganz ruhig dor un säd: »Wo so denn? Wat meinen Sei? Denken Sei, dat ick Kinner freten dauh? – Ick will em blot de Knöp von de Büx afsniden, denn so hewwen wi dat ümmer makt, wenn wi weck fungen hadden, as ick noch gegen de verfluchten Patriotten in Holland deinen ded un gegen den Spitzbauwen Dümurrjöh unner den Herzog von Brunswik in de nägentiger Johren.« Un wend't sick an Mamsell Westphalen: »Denn, Mamselling, denn känen sei nich schappieren, denn sackt ehr de Hos' in de Knei.«

»Schäm Hei sick, Fridrich, mi so wat tau seggen! Wat gellen mi den Franzosen sin Hosen an un sin Knei? Un von so'n Anblick will ick hir nicks weiten, un kein Minsch sall seggen, dat hir in den Herrn Amtshauptmann sine Studierstuw' so wat Despektierliches tau seihn west is. Ne, leiwerst will'n wi ratslagen, wo wi mit den Kirl bliwen.«

Dunn drängt sick Möller Voß nah vör un will sick vör de Bost slagen, sleiht sick äwer wider dalwarts up de Mag' un seggt. »Bliwen? Wat bliwen? Wo ick bliw, bliwwt hei ok, un wi beiden hewwen Bräuderschaft drunken, un hei 's en richtigen Franzos' un ick en richtigen Meckelnbörger, un wer dorvon wat weiten will, de kam her!« Un kickt sei all de Reih nah an, un as keiner wat dortau seggt, kloppt hei den Franzosen up de Schuller un seggt: »Brauder, ick nem di mit mi.« – »Dat is ok dat Best«, seggt Mamsell Westphalen, »denn sünd wi em los. – Herr Droi, faten S' an!« Un de ein »grang Nationg« fött de anner »grang Nationg« an de Bein, un Fridrich fött em t'Ens den Kopp, Fritz Sahlmann dröggt dat Licht, Mamsell Westphalen kummandiert dat Ganze, un de Möller geiht in'n lütten Bogen achter her.

»So«, seggt Fridrich, »nu man hinnen rin in dat Krett! – So, nu ligg du man! – Fritz Sahlmann, sträng mi de Mähren an! Un Sei, Herr Droi, helpen S' mi den Möller rup; äwer nemen [47] S' sick in acht, dat hei de Blansierung nich verliert, denn ick kenn em, hei sleiht äwer.«

As de Möller nu sitt, fröggt Fridrich: »Na, allens an Burd?« – »Allens an Burd!« seggt Mamsell Westphalen. – »Na, denn man ›jüh‹!« seggt Fridrich. Knapp äwerst is hei en por Schritt führt, dunn röppt de Uhrkenmaker: »Alt! alt! Friderik! – Sie aben vorgestern die Kamerad sein Schewal, es stehn in die Logis für die kleine Puhl!« – »Ja«, seggt Fritz Sahlmann. »'t steiht in den Hauhnerstall.« – »Na, denn hal't«, seggt Fridrich, »un bind't achter den Wagen.«

Na, dat schüht denn ok, un as sei noch dorbi sünd, kümmt de oll Amtshauptmann von sin Motschon ut den Goren taurügg un fröggt, wat hir los wir. »Nicks nich«, seggt Mamsell Westphalen. »Möller Voß hett blot den Franzosen inladen, mit em tau führen un de Nacht up de Gielowsch Mähl tau bliwen.« – »Das ist denn eine andere Sache!« seggt de oll Herr. »Adjüs ok, Möller! Ich ward Em dat gedenken.« – De Möller brummelt wat in den Bort von sihr schönes, fruchtbores Weder, un Mamsell Westphalen flustert Fritz Sahlmannen tau, hei süll vörup lopen un süll den Franzosen sinen Säbel un sinen Pirdswanz ut den Herrn sine Stuw' halen, dat sei em nich in de Ogen felen. »Bring sei man nah min Stuw'«, säd sei, »un stell sei achter min Bedd.«

Fridrich äwer klappte nu mang de Mähren un jog den Sloßbarg hendal, rin in de Malchiner Strat un säd tau sick: »Dit is dat Prauwstück; wenn de Möller bi desen Damm un bi dit Bädeln up den Sack sitten bliwwt, denn kümmt hei hüt abend ok allein von den Wagen run.« Äwer as hei mang de Schüns kamm un sick ümsach, dunn lagg de Möller twischen den vöddelsten un hindelsten Sack, un Fridrich säd: »Ahn Hülp kümmt de nich wedder run«, un halt en por Säck hervör un deckt sei em äwer't Liw, dat hei sick nich verküllen ded.

So kemen sei ut de Schüns rut, un de Mähren sleus'ten ümmer 'n eben Schritt dörch den deipen Weg un de düster Nacht hendörch, un Fridrichen kemen allerlei Gedanken. [48] Tauirst föll em de Möllerfru in, wat de vördem seggt hadd, wenn de Möller allein so ankamen was, un wat sei nu woll seggen würd, wenn hei sülwt tweit so ankem, un wat den Möller sin Fiken woll dortau seggen würd, un hei schüdd't mit den Kopp un säd: »Keinen gauden Gang geiht't nich.« – Un taum annern föll em in, dat dat ok üm dese Johrstid west was un in so'ne Nacht, as hei vör 'n halw Stig Johr von de Preußen ut Prenzlow dissentiert was, un dat hei ok dunntaumalen, bet hei sick in't Stemhäger Amt rin slagen, in'n Frien legen hadd un hadd sick mit en Sledurnbusch taudeckt. – Un taum drüdden föll em in – un as em dat infallen ded, dunn gnurrscht hei mit de Tähn –, wo hei mit den Herzog von Brunswik in Frankreich west was, nicks up den Liw', nicks in den Liw' as de rode Ruhr, un wo em de Franzosen jagt un stäkert hadden, un wo so vel von sine Kammeraden an de Landstrat liggen blewen wiren un ok sin beste Fründ, Krischan Kräuger, un wo dat Volk kein Erbarmen hewwen ded. »Un de beiden schönen Brunen«, säd hei tau sick, »hewwen sei mi ok namen, un ick möt hir führen mit twei olle spatlahme Schinners? Un de sälen sick hir noch in den deipen Weg mit so'n Karnallenvagel von Marodür afquälen, wat gor keinen orndlichen Militör is? – Verfluchte Patriotten! Spitzbauw, Dümurrjöh!« – Dit wiren sin einzigsten Flüch, wenn hei bös was. – »Purr, öh!« rep hei un sprung von den Wagen un gung achter rüm un klinkt dat Krett up un kreg den Franzosen bi de Bein un treckt em halw ut den Wagen, hukt mit de Schuller unner un drög em äwer'n Grawen in dat Stemhäger Babenholt un läd em unner 'ne Bäuk. – »Je«, seggt hei, as de Franzos' sick dor wat rögen würd, »dat is di woll en beten fucht, äwer du büst binnen fucht, worüm denn nich ok buten?« un kek tau Höcht taum Hewen un säd: »Vör de letzten Dag' von den Februwori is dit 'ne sihr schöne warme Nacht, un wenn de Kukuk ok just nich singt, so heww ick em doch verleden Sommer in dese Bäuk singen hürt, un – so Gott will – singt hei dit Johr hir wedder.« – Un as de Franzos' so'n beten schuddern ded, as wenn em frür, seggt hei: [49] »Nich wohr, Brauder, 't is en beten käuhl, un ick künn di hir nu schön taudecken mit en gauden widen Schacht, un dor kreiht nich Hund noch Hahn nah, äwer ick will di wisen, dat ick en christlich Hart heww«, un geiht nah'n Wagen ran un halt en por Arm vull Stroh un smitt em dat äwer un seggt: »Na, adjüs! Mitnehmen dauh 'ck di nich, wotau sall sick de Möllerfru un Fiken äwer di argern?« Stiggt up den Wagen rup un führt sachten nah Hus.

Nich wid von de Mähl weckte hei den Möller up un vermünterte em un säd: »Möller, setten S' sick steidel up den Sack, ick help Sei nahst raf.« – De Möller richt sick up un säd: »Ick bedank mi ok, Herr Amtshauptmann!« un kek sick wild üm, wo hei wir, un frog, wat dat för 'ne Mähr wir, de achter'n Wagen anbammeln ded, un as hei sick wat besunnen hadd, grep hei achter dal in dat Krett un frog: »Fridrich, wo 's de Franzos'?« – »Je, wo 's de!« säd Fridrich un führt vör de Husdör vör un sprung von den Wagen un hülp den Möller runne, ihre de Frugenslüd' mit Licht kemen. Sin Herr kräpelt sick nah de Dähl herup, un de Möllerfru kamm em entgegen un frog: »Na, Vatting, wo is't worden?« – De Möller snuwwelt äwer den Dörensüll nah de Stuw' herinne, läd Haut un Hanschen up den Disch un gung en pormal in de Stuw' up un dal, wobi hei sihr de Ritz in't Og fat't hadd, un säd: »Dat is en sworen Gang!« – »Dat seih ick«, seggt de Möllerfru. – Fiken satt achter'n Disch un neiht Linnentüg. – Un de Möller gung wedder stolz up un dal un frog: »Seiht ji mi gor nicks an?« – »Naug«, säd sin Fru. »Du hest wedder bi Bäcker Witten seten un hest dine bedrängten Ümstän'n vergeten un din Fru un Kinner un hest di in 'ne Zech gewen.« – »So? Meinst du? Denn lat di seggen: en klauk Hauhn leggt ok vörbi. Ne, ick heww mit den Herrn Amtshauptmann un den Burmeister un en französchen General, oder so wat, Bräuderschaft drunken, un de Herr Amtshauptmann hett mi seggt, hei wull mi't gedenken, denn dit güng för't Vaderland. – Un, Fiken, di segg ick, smit di nich weg! Dat hest du nich nödig! Den Malchiner Kopmann haddst du vör minentwegent frigen künnt; äwer [50] du wullst jo nich!« – Fiken kek so halw tau Höcht von ehr Neiheri un säd: »Vatting, lat dat doch, taum wenigsten hüt abend!« – »Schön, min Döchting! Du hest recht, min Kindting. Süh, du büst jo min einzigst, denn wo is Korl un Jochen? Ach, du leiwer Gott! Äwer ick segg blot: smit di nich weg!, un wider segg ick nicks. – Un, Mutter, uns' Geldsak? – Wat seggt de oll Herr Amtshauptmann? – ›Möller Voß, ick will Em dat gedenken.‹ – Un denn de Franzos'! Mutter, de Franzos'! – Wo, Dunnerwetter, is de Franzos'? Hei lagg doch in dat Krett; Fridrich möt dat doch weiten.« Un ritt dat Finster up un röppt: »Fridrich! Fridrich, hürst du nich?«

Fridrich hürt em recht gaud; äwer hei plinkt mit dat ein Og un säd: »Ja, schri du man! – Wat sall ick dor grot seggen, wat de Möllerfru gaud seih'n kann? Ick ward mi de Fingern nich klemmen.« Dorbi bünn hei den Franzosen sin Mähr an de Röp un namm ehr dat Sadeltüg af, un as hei den Mantelsack afnamm, säd hei: »Deuwel! Is de swor!« un läd em in sin Fauderkist, schüdd't sin Mähren de letzte Faudering in, läd sick in't Bedd un slep, as wir em hüt nicks passiert.

As nu de Möller an tau schellen fangen wull, dat Fridrich nich kamm, säd sin leiw' Fru: »Vatting, lat em, du büst mäud, du hest den Dag äwer up den Wagen zuckelt un hest di sur warden laten, kumm tau Bedd; Fiken sall di 'n beten Bir warm maken, dat di de Nachtluft nich schaden deiht.« – »Mutting«, antwurt hei, »du hest ümmer recht, ick heww mi schändlich afstrapziert, denn Geldsaken gripen ümmer an. Na, min sünd in de Reih, so gaud as in de Reih, denn de Herr Amtshauptmann säd: ›Möller Voß, ick ward Em dat gedenken.‹ Un morgen tidig möt ick wedder hen nah Stemhagen.« Un dormit ward hei in de Kamer gahn, leggt sick dal, un snart slöppt hei los.

Mutter un Fiken sitten noch 'ne Tidlang up, un Fiken sitt still in Gedanken un neiht förfötsch weg. – »Ja«, seggt Mutter endlich, »Fiken, du büst flitig, un ick legg de Hän'n ok nich in'n Schot, un uns' Vader hett sin Lewdag' wirkt un dahn, wat hei kunnt hett; äwer wat helpt dat all? De slimmen Tiden [51] wassen uns äwer den Kopp, un wat uns de Franzosen laten hewwen, dat nemen uns de Avkaten un de Juden; äwermorgen säl wi fiwhunnert Daler an Itzigen betahlen, un wi hewwen keinen Schilling.« – »Vatting deiht jo doch so, as wenn hei mit allens dörch is.« – »Kihr di hüt abend an den nich, Abendred un Morgenred sünd tweierlei; äwer in ein Sak hett hei hüt abend recht hatt: haddst du man den Malchiner Kopmann namen!« – »Mutting«, seggt Fiken und läd ehr Hand sachten up Muttern ehr un kek ehr ruhig in de Ogen: »Mutting, dat was nich de Rechte.« – »Min Döchting, ganz nah ehren frien Willen frigen up Stun'ns wenig in de Welt, wat bammelt dor ümmer bi rüm. Süh, de Kopmann hett sin gaud Brod, un wenn din Vader un ick di versorgt wüßten, denn wir uns en groten Stein von'n Harten namen.« – »Mutting, Mutting, red nich so! Ick süll jug verlaten, wenn ji in Not wirt? Un dat noch dortau up 'ne unihrliche Wis'?« – »Unihrlich, Fiken?« – »Ja, unihrlich, Mutting!« säd Fiken, un ein künn't ehr anseihn, dat't ehr kribbeln würd, »denn as de Kopmann üm mi anhöll, dacht hei, bi uns hüng vel ut, un dorüm wull hei mi hewwen, ick wull em äwer nich bedreigen, denn wenn du un Vader in jug Gaudheit mi't ok nich seggt hewwt, wo dat mit uns steiht un dat wi arm Lüd' worden sünd, so heww ick dat doch lang markt. Nu weiten't de Lüd' so tämlich all, un wenn nu ein kümmt un will mi heww'n, denn will hei mi un nich dat Geld, un't is jo mäglich, dat hei de Rechte is.« Un dormit stunn sei up un namm ehr Neihgeschirr tausam un küßt ehr Mutting: »Gun Nacht, Mutting!« un gung in ehr Slapkamer. De Möllerfru satt noch 'ne Tidlang still in Gedanken un süfzt: »Recht hett sei, un uns' Herrgott mag allens taum besten regieren!« – Sei gung ok tau Bedd, un allens lagg in deipe Rauh; blot de Mähl, de dreiht sick ahn Rauh un Rast un klappert un jog, un de Arm grepen nah links un nah rechts in wille Hast as en Minsch, de in drange Not sitt un arbeit't sick af un quält sick, dat hei rute kamen müggt ut den Stoff von dat dägliche Gewarw; un von dat Mählrad leckt dat Water run, as wir't de bittersure Sweit, [52] un deip un'n in'n Grun'n, dor runscht de Bäk mit einerlei Red' un mit einerlei Sang: »Dat helpt di nich! Dat helpt di nich! Ick bün din Hart. So lang ick fleit mit Well up Well, mit Wunsch up Wunsch, so lang hest du kein Rauh. Wenn de Aust äwer kümmt un dat Kurn ript, denn ward min Strom sachter fleiten, denn makt de Möller dat Schütt tau, denn steiht allens still, un denn is't Sünndag.«

3. Kapitel
Dat drüdde Kapittel

Worüm Fritz Sahlmann 'ne Mulschell kriggt un de Uhrkenmaker de ganze Nacht mit Mamsell Westphalen ehr Gardinenbeddstell in de Stuw' herümmerführt, un worüm de französche Oberst in 'ne rode Beddeck bi den Uhrkenmaker taum Besäuk kümmt.


As de Möller den Sloßweg dalführt was, gung de Herr Amtshauptmann nah sin Stuw' tau, kihrt äwer wedder üm, gung up Herr Droin los un frog: »Wat bün ick Sei schüllig, min leiw' Droz?« – Na, de säd nu so gaud as hei kunn: hei hadd dat girn dahn, denn die Allemange sei nun seine Patrie un hei wir tuh för de Patrie. – »Dat mein ick nich«, säd de oll Herr, »ick mein för min Taschenuhr, de Sei mi t'recht makt hewwen.« – Dat wir allens betahlt, säd Herr Droz, die kleine Garßong, die Fritz Sahlmann, hadd allens richtig makt. – »Dat weit ick woll«, säd de oll Herr, »äwer min leiw' Droz, einen Uhrkenmaker möt einer nich blot dorför betahlen, dat hei an de Uhr wat makt hett, ne, ok dorför, dat hei dor nicks an makt hett, un wil Sei dit nich dahn hewwen, dorüm hir, min leiw' Droz«, un drückt ein twei Daler in de Hand un gung in't Hus. »Na«, säd Mamsell Westphalen, »lat em gahn! Hei is en ollen wunderlichen Heiligen; äwer hei meint dat gaud. Äwer Herr Droi, nu kamen S' mit rin un däuen S' sick en beten up in min Stuw', denn bi dit oll grusig Weder kann einen de Seel in'n Liw friren warden.« Herr Droi gung ok mit, un as sei sick knapp dal set't hadden, kamm Fritz Sahlmann herin mit den Franzosen sinen Pirdswanz up den Kopp un den blanken Säbel in de Hand un hadd sick in alle Geswindigkeit en [53] Snurrbort mit en Lichtäsel makt. Swabb! hadd hei einen von Mamsell Westphalen ehr Ort an de Uhren: »Uhlenspeigel!«, un sei ret em den Blackpott von den Kopp un den Säbel ut de Hand un stellt sei achter ehr Bedd: »Uhlenspeigel! An so'n Abend, wo wi all in Nöten sitten, willst du din Hanswurstenstreich maken? – Gah leiwerst runne nah Herr Droin sine leiwe Fru, un en Kumpelment von mi, sei süll sick nich ängsten, Herr Droi wir bi mi in min Stuw' un Gefohr hadd dat hir gor nich.«

Fritz Sahlmann geiht, un nu sitten sei dor un vertellen sick von ollen un nigen Tiden; dat heit, wat Herr Droi vertellt, dat versteiht Mamsell Westphalen man sihr slicht, un wat Mamsell Westphalen vertellt, dat versteiht Herr Droi nich recht. »Er sein bong!« seggt Droi un klimpert mit de beiden Dalers in de Hand herüm. – »Ja woll«, seggt Mamsell Westphalen, »sünd sei gaud. – Meinen Sei, dat de Herr Amtshauptmann Sei falsch Geld gewen ward?« – »Ah, nicks falsch Geld! Ick meinen ihn lüi mehm«, seggt Herr Droi un wis't mit den Finger nah baben. – »Ach so, Sei meinen den Herrn Amtshauptmann! Ja woll is hei bong, äwer je öller hei ward, je wunderlicher ward hei, denn hei makt de Nacht taum Dag, Herr Droi. Seihn S', dor möt ick nu sitten un möt braden un rösten in de Nacht herin, denn hei ett sin Abendbrod irst nachts Klock elwen, un't ward ok woll twölw; un wenn dat leiw' Eten verdrögt un verbradt is, denn schellt hei, un de Fru Amtshauptmannen is man sihr weikmäudig un kriggt denn dat Rohren. Denn segg ick: ›Fru Amtshauptmannen, wat hulen S'? Känen wi dörför, dat hei lewt as en Unchrist? – Laten S' dat Hulen, wi hewwen en gaud Gewissen!‹ Äwer, Herr Droi, dat is en swor Stück för mi, hir tau sitten as 'ne einsame Person un tautauhüren, wo de Stormwind üm dat Sloß rümme brus't, de Regen ankloppt an de Finstern, de Ulen schri'n un de Togwind dörch de Gäng' hult, as wiren de bösen Geister los. – Nu hüren S' blot, wat is dat wedder för en Weder! – Herr Droi, Sei grugen sick woll gor nich?« – »Ah, nong«, seggt Herr Droi, sitt äwer still un horkt nah dat Weder rut [54] un seggt endlich: »Attangdeh, dü Tonnähr!« – »Wat Pommdetähr?« fröggt Mamsell Westphalen, »wat hett dat Weder in dese Johrstid mit de Tüften tau dauhn?« – »Ick meinen nich die kleine Garßong mit die graue Jack, ick meinen« – un hei rückt mit den Finger krüz un quer in de Luft – »ick meinen der helle Szik-Szak mit Rumpel, Pumpel, Rattetetah.« – »Denn hewwen Sei recht, Herr Droi«, seggt Mamsell Westphalen, »denn bute geiht dat würklich: Rumpel, Pumpel, Rattetetah.« – »Ah«, seggt Herr Droi, »das sein deh Tambur, das sein meine Kamerad, die Grenadier«, un sprung up un marschiert up un dal mit de Borenmütz up den Kopp, denn hir was't hoch naug dortau, un stunn denn wedder still: »Hork! Sie marschier auf die Marsché, auf die Markt!« un »Hork! Das sein die grang Kanong, die swere Geßütz!« Un Mamsell Westphalen sitt dor un hett de Hän'n in den Schot un kickt em an un schüddelt den Kopp un seggt: »Wo dat doch einmal insitt! Hei 's süs en orndlich Minsch, üm wat stellt hei sick denn nu so wütig an? 't is as mit de ollen Fuhrlüd', wenn sei nich mihr führen känen, mägen sei noch ümmer klappen.«

Un't wohrt nich lang', dunn kümmt Wewer Stahlsch in de Dör rin – dat was Mamsell Westphalen ehr dägliche Aportendräger un Apostel, de drog ehr dat Nige ut de Stadt tau, un för jeden Mund vull Niglichkeiten, den sei rup drog up't Sloß, drog sei ein Henkelpott vull Eten wedder raf –, hadd den Rock äwer'n Kopp namen un leckt as 'ne Dackrönn, schüddelt sick irst en pormal un säd dunn: »Brr, wat is't för'n Weder!« – »Dat ist dat, Fru Meistern«, säd de Mamsell – sei nennt sei ümmer »Fru Meistern«; »nich üm Stahlsch ehrentwillen«, säd sei, »ne, üm minentwillen, denn wat würden de Lüd' dortau seggen, wenn ick mi mit en gewöhnlich Frugensminsch afgew – ne! ick heww ok minen Stolz!« – »Mamselling«, säd de Fru Meistern, »ick kam ruppe: up de Mark grimmelt un wimmelt dat vull Franzosen, un hewwen en groten Hümpel Kanonen mitbröcht, un de Burmeister hett nah minen Mann schickt, de sall in dit Weder un in de düster [55] Nacht up de Dörpe rümlopen un sall de Buren un de Häw tau Fuhrwark bestellen up morgen middag, un passen S' up, Sei krigen ok Inquartierung.« – »Dat weit de leiw' Gott!« seggt Mamsell Westphalen un geiht an de Dör un röppt Korlin un Fik, sei sälen Füer in de blag' Stuw' maken neben ehr an un sälen twei Bedden uprichten, denn de Düwel würd bald so'n grotmüligen französchen Obersten un so'n ßawwerig Krät von Adjudanten den Sloßbarg rup karen, un dreiht sick üm tau ehr Gesellschaft un seggt: »Dor känen sei liggen; un wenn dat Späuk in de blag' Stuw' en christlich Späuk is, denn warden sei just nich vel Rauh finnen in de Nacht, un dat günn ick ehr. Denn, Herr Droi«, seggt sei, »hir neben an späukt dat, glöwen Sei ok an Späuk?« – Herr Droi seggt: »Ne«, un't ward mitdewil buten en Upstand, un as Mamsell Westphalen rute kickt, kümmt richtig en französchen Oberst mit sinen Adjudanten rinne in de Husdör, un en por Ordonnanzen folgen achter drin. Sei warden in de blag' Stuw' bröcht, wo sei sick drög antrecken, un gahn dunn rup nah'n Herrn Amtshauptmann un eten dor Abendbrod.

Wildeß sitt Herr Droi deip in Gedanken, un hei seggt einmal äwer't anner: »Diabel!« un »Diangter!«, un as sei em fragen, kümmt hei endlich dormit rut: hei wir in grote Swulitäten un't künn sin Unglück sin, denn wenn hei mit sin Mondierung un de Borenmütz un Obergewehr un Unnergewehr ut de Stuw' güng un dörch de Straten, künn em de Ordonnanz seihn oder ein von de französchen Wachtposten oder so'n Ströper von Franzos', un sei kün'n em fragen: wo so? un woans?, un wenn hei denn nich Hals gewen künn, künn de Düwel sin Spill heww'n un de Geschicht von hüt nahmiddag künn rute kamen, un wat denn? – »Herr Droi«, seggt Mamsell Westphalen, »dat is en slimm Stück! Den Slüngel, den Fritz Sahlmann sin Tüg känen Sei nich antrecken, denn wenn Sei ok Ehr leiw' Middelstück dorinne premsen wullen, wo bliwen de En'n? – Un von den Herrn Amtshauptmann sin Tüg? Ne, Herr Droi, verlangen S' nich von mi so 'ne Undaht, denn dat wir jo, as süll ick mit eigne Hand dat Sloß ansticken. [56] Un anner Mannslüd' hewwen wi, Gott sei Dank, nich hir. – Äwer Herr Droi, Sei hewwen uns hüt nahmiddag ut grote Not reddt, un dorüm redd ick Sei wedder. Ehr Fru weit, dat Sei hir baben unner Christenminschen sünd; Sei sälen des' Nacht in min Gardinenbeddstäd slapen, ick legg Sei frisch Laken up, un ick slap bi dat Stubenmäten. Fru Meistern, kamen S'!« Dormit geiht sei ut de Dör, un't wohrt nich lang', dunn kümmt sei wedder rin un deckt frisch Laken äwer dat Bedd un fröggt wedder: »Herr Droi, grugen Sei sick ok?« – Herr Droi seggt wedder: »Ne«, un sei seggt: »Dat is schön! Denn männigmal geiht dat hir nebenan up 'ne sonderbare Ort üm, ›tap! tap! tap!‹, äwer hir kümmt dat nich rinne, ick heww en Haufisen up min Dör nageln laten. – Nu hür mal einer! Nu hür mal einer! Nu gahn de Franzosen hir bian ok tau Bedd. Nu hür mal einer dat Gesnater! – Herr Droi«, fröggt sei lis', »känen Sei dat all verstahn?« – »Wui«, seggt Herr Droi. – »Ick glöw't«, seggt sei, »denn de Wand is sihr dünn. Dit was irst 'ne grote Stuw', nu sünd dor äwer twei ut makt worden. – Na, gun Nacht ok, Herr Droi! Fru Meistern, kamen S'!« – Herr Droi seggt ok sin gun Nacht up Französch, süht äwer ut, as hadd hei noch wat up den Harten, wat hei nich seggen künn oder nich seggen müggt, un Mamsell Westphalen seggt sachten tau de Fru Meistern: »Fru Meistern, Sei sünd 'ne verfrigte Fru, för mi paßt sick dat nich, seggen S' den Mann Bescheid«, un geiht. As sei furt is, geiht de Uhrkenmaker mit de Fru Meistern ok rut.

As sei all rut sünd, dunn wutscht wat äwer den Gang, wo de Nachtlamp brennt, in Mamsell Westphalen ehr Stuw' herin, dat is de Spitzbauben-Jung', de Fritz Sahlmann, un hett unner'n Arm en groten Klupen Is as en Hauttöppel grot, un as 'ne Katt springt hei up de Beddlad von Mamsell Westphalen ehr grot Gardinenkutsch in de Höcht un leggt den Isklumpen baben up den Himmel von dat Beddgestell un seggt tau sick: »Täuw, du olle Racker! Dit is för de Mulschellen, de ik kregen heww; dit sall di de upstigende Hitz woll käuhlen«, un dormit wutscht hei wedder rut ut de Dör.

[57] Herr Droi kümmt nu ok wedder rin, treckt sick ut, leggt »la grang Nationg« vör't Bedd up den Staul, pust dat Licht ut un leggt sick dal, reckt sick in dat schöne, weike Bedd lang ut un seggt: »Ah! Szeh bong!«, horkt nu up den Storm buten un up den Regen, wo de dal gütt, un up dat Resonnieren von de beiden Franzosen nebenan, doch endlich hürt dat Szackerieren up, un Herr Droi is grad so twischen Slapen un Waken, dunn geiht dat: tap – tap – tap. »Haha«, denkt Herr Droi up Französch, »dat is dat Späuk hir nebenan!« un horkt nu, wat sin Landslüd' woll dortau seggen warden. De liggen ganz still; äwer tap – tap – tap, geiht dat ruhig wider, un nu is det Herr Droin, as wenn't in sin Stuw' is. Ja, in sin Stuw' is't, un wenn't in sin Stuw' is, denn is't in de Dör rinne kamen, wo süll't süs rin kamen sin? Hei grippt also nah einen von sin Schauh un smitt nah de Dör hen, bautz! fohrt de Schauh gegen de Dör, un up den Gang bullert dat, as wenn't Gewitter inslagen hadd. De Franzosen nebenan fangen an sick tau rögen un reden mit enanner. Bald is dat indes wedder still; äwer tap – tap – tap, geiht dat wedder dicht bi Herr Droin sin Bedd. Herr Droi richt sick in En'n un bögt sick vöräwer, üm beter hüren tau känen – klatsch! – föllt em en Druppen up den kahlen Kopp – un klatsch! – noch ein up de krumme Näs', un as hei vör sick hengrippt, dunn fäuhlt hei, dat sin Äwerbedd so bi Lütten anfangt dörchtauweiken. »Diangter!« seggt hei, »dat Dack is nich dicht, un dat leckt dörch den Bähn. Wat nu?« Hei verföllt natürlich glik up dat vernünftigste Mittel, up wat en Minsch in so'n Ümstän'n verfallen kann, hei will mit sin Bedd ümtrecken; hei steiht also up un fangt mit de olle swere Beddlad t'Ens den Kopp an tau schurren, denkt äwer nich an den Franzosen sin Kaskett un Säbel, de in de Eck stahn, un – hest nich geseihn – schurrt dat an de Wand entlang un klappert un rummelt up den Fautbodden dal. Herr Droi verfirt sick nich slicht un steiht un horkt, un – richtig! – de beiden Franzosen sünd upwakt von den Spektakel un schellen un futern. Hei denkt äwer, dat mag jo woll hulpen hewwn, un krüppt in't Bedd. Nu was de oll Isklumpen äwer all [58] schön dörchdäu't, un dat pirrt natürlich in dat Bedd herin; hei liggt 'ne Wil, äwer dat löppt ümmer düller, dat ward em all so käuhlhaftig, dat Water sleiht all dörch, un hei denkt – natürlich up Französch –: »Nu slapen s' woll. Wenn du dat Fauten'n nu so nahbringen künnst, denn müggst du jo woll von de Leck loskamen«; steiht up un rückt dat Fauten'n los, – bautz! – föllt sin Obergewehr de Wand entlang up den Fautbodden, un hett dat irst nicht knallt, denn knallt dat nu.

Dor stunn nu de arm Uhrkenmaker un bet sick up de Lipp un kau't sick up de Nägel un höll de Luft an, as wenn sin Atenhalen de Franzosen upwecken künn, de nebenan all ludhals' schimpfen un schandierten un »Szilangz« repen un an de Wand kloppten. »Kö fähr?« säd hei up Französch vör sick hen. »De irste Not möt kihrt warden, as dat oll Wiw säd, dunn slog s' den Backeltrog intwei un makt dat Sürwater dormit heit«, krop in dat Bedd un säd: »Gott sei Dank! Nu bün ick ut de Leck.« Hei was äwer ut den Regen in de Drupp kamen, denn – strull! – göt dat runner von den Bähn – strull! – göt dat in dat Bedd herin. Em würd ganz kolt un waterig tau Maud', as wir hei 'ne Pogg in Frühjohrstid. – Dat hülp em allens nich, hei müßt wedder rut un müßt wedder ümtrecken; äwer lising, dat hei nicks ümstöten ded. Hei treckt in de ein Eck, dor was't doch vörher drög west, hei treckt in de anner Eck, dor was't doch ok drög west, un so führt hei de schöne lange Nacht mit de Gardinenkutsch in de Stuw' ümmer rund herüm, lising, ganz lising, äwer wo hei henkamm, was ok de Leck.

So stunn hei denn nu in'n blanken Hemd midden in de Stuw' un sünn un sünn, wo dit woll wir un wo dat woll wir, un slog sick endlich up Französch mit de Hand vör'n Kopp un säd: »Ick Schapskopp!«, denn em was en Licht upgahn. Dat heit in'n Kopp, denn in de Stuw' was't düster, un Licht müßt hei doch hewwen. Hei slek sick also lising rut up den Gang, un – richtig! – dor brennt ok de Lamp noch; hei stek sin Licht an, gung t'rügg, lücht nah den Beddhimmel rup, sach dor wat baben liggen, säd: »Ah, Cannalje!«, steg up de Beddlad, [59] kunn't äwer nich langen. Hei reckt sick nah Mäglichkeit un grawwelt up den Isklumpen rüm, de was äwer tau gliwwerig, hei let sick nich faten. Parblöh! Einen halwen Toll länger! Hei leggt sick mit aller Gewalt in't Geschirr – knack! seggt de Himmel, un Himmel un Isklumpen un Droi, allens föllt gegen de Franzosen ehr Wand, un dor liggt Herr Droi unner de unschülligen witten Gardinen un ampelt mit de nakten Beinen in de Luft herüm, as künnen de vertellen, wo ehren Herrn tau Maud' was.

Mit einmal geiht de Dör up, un herinne kümmt de französche Oberst un hett sick gegen de Verküllung 'ne rode wullin'tlinnen Beddeck ümnamen un höllt 'ne duwweltlöpig Pistol vör sick hen, un achter em steiht mit en blanken Degen un süs noch mit allerlei Blanks sin Adjudant. – Herr Droi rappelt sick ut den Himmel rut, stülpt sick de Borenmütz up den Kopp, richt sick steidel in En'n, leggt de Hand an de Mütz un seggt: »Bong Swar, mong Colonnel!« – De Oberst, de kickt em an, de Adjudant kickt den Obersten an, sei hüren, dat sei mit en Franzosen tau dauhn hewwen, sei seihn de swarten Stifeletten un de ganze »grang Nationg« vör dat Bedd liggen, sei seihn Obergewehr un Unnergewehr, un – wat düller is as dull – sei seihn den Säbel un den Pirdswanz von den Schassür. Wat heit dit? un wat sall dit? – Herr Droi stamert up sine Ort wat taurecht, Herr Droi fangt an, von Marengo un Jena tau vertellen, Herr Droi fangt an tau leigen, Herr Droi lüggt wunderschön, man schad, sei glöwen em nich. In de Stuw' un up den Gang ward dat en Höllenlarm, de Oberst schellt Herrn Droin für en Dissentür un en Marodür, de Adjudant röppt äwer de Ordonnanzen; de Ordonnanzen störten von de ein Sid von den Gang in Hast un korten Tüg' vör, as wir wer in't Water follen un sei wullen em nahspringen, ahn sick de Hosen natt tau maken; von de anner Sid rückt Mamsell Westphalen mit dat Stubenmäten un de Käksch vör un hett 'ne grote Stallücht in de Hand, süs äwer man in sihr bedrängten Kledungsümstän'n. Sei höllt sick de Hand vör de Ogen, as wir sei ganz blen'nt von de Stallücht, [60] un äwer ehr Schuller kickt de Stubendirn un seggt tau de Käksch: »Herre je, doch! kik, Korlin ...!« – »Schäm di wat«, seggt Mamsell Westphalen, »wat sall sei kiken? Wat hest du tau kiken? Un wat is hir tau kiken? – Wi sünd hir wegen dat unchristlich Wesen bi Nachtslapentid, un wil dat Herr Droin sin Stimm ut Ängsten un Nöten tau uns raupen hett. Un nu dreiht jug üm!« – De beiden Dirns un Mamsell Westphalen dreihn sick nu üm un wisen de Franzosen ehr Rüggsid, un de Mamsell seggt: »Herr französche Oberst, wat sall dit? wat is dit? un wat bedüd't dit? Wat laten Sei Herr Droin nich in min Stuw' ruhig slapen? Dit is en christlich Hus un en ruhig Hus, un so'n Upstand sünd wi hir nich gewennt.« Un set't halwlud för sick hentau: »Ein von't oll Takeltüg ward mi jo woll verstahn.« – De französche Oberst kickt sick an, wo hei dor steiht in sin rod Deck, un denn Herr Droin mit de Borenmütz up den Kopp un sinen spirrbeinigen Adjudanten, wo dei herümmer hüppen deiht in sinen Iwer, un Mamsell Westphalen ehr breide Achtersid, un dat Ganze kümmt em so nahrsch vör, dat hei lud anfangt tau lachen, un hei seggt up gaud Dütsch: sei süll man wider reden, hei künn ehr gaud naug verstahn, denn hei wir en Dütscher, hei wir en Westfal. – »So schriw ick mi ok!« seggt Mamsell Westphalen. – De Oberst lacht un seggt: hei wir blot en Westfal, heiten ded hei von Toll. – Mamsell Westphalen makt en deipen Knix von achter: »Um Vergebung tau fragen: sünd Sei villicht 'ne Fründschaft von den Herrn Postmeister un Gastwirt Tollen hir unnen in de Stadt?« – Dat nich! säd de Oberst; äwer em würd nahgrad friren; de Ordonnanzen süllen bi Herr Droin bliben, denn hei würd woll'n französchen Dissentür sin, un sei süllen ok nahforschen, wo de französche Schassür blewen wir, den Säbel un Kaskett hüren ded. – Herr Droi fung nu wedder an tau leigen, un Mamsell Westphalen schämt sick in sine Seel un dreiht sich in'n Arger rüm un seggt: »Schämen S' sick, Herr Droi, den Lehnstaul för't Öller mit Slichtigkeiten tau pulstern, dat giwwt en hart Küssen för't Gewissen. Un schämen S' sick, Herr Droi, wecke anstännig Mannsminsch [61] set't sick irst de Mütz up un treckt sick nahst irst de Hosen an!« Dreiht sick üm, un as sei gewohr ward, dat dat Stubenmäten sick ok ümdreiht hett, giwwt sei ehr en lütten Fuck in de horten Ribben un seggt: »Dumme Dirn!« un makt wedder en deipen Knix von achter un seggt: »Mine Empfehlung, Herr Oberst von Toll!« un marschiert mit de beiden Dirns af. De annern gungen ok, un bald würd denn allens still, un de Herr Amtshauptmann hadd kein Ahnung dorvon, wat in sinen Hus' passieren ded, denn hei slep den Slap der Gerechten.

4. Kapitel
Dat virte Kapittel

Woans den Möller den annern Morgen tau Maud' was; worüm Fridrich de Möllerfru as de Slang' ut den Paradisgorn vörkamm, un worüm Fiken de Meinung is, dat Jochen Vossen sin Sähn von Gott schickt is.


Den annern Morgen was Möller Vossen tau Maud', as hadd hei'n halw Dutzend Sparlings in den Kopp un snappten dor nah Brümmers, nich blot von wegen dat swer Gedränk von gistern abend, ne, in de Hauptsak von wegen den Franzosen. »Mutter«, säd hei, as hei sick de Stäweln antog, un wiwakt mit den Kopp so hen un her un kek so wiß in de Stäwelschächt rinne, »Rotwin is des Abends 'ne schöne Sak, äwer des Morgens kümmt hei mi ok man so vör as Bramwin un Brunbir. Indessen, kümmt ein äwer'n Hund, kümmt hei ok äwer'n Swanz; dat is blot mit den Franzosen! In't Krett hett hei legen, un Fridrich möt weiten, wo hei blewen is.« – »Vatting«, seggt sin Fru, »lat dat; Fridrich möt jo kamen, denn't is Tid tau't irste Frühstück.« – De Möller geiht rin in sin Dönsk un set't sick achter den Disch, wo de Mehlsuppschöttel steiht, un langt mit den Lepel tauirst in de Supp, un dorup langt Mutter tau un Fiken un tauletzt de beiden Deinstdirns – denn so was't dunn Mod, un von Koffe wüßt noch kein Möller wat.

De Möller ett un leggt den Lepel hen: »Wo Fridrich woll bliwwt?« Hei ett wedder un geiht an't Finster un röppt äwer'n [62] Hof: »Fridrich!« – Fridrich kümmt nich. – De Schöttel ward leddig, de Dirns dragen dat Geschirr rut, un de Möller seggt: »Wenn'ck en Knecht meid't heww, will'ck keinen Herrn in'n Hus' hewwen!« un will eben rut un den Knecht up den Deinst passen, dunn kümmt Fridrich in de Dör herin un dröggt wat unner'n Arm. – »Wo bliwwst du, Hallunk?« fröggt de Möller. – »Möller«, seggt Fridrich un treckt sin Klappmetz ut de Tasch un klemmt dat unner'n Dörendrücker, »wenn'n Sei sick so'ne Redensorten af, dat paßt sick nich för Sei un nich för mi. – Wenn will Gäus' in de Luft sünd, is slicht Arwten sei'n, un wenn snatrige Dirns in de Stuw' sünd, is slicht Geschichten tau vertellen. Dorüm heww ick so lang täuwt, bet de Dirns rut sünd. Un hir!« seggt hei un smitt wat up den Disch, dat dat binnen klimpert un klingt, »un hir, Möller Voß, is twors nich de Voß sülwst un ok nich sin Fell, äwer sin Fellisen!« – »Wat sall dit?« fröggt de Möller un fohrt in Hast äwer den Mantelsack her un snallt de Reims up. – »Wat dat sall?« seggt Fridrich, »dat mägen Sei seggen, dat's nich min Sak. Min Deil heww ick mi namen.«

De Möller schüdd't den Mantelsack äwer den Disch ut, un en Pack sülwerne Lepel felen rut un grotes Sülwergeld un schönes, rundes, geles Gold, un 'ne lütt Schachtel kamm taum Vörschin, un as de Möllerfru de apen maken ded, dunn lagg dor Ring bi Uhrring, un de golden Keden slüngen sick dordörch as Slangen unner bunte Blaumen. »Gott bewohr uns!« schreg sei up un let de Schachtel fallen.

Fiken hadd dor stahn un allens mit anseihn, un de Hän'n läden sick äwer ehr Bost, un ehr Ogen würden gröter un gröter, un blaß as de Dod smet sei sick äwer den Disch un äwer den goldnen un sülwernen Schatz un deckt de Arm doräwer un rep: »Dat is den Franzosen sin! Dat is den Franzosen sin! Dat is nich uns'!« Sei böhrt den Kopp up un kek ehren Vader an un sach ut, as hadd ein ehr 'n Metz in de Bost stött, un de Dodesangst lagg up ehr Gesicht, un sei säd: »Vatting, Vatting!« – Un de oll Möller satt dor un schow mit de Slapmütz up den Kopp herüm un kek sin Kind an un sin Angst un [63] denn wedder dat blanke Geld, un mit einmal sprung hei up, dat hei binah den Disch ümstött hadd, un rep: »Gott in'n Himmel, ick weit von nicks, ick weit nich, wo hei blewen is, hei lagg in min Krett, dat weit ick!«, un ganz swack set't hei hentau: »Fridrich möt dat äwrig weiten.« – Fiken let dat Geld un sprung up Fridrichen in un schreg: »Wo is de Franzos' blewen?« – Fridrich stunn ruhig dor un kek sei mit sin oll isern Gesicht an un säd: »Gott bewohr uns, dat ward jo wol en orndlichen Gerichtsdag? – Fiken! Fiken! Wo? Seih ick denn ut as en Röwer un Mürder? – Den Franzosen heww ick mit min eigen Hand in'n Stemhäger Babenholt unner 'ne Bäuk leggt, un wenn em de Nacht nich tau käuhl worden is, denn liggt hei noch dor as 'ne Rott, denn hei was stiw dun.« – »Dat was hei«, seggt de Möller; un Fiken kickt Fridrichen an un ehren ollen Vader, de ok up Fridrichen sin Red' horkt, un seggt: »Fridrich, Fridrich! Wat kann ick dorför? Hei hett all ümmer so'ne Reden führt von Ümbringen un Franzosendodslahn«; un namm de Schört vör de Ogen, smet sick up de Bänk achter'n Aben un fung bitterlich an tau weinen. – »Dümurrjöh!« seggt Fridrich, »dat heww ick! Un wenn ick dit verdammte Patriottentakel mit de Hand dat Gnick ümdreihn künn, denn ded ick't; äwer'n Minschen, de sick nich wehren kann, un denn noch üm Geld un Gaud?«, brummt wat in'n Bort un gung an de Dör, treckt sin Klappmetz unner den Drücker rut, un as hei rut gahn wull, dreiht hei sick üm un seggt: »Möller, de Luft is nu rein, denn de beiden Dirns gahn nah'n Meßstreuen. Ick heww Sei nu den Kram gewen, äwerleggen S' sick de Sak woll. Willen Sei't behollen – gaud! För minentwegen, ick heww nicks dorwedder, denn nah minen dummen Verstand heww'n Sei Recht dortau. De Franzosen heww'n Sei mihr namen as dit, un willen Sei nich, dat doräwer redt ward, ick för min Part kann swigen. Willen Sei't äwerst an't Amt utliwern un sälen Sei dat beswören, dat dor nicks von afhannen kamen is, denn seggen Sei man, ick hadd min Deil dorvon namen.« – »Fridrich, Fridrich«, seggt de Möllerfru, »sett Hei sick in kein Ungelegenheiten un uns ok [64] nich; denn in desen Ogenblick kümmt Hei mi vör as de Slang' ut den Paradisgorn.« – »Fru«, seggt Fridrich, »jedwerein möt weiten, wat hei tau dauhn hett. Vör twei Johren führt ick för Ratsherr Krügern tau Malchin mit Solt äwer'n Klaukowschen Kraug, un as ick min Zech dor betahlen wull un en Achtgröschenstück up den Disch läd, sprung so'n infame Spitzbauben-Schassür tau un grappst mi dat weg, un as ick mi dorwedder läd, kemen sei sülwt drei äwer mi her un slogen mi dat Fell so mör, dat ick dacht, ick süll an'n Lewen verzagen. De acht Gröschen heww ick mi wedder namen; äwer de Släg' behollen sei noch tau gaud. Un hett des' Kirl dat ok nich dahn, denn het't mäglich sin Brauder dahn oder sin Kamerad, un't bliwwt denn in de Fründschaft. De acht Gröschen beholl ick.« Un dormit gung hei ut de Dör.

De oll Möller was wildeß in de Stuw' up un dal gahn un hadd sick den Kopp rewen un sick in de Hor kratzt, hadd denn mal stillstahn un dat Geld anseihn, un as Fridrich ut de Dör was, gung hei an sin Schapp un halt den Kalenner von Adlers Erben in Rostock herut un kek dornah, wo hei all hunnertmal nah keken hadd, un süfzt vör sick hen: »Ja, morgen ist dat.« – Sin Fru stunn mit den Rüggen an de Stubenklock un slog einmal äwer't anner de Hän'n tausam un wunnerwarkt in'n stillen. – »Ja«, seggt de Möller, »wenn wi't behollen, sünd wi ut all uns' Not.« – »Ach Gott, Vatting!« seggt de Fru un kickt so verzagt tau em tau Höcht. – »Un stahlen hett de Kirl dat«, seggt hei wider, »de sülwernen Lepel hewwen en grotes Wapen, un wenn sick dat ok utfinnig maken let, wen de tauhürt hewwen, so is dat Geld von allerlei Ort, un de enzeln Stücken warden woll knapp in de richtige Tasch taurügg finnen.« – »Vatting«, seggt sin Fru, »du wagst den Hals, wenn de Kirl nu klagt, dat ji't em namen hewwt.« – »De ward dat Mul woll hollen, denn wenn de vertellen sall, wo hei tau dat Geld kamen is, denn warden s' em ok grad nich sin Lewlang mit Rosinen un Mandelkarn fettmaken. – Un hewwen wi't denn namen? – Dat Pird hewwen s' uns up den Sloß achter'n Wagen anbunnen, dat Pird [65] hett den Mantelsack Fridrichen gistern in den Stall rinne dragen, un Fridrich hett en mi hüt morgen in de Stuw' rinne bröcht; wer seggt denn nu, dat ick't namen heww?« Un dorbi fung hei an, de Geldstücken utenanner tau lesen, un tellt sei in Reih un Glid. – »Je, hüren deiht't uns äwer nich«, seggt sin Fru. – »Wenn hürt't denn?« fröggt de Möller. »Den Franzosen hürt't ok nich, un wenn wi't em wedder gewen wullen, wo is hei?« – »Fridrich seggt jo: in'n Babenholt.« – »So?« fröggt de Oll. »Meinst du, dat de bi dit Weder von 's Abends Klock acht bet 's Morgens Klock nägen dor liggen ward? De ward lang sin Weg' gahn sin; un wer hett mi tau befehlen, dat ick achter em an karjolen un em sin Geld nahdragen sall?« Dormit tellt hei wider, un de Fru set't sick dal un leggt de Hän'n in den Schot, kickt vör sick hen un süfzt: »Du möst dat weiten.« – Fiken sitt up de Bänk un weint sachten för sick hen.

De Möller tellt dat Geld tau En'n un kickt af un an so unsäker nah Fiken räwer, un 't is denn ümmer, as wenn hei sick vertellen müßt. Endlich is hei dormit farig un stemmt de beiden Hän'n vör sick up den Disch un kickt dat Geld noch mal äwer un seggt: »Wenn ick dat Drüttelgeld un dat Gold tau preußschen Krant reken, denn sünd't äwer säbenhunnert Daler. Nu sünd wi ut all uns' Not.« – Dunn steiht Fiken up un drögt sick de Tranen af, un ehr Gesicht is ganz witt un ruhig, un sei seggt still för sick hen: »Uns' Not geiht nu irst an.« – »Fiken, red nich so«, seggt ehr Vader un kickt bi Sid weg. – »Von nu an«, seggt sei, »eten wi ungesegent Brod un slapen ungesegenten Slap, un du kannst dat Geld vergrawen un vergröwwst dinen ihrlichen Namen mit.« – »Von Vergrawen is kein Red'«, seggt de Möller. »Ne, ick betahl ihrlich min Schulden dormit.« – »Ihrlich, Vatting? Un wenn't ok all so wir, as't nich is, ward de oll Herr Amtshauptmann nich fragen, mit wat för Geld du den Juden betahlt hest, un warden de Franzosen nich fragen, woher du dat Pird hest, un wer steiht di dorför, dat Fridrich reinen Mund höllt?« – De Oll makt en Gesicht, halw verdutzt un halw argerlich, un wull [66] eben losbullern, as de Minsch deiht, wenn en anner em up 'ne Dummheit oder 'ne Unredlichkeit bedröppt. Hei will sick denn binnen dat Gewissen wegresonnieren, as de Kinner dauhn, wenn sei in'n Düstern singen un fläuten, üm sick dat Späuk von'n Liw' tau hollen.

Äwer Fiken let dat dortau nich kamen, sei smet sick hastig an ehren Vader ran, slog de Arm üm em, kek em so wiß in de Ogen un rep: »Vatting! Vatting! drag dat Geld up't Amt, giww dat den ollen Amtshauptmann, hei hett seggt, hei wull di dat gedenken, hei ward di dit ok gedenken. – Wo oft hest du mi vertellt von dinen ollen Vader, wo oft hest du mi seggt von din Moder, wo sei sick mit Spinnen hett ihrlich dörchhulpen bet an ehr En'n; wo oft hest du mi vertellt, wo du up din Wannerschaft den annern Handwarksburßen sinen Geldbüdel funnen un wo du em den wedder gewen hest, wo de Minsch sick freut hett un wo di tau Maud' west is!« – »Dat was jo ok ganz wat anners«, seggt de Möller, »ick wüßt jo, wen dat Geld hürt, un hir weit ick't nich un heww't jo ok nich stahlen un namen. Ick heww en gaud Gewissen.«

Mit einmal springt de Möllerfru von ehren Staul tau Höcht un röppt: »Herre Jesus! dor geiht en fremden Minsch an't Finster vörbi un kümmt nah de Dör rin!« – »Holl de Dör tau!« röppt de Möller un springt kort herüm nah dat Geld, stött an den Disch, un weck Stapel fallen üm, un dat Geld tründelt in de Stuw' rin. – »Is dat jug gaud Gewissen?« fröggt Fiken un kickt ehren Vader un ehr Moder an un seggt: »Mutting, lat de Dör los! Den Minschen schickt uns' Herrgott, de bringt uns Segen in't Hus.« – De Möllerfru lett de Dör los un kickt still vör sick dal; de Möller ward äwer un äwer rod un dreiht sick hastig üm un kickt ut dat Finster.

Buten kloppt dat. »Herein!« röppt Fiken; un rin kümmt en jungen schiren Kirl von so'n Johrener twintig un noch en por un kickt sick so en beten niglich üm, as einer tau dauhn pleggt, de all lang' girn hadd weiten müggt, woans dat woll bi de un de Lüd' utseg, un makt en anstännigen Diner mit ein lütt En'n von Kratzfaut un seggt: »Gun Morrn!« – »Schön [67] Dank!« seggt Fiken; de Möller rögt sick nich, un de Fru bückt sick dal un sammelt de Dalers up, de in de Stuw' follen sünd. As de beiden Ollen em nich »schön Dank!« beiden un hei dat Geld up den Disch gewohr ward, seggt de jung' Minsch: »Nich för ungaud! Ick kam Sei hir woll nich tau Paß?« – »O doch!« seggt Fiken un set't en Staul an den Aben taurecht. »Setten S' sick en beten. Vatting is glik mit sin Angelegenheiten prat.« – »Ja, glik!« seggt de Möller un ritt dat Finster up un röppt:. »Fridrich! Schirr de Mähren an den lütten Wagen un binn dat Franzosenpird achter an; wi führen tau Amt.« Makt dat Finster tau, dreiht sick üm un seggt tau Mutter un Fiken: »So! mit de Sak sünd wi dörch. Nu packt den Kram hir tausam in den Mantelsack, un Fridrich kann em nahsten ruppe smiten.« Geiht up den Frömden tau, reckt em de Hand hen un seggt: »Willkam ok!« – »Möller Voß«, seggt de jung' Minsch, giwwt em de Hand un steiht von den Staul up, »laten S' sick nich stüren in Ehr Geschäften, min Sak hett Tid, un wenn ick ok in 'ne besondere Angelegenheit kamen bün, so hett de doch kein Il, un de Hauptsak is doch dorbi: ick wull min Fründschaft doch mal begrüßen.« – »Fründschaft?« fröggt de Möller un kickt em ungewiß an. – »Ja«, seggt de anner, »denn ick bün Jochen Vossen sin Sähn un Ehr Annerbäulkenkind«, un as de Oll nicks seggt un sin Hand t'rügg tüht, set't hei noch tau: »Un vör virteihn Dag' hewwen sei mi münnig spraken, un dunn dacht ick so bi mi: Swestern un Bräuder hest du nich un ok kein Fründschaft hir in de Gegend, sallst mal in't Stemhäger Amt führen un dor mal nahseihn, wat sei dor noch woll wat von Jochen Vossen sinen Sähn weiten willen.« Un dormit geiht hei up de Möllerfru tau un giwwt ehr de Hand un Fiken ok, un as de Möller noch ümmer so ebendrächtig dor steiht un utsüht, as hadden em de Müs' de Botter von't Brod namen, seggt hei: »Vedder, Sei liggt uns' Prinzeß in den Sinn, laten S' den, wi känen bi alldem gaude Frün'n sin.« – »So?« seggt de Möller, »un hest di vör de Lüd' beräuhmt, du willst mi rutsmiten ut de Borchertsche Wirtschaft?« – »Wat Lüd'?« fröggt Hinrich Voß. [68] »De Lüd' reden. Wat kann ick dorför? – Min Vader hett den Strid anfungen un glöwt ok, hei hadd recht, un min Vörmund hett en wider fuchten, un ick heww taukeken. Äwer dat will ick ehrlich bekennen, en schön Stück Geld hett hei mi all ut de Fingern reten, un wenn wi uns einigen kün'n, an mi süll't nich fehlen.« – »Du willst up den Busch kloppen; dit Stück hett di din Avkat raden.« – »Ick rad mi sülwst, Vedder«, seggt de jung' Mann un langt nah sinen Haut, »denn wenn ick noch lang' up de Avkaten ehren Rat hüren will, künn mi't Water knapp warden, un min Mähl künn still stahn. Bi Sei frilich is dat wat anners. Wer sin Fellisen so spicken kann, de kann noch lang' braden, ihr hei anbrennt«, un wis't up den Mantelsack, den Mutter un Fiken grad vull packt hadden. – »Dat gellt di en Quark an!« begährt de Möller up un dreiht sick hastig üm, ganz brun in't Gesicht. »Dat Geld – dat Geld, dat hürt mi nich.« – Fiken geiht nah ehren Vader ran un strakt em un seggt: »Vatting, dat was jo nich bös meint.« – »Ne«, seggt Hinrich, »ick bün in'n Gauden kamen un will ok in'n Gauden gahn. Min Fuhrwark steiht buten vör de Hofstäd anbunnen, un bet dorhen sünd dat man en por Schritt.« – »Holt!« seggt Fiken, »Vedder Hinrich, nich so hastig! Uns' Vader hett vörmorrn sinen Kopp vull von 'ne Sak, de besorgt warden möt. Dat würd em arg verdreiten, wenn Sei in Unfreden von em gahn wiren.« – »Fiken«, seggt de oll Möller un dreiht sick üm un küßt sin Dochter up de Stirn, »du hest hüt morrn all tweimal recht hatt, un ich tweimal unrecht; du büst min leiw' Kind«, un reckt den jungen Mann de Hand hen. »Un, Hinrich, dat sall keiner von mi seggen, dat ick Jochen Vossen sinen Sähn mit harte Würd' ut minen Hus' drewen heww. – Du wullst hir gahn ahn Natt un Drög? Ne, min Sähn, du bliwwst mi hir, bet ick wedder kam, denn ick möt tau Amt in 'ne notwennige Sak. – Süh, Fridrich höllt all. Na, adjüs, min Sähn, un wenn du't mit dat Einigen ihrlich meint hest, denn kann dor wat ut warden. – Adjüs, Mutter, adjüs, Fiken!« Somit geiht hei rut un stiggt up den Wagen.

5. Kapitel
[69] Dat föfte Kapittel

Wo Fridrich den Möller den preußschen Spruch »suum cuique« äwersetten deiht un achter den Schassür up de wille Gaus'jagd geiht, un wo den Möller klor ward, dat hei sick in en Immenswarm dalset't hett.


»Möller«, seggt Fridrich, as sei ut dat Gehöft sünd un in den deipen Weg kamen, »hewwen Sei all mal 'ne olle Fru seihn, wenn s' en Pott intwei smeten hett un paßt denn de Stücken an enanner un seggt: So het't seten?« – »Worüm meinst du?« fröggt oll Voß. – »Oh, ick mein man«, seggt Fridrich un swept so verluren mit de Pitsch äwer de Mähren, as wir't in de Fleigentid. De Möller sitt in Gedanken. – Nah 'ne Wil fröggt Fridrich wedder: »Möller, hewwen S' mal en Jungen seihn, den de Sparling ut de Hand flagen is un de denn in de leddig Hand herinkickt un seggt: Oh?« – »Worüm meinst du?« fröggt de Möller, un Fridrich seggt: »Oh, ick mein man.« – De Möller sitt wedder still dor, lett sick allerlei dörch den Kopp gahn un set't grad en schönes Regeldetri-Exempel in den Kopp tausam: wat woll üm Ostern ut de Schepel Roggen kosten würd, wenn hei morgen den Juden dat Geld nich gew, un kamm dorbi sihr in de Brüch. – Sei führen un führen; endlich dreiht sick Fridrich so halw up den Sack rüm un fröggt: »Möller, kennen Sei dat Sprückwurt woll: Geit kein smutzig Water ut, ihr du rein wedder hest?« – Den Möller fung dat nu an tau argern, un as hei sick so'n Tidlang bedacht hadd, wat Fridrichen sin Fragen woll eigentlich bedüden süllen, smet hei de Unnerlipp tau Höcht un säd: »Wo, dit sälen jo woll Spitzen sin?« – »Spitzen?« frog Fridrich wedder. »Bewohr uns! – Ick mein man. – Äwer ick weit noch en anner Sprückwurt, dat heit: Wat einer hett, dat hett 'e; un wi Preußen hewwen en Adler in't Wapen, un dor steiht en latinschen Vers unner, de hürt sick binah an, as wenn ein en Farken in den Start knippt, un wat uns' Feldwebel bi de Kumpani was, was en weglopen Student un verstunn den Vers un äwerset't en: Holl wiß, wat du hest, un nimm, wat du krigen kannst. De Spruch is up Fläg' tau bruken, vör allen in Krigstiden. – [70] Prrr öh!« säd hei un dreiht sick wedder rüm up den Sack. »Möller Voß, verflucht sall de Schilling sin, den ick in minen Lewen minen Mitkollegen stahlen un namen heww, un verflucht sall dat Kurn Hawern oder Roggen sin, wat ick minen Brodherrn veruntrut heww; äwer in'n Krig is dat anners: de Türk un de Franzos' is de Riksfind, un en Riksfind is üm kein Hor beter as de Erzfind, un uns' Herr Gott lacht äwer't ganze Gesicht, wenn einer den Düwel orndlich eins up de Likdürn pedd't. Wo säd de oll Hauptmann von Restörp? ›Dem Feinde muß in jeder Weise Abbruch geschehn.‹ – Möller Voß« – un hei wis't up den Mantelsack – »dit wir denn nu woll so'n Abbruch.« – »Lat dat!« seggt de Möller kortweg, »de Sak is afmakt, ick will nicks mit de Geschicht tau dauhn hewwen, ick bring dat Geld tau Amt, un ick wull, ick künn den Franzosen mit henbringen; Fiken meint ok, dat künn en slimm Stück warden.« – »Mi nich tauwedder«, seggt Fridrich. »Jüh!« – un klappt de Mähren an – »Weck hüren up Mannslüd' un weck up Frugenslüd'; ick bün nich sihr för de Frugenslüd' ehren Rat.« – »Ick süs ok nich«, seggt de Möller.

Sei führen nu sachten wider, un Fridrich fröggt nah 'ne Wil: »Möller, wat was dat för en schiren Kirl, de hüt morgen in de Mähl rin gung?« – »Dat was Jochen Vossen sin Sähn, mit den ick den Prinzeß heww. Geföllt hei di?« – »Ick heww en blot von achter seihn. Ih, ja; 't giwwt en Granedier.« – »Hei seggt jo, hei will sick mit mi vergliken.« – »Denn geföllt hei mi all en ganz Deil beter. En magern Verglik is beter as en fetten Prozeß.« – »Hei will up mi täuwen, bet ick wedder kam.« – »So?« fröggt Fridrich un dreiht sick wedder so halw üm un seggt: »Möller, weiten S' wat, hei süll sick leiwer mit uns' Fiken vergliken; dat wir dat Best.« – »Wo meinst du dat?« fröggt de Möller. – »Ick mein man«, seggt Fridrich, un as hei sick wedder ümdreiht hett, bögt hei sick vöräwer un kickt scharp den Weg langs, giwwt den Möller de Lin in de Hand, springt von den Wagen, binnt dat Schassürpird hinnen von dat Krett los, un ihr de Möller noch recht weit, wat los warden sall, is hei mit de Mähr in den groten Kölpiner [71] Scheidelgraben rinne, bögt üm 'ne Eck un binnt dat Kretur an'n Dornbusch in den Graben an, dat de Möller nicks von em seihn kann. »Wat hest du?« fröggt de Möller, as hei wedder kümmt. – »Wat ick heww? – Ick heww nicks Gaud's seihn. Dor hinnen up den Stemhäger Stadtfelln kamen twei an tau riden, un as de Sünn so'n beten hervör kek, blitzt dat so; dat sünd Franzosen, un wenn de hir en Schassürpird mit Sadel un Tom drapen hadden, de würden nich slicht mit uns redt hewwen.« – »Wohr ist's«, seggt de Möller.

So kamen sei nah't Stemhäger Babenholt ran, un Fridrich wis't mit de Pitsch nah de Bäuk, wo noch dat Stroh liggt, un seggt: »Dor heww ick en henleggt.« – »Wenn hei doch noch dor leg!« seggt Möller Voß. – »Nich tau verlangen, Möller! Denn dat hett dese Nacht Bindfaden regent, un in dese Johrstid höllt so'ne Bäuk nich recht dicht.« – »Wohr is't«, seggt de Möller, un as sei dor noch dräwer judizieren, kamen twei Franzosen an tau riden un fragen in ehre Wis' nah de Gielowsch Mähl, denn hir was en Krüzweg, un ihr de Möller noch antworten kann, wis't ehr Fridrich rechts af nah'n Kummerowschen Holt rin, un as sei fragen: wo wid noch?, seggt hei: »'ne lütt liöh«; un de Franzosen riden af.

»Wo? Plagt hei di, oder ritt hei di?« fröggt de Möller un schüddelt mit den Kopp: »Wenn de so wider riden, denn känen sei ehr Lewlang de Gielowsch Mähl mit den Start ankiken. – Äwer wotau dat?« – »Möller«, seggt Fridrich, »de Ort dröggt einen nicks in't Hus, un ick heww kein Lust, alle Morgen taum irsten Frühstück korten, upgewarmten Kohl tau eten.« – »Wo meinst du dat?« fröggt de Möller. – »Oh, ick mein man. – Seihn S', Möller, wer weit, ob de beiden, wenn sei nah de Mähl kamen wiren, sick nich in uns' Stin verleiwt hadden. Un't künn jo ok mäglich sin, dat sei ehr nah den Kauhstall nahgahn wiren un dat ehr dat in den Stall en beten beengt vörkamen wir un hadden uns' beiden letzten Melkkäuh rute ledd't; un wenn sei s' denn buten hatt hadden, hadden sei s' villicht in Gedanken vör sick hen drewen, un denn wir't mit de Melksupp des Morgens vörbi west, un de gräun Kohl wir [72] an de Reih kamen, un ick mag den Kohl nich.« – »Mäglich wir dat«, säd de Möller. – »Mäglich is't ok, dat dat nich de Käuh gellt«, seggt Fridrich. »Dit sünd en por von ehr Armeeschandoren, de säuken woll wat anners, un ick glöw, dat is en Glück von Gott, dat wi rut ut de Mähl sünd, denn – Möller, Möller, passen S' up! – sei säuken den Franzosen oder ok Sei sülwst. Wer weit, wat in Stemhagen passiert is! Dor kann wat ruchbor wor den sin, un wer weit, ob Fiken nich recht hatt hett. Nu wull ick sülwst, wi hadden den Franzosen.« – »Datsegg ik!« röppt de Möller, »dat segg ick!« – »Hm«, seggt Fridrich, »legen hett hei hir, un upstahn is hei, un hir is hei hendalen gahn; dit sünd sin Spor in den deipen Leihm, un kiken S', hei hett dat Stroh noch en En'n lang mit slept, un nah Gülzow is hei hentaugahn. Nu will ick Sei dat Pird halen, un Sei führen tau Amt un liwern Pird un Mantelsack af, un ick gah achter den Franzosen her un grip em.«

Geseggt, gedahn. Dat Pird ward anbun'n, un Fridrich geiht dörch dat Babenholt nah Gülzow tau un seggt tau sick: »Dümurrjöh! Ick heww den ollen Möller schön wat anrührt, un uns' Fiken is doch 'ne lütte hellsche Dirn, un wenn de Franzos' noch twischen hir un Gripswold tau finnen is, her sall hei!«

De Möller satt up den Wagen un führt nah Stemhagen tau, un hei kratzt sick den Kopp un wunnerwarkt, un allerlei gung em mit Grundis. »Herr du meines Lewens«, säd hei, »wenn min lütt Fiken nich west wir, ick set jo woll all in Block un in Isen, un rut bün ick noch lang' nich, denn der Deuwel geiht nu irst los, un regen deiht't nu ok all, un dat nich slicht.«

So kümmt hei mang de Stemhäger Schüns, un de irst, de em upstött, is Bäcker Witt; de höllt mit en Strohwagen vör sin Schün un seggt: »Gun Morgen, Gevatter. Wo Dunner? Wo kümmst du tau 'n Franzosenpird?« – »Je, dat segg man mal!« seggt Möller Voß un vertellt em de Sak ganz in'n korten. »Dat's en slimm Stück«, seggt Bäcker Witt, »denn de ganze Stadt liggt vull Franzosen, un dat Pird kannst du nich dörchbringen, [73] ahn dat sei't künnig warden; ick rad di, stell't hir in min leddig Schünfack.«

Na, dat geschüht, un oll Bäcker Witt treckt sinen krummen missingschen Horkamm von vör nah achter dörch dat grise Hor, schüddelt den Kopp un seggt: »Vadder, du hest di dor in 'ne Sak inlaten, wo du vel Ungelegenheiten von hewwen kannst; un up den Sloß schint mi dat all gor nich richtig tau sin, denn de Herr Amtshauptmann hett sick hüt morgen sin Herrenbrod tau'n Koffe all Klock acht halen laten staats süs Klock elben; un Fritz Sahlmann seggt, Mamsell Westphalen wir feldflüchtig worden, kein Minsch wüßt, wo sei staben un flagen wir; un dat de Uhrkenmaker in't Börgergehursam smeten is, heww ick sülwst seihn, un de Lüd' reden jo von Standrecht un von Dodscheiten.« – »Gott sall mi bewohren!« röppt de oll Möller, »in wat för'n Immenswarm heww ick mi dalset't! Äwer dat helpt nich, den Mantelsack möt ick den ollen Herrn up't Sloß bringen. Un, Vadder, ick ward üm de Stadt rüm führen bet nah de gräun Purt von den Sloßgorn, un dor ward ich min Mähren anbin'n, gah mi nah un bring dat Fuhrwark in Säkerheit, un sülln sei mi in den Presong bringen, denn führ rut nah de Mähl un bring min Fru un Fiken dat mit Gelimplichkeit bi, un segg den jungen Minschen, den du dor drapen wardst, hei süll't sinen Vedder tau Gefallen dauhn un süll up Mähl un Wirtschaft passen un de Frugenslüd' nich verlaten.« – Bäcker Witt verspreckt em dat, un hei führt üm den Sloßgorn rüm, binnt dat Fuhrwark an un will den Mantelsack up't Sloß dragen, dunn jagt oll Pächter Roggenbomen sin Kutscher, Jehann Brümmer, dörch de Purt un klappt achter de vir Hellbrunen, dat sei hinnen utslahn un em den Dreck in de Ogen smiten, un röppt: »Beter mi wat in't Gesicht as jug Strimen up't Fell!« – Achter drin kümmt oll Zanner ut Gülzow mit sin beiden Gelen un seggt: »Na, dat fehlt noch! Schinnerban'n!« un jöggt in'n G'lopp äwer'n Amtsbrink. »Ja«, seggt oll Ackersmann Adler ut Stemhagen, hett sick en Sack äwer de Schullern namen – denn dat wiren de dunnmaligen Regenröck – un stangelt sin oll [74] swart Sadelmähr in de Ribben rüm, »Kanonenführen? Nich wohr, Ollsch, dat wir en Geschäft för uns? – Ne, ick bring jug in't Stemhäger Stadtholt un binn jug in de Sandkuhl an. 't is ganz egal: tau freten hewwt ji tau Hus ok nicks; äwer regen deiht't verfluchten.« – Un as de Möller in den Goren kümmt, dunn tockt un hurrickt dat allens dor mit de Gespannen rümme achter de Büsche un achter den Wall, un jeder will sin Mähren in Säkerheit bringen. – »Möller Voß«, seggt Schult Besserdichen sin Sähn ut Gülzow, »bring Hei sin Mähren bi Sid! Wat jichtens en beten klauk is, makt sick den schönen Regen tau Nutz, denn de Franzosen sünd unner Dack un Fack krapen.« De oll Möller geiht äwer stramm wider un dröggt sinen Mantelsack up't Sloß.

6. Kapitel
Dat söste Kapittel

Wat Mamsell Westphalen för 'ne Ansicht von ehr Bedd kreg, un worüm sei sick von Korlin en por in't G'nick gewen let. Worüm Fritz Sahlmann den Herrn Amtshauptmann sin Pipen intwei smet un de französche Oberst binah den Degen treckt hadd.


Wenn einer 'ne Geschieht richtig vertellen will, denn möt hei 't grad so maken as de Häkers un de Pläugers, wenn s' en Acker bestellen, hei möt ümmer gradut haken, allens mitnemen un kein Balken stahn laten. Äwer wenn hei dit ok all befolgt, so bliwwt doch hir un dor en En'n liggen, un hei möt taurügg trecken un hir en Kiel utspitzen un dor 'ne Ahnwenning nahhalen. So geiht mi dat denn nu ok, ick möt en Strämel taurügg trecken un möt Herr Droin un Mamsell Westphalen ehr En'n heranholen, dormit ick wedder in eine Flucht weghaken kann.

Den sülwigen Morgen, as de Möller mit de Koppweihdag' in sin Stäwelschächt rin kek, treckt sick Mamsell Westphalen vullstännig an, denn sei was sihr ordentlich, un as sei ehr Mützenwark upsetten wull, dücht ehr dat nich mihr in den richtigen Verfat tau sin, denn sei was sihr rendlich; sei gang also nah ehr Stuw' un wull sick 'ne reine Mütz halen, kloppt[75] äwer irst an un frog: »Herr Droi, sünd Sei ok in Ehren vullstännigen Habit?« – »Wui«, säd de Uhrkenmaker. – Sei makt de Stuwendör up – Gott in den hogen Himmel! wo sach dat dor ut! So wat hadd sei noch mindag' nich seihn; denn in de Nacht was sei man bet up den Gang kamen un hadd kein Og in ehr Stuw' smeten. De ganze Himmel was dalbraken, un dwars vör de Stuwendör lagg ein von de Franzosen in de witten Wulkengardinen un rokt ut 'ne irden Pip, den schönen witt- und rodstripigen Pähl unner'n Kopp; de anner satt in ehren Lehnstaul un hadd sick de Beinen mit ehren nigen ghinghangenen Äwerrock taudeckt; Herr Droi satt up't Fauten'n von't Bedd, un unner sin Borenmütz kek en Gesicht rut, dat redt von nicks anners as van Waddik un Weihdag'. Wo sach dat in ehr lütt Stüwken ut! – Dat was ümmer ehr Stolz west, ehr Putzkasten; hir hadd sei ümmer up ehr eigen Hand regiert, hir hadd sei ümmer in purer Ordnung un Rendlichkeit seten, hadd allens eigenhändig afwischt un afstöhmt. Keiner dürwt ehr hir wat anfaten un ümkatern, sülwst de Fru Meistern nich: »Ne«, säd sei, »de Fru Meistern is recht gaud; äwer sörredem, dat sei mi mal min Bernsteinkralen up de Ird fallen let, sörredem tru ick ehr nich.« – Un nu! – Allens was ümreten un ümstellt, de Stuw' was blag von Tobacksqualm, ehr Kledungsstücken wiren unner dat Rigel rutreten un legen bi Herr Droin sin Obergewehr un den Franzosen sinen Pirdswanz, un ehr Bedd, ehr schönes Bedd, stunn midden in de Stuw'. – Dat Bedd was ehr eigen; ehr Gevadder, de Discher Reuß, de oll Reuß – nich de jung' – hadd ehr de Beddlad ut dat sülwige Stück Holt makt, worut hei ehr ehr Sark hadd maken müßt, sei hadd dat Gorn tau de Inlett sülwst spunnen; Meister Stahl hadd't wewt, »tämlich gaud«, säd sei, »äwer jede Bahn twei Finger breid tau small, un dat is 'ne Dummheit, denn ick bün en wat vullkamen Frugensminsch, un dat möt hei weiten.« De Feddern hadd ehr de Fru Amtshauptmannen schenken wullt, sei hadd s' äwer nich annamen un hadd s' ehr betahlt, »denn«, säd sei, »Fru Meistern, mine zeitliche un mine ewige Rauh will ick [76] mi verdeint hewwen, denn dat is min Stolz.« Un as nu dat Bedd so wid farig was, dunn köfft sei sick twei Gäng' slohwitte Gardinen von dow Hirschen un stek sei sick an dat Himmelgestell un stellt sick in de Stuw' drei Schritt von af un nickt mit den Kopp un säd: »Fru Meistern, dat En'n krönt dat Wark!« – Nu legen de Beddstücken in Unordnung herüm, un de Kron lagg up de Ird.

Tauirst steiht sei as andunnert un kickt dörch den Tobacksqualm as de Vullmahn dörch den Abenddak, dorup geiht sei en por Schritt up Herr Droin los, ehr Gesicht ward so rod as de Bodden von den groten köppern Waschketel in ehr Käk, ehr Nachtmütz bewert ehr up den Kopp vör Arger, äwer sei seggt nicks wider as: »Wat is dit?« – Herr Droi stamert wat taurecht von dit un von dat, äwer sei süht em scharp in't Gesicht un seggt: »Lägen, Herr Droi! Sei hewwen dese Nacht lagen, Sei leigen ok hüt morrn. Ick heww Sei ut Barmherzigkeit min Slapstäd, min eigen Bedd inrümt, un dit is min Dank!« – Dormit geiht sei an ehr Kommod un halt sich 'ne reine Morgenmütz ut de Schuwlad' un will nu ut de Dör gahn, ahn Herr Droin antauseihn, dunn süht sei äwer ehr schönes Unnerbedd ut de Beddlad heruthängen, halw an de Ird; dat jammert ehr denn doch tau sihr, un sei will't in de Höcht böhren, fött äwer unglückliche Wis' grad up dat natte Flag, wo dat Water rin lopen was, un smitt dat Herr Droin an den Kopp un seggt: »Pfui! Ok dat noch!« un segelt ut de Dör un lett von achter so priswürdig un ihrenfast, as wenn de Unschuld up den Richtplatz führt ward.

De beiden Franzosen lachen un ßackerieren, sei äwer kihrt sick nich doran, un as sei den Gang hendalen geiht, trett de französche Oberst mit sin Adjudanten in vuller Uniform ut de blag' Stuw' un makt ehr 'ne höfliche Rewerenz. Frilich is ehr gor nich sihr nah Höflichkeiten tau Maud'; äwer so as einer anfröggt, möt hei jo doch ok Antwurt hewwen, un as de Mann is, möt em doch ok de Wust brad't warden, sei dukert also wedder mit en Knix unner un seggt: »Gun Morrn, Herr Oberst von Toll«, un will vöräwer. – De Oberst höllt [77] sei äwer up un seggt: »Erlauben Sei, ick möt den Herrn Amtshauptmann spreken. Wo is de woll tau finnen?« – Mamsell Westphalen denkt, ehr sall de Slag rühren. »Wat wull'n Sei?« fröggt sei ganz verdutzt. – De Franzos' bringt sin Gewarw noch mal an. – »Wo wir dat woll mäglich!« seggt Mamsell Westphalen. »Unsern Herrn Amtshauptmann willenSei des Morgens halwig acht spreken?« Un as de Franzos' dorbi bliwwt, seggt sei: »Herr Oberst von Toll, in mine Stuw' is mi dese Nacht dat Bäbelst tau't Unnerst ümkihrt – leider Gotts möt ick mi dat gefallen laten –, äwer keiner sall von mi seggen, dat ick de Hand dortau baben heww, dat de Weltordnung ümkihrt warden sall. Un wenn dat ok kein christlich Slapen is mit den ollen Herrn, so is hei doch Herr un kann slapen as en Herr un dauhn, wat em geföllt. Kein König un kein Kaiser, un wenn uns' Herzog Fridrich Franz sülwen kem, süllen mi dortau bewegen, mi in 'ne Rebelljon gegen dat hüsliche Herkamen intaulaten.« – Denn würd hei dat sülwst dauhn, säd de Oberst, schow Mamsell Westphalen höflich bi Sid un gung de Stufen nah baben rup. »Gott sall mi bewohren!« säd de oll Dam, un ehr sackten de Hän'n an den Liw' hendal: »Ick glöw, de Kirl deiht't!« Un as sei den Franzosen in den ollen Herrn sine Stuw' rinne gahn hürt, seggt sei. »Hei deiht't!«, un as de Adjudant nah ehr Stuw' tau Herr Droin geiht, seggt sei: »Scheiwbeinige Ekel, du fehlst noch!« un geiht in de Käk un seggt tau de beiden Dirns: »Fik un Korlin, unsen Herrgott sin hütige Dag fangt slimm an, un wenn dat so bibliwwt, denn ward hei dat sülwst am besten weiten, womit dat hei en'n sall. – Morgen legg wi up de Bük, dor heww ick min Grün'n tau; hüt geiht jeder von uns an sin Arbeit un deiht, as wenn nicks passiert is.« Un dormit namm sei de Kaffemähl un dreiht un dreiht, un de Kaffemähl, de rätert un rätert, un as sei de lütt Schuwlad' unnen utschüdden wull, dunn was dor nicks in, denn sei hadd baben kein Bohnen upschüdd't.

Baben bi den ollen Herrn würd dat nu sihr lebendig, un sihr lud würd dor spraken, un Fritz Sahlmann, de unverstännige [78] Slüngel, de grad dorbi was, den ollen Herrn sin irden Pipen tau stoppen, wull denn nu jo doch vertellen, wo't baben hergüng, un stör't mit dat ganze Pipengedriw' in de Hand nah de Käkendör rin, wo Fik grad ganz andächtig ehr Uhr an den Dörenpost leggt hadd, üm ok en beten dorvon tau profentieren, un – bautz! fohrt hei gegen Fik, un – klacks! liggt de ganze Pipenbescherung un klätert in de Käk rüm. Mamsell Westphalen ehr Hand reckt sich äwerst nich äwer em, ehr Hän'n liggen in ehren Schot, un sei seggt ganz sachtmäudig: »Ganz in de Ordnung! – Wenn allens unnergahn un tausambreken sall, breckt so'n irden Pip woll am irsten, un wenn de Himmel inföllt, fallen all de Sparlings dod. – Mi süll't gor nich wunnern, wenn nu wer rin kem un smet all uns' puzzellanen Geschirr dörch de Finsterruten.«

De Strit baben würd luder, de Wurdwessel schallt von den Vörplatz her, ein de oll Herr Amtshauptmann steg mit den Obersten de Stufen runner nah den Gang. De oll Herr säd mit barsche, korte Würd': de anner süll dauhn, wat hei nich laten künn, denn hei hadd jo de Macht. De Oberst säd: dat wüßt hei. Ihre hei äwerst von de Macht Gebruk makt, wull hei irst unnersäuken, wo de Sak stünn, denn dat künn nich anners sin: hir wiren Ding' vörgahn, de vertuscht warden süllen. – Hei hadd nicks tau vertuschen, säd de Amtshauptmann. Wenn hir wat tau vertuschen wir, denn hadden de Franzosen wat tau vertuschen; oder ob so'n Hallunk, as de Schassür west wir, bi ehr in Ihren un Achtung stünn. Hei för sin Part wüßt wider nicks, as dat de Kirl as en Röwer tau em kamen wir un as en Swinhund sick bedragen hadd un dat sin Lüd' un de Uhrkenmaker Droz em seggt hadden, de Gielowsch Möller hadd em up den Wagen un wull em mitnemen; denn seihn hadd hei'n nich. – Woher denn äwer de Uhrkenmaker Droz in de französche Uniform kem? frog de Oberst. Dat kümmert em nich, säd de oll Herr, un hei brukt dor nich för uptaukamen, denn de Mann wir nich amtssässig. Hei hadd man hürt, de Mann treckt männigmal tau sinen [79] Vergnäugen de Uniform an. – Dat wiren Utflücht, säd de Oberst. – Dunn brus't äwer de oll Herr up, un hei richt't sick in sine ganze Läng' in de Höcht, hei kek den Franzosen mit so'n vörnehmen Blick an un säd: »Utflücht sünd Swesterkinner von Lägen. Sei vergeten min Öller un minen Stand!« – De Oberst ward heftiger un seggt: kort un gaud, de Sak wir em unwohrschinlich. – »So?« fröggt de oll Herr, un unner sin grisen Ogenbranen lücht dat rute mit en Blick vull Haß un Grull, as wenn ut 'ne düster Dunnerwulk en Blitz äwer 'ne fründliche Landschaft fohrt, »dat schint Sei unwohrschinlich?« un makt 'ne halwe Wenning un kickt den Obersten so äwer de Schuller an. »Worüm süll sick en Franzos' nich tau sinen Vergnäugen 'ne französche Uniform antrecken, wenn dorin so vele Dütsche tau ehren Vergnäugen rümme lopen?«

Füerrod gütt dat den Obersten äwer dat Gesicht – en korten Ogenblick –, blaß as de Dod trett hei en por Schritt taurügg, grippt nah den Degen, un't was, as wenn 'ne grugliche Gewaltdaht as en Späuk achter em stünn un em de Hand lenken wull – ok man en korten Ogenblick. Hastig dreiht hei sick üm un gang mit starken Schritten den Gang dal. Un Fik, de in de Käk dörch de Dörenritz allens mit anseihn hadd, säd nahsten ümmer, so wat hadd sei in ehren Lewen nich seihn: »Hei was jo en smucken Mann un hadd en fründlich Gesicht«, set't sei hentau, »äwer, as hei den Gang so runner kamm, dunn weit ick nich, föll mi dat mit einmal in, dat ick mal, as ick noch Gäus' häuden ded, midden in'n Sommer bi hellen Sünnenschin en Küselwind erlewt heww, de in'n Handümdreihn von de schöne Eik achter'n Preistergorn all de Telgen afbrök, dat allens dörchenanner flog, un so flog dat ok äwer sin Gesicht.«

De Oberst dreiht sick wedder üm, gung up den Amtshauptmann los un säd kolt un ruhig: sei spröken sick äwer den Punkt woll mal wider; sin Pflicht verlangt, de Sak up den Grund tau kamen. – Worüm de Uhrkenmaker dese Nacht up den Sloß slapen hadd? – »Hei hett hir nich slapen«, säd de [80] oll Herr. – Ja, säd de Oberst, hei hadd hir slapen, in de Stuw' hadd hei slapen – un wis't up Mamsell Westphalen ehr Stuw'. – »Nich mäglich!« rep de oll Herr un erhöw de Stimm, as wull hei vör aller Welt 'ne Unschuld vertreden, »dat is Mamsell Westphalen ehr Stuw'. Dat olle Mäten is äwer twintig Johr in minen Hus', un de süll des Nachts Mannslüd' bi sick beharbargen?« – »Korlin«, säd Mamsell Westphalen in de Käk, »slah mi dreimal drist in dat G'nick, denn mi treden de Ahnmachten an, un allens geiht mit mi rund!«

Indessen ritt de Oberst de Dör up, un dor süht denn de Herr Amtshauptmann den Uhrkenmaker vör sick stahn, den währenddeß grad de Adjudant in't Gebett namen hett, un de allens Mägliche vertellt hett, blot nich de Wohrheit, dat min Vader em as Schugels gegen de Franzosen brukt hett, un de ok Stein un Bein sworen hett, daß de Gielowsch Möller den Schassür mitnamen hett. – De oll Herr Amtshauptmann verfirt sick dägern, as hei den Uhrkenmaker dor süht. »Dit is mi unerklärlich!« röppt hei ut. – De Oberst lacht höhnschen vör sick hen un seggt: hei hofft, dat süll nich lang' unerklärlich bliwen; redt dorup en par Würd' heimlich mit den Adjudanten un verlangt de Slätel tau't Amtsgefängnis. – »De gew ick nich rut för desen Gefangen«, seggt de Amtshauptmann, »denn de Mann hett kein Recht an dat Amtsgefängnis, hei is en Börger, un hei hürt up't Börgergehursam.« – Dat wir schön, seggt de Oberst, un so wir't em ok leiwer, denn so wüßt hei doch, dat nich so licht Dörchstekerien passieren kün'n.

Herr Droi ward also in de Midd von en por Soldatennamen – denn mit de Wil grimmelt dat all vull allerlei französch Volk up den Sloßhof – un würd nah't Rathus transportiert. De Oberst gung ok; äwerst as hei in de Dör was, dreiht bei sick üm un säd, wenn hei streng nah sin Pflicht güng, müßt hei den Herrn Amtshauptmann ok arretieren laten, äwer wil hei en ollen Mann wir, un vör allen, wil hei em persönlich hir so'n grausam bitter Wurd seggt hadd, wull hei em in [81] Freden laten, denn hei wull in dese Sak ok nich den entfirntesten Schin up sick laden, as wull hei sick för dat Wurd räken; äwer dat säd hei em, süll sin Gegenwärtigkeit oder de von Mamsell Westphalen in de Unnersäukung nödig warden, denn künn hei't em nich schenken, un hei müßt för sick un Mamsell Westphalen stahn. Dat säd de oll Herr ruhig un kolt tau, un de Oberst gung, beordert äwer up de Städ' en por Schandoren nah de Gielowsch Mähl, wobi bei den ollen Herrn scharp ankek.

De oll Herr gung irst up de Käk tau, un Fik verkröp sick all un buckt von ehr Dörenritz t'rügg, den sei dacht, de Herr würd rinkamen, de äwer stunn mit einmal still un dreiht sick üm un säd vör sick hen: »Wat säd de Kirl von de Dörchstekeri un von Schin up sick laden? – Wat so'n französche Oberst blot reden kann, kann de Amtshauptmann Wewer gaud dauhn: ick will ok nich den Schin up mi laden, as hadd ick in den Sinn, Dörchstekeri tau driwen.« Un he gung in sin Stuw'.

7. Kapitel
Dat säbente Kapittel

Wat min Unkel Hers' säd, un wat min Unkel Hers' was; un worüm Fritz Sahlmann fläuten müßt.


As de Uhrkenmaker den Sloßbarg hendal bröcht ward, was jo denn nu natürlich Fritz Sahlmann mitgahn, blot üm tau seihn, wo den Arrestanten de Sak kleden würd un wat hei woll nich utrischen ded; doch dit letztere geschach nich. De Tog gung langsam dal nah't Rathus, denn hei müßt sick mit Mäuh dörchwinnen dörch allerlei Gespann un Fuhrwark, dat taum Transportieren von Gepäck un Maroden un taum Vörspann von Kanonen ut de Dörper un de Stadt kummandiert was un de nu up den Sloßhof un den Weg taum Sloß tausam drewen un mit Franzosen ümstellt wiren, dat sei nich wedder schappieren süllen, denn dor wiren de ollen Buren nu all hellschen klauk up. – De Uhrkenmaker gung gedüllig as en Lamm un ok ganz ruhig mit sin beiden Wächters dörch [82] den Hümpel, denn wenn hei sick ok in de Irst hellschen verfirt hadd un wenn em de ganze Sak dese Nacht äwer ok hellschen eklich un bedenklich was, so was hei doch während dat Verhür, wat de Adjudant mit em anstellen ded, in 'ne Ort von Verfat kamen, de sick mit de Redensort beteiken lett: »Red du man! Du kannst vel reden, ihre mi en Wurd dorvon geföllt«, un sin Antwurten wiren hellschen sporsam utfollen. Un wenn hei ok nich so'ne wille Krasch' in sick hadd, de up allens glik losgeiht, so was hei doch all tau lang' in de Welt west un hadd all so oft in de Tint' seten, dat bei nich glik verzagt. Hei let dat an sick kamen. »Wo dit woll ward?« säd hei sülwst, as hei in de Rathusdör rinne schuppst würd.

»Fritz Sahlmann«, seggt Ratsherr Hers', as de Jung' wedder nah't Sloß ruppe will, »wat heit dit?« – Fritz vertellt denn nu mit de grötste Wichtigkeit de Geschicht von gistern, un wo Herr Droi in Mamsell Westphalen ehre Stuw' slapen un allens kort slagen hadd un wo hei sülwst den Herrn Amtshauptmann sin Pipen intwei smeten hadd – hei künn dor äwer nich vör, denn Fik wir schüllig doran – un wo de Oberst den Herrn Amtshauptmann hadd dodstecken wollt un wo Mamsell Westphalen in de Käk set as en Bild des Leidens; von den Isklumpen säd hei äwerst nicks.

Nu was äwerst min Unkel, de Ratsherr Hers', en ungeheuren Patriot, wenn ok man heimlich. Un dat hett sinen Grund. Denn, as hei mi nah langen Johren, as Bonepart all dod was, tauflustern ded, hürt hei üm dese Tid tau den Tugendbund. Un glöwen will ick em dat, denn wenn hei in Gesellschaft was, denn spelt hei ümmer mit 'ne lange Uhrked von sihr helle Hor – un Tanten Hersen ehr wiren swart – un wis't ümmer en gefährlich groten isern Fingerring, womit hei mal den Vagebunden, den Slössergesellen Höpner, binah dodslagen hadd, as de sick in de Gerichtsstuw' sihr unhöflich upführen ded. – »Fritz«, säd hei späder tau mi, »dit helle Hor is von eine heldenmütige Jungfrau, de sick Anno drütteihn den Kopp för't Vaderland hett scheren laten, un de isern [83] Ring hett mi minen gollenen kost. Red' äwer nich dorvon, ick mag dat nich.« Hei was also üm de Tid, as dese Geschicht spelen ded, mit Recht sihr för Heimlichkeiten. Un mäglich is't ok, dat sin Ort un Wis', allens in'n ganzen, ut en widen Gesichtspunkt tau äwerslahn, mit sine heimliche Verbräuderung tausam hung, denn wenn min Oll mit de nichtswürdigsten Plackerien un Schinnerien sick Nacht un Dag afquälen müßt, dormit dat oll lütt dürftig Stadtwesen knapp noch tausam hacken blew un nich ganz ut den Lim güng, denn let Ratsherr Hers' Kutusoffen rechts marschieren un Czernitscheffen links un lawt Yorken un schüll up Bülown, hei verstünn sin Sak nich, denn hei hadd sick nich up Berlin, hei hadd sick bet rechts nah Stemhagen trecken un hadd Boneparten bet in de Flanken fohren müßt. Kort, hei was so recht de Mann dortau, ut en Sünnenprust en Dunnerslag tau maken: in jeden unschülligen französchen Kapperal sach hei den korsikanischen Wüterich, un hadd de Stadtdeiner Luth an'n blagen Mandag bi 'ne Gesellen-Slägeri en por Raps afkregen, denn hadd hei sick, as wir de Herzog von Meckelnborg mit Mulschellen traktiert worden.

»Holl din Mul, Jung'«, flustert Ratsherr Hers' sihr indringlich, »willst du jug' Dodsurtel hir up den öffentlichen Mark utschrigen? – För den Uhrkenmaker sin Lewen gew ick keinen Gröschen, denn dat is gewiß, dat de Möller un sin Fridrich den Schassür dodslagen hewwen ...« – »De Möller nich«, föllt em Fritz in de Red', »de Möller was gistern nicks as Bramwin un Barmherzigkeit.« – »Na, denn sin Fridrich, dat's en Preuß. Weitst du, wat en Preuß is? Weitst du, wat en Preuß tau bedüden hett? Weitst du ...? Dumme Jung', wat kickst mi an? Meinst du, dat ick di min Angelegenheiten up de Näs' binnen sall? – Doch, wat ick seggen wull – den ollen Amtshauptmann warden sei nah Bäjonn in Frankrik schicken, wo sei den Ivenacker Grafen sinen Schimmelhingst, den Herodoht, ok henschickt hewwen, un Mamsell Westphalen – so vel as ick de französchen Kriegsgesetze kennen dauh – ward woll einfach uphängt warden, un du, min Sähn, [84] för de Bestellung, de du utricht hest, wardst woll en ungeheuren Puckel vull Släg' krigen.« – Fritz Sahlmann sach denn nu in 'ne trurige Taukunft un makt ok en Gesicht dornah. »Herr Ratsherr, doch nich up den öffentlichen Mark?« frog hei. – »Wo du grad geihst un steihst; dorüm heit dat jo Standrecht. Wenn äwer de Sak in de richtige Hand namen ward, kann allens noch schön taurecht kamen. – Kannst du swigen?« – Fritz Sahlmann säd, hei künn ganz utverschamten swigen. – »Na, denn kumm mal her un stek de beiden Hän'n in de Hosentaschen un fläut mal. – So! dat geiht all! – Un nu mak man so'n verluren Gesicht, as wir di gor nicks weg, as du bi Sommertiden makst, wenn die in'n Sloßgoren Appel von de Böm smittst un Mamsell Westphalen d'räwer taukümmt. – Richtig! Un nu mark di jedes Wurd, wat ick di segg: nu geihst du mit dit Gesicht un mit desen schönen Schin vull kindliche Unschuld dörch de Franzosen un de Buren dörch up dat Sloß in de Käk un röppst Mamsell Westphalen allein in de Eck un seggst denn blot de beiden Würd': ›Rettung naht!‹ Süll sei sick dormit nich taufreden gewen, denn kannst du ehr in aller Gelimplichkeit seggen, wat ick von't Uphängen seggt heww, un süll sei sick doräwer in etwas verfiren, denn seggst du ehr, sei süll noch lang' nich verzagen, dennick, de Ratsherr Hers', hadd de Sak in de Hand namen. Vör allen süll sei äwerst glik de Käkendör afsluten un de Achterdör nah den Goren hen, un sei un de beiden Dirns un du süllen jeder en Stück Dings in de Hand nemen un keinen Franzosen rinne laten un süll'n sick wehren bet up den letzten Mann, bet ick kam. Ick äwer ward glik dörch den Sloßgorn nah de Achterdör gahn – will mi man irst en Mantel halen, denn dat regent all infam –, un min Parol wir: ›Wohl, wohl!‹, un min Feldgeschri wir: ›York!‹ Ne, dat geiht nich, dat versteiht sei nich. – Na, wat denn? 't is ganz egal – 't is ganz egal. – Na, min Feldgeschri wir – wir – ›Sur Swinfleisch!‹ Dat versteiht sei. Wenn also einer kem un röp dit Wurd, denn süll sei de Achterdör upmaken. – Hest allens behollen?« – »Ja, Herr Ratsherr.« – »Na, denn gah! Un keiner, [85] sülwst de Amtshauptmann nich, erfohrt dorvon en Wurd!« – Fritz gung, un ok de Herr Ratsherr.

Min Unkel Hers' hadd sick natürlich glik, as hei Ratsherr worden was, de blage Ratsherrnuniform mit den roden un gollen Kragen maken laten, un wil hei en groten, starken, statschen Mann was, treckt hei sei sihr girn an, wenn jichtens Gelegenheit dortau was, taum Bispill wenn de Sprütten probiert würden oder wenn an'n Maidag de Käuh in de Koppel kemen oder wenn Inquartierung kamm, üm sick in den gehörigen Respekt tau setten. Wenn denn min Vader in sinen grisen Röckschen achter den Gerichtsdisch sitten ded un schrew, dat em de Fingern knackten, gung Ratsherr Hers' vör den Gerichtsdisch up un dal un besorgte de Würd un den Glanz, wobi em dat denn sihr ketteln ded, wenn so'n Franzos' em mit »Monsieur le maire« anredt! Minen Vader was dat ok nich entgegen, denn meistendeils gaww dat bi dit Geschäft wat uttaubaden, un dat äwerlet hei denn mit den Glanz ok den Herrn Ratsherrn, un hei äwernamm de Arbeit. So hadden sei sick dat richtig indeilt, un wenn Ratsherr Susemihl sin swor Deil as Bisitzer bi 'n Gerichtsdag ordentlich besorgte un Stadtdeiner Luth dat Lopen up de Strat un Stadtspreker Dohmstreich nich dicker würd, as hei würklich was, dat hei noch af un an dörch Feld un Holt gung un up 'ne weike Grawenburd sinen Middagsslap beschaffte, wenn de Virtelslüd' af un an de Sprütten probierten un de Bullenangelegenheit besorgten un Panner Hirsch de Jungs ut de Arwtpalen jog – denn wull ick mal eins seihn, wo 'ne Stadt un 'ne Feldmark tau finnen wir, de so in'n Tog un up den Damm was as min Vaderstadt Stemhagen! Un dat kamm all dorvon her, dat Ratsherr Hers' girn sin Uniform dragen müggt.

Also, as min Unkel Hers' nu nah Hus gung – denn dat regent all piplings –, söcht hei in sinen Klederschapp nah sinen grisen Mantel, un dorbi föll em sin Uniform in de Hand, un hei dacht: »Süh, hüt is de Gelegenheit dornah, un wer weit, sei kann mi mäglich in min Vörnemen nütten«, un treckt sei [86] an un set't sick ok den schönen Dreimaster up, den wi Jungs nahsten ümmer as Kahn up den ollen Nahmaker sinen Dik hewwen swemmen laten. Na, tau dese Tid was hei noch in sinen besten Verfat, un as de Herr Ratsherr ut de Husdör gung, slog hei den Mantelkragen doräwer, dat de Haut nich natt würd, un min Unkel Hers' sach nu bi heiligen Dag' ut as en französchen General bi Nacht, wenn hei de findlichen Posten wohrschu't. »So!« säd hei, »un nu kennt mi ok kein Minsch!« Hei gang äwer'n Mark un makt en lütten Ümweg äwer'n Buhof, wo Pächter Nahmaker ut dat Eckfinster sine Mähren nahkek, de em de Franzosen ut den Stall treckt hadden. »Gun Morrn, Herr Ratsherr!« säd de Pächter. »Min Herzing, wat is dit för 'ne Tid!« – »Still!« säd min Unkel Hers' un gung wider. Achter de Buhofsschün begegent em Dresler Swirdfeger: »Gun Morrn, Herr Ratsherr!« – »Hollen S' Ehr Mul!« seggt min Unkel argerlich un geiht achter'n Sloßgorn rüm. – »Gun Morrn, Herr Ratsherr!« seggt oll Spelmann Hartloffen sin Jung'. – Swabb! hett hei eins mit de verwendte Hand an den Däts: »Dumme Jung! sühst du nich, dat ick nich kundbor warden will?« Somit geiht hei in den Sloßgoren un argert sick un seggt: »Dat weit de Düwel! 'ne öffentliche Stellung liggt ordentlich as en Fluch up einen!«

8. Kapitel
Dat achte Kapittel

Worüm min Unkel Hers' mit Parol un Feldgeschri kümmt; worüm Mamsell Westphalen nich in't Torfmur sitten will, un worüm de Herr Ratsherr up den Möller sinen Wagen rup un ok wedder runnen kümmt.


Wildeß is Fritz Sahlmann mit dat vörgeschrewene Gesicht, de Hän'n in de Tasch un mit Fläuten up't Sloß ruppe gahn, doch as hei in de Käk rin kümmt, vergett hei alle Vörschriften un set't en Gesicht up, dat kunn ein verlangs bekiken un verdwas bekiken, dat sach ümmer ut as Bileammen sin, as sin Esel an tau reden fung, un stamert Mamsell Westphalen in't Uhr: »Rettung naht!« – »Jung'! Fritz Sahlmann!« seggt Mamsell Westphalen, »wat is dit? wat sall dit? un wat bedüd't [87] dit?« – Fritz seggt denn nu, wat sei dauhn süllen, dat sei sick in de Käk bet up den letzten Mann hollen süllen un keinen Franzosen rinne laten un dat Ratsherr Hers' mit Parol un Feldgeschri kamen un't Kommando äwernehmen wull. »Leiwer Gott!« seggt Mamsell Westphalen, »wat sall ick dauhn? Den Herrn Amtshauptmann kann ick unner so'ne Ümstän'n nich unner de Ogen gahn, denn dat litt min Schimp nich. Ick will mi also getrost den Herrn Ratsherrn in de Arm smiten un sinen Rat folgen, un de ward richtig sin, woför wir hei süs Ratsherr. – Fik un Korlin, nemt ji beiden de Achterdör, Fritz Sahlmann un ick nemen de Käkendör, un nu paßt gaud up, dat ji dat Feldgeschri nich verfehlt.« – De Dören würden afslaten, Fik namm en Bessen, Korlin 'ne Kohlhack, Fritz Sahlmann 'ne Füllkell, un Mamsell Westphalen langt all nah 'ne Mäuserkül, let s' äwer liggen un säd: »Gott sall mi bewohren, dat ick mit Murd un Dodslag min Schuld gröter mak! Ne, ick weit en beter Middel«, ein halt en Aschkasten, sett em vör sick up den Käkendisch, von wo ut sei de Achterdör un de Käkendör bestriken kunn, un säd: »So, nu mit Gott! Nu lat s' man kamen! – Wer äwer von min Ort 'ne Salw in't Gesicht kriggt, de sall sick de Ogen gaud wischen.«

Dat wohrt denn ok nich alltaulang', dunn röp ein vör de Achterdör: »Wohl, wohl!«, un nah 'ne lütte Wil röp de sülwige Stimm halwlud dörch dat Slätellock: »Sur Swinfleisch.« – »Dat is de Rechte«, seggt Mamsell Westphalen. »Korlin, mak mannsbreid de Dör up, un wenn hei rin is, denn snapp glik wedder tau.« – Korlin makt denn nu also de Dör en En'nlang up, un de Herr Ratsherr will sick dor dörch drängen, dunn schüfft sick sin Mantelkragen taurügg, un sin Dreimaster un rode Uniformskragen kümmt taum Vörschin. »Huch!« krischt Korlin up un klemmt den Herrn Ratsherrn halw in de Dör fast, »en Franzosenkirl! En Franzosenkirl!« – »Sur Swinfleisch!« röppt Ratsherr Hers', »hür' ji nich? Sur Swinfleisch!« Äwer't kamm tau lat: Fik hadd em all mit ehren stuwen Bessen den Haut von den Kopp un dat Fell [88] von't Gesicht runnestrakt, un Mamsell Westphalen hadd em all mit twei Hän'n vull Asch in de Ogen schaten.

Min Unkel Hers' stunn dor un pust un prust un snow un grappst mit de Hän'n vör sick hen, as wenn einer Blindkauh spelt, Nacht vör sine Ogen un helle Wut in sinen Harten. Sin ganzes Vörnemen was en Klackeierkauken worden, denn wat will 'ne Heimlichkeit seggen, ut de en Käkenspektakel ward, wat kann en wichtig Gesicht utrichten, wenn't mit en stuwen Bessen bearbeit't is, un wo bliwwt alle Glanz, wenn de Torfasch doräwer liggt as de Mehldau up 'ne Blaum.

De irste, de de Besinnung wedder kreg un gewohr würd, wen eigentlich dit allens passiert was, was Fik; mit einen Satz was sei ut de Achterdör rin in den Regen. Korlin folgt ehr nah un rep: »Beter en natt Johr von unsen Herrgott as von uns' Mamsell!« – Fritz Sahlmann röp: »Herr Je, dat is de Herr Ratsherr!« – Mamsell Westphalen stunn dor as Lots Wiw – man blot, dat sei vullstänniger was as de Lotten – un kek up den Herrn Ratsherrn, as wir hei Sodom un Gomorrha, un röp ganz swack: »Allbarmherziger! Wi wandeln all in Finsternis!« – »Sei hewwen gaud reden«, prust min Unkel Hers' herut, »Sei känen doch kiken; äwer ick kann de Ogen nich upmaken. – Water her!« – Nu gung denn dat Waschen los un dat Wischen un dat Duren un dat Wunnern un dat Schellen un dat Begäuschen; äwer min Unkel was tau arg un säd: för sinentwegen künnen all de Sloßmamsells uphängt warden, hei würd sick woll häuden un sick mit Frugenslüd' in 'ne heimliche Verswörung inlaten. – Mamsell Westphalen treckt de Schört an de Ogen un fung an tau rohren un säd: »Herr Ratsherr, raden Sei mi; Vader un Moder heww ick nich mihr, den Herrn Amtshauptmann kann ick in so'ne Umstän'n nich unner de Ogen treden; Sei sünd min einzigste Trost.«

Min Unkel Hers' hadd en Hart un en gaudes Hart, min Unkel Hers' hadd en Sinn un en weikmäudigen Sinn, un as em de Asch nich mihr in de Ogen fratt un as em Mamsell Westphalen de Schrammen in sin Gesicht mit säuten Rohm insmert [89] hadd, dat sin leiwes rodes Antlitz utsach as en Poggenstaul, wo de Fleigen mit dodmakt warden, säd hei fründlich: »Laten S' dat Weinen man sin, ick help Sei taurecht: Sei möten feldflüchtig warden.« – »Feldflüchtig?« röp sei un kek ganz verdutzt ehre Figur von baben bet unnen an. »Herr Ratsherr, ick feldflüchtig!« un dacht dorbi an de Feldflüchters, de sei baben up den Duwenslag hadd, un wenn ehr Ümstän'n nich so bedräuwt west wiren, hadd sei binah lacht. – »Ja«, seggt min Unkel. »Känen Sei bi desen Weg un Weder woll so'n Milener drei bet vir in einer Tour marschieren? Denn Fuhrwark is nich tau krigen, is ok nich heimlich naug.« – »Herr Ratsherr«, seggt Mamsell Westphalen, un dat Lachen vergung ehr ganz un gor, »Seihn S' min Perßon an, ick bün wat vüllig bugt, un dat Treppenstigen ward mi tau Tiden all wat sur.« – »Känen Sei denn riden?« – »Wat seggen Sei?« – »Ick mein', ob Sei riden känen?« – Mamsell Westphalen stunn nu up un set't de Hän'n in de Sid un säd: »Mit Schan'n will ick nich lewen. Wecker Frugensminsch ritt? Ick heww man ein kennt in minen Lewen, un dat was en Frölen, äwer de was ok dornah.« – Ratsherr Hers' stunn nu ok up un gung en pormal in Gedanken in de Käk up un dal un frog endlich: »Trugen Sei sick dat woll tau, dat Sei bi dese Witterung viruntwintig Stun'n in uns' städt'sches Torfmur in't Schülp steken känen?« – »Herr Ratsherr«, seggt Mamsell Westphalen un grippt wedder nah de Schört un drögt sick de Ogen, »seihn S', ick bün nu in de Föftigen un heww verleden Harwst de grote Krankheit hatt ...« – »Denn geiht dat ok nich«, föllt ehr Ratsherr Hers' in de Red', »denn giwwt dat blot noch twei Weg', einen nah baben un einen nah unnen. Flüchten möten Sei, entweder up den Bähn oder in den Keller.« – »Herr Ratsherr«, röppt Fritz Sahlmann un krüppt achtern Füerhird herut, »ick weit't.« – »Jung'«, seggt min Unkel, »büst du hir?« – »Ja«, seggt Fritz ganz benau't. – »Denn is't wedder mit de ganze Heimlichkeit nicks, denn wat drei weiten, weit de Welt.« – »Herr Ratsherr«, seggt Fritz, »ick segg wohrhaftig in Gott nicks nah! Un, Mamselling, ick weit en Flag. An den [90] Rökerbähn is de ein Plank los un lett sick afbögen, un wenn Sei sick en beten dünn maken, denn känen Sei sick dordörch bängen, un dor achter is unner de Auken 'ne lütte Afsid, dor findt Sei kein Deuwel nich.« – »Entfahmte Slüngel«, seggt Mamsell Westphalen un vergett all ehr Angst un Trübsal, »denn büst du dat west, de mi ümmer de Mettwust von den Bähn stahlen hett, un, Herr Ratsherr, ick heww ümmer de unschülligen Rotten in Verdacht hatt.« – Min Unkel redd't nu Fritz Sahlmannen vör 'ne düchtige Dracht Släg' un seggt, dat wir nu de höchste Tid un sei müßt flüchten un dit wir dat richtige Flag.

Sei flüchten nu all drei nah den Rökerbähn herup, un as Fritz Sahlmann de los' Plank un de Gelegenheit dor achter wis't hett, seggt min Unkel Hers': »So, Mamselling, nu setten Sei sick hir up den Rökerbähn, denn sitten möten Sei nu; ick ward achter Sei tausluten, un wenn Sei hüren, dat wer hir vör an de Dör kümmt, denn krupen Sei sachten dörch de Plank in de Afsid un nemen S' sick vör Hausten un Prusten in acht.« – »Dat seggen Sei woll, Herr Ratsherr – in desen Rok!« seggt sei. – »Dat will wi krigen!« seggt hei un stött de Luk up. – Sei willen nu gahn, dunn seggt sei: »Fritz Sahlmann, min Sähn, verlat mi nich un bring mi Orre, wo de Sak steiht.« – »Unner keinen Ümstän'n«, seggt Ratsherr Hers', »darf hei up den Bähn ruppe gahn, dat künn wer seihn, un denn is allens verraden.« – »Laten S' man, Mamselling«, seggt Fritz, »ick ward dat woll krigen«, un plinkt ehr listig tau. – Sei gahn, un Mamsell Westphalen sitt in Truer unner ehr Specksiden un Schinken un Wust un seggt: »Wat helpt all de leiwe Gottessegen, wenn ein in mine Johren up de Flucht is!«

As Unkel Hers' Mamsell Westphalen in den Drögen wüßt, gung hei wedder nah de Käk hendalen un rems't Fritz Sahlmannen noch einmal recht düchtig mit en lütten Handgriff an de Uhren dat Swigen in. In de Käk treckt hei sick den grisen Kragen von sinen Mantäng wedder äwer den gestickten Rockskragen un den Dreimaster un slek heimlich, as de Katt [91] von den Duwenslag, ut de Achterdör. Knapp hadd hei äwer sin Babengestell ut de Dör steken, dunn krischt un lacht dor wat los, un Fik un Korlin, de glöwt hadden, de Luft wir nu wedder rein, un in de Käk rin wullen, preschten utenein as en por wittbunt Duwen, wenn de Häwk dor mang fohrt. – »Hollt jug Mul!« rep min Unkel Hers', »ick dauh jug nicks!« – Doch wat hülp dat? De Buren, de noch mit ehr Pird in den Goren blewen wiren, keken sick bi dat Krischen üm, un as sei achter sick den verpuppten französchen Offzierer segen, wat äwer eigentlich min Unkel Hers' was, dunn bündelten sei ut, all up de gräune Purt los, un 't wohrt nich lang', dunn was kein Hauf un kein Klaw von Kanonenvörspann tau seihn. De Herr Ratsherr slog sick nu sidwarts in de Büsch', un as hei so'n lütten verdeckten Katerstig entlang geiht, wer kümmt an tau gahn? Oll Möller Voß mit sinen Mantelsack unner den Arm. »Gun Morrn, Herr Ratsherr!« – »Dat weit doch der Deuwel!« seggt Ratsherr Hers'. »Möller Voß, seihn Sei nich? Ick will jo nich kundbor warden.« – »Na, mi verlangt dor ok nich nah«, seggt de Möller. »Äwer, Herr Ratsherr, Sei können mi en Gefallen dauhn: an de gräun Purt heww ick min Fuhrwark anbunnen, bringen S' mi dat in Säkerheit! Ick dauh Sei mal wedder en Gefallen; so drad de Bors in den Mähldik biten deiht, lat ick Sei't weiten.« – »Will't besorgen«, seggt de Herr Ratsherr un geiht nah de gräune Purt, un as hei den Möller sin Fuhrwark dor finnt, binnt hei dat los, stiggt up den Wagen un will eben afkarjolen, dunn trett em 'ne Parti Franzosen entgegen, vöran de Kanonenoberst sülwst, up den sinen Befehl all dat Vörspann anordniert was un de nu vele sach, de nich dor wiren, denn sei wiren so tämlich all utbrummt. Min Unkel Hers' würd denn nu glik arretiert un von den Wagen reten, un as de Kanonenoberst sin Uniform sach un hei ümmer röp: hei wir conseiller d'état – denn hei wüßt in den Ogenblick keinen betern französchen Namen för en Stemhäger Ratsherrn tau finnen –, dunn dachten de Franzosen, sei hadden en rechten Fats makt un hadden den Häupter von dat Ganze. De Kanonenoberst [92] verfluchte un verswur sick up dat unchristlichste Französch: hei wull an em en Exempel statuwieren. Vir Mann müßten em in de Midd nemen, un so würd min Unkel Hers', de in de schönste Heimlichkeit kamen was, en gaud Wark tau stiften, taum apenboren Spektakel äwer'n Buhof in de Stadt t'rügg ledd't, üm an sick sülwst en leges Stück tau erfohren.

As dit geschach, stunn dient dorbi oll Bäcker Witt achter'n groten Kastannenbom, denn hei was ok kamen, den Möller sin Fuhrwark in Säkerheit tau bringen. »Schaden kann dat den Herrn Ratsherrn nich«, säd hei tau sick, »hei köfft sinen Stuten von Guhlen, worüm nich von mi? Na, hei möt sick sülwst raden, un hei kann't ok, denn hei is sihr klauk; äwer dat unschüllige, unvernünftige Veih kann't nich, dorför möt unserein sorgen«, un dormit steg hei up den Wagen un führt sachten achter de Franzosen her nah sin Schün ein treckt de Pird in't Fack.

9. Kapitel
Dat nägente Kapittel

Worüm de Herr Amtshauptmann in den Mark Aurel lesen müßt un sick dat Gesicht nich waschen dürwt, un worüm em den Möller sin Fiken nich mihr tau quarig dücht.


De oll Herr Amtshauptmann gung in sin Stuw' rümmer un argert sick, denn wenn hei ok kein von de hastige Ort was, so was hei doch en ollen Mann, de dat Kummandieren gewennt was un sin Moden för sick hadd, un nu süll hei sick kummandieren laten un hadd des Morgens Klock acht upstahn müßt – wat gegen sin Natur was –, un Koffe hadd hei ok nich kregen, un as hei sick tau sine Vermünterung 'ne irden Pip in't Gesicht steken wull, wiren kein Pipen dor. Hei klingelt einmal, Fritz Sahlmann kamm nich; hei klingelt tweimal, Fik kamm ok nich. Hei treckt sin Snuwtobacksdos' ut de Tasch un namm de Pris' mit so'n nahdenklichen Snäw, as einer deiht, de sick up allens mögliche Ungemak gefaßt maken will, treckt de Lorjett ut de Tasch un kek in't Weder. [93] Buten regent dat Bindfaden, un in de hogen, nakten Telgen von de ollen Rüstern seten de Kreihn so still un dukerig, as wiren ehr de Flüchten tausambackt, un leckten as oll Bur Kugler, as hei mal 's Abends bet an de Hautkremp in den Dörpdik seten hadd. »Ok kein Vergnäugen!« säd de oll Herr. »Äwer wo is up Stun'ns Vergnäugen in dütschen Landen? Es ist doch eine sonderbare Sache mit der Weltregierung! Uns' Herrgott lett dat tau, dat ein so'n Hundsvott de ganze Welt in Schaden bringt. Dat is swor för'n Christenminschen intauseihn. Hohe herzogliche Kammer makt oft männigmal Inrichtungen un Verordnungen, de kein Christ un Beamter begripen kann, äwer hohe Domänenkammer is doch ok man so'n armen Sünner, den von Anfang an bi alle hogen Eigenschaften de Dämlichkeit in de ein Slipp mit inknüppt is, un dat weiten wi un finnen uns dorin, dat heit mit gelinden Arger un Verdruß. Äwer hir, bi den christlichen Glowen an 'ne göttliche Weltregierung, den Nutzen von den Hundsvott Bonepart intauseihn, dat is – dat is ...« – Un hei namm sin Slapmütz af un höll sei en Toll'ner drei äwer sinen Kopp. »Uns' Herrgott mag mi de Sün'n vergewen! Ick heww gegen keinen Minschen en Haß hatt, gegen keinen Minschen Findschaft, ok nich gegen hohe Kammer mit ehre ßackermentschen Monitorien, äwer nu heww ick einen Haß«, un hei smet de Slapmütz up de Ird un set't den Bein dorup, »nu heww ick einen, un ick will em ok behollen!«

Dit letztere müggt hei woll en beten lud raupen hewwen, denn sine leiwe Fru kamm ganz ängstlich in de Dör rinne: »Wewer! Wewer! Wat is di? Hett Fritz Sahlmann oder Fik ...?« – »Ne, Neiting«, föll hei ehr in de Red un namm de Slapmütz up, »de nich, blot Bonepart.« – »Gott in den Himmel«, röp sei, »all wedder! Wat willst du di an den argern?« un gung an den Herrn Amtshauptmann sin Bäukerschapp ranne un halt en Bauk rut. »Da, Wewer, les in din Bauk!« Dat was nu dat Bauk von Mark Aurelen, dorut las de Herr Amtshauptmann, wenn hei in Arger geraden was, ein Kapittel, un wenn't dull was, twei. Hei namm nu also ok [94] dat Bauk un las, un sine leiwe Fru bunn em den witten Purgiermantel üm un strählt em dat gaude, grise Hor un wickelt em dat oll lütte vernimme Zöppken un stöhmt em sacht un lising den weiken Puder äwer den Kopp; Mark Aurel ded ok dat Sinige, un all de argerlichen Schrumpeln wiren weg von sine irnstfaste Stirn, as de Fru Amtshauptmann mit dat lütte, sülwerne Putzmetz den Puder ut dat Gesicht schrapte. – »Denn dat möt sei em ümmer afschrapen«, säd Fik, wenn sei dorup tau reden kamm, »un waschen kann hei sick denn nich, wil dat em süs dat Weitenmehl de Ogen tauklistern würd.«

»Neiting«, säd de Herr Amtshauptmann, as hei von Koppswegen in den Stand set't was, »kik doch mal, wenn di dat paßt, in de Wirtschaft runner. Es ist doch eine sonderbare Sache! Fik kümmt nich, Fritz Sahlmann kümmt nich; de gottverd ... – wull ick seggen – dat gottlose Franzosentüg hett jo woll dat ganze Hus ümkihrt. – Ne, wat denn?«

De Fru Amtshauptmannen was 'ne lütte gaude Fru, en beten swäcklich von Person, dorbi äwerst nich verdreitlich un ümmer parat, in Fründlichkeit de Wunderlichkeiten von den ollen Herrn tau dragen. Sei hadden einen Sähn, ehren Jochen, de was all in de Frömd', un so wiren de beiden ollen Lüd' in dat oll grote Sloß allein up sick anwist un drögen in Tru un Ihrborkeit Leid un Lust tausam, un wenn de Langewil sick bi ehr insliken wull, denn gaww dat Glück ümmer, dat de Herr Amtshauptmann grad tau rechter Tid up en nigen wunderlichen Infall verföll, un ut dat Hujahnen würd denn en rechten gesunnen Sünnenprust, de de Leiw' wedder upfrischen ded, denn mit de Leiw' is dat as mit en Bom, je mihr de Wind in de Kron un in de Bläder spält, desto faster smitt bei sin Wörtel.

Na, dat de Herr Amtshauptmann von sine leiwe Fru hüt morrn verlangte, dat sei sick mal nah de Wirtschaft ümseihn süll, was denn nu grad kein wunderliche Infall, un dorüm pruste de Fru Amtshauptmannen ok nich glik los, obschonst dat in unsere jitzige Tid männige wollertagene Fru woll dahn [95] hadd. – Sei was grad ehren Gang gahn, as oll Möller Voß mit dat Fellisen in de Dör kamm.

»Gun Morrn, Herr Amtshauptmann«, säd de Möller un makt sinen Diner, »mit Verlöw!« un läd dat Fellisen up den Disch, »hir is't!« – »Wat is't?« frog de oll Herr. – »Herr, wat weit ick? Ick weit wat, ick weit vel, ick weit gor nicks: doch so vel weit ick, Spitzbauwenkram is't.« – »Möller Voß, wo kümmt Hei tau Spitzbauwenkram?« – »Wo kümmt de Hund in de Koppel, Herr Amtshauptmann? Wo kamm jen'n Mäten tau't Kind? – Ick weit blot, dat dit den Franzosen sin Fellisen is un dat de Düwel mi den Franzosen gistern abend up den Wagen un min Fridrich em nahsten wedder runne smeten hett.« Un nu vertellte de Möller de ganze Geschicht.

De oll Herr gung wildeß in de Stuw' up un dal un brummte wat von »übele Sache!« in den Bort un stunn denn wedder vör den Möller still un kek em fast in de Ogen, un as de Möller tau En'n was, säd bei: »Na, Möller Voß, dat is denn nu äwer doch gewiß, dat de Franzos' noch lewt?« – »Je, Herr Amtshauptmann, wat weit ick? – Seihn S', ick mak minen Reknungsäwerslag so: kolt was dat de Nacht för dese Johrstid grad nich; äwer regent hett dat de ganze Nacht, un wenn wi beiden, Herr Amtshauptmann, Sei oder ick, de Nacht dor legen hadden, wi wiren mägliche Wis' verklamt. Äwer ick reken so: so'n Volk is dat Rümliggen beter gewennt as wi, un hett em dat in Rußland nicks dahn, so mag em dat jo hir ok woll nich schadt hewwen. Un weg gahn is hei jo nahsten; Fridrich is em jo nah, un wenn em denn nahsten noch wat taustött is, so sünd wi jo dor nich an schüllig.« – »Möller, Möller«, säd de oll Herr un schüddelt mit den Kopp, »dit is en slimm Stück! Wenn Sin Fridrich den Franzosen nich wedder grippt, kann Em dat an den Kragen gahn.« – »Gott sall mi bewohren!« rep de Möller, »von wat för Dämlichkeiten lat ick mi in minen ollen Dagen riden! Herr Amtshauptmann, ick bün jo unschüllig, un ick heww jo ok dat Fellisen nich behollen, un dat Pird steiht in Bäcker Witten sin Schün.« – »Dat's ok Sin Glück, Möller, dat's ok Sin grotes Glück; denn dit kann ick [96] Em betügen. Un luter Gold un Sülwer is in dat Fellisen, seggt Hei?« – »Luter Gold un Sülwer, preußschen K'rant un Drüttel un Luggedurs un sülwerne Lepel!« Un dormit snallte hei dat Fellisen up un wis'te de Bescherung.

De Herr Amtshauptmann makte grote Ogen. »Gott bewohr uns!« rep hei, »dat is jo en Schatz.« – »Je, dat seggen S' man mal, Herr Amtshauptmann! Min Fru seggt süs nich vel, äwer as sei dit sach, slog sei de Hän'n tausam un säd kein Wurd.« – »Stahlen is dat all, Möller. Hir up dat Sülwertüg is dat Uertzensche Wapen, dat kenn ick. De Lepel hett de Spitzbauw hir in de Nahwerschaft stahlen. – Äwer dormit ward Sin Sak nich beter.«

De oll Möller stunn dor, as süll hei verörgeln; de Herr Amtshauptmann gung in de Stuw' rüm un rew sick den Kopp, endlich gung hei up den Möller tau, läd em de Hand up de Schuller: »Möller Voß, ick heww Em ümmer för en ihrlichen Mann hollen, äwer so'ne Ihrlichkeit in so'ne Ümstän'n! Hei kann nich von einen Dag taum annern kamen, un Hei giwwt ut eigenen Gewissen so'n Deil Geld taurügg, von dat eigentlich keiner weit, wo't henhürt?« – De oll Möller stickte sick äwer und äwer rod as en Füer an un kek up sin Stäwelsnuten. »Ja, Möller«, säd de oll Amtshauptmann wider, »dat is en besonderes Benemen von Em, denn von dat, wat hir passiert is, kann Hei kein Kundschaft hewwen; äwer dank Hei sinen Schöpfer, denn 't is mäglich, dat Em dit Stück dat Lewen redd't.«

De Gefohr, in de hei sick meinen müßt, dat unverdeinte Loww, wat em just so sacht ankamm, as wenn einer sick up en Lehnstaul dalset't, wo sin leiwe Fru en Nadelküssen henleggt hett, de Utsicht, dat hei mit Gotts Hülp ut desen slimmen Handel noch dörch en lütt Lock krupen künn, un dat hei dat all nich verdeint hadd, set'ten den ollen Möller hart tau. Hei stunn dor mit dalslagene Ogen un wrüng sick hen un her un dreiht sinen Haut dull un düller, endlich slog hei'n mit beide Hän'n tausam, dat hei ganz ut de Faßong kamm, un röp: »Hal de Düwel de ganze Franzosengeschicht un mi dortau, [97] Herr Amtshauptmann! Wenn uns' Herrgott gegen mi Gnad' för Recht ergahn laten will un mi ut dessen Trübsal helpt, denn will ick ok nich mit Ungerechtigkeiten gegen em bestahn. Ne, wat wohr is, is wohr! Un wenn min lütt Fiken nich west wir, denn leg dat entfahmte Franzosengeld in min Schapp un ick bammelt hüt abend an den Galgen.« Un nu vertellt hei de Sak.

»Möller«, säd de Amtshauptmann, as de Umstän'n vertellt wiren, »ick bün nich sihr för Dirns, Jungs sünd beter; Dirns sünd mi tau quarig; äwer mit Sin Fiken ...? Das ist denn eine andere Sache. – Möller, dat gereikt Em un Sin Fru tau 'ne Ihr, dat ji so'n Kind upfött hewwt. Möller, hürt Hei, wenn Hei mal wedder tau Amt kümmt, bring' Hei Sin Fiken mal mit; ick – dat heit, min Fru ward sick dortau freu'n. Ne, wat denn? – Un nu nem Hei dat Fellisen un drag Hei dat runner nah den Rathus' un mell Hei sick dor, denn de Franzosen warden dor woll all so'ne Ort Gerichtsdag hollen – ward dor ok nah sin! –, un frag Hei irst nah den Burmeister, dat is en wollmeinend Mann un kann ok Französch, un binnen korten ward ick dor sin, un, wat jichtens mäglich, ward ick för Em dauhn.« – »Schön, Herr Amtshauptmann! Mi is en ganz Deil lichter üm't Hart. – Un mit de anner Geschicht, mit dat Pankrottspelen, meinen Sei ...?« – »Dat Hei en ollen Nahr is, sick in sinen ollen Dagen in noch mihr Widlüftigkeiten intaulaten.« – »Schön, Herr Amtshauptmann! Na denn adjüs!« Un dormit gung de Möller.

10. Kapitel
Dat teihnte Kapittel

Worüm Fritz Sahlmann tau Winterstid ahn Regenschirm in'n Kantappelbom satt, worüm hei sick en lütt Aktenbund unner de West knöpen ded, un worüm sick Mamsell Westphalen för 'ne arge Sünnerin erklärt.


Nah 'ne lütte Wil kamm de Fru Amtshauptmann wedder rin nah de Stuw' un säd: »Wewer, wat heit dit? Fritz Sahlmann is nich dor, Mamsell Westphalen is nich dor, in ehre Stuw' [98] süht dat ut, as wenn Heiden un Türken dor Hus hollen hewwen, un de Dirns, de seggen, sei weiten von nicks, as dat Ratsherr Hers' in de Achterdör sick rinsleken hett, un Fik hett em ut Verseihn mit en stuwen Bessen äwer't Gesicht strakt, un Mamsell Westphalen hett em en por Hän'n vull Torfasch in de Ogen smeten, ok blot ut Verseihn, un nahsten is Fritz Sahlmann un Mamsell Westphalen weg west; un sei weiten nich, wo sei sünd.« – »Dies ist doch eine besondere Sache«, seggt de oll Herr. »Wat deiht Ratsherr Hers' in min Käk? Ick mag den Mann süs woll liden, Neiting, hei 's en pläsierlichen Mann; äwer hei steckt sin Näs' in jeden Quark, un wat Vernünftiges is dorbi sindag' nich herut kamen. – Segg mal, Neiting, wecker von de Dirns höllst du woll för de Verstännigst?« – »Wewer, wat red'st du? Von Verstand kann bi de Ort woll nich vel de Red' wesen.« – »Na, denn de Kläukst, de Pfiffigst.« – »Oh, denn woll Fik Besserdichs, denn de Ogen gahn ehr ganz fix in den Kopp un't Mulwark noch vel beter.« – »Raup mi de mal eins herinner.«

Dat geschach, un Fik kamm. Fik Besserdichs was 'ne lütte fixe Dirn, so wacht un kregel, as 'ne Gülzowsche Schultendochter man sin kann – denn dunnmals deinten de Schultendöchter noch. – Nu stunn sei äwerst vör den Herrn Amtshauptmann un slog de Ogen dal un knäselt an den Schörtenband, denn sei hadd't in't Gefäuhl, dat dit woll 'ne Ort Gerichtsdag warden würd. – »Also«, fung de oll Herr an, »zur Wahrheit ermahnt und so weiter – Fik Besserdichs, wat weitst du von Mamsell Westphalen? Fang von gistern abend an.« – Fik vertellte nu, wat sei wüßt un wat wi weiten. »Also«, säd de oll Herr, »sei hett bi di slapen un nich in ein Stuw' mit Herr Droin.« – »Wewer, wat red'st du?« föll de Fru Amtshauptmannen in. – »Neiting, jede Ümstand is wichtig, wenn de Unschuld an den Dag kamen sall. – Un du meinst nich«, wend't hei sick in Fik, »dat sei mit den Herrn Ratsherrn Hers' weglopen is?« – »Ne, Herr, flüchtig is sei, glöw ick; äwer nich mit den Herrn Ratsherrn, denn de is mi nahst allein in de Achterdör begegent, as ick von minen Brauder [99] t'rügg kamm; denn de was hir in den Goren, Herr Amtshauptmann, mit uns' Pird tau Vörspann; äwer –«, un hir slog sei de Ogen up, un ut dat frische Gesicht lücht so'n hellen Spitzbauw rut, »äwer, Herr Amtshauptmann, hei is de Franzosen utritscht.« – »So?« frog de oll Herr, »hei 's also utritscht?« – »Ja, Herr«, säd Fik un lacht so schelmschen vör sick hen, »un hei hett de ganze Utritschung anstifft un hett de annern de gräun Purt wis't.« – »Dat is en dummen Streich von em, un wenn de Franzosen em krigen, warden sei't em inknöpen. Ji sid 'ne näsewise Ort, ji Besserdichs. – Neiting, help mi mal an den Slüngel, den Fritz Besserdich, bedenken. – Un wo is Fritz Sahlmann?« – Nu was Fik denn wedder sihr benau't, un wat nu kamm, dat kamm man ganz dünn un druppwis': »Je, Herr Amtshauptmann, hüt morrn smet hei all Sei Ehr Pipen intwei, un nahsten säd hei, ick hadd't dahn. Un, Herr Amtshauptmann, ick kunn dor nich för, denn ick wull blot üm de Eck kiken, as de französche Oberst dor so rüm towen ded, dunn lep hei mi mit de Pipen entgegen, un nu liggen de Schören in de Käk.« – »Un wider hest du em hüt morrn nich seihn?« – »Ja, Herr, as de Uhrkenmaker transperiert würd, dunn lep hei mit, un as hei dunn wedder kamm, dunn redt hei mit de Mamsell hochdütsch, un nahsten flusterten sei tausamen.« – »Hochdütsch? Fritz Sahlmann, hochdütsch? Wat hett de Slüngel hochdütsch tau reden? Wat säd hei denn?« – »Hei säd: Rettung naht.« – »So? Un nahsten kamm de Ratsherr?« – »Ja, Herr Amtshauptmann, un ick fohrt em mit den Bessen in dat Gesicht; äwer ick kunn dor ok nich för.« – »Dies ist doch eine besondere Sache!« säd de oll Herr un gung up un dal un fot sick unner dat Kinn un kek up den Bodden un kek an den Bähn. Endlich stunn hei still un säd: »Neiting, de Sak is mi klor, dat olle Worm, de Westphalen, hett dat mit 'ne Angst kregen, un de Ratsherr hett sick dorinne mengeliert un hett jichtens wat Verdreihtes anstifft. Du sallst seihn, sei hett sick versteken.« – »Denn lat sei, Wewer.« – »Dat geiht nich, Neiting, sei möt tau Städ', denn sei möt Tügnis afleggen för den Uhrkenmaker un för den Möller; dat [100] kann de beiden süs an den Kragen gahn. – Wenn ick blot wüßt, wo de Slüngel, de Fritz Sahlmann, is, de weit üm den ganzen Umstand. – Un du weitst nich, wo hei is, Fik?« – »Ne, Herr.« – »Na, denn kannst du gahn.«

As sick Fik ümdreihen ded, föllen ehr Ogen up dat Eckfinster; äwer wil dat ehr Ogen sihr hell un wacht wiren, föllen sei ok dörch dat Finster un segen, wat wid achter passieren ded. Sei dreihte sick fix wedder üm un säd: »Herr Amtshauptmann, nu weit ick, wo hei is.« – »Na, wo denn?« – »Seihn S', dor sitt 'e.« – »Wo?« frog de oll Herr un läd sin Vörspann von Lorjett an de Ogen un kek allenthalben hen, blot nicht dorhen, wo Fritz Sahlmann satt. – »Dor, Herr Amtshauptmann, dor in unsen ollen Kantappelbom, de an de Eck von de Käk steiht.« – »Wohrhaftig! ja! – Dies ist doch eine besondere Sache! Neiting, in'n Winter! Wenn dat in'n Harwst wir, wenn Appel up den Bom sünd; äwer Neiting, in'n Winter!« – »Oh, Wewer«, säd sin leiwe Fru, »hei äuwt sick woll man dorup.« – »Fik Besserdichs, du hest klore Ogen, wat deiht hei dor?« frog de oll Herr un schow mit de Lorjett vör de Ogen hen un her. – »Je, Herr, en langen Staken hett hei dor; äwer wat hei dormit bezwecken deiht, dat's minen Ogen verborgen. Hei handtiert dormit gegen de Rökerbähnluk.« – »Neiting, gegen unsern Rökerbähn! Wat mag hei dor handtieren, Neiting?« – »Ick weit't nich, Wewer; äwer wunnern sall mi dat nich, wenn morgen wedder Wust fehlen.« – »Süh mal! süh mal! – Ih, dit wir nett! – Dat is jo en prächtigen Bom för minen Fritz Sahlmann! 's Sommers Appel, un 's Winters Wust!« Dormit makt hei dat Finster up un röp: »Fritz Sahlmann! Fritz! Kumm dor runne, min Sähn, du künnst di dor in den Regen verküllen.«

Dat sall en Dirt gewen, wat sei 'n Fuldirt nennen, dat brukt säben Dag', bet dat in den Bom rinne kümmt, un säben Dag', bet dat wedder runne kümmt. Na, vull so lang' brukte Fritz Sahlmann nu nich, as hei ut den Appelbom kamm; äwer 't was doch lang' naug, un von wegen sine Büxen kletterte hei woll nich so bedächtig, un as hei unnen was, dunn was dat [101] ogenschinlich, dat hei in en starkes Bedenken stunn, ob hei kamen oder dörchbrennen süll. Äwer Fritz Sahlmann was en frames Kind, hei kamm; blot männigmal höll hei sick en beten up. – »Fik, wat makt hei dor achter den Stickelbeerenbusch?« frog de oll Herr. – »Je, Herr, hei hett dor jo woll wat achter smeten.« – »So? Das ist denn eine andere Sache. – Na, Fritz, kumm man dörch de Käkendör rinne! Un du, Fik, gah hen un paß mi up, dat hei nich dörch de Vördör wedder schappiert.« – Fik gung, un Fritz kamm, langsam as de düre Tid; äwer hei kamm. »Fritz Sahlmann, min Sähn, so vel Insichten möst du all hewwen, dat dat nich gaud för de Gesundheit is, bi Regenweder buten tau sitten, nimm di nah dissen en Regenschirm mit, wenn du buten sitten willst; un so vel Insichten möst du ok all hewwen, dat dat nich gaud för de Hosen is, bi Regenweder in en Bom tau stigen, säuk di nah dissen 'ne dröge Johrstid dortau ut. Nu segg mi mal: wat dedst du in den Bom?« – »Oh, Herr Amtshauptmann, doch man so.« – »Hm«, säd de oll Herr, »de Grund lett sick hüren. Äwer wat ick eigentlich fragen wull: Hest du nicks von Mamsell Westphalen seihn?«

Fritz Sahlmann, de sick 'ne ganz anner Frag' vermauden was, lewte ogenschinlich wedder up un säd ganz kregel: »Ne, Herr Amtshauptmann.« – »Ja, min Sähn, worüm sallst du ok von 'ne Sak wat weiten, wovon keiner wat weit. Nu dauh mi äwer mal den Gefallen un kik mi mal grad in de Ogen.« – Fritz Sahlmann ded em den Gefallen; äwer sin Blick was en falschen Gröschen, un de oll Herr müggt em woll nich för vull annemen willen, denn hei säd: »Fritz Sahlmann, hir is en Metz, gah mal nah den Goren un snid mi mal ut de Hasseln – du weitst jo, wo sei stahn – so'n lütten Stock, so as en – as en – na, as din Mittelfinger dick, un denn, min Sähn, hest du achter den Stickelbeerenbusch in den Goren wat verluren, raup di Fik Besserdichs, de sall di säuken helpen, dat du doch wedder tau dat Dinige kümmst. – Äwer hürst du, Fik Besserdich sall mit.«

Fritz Sahlmann sach nu also unner sihr bedrängten Umstän'n [102] in 'ne trurige Taukunft; hei bugte äwer up twei Ding', worup de Minschen meistendeils in ehr Verlegenheit bugen, nämlich irstens up den Himmel, dat de noch tau rechter Tid den ollen Herrn tau sinen Vörnemen en Stein in den Weg smiten würd, un denn tweitens up sine früheren Erfohrungen in so'ne Verlegenheiten; un uterdem hadd hei noch 'ne Hülp in de Not, von de de gewöhnlichen Minschen nicks weiten, nämlich so'n lütt Aktenbund, wat hei sick in bedenklichen Fällen unner de West tau knöpen plegte; dit verget hei denn nu hüt ok nich. Hei gung nu also tämlich beruhigt in den Goren, in de stille Hoffnung, Fik, de mit em gung, würd den richtigen Stickelbeerenbusch verfehlen; äwer as hei grad beschäftigt was, de passende Gadung von Hasselrauden uttausäuken, sach hei mit inwendigen Grugel, dat de Dirn grad up den richtigen Busch losgung un dor wat upnamm, wat em in de Firn vele Ähnlichkeit mit 'ne Wust tau hewwen schinte. Hei müßt sick also anners tau helpen säuken, hei sned also för't irst en por unmerkliche Karben in de Hasselraud, wat denn grad nich sihr tau ehre Holtborkeit bidrog, un denn versöchte hei Fik den Fund aftausnacken. Dit gelung em äwer nich, denn Fik hadd kein Lust, en tweit Examen vör den Herrn Amtshauptmann tau bestahn, un denn föll ehr in, dat dat mägliche Wis' Fritz Sahlmann west wir, de ehr vör'n Dagener acht 'ne Hand vull kortsneden Swinsbösten in't Bedd streut hadd. So kamm denn nu Fritz Sahlmann mit den Stock un Fik mit 'ne lütte nüdliche Mettwust wedder vör den Herrn Amtshauptmann.

»Fik«, säd de Herr Amtshauptmann un namm ehr de Wust af, »du kannst nu gahn, min Dochter. – Neiting«, säd hei tau sine leiwe Fru un höll ehr de Wust vör de Ogen, »dit nennen wi en corpus delicti.« – »'t is mäglich, Wewer, dat sei up Latinsch so heit, wi seggen dor Mettwust tau.« – »Schön, Neiting! Segg mal, kannst du dat behaupten, dat dat ein von uns' Mettwüst is?« – »Ja, Wewer, ick kenn sei an den Band.« – »Fritz Sahlmann, wo büst du tau de Mettwust kamen?« – Dit was nu för Fritzen eine ganz entfahmte Frag' von den [103] Herrn Amtshauptmann; de Himmel läd sick ogenschinlich nich in't Middel; sine Erfohrungen leten em in Stich, de Herr Amtshauptmann stunn vör em, in de ein Hand de Wust, in de anner den Stock, un de Stock was knapp twei Faut von sinen Puckel af, hei was also vüllig up dat lütt Aktenbund anwist, un dat was ok man so so; de Herr Amtshauptmann hadd't all mal an't Klappen markt. Hei gaww sick also verluren, fung an tau rohren un säd: »Ick heww sei gewen kregen.« – »Dat lüggst du!« fohrt de Fru Amtshauptmannen up, »du hest sei mit den Staken von den Rökerbähn halt.« – »Neiting, ruhig! Keine Suggestivfragen! – Fritz, wer hett di de Wust gewen?« – »Mamsell Westphalen.« – »Fritz, wo?« – »As ick in den Bom satt.« – »Satt sei dor bi di?« – »Ne, sei satt up den Rökerbähn, un dunn hett sei mi de Wust up den Staken steken, dor hadd ick en Nagel inslagen.« – »Du hest mi doch eben seggt, du wüßt nich, wo Mamsell Westphalen wir. Fritz Sahlmann, du hest also lagen.« – »Herr Amtshauptmann, Herr Amtshauptmann! Slagen S' mi nich! Ick kann dor jo nich för. Ick un Ratsherr Hers' hewwen uns verswuren, un ick heww em heilig verspreken müßt, keinen Minschen, ok Sei nich, tau seggen, wo Mamsell Westphalen wir.« – »Steihst du bi den Herrn Ratsherrn in Lohn un Brod oder bi mi? Du hest lagen, Fritz, un wenn du lüggst, denn krigst du Släg', so steiht dat in unsen Kuntrakt.« Un dormit kreg de Herr Amtshauptmann Fritzen in den Kragen un böhrt den Stock tau Höcht, un wenn de Himmel noch in't Middel treden wull, denn was't nu de allerhöchste Tid, un – de Himmel ded't.

Buten würd ankloppt, un herin kamm de Stadtdeiner Luth: »Empfehlung von den Herrn Burmeister, un de Sak stünn heil leg för den Uhrkenmaker un den Möller, un de Herr Amtshauptmann müggt doch so gefällig sin un so drad runner kamen; vör allen äwer Mamsell Westphalen mitbringen, denn ehr Tügnis wir hauptsächlich von Wichtigkeit.« – »Ick kam glik, min leiw' Luth. – Neiting, de Sak is pressant. Fritz Sahlmann, hal mi minen Rock, un du, Neiting, gah nah dat oll Unglücksworm up den Rökerbähn un hal sei runner.« – [104] Wo fix bröcht Fritz Sahlmann den Rock! Wo hild hadd hei't, den Herrn Amtshauptmann ut de Ogen tau kamen! »Fru Amtshauptmannen, ick möt mit, allein för Sei makt sei nich up, un eigentlich sitt sei gor nich up den Rökerbähn, sei sitt dor achter up en Flag, wat ick allein weit.« So lep hei denn vörup, un de Fru Amtshauptmann folgte em, äwer sachten.

Fritz kloppte an de Dör: »Mamselling, maken S' up, ick bün't!« – Kein Antwurt. – »Mamselling, wohl, wohl! Sur Swinfleisch!« – Kein Antwurt. – »Mamselling, de Franzosen sünd weg!« – Dunn let sick wat hüren, un 'ne bedräuwte Stimm let sick vernemen: »Fritz Sahlmann, du büst en Lägner dines Namens. – Führ mi nich in Versäukung!« – Mitdewil rep nu ok de Fru Amtshauptmannen: »Westphalen, maken Sei up! Ick bün dat, de Fru.« – »Ick kann mi nich vör Sei seihn laten«, rep de Stimm, »ick bün 'ne Sünnerin, 'ne arge Sünnerin!« – »Maken Sei man up, dat kümmt all wedder tau Schick.«

Nah langen Prekademen makte Mamsell Westphalen denn endlich up un stunn nu dor, rod in't Gesicht un de hellen Tranen lepen ehr de Backen dal. Äwer dat weit bet up den hütigen Dag noch keiner: was dat von Rührung, oder was dat von Rok; genaug, de Tranen lepen, un wenn dat bi 'ne korpulente, öllerhafte Jungfru statuwiert warden kann, so müggt ick seggen, sei stunn dor as en »knicktes Ruhr«. – »Fru Amtshauptmannen«, säd sei, »ick kann Sei nich unner de Ogen gahn, ick bün deip sunken; äwer twintig Johr bün ick in Ehren gesegenten Hus', un mindag' nich heww ick Sei dat Swarte unner den Nagel entfirnt, eine böse Stun'n hett dat anners makt: ick heww mi an dat Ehrige vergrepen.« – »Ih, Westphalen, laten Sei dat doch! Kamen Sei man mit runner!« – »Keinen Schritt, Fru Amtshauptmannen! Irst en umständlich Bekenntnis! – Seihn S', Sei weiten, ick bün up de Flucht; Ratsherr Hers' hett mi flüchten hulpen un dese Slüngel, dese Fritz Sahlmann. Un nu sitt ick hir in Waddik un Weihdag' un denk an Herrn Droin sin Schicksal un an all dat anner un [105] denk, dese Slüngel, de Fritz Sahlmann, sall mi Nahricht bringen, wo de Sak steiht, dunn hür ick buten vör de Luk wat hausten, un dunn röppt dat minen Namen, un as ick mi ranne slik an de Luk un rute seih, dunn denk ick doch, mi rührt de Slag; denn denken S' sick, Fru Amtshauptmannen, dat Unglückskind is in den Kantappelbom stegen un is den langen Telgen entlang rutscht un swewt as 'ne Kreih äwer den Afgrund. ›Jung'‹, segg ick, ›Fritz Sahlmann, willst du woll ut den Bom!‹ Dunn grint de Jung' mi an. ›Jung'‹, raup ick, ›ick kann dat nich vör dinen Vader verantworten, di in so'ne Gefohr tau seihn.‹ Seihn S', Fru Amtshauptmannen, dunn lacht de Jung' lud up un säd: ›Ick wull Sei blot Nahricht bringen: de Uhrkenmaker ward uphängt, un Ratsherr Hersen hewwen de Franzosen kregen, de liggt in Keden; un en ganzes Batteljohn is utschickt, Sei tau säuken.‹ Fru Amtshauptmannen, dat was keine tröstliche Nahricht, un min Angst was grot; äwer ick kann mi dat Tügnis gewen, min Angst üm den Jungen was gröter. ›Jung'‹, rep ick, ›stig ut den Bom!‹ Seihn S', dunn grint hei mi an as en Ap up en Kameel un säd: ›Ja, wenn S' mi 'ne Wust gewen‹, un dormit fung hei an, allerhand Hanswustenstreich tau maken, un hüppt up den Telgen rüm as en Karninken in'n Kohlgoren, dat mi gräun un gel vör de Ogen würd. Dunn, Fru Amtshauptmannen, dunn dacht ick, wat is 'ne Mettwust? Un wat is en Minschenlewen? Un in mine Angst vergrep ick mi an Ehr Eigendauhm, hei höll den Staken rin, un ick stek em de Wust up. Dunn kreg hei Raup von den Herrn Amtshauptmann, un as hei run steg, röp hei mi sachten tau, hei hadd mi wat inbildt, dat wir all nich wohr. Dorüm segg ick, hei is en Lägner, Fru Amtshauptmannen, un dorbi bliw ick.« – »Laten S' man, Westphalen, hei hett bi minen Mann ok noch en Schinken in't Solt; hei ward sinen Richter nich entgahn.«

Mit Mäuh kreg de Fru Amtshauptmannen de olle Dam von den Bähn heraf, un as sei unnen ankemen, gung de Herr Amtshauptmann mit sinen staatschen Schritt in vullen Antog up un dal un täuwte all. En swor Stück was dat nu, Mamsell [106] Westphalen tau bewegen, mit den ollen Herrn nah't Rathus daltaugahn – »in den apnen Löwenrachen«, säd sei. Sei wull liden, wat sei in ehren Unverstand verdeint hadd, obschonst dat in Gaudheit un in Ihren gescheihn wir; äwer vör all dat frömde Mannsvolk tau stahn un sick von wegen Herr Droin tau deffendieren, dat wir äwer ehre Kräften as ordentliches Frugensminsch, un wenn de Herr Amtshauptmann doch dorup bestünn, so müßten Fik un Korlin ok mit, denn de müßten ehr wedder betügen, dat sei de Nacht bi ehr slapen hadd.

In desen Punkt müßt de Herr Amtshauptmann denn nahgewen, un as Mamsell Westphalen in ehr Stuw' gahn was, sick in Geswindigkeit en Dauk un 'ne Kapp tau halen, gung de oll Herr mit groten Schritten in Gedanken up un dal un fuchtelt mit sinen Jenenser Ziegenhainer in de Luft, denn ahn desen gung hei sindag' nich ut, un säd endlich: »Neiting, sei hett recht; de Dirns känen uns nich schaden. Äwer, Neiting«, un hir snüffelte hei so'n beten in de Luft rümmer, »dit rückt hir jo nah Spikaal; is oll Neils ut Gülzow mit sin Aal hir west?« – »Wat redst du, Wewer? Dat is jo von ehr, sei hett jo äwer 'ne Stun'n up den Rökerbähn seten.« – »Das ist denn eine andere Sache!« säd de oll Herr, un sin Fru müßt de beiden Dirns raupen. As Mamsell Westphalen kamen was, was de Tog tausam un gung af, nahdem de Mamsell von de Fru Amtshauptmannen en Afschid up Lewen un Dod namen hadd. Keiner sprök en Wurd, blot as sei an dat Sloßdur kemen, bögt sick Mamsell Westphalen taurügg un säd: »Fik, wenn wi up den Mark kamen, denn lop räwer nah den Herrn Dokter Lukow, hei süll sick infinnen in minen Unglück, mi künn wat Minschliches passieren, denn mi künnen de Ahnmachten antreden.«

11. Kapitel
[107] Dat elfte Kapittel

Worüm Bäcker Witt dörch sinen meerschümenen Pipenkopp mit in dat Kumplott kümmt; worüm Mamsell Westphalen den Herrn Amtshauptmann för 'ne witte Duw un Fik Besserdichs för einen Gottesengel ansüht, un wat sei för 'ne Meinung von den französchen Auditör hett.


Gung dat up den Sloß all tämlich bunt her, so sach dat in de Stadt noch vel bunter ut. Frilich, wenn so'n Hümpel Inquartierung äwer 'ne lütte Stadt kümmt, wenn de Buren von den Lan'n un de Börgers ut de Stadt tau Hand- un Spann-Deinsten tausamen trummelt warden, wenn hir de Jammer un dat Elend weint un klagt un dor de Äwermaut sick breid makt, denn kann't nich still hergahn as in de Kirch. Äwer as achteihnhunnertunsöß Mürat un Bernadott un Dawuh achter den ollen Blücherten herjagten un hei ehr bi Speck un Wohren de Tähn wis'te, as von Berlin dat saubere Stichwurd utgahn was: »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht«, dunn gung dat ruhiger her as tau dese Tid; dunn was blot von Befehl un Gehursam de Red'. Dunn plünnerten un brandschatzten de Herrn Franzosen nah Hartenslust, un dat Volk dukerte sick un schow sick ein achter den annern, un de richtige Nidertracht gaww sick allentwegent kund, denn ein jeder dachte an sick un sin Habseligkeiten, un Meister Kähler in Malchow säd tau sin Fru un Kinner: »Ick möt mi redden, an jug is nicks gelegen; ji bliwwt hir, wenn de Franzosen kamen«, un lep in't Ellerbrauk un kröp in't Ruhr. – Ful un anrüchig was allens von baben bet unnen.

De Tiden süllen sick ännern. De Not lihrt beden; äwer sei lihrt ok sick wehren. Schill brok los un de Herzog von Brunswick; in ganz Nedderdütschland würd't späuken; keiner wüßt, woher't kamm; keiner wüßt, wohen't führen süll. Schill treckte dwars dörch Meckelborg nah Stralsund. Up Befehl von Boneparten müßten em de Meckelbörger den Paß bi Damgoren un Tribsees verleggen; sei kregen Släg', denn sei slogen sick hundsvöttsch slicht. Ein Schillsche Husor namm 'ne ganze Kapperalschaft lange meckelbörgsche Granedier [108] gefangen. »Kinner«, röp hei ehr tau, »sid ji all gefangen?« – »Ne«, säd de brave Kapperal, »uns hett nüms wat seggt.« – »Na, denn kamt man mit!« – Un sei gungen mit. – Was dat Feigheit? Was dat Furcht? Wer uns' Landslüd achteinhunnertdrütteihn un -virteihn seihn hett, wer wat von't strelitzsche Husoren-Regiment hürt hett, urtelt anners. Wenn ein Stamm in Dütschland dat Tüg dortau hett, up en Slachtfeld tau stahn, dann hett't de Meckelbörger. – Ne, dat was kein Feigheit – dat was de Unwill, gegen dat tau striden, wat sei sülwst in den deipsten Harten drogen un wünschten. Dat späukte in Meckelborg; un as't in Preußen losbrok, was Meckelborg dat irste Land in Dütschland, wat folgen ded. So is't west, un so möt't ok bliwen.

Un de Tiden wiren anners worden. Uns' Herrgott hadd den Franzosen in den rußschen Winter de goldschinige Snakenhut afströpt. Hei, de süs as Herr rümme pucht hadd, kamm as Snurrer un Pracher taurügg un wendt sick an't dütsche Erbarmen, un dit schöne dütsche Gottsgeschenk kreg de Äwerhand äwer den grimmigen Haß. Keiner wull de Hand upböhren gegen den Mann, de von Gott slagen was, dat Mitled let vergeten, wat hei verschuldt hadd. Knapp hadd sick äwer de verklamte Snak wedder verdort in dat warme dütsche Bedd, as sei ok den Stachel wedder wisen würd, un de Schinneri süll wedder losgahn; äwer dat Späuk in Nedderdütschland was taum Schatten worden, un de Schatten kreg Fleisch un Bein un kreg en Namen, un de Namen würd lud up de Strat raupen: »Upstand gegen den Minschenslachter!« – Dat was dat Feldgeschri. Äwer dat Feldgeschri was kein Dagsgeschri. Nich en Hümpel unbedarwte junge Lüd', nich de Janhagel up de Strat fung dormit an, ne, de Besten un Vernünftigsten treden tausam, nich tau 'ne Verswörung mit Metz un Gift, ne, tau 'ne Verbräuderung mit Wehr un Wurd gegen andahne Gewalt; de Ollen redten dat Wurd, un de Jungen schafften de Wehr. Nich up apne Strat bluckte de irste Flamm tau Höcht; wi Nedderdütschen liden kein Füer up de Strat; ne, ein jeder stickte dat still in sinen Hus' an, un de Nahwer [109] kamm taum Nahwer un warmte sick an sine Glaut. Nich as en Füer von Dannenholt un Stroh, wat tauletzt blot en Hümpel Asch äwrig lett, steg de Läuchen taum Hewen, ne, wi Nedderdütschen sünd en hart Holt, wat langsam Füer fangt, äwer denn ok Hitt giwwt. Un tau de dunnmalige Tid was ganz Nedderdütschland en groten Kahlenmiler, de in sick swälte un gläuhte, heimlich un still, bet de Kahlen gor wiren; un as sei fri wiren von Rok un Flackerflammen, dunn smeten wi uns' Isen in de Kahlenglaut un smäd'ten uns' Waff un Wehr dorin, un de Haß gegen den Franzosen was de Slipstein, de makte sei scharp, un wat dunn kamm, weit jedes Kind up de Strat, un süll't dat nich weiten, denn is't dütsche Mannspflicht för sinen Vader, em dat so intauremsen, dat hei't sindag' nich vergett.

Ok in unsre Gegend swälte un smökte de Kahlenmiler, un de Franzosen röken't in de Luft; sei fäuhlten bi jeden Schritt un Tritt, dat de Bodden, up den sei marschierten, unner sei bäwern ded as 'ne Ruhrplag: sei müßten erfohren, dat de süs so demäudigen Beamten un Magistratspersonen anfungen, sick tau winnen un tau strüben un katthorig tau warden, sei segen, dat Börger un Bur unnod worden was, un sei läden ehr Hand sworer up dat Land. Dat was nu nich dat Middel, den upsternatschen Sinn sachter tau stimmen, dat Volk würd ümmer wedderhoriger; de Befehle von un för de Franzosen würden mit Afsicht falsch verstahn; wat süs glatt gahn was, würd nu 'ne Tüderi. Tag as en Reimen wehrte sick dat Volk mit Listen allerlei Ort, un de Franzosen, de woll marken müggten, dat ehr Regiment hir bald sin Endschaft hadd, nemen, wat sei mit de Tähnen dorvon wegtrecken künnen, denn de Soldat wüßt, dat sin Offizierers dat nich beter makten.

So bald, as dat würklich geschach, wiren sei sick frilich keinen apenboren Upstand vermauden; hadden sei äwerst verstahn, in de Gesichter tau lesen, taum Bispill blot in oll Bäcker Witten sin Gesicht, as hei von den Möller sin Fuhrwark ut de Schün taurügg kamen was un nu äwer sin halwe Dör lagg un [110] sin Pip Toback smökte un dorbi spuckte un achter de Franzosen so gnittig herkek, sei hadden sick hött, den Bagen tau stramm tau spannen; taum wenigsten hadd de Franzos', de eben an em vörbi gung un em den sülwerbeslagenen Meerschumpipenkopp ut de Tähnen ret un ruhig in sinen Äwermaud dorut wider smökte, sick hastiger up de Bein makt. Denn de Oll hadd knapp den Ruck in de Tähnen fäuhlt, as hei ut de Dör fohrte, so'n lütten Fustenstein upsammelte un den den Franzosen en beten unsacht in dat Gnick läd, so datsin Kopp un de Pipenkopp in den Rönnstein tründelten. Un grad as de Herr Amtshauptmann mit sinen Tog Wiwer up den Mark kamm, slogen Bäckergesellen un Franzosen un Franzosen un Nahwers mit scharpe un mit stumpe Ding' upenanner los, bet en Offizierer dor mang kamm un sei utenanner bröcht. Oll Bäcker Witt würd mit en bläudigen Kopp nah't Rathus slept, denn hei hadd sick an de grande nation vergrepen, un wat hei ok seggen ded, dat de grande nation sick an sinen Pipenkopp vergrepen hadd, nicks hülp, hei müßt mit.

Up den Rathus satt de französche Auditör un hadd oll Möller Vossen in't Verhür von wegen den afhandenkamen Franzosen; de Mantelsack mit dat Geld lagg up den Disch; de Oberst von Toll un min Oll as Burmeister wiren dorbi gegenwärtig. Min Vader hadd de Geschicht, so wid hei sei wüßt, ganz in de Wohrheit vertellt, blot dat de Uhrkenmaker up sinen Befehl de Franzosen hadd grugen maken müßt, hadd hei verswegen, denn hei dacht ok so: wotau? De Uhrkenmaker ward't woll sülwst seggen, oder wenn hei't nich seggt, denn möt hei doch dörch Mamsell Westphalen ehr Tügnis fri kamen. Mit den Möller stunn de Sak äwerst slimmer: hei von allen, de bi de Sak bedeiligt wiren, was de letzt west, de den Franzosen seihn hadd, hei hadd em mitnemen wullt nah sin Mähl, un de Kirl was nich tau finnen. Wat för em sprök, was, dat hei sihr dun west was un dat hei ut frigen Stücken dat Geld afliwert hadd un dat ok dat Schassürpird von em ahn Ümstän'n, as in Bäcker Witten sin Schün befindlich, nahwist [111] würd. As hei dese Angaben makt un ut min Vadern sin Fragen dat spitz kregen hadd, dat em sine Dunigkeit wat nützen künn, makt hei 'ne grugliche un ümständliche Beschriwung dorvon un blew dorbi, up alle Fragen tau antwurten, hei wüßt von nicks, denn hei wir rechtschaffen dun west; wenn einer äwer Fridrichen fragen wull, de müßt allens weiten.

So stunn de Sak, as buten up den Mark de Slägeri mit Bäcker Witten losgung. Min Vader sprung ut de Dör, üm taum Rechten tau seihn, as oll Witt ok all ranne slept würd, wobi hei denn af un an en por Knüff mit sin Geleit wesseln ded un för sin »Spitzbauwen un Röwers« en por »bougres« un »sacres« intuschte. Na, dordörch, dat hei in de Gerichtsstuw' rinne schubbst würd, würd dat binnen grad nich ruhiger; hei schimpte, hei schull, un min Oll hadd himmelnaug tau dauhn, em man halwweg' still tau krigen. – »Minen Pipenkopp, Herr Burmeister! Ein Arwdeil von minen Vader! Wat? Un den mi vör min sichtlichen Ogen ut de Tähnen tau riten! Wat? Bün ick en Stemhäger Börger oder nich?« – De Franzosen zausterten un zackerierten dormang; Oberst von Toll was rute gahn, un de Auditör beföhl, den Bäcker tau binnen, up den Wagen tau smiten un mittaunemen; dat Widere würd sick finnen, hei hadd sick an en Franzosen vergrepen, un dat wir naug. Dunn tred min Oll em entgegen un set't em utenanner, dat de Bäcker en ihrlich Mann wir, dat hei Lasten un Krigskunterbutschonen dragen hadd un sick nich gegen dat französche Regiment, man blot gegen einen gewöhnlichen Spitzbauwen wehrt hadd; oder wat de Franzosen nu all sülwerbeslagene Pipenköpp för Krigskunterbutschonen ansegen? – Dit treckte den Franzosen in de Kron', hei snauzte minen Vader an un makte em begriplich, dat hei sülwst gor nich in alltaugrote Säkerheit wir. Min Vader was en krätigen Kirl, un wenn hei mal wat för recht inseihn hadd, was hei so steinpöttig, as en richtigen Meckelbörger man sin kann. Dat wüßte hei, säd hei, dat up Stun'ns kein ihrlich Mann in sinen eigenen Lan'n säker wir, hei för sin Part äwer höll dat för sin Pflicht, [112] sinen Börger bitaustahn in 'ne gerechte Sak, un dat würd hei dauhn, un wenn ok so vel Franzosen in'n Lan'n wiren, dat ein dor Swin mit faudern künn. – De Franzos' schümte vör Wut un pruste den Befehl herut, minen Ollen glik tau arretieren un ut de Stuw' tau ledden. As dat nu losgahn süll, sprung oll Bäcker Witt vör den Ollen tau un schot en pormal mit »Snurrers un Spitzbauwen« dormang, un ok Möller Voß was all dorbi, Fust un Mulregister in den Stand tau setten, as de Oberst von Toll wedder rin kamm un, as hei erfohren hadd, wat de Upstand bedüden ded, säd: de Bäcker hadd in de Pipenkoppsgeschicht recht, hei hadd sick dat buten befragt, un de ganze Geschicht wir 'ne Nebensak; äwer de Bäcker wir de sülwige Mann, de dat Schassürpird in sin Schün stahn hadd, un em kem dat vör, as wenn hir en Murd in en grotes Kumplott begahn wir – un dorbi kek hei minen Vader sihr scharp an –, un dat süll herut, hei set't sin Lewen tau Pand: un wenn't hir nich ruttaukrigen wir, denn wüßt hei en Flag, dor süll't woll rute kamen, un dat Flag heit Stettin.

Min Vader, Möller Voß un Bäcker Witt würden nu rute gahn heiten un in 'ne annere Stuw' unner Wach' hollen, un de Herr Amtshauptmann würd rinne raupen. De oll Herr kamm grad upgericht un statsch, as sick dat för en irsten Beamten un en gaud Gewissen hürt, mit den Ziegenhainer in de Hand, in de Dör rinne. De ein von de Franzosen wull de Dör achter em taumaken; äwer dat gung so nich: Mamsell Westphalen klemmte sick sträwig dörch de Dör, un achter ehr her schöwen sick Fik un Korlin in ehr breides Fohrwater mit hendörch, denn sei wullen ok nich, as sei säden, taum Spektakel för de Lüd' mang all de ollen Franzosenkirls up de apne Dähl stahn; un Mamsell Westphalen säd, as sei sick rin klemmte: »Musjöh Franzos', parduhn! Wo de Herr Amtshauptmann bliwwt, bliw ick ok, denn hei is min Schutz.«

As de oll Herr herinne kamm, dreiht sick de Oberst üm un kek ut dat Finster. De Auditör frog nu den Herrn Amtshauptmann dörch den Dollmetscher, wer hei wir un wo hei heit. – »Ick bün irster Beamter hir in't Stemhäger Amt, un [113] min Nam is Jochen Wewer«; un dormit läd hei Haut un Stock up den Staul. Bi den Namen »Jochen Wewer« was't, as wenn de französche Oberst hellhörig würd, hei dreihte sick halw üm un kek den ollen Herrn an, un't was, as wull hei em wonah fragen, doch unnerlet hei dat un kek wedder ut dat Finster.

De Herr Amtshauptmann würd nu bedüd't, dat hei sick setten süll. »Ick dank Sei«, säd hei, »tau mine Bequemlichkeit bün ick hir nich herkamen, un in't Verhür tau sin, is 'ne tau ungewendte Sak för mi, as dat ick sei in'n Sitten afmaken kann.« – Hei vertellte nu up Befragen von den Schassür sin irstes Uptreden an allens, wat hei dorvon weiten kunn. Un, slot hei sine Red', wenn ein den Möller dorut en Verbreken maken wull, dat hei den Kirl dun maken hulpen hadd, denn stunn hei sülwst vör den Riß, denn up sin Geheit hadd de anner sick mit dat Geschäft bemengt, unhei wir sin Vörgesetzter. – Hir fung de Auditör höhnschen an tau lachen un meint, dat dat spaßig wir, dat de Burmeister irst för sinen Bäcker un dat de Amtshauptmann nu för sinen Möller intreden wull. – »Un dor lachen Sei äwer?« frog de oll Herr so ruhig, as hadd hei mit Fritz Sahlmannen tau dauhn. »Is dat in Frankrik nich so? Sünd in Ehren Lan'n de Beamten blot dortau dor, de Lüd' dat Fell äwer de Uhren tau trecken? Möten Sei ehr nich in 'ne gerechte Sak bistahn? Un is dat nich 'ne gerechte Sak, wenn man sick en Röwer un Spitzbauwen, de de Gewalt hett, mit en por Buddel Win von'n Hals' schafft?« – Na, nu was denn wedder dat Kalw in't Og slagen. Röwer un Spitzbauw un en französchen Schassür, dat wiren twei Ding', de sei sick nich tausamen rimen kun'n, oder wat beter is, wullen. De Oberst hadd sick von't Finster afwendt un gung mit groten Schritten achter den ollen Herrn up un dal, de Auditör fohrte em mit harten Würden an; de Herr Amtshauptmann blew ruhig, gung an den Disch un halte ut den Franzosen sinen Mantelsack en sülwernen Lepel herut, höll den Auditör den Lepel hen un säd: »Seihn S' hir dit Wapen! Ick kenn't un kenn ok de Lüd', de't führen. De [114] Ort Lüd' verköpen ehr sülwern Lepel nich, un nah mine Meinung hett en ihrlichen Soldat wat anners tau dauhn, as Handel mit sülwerne Lepels tau driwen.« – Hir was nu nich vel gegen tau seggen, de Auditör makte also en geschickten Sidensprung un kamm up den Uhrkenmaker un frog den ollen Herrn, wo de in de französche Uniform kamen wir un wat de de Nacht up den Sloß tau dauhn hatt hadd? – »Dor fragen Sei mi tau vel«, säd de Herr Amtshauptmann, »ick heww em dat nich heiten; ick heww em blot des Abends, as de Möller mit den Schassür furtführte, flüchtig seihn, un dat hei de Nacht up den Sloß blewen is, is gegen min Willen un Weiten gescheihn.«

De Auditör müggt woll marken, dat mit den ollen Herrn nich vel uptaustellen wir; hei brok de Sak af un bedüdt den Herrn Amtshauptmann, hei künn gahn, süll sick äwer nich ut dat Rathus enfirnen. »Schön!« säd de oll Herr un dreihte sick üm. »Also bis auf ausgemachte Sache.«

As hei sick ümdreihen ded un Haut un Stock nemen wull, hadd de französche Oberst sinen Stock in de Hand un kek up den Stock so iwrig un doch so unsäker, as wenn einer in de Tidingen sin Nummer mit dat grote Loß findt. Un up den Stock was ok würklich wat tau lesen, denn hei was ut den ollen Herrn sin Jenenser Studententid, un Nam bi Nam was dorup sneden. De Herr Amtshauptmann kek em einen Ogenblick an, dorup makte hei ein so'n verlurnen Diner von baben dal: »Mit Verlöw, Herr Oberst, minen Stock.« – De Oberst fohrte etwas verlegen tausam, gaww em den Stock, un as de oll Herr ut de Stuw' gung, gung hei em nah. Mamsell Westphalen wull nu ok nah, un Fik un Korlin schickten sick ok dortau an; äwer »Alt! Alt!« schreg de Auditör, un wer nich rut kamm, wiren de drei Frugenslüd'.

Mamsell Westphalen hett nahsten oftmals un velmals dit Verhür un ehren Taustand dorin vertellt; äwer ümmer fung sei dormit an: ehr wir tau Maud' west, as hadd sei up den Stemhäger Klockturm stahn, wo de Klocken hüngen, un all de Klocken, grot un lütt, hadden ehr in de Uhren summt, un [115] as de Herr Amtshauptmann von ehr furtgahn wir, wir dat west, as wenn 'ne witte Duw ut dat Schallock flagen wir, un sei hadd em nahspringen wullt up Lewen un Starben; äwer de Kirl, den sei 'n Auditör schellen deden, hadd ehr an den Rocksom fast hollen. »Un«, set't sei denn hentau, »Fru Meistern, ick heww en gaud Dutzend von Auditers kennt, de de Herr Amtshauptmann alltausamen utlihrt hett, un't wiren all lustige Vägel; äwer so'n bunten Vagel un so'n Galgenvagel as dese französche Auditer was dor nich unner; denn seihn S', Fru Meistern, de Kirl hadd en bunten Liwree-Rock an, un de Galgen stunn em up't Gesicht.«

Mamsell Westphalen gung dat as vele ihrliche Seelen; sei hewwen 'ne grote Angst vör 'ne Gefohr, de in de Firn drauht, sünd sei dor äwer irst midden in, denn spelen sei dormit; sei sünd as de Müggen, den Rok känen sei nich verdragen, äwer dat Füer lockt sei an. As sei sach, dat de Brüggen achter ehr afbraken wiren un dat de Sak taum Swur kamm, set'te sei de Hän'n in de Sid, gung nah vörwarts un stellte sick up dat sülwige Flag, wo de Herr Amtshauptmann stahn hadd. »Denn«, säd sei nahsten, »ick hadd seihn, dat hei dor stolz stahn hadd, un sin Geist kamm äwer mi.«

De Auditör frog nu: wat sei von den Uhrkenmaker wüßt. – »Ick weit von em nicks, as dat hei en Dütschverdarwer is, dat hei tau't Brod ›düh päng‹ un tau'n Win, ›düh wäng‹ seggt, un dat is dat Ganze.« – Wo hei in de französche Unneform kamen wir? – »Ick weit nich, wo hei dorinne kümmt, un weit ok nich, wo hei dorute kümmt, hei ward dat woll so maken as de annern Mannslüd' all.« – Worüm hei den Abend up dat Sloß kamen wir? – »Up dat Sloß kamen vel Lüd' un luter ehrliche Lüd', mit Utnam von de, de de Schandoren bringen; un wenn ick mi dorüm kümmern sall, wat de all vörhewwen, denn künn de Herzog mi tau'n Amtshauptmann maken, un de Herr Amtshauptmann künn denn de Käk besorgen.« – Worüm de Uhrkenmaker den Abend nich tau Hus gahn wir? – »Wil dat en Weder was, worin einer keinen Hund ut de Dör jagt, vel weniger en Christenminschen, un ick holl den [116] Mann vörlöpig för en Christen, wenn ok för keinen richtigen, denn as ick man hürt heww, geiht hei des Nachts up de Hasenjagd – worüm nich bi Dag' as anner Lüd'? –, un denn bedeint hei sick en Hüker mit einen Bein, den hei sick hin'nwarts ansnallen deiht, un jeder anner Christenminsch sitt up en Hüker mit drei Beinen, un hei hett uns' Korlin tau dese appeldwatsche Mod' up de Melkenrägel verführen wullt, sei hett em äwer deint: wenn dat Mod' in sinen Lan'n wir, so künn hei jo mit den Pal achterut herümme lopen, sei wull nich den Ulenspeigel up de Rägel afgewen.« – Worüm sei äwer den Uhrkenmaker heimlich in ehr Stuw' upnamen hadd? – Hir sweg Mamsell Westphalen still, dat Blaud schot ehr gläugnig in dat Gesicht äwer de Utverschamtheit von den französchen Kirl; dat was de Frag', de ehr up de Flucht un up den Rökerbähn drewen hadd; äwer as sei in ehre würkliche Herzensnot nah 'ne Antwurt söcht, kamm ehr Hülp. Fik Besserdichs un Korlin drängten sick an ehr ranne un schoten nu los: dat wiren Lägen! Dat wiren utgestunkene Lägen! Un sei wullen't beswören. Ehr Mamselling hadd bi ehr slapen, un sei wullen't den Herrn Amtshauptmann seggen. Un wenn't so losgahn süll, denn künn't ehrentwegen losgahn. – Dat würd en gruglichen Larm, un wenn de Auditör knapp Rauh stifft hadd, denn gungen sei wedder los mit spitze Redensorten, bet endlich de ganze Gesellschaft rute bröcht würd.

»Fru Meistern«, säd Mamsell Westphalen nahsten tau de Wewerfru Stahlen, »Sei weiten, ick heww mi ümmer argert äwer Fik Besserdichs ehr loses Mulwark; äwer kein Gottesengel kunn mi in desen Ogenblick truer tau Sid stahn as sei mit ehr Zaustern. Fru Meistern, de Minsch sall dat nich verachten, wat em tau Tiden unbequem is, wer weit, wotau hei't bruken kann, un dortau hürt en gaud Mundwark, un dorbi bliw ick. Un gedenken will ick't de Dirn.«

12. Kapitel
[117] Dat twölfte Kapittel

Worüm de Herr Amtshauptmann un de französche Oberst sick binah küßt hadden; worüm min Mutting den Herrn Amtshauptmann an den Rock zuppen un de korsikanische Lindworm minen Vader un minen Unkel Hers' wegslepen ded.


As de Herr Amtshauptmann ut de Gerichtsstuw' gung, gung hei snurstracks nah de anner Sid von de Däl nah en Flag, wo hei vörher un nahher oftmals kamen is, nah de Stuw' von min Mutting – denn wi wahnten in dat Rathus.

Min leiw' Mutting satt un neiht, un wi Gören spelten üm ehr rüm; denn wat is so'ne Gören weg? Sei äwer was beängstlich un trurig, still satt sei dor un hürte villicht den Larm gor nich, den wi üm ehr makten; sei wüßt villicht noch gor nicks von den slimmen Handel, worin min Vader satt, denn't was nich sin Sak, sin Drangsal hiddlich tau vertellen; äwer mit 'ne gaude Fru hett dat 'ne eigene Bewandnis: weit en düchtig Mann glik up de Städ', woher de Wind weiht, so weit 'ne gaude Fru all lang' vörher, dat wat in de Luft is.

De oll Herr kamm also tau ehr in de Stuw' rin un säd: »Gun Morrn, min Herzenskindting! Wo geiht Sei dat? Vele Unrauh mit dat oll Franzosenvolk! Ne, wat denn?« – Min Mutting höll em de Hand entgegen, denn sei höll vel von den ollen ihrenwirten Mann, de so männig Stun'n bi ehr satt un mit Wisheit un Rechtfarigkeit de Erfohrungen von sine grisen Hor vör ehr utschüdden ded un de doch lewig un lustig naug was, dat dor hen un wenn en beten Puder mang stöhmt, wenn hei von sine Jenenser Studententid vertellen ded, wo hei un sin Brauder, Adolf Didrich – »de Professer juris utriusque in Rostock, min Herzenskindting« – in den Amicistenorden rümme wirkt hadden. Min Mutting höll em de Hand entgegen, denn upstahn kunn sei nich, sei was lahm in 'ne swere Krankheit worden, un ick heww sei nich anners kennt, as dat sei in ehre gauden Tiden up en Staul satt un neiht, so flitig, so flitig, as wiren ehr armen swacken Hän'n gesund, un dat sei in ehre slimmen Tiden tau Bedd lagg un unner Weihdag' in de Bäuker les'. Wat dat för Bäuker wiren, weit ick nich [118] mihr; äwer Romanen wiren't nich, un dat weit ick blot, dat den ollen Herrn Amtshauptmann sin Mark Aurel dor mitunner lep, denn ick müßt em hen un her dragen.

Frugenslüd' bang' maken was nu den ollen Herrn sin Sak nich, un staats von den Truwel in de Gerichtsstuw' tau reden, fung hei leiwer mit dat slichte Weder an un makte grad 'ne kortfarige Beschriwung von de Pütten up den Stemhäger Mark – denn de was dunn noch nich ni dämmt –, as de Dör upgung un de französche Oberst rinne kamm. De makte min Mutting en korten Gruß un gung an den Herrn Amtshauptmann ran; wi Gören leten uns' Spelwark un kröpen in de Abeneck up einen Kluten tausam as de Häuhner, wenn de Häwk in de Luft is, un mägen jo woll dacht hewwen: »wo dit woll möt?« Datsülwige dacht min Mutting ok woll, denn sei kek den ollen Herrn so beängstlich an, wil dat in sin Angesicht so 'ne irnsthaft vörnehme Min kamm, de sei an em nich gewennt was. Den Franzosen let dat äwer gor nich barsch, un in sine Utred was 'ne fründliche Höflichkeit, as hei den ollen Herrn frog: »Üm Vergebung, ick hürt eben in de Gerichtsstuw den Namen ›Wewer‹, heiten Sei Wewer?« – »Jochen Hinrich Wewer«, säd de Oll kort un stunn grad as en Pal. – »Heww'n Sei nich en Brauder, de Adolf Didrich heit?« – »Adolf Didrich, Professer in Rostock«, antwurt't de oll Herr un rögte kein Glid. – »Herr Amtshauptmann«, säd de Franzos' un reckt de beiden Hän'n em entgegen, »laten S' vergeten sin, wat hüt morrn tüschen uns passiert is, Sei gahn mi neger an, as Sei glöwen. Ick heww up Ehren Stock en Namen lesen, de mi deip in't Hart schrewen is. Seihn S' hir: ›Renatus von Toll‹.« – »Un den Mann kennen Sei?« frog de oll Herr, un't was, as wenn in sin Gesicht en helles Morgenrot upgüng. – »Wat wull ick nich!« säd de Oberst, »'t is jo min Vader.« – »Mann!« säd de oll Herr, »Mann, ne, wat denn? Wat denn?« un schow den Obersten en En'n lang von sick t'rügg un kek em in de Ogen, »Sei Renatus von Tollen sin Sähn?« – »Ja, un hei hett mi oftmals un vel von sin besten Frün'n vertellt, von de beiden Wewers, von de beiden langen Meckelbörger.« – [119] »Min Herzenskindting«, rep de oll Herr un wen'nt sick an min Mutting, »von wen heww ick Sei vertellt, am meisten vertellt? Ne, wat denn? Von den braven Westfälinger, von den Renatus?« – Min Mutting nickt mit den Kopp, denn de Freud von den ollen Herrn hadd so wat an sick, wat ehr de Tranen in de Ogen bröcht, un wi dummen Gören kröpen ok achter'n Aben rut un würden drister, un't was uns tau Maud', as wenn Mutterbraudersähn tau Hus kamen wir. – »Jüngschen, Jüngschen!« rep de oll Herr, »ick hadd Sei kennen müßt, wenn de verdammte französche Unneform ... Ne, laten S' sin! Dat wull ick nich seggen«, set't hei rasch hentau, as hei gewohr würd, dat den Obersten dat Blaud in't Gesicht schot. »Seggen S' mal, Kindting, hett Ehr Vader noch de hellen, brunen Ogen? Ne, wat denn? Hett hei noch de krusen, brunen Hor? Ne, wat denn? – Ein prächtiger Mensch, mein Herzenskindting!« säd hei tau min Mutting, »ein Mensch, dem unser Herrgott den Mann auf die Stirn geschrieben hat!« – De Oberst säd denn nu, de brunen Ogen wiren woll noch dor; äwer de brunen Hor wiren ok all verblaßt. – »Wohr! wohr!« säd de Herr Amtshauptmann, »dat möt woll so sin, Adolf Didrichen sin sünd ok all gris. – Äwer nu, min Herzenskindting, nu kamen S' mit mi nah dat Sloß heruppe un bliwen S' 'ne Tidlang bi mi. Weiß Gott, dit is dat irstemal, dat ick en französchen Offezier inlad, bi mi tau bliwen. Äwer Sei sünd jo eigentlich kein französche Offezier, Sei sünd jo en Dütscher. Der Sohn von Renatus von Toll kann nur ein braver Deutscher sein, min Herzenskindting«, säd hei un wen'nt sick dorbi an min Mutting, »ne, wat denn?« – Min Mutting, de sach, wo dat den Obersten bi den ollen Herrn sine Red heit un kolt äwergot, winkt em un plinkt em, äwer vergews; un as hei nu bi de letzte Frag ehr neger kamm, treckt sei em sacht an den Rock, dat hei swigen süll. – De oll Herr wen'nt sick dorbi kort üm un frog: »Min Herzenskindting, wat zuppen Sei mi?« – Nu was de Reih, rod tau warden, an min Mutting. De Oberst hadd sick äwer währenddeß fat't, hei makte min Mutting so'n halwen Diner tau un säd [120] irnst un fast tau den ollen Herrn: »Herr Amtshauptmann, Ehre Inladung möt ick utslagen, denn in 'ne halwe Stun'n möt ick marschieren, un wat dese Unneform anbedröppt, de Sei nich geföllt, ok nich gefallen kann – ick will dat taugewen –, so kann ick sei nich dordörch beschimpen, dat ick sei in de Stun'n von de Gefohr uttreck. Sei seggen, ick bün en Dütscher, min Vaders Sähn möt en Dütscher sin – Sei hewwen recht –, äwer wenn Sei mi en Verbreken dorut maken will'n, dat ick up de anner Sid stah, denn schuwen Sei mi dat nich in't Gewissen, sondern minen Landsherrn. As ick Soldat würd, stunn de Kurfürst von Köln in en Verbündnis mit den Kaiser, un as ick vör vir Johren nah Spanjen gahn müßt, lagg ganz Dütschland mit all sin Fürsten em tau Fäuten. Sit drei Wochen bün ick t'rügg ut Spanjen un finn Dütschland anners, as dat was; wat mi dor dörch den Kopp un dörch't Hart gahn is, is min Sak, un wenn ick doräwer mit 'ne Minschenseel reden süll, denn künn't blot mit minen Vader gescheihn; för den besten Jugendfründ von minen Vader möt dat naug sin, 't is mihr, as ick meindag' tau einen annern Minschen in dese Angelegenheit redt heww.«

De oll Herr stunn wildeß vör em un kek em fast in de Ogen un schüddelt denn un wenn den Kopp; äwer as hei gewohr würd, dat äwer den Obersten sin Gesicht so'n rechten truhartigen Irnst lagg, dunn söchten sin Ogen en anner Flag, un as de Oberst sin Red' slot, säd hei: »Das ist denn eine andere Sache!« un dreiht sick nah min Mutting üm un säd: »Min Herzenskindting, ne, wat denn? De Mann hett recht. Renatus von Tollen sin Sähn hett recht. Blot schad, dat hei recht hett!« un fot den Obersten an de Hand: »Min leiwe junge Fründ, un hir bliwen känen Sei nich?« Un as de Oberst em versäkert, dat wir unmöglich, röp hei mi: »Fritz«, säd hei, »Jung', du kannst all en Gewarw bestellen, lop nah Neiting, nah de Fru Amtshauptmannen, un segg ehr, sei sall runner kamen, hier wäre ein erfreuliches Ereignis eingetreten, hürst du!, ein erfreuliches Ereignis. – Süs ängstigt sei sick, min Herzenskindting«, säd hei tau min Mutting.

[121] Na, ick löp denn nu, wat ick kunn, nah dat Sloß ruppe, an't wohrt ok nich lang', dunn gung de Fru Amtshauptmannen neben mi, still un sacht, as ehr Mod' was, un ick hüppt as en Wepstart üm ehr rümmer, dat sei naug tau dauhn hadd, mi vör Pird un Wagen in acht tau nemen.

As wi äwer den Mark gungen, rüst'ten de Franzosen stark taum Afmarsch, de Kanonen höllen anspannt dor, un dat Batteljon stunn in Reih un Glid, un ein kunn seihn, dat dat losgahn süll. De Fru Amtshauptmannen gung in't Rathus, süll äwer nich wid kamen, denn up de Dehl würd sei von Mamsell Westphalen un de beiden Dirns upgrepen, un ihre sei sick dat versach, stunn sei midden in dat Klugen von Mürder un Dodslägers, bi Bäcker Witten un Droin un Möller Vossen, un jeder vertellt ehr sin Sak, un üm dit Klugen wickelten sick nu noch Herr Droin sin Fru un Kinner mit Bidden un Rohren, un de Fru Meistern Stahlen hadd Mamsell Westphalen hinnen in den Rockquedder fat't un hadd sick, as wull de oll Dam in't Water springen un sei süll sei vör den Sülwstmurd bewohren. Bäcker Witt schot noch af un an einen Spitzbauwen los, äwer't was man noch 'ne halwe Pulwerladung in em, un as hei dat Jammern von den Uhrkenmaker sin Fru wohr würd, föll em sin eigen Husstand in, un hei röp mi: »Fritzing«, säd hei, »lop räwer nah minen Hus', min Jünging, sallst ok en Zuckerkringel hewwen, un raup minen Jehann an min Dochter, wat de Strüwingken is, un segg ehr, sei süllen räwer kamen, denn de Spitzbauwen-Franzosen würden mi nu ok woll mitnemen in ehr gottvergetenes Land, as sei't vördem all mit min fiwjöhrig brun Fahlen makt hadden.«

Ick bestellt dat Gewarw, un as ick mit Jehannen un de Strüwingken un den Zuckerkringel taurügg kamm, höll Möller Vossen sin Vedder Hinrich mit de oll Möllerfru un Fiken Vossen vör den Rathus up Hinrichen sinen Wagen, denn de Armeeschandoren hadden sick tauletzt doch richtig nah de Gielowsch Mähl dörchfäuhlt un hadden dor dat ganze Nest utnamen.

[122] Nu gung denn up't Frisch dat Jammern un Rohren los, un de einzigst, de ruhig blew, was Fiken. Sei frog ehren Vader sachten: »Hest du dat Geld afgewen?« – De oll Möller wis'te up de Gerichtsstuw' un säd: »Dor ligg't.« – »Vatting, denn wes' man getrost, uns' Herrgott ward di nich verraten.«

Min Vader was in de ganze Tid still för sick up de Dehl up un dal gahn, in em müßt dat woll nich ruhig wesen, denn männigmal stunn hei still un fohrt sick in de Hor, wenn hei dat Jammern von de Frugenslüd' anhüren ded, un einmal gung hei an Herr Droin ranne un säd: hei süll sick nich ängsten, för em wir dat nich so slimm. Herr Droi nickte mit den Kopp un säd: »Bong!«, würd en ganzen Toll gröter, reckt den einen Bein nah vör un set'te getrost den Arm in de Sid.

Nu müßt jo woll so wid allens in de Reih sin, denn de Adjudant röp den Obersten ut min Mutting ehr Stuw', un as de herute kamm, hadd hei 'ne vel fründlichere Mien upset't un gung mit den Herrn Amtshauptmann an de Gefangenen ran un ordniert dat an, dat Mamsell Westphalen un de beiden Dirns in Friheit set't warden süllen, un Mamsell Westphalen dükerte dreimal mit ein Knix unner un säd: »Ick bedank mi ok, Herr Oberst von Toll.« – De Herr Amtshauptmann kreg sin leiwe Fru in den Hümpel tau seihn un makte de ok fri, un wildeß, dat hei sei den Obersten vörstellen ded un ehr vertellt, wat sick begewen hadd, kummandierte de Adjudant: Marsch!, un Möller Voß, Bäcker Witt un Herr Droi süllen rute bröcht warden. Den Möller sin Fiken hadd ehren Vater an den Arm fat't un wull nich von em laten, un as sei mit Gewalt von em reten würd, blew sei ganz ruhig un säd: »Vatting, wo sei di ok henbringen warden, ick bliw doch bi di.« – Mit den ollen Bäcker gung dat lichter, hei spuckte dreimal kort ut, schot en por Spitzbauwen up Gewinn un Verlust in de Luft, säd Jehannen kort von de Wirtschaft Bescheid un gung ut de Dör; äwer mit den Uhrkenmaker was dat slimmer, sin Fru un sin lütten Gören hungen an em un jammerten up dütsch un französch, dat dat en Stein erbarmen müggt. [123] Nu kunn't min Vader nich länger uthollen, hei tred vör un frog, weswegen de Uhrkenmaker gefangen wegführt warden süll? De Mann wir en ansässiger Börger, de sick sindag' nich wat hadd tau Schulden kamen laten. Dorut, dat hei baben up den Sloß de Nacht slapen hadd, künn em nüms en Verbreken maken, denn de Herr Oberst un de Herr Adjudant hadden jo ok baben slapen, un dat hei 'ne französche Unneform hadd, wir natürlich, wil hei unner de Franzosen deint hadd, und dat hei sei denn un wenn antrecken ded, dat künnen em de Franzosen man gaud nemen, denn de Mann bewis'te dordörch, dat hei noch mit Lust un Leiw' an de Tid dacht, wo hei sei in ehre Reihen dragen hadd. – Hei hadd de Uniform mißbrukt! schreg de Adjudant dortwischen. – Dat wir nich wohr! rep min Oll, dat wir kein Mißbruk, wenn einer sick dörch 'ne unschüllige List Röwers un Spitzbauwen von'n Liw' höll, un de Bewis, dat sei mit so'ne Raß tau dauhn hadd hadden, leg in den Franzosen sinen Mantelsack.

De Adjudant kek minen Ollen gnittig un giftig an, as hadd hei em girn eins mit den Degen versetzen müggt. De Oberst tred heran mit en Gesicht, worin en ganzes Dunnerwetter heruppe tog, un winkte mit de Hand, den Uhrkenmaker aftauführen; äwer min Oll, bi den dat krus' En'n ganz herute kamen was, sprung vör un röp: »Holt! de Mann is unschüllig, un wenn hir einer Schuld hett, denn bün ick dat, denn up min Geheit un Befehl hett de Mann dat Stück utäuwt. Wenn hir einer arretiert warden sall, denn bün ick dat.« – »Kann gescheihn!« säd de Oberst kolt. »Lat't den Mann los un nemt desen hir!« – »Min Herzenskindting«, röp de Herr Amtshauptmann, »wat dauhn Sei?« – »Mine Pflicht, Herr Amtshauptmann«, säd de Oberst un gaww em de Hand. »Lewen Sei woll, Herr Amtshauptmann, min Tid is üm!« Dormit gung hei ut den Hus'.

De ganze Sak gung so rasch vör sick, dat de meisten gor nich wüßten, wovon de Red' was; ick am allerwenigsten, denn ick was man noch en lütten Dummbort; äwer ick verstunn doch all so vel, dat mi klor würd: min Vader hadd sick wat in de [124] Supp brockt un set dor nu ganz nüdlich in. Ick fung denn nu natürlich an tau rohren, un as de lütten Drois ehr Tranen drögen deden, lepen min de Backen dal. Ick drängte mi achter minen Vader her, as hei nah de Strat rute schawen würd; ok de Herr Amtshauptmann folgte. »Herr Amtshauptmann«, säd de Oll, »trösten S' min arme Fru! Un du, Fritz«, röp hei mit tau, »hal mi minen Haut.« – Ick lep rin un halte den Haut, un as ick em den bröcht, böhrt hei mi up un gaww mi en Kuß un säd mi in't Uhr: »Segg Mutting, ick wir bald wedder hir.«

Nu gung de Tog denn af, twei Mann vör, twei Mann hin'n un in de Midd Möller Voß, Bäcker Witt un min Vader. As sei an dat Sprüttenschur vörbi kemen, gung de Dör up, un wer kamm rut? Min Unkel Hers', ok mit twei Mann, denn den hadd de Kanonen-Oberst vörlöpig dor inspunnen laten von wegen dat Utritschen von de Buren.

»Mein Gott!« säd min Oll, »Herr Ratsherr wat is dat mit Sei?« – »För't Vaderland, Herr Burmeister«, röp min Unkel Hers'; »ick heww mi mit Mamsell Westphalen in 'ne Verswörung inlaten, un nu hett mi de korsikanische Lindworm in sine Krallen; äwer eigentlich is't wegen Möller Vossen sin Fuhrwark un de ollen slusuhrigen Buren.« – Sei vertellten sick nu in'n korten ehr Geschicht, un min Unkel Hers' gung mit sinen Dreimaster un sinen bunten Kragen so statsch de Strat hendal, as kummandiert hei dat Ganze. Min Unkel Hers' was kein Bangbüx, hei fürcht sick nich, hei höll dit för sinen grötsten Ihrendag, un as wir hei in de Nacht nah den Regen twei Toll länger schaten, gung hei hoch utgereckt de Bramborgsch Strat entlang un grüßte nah rechts un nah links, nah Juden un Christen, un plinkte den Sprüttenmeister Tröpner mit de Ogen tau, hei süll jo nich verraden, wat hei wüßt, un läd den Finger up den Mund, as hei bi Jud' Salomonnen vörbi gung, taum Teiken, dat hei swigen süll, un knapp was hei ut dat Dur rute, dunn vertellte oll Wewer Stahlsch allenthalben, den Herrn Ratsherrn hadden de Franzosen mitnamen, sei wollen ut em en General maken; de annern würden äwer woll uphängt warden.

13. Kapitel
[125] Dat drütteihnte Kapittel

Worüm Fritz Sahlmann in den Dreck föll, Schauster Bank einen mit den Flintenkolben kreg, de Herr Ratsherr Hers' all de Mählen in den ganzen Lan'n ansticken will, un worüm de König von Preußen för den Herrn Ratsherrn ümmer en Kuwert bereit höllt.


As uns' Gefangen ut dat Bramborgsch Dur kemen, marschierten sei mit ehre twei Mann hin'n un twei Mann vörn äwer den Amtsbrink den ollen Bramborgschen Weg entlang – denn Schasseen gaww dat dunn noch nich in Meckelborg –, un as sei in den Hollweg kemen, de den Mählenbarg ruppe gung, den de Stemhäger Börgers den »Pirddod« un ok woll »dat Hals-un Bein-En'n« näumen deden, kummandiert de Wachtmannschaft »Holt!«, denn wider gung't abslutenmang nich. Dat ganze Kanonen-Fuhrwark lagg in den Hollweg un was dor tau Senk drewen, un wenn alle Pird ut Stadt un Amt, de nu nich dor wiren, taum Vörspann bi de Hand west wiren, sei hadden desen Klumpen Unglück nich ut den Leim kregen. Dor seten nu de Franzosen un futerten un ßackerierten. De Daglöhners ut de Stadt un von den Amtsbrink würden mit Hack un Schüpp heranne slept, un frische Pird würden ut dat Ritterschaftlich, ut Jürnsdörp un Klaukow ranne kummandiert, un dorbi regent dat, dat nüms en drögen Faden an'n Liw' behöll. »Vader Voß«, seggt Bäcker Witt, »wat's dit för'n Regen!« – »Schön Weder för'n laten Gasten«, seggt oll Voß, »wenn ein all wecken sei't hett.« – »Ick kann min Hemd all utwringen«, seggt de Bäcker. – »Un mi lopen bi lütten de Stäwel all vull«, seggt de Möller. – »Herr Burmeister, stellen S' sick achter minen Mantel in de Schuling«, seggt min Unkel Hers' un makt sick noch en beten breider, as hei von Natur all was, »ick freu' mi man, dat dese Tyrannen-Knechte ok dörch un dörch natt warden.« – Min Vader stellte sick achter den Mantel, säd äwer nicks, denn hei hadd wat in't Og fat't.

Baben up de Burd von den Hollweg stunnen allerlei Lüd', Daglöhners un Knechts un Börgers ut Stemhagen, de trotz [126] Regen un Unweder ut Niglichkeit un Mitgefäuhl achter den Tog an gahn wiren, un mang desen Hümpel krop Fritz Sahlmann hen un her un vertellte den einen un den annern, de't noch nich wüßt, den ganzen Hergang von de Sak. As min Oll em gewohr würd, stunn hei grad bi den ollen Inspekter Nicolai ut Jürnsdörp, de tau Pird kamen was un mit de Franzosen riden müßt, dormit sei em sine Hofpird nich för ümmer mitnemen. – De oll Inspekter Nicolai was en sihr gauden Fründ von minen Vader, un as em Fritz Sahlmann sinen Strämel vertellt hadd, kunn min Oll dütlich seihn, wo em de oll Inspekter taunicken ded un den Jungen wat in't Uhr säd. Fritz Sahlmann stek nu de Hän'n in de Tasch un fläut't sick wat un fläut't sick an de Burd heran un fläut't sick de Burd herunner, un as hei binah unnen was, hackt hei mit Geschicklichkeit achter 'ne Wörtel von 'ne olle Wid' un snuwwelte ganz natürlich up de Gefangenen los, un as hei dicht bi minen Ollen was, föll hei, as künn't gor nich anners sin, in den Dreck. Min Vader bückt sick dal un böhrt em tau Höcht. »Passen S' up dat Pird«, säd de Jung', würd äwer ok glik von de Franzosen ut den Kreis jagt un klattert de Burd wedder ruppe.

Was min Oll all vördem hallweg upmarksam up den Inspekter un den Jungen, so würd hei dat nu noch mihr. Hei sach, wo de oll Nikolai von't Pird steg, mit sin Ridpitsch klappt un sei Fritz Sahlmannen in de Hand gaww; wo de Jung' nu mit dat Pird an tau ledden fung, ümmer up un dal, äwer ümmer dichter an de Burd, bet hei endlich achter 'ne olle Wid' still höll, as wull hei dor Schutz gegen den Regen säuken. Von hir ut makte hei den Ollen en Teiken, un de Oll, de in den Schutz von Ratsherr Hersen sinen breiden Puckel stunn, ded, as wenn hei sich dat Water von den Haut schüdden wull, un swenkt em dreimal tau.

'ne lütte Wil hadd dat wohrt, dunn kamm üm den Ümswang, wo de Ivenacker Weg in de Bramborgsch Landstrat rinne bögt, 'ne grote Kutsch antauführen, dor satt en General in, de de Nacht bi den Ivenacker Grafen in Quartier legen hadd, [127] de führte ok den Hollweg ruppe, un as sei an dat Flag kamm, wo de Transport hacken ded, kamm dor 'ne Unordnung in de Soldaten, sei müßten de Kutsch ut den Weg' gahn, un knapp würd min Oll dat gewohr, dunn flog hei, as ut 'ne Pistol schaten, achter den Ratsherr sinen Mantel rute up jennsid von de Kutsch, de Burd tau Höcht, achter de olle Wid', ret Fritz Sahlmannen Pitsch un Tägel ut de Hand, rup up de Mähr un – hest du nich seihn! – den Barg hendal.

»Föh! Föh!« schrie'ten de Franzosen, »knack! knack!« säden de Hahns, un »Kasten!« antwurte dat oll Füerslott, denn de Pulwer was so natt as oll Wewer Stahlsch ehr Koffesatz.

En lütten Ogenblick was dat, as de Stemhäger Börgers ehren Burmeister so äwer dat Feld un de Grabens henbösten segen, as wull'n sei em en lustig Hurrah nahraupen, un Schauster Bank fung all an: »Uns' Herr Burmeister viv ...«, as em en französchen Flintenkolben tüschen de Schullern set't würd, dat hei blot desen Wink tau folgen brukt, üm in de grötste Geswindigkeit unnen an den Barg antaukamen, de annern folgten denn, un in'n Ümseihn was de Burd leddig bet up den Inspekter Nicolai, de sick an 'ne Wid' lehnt hadd un dor in alle Rauh sin Pip Toback rokte. Hadd dat nu keiner bemarkt, dat hei tau Pird ankamen was, oder hadden de Franzosen utdrücklich seihn, dat hei nicks mit den Handel tau dauhn hatt hadd, wil dat hei wid von sin Pird afstunn; genaug, em würd nicks seggt. De drei äwrigen Gefangen äwer kregen duwwelte Wachen un würden ut den Hollweg up't fri Feld ruppe bröcht un von dor, wil dat doch en beten bet in'n Drögen was, unner de oll Buckmähl, von de de Barg den Namen hett.

Hir seten sei nu Rügg' an Rügg' up en Mählenstein un kalennerten. »För den Burmeister is't gaud«, säd oll Witt un kämmt sick dat natte Hor mit den missingschen Kamm achter äwer, »dat hei up so'ne Wis' fri kamen is, äwer för uns is't slimm, denn nu sünd wi as de Immen ahn Wiser. Hei hadd uns doch woll am En'n noch fri kregen.« – »Je, Vadder, wat wull dat nich«, säd de oll Möller Voß un nickte den Inspekter[128] Nicolai tau, de sick ok unner de Mähl stellen würd. – »Hm!« smet min Unkel Hers' dormang, »Meister Witt, in städtsche Angelegenheiten weit hei Bescheid, dat strid ick em nich af; äwer in Kriegsangelegenheiten, wat dat Militörische anbedrapen deiht, dor hett hei sick sindag' nich üm bekümmert, dor weit hei grad so vel von, as ... as ...« – »As Sei un ick, Herr Ratsherr«, säd oll Möller Voß, ahn sick wider wat dorbi tau denken. – »Möller Voß«, säd de Herr Ratsherr un richt't sick en Enning höger, »jederred von sick un nich von den annern. Wat Sei dorvon verstahn, dat weiten Sei sid gistern nahmiddag, denn Sei un de oll Amtshauptmann un de Burmeister hewwen uns in de Sak rinne fidelt, un wenn ick nich dormang kamen wir, denn set oll Mamsell Westphalen hir ok up den Stein un klapperte mit de Tähnen. Wat ick dorvon verstah, dat will ick Sei bald wisen. Kennen Sei Jahnen?« – »Meinen Sei den ollen Jahn von de Peenhüser, de mine Fru de Pött beknütten deiht?« – »Ih, wo! Turn-Jahnen mein ick, de up Stun'ns in Berlin is, Kolloffen in Lukow sinen Swager.« – »Ne, de Mann is mi nich bekannt.« – »Na, denn hüren S'. Des' Turnjahn geiht mal mit en Studenten in Berlin de Strat entlang un kümmt nah't Bramborgsch Dur – denn de Berliner hewwen ebensogaud en Bramborgsch Dur as wi Stemhäger – un wis't dor baben ruppe, wo de Sigsgöttin süs stahn hett, de de Franzosen mitnamen hewwen, un fröggt den Studenten, wat hei sick dorbi denken deiht. – Nicks, seggt de. – Swabb! haut hei em an den Hals.« – »Dat was drist«, seggt Möller Voß. – »Ja, Herr Ratsherr«, seggt oll Witt, »mi sitt de oll Hand ok verdeuwelt los, äwer ...« – »So lat't mi doch utvertellen!« seggt min Unkel Hers'. »Musche Nüdling, säd Turnjahn tau den Studenten, as de sick äwer de Mulschell stark verstutzen ded, dit is en Denkzettel för't Nicksdenken. Du haddst di dorbi denken müßt, dat wi de Sigsgöttin uns ut Paris wedder halen möten.« – »Ja, äwerst ...«, seggt Witt. – »Dat's denn doch, äwerst ...«, seggt de Möller. – De Herr Ratsherr let sei äwer nich tau Wurd kamen un wen'nt sick an den Möller: »Nu frag ick Sei, Möller Voß, wenn Sei sick dese [129] Mähl so anseihn, wat denken Sei sick dorbi?« – »Herr Ratsherr«, seggt Möller Voß un steiht up un stellt sick en beten ut de Firn, »Herr Ratsherr, Sei warden mi doch nich so traktieren?« – »Ick frag blot, Möller Voß, wat denken Sei sick dorbi?« – »Je«, seggt de Möller un kickt de Mähl in de Höcht, »wat sall ick mi dorbi denken? Ick denk, dat dat 'ne olle Huk is un dat sei äwer Frühjohr nige Flägel hewwen möt un dat, wenn de Stein baben nich beter sünd as de, de hir unnen liggt, de Stemhäger verdeuwelt velen Sand mit ehr Mehl verzehren möten.« – »Un dorin hest du recht, Vadder«, seggt de Bäcker. »Un dorin hett hei unrecht«, röppt min Unkel Hers', »wenn hei richtig antwurt't hadd, denn hadd hei seggen müßt: sei möt anstickt warden. Un sei ward anstickt warden; all de Mählen in'n ganzen Lan'n möten anstickt warden.« Un dormit stunn hei up un gung mit groten Schritten üm den Mählenstein herüm. – »Gott sall uns bewohren!« seggt Möller Voß, »wer sall dese Schanddaht utäuwen?« – »Ick!« säd min Unkel Hers' un slog sick för de Bost un gung neger an de beiden ran, de gor nich wüßten, wo ehr geschach, un flustert ehr tau: »Wenn de Landstorm losbreckt, denn stek wi all de Mählen as Füerteiken an; en Fanal nennt einer dat, un de beste Bewis, dat ji nicks von den Krig verstaht, is, dat ji nich mal weit't, wat en Fanal is.« – »Herr Ratsherr«, seggt Möller Voß, »'t is mi ganz egal, ob dat en Fanal oder en Kanal oder süs en annern Aal is; wer mi min Watermähl ansteckt, de kann sick up wat gefaßt maken.« – »Buckmählen, Windmählen mein ick, Möller Voß; wer seggt denn von Watermählen? Watermählen liggen in de Grund un brennen nich. Un nu frag ick jug, hett de Burmeister woll de Kenntnis un de Kurasch', in Krigstiden so tau handeln as ick?« – »Dat hei Mählen anstecken will, hett hei nich seggt«, säd de Bäcker un kek den Herrn Ratsherrn en beten sihr ungewiß an, as wenn hei nich wüßt, ob dat Irnst oder Spaß sin süll. – »Min leiw' Witt, Sei kiken mi an as de Kauh dat nige Dur; Sei wunnern sick äwer mi un denken: Wat will so'n Stemhäger Ratsherr? Wat weit de von Krigskunst? Min leiw' Witt, Sei [130] kneden Ehren Deig mit de Füst in'n Backeltrog, ick kned minen mit Äwerleggung in'n Kopp. Wenn ick henstellt wir, wo ick henhürt, denn stünn ick vör'n König von Preußen un redt mit den Mann. ›Majestät‹, säd ick, ›sünd woll en beten sihr in Verlegenheit?‹ – ›Wat wull ick nich, Herr Ratsherr‹, seggt hei, ›dat Geld is mi up Stun'ns hellschen knapp.‹ – ›Wider nicks?‹ segg ick. ›Dat's Kleinigkeit! Gewen S' mi blot 'ne Vullmacht, dat ick dauhn kann, wat ick will‹ – licentia poetica heit dat up Latinsch, Möller Voß – ›un ein Regiment Garde-Granedier.‹ – ›De sälen Sei hewwen, min leiw' Herr Ratsherr‹, seggt de König, un ick lat de ganze Judenschaft ut all sinen Staaten up den Sloßhof in Berlin tausamen kamen, beset't dat Sloß mit min Gardegranedier un stell mi an de Spitz von ein Kumpani un marschier dormit in den Sloßhof. ›Sid ji nu all dor?‹ frag ick de Juden. – ›Ja‹, seggen sei. – ›Will'n ji nu friwillig‹, segg ick tau de Juden, ›de Hälft von jug Vermägen up den Altor des Vaterlandes opfern?‹ – ›Dat kän' wi nich‹, seggt de ein, ›denn sünd wir rungeniert.‹ – ›Will'n ji, oder will'n ji nich?‹ frag ick. ›Achtung!‹ kummandier ick. – ›Herr Ratsherr‹, seggt en anner, ›nemen S' en Virtel.‹ – ›Keinen Gröschen unner de Hälft‹, segg ick. ›Macht euch fertig!‹ – ›Wi will'n jo!‹ schrigen de Juden. – ›Schön!‹ segg ick. ›Denn gah nu jeder enzeln ruppe nah den witten Saal, dor sitt des Königs Majestät up den Thron, un dor legg ein jeder sin Geld vor die Stufen des Thrones.‹ – Wenn sei all ruppe west sünd, gah ick ok rup. ›Na‹, segg ick, ›Majestät, wo's 't nu?‹ – ›Wunderschön, min leiw' Herr Ratsherr!‹ seggt hei. ›Wenn't anner all so wir!‹ – ›Dat will wi woll krigen!‹ segg ick. ›Gewen S' mi blot en Stückener twintig Regimenter Infanterie, teihn Regimenter Kavallerie un so vel Kanonen, as Sei up Städ's grad missen känen.‹ – ›De sälen Sei hewwen‹, seggt de König. – ›Schön!‹ segg ick un marschier mit min Soldaten af, ümmer dörch Wischen un Bräuker un jung' Dannenschonungen, Flanken stets gedeckt. Ick smit mi up Hamborg; den Prinzen Eckmühl äwerfall ick, hei ward vör mi bröcht. ›Bugt mi mal en rechten hogen Galgen!‹ segg ick. – ›Gnade!‹ [131] seggt hei. – ›Nicks dor‹, segg ick, ›von Gnad'! Dat's dorför, dat du hest Herzog von Meckelborg warden wullt.‹« – »Ick bidd Sei üm Gottes willen, Herr Ratsherr«, seggt Möller Voß, »reden S' sick un uns nich üm den Hals, bedenken S' blot, wenn de Kirls dorvon wat verstün'n.« – »Dat wir der Deuwel!« säd min Unkel Hers' un kek de Franzosen de Reih lang an, doch as hei sach, dat sei nich Achtung up em gewen, säd hei: »Sei sünd 'ne olle Bangbüx, Möller Voß. De Kirls verstahn kein Plattdütsch. – Also: ick häng em up un treck mi linksch in't Hannöwersch rin un fall em sülwst, den Korsikan ... – na, ji weit't, wen ick mein – in den Rüggen. Dat anner is all dumm Tüg; in'n Rüggen fallen is de Hauptsak. – 'ne grote Slacht! Föfteihndusend Gefangen! Hei schickt mi 'n Trumpeter: ›Waffenstillstand!‹ – ›Kann nicks ut warden‹, segg ick, ›taum Spaß sünd wi nich hir.‹ – ›Freden!‹ lett hei mi seggen. – ›Schön!‹ segg ick, ›Rheinland un Westfalen, ganz Elsaß un dreivirtel Lothringen.‹ – ›Kann ick nich!‹ seggt hei, ›min Brauder möt dorvon lewen.‹ – Also wedder vörwarts! Ick treck mi rechtsch un beruhig' Belligen un Holland, mit einmal swenk ick linksch in. ›Weit der Deuwel!‹ seggt hei, ›dor hett dat Unglück den ßackermentschen Ratsherrn wedder up min Achtersid!‹ – ›Erstes Granedier-Regiment, fällt's Bajonett!‹ kummandier ick; de Batteri ward namen. ›Zweites Husaren-Regiment vor!‹ – Hei wagt sick mit sinen Generalstab tau wid vör, wupp! hewwen em de Husoren bi de Slafitten. ›Hir is min Degen!‹ seggt hei. – ›Schön!‹ segg ick. ›Nu kamen S' man mit. Un ji, Kinnings, känt nu ruhig nah Hus gahn; de Sak is vörbi.‹ Ick bring em nu gefesselt an die Stufen des Thrones: ›Majestät von Preußen, hir is'e!‹ – ›Herr Ratsherr‹, seggt de König, ›bidden S' sick 'ne Gnad ut.‹ – ›Majestät‹, segg ick, ›Kinner heww ick nich, will'n Sei äwer wat äwriges an mi dauhn, denn gewen S' min Fru, wenn ick ut de Welt gahn süll, 'ne lütte Pangsionierung. In'n äwrigen wünsch ick in'n Privatstand as Stemhäger Ratsherr wedder taurügg tau treden.‹ – ›As Sei will'n‹, seggt de König. ›Dat marken S' sick äwer: wenn Sei mal nah Berlin kamen süllen, [132] en Kuwert is ümmer för Sei deckt.‹' – Ick mak min Verbeugung: ›Adjüs!‹ un gah wedder nah Stemhagen.« – »Dat's brav von Sei!« seggt Bäcker Witt. »Äwerst wat helpt uns de ganze schöne Krigskunst? De Sak is ditmal up't verkihrt En'n tau Welt kamen: Sei hewwen em nich, hei hett Sei un uns dortau, un wenn weck gefesselt an die Stufen des Thrones brecht warden, denn sünd wi dat. Ick glöw, de Burmeister is doch woll de Kläukst von uns west, denn de is nu all äwer alle Barg un sitt in den Drögen, un uns klappern de Tähnen in'n Mund, as wenn en Büdel mit Hasselnät schüdd't ward.« – »Ach, wat!« säd min Unkel Hers', »dat's kein Kunst, so vör alle sichtlichen Ogen wegtaujagen – ne, min Rat is, wi maken't finer, mit 'ne Krigslist; also mak sick en jeder en por Krigslisten t'recht, den kän wi jo nahsten de best dorvon utsäuken.«

De oll Möller Voß hadd wildeß kein Wurd spraken, hei kek, so gaud as dat in den Regen gung, den Barg hendal nah de Landstrat. »Mein Gott!« säd hei endlich, »dat is jo woll rein unmäglich! Dat is jo woll min Fiken un Jochen Vossen sin Hinrich, de dor antauführen kamen?«

Un so was't.

14. Kapitel
Dat virteihnte Kapittel

Worüm de Herr Amtshauptmann mit 'ne leddige Waschschöttel vör min Mutting stunn. Wat Fiken un Hinrich wullen; un worüm Fritz Sahlmann mit sine Red nich tau Schick kamm.


De trurigste Dag in mine Jugendtid, up den ick mi tau besinnen weit, was des'. Leiwer Gott! wo sach dat in min Mutting ehr Stuw' ut!

Min Mutting hadd woll all lang' markt, dat wat vörgüng, wat nich sin süll, un wenn sei ok en sihr beweglichen Geist hadd un 'ne lewige Vörstellung, de ehr allens glik vör de Ogen bröcht un in't Licht stellt, so hadden doch Krankheit un Leid sei doran gewennt, sick tau faten, un, wat kamen müßt, in Ergewung tau dragen; äwer Ungewißheit is in so'ne [133] Lag' sihr slimm, un wat noch slimmer is, dat is de Unmäglichkeit, sick Gewißheit tau verschaffen. Als sei de lude Red' von minen Vader up de Dehl hüren ded un de heftigen Würd' von den Franzosen un den korten Befehl von den Obersten, ahnt sei, wat dor geschach, ahn dat sei de Würd' verstunn; de Angst steg in ehr up, un kein Minsch was üm ehr, kein Minsch hürt up ehr Klingeln. Ehre hülplose Lag' un dat bittere Gefäuhl, dat sei nich helpen künn, dat sei nich dor stünn, wo sei stahn müßt, an de Sid von minen Vader, äwernemen sei, un as de oll Amtshauptmann in de Stuw' rinne kamm, was sei beswimt un lagg för dod in ihren Krankenstaul.

De oll Herr was mit den schönsten Trostspruch ut Mark Aurelen up de Lippen rinne treden; äwer as hei den Taustand gewohr würd, föll hei ganz ut de Rull un röp ein äwer't anner Mal: »Ne, wat denn? Min Herzenskindting! Wat is Sei? Wat is Sei?« De oll Herr, de süs nich ut de Fatung tau bringen was, was mit sin Gedanken rein ut Rick un Schick geraden, un hei hadd blot dat düstre Gefäuhl behollen, dat hir wat gescheihn müßt, un as ick mit de hellen Tranen in de Ogen rinne störten ded, stunn hei mit 'ne Waschschöttel, wo kein Water in was, vör min Mutting un röp: »Dies ist doch eine sehr sonderbare Sache!« – Endlich kamm up min Schrigen de Fru Amtshauptmannen un Mamsell Westphalen tau Hülp. Ick hadd mi an min Mutting ran smeten un röp ein äwer't anner Mal: »Mutting, min leiw' Mutting, hei kümmt wedder; ick sall di seggen, hei wir bald wedder hir!« – Endlich, endlich kam sei tau Besinnung, un was dat irst ängstlich west, so würd dat nu en Jammer.

Trösten is dat lichtste Geschäft för den, de mit Redensorten baben den Harten weg en Trurigen einen Bewis von sin Höflichkeit gewen will; äwer't is dat swönnste Geschäft, wenn einer sin Hart, bet an den Rand vull Leiw', in en anner bedürftig Hart utgeiten müggt un dorbi fäuhlt, dat all de Leiw', de man beiden kann, nich utreikt, üm dat arme Hart tau nige Hoffnung lebendig tau maken; un dit swor Geschäft ward [134] tau 'ne Unmäglichkeit, wenn einer an sinen eigenen Trost nich glöwt. Gott Lob un Dank! Dit was hir nich de Fall. De tru'sten Harten stunnen uns bi, un den ollen Herrn un sine gaude Fru gelung dat bi Lütten, min Mutting in ehren Jammer Rauh tau verschaffen, un as sei man irst för Grün'n taugänglich was, dunn süll't nich doran fehlen, denn hadd ein Minsch up de Welt Grün'n, denn hadd sei de oll Herr Amtshauptmann, un hüt sport hei sei nich.

Bi mi verslogen de Grün'n weniger, äwer ick was dorüm doch noch ihre tröst't as min Mutting. Mi hadd Mamsell Westphalen up den Schot namen, un währenddeß, dat ehr de Tranen ut de Ogen schoten, makt sei mi de prächtigsten Utsichten up de schönsten Appel, un dat ded't bi mi; en Kinnerhart is bald tröst't, un verlangt en Bom en düchtigen Regen, so ward en Grashalm all nah en Daudruppen frisch.

As de irste Jammer vöräwer was, kamm de Stadtdeiner Luth herinne un säd den Herrn Amtshauptmann, Möller Vossen sin Fiken stünn buten un wull em en por Würd' spreken. »Min Herzenskindting«, säd de oll Herr, »dat is en braves Mäten, ick weit dat gewiß, un sei ward ok üm ehren Vader in Ängsten sin; ick denk, wi hüren hir, wat dat arme Worm will. Wo seggt Horaz: est solamen miseris socios habuisse malorum. Ick äwersett Sei dat nahsten. – Luth, min leiw' Mann, lat Hei dat Mäten rinne kamen.«

Fiken kamm herin. Sei was 'ne lütte, finbugte Dirn, äwer de Gesundheit lagg up ehre frischen Backen, un wenn ehr Ogen up Stun'ns ok trurig vör sick hen segen, so kunn em doch seihn, dat sei tau Tiden lustig in de Welt rinne lachen kunnen. Ehr ganz Utseihn wis'te, dat sei in allen Dingen en bedräplich Mäten was, wat sick nich von ehr Unnernemen afwennig maken let, un up ehr truhartig Gesicht was tau lesen, dat sei sick nich mit een Unnernemen afgaww, wenn sei't nich für recht inseihn hadd. Sei hadd äwer ehr dreistückig Mütz wegen den Regen en rodes Dauk bunnen un stunn so sauber in ehren rod- un gräunstripigen wullintlin'n Rock vör den ollen Herrn, dat hei sick nah sin Fru ümwen'nte [135] un halwlud säd: »Ne, wat denn, Neiting?« – As Fiken em ehren Knix makt hadd, gung sei an de Frau Amtshauptmannen un min Mutting un Mamsell Westphalen ranne un makte ehr ok einen un gaww ehr de Hand, so wull dat de oll truhartige Tid.

»Herr Amtshauptmann«, säd Fiken, »min Vader un uns' Buren hewwen ümmer vel Gauds von Sei vertellt, un dorüm bün ick drist naug, in min Drangsal tau Sei tau kamen.« – »Wat haddst du denn woll up dinen Harten, min Döchting?« frog de oll Herr fründlich un läd ehr de Hand up den Kopp. »Ne, wat denn?« – »Herr, min Vatting is unschüllig«, säd sei wider un kek den Ollen so recht mit Vertrugen in de Ogen. – »Dat hei dat is, weit ick, min Kindting«, säd de oll Herr un nickte mit den Kopp. – »Un dorüm heww ick ok kein Angst, dat hei nich bald fri kamen möt«, säd Fiken. – »Hm! Ja! Dat heit, dat wir nich mihr as recht. Äwer in de jitzige Tid geiht Gewalt vör Recht, un is dat all bi den besten Willen in ruhigen Tiden för den Minschen swor, den Unschülligen von den Schülligen utfinnig tau maken, so is dat in Krigstiden noch swönner, vör allen, wenn de gaude Will fehlt.« – »Dorvör heww ick kein Bang'n«, föll Fiken rasch in; »fri möt hei kamen, un dat ball. Äwer min Vatting is en ollen Mann, em kann wat taustöten, un denn is keiner üm em rümmer, dorüm wull ick em nah.« – »Min Döchting«, säd de oll Herr un schüddelt mit den Kopp, »du büst jung, un Soldaten sünd ruge Gäst, dat künn kein Trost för dinen Vader sin, wenn hei di in ehr Gesellschaft wüßt.« – »Herr, ick wull ok nich allein mit, min Vedder Hinrich, wat Jochen Vossen sin Sähn is, de wull mit mi, un wi dachten, wenn Sei uns en Schriwen, so as en Schutzbreiw, mitgewen, denn künn uns nicks passieren.« – »En Schutzbreiw?« säd de oll Herr un schüddelt düller mit den Kopp. »Min Döchting, dat Volk ward sick vel an en Schutzbreiw von einen Stemhäger Amtshauptmann kihren. Un doch, min Herzenskindting!« un wen'nt sick an min Mutting, »wenn ick ehr so'n Breiw an den Obersten von Toll mitgew; ne, wat denn? – Neiting, er müßte nicht der [136] Sohn von Renatus von Toll sein, wenn hei dit lütt Mäten ahn Schutz let. – Un du seggst«, wen'nt hei sick wedder an Fiken, »din Vedder Hinrich will mit di?« – »Ja, Herr, hei steiht hir up de Dehl.« – »Raup em mal rinne!«

Hinrich kamm rin. Hei was en sturen Kirl, breid in de Schullern un rank in de Hüften, blag von Ogen un hell von Hor; von de Ort, de einer bi uns in de Austtid von morgens Klock söß bet abends Klock nägen den Seißenbom regieren süht, as wir't 'ne Schriwfedder, womit en jeder sin Dagwark verteiken müßt. – »Un du, min Sähn«, säd de oll Herr, »du wullst mit Fiken gahn?« – »Ja, Herr.« – »Un du wullst ehr Schutz sin un wullst sei nich verlaten?« – »Ja, Herr! Un ick heww min Pird un Wag' hir, un ick dacht so, wenn dat Franzosentüg nicks dorwedder hadd, kün'n jo de Gefangen mit Fiken führen, un ick güng denn biher.« – »Herr Amtshauptmann«, röp min Mutting, »helpen S' em tau sin Vörnemen, dit is mäglicher Wis' de einzigste Gelegenheit, dat ick minen Mann dat Notwendigste nahschicken kann. Hei is jo, as hei gung un stunn, up de Strat reten worden, un denn in dit Weder!« – »Wohr, min Herzenskindting, wohr! Ja, ick will di den Breiw schriwen, Fiken. Un, Neiting, de oll Möller is ok ahn Kledaschen wegkamen, sorg dorför. – Minen Mantel, Mamsell Westphalen, un ok 'ne Slapmütz, denn ick weit, hei dröggt weck. Un, min Herzenskindting«, säd hei tau min Mutting, »wer sick einmal doran gewennt hett, för den is dat slimm, wenn hei sei missen sall.« – »Fritz«, säd Fru Amtshauptmannen tau mi, »lop räwer nah Bäcker Witt's, ob de Strüwingken ehren Vader nich ok wat mitschicken wull.«

Nu gung dat denn an't Packen; in'n Ümseihn was dat besorgt, un as allens up den Wagen lagg, kamm de Strüwingken noch mit en groten Korw vull Botterpamel un Mettwust antaudragen. Fiken satt all up den Wagen, de Herr Amtshauptmann hadd den Breiw farig, un as hei'n Fiken gewen hadd, röp hei Hinrichen bi Sid un säd: »Also du büst Jochen Vossen sin Sähn, de mit den Möller so lang in'n Prozeß legen hett?« – »Ja, Herr Amtshauptmann, nemen S' 't nich äwel, [137] äwer min Vader was ok wat steinpöttig un hadd sick dorup set't; äwer ick bün derowegen herkamen un heww ok mit den Möller all redt un nahsten ok mit Fiken, un wenn't nah minen Willen geiht, denn kümmt de Sak in de Reih.« – »Min Sähn«, säd de oll Herr un gaww em de Hand un schüddelt s', »irstens will 'ck di wat seggen: du geföllst mi. Äwer tweitens will ick di ok watt seggen: du hest di tau den Möller sin Fiken ehren Schutz upsmeten, lettst du mi dat Mäten en Hor krümmen, denn kumm mi nich wedder unner de Ogen.« – Dormit dreiht hei sick üm, gung in min Mutting ehr Stuw' un säd: »En prächtiges Mädchen, min Herzenskindting!«

»Wat säd de Herr Amtshauptmann tau di?« frog Fiken, as Hinrich an ehre Sid satt un dat Fuhrwark furt gung. »Oh, hei säd man so«, säd Hinrich. »Äwerst du wardst di verküllen!« set't hei hentau un wickelt sei in den ollen Herrn sinen Mantel un führt grelling de Strat dal.

As sei knapp ut den Dur wiren, kemen ehr de Stemhäger Lüd' entgegen, de noch 'ne Wil mit de Franzosen un de Gefangen gahn wiren; vöran natürlich Fritz Sahlmann. Wo sach de Jung' ut! As hadd hei den Dag äwer in Teigelkuhl un Leimtrad wirkt. »De Burmeister is utritscht!« röp hei de Strat lang. »De Burmeister is up oll Nicolain sinen Brunen in de Wicken gahn. Ick heww em en Wink gewen, un heidi! was hei.« – »Jung', wat redst du?« säd Schauster Banken sin Fru, de äwer de halwe Husdör nah ehren Mann utkek. – »Ja, Nahwersch«, säd Sprüttenmeister Tröpner, de nu ranne kamm. »de Burmeister is ehr fläuten gahn; äwer dinen Mann hewwen s' en Denkzettel gewen; kak em man en beten Saffran un Roggenmehl un legg em dat mang de Schullern, wo em de Franzos' mit den Flintenkolben keddeln ded.«

As en Lopfüer gung de Nahricht dörch de Stadt: »De Burmeister is up Nicolain sinen Brunen de Franzosen ut de Lappen gahn!« Un de Stadtdeiner Luth ströt't in min Mutting ehr Stuw' herin mit en Gesicht, as wenn de tweite Pingsten- un Oster-Dag up einen Dag follen wir un hei wir dortau set't, dat hei dat Part von Vergnäugen, wat an desen Dagen [138] up de ganze Stemhäger Börgerschaft fallen ded, allein geneiten süll. »Fru Burmeistern!« röp hei, »verfiren S' sick nich! – Herr Amtshauptmann, 't is wat Gauds! – 't is wat Gauds, Fru Amtshauptmannen! – Mamsell Westphalen, wo is't mäglich! – Uns' Herr is de Franzosen utritscht!« – Ach du leiwer Gott, wat würd't för en Upstand! Min Mutting bäwerte an Hän'n un Fäuten, de Herr Amtshauptmann verget sin Öller un sin Stellung, kreg den Stadtdeiner bi'n Kragen un schüddelt em nah Kräften: »Luth, Mann, besinn Hei sick! Uns is hir nich spaßig tau Maud'.« – De Fru Amtshauptmannen gung in Besorgnis an min Mutting ranne, un Mamsell Westphalen satt stur un stiw un säd: »Mit Verlöw tau seggen, Herr Amtshauptmann, hei 's 'n Hanswust!« – »Herr Amtshauptmann, Herr Amtshauptmann!« röp Luth un let sick schüddeln, »glöwen S' mi dat doch tau, Fritz Sahlmann het't jo mit anseihn un hett mi't seggt.« – »Fritz Sahlmann? Min Fritz Sahlmann?« frog de oll Herr un let den Stadtdeiner los. – »Herr Amtshauptmann«, säd Mamsell Westphalen ganz ruhig, »as de ein heit, süht de anner ut. Fritz Sahlmann un de Wohrheit kiken sick enanner an as Kukuk un Säbenstirn.« – »Wo is de Jung'?« frog de oll Herr. – »Hir buten steiht hei up de Dehl«, säd Luth.

Mit grote Schritten gung de oll Herr nah de Dör un röp rute: »Fritz! Fritz Sahlmann, kumm hir mal rinne!« – Fritz Sahlmann kamm; in sine Bost wiren twei Gewalten: de Lust, sine Heldendahten tau vertellen, un de Furcht vör en natt Johr von wegen sin Utseihn; de ein drew em nah vörwarts, un de anner höll em taurügg, un't müggt jo woll de ein linksch un de anner rechtsch wirken, genaug, hei kamm verschrat in de Dör, mit sin gaud Sid irst, hadd äwer doch sin Reknung falsch äwerslagen, denn hei let dorbi uter acht, dat up dese Wis' sin natürliche Swerpunkt, mit den hei sick in den Hollweg dal set't hadd, de Fru Amtshauptmannen un Mamsell Westphalen alsoglik vör de Ogen kamen müßt. – »Fritz Sahlmann«, frog de oll Herr, »wat is dit all?« – Fritz Sahlmann, de in'n ganzen mit 'ne Ort von Stolz inrückt was, let den[139] Kopp hängen un kek sin Unnerdeil an: »Ob, nicks, Herr Amtshauptmann! Blot en beten reinen Leim.« – »Gott bewohr uns!« röp de Fru Amtshauptmannen, »wo süht de Jung' ut! Wer sall den wedder rein krigen!« – »Dör möt Fik un Korlin, jede mit ein stuwen Bessen, äwer«, säd Mamsell Westphalen ganz ruhig. – »Jung'«, säd de Herr Amtshauptmann, »nu segg mi glick de reine Wohrheit: is de Burmeister flüchtig worden oder nich?« – »Ja, Herr Amtshauptmann«, säd Fritz un kek wedder tau Höcht, »hei's ehr schappiert.« – »Lägen!« smet Mamsell Westphalen verluren dormang. »Wo kann ut so'n unreines Gefäß de reine Wohrheit kamen?« – »Vertell, Fritz!« säd de Oll. Un Fritz vertellt.

't kümmt oft vör in de Welt, dat einer tau vele Ihr inausten will un doräwer ok de verlustig geiht, de em mit Recht taukümmt. So gung dat Fritzen ok. As hei bet sinen Andeil an de Geschicht kamen was, vertellt hei so ümständlich, beschrew sinen natürlichen Fall so genau un makt so vele Redensorten, üm sine Daht in en helles Licht tau stellen, dat hei noch lang' nich mit de Geschicht tau En'n was, as Luth mit den Sprüttenmeister Tröpner herinne kamm un de Herr Amtshauptmann sick an den wen'nte: »Mein lieber Meister, was wissen Sie von der Sache?« – Meister Tröpner fäuhlte ut dese hochdütsche Frag rute, dat hei von den ollen Herrn as en gebildten Minsch traktiert würd, un beslot, sick ok as en gebildten Minsch tau bedragen, hei säd also up Hochdütsch: »Ich hätte es von Ur tau En'n mit angesehn.« Nu vertellte hei denn de Sak wedder von vör, let Fritz Sahlmannen sinen Andeil ganz weg un slot sine Vertellung mit dese Würd': »Un somit sprung de Herr Burmeister achter den Herrn Ratsherrn sinen Mantäng heraus, fuhr um die Ekklipage rum, krawwelte sich fixing den Äuwer in die Höchte, sprung achter de holle Weide, riß Fritzen vor Gewalt die Tägel aus die Hände, swung sich in den Sadel, un als er man erst die Fühlung von den Braunen unter sich hatte, bädelte er plängschaß den Barg hendal, ümmer auf die Pribbenowschen Dannen zu, was't Tüg hollen wull.« – »Un de Franzosen?« [140] frog de oll Herr. – »Oh, Herr Amtshauptmann, die wären halb verklamt, un als sie schießen wollten, gung nichts nich los von wegen der Nassigkeit, sie schmissen sich also in ihrer Zornigkeit auf uns Unschuldswürm von bloße Zuschauer und hätten den Schustermeister Bank aus der Bramborgsch Strat mit den Kolben mang de Schullerbläder ramponiert, worauf wir alle uns exküsierten, indem daß wir den Barg run lepen.« – »Min Herzenskindting«, röp de oll Herr, »des' lütt Burmeister is en Kirl as en Uhrworm! Das ist ein Kerl, fix wie ein Feuerschloß, min Herzenskindting!« – Äwer de, för de des' Red bestimmt was, hürte em nich. Min Mutting lagg in ehren Staul un weinte bitterlich. As de Red' up dat Scheiten kamm, drückte sei den Arm von de gaude Fru Amtshauptmannen so fast an sick, as wull sei sick doran hollen gegen den Swindel, de ehr beföll, äwer as endlich de Gewißheit herute kamm, dat min Vader gesund dorvon kamen was, stört'ten de Tranen ehr ut de Ogen, sei deckte ehr Dauk äwer ehr Gesicht un weinte still vör sick hen.

Wiren dat Freudentranen? Wer weit? Wer kann seggen, wo Freud un Weihdag' sick scheiden? Sei spelen tau wunderlich in dat Minschenhart inenanner äwer; sei sünd Uptog un Inslag, un woll den, bi den ut beiden en fastes Gewew' ward! De Tran, de ut Weihdag' geburen is, hett so gaud ehren Inslag von Hoffnung as de Freudentranen ehren Inslag von Furcht. De vergangen Angst üm minen Vader un de Furcht vör sine Taukunft wewten sick in min Mutting ehr freudig Dankgefäuhl, un de Tran, de up de Ird föll, was kein reine Freudentran. Föllt äwerhaupt up unsre Ird 'ne reine Freudentran?

't was ganz still worden, en Engel flog dörch de Stuw', 'ne korte Tid man; de Engel täuwen nich lang' bi uns – ick weit't, denn ick stunn mit den Kopp an uns' brune Stuwenklock un weinte un horkte up den Parpendikel – 'ne korte Tid! Ick kek tau Höcht: de oll Herr kek ut dat bäwelste Finster in den grauen Hewen, min Mutting un de Fru Amtshauptmannen weinten, Mamsell Westphalen ok, sei hadd [141] Fritz Sahlmannen an de Hand fat't, un bi den letzten Flägelslag von den Engel säd sei: »Fritz, min Sähning, gah nah'n Sloß un treck di drög an, Fik sall di din sünndagsch Tüg gewen.« – »Un ick, Herr Amtshauptmann«, säd Luth, »will nah Gülzow, un Tröpner kann nah Pribbenow gahn, dat wi den Herrn Burmeister nich verfehlen.« – De oll Herr nickte mit den Kopp, gung an min Mutting ran, an de ehr Knei ick mi ran leggt hadd, un säd: »Sei un de Jung' hir hewwen hüt alle Ursak, unsern Herrgott tau danken, min Herzenskindting.«

15. Kapitel
Dat föfteihnte Kapittel

Worüm sick de Oberst bi Fiken ehr Red' afwennen müßt, un worüm sick Fiken bi Hinrichen sin Red' afwennen müßt. Worüm de Herr Ratsherr up de knendlichen Lüd' schull, un de Möller wünscht, dat hei 'ne Kreih wir.


As Fiken mit Hinrichen an den Mählenbarg kamm, flogen ehr Ogen nah allen Siden, un't durt ok nich lang', dunn hadd sei ehren Vader un sin Gesellschaft rute kennt, wo sei dor unner de Mähl seten. »Dor is min Vader«, säd sei tau Hinrichen. – »Na«, säd Hinrich, »denn will'n wi hir rechtsch von den Hollweg nah den hakten Acker nah de Mähl tau ruppe bögen. Slicht ward't man gahn; äwer dörch den Hollweg is jo nich dörchtaukamen, un du kannst jo denn ok mit dinen Vader reden.« – »Holt«, röp Fiken, »nich rechtsch nah de Mähl tau, ne, linksch von de Mähl af bög ut den Weg'; ick will nich mit em reden. – Leiwer Gott! nu hett hei uns all seihn, nu winkt hei.« – »Fiken«, säd Hinrich, as hei nah ehre Wisung führen ded, »wat heit dat? Worüm geihst du dinen Vader ut den Weg'?« – »Wil ick em nicks nützen kann, ihre ick den Breiw bestellt heww. Wer weit, wo de Franzosen dat upnemen, wenn ick mit em red? Dor kann Larm un Strid ut entstahn, un wenn wi in de Ort vör den Obersten bröcht warden, ward hei uns grad nich mit fründliche Ogen anseihn. Un denn, wotau sall ick minen ollen Vader mit Utsichten unner de Ogen gahn, de noch in widen Felden liggen? [142] För den Ogenblick is dat naug, dat hei weit, wi sünd üm ern.«

Mitdewil wiren denn nu ok de Kanonen ut den Hollweg losböhrt un losgrawen, un de Tog was wedder in Bewegung. De Gefangen würden up de ein Sid von den Hollweg entlang kummandiert, un Hinrich führt up de anner, so grell hei in oll Nahmakern sin Streking vörwarts kamen kunn. Fiken kek nah den Obersten ut. »Wenn ick em seih, kenn ick em wedder«, säd sei tau Hinrichen. »Hei hett en gaud Gesicht, wenn dat ok hart utsach, as hei den Burmeister wegbringen let.« So kemen sei an de Kanonen vörbi un an männigen Hümpel Franzosen, de in den deipen Weg sachten furtsleus'ten. Tauletzt, dicht vör den Bremsenkraug, segen sei den Obersten, wo hei mit weck von sin Offizierers Schritt vör Schritt vörwarts red. – »Hinrich«, säd Fiken, »hir jag vörtau un up den Äuwer holl still, ick will denn afstigen.«

Dit geschach. As de Oberst heran kamm, stunn Fiken up den Fautstig in den Weg, gung em en por Schritt entgegen, reckt em den Breiw tau un säd: »Herr, ick heww en Breiw för Sei.« – De Oberst höll an, namm den Breiw, kek Fiken en beten verwunnert an: »Von wen, min Kind?« – »Von unsen Herrn Amtshauptmann Wewer.« – De Oberst brok den Breiw up un las; sin Gesicht würd so mitledig utseihn, un as hei tau En'n lesen hadd, schüddelt hei still mit den Kopp. Fiken hadd em mit de grötste Angst anseihn, sei las de Antwurt up den Breiw in den Obersten sin Minen, un as hei so trurig mit den Kopp schüddeln ded, stört'ten ehr de hellen Tranen ut de Ogen: »Herr, 't is min oll Vader, un ick bün sin einzigst Kind!« röp sei.

Sei hadd allens in de Welt seggen künnt, de schönste Red' un den kräftigsten Bibelspruch, nicks hadd so'n Indruck up den starken Mann makt as des' por Würd' in plattdütsche Sprak. – Hei hadd ok en ollen Vader un was sin einzigstes Kind; sin Vader satt up en hoges Sloß in't Westfalen-Land, äwer in Einsamkeit, untaufreden mit sin Volk un sin Vaderland; Tid un Welt hadden männigen Stein twischen em un [143] den einzigsten Sähn smeten, bet dat en breiden Wall worden was, äwer den räwer sei sick man swack verstännigen kunnen. Mißverstand un Unfreden was dorut entstahn, un wo de sünd, dor meld't sick ok in stillen Stun'n dat Gewissen. Wo oft hadd sin Hart tau em spraken: »'t is din oll Vader, un du büst sin einzigst Kind!« – Lust un Drangsal, Kanonendunner un Feldslacht hadden de Stimm woll tau Tiden äwerschallen kunnt; äwer ümmer kamm de wunne Placken von sinen Harten wedder taum Vörschin as 'ne bläudige Städ up de Stubendehl. Taum irstenmal hürt hei dit Wurd utspreken von frömde Lippen, taum irstenmal in de Sprak von sine Kindheit; em was, as wir kein Vörwurf mihr in dit Wurd, so weik würd dat spraken, em klung dat sacht in't Uhr as en Wurd von Vergewung, un as hei dat arme Kind vör sick stahn sach, mit sin bang', bekümmert Gesicht, dunn würd't em tau warm, hei müßt sick afwen'n, un't wohrt 'ne Tid lang, ihre hei wedder mit ehr reden kunn. Tauletzt hadd hei sick fat't un säd tau ehr mit all de Herzlichkeit, de ut so'n Ogenblick geboren ward: »Min leiwes Kind, frilaten kann ick dinen Vader nich; 't ward äwer woll kamen. Du un din Leiw' tau dinen Vader sälen äwer nich ümsüs bi mi ankloppt hewwen, du sallst üm em bliwen, un hei sall up dinen Wagen mit di führen. – Un wenn wi in Bramborg kamen, denn mell di bi mi.« Dormit ordnierte hei dat Nödige an un red mit sin Offzierers wider.

Hinrich kamm nu mit sinen Wagen neger ran, sprung runner un frog: »Fiken, wo is't? – Äwer wat frag ick noch lang'? Du sühst jo ut, as set di't Hart up de Tung; nich wohr, hei hett den Ollen frilaten?« Un hei slog den Arm üm ehr: »Kumm, Fiken, stig up den Wagen, dor kümmt wedder so'n Hümpel Volks, will'n den ut den Weg gahn.« – »De dauhn uns nicks«, säd Fiken un steg höher nah de Grawenburt ruppe un kek den Weg lang. »Frilaten hett hei em nich; äwer hei hett mi't tauseggt. Ick sall üm em bliwen, un sei sälen mit mi führen, un, Hinrich, du künnst jo nu nah Hus un up de Mähl seihn un Mutting bistahn.«

[144] Hinrich bünn de Lin üm 'ne Wid fast un bückt sick dal, snallt an't Geschirr un strek denn sin Unnermähr mit de Hand den glatten natten Puckel langs. »Du hest recht, Hinrich«, säd Fiken, »du hest woll Sorg', din Fuhrwark tau verlaten; äwer dat kann jo oll Inspekter Nicolai ut Bramborg mit taurügg nemen, de deiht uns riklich den Gefallen.« – »Fiken«, säd Hinrich, »an't Fuhrwark heww ick nich dacht; ick dacht an di un an dat, wat de oll Herr Amtshauptmann tau mi säd.« – »Wat was dat?« frog sei. – »Wenn ick di en Hor krümmen let, denn süll ick em nich wedder vör de Ogen kamen. Un, Fiken, ick heww em verspraken, för di uptaukamen tau allen Tiden, un as ick em dat versprok« – un hei gung tau ehr ran un namm ehre Hand un kek ehr so recht ihrlich in de Ogen – »dunn wiren noch twei taugegen, de hewwen't mit anhürt, un keiner wüßt dorvon as ick allein; dat wir uns' Herrgott, Fiken, un min eigen Hart.« – Fiken würd rod as 'ne Ros', un as hei sinen Arm üm ehr slog, wünn sei sick rute: »Hir nich, Hinrich! Hüt nich, Hinrich! – Gott in den Himmel! Dor kümmt min oll Vader an!« Un dormit gung sei von em af, ehren Vader entgegen, un Hinrich stunn still as en Bom tau Winterstid, wenn de gräunen Bläder affollen sünd un de Vägel nich mihr von Leiw' un Lust in de Telgen singen. As sei sick äwer ümwen'n ded, wedder tau em taurügg kamm: »Hinrich! Hinrich!« un de hellen Tranen ehr ut de Ogen schoten, un dunn hastig wedder up ehren Vader taugung, dunn schot Blatt up Blatt ut den stillen Bom, un Leder von Lust un Leiw' klungen in sine Twig', un dat Frühjohr gung in em up, dat einzige Frühjohr, wat dörch't ganze Lewen, in Sommerhitt, in Harwststorm un Winterküll, vörhollen möt, wenn't en richtig Frühjohr un en richtig Lewen is.

»Fiken«, röp oll Möller Voß, »wo kümmst du her?« Un as Fiken em üm den Hals fel un em mit Tranen in de Ogen de Ümstän'n utenanner set't, dunn schull de Oll un säd, Hinrich hadd allein kamen künnt, un dit wiren Angelegenheiten, wo Frugenslüd' wegbliwen süllen; äwer Ratsherr Hers' erklärt, [145] von so'ne Saken verstünn de Möller gor nicks, un Fiken ehr Infall mit den Wagen wir so schön, dat hei'n sick sülwst nich hadd beter utdenken künnt, denn wat sin postpapierne Stäweln anbedrapen ded, so wiren sei von Schauster Banken utdrücklich tau de Ratssitzungen upricht't worden, un nich tau vir Mil meckelbörgsche Landweg' in dese Johrstid. Un Bäcker Witt, as hei von den Korw mit Mettwust un Pamel hürt, slog sick up de Mag' un säd: Fiken wir sin best Päding, un wenn hei ok tau de Ort hüren ded, de ehr Fauderkist ümmer bi sick dragen, so verännerten de Ümstän'n de Sak, un bi so'n Weder müßt ok in den besten Backaben af un an nahbött warden.

De französche Schersant hadd nu de Wachtmannschaft den Befehl von den Obersten äwerbröcht, un de Gesellschaft steg up den Wagen un makte sick dat so warm un bequem, as jeder kunn. Min Unkel Hers' eigent sick de för minen Vader bestimmten Kledaschen an, wil hei as Kolleg de negste dortau wir, un schull up de smächtigen Lüd' in'n allgemeinen un up minen Vader in't besondere. Von de Läng', säd hei, wull hei nicks seggen, denn de kunn sick keiner gewen un nemen, äwer för de richtige Breid künn jeder vernünftige Minsch mit de Tid sorgen. »Kiken S', Meister Witt, dit sall en Rock för en utgewuss'nen un en dörchgewussenen Minschen sin!« Un dormit höll hei minen Vader sin Röckschen taum Spektakel in de Höcht. – »Herr Ratsherr«, säd Bäcker Witt, »fohren S' von vör mit de beiden Arm in de Ärmel, so dat den Burmeister sin Rüggblatt up Ehr Bostblatt tau sitten kümmt; hir is noch en Rock, den häng' ick Sei achter äwer, so maken wi ut twei lütt einen gadlichen; de Minsch möt sick tau helpen weiten.« – Na, dat geschach, un min Unkel Hers' sach ut as 'ne schöne fette Auster, de all 'ne Tid lang up Reisen schickt is; hin'n un vörn hadd hei 'ne faste Schell, äwer up de Siden jappt hei af un an utenanner. Bäcker Witt hadd en siden Rockelur von sin verstorbene Fru vörfun'n, un hei bunn em üm mit de Karninkenfellen nah buten, denn, säd hei, üm dat siden Tüg wir't in so'n Weder schad; äwer de Fellen [146] künnen't verdragen, denn so vel hei wüßt, lepen de Karninken ok mit de Hor nah buten rüm.

Mit dese beiden gung de Verpuppung in'n ganzen tämlich rasch; äwer mit den Möller kamm sei sihr in de Tüderi, denn as hei hüren ded, dat de Mantel mit de säben Kragens, de för em bestimmt was, rechtmäßig den Herrn Amtshauptmann tauhürt, kreg hei dat irst mit den Respekt un makte Diner äwer Diner, as stünn de oll Herr vör em un wull em den Vörtritt in de Dör laten, un nahsten kreg hei't mit de Rührsamkeit, wil dat de oll Herr an sine Notdurft dacht hadd, un säd, hei wir dat gor nich wirt, un as em Fiken den einen Ärmel antreckt hadd, kamm em dat Bedenken, de Lüd' kün'n em för en vernehmen Mann hollen. »Un, Vadder«, wennt hei sick an Witten, »wenn ick nu an tau reden fang' un wenn denn de Eselsuhren ut de säben Kragens rute kiken, wat denn?« – »Ja, Vadder«, seggt de Bäcker, »dorin hest du recht: ut en Swinsuhr lett sick mindag' kein siden Geldbüdel maken; äwer du kannst jo dat Mul hollen; oder süs red Hochdütsch, du kannst jo.« – »Ick kann woll, äwer't is ok dornah«, seggt de Möller un set't sick up den vöddelsten Sack.

Sei seten nu all, blot Hinrich nich. »Hinrich«, säd Möller Voß, »wo? Du wardst jo doch woll up dinen eigen Wagen tau sitten kamen! Fiken, rück bet ran un mak den Vedder Platz.« – Äwer Hinrich led dat nich, hei slog Fiken de Pirddeck üm de Fäut un säd: hei wull gahn. Hei gung, un as hei nu so gung un hir äwer'n Graben sprung un denn wedder taurügg, ümmer vörup, dat hei Fiken in de Ogen kiken kunn, säd Möller Voß: »Herr Ratsherr, 't is min Vedder, Jochen Vossen sin Sähn; is't nich en schiren Kirl?« – Un Ratsherr Hers' säd: »Dat is hei, Möller; hei's en smucken Kirl.« – Un Bäcker Witt säd: »Hei's en dägten Kirl.« – Fiken säd nicks; äwer sei dacht: »Hei's en gauden Kirl un en trugen Kirl«, un sei hadd mäglicher Wis' noch mihr von em dacht, äwer Hinrich stunn mit einmal bi ehr un kek ehr so fründlich an un frog, ob ehr ok friren ded, dunn was dat mit dat Denken vörbi, un sei gaww em de Hand: »Fat mi blot an, ick bün ganz warm.«

[147] Bäcker Witt langt nu in den Wust- und Stutenkorw un gaww jeden sin Deil, un as de Herr Ratsherr den Pamel sihr lawen ded, säd de oll Bäcker tau sick: »Kik den Racker, süs köfft hei von Guhlen; äwer wenn ein keinen annern hett, is de Uhl ok en Vagel.« – De Herr Ratsherr bögt sick an den Bäcker ran un flustert em halwlud in de Uhren: »Meister Witt, dor vör uns liggt de Bremsenkraug, un wenn de Schergen von den korsikanischen Wüterich noch eine Spur von menschliches Gefäuhl in sick dragen, denn warden sei nicks dorgegen hewwen, wenn wi uns dor von den ollen Haker tau unsern Stuten en Sluck inschenken laten.« Dorbi hadd hei äwer sinen Stuten uter Obacht laten un hadd em mitsamt de Wust en beten äwer den Ledderbom räwer hollen. Mit einmal fäuhlt hei, dat em dor wat mang de Fingern grawweln würd, un as hei sick ümkek, sach hei, wo de ein von de korsikanischen Schergen grad in sin Wust un sinen Pamel inbet, un as hei nu mit harte Würd' gegen so'n apenbores Marodieren lostrecken wull, langte en anner Szackermenter hin'n äwer dat Krett un führt sick den ganzen Korw' tau Gemäud. – »Gott sall mi bewahren!« röp min Unkel Hers', »so slicht heww ick mi de Taustän'n in unsern Vaderland doch nich dacht.« – »Entfahmte Spitzbauwen!« schot oll Witt wedder los, un de Möller, de führt, hadd in den Herrn Amtshauptmann sine warmen Mantel sin Lag' so ganz vergeten, dat hei de Swep all in de Höcht böhrt, üm den Franzosen eins tau verreiken, as em Fiken den Arm fast höll: »Um Gottes willen! Vatting, wat deihst du?« – »Hm! – Ja!« säd de Möller un besunn sick, »Fiken, du hest wedder recht«, un wen'nt sick an de Franzosen: »Nehmen S' 't nich äwel, ick ded man so.«

Na, de nemen't denn ok sichtlich nich äwel un eten ganz vergnäuglich in de Wust un den Stuten, dat den Herrn Ratsherrn vör Arger un Afgunst dat Gift un de Gall in den leddigen Magen steg un ehr alle ehre Lag' wedder kunnig würd, de sei in de warme Behaglichkeit von den Wagen up 'ne Tidlang vergeten hadden. Sei führten also in den grisen [148] Abend nah Bramborg hentau, un wo süs de Stutenkorw stunn, hin'n in't Krett, was nu dat Bedenken un de Sorg' un de Trurigkeit uphackt, un de flusterten ehr allerlei beängstliche Geschichten in de Uhren, un as mal en Tog Kreihn äwer ehr wegflog, säd min Unkel Hers': »Je, wat hewwt ji för Nod, ji känt lachen!«, un de Bäcker säd: »De Ort giwwt kein Hür un kein Stür«, un de oll Möller süfzt un säd: »Ick wull, dat ick 'ne Kreih wir!«

Äwer in twei Harten funn de Sorg' keinen Platz, dor was de Leiw' inkihrt mit ehren Hofstaat von heimliche Wünsch un Hoffnung un Vertrugen, un de heimlichen Wünsch lepen as flinke Brutjumfern dörch't ganze Hus un all sin Kamern, rümten up, wat in den Weg stunn, un wischten den Stoff von den Disch un von de Bänk un putzten de Finstern, dat ein wid rut seihn kunn in't schöne Lewensland, un deckten den Disch in den hellen Saal un makten dat Bedd in de stille Kamer un hüngen frische Kränz' von Low un Blaumen äwer Dör un Finster un an de Wand de buntsten Biller. Un de Hoffnung stek ehre dusend Lichter an un set't sick dunn heimlich still in de Eck, as wir sei't gor nich west, as hadd't ehr Steifswester dahn, de Würklichkeit; un dat Vertrugen stunn an de Dör un let keinen rin, de kein Hochtidskled anhadd, un säd tau de Sorg', as sei nah Fiken frog: »Gah din Weg', de oll Möller danzt up uns' Hochtid«, un säd tau dat Bedenken, as dat nah Hinrichen frog: »Gah din Weg', 't is allens in Richtigkeit.«

16. Kapitel
Dat sösteihnte Kapittel

Worüm ick den Möller sinen Fridrich un kein Prinzessin dörch dat Gülzowsche Holt schick, worüm Fridrich tau den Schulten Besserdich »Swigervader« seggt, worüm hei den Hund ut den Aben lockt, un worüm de Stadtdeiner Luth äwer sinen eignen Burmeister lacht.


Wenn eine von den lütten Mamsellings, de dit Bauk lesen dauhn, sick döräwer argern süll, dat dit Kapittel mit en Möllerknecht anfangt un nich mit 'ne Prinzessin, so möt sei [149] bedenken, dat Prinzessinnen gor nich vörhanden sin künnen, wenn dor kein Möllerknechts wiren, un dat up Fläg' en Möllerknecht mihr wirt is as 'ne Prinzessin, taum Bispill in desen Ogenblick för mi. Denn wenn ick den französchen Schassür wedder gripen will, so kann ick doch kein Prinzessin mit 'ne Kranelin un pattistmußelinene Schauh in desen Weg un Weder dörch dat Gülzowsche Holt em nahschicken, dortau paßt sick en Möllerknecht beter, un vör allen den Möller sin Fridrich.

»Dümurrjöh!« säd Fridrich, as hei den Franzosen sin Fautspur nahgung, »wenn de Franzos' tüschen hir un Gripswold tau finnen is, her sall hei!«

Fridrich spört also den Schassür dörch dat Stemhäger Babenholt un dörch dat Gülzowsche Holt nah un kümmt so nah den Gülzowschen Weg; äwer dor was't all, dor hadd 'ne Uhl seten, un Spuren wiren nich dor. Wir de Kirl linksch oder rechtsch gahn? – 'ne Tid lang stunn hei dor as Matz Fots von Dresden; bald würden em de Gedanken äwer smidig, un hei säd tau sick: »Wir de Kirl nah Stemhagen tau gahn, so müßt ick em dat doch tau'n puren Unverstand anreken. Ne, de Racker is nah Gülzow gahn.« Un hei gung em nah.

In Gülzow stunn Bur Freier an sin Heck un smet Stein as en Hauttöppel grot in en Weglock, wat sei up Städen in Meckelborg Wegbetern nennen. »Gun Morrn, Freier, hest hir nich vörmorrn en Franzosen lopen seihn?« fröggt Fridrich. – »En Franzosen?« fröggt Freier. – »Ja«, seggt Fridrich, »en französchen Schassür.« – »En Schassür?« fröggt Freier. – »Ja, in 'ne gräune Mondierung«, seggt Fridrich. – »Tau Pird?« fröggt Freier. – »Ne, tau Faut«, seggt Fridrich. – »Wat sall de?« fröggt Freier. – »Wat hei sall?« fröggt Fridrich. »Nicks sall hei; ick wull blot man mit em reden.« – »Wat hest du mit en Franzosen tau reden?« – »Dümurrjöh!« seggt Fridrich, »wat hest du Däs'kopp dornah tau fragen? Ick frag' jo blot, ob du den Kirl seihn hest.« – »In 'ne gräune Mondierung?« fröggt Freier. – »Ja«, seggt Fridrich. – »Mit en Schacko?« fröggt Freier. – »Ne, in'n Horen.« – »In'n Horen? Un denn [150] hüt morrn in den Regen?« – »Ja, du hürst jo!« röppt Fridrich in Arger. »So antwurt doch, ob du den Kirl seihn hest?« – »Täuw mal! Hewwen wi hüt nich Dunnerdag?« – »Ja«, seggt Fridrich. – »Ne, hüt nich; äwer'n Mandag«, seggt Freier, »dunn wiren hir fluggs weck; äwer mit blage Mondierung un denn tau Pird; un hüt is min Zamel mit Vörspann nah Stemhagen.« – »Freier«, seggt Fridrich, »dat Vörspann hadd'st du nich nah Stemhagen schicken süllt, dat kannst du sülwst beter bruken, vör allen, wenn du Lüd' Antwurt gewen sallst.« – »Wo so?« fröggt Freier. – »Un denn, Freier«, seggt Fridrich, »denn weit ick noch en gaud Geschäft för di, du künnst Krewt nah Berlin rup driwen, en Kirl as du, de kümmt dormit vörwarts.« – »Wo meinst du dat?« fröggt Freier verdutzt. – »Oh, ick mein man«, seggt Fridrich. »Un nu gun Morrn, Freier. – Un wenn de Franzos' kümmt, den ick säuk, denn segg em, ick hadd seggt, du hadd'st seggt, din Großmoder hadd di vertellt, wenn hei säd, wat sei säd, süllst du em seggen, hadd ick seggt, hei süll nich Schapskopp tau di seggen. – Un nu adjüs! Freier.« – »Wat?« seggt Freier un kickt em nah, as hei dat Dörp entlang geiht, un dreiht en Stein von en Pundener dörtig in de Hän'n rüm, »wat? Hei hadd seggt, ick hadd seggt? – Wat? – Du hadd'st seggt, süll ick seggen, hei süll nich Schapskopp tau mi seggen? Wat?« Un hei nimmt den Stein un smitt em mit aller Gewalt mang de annern: »Entfahmte preußsche Spitzbauw! So makt hei dat ümmer.«

Fridrich geiht wider, oll Schult Besserdich kickt äwer de Dör. »Schult, hett Hei vörmorrn hir keinen Franzosen gahn seihn?« – »Ein Franzosen?« fröggt de Schult. »Na, de Ort is hir up Stun'ns grad nich knapp; äwer hüt morrn, seggst du?« – »Na, nu fang Hei ok noch an tau fragen!« seggt Fridrich. »Ick will em leiwerst de Geschieht vertellen, dat ward schafflicher wesen.« – Hei vertellte nu so – un so. »Un«, slot hei sin Red', »her möt hei!« – »Dat möt hei, Fridrich«, seggt de Schult. »Un ick will mit di gahn, denn ick bün jo nu doch einmal dortau set't, un uns' Herr Amtshauptmann säd noch nilich tau mi: ›Schult‹, säd hei, ›up Em beruht dat Ganze in Gülzow‹, un [151] gaww mi en Bagen Poppier un säd: ›dese Sak is pressant.‹ Na, ick let mi dat von den Landrider vörlesen, un as hei dat farig hadd, säd hei: ›Schult, de Sak hett äwerst Il.‹ – ›Ne‹, segg ick, ›dat weit ick beter, de Herr Amtshauptmann hett mi seggt, de Sak is pressant, un wenn hei dat vördem seggt hett, denn heww ick ümmer noch gaud vir Wochen täuwt un bün ümmer noch tau rechter Tid kamen.‹ Un so kamm't ok ditmal. Äwer, Fridrich, din Sak is nich pressant, de hett Il; ick will mi man noch minen Haut halen, un denn kann't losgahn.«

Dat geschach, un sei gungen. As sei ut dat Dörp kemen, seggt de Schult: »Fridrich, min Hanne – du kennst jo den Jungen, hei 's nu in't sösteihnst, un ick dacht, ick wull em noch so'n Johr für Bull rümme gahn laten –, de hött hir de Schap up den Roggen – denn, sühst du, ick dacht ok so, dat Fauder is di knapp, un in dese Johrstid verpedden sei sick all 'ne Mahltid up den Fell'n, un so jog ick sei denn rut – süh, de Jung' kann mäglich den Kirl seihn hewwen.« Sei fragen nu Hannen, un de Jung' hett den Kirl richtig seihn; hei 's nah Pinnow hentau gahn. In Pinnow gahn sei bi den Schaulmeister vör un fragen, wat hei kein Franzosen seihn hadd.

De Schaulmeister heit Sparling; sei nennten em äwer ümmer Baukfink; weck säden, wil hei so schön singen künn, weck, wil hei ümmer Hans vör allen Hägen was un mit jedwerein sinen Putzen drew. De oll Schult let sick nu ok richtig von den Baukfink an de Näs' rümme ledden; äwer Fridrich sach bald, wo't fuchten wir, un as hei wohr würd, dat de Baukfink sin Fru tauplinken ded, dat sei mit em in ein Karw hau'n süll, dacht hei: Täuw, dit sall di begrismulen!, stunn up un säd: hei wull sick up sin Pip 'ne Kahl ut de Käk halen.

De Baukfink redt denn nu den ollen Schulten allerlei verfluchte Akten vör, un wenn de Schult tau Wurd kamm un frog: wat hei den Franzosen nich seihn hadd, denn säd de Baukfink: ne, un sin Fru säd ok: ne. – As sei nu den ollen Schulten so brüdten, kamm Fridrich wedder rin un säd: »Fru, in Ehren Wim is woll wat passiert, denn de ein Staken mit [152] de Wust liggt an de Ird.« – De Fru springt nu rute un kümmt mit den Staken wedder rinne un röppt: »Süh so! Dat hewwen wi dorvon, de verfluchte Kirl hett uns 'ne Wust namen.« – »Wat för en Kirl?« fröggt Fridrich. – »De Franzosenkirl, wonah ji fragt.« – »Na, also is hei doch hir west«, seggt Fridrich. – »Wat wull hei nich! Un Sparling hett em noch en Snaps un Botterbrod gewen un hett em den Weg nah Demzin wis't.« – »Na, denn adjüs!« seggt Fridrich. »Schult, kam Hei! Wider wull'n wi jo nicks weiten.«

»Schult!« seggt Fridrich, as sei 'n En'n von Pinnow un den Baukfink af sünd, »Hei is doch 'ne Ort Gerichtsperson un möt dat weiten, wat steiht eigentlich up 'ne Wust för 'ne Straf?« – »Je, Fridrich«, seggt de Schult, »mit Wust bün ick in de Ort nich bewandt; wat up 'ne Specksid steiht, dat weit ick woll, denn as mi de oll lahm Schauster dunn ein ut den Rok namen hadd, let em de Herr Amtshauptmann virteihn Dag' sitten, un dortau kreg hei en Stückener twölf in de Jack.« – »Dat wir just nich gefährlich«, seggt Fridrich, »denn wenn einer dornah berekent, wovel up 'ne Wust kümmt, denn is't blitzwenig.« – »Wo so?« – »Na, Schult, segg Hei mal, wenn Hei säben Swin inslachten deiht, wo vel Specksiden kriggt Hei denn?« – »Virteihn«, seggt de Schult. – »Dat is nich wohr«, seggt Fridrich, »Hei kriggt man drütteihn; ein kümmt in de Wust.« – »Dor hest du recht!« seggt de Schult. – »Un wo vel Wust makt Sin Fru denn nu woll von säben Swin? Doch woll en Stückener dörtig, also kemen dörtig Wust up 'ne Specksid, un up ein Wust kem also, in'n pohlschen Bogen berekent, höchstens en halwen Dag un en halwen Slag, un dat estimier ick för'n richtig un en gnedig Gericht, un Hei kann mi glik hir up frische Daht den halwen Slag in't Gnick gewen, un den halwen Dag will'ck den negsten Sünndagnahmiddag in Sinen Hus' achter'n Aben afsitten, denn kik Hei hir! Ick heww den Baukfink de Wust namen.« – »Wo, di plagt jo woll de Düwel?« seggt de Schult. – »De nich, äwer de Hunger«, seggt Fridrich un treckt de Wust ut de Tasch un snitt en En'n af. »Schult, hir! De Wust is gaud, de kann ein [153] ahn Brod eten.« – »Ne«, seggt de Schult, »mit stahlen Wohr will ick nicks tau dauhn hewwen.« – »Wo so, stahlen?« fröggt Fridrich. »Dit is 'ne Furagierung, as wi bi'n Herzog von Brunswik säden, oder en Mundrow, as Ji seggt. Un, Schult, Hei's doch gewiß ok oft in den Preister sin Appel stegen?« – »Weit de Düwel, wat du hüt hest? Ja, dat bün ick, as ick en unverstännigen Jung' was, äwer nu heww ick grot Kinner un sall ehr mit en Bispill vörangahn.« – »Wohr is't«, seggt Fridrich, »un wat sick för einen schickt, dat schickt sick nich för den annern. – Schult«, seggt hei nah 'ne Wil, »wo olt is Sin Fiken?« – »Je«, seggt de Schult, un sin Ogen fungen an tau lüchten, »Fridrich, de Dirn, ick segg di, de Dirn. Olt is sei nich, sei ward irst achteihn; äwer ick segg di, klauk is sei as 'ne Imm.« – »Dat weit ick«, seggt Fridrich, »ick heww noch gestern abend up den Stemhäger Sloß bi ehr seten, un ick kann woll seggen, sei hett mi so gaud gefollen, dat ick in'n Stan'n wir, ehr tau Gefallen mi tau verännern.« – »Na, hür mal, du geihst gaud!« seggt de Schult un kickt Fridrichen von baben bet un'n an. – »Ja«, seggt Fridrich, »un ick dacht, för Sinen Fritzen fin'nt sick woll wat anners, un Hei ward all olt, un wenn Hei sick denn so up't Ollendeil gew, denn künn Hei uns de Hauw gewen, denn hadd Fiken un ick 'ne schöne Brodstäd', un Hei künn vel Freud an uns erlewen.« – »Gott sall mi bewohren!« seggt de Schult, »du meinst dat doch nich in Irnst?« – »Worüm nich?« seggt Fridrich, un richt't sick in'n En'n. »Seih ick as en Spaß ut?« – »Wat!« röppt de oll Schult un geiht up em los, »so'n ollen Snurrer as du büst, de wull 'ne Schultendochter frigen? Min Dochter! 'ne jung' Dirn von achteihn Johr?« – »Schult«, seggt Fridrich, »seih Hei tau Sinen Würden! – Olt, seggt Hei? Kik Hei mi an, ick bün in minen besten Johren, twischen twintig un föftig. – Snurrer, seggt Hei? Ick heww Em noch üm kein Pip Toback beden. Äwer wohr is't, Sin Fiken is in'n ganzen jünger as ick; doch dor mak ick mi nicks ut, ick nem sei doch, denn sei is klauk un weit, dat so'n Kirl as ick, de de Welt seihn hett, mihr gelt as so'n Burjung' mit en dicken, roden Kopp un Flaßhor, de en [154] Diner makt as en Klappmetz un de Lüd' in de Stuw' spuckt.« – »Hest du mi de Dirn all Rupen in den Kopp set't?« schrigt de oll Schult un böhrt den Stock gegen em up. – »Holt, Schult!« seggt Fridrich. »Den Stock bi Sid! Wat würden de Lüd' seggen, wenn dat heit, ick hadd mi mit minen Swigervader all vör de Hochtid up de Landstrat slagen.« – De Schult let den Stock fallen. – »Schult«, seggt Fridrich, »ick bün woll in'n Stan'n, so'n Baukfink 'ne Wust tau strizen, äwer mindag' nich dortau, so'n lüttes, junges Blaud üm ehr Glück tau bedreigen; ick heww Sin Fiken kein Rupen in den Kopp set't.« – De oll Schult kek em so von de Sid an, as wull hei seggen: di mag de Düwel trugen!, säd äwer nicks. Sei gungen nu wider, äwer dat Ei was intwei.

As sei nah Demzin ran kamen, steiht dor en jungen Schriwer, un Fridrich geiht nah em ran: »Üm Vergewung, hewwen Sei hir keinen Franzosen seihn?« un so, un so. De jung Minsch seggt: ja, vör 'ne lütte Stun'n wir em so'n Kirl vörbi gahn. Sei gahn dörch't Dörp, un up't anner En'n hett ok 'ne olle Fru den Schassür seihn. »Nu hewwen wi em bald«, seggt Fridrich. Äwer as sei en beten wider hen up den Fell'n en ollen Mann drapen, de Widen an den Weg kröppt, will de von keinen Franzosen wat weiten un seggt: hir wir de Kirl sörre Klock söß des Morgens nich vörbi kamen.

Wat nu? Den Weg wedder nahgahn? Dat wir 'ne richtige Willgaus'jagd worden. Ut den Dörp was äwer de Kirl rute gahn; wo was hei blewen? De Schult kratzt sick den Kopp, Fridrich kek sick allentwegen üm un besach sick de Gelegenheit; endlich säd hei: »Schult, wider kän wi nich gahn; hir is de Spur tau En'n: will'n uns also de Sak äwerleggen; hir pust't dat äwer hellschen kolt äwer de Rüm', will'n uns dor achter den Backaben setten.« – Na, sei dauhn dat. »Wat ick för en Nahr bün«, seggt de Schult, »hir in so'n Weg un Weder achter'n Franzosen hertaulopen!« – »Swigervader, lat Hei den Franzosen«, seggt Fridrich, »den krigen wi ümmer noch.« – »Fangst du mi all wedder an mit dinen Swigervader, du preußsche Spitzbauw?« – »Schult, wat Hei nich is, kann Hei [155] jo noch warden. Ick heww vel Lüd' kennt, de hewwen för desen Namen ehr Döchter un denn noch vel Geld gewen.« – »Denn hewwen s' ok anner Swigersähns dorför kregen, as du büst.« – »Kik Hei mi mal an, Schult«, seggt Fridrich un stellt sick vör den Schulten steidel tau Höcht, »en Avkat bün ick nich un en Dokter ok nich; äwer ick heww gesunne Knaken, un kik Hei min Hand an, de kann von Arbeit mitreden. Un wenn Hei Sin eigen Ogen nich trugt, denn kann Hei jo minen Möller fragen.« – »Je, weitst, wat de seggt? De seggt, du wirst woll en düchtigen Kirl un verstünnst ok 'ne Sak antaufaten; äwer du haddst Redensorten an di, unnütze Redensorten, mit de keiner en Hund achter'n Aben rut locken künn.« – »Dat ick dat kann, dat will ick Em nahsten bewisen. Äwer nu, Schult: will Hei mi Sin Fiken gewen?« – »Dunnerwetter!« seggt de Schult, »ick dacht irst, dat süll Spaß sin, un nu glöw ick, du Racker willst hir Irnst bruken.« – »Schult«, seggt Fridrich, »mit de Hauw un dat Ollendeil, dat was Spaß; denn Sin Fritz möt de Hauw hewwen, un Hei brukt noch nich up't Ollendeil; äwer mit Sin Fiken, dat is Irnst; un 'ne Hauw krig ick sacht.« – »Du Prahlhans!« seggt de Schult. »Süh, dit is so 'ne Redensort, as ick seggt heww, mit de du keinen Hund ut den Aben lockst.« – »Dat will 'ck Em wisen!« röppt Fridrich. – »Dickdauher!« seggt de Schult un steiht up. »Ick gah nah Hus, un du gah nah'n Hun'nledden oder grip di dinen Franzosen.« – »Den heww ick«, seggt Fridrich. – »Prahlhans!« röppt de Schult. – »Schult«, seggt Fridrich, »wenn in drei Minuten de Franzos' vör Em steiht un ick mit min Redensorten en Hund ut den Aben lock, will Hei mi denn Sin Fiken gewen?« un hölt em de Hand hen, »denn slag Hei in!« – »Du Lägenbalg!« röppt de Schult, »blot üm di mit de Näs' dorup tau stöten, dat du en Prahlhans büst. – Ja!« Un hei sleiht in.

Fridrich grifflacht so'n beten vör sick hen, bückt sick dal tau dat Backabenlock: »Mossiöh, allong! ißi! – Allong! ißi!« Un wat krüpt taum Vörschin? De französche Schassür. – »Gotts ein Dunner ...!« röppt de Schult. – »Pardong! Mossiöh!« röppt de Franzos'. – »Schult, wer hett de Wedd wunnen?« [156] fröggt Fridrich. »Hir is de Franzos', un hir is ok de Hund! Wer kriggt nu Sin Fiken?« – »Preuß'sche Hallunk!« röppt de Schult un böhrt wedder den Stock in de Höcht, »du willst mi hir taum besten hewwen? Du, min Fiken! Leiwerst will ick jo doch ...« – »Schult«, seggt Fridrich, »legg Hei den Stock bi Sid, de Franzos' ängst't sick. Kam Hei leiwerst her un help Hei mi bi dat Arretierungsgeschäft; äwer de Wedd reden wi nahsten.« – »Pardong!« röppt de Franzos' dormang. – »Wat hir, wat dor! Pardong!« röppt Fridrich. »Wat löppst du mi unner de Bäuk furt, wo ick di henleggt hadd? Ditmal will 'ck di mal nah min Ort traktieren, Mamsell Westphalen is hier nich begäng'«, un dormit snitt hei em de Knöp von de Kledage af. »Un nu allong! avang!« Un so geiht dat denn nu vörwarts dörch Demzin nah Pinnow hentau.

De oll Schult geiht in den dullen Regen still biher un argert sick, am meisten äwer sick sülwst, un wenn hei de Schuld up Fridrichen schuwen will, denn möt hei ümmer tau sick seggen: »En Hallunk is hei; äwer en verdeuwelten Kirl is hei doch! Von wat hei dat woll wüßt, dat de Franzos' in den Backaben satt? Un denn dit mit dat Knöpafsniden! Na, dit Stück will 'ck mi marken!«

As sei gegen Gülzow kamen, seggt Fridrich: »Schult, wer Deuwel kümmt dor dwars äwer Jug Streking tau jagen? Wat hett de dor tau jagen? Den Regen jöggt hei doch nich ut den Weg.« – »Wo Dunner!« seggt de Schult, »dat is jo den Inspekter Nicolain sin Brun, un de dorup sitt, is jo woll gor de Stemhäger Burmeister?« – Un so was't.

Min Vader kamm ran, un as hei den Franzosen sach un Fridrichen, säd hei, nu süll sick de Sak woll schicken. »Äwer«, set't hei hentau, »Schult, nu nah Sinen Hus'! Denn mi frirt de Seel in minen Liw', un dörchnät't bün 'ck bet up de Knaken.« – »Dat segg ick man, Herr, un wi sünd ok schön dörchbükt.«

As sei in den Schultenhus' ankamen wiren, halt de Schultenfru allerlei äwerleidiges Tüg taum Vörschin, doch langt dat man knapp, denn de slimmen Tiden spelten ok in den Schulten sin Klederkamer stark ehren schawernackschen Zwickel, [157] un jeder dankte Gott, wenn hei man wat fünn, wat em hallweg' tau Paß satt. De oll Schult kunn kein anner Hüsung finnen as in sin eigen Büx; Fridrich stek ganz statsch in Fritzen sinen Gottsdischrock, un min Vader, as de lüttst, müßt sick mit Hannern sin kort Jack begnäugen, wat natürlich de Schult nich wull un vel Kumpelmenten doräwer makt; äwer wenn einer ut 'ne Verdreitlichkeit in Säkerheit un ut en Regen in'n Drögen kamen is, denn stellt sick de Lustigkeit licht in, un min Vader lacht äwer sinen Uptog, dat em de Ogen tranten. – »Leiwer Gott«, säd hei mit einmal un würd sihr irnsthaft, »wi lachen hir, ein unner uns sitt en Minschenkind, dat schüdd't nich de Frost allein, dat schüdd't ok de Angst, un wi süllen em taum wenigsten dat tau Gauden dauhn, wat wi künnen. Fru, Sei möt ok den Franzosen mit wat unner de Arm gripen.« – Dat gung denn nu man swack, un as allens vernutzt was, wat sick jichtens dortau schicken ded, müßt doch oll Schultenmutter ehr gaschen Rock dat grötste Loch taustoppen.

»Brauder, ett düchtig!« säd Fridrich, as sei üm de vulle Dracht von Vesperbrod rüm seten, un schow den Franzosen so'n Stück Pökelfleisch von en Pundener drei hen. »Ett, Brauder! So lang' de Minsch ett, so lang' lewt hei noch.« – Un minen Vader würd de Kirl jammern, un hei redt en por Würd' französch mit em in en tröstlichen Ton, un de arme Sünner antwurt't so leidig un de- un wehmäudig, dat dat den ollen Schulten, obschonst hei nicks dorvon verstunn, doch an't Hart grep un hei sick an minen Vader ranne bögt: »Herr Burmeister, will'n den Kirl wedder lopen laten.« – Ne, säd min Oll, so güng de Sak denn doch nich. De Möller un de Bäcker seten in grote Nod un hadden 'ne gerechte Sak, un de Franzos' set ok in Nod, hadd äwer ne ungerechte Sak, un't Recht müßt dörch de Welt gahn.

Dunn kümmt den Schulten sin Fritz mit de Mähren up den Hof tau riden un kümmt in de Dör: »Gun Abend, Vader! Ick bün de Franzosen utritscht«, un giwwt sinen Ollen de Hand un geiht nah minen Vader ran, de em den Rüggen taukihrt, [158] un giwwt em en recht nüdlichen Denkzettel in't Gnick: »Gun Abend, Hanne! Kannst dinen Brauder de Dagstid nich beiden?« – Min Vader fohrt in En'n un dreiht sick üm, un Fritz steiht nu dor as Loten sin Wiw'. – »Gott sall mi bewohren!« röppt de Schult. »Kümmt hir rin un sleiht mi den Stemhäger Burmeister in minen eigen Hus'! Un de Slüngel will mal Schult warden!« – »Lat em!« seggt min Oll. »Dorför sall hei äwer hüt abend noch nich tau Rauh, hei sall uns hüt abend noch all nah Stemhagen führen.« – »Dörch de ganze Welt, Herr Burmeister«, seggt Fritz. – »Wat kümmst du äwerst so lat an't Hus?« fröggt de Schult. – »Je, Vader, ick dacht so, wenn s' di krigen, ward de Sak slimm, un dorüm treckt ick de Mähren in'n Holt un stellt mi up de Lur un wull täuwen, bet't Abend würd; un as ick so stunn, dunn kamm de Stadtdeiner Luth antaugahn, un de säd, de Franzos' wir lang' weg un de Herr Burmeister wir de Franzosen ok utritscht un hei söcht em.« – »Wo's hei denn blewen?« frögt min Oll. – »Hei ward glik kamen«, seggt Fritz, »hei frog man noch bi den Schaulmeister vör.«

Un Luth kamm denn nu ok mitdewil, un as hei nah minen Vader frog un em de in de korte Jack vör Ogen kamm, was't vörbi mit sine ganze Utrichtung, hei verget allens, wat hei seggen süll an wull, un fung ludhals' an tau lachen, un min Oll argert sick, denn hei dacht nich mihr an sinen Uptog, sondern an min Mutting un an't Hus, un kreg den Stadtdeiner bi den Kragen: »Luth, is Hei unklauk worden? Wat makt min Fru un min Kinner?« – »Prächtig tau Weg', Herr Burmeister! Hahaha! – Un de Herr Amtshauptmann les't de Fru Burmeistern wat ut de Bäuker vör, un Mamsell Westphalen proppt Fritzen mit Appel un Kringel, äwer – hahaha! – nemen S' 't nich äwel, ick möt lachen.« – Un Fridrich fung ok an tau lachen, un de oll Schult ok, un Fritz; un Schultenmutter säd: de Herr Burmeister seg doch heil spaßig ut. – Minen Ollen was dat Hart nu licht worden, un hei lacht von Harten mit. »Luth, lach Hei düchtig«, säd hei, »äwer lach Hei fix tau! Denn för Em heww ick wat Iliges tau dauhn. – [159] Nich wohr, de Franzosen hewwen den Mantelsack mit dat Geld un dat Sülwertüg mitnamen?« – »Ja, Herr. Ick heww't seihn, as sei't furt dragen deden.« – »Denn spaud Hei sick. In den Stall steiht den Inspekter Nicolain sin Brun, den nimmt Hei un jöggt, al wat Hei kann, nah Kittendörp nah den Herrn Landrat von Ürtzen – denn von dorher sünd gistern de Schassürs kamen, un dor warden ok woll de Lepel herstammen –, un denn vertellt Hei den Herrn Landrat, wo't uns in Stemhagen gahn is, un bidd't em, hei süll Em en säkern Minschen, de up de Lepel swören kann, mitgewen. Up so'ne Wis' künn hei mäglich sin Eigendaum wedder krigen. – Un nu furt mit Em! Und du, Fritz, spann fixing an!«

Wohrt ok nicks, dunn seten sei all up den Wagen, blot den Schulten wull Mutter nich mitlaten: »Du hest dor nicks tau dauhn, du künnst tau Hus liggen.« – »Mutter«, säd de Schult un set't den einen Faut in't Rad un den annern up den Schinken von den Wagen un kek sick von baben dal üm, »dit's gegen uns' Äwereinkamen. Du büst Herr in den Hus', un ick bün Herr in min Schultengeschäften, un en Gefangen tau transperieren is en Schultengeschäft.« Un dorbi klemmt hei sick mit Fridrichen un den Franzosen upeinen Sack: »So, Fritz, nu man jüh!«

17. Kapitel
Dat säbenteihnte Kapittel

Worüm Fridrich eigentlich kein Spitzbauw was; worüm de Kaiser Napoleon nicks mit den Herrn Ratsherrn tau dauhn hewwen will, un worüm de Oberst mit den Herrn Ratsherrn Heimlichkeiten hett.


Vör den Rathus tau Stemhagen höll de Wagen still, un mit einen Satz was min Vader raf von sinen Sack un heit de annern noch en beten sitten bliwen, bet hei sei röp. – As hei up de Dehl kamm, begegent em Marik Wienken mit Licht, denn 't was all mitdewil düster worden. Marik, wat uns' Deinstmäten was, hadd binah dat Licht fallen laten un wull eben upschrigen, as sei minen Vader ut Hannern sin Mondierung [160] herute kennen ded; hei treckt sei äwer fix in sin Stuw' un säd: »Holt din Mul, Marik! Du büst jo'n verstännig Mäten!« – Marik was man düsig, äwer nicks grippt de Dummheit beter unner de Arm, as wenn sei för klauk utgewen ward; in Marik ehren Kopp würd dat denn ok en ganz Deil heller. – »Is de Herr Amtshauptmann noch hir?« frog min Vader. – »Ja, Herr.« – »Denn sett dat Licht hir hen un gah nah de Stuw' rin un lat di nicks tau min Fru marken un segg den Herrn Amtshauptmann: buten wir ein, de em spreken wull, un denn bring em hir rin.«

Na, dat geschach, un de oll Herr kamm herin: »Gun Abend, min Sähn, wat willst du, un wat deihst du hir in den Herrn Burmeister sin Stuw'?« – »Herr Amtshauptmann, wat makt min Fru un Kinner?« – »Min Jüngschen, wat weit ick von din Fru un Kinner? Wo kümmst du tau Fru un Kinner?« – »Gottsdausend«, röppt min Oll, »kennen Sei mi denn nich? Ick bün jo de Burmeister!« – »Das ist denn eine andere Sache!« röppt de oll Herr. »Das is ja eine ganz besondere Sache! Ne, wat denn? Consul Stavenhageniensis in 'ne korte Jack! – Äwer wat seggt Horaz? Nil admirari, seggt hei! Vör allen in desen Tiden, min Herzenskindting.« – »Herr Amtshauptmann, min Fru?« – »Weit, dat Sei los sünd, min Herzenskindting, un ward sick sihr freuen.« – »Äwer ...« – »Ne, 't schadt ehr nich, ok nich, wenn sei Sei in 'ne korte Jack süht. Kamen S' man!«

All de Äwerraschungen dägen den Düwel nicks, sülwst nich de gauden. Wenn de Freud' den Minschen mit einmal in de Uhren schallt, as wenn twei Dutzend Muskanten tauglik dicht bi einen achter'n Busch losleggen, denn ritt dat einen dörch dat Hart un dörch den Kopp, un dat schönste Lied ward idel Weihdag'. Ne! ick law mi de Freud, wenn sei ankümmt as en schönen Singvagel in'n käuhlen Holt, wenn sei neger kümmt un ümmer neger von Twig tau Twig, bet sei mi tauletzt von den negsten Busch ehr Lied vull in de Uhren singt.

De Freud' kamm bi min Mutting tauirst woll en beten hastig; [161] äwer dat was äwerstahn; nu kamm sei von Twig tau Twig, un as min Vader rin kamm in de Stuw', dunn sung sei ehr Lied ehr vull in de Uhren, un as de Vagel tauletzt gor in 'ne korte Jack kamm, dunn was't ehr, as wenn hei ehr allerlei Wippkens in den Busch vörmaken ded, dat sei von Harten doräwer lachen müßt. – Un de Erinnerung an desen Dag is in unsern Hus' lewig blewen bet in de spädsten Tiden: wenn min Vader unner Arbeit un Sorgen mal recht lustig an't Hus kamm, denn heit dat unner uns: »Vatting hett hüt de korte Jack an.«

As sick de Freud hallweg' tau Rauh set't hadd, fung de oll Herr an: »Un den Franzosen hewwen Sei glik mitbröcht, min Herzenskindting?« – »Ick nich«, säd min Oll, »den Möller sin Fridrich hett woll 't Best dorbi dahn, un de Gülzowsche Schult hett em dorbi hulpen.« – »Min Herzenskindting, dieser Fridrich muß ein verteufelter Kerl sein, ein resolvierter Mensch, will'n em mal rinne kamen laten.«

Fridrich kamm, un de Schult ok. »Hür mal, min Sähn, büst du dat, de den Franzosen von den Wagen smeten hett?« – Fridrich dacht bi sick: wo? dit sall jo woll wedder en Gerichtsdag warden? Un wil hei dese Frag mit »ja« beantworten müßt, set't hei sick stracks up de Achterbein un let dat an sick kamen. »Ja, Herr«, säd hei. – »Weitst du denn ok woll, dat du den Möller in grote Verlegenheit bröcht best?« – »Verlegenheit? – Hei is't mit Verlegenheiten gewennt, un ein mihr ward em nich schaden.« – »Büst du dat, de den Mantelsack von dat Franzosenpird namen hett?« – »Ja, Herr.« – »Hest du di dorbi nich mit acht Gröschen an den Franzosen sin Eigendaum vergrepen?« – »Ick heww mi min acht Gröschen blot wedder namen«, säd Fridrich un vertellte de Geschicht. – »Du hest sei di gegen Gesetz un Recht namen, un wo ward so einer nennt, de dat deiht?« – Fridrich kek den ollen Herrn drist an, säd äwer kein Wurd. – »Schult Besserdich, wo ward so'n Minsch nennt?« – »Mit Verlöw, Herr Amtshauptmann, en Spitzbauw!« brok de oll Schult los. »Un dat is hei, Herr; hei hett hüt noch de oll Baukfinksch 'ne [162] Wust ut den Rok stahlen, un so'n Kirl will min Fiken frigen?« – »Wat will hei?« – »Min Fiken, Herr, de bi Sei deint, Herr, de will hei frigen, Herr.« – »So? So?« säd de Herr Amtshauptmann un kek Fridrichen von baben bet unnen an, »das ist denn eine andere Sache! – Min Sähn, denn kannst du rute gahn; äwer ick ward di den gistrigen un den hütigen Dag gedenken.«

Fridrich gung un schull in sinen Harten up den Schulten un den Amtshauptmann. »Wat will hei mi gedenken?« frog hei sick, as hei up de Dehl stunn. Hadd hei äwer wüßt, wat dit Wurd bi den ollen Herrn in den Mun'n führt, hadd hei woll so nich fragt, denn in'n Bösen gedacht de oll Herr sindag' nich wat; dat Bös' gung an em voräwer, dat hackte em nich an, un hei makte drei Krüzen achter her; kamm em äwer dat Gaude entgegen, denn was em bang, dat hei't so rasch verliren süll, denn heit dat: »Neiting, Fritz Sahlmann, Westphalen, Kinnings, helpt mi doran gedenken.«

As Fridrich ut de Dör was, dreiht de oll Herr sick üm un lachte ut vullen Harten: »Neiting, üm Fritz Sahlmannen sin Wust von hüt morrn büst du nu doch rüm, de kriggt de Baukfinksch in Pinnow, denn wenn dese Bengel, de Fridrich, den Schulten sin Fik frigen sall, denn möt wi em doch irst wedder ihrlich maken.« – »Ja«, röp min Oll un läd en Achtgröschenstück up den Disch, »un hir is dat Geld, wat hei den Franzosen namen hett.« – »Na, un nu, Schult, wennihr ward de Hochtid?« lachte de oll Herr. – De oll Schult stunn dor un makt en Gesicht, as hadd em einer von achter 'ne Brill von Schauhsahlen upset't; hei wüßt nich, wat üm em geschach. »Herr Amtshauptmann«, säd hei endlich, »de Kirl is jo äwerst en Snurrer.« – »Schult«, säd de oll Herr, »de Sak kann sick ännern. In'n Amt sünd in desen Tiden Burhäw' fri kamen, un wer weit, wo hohe Herzogliche Kammer doräwer denkt.« – »Ja, hei is doch äwerst ok en Spitzbauw, Herr.« – »Schult, dat wull ick blot noch mal von Em hüren. As de Kirl hüt morrn sick de acht Gröschen ut dat Fellisen halt hett, hadd hei dunn nich dat Ganze behollen künnt? Wer hadd dor wat [163] von wüßt? – Un wenn hei't up den Nacken namen hadd un wir dormit äwer de preußsche Grenz gahn, wecke Hund un wecke Hahn hadd dornah kreiht? Ne, wat denn?« – »Je, Herr, äwer mit de acht Gröschen un de Wust?« – »Dat ein hett hei in sinen Unverstand för sin Recht hollen un dat anner för en Spaß.« – »Je, Herr«, seggt de Schult un kratzt sick an den Kopp, »wenn dat ok all so is, min Fik is doch tau jung för den ollen Bengel.« – »Mit Verlöw, Herr Amtshauptmann«, föll hir Mamsell Westphalen in, »dat ick mang Gerichtssaken un Burenangelegenheiten red. – Schult Besserdich, dat is en dummen Snack von Em; denn wenn Sin Fik noch 'ne junge, dumme Dirn is, dann is dat gaud, dat sei en erfohren Mann kriggt, denn dat hett ümmer sin Ort hadd. Un, Herr Amtshauptmann, nehmen S' nich äwel, hei is en resolvierten Kirl un in dese Tid tau bruken, un gistern abend – ick will nicks nich gegen Herr Droin seggen, denn hei möt weiten, wenn dat Tid is, mit Obergewehr un Unnergewehr up en Minschen lostaugahn –, äwer gistern gung Fridrich itzig un allein up den Franzosen los, un wenn sine Redensorten ok för Ehre Stuw' un mine Uhren nich rendlich naug wiren, so säd ick doch tau mi: dat is en Kirl, de hett dat mit de Daht. Un, Schult Besserdich, de beiden passen för enanner, denn wathei in de Daht hett, het sei in de Würden; un, Herr Amtshauptmann, sei kann sick en Kirl von den Liw' hollen, denn sei hett en gottgesegentes Mulwark, un dat segg ick.«

De oll Schult kek Mamsell Westphalen an un denn wedder den Herrn Amtshauptmann, hei was ganz verdutzt, all de Inwennungen, de hei makt hadd, wiren em t'rügg slagen, hei söcht nah nige un funn kein, bet em tauletzt dat inföll, wat em tauletzt ümmer inföll; hei kratzt sick also achter de Uhren un säd: »Je, Herr Amtshauptmann, ick möt irst hüren, wat Mutter dortau seggt.« – »Recht, min leiw' Schult! Vör allen äwer möt Hei irst hüren, wat Sin Fiken dortau seggt. Ick för min Deil heww Em man klor maken wullt, dat dese Fridrich kein Spitzbauw is.«

Somit was denn dese Angelegenheit vörlöpig up den Nümmsun [164] Nahrensdag herut schaben; de Fru Amtshauptmannen was mit Mamsell Westphalen all rup up dat Sloß gahn, un bi de anner Gesellschaft was de Mäudigkeit inkihrt, as de Stadtdeiner Luth von sin Fort nah Kittendörp taurügg kamm un ansäd, dat de Herr Landrat 'ne schöne Empfehlung maken let un hei schickte sinen eignen Herrn Kammerdeiner mit von wegen dat Sülwertüg.

Dordörch was denn nu allens schön in Ordnung kamen, de Herr Amtshauptmann schrew nu noch ein Breiw an den französchen Oberst, min Oll säd Luthen genau Bescheid, wat hei tau dauhn un tau seggen hadd, Fridrich un Luth nemen den Schassür tüschen sick up den Wagen, de Herr Kammerdeiner un Fritz Besserdich set'ten sick vörn up, un furt gung dat in de düstre Nacht un den deipen Weg nah Bramborg hentau.

»Ja«, säd de oll Schult, as hei allein in de Nacht nah Gülzow hentau gang, »ji hewwt gaud reden! So'n Amtshauptmann un Burmeister un Mamsell up den Sloß, dat sünd vörnem Lüd' un hewwen keinen äwer sick; äwer so'n Schulten kummandiert jedwerein. Ja, wenn Mutter nich wir! Un de Kirl wir kein Spitzbauw, un hei wir en teihn Johr jünger, un hei hadd 'ne Burstäd', un min Fik wull em, ja denn – denn – kreg hei de Dirn doch nich, denn Mutter litt't nich.«

Kein Minsch kann mi nu verdenken, dat ick bi dat Vertellen von 'ne lustige Geschicht nich Lust heww, grugliche Geschichten mit mang tau mengen, un dorüm red ick nich wider as nödig von den französchen Schassür; ick segg nicks dorvon, wo em tau Maud' was, as hei nah Bramborg kamm, nicks dorvon, as hei vör't Krigsgericht stunn, nicks dorvon, wo em de Angst, de Dodesangst ümmer neger kamm, as hei sinen bösen Lohn kreg. Un wenn ick't ok wull, so künn ick't nich, denn ick schriw man Ding', de ick kenn, un dit kenn ick nich; ick heww't mindag' nich äwer't Hart bringen künnt, en armen Sünner niglich up den letzten Gang tau bekiken un tautauseihn, woein Sünner den annern von minschlichen Gerichtswegen vörilig vor dat Gericht von unsern Herrgott bringt. Äwer dat was nu einmal so, un dat geschach ok so; un as sin [165] bläudig Liw up den Sand lagg, hett woll keiner doran dacht, dat de Kugeln wid hinnen in Frankrik vel harter in en Hart slogen as in sin eigen – ick mein in sin olle Moder ehr.

Ick will drüm blot vertellen, dat dörch de Afliwerung von den lewigen Franzosen de Möller un de Bäcker von den Murdverdacht fri kemen un dat dörch sin Geständnis un dörch dat Tügnis von den Inspekter Nicolai un den Herrn Kammerdeiner de Landrat von Ürtzen wedder tau dat Sinige kamm un dat de Oberst von Toll, as de Auditör dat bore Geld taurügg behollen wull as herrnlos Gaud, upstunn un mit strenge Würd' säd: mit Row un Deiwstal süll sin Regiment nich anteert warden. Dormit stunn hei up, namm dat Fellisen un säd tau Luthen: »Min leiw' Fründ, Sei schinen mi en vernünftig Mann tau sin, nemen S' hir den versiegelten Mantelsack un gewen S' em den Herrn Amtshauptmann Wewer, hei süll dormit dauhn, wat hir tau Lan'n Rechtens wir.« Luth kreg 'ne Schrift dortau, un so wir de Sak afmakt.

Äwer nu kamm 'ne Swirigkeit dormang, doran hadd keiner dacht: wat süll mit minen Unkel Hersen warden? As de Möller un de Bäcker un de annern all ut de Gerichtsstuw' rute un von em weg gahn wiren, stunn min Unkel Hers' dor as en schönen einsamen Eikbom in en Hau, den de Förster allein in sine Statlichkeit verschont hett. – De Oberst kek em verwunnert an un frog em: »Wat stahn Sei hir noch?« – Min Unkel Hers' rögte sine Telgen, un an sin düsterrodes Gesicht kunn einer seihn, dat in sin Zoppen'n de Stormwind anfung tau brusen. »Dat wull ick Sei fragen«, was sin Antwurt. – Wir in desen Ogenblick en frömd Minsch in de Dör kamen, hei hadd woll swigen süllt, wer Oberst un wer Ratsherr wir. 'ne statsche Uniform hadden beid an, un beid hadden 'ne vörnem, stolze Min, un beid hadden sei dese ut Gewohnheit von wegen dat Kummandieren; was de Oberst en por Toll länger, so was min Unkel en halwen Faut dicker; hadd de Oberst den Krig unner de Näs', so hadd min Unkel em äwer dat ganze Gesicht, denn hei hadd sick en por Dag' nich balbieren laten kunnt, oll Doktor Metz hadd vörgistern äwerschaten, [166] un wat de Dag' vörher un gistern un hüt wussen was, wog gaud so vel as de Snurrbort von den Franzosen.

»Wer sünd Sei?« frog de Franzos'. – »Ick bün enRatsherr, en Stemhäger Ratsherr«, säd min Unkel. – Dat schint denn nu den Franzosen doch tau verblüffen; hei gung up un dal, un tauletzt blew hei vör minen Unkel stahn un säd: »Ick seih den Vurtel för den Kaiser Napoleon nich in, wenn ick noch länger mit Sei in'n Lan'n herüm treck. Sei känen gahn.« – So wat was min Unkel denn nu nich gewennt. »Herr«, röp hei, »dese Behandlung ...!« – »Ick bedur uprichtig«, föll em de Oberst in't Wurd, »dat Sei äwerall inkummodiert sünd. Sei möten schir ut Verseihn mitnamen sin.« – Dat was denn nu doch för minen Unkel en tau starkes Stück! Hei hadd sick den ganzen Weg lang un de Winternacht dormit tröst't, dat hei en utgesöchtes Opfer von den korsikanischen Draken wir, un nu süll dat Ganze en blotes Verseihn sin? Hei hadd in sine Unschuld taum wenigsten up 'ne öffentliche Ihrenerklärung vör de Frunt von en ganzes französches Regiment rekent, un nu stödd em – mit Respekt tau seggen – de französche Oberst mit den Faut vör den Allerwertsten un säd: hei kunn nu gahn. – »En Mann, as ick bün«, röp hei, »ut Verseihn mitnamen!« – »Sei känen noch von Glück seggen«, säd de Oberst un kloppt em fründlich lachend up de Schuller, »in den Krig kümmt männigmal wat Slimmeres vör, dor ward männigein ut Verseihn dodschaten. Seihn S' de Sak as 'ne Prüfung von Gott an.« – »Wenn dat 'ne Prüfung sin sall«, säd min Unkel, »denn is't man 'ne sihr dumme.« – De Oberst lacht un fot minen Unkel unner'n Arm: »Kamen Sei, Herr Ratsherr, ick bün recht vergnäugt in minen Harten, dat de Sak so ut de Welt kamen is un dat ick den Herrn Amtshauptmann heww tau Willen sin künnt. Un ick hadd woll noch en por Würd' in't geheim mit Sei unner vir Ogen tau reden.« – In't geheim un unner vir Ogen, dat wiren denn nu en por Würd', de kunn min Unkel Hers' nich wedderstahn, hei folgte also.

»Herr Ratsherr«, säd de Oberst, as sei buten up den Mark vör den Gasthof taum Goldenen Knop stun'n, denn in den [167] Goldenen Knop was den Obersten sin Hauptquartier, »Herr Ratsherr, seggen Sei den ollen, braven Herrn Amtshauptmann, ick let em noch velmals grüßen, un wenn ick sin Bed' glücklicherwis' hadd erfüllen künnt, so süll hei tauseihn, dat hei ok min erfüllen ded, un min Bed' wir: hei süll, wenn dat mit Recht gescheihn künn, dat herrnlos' Geld dat lütt Mäten tauwen'n, de mi gestern unnerwegs den Breiw von em bröcht hadd. Un, Herr Ratsherr, Sei seihen in, dat dit geheim hollen warden möt, denn süs künn de Herr Amtshauptmann doräwer verdächtigt warden.« – Min Unkel Hers' was nu wedder in sin vull Fohrwater: »Sei meinen doch Fiken?« frog hei iwrig. »Möller Vossen sin Fiken, de dor steiht?« Un wis'te up Fiken, de en beten afsid mit ehren Vader stunn un em den Arm üm den Hals leggt hadd un vör Freuden weinte. – »De mein ick«, säd de Oberst un gung up dat Por tau.

Fiken let den Arm von ehren Vader sinen Nacken los, äwer de Tranen kunn sei nich wehren, un as de Oberst neger kamm, was't ehr, as müßt sei noch mihr weinen, un as de Oberst ehr de Hand gaww, makte sei en stillswigenden Knicks, sei kunn kein Wurd herutbringen. So lang' de Nod as 'ne düstere Nacht up ehr legen hadd, so lang' was sei still un ruhig, ahn sick links un rechts ümtaukiken, ehren Gang gahn, un blot dat Vertrugen up Gott hadd ehr as en schönen Stirn lücht; nu dor de Sünn upgahn was, stunn sei still, ehr Hart bläuhte as 'ne schöne Rosenblaum tau dat Licht in de Höcht, de frische Morgenwind spelte in ehre Bläder, dat sei sick ümkiken kunn nah rechts un nah links un nah rüggwarts un vörwarts, un de Morgendau föll an de Ird.

De oll Möller stunn ok stillswigend vör den Obersten; äwer as de frog, ob hei de Vader von dat lütt Mäten wir, dunn kamm't em mit Würden äwer den Hals. »Ja«, säd bei, »Herr. Un wenn't ok wohr is, wat uns' Herr Amtshauptmann seggt, dat Jungs beter un Dirns tau quarig sünd, denn dat sünd sei, Herr, as Sei an Fiken seihn känen« – un dorbi wischte hei sick sülwst 'ne Tran ut de Ogen –, »so weit ick doch för Ehre Gaudheid keinen annern Wunsch, as dat uns' Herrgott Sei [168] mal so'n oll lütt Dirnken schenken müggt, as min lütt Fiken is«. – De Oberst müggt dat ok woll denken; äwer hei säd dat nich, hei wenn't sick rasch nah Fiken üm un frog: »Min leiw' Döchting, kannst du schriwen?« – »Ja, Herr«, säd Fiken un makt en Knicks. – »Sei kann allens«, säd de Möller, sei kann schrewen Schrift lesen un kann schriwen as en Schaulmeister; denn sei möt jo all min Schriften besorgen. – »Na, denn, min lütt Dirning«, säd de Oberst, »schriw mi hir mal dinen Namen un den Urt rin, wo du her büst; äwer plattdütsch«. – Un Fiken schrew in dat Taschenbauk von den Obersten: »Fiken Vossen up de Gielowsche Mähl in't Stemhäger Amt.« – De Oberst les' dat, klappt sin Bauk tau, gaww ehr un ehren Vader de Hand un gung mit de Würden: »Adjüs! Un wi treffen mägliche Wis' noch einmal wedder tausam.«

18. Kapitel
Dat achteihnte Kapittel

Worüm Bäcker Witten sin Pottmat äwerlöppt; worüm de Stadt Stemhagen de Dannenschonung anleggt het; worüm Vatter Rickert de Stormklock treckt, un worüm ick ümmer bi Julius Cäsaren an minen Unkel Hersen denken möt.


Nah 'ne lütt halw Stun'n führten ut den Treptowschen Dur tau Bramborg twei Wagens nah Stemhagen hentau; up den irsten Wagen satten de Ollen, de Herr Ratsherr un de Bäcker un de Möller un as Respektsperßon de Herr Kammerdeiner, up den tweiten satt Fritz Besserdich mit Luthen up den vördelsten Sack, un up den annern Hinrich un Fiken, Fridrich lagg achter in't Krett.

As sei en En'n lang führt wiren, fung min Unkel Hers' an tau reden: »So!« säd hei, »ut de Klemm wiren wi richtig rut.« – »Ja woll, Herr Ratsherr«, antwurt't oll Bäcker Witt, »un dat hewwen wi denn woll den Herrn Amtshauptmann un unsen Burmeister, vör allen äwer woll den Möller sinen Fridrich tau danken.« – »As einer dat ansüht, Meister Witt«, säd min Unkel. »Ick för min Person heww nicks gegen de drei, [169] un dat de Schassür tau Städ' bröcht würd, hett uns gaude Deinsten dahn, äwer fri makt hett uns dat nich. Hewwen Sei nich seihn, wo de französche Oberst mit mi unner vir Ogen vör de Dör redt?« – »Ja, Herr.« – »Na, denn laten S' sick seggen, wenn mi de Franzos' nich tau en geheimen Updrag brukt hadd, denn wiren wi ut Bramborg woll dörch en anner Dur as dörch dit ruteführt.« – »Dat wir der Deuwel!« röp de oll Bäcker un kek den Herrn Ratsherrn so'n beten von de Sid an. – Min Unkel säd nicks, hei plinkte blot sihr irnsthaft mit de Ogen un kek dunn bi Sid äwer de kahlen Feller räwer, as wull hei irst sin Würd' in den Bäcker gehürig wirken laten. Dat slog em äwer fehl; oll Bäcker Witten sin Kopp was as sin Pottmat, worin hei sin Gedränk verköfft; was de irst bet an den Rand vull, denn namm sei nicks mihr up, un wat noch kamm, drüppt in de Stuw'; un up Stun'ns was sin Kopp bet an den Rand vull von all de Saken, de hei erlewt hadd, dat den Herrn Ratsherrn sin Würd' richtig bitau drüppten; hei säd nicks. – »Meister Witt«, säd de Herr Ratsherr nah 'ne Wil, »ick wull, ick wir in Stemhagen.« – Dit Drüpping gung noch in den Bäcker sin Pottmat rinne, hei säd also: »Dat wull ick ok, denn dat ward sick hellschen lang hentrecken.« – »Dat mein ick nich«, säd de Herr Ratsherr, »ick mein wegen unsen Empfang.« – Den Bäcker sin Pottmat lep wedder äwer. »Wo so?« frog hei. – »Ick mein wegen unsen Empfang mit 'ne Ihrenpurt.« – Nu drüppt dat ut de Pottmat piplings up de Ird. »Empfang? – Ihrenpurt? – Wo so? – Kümmt denn uns' Herzog?« – »Meister Witt, de kümmt nich; äwer wi kamen.« – Nu was't oll Witten denn grad', as hadd em einer bi't Inmeten an den Arm stött un as wenn de Hälft ut de Pottmat an de Ird flog un sick dat anner, wat drin blew, all dörchenanner dörchküseln ded. Dit was en Glück, denn nu kreg den Herrn Ratsherrn sine Erklärung Platz. »Meister Witt, ick segg, wi kamen. Süllen de Börgers ut 'ne Stadt, as uns' Stadt is, nich ebenso gaud för ehre Mitbörgers un Magistratspersonen, de för't Vaderland leden hewwen, 'ne Ihrenpurt bugen as för en Herzog? Äwer wer sall't dauhn? [170] De oll Amtshauptmann? De Burmeister? De denken nich doran! – Oder meinen Sei, de oll Rekter, wil hei mal en Ding von Transparenten makt hett? Na, dat was dor ok nah! Oder oll Metz? De het't blot in de Würd', Meister Witt, as de Katteiker in'n Swanz. Oder oll Zoch? Von den Torm kann hei blasen, wider nicks. – Ja, wenn ick dor wir!« – »Äwer, Herr Ratsherr«, säd de Bäcker, bi den sick de Küsel nahgradens setten ded, »in dese Johrstid! Wo sälen sei Blaumen un Gräuns herkrigen?« – »Blaumen? Wotau handelt oll Heimann Kasper un oll Leip un de annern Juden mit roden un gelen Band? Gräuns? Wotau hett de Stadt Stemhagen denn de Dannenschonung in den Stadtholt anleggt?« – »Wohr is't«, säd oll Witt, denn nu was de Pottmat wedder ganz vull. – »Wat seggen Sei, Möller Voß?« frog de Herr Ratsherr. – »Ick segg gor nicks, Herr Ratsherr«, säd de Möller un dreiht sick nah den hindelsten Sack üm mit en Gesicht so vull Schrumpeln, as wenn en tausamsnerten Tobacksbüdel äwer sin Schuller kek, »ick segg gor nicks, ick denk blot, as ick gistern nah Bramborg tau führt, was mi nich gaud tau Maud', un hüt, dat ick wedder von Bramborg t'rügg führ, heww ick wedder Mag'weihdag' in'n Kopp.« – »Wo denn dat?« frog min Unkel, un de oll Möller vertellte sin Verlegenheit mit Itzigen. – »Hm«, säd min Unkel un strek sick sachten mit de Hand von babendal afwarts dat Gesicht entlang bet an't Kinn; wider kamm de Hand nich, dor blew sei hacken von wegen den struwen Bort, dat Kinn treckt sick dal, de Mund ded sick up, un hei kek so 'ne Tidlang stiw in de Luft rin. Hei versöcht dat Stück en pormal, äwer ümmer dat Sülwige: äwer den Bort kamm hei nich weg.

Nu hadd min Unkel Hers' woll en struwen Bort, äwer hei hadd en weiken Sinn; un ded sick sin Mund wid up, so ded sick ok sin Hart wid up, un as hei dat letztemal mit sin gauden Ogen in den grisen Hewen rinne kek, drop hei up en blages Flag, un en Stückschen von den blagen Hewen föll dörch de Ogen in sin wides Hart; hei müßt en gaud Wark, stiften. »Meister Witt«, säd hei, »setten Sei sick up den vördelsten[171] Sack un laten S' den Möller hir sitten; ick heww mit em tau reden.«

Un dat geschach, un Bäcker Witt redte up den vördelsten Sack sihr lud mit den Herrn Kammerdeiner, un de Herr Ratsherr redte up den hindelsten Sack sihr sachten mit den Möller. »Möller Voß«, säd min Unkel, »ick help Sei ut de Tint. Morgen lat ick Itzigen kamen, un passen S' up, wo smidig hei sin ward, denn ick weit wat von em, wat Heimlichs, wat keinen wider angeiht; äwer wat Saubers is't nich. De Kirl sall Sei bet Ostern Tid laten, un ick will mi för Sei verbörgen; un morgen kam ick rut un seih all Ehr Schriften nah un nem de Sak in mine Hand, denn seihn Sei« – un dormit halt hei dat Pittschaft an sin Uhrked hervör –, »ick bün dortau berechtigt un dortau set't. Hir steiht't. Känen Sei woll latinsche Schrift verkihrt lesen?« – De oll Möller antwurt't, hei künn s' nich grad noch verkihrt lesen. – »Na, 't schadt ok nich. Hir steiht: Not. Pub. Im. Caes., dat heit, ick bün Notarius publicus, un Im Caes. heit so vel, ick kann in jeden Prozeß üm Rat fragt warden. – Also, Möller, ick help Sei! – Äwer ein Bedingung heww ick: Sei seggen tau keinen von min Börgschaft un tau keinen von uns' Afkamen, vör allen nich tau den ollen Amtshauptmann. De Sak bliwwt heimlich.« – De Möller versprok dat denn ok.

Up den tweiten Wagen was't in ein Ort grad so as up den irsten: up den vördelsten Sack würd sihr lud redt un up den hindelsten, wo Fiken un Hinrich satt, sihr sachten, un ick bruk nich tau vertellen, wat sei mitenanner redten, denn Fridrich lagg jo hinnen in't Krett un hürt Wurd för Wurd, un de ward dor woll tau rechter Tid mit rut kamen.

En Stundener drei nahher, as dit redt würd, lep de Slüngel, de Fritz Sahlmann, dörch de Straten von de gaude Stadt Stemhagen un röp: »Sei kamen, sei kamen!« Hei hadd up den Mählenbarg all twei Stun'n Posten stahn, un de Herr Amtshauptmann hadd in dese Tid all säbenmal nah em klingelt un was tauletzt ut Verdreitlichkeit nah min Mutting runner gahn.

[172] »Sei kamen!« röp de Slüngel. – »Is't wohr, Jung'?« frog oll Rickert, de Pulsant up den Klocktorm was. – »Ja, Vadder Rickert, sei sünd all up den Brink.« – Un oll Rickert säd tau sick: »Denn helpt dat nich, denn möt ick dat Minige dauhn!«, gung nah'n Torm, un wil hei dat ganze Gelüd' doch nich bedwingen kunn, treckt hei de Stormklock. Nu kamm denn allens tau Bein un tau Dören: »Sei kamen!« – »Wer kümmt?« – »De Ratsherr un Bäcker Witt un de Möller un all de annern!« – »Hurah!« rep Schauster Bank un swenkt den Arm in de Luft, hadd äwer vergeten, dat hei en Stäwel äwertreckt hadd. – »Hurah!« röp Slösser Tröpner un stört't mit sin Schortfell up de Strat, »aber, Kinder, allens in Orndlichkeit un Manierlichkeit!« un stödd oll Wewer Stahlsch den Henkelpott ut de Hand, den sei von Mamsell Westphalen runner bröcht hadd. – »Hurah?« röp Herr Droi un stört't mit de Borenmütz up de Strat, süs äwerst in korten Tüg, un achter em stünnen sin lütten französchen Gören un schregen: »Wiw lamperör!«, as de Herr Ratsherr up den irsten Wagen dörch den Hümpel führt.

De äwerst satt steidel up sinen Sack un höll de Hand de ganze Strat lang an sinen Haut un dreihte sin würdig Gesicht nah rechts un nah links, un in sine Würdigkeit mengt sick de Gerührsamkeit, un hei flustert den Möller tau: »Voß, dit lett mi de Ihrenpurt vergeten.« – Un de oll Möller kek den Herrn Ratsherrn an, wo de dat maken ded, un makte dat ebenso un antwurt't minen Unkel: »Ja, Herr, un mi Itzigen.« – De Herr Kammerdeiner dinerte ümmer nah sine Sid von den Wagen raf un strapzierte sinen Haut up dat Unminschlichste, un up de anner Sid röp oll Witt up dat Allerminschlichste von den Wagen heraf: »Gun Dag. Vadder! – Gun Dag, Bank, wat makt din Puckel? – Gun Dag, Jehann! – Gun Dag, Strüwingken! – Na? – Allens woll? – Wat maken de Swin?«

As sei äwer up den Mark kemen, dunn weihte Tanten Hersen mit de halwe witte Gardin ut dat Finster rut un weihte in min Unkel Hersen sin Hart en Stormwind up, dat sin Gefäuhl in grote Bülgen un Wachten slog un em dat Water bet [173] in de Ogen spritzt. »Tanten!« säd hei halwlud vör sick hen, »Tanten!« – denn hei nennt sin eigen Fru »Tanten«, un sei nennt em dorför »Unkel« – »Tanten, ick kann dinen Wink nich nahkamen, denn dese beiden Dag' hewwen mit mi as öffentliche Perßon un nich as hüsliche, hewwen mit mi as Ratsherr un nich as Unkel tau dauhn hatt, un so möten sei ok tau En'n bröcht warden. – Bäcker Witt«, röp hei, un dorbi drückte hei sick den Dreimaster in de Ogen, »nah'n Rathus'!« De Ratsherr hadd äwer den Husvader un Unkel den Sieg wunnen.

Ach, wat was dat för en schönen Abend up den Rathus'! Allens wat in Käk un Keller vör de Franzosen versteken was, würd hervör halt, un wat fehlen ded, kamm von den Sloß. Marik Wienken deckte en langen, langen Disch, un an den Disch würden ümmer Anstekers an Anstekers steken, un as de groten Dischen nich langten, kemen de lütten, un as de nich langten, würd för uns Gören up den Staul deckt. – Mamsell Westphalen stunn an dat Eckschapp un drückte Zitronen up Zucker, un dorup würd ut allerlei Buddeln allerlei upgaten, un de Teeketel gung ümmer von de Käk in de Stuw' un ut de Stuw' in de Käk, un de Herr Amtshauptmann stunn dorbi un probiert ümmer un schüddelt mit den Kopp un got denn ok mal wat tau, un tauletzt nickt hei un säd: »Mamsell Westphalen, so is't recht! Dies ist eine andere Sache!« Un tau min Mutting dreiht hei sick üm un säd: »Min Herzenskindting, in ein Sak laten S' mi nu minen Willen; den Punsch gew ick.« Min Vader handtierte mit den Proppentrecker, un Luth besorgte de Schenk, un de Herr Kammerdeiner stunn an den Aben un schüddelte bi all dese Anstalten ümmer mit den Kopp un wull Luthen dat wisen, wo hei präsentieren müßt, un as't Luth so maken wull, got hei Mamsell Westphalen en Glas Punsch in den Schot. Ja, 't was en schönen Abend! Fridrich stunn an de Dör, steidel as en Granedier, un rüppt un rögt sick nich, blot dat hei drunk; un Fritz Besserdich stunn bi em, rüppt un rögt sick ok nich, blot dat hei ok drunk un dat hei denn un wenn rute gung un sick up de [174] Dehl de Näs' utsnöw. Un Fiken Vossen satt bi min Mutting, un min Mutting drückt ehr de Hän'n un strakt ehr äwer dat weike Gesicht, un as ick tau ehr ranne kamm, strakte sei mi ok un säd: »Wardst du ok so vel von mi hollen?« De Herr Amtshauptmann röp Hinrich Vossen in de Eck un redte mit em heimlich. – Wat hadd de Herr Amtshauptmann mit Hinrich Vossen Heimliches tau reden, un worüm slog hei em ümmer up de Schuller? – Oll Möller Voß frog sick ok in'n Stillen dornah, un as hei't rute hadd, dat't von wegen den Prozeß was, säd hei tau Witten: »So! Mit den Prinzeß bün 'ck nu ok dörch, nu bliwwt mi man noch de Jud', un den will 'ck mi hüt abend in den Punsch stippen.« – »Du bringst mi up den Gedanken«, seggt de Bäcker un geiht ut de Dör un kümmt nah 'ne Wil taurügg, an de ein Hand en Henkelkorw, an de anner de Strüwingken. »Mit Verlöw, Herr Burmeister, dat ick doch ok min Deil an dat Traktement drag', un hir sünd en por Zuckerkringel, un hir, Fru Burmeistern, is min Strüwingken, nemen S' nich äwel, sei hadd tau des' Gesellschaft so'ne grote Lust.«

Wat will dit äwer allens bedüden gegen den Glanz un de Ihr, de üm minen Unkel Hers' upgung; hei hadd sinen Mantel afnamen un stunn nu dor in blanke Unneform, un allens stunn üm em rümme un bedankt sick bi em: min Vader, dat hei em in den Schutz von sinen Mantel namen hadd; min Mutting, dat hei minen Vader dordörch tau de Flucht verhulpen hadd; Mamsell Westphalen dukerte dreimal unner un säd, sei würd't em nich vergeten, wat hei an ehr dahn hadd, un Möller Voß säd, eigentlich wiren sei all blot dörch den Herrn Ratsherrn in Bramborg fri kamen; un as oll Witt dat ok bekräftigte, lawte de Strüwingken em in ehren Harten en groten Kaffeekauken an. Sin schönes, rodes Gesicht blinkerte un blänkerte vör Lust un Behagen, un hei bückte sick dal tau min Mutting un säd: »Ick weit gor nich, wo min Tanten bliwwt.« Bi den Möller sin Würd' föll em den Franzosen sin Updrag in, un hei wendt sick an den Herrn Amtshauptmann: »Herr Amtshauptmann, ick heww mit Sei ein por Würd' unner [175] vir Ogen tau reden in 'ne besonders heimliche Angelegenheit«, un dormit treckte hei den Herrn Amtshauptmann in 'ne Eck herinne. – Wi weiten, wovon de Red' sin süll, äwer wenn de Eck reden künn un uns vertellte, wat de Herr Ratsherr dor vertellte, wi müßten seggen, wi wüßten von nicks. Tauletzt müßt min Vader den Herrn Amtshauptmann man erlösen, hei namm minen Unkel un set't em baben an up den Ihrenplatz, un mindag' is en Minschenkind nich so tau rechter Tid up sinen richtigen Platz set't worden as min Unkel, denn knappemang satt hei, dunn gung de Dör up, un herin kamm Tanten Hersen in en swartsiden Kled, un achter dit Kled stunn de oll Dokter Metz, wat den jitzigen ollen Metz sin Vader was, un de jitzige rike Josep Kasper, wat dunn en lütten Judenjung' was. Un Tanten Hersen hadd en Kranz von gräune Lurbeerbläder in de Hand, de hadd de oll Metz von sinen Bom plückt, von den hei süs man Bläder plückte, wenn sine leiwe Fru Brassen kakte, un de Kranz was mit en langen, rotsiden Band taubunnen, den hadd Josep Kasper besorgt, un dorför namm Tanten em mit. Tanten gung up Unkeln los un gaww em en Kuß un stülpte em von achter den Kranz up den Kopp, dat de roden Bän'n em den Puckel dal hungen, un säd en por sihr schöne Würd', de keiner hürt hett, denn Bäcker Witt brok tau tidig mit: »Hurah!« los, un de Möller mit »Vivat hoch!«, un allens stimmte mit in un stödd mit de Gläser an.

Ja, 't was en schönen Abend! Un lange Tid nahher, wenn ick en Bild von Julius Cäsar'n sach, föll mi min Unkel Hers' in, denn grad so kledt em de Lurbeerkranz, blot dat min Unkel en gaud Deil fründlicher un vülliger was as de surpöttige, knakendröge Römer. Un lange Tid nahher, wenn ick den schönsten Kauken vör mi hadd, dacht ick an Bäcker Witten sin Zuckerkringel, un ick law sei ok hüt noch; denn einer kunn sihr vel dorvon eten un kreg kein Mag'weihdag'.

19. Kapitel
[176] Dat nägenteihnte Kapittel

Worüm de Möller wedder in sinen Stäwelschacht kickt; wo ut 'ne Matt en Schepel ward; worüm Hinrich adjüs seggt, un worüm Fridrich de Meinung is, dat de Frugenslüd' wollfeil warden.


As den annern Morgen Möller Voß up sine Gielowsche Mähl ut dat Bedd rute krapen was, satt hei wedder mit den Kopp in de Hand un kek nahdenklich in de Stäwelschächt herinne. »Mutter«, frog hei tauletzt, »heww ick mi gistern mit Hinrichen vertürnt, oder hett mi dat drömt?« – »Ih wo, Vatting«, seggt sin Fru, »du hest em jo ümmertau küßt un hest em ümmer dinen leiwen Sähn nennt, un Fridrichen hest du vel Geld verspraken, wenn du irst en riken Mann wirst, un dat süll denn nu so lang nich duren.« – »Mutting, denn heww ick sihr dämlich Tüg angewen.« – »Dat säd ick di all gestern abend; äwer dunn wullst du dat nich Wurd hewwen.« – »Gott sall mi bewohren!« röp de Möller, »ick kam jo ut de Dummheiten gor nich rut!«

Fridrich kamm herin: »Gun Morgen, Möller! Gun Morgen, Fru! Ick kam blot rinne, Möller, un will Sei seggen, ick heww mi de Sak äwerleggt; ick will dat Geld, wat Sei mi gistern abend verspraken hewwen, noch 'ne Tidlang bi Sei up Tinsen stahn laten, bet ick dat notwendig bruk.« – »Hm!« röp de oll Möller un rögt sick hen un her up den Staul. – »Ja«, säd Fridrich; »äwer ick hadd woll 'ne anner Bed': will'n sei mi nich tau Ostern trecken laten, obschonst dat uter de Tid is?« – »Wotau? Wat hest du vör?« – »Ick wull frigen.« – »Wat? Du frigen?« – »Ja, Möller, ick frig Schult Besserdichen sin Fiken, de nu up den Sloß deint; un wenn Hinrich Voß uns' Fiken frigen deiht un wenn uns' beiden Swigeröllern nicks dorgegen hewwen deden, denn heww ick mi so dacht, kün'n wi jo up einen Dag Hochtid maken.« – Dit was denn nu den ollen Möller doch tau stramm: »Du Snurrer ...!« sprung hei up en grep nah den einen Stäwel. – »Holt, Möller!« säd Fridrich un richt't sick en En'n. »De Redensort paßt sick nich för mi un nich för Sei. Wo dat mit mi steiht, weit ick sid drei [177] Dag', un wo dat mitHinrichen un uns' Fiken steiht, weit ick sid gistern nahmiddag; ick lagg achter ehr in't Krett un heww allens mit anhürt.« – »Vatting«, röp de Möllerfru, »dit wir dat Best!« – »Dat versteihst du nich!« röp de Oll un schüll in de Stuw' rümme. – »Na, Möller«, säd Fridrich un gung ut de Dör, »äwerleggen S' sick de Sak; wat min Swigervader is, de geiht ok all sid ihrgistern abend in Äwerleggung rümme.« – »Du kannst dinen Schin krigen«, röp de Möller achter em her, »äwer irst tau Jehanni.«

Worüm was de oll Möller denn so arg? Hei müggt doch Hinrichen girn liden; hei sülwst hadd in de letzten Dag' oft doran dacht, dat Hinrich un sin Fiken för enanner passen deden, hei sülwst hadd em gistern sinen »leiwen Sähn« nennt; äwer dat was't eben! Gistern abend hadd em de Punsch taum riken Mann makt, un hüt kek hei as en Snurrer in sin Stäwelschächt; un wenn ok Itzig sick ümstempeln let bet tau Ostern, so was dat 'ne Galgenfrist. – »Vatting«, säd de Möllerfru, »dit is dat Best, wat uns' Fiken un uns passieren künn.« – »Mutter«, säd de Oll, un't was en Glück, dat hei noch kein Stäwel an hadd, hei hadd süs vör Arger mit de Bein trampelt, »ick segg di, dat versteihst du nich! – Wat? – Ick süll Jochen Vossen sinen Sähn, de mit mi in en Prinzeß liggt un de mit en groten Büdel Geld in'n Lan'n rümreis't, min Kind gewen – min bestes, leiwstes Kind! – un süll tau em seggen: dor hest du s', äwer mitgewen kann ick ehr nicks, denn ick bün en Snurrer? – Ne, Mutter, ne! Ick süll de Lappen borgen, worin min einzigst Kind, min lütt Fiken, vör de Tru stünn? – Ne, ne! Irst möt ick wedder in de Wehr!«

So geiht dat oft in de Welt: en grot Glück hängt dicht vör einen ut taum Aflangen, un wenn einer de Hand utrecken will un will't faten, denn is de Hand mit Keden bunnen, un de Keden sünd in lang vergahene Tiden smädt, ahn dat't einer gewohr worden is, un sei sünd wid achter einen fastmakt, so dat einer sei nich aflangen kann. Den Möller sin Ked' was sin Prozeß un woll ok sin slichte Wirtschaft in frühern Tiden, un as hei nu nah dat Glück gripen wull, dunn[178] höll sei em taurügg, un hei bos'te un iwerte sick vergewens. Hei hadd sei nu woll stuw dörchhauen künnt, denn müßt hei äwer tidlewens dat Kedenen'n dörch de Welt slepen as en verlopen Tuchthüsler, un dat led sin Ihr nich.

De oll Mann kunn einen jammern, hei gung jeden ut den Weg' un handtierte för sick allein in de Mähl un in den Stall herüm, as wull hei an desen Dag allens nahhalen, wat hei sid langen Johren versümt hadd. Endlich würd hei erlös't, min Unkel Hers' kamm an, hüt äwerst in en börgerlichen Uptog: »Gun Dag, Voß! Na, uns' Sak is in Richtigkeit.« – Äwer den Ollen was hüt nich lichtglöwig tau Maud', un hei säd kort af: »Ja, wer't glöwt, Herr Ratsherr.« – »Wenn ick't segg, Möller Voß«, säd de Herr Ratsherr un halt en Packet Schriften ut den Wagen un gung mit den Möller in de Stuw', »denn möt dat einer glöwen, denn ick bün hüt hir as Notarius publikus.« – »Mutter«, säd de Möller, »lat uns allein, un du, Fiken, stick uns irst en Licht an.« Dat ded denn nu grad nich nödig, denn 't was hellig Dag; äwer de Oll hadd dat seihn, dat de Herr Amtshauptmann bi en Gerichtsdag ümmer en Waßstock brennen hadd, un hei wull't ok so hewwen, denn dit schint em sekerer, wil't vullstänniger was. Un dormit gung hei an sin Schapp un halt sin Brill herut un set't sei sick up, wat ok nich nödig ded, denn hei kunn kein schrewen Schriwwt lesen; äwer em was doch so, as künn hei mit de Brill beter uppassen; un dorup set't hei einen Disch midden in de Stuw' un twei Stäuhl doran.

As sei nu allein üm den Disch un dat Licht seten, las de Herr Ratsherr mit sihr düdliche Stimm 'ne Schriwwt vör, worin de Jud' gegen den Herrn Ratsherrn sin Börgschaft bet Ostern täuwen wull, un as hei de lesen hadd, läd hei dat Poppier neben sick un kek den Möller mit en Gesicht an, dat sach ut as: »wat seggst nu, Flesch?« – De oll Möller nörrickt nu los mit »Hm« un »Je« un »Äwer« un kratzt sick in de Hor. – »Möller Voß«, säd min Unkel sihr argerlich, »wat sall dat Nörricken? Hir steiht min Sigel unner – seihn Sei, hir! – en Hirsestengel, wil ick ›Herse‹ heit; ick hadd ok en Fallgatter [179] dorup steken laten kunnt, wil dat up Französch ›hersé‹ heit, äwer ick bün nich för de Franzosen – un hir drüm rüm steiht mine Befugnis: not. pub. im. caes., un hir steiht den Juden sin Unnerschrift: Itzig; un wat schrewen is, is schrewen.« – »Dat seggt de Herr Amtshauptmann ok«, säd de Möller un wür en ganz Deil heller utseihn, »wat schrewen is, is schrewen.« – »Wat de seggt, is mi ganz egal, ick, Möller Voß, ick bün dortau set't dörch min Amt, schrewen Schriwwten kräftig tau maken dörch min Sigel. Un dörch dese Schriwwt sünd Sei bet Ostern ut alle Verlegenheit.« – »Ja, Herr, un ick bedank mi ok, äwer wat denn?« – Nu kamm de Reih tau nörricken an minen Unkel: »Hm! Wat denn? – Je – Na! – Na, Möller Voß«, un sin oll gaud Gesicht smet sine ganze Amtsmin as Notorius publikus ut de Dör un set't sick de Minschenfründlichkeit as Brill up sine hübsche Näs' un kek den ollen Möller un de ganze Welt fründlich an, »na, Möller Voß, heww ick bet Ostern Luft schafft, kann ick jo ok wider Rat schaffen, ick bün her kamen un will reinen Disch maken. Dortau is dat äwerst nödig, dat Sei mi all Ehr Ümstän'n vertellen un all Ehr Poppieren wisen.« – Dat gung denn de Möller ok in un vertellte un vertellte, dat en anner Kopp, as min Unkel Hersen sin, ganz düsig worden wir, un hei halte so vel Poppieren rut, dat en annern angst un bang' worden wir; äwer min Unkel was hellschen pükerig in sin Geschäften, hei müggt girn Rätsel lösen un Bindfaden utenanner wiren, hei hürt un las allens mit Geduld, äwer nich mit Vurtel för sin Vörnemen. »Möller Voß«, frog hei endlich, »is't dit all?« – »Ja, Herr«, säd de Möller un let de Uhren hängen as en Tüftenfeld, wenn de Nachtfrost doräwer gahn is, »un dit is noch min Kuntrakt mit dat Stemhäger Amt.« – Min Unkel namm den Kuntrakt un las em so verluren dörch un sach ok ut, as wir em de Peiteßill verhagelt; äwer mit einmal sprung hei up: »Wat's dit? – Wi sünd dormit dörch, Möller! – In Tid von en por Johr sünd Sei en Milljonär! – Dat ganze Stemhäger Amt is mahlpflichtig un de Stadt Stemhagen dortau, hir steiht't in Paragraph vir, un wat seggt Paragraph fiw: Für [180] jeden Scheffel, den der Müller mahlt, kann er rechtlich einen Scheffel als Mahllohn beanspruchen.« – »'ne Matt, Herr Ratsherr!« röp de oll Möller un sprung nu ok tau Höcht, »von jeden Schepel 'ne Matt!« – »Ne! En Schepel! – Hir steiht: für jeden Scheffel einen Scheffel als Mahllohn; un wat schrewen is, is schrewen. Un hir hett de Amtshauptmann dat Amtssigel unnerset't.« – »Herr Ratsherr, Herr Ratsherr, mi summt de Kopp; dat is jo doch man en Verseihn.« – »Verseihn is ok verspelt, un wat schrewen is, is schrewen; dat hett de oll Amtshauptmann Sei jo sülwen seggt.« – »Dat hett hei, Herr«, säd de Möller, »ja, dat hett hei, dat kann ick beswören.«

Un nu gung in den ollen Möller 'ne Utsicht up Erlösung ut de Judenfingern up, un 'ne Utsicht up vele, vele Schepels Kurn un up vele, vele blanke Dalers, denn dat ganze Amt was jo mahlpflichtig, dat müßt em jo kamen. »Herr«, röp hei, »dat kann sick helpen! – Äwer ... äwer ...« – »Voß«, säd min Unkel ärgerlich, »wat hewwen Sei mit Ehr Inwendungen? De Sak is klipp un klor.« – »Ja, Herr, äwer ick mein man, wo ward dat äwer mit de Säck?« – »Mit de Säck? Mit wat för Säck?« – »Mit de Säck, worin mi dat Kurn bröcht ward. Dat Kurn krig ick all, äwer wer kriggt de Säck?« – »Hm«, säd min Unkel, »dat is 'ne swore juristische Frag', Möller, doran heww ick noch nich dacht, un in den Kuntrakt steiht nicks dorvon; wenn ick Sei äwer raden sall, denn behollen Sei sei vörlöpig, denn wat seggt dat Lübsche Recht: beati possidentes, dat heit up Dütsch: wat einer hett, dat hett hei. – Möller, ick heww Sei nu ut allens rutehulpen, äwer eins beding ick mi ut: reinen Mund! Äwer de Sak ward tau keinen Minschen redt – hüren Sei! – tau keinen Minschen! – Mit Itzigen ward ick spreken, de möt Kurn staats Geld annemen, un tau Ostern ward denn allens klor sin un denn, Möller Voß ...« – »Un denn, Herr Ratsherr?« – »Denn kümmt de bore Äwerschuß. – Äwer Möller, de Sak bliwwt in't geheim!«

De Möller versprok dat, un de Herr Ratsherr reiste wedder [181] af, un Hinrich un Fiken segen noch, wo hei von den Wagen ut den Ollen taunickt un den Finger up den Mund läd.

»Fiken«, säd Hinrich, »mi is de Heimlichkeit nich gewen, ick möt reinen Win inschenken; ick gah nah dinen Vader un red mit em.« – »Dauh dat«, säd Fiken. Hadd sei äwer wüßt, wo dat mit den Ollen stunn, sei hadd em woll noch täuwen heiten.

Mit den Ollen stunn dat äwerst heil wunderlich. Hüt morrn was hei en Snurrer un wull sin einzigst Kind nich ahn Mitgift weggewen, hüt abend was hei en riken Mann, un sin einzigst Kind brukt nich jeden tau nemen; sei künn 'ne Madam warden, so gaud as ein. För sinen Kopp was de Wessel tau rasch kamen, hei wüßt nich recht, wat mit em vörgahn wir, dortau kamm nu noch 'ne heimliche Angst, dat dat nich allens so wir, as dat sin müßt, un 'ne grote Unrauh, dat dat, wat gescheihn süll, nich recht wir. »Äwer«, säd hei denn tau sick, »de Amtshauptmann hett sülwst seggt, wat schrewen is, is schrewen; un wat recht is, möt de Ratsherr beter weiten as ick.«

Was hei all in ruhigeren Tiden swor tau en Entsluß tau krigen, so was't in desen Ogenblick gor nich mäglich. As Hinrich sin Gewarw' anbröcht hadd, fung hei von den Prozeß tau reden an un säd, Hinrich süll jo nich glöwen, dat hei en rungeniert Mann wir; em hadden vele in de Fingern hatt, de em hadden dümpeln wullt, äwer noch swemmte hei baben. Hinrich säd nu, hei hadd dat gaud naug in den Sinn, hei hadd sick dat so dacht, die beiden Swigeröllern süllen in Rauh un Freden bet an ehr selig En'n bi em wahnen, un de Möller süll em sin Fiken gewen, un sinen Pachtkuntrakt süll hei em verköpen. Dunn fohrt äwer de oll Möller up: dat glöwte hei sacht! Dor hadd Hinrich woll Lust tau! Äwer keiner süll ihre raupen »halt Fisch!«, ihre hei weck hadd; hei let sick ok nich von en Krabbenwagen äwerführen, noch tau von so'n jungen Burßen, as Hinrich wir. Sinen Kuntrakt! Sinen Kuntrakt wull hei behollen, un wenn en König üm sin Fiken frigt! – So'ne Red' was sick Hinrich nich vermauden nah allen dem, [182] wat vörgahn was, em steg ok de Hitz tau Kopp, un hei säd hastig, de Möller süll »Ja« oder »Ne« seggen, ob hei em sine Dochter gewen wull oder nich. De Möller dreiht sick snubbs üm, kek ut dat Finster un säd: »Ne!« Hinrich dreiht sick ok üm un gung ut de Dör, un 'ne halwe Stun'n nahher höll Fridrich mit Hinrichen sin Fuhrwark up den Möllerhof, un as hei äwer Hinrichen raupen ded, kamm de mit Fiken ut den Goren, un Fiken sach sihr blaß, äwer ok sihr gefaßt ut un säd: »Hinrich, dat Wurd, dat ick di seggt heww, dat holl ick, un du holl't ok!« Hei nickte mit den Kopp un drückte ehr de Hand, gung up de Möllerfru tau, de vör de Dör stunn, säd ehr en por Würd' taum adjüs, steg up den Wagen un führt sachten von den Möllerhof.

As hei en En'n lang von de Mähl af was, röp wat äwer em, un as hei sick ümkek, kamm Fridrich dwars äwer 'ne Eck Roggensaat nah em ran: »Hinrich, wo führen Sei hentau?« – »Nah Stemhagen.« – »Bliwen Sei de Nacht dor?« – »Ja, ick dacht, ick wull de Nacht bi Bäcker Witten bliwen, denn ick wull noch irst mit den Herrn Amtshauptmann reden.« – »Dat möt ick en verstännigen Infall heiten, Hinrich; un ick heww hüt abend ok noch wat in Stemhagen up den Sloß tau dauhn, un mäglich heww ick mit Sei ok noch tau reden, un dörüm, Hinrich, führen S' nich ihre af, as bet ick kamen bün; ick kam äwerst irst lat, wenn allens tau Schick is.« Hinrich versprok, hei wull up em täuwen, un führt nah Stemhagen hentau.

Unnerwegens begegent em Bäcker Witt, de führt mit en Drömt Weiten nah de Mähl un säd: »Na, Hinrich, führen S' man bi mi an, mit Abend un all bün ick ok wedder tau Hus, denn snacken wi en beten mit enanner.«

Je ja! je ja! Dat was all lang' Abend, un de Bäcker was all lang' tau Hus; äwer Hinrich was noch ümmer bi den ollen Herrn up den Sloß. Fridrich was ok all kamen un up't Sloß gahn, un oll Witt säd tau de Strüwingken: »Strüwingken, up de Mähl sünd Geschichten passiert, du sallst dat seihn! Dat de Ollsch sitt un rohrt, dat hett grad nich vel tau bedüden, denn de Tranen sitten ehr wat los; äwer dat Fiken bi den[183] Ollen sin Schellen un Dummheiten still rümme geiht un gor nicks seggt, süh, dat will mi nich gefallen; un de Oll hett hüt wedder sine richtigen Stuken, ut den is nich klauk tau warden. As ick em frog: Vadder, wennihr kann ick mi dat Mehl halen? seggt hei: dor möt ick irst minen Kuntrakt nah fragen. Un as ick säd, ick brukt dat Mehl notwendig taukamen Woch', säd hei, dat wir em ganz egal, hei güng nah sinen Kuntrakt; un as ick wegführt, röp hei mi nah, wenn mi mit dat Mehl en wunnerlich Stück passieren süll, denn süll ick man nah Ratsherr Hersen gahn, de würd mi woll de Sak utenanner setten, wenn hei't för gaud höll.« – »Dat's jo nahrsch«, seggt de Strüwingken.

Dunn kamm Hinrich Voß in de Dör un sach sihr still un einerlei ut, un as de Bäcker von de Mähl anfung, un dat hei dor 'ne snurrige Begegnung förfunnen hadd, brok Hinrich kort af un frog: »Meister Witt, wullen Sei mi woll en Gefallen dauhn?« – »Worümdat nich?« säd de Bäcker. – »Bi Sei kamen vele Lüd', un Sei hewwen ok Stallrum; ick wull min Pird un Wag' verköpen; will'n Sei mi dorbi nich behülplich sin?« – »Worüm dat nich?« frog Witt; »äwer, Hinrich«, set't hei nah 'ne Wil hentau, un einer kunn binah von buten seihn, wo hei binnen de Gedanken sammelt un tau en Faden anenanner knüppt, woran hei de Unnerhollung wider spinnen wull, »äwer, Hinrich, dat hett jo Tid. – De Mähren – de Mähren süh, nu sünd sei wollfeil, worüm? – Je, wat weit ick! Woll dorüm, will keiner seker is, dat em de Franzos' sei nich äwer Nacht ut den Stall halt; äwer de Mähren – du sallst seihn – sei warden dür – denn – du sallst seihn – in Tid von en por Wochen marschiert allens gegen den Franzosen.« – »Dat heww ick eben von en Mann hürt, de dat beter weiten kann as wi beiden, Meister Witt, äwer dorüm grad will ick sei los sin.« – »Ja«, föll Fridrich in, de bi den Bäcker sine Red' in de Stuw' kamen was, »ja, de Mähren warden dür, un de Frugenslüd' wollfeil. Nah de Mähren ward vel Nahfrag' sin, wenn't losgeiht, un nah de Frugenslüd' wenig; un wenn't vörbi is un de Hälft von de jungen Lüd' dodschaten is, noch [184] weniger. – Un los geiht't! Gistern in Bramborg kreg mi einer bi Sid, de sach ut, as hadd hei de blagen Bohnen all präuwt, un säd tau mi, nah min Utseihn hadd ick mi ok all mit den Schapschinken slept, un wenn ick Lust hadd, so wüßt hei en Flag för mi. – Ick säd, ick wull mi besinnen; äwer gistern is nich hüt, hüt bruk ick mi nich tau besinnen. Ick bün bi de Preußen dissentürt, äwer blot, wil ick Kinner weigen süll bi minen Hauptmann; un gistern besunn ick mi blot, wil ick dacht, ick würd mal min eigen Kinner weigen; un hüt besinn ick mi nich mihr un gah gegen den Franzosen. – Un, Meister Witt, ick heww keinen up de Welt, de nah dat Minig süht, wenn Sei hüren, dat ick furt von de Mähl bün, denn seihn S' nah min Lad'. Un nu adjüs, ick möt des' Nacht wedder nah de Mähl.«

Dormit gung hei. – Hinrich gung em nah. »Fridrich, wat heit dit?« – »Wat dies heit?« frog Fridrich. »Dat will 'ck Sei seggen: wo de ein heit, süht de anner ut. Uns is beiden datsülwig passiert, blot dat Ehr Fiken rohrt un min Fiken lacht. Ick bün ehr nich jung naug. Na, 't schad't ok nich! – Den Mann in Bramborg was ick nich tau olt, un wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigall.« – »Fridrich«, antwurt't em Hinrich sachten, »red nich so lud. Du willst Soldat warden un ick ok.« – »Wat, Sei?« – »Still! – Ja, ick ok. Ick heww kein Fründschaft wid un sid un stah allein in de Welt; nu heww ick mit den ollen Herrn Amtshauptmann redt, un de hett mi verspraken, up min Eigendaum en Og tau smiten; min Mähl in de Parchensche Gegend kann ick jeden Ogenblick verpachten, un min Pird un Wag' verköp ick.« – »Hurah!« röp Fridrich, »Hand her, Kamerad! – Dümurrjöh! Ick sach di dat glik den irsten Morgen an, dat in di en Soldat stek.« – »Ja«, säd Hinrich, »dat is all recht gaud! Den Willen heww ick, äwer wo bliwwt dat Vullbringen?« – »Brauder, wenn einer wat Slichts in den Sinn hett, is de Düwel glik parat, em den Weg tau wisen; uns' Herrgott ward sick von den Düwel nich lumpen laten, hei ward uns de richtigen Weg' woll wisen, denn't geiht för't Vaderland. – Süh, ick kann nich, bet Ostern [185] möt ick bliwen; äwer du führ morgen glik nah Bramborg un frag in dat Wirtshus, wo wi west sünd, nah en statschen Mann mit en grisen Snurrbort un 'ne Nor äwer de rechte Back – du wardst em woll finnen –, un bi den mell di un mi an: ›Fridrich Schult‹, un hadd all deint, brukst äwerst nich tau seggen, dat ick mal von't Kinnerweigen dissentürt bün. Un wenn du't in Richtigkeit hest, denn giww mi Order, denn kam ick.« – »Dat sall gellen!« röp Hinrich. »Un, Fridrich, du grüß jug Fiken von mi un segg ehr, sei süll sick nich stutzig maken laten, wat ick ehr seggt hadd, dat höll ick.« – »Dat will ick bestellen, un nu gun Nacht!« – »Gun Nacht!« Un as Hinrich noch so stunn un up Fridrichen sin Tritten horkt, dunn hürt hei von de Apteikereck her: »Dümurrjöh! Verfluchte Patriotten!«

20. Kapitel
Dat twintigste Kapittel

Wo dat in de Welt, in Stemhagen un in den Möllerhus' bunt äwer Eck geiht; worüm de Möller un Fridrich nah Stemhagen führen un Fiken ehr nahgeiht.


De Franzos' kamm nich wedder in uns' Gegend; äwer dorüm würd't dor nich ruhiger. De Landstorm brok los, de Herr Amtshauptmann kommandierte dat Ganze, un unner em Kaptein Grischow; äwer de ehr Lüd' hadden man Peiken – blot Rekter Schäfer hadd sick von Slösser Tröpnern 'ne Hellebard maken laten –, min Unkel Hers' erricht't en Schützenkur von einuntwintig Schrotflinten, un de jungen Landlüd' seten tau Pird mit grote Säbels an de Sid. Dat is taum Lachen, seggen de nägenklauken Herrn; ick segg, dat is taum Weinen, dat so'ne Tid so selten in dütschen Landen wedder kümmt, dat so'ne Tid kein anner Folgen hatt hett, as de letzten virtig Johr uptauwisen hewwen. – Ein einzig Regiment Franzosen hadd den ganzen Swindel utenanner jagt, seggen de Nägenklauken; 't is mäglich, segg ick, äwer den Geist hadden sei nich verjagt; äwer dat Einzelne kunn einer lachen, äwer dat Ganze lachte dunnmals keiner, sülwst Bonepart nich.

[186] An ein un densülwigen Dag gung dörch ganz Nedderdütschland von de Weichsel bet tau de Elb, von de Ostsee bet nah Berlin de Raup: »De Franzosen kamen!« – Sei seggen up Stun'ns, dat wir absichtlich anstift't worden, üm tau seihn, wat Nedderdütschland ded. Wenn't wohr is, denn hewwen sei't tau seihn kregen; Nedderdütschland höll Prauw. Allentwegen, wid un sid, gungen de Stormklocken, kein Dörp blew tau Hus; allentwegen würd marschiert, hir hen un dor hen, un dat ein französch Regiment hadd lange Bein hewwen müßt, wenn't allentwegen tauglik hadd löschen wullt.

De Stemhäger marschierten nah Ankershagen: in Nistrelitz süll de Franzos' sin; de Malchiner marschierten nah Stemhagen: in Stemhagen süll de Franzos' sin. Ja, 't was 'ne bunte Wirtschaft! Up den Mark würden de Peikenlüd' in Tüg' un Kumpanien indeilt; Herr Droi un den Möller sin Fridrich süllen de Sak inrichten, wil sei allein wat dorvon verstün'n; äwer de Börgers parierten ehr nich Order, wil dat de ein en Franzos' wir un de anner en Knecht. In't tweite Glid wull keiner stahn: Schauster Deichert nich, wil Schauster Bank in't irste stunn; Stüerinnehmer Groth nich, wil Wewer Stahl von vören bi't Bajonettfällen em ümmer mit dat verkehrte En'n von de Peik in de korten Rippen fummelt, un dat kunn hei nich verdragen. – In de Pird-Koppel exierte min Unkel Hers' in vullen Füer mit de einuntwintig Schrotflinten, ümmer in'n ganzen. Sin Hauptkommando was: »Ruff! Ruff!«, denn müßten sei all mit einmal losscheiten, irst mit losen Pulver, nahsten mit scharpe Ladung; as äwer bi't tweitemal Dokter Lukow'n sin wittbunt Kauh dodschaten würd, würd't instellt. Sei säden nahsten all, 't hadd Snider Zachow dahn, 't is äwer nich utmakt worden. Endlich wiren sei all schön in Reih un Glid, ein as Kaptein Grischow »links schwenken« kummandiert, kemen sei ok all richtig in de Bramborgsche Strat rinne un marschierten in en schönen Klumpen rut, un as sei buten wiren, söcht sick jeder en drögen Fautstig, un sei marschierten ein achter'n annern as de Gäus' in'n Gasten.

Bi den Uhlenbarg würd Holt makt, sei täuwten up ehren [187] Kummandanten, up den Herrn Amtshauptmann. De Herr Amtshauptmann was taum Gahn tau olt, un riden kunn hei nich, hei führte also in den Krig. Hei satt stattlich up sinen langen, hogen Korwwagen, sin Degen lagg bi em up de Bänk. As hei ankamm, kreg hei'n »Vivat!« von sine Truppen un höll dorup 'ne Anred un sprok: »Kinnings! Soldaten sünd wi nich, un Dummheiten warden wi maken, dat schadt äwer nich; wer doräwer lachen will, kann't dauhn. Wi willen äwer uns' Schülligkeit dauhn, un de is: wi willen de Franzosen wisen, dat wi up den Platz sünd. Slimm äwer is't, dat ick nicks von Krigskunst verstah, un dörüm will ick mi bi Tiden nah en Mann ümseihn, de dorin bewandert is. – Herr Droz, stigen S' bi mi up den Wagen, un wenn de Find kümmt, seggen S' mi Bescheid, wat tau dauhn is. – Verlaten, Kinnings, dauh ick jug nich, un nu vörwarts för't Vaderland!« – »Hurah!« röp sin Volk un furt gung't gegen den Find.

De Pribbnowschen Buren un de Daglöhners ut Jürnsdörp un Kittendörp kemen mit Stakelforken un Dinger un sloten sick an. »Hanning Heinz«, säd min Unkel Hers' tau sinen Adjudanten, »dit sünd uns' Unregelmäßigen. Tau Tiden is de Ort gaud tau bruken, as wi bi de Kosacken seihn hewwen; äwer sei bringen licht Tüderi in de regelmäßigen Truppen, dorüm hollt jug ümmer gaud up einen Hümpel, un wenn't losgeiht, denn ümmer ruff!«

De Kavalleri würd up Kundschaft utschickt un red vörup, un oll Inspekter Nicolai un de Reisenschriwer ut Ivenack hadden Pistolen; dormit schoten sei af un an, wohrschinlich üm de Franzosen grugen tau maken, un so kemen sei bet nah Ankershagen; äwer Franzosen dropen sei nich. As sei dit den Herrn Amtshauptmann melden deden, säd de: »Kinnings, mi dücht, för hüt is't naug, un wenn wi nu ümkihren, denn kamen wi noch bi Dag' nah Hus. Ne, wat denn?« – De Infall was gaud; Kaptein Grischow kummandiert »kihrt!«, un allens gung nah Hus, bet up 'ne halwe Kumpani Peiken un twei Schrotflinten, de in den Kittendörper Kraug infelen un dor Wunnerding' verricht'ten.

[188] As sei taurügg marschierten, kamm Wewer Stahl an den Herrn Amtshauptmann ranne un frog: »Mit Verlöw, Herr Amtshauptmann, sall ick min Peik man en beten in Sei Ehren Wagen leggen?« – »Recht gern, mein lieber Meister.« – Un't kamm Schauster Deichert, un't kamm Snider Zutow, un't kemen vele, un't kemen all mit de sülwige Bed', un as de Herr Amtshauptmann rinne führt in't Stemhäger Dur, dunn sach sin olle frame Korwwagen as 'ne Krigsmaschin un Sichelwagen ut Perser- un Römer-Tiden ut.

Ratsherr Hers' let noch dreimal »Ruff!« up den Mark scheiten, un jeder gung taufreden nah Hus. Blot min Unkel was verdreitlich. »Hanning Heinz«, säd hei tau sinen Adjudanten, »dor kunn nicks ut warden, worüm let mi de oll Amtshauptmann nich irst de Buckmähl anstecken?«

Gung dat bunt äwer Eck in de Welt tau, so gung dat up de Gielowsche Mähl nich anners. De Lüd' bröchten Kurn un kregen kein Mehl; de Mähl stunn still, un dat Kurn würd up den Kurnbähn schüdd't. Jud' Itzig kamm un halte Sack äwer Sack, un jedesmal, wenn hei von den Möllershof führt, säd de Möller: »Gott sei Dank, all wedder dörtig oder virtig Daler afbetahlt!«, je nahdem 't was. Äwer vergnäugt was hei nich dorbi, hei würd ihre kleinmäudig, un blot wenn de Herr Ratsherr bi em west was un em frischen Maud inspraken hadd, denn satt hei hoch tau Pird un redte von den groten Christopher. Wenn sin Fru satt un weint un Fiken mit ehr still Gesicht üm em rümmer gung, denn würd em frilich wedder sihr unruhig tau Sinn, un hei müßt sick denn mit ludes Reden de Furcht von den Liw' hollen, un wenn Fiken, wat öfters geschach, em an de Hand fot oder em üm den Hals föll un so recht indringlich mit Tranen in de Ogen em fragte: »Vatting, wat is di eigentlich? Wat hett din Wirken tau bedüden?«, denn was't unnerscheidlich, wat hei antwurt't, je nahdem em tau Maud' was. Hadd hei sin riken Turen, denn küßt hei sin Kind un säd, sei süll man täuwen, dat würd sick för ehr schön reigen; hadd hei sin bangen Turen, denn schow hei sei von sick un redte hart un barsch, sin Saken wiren kein [189] Frugensaken un hei müßt weiten, wat hei tau dauhn hadd. Dat was en heimlich Quälen un en heimlich Ängsten up allen Siden; äwer endlich müßt't apenbor tau Dag' breken, as Bäcker Witt sin Weitenmehl hewwen wull. Hei hadd dorüm schickt, hei hadd dorüm schrewen, nu kamm hei sülwst, un't würd en Larm un en Schellen, un as de Bäcker von den Hof führte, schot hei mit »Spitzbauwen« un drauhte mit Klagen. Alle Dag' kamm nige Argernis. Dat Osterfest kamm ranne; von de Häw' un ut de Burdörper kamm vel Kurn tau't Festmehl; den Möller sin Weiten bläuht, äwer vel, vel Unkrut stunn dormang. De Landrider red up den Hof un süll sick de Sak befragen, de Möller drähnte unverständlich Tüg von sinen Kuntrakt un von sin Recht. Den Dag vör Ostern kamm Itzig un halte de letzte Fuhr Kurn, un de Möller kamm taum Middageten tau sin Fru un Fiken un säd: »So! Mit den sünd wi utenein, de hett sin Geld.« – Sin Fru un Fiken swegen still, un de Möller firt kein gaud Osterfest in sinen Harten, denn en fröhlichen Globen an 'ne sekere Taukunft wull in em nich uperstahn. Un den Dag nah Ostern kamm de Landrider wedder un bestellte den Möller up den annern Dag tau Amt un frog ok nah Fridrichen, un as de kamm, säd hei em, hei süll ok tau Amt kamen. »Wenn'ck will«, säd Fridrich un dreiht sick snubbs üm, denn em föll dat Wurt von den Herrn Amtshauptmann in: »Dat will ick di gedenken.« – »Wenn du nich kümmst«, säd de Landrider, »denn geschüht dat up din Gefohr.« – »De Herrn meinen ümmer«, lacht Fridrich, »wenn ehr Plummen rip sünd, sall unserein sei plücken. Äwer ick will morgen so wi so nah Stemhagen, denn min Tid bi den Möller is üm.« – »Du sallst di woll schicken!« brummte de Möller, »bet Jehanni heww ick di meid't!«

Den annern Dag führt de Möller mit Fridrichen nah Stemhagen. Keiner sprok en Wurd. As sei up den Mark kemen, wull Fridrich nah Bäcker Witten ranner bögen. – »Holt!« röp de Möller, »dor will ick nich hen, ick kihr bi Guhlen an.« – »Na, Möller«, säd Fridrich un sprung von den Wagen un smet em de Lin tau, »denn führen S' sick man sülwst hen, denn ick [190] kihr bi Witten an«, un dormit gung hei. In gauden Dagen hadd de Möller dit woll nich leden, hei würd sinen Knecht schön hohaliert hewwen, un wenn't ok Fridrich wir; hüt säd hei nicks, hei was de oll Möller nich mihr, hei süfzte deip up, führte vör Guhlen sin Dör vör, ahn intautreden, un gung nah den Herrn Ratsherrn sinen Hus' räwer.

Knapp was de Wagen von den Möllerhof, dunn kamm Fiken in ehr bestes Tüg nah ehr Mutting rinne, de satt achtern'n Aben un weint. »Mutting, ick kann mi nich helpen, ick kann de Gedanken nich los warden: hüt is uns vel vermakt, hüt ward sick dat utwisen, ob wi up de Mähl bliwen oder nich. Vatting hett was anricht't, un wat dat ok is ...« – »Hei het't in sine Dummheit dahn!« röp de Möllerfru dormang. – »Un dorüm will ick em nah; ick will den Herrn Amtshauptmann bidden oder de Fru Amtshauptmannen oder süs wen – ick weit't jo ok noch nich. Uns' Herrgott ward mi jo woll de Weg' wisen un de Würd' lihren.« – »Gah, Fiken«, säd ehr Moder.

Fiken gung, sei kunn den Wagen noch vör sick henführen seihn. Sei kamm nah Stemhagen un gung as ümmer nah Witten sinen Hus'; sei frog nah den Bäcker, de was all tau Amt; sei gung in de Stuw' rin, dor satt Fridrich un redt mit en Soldaten, de hadd 'ne gräune Jack an un hadd ehr den Rüggen taukihrt. Fridrich sprung up: »Dümurrjöh! Fiken, wo kamen Seiher?« – De Soldat sprung ok up. Leiwer Gott! wat was dat? Dat was jo woll Hinrich? – Ja, de was't, hei slog den Arm üm ehr: »Fiken, min leiw', lütt Fiken! Kennst du mi denn nich mihr?« – Ach, woll kennt sei em noch, lud schreg sei up: »Hinrich, Hinrich, du unner de Soldaten?« – »Na«, röp Fridrich dortüschen, »Fiken, Sei maken sich gaud! Wo hürt denn up Stun'ns en düchtigen Kirl hen, as unner de Soldaten?« – Fiken hürte nich up sin Red', sei hadd mit ehr Gedanken tau dauhn, un in Gedanken brok dat äwer ehre Lippen: »Ach Gott, un ok doran is min oll Vader schuld. Wat heit't mit em, wat is't mit em?« – »Fiken«, säd Hinrich, »üm minetwegen brukt hei sick kein Gewissen tau maken, un wenn [191] ick ok in de Irst man weg wull, glik vel wohen un tau wat, nu is dat anners, nu weit ick irst, woför ick Soldat worden bün un woför dat in't Feld geiht, nu weit ick irst, wat dat heit, wenn en Kamerad taum Kameraden steiht un wenn en ganzes Regiment mit Liw un Lewen för't Vaderland tau Feld geiht. – Süh, du weitst, wat ick von di holl; äwer wullst du mi hüt din Hand reiken, ick künn s' nich nemen; ick möt mit, äwer din Hart nem ick mit mi.« – »So redt en Kirl!« röp Fridrich. – »Gaud, Hinrich!« säd Fiken, »du hest recht, un so gah denn; äwer wenn du taurügg kümmst, darwst du uns hir nich mihr säuken; äwer uns breckt dat Unglück tausam, un wer weit, wo lang' uns de Mähl noch Dack und Fack giwwt.« – »Ih wat, Fiken«, säd Fridrich, »de Oll hett sick wat ankohlsurt, hei is bet an den Hals in't Water gahn, äwer dorüm bruken em de Bülgen noch nich äwer den Kopp tausam tau slagen, hei hett noch gaude Frün'n, de em de Hand reiken känen.« – »Wer kann em helpen?« säd Fiken, set't sick dal un let de Hän'n in den Schot fallen, »keiner weit, wat hei sick in den Kopp set't hett.« – »Oh«, säd Fridrich, »wat weit Hinrich, hei hett hüt morgen so'n Vägelken singen hürt, un dat laten S' sick man von em vertellen, denn ick möt nu ok tau Amt.«

21. Kapitel
Dat einuntwintigste Kapittel

Worüm de Möller dorbi biwwt, dat schrewen is, wat schrewen is; worüm de Herr Amtshauptmann Fritz Sahlmannen an de Uhrzippel kriggt un min Unkel Hers' ümmer ut de Fatung kümmt. Womit denn ok de Geschicht ganz schön tau En'n kümmt.


Hei gung, un Hinrich un Fiken blewen allein. Up den Sloß satt de oll Herr Amtshauptmann mit den Pudermantel up den Puderstauhl, hei was verdreitlich. »Neiting«, säd hei, »de Mantel snert mi.« – »Ih, Wewer, wo kann hei sneren?« – »Neiting, hei snert mi, un ick bün kein türkschen Pascha, de dat utprobiert, wo dat deiht, wenn einer sick mit de siden Snur wörgt.« – »Na, is't so gaud?« – »Hm, ja; aber das ist eine verdrießliche Sache.« – »Wat denn, Wewer?« – »Mit den [192] ollen Gielowschen Möller; de oll Minsch is jo woll nahrsch worden, will ick seggen, obschonst sin Sak sihr nah Slichtigkeit smeckt.« – »Wat hett hei?« – »Je, wat hett hei? All dat Kurn hett hei behollen, wat em de Lüd' taum Mahlen bröcht hewwen, un nahst sall hei't an Itzigen verköfft hewwen. Wat kickst du, Neiting?« – »Oh, ick seih em dor eben mit Ratsherr Hersen ruppe kamen.« – »Mit Ratsherr Hersen?« röp de oll Herr, stunn up un kek ok ut dat Finster. »Wat will Ratsherr Hers', Neiting?« – »Hei redt jo mit den Möller.« – »Un recht angelegentlich redt hei mit em, Neiting«, säd de oll Herr, un sin Gesicht würd hell utseihn, un en lustig Lachen gled äwer sine Minen, »Gott sei Dank, nu ward ick den Möller von Slichtigkeiten losspreken möten, dit ward up 'ne Dummheit rut kamen, denn de Herr Ratsherr sitt dor mang.« – »De Ratsherr is doch so'n gauden, ihrlichen Mann.« – »Dat is hei, Neiting, äwer hei makt Stückschens – Stückschens makt hei!« Dormit gung de Herr Amtshauptmann in de Gerichtsstuw'.

Vör de Gerichtsstuw' stunn Pächter Roggenbom un Bäcker Witt un Schult Besserdich un noch en Dutzend anner, de all den Möller verklagt hadden. As de nu mit den Herrn Ratsherrn tüschen sei rinne tred un sin besten Frün'n gegen sick sach, sackte em dat Hart in de Hosen, un as sei em all ut den Weg gungen un hei sinen Schimp in ehre Ogen lesen kunn, würd em swack tau Sinn, hei müßt sick an den Herrn Ratsherrn sinen Arm hollen un säd sachten: »Min leiw' Herr Ratsherr, min leiw' Herr Ratsherr, mi ward nich gaud tau Maud'.« – So wat stickt an; minen Unkel Hers' würd ok nich gaud tau Maud'. Taum irstenmal wil de ganze Tid, wo dat Stück spelte, steg in em 'ne düstere Ahnung up, daß hei sick wohrschinlich in den Nettel setten würd. Allens, wat hei för den Möller spreken wull, küselte sick in em üm un üm, un as de Möller rin raupen würd in de Gerichtsstuw' un hei mit gung, was allens bi em ut den Text bet up sin würdig Utseihn, un dat fang ok gewaltig an tau wackeln, as de oll Herr irnsthaft up em losgung: »Wat verschafft mi de Ihr, Herr Ratsherr?«

[193] Min Unkel Hers' was sihr stark in richtigen Antwurten, äwer einer müßt em Tid laten, hei müßt ümmer irst en groten Bogen maken, ihr hei an de Sak heranner kamm; dese Frag' was em tau liktau, un den ollen Herrn sin Gesicht was em tau stramm; hei snuwwelte also mit den Notorius publicus un den Rechtsbistand von den Möller äwer sin Lippen räwer. »Bistand?« frog de oll Herr, un äwer sin Gesicht flunkerte so'n snurrig Licht. »Schön, Herr Ratsherr; setten S' sick gefälligst un hüren S' tau.« – Min Unkel Hers' set'te sick also, un dit was en Glück för em, denn hei kunn in'n Sitten beter nahdenken un sick ok beter faten. Un so dacht hei denn nah un fat'te sick.

»Möller Voß«, frog de oll Herr, »hett Hei von den un den un den – Kurn taum Mahlen kregen? Ne, wat denn?« – »Ja, Herr Amtshauptmann.« – »Wo is dat Kurn blewen?« – »Dat heww ick an Itzigen verköfft; äwer de Säck liggen in minen Hus', de will ick an't Gericht afliwern.« – »So? – dat is jo recht nett. Äwer weit Hei ok, dat Hei sick in grote Unrechtfarigkeiten inlaten hett un dat dit sihr stark nah Bedreigeri smeckt?« – »Herr Amtshauptmann«, säd de Möller, »ick bün in min Recht«, un wischte sick mit de verwendte Hand den Angstsweit von den Kopp. – »Ja«, säd min Unkel Hers' un stunn up, »wi sünd ...« – »Herr Ratsherr«, säd de Herr Amtshauptmann, »ick heww in min Gerichtsstuw' min eigen Moden, setten S' sick un hüren S' tau.« – Worüm was min Unkel Hers' äwer ok upstahn? Nu was hei wedder uter Fatung kamen un müßt sick wedder setten, üm sick von frischen tau faten. – »Möller Voß, wat redt Hei von Sin Recht?« – »Je, Herr, Sei hewwen mi sülwst seggt: wat schrewen is, is schrewen, un in minen nigen Kuntrakt von vergangen Johr steiht dat schrewen, dat ick von jeden Schepel einen Schepel Mahllohn hewwen sall.« – »Wo is Sin Kuntrakt?« – »Hir«, antwurt't de Möller un gaww em hen. – De oll Herr las em, schüddelt mit den Kopp: »Hm, hm! Das ist ja eine sonderbare Sache!«, namm de Klingel un klingelt: »Fritz Sahlmann sall mal rinne kamen!« Fritz kamm. »Fritz, kumm mal hir [194] neger!« Fritz kamm neger. De Herr Amtshauptmann kreg em bi dat Uhrläppken un ledd't em an den Disch, wo de Kuntrakt upslagen lagg: »Fritz, wat heww ick di ümmer seggt: du richtst noch mal in dine Flüchtigkeit allerlei Unheil an, un nu is't richtig so kamen, nu hest du en por olle Lüd' tau Dummheiten verführt, de ehr dür tau stahn kamen künnen, wenn ick nich wüßt, dat dat eben blote Dummheiten wiren. Nimm de Fedder un strik hir ›Schepel‹ ut un schriw ›Matt‹ baben.« Fritz ded dat; de Herr Amtshauptmann namm den Kuntrakt un gaww em den Möller: »So, Möller Voß, nu is allens in Richtigkeit.« – »Äwer, Herr Amtshauptmann ...«, röp de Möller. – »Möller«, unnerbrok em de oll Herr, »ick ward mit de Klägers reden, dat sei em acht Dag' Respit gewen, denn möt Hei äwer dat Kurn oder dat Geld dorför schaffen, süs geiht dat nich gaud.« – »Äwer, Herr Amtshauptmann ...«, röp min Unkel Hers' un stunn up. De Herr Amtshauptmann kek em an, min Unkel was ogenschinlich uter Fatung. »Herr Ratsherr, setten S' sick un hüren S' tau«, säd de oll Herr sihr irnsthaft. »Herr Ratsherr, Sei hewwen nich Kind un nich Kegel un hewwen so vel, dat Sei gaudso lewen känen; gewen S' den Notorius publicus up, un känen Sei nich von em laten, denn bliwen S' mit em ut dat Amtsgebeit furt, Segen kümmt för uns nich dorbi rut.« Dormit dreiht hei den Herrn Ratsherrn den Rüggen tau, klingelt und säd: »Den Möller sin Knecht, Fridrich Schult, sall rinne kamen.«

De oll Möller was ganz slagen un braken an de Dör gahn, min Unkel was em nahgahn; äwer einer kunn seihn, dat dat in sinen Kopp schümen un brusen ded. In de Dör fot hei Posten, hei reckt de beiden Arm vör sick hen; noch säd hei nicks; äwer nu – nu kamm Fridrich herin un schow em en En'n lang bi Sid un ut de Dör – hei smet en hastigen Blick up Fridrichen – de oll Amtsdeiner Ferge makte de Dör tau, un dat was de letzte Blick, den hei in Rechtssaken dahn hett, denn sörredem hung hei den Notorius an den Nagel.

»Min Sähn«, säd de Herr Amtshauptmann tau Fridrichen, »kumm en beten neger ran! Du büst dat jo woll, de min Fik [195] Besserdichs frigen will?« – »Ne«, säd Fridrich. – »Ih«, säd de oll Herr un kek em nipper an, »deinst da denn nich bi den Möller?« – »Ne«, säd Fridrich wedder un rögt sick nich. – »Wat?« frog de oll Herr, »büst du nich de Möllerknecht Fridrich Schult, tau den ick mal seggt heww, ick wull't em gedenken? Ne, wat denn?« – »De Fridrich Schult bün ick, Herr; äwer bi den Möller dein ick nich mihr, dor bün ick gahn, un de Dirn will ick nich mihr, denn de lett mi gahn, un Möllerknecht bün ick ok nich mihr, denn sörre 'ne halwe Stun'n bün ick unner de Soldaten gahn.« – »Na, so gah un gah! Ick glöw, nu büst du up 't rechte Flag gahn. Äwer, min Sähn, du hest noch en Schinken bi mi in'n Solt. Büst du dat nich west, de tauirst den Mantelsack von dat Schassür-Pird namen hett?« – »Ja.« – »Un du hest den Mantelsack upmakt un hest di dor Geld rute namen un hest also wüßt, dat dor Geld in was?« – »Dat heww ick«, säd Fridrich un sach patzig ut, »un dat strid ick ok nich.« – »Na, denn hür mal nipping tau, wat ick di seggen will. Dat Geld is herrenlos Gaud, denn de Franzosen hewwen dat upgewen, un du hest dat funnen un hest di ok all in den Besitz set't, denn du hest dorvon namen; nu is dor äwer noch en Kirl, den nennen sei ›Fiskus‹, dat's en dullen Kirl, de sluckt allens äwer, wat hei krigen kann, un vör allen is hei slimm up herrenlos Gaud, un dit hett hei, so tau seggen, ok all in sinen Rachen; äwer tauwilen kriggt hei ok sachtmäudige Anwandlungen, wenn hei 'ne orndliche, echte Ihrlichkeit süht un wenn em einer de recht beweglich vör de Ogen rückt. Dat Letzt heww ick nu nah minen Kräften dahn, un de Herr Fiskus hett tau dinen Gunsten up dat Geld Verzicht leist't. Un hir, min Sähn, dit is de Schinken, den du bi mi in'n Solt hest!« Dormit slog hei en Dauk taurügg, un den Franzosen sin Mantelsack kamm taum Vörschin. »Fridrich Schult, de Mantelsack un dat Geld is din.«

Fridrich stunn dor un kek den Herrn Amtshauptmann un den Mantelsack an un denn wedder den Mantelsack un den Herrn Amtshauptmann un fung endlich an, sick mit groten Iwer achter de Uhren tau kratzen. – »Na?« frog de oll Herr [196] un läd em de Hand up de Schuller. »Ne, wat denn, Fridrich?« – »Hm«, säd Fridrich, »ja, Herr Amtshauptmann, un ick bedank mi ok velmal; äwer't paßt mi nich recht.« – »Dat Geld paßt di nich?« – »Ih ja, dat Geld paßt mi woll; äwer dat paßt mi up Stun'ns man nich. De Dirn will mi nich, un ick bün unner de Soldaten; dor kann ick't doch nich mitnemen.« – »Hm«, säd de oll Herr un gung mit groten Schritten in de Stuw' up un dal, »das ist doch eine sonderbare Sache.« Endlich blew hei vör Fridrichen stahn un kek em mit en eigenen Blick in de Ogen: »Fridrich Schult, bores Geld is up Stun'ns sihr knapp, un ick weit Fläg', wo de Husvader sick dorüm den Bast von de Fingern wringt un Fru un Kind in Tranen sitten.« – De Möllerknecht Fridrich Schult kek tau Höcht, hei kek in den ollen Herrn sin Ogen, un't was em, as wenn em dor en Strahl entgegen lücht, de em warm in't Hart föll. »Dümurrjöh!« röp hei, langte nah den Mantelsack, namm em unner'n Arm, »ick weit Bescheid, Herr Amtshauptmann. Adjüs, Herr!« – Hei wull gahn, de oll Herr gung em bet an de Dör nah: »Fridrich Schult«, säd hei un fot sin Hand, »min Sähn, wenn du ut den Krig wedder taurügg kümmst, sprek en beten bi mi vör, du sallst mi vertellen, wo di dat gahn is.«

De Gerichtsstuw' was leddig, de Herr Amtshauptmann satt bi sin Fra in ehre Stuw' un säd: »Neiting«, säd hei, »des' Möllerknecht, des' Fridrich, wenn de mal wedder tau mi taurügg kümmt, ick glöw, ick freu mi mihr, as wenn 'ne Prinzessin bi mi tau Besäuk kümmt.«

As de Möller un min Unkel Hers' den Sloßbarg dal gungen, säden sei kein Wurd, äwer ut ganz unnerscheidlichen Ursaken; de Möller sweg, wil hei ganz in sick was, min Unkel, wil hei ganz uter sick was, hei kunn de Würd' nich finnen. Tauletzt brok hei los: »Dat sall en Gerichtsdag sin?! Dat sall en Urtel sin?! De oll Amtshauptmann, de olle grawe Kirl, lett de en Minschen tau Wurd kamen?! Möller Voß, wi gahn wider, wi gahn in de tweite Instanz.« – »Herr Ratsherr«, säd de oll Möller ganz swack, »ick gah nich wider, ick bün wid [197] naug, ick bün all bet an den Hacken.« – »Vadder«, säd de oll Bäcker Witt, de achter ehr hergahn was un den Möller sin Würd' hürt hadd, »treck di dat nich tau sihr tau Kopp, dat kann all beter warden. Un nu kumm mit nah minen Hus', din Fiken is ok dor.« – »Min Fiken?« – Äwer de Bäcker let em nich wider tau Wurd kamen, un de oll Möller folgt em in't Hus as en willenlos Kind. De Armaut nich, de Schimp drückt em dal.

Min Unkel Hers' gung nich mit in't Hus, hei gung vör de Dör up un dal, un em kemen allerlei Gedanken. Min Unkel hadd ümmer vel Gedanken, un för gewöhnlich spazierten sei in sinen Hirnkasten herüm as lütte, nüdliche, smucke Kinner mit helle, blage Ogen, un wenn sei sick ok männigmal en beten jogen un äwer enanner henpurzelten un wenn sei ok männigmal Blindkauh spelten un allerlei verdreihtes Tüg an den Dag gewen, so wiren sei doch ümmer sünndagsch antreckt un för em smuck un nüdlich antauseihn; äwer des' Gedanken, de em vör Witten sin Dör kemen, wiren 'ne Haud' verlumpte Bedelgören, de sick nich afwisen leten un de Hän'n utreckten un ut einen Hals' repen: »Herr Ratsherr, Herr Ratsherr Hers', helpen S' den Möller! Sei hewwen em in de Tint bröcht, nu helpen S' em wedder rute.« – »Mein Gott«, säd min Unkel, »so lat't mi doch! Ick will jo; ick will 'ne Hypothek up min Hus upnemen, äwer wo sall't herkamen? Wo sall't bore Geld herkamen?« Un de lütten Bedelgören bröchten em so in de Eng', dat hei nah Witten sinen Durweg rinne müßt, üm ehr ut den Weg' tau kamen.

Hir stunn Hinrich un sadelte un tömte sin beiden Brunen, de noch nich verköfft wiren, un as min Unkel em in de gräune Jack un mit den Krig unner de Näs' knapp herute kennt hadd, kamm Fridrich in den Durweg rinne un smet sinen Mantelsack in de Krüww, dat dat klimpert un runscht. »Hinrich«, röp hei, »aller Anfang is swor, hadd de Düwel seggt un hadd sick mit Mählenstein dragen, äwer ...« – hir würd hei den Herrn Ratsherrn gewohr un unnerbrok sick: »Gun Morrn, Herr Ratsherr, un nemen S' nich äwel, äwer Sei [198] künnen mi en groten Gefallen dauhn. Seihn S', de Möller hett mi noch bet tau Jehanni meidt, un uthollen müßt ick eigentlich; äwer ick heww doch so'ne grote Lust mittaugahn, un nu seggen S' em, wenn hei mi gahn let, denn wull ick em dat Franzosengeld leihnen, bet ick wedder kem, denn dat hewwen sei mi hüt up den Sloß tauspraken, un't liggt hir in de Krüww.«

Weg wiren ut minen Unkel sinen Verstandskasten de lütten Bedelgören, un de lütten sünndagsch upputzten Kinner sprungen drin rüm un schoten Koppheister, un hei sülwst schot binah Koppheister äwer 'ne Halfterked, as hei up Fridrichen lossprung: »Fridrich, Fridrich! Hei is en – is en – is en Engel.« – »Ja, en ollen schönen Engel!« säd Fridrich. – »Fridrich«, röp min Unkel, »dat will'n wi glik schriftlich maken.« – »Ne, Herr Ratsherr«, säd Fridrich, »dat will'n wi nich dauhn, dor künn sick wedder en Schriwfehler insliken, un denn künn dor wedder Elend ut entstahn. Wat von Mund tau Mund spraken is, dat sall gellen. – Hinrich«, wendt hei sick tau den, »büst du mit allens un mit Fiken in'n Kloren?« – Hinrich stunn achter sin Mähr, hadd die beiden Arm up den Sadel leggt un kek dräwer hen un nickte mit den Kopp, denn reden kunn hei nich. – »Na, denn!« röp Fridrich un langte nah den Tägel von de spatlahm Sadelmähr; Hinrich ret em den Tägel ut de Hand, swung sick in den Sadel un smet em den Tägel von den schönen brunen Wallach tau: »Brauder, dat Best is för di noch tau slicht'« – »Mein Gott«, röp min Unkel, »will'n ji denn den Möller un Fiken nich ...?« – »Is all all gaud!« röp Fridrich. »Adjüs, Herr Ratsherr!« Un rute drawten sei ut den Bramborgschen Dur.

Wi Gören stunnen an den Dur un keken ehr nah. »Dat sünd kein Franzosen«, säd Hanne Bank. – »Dat sünd weck von uns'«, säd Fritz Risch, un't was, as wenn en eigen Stolz in uns inkihrt was.

»Gott gew, dat sei wedder kamen!« säd oll Vader Rickert.


[199] Un sei kemen wedder. Nah Johr un Dag un taum annern Mal nah Johr un Dag was en Frühjohr för Dütschland anbraken. Slachten wiren slagen, Blaud was flaten up de Barg' un in de Grün'n, äwer de Regen hadd't afspäult, un de Sünn hadd't drögt, un de Ird let Gras dräwer wassen, un de Wunden von't Minschenhart wiren von de Hoffnung verbunnen mit en Balsam, den sei Friheit heiten. Vele sünd nahst wedder upbraken, denn't müggt woll nich de richtige von den Himmel stammende Balsam wesen.

Äwer doran dacht in dit schöne Frühjohr keiner, un in min lütt Vaderstadt gräunte un bläuhte dat in Goren un Feld, un de bange Minschenbost atent deip up, denn up de Welt lagg Minschen- un Gottesfreden. Min Unkel Hersen sin Schüttenkur hadd sin einuntwintig Schrotflinten achter't Schapp stellt, un hei hadd dorute en Musikkur tausam stellt, wat hei 'ne »Kapell« näumen ded, un't kamm em sihr tau statten, dat hei sei in de Krigstid dortau anlihrt hadd, dat sei all tauglik losscheiten müßten, denn nu föllen sei von sülwst mit Fideln un Fläuten un Klarenetten tausam in. Des Abends bröchten sei Ständschen, un de Melodi kann ick hüt noch singen, denn sei spelten ümmer ein un datsülwig Stück, un min Unkel hett mi nahst seggt, dat wiren Variationen west tau dat schöne Thema »Gestern abend war Vetter Michel da«. – As de Slacht von Leipzig wunnen was, brennten de Freudenfüer up den Uhlenbarg un den Mählenbarg, un de Stadt was illuminiert; schaten würd twors nich, denn wi hadden kein Kanonen, äwer Kanonendunner hadden wi doch; denn den Herrn Ratsherrn sin Adjudant, Hanne Heinz, un de oll Dokter Metz wiren up den glücklichen Infall kamen un hadden etzliche Zentner-Stein up 'ne Meßböhr leggt un smeten sei mit aller Gewalt gegen den ollen Podagra-Kasper sinen Durweg, bet de richtige Kanonendunner rute kamm un de Durweg in Stücken lagg.

Un wat was't för en Jubel, un wat was't för 'ne Herrlichkeit, wenn ein Mutter tau de anner vertellte: »Vaddersching, min Jochen is ok dorbi west, un hei hett schrewen, dat hei glücklich [200] dorvon kamen is.« Un Hinrich hadd ok schrewen, un Fridrich hadd größen laten. Un as dat in Stemhagen bekannt würd, dunn gung dat von Mund tau Mund: »Je, de oll Fridrich! Den lat't man! Dat's en ollen Gedeinten!« Un en jeder redte von den ollen Fridrich, un so hett sick allmählich in min Vaderstadt Stemhagen de Sag' utspunnen, de oll Unteroffzierer Fridrich Schult hadd eigentlich de Slacht bi Leipzig gewunnen, hei hadd't sinen Obersten Warburg seggt, wo't makt warden müßt, un de hadd't oll Blücherten sinen Adjudanten seggt, un de hadd't oll Blücherten seggt, un oll Blüchert hadd seggt: »Fridrich Schult hett recht!« hadd hei seggt.

Äwer ok dese Tid vull Jubel un vull Twifel, vull Furcht un vull Hoffnung was vöräwer, un dat schöne Frühjohr was kamen, von dat ick baben seggt heww, un eines Dags was 'ne schöne Kutsch nah den Sloß ruppe führt, un de Lüd' säden, up den Sloß süll't hoch hergahn, un Fritz Sahlmann kamm den einen Dag runne un vertellte, mit Mamsell Westphalen würd't woll bald tau En'n gahn, denn wenn dit acht Dag' so bi blew, denn würd sei woll blot noch in de Graden hängen, un de Gäst, säd hei, wullen acht Dag' bliwen. Den annern Dag kamm hei wedder un vertellte, de Herr Amtshauptmann wir all Klock nägen upstahn un hadd't Finster upmakt un hadd sungen, mit sine natürliche Stimm sungen! Un de Fru Amtshauptmannen hadd achter em stahn un hadd de Hän'n äwer den Kopp slagen, un hei, Fritz Sahlmann, süll 'ne schöne Empfehlung maken an min Vatting un min Mutting, un wenn't mäglich wir – tau Middag. Un den drüdden Dag würd ick sauber antagen un up't Sloß schickt: 'ne Empfehlung an den Herrn Amtshauptmann un de Fru Amtshauptmannen un de frömden Herrschaften un tau Tee un Abendbrod, un Mamsell Westphalen ok; un min Mutting rems'te mi dat gehürig in: ick süll tau de junge Dam ümmer »gnedige Fru« seggen.

Un as ick ruppe kamm un min Gewarw' anbröcht, dunn satt de Herr Amtshauptmann up den Sofa, un bi em satt en ollen [201] Herr, de sach sihr irnsthaft ut, un de Herr Amtshauptmann säd tau em: »Min Herzenskindting, dat is min Päding, dat is den Burmeister sin Fritz. Ne, wat denn?« Un de frömde Herr würd fründlicher, un ick müßt em de Hand gewen, un hei frog mi nah dat un nah dit. Un as ick noch so stunn, dunn gung de Dör up, un herinne kamm – de französche Oberst von Toll, un den Arm hadd hei üm 'ne junge, wunderhübsche Dam slagen, dat was sine gnedige Fru. Ick kek den Obersten an, un mi was, as hadd ick em all seihn, un wil dat de Minsch in de Ungewißheit grad nich de kläuksten Gesichter makt, müggt mi dat eben ok woll passieren, denn sei lachten beid, un as ick min Empfehlung von Vatting un Mutting herut stamerte, dunn säden sei, sei wullen kamen, un de frömde Dam strek mi äwer'n Kopp un säd: ick hadd sturres Hor, ick hadd ok woll en sturren Sinn; un de Herr Amtshauptmann säd: »Dor hewwen Sei recht, min Herzenskindting, den hett hei; un wat hei mit sinen harten Kopp verschulden deiht, dat ward hei woll mit en mören Puckel utbaden möten.«

Den Abend gung dat wedder hoch bi uns her, äwer nich so lustig as dunn, as min Unkel Hers' Julius Cäsar was; un Punsch gaww't ok nich, äwer Marik Wienken müßt Langkork bringen, dat was dunn de beste Win, denn kein Minsch wüßt dunn wat von Schatoh un Schepandi. De Mannslüd' redten von de Krigstiden un de Frugenslüd' von de Möllerhochtid, de morgen up de Gielowsche Mähl gewen warden süll, un as de Gäst furtgungen, dreihte de Oberst sick nah minen Vader üm un säd: »Äwer, Herr Burmeister, keiner darf fehlen von all dejenigen, de dann in dit Stück mitspelt hewwen!« Min Oll versprock em dat.

Den annern Middag geschach dat wedder mal, dat den Herrn Amtshauptmann sin Strid- un Rüstwagen smert würd, un hei un sin Renatus von Toll seten nahsten dorin un führten ut den Malchinschen Dur. »Fru Meistern«, säd Mamsell Westphalen nahsten, »dor seten sei beid denn tausam in den Sches'wagen un keken so fründlich un so unschüllig in de [202] Welt rin as en por nigeburene Twäschen. Un, Fru Meistern, in de frömde Glaskutsch hadd de gnedige Fru von Tollen un de Fru Amtshauptmannen un de Fru Burmeistern un ick de Ihr tau führen, un de Fru Burmeistern hadd den Jungen, den Fritz, mitnamen, un de Slüngel lagg mi den Weg äwer tau Liw', dat mi de Faut inslapen müßt, un wenn de Husoren-Unteroffzierer Fridrich Schult nich west wir, denn wir ick bi't Utstigen von den Wagentritt follen. Dat kümmt von de Gören, un dat segg ick.« – Un up en groten Austwagen satt Bäcker Witt un de Strüwingken un Luth un Fik Besserdichs un Fritz Sahlmann un Herr Droi, un hinnen in lagg en Hümpel Bein un Arm, dat wiren Herrn Droin sin lütten französchen Gören. Min Vader un de Oberst reden tau Pird. »Wo äwer is de Herr Ratsherr?« frog de Oberst. – »Hei kümmt«, säd min Oll, »äwer wenn un wo, dat mag de leiw' Gott weiten, denn as hei mi dat versekert, plinkt hei mit dat ein Og un hadd en Gesicht upset't, wat ick an em kenn un wat ick sin ›heimlich Gesicht‹ nenn.«

As de Herr Amtshauptmann ankamm, stunn Möller Voß mit 'ne swartmanschesterne Kapp up den Kopp vör de Dör, un sin Fru stunn bi em in en swartkalmankenen Rock, un hei dinert, un sei knickst, un de Herr Amtshauptmann frog: »Na, Möller Voß, wo geiht't?« – »Heil prächtig!« säd de oll Möller un makte den Tritt dal. – Un de Herr Amtshauptmann bögt sick an sinen Renatus ranne un säd: »Min Herzenskindting, de oll Möller is up Stun'ns wedder gaud in de Wehr, hei is klauk worden un hett sick't begewen un hett sin Fiken wirtschaften laten.«

Nu kamm de Kutsch, de Damen stegen ut, un Fridrich drog min Mutting in de Stuw' rin; hei hett sei nahsten noch oft dragen. De Austwagen höll still; allens sprung runne, allens gung in't Hus, ick mit; blot de lütten Drois lepen tauirst in den Goren un föllen äwer de unripen Stickelbeeren her.

In de Stuw' stunn de Herr Pastur, hei hadd all täuwt, un bi em stunn Hinrich mit sin Fiken. Wat was Fiken schön! Wat is 'ne Brut doch schön! – De Herr Pastur höll sin Trured, [203] sin beste; hei wüßt von de Ort drei, un ein gung ümmer äwer de anner, un dornah richt'te sick ok de Pris. De von de Kron was de schönste un de dürste, sei kost'te einen Daler sößteihn Gröschen, denn kamm de von den Hirsch, kost'te einen Daler, un tauletzt kamm de von ein »jämmerlich erbärmlich Ding«, de kost'te man acht Gröschen un was för den lütten Mann. Hüt treckt hei dat grote Register von de Kron an, denn de Möller wull't so hewwen. »Herr Pastur«, hadd de Möller seggt, »min Fiken will dörchut, dat sall 'ne stille Hochtid warden, un sei sall ok ehren Willen hewwen; äwer wat tau 'ne Hochtid äwerall hürt, dat sall von't beste En'n sin.«

Un so geschach dat ok. Un as de Red' tau En'n was, denn gung de schöne gnedige Fru an Fiken ran un gaww ehr einen Kuß un slung ehr 'ne goldne Ked üm den Hals, dor hung en hübsches Schild an, un dorup stunn de Dag, an den Fiken den Obersten üm ehren Vader beden hadd. De Oberst was nah Hinrichen ran treden, un as hei em de Hand drückte, dunn rauhten den ollen frömden Herrn sin Ogen so fründlich up em, dat de Herr Amtshauptmann sin Hand fot un tau em säd: »Min Herzenskindting, ne, wat denn?« – Hei müggt woll mihr von de Sak weiten as wi annern.

Nu gung dat taum Eten. De Strüwingken was bi de Supp anstellt un Luth bi den Braden, un Fik Besserdichs besorgt mit de beiden Möllerdirns dat Upwohren. Un knapp hadd de Möller den irsten Teller vull Hauhnersupp tau Bost, dunn stunn hei up un höll 'ne indringliche Red' an sine Gesellschaft, kek äwer dorbi ümmer blot den Herrn Amtshauptmann an. Hei hadd de ganze Gesellschaft, säd hei, blot tau 'ne Hochtid ahn Musik, so up »mir nichts, dir nichts« inladen, sin Fiken hadd dat so wullt, un de Herrschaften süllen't nich äwel nemen; äwer wenn sei ok kein Musik hadden ... – Hir was't mit sin Red' tau En'n, denn buten brok dat mit einmal los: »Gestern abend war Vetter Michel da, Vetter Michel, der war gestern da«, un as de Dör upreten würd, dunn stunn min Unkel Hers' dor mit sine ganze Kapell, hadd [204] den Möller sinen Handstock tau faten un slog den Takt up en Mehlsack, dat dat Ganze utsach, as fläut'ten un trumpet'ten de leiwen, heiligen Engel ut 'ne schöne, witte Sommerwulk herute.

Dat was 'ne Freud', dat was en Lewen! De Oberst sprung up un begrüßt sick mit minen Unkel un treckt em an sine Sid, un de Herr Amtshauptmann flustert sinen Renatus in de Uhren, so dat de ganze Disch dat hüren kunn: »Dat is de Ratsherr, min Herzenskindting, von den ick hüt morgen dat verdreihte Stück vertellte von den Kuntrakt; is sünst en gauden pläsierlichen Mann.« – Un de oll Möller treckte de Kapell herinne in de Stuw', un de heilige Zäzilie würd in de Eck rinne stellt, un de Hauhnersupp lös't ehr af, un denn kamm Vetter Michel wedder, un den lös'te de Braden af, un so gung't ümmer ümschichtig. Un as de Abend kamm, kreg't min Unkel Hers' wedder mit 'ne Heimlichkeit, hei un sin Adjudant Hanne Heinz wirkten un handtierten in'n Düstern achter'n Goren herum, endlich äwer würden wi all nah buten rute nödigt, un en Füerwark gung los, un't hadd schön warden künnt; äwer – schad'! schad'! – dat was wat tau swack, dor müßt bi pust't warden, un dat was wat tau stark, dat flog in de Luft, un 'ne Gnad von Gott was't, dat Fridrich grad up den Meßhof stunn, as de an tau brennen anfung, denn süs wir't woll slimm worden. Min Unkel Hers' wull äwer sin Sak dörchsetten un hadd all wedder en frisch bi de Wickel; äwer de Herr Amtshauptmann gung nah em ranne un säd: nu wir't naug, un't wir sihr schön west, un hei bedankt sick ok velmal. Den annern Dag äwer schickt hei den Landrider dörch dat ganze Stemhäger Amt, wer sick unnerstahn ded un brennte Füerwark in't Herzogliche Amt af, den süll en Dunnerwetter regieren.


So slot de Dag, un so slütt ok min Geschicht; de Dag was lustig, un jeder was dormit taufreden, ick wull, min Geschicht wir ok lustig un jeder wir ok dormit taufreden.

Äwer, wo sünd sei blewen, all de lustigen un truhartigen [205] Lüd', de in dit Stück mitspelt hewwen? All dod, all dod! Sei hewwen't sick all entseggt: sei slapen all den langen Slap. Bäcker Witt was de Irst, un de Stadtdeiner Luth is de Letzt west; un wer is äwrig blewen? Na, wi beiden Jungs, Fritz Sahlmann un ick, un Fik Besserdichs. Fik Besserdichs hett richtig oll Bur Freiern sinen flaßköppigen Jungen frigt un sitt nu schön in de Wehr in Gülzow up den irsten Burhof linker Hand. Fritz Sahlmann is en düchtigen Kirl worden, un wi sünd ümmer gaude Frün'n blewen, un süll hei mi dat äwel nemen, dat ick von em Geschichten vertellt heww, denn ward ick em de Hand henhollen un ward seggen: »Min Herzenskindting, wat schrewen is, is schrewen; dat lett sick nich mihr ännern. Äwer bös büst du mi dorüm doch nich! Ne, wat denn?«

[206]

Ut mine Festungstid

1. De Festung G.
1. Kapitel
Kapittel 1

Worüm den Minschen friren ward, un worüm ok Linsen männigmal gaud smecken. Wat woll de Oberst B. von Stemhagen un Schill-Sommern wüßt, un worüm de Kreih hausten würd, as de witte Duw' an ehr Husdör vörbiflog.


»Wat so'n Minsch all erlewen deiht!« säd oll Vader Rickert – dunn lewt hei noch –, as sin Jehann von den Walfischfang taurügg kamen was un nu 's Abends in'n Schummern von Isbarg' un Isboren vertellte.

»Wat so'n Minsch all erlewen deiht!« säd oll Schult Papentin, as hei 's Abends mit oll Bumgoren ut den Kraug nah Hus gung, wo Friedrich Schult von de Slacht von Leipzig vertellt hadd. »Unserein kann säbentig Johr olt warden, äwer erlewen deiht bei nicks.« – »Du hest recht, Vadder«, säd Bumgoren.

Ick äwer segg, de Schult hett unrecht! – So egal un so sacht flütt kein Lewenslop, dat bei nich mal gegen einen Damm stött un sick dor in en Küsel dreiht oder dat em de Minschen Stein in't klore Water smiten. Ne, passieren deiht jeden wat, un jeden passiert ok wat Merkwürdiges, un wenn sin Lewenslop ok ganz afdämmt ward, dat ut den lewigen Strom en stillen See ward; hei möt man dorför sorgen, dat sin Water klor bliwwt, dat Hewen un Ird sick in em speigeln kann.

Min Lewenslop is mal tau so'n See upstaut worden, lange Johren hett hei still stahn müßt, un wenn sin Water ok nich ganz klor un ruhig was un af un an in wille Bülgen slog, so [310] gaww dat doch ok Tiden, wo sick Hewen un Ird in em speigeln kunn.

Wat heit dit? – Wider nicks, as dat sei mi mal säben Johr lang inspunnt hewwen. – Worüm? – Dat weit de leiw' Gott! – Stahlen un namen heww ick nicks, ok nich lagen un bedragen.

Äwer drei Johr hadd ick all seten; ick was taum Dod verurtelt; dat hadden sei mi schenkt, äwer dorför hadden sei mi dörtig Johr Festung schenkt. So'n Present kann keiner richtig taxieren, as einer, de all drei Johr un irst drei Johr seten hett. De Utsicht was slimm, de Insicht slimmer. Dortau kamm, dat sei mi von ein Festung nah 'ne anner versetzen deden. Wo ick west wir, hadd ick Kammeraden, gaude Frün'n un Bekannten, wo ick hen süll, was ick allein.

An einen bitterkollen Winterdag satt ick in en Planwagen, en Schandor satt neben mi. Drei Dag' lang durte de Fohrt, de Mann was fründlich tau mi, äwer ick frür. De Küll un de Ungewißheit, wat nu kamen künn, schüddelten mi dörch de Knaken. Wenn den Minschen en Schicksal bevörsteiht, wat hei nich wennen kann, denn drängt sick dat Blaud taum Harten, un denn frirt em. Den Soldaten in de heite Slacht, den Matrosen bi'n Schippbruch unner de gläugnige Sünn, den Verbreker up dat Blaudgerüst trett de Frost an.

Wi kemen up de nige Festung an. – Natürlich tauirst taum Platzmajur! – De Mann satt un att Middag, hei stunn up, namm den Schandoren de Pappieren af un las; hei winkt sine leiwe Fru tau; sei bröchte en reinen Teller un set'te en Stauhl an den Disch, un hei frog mi, ob ick sin Gast sin wull. Wo girn! – Dat was doch wat! – Gott segen den Mann för sine Fründlichkeit! – Sinen braven Namen kann ich hir nich nennen, denn dat künn de annern Namen verraden, un dat wull ick nich girn.

Wi eten Bratwust un Linsen. Meindag' hewwen mi kein Linsen so gaud smeckt; ick bün süs nich sihr för Linsen.

De Schandor namm Affschid von mi, un ick was in de Hand von frömde Minschen up en frömdes Flag.

[311] De Platzmajur stek sinen Degen an de Sid un winkte mi: wi wullen gahn. Wi gungen up de Kummandantur taum irsten Kummandanten. Hei let mi nich vör. Dat was en eigen Gefäuhl. De Mann hadd in minen Ogen en groten Namen; hei was de Brauder von einen Mann, de Anno 13 in aller Welt Mun'n lewen ded, unner den sin Fahn mine leiwsten Lihrers, mine eigenen Unkels in't Feld tagen wiren. Ick hadd sinen Namen up den Turnplatz sungen, hei was in minen Sinn Swesterkind von Maud un von Friheit: un wat was't denn anners, wat mi up de Festung bröcht hadd, as dat ick des' nah mine Ort in'n Harten drog? – Un nu let mi de Mann mit den schönen Namen nich einmal vör? – Mi frür nich mihr, mi göt dat gläugnig heit äwer.

De Platzmajur kamm herut un säd mi, dat wir en Verseihn von't General-Auditoriat, min Bliwens wir nich hir, ick müßt bald wider, vörlöpig süll ick en Prisong hewwen, wo en Leutnant in seten hadd, de wegen Verrücktheit in't Lazarett kamen wir.

An de Hauptwach würd en ollen Mann rute raupen, de kamm mit en Bund Slätel tau Rum un slot nebenan 'ne Dör up; wi gungen 'ne Trepp tau Höchten, un ick stunn in 'ne lütte virkantige Kabach mit ein Fack düstere Finstern, natürlich mit iserne Gardinen. En ollen wackeligen Disch, en dreibeinigen Hüker, en Waterkraus un en Strohsack, dat was de Utrüstung.

De Platzmajur gung; oll Vatter Kähler makte Füer in den Aben un gung ok, slot äwer baben un unnen de Dör tau.

So satt ick denn nu allein – ach, wo allein! – 't is 'ne schöne Sak üm dat Alleinwesen, wenn einen fri üm't Hart is un hei mit sick tau Rat geiht äwer dat, wat in em lewt un wewt, wat em hölt un wat em driwwt, wenn hei olle Tiden vör sick upstigen lett un mit ehr vergahene Truer un vergahene Lust, un wenn hei vör sick süht un von de Taukunft drömt; äwer wenn hei mit sick Rat hölt, möt hei ok Rat weiten, de ollen Tiden mit ehre Lust un Truer möten verwun'n sin, dat Hart darw dorbi nich mihr rascher slagen un sick ängsten, un de Taukunft [312] möt vör em liggen as en hellen Morgen. Äwer – as ick segg – dat Hart möt fri sin, un dat olle Unglück verwun'n. – Min Hart was nich fri; min Hart satt deiper in Keden un Banden as mine Knaken; Johr un Dag dat sülwige! Un hüt dat sülwige sid Johr un Dag! – Nicks was verwun'n, un in de Taukunft legen dörtig Johr Fängnis. – Dröm sick doch einer mal äwer dörtigjöhrige Nacht in en hellen Morgen henäwer.

Ick satt up minen Strohsack allein, wo lang', weit ick nich; wat ick an desen Abend dacht heww, weit ick ok nich. Ick wakte von en Slätelklimpern up – dorvon wakt jeder Gefangen up, un set hei ok dusend Johr –, üm mi was dat Nacht; ick hadd woll lang' so seten. Min Dör würd upslaten, mit fasten Tritt kamm einer in min Kamer rin: »Guten Abend! – Haben Sie hier kein Licht?« – Ick säd, ick hadd kein. – »Kähler«, säd de Mann, »setzen Sie die Laterne hierher und holen Sie Licht.«

Dat geschach, un vör mi stunn en middelgroten unnerset'ten Mann in en grisen Militörmantel un 'ne Feldmütz. Hei kunn twischen virtig un föftig sin, sach äwer frisch un gesund ut, un sin Hantieren was strack un stramm, as einer, de lang' kummandiert un sick ümmer kort resolviert hett.

Ick was upstahn un stunn vör em. »Ich bin der zweite Kommandant, Oberst B.«, säd hei, »und wollte mich doch mal nach Ihnen umsehn.« – Ick antworte dor wat up, wat 'ne Höflichkeit sin süll; 't mag äwer woll en beten snurrig rutkamen sin, denn mi was nich nah Höflichkeiten tau Sinn.

»Sie werden hier nicht lange bleiben können«, süd hei, »Sie werden bald weiter versetzt werden.« – Ick säd, dat wüßt ick all, de Herr Platzmajur hadd mi dat all seggt.

»Warum haben Sie kein Licht? Und warum haben Sie es sich noch nicht bequem gemacht?« frog hei wider. – Ick säd, ick hadd noch nich utpackt un hadd an't Bequemmaken noch nich dacht.

»Glaub's Ihnen«, säd hei, »aber quälen Sie sich nicht mit schweren Gedanken. Solange Sie hier sind, haben Sie es [313] hauptsächlich mit mir zu tun, und ich werde, soweit es meine Pflicht erlaubt, Ihr Los zu erleichtern suchen.«

Dormit wendt hei sick üm, nickte mit den Kopp: »Adieu!« un gung bet an de Dör. Hir dreiht hei sick rasch üm, as wenn hei wat vergeten hadd, un frog mi, wo ick her wir. – »Ich bin ein Mecklenburger«, säd ick. – »En Meckelnbörger?« frog hei up't beste Pladdütsch, blot mit so 'ne lichte preußsche Bimischung, as sei in de Gegend von Nigen-Strelitz reden. »In wecke Gegend sünd Sei denn dor gebürtig?« – »Ich bin aus Stavenhagen«, antwurt ick. – »Ut Stemhagen?« frog hei wider, »wat is Ehr Vader?« – »Bürgermeister«, säd ick. – »Wo lang' mag hei all dor sin?« frog hei. – »Sid Anno achteihnhunnertfiw«, säd ick nu ok up Pladdütsch. – »So? so?«, brummt hei so vör sick hen; äwer mit ein Mal frog hei so recht indringlich: »Seggen Sei mal, lewt de Bäcker Sommer noch?« – Je, säd ick, weckern hei meinen ded? Dor wiren twei Bäcker Sommers, den einen näumten sei ümmer »Kristopher Geist«, wil dat hei so'n Dodenfarw' hadd, und den annern näumten sei »Schill-Sommer«, wil dat hei dunntaumalen mit Schillen gahn wir.

»Dat ist hei! Dat is hei!« röp hei rasch. »Lewt de noch?« – »Ne«, säd ick, »de 's vör etzliche Johren storben.« – »Kunn ok nich utbliwen«, säd hei kort, »hadd den Bramwin tau leiw.« Nickte noch einmal adjüs un gung.

Mine sworen Gedanken wiren weg, den Obersten sine fründliche Ort un sine gauden Würd' hadden dat ehrige dahn; äwer vör allen ret mi de Niglichkeit dorute. – Dat unbedüdendste Nige hett för en fangen Minschen en grotes Bedüden. Äwer hir was wat, wat am En'n jeden niglich maken kunn. Wo kamm de Oberst tau't Pladdütschreden? – Na, hei kunn en Pommeraner wesen; äwer worüm würd hei so hellhörig, as ick von Meckelnborg säd? – Na, hei kunn jo ok en Meckelnbörger wesen, 't wiren vele Meckelnbörger dunn bi de Preußen; äwer de Ort redte kein Pladdütsch, de snuwwelten un bisterten leiwerst in 'ne grugliche Ort Hochdütsch rümmer, wil dat sei dat för vörnehmer höllen, un des' Mann hadd so [314] recht mit Behagen sin Pladdütsch spraken, un't was en richtigen Mund vull. Un wat wüßt hei denn nu von Stemhagen un von minen Ollen, un vör allen, wat wüßt hei von Schill-Sommern? – Ick termaudbarst mi denn nu hiräwer mit allerhand Fragen, funn äwerst kein Antwurd, un as ick mi taum Slapen up den Strohsack smet, säd ick tau mi: »Na, lat't! Ick glöw äwer, up dat legste Flag büst du grad nich kamen.«

Den annern Morgen packt ick min Habseligkeiten ut 'ne Kist; dor kamm denn allerlei herute, wat süs reisen Lüd' nich in de Welt mit rümmer slepen: 'ne Waschschöttel, en Glas, en Drahtlüchter, un denn min kostbarstes Stück Möbel: 'ne Koffemaschin. Vatter Kähler kamm un makte Füer in den Aben, ick set'te en lütten Pott mit Water an dat Füer, un as dat Water sine vullen Blasen smet, halt ick 'ne Tüt mit mahlen Koffe taum Vörschin, un 't wohrt nich lang', was min Koffe farig. Ick treckte minen ollen ihrwürdigen Slaprock an, de up de eine Sid mal häßlich ansengt was un leider Gotts nich in de Füerkaß' stunn, dortau mine schönen warmen Pampuschen – sei wiren von Daukeggen tausamfluchten un hadden blot den einen Fehler, dat sei in de Nattigkeit nich dicht höllen; äwer wat hadd ick ok in'n Natten tau dauhn? Ick satt jo in'n Drögen –, un so was mi denn up mine Ort ganz gaud tau Maud'. Dunn kamm de Reih bi't Utpacken an min Lewensmittel: en halw Kummisbrod, en Stück Zegenkes' un en En'n Talglicht.

Dit letzte was denn nu grad nich taum Eten, äwer 't was jo doch noch tau bruken, un dorüm hadd ick dat mitnamen, denn wenn einer mit fiw Sülwergröschen den Dag äwer utkamen sall, denn möt hei dat Sinige hellschen tau Rad' hollen. – Fiw Sülwergröschen däglich is en grot Stück Geld, makt up't Johr sößtig Daler; äwer bi so'n armen Deuwel von Gefangen, de nich sülwst för sick sorgen kann, maken sick an sine Inkünften noch annere Lüd' de Fingern blag, un hei möt sick't gefallen laten. Dat hadd denn nu woll slicht bi mi uthau't, wenn min oll Vader nich west wir, de mi af un an mit en lütten Tauschub unner de Arm grep; äwer vel dürwt [315] dat ok nich sin, un wat von dor kamm, leten sei einen ok man druppwis' taufleiten. Nu wüßt jo äwer min Vader gor nich, wo ick in de Welt was, ick müßt also irst schriwen, un bet ick Antwurd hadd, müßt ick nu also mit min Staatsgehalt von fiw Sülwergröschen utkamen, denn oll Vatter Kähler was woll en ollen gauden Mann, äwer so dumm was hei nich, dat hei sick up Borgen inlet. – Ick schrew also.

As min Breiw farig was, stellt ick mi an't Finster. Mi was hüt morgen ganz anners tau Sinn as gistern abend; ein Nacht ruhigen Slap makt en annern Minschen; dortau schinte de Sünn in min Finster, un mine Gardinen wiren taum Glück nich so dicht, dat sei den Strahl nich up mi fallen leten. Ick kunn nah'n Dur henseihn, dor kemen Kutschen rinne tau führen un Postwagens un Markwagens, ok en Likenwagen führte rute – dat hadd ick sid virtehalw Johr nich mihr seihn –, mi kamm allens schön vör, ok de Likenwagen. Landmätens kemen mit Melk in de Stadt, Burjungs mit Holt, Börgers gungen ehren Geschäften nah, olle Herrn mit warme Pelzkragens verpeddten sick de Likdürn en beten, un denn kemen lütte, nüdliche Dams mit Feddern up den Haut un mit gräune Sleuers, wo de frischen, roden Gesichter rute keken as de Muschrosen. Sei wiren all hübsch, all! Ich wüßt nich ein, de mi häßlich vörkamen wir. Wovon kamm dat? – Na, ick was viruntwintig Johr olt, un sid virtehalw Johr hadd ick kein anner Dams seihn as de oll dick Fru Grelen, de vor dörtig Johr als Mackentenderin bi'n pohlsches Hulahnen-Regiment stahn hadd, un denn uns' Korlin mit de Leckogen.

Mit all de Lüd', de ick dor seihn ded, hadd ick nicks tau dauhn, sei kümmerten sick ok nich üm mi, ick mi äwer desto mihr üm ehr, un nah en por Dag' wüßt ick all ganz schön Bescheid. Dat lütte Dirning mit dat rodbunte Fähnken up den Liw' was den Arbeitsmann sin Kind, de ümmer middags mit Äxt un Sag tau Hus kamm, hei gaww ehr mal vör minen Finster Geld, un sei kamm nah 'ne lütte Wil mit en Brod ut dat gräune Hus rechter Hand rute, dat Schild kunn ick nich seihn. Dor müßt also en Bäcker wahnen. En por Dag' drup [316] slogen sick en por rechte driftige Slüngels up de Strat, un en Mann mit 'ne witte Schört kamm herut un höll Stür un gaww den einen en por in't Gnick, dat was also sin eigen, un hei was de Bäcker; un de anner Slüngel lep in de Nahwersdör rinne un kamm dor einen Mann mit en swart Schortfell in den Lop, de em ok en por verabfolgen ded, dat was also den Slösser sin. Un ut dat Bäckerhus kamm en lüttes nüdliches Mäten, schir, as ut dat Ei pöllt, un witt as 'ne Duw', un de Unteroffzierer von de Wach gung en lütt En'n mit ehr tausam un fot sei dunn an de Hand un redte mit ehr sihr angelegentlich, un sei kek ümmer äwer de Schuller nah ehr Vaders Finstern, un mit einmal würd sei rod as 'ne Ros' un ret em de Hand weg un was snubbs üm de Eck. – Wat hadd de Herr Unteroffzierer mit min lütt Bäckerdochter tau reden? – Un 't wohrt nich lang', dunn kamm sei wedder, un in den Slösser sin Dör stunn en smucken jungen Kirl; äwer swart as 'ne Kreih, un de Kreih, de hauste, un de lütt witt Duw' kek sick üm, un 't wohrte nich lang', dunn stunnen sei tausam un lachten un spaßten mitenanner, un de Herr Unteroffzierer trippelte vör de Gewehren up un dal un bet de Tähnen tausam un strek den Snurrbort un kek grimmig nah de beiden. – Wat hadd hei för Weihdag', wenn Kreihen un Duwen sick gaud sünd, un Nahwers Kinner sick leiw hewwen?

Ja, up dat slichtste Flag was ick noch lang' nich kamen!

Minschenverkihr, un gelt hei einen ok nicks nich an, frischt dat Hart up; äwer hei is as de Musik, sei möten beid nich tau drist warden; 'ne schöne, lise Melodie leggt sick weik an't Hart, äwer wenn allens üm einen rüm fidelt un tut't un trommelt, warden einen de Uhren weih dauhn, un ein sehnt sick nah de Einsamkeit.

En por Dag' drup kamm min Oberst B. wedder tau mi un wedder des Abends. Ditmal hadd ick Licht; min Drahtlüchter stunn preislich up den Disch, un up em en Licht för'n halwen Sülwergröschen. De Oberst redte Hochdütsch mit mi, hei hett meindag' nich wedder Pladdütsch mit mi redt; ick [317] natürlich ok nich. As hei gung, säd hei: »Aber was haben Sie für einen schlechten Leuchter!« – Ick säd: je, dat let sick doch nich anners maken, un sin Ding' ded hei jo. – »Haben Sie denn etwas zu lesen?« frog hei wider. – Ih ja, säd ick, ick hadd Höppnern sine Institutionen un Thibaut'n sine Pandekten un en corpus juris un Ohmen sine Mathematik un Fischern sine Hydrostatik un noch en por anner so 'ne interessante Les'bäuker. – »Na«, säd hei, »ich selbst lese wenig von Unterhaltungsschriften, aber meine Tochter hat eine kleine derartige Bibliothek, und ich werde Ihnen etwas daraus besorgen.« Dormit gung hei.

2. Kapitel
Kapittel 2

Worüm de Oberst B. as en Kind-Jes utsach, un worüm ick minen Drahtlüchter ut dat Finster smet. Dat de Herr Unteroffzierer Altmann leider nich as en jung Mäten up de Welt kamen was, un dat Schnabel iserne Hanschen anhadd, un dat sick de Kummandanten-Dochter nah mi, un ick mi nah ehr ümkek.


Mitdewil was dat Däuweder worden, dat Is un de Snei wiren von en Frühjohrsregen wegwuschen, un de Frühjohrsluft un de Frühjohrssünn hadden den Regen wedder updrögt, un't sach würklich ut, as wenn't Wassen un Bläuhen all losgahn süll, un in mi wuß un bläuhte en Verlangen nah Frühjohrslust un Frühjohrssünn, dat ick't knapp achter mine Gardinen uthollen kunn. Ick hadd an de Kummandantur üm de Erlaubnis schrewen, en beten in de frie Luft spazieren tau känen, hadd äwer noch kein Antwurd. Wat schrew ick ok an de Kummandantur, wo de Mann mit den groten Namen de irste Vigelin spelte? Worüm wendte ick mi nich an minen Obersten B.? Dorüm, wil mi keiner en Rat gaww un de Weg' wis'te. En Minsch, de fri is, hett dusend Weg', wenn hei wat för sick besorgen will; geiht't up den einen nich, geiht't up den annern. Unserein hadd blot man einen Weg, un de gung dörch de Fängnisdör un schrammte an Slott un an Rigel.

Äwer't süll beter kamen, as mine Kleinmäudigkeit mi dat vörmalte. Uns' Herrgott hadd för gaud inseihn, in de letzten [318] Dagen von den Februwori mi minen Heil-Christ tau bescheren, de tau Wihnachten utblewen was – denn dat möt keiner glöwen, dat hei man blot Wihnachter-Abend beschert, hei beschert dat ganze Johr dörch, un en Heil-Christ kann alle Dag' kamen, un dat Kind-Jes, wat em bringt, süht ball so un ball so ut. Min Kind-Jes sach desen Abend as en preußschen Oberst ut un kamm recht stramm in de Dör rinne.

»Sie haben sich um die Erlaubnis, spazieren gehen zu dürfen, an die Kommandantur gewandt«, säd hei, »es ist Ihnen dies gestattet worden. Sie können sich auf dem Festungswalle unter Aufsicht eines Unteroffiziers, den ich bestimmen werde, Bewegung machen.« – Dat fung schön an, un en Strahl von de Frühjohrssünn was all in min Hart follen. »Und hier«, säd hei un langte in de Tasch, »ist auch ein Brief von Ihrem Vater, er schreibt sehr freundlich an Sie und sendet Ihnen Geld, welches ich Ihnen nach Bedürfnis zukommen lassen werde.« – Ick grep nah minen Breiw; dat let sick hüt würklich wonah an.

De Oberst gung an de Dör un röp: »Ordonnanz!« Sin Ordonnanz kamm, hei namm ehr en Paket af, läd dat up den Disch: »Bücher für Sie.« Hei namm den Soldaten noch en Paket af: »Und hier ein paar anständige Leuchter. Werfen Sie den Drahtleuchter zum Fenster hinaus! – Gute Nacht! – Kähler, der Herr hat jetzt täglich einen halben Taler zu verzehren!«

Dat was en Abend! Ein Breiw von minen Ollen, Geld in Hüll un in Füll; morgen spazieren gahn in Frühjohrsluft, all de lütten Mätens ganz in de Neg' seihn; nu dat ein Paket up! Goethe – Faust – Egmont – Wilhelm Meister; nu dat anner Paket up! twei lütte, wunderhübsche, sülwerne Spellüchter. – Rut mit den Drahtlüchter! Äwer nu, wo mit dat Sößlingslicht hen? Up den einen Spellüchter? Ih, dat wir doch so, as wenn en Husknecht up en Vullblaudhingst tau riden kümmt; dat geiht nich! »Vatter Kähler«, segg ick, un ick was en ganz En'n gröter upschaten, un Vatter Kähler was mine jitzigen Verhältnissen gegenäwer en ganz En'n bet tausamen krapen, »Vatter Kähler, hallen S' mi mal twei Lichter, dat Stück taum Sülwergröschen.« [319] – Vatter Kähler will all gahn. – »Holt«, segg ick, »Vatter Kähler! – Un denn – denn – süll woll up de Neg' en Biwstück mit Bradtüften tau hewwen sin? – Ne, laten S' man! – Ick heww nu twei un en halw Johr nicks wider as Rindfleisch tau seihn kregen, blot Wihnachten, Ostern un Pingsten braden Bukspeck, as en Happen för de Festdag'. – Ne, Vatter Kähler, wat meinen Sei? Süll woll Swinbraden ...?« – Taum Glücken föll mi äwer noch tau rechter Tid in, dat ick jo för min schönes Geld vel wat Schöneres verlangen künn; ick let mi also de schönsten Gerichte dörch den Kopp gahn, denn worüm süll ick mi verkopslagen? Na, tauletzt kamm ick denn also up Hasenbraden. De süll't sin, dorin was ick nu fast. »Also, Vatter Kähler, Hasenbrad!«

Vatter Kähler gung bet an de Dör. – »Oh, noch ein Wurd! – 't langt woll nich, süs wull ick woll ...« – »Wat wull'n Sei woll?« frog Vatter Kähler. – »Je, ick meinte, so mit 'ne halw Buddel Win? Äwer man wollfeilen!« set'te ick fix hentau, as ick sach, dat hei sick in den Kopp kratzen würd. – Endlich säd hei: »Langen deiht't nich, äwer Sei müßten denn morgen ...« – »Ja«, föll ick em in de Red', »dat geiht, ick müßt denn morgen wedder Kummisbrod knacken. Na, man tau!«

Un nah 'ne halw Stun'n satt ick denn nu bi minen Hasenbraden un min halw Buddel Win, un vör mi stunnen twei schöne dicke Talglichter up de sülwernen Lüchter, un Vatter Kähler hadd ordentlich updeckt un hadd ok 'ne Salwjett mitbröcht. – Dat was en Heil-Christ-Abend, un as oll Vatter Kähler gahn was, las ick minen Vader sinen gauden Breiw noch mal, un dunn las ick in Wilhelm Meistern sine Lihrjohren, un as ick an de Städ' kamm:


Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß ...

dunn was mi tau Sinn, as wenn ick äwer mi sülwst rührt würd un ick äwer mi sülwst weinen müßt. Un dat was ok ganz [320] natürlich, denn ick was schön satt, un dat heww ick ümmer funnen in de Welt, dat dejenigen, de recht schön satt sünd, am lichtsten bi frömd Unglück rührt warden. Äwer dorbi bliwwt dat denn ok, un wenn dat up würkliche Hülp ankümmt, denn sünd sei nich tau Hus, denn springt ihre de Hungrige den Hungrigen bi.

Den annern Morgen brächte Vatter Kähler so hentau elben den Unteroffzierer Altmann nah mi ruppe, de süll mit mi spazieren gahn. Na, dat geschach denn nu ok, wi gungen up den Wall. Ach, wat was dat schön, wat was dat herrlich! Ick kunn in de Welt rinne seihn, hüren un aten. En Bom frilich gräunte noch nich, un keine Blaum bläuhte, de Wischen un Brinker hadden noch ehr oll verschalen gelbrun Kled an, ehr schön niges, gräunes Kled was noch bi'n Snider; äwer de Snider let doch all velmal grüßen: in de negste Woch' mit den letzten; wenn't Kled äwer mit Blaumen beset't warden süll, künn hei't vör drei Wochen nich schaffen; un süllen't nich äwel nemen, dat hei nich sülwst kem, hei müßt noch – wat weit ick – in Italien oder in de Türkei achter'n warmen Aben sitten, hei schickte äwer vörlöpig sinen eigenen Jungen, en lüftigen Slüngel, den Gruß äwer würd hei woll bestellen. Na, un sin Jung' was denn nu de schöne warme Frühjohrsluft, in de allens all unsichtbar swemmt, wat dat Hart frölich maken kann.

Un min Hart was ok frölich, 't was schir tau vel! Dat ded jo gor nich nödig, dat all de ollen lütten nüdlichen Frühjohrsgesichter von Mätens mi up den Wall begegnen müßten; ick wir jo mit ein taufreden west, mit eine einzige, de an minen Arm hungen un mit mi in de Welt rinne seihn hadd.

Äwer wat kunn min Herr Unteroffzierer Altmann dorför, dat hei nich as en jung' Mäten up de Welt kamen was; wat kunn hei dorför, dat hei just, wenn ick an Gras un Blaumen un an Friheit för mi un min Vaderland dachte, up Schnabeln verföll, wat en gruglichen Röwer un Mürder was un unner min Quartier in Keden un Banden satt? Ja, Schnabeln hadden sei nu, hei was nu ok all – Gott sei Dank! – taum Dod[321] verurtelt, un Nacht un Dag brennte Licht in sine düstere Kamer, un en Attollerist stunn mit en blank »Seitengewehr« vör sine Britsch, denn dreimal was hei all utbraken un de festesten Warschauer Slötter makte hei mit en Bessenries un en Bindfaden up; äwer nu! Nu hadden sei em iserne Hanschen antagen, nu müßt hei sick gewen! Ach, du leiwer Gott, wo blew min Frühjohr! Iserne Hanschen! Ick kunn jo ok mal mit iserne Hanschen bedacht warden.

Un as min Herr Unteroffzierer Altmann mi dat grad utführlich vertellen ded, wo Schnabel mal vördem 'ne Popp mit sine Kledaschen utstoppt un up sine Britsch leggt hadd, un wo hei sülwst in den isernen Aben krapen was un dor lurt hadd, bet de Slüter kamen was un mit de utstoppte Popp up de Britsch 'ne Unnerhollung anfungen hadd, wo Schnabel dunn ut den Aben sprungen was un den Slüter den sworen isernen Abendeckel in dat Gnick smeten hadd, dat de Mann tidlewens en Schaden dorvon namm, wo hei dorup twei ihrsame Börgers, de vör sine Dör up Wach' stahn hadden, mit ehre leiwen Köpp tausam stött hadd, dat sei för ümmer wat düsig blewen wiren, un endlich so up de Strat un in Friheit kamen was – grad dunn, segg ick, as mi ok so tau Maud' was, as müggt ick den Herrn Unteroffzierer sinen Kopp ok mit en annern tausam stöten, dat hei ok tidlewens düsig blew –, grad dunn gungen uns en por Damen vörbi, un de ein kek mi merkwürdig an, un as ick mi ümsach, was sei still stahn blewen un kek sick ok nah mi üm.

Wat was dat för en fründliches, hübsches Gesicht! Wo trurig un wo leiw segen de schönen Ogen ut! Un dese schönen Ogen hadden mi nahkeken! Wat is nu schöner, en Frühjohrsdag oder en Por schöne Ogen? – Denn von minen Herrn Unteroffzierer un von Schnabeln will ick wider nicks nich seggen. – Ach, ick mein doch en Por Ogen! In so'n Frühjohrsdag kann einer rinne seihn wid weg – ja wid weg –, schön is't; äwer je wider hei süht, desto trüwer un dunstiger ward dat; in so'n Mätens-Og kann einer rinne seihn – deip un ümmer deiper –, un je wider hei süht, je klorer ward dat, un ganz unnen in'n [322] Grun'n, dor liggt de Hewen, un den sine blagen Wunner hett noch kein Minschen-Og dörch seihn.

»Wer was dat?« frog ick. »Kennen Sei de Dam'?« – »Gewiß!« säd de Herr Unteroffzierer Altmann un läd de Hand an den Schacko, as wull hei sine Honnürs maken, »'t is de einzigste Dochter von den zweiten Kummandanten, Obersten B., un annere Kinner hett hei äwerall nich. – Schnabel hett twei Kinner, de ...«

»Dauhn S' mi den einzigen Gefallen«, segg ick, »un laten S' Schnabeln nu ganz ruhig sitten.«

»Ih, wo denken Sei hen!« säd de Herr Unteroffzierer. »De kann jo gor nich ruhig sitten, de Attollerist, de vör sin Britsch steiht, ward jo alle twei Stun'n aflös't, un ahn Redensorten geiht jo dat nich af. – Schnabel seggt ok ...«

»Na, will'n man nah Hus gahn«, säd ick un folgte dat schöne Mäten ut de Firn nah; äwer in ehre Ogen sach ick meindag' nich wedder, un dat was gaud. Wenn einer lang' in den Schatten seten hett un hei kickt denn mit einmal in de leiwe Gottessünn, denn kann hei blind warden, un wenn einer sinen Dag äwer in den Keller rümmer hantiert hett un kümmt rut un kickt in den blagen Hewen, denn flirrt em dat vör de Ogen, un hei kann düsig warden un kann't bliwen sin Lewen lang.

Dat grötste Elend, wat mines Wissens noch kein von de Herrn Romanschriwers utführlich beschrewen hett, is, wenn sick so'n arm, jung', inspunnte Student in 'ne Kummandantendochter verleiwt. Dat weit keiner, wo dat deiht; äwer wi weiten Bescheid, wi hewwen dat dörchmakt.

3. Kapitel
Kapittel 3

Wo ick för en Row-Mürder anseihn würd un worüm ick den Obersten B. för en Landsmann von mi estimieren müßt; un worüm de Herr Justizrat Schröder in Treptow eigentlich de Meinung is, ick hadd köppt warden müßt.


Ditmal kamm dat nich tau so'n Elend, ditmal reddete mi Schnabel. Min Herr Unteroffzierer let mi nich Tid, mi in dat [323] schöne Mäten tau verleiwen; grad wenn mi so recht hell tau Sinn was, dat ick mi de schöne Kummandantendochter so recht lewig vörstellen wull, as wenn up Stun'ns einer in so'n Ding von Stereoskop rinner kickt, denn ret de Herr Unteroffzierer mine lütte, säute Herzenskummandantin unner dat Glas weg un schow Schnabeln mit »Sprenger, Weife« un iserne Hanschen unner dat Glas.

Wi kemen nah Hus, Vatter Kähler snabbte mi wedder rin in dat Lock, un dor satt ick nu, un in mi hüppte un prickelte allens, nich blot Adern un Nerven, ne! Sülwst de ollen Knaken hadden sick, as wull jeder von ehr up eigen Hand spazieren gahn.

Nu was eigentlich de richtige Tid un Stun'n tau en ordentlich un regelmäßig Verleiwen; äwer't was ok grad Tid un Stun'n taum Middageten. 't is wohr, wenn einer viruntwintig Johr olt is, geiht einer hellschen fix up dat Verleiwen in, äwersten gewiß eben so fix up dat Middagbrod. Vatter Kähler kamm rin un stellte 'ne Ort Supp-Eten up den Disch mit Hamelfleisch un Arwten un Tüften un Kohl un Räuben.

»Na«, segg ick, »en por von dat Gesäus' hadd denn doch ok weg bliwen künnt; de Sak is mi denn doch tau kunterbunt.« Ick kunn jo dat seggen, ick hadd jo däglich en halwen Daler tau verzehren.

»Sei hewwen recht«, säd Vatter Kähler, »äwer ick kak jo nich för Sei allein, ick kak jo ok för all de annern, un dit hett sick einer utdrücklich bestellt, den sin Ihrendag morgen is, un hüt is sin Dodesurtel von'n König t'rügg kamen, un morgen ward Schnabel köppt.«

»All wedder Schnabel!« raup ick un spring' tau Höchten un kik ut dat Finster rut.

»Stellen Sei sick dor nich hen«, seggt Vatter Kähler, »seihn Sei blot, wat dor för en Hümpel Minschen steiht, de willen all Schnabeln seihn, un wil dat nich mäglich is, indem dat hei in 'ne düster Kamer sitt, künnen sei Sei för Schnabeln anseihn, un denn künn dat en Uplop gewen.«

Gott in'n hogen Himmel! Wat hadd ick mit Schnabeln tau [324] dauhn? Hadd ick denn würklich so'n Röwer-un Mürdergesicht? 't müßt jo woll sin, denn knapp hadd ick mi an dat Finster stellt, dunn bröllte dat Volk unnen: »Kikt dor! Schnabel! Schnabel!«

Ick prallte von dat Finster taurügg. »Vatter Kähler«, säd ick, »heww ick Ähnlichkeit mit den unglücklichen Minschen?« – »Gott bewohre!« säd hei. »Hei is von Geburt en Snidergesell un hellschen smächtig von Liw', un Sei sünd jo schön breid in de Schullern.«

»Schnabel raus!« bröllte dat Volk buten.

Ick set'te mi up minen Strohsack dal, läd den Kopp in de Hand un sunn 'ne Tidlang nah un säd denn endlich: »Vatter Kähler, ick heww mines Wissens meindag' keinen Minschen ümbröcht, ok keinen dat Sinige namen.«

»Dat glöw ick«, säd Vatter Kähler »süs würd de Oberst nich so fründlich tau Sei sin.«

»Worüm is hei eigentlich so fründlich tau mi?«

Vatter Kähler gung ganz dicht an mi ran un flustert mi in de Uhren: »Hei weit, wo dat deiht. Hei hett ok all mal seten.« – »Wat?« segg ick, »de tweite Kummandant hett seten?« – »Ja, tau vir Johr was hei verurtelt, äwer de König hett em mit en halw loslaten.« – »Wo 's denn dat kamen?« frog ick. – »Je«, säd hei, »dat is ok so'ne Geschicht; ick red dor nich äwer, fragen Sei Altmannen dornah, de weit't ganz genau.«

»Mi is so wat noch nich vörkamen von Fründlichkeit«, segg ick, »un dat för en ganz fremden Minschen.« – »Sei mägen em jo woll nich ganz frömd sin«, seggt hei, »denn hei is jo en Landsmann von Sei.« – »Also doch?« frog ick. – »Ja«, seggt Vatter Kähler, »dat ward woll sinen Grund hewwen, denn hir in de Stadt wahnt en Snidermeister, wat en gauden Fründ von minen Swigersähn is, de stammt ut Friedland in Strelitz-Meckelborg, un de hett uns oft vertellt, dat de Oberst en Landsmann von em wir, un dat hei ok sine Öllern kennt hett, wat ganz gewöhnliche Katenlüd' west sünd.« – »Äwer«, raup ick ut, »wo Dausend is hei denn taum Oberst kamen?« – »Oh, wat meinen Sei? Hei hett all lang' deint, hei is all dunn, [325] as Schill dörch Meckelborg trecken ded, as halwwussen Knecht mit em gahn, un nahsten hett hei sich so dörchfäuhlt nah Ostpreußen un is dunn mit dat Yorksche Anno 12 nah Rußland gahn, hett Anno 13, 14 un 15 mitmakt, un as ick nahsten in Breslau stunn, dunn was hei Rittmeister bi't irste Kürassierregiment. Dor was hei denn nu as Uhl mang de Kreihen; alle Offzierers bi dat Regiment wiren Eddellüd', hei was de einzigste Börgerliche, un dorüm wullen sei em also wegbiten; äwer hei gung nich, hei höll sei sick von'n Liw'. Na, dat hadd denn nu woll sine Tid wohrt, un tauletzt hadden sei em denn nu doch woll dümpelt, wenn de oll lütt pucklich General Hans von Zieten nich west wir, de höll em; un dat was man en lütten Kirl, äwer en krätigen Kirl, de sick so licht nich an den Wagen führen let. – Nu segen denn de Herrn, dat sei dor nich mit dörchkemen; äwer sei leten nich sacken, sei versöchten't mal up 'ne anner Manier un makten 'ne grote Ingaw' bi unsern König, wo dat doch nich assistieren künn, dat bi dat öllste Regiment in den ganzen preuß'schen Staat, wat all bi Fehrbellin vör den Find stahn hadd, en Börgerlicher als Offzierer stünn«

»Ih, dat's jo recht nüdlich, Vatter Kähler«, segg ick, »de Herrn hewwen blot vergeten, dat bi Fehrbellin en Snidergesell dat Regiment kummandiert hett.«

»Dat weit ick nich«, säd Vatter Kähler, »dat's vör min Tid west; äwer so vel weit ick, hei müßt weg; denn wat ded uns' allergnedigste König? – Hei wull de Herrn Offzierers nich vör den Kopp stöten, un den Rittmeister wull hei doch nich missen, hei makt em also taum Majur, äwer ok tauglik taum Eddelmann. – Wat ded äwer uns' gaud Herr Oberst? Hei stek den Majur ruhig in de Tasch un för den Eddelmann bedankt hei sick, hei wull nich dörch de Pikanteri von sin Kammeraden Eddelmann warden. – Na, nu was jo denn natürlich dat Kalw in't Og slagen, nu müßt hei furt, un so würd hei denn hir tweite Kummandant, denn sei seggen jo all, de König höllt trotz alledem noch grote Stücken up em. – Un dat strid ick gor nich«, set'te oll Vatter Kähler hentau, »denn [326] bi de anner oll ekliche Geschicht, de hei hir nahsten hadd, wo hei den Sträfling dodstek un wo sei em mit vir Johr Festung bedachten, läd sick jo ok de König in't Middel, dat hei mit en halw Johr afkem.«

»Wo was denn dat?« frog ick.

»Dor möten Sei Altmannen nah fragen, de is jo dor mit bi west. Ick bün en ollen Mann un heww Fru un Kinner, un äwer mine Vörgesetzten red ick äwerall nich; taudem is de Oberst en gauden Mann gegen mi, un wotau sall ick achter sinen Rüggen von Ding' reden, de em all gris' Hor naug makt hewwen un de em von 's Morgens bet 's Abends in den Kopp liggen? Denn sörredem is hei sihr verännert; dat kann einer marken, ahn dat hei tau de groten Propheten hürt.«

Oll Vatter Kähler gung, un oll Vatter Kähler was en braven Mann, dat hürt ick un sach ick, denn hei was up sine Ort ganz trurig worden.

Ick dachte äwer den Ollen sine Vertellung nah. – Also doch en Meckelnbörger, en Landsmann! Hei un Schill-Sommer, beid' Kammeraden! – De ein verdorben un storben, de anner in Ihren un Würden un gesund un kräftig. – Schnabel föll mi in: wi wiren jo ok Kammeraden, beid' taum Dod verurtelt, hei satt unnen un ick baben, blot dörch en swacken Windelbähn von einanner scheidt. Wi hadden beid grugliche Verbreken begahn; hei hadd en por Minschen ümbröcht, un ick hadd up eine dütsche Uneversetät an den hellen lichten Dag de dütschen Farwen dragen! – Wi hadden dat sülwige Urtel, un nu satt hei in Ängsten un Dodesnöten, un mi krümmt keiner en Hor. – Worüm dat? – Wo kamm dat?

»Lieber Freund«, säd späderhen de Herr Justizrat Schröder tau mi, as ick em de Sak vertellte un dese Frag' vörläd, »nichts einfacher als dies: der König hat Sie begnadigt, ihn nicht.«

»Nich begnadigt«, säd ick. »Kraft oberstrichterliche Gewalt hett hei de Straf in 'ne Festungsstraf verännert; un wo bliwwt denn dat Richteramt, wenn't mit de Gewalt tausamstellt ward?«

»Nun, Sie glauben doch nicht«, säd hei, »daß der König von [327] Preußen wegen solcher Bagatelle hundert junge Leute hinrichten lassen werde?« – »Worüm nich?« frog ick. »Wenn nu so'n achte Hinrich von England oder en rußschen Peiter oder blot man so'n Niklas un so'n verrückten Korl von Brunswik up den preußschen Thron seten hadd – worüm nich?«

»Gegen so einen Mißbrauch der Todesstrafe schützt uns die Humanität der Regierung und der Zeit. Todesstrafe muß sein; die menschliche Gesellschaft muß die Gewalt haben, sich der Bestien aus ihrer Mitte zu entledigen.«

»Dank för't Kumpelment!« segg ick. »Äwer, Herr Justizrat, Humanität is up Stun'ns nicks wider as en falschen Gröschen; blot de Gaudmäudigen un de Dummen nemen em; äwer de em utgewen un dormit tau Mark trecken, de häuden sick. – Un wat de Dodsstraf un ehre Nützlichkeit anbedrapen deiht, so wünscht ick, Sei wiren mal mit dese Weig' weigt; mäglich, dat Sei denn de Ogen upgüngen.«

»Sie haben sich nicht zu beschweren, denn das Gesetz sagt ausdrücklich: Konat des Hochverrats wird bestraft wie der Hochverrat selbst. Nach Ihrer eigenen Aussage ist der konstatierte Zweck Ihrer Verbindung gewesen: ›Herbeiführung eines auf Volksfreiheit und Volkseinheit gegründeten deutschen Staatslebens‹; dies hat man richterlicherseits für einen Konat des Hochverrats angesehen; ob mit Recht oder Unrecht, lasse ich dahingestellt (Notabene dit was nah 1848); aber das Gesetz ist salviert.«

»Na, Herr Justizrat, denn will ick Sei wat seggen, denn hett dat Gesetz un de Humanität sick gegensidig taum Nahren; entweder dat Gesetz möt de Humanität afschaffen, oder de Humanität dat Gesetz. – So, as sick dat herutstellt hett, was't en Puppenspill, en grausames Puppenspill! – Nich so sihr grausam gegen uns as gegen uns' ollen Öllern, un vel Minschenglück is dormit tau Grun'n richt't. Ick bün en Gegner von de Dodsstraf, un wer will mi't verdenken? Wer in't Water follen un binah dorin verdrunken is, mag't Water nich recht liden; un nich ick allein, ne, en jeder kann in't Water fallen. – Ick heww mal en tweisnidiges Metz seihn, womit en [328] Wahnsinnige en Minschen umbröcht hadd, mi grugte vör dat Metz, un ebenso grugt mi ok vör en tweisnidig Gesetz, wat einer dreihn un wennen kann as en natten Hanschen, taumal, wenn dit Gesetz in de Hand von einen Wahnsinnigen gewen ward. Un de sogenannte Referent in uns' Sak, de Herr von Tschoppe, de ut de Akten den gruglichen Hochverrats-Konat rute dresselt hadd, was wahnsinnig un sturw ok as en Wahnsinnige. Den hadden sei tau rechter Tid inspunnen sullt, denn wiren Dusende von Familien vor unnütz Elend un Angst bewahrt blewen. – Un wat hadden wi denn dahn?«

»Nicks, gor nicks. Blot in uns' Versammlungen un unner vir Ogen hadden wi von Ding' redt, de jetzt up apne Strat fri utschrigt warden, von Dütschlands Friheit un Einigkeit, äwer taum Handeln wiren wi tau swack, taum Schriwen tau dumm, dorüm folgten wi de olle dütsche Mod', wi redten blot döräwer. Dat was jo äwer ok naug för so en geschickten Unnersäukungsrichter, as uns' Unkel Dambach was, de grad in sine beste Karriere was un nu doch nich slüppen laten kunn. So würd denn nu also ut en frien, frölichen Sünnenprust en Dunnerslag makt, un dat Dodsurtel würd spraken ahn alle Entscheidungsgrün'n, denn, obschonst sei uns versproken, sei nahtauliwern, sünd sei in de Hor drögt, un wi hewwen s' meindag' nich tau seihn kregen. Stats dessen wiren de Dicknäsigen, de dunn an't Räuder seten, hellschen parat, allerlei gefährliche Geschichten von Demagogen un Königsmürders in Ümlop tau bringen, un doch – Gott vergewt ehr! –, sei wußten am besten, dat allens utgestunkene Läg' wir! Verteidiger kunnen wi uns nich wählen, de würden uns set't; min, de mi fast versprok, dat ick in min Vaderland, Meckelnborg, müßt utliwert warden, hett mi up keinen Breiw, den ick an em schrewen heww, antwurt't. – Nemen S' nich äwel, Herr Justizrat, ick bün en beten von't Hunnert in't Dusend geraden; äwer wenn ick an de Nützlichkeit von de Dodsstraf un denn wedder an de Humanität denk, de mi von Gerichts wegen tauflaten is, denn bömt sick in mi so allerlei up un stött min Gedanken as Kohl un Räuben dörchenanner.«

4. Kapitel
[329] Kapittel 4

Mutter, mi grugt. Worüm ick mi mit den Herrn Unteroffzierer Altmann vertürn müßt, un worüm de Oberst B. up de Festung kamen was, un dat ick wedder inpackt un nah M. afschickt würd.


So redte ick nah Johren; den Nahmiddag un Abend äwer, von den ick eben seggt heww, was mi nich taum Resonieren tau Sinn, up mi lagg dat as de Mort, un de Gedanken an dat unglückselige Minschenworm unner mi stödden mi binah dat Hart af. Unner mi, dörch en swackes Minschenwark von mi scheidt, stunn de Dod; hei was nich unverhofft kamen, as de Slap in de Kinnerjohren, hei was nich allmählich kamen, un dat Og hadd sick an em gewennt; mit einem Mal hadd hei sick an dat Lager von den Mürder stellt un stunn dor wis in sine gruglichste Gestalt un rüppelte un rögte sick nich un wis'te em Biller, blaudrode Biller, all ein bi ein, jo kein äwerslagen!

»Licht aus!« röp de Schildwach von buten nah min Finster rup; de Klock was teihn, von nu an müßt ick in'n Düstern sitten. Ick was nich gruglich; ick hadd up de Festung, von wo ick kamen was, Johre lang in 'ne düst're Kasematt seten, unner mi brus'te un hulte de Stormwind dörch den langen, unnerirdschen Gang, de dörch de ganze Festung gung, links von mi was de Festungskirch, hinner mi en düstres Lock, wo de Röwer un Mürder Exner, von den Pitaval vertellt, in Keden un Banden an de Mur anslaten west wir – ick hadd mi nich grugt, ick wir oftmals des Nachtens dörch de Kirch gahn, de in Fredenstiden tau'ne Ort Mondierungskamer brukt würd. Dor hungen de Wän'n entlang olle witte, östreichsche Mantels, äwer jeden hung en Schacko, unner jeden stun'n en por Stäweln, de Finster wiren utnamen, dormit dat Tüg hübsch luftig hängen süll, un nu wewten un swewten de witten Mantels unner den Schacko un äwer de Stäweln de Wand entlang, un 't was, as wenn de Geister von de ollen Östreicher, de bi Prag un Leuthen follen wiren, noch einmal in Reih' un Glid stün'n un noch einmal in'n Stormschritt vörrücken müßten. [330] – Ick hadd dat üm Middernacht seihn, äwer grugt hadd ick mi nich.

Hüt grugte mi. Ick horkte un horkte nah jeden Ton, de von unnen ruppe kamm, un de lang' horkt, de hürt ok wat. Dat huschte un stähnte üm mi rüm – dat was jo nicks, kunn jo nicks sin: dat wiren jo blot min Gedanken! – Ja, äwer dese Gedanken wiren ut mi rute treden un wiren üm mi lewig worden, un min Uhr glöwt sei tau hüren un min Og sei tau seihn, un dat was de Grugel.

Dat was 'ne lange Nacht un 'ne lange Qual! – Un so is de Minsch! – Tauletzt dacht ick blot noch an mi un nich an den Unseligen unner mi; ick dankte Gott för den Morgen, de em so schrecklich upgahn müßt.

Unner mi würd dat lewig, en Wagen führte langsam vör de Dör, nah en beten führte de Wagen langsam wedder furt; ick kek nich rut – mi was slicht tau Maud'.

Den Nahmiddag kamm de Herr Unteroffzierer Altmann un wull mi taum Spazierengahn afhalen: »Nemen S' nich äwel«, säd hei, as hei in min Gefängnis rinne kamm, »dat ick nich all hüt morrn kamen bün; äwer ick müßt noch bi Schnabeln ...« – »Hollen S' Ehr Mul von Schnabeln!« fohrt ick em an.

De Mann würd ordentlich verstutzt äwer mine Hastigkeit; äwer dat wohrte nich lang', hei kek mi ruhig an, denn hei was en Unteroffzierer in gesetzten Johren un hadd sick in sinen Lewen wat versöcht. »Schön«, säd hei, »wenn Sei min Unnerhollung nich geföllt, denn kann sei nahbliwen; ick bün blot kummandiert, mit Sei up den Wall spazierentaugahn. – Is't Sei also nu gefällig?«

Wi gungen up den Wall! De Herr Unteroffzierer gung twei Schritt sidwarts achter mi, as wenn hei mi an'n Strick höll un mi tau Mark leddt as de Bur sin Farken. – Wi gungen den Wall entlang, wi gungen wedder t'rügg, ick kunn't nich länger uthollen, ick hadd den Mann unrecht dahn; hei hadd't gaud meint, un ick was groww west. Ick dreiht mi also üm un säd: »Herr Unteroffzierer, nemen S' mi mine hastigen Würd' [331] nich äwel; ick heww des' Dag' ümmer blot von Schnabeln hürt, un de ganze Nacht is hei mi nich ut den Sinn kamen, dat ick kein Og taudahn heww, un as Sei nu hüt dormit wedder in de Dör rinne kemen, un ick mi dacht hadd, de Spaziergang süll mi up anner Gedanken bringen ...«

»Na, laten S' man«, antwurt't hei mi, »mi makt dat man so'n beten verstutzt, dat ick binah de sülwige Antwurd kreg, as hüt morrn bi den tweiten Kummandanten. Denn de süll eigentlich hüt morrn de Exkutschon mit afwohren, hei hett sick äwer krank mellen laten, un as ick em hüt morrn Rapport afstatten ded un em de Sak utführlich vertellen wull – denn ick bün dor mit taugegen west –, fohrt hei mi ok so an un wull nicks dorvon weiten.«

»Worüm dat?« frog ick. – »Je, wat weit ick?« säd hei. »Sörredem de Mann dunn dat Unglück mit den Sträfling hadd, is hei sihr verännert, hei was 'ne wohre Seel von'n Mann, nu is hei oft hastig un upfohrend, un't is, as wenn em de Unrauh plagt.«

»Na, is dat mit den Sträfling en Geheimnis?« frog ick. »Oll Vatter Kähler hett ok all dorvon seggt; äwer hei wull mi kein Utkunft gewen.«

»Oll Vatter Kähler is en Has'«, säd de Herr Unteroffzierer, »de Geschicht weit jedes Kind up de Strat, un sei is jo ok gerichtlich makt, un ick was de Nacht grad up Wach un heww ok in de Sak nahsten tügen müßt. – Dat was grad Wihnacht heilig Abend, un't sünd nu en beten äwer vir Johr, un ick müßt up den ›Stern‹ up Wach. Nu hadden sick de Sträfling' för dese Nacht fri Nacht losbeden, dat sei sick en beten tausam freuen wullen un ok Licht in de Kasematten brennen dürwten. Na, dat gung denn in de Irst ok ganz gaud, sei eten un drunken un sungen tausam un hadden sick denn ok Bramwin kamen laten; un den is jo nu dat Volk nich gewennt, denn so as sei annerthalwen Sülwergröschen däglich tau vertehren hewwen un up drei Dag' fiw Pund Kummisbrod, so will dat för en Sluck nicks afsmiten. Na, 't durt ok nich lang', dunn hadden sei wat in den Kopp, un de Slägeri gung los.[332] Wi also mang ehr rinne un höllen Stüer, un wenn de Leutnant, de de Wach kummandiert, äwerst man noch en blaudjungen Minsch was, sin Lüd' kennt hadd un de Kirls in ehre Kasematten hadd insluten laten, denn wir allens gaud gahn, so äwer let hei sick dörch ehr Bidden begäuschen un let sei tausam bliwen. Dat was en groten Fehler, un ut den müßt wat Slimmes rute bräuden. – Dat durt denn ok nich lang', dunn was de Larm wedder in den Gang', un as wi nu wedder dormang kemen, hadd sick dat Blatt wen'nt, sei slogen sick nich mihr unnerenanner, ne, sei fungen an, uns tau drängen; uns' Leutnant wull jo woll de Verantwurtlichkeit nich up sick laden, Gewalt bruken tau laten, hei kommandierte uns taurügg un let dat Dur besetten, un dor stunnen wi nu ›Bangenett gefällt!‹ un vör uns en hunnert un föftig Sträfling' in vulle Rebelljon. Uns' Leutnant wüßt sick nich tau raden, hei schickte also 'ne Ordonnanz an den tweiten Kummandanten, dat de Rat schaffen süll. – De Oberst was den Abend ok in 'ne lustige Gesellschaft west, hei kamm tworst glik up de Städ'; äwer einer kunn't em anseihn, dat hei ut so'ne Gesellschaft kamm – un dat ded em nahsten den Damp –, hei sach rod in't Gesicht ut, drängte sick, ahn wider wat tau seggen, mang uns dörch, gung strack up de Kirls los un fragte mit hastige, lude Stimm: wat sei wullen? – Sei wullen ehr fri Nacht hewwen, sei wullen beteres Brod hewwen, sei wullen ... Un nu schreg allens dörchenanner, wat sei allens hewwen wullen. – Einer süll reden! röp de Oberst. – Dunn sprung en langen Kirl vör, 't was en Snidergesell un hadd en Bänkenbein in de Fust un röp: ›Mit Gauden is hir doch nicks tau maken!‹ un gung up den Obersten los. – De stunn wis, ahn sick tau rögen, un as em de Snidergesell neger kamm, röp hei rasch achter'n anner: ›Kerl, bleib mir vom Leibe! – Kerl, bleib mir vom Leibe! – Bleib mir vom Leibe oder ...!‹ – Hei stödd tau, un de Kirl lagg up de Städ' dod tau sinen Fäuten.

Seihn S', Herr, ick bün mit tau Feld west as Attollerist, un bi Kulm würd' de ganze Mannschaft von min Batteri von de pohl'schen Hulahnen äwerreden un dodsteken bet up mi; [333] äwer mi is nich so gräsen worden, un ick heww mi nich so verfirt as bi desen enzelnen Fall. Dat möt doch dorvon kamen, dat einer bi so'n Gefecht up allens fat't is un tau 'ne anner Tid nich.

De Sträfling' müßten sick ok so verfirt hewwen, denn kein Wurd let sick hüren, un sei drängten sick ordentlich, dat man en jeder fix in sin Kasematt herinne kamm.

As de letzten inslaten wiren, stunn de Oberst noch ümmer, ahn en Wurd tau spreken, up den Platz, dreihte sick dunn kort üm, gung mang uns dörch un säd nich witt noch swart, un was noch, as ick man hürt heww, de sülwige Nacht taum irsten Kummandanten gahn, hadd sinen Degen afliwert un sick taum Arrest mellt.

Dat Standrecht würd äwer em hollen, un ick müßt ok as Tüg' vör. Sei frogen vör allen, ob de Oberst wat in den Kopp hatt hadd. – Ja, wat wüßt ick? Hastig was hei ankamen, hastig hadd hei redt, hastig hadd hei handelt, un rod sach hei in't Gesicht ut – mihr kunnen wi all nich seggen; äwer weck von sine Gesellschaft, mit de hei tausam seten hadd, warden woll anners utseggt hewwen; hei würd tau vir Johr Festung verurtelt. Un worüm? Wil't en Minschenlewen was; un wenn't ok man en slichtes was, dat Lewen von einen Sträfling, de tau twintig Johr wegen Row un Deiwstahl verurtelt was, mit en Minschenlewen sall einer doch nich spillunken.«

En por Dag' nah dese Vertellung föll wedder grusiges Weder in: min schön Frühjohr hadd lagen; un ick satt wedder achter mine Gardinen un kek in't Weder, wo de Wind mit den Snei towte, un 'ne Ort von Behagen kamm äwer mi, wenn ick so den armen Schelm von Schildwach vör de Gewehren up un dal lopen un in den Snei rümmertrampsen sach, dat hei sick de Fäut warm höll. – Wenn buten de Sünn schint un de Vägel singen un de Blaumen bläuhn, wenn alle Welt sick freut un de Harten lustiger slagen, denn is't för en Gefangen de slimmste Tid; sine beste Tid is, wenn de Regen gütt un de Stormwind ras't un den Snei in wille Warbel tausamen jöggt. – 't sünd nu sörredem vele Johren vergahn; äwer dit Gefäuhl [334] is mi von jenne Tid her noch blewen, ick kann stunnenlang in so'n willes Weder seihn, un mi ward denn so still un sacht tau Sinn, mi is denn, as wenn dat schurige Weder buten mine slimmen Johren sünd, de nich mihr an mi ran känen un vergews üm mi rümmer rasen, un 'ne Trurigkeit kümmt denn äwer mi, dat grad dit wille Weder in min Lewensfrühjohr infallen müßt; äwer – Gott sei Dank! – 't is keine bittere Trurigkeit, denn uns' Herrgott hett mi einen schönen warmen Aben set't, dat ick binnen warm bün.

Ick was nu all gegen söß Wochen an Urt un Städ' un hadd all de Hoffnung, ick würd hir bliwen, wo sick dat all so schön anlet; äwer dese Hoffnung, dit Frühjohr von mine Taukunft hadd lagen. Eins 's Abends kamm de Oberst un säd mi: 't wir Order kamen, ick süll von hir furt. – »Wohen?« frog ick. – »Nah M.«, was de Antwurd. – Dat was slicht Weder! M. was de Höll för uns; ick hadd dor en Vägelken von singen hürt. – Äwer wat hülp dat all; äwermorgen süll't losgahn. Ick set'te mi den annern Dag hen, schrew an minen Vader, makte Reknung mit oll Vatter Kählern, säd den Unteroffzierer Altmann adjüs, packte minen Klapperkram tausamen un satt nu wedder twischen Dör un Angel, twischen Bom un Bork, kunn nicks för mi dauhn un müßt aftäuwen, wo't warden süll.

Den Abend vör mine Afreis' kamm de Oberst wedder un säd mi adjüs. »Ich habe Ihre Reise so angeordnet«, säd hei, »daß Sie nicht mit Extrapost nach M. befördert werden. Sie werden in kurzen Tagereisen von Ort zu Ort reisen; ich denke mir, dies wird Ihnen lieber sein.« – De Mann wüßt Bescheid; hei wüßt, wat en Gefangen gaud ded. – Ick bedankt mi bi em, un – worüm süll ick dat nich ingestahn – de hellen Tranen lepen mi äwer de Backen, as wenn ick von minen besten Fründ up ümmer Afschid nem.

Un hei was en Fründ, un ick heww em meindag' nich wedder seihn.

5. Kapitel
[335] Kapittel 5

Worüm Schauster Bank mi en Por Stäweln nich mihr för söß Daler maken wull. Wat sick de Herr Postkummissorius mit den General Kalkreuth vertellte un de Fru Postkummissoriussen mit mi. Worüm en Swin vörwarts führt warden möt, un de Fru Postkummissoriussen dat Allerheiligste upslot. Worüm dese Geschicht en trurig En'n nimmt.


Acht Johr kunnen vergahn sin, ick was all lang' fri; ick was Landmann worden; ick gung mit Stulpstäweln un korte Hosen in de Welt herüm; ick was en hellschen Kirl, de ganze Damm, de hürte mi tau. Ick was noch mal so breid worden, as ick west was, un Schauster Bank, wat noch en ollen Spelkammerad von mi was, säd: »Fritzing«, säd hei, »mit Utnam von oll Bäcker Haufnageln hest du de dicksten Waden in de ganze Stadt; de Deuwel mak di 'n Por Stulpstäweln för söß Daler!«

Fri! Fri! un denn Landluft un Landbrod un von morgens bet 's Abends en deipen Drunk frische Luft, un Gottes Herrlichkeit rings herüm, blot taum Taulangen; un ümmer wat tau dauhn, hüt dit un morgen dat; äwer allens in de beste Regelmäßigkeit, dat dat ümmer stimmt mit de Natur, dat makt de Backen rod un den Sinn frisch, dat is en Bad för Seel un Liw, un wenn de ollen Knaken un Sehnen ok mal mäud warden un up den Grund sacken willen, de Seel swemmt ümmer lustig baben.

Ick segen de Landwirtschaft, sei hett mi gesund makt un hett mi frischen Maud in de Adern gaten. Un wenn einer ok nich so vel dorbi lihren deiht as en anner, de bi dat allergelihrteste Mastfauder up 'ne Universität smeten is, so giwwt dat doch vel tau beachten, un wenn einer man nich tau ful un tau kortsichtig is un kickt en beten äwer den Tun von datGewarw, denn ward hei ok vele gaude Kost för Verstand un Vernunft finnen, un wat hei findt, is frische, gräune Weid', de unnern blagen Hewen in Regen un Sünnenschin wussen is un den Minschen ganz anners bekümmt as dat swore, gelihrte Mastfauder up de Universitäten un de Stallfauderung achter'n Schriwdisch.

[336] Ick was fri un was gesund! – Ick was tau Stadt führt nah min Vaderstadt un süll Klewersaat halen, denn't was in de Frühjohrssaattid, un wi wullen unner't Sommerkurn unsern frischen Slag anseigen. – Na, 'ne Stadtreis' is 'ne Dagreis'; ick hadd noch süs allerlei tau besorgen, wat noch nich prat was, ick hadd also noch Tid un kunn mi de ollen Füerstäden un de ollen Frünn' beseihn. 't was binah Middag, un üm de Middagstid plegt tau dunnmalen de Stemhäger Börger en beten in't Posthus tau gahn, denn de Fru Postkummissoriussen hadd dat beste Bir, un't gaww ok denn ümmer wat Niges tau seihn, wil denn de Berliner Post ankamm.

Ick kamm rinne in dat lütt Stüwken, ick was lang' nich dor west; äwer't was noch all so, as't west wir. Von dat lütte Stüwken was noch en En'n afbucht't mit hölterne Tralligen, wat de Herr Postkummissorius sin »Kontur« näumen ded, wat äwer utsach as en gadlich Vagelburken, un in dit Vagelburken satt de Herr Postkummissorius mit sinen Herrn Sähn; singen deden sei äwer nich, denn – so vel ick weit – singt kein großherzogliche Postbeamter tau de Posttid, un't was also ok von ehr nich tau verlangen. Un de Fru Postkummissoriussen stunn noch ümmer an den Aben, wo sei all in mine Kinnertiden stahn hadd, dat müggt Winter oder Sommer sin, äwer de Glasur von de Kacheln hadd sei weg un den witten Aben rod schürt. Un ok de sülwigen Biller hungen in de Stuw', en por Biller von den Ollen Fritz un 'ne Mondierungskort von dat französche Militör un denn de General Kalkreuth. Kalkreuth hadd bi den Herrn Postkummissorius sin bestes Tüg antreckt un stunn dor in 'ne blage Frack un en dreikantigen Haut un witte Hosen un gnäterswarte, blankgewichste Postillonsstäweln; von Gesicht sach hei sihr schön rod un gesund ut, un sine Näs' let in de Läng' nicks tau wünschen äwrig. Hei hadd äwer den Ihrenplatz von all de Biller, denn de Herr Postkummissorius hadd unner em bi de littauschen Dreiguner stahn un estimiert em noch ümmer as sinen Kummandanten. Un wenn de Herr Postkummissorius mal lustig un ut sin Burken rute laten was, denn drunk hei nah de Posttid tauwilen [337] etzliche von sinen roden Magenbittern un gung ganz militärisch in de Stuw' up un dal, un denn was dat för en Minschenhart leiwlich antauseihn, wo de beiden ollen Krigskammeraden sick fründlich ankeken. Kalkreuth säd nicks; äwer de Herr Postkummissorius makte jedesmal Front vör sinen Scheff, wenn hei in den Paradmarsch an em vörbikamm, un röp em tau: »Du bist mein Kalkreuth!« Un dat makte den Herrn Postkummissorius alle Ihr, denn hei hadd sick mal mit Kalkreuthen häßlich vertürnt, un Kalkreuth hadd em wegjagt; äwer hei drog em dat nich nah, obschonst dat Kalkreuth schuld hadd. Denn Kalkreuth hadd den Herrn Postkummissorius, as hei noch Wachtmeister bi de Dreiguner was, mal nah em von sin Gäuder schickt, dat hei dor dat Inventor upnemen süll – denn de Herr Postkummissorius was hellschen stark in de Fedder –, un dat was denn nu ok allens sihr schön afgahn bet up de Käuh, denn as de upschrewen warden süllen, hadden sei so'ne Nams, de 't eigentlich gor nich giwwt un de kein Deuwel schriwen kann, as Strimer un Bliß un Stirn un Dreititt un – wat weit ick! Ok kemen des' Namen den Herrn Postkummissorius tau gemein vör, un hei makte ut Strimer – Juno, ut Bliß – Minerva un ut Dreititt – Venus – usw. – Kalkreuth was tau ungebildt, üm de Verschönerung intauseihn, hei fohrte up den Herrn Wachtmeister los, de äwer, in dat richtige Gefäuhl, in Schönheitssachen den Herrn General äwerlegen tau sin, gaww nich nah, un sei vertürnten sick dägern. Nu is dat äwer meindag' noch nich so west, dat en Wachtmeister en General wegjagen kann, un wil sei nu doch einmal utenanner müßten, jog de General den Wachtmeister weg. – Dat was sin Glück; hei wir süs in'n Lewen nich Postkummissorius in Stemhagen worden.

In't Irst müggt em dat woll man swack gahn, äwer hei was en Mann, de sick dörchtaubringen verstunn, hei smet sick mit sine Gemahlin up de »dramatische Kunst«, as sei dat hüt nennen, un – weit de Deuwel! hadd hei all in Ostpreußen von Stemhagen hürt, dat dor en sihr gebildtes Publikum sin süll – genaug, eines schönen Dags kamm hei in min Vaderstadt [338] un spelte up Allmern sinen Sal Theater, tworst, wil hei man mit sine leiwe Fru allein was, blot virbeinige Stücke, äwer de wiren ok von't beste En'n.

Nu müßt sick dat grad begewen, dat oll Postmeister Toll sick dat entsäd un begrawen was. Na, ahn Postmeister kunn jo doch Stemhagen nich assistieren, un de Postmeisterstäd' würd utbaden as sur Bir, keiner wull för hunnertuntwintig Daler dat Johr äwer Postmeister spelen, dunn äwernamm hei sick de Sak, un hei hett sei ok richtig dörchführt bet an sin selig En'n, denn hei was en ollen trugen, braven Mann; äwer hei wüßt dor ok up tau lopen. Dat sach hei: mit de hunnertuntwintig Daler Postmeistergehalt kunn hei nich utkamen, hei läd sick also gradäwer von sin Vagelburken noch en anner Vagelburken an un set'te sine leiwe Fru dorin. Dat was de Kopladen, un de hett, so lang as hei bestahn hett, en groten Raup hatt bi all de Schausters in ganz Land Meckelnborg – wegen den Snuwtoback. – Un worüm? Dorüm, wil dat hei sülwen 'ne Näs' för Snuwtoback hadd un mit sine eigene Näs' för de Echtheit von sine eigene Wohr instunn. Nah un nah kamm tau den Snuwtobackshandel noch en sihr anseihnlichen Birschank, un as de Großherzog em noch mit 'ne lütte Taulag' unner de Arm grep, dunn was keiner glücklicher as hei un sei un Kalkreuth, un alle drei lewten in Freden mitenanner. Blot männigmal, wenn de Vagel tau lustig würd un sick tau vel mit Kalkreuthen vertellen ded, denn würd sei schiwelich; äwer wenn hei marken ded, dat sei en Wurd reden wull, denn flog hei in sin Burken, un nu kunn sei seggen, wat sei wull, hei was nich tau Hus.

Also tau des' ollen, gauden Lüd' kamm ick herinne un wull en Glas Bir drinken: »Guten Tag! Frau Postkommissariussen«, säd ick tau ehr up Hochdütsch, denn sei hadd dat sihr äwel namen, wenn ick Plattdütsch mit ehr redt hadd, wil dat sei sülwst blot Hochdütsch reden ded – mäglich, dat sei sick noch ümmer as dramatische Künstlerin betrachten ded – mäglich ok, dat sei ehren Stand nicks vergewen wull. »Was gibt es Neues?« denn dat was de ewige Frag', de ehr in frühern [339] Tiden von jedwereinen vörleggt würd un de sei ok ümmer beantworten kunn, deils von wegen de Post, deils von wegen den Kopladen. Äwer nu stunn de olle Fru so kurlos an ehren Aben un schüddelt mit den Kopp: »Ach, Fritzeken, ich bin 'ne alte Frau geworden, mir erzählt jetzt keiner mehr etwas Neues!«, un dorbi drögte sei sick de Ogen mit ehre Schört. Na, dat jammert mi denn nu, un blot üm ehr tau trösten, log ick fix en por Verlawungen un en por Murddahten un en ganzen lütten, nüdlichen Brand tausamen, dat sei doch ehre Lust doran hewwen kunn.

Na, dat hülp denn ok, sei würd ganz upgemuntert, un wil sei doch nicks Niges wüßt, vertellten wi uns von ollen Tiden, un ut dat Vagelburken kemen af und an korte Würd' herute, as: »Gun Morrn ok!« – »De Geschicht is anners.« – »Ick heww man noch kein Tid.« – »Dreivirtel un en halben, sieben achtel – kost't drei Schilling – nah Jürgensdörp is nicks hir. – Gun Morrn, Herr Bold, gun Morrn, Herr Braun!« Jehnahdem de Stemhäger Börger an dat Kikfinster von sin Burken vörbigung.

Un nu kemen s' denn all herinne: Otto Bold un Otto Braun un Kitte Risch un Swager Irnst, un Kitte Risch hadd en Swin köfft, un as't von den Wagen afladen würd, was't dod west, un Otto Bold set't em dat utenanner: dat Swin wir rüggwarts führt, un dat künn kein Swin verdragen, en richtig Swin müßt vorwärts führt warden. Un Otto Braun gaww Otto Boldten recht, denn en Swin wir inwennig grad as en Minsch getacht, un weck Minschen künnen't Rüggwartsführen ok nich verdragen, un denn hadd so'n Swin eigentlich noch mihr Nerven as de Minsch. Un Otting Bold weddete mit Otting Braunen üm twei Seidel, dat sin Gasten, den hei hüt seigt hadd, bi't Döschen ein Kurn mihr dauhn würd as Braunen sin; denn hei hadd sinen Acker grundklor makt, un as hei fragt würd, wo hei dit anfungen hadd, kamm't rut, dat hei up en Schepels-Utsat Acker twei Pird mit hölterne Eggen twei un en halwen Dag hadd rümmer trampeln laten, un dat nennte hei grundklor. Un sei drunken vörlöpig de beiden [340] Seidel, un as sei tau de Fru Postkummissoriussen säden, ein von ehr würd sei up den Harwst betahlen, dunn wull sei nicks dorvon weiten un säd, up so'n willen Gaus'handel let sei sick nich in, un gung hellschen falsch ut de Dör rut. – Nu was dat Wedden in den Gang', un as de Post vör de Dör führen ded, dunn weddte min Swager Irnst mit Kitte Rischen, hüt makte de Fru Postkummissoriussen ehr Allerheiligstes up, un Kitte Risch höll Gegenpart.

Dat Allerheiligste von de Fru Postkummissoriussen was en lütt Stüwken, wat achter dit lütt Stüwken was, un dor kamm keiner rinne von de däglichen Gäst, un Bir würd äwerall dor nich in schenkt; blot wenn Extrapost-Gäst ankemen oder Fürsten un Grafen, denn würd de Dör upmakt, un an de Dör stunn denn de Fru Postkummissoriussen un bedrew mit Winken un Knicksen de dramatische Kunst. – Tweimal in minen Lewen heww ick blot üm de Eck rinne kiken dürwt; äwer't was schön dor: an de Wän'n hungen de vir Johrstiden, all ungeheuer ähnlich, dat Frühjohr un de Sommer mit Blaumen un Ohren up de italienischen Strohhäud', un Harwst un Winter hadden Häud' von swarten Sanft up, un de ein hadd Windruwen un Appel un Beren up den Kopp, un de anner witte Feddern, un sei segen sick all utverschamten glik, as Swestern, de sei jo ok sünd, denn sei sünd jo all Kinner von ein un dat sülwige Johr.

Dat wiren all luter Kleinigkeiten un tauwilen ok Dummheiten, äwer de Kleinigkeiten kregen för mi ehr Bedüden dordörch, dat ick de Minschen kennte, de sick in ehr rümmer dreihten, as de Herr Postkummissorius in sin Burken, un äwer de Dummheiten lachte ick recht von Harten, denn ick was fri un gesund; un för en frien Minschen un en gesunnen Minschen brukt de Spaß nich fin in 'ne Neihnadel infädelt tau sin, 'ne richtige Packnadel deiht de sülwigen Deinsten.

Mit einem Mal würd dat düster in de Stuw', as wenn an den Hewen en Swark uptrecken ded, denn vör dat einzige Finster in de Stuw' hadd sick Otto Bold henstellt, un de hadd en Puckel as en Sagblock, ut den einer dreifäutsche Bred sniden [341] kunn. Taum Utkiken was't also nich, un wi müßten de Postgäst nemen, as sei de Döst gaww.

Tauirst schregelten denn also en por nüdliche Handlungskommis herinne, de sick in Kumpani en Seidel gewen leten, dorup kamm en lüttes, leiwes Kind von Mäten, wat knapp dat Hart hadd, en Glas Zuckerwater tau bestellen – de Konduktöhr würd't betahlen. Nah ehr kamm en rüstigen, forschen Mann in preußsche Uneform in de Dör, gung up dat lütt Mäten tau: »Haben Sie schon?« – »Ich erhalte es gleich!« säd sei. De Mann redte noch en por fründliche Würd' tau ehr un dreihte sick nu nah uns üm. Hei smet en flüchtigen Blick up uns, makte en verlurnen Diner un stellte sick vör Kalkreuthen un kek em in de himmelblagen Ogen.

Fru Postkummissoriussen halte en Slätel ut de Tasch, slot dat Allerheiligste up, makte en Knicks un 'ne sihr innemende Handbewegung: »Vielleicht gefällig?« – Swager Irnst hadd de Wedd gewunnen, Kitte müßt betahlen. – »Danke!« säd de Herr ganz kort, kek in dat Allerheiligste rin, as wenn't för em dat Allerglikgültigste wir, un makte sick wedder mit Kalkreuthen tau dauhn.

Otto Bold hadd blot 'ne halwe Wenning von't Finster tau dat Vagelburken tau maken, hei frog also dorinne: »Wer?« – »Zwei Personen nach Malchin, eine bis Güstrow; eine bleibt hier«, was de Antwurd ut dat Burken, un nu kamm noch en Nahsatz, de flustert warden sull, den wi äwer all schön dütlich hürten: »General von Sch ... mann.«

De Mann in de preußsche Uneform hadd wohrschinlich ebenso helle Uhren as wi, hei dreihte sick üm, lachte un frog uns denn: »Meine Herren, wie weit ist es von hier nach Ivenack?«

»Wenn Sie den Fahrweg fahren, haben Sie eine starke halbe Meile«, säd ick, »der Fußweg ist aber nur eine viertel Meile und ist reizend, er führt durch Wiesen und Wald und zuletzt durch den schönen Ivenacker Tiergarten.«

Hei besunn sick en Ogenblick, gung ut de Dör, sprok mit en Kutscher, de Tressen an den Haud hadd, kamm wedder rin [342] un säd: »Ich habe mich zu der Fußpartie entschlossen, wie aber muß ich dann gehn?«

»Sehn Sie mal«, säd Kitte Risch, »denn gehn Sie hier erstens den Wall entlang bis in die Malchinsche Straße und denn gehn Sie rechtsch um de Suseminsche Ecke in de Gatz, un denn gehn Sie rechtsch um den Burmeistergoren, da finden Sie ein Steg ...«

»Ih woh? Wo braucht der Herr so weit zu gehn?« säd Otto Bold. »Sie gehen bloß von meinem Haus' dwas über die Straße, un denn gehen Sie durch Christopher Schulten seinen Hof un Goren – wollt ich sagen ›Garten‹ –, un denn sind Sie in die Koppel.«

»Ja, aber meine Herren ...« fung de Preuß an.

»Erlauben Sie«, säd ick, »ich habe augenblicklich nichts zu versäumen, und ein Spaziergang ist mir grade recht, ich werde Sie auf den rechten Weg führen.«

Hei namm dat höflich an, säd dat junge Mäten recht herzlich adjüs, un wi gungen af.

»Haben Sie das junge Mädchen wohl bemerkt, das so schüchtern in dem Zimmer stand?« frog hei mi, as wi ut de Stadt rute wiren. – Ick säd ja, un sei schinte mi noch sihr jung tau sin.

»Sie ist siebenzehn Jahre alt, hat nie vorher eine Reise gemacht, kennt von der Welt weniger als ein siebenjähriges Kind und geht ohne Schutz und ohne Geld nach Surinam. Die Kondukteurs sind angewiesen, für ihre Bedürfnisse unterwegs zu sorgen; das Postgeld bis Hamburg ist bezahlt, und dort nimmt sie ein fremder Schiffskapitän in Empfang, der sie übers Meer schafft.«

»Aber wie kommt dies?« frog ick.

»Sie ist Herrnhuterin aus Gnadenfrei in Schlesien und wird sich in Surinam mit einem ihr ganz fremden Manne verheiraten. – Wahrlich, es gehört Mut dazu«, set'te hei hentau; »ich bin mit ihr von Schlesien herunter gereist und habe mich ihrer ein wenig angenommen, aber ein solches Vertrauen und solche Ergebenheit habe ich selten gefunden.«

[343] »Aus Gnadenfrei«, säd ick in Gedanken. »Merkwürdig! dann habe ich das Mädchen schon öfter gesehen, das heißt, ich erinnere mich ihrer nicht; aber sie muß doch unter der kleinen grauen Schwesterschar gewesen sein, die alljährlich einmal mit ihrem Schulmeister, eine jede mit einem großen Feldblumenstrauß, nach S. kam, um von dort die weite Aussicht über das Land zu genießen.«

»Nach S.? Aber, verzeihen Sie, wie kommen Sie nach S.? Ein mecklenburgischer Landmann nach S.?«, un dorbi kek hei mine Stulpstäweln an.

Ick wull all antwurten, hei unnerbrok mi äwer un lachte: »Die Vorstellung meiner Person hat freilich schon Ihr Postmeister übernommen; aber der Form wegen: ich bin der General von Sch ... mann aus G.«

»Besitzer von M. hier in der Nähe?« frog ick. »Dann kann ich mich Ihnen leicht vorstellen, ich bin der Sohn Ihres Justiziarius.«

»So? so?« säd hei. »Sehr angenehm! Aber wie kommen Sie nach S.?«

Oh, säd ick, ick wir ok in sine Garnisonsstadt mal söß Wochen west, un vertellte em denn in'n Korten de Ümstän'n. Ick vertellte em ok, wo dat mi de gaude Platzmajur mit en Linsengericht traktiert hadd, ick vertellte em von Vatter Kählern un von den Herrn Unteroffzierer Altmann un von Schnabeln un vör allen von den tweiten Kummandanten, Obersten B. – Ach, dat vertellt sick mal schön, wenn einer in gauden Tiden von de lang' vergahenen, slimmen Tiden snackt un vör allen, wenn de Dankborkeit en Würdken mit in redt!

Mit de Wil wiren wi an dat Flag kamen, wo in den Stemhäger Stadtholt de Weg sick twälen ded, un ick wis'te em Bescheid un stunn dorbi still, wil dat ick dor ümkihren wull. »Aber, Herr General«, frog ick, »was machen meine alten Bekannten in G.?«

»Ihr alter Vater Kähler muß tot sein«, antwurt't hei, »ein andrer, mir bekannter Unteroffizier ist als Schließer dort angestellt. Der Unteroffizier Altmann wird wohl zur Garnisonskompanie [344] gehört haben, und deshalb kenne ich ihn nicht; aber der Platzmajor ist wohl und munter und besorgt seine vielfach unangenehmen Geschäfte mit derselben freundlichen Ruhe und derselben Gewissenhaftigkeit, die Sie an ihm kennengelernt haben.«

»Und der Oberst B.?« frog ick so recht von Harten.

»Der Oberst B.?« frog hei mi entgegen. »Kennen Sie den Vorfall, den der Oberst B. einmal am heiligen Weihnachtsabend gehabt hat?«

Ja, säd ick, ick wüßte de Sak.

»Dann werden Sie auch wissen, daß Oberst B. Witwer war und keine andern Angehörigen hatte als eine einzige, liebenswürdige Tochter.«

Ja, säd ick, ick hadd sei seihn, un't wir en prachtvoll, herrlich Mäten west.

Dunn let de General sinen frischen Blick so still tau Ird hensacken, un't was, as wenn en lisen Schudder äwer ein kamm: »Und diese einzige, liebenswürdige Tochter«, säd hei, un de Würd', de kemen so swor, so langsam ut em rut – »diese einzige Tochter eines durchaus braven Vaters ist am heiligen Weihnachtsabend zu derselben Stunde gestorben, in der er den Sträfling erstach – und der Vater ist im Irrenhaus.«

Ick stunn as angedunnert. En Mann vull Kraft, vull Leiw', vull dägte Gesundheit – un wahnsinnig! – wahnsinnig dörch eine einzige rasche, hastige Daht, de as en swarten Stein in en rühmlich, ihrenvull Lewen herinne follen was!

De General drückte mi de Hand: »Es tut mir leid, Ihnen mit einer so traurigen Nachricht für Ihre Begleitung danken zu müssen.« Un dormit gung hei sinen Fautstig wider.

Ick dreihte mi üm un gung nah Hus taurügg, un as ick so in würkliche Truer dorhen gung, dunn föll mi 'ne Predigt von en ollen katholischen Preister in, wat en Waterpollack ut Äwer-Schlesigen was un up Regierungsbefehl dütsch predigen süll – ick hadd oft doräwer lacht. – Hei predigt': »Was is menschliche Lewe? – Menschliche Lewe is, wie Strohdach, kommt Wirbelwind, perdautz! fällt um.«

[345] Ick hadd oft doräwer lacht; nu äwer, as ick dörch de schönen gräunen Wischen un dat leiwliche, olle bekannte Land tau Hus gung, dunn hadd ick keine lächerlichen Gedanken, dunn äwerset't ick mi de Predigt von den ollen ihrlichen Papen: »Was ist menschliche Vernunft? Menschliche Vernunft ist wie ein Strohdach; schickt unser Herrgott einen Wirbelwind, dann ist sie dahin.«

2. De Festung M.
6. Kapitel
Kapittel 6

Up de Reis'. Worüm ick mi mit de lütten Stratenjungens afgewen müßt, un wat de beiden ollen Herrn mit mi tau dauhn hadden. Worüm ick nich weglep, un worüm 'ne junge Fru Burmeistern warmer höllt as 'ne Pirddeck, un dat de W ..... barger Primaner staatsgefährliche Minschen sünd.


De Reis' nah M. gung los. Wedder kahle Feller un grusiges Weder. Ümmer von landrätlich Amt tau landrätlich Amt, männigmal ok blot man taum Herrn Burmeister. Ball en Fautschandor mit Schapschinken un »Seitengewehr« in den Wagen, ball en »Berittener« mit Slepsäwel un Pistolen buten den Wagen. – Wenn mi dit letzte Glück drop, hadd ick vel Vergnäugen un Ogenweid'; denn wenn min Schandor tau Pird so rechtsch un linksch von den ollen Planwagen, in den sei mi as afschreckend Bispill in den Lan'n herümmerkarjolten, herümmerflankierte un de Fuhrmann in en Likenwagen-Schritt dörch de Dörper un Städer hendörch parodierte un tauletzt bi'n Wirtshus anhöll, denn drängte sick allens üm uns rüm un bekek mi, dat ick mi sülwst ordentlich gefährlich vörkamm un tau gliker Tid gruglich, as wenn ick bi lewigen Liw' späuken ded un mit minen Kopp unner den Arm mang all de Minschen herümgüng. – Ja, 't was en würklich fierlichen Uptog, un dat fäuhlten sülwst de lütten Stratenjungs, de uns ümmer dat Geleit gewen un mi mit allerlei Ihrentitel begrüßten, de sick up en Hor as »Spitzbauw« anhörten.

Kamm ick denn des Abends nah so vele Upmarksamkeiten [347] in min Nachtquartier, müßte ick jedesmal noch irst en Besäuk bi den Herrn Landrat oder den Herrn Burmeister maken, un de gewen mi denn tau mine Unnerhollung twei ihrwürdige, utrangschierte, öllerhafte Börgers mit in min Wirtshus, dat sei mi de Nacht äwer von ehren Toback wat vörrökern süllen un nebenbi dorup seihn, dat ick nich weglep un den königlich preußschen Staat an alle vir Ecken ansteckte.

Meistendeils wiren't luter brave, olle Herrn, un keinen einzigen heww ick dorunner drapen, de nich tauletzt, wenn ick mit Fragen binah dod quält was, mi 'ne wollslapende Nacht wünscht un as letztes Wurd de Ansicht utspraken hadd: »Je, äwer unsern König hewwen Sei doch dodmaken wullt.«

Unner uns, in de Wirtsstuw', seten denn de Hunneratschonen von de Stadt un nödigten sick den Schandoren rinne, un de müßte vertellen un drinken, un wat hei vertellte un wat hei drunk, müßte ick allens mit minen ihrlichen Namen betahlen.

So kemen wi denn grad an den irsten Osterdag 1837 in de lütte Stadt B., un as ick de Ihr genaten hadd, mit den Herrn Kreissekretär Bekanntschaft tau maken, genöt ick dat Vergnäugen, dat mi en schönen Sluchter von lütte, nüdliche Stratenjung'ns nah't Wirtshus taurügg bröchte, wo ick denn wedder von mine gewöhnliche Wach in't Gebett namen würd.

Desen Abend süll dat äwer beter för mi uthau'n, denn de Wirt, en groten Mann mit en fründlich Gesicht – Stier würd hei heiten –, kamm nah mine Stuw' ruppe un nödigte mi, den Abend in sine Fomili tautaubringen. – »Je«, säd ick un kek mine beiden ollen Herrn an. – »Oh«, antwurte hei, »dat hett nicks tau seggen; de beiden kenn ick – Meyer, gahn S' runner un laten S' sick en por Buddel Bir gewen.«

Meyer gung, un ick gung ok.

Dor satt ick also nu nah lange Tid taum irsten Mal wedder in 'ne Fomili mit an en runnen Disch un drunk Tee un hürte dat Klavierspelen mit an. Musik hadd ick in S., wo ick tauirst satt, in vullen Mat tau hüren kregen: »mein gutes Herr Bohlchen« spelte mi alle Abend mit de Ouvertür von de witte [348] Dam' in den Slap, so dat ick sei hüt un desen Dag noch heil un deil nahfläuten kann; »frère Braunen« hadd dat Unglück 'ne Fidel in de Hand gewen, de jeden Dag drei Stun'n lang de gruglichsten Strabazen uthollen müßt, un as »de Bur« unner mi mit dat Hurn anfung, dunn kunn ick mi nich anners helpen, ick grep nach den Waterkraus un göt em – platsch! up mine Delen, dat hei dörch den ollen slichten Bred'bähn dörchdrew un unnen as 'ne gadliche Dackrönn ankem un em taum wenigsten dat ßackermentsche Notenblad dörchweikte. – De Musik was dat also nich, de mi dat hüt so warm üm't Hart makte, 't was ok nich de warme Aben, ick hadd jo doch ümmer, wenigstens des Abends, en warmen Aben hatt. Wat was't denn? – Dunnmals wüßt ick dat nich; nu weit ick't äwer, dat wiren all de warmen Strahlen, de in den Kreis von so'n runnen Disch tausamen scheiten; för mi an desen Abend de Erinnerung an de säute, glückliche Tid, wenn de oll Herr Amtshauptmann Wewer mit min Mutting an so'n runnen Disch Tee drunk; för mi an desen Abend, as wenn ick in Parchen bi de Fru Geheime Hofrätin an den runnen Teedisch satt un Adelheid inschenkte; för mi an desen Abend, wil dat sick rings üm mi rüm so'n ihrliches un nich taudringliches Mitgefäuhl utsprok, wat mi allerwegen entgegenkamen, ahn mi weih tau dauhn. – Dat was, as wenn en Soldat, de Johre lang in'n Biwacht legen hett, taum irsten Mal in en Dunenbedd herin kümmt.

Gott segen de Lüd, de dat an mi dahn hewwen, de mi taum irsten Mal in dat wille, weuste Lewen de rauhige Ankerstäd' för de Taukunft wesen hewwen! Ach, sei lagg noch wid! – Gott segen dat gaude Mäten, wat mi an desen Abend bi de Mahltid de Tüften afpöllte!

Doräwer mag männigein lachen, un ick hadd't jo ok sülwst dauhn kunnt; ich hadd jo min Stäweln sülwst putzt, ick hadd jo min Bedd sülwst makt un mine Stuw' utfegt, ick hadd jo min Tüften sülwst schellt; wat was dor wider bi? – Dat müßten betere Lüd', as ick was, allens dauhn; äwer dat mi hir taum irsten Mal 'ne fründliche Mätenshand so entgegenkamm, [349] dat ded't! Taum irsten Mal nah so lange Tid! – Nu deiht dat mine leiwe Fru ümmer bi de Pölltüften, un ick bün ehr dorför sihr dankbor; äwer ick bün dor nu all an gewennt.

Un ick in dese Gesellschaft? – Natürlich so unbehülplich as mäglich. – En Jenenser Student is för de menschliche Gesellschaft all en sihr unverdaulichen Happen, un wenn de noch drei un en halw Johr up preuß'sche Festungen inpökelt ward, denn ward hei woll, taumal för de Dams, en beten tag wesen. – So was't denn nu ok ditmal, un vel Vergnäugen hewwen de Dams an mi nich hatt. Äwer ick desto mihr an ehr; un as ick gegen elwen tau mine ollen Herrn heruppe kamm un tau Bedd gahn was, dunn säd ick recht glücklich tau mi: »Uns' oll Herrgott lewt noch!« un möt mit desen Gedanken jo ok woll inslapen sin.

Von nu an müßten wi en groten Bogen maken, wil up unsen graden Weg en anner dütsches Vaderland lagg, in dat keine preußischen landrätlichen Ämter Mod' wiren, un ahn de führten wi uns fast, de müßten wi hewwen.

Desen Dag – den tweiten Osterdag – kemen wi nah Z., hir was kein Landratsamt, un de Burmeister was nich tau Hus un was in de einzigste Glaskutsch, de in de Stadt uptaubringen was, en beten bi sinen Swigervader tau Besäuk führt; de Schandor müßte also allens up eigene Hand anordnieren. Dit würd em denn licht, denn in dat Wirtshus, wo wi afstegen, seten ungefihr föftig olle Herrn un drunken Bir, hei wählte sick twei von de besten mang ehr ut, de set'ten sick en beten bet nah mi ranne, drunken ehr Bir wider un fungen mit de herkömmlichen Fragen an. De Wirt, noch en jungen Mann, stunn dorbi un hürte tau, un as hei vernamm, dat ick en Meckelnbörger was, kamm hei neger un grüßte mi as Landsmann.

»Mein Gott!« frog ick em, »wo kamen Sei hirher?« – »Ih«, säd hei, »dat is jo nich so wid; von hir bet an de meckelnbörgsche Grenz känen gradtau tein bet twölw Milen sin.« Ein Wurd gaww dat anner, hei was ut Grabow, hei kennte [350] weck von mine Bekannten, ick weck von sine; hei frog angelegentlich nah Kl ..... bach, de ok seten hadd, un de nahsten Burmeister in Anklam was un nu in Amerika is. Wat gung mi allens dörch den Kopp! So neg' bi de Grenz! un hadd ick de in den Rüggen, denn kunnen de Preußen mi nahfläuten. De Wirt hadd mi mäglich Vörschub dahn, mäglich ok en Vörschuß an Geld makt, dat fehlte mi; hir was kein Landrat un kein Burmeister, de Schandor was mit den Wagen wedder taurügg führt, un de anner, de mi in Empfang nemen süll, was wohrschinlich ok nich tau Hus, denn hei hadd sick noch nich seihn laten; ick was allein up mine beiden ollen würdigen Herren anwesen, un de wedder up ehr Bir, un dat Bir was en gauden Fründ von mi von Jena her un stunn mi bi, dat wüßt ick. Achteihn Gröschen hadd ick up de Reis' däglich tau verzehren, un hüt hadd ick noch nich vel vertehrt, ick hadd also noch en schönes Deil Gröschen bi den Wirt in Vörrat, un för de let ick mine beiden ollen Herrn flitig inschenken. – De Wirt markte Müs', dat was mi leiw, denn hei sweg un makte en Gesicht as »wat gelt mi dat an«; ick frog bi weg'lang so verluren nah den Weg; dat gung allens wunderschön; blot twei Ding' wiren slimm, kein Geld in de Tasch un buten twei Faut hogen Snei un kein Weg un kein Steg, denn dat fisselte noch ümmer sacht von den Hewen dal. Äwer wat mi taum Schaden was, was jo de ok taum Schaden, de mi wedder gripen wullen.

As dat düster worden was, gung ick ruppe nah mine Stuw' un treckte mi min besten Stäwel an un twei Hemden, ein äwer dat anner, mi gegen de Küll tau wohren, denn Äwertreckers gaww't dunn noch nich, un en Mantel hadd't bi mi noch nich afsmeten. So, nu was ick farig, nu kunn't losgahn; äwer Geld! – Ach, un nu kamm mi noch en anner Bedenken, un dat stödd den ganzen Plan üm.

Min oll Vader hadd mi binah in jeden Breiw beden, ick süll doch meindag' nich up en Fluchtversäuk verfallen; hei wir en ollen Mann, un wenn ick flüchtig würd, kregen wi uns seindag' nich wedder tau seihn; ick müßt jo ball fri kamen. Natürlich [351] müßten wi ball fri kamen, dat was jo uns' Morgen- un Abendgedank, dat schrewen uns' Öllern, dat säden uns de Gerichtspersonen, dat säden uns uns' Verteidiger, wi süllen man jo nich appellieren, denn denn durte dat noch lang', wi süllen uns man blot an de Gnad' von den König wennen. – Je, de Gnad'! – As hei dod was, dunn kamm de Gnad'. – Äwer ick hadd minen ollen Vader fast verspraken, nich an Flucht tau denken, frilich tau 'ne Tid, as ick noch nich weiten kunn, dat sei mi mal so licht warden würd; äwer ick müßt jo doch nu ball fri kamen!

Dat was dat Grausamste bi dat ganze Verfohren, dat von allen Siden in uns ümmer de Hoffnung weckt un nahsten denn von de Ministerbeinen un de staatsrätlichen Beinen tau Schanden peddt würd.

Dese Nacht kamm nich vel Slap in mine Ogen, ick termaudbarst mi, süll ick't dauhn un dürwt ick't dauhn? Känen kunn ick't; mine beiden ollen Herren slepen in de Sofaecken ehren Slap von wegen ehre Gerechtigkeit un von wegen min Bir, ick lagg in min Kleidungsstücken dwars äwer min Bedd, unner mi was dat noch lang lewig, un de Husdör müßte noch up sin, denn't was jo de tweite Osterdag. – Äwer ne! ick müßt jo so wi so ball fri kamen! Ick treckte mi ut, läd mi in't Bedd: äwer slapen kunn ick nich, mi gung tau vel dörch den Kopp.

Was't recht oder was't unrecht, dat ick blew? – Wer weit't. Weck von uns sünd glücklich dörchkamen: von Massow ut Kolberg, Bönninger ut Sülwerbarg un Wagner un Reinhardt ut Magdeborg, äwer dat sei dordörch vel glücklicher worden sünd, heww ick nich hürt. Wat sall so'n halwe dütsche Jurist oder Theolog, un wenn't ok en Mediziner is, in de Frömd? – För mi was't jedenfalls gaud, dat ick den Plan upgewen hadd; den annern Morgen wiren't 16–17 Grad Küll, un de Snei lagg kneihoch; ick wir gewiß de Nacht verklamt.

Den annern Morgen kamm de Schandor mit en Planwagen vör de Dör gehottert. De Nacht hadd ick nich slapen, denn früst den Minschen so all ümmer, un nu noch 16 Grad Küll [352] un nicks up den Liw'. – Dat was denn nu en stark Stück. – Äwer ick möt dat den Schandoren taum Ruhm nahseggen, hei sorgte för mi nah Mäglichkeit, hei gaww mi 'ne Pirddeck üm de Fäut; äwer wat hülp dat all? De Wind pust'te uns grad in de Tähnen, in den ollen Planwagen herin, dat mi de Seel in den Liw' frür.

Up den halwen Weg nah L. begegente uns de Herr Burmeister in sine Glaskutsch un höll an, as hei den Schandoren sach un frog em, woso un woans? – Hei hadd en warmen Mantel üm, satt in 'ne dicht taugemakte Glaskutsch, führte mit den Wind, un bi em satt 'ne lütte, warme, junge, hübsche Fru un kek mit rosenrode Backen dörch de Glasfinstern. Ach, wo girn hadd ick mit em tuscht un hadd mit sine lütte, warme Fru Burmeisterin mit den Wind in de Glaskutsch seten. Äwer dat let sick denn nu doch nich maken; also man ümmer »Jüh!«

Den Abend kamm ick an Kloster L. an. In de Wirtsstuw' seten en Stückener acht bet teihn junge Lüd', de sick ball as W ..... barger Primaner utwesen; ick gung in de düsterste Eck herin un set'te mi an den Aben. Dat wiren ganz frische, nette Burßen, un ick hadd för so'ne Ort en Hart, as ick dat ok hüt noch heww; äwer ick müßt den Abend irst dörchdäuen.

Sei drunken Punsch, un as ick mit minen Schandoren herinner kamen, dunn würd dat en Flustern un en Kiken, denn sei müggten jo woll marken, wat för en Geisteskind sei vör sick hadden. De Schandor müßt den Wirt un de Wirt ehr wedder Utkunft gewen, un as sei sick dorvon äwertügt hadden, dat sei mit en richtigen Königsmürder tau dauhn hadden, kamm de ein, wat woll ehr Öbberst was, an mi ran, presentierte mi en Glas von ehr Gedränk un frog mi, wat ick mi nich mit ehr en beten tausamen setten wull. Ick müßt dit aflehnen; ick was würklich tau kaputt; äwer dat hinnerte em nich, mi in korten tau vertellen, dat sei nu all up dat W ..... barger Gymnasium 'ne lütte nüdliche dütsche Burschenschaft stift hadden, un dat hei de Spreker dorvon wir.

Dat was jo ganz nett; de königlich preuß'sche Staat hadd uns [353] as afschreckend Bispill vör aller Welt henstellt, un nu fungen de Primaner up de Schaulen all dormit an, womit wi uphürt hadden. – Ne, 't is nicks mit de Dodsstraf un mit de Afschreckungstheorie irst recht nich!

As en ihrlichen Mann röd ick em, hei süll Dütschland sinen ollen scheiwen Gang gahn laten, em künn't süs as mi gahn; äwer hei wüßt dat beter – je jünger de Lüd' desto beter weiten sei dat jo –, sei hadden't vel tau fin infädelt mit Spitznamen, Stichwurt un geheime Verswörung.

Dorbi was nicks tu maken, ick gung tau Bedd.

7. Kapitel
Kapittel 7

Von minen Herrgott un minen Snider sin Makwark. Worüm von einen Gefangenen 'ne Schildwacht för 'ne Taschenklock anseihn ward, worüm dat allgemeine Ihrenteiken vör en Pund Toback tau Schan'n warden kann, un wat Dr. Martin Luther perßöhnlich in den deipen Snei tau stahn hadd.


Den annern Dag kemen wi nah M., un't was grad de höchste Tid, süs wiren wi woll för't irste nich henkamen, denn nu föll dat grugliche Sneiweder in, wat Anno 1837 in de irsten Dagen von den April in Nurddütschland alle Weg' un Steg' verslot.

Wi führten tau'n Platzmajur, de up de Zitadell wahnen ded. Hei was vör mine Tiden Platzmajur tau S. west, von wo ick eigentlich herkamm, ick müßt em denn vertellen, woans dat dor utseg, un dorbi kek ick ut dat Finster, woans dat hir woll utseg. As hei dit sach, schüddelte hei den Kopp un säd: »Hier bleiben Sie nicht, Sie kommen in das Inquisitoriat.«

Dat was bös! 'ne Festung mag so slimm sin as sei will, einer hett doch Rum in de ollen Kasematten, wo doch notdürftige Bewegung mäglich is, einer kriggt doch af un an en Minschen tau seihn, un dat Ganze is doch nich utdrücklich dortau bugt, üm en Gefangenen nah alle Kanten tau schurigeln; äwer so'n apartig in gericht't Gefangenhus nimmt einen ok noch dat [354] beten Luft un Licht un Bewegung un Ogenweid', wat einen von Rechts wegen taukümmt. Wi wiren tau Festungsstraf verurtelt; äwer wat kihrte sick de preußische Staat doran, wenn't in sinen Kram paßte, uns in en Zellengefängnis unnertaubringen.

Wi gungen nah dat Inquisitoriat un dor dörch mihrere Häw' bet nah den letzten Flügel, de mit sine Finstern grad nah Nurden lagg; hei was dreistöckig un hadd gegen twintig Zellen un drei lange Korridurs, de langs dat ganze Gebüd' lepen, un up jeden 'ne Schildwach.

As mi nu de Platzmajur in min niges Quartier afliwert hadd un gahn was, stunn ick in den Inspekter sine Stuw', un dese Herr un sin Handlanger, de Slüter D .... mann, stunnen vör mi un keken mi an, un wil dat nich verbaden was, kek ick sei wedder an. – »Jetzt müßte ich Sie aber bitten ...«, säd de Inspekter un höll in. – »Wat?« frog ick. – »Es ist Vorschrift vom Kommandanten ...«, stamerte hei wider. – Ick wüßt nich, wat hei von mi wull, un kek em un D .... mannen an. – »Daß Sie sich nackt ausziehen«, säd de Slüter, un as ick em dorup ankek, wil dat noch nahrends, sülwst in den Unnersäukungs-Arrest nich, von mi verlangt was, blänkerte den Kirl von sin dummdristes Gesicht so'n sures, fettes Grifflachen, as wir em dat Mul mit sur Gaus'smolt insmeert. – Wat Fettiges hett des' Ort äwerall un ok wat Sures; des' hadd ok noch wat Freches, wil hei wüßt, dat hei vördem bi den Herrn General Grafen H., den irsten Kummandanten, Uneformen putzt hadd un dat »allgemeine Ehrenzeichen« in't Knoplock drog, wat hei mal wegen sine Verdeinste üm den preuß'schen Staat un üm de Stäwel von den irsten Kummandanten kregen hadd.

Wat hülp dat all? – Ick müßt ehr wisen, woans ick erschaffen wir, un as sei minen Herrgott sin Makwark besichtigt hadden, fisentierten sei ok minen Snider sin, indem dat sei all mine Taschen in de Kledaschen ümkihrten un de Näd unnersochten, ob ick dor nich Pistolen un Metzers un Dinger oder gor Geld in hadd.

[355] As dit besorgt was, kunn ick mi wedder antrecken, un nu föllen sei äwer minen Kuffert los. – 'ne olle eingehüsige, sülwerne Taschenklock, de all so lang' still stahn hadd, as ich satt, wil ick meindag' nich dat Geld taum Reparieren hadd upbringen kunnt, mi ok an de Tid up Stun'ns gor nicks gelegen was, würd tauirst mit Beslag beleggt. Dorup kamm en ollen Pipendeckel, so'n ollen Klemmdeckel, taum Vörschin. – »Ist das Silber?« frog de Inspekter. – »Ja«, säd ick, denn mi fohrte dat so dörch den Sinn, dat dese sülwerne Pipenbeslag en Glanz von Wollhabenheit up mi smiten kunn, un leigen ded ick dorbi ok nich, denn hei was würklich von Sülwer, äwer man von Nisülwer. Un as sei mi nu noch 'ne lütte goldne Dauknadel afnamen hadden, de ick von min Swester taum Wihnachten kregen hadd, un min Schriw- un Teikengeschirr, un as sei dit allens sauber tau mine Personalakten leggt hadden, kunn ick jo nu mit den Slüter nah mine Nummer gahn.

Sei lagg in den ündelsten Stock un was in den ganzen Hus' dordörch bekannt, dat de Sünn un de Man, so vel Mäuh sei sick ok gewen, noch meindag' nich dat Glück hatt hadden, en flüchtigen Blick up de innere Inrichtung tau smiten. Dat was äwerst jo ok ganz natürlich; dat lütte Lock von Finster, wat annerthalw Faut hoch un annerthalw Faut breit ganz baben unner den Bähn satt, sach nah Nurden, rechtsch un linksch wiren breide Schuklappen von Bred' anbröcht, dormit wi un de beiden Himmelsstirn doch bileiw' nich üm de Eck kiken künnen, un wenn in de langen Sommerdag' de Sünn dat doch binah dörchsetten ded un so wid herüm kamm, denn schow sick de hoge Mur von den Hof un de Festungswall vör ehr leiwes Angesicht, un unsern Herrgott sin schönstes Makwark müßte vör so'n snödes Minschenwark schamrod versacken. Wenn ick minen Hüker up den Disch stellen ded an dor denn ruppe klattert was, hadd ick 'ne frie Utsicht up en lütten virkantigen Hof, 'ne rendliche, witte Mur un en swart un witt angestrekenes Schillerhus, un de einzigste Afwesselung in dese Einfachheit was, dat bi slicht Weder en [356] Soldat in dat Schillerhus stunn un bi gauden Weder dorvör up un dal gung.

Min Nummer, un so wiren sei all, kunn en twölf Faut lang un söß breit wesen; en Aben stunn dor nich in, indem wi mit 'ne Luftheizung bedacht wiren, de warme Luft strömte dörch en Lock in de Wand von baben, un de kolle dörch en anner von unnen in, so dat wi ümmer kolle Fäut un en rechten warmen Kopp hadden, wat för de Gesundheit sihr taudräglich sin sall. Äwer wer kunn dor wat för? Dat was 'ne nige Erfindung von en sihr gelehrten Bumeister, de sick ganz besonders up den Gefängnis-Bu smeten hadd, un üm de Gesundheit von de Sak uttauprobieren, kunnen sei jo gor keine passendere Lüd' finnen as uns; wi hadden 'ne schöne Reih von Johren vör uns, un wenn wi't uthöllen, denn was de Sak probat. In de Dör was en lütt virkantig Lock mit 'ne Klapp; tau mine Tid is de, Gott sei Dank! nich mihr upmakt worden; äwer mine Kammeraden vertellten, dat de frühere tweite Kummandant Oberst von B .... stein, de nahsten wegen schamlose Niderträchtigkeiten sülwst up de Festung kamm – allerdings nich up dörtig Johr –, sick oft dat Provat-Vergnäugen makt hett, sei dörch de Klapp sick tau bekiken, ok gaude Frün'n mitbröcht hett, üm sei de tau wisen. – Dit Kiken- un Klappen-Plesier hett so lang durt, bet mal de Mann von den beschränkten Unnerdahnen-Verstand, de Herr Minister von Rochow Exellenz, sülwst up 'ne Dörchreis' up den Infall kamen is, sick de natürlichen Folgen von sine kräftige Regierung tau beseihn, un as hei dörch so'ne Klapp sin schönes Kunstwark seihn ded, wo hei dörch 'ne gründliche virjöhrige Bearbeitung ut en rodbackigen, frischen Burßen en bleikes Steinbild fabriziert hadd, dunn hett hei sick vör sin eigen Makwerk schämt un hett dese Klappen-Kikeri verbaden, un de Oberst von B .... stein hett sick tworst nich schämt. hett't äwer auf »höhern Befehl« instellen müßt.

Ja! bleike, witte, grise Steingestalten wiren sei worden, dese frischen, gesunnen Lüd', dörch de ehre jungen Adern dat Blaud so lustig flaten was, de ehre jungen Glieder nu stiw [357] worden wiren as bi steinolle Lüd', up de ehren Geist de Gefängnisqual lasten ded un de menschliche Nidertracht und de Hoffnungslosigkeit von de Taukunft.

As ick von de Visitierung bi den Inspekter mit den Slüter nah min Nummer gung, stunn en ollen leiwen Bekannten up den Korridur vör sine Dör – sin Lock würd just utfegt –, ick hadd em seihn un em kennt in alle Pracht, de dat Minschen-Frühjohr einen reinen un schönen jungen Mann üm Höwt un Schullern un Lenden leggt; wat was hei nu? – De utbrennte Kahl, de Asch von sinen vorigen Lewen! – Wat säd hei tau mi, as hei mi wedder sach? – »Unselige Minsch! wo kümmst du hir her?«

Dat was de Empfang, den ick von min besten Frün'n kreg. Ach, ick kunn woll lachen, denn ick hadd't doch beter hatt, äwer mine Frün'n hir! – Sei seten all äwer drei Johr so, un nicks was beter worden in ehre Lag'.

As ick nah min Lock herin kamm, kek ick mi üm: vir kahle, witte Wän'n, en Disch, en Schemmel, en Beddgestell un dorup 'ne Seegras-Madratz un ganz baben in de Wand dat lütte Finster. Dat äwrige was mi all bekannt, blot wat von't Finster ut tau seihn was, kennt ick noch nich, ick set'te also den Schemmel up den Disch un kletterte up minen Kikut ruppe. – Snei, vir Faut hogen Snei up den lütten Hof un dorin en Schillerhus un dorin en grises Worm von Schildwacht, de so still stunn as mine Taschenklock. Un för den Gefangnen sünd de Schildwachten würklich Taschenklocken, de bi Dag' un bi Nacht de Tid angewen un alle twei Stun'n frisch uptreckt warden. Bi Dag' sünd sei ganz plesierlich; äwer bi Nacht sünd sei en beten unbequem, wenn sei »Wer da?« schrigen un up de Korridurs de Gewehr fallen laten un sick en Lid fläuten, üm sick den Grugel tau verdriwen.

»Na, stah du man!« segg ick, »nah twei Stun'n wardst du erlös't, dat höllst du sacht ut«, un as ick noch so äwer sine un mine Angelegenheiten in Bedenken stah, ward de Dör upslaten, un de Slüter bringt minen Kuffert herinne. – »Na«, seggt hei, »dat nenn ick drist, glick in de irste Virtelstun'n dor [358] baben ruppe tau klattern!.« – »Wat?« segg ick. »Darw ick dat nich?« – Dorvon hadd hei nicks seggt, säd hei, un dorbi blänkerte em dat sure Gaus'smolt wedder von dat Gesicht, äwer ick schinte em einer von de Ort tau sin, de sick vel herute nemen wullen. –

Dunnerwetter, wat was ick fix von minen Thron herunne! un stunn vör em un säd: hei hadd mi gor nicks tau seggen, un wenn ick wat ded, wat nich sin süll, denn hadd hei't antauzeigen; hei müßt mi upwohren, im äwrigen hadden wi nicks mit enanner tau schaffen. – Oh, meinte hei, ick wir jo en hellsch kratzböstigen Kirl; äwer so wiren vele west, un sei hadden sei hir all tamm kregen, sei würden mi ok woll krigen.

Grad, as ick up de Utverschamtheit losbreken wull, kamm de Inspekter doräwer tau un frog, wat hir los wir. – Ick säd em so un so un frog em, ob den Slüter dat taustünn, mi ahn Ursak mit snodderige Reden unner de Ogen tau gahn. – Wenn ick nich ut dat Finster spraken hadd, hadd hei mi nicks tau seggen, was sine Antwurd, un dormit wen'nte hei sick an den Slüter un makte em wegen sine Dummdristigkeit en lütten Vers. – Äwer wat sned de Kirl em för en Gesicht, so vull Gift un Gall! Un as hei ut de Dör gung, brummte hei wat von »General« und »tau weiten krigen« in den Bort.

De Inspekter hadd drei Pund Toback unner den Arm un vertellte mi, min oll Vader hadd all vör mine Ankunft för mi 'ne halw Kist Toback herschickt, un hei würd mi dorvon taukamen laten, wenn ick wecken bruken ded. – Dat was gaud, äwer ebenso gaud was't, dat ick tau weiten kregen hadd, woans de Inspekter un de Slüter mit enanner stunnen. Wenn den Düwel sin Reich uneinig is, hewwen de armen Seelen Firabend.

Ick stickte mi 'ne Pip Toback an, läd mi up de Madratz, un wil ick mäud' was von de Reis', slep ick in, un wil ick minen Pipendeckel för en sülwernen utgewen hadd, verbrennt ick mi minen Slaprock, de so all ansengt was, un twors dörch nägen Stockwark, denn min Slaprock hadd mit de Tid ümmer ein [359] Hut äwer de anner kregen, indem dat ick em ümmer wedder frisch äwertrecken let, un in de Ort was hei grad as Achillessen sin Schild mit de nägen Ossenfellen.

Hei swälte denn ok noch ümmer förfötsch weg, as de Slüter wedder rinner kamm, de eigentlich nicks bi mi tau dauhn hadd. – »Gotts Dunner!« röp hei, »Sei brennen!« un hülp mi dat Füer utslan. – Na, dorför bedankt ick mi denn bi em, un nu kreg hei Äwerwater un würd so tauvertrulich un smeichlich, as en Hund, de sin Prügel kregen hett, un fung an: mit den Inspekter süll ick mi nich inlaten, denn de wir woll fründlich in de Ogen, äwer falsch achter'n Rüggen, un wat hei dauhn künn, dat süll mi woll tau Gauden kamen, un vördem hadd hei jo man spaßt, un worüm ick keinen Spaß verstahn hadd.

Kort, dat was grad so'n Schubbejack von Kirl, as ick von de Ort all vele kennen lihrt hadd, nägenklauk, hinnerlistig, vull Schadenfreud', tau jeden Deinst för sine Vörgesetzten parat, un wir't ok de niderträchtigste, un dorbi feig, wenn em einer de Tähnen wisen ded.

Min Toback stek em in de Näs': »Woll schönen Toback?« frog hei. – »Ih ja«, säd ick. »Will'n Sei em mal probieren?« – »Ne«, meinte hei, »wo denken Sei hen? Ick süll mi in so'ne Dörchstekerien inlaten?« – »Schön«, säd ick, »denn laten S't sin.«

Herr D .... mann kamm wedder, hei hadd nicks bi mi tau dauhn: »Na, wo geiht't?« – »Oh, recht gaud.« – »De Toback smeckt Sei woll?« – »Ja, sihr gaud.« – »Na, wil Sei doch so fründlich wiren ..., probieren will ick em doch mal.« – Herr D .... mann stoppte sick 'ne Pip: »Schön! Würklich schön!« – »Na, denn nemen S' sick en Pund mit«, säd ick. – Ne, dat künn hei nich. 'ne Pip Toback, dat güng woll; äwer en Pund! Dat wir gegen sine Schülligkeit, dat künn hei nich dauhn. Wat ick von em denken ded? – Äwer as Herr D .... mann ut mine Dör gung, hadd hei min Pund Toback in de Hand, un ick dacht wat von em.

Den Dag dorup würden Sträfling' nah den lütten virkantigen [360] Hof kummandiert, de müßten Bahn schüppen, dat min Kammeraden doch wedder mal in de Luft gahn kunnen. All, de up einen Korridur seten, kemen up 'ne Stun'n däglich in de frische Luft.

Min Korridur kamm tauirst an de Reih', ick natürlich nich mit, denn ick hadd jo noch keinen Verlöw dortau; ick klatterte indessen up minen Disch un Hüker ruppe un kek mi de Lüd' buten en beten an.

Dicht unner dat Duwenslaglock, wat för min Finster gellen süll, stellte sick en Por hen, von de ick den einen recht gaud kennen ded, denn hei was en ollen Bekannten ut Jena; sei hadden lütte, dünne Stöcker in de Hand un fechteten sick dormit up Stoß, as wi't in Jena up den Mark dahn hadden, äwer mit Isen. Bi jeden Stoß un jede Parad' flöten mi en por Würd' tau: »Rechtsch von di sitten wi beid', linksch von di sitt Gr.« – de mi bi min Ankunft all begrüßt hadd –, »de irste Kummandant, Graf H., is de irste Minschenschinner gegen uns; de tweite Kummandant, Oberst von B., hett woll gauden Willen, kann äwer nicks maken, wil Graf H. dat för sine Schülligkeit, as Spelkammerad von den König, höllt, uns perßönlich nah Mäglichkeit tau schikanieren. De Platzmajur kann deswegen ok nicks. De Inspekter is en gauden Mann, lewt äwer in ewige Angst vör den irsten Kummandanten up de ein un den Slüter D .... mann up de anner Sid, denn dat is de heimliche Taubringer nah baben rup un is de Legste von alltausamen. De Gefängnisknecht K. bedrüggt uns, un deswegen möt hei dauhn, wat wi willen; äwer D .... mann sitt em tau sihr up de Hacken, hei kann nicks dauhn. Häud' di also vör D .... mannen! Hei hett en wohren Haß up uns un is en sihr slichten Patron un würd sick säker ok besteken laten, wenn wi em man en gauden Pris betahlen künnen, so äwer, wil wi nicks hewwen, känen wi nich an em kamen.«

Dese Nahrichten flöten mi so stückwis' tau. Min oll Fründ Gr. gung an min Finster vörbi: »En Metz kannst du von mi krigen.« – Dat was doch ok all watt – wenn 'ck't man irst hadd! Denn hir was't just so as in den Unnersäukungsarrest, [361] Metz un Gabel würden glik nah't Middageten wegnahmen, un ick hadd all wedder tau dat olle Middel gripen müßt un hadd den Stel von minen ollen bleckernen Lepel up de ein Sid scharp schürt, dat ick mi doch noddürftig en Stück Brod afsniden kunn.

Äwer wat süll dat mit D .... mannen heiten? – »Häud di vör D .... mannen! Hei nimmt nicks von uns an.« – De Mann hadd jo von mi en Pund Toback annamen. – Na, de Tid müßt dat lihren.

Den Nahmiddag kamm de Inspekter tau mi un makte mi de Anzeig', dat ick ok 'ne Stun'n up den Hof spazieren kunn, 't wir allerdings noch nich von de Kummandantur anordniert; äwer hei wull dat up sine Kapp nemen, denn ick müßt jo doch an de Luft. – Ick namm dat denn girn an, un as ick up den Hof kamm, markte ick denn, dat dat Däuweder was, un dat de Snei ballte. Üm mi nu 'ne gaude Motschon tau maken, wölterte ick grote Sneiballen tausamen un set'te sei upenanner, bet 'ne Ort von Postament farig was, un dunn namm ick en rechten schönen witten Sneiklut un fung dormit an tau kneden un tau pusseln, bet ick 'ne Ort von Bostbild farig hadd, un as ick min Makwark neger betrachten ded, dunn sprüng mi 'ne Ähnlichkeit mit den ollen, braven Dr. Martin Luther entgegen, ick makte em de Backen en beten dicker un de Näs' en beten stuwer, un dor stunn hei liksterwelt. Dat was grad kein Kunstwark; äwer, as de Upwohrer K. nahsten, üm mi wat Schöns tau seggen, säd, en jeder künn doch seihn, dat't en Mannsminsch un kein Frugensminsch sin süll.

Ick hadd dese Geschicht nich vertellt, wenn dorut nich för mi wat Gaudes utbrött wir. De Platzmajur was glik nah mine Fristun'n kamen un hadd minen Dr. Martin dor stahn seihn; hei let sick also min Dör upsluten un frog mi, wat ick nich girn min Schriw- un Teiken-Material hewwen wull. Ick süd natürlich: Ja, un hei versprok mi, dorför tau sorgen; un ich kreg't ok.

8. Kapitel
[362] Kapittel 8

Dat bi weck Lüd' de ganze christliche Moral nich en Pund Toback wirt is, un dat dat würklich Preisters in de Welt giwwt, de kein Tid tau ehr Amt hewwen. Worüm den Herrn Inspekter sin leiwes Mulwark as en Knoplock let, worüm de Fleigen den Herrn Platzmajur sinen roden Kragen upfreten.


Einige Dag' drup, so gegen Abend, hürte ick, dat bi minen Nahwer Gr. upslaten würd – dat geschach bi uns allen ümmer üm dese Tid, denn denn würd rein makt un frisch Water halt. Ick kloppte an mine Dör, un D .... mann slot up, obschonst de Gefängnisknecht bi minen Fründ Gr. noch nich farig was; ick kamm rute un gung up Gr. tau un kunn doch en por Würd' mit em reden. As de Stuw' rein was, röp D .... mann: »Herr Gr.!« un Gr. gung in sin Lock herin; äwer ick ok un set'te mi ahn wideres up dat Bedd. D .... mann röp mi, ick süll rute kamen; ick äwer rögte mi nich un meinte, hei künn mi jo bet Klock nägen bi minen Kammeraden sitten laten, denn kem hei jo doch noch mal wedder taum Tausluten för de Nacht. – Ne, dat künn hei nich, dat wir gegen de Husordnung, de Inspekter paßte em ümmer up den Deinst. – Ick säd, de Inspekter würd gewiß nich kamen, un säd, ick ded em ok mal wedder en Gefallen, indem ick nich ahn Absicht so'n beten stark mit den Tunpal up dat Pund Toback henwinkte. Un wat was dat En'n? – Herr D .... mann slot uns beid tausamen in.

Dor seten wi nu un vertellten uns von ollen un nigen Tiden. Gr. gaww mi en Metz un allerlei Kleinigkeiten, de hei missen kunn, un't würd afmakt, ick süll bi de Kummandanten inkamen, dat wi tausamen wahnen wullen. Binah all de annern wahnten tau twei in ehr Stuwen, un't müggt uns jo ok woll glücken.

Äwer worüm vertell ick so'ne Kleinigkeiten? – Dorüm, wil ick nahwisen kann, dat min Pund Toback de ganze schöne, nah allen Kanten so faste Husordnung ümsmiten ded. – De Gefängnisknecht K. hadd seihn, dat D .... mann sick arg gegen [363] de Bestimmungen von den Grafen H. versünnigt hadd; hei würd jo dit glik an den Inspekter vertellen; de hadd nu den Slüter schön in de Fingern, dat hei em nich mihr hinnerrüggs bi den Kummandanten anpetzen kunn. Kort, de ganze, up gegensidige Furcht un Niderträchtigkeit von de Beamten gründte Uprechthollung von den Grafen H. sine scharpe Husordnung föll för ein Pund Toback. Un dat fratt mit de Wil so wid üm sick, dat ick, as noch lang' kein Johr vergahn was, de Slätel ut den Inspekter sine Stuw' herute halte un all de Gefängnissen upslot. – Doch dorüm geschach nicks Unrechts von uns – as denn äwerall in vir Johren äwer twintig bet dörtig junge Lüd' keine Klag' bi de Kummandantur vörkamen is, taum groten Arger von den irsten Kummandanten, de up öffentliche Parad' wütend tau den Inspekter seggt hewwen sall: »Wieder nichts zu melden? – Melden Sie was, und ich werde den Leuten zeigen, wie man mit Hochverrätern umgehen muß!« – Un all de erbärmlichen Quälerien, mit de wi schurigelt würden, wiren nich mal en Pund Toback wirt!

Hir kann mi nu einer fragen, ob dat recht von mi was un ob dat mit de christliche Moral stimmt, dat ick en Beamten von sine Pflicht afwennig makt heww? Dorgegen möt ick antwurten: ick heww't oft lesen un ut den Mun'n von sihr frame Lüd' hürt, dat de Handlungen von de Lüd', de de bäwelsten Spitzen von de minschliche Gesellschaft utmaken, gor nich nah de christliche Moral tau taxieren sünd, worüm will denn einer de ündelsten Spitzen – un dat sünd de Gefang'nen – mit en anner Mat meten? Aller Welt Hand was gegen uns, un wenn wi nich unnergahn süllen, müßten wi uns wehren; un gegen wen? – Gegen so'n Kirl, den sine christliche Moral nich mal en Pund Toback wirt was, den wi nahsten sogar bi't Zigarrenstehlen attrapierten.

Nu wehr sick mal einer mit de christliche Moral gegen einen Minschen, de vör Wut barsten müggt, dat hei junge Lüd', de in äwerminschliche Geduld Johre lang allens dragen, tau keine Klag' Anlat gewen had den, nich noch scharper anfaten kunn, de tau de strengen, gedruckten Bestimmungen för [364] den sworen Unnersäukungsarrest noch nige, strengere utfünnig makt un sei uns in dat Gefängnis rinne hängt hadd! – Nu wehr sick mal einer mit de christliche Moral gegen 'ne Karnallj von Kirl, de de gemeinsten Niderträchtigkeiten utbräuden ded, üm dat arme, jammervulle Lewen noch jammervuller tau maken!

Un wat ded denn de preußische Staat för unsere christliche Moral? – Dat is un was ok dunn 'ne gesetzliche Bestimmung, dat jeder Gefang'ne sünndags in de Kirch gahn süll, un wo ick bether west was, in S., künnen wi ümmer in de Kirch gahn; äwer hir? – Wat den Spitzbauwen, Röwer un Mürder tau Gaud' kümmt, dat was uns afsneden: in vir Johr hadd kein einziger wat von christlichen Gottsdeinst, noch äwerall von en Preister seihn. – De Katholiken utbenamen; denn dat möt einer den katholschen Paster E. nahseggen, wat sei em ok von Kummandantur wegen för Stein in den Weg smeten, hei wüßt sei all furttaurümen, bet hei allwöchentlich sine Bichtkinner besäuken kunn. Äwer de evangelischen Preisters! Ih, Gott bewohre, föll ehr jo gor nich in. – Un as wi uns tauletzt mit de grötste Dringlichkeit an de Kummandantur üm Gottsdeinst wennen deden, dunn kamm so'n Unglücksworm von Preister up den Hof – wi wiren grad in de Fristun'n – un säd uns, de Kummandant hadd em schickt wegen den Gottsdeinst; äwer hei hadd kein Tid, hei hadd tau vele annere Geschäften, hei wull äwerst tauseihn, wat hei uns nich de anner Woch up den Husbähn – dat was de Waschbähn, wo de Hemden un Hosen un Strümp von de Kriminalgefangen drögt würden – 'ne Homilie lesen künn. – Dunn säden wi em, wi bedurten, dat hei kein Tid hadd; un wenn sine Homilie mit den Waschbähn as Kirch tausam stimmen ded, denn bedurten wi, dat wi von sinen waterigen Kram keinen Gebruk maken künnen; dat freut' em denn ogenschinlich, un hei gung.

Ick kamm nu, as wie uns dat verafredt hadden, bi de Kummandantur in, wat ick nich mit minen Fründ Gr. tausamen trecken künn, un 't würd taugestahn; ick treckte nu also tau em herüm, un dor seten wi nu un warmten uns an enanner, [365] un mit 'ne Hast würd fragt un Antwurd gewen, as wir morgen kein Tid mihr dortau. Wi frogen un vertellten; äwer jede Antwurd was trurig, sine Nahrichten wiren äwer noch vel truriger as mine, am slimmsten was't hir in M. taugahn. En Stückener acht von unsre Kammeraden wiren ogenblicklich in't Lazarett bröcht; krank wiren ok all de äwrigen; äwer för uns was de Rum in dat Lazarett man knapp, dorüm müßt denn af un an mal wesselt warden. Ein hadd Tuberkeln in de Lung', ein de Rüggendarr, ein was dow un ein lähmt worden, ein was wegen Swindsucht entlaten un ein wegen Verrücktheit, un bi en annern was de Verrücktheit grad utbraken, as ick ankamm.

Dat wiren de Slimmsten, de annern leden an de Ogen, an de Lewer un an Blaudandrang nah den Kopp, un as ick nah Johr un Dag ut dese Höll herute kamm, was ick so tämlich de einzigste, de kein grises Hor uptauwisen hadd, all de annern 24-25jöhrigen Lüd' hadden wenigstens de Spuren dorvon.

In de irsten Monate, de ick in M. was, kemen weck von min Kammeraden fri, meistendeils Bonnenser un Hallenser, de tau geringere Straf verurtelt west wiren. Dat was en grotes Freuen bi de, de dat Glück hadden; äwer ok bi de annern, de taurügg blewen, man blot, möt ick dortau setten, was dese letztere Freud' nich ganz rein von eigene Hoffnungen un Wünsch, denn wenn de fri kemen, denn müßten wi jo ok ball fri kamen: wat hadden wi denn mihr dahn?

För Gr. un mi hadd de Sak äwer uterdem wat in den Mun'n, wat uns sihr tau Paß kamm, wi treckten in dat tweite Stockwark in de Eckstuw', de dörch den Inspekter sine Käk un Wahnung von de annern Gefängnissen scheidt würd. Dat was gaud, denn wenn de Inspekter uns en Breiw oder wat anners tau bringen hadd, würd em en Hüker henschaben, hei set'te sick en beten – hei hadd jo ok lang' Wil, un hir hürten de annern nicks – ein Wurd gaww dat anner, wi kregen doch bi weg'lang tau weiten, wat buten passieren ded, ok wat in de Zeitungen stunn, denn de wiren verbaden. – Gr. was [366] Katholik, em besöchte af un an de Paster E., un dat was en uperweckten, lewigen Mann, de uns mit sine Munterkeit unner de Ogen gung un uns männig schön Mal up annere Gedanken bröcht hett. – Mi besöchte – ob mit, ob ahn Verlöw von den General, weit ick nich – af un an ein Herr K ... f, Geschäftsführer von dat bedüdende Handelshus M. & W., un ümmer hadd hei mi tau Gefallen sick wat utdacht, wat mi Freud' maken künn. Alle Sünndag kamm de olle ihrliche Husknecht von sin Kophus un bröcht bald dit, bald dat taum Middageten, nich so'n lütten taugedeckten Teller, as de framen un riken Lüd' in gauden Stun'n an de Armen un Kranken schicken, ne! so'n richtigen, dägten Braden, an den sick so'n por tausamschräu'te junge Magen mal wedder en por Dag' lang richtig utliwen kunnen. Bet de letzte Stun'n, de ick in M. was, hett de Mann as en Brauder an mi handelt, un deswegen was ick ümmer in de Meinung, hei ded dat in Updrag von minen Vader; äwer ne! Min Vader hett nicks dorvon wüßt, hei hett dat all ut sinen gauden Harten dahn; äwer worüm grad an mi? – Ick weit't nich – hei is doräwer wegstorben, ick heww em nich dornah fragen, mi nich mal bi em bedanken künnt.

Dese leiwe, truge Mann hadd mi nu mal, as hei sach, dat ick en beten teiken kunn, en Kasten mit Pastellstiften mitbröcht, un nu süll't Malen recht losgahn; äwer as Gott den Schaden besach, wull de Farw nich up't Poppier hacken. Alles mägliche würd versöcht, äwer nicks hülp mi wider; binah en halwes Johr heww ick dormit rümmer probiert, bet tauletzt de Inspekter mal mit de einfache Nahricht tau Hus kamm, dat müßt mit den lütten Finger inrewen warden.

Dorut kann einer nemen, wo sur dat en Gefangen ward, sick wider tau helpen un wat tau lihren. Dat heit för gewöhnlich: dor haddst du rechte Tid taum Lihren, dor stürte di kein Minsch. Ach, wat sünd de Lüd' doch klauk! – Stumm un dumm würd einer bi sin corpus juris un sine Dogmatik, un blot dejenigen, de all up de Uneversitäten mit ehren Kram dörchwiren un ehr Sak all in'n ganzen äwerseihn kunnen, [367] blewen bi ehr Fach, wi annern smeten de Geschicht ball in den Grawen un sadelten üm; de ein bedrew dit, de anner dat un vele Tid gung mit Kaken un Strümpstoppen un Snider- un Oltflickerarbeit hen. Allerlei so 'n Handgebird' müßt notwendig makt warden, un't was en Glück, dat wi doran müßten; dat was en lichten un en taudräglichen Tidverdriw, denn hei bröcht up anner Gedanken. Dorüm kann ick mi sihr gaud denken, dat en Minsch dat in en Gefängnis in allerlei Handfarigkeiten sihr wid bringen kann; äwer seindag' nich kümmt ut en Gefängnis en Künstler herut oder en Gelihrten, de de Welt würklich wat nütt ward. De Musik allein mag dorin 'ne Utnam maken; äwer hir was't ok nicks mit ehr; denn singen un fläuten was verbaden, un einen von uns, de sick stark up Musik verstunn un sick 'ne Ort Akkordion sülwst bugt hadd, würd sin Makwark von Kummandantur wegen wegnamen.

Ick smet mi also up dat Malen un up de Purtretts. Min oll Fründ Gr. müßt tauirst ran; ick heww em von rechtsch un von linksch, von vörn un von achter malt; mit Blistift un swarte Krid un ok bunt, denn mal eins mit en himmelblagen Hinnergrund, denn mal eins ganz in Wulken un einmal ok mit en prachtvollen rosenroden Schin, as wenn 's Abends de Sünn unnergeiht. Dit Stück hett mi vel Mäuh kost't, un as't farig was, sach't gor nich dornah ut.

As Gr. vullstännig utnutzt was, kamm de Herr Inspekter an de Reih'; dat Bild süll för sine Brud, ick müßt em also en beten verschönnern, un hei müßt ok en beten fründlich utseihn. – Swor is't mi worden; äwer t'recht heww ick't kregen. Taum Glücken hadd hei 'ne wat lange Näs' – dat's ümmer'n Glück för en Anfänger –, de fat't ick, un as ick sei fat't hadd, dunn müßt all dat anner nah, dat müggt willen oder nich. – Äwer de Fründlichkeit un dat leiwliche Utseihn? Ok dormit würd ick prat; ick knep em de Ogen en beten tausam, makt em up de Backen en lütten Swulst, tröck den Mund an de beiden Enns en virtel Toll in de Höcht un makt em dor en por richtige Falten, dat hei utsach as en Knoplock, wat en düchtigen Snider linksch un rechtsch gaud verfestigt hett.

[368] Dit Bild bröcht mi vele Ihr in. De Inspekter wis'te dat in sine Hartensfreud' bi all min Kammeraden rümmer, un nu wull jeder von mi malt sin. Mit allerlei Künsten würd de Inspekter denn dortau bröcht, dat hei de enzelnen Frün'n von mi tau uns rinne let. Min Malwarkstatt was eben so gaud as jede anner; dat Licht föll schön von baben un was dat käuhlste Nurdlicht, wat sick en Maler wünschen kann. Äwer uterdem hadd ick noch en groten Vurtel vör min annern Malerkollegen vörut: de Lüd', de mi seten, wiren dat Sitten gewenn't, sei kunnen't up de Läng' uthollen, un wenn ick minen Disch ehr en beten knass up den Liw' schow un Gr. sinen Stauhl en halwen Faut bet an ehr ran rückte, denn seten sei as in en Schruwstock, un schappieren kunnen sei nich, uthollen müßten sei, denn de Dör was tauslaten.

Hir möt ick äwer ingestahn, dat ick mi in dese Tid sihr gegen dat Ebenbild Gottes versünnigt heww, ick heww Gesichter malt, de't meindag' nich gewen hett un ok meindag' nich gewen kann, un dat mit Kalüren, de süs up de Welt nich vörkamen. – Mit de Swartköpp würd ick so tämlich prat; äwer wenn so'n Flaßkopp mit unnerlep, denn was't slimm; ick hadd mi dat – leider Gotts – anwen'nt, de Flaßhor mit Gräun tau schattieren, un wil ick nu ok de dämliche Mod' an mi hadd, in dat Gesicht en beten stark mit Rotstein rümmer tau arbeiten, so leten mine flaßhörigen Biller von firn liksterwelt as 'ne Ananas, taumal wenn nah unnenwarts noch en gräunen Rock kamm.

Mine Biller würden nu meistens tau Geburtsdagen un Wihnachten an de ollen Öllern un an Swestern un Bräuder schickt, un wenn weck von ehr noch lewen süllen, denn will ick mi bi dese Gelegenheit bi ehr verbeden hewwen, wenn ick ehr an so'ne Festdag' en Schreck injagt heww äwer dat Utseihn von ehre leiwen Verwandten. – Min oll Vader taum wenigsten schrew mi, as ick em min eigen, ungeheuer ähnlich Purtrett tauschicken ded, hei hadd sick sihr verfihrt, un ick müßt mi gruglich verännert hewwen.

Dat müggt nu äwer all sin, as dat wull, dit was doch de Anfang, [369] dat wi uns enanner besäuken kunnen, un wenn D .... mann ok sihr scheiw dortau utsach un männigen Rigel dortüschen schow, so würd hei doch af un an dörch en frisch Pund Toback wedder smidiger; un as ick em tauletzt gor dorbi attrapieren ded, dat hei minen Fründ Gr. sine Zigarren, de em en gauden Fründ ut Lübeck schickt hadd, heimlich angung, un as sick tauletzt de Herr Platzmajur sülwst von mi malen let, dunn was sin Regiment braken, un hei gung up de langen Korridurs rümmer as en Cherubim, de sinen gläugnigen Degen in de Scheid' steken hett, wil dat hei sick doran de Flunkfeddern vermengte.

Dat Afpurtrettieren von den Herrn Platzmajur was eigentlich in dese Hinsicht min Glanzpunkt in M. – Ick würd ut min Lock nah den Herrn Inspekter sine Stuw' rümmer nödigt, denn hir süll de grote Daht gescheihn. Ick kamm nu mit min Malergeschirr an; ick hadd en Bagen upspannt, de en sihr schönen gräunlichen Schin hadd, un all min Stiften wiren scharp; äwer as ick in de Stuw' kamm, verfihrt ick mi, denn min schön Babenlicht, woran ick gewennt was, was hir nich begäng', de Stuw' hadd en grotes, natürliches Finster. Ick fung nu dormit an, dat ick mit den Herrn Platzmajur in allen Ecken herümmer exerzierte, dat ick dat richtige Licht fünn; äwer't wull nich warden, bet tauletzt den Inspekter sine Beddeck unnen an't Finster tüdert würd. – Unglücklicher Wis' was de Herr Platzmajur en Flaßkopp un hadd kein Ogenbranen – un ick Unglücksworm hadd dat an de Mod', mit de Ogenbranen antaufangen. – Wat nu? – Süs smerte ick tauirst en por Ogenbranen hen un let de Näs', so lang oder so kort, as sei just was, doranner dal bammeln. Äwer wat nu? Hei hadd kein Ogenbranen un ick keinen Anfang, un sin Näs' was för en Maler ok man so so. Ick hadd mi de Sak vermeten; äwer ick was ganz ut de Richt; anfangen müßt ick, un mit wat Horigs müßt ick anfangen, dat hadd ick mi tau dägern anwennt; ick fung also mit den Snurrbort an.

Dat is mi nich led worden, un wenn einer von min Malerkollegen mal in so'ne Lag' kamen süll, so kann hei mi drist [370] folgen, denn dat wohrte gor nich lang', dunn säd de Inspekter, de mi ümmer äwer de Schuller kek, dat Bild würd sihr ähnlich, un de Mann wüßt dorup tau lopen un hadd Insichten in de Sak, denn hei hadd mi all oft taukeken un hadd sin Urtel an mine Stücker utbildt.

Wohrt ok nich lang', dunn was dat Gesicht farig, sihr schön; blot mit en beten gräunlichen Schin, woran dat gräune Poppier schuld sin kunn. Nu kamen äwer de Uneform, blag mit en roden Kragen, un denn de goldnen Epoletts un de blanken Knöp. – Wer dat seindag' noch nich makt hett, de ward sick hellschen dorvör verstutzen; so gung mi dat denn nu ok; äwer ick hadd Berlinerblag un Zinnober un Kromgel in minen Kasten, ick gung also forsch drup los, un wil ick mal lesen hadd: »Beiwerke beim Porträt müssen mit einer gewissen flüchtigen Genialität behandelt werden«, so ded ick dat denn ok. Flüchtig naug was't; äwer mit de Genialität blew ick vollständig hacken; denn as ick dormit dörch was, säden sei all beid', de Inspekter un de Platzmajur: ne! Dat wir nicks! Mit den berlinerblagen Rock gung dat noterwis', äwer de Epoletts un de Knöp, de segen jo ut, as wenn sei in säben Johr nich putzt wiren, un de Kragen was jo kein Platzmajurkragen, dat was man en ganz gewöhnlichen preuß'schen Postmeisterkragen. – Argern ded ick mi niderträchtig; äwer wohr was't, en beten gellerich sach hei ut, denn mit den Zinnober was ick ogenschinlich anführt, dat was idel roden Mönning, un ick hadd wedder mit den entfamtigen Rotstein in de Schatten rümmer fuhrwarkt.

Ick hadd all so vel von de Malerkunst lihrt, dat ick mi nich verblüffen let un dat ick säd, ick wull dat Bild mit mi nemen, un nah en por Dag', denn wulln wi uns wider spreken. Un nu satt ick von em Licht in't anner un putzte den Herrn Platzmajuren sine Epoletts un Knöp up, bet G. dat tauletzt jammern würd un hei mi säd, nu wiren sei blank naug. Äwer de Kragen! – Noch up Stun'ns, wenn ick so'n preußischen Infanteriekragen seih, fallen mi all mine Sünden in; dat würd nicks, un dat wul nicks warden! Tauletzt smet sick de[371] Taufall in't Middel, G. sin Karnallenvagel spölterte mi en Druppen Water up den Kragen, un up dit Flag würd hei schön schörlaken utseihn. – Wenn du em so mit 'ne Ort von Firnitz anstriken dedst? dacht ick. Äwer ne, de Firnitz is tau ölig, dat künn utseihn as en richtigen Fettplacken. Mit Gummi arabikum? Den hadd ick äwer nich tau Hand. Ick sunn un sunn un verföll tauletzt up Zucker. Dat geiht! Ick smölt'te mi also en por Stücken Zucker in Water un fung dunn sauber an, de Sak irst an de Kanten mit en Pinsel tau probieren. – Wunderschön! Ick strek drist wider, un't durt nich lang', dunn was min Kragen so, dat jeder Kaptehndarm ein för en richt'gen preußischen Soldatenkragen anseihn hadd.

Gr. säd frilich, de Kragen wir tau blank gegen de annere Maleri; äwer wat verstunn Gr. von de Kunst? – Ick stellte minen Platzmajuren up den Disch, läd mi up min Bedd un kek em bet 's Abends Klock nägen an, bet de Schildwach: »Licht aus!« röp. – 't is mäglich, dat Raffael sine Madonna, as sei farig was, ok lang ankeken hett, äwer so verleiwt, glöw ick nich, dat hei in ehr west is, as ick in den Herrn Platzmajuren. Ick lagg noch lang' un kunn nich slapen vör Freuden. – En preuß'schen Offizier in vulle Uneform, dat will wat seggen, mine Herrn! Tauletzt slep ick in, slep äwerst ok in den hellen Dag herin.

Un as ick upwakt – Gott in den hogen Himmel! Gr. hadd ditmal nich as Fründ gegen mi handelt, hei hadd't hinnern künnt –, dunn wiren dusend Fleigen dorbi un versehrten den Herrn Platzmajur sinen Kragen un hadden dor ok mit mang malt un hadden luter lütte swarte Punkte in mine schönsten Lichter set't.

So wat nenn ick en Mallür. – Un wat nu? – Dat einzigste was, ick müßt em up't frisch wedder äwerlackieren un de Fleigen möten, bet hei ut mine Hän'n was. Dat schach denn un ok ball; ick was min Makwark los. Wat äwer den Herrn Platzmajur sine leiwe Fru tau de Ähnlichkeit seggt hett un ob de Herr Platzmajur sick mi taum Andenken in sine Dienstwahnung uphängt hett, heww ick meindag' nich tau weiten [372] kregen. So vel is gewiß, ick hadd mi bi em un bi den Inspekter en Stein in't Bredd set't, un dat kamm nich mi allein, ne, uns allen schön tau Paß.

9. Kapitel
Kapittel 9

Worüm de Herr Inspekter sick as en Hampelmann birden un de Gefängnisknecht K. sick von den Disch hausten ded. Worüm de Herr Inspekter as forsche Voß anseihn würd, un worüm wi nich för den Hertog Korl von Meckelnborg beden deden.


Äwer ein Umstand müßt nu noch dortaukamen, de den Utslag gaww un uns düdlich wis'te, wo wid wi all mit de Afschaffung von de saubere Husordnung kamen wiren. – Min oll Vader hadd mi schrewen, ick süll mi 'ne Mäntel maken laten, un eines Dags kamm de Inspekter nah mi rüm un säd mi, ick süll nah sine Stuw' kamen, de Snider wir dor un wull mi Mat nemen. Ick gung also in minen Slaprock rüm. Nu wiren dor in de Stuw' äwerst twei Lüd', de ein sach gor nich as en Snider ut, de anner äwer desto mihr; ick frog also desen, wat hei mi Mat nemen wull. Äwer ihre de Snider mi Antwurd gaww, gung de anner up mi tau un frog mi, wat ick ein von de politischen Gefangen wir. – Dat kunn ick nich striden. – »Denn kennen Sei gewiß minen Brauder, ick bün de un de von'n Rhein her un heit H .... mann.« – »Ja woll«, segg ick, »kenn ick Ehren Brauder, hei sitt in den drüdden Stock mit M. tausamen.« – Hei wull noch wider reden, dunn kamm de Inspekter rin, un de Snider gung an sin Geschäft.

Hei was noch nich dormit prat, as de Dör wedder upgung un de Husknecht ut de Stadt Prag mit en Korw vull Buddeln rinne kamm. De Inspekter makte grote Ogen; äwer de Rheinlänner let em kein Tid, Mulapen tau verköpen, hei namm de höflichste Min' von de Welt an un säd in so'n frien, frischen Ton, as blot so'n ollen lustigen Rheinlänner kann, hei hadd sick dat verlöwt, den Herrn Inspekter mit en Dutzend Buddeln Virundörtiger unner de Ogen tau gahn. – Ach, nu äwer de Herr Inspekter! – De Snider was dor, ick was dor – hei säd, hei künn't nich, un dat wir tau vel, un dorbi dinert [373] hei mit den Kopp un treckte mit de Schullern, as set einer unner sine Stuwendelen un regiert em von dor an en Band as en Hampelmann. – Wat äwer so'n richtigen Rheinlänner resolviert sin kann, dat heww ick hir seihn; uns' Rheinlänner kreg mir nichts, dir nichts, en Proppentrecker rut, makte 'ne Buddel up, namm en Waterglas, wat up den Disch stunn, schenkte in un let den Inspekter vör allen Dingen irst doran rüken. Dat hulp! De Geruch paßte em, un hei kreg nu ok so'n besondere Lust dortau, ein tau probieren. Taureden helpt, un em würd tauredt; hei drunk sin Glas ut. »Ick will nu Ehren Brauder halen«, säd hei, »äwer ...«, un dorbi kek hei mi un den Snider an. De Snider was en Mann von Bildung, hei verstunn den Wink un gung; ick wull em doch dorin nich nahstahn un wull ok gahn; äwer de Rheinlänner stellte sick dwaslings vör de Dör: »Sei bliwen hir! Nich wohr, Herr Inspekter, de Herr bliwwt hir?« – Nu fung de entfamte Kirl unner de Stuwendelen wedder an an den Band tau tucken, un de Inspekter treckte mit de Schullern un hantierte mit de Hän'n un trippelte mit de Bein; äwer dat En'n von dat Lid was: ick blew.

De Brauder kamm un föll den Brauder üm den Hals, un't was en grotes Freu'n un en grotes Fragen, un wil dat de beiden Bräuder doch in ehre Freud' nich sitten kunnen, set'ten ick un de Herr Inspekter uns up de Sofa un drunken Rhinwin tau ehre Freud' un uns taum Wollgefallen un freuten uns ok.

Un as de irste Hitt bi de beiden Bräuder verflagen was, dunn set'ten sei sick ok un hülpen uns bi uns' Geschäft, un de Herr Inspekter makte den Rheinlänner en Kumpelment: de Win wir gaud, de Win wir sihr gaud. »Denn dauhn Sei em ok sine Ihr an«, säd de Frömde un schenkte den Herrn Inspekter dat Birglas wedder vull; denn dat ein hadden wi man.

Nu kann äwer jeder Minsch inseihn, dat unner so'ne Umstän'n ein Birglas nich gaud langen deiht, ick kamm also up den klauken Infall, ut mine Stuw' noch twei tau halen, un wil de Herr Inspekter nich achter'n Disch bequem rutkamen [374] kunn, namm ick minen Slätel von't Slätelbredd un wull gahn, dreihte mi äwer irst noch üm un säd: »Äwer, Herr Inspekter, G. bring' ick mit.« – »Ja«, säd H .... mann, »un ick hal ok Gläs' un bring M. mit.« – De Herr Inspekter fung wedder an tau trecken mit de Schullern; äwer't was nich mihr so utdrücklich as vördem, un tauletzt nickte hei blot noch mit den Kopp.

As ick rute kamm, gung D .... mann vör den Inspekter sine Dör up un dal, denn hei hadd woll en beten horkt, wat woll passieren ded, un as hei mi in sin Slätelamt tuschen sach, wull hei mi bähnhasen un frog mi, wo ick dortau kem. »Herr D .... mann«, säd ick, »Sei seihn, ick kam mit den Slätel ut den Herrn Inspekter sine Stuw', un as Sei weiten, is hei binnen, un wat em paßt, ward Sei jo ok woll passen. In'n äwrigen will ick Sei raden, laten S' sick mit mi nich in'n Bösen in, Sei weiten, wo wi mit enanner stahn; will'n Sei äwer vernünftig sin, denn will ick ok dorför sorgen, dat Sei Ehr Deil von de Lustborkeit afkrigen.« – Oh, hei meinte ok man, säd hei. Ick slot also up, halte Gr. un Birgläs'; H .... mann kamm mit sinen Stuwenkammeraden M. antautrecken, un nu würd de Sak irst vollständig. Wi »organisierten« uns, as sei dat nennen, nich blot binnen üm den Disch herüm, ne ok buten, dat uns keiner äwer den Hals kamen kunn. D .... mann müßt up den ündelsten Gang patrullieren un kreg tau de Unnerhollung in sine Einsamkeit 'ne Buddel Win, un de Gefängnisknecht K. würd up unsern Gang up en Disch stellt un müßt äwer den vördelsten Hof kiken, ob de Platzmajur woll kem. Hei kreg kein Buddel Win, äwer de Wisung, wenn em sihr dösten würd, denn süll hei hausten. Hei hett den Nahmiddag äwer wat Ihrliches tausam haust, un tau Schaden is hei dorbi nich wider kamen, as dat hei sick gegen Abend mitsamt den Disch ümhausten ded.

Wi äwer seten binnen un hadden vulle fiw Johr ut unsern Lewenskalenner utstrecken un fungen bi den letzten Kommers, den wi in Jena un in Bonn mitmakt hadden, hir up den Inspekter sine Stuw' wedder an. De Herr Inspekter würd as [375] Voß anseihn, un M., wat de Öllst von uns was, äwernamm sick dat Amt, em in alle Swindigkeit en beten ut den gräwsten för den Kummang tautaustutzen, vör allen makte hei em denn begriplich, dat en forschen Voß ümmer funditus drinken müßt. De Herr Inspekter bewes' in dese Sak vele Insichten, un wil dat wi em doch mit gauden Bispill vörangahn müßten, so kemen wi bald in jenne Ort von Verfat, wo dat Singen lostaugahn pleggt. – M., de all mal katholsche Preister west was un de drei irsten Weihen kregen hadd, hadd in sinen früheren Stand von Amts wegen schön singen müßt, hei stimmte also mit sinen höchsten un schönsten Ton an: »Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt ...«, un wi annern föllen kräftig mit in, as – bautz! – in unsere »Freiheit, die wir meinten«, de Schildwach mit sinen Gewehrkolben gegen de Dör stödd: »Ruhig da drinnen!«

De Inspekter flog tau Höcht, hei hadd ganz vergeten, dat de Schildwachen den Befehl hadden, Singen un Fläuten nich tau liden. – Dat was en slimm Stück för mine Kammeraden, de in fiw Johr nich hadden singen dürft un nu so'ne schöne Gelegenheit dortau hadden; äwer hir hulp H .... mann ut de Not, hei ret de Dör wid up un röp den Musketierer, hei süll doch in de Stuw' rinne kiken, un frog em, ob em dit as en Gefängnis vörkem? – Na, so'ne Ort Gefängnis, mit so vele Buddeln un Gläs' up den Disch, hadd de jo denn woll noch nich seihn, hei meinte also: wi süllen't nich äwelnemen, hei wir hir taum irsten Mal.

Dat was nu wedder so wid in de Reih; äwer uns' forsche Voß was ganz ut den Lim. Üm Gotteswillen nich wider singen! – Ja, dat was licht seggt, äwer swer hollen. – Nah langen Prekademen mit den Herrn Inspekter würd denn nu utmakt, sungen müßt warden, äwer sacht, ganz sacht.

Dat was denn nu so, as wenn einer seggt: wasch mi den Pelz, äwer mak mi nich natt; oder as wenn sei in de hillste Tid von de französche Revolutschon seggt hadden: köppt möt warden, äwer sacht, ganz sacht!

De irste, de sick gegen dit nige Afkamen versünnigen ded, [376] was de Herr Inspekter sülwst. Hei hadd 'ne Ort von Gitarrenstimm un hadd ok 'ne Ort von Gitarr; äwer de Lider, de hei weiten ded, wiren 'ne Utwahl von olle verschatene, fadenschinige Leiwslider, de hellschen upkratzt un utböst warden müßten, wenn sei hallweg passieren süllen. Un dat ded hei denn ok, un hei kratzte un böste denn ok schön drup los. Un von uns annern wull en jeder nah so vel Johren doch girn hüren, wo sick sine Stimm eigentlich utnem, un ob sei ok ganz inrustert wir, un so durte dat denn nich lang', dunn gung't wedder von Flässen.

Wer weit, wat de Sak för 'ne Endschaft namen hadd, wenn sick nich üm dese Tid, as ick all seggt heww, de Gefangenknecht von den Disch herunne haust hadd. Hei föll recht mit Nahdruck mit den vullen Puckel gegen den Inspekter sine Dör, un as wi bi den Larm herute stört'ten, lagg hei up de Ird, un de Disch lagg up em, as hadd hei dat Dischblatt för sin Äwerbedd anseihn un hadd sick warm dormit taudeckt. – Nahsten säd hei, hei hadd mit Hausten nich mihr dörch unsern Gesang dörchdringen kunnt, hei hadd't mit Kloppen versäuken wullt, hadd sick dorbi tau wid up de Dischkant wagt un hadd de Blansierung verluren. – In desen Ogenblick säd hei nicks, hei was ganz still, un as wi em rute treckten un em upricht'ten, was hei von den Fall oder von dat vele Hausten ganz düsig; äwer, as de Inspekter up em infohren ded: hei süll sick wat schämen – kreg hei doch so vele Besinnung, dat hei em rasch in de Red' föll un säd: hei glöwt, de Platzmajur kem.

Na, dit was en schönen Hopphei! Gr. un ick wutschten in uns' Lock, H .... mann un M. sprungen de Trepp heruppe, de Inspekter un de Rheinlänner smeten vulle un leddige Buddeln un Gläs' in den Korw, un de Gefangenknecht slot uns in. So, nu kunn de Platzmajur kamen; äwer hei kamm nich.

Den annern Dag, as wi uns dat nahdeken deden, kamm uns dat binah so vör, as wir mit uns en afkort't Spill drewen, dat wi man wedder utenanner kemen; äwer dat was egal: wi hadden en frölichen Nahmiddag hatt un hadden de schöne [377] Husordnung gründlich verrungeniert; denn von nu an was alle Abend groten Besäuk, ball hir, ball dor. Wi vertellten uns wat, lesen wat vör, spelten Schach, ok woll en beten Korten, drunken en Glas Bir tausamen un leihnten enanner uns' Bäuker; denn dat was ok verbaden.

Bäuker un Zeitungen wiren vör allen de beiden Artikel, de wi am meisten missen müßten. Zeitungen wiren ganz verbaden un Bäuker bet up de Fachbäuker binah ok. As Bispill will ick blot vertellen, dat sick vör mine Tid mal einer dat Brockhussche Konversationslexikon un en anner en Atlas von de olle Welt anschaffen wull, dat würd allens beid's afslagen, wil, nah de Ansicht von den Herrn Grafen H., dat Konversationslexikon »revolutionäre Artikel« enthöll un »Landkarten überall nicht zu gestatten seien, weil sie bei einem Fluchtversuche Vorschub leisten könnten«. – Dat was von em 'ne sihr lustige, äwer för uns 'ne sihr harte Ansicht.

Af un an kregen wi äwer doch von den Paster E. oder von den Stabsarzt Reiche oder den Inspekter, ja ok männigmal dörch en oll Zeitungsbladd, wo Kes' un Hiring inwickelt was, en beten tau weiten, wo't in de Welt hergung. Gegen den Harwst von dit Johr (1837) würd denn uns ok vertellt, dat uns' Sak in den Staatsrat vörkamen süll, wat wi nich tau dat virtigjöhrige Jubiläum von den König Fridrich Wilhelm III. begnadigt warden süllen. Dat gaww nu vel Reden un Hoffen unner uns, weck hofften un weck streden dorgegen, un einer von de letztern brukte dorbi mal den despektierlichen Utdruck »de olle Rülps« stats »de olle König«, dat fohrte äwer minen ollen Kapteihn, de nahsten mit mi in Gr. satt, so in de Kron', dat hei desen Majestätsbeleidiger up de Städ' up einen Gang krumme Säwel föddern ded, uttaufechten an den irsten Dag, wenn wi frikemen, wil dat hei sick an sinen König versünnigt hadd. – So'ne Ort von Königsmürder wiren mang uns!

Na, wi hofften also wedder: wi müßten jo fri kamen! Äwer dat kamm anners as mit de sel Fru; de Hertog Korl von Meckelnborg, as Presedent von den Staatsrat, hadd sick gegen [378] uns vernehmen laten un hadd den Utslag gewen: wi müßten sitten. – Dat hett em denn nu grad nich vele frame Wünsch von uns indragen.

Korte Tid nahher kamm de Stabsarzt mal tau uns un vertellte uns, de Hertog Korl von Meckelnborg wir dod. »Dat weiten wi all«, säden wi. – Dat wir nich mäglich, säd hei, hei kem graden Wegs von den General Grafen H. her, un de hadd in sine Gegenwart de Depesch upmakt, wo de Nahricht in stahn hadd; un in keine Zeitung stünn noch dor wat von. – Dat wir mäglich, säden wi, äwer weiten deden wi dat all. – »Von wen?« frog hei. – »Von Z.«, säden wi, »de hett uns dat hüt morgen vertellt.« – »Von Z.? von Z.?« frog hei un schüddelt mit den Kopp, »üm den sinentwillen ick hüt hirher kamen bün? Merkwürdig! Merkwürdig!« Un dormit gung hei ut de Dör.

Z. was en prächtigen un mächtigen Kirl, as ick em up sine Dörchreis' in Jena kennen lihrte, hei was de Grötste un de Starkste von uns allen, ok hir noch; hei was en ihrlichen un trugen Fründ tau mi – dat weit ick, denn ick heww nahsten mit em in Gr. up ein Stuw' tausamen seten –, äwer sin Geist hadd leden. – Sei säden, hei hadd't von den Ogenblick an kregen, as em dat Dodsurtel spraken würd. Ick weit dat nich – tau mine Tid bildte hei sick dat in, hei künn prophenzeih'n un ut de Kreihn un Sparlings un Karnallenvägel ehr Gebirden de Taukunft seihn. Alle Abend, vertellte hei, kamm 'ne schöne Fru in en swartsiden Kled tau em un set'te sick vör sin Bedd un säd em, wat scheihn würd. – Hei hett vel tausamenprophenzeiht, un nicks is indrapen; äwer de Dodsnahricht von den Hertog Korl von Meckelnborg hett hei vörherseggt, dat is Wohrheit! Un noch 'ne anner Sak hett hei mit de lüttsten Ümstän'n vörher wüßt – ick ward sei an Urt un Städ vertellen.

De Kreihen wiren in sinen Ogen de slimmen Vägel, un de Karnallenvägel, von de binah en jeder weck hadd, wiren de gauden. Nu begaww sick dat sonderbare Wis', dat binnen eine Woch' binah all de Karnallenvägel in den ganzen Hus' [379] krank würden, sei kregen alltausamen, obschonst de ein so, de anner anners fauderte, ein un de sülwige Krämpfen un föllen för dod in ehr Burken üm, un weck stürwen würklich doran. Dit hadd em nu in 'ne grote Upregung set't, un de Stabsarzt müßt em in't Lazarett nemen, von wo hei up dreivirtel Johr in de Charité nah Berlin bröcht würd, üm dor kuriert tau warden; äwer as hei von dorut, as gesund entlaten, uns nah Gr. nahkamm, was hei noch eben so krank, as hei west was. Doran, desen armen Minschen tau entlaten, den sei up so'ne grugliche Wis' unschädlich makt hadden, was kein Gedank. – Tau mine grote Freud' heww ick hürt, dat de Friheit em dat wedder gewen hett, wat em de Knechtschaft namm, un dat min oll »Franzos'« lewt un gesund is.

As ick vördem all seggt heww, let wi uns den Upentholt in't Lazarett so tämlich ümgahn, un wil de Stabsarzt en minschenfründlich Hart hadd, un wi ok alltausamen so beschaffen wiren, dat hei't mit gauden Gewissen verantworten kunn, wenn hei uns dorhen nem, so kamm denn mitdewil ok mal an mi de Reih, un ick erlewte dorin 'ne Geschichte, de de ganze Kummandantur ut den Lim bröchte un för uns mit de Tid von dat grötste Bedüden würd.

10. Kapitel
Kapittel 10

Dat einer männigmal en annern Minschen an en kahlen Kopp wedder kennen kann, un dat 'ne lütte Swester tauwilen en klauken Infall hewwen kann. Worüm de Schildwachten, as W. un R. weglepen, vör ehr presentieren deden, un worüm de olle ihrwürdige Oberstleutnant von H. in Angst wir, dat em Graf H. up sine ollen Beinen trampeln würd. Wat 'ne Gefängnis-Kummischon männigmal für frische Luft tau rüken kriggt, un worüm en ordentlich Minsch tauletzt en Demokrat warden kann.


Üm dit ordentlich tau vertellen, möt ick von de Ümstän'n reden, unner de wi dor wahnten, un von de Ort un Wis', in de wi dor lewten. – Wi wahnten in twei Timmer; in ein lütt, wat vörn lagg, slepen drei von uns, in ein grot, wat dor achter lagg, söß bet acht, je nahdem. Wi kregen hir gaude Kost, kunnen des Dags äwer vir Stun'n in de frie Luft spazieren [380] gahn un kunnen ahn alle Widlüftigkeiten mit enanner ümgahn. Tauslaten würd denn hir natürlich ok; äwer mit de Tid hadd sick dat all so wid taurecht tagen, dat bi allerhand lütte un grote Friheiten de Ogen taudrückt würden. De ollen Stammgäst' von mine Kammeraden, de hir all Johr un Dag west wiren, kennten desen Unteroffzierer un jennen Kumpani-Gregorius, sei wüßten, wen tau trugen wir un vör wen sick einer häuden müßt, sei kregen un besorgten heimlich Breiw' un hadden sick bor Geld tau verschaffen wüßt, sei hadden Middel funnen, sick annere Kledungsstücken, as de blag- und wittstripigen Lazarettkleder, antauschaffen; ja! vör mine Tid wiren sei männigmal tau twei un drei heimlich nachtens ut dat Lazarett rute gahn un wiren des Morgens irst wedder taurügg kamen. – Wo sei dit all mäglich makt hadden, weit ick nich, un wenn ick't wüßt, würd ick't nich vertellen! – Genaug! sei hadden allerhand Bekanntschaften in de Stadt makt, hadden Geld, un slicht würd nich lewt. Männig Potschon Braden, männig Buddel Moselwin un Rhinwin würd dor herinne mogelt, un wenn wi uns ok alle Mäuh gewen, de vullen Buddeln rinne tau schaffen, so was dat Rutschaffen von de leddigen doch tau beswerlich, un so wurden sei denn all ungeheuer künstlich, achter de Dör von unsern ollen groten Kamin tau Höchten stapelt, un H .... mann was as Bumeister bi desen Babylonschen Torm anstellt.

Nu begaww sich dat, dat de Cholera in de Stadt un in dat Lazarett utbrok, de Stabsarzt hadd also vel bi uns rüm tau dauhn, hei kamm oft, un as em twei von uns, de Mediziner wiren, beden, hei süll sei mit tau de Kranken nemen, ded hei dat; denn hei was so fast davon äwertügt, dat dese Krankheit nich anstecken ded, dat hei sülwst sine beiden einzigsten lütten Jungs dor mit hennamm.

Ob hei in dese Meinung recht hadd, weit ick nich; ick weit man blot, dat W. un R. sick nich dorvör grugten un wi annern ok nich; äwer as dese beiden Gesellen tauletzt mit en Stück Lung' un Lewer un Darm taurügg kemen un dorbi up so'n höltern Schinkenteller tau sniden un tau mantschen anfungen, [381] dunn würden sei von uns ut de grote Stuw' nah de vördelste lütte Stuw' herute kumpelmentiert. Un dat hadden de Rackers man wullt, as en jeder ut den Verlop von de Geschicht seihn ward.

Eines Dags gah ick buten spazieren, dunn geiht mi en Minsch in 'ne Uneform von en Kumpani-Gregorius vörbi, un, as hei mi so vörbi geiht, grint hei so, un as ick em en beten nauer ankiken will, wis't hei mi den Rüggen un geiht graden Wegs nah unsern Timmer tau. – Gradäwer von uns, up densülwigen Gang, wahnte äwer ok en Kumpani-Gregorius, un ick denk also, 't is en Mitkolleg von em un besöcht em; ick gah also wider, bet tauslaten ward.

As ick in uns' Stuw' herinne kamm, dunn sitt dor ein, mit den Rüggen tau mi dreiht, in Lazarettkittel frilich, äwer mit en kahlen Kopp. Nu hadden wi man twei mit en kalen Kopp tüschen uns hatt, un de ein, Piter, hadd all so vel smert un dahn, dat hei all 'ne Ort korte Lammwull wedder kregen hadd, un de anner, Br., was vör en Virteljohr fri kamen. Wer was dit? – Ick kamm neger – 't was Br., de olle lustige fidele Br., de den Unkel Dambach so velen schönen Arger makt hadd, de för jede slimme Sak ümmer 'n frischen Witz hadd un mal, as em sin oll Vader besöchte, tau uns ranne sprungen kamm. »Denkt jug, min Oll hett nu ok all en kahlen Kopp!« – Ut Fründschaft hadd dese brave Kirl dat wagt, sinen ihrlichen Kahlkopp wedder in den Löwenrachen rinne tau steken; äwer so ganz unbesonnen was dat nich, sine Fründschaft hadd wat anners in den Sinn.

Hei blew dese Nacht bi uns, un vel müßte hei vertellen. Den annern Morgen gung hei strack un stramm as Kumpani-Gregorius wedder ut dat Lazarettdur rute.

As hei weg was, kamm W. nah mi ranne: »Charles douze« – dit was min Spitznam, de Pommern un Meckelnbörger säden äwer ümmer »Korl Duß« –, »Charles douze, haddst du woll Lust, von hir dörchtaubrennen?« – »Worüm dat nich?« säd ick. »Gor tau sihr, Herr Rolack!« – »Kannst du Geld anschaffen?« – »Anners nich, as von minen Vader.« – »Süll hei di woll [382] wat schicken?« – »Weit't nich«, segg ick, »bet up Stun'ns hett hei nicks von't Weglopen hüren wullt.« – »Versöcht möt't warden«, seggt hei, »sett di dal un schriw en Breiw; besorgen will ick em, un up de Person, de mi dorbi behülplich is, kann sick din Vader fast verlaten.«

Ick set'te mi also dal un schrew en schrewen Breiw an den Ollen, dat dat Weglopen mi sihr taudräglich sin würd, dat ick dat ungeheuer fin infädeln würd, dat ick en por richtige Mitkollegen dortau hadd un dat uns kein Deuwel wedder krigen süll; ick för min Part wull denn nah Sweden gahn, wull dor Landmann spelen, mi in Schonen en Gaud, wenn't mäglich wir, 'ne lütte Grafschaft köpen un wull denn ümmer af un an heimlich nah Meckelnborg räwer kamen un em en beten besäuken; un tau all dese Herrlichkeit hürte wider nicks tau, as en por hunnert Daler Geld, de süll hei dortau hergewen, dat anner besorgt ick denn nahsten.

W. namm minen Breiw un brächte nah'n acht Dag' richtig Antwurd. – De Oll wull nich; ick müßte jo bald fri kamen. – Ick kreg kein Geld un müßte also sitten bliwen.

Den Namen von den Mann, de den Breiw besorgt hett, weit ick nich, un doch wir hei bi 'n Hor mit de Näs' an't Fett kamen, de ganze Geschicht wir an den Dag kamen, wenn min Krätending von lütt Swester nich en verdeuwelten Infall hatt hadd. – Ick möt de Geschicht hir inschuwen.

Tau desülwige Tid was B. von den S .... barg weglopen, un de Platzmajur dor, wat en Meckelnbörger was un mit minen Vader sick männigmal Breiw' schrew, klagte em sine Not, wo em dat güng, denn sei wullen em un den General von L. ut B. sin Utritschen 'ne Nahlässigkeit in ehren Deinst nahwisen. Min Oll antwurt't em wedder, hei hadd ok en Breiw von einen em ganz unbekannten Mann kregen, de mi tau 'ne Flucht behülplich wesen wull, hadd äwer de Sak aflehnt. Desen Breiw nimmt nu de Kummandant von den S .... barg un schickt em an dat gottgesegente preußische Ministerium, wenn't so los güng, wenn de Lüd' butwarts von 'ne Festung sick all dormit afgewen, de Gefangen fri tau maken, denn [383] müggt uns de Düwel möten, hei för sin Part wull leiwerst Flöhhäuden gahn. Dat preuß'sche Ministerium wendte sick nu an de meckelnbörgsche Regierung – denn dunntaumalen hadden wi noch kein Ministerium in Meckelnborg –, sei süll doch mal en beten nahhorken, wer woll den Breiw an minen Vader schrewen hadd, un as min Oll eines Dags bi sin Middageten sitt, kümmt denn ok richtig en großherzoglichen Kummissorius an, de nah den Breiw fragen ward. – Na, nu schütt denn minen armen Ollen dat Bladd, un hei ward gewohr, dat hei sick in 'ne grote Dämlichkeit inlaten hett. Äwer hei süll dor noch gaud naug rute kamen! – Min lütt Krät von Swester süht, wo de Oll in de Klemm sitt, sei weit, wo de dumme Breiw liggt, sei geiht also driwens ut de Dör, söcht em sick un geiht dormit nah de Käk; dor brennt noch just en schönes Koffefüer, sei höllt den Breiw en beten an dit Füer, un as hei schön verbrennt is, leggt sei de Asch up en reinen Teller, kümmt rin tau den Herrn Kummissorius: »Hir is de Breiw!« – Je, wat nu? – De Oll wüßt den Namen nich mihr, un min lütt Krätending von Swester hadd en braven Mann vör 'ne langjöhrige Festungsstraf reddt. – Dit Stück hett mi ümmer sihr schön gefollen.

Äwer wo würd dat nu in dat Lazarett tau M.? – Ick wüßte jo nu, wo de Klocken lüdd'ten un dat ick för min Part in de Geschicht vullstännig utspannt was. Dat Kläukste was nu, ick kümmerte mi nich mihr üm de Sak, un dat ded ick denn ok.

Mit de Wil was frischen Nahschubb in dat Lazarett kamen, en por swor kranke Kammeraden wiren inbröcht worden, de Platz würd tau beengt, un eines Dags ordnierte de Stabsarzt dat an, dat vir von uns – ick ok mit – nah 'ne lütte Stuw' in dat tweite Stockwark bröcht warden süllen. Den sülwigen Abend kamm de Platzmajur, as all tauslaten was, let sick de Dör unnen upsluten un bröchte för einen en Breiw. In sine Gegenwart würd de Dör von den wachthabenden Unteroffzierer wedder tauslaten, in sine Gegenwart würd de Slätel an den Lazarett-Inspekter afliwert, un den annern Morgen wiren W. un R. weg.

[384] Wo sei dit farig kregen hewwen, weit ick von eignen Ogenschin nich, un't wüßt ok keiner von uns allen nich; äwer nah un nah hewwen wi uns unner enanner dat befragt, un de ein wüßt dit un de anner dat, un tauletzt kregen wi ok den Breiw tau lesen, den sei an den irsten Kummandanten Grafen H. schrewen hadden, wo sei em dat utführlich vertellten, woans sei't makt hadden. – 't was 'ne Ort von niderträchtigen Breiw, un ick red dor noch wider äwer. Vörlöpig dit.

De lütte Br., de olle lütte fidele Br., hadd ut reine Fründschaft för W. sine Friheit, de hei knapp hadd geneiten kunnt, wedder wagt, üm sinen Fründ fri tau maken. Wat dat heit, kann jedwerein inseihn, äwer vollständig kann so'ne Daht blot einer taxieren, de nah Johren mal fri kamen is un weit, wo säut denn de Friheit smeckt. – Hei verlet Vader un Vaderland, würd en Flüchtling in de Welt, set'te sine ganze Taukunft up't Spill; äwer hei set'te dat dörch, hei makte den Fründ fri. Em sall't gaud gahn sin, hei sall einer von de beleiwtsten Schriftstellers in Wien sin, un dat freut mi recht von Harten, dat hei för gaude Daht gauden Lohn funnen hett. Hei hadd sick bi sine Anwesenheit de Släd' in Waß afdrückt, hei hadd mit 'ne Waschfru, de för den einen Kumpani-Gregorius waschte, Bekanntschaft makt un hadd sei dortau bröcht, dat sei unner ehr Wäsch en por Uneformen un wat dortau hürte för de beiden rinne smuggeln ded, un an desen Dag, von den ick red', was hei ut Berlin kamen un was just dorbi west, de Dör uptaudidrichen, as de Platzmajur för den einen von uns en Breiw brächte. – Knapp sall hei man Tid hatt hewwen, sick up de Retürad' tau retürieren, un dor sall hei denn so lang seten hewwen, bet de Luft rein worden is; dat heit buten.

As de Platzmajur weg west is un allens schön hett tausluten laten, hett hei de Dör wedder upslaten, de annern beiden hewwen sick fix in 'ne Uneform smeten, un so sünd sei denn ganz gemächlich, de ein as Attollerileutnant, de annern beiden as Kumpani-Gregoriussen, ut den Dur rute gahn; up den Mark hett 'ne Extrapost parat hollen, un dormit sünd sei [385] denn nah Hamburg kutschiert un nahsten tau Water wider nah Helgoland. – Dit allens vertell ick blot von Hürenseggen, un't kann sick mägliche Wis' ok en beten anners verhollen hewwen; äwerst wat nu kümmt, heww ick wedder sülwst mit anseihn.

Den annern Morgen würd dat unner uns in de grote Stuw' all sihr tidig hellschen lewig, un ein von uns, de dat Mul nich recht hollen kunn un ümmer Hans vör allen Hägen was, de Baukhändler Cornelius ut Stralsund, makte unnen dat Finster up un röp nah uns, nah baben ruppe. – Wi keken ut: »Wat?« – »De sünd weg!« röp hei. – »Wer?« – »W. un R.«, säd hei. – »Na, denn lat sei, Schapskopp. Wat hest du hir tau raupen?« säden wi un makten dat Finster wedder tau.

Äwer't müggt jo doch woll noch wer anners hürt hewwen, denn't was noch lang nich Tid taum Upsluten, as de Inspekter all mit de Slätels lep. Un't wohrte nich lang', dunn würd dat en Upstand un en Rönnen un Lopen, Wachtmannschaften un Upwohrers un Inspekter un Unteroffzierers, allens lep dörchenanner, un mit de Wil kamm denn ok de Präses von de Lazarettkummischon, de olle Oberstleutnant von H .... ch, wat de öllste Offzierer von de ganze preuß'sche Armee was, denn hei was all Leutnant bi den ollen Fritz west, herannewackelt, un unner uns würd dat nu sihr lud, denn de olle Herr towte för sin Öller nich slicht. As hei unnen farig was, kamm hei nah uns ruppe: »Meine Herrn, zwei von Ihren Kameraden sind zum Deuwel gegangen.« – »Schön«, säden wi. – »Den Deuwel schön!« säd hei. »Wenn ick dat den General Grafen H. sage, denn trampelt er mir ja uf de Bene rum.« – Je, säden wi, wi künnen bi de Sak ok wider nicks nich dauhn. – Hei kennte uns, meinte hei, wi wiren ebenso as de, de weglopen wiren, wi wiren mitschüllig. – Dat wiren wi nich, säden wi. Sei fasttauhollen, dortau wiren wi nich set't, un mitlopen wiren wi jo ok nich. Wat uns de ganze Sak angüll? – Nu würd de olle Herr äwerst hellschen kratzböstig: »Dat Mitlopen will ick Ihnen woll verpurren: hier in de Stube werde ick Ihnen Dag un Nacht 'ne Schildwacht rinner setzen.« – Nu lep [386] mi ok de Lus äwer de Lewer. Hei künn dauhn, säd ick, wotau hei en Recht hadd, hei künn uns buten Schildwachen hinnen un vören hensetten; äwer in de Stuw' brukten wi sei nich tau liden. – Na, nu äwer de olle Herr! Wo lodderte hei up mi los! Un wer weit, wat noch passiert wir, wenn nich de Stabsarzt kamen wir – ok uter Pust un Aten. – De röp em nu tau: »Herr Oberstleutnant, Herr Oberstleutnant, übereilen Sie sich nicht! Die Sache ist schon in Richtigkeit, ich habe eben dem General den Fall mitgeteilt. Alle Gefangenen bis auf drei, bei denen ein Transport lebensgefährlich wäre, werden heute abend ins Inquisitoriat zurückgebracht.« – Na, nu gaww sick de oll Herr, denn nu brukte hei jo nich mihr tau den General tau gahn un sick up sine ollen ihrwürdigen Beinen rümmertrampeln tau laten.

Mit de Wil was denn nu ok de Platzmajur un de Auditöhr kamen, un all uns' Kammeraden würden tau uns ruppe bröcht, dat de Herren unnen fri Feld behöllen, an Urt un Städ' tau unnersäuken, wo de Kirls dat Stück anfungen hadden. Wi künnen äwer all ehre Unnerhollung mit anhüren, ja ok ehr Hes'wesen mit anseihn, wil de Bähn keinen Windelbähn hadd un de Delenritzen wid utenanner stunnen. Ick will bi dese Gelegenheit vertellen, dat unse drei dodkranken Lüd' up dese Stuw' nahsten blewen, ok dunn, as unnen en Choleralazarett inricht't würd, un dat sei Dag un Nacht dat Stähnen, dat Günsen, de Krämpfen un dat Starwen von de unglücklichen Minschen hewwen mit anseihn un anhüren müßt. Ok en lütt Stückschen von de Humanität!

Dat irste, worup sei verföllen, was ok dat Einfachste, nämlich sei wiren dörch de Dör gahn, dorgegen stred äwerst de Platzmajur, wil dat hei den Abend vörher sülwst in Person bi't Tausluten taugegen wesen was; dat tweite wiren de Finstern, äwer de ollen Finstergardinen wiren noch all vör, un tüschen dörch kunn sick keiner klemmen, dat drüdde was denn nu natürlich de Schorstein. De Herr Auditöhr gung denn nu sülwst eigenhändig bi un makte den Kamin up, was äwerst dorbi vel ungeschickter as min Fründ H .... mann, denn knapp [387] hadd hei em up, dunn schot em ok de ganze künstliche Buddeltorm entgegen, un nu würd dat unnen en dull Lachen, blot de oll Oberstleutnant schull mit den Lazarettinspekter, wo dat hei so 'ne Unregelmäßigkeit hadd liden kunnt. Äwer ok hir smet sick de Stabsarzt tüschen un makte den ollen Herrn begriplich, dat de Buddeln jo all leddig wiren, un dat 'ne leddige Buddel keinen Schaden bi en Kranken anrichten kunn. Dat müßt de oll Herr denn jo ok woll inseihn, un as sei tauletzt in gauden Freden utenanner gungen, dunn was en jeder von ehr grad so klauk, as hei west was.

Wi, de wi gahn kunnen, würden gegen Abend all wedder in't Inquisitoriat taurügg bröcht, un hir – ach, du leiwer Gott, wo hadd sick dat verännert! All unsere »Errungenschaften«, as sei dat hüt nennen, wiren fläuten gahn; de Herr Inspekter let de Uhren hängen as en begaten Pudel, D .... mann triumphierte, de Gefängnisknecht K. was wegjagt; denn Se. Excellenz, de Herr General Graf H., was in eigene Person up den Inquisitoriatshof kamen un hadd dor rümmer pust un towt as en Dampwagen, de ut de Schinen gahn is, un hadd tauletzt an den Gefängnisknecht K. en afschreckend Bispill statewiert. – Nu gung hir allens up de Tehnen rümmer.

Twei Dag' nah dit Weglopen begaww sick en lustigen Spaß tüschen den Herrn Auditöhr un den Herrn Platzmajur, den wi nahsten, as de Tiden wedder beter würden, schön warm tau weiten kregen. – De beiden Herrn drapen sick bi unsern Inspekter, un de Auditöhr seggt: »Wiederkriegen werden wir sie denn wohl«, womit hei de Utknipers meinte. –»Das ist keine Frage«, seggt de Platzmajur. »Wohin wollen sie groß, die Steckbriefe ...« – »Ja«, föllt em de Auditöhr in't Wurd, »ich wollte Sie schon immer danach fragen, wie Sie es mit den Steckbriefen eingerichtet haben.« – »Ich?« fröggt de Platzmajur. – »Ja, Sie!« seggt de Auditöhr. – »Das ist ja Ihre Sache«, seggt de Platzmajur. – »Den Teufel auch«, seggt de Auditöhr, »das müssen Sie besorgen.« Un as Gott den Schaden besach, wiren dese schönen Infangelbreiw' noch gor nich in Kurs set't.

[388] Nah söß – säben Dag' hadd wi denn ok all de tröstliche Nahricht, dat uns' gauden Frün'n richtig in Helgoland ankamen wiren; sei hadden dit fröliche Ereignis den Herrn General in einen ungeheuer lustigen un niderträchtigen Breiw persönlich anzeigt, un wi kregen desen Breiw den annern Dag all in 'ne saubere Afschriwwt tau lesen. – Wo dit mäglich was, weit ick nich, un wenn ick't wüßt, säd ick't nich. – Wohr is't äwer! – Excellenz wiren in helle Wut, un wat em am meisten argern ded, dat was dat, dat sei em vertellten, wo de Schildwachen ehr noch alle mäglichen Honnürs wegen den falschen Attolerioffzierer makt hadden, un dat sei unner de brüklichen militörischen Ihren ut dat Lazarettdur rute gahn wiren.

Dat was eigentlich en beten fatal för unsere Excellenz – oder »Pestilenz«, as de Bur bi uns seggt – un fatal wiren em ok de nüdlichen Näsen, de em von Berlin tauschickt würden, hei kamm also up den Infall, de ganze Sak unsern braven Stabsarzt in de Schauh tau schuwen: hei hadd gesunne Lüd' in't Lazarett rinne namen. Äwer de Voß was em tau klauk; de Stabsarzt was en Mann, de sick de Botter nich von't Brod nemen let; hei verlangte 'ne Kummischon, de den Gesundheitsstand bi uns unnersäuken süll, un so kemen denn ok eines Dags drei Herrn bi uns an, de Generalarzt B., de Regierungsrat A. un de Ingeniürmajur von L.

Gr. un ick wiren de irsten, bi de sei rinne kemen, wi wahnten an de Trepp. De Majur met sick dat Lock ut, hei met ok dat Finster, un wo hoch dat von de Ird was. De annern beiden Herrn frogen uns, ob wi äwer uns' Gesundheit tau klagen hadden. Gr. säd, hei led an de Lewer, de Generalarzt frog em, wat hei dorgegen bruken ded. – Hei drünk Quastiantee, säd hei. – De Regierungsrat frog mi, wat mi fehlen ded; ick säd, ick wir wegen swacke Ogen von S. hirher verset't worden. – Hei sach sick üm, schüddelte mit den Kopp: »Hierher, wo Sie niemals ein direkter Lichtstrahl treffen kann, wo Sie stets nur ein schwach reflektiertes Licht trifft?« – Hei besach mine Ogen un gaww mi den Rat, mi nich bi't Waschen den [389] Vörkopp so natt tau maken, as ick dat an de Mod' hadd, ick riskierte süs, dat ick den swarten Stor kreg. – Sei probierten dunn noch uns' Drinkwater un gungen wider.

Up annere Fläg' hadden sei sick de kostbore Luftheizung anseihn, un tauletzt wiren sei nah den Hof gahn un hadden sick uns' En'n Spaziergang bekeken. Dor hadden sei denn nu wat Sauberes raken: Up unsern Hof wiren twei Kloaken, wo allens dat tausam flöt, wat gegen 500 Minschen, de in't Inquisitoriat seten, jichtens maken känen, un links von uns, nah Westen tau, lagg 'ne grote Isengeiteri, von de wi den Steinkahlendamp ut de irste Hand kregen. – Dese frische Luft hadd ehr begripliche Wis' nich sihr tauseggt, un as ihrliche Lüd', de sei würklich wiren, hadden sei ehr Gaudachten dorhen afgewen: »Den politischen Gefangenen im Inquisitoriat zu M. fehlt es an den drei notwendigsten Lebensbedingungen, an frischer Luft, an Licht und an Wärme; auch ist das Trinkwasser, da es Flußwasser von unterhalb der Stadt ist, nicht zu genießen.«

So! Dat was denn nu nah uns' virjöhriges Elend dat Urtel von drei ihrenwirte, sakverstännige Lüd'; dor wiren nu Minister un Generals un Obersten un Upseihers un Schinnerknechts bi herümmer gahn un hadden seihn un hürt un raken, un keinen was't infollen, dat wi, wenn wi dörtig Johr afsitten süllen, doch ok dörtig Johr lewen müßten.

Ick will nicks wider dorvon seggen, denn up Stun'ns noch, nah fiwuntwintig Johr, kriwwelt mi de Hut, wenn ick doran denk. Un denn wunnern sick de Lüd' noch, wo einer Demokrat warden kann. As wi inspunnt würden, wiren wi't nich, as wi rute kemen, wiren wi't all.

11. Kapitel
[390] Kapittel 11

Dat Graf H. sick dat entsäd, un dat de Gaus en snurrigen Vagel is. De Kapteihn trett up; nich blot in dese Geschicht, ne! hei trett för uns all up un fecht't en nigen, vörnemen Titel för uns dörch. Worüm min olle brave Kapteihn in sinen dodigen Friwilligenbort rinne weint un sick mit mi versetten let, un wat sin olle grise Fründ dormit tau dauhn hett.


De Bericht von unsere Lag' un unsern Gesundheitszustand was denn nu an de hohe Ministerialkummischon in Berlin inschickt, un obschonst de drei Herrn, de in dese Anstalt ehr Wesen bedrewen, de hartste Tucht för uns noch för 'ne Gnad höllen, so müggt bi ehr doch woll in 'ne gaude Stun'n, wo de ein von ehr an slimm Ogen, de anner an 'ne Bostbeklemmung un de drüdde an kolle Fäut led, de Gedank upstigen, dat sick ahn Licht un Luft un Warmnis man hellschen gadlich lewen lett, ok müggten sei bedenken, dat so'n laues, flaues un fläumiges Flußwater lang' nich so taudräglich för de Gesundheit is as dat Gedränk, womit sei sick in ehren Geschäften stärken deden:


Der Herr Minister Regiment
Soll beim Burgunder sein.

Genaug, sei besloten, uns annerswo intaumeiden. Ick glöw äwer, dor wir ok noch lang' nicks ut worden, wenn sick nich noch en annern Ümstand begewen hadd: de irste Kummandant, General Graf H., sturw nämlich üm dese Tid, un mit em würd en gaud Deil Haß gegen uns begrawen. De tweite Kummandant, Oberst B., folgte sine Lik, verküllte sick dägern dorbi, un drei Dag' drup folgte hei sinen Vörgesetzten up den sülwigen Weg. Vörher äwer, up sinen Dodenbedd, hadd hei den Platzmajur tau sick raupen laten un hadd em dat up de Seel bunnen, dat hei, de Platzmajur, dat utführen süll, wotau hei sülwen kein Tid mihr hadd. Hei süll an de Herren in Berlin schriwen, dat, wenn nich bald 'ne Ännerung mit uns vörgüng, wi alltausamen vör de Hun'n gahn müßten. Dat geschach denn nu ok, un dat Minister-Regiment müggt [391] jo denn nu woll bedenken, dat wi doch eigentlich ok Minschen wiren, wenn ok man swart-rod-goldene; de Herrn makten denn nu also ok allmähliche Anstalten.

Dat tägerte sick äwer hellschen hen; denn so wat darw jo doch nich äwerilt warden, un so kamm dat denn, dat de interimistische Kummandant, de Generalleutnant v. Th. I., de dat Armeekur kommandieren ded, noch vullup Tid behöll, unsere Bekanntschaft tau maken. De Mann kamm sülwst tau uns – sel. Graf. H. is seindag' nich mit keinen Faut bi uns west, hei hett seindag' nich de Kurage hatt, dat Elend antauseihn, wat sine Gesinnungen »mit Gott, för König un Vaderland« anstift hewwen. – Dese Mann kamm also tau uns, un wil dat Gr. un ick dicht an de Trepp seten, wiren wi de irsten, bi de hei vörsprak, hei frog nah allens: wo wi uns befünnen, wo uns tau Maud' wir, woans wi hollen un behandelt würden, un up all dese Fragen kreg hei ein un de sülwige Antwurd: »niderträchtig!« Un as de Tappen man irst ut de Tunn treckt was, dunn pruste dat ok bi uns schön herute, un all de Gift un Gall, de de sel. Graf in uns upspikert hadd, de kamm taum Vörschin. Hei säd nich vel; äwer as wi dorup kemen, dat wi nich mal in den Gottsdeinst gahn dürften, dunn rögte sick wat bi em, un hei säd: dat süll wi, un dat wull hei up sine Kapp nemen; dat anner müßt äwer so bliwen, bet en nigen Kummandanten instellt wir. Sei säden dunnmals, hei hürte unner de Framen, un wenn hei de Minschlichkeit in unsere Behandlung achter de Frömmigkeit stellte, so will ick den Mann dorüm nich verachten, denn för uns was hei beter as de sel. Graf, wat en Weltküken was un »die Güter dieser Welt« woll tau taxieren verstunn, indem dat hei des Morgens taum Frühstück en ganzen Gaus'braden upet un denn tau sine leiwe Fru säd: »Mein liebes Kind, eine Gans ist doch ein sonderbarer Vogel, ißt man eine zum Frühstück, so wird man nicht satt, ißt man zwei, so verdirbt man sich das Mittagsbrot.« – So vertellten sei sick wenigstens.

Den Dag dorup kregen wi von den Herrn Generalleutnant jeder en Gesangbauk un, wat beter was, einen Besäuk von [392] den Divisionspaster L. Dit was en annern Mann as de Preister, de uns 'ne Homilie up den Waschbähn lesen wull un kein Tid hadd; dese Mann hadd Tid för uns un set'te dat dörch, dat wi in de Kirch kemen; frilich blot einmal un in de Gesellschaft von vele Schandoren, äwer dit einmal was beter as süs hunnertmal, un sine Red' klingt mi noch in mine Uhren, un ick will hoffen, dat sei mi bet an min End in'n Harten klingen ward.

Ick hadd nu all so ungefihr en Johr in dese Spitzbaubenanstalt von Inquisitoriat seten, un dat beten Lewenslust, wat sick noch hen un wenn in dat tausamschräute Mark von de Knaken vörfinnen ded, kunn nich mihr dörch den Jammerkram taum Vörschin kamen, as eines Abends in den Februwori 1838, wo de Snei vör beiden Dören lagg un dat buten Stein un Bein frür, de Platzmajur bi uns vörsprak un Lock bi Lock frog, wat sick nich weck von uns dortau verstahn wullen, sick den annern Morgen Klock vir up den Wagen tau setten un in Nacht un Küll nah 'ne anner Festung aftaureisen. – Wohen säd hei nich, dürwt hei ok nich seggen. – Keiner wull. – De meisten wiren krank, de annern hadden bi so'ne Küll nich recht wat von Tüg up den Liw', un ut all de Wolldahten, de uns de Herrn Ministers taudacht hadden, wir nicks worden, wenn mi de Snider nich dunn an den lustigen Dag 'ne nige Mantel anmeten hadd. Ick äwerläd mi de Sak; en rechten warmen »Scheper-wohr-di« hadd ick, mit mine Gesundheitsümstän'n gung dat passabel, un im äwrigen dacht ick: wat kann dor Grots nah kamen? En Ossen un en Fäuder Heu möt einer ut den Weg' gahn. Du büst nu all up vir, fiw Fläg' west, ball up en gaudes, ball up en slichtes, un't is jo mäglich, dat't ümschichtig geiht, un slimmer as hir kann't jo nich kamen. Ick säd also tau den Platzmajur, ick för min Part wir parat, un hei meinte jo, wenn wi man noch einen dortau hadden, denn künn de Reis' losgahn, un dese eine funn sick denn ok. – Min oll Fründ, de Kapteihn, dacht ebenso as ick, un denn hadd hei ok 'ne Mantel un tworsten ein mit säben Stockwark ümmer ein äwer't anner; sei sach man gris [393] ut, un ok dese Farw wir all en beten verschaten, äwer jedwerein kunn't ehr anseihn, dat sei unner 'ne unschinliche Butensid en wolldähtig Gemäud hadd un dat sei in ehren langen Lewen an ehre velen Herrn vel Schutz un vel Warmnis veraffolgt hadd. Up dese olle Fründin verlet sick de Kapteihn, un den annern Morgen Klock vir seten wi tausam up den Wagen un führten mit twei Schandoren in den kollen Wintermorgen herin. Wohen? Dat wüßt blot de leiw' Gott un de allmächtige Ministerialkummischon.

Heww ick nu eben de Mantel beschrewen, denn möt ick doch ok woll en por Würd' von den Kirl seggen, de dorinne satt. – De Kapteihn – eigentlich heit hei anners – verdeinte sinen Namen mit Recht, un wat sin militärisches Utseihn anbedrapen ded, so hadd hei eigentlich »Oberst« näumt warden müßt, blot dat hei bi de slichte Kost, de wi kregen, sick nich de paßliche Vülligkeit von so'n Regimentskummandür up de Ribben schaffen kunn. Hei was man hellschen drög; äwer schadt em nich, sülwst bi dese wenigen Mittel wüßte hei dat Militörische, wat in em satt, so herute tau kihren, dat de Schildwachen, wenn hei in sinen grisen Mantäg un 'ne olle Soldatenmütz spazieren gung, ümmer nich recht wüßten, süllen sei't Gewehr antrecken oder nich. Sei hadden't dahn, sei hadden't, der Deuwel hal! dahn, wenn hei sinen gelen Snurrbort noch hatt hadd, de em in gauden Tiden, as hei tau Hall as Füselier sin Johr afdeinte, unner de Näs' dal hung; äwer den hadd em de sel General Graf H. afscheren laten, nich up Staatskosten, ne! up sine eigenen, grad as uns äwrigen all. Denn de sel. Graf dachte so: kannst du de entfamten Bengels nich an Kopp un Kragen kamen, sallst du taum wenigsten mit den Bort vörleiw nemen, un so was denn nu tau de annern Schererien ok noch de Bortschereri kamen; äwer man tweimal up de Woch, weswegen wi fiw Dag' up de Woch as de Stachelswin herümlopen müßten. Keiner von uns argerte sick äwer dese Schurigeli düller as min Kapteihn, wi annern verlüren man blot en beten unbedüdendes Studentenbortwarks un müßten allerdings dortau noch de Kosten dragen; äwer [394] hei verlür einen vullstännig in einjöhrigen Freiwilligendeinst utgebildeten Militörbort, un dat will en ganz Stück mihr beseggen. Hei smet also tau sinen natürlichen Gefangen-Haß noch en separaten Militör-Haß up den General un säd, achtteihnhunnertdrütteihn hadden vele Lüd' in de Grabens rümmer seten, un wat hei noch süs wider för unbedachtsame Anspelungen vörbröchte. Un as hei mal en Breiw von de Kummandantur kreg mit de Upschrift: »An den Demagogen Sch.«, dunn kreg hei den Ossen bi't Hürn tau faten un schrew an den Herrn Kummandanten: hei verbed sick dat; »Demagog'« wir en Schimpwurd, un dat wull hei nich för sin Vull hewwen. Un de General schrew em wedder, hei wir en Demagog', un hei würd em ümmer so nennen; un de Kapteihn antwurt em wedder: hei wir kein Demagog'; un de General schrew taurügg: hei wir doch en Demagog', un so schrewen sei sick 'ne Hand vull Breiw' mit allerlei Andüdungen un Upklärungen, de Kapteihn noch uterdem mit Spitzen, un de General mit Growheiten, bet des' tauletzt sick de ganze Schriweri verbed. Dunn gung min oll gaud Kapteihn an sinen Kuffert un halt en tausamgewickeltes Poppier herute un läd dat up den Disch un set't sick dorvör un folgt dat utenanner un kek lang' dat an, wat dorinne wickelt was, bet de hellen Tranen em in de Ogen stunnen un herinne föllen in den Bort, denn sin Friwilligen-Militör-Bort was in dat Poppier wickelt un lagg vör em up den Disch, un hei hadd trotz sine Kriegsdeinsten en hellisch rührsam Hart behollen. Un ut de Rührsamkeit äwer den Verlust von den horigen Fründ, den hei in betern Tiden, wenn ok nich an't Hart, doch unner de Näs' dragen hadd, kamm hei in helle Wut äwer de Nidertracht, de em irst in Schaden von wegen den Bort un dunn in Schimp von wegen den Demagogen bröcht hadd, un hei swur en sworen Eid, hei wull jede Gelegenheit benutzen un all sine Kraft tausam nemen, dat hei mitdewil wedder wat unner de Näs' un de Herr General wat in de Näs' kreg. Dat Irste gung nu nich so up en Slump, so'n Bort wull Tid hewwen tau wassen, vörnemlich up so'n jung Rad'land, un wenn hei ok mal einen [395] Balbierdag 'ne lütte Schonung glücklich dörchbröcht, dat negste Mal müßt sei doch wedder reglementsmäßig fallen, un hei kunn nich dorför sorgen, dat sin Näs' wedder unnerwarts mit militörische Ihren ümgewen würd, hei müßt sick mit den tweiten Deil von sinen Swur begnäugen, nemlich dat den Herrn General sine Näs' ehr Recht geschach. Hei set'te sick also hen un schrew en dicken Breiw an dat Kammergericht un schickte sinen ganzen schriftlichen Schormützel mit den Herrn General mit in un verlangte stats »Demagog'« den Titel, de em von Rechts wegen taukamm. Richtig! hei set'te dat dörch, den Herrn General würd von babenwarts 'ne lütte nüdliche Pris' in de Näs' rewen, un min gaud Kapteihn kamm dat negste Mal up den Hof sprungen un höll in grote Freuden en Breiw von den Herrn General in de Höcht, worin de em schrew, von jitzt an würd hei sine Breiw' nich mihr an den »Herrn Demagogen Sch.« adressieren, sünnern an den »Herrn politischen Verbrecher Sch.«, wat ogenschinlich en groten Unnerscheid is, denn en politischen Verbreker is vel mihr as en gewöhnlichen Demagog'. – De Kapteihn hadd't dörchset't, nich allein för sick, ne, ok för uns, un wi freuten uns denn sihr tau desen langen Titel un bedankten uns bi den Kapteihn un höllen en langen Rat, wat wi nich dorüm inkamen wullen, dat sei uns ok noch den Titel »geheime politische Verbrecher« verstatten wullen, wil dat wi doch nu ok all Johre lang in't Geheime seten; dor würd äwer nicks mihr ut, denn de Herr General sturw glik nahher.

Dit hadd de Kapteihn richtig dörchset't, äwer sinen Militörbort set'te hei nich dörch, un dit was eigentlich de Grund, weswegen hei sick versetzen let. Dat Klima in M. säd sine Bortkonstitution nich tau.

Ut dese lütte Vertellung kann einer ungefihr utnemen, wat för 'ne Ort Minsch min oll Kapteihn eigentlich was. Von butwennig was hei en statschen Kirl mit gele Hor un en gelen Snurrbort – dat heit jitzt noch nich, ihrst nahsten – vull militörische Anstalten un in 'ne grise Mantel mit säben Kragen; äwer man mager; von binnen was hei en braven Mann, vull [396] Ihr un vull Redlichkeit, mit en gor tau sihr rührsam Hart un mit 'ne Inbillung behaft, de ümmer up jensid von de Festungswäll spazieren gung un dor »die Eine« söchte, de hei sick för't Lewen tauleggen wull, ball was't 'ne Blonde, ball was't 'ne Brune, ball was't 'ne Swarte, sülwst de Roden let hei nich. – Na, wi warden't jo ball seihn.

3. Berlin un de Husvagtei
12. Kapitel
Kapittel 12

Von't Wedderseihn un den Herrn Kriminaldirekter Dambach. 'ne Geschicht, de glik achter't Uphängen kümmt. Worüm mi de Kammergerichtsbad' Heubold as de Düwel un de Schandor Res' as en Gottsengel vörkamm.


Wedderseihn! Wedderseihn! Wer kennt nich dit leiwe, truge Wurd? Wer kennt nich dese handgripliche Gewißheit, von de uns de Hoffnung Johre lang vertellt hett, up de sei uns vertröst't hett? Wer hett nich sine Brud mal wedder seihn, wer nich sine ollen Öllern, wer hett nich sinen Fründ ut jungen Johren (Korl Kräuger, Fritz Peiters) an't Hart drückt? – Un wenn sick't einer ok nich so marken lett, wil dat hei mit de Tid ok oltfränksch worden is – warm ward't em doch üm't Hart, denn de, de em de ollen trugen Gesichter vör de Ogen rückt – uns' Herrgott –, de steiht denn ganz dicht bi em up de Neg' un hett sei noch an sinen Faden: »Süh dor! Freu di!« – Wer hett nich de Städen wedder seihn, wo mal en grotes Glück, en grot Hartled em bedrapen? – Ach, de Städen! – Worüm stigen ut dese Städen, ut Busch un Wald, ut Gras un Blaumen, ut Lauwen un Gräwer so vele stille, schöne Wesen up un lachen uns an un weinen in unsere grisen Hor ehre Tranen, un wi känen sei nich faten un hollen, dat sei uns Antwurd gewen von'tWedderseihn! – Ja, schön is dat Wedderseihn, ok bide Städen; äwer wenn einer up en Flag kümmt, wo sin Hart mal mit Fäuten peddt is, wo nicks, rein gor nicks [398] von Gotts-Segen un Minschenfründlichkeit up em follen is, denn krempt sick sin Hart üm, un denn is dat Wedderseihn Gift, un de Wesen, de dor upstigen, sünd bleike, grise Späukels, de in ehre Hän'n Rad un Galgen dragen un en unverständlich Bauk »Preußisches Landrecht; Titel: Konat des Hochverrats«.

Oh, ick heww di velmals wedderseihn, du olles grises Hus up den Schinkenplatz tau Berlin. Dat letzte Mal was't verleden Sommer, as ut ganz Dütschland de frischen Grisjacken un Windbüxen tau't Turnerfest in Berlin tausamen kemen, as de swart-rod-gollnen Fahnen ut alle Finstern weihten un sülwst de wirklichen Herrn Geheime Räte »Gut Heil« ut dat Finster röpen. – »Kumm mit, Fritz!« röp mi en ollen Fründ an den irsten Dag tau, »wi führen hüt all nah Spandau. De Stadt Spandau spendiert hüt, de Magistrat hett virhunnert Daler tau uns' Bewillkamung utset't.« – »Ick dank velmal!« säd ick, »de Weg von Swartrodgold nah Spandau is mi gaud naug bekannt«, un gung nah Hus un namm mine gaude Fru unner den Arm un säd: »Dat känen wi neger hewwen.« Un ick bröcht sei nah den Schinkenplatz vör dat olle trurige Hus un säd: »Süh, dor hewwen sei mal üm min Lewensglück spelt, un sei hewwen gewunnen.« – Un schreg äwer weihte 'ne swartrodgollene Fahn ut en Finster rut, un ick namm mine leiwe Fru faster in den Arm un säd: »Ick heww't betahlt; mihr as betahlen kann de Minsch nich; ward ok nich von em verlangt.« – Un as sei so fründlich un still tau mi tau Höchten kek, säd ick: »Min leiw Döchting, einer sall Gott för allens danken. Wenn ick hir nich seten hadd, wer weit, wat ick di denn kregen hadd.«

Den annern Dag set'te ick mi up de Iserbahn un führte tau Hus, let Turnerfest Turnerfest sin, dat Wedderseihn hadd mi't Hart ümkrempt.

Äwer mine Geschicht!

De Kapteihn un ick seten also in en Wagen un führten mit twei Schandoren, de Slott un Käden in ehre Patrontaschen as notwennige »Bedürfnisse« för uns mit sick führten, nah – Berlin. [399] Hir kemen wi in de negste Nacht, Klock halw twölwen, bi dat lütte, unschinliche grise Hus up den Schinkenplatz, de Husvagtei, wedder an, von wo wi unsen nigen Lewenslop hadden antreden müßt un wo de Herr Kriminalrat Dambach, uns' würdige Unkel, inwahnen ded, äwer mit en högern Titel, denn hei was sörre de Tid Kriminaldirekter un Husvagt worden, wil em dat so schön gelungen was, ut uns dummen Jungs de swönnsten politischen Verbrekers herute tau unnersäuken, de allseindag' den preußschen Staat un den leiwen Bundesdag bet dicht an den Afgrund bröcht hewwen.

As wi vör de Dör führt wiren un klingelt hadden, kamm de Herr Inspekter mit datsülwige dröge Knakengerüst un densülwigen fettigen Schappelz tau Rum, mit den hei uns vör fiw Johren alle Morgen un Abend de Ihr andahn hadd, sick nah uns ümtauseihn. Hei was sihr in Verlegenheit, wat hei mit uns upstellen süll, wil wi – as hei säd – em nich ordnungsmäßig anmellt wiren un hei kein Lock för uns in de Reih hadd. Wi müßten also ut de bitterliche Küll in de Wachtstuw' herinne un dor in Qualm un Dunst un 'ne Hitt von 22-24 Grad (unnerdem deiht dat kein preußsche Wachtstuw') bet gegen Klock twei sitten. Üm dese Tid kamm de Herr Inspekter taurügg un mellte uns, nun wäre alles fertig, un wi süllen man mitkamen.

As wi äwer den ollen bekannten Hof gungen, wo ick so männigen Tritt liggen hadd, de en vulles Johr hendörch mine ganze Welt utmaken ded, schot mi so allerlei dörch den Sinn, ick müßt stahn bliwen. – Dunnmals un jitzt! – Dunnmals, herute reten ut dat schöne, junge, frische Studentenlewen, üm achter Bleckkasten, Slott un Rigel jeden Sünnenstrahl von Leiw' tau vermissen, üm as 'ne Dreiörgel, de dagdäglich mit twölw Gröschen in Pust un in Gang hollen würd, de Melodie uptauspelen, de de Herr Kriminalrat Dambach vör't hochpreißliche Kammergericht singen wull, dormit dat hei sin beter Furtkamen finnen wull. Hei hadd't dörchset't, hei was up de Kosten von uns, von äwer dusend junge Lüd', de irste Kriminalbeamte in Preußen worden, hei hadd't farig kregen, [400] ut uns, de wi in de unschülligste Uprichtigkeit nich blot säden, wat wi dahn, ne, ok wat wi dacht un wat wi fäuhlt hadden, sick Leddertramen tau sniden, dat hei doran tau sine jitzige höchste Stellung heruppe klattern künn. – Dunnmals! – Wir de Leiw' ok nich begäng', blew de Hoffnung doch bi uns. Hadd hei doch sülwst tau mi seggt – den Herrn Kriminaldirekter mein ick –: »Lassen Sie sich immerhin auf die Festung abführen, Sie müssen entschieden in Ihr Vaterland ausgeliefert werden.« – Un nu? Fiw Johr binah hadd ick seten un keinen Schritt vörwarts!

Den Herrn Kriminaldirekter hadd ick von früher her kennen lihrt, un ick dacht so bi mi: 't is en legen Kirl: ick süll em äwer doch noch beter kennen lihren; hei was nich leg, hei was niderträchtig! De por Dag', de wi ditmal in Berlin blewen, hewwen mi dat utwis't. Na, ick will't vertellen.

De Inspekter bröcht uns in en Gefängnis rin. Merkwürdig! in datsülwige, wo ick früher mal seten hadd. Dor was desülwige Bleckkasten vör't Finster, desülwigen Ritzen in de Wand, up de ick so oft minen Blick richt't hadd, desülwigen Delen, wo ick so oft in unrauhige Qual herümmer gahn was, dor was de Städ' noch, wo ick mi mal heimlich en Keinspohn ut de Delen sneden hadd. Ut desen Keinspohn hadd ick mi 'ne Schriwfedder makt, versteiht sick von sülwst, heimlich! Tau Wihnachten hadd ick en por Walnät kregen, ick hadd de Nätschellen brennt un mi dorut 'ne Ort Tusch makt, mit de hadd ick schrewen, natürlich heimlich! Nicks Böses hadd ick schrewen, nicks, wat gegen de Husordnung was, blot Gedichte – slichte Gedichte, worin de Wut utbrok, worin de ganze Bitterlichkeit von mine Lag' ludhals' schreg, worin ick dat beten Welt in Grus un Mus tausam slagen un mi dennahsten as »Herrgott der zweite« up desen Schutt etablieren wull. Taum Glück för de Welt is dit allens verluren gahn, un taum Glück för mi klingen dese Gedichte in minen Harten nich mihr wedder, sülwst de Fedder, de Keinspohn, mit de ick dit allens schrewen heww, un de ick Johre lang as Andenken uphegt heww, is von Mariken Gramkows in Treptow mal as[401] en gewöhnlichen Spohn taum Anbäuten in en Aben vernutzt worden. – Wenn mi äwer einer mal besäuken süll, denn kann ick em doch wat Schriftlichs ut dese Tid wisen: »Die Tochter Jephthas« von Byron, de ick ut den Gedächtnis dal schrewen heww. – Byron was tau dunnmalen min Mann.

In dit Gefängnis kemen wi in dese bitterkolle Nacht herin. Allens noch as süs, äwer kolt, kolt, bitterkolt! Allens was noch so as süs; äwer up dat Beddgestell hadd en Strohsack legen, de fehlte ditmal. – »Na, Kapteihn, denn helpt dat nich!« – Wi läden uns up de Delen, en Stück Dings unner den Kopp, mit den Mantel taugedeckt, un stats tau slapen, früren wi de Nacht hendörch, denn dat Lock was lang' nich dörchwarmt. Den annern Morgen slot de Inspekter de Dör up un frog recht fründlich, woans wi slapen hadden, wi deden, as wenn wi sine spöttische Reden nich markten, un verlangten för den Fall, dat wi noch 'ne Nacht hir bliwen süllen, en Bedd, taum wenigsten doch en Strohsack. Doräwer, meint bei, künn hei nich bestimmen, hei wull't äwer den Herrn Kriminaldirekter Dambach seggen; im äwrigen hadden wi däglich fiw Sülwergröschen tau verzehren. – Ick antwurt't em, wi wiren doch up de Reis', un unner so'ne Ümstän'n wir dat doch Satz, dat wi twintig Sülwergröschen kregen. – Dat hadd de Herr Kriminaldirekter so bestimmt, säd hei un gung dormit ut de Dör.

As hei weg was, kamm denn de Slüter un frog, wat wi geneiten wullen. Wi wiren dörchfroren bet up de Knaken un lepen in unsen Kasten rümmer as de willen Dir, blot üm warm tau warden; wat was denn nu natürlicher, as dat uns nah 'ne warme Taß Koffe verlangen ded? Also twei Potschonen Koffe! – Wi kregen den Koffe, äwer de Potschon kost'te vir Sülwergröschen, uns blew noch ein Sülwergröschen för den ganzen äwrigen Dag. Wat süllen wi dorför köpen? Natürlich Brod. Also en Brod taum Sülwergröschen för jeden, un wi wiren mit uns' fiw Sülwergröschen dörch.

As wi gegen Abend ok mit uns' drög' Brod dörch wiren un in'n Düstern herümme huckten, kamm de Herr Inspekter wedder, üm uns gaude Nacht tau wünschen. – Dat was denn [402] nu nicks wider as de nichtswürdigste Spott, ick let mi dat äwer nich marken, wo ingrimmig dat in mi towte, un frog em, ob wi denn ok dese Nacht noch ahn Bedd oder Strohsack slapen süllen; wenn uns von wegen de Husvagteiverwaltung kein Lager gewen warden künn, so hadd ick noch 26 Taler un de Kapteihn noch 21 Taler Provatgeld, wat de beiden Schandoren ut M. mitbröcht un hir afliwert hadden, un dorvon künnen jo de Kosten för en Bedd betahlt warden. – De Inspekter makte mi en höflichen Diner un säd, dat wir allens recht gaud, äwer de Herr Kriminaldirekter hadd bestimmt, wi süllen uns irst von uns' fiw Sülwergröschen so vel tausamensporen, dat wi uns en Bedd meiden künnen.

Dat was denn nu doch apenbore Niderträchtigkeit, wenn wi däglich von uns' erbärmlich Traktement einen Sülwergröschen afstödden, denn müßten wi dörtig Dag' up de blanken Delen liggen von des Abends Klock fiwen bet des Morgens Klock achten in Düstern, ihre wi den Daler tausam hadden, den dat Bedd för't Monat kosten ded, müßten Hunger un Kummer liden, un weswegen? Hadden wi up't frisch denn wedder wat verbraken, dat sei so mit uns in't Gericht gahn kunnen? – Ick verlangte denn also den Herrn Kriminaldirekter persönlich tau spreken. – De Antwurd was, de Herr Kriminaldirekter let sick üm dese Tid nich spreken, un dormit würd de Dör wedder tauslaten, un wi legen de Nacht wedder up den Fautboden un früren.

Den annern Morgen datsülwige: wedder warmen Koffe un en Sülwergröschenbrod. – Ick wull nu den Herrn Kriminaldirekter spreken, as Husvagt was dat sine amtliche Schülligkeit, Klagen von de Gefangenen antaunemen, un wi hadden tau klagen. De Antwurd was: de Herr Kriminaldirekter wull uns äwerall gor nich spreken. Ick set'te mi also dal un schrew an em, ick verlangte einen Protokollführer, wil dat ick mi äwer em bi't Kammergericht besweren wull. – Ick kreg kein Antwurd. – Den Abend wedder den fründlichen Gaude-Nacht-Wunsch von den Inspekter un dat harte Lager up de Delen.

[403] De drüdde Morgen kamm un brächte datsülwige, äwer hei bröchte einen Dag, an den ward ick tidlewens denken, denn uter dat anner Ungemack, wat uns all so mör makt hadd, bröchte hei 'ne nige Angst un en niges Elend. Min oll Kapteihn würd krank. 'ne grote Unrauh, 'ne jagige Hast kamm äwer em, hei grep hirhen un dorhen. 'ne Bibel lagg in uns' Gefängnis, hei namm sei, hei les', hei smet sei weg, hei les' wedder, hei smet sei wedder weg un lep in't Gefängnis rümmer, rod, blaudrod in't Gesicht, un smet sick denn wedder up de harten kollen Delen dal. – Ick weit't, hir hett hei den Grund tau en por swere Lungenkrankheiten leggt, de em nahsten in ein Johr up de nige Festung beföllen.

'ne Bibel in en Gefängnis is 'ne schöne, minschenfründliche Sak, un de Mann, de tauirst dorför sorgt hett, hürt tau jenne uterwählten Minschen, de nich allein dat swacke Minschenhart, ne, ok unsern Herrgott sine allbarmherzige Afsichten richtig verstahn hewwen. Männig steinern Hart mag weik worden sin vör Gottswurd; männig Verbreker mag dordörch tau de richtige Insicht un tau Gott kamen sin; äwer wi wiren keine Verbreker, wi wiren Sünner alltaumal, eben so'ne Lumpenhun'n as de, de up ehre twei Beinen fri herümmerlepen, äwer in unsen Fall hadden wi nicks verbraken, un dorin stunnen wi rein vör Gott, un nich uns' Herrgott drop uns hir mit Jammer un Elend, ne! de Niderträchtigkeit von Minschen, de ehr grausam Gelüst an uns utlaten wullen, de nicks mit unsen Herrgott, desto mihr äwer mit den Düwel tau dauhn hadden.

»Lat dat Bauk liggen, Kapteihn, uns' Herrgott drop di nich, sin slichtes Afbild hir up de Ird hett di blot en por Stein in den Weg smeten! Lat dat Bauk liggen, Kapteihn, mak di nich taum Mitschuldigen von de Gotteslästerer, de mautwillig Elend äwer de Lüd' bringen un denn Gottswurd taum Trost dorför henleggen!«

Ick kloppte an de Dör un würd up den Gang herute laten, dor drop ick en ollen Kammergerichtsbaden, de mi ut frühere Tiden bekannt was, Heubold heit de Kirl, hei sall nahsten [404] wegen Unnersleif up de Festung kamen sin, wat ick äwer nich verbürgen kann. Wenn hei dorhen kamen is, denn het't de Hallunk allein all för den Hohn verdeint, den hei mi mit sin grinsiges Gesicht entgegensmet, as ick em frog: »Heubold, wissen Sie nicht, wie lange wir hier noch bleiben müssen?« – Dor stunn hei vör mi mit dat olle, weike, witte, upgedunsene Gesicht, mit dat olle slappe Lachen üm dat breide Mul, mit de olle vossige Perük, un langsam kamm de Antwurd herute: »Sie bleiben immer hier. Glauben Sie, daß der König alle diese großen Gebäude hier leer stehen lassen will? Nein, Sie bleiben hier, und Ihre Kameraden kommen alle nach.«

De Schuft wüßt dat beter: hei wüßt recht gaud, dat wi wider reis'ten, hei wüßt recht gaud, wo elendiglich wi hir hollen würden, hei wüßt recht gaud, wo vull Sorgen uns tau Maud' was; äwer 't kettelte den Hallunken doch, uns ok noch en Fauttritt mit up den Weg tau gewen; einer kunn em de entfahmtigte Lust von't Gesicht herunner lesen, mit de hei sprok: »Nein, Sie bleiben hier.«

Ick kann't un will't nich striden, dat ick mi von de gründliche Gemeinheit von desen Kirl in't Buckshürn jagen let – so'n Gefangen is gor tau zag, un drei Dag' Water un Brod, dat Liggen up den Fautboden un de bittere Küll maken grad ok nich vel Kurasch' – ick glöwte, hei redte de Wohrheit, un ick verfirte mi dägern doräwer, vel mihr as dunnmals, as sei mi min Dodsurtel spraken hadden. Dat was en Ogenblick Sak, un dit was 'ne lange, lange allmähliche Dodquäleri. 't giwwt man wenig Minschen in de Welt, de en Begriff dorvon hewwen, wat dat heit, wenn einer up Staatskosten langsam tau Dod' quält ward. Mäglich was't, de Anfang was jo all makt, un worüm süllen sei de Sak nich wider bedriwen. – Ach! mi was slicht tau Sinn; äwer dat vulle Unglück süll irst losgahn: min olle leiwe Kapteihn hadd de ganze Geschicht mit anhürt, un wat för min 'ne jammervulle Qual was, kunn för em tau en dödlich Gift warden.

As wi wedder inslaten wiren, felen wi uns einanner in de Arm, un lang' mägen wi woll so stahn un Schutz un Trost [405] an einanner söcht hewwen – wo lang', weit ick nich mihr – äwer dat weit ick noch as hüt, dat min oll brav Kapteihn strack un stramm in dat Lock herümmer gung un sine Krankheit äwerwunnen hadd un dat in mi en allmächtigen Trotz upbegehrte: De Düwel müßt mit den Düwel verdrewen warden.

Ick kloppte an de Dör; ick wull en Protokollführer hewwen! Ick wull mi bi't Kammergericht besweren! – Richtig! nah en por Stun'n kamm en Kirl herinne, so'n oll binnen un buten smeriges Worm von Referendorius, von de Ort, de ehr Richterexamen nich farig krigen känen un ehr Lewen lang as Schauhputzer bi de höhern Gerichte vernutzt warden.

»Sie wollen sich beim Kammergericht beschweren?« – »Ja!« – »Am besten wäre es denn wohl, wenn Sie selbst Ihre Beschwerde aufsetzten.« – Ne, säd ick, dat wull ick nich, hei wir dortau set't, un hei müßt dat, hei müßt mi dat ok betügen, dat wi all drei Nacht up de blanken Delen legen un den Dag äwer von Water un Brod lewt hadden. Mit Hängen un Wörgen kamm hei dortau; äwer de Redensorten, de ick äwer den Herrn Kriminaldirekter makte – fin wiren sei just nich –, de wull hei nich in sin Protokoll upnemen.

Natürlich müßten wi dese Nacht noch wedder up den Fautboden slapen; wi legen tausam, min oll brav Kapteihn lagg in minen, ick in sinen Arm; dat Unglück smedt de Minschen hellschen dicht tausam.

Den annern, den virten Morgen ümmer datsülwige! Min oll Kapteihn blew still up sin hart Lager liggen, ick gung up un dal un stellt mi endlich vör den Bleckkasten hen, wo de grage Wintermorgen twei Hän'n breit von baben herinne sach. – Leiwer Gott! un hir noch fiwuntwintig Johr!

Min oll Kapteihn was upstahn, hei grep wedder nah dat Bibelbauk. »Lat dat Bauk liggen, Kapteihn! Uns' Herrgott helpt blot den, de sick sülwen helpt. – Wi will'n uns wehren, Kapteihn!«

Ach, du leiwer Gott! Wi stunnen tausamen in en halwdüster [406] Lock, inslaten, nicks up un nicks in den Liw', un wullen uns gegen de Welt wehren!

Mäglich, dat mi einer von de sogenannten Framen deswegen verachten deiht, dat ick dat Bibelbauk taurügg smeten heww, ick kann ehr äwer de Versicherung gewen, dat en helles, frisches Gottvertruen ahn Bibelbauk un Beden äwer mi kamen was, un taum Pris un Ruhm von unsen Herrgott will ick't hir seggen: »Dat hett mi nich bedragen!«

De Dör würd upslaten, un in de Dör stunn de Schandor Res', de mi vör fiw Johren so oft taum Verhür bi den Herrn Kriminalrat bröcht hadd. Hei was en ollen, langen, drögen Mann, sin Gesicht was von Pockennoren terreten un von Sommersprutten bemalt, en kümmerlich gris' Hor hung em von baben dal, un ut jeden Näs'lock hung em »Friedrich Wilhelm der Dritte« as en grises Talglicht herute – hübsch was hei nich, äwer dennoch! – wenn mi einmal uns' Herrgott in mine Dodsstun'n en Erlösungsengel schicken will, denn sall hei mi den ollen Schandoren Res' schicken.

Dor stunn hei in de Dör in sine königlich preußsche Engelsuneform un röp herinne in uns' Jammerlock: »Meine Herren, machen Sie sich bereit; in einer halben Stunde reisen wir.«

Ach, Kapteihn! Charles douze! Wat was't för 'ne Freud! – Weg! – Weg! – Wohen? – Wi wüßten't nich; äwer man weg! – Weg von den Kirl, de uns up Lewenstiden unglücklich makt hadd! Weg von den Kirl, de sine Freud doran hatt hadd, uns ahn Ursak bet up't Blaud tau quälen!

Äwer, ward männigein seggen, dat hewwen doch anner un vel beter Lüd' noch düller uthollen müßt. – Denkt doch an de Landwehren von achtteihnhunnertdrütteihn! – Ja, 't is wohr, äwer de Lüd' hewwen nich blot leden, sei hewwen ok wat dahn. Un dat is de Sak! – Wi jungen Lüd', in de jede Atentog von Dauhn un Wirken redte, wi süllen blot von Liden un von Dulden reden; wi süllen uns von so'n Graf H. un en Kriminaldirekter Dambach nah Gefallen tau Water riden laten?

Ja, Schandor Res' un uns' Herrgott erlösten uns dunnmals [407] ut unsere Qual, un ick will den Herrn Kriminaldirekter Dambach dat nich anreken, eben so as ick äwer sine annern Quälerien, de hei in den Unnersäukungsarrest gegen mi utäuwt hett, ok en dicken Strich maken will; äwer in eine Hinsicht sall hei mi Red' stahn – hei is all dod, up dese Ird kann hei't nich mihr – äwer up Jensid sall hei sick verantwurten, worüm hei minen ollen Vader, de grad in desen Dagen in sine hartliche Leiw' för sinen einzigsten Sähn nah Berlin kamen was, üm wat för sin Frikamen tau dauhn – worüm hei minen ollen Vader de twintig Schritt tau min Gefängnis nich wis't hett, dat de Sähn doch an Vaders Bost sick mal utweinen künn. – Dorför sallst du mi Red' stahn!

13. Kapitel
Kapittel 13

Woans de Schandor Prütz sick as 'ne Mutter för uns utwisen ded un Vatter Res' as en Vader. Up wecker Ort wi tau en Frühstück un de Schandoren tau en Middageten kemen. Ick begah en niderträchtigen Streich, indem dat ick anfang', Quittungen tau schriwen un Vatter Resen antauführen. Worüm wi binah in't Water un nahsten in en pol'sches Wirtshus rinne föllen.


»Meine Herren, machen Sie sich bereit; in einer halben Stunde reisen wir.« – Je, wat was dor grot bereit tau maken? Uns' Kufferts wiren packt, de Mäntel legen noch von dat Taudecken äwer Nacht up de Delen, un Afschid brukten wi – Gott sei Dank! – nahrends tau nemen; de Kapteihn namm also blot sin grotes Burken mit de Karnallenvägelheck unner'n Arm, de hei mit up Reisen namm, un de hei bi de Küll ümmer sorglicher mit sinen Grisen taudeckt hadd, as sin eigen arm Knei- un Beinwarks. – Wat satt sin oll lütt Volk dor plustrig! Keinen Ton hadd't wilen de ganze Tid taum besten gewen. – Ick söcht uns' Pipengeschirr ut de vir Ecken tausam, stek dat halwe anbraken Pund Toback in de Tasch – un nu kann't losgahn, Schandor Res'! – Äwer Res' kamm nich.

Wenn einer up en Wagen luren möt, dat hei girn nah en anner Flag henkamen müggt, so is dat all 'ne häßliche Unrauh; [408] äwer vel düller is't, wenn einer luren möt, dat hei man von en Flag wegkamen müggt.

Na, 't müßt jo doch ok en En'n nemen, un 't namm jo ok en En'n. Schandor Res' kamm mit en annern Kammeraden – hei heit Prütz un was en lütten, frischen, fründlichen Kirl – un halte uns af; uns' Saken würden upladen, wi ok, un nu för ümmer adjüs, Husvagtei! Ick heww di woll von buten wedder seihn, äwer nah din Binnensid verlangt mi nich wedder!

't was mitdewil Däuweder worden, 't hadd twei Dag' regent, un de Snei was weg; de irste leiwe Frühjohrssünn schinte hell up de düstere Ird un hell in uns' düster Hart, un wenn sei ok noch nich warmen kunn, denn versprok sei dat doch, un sei hett ehr Wurd hollen: de slimmsten Tiden legen achter mi, un von nu an sull't beter warden. – De Kapteihn slog de Slipp von sinen Grisen von dat Burken taurügg un set'te sine Vägel in de Sünn, un ut de ollen plustrigen Dinger würden lütte, schöne, glatte Vägel, de lustig hen- un hersprungen un pipten, wenn 's ok grad noch nich sungen.

Ach, wat was dat anners worden sörre 'ne Stun'n! Min oll Kapteihn was ebenso updäut as ick; oll Vatter Res' vertellte Geschichten von den Unnersäukungsarrest her un röp uns de ollen Frün'n in't Gedächtnis; de lütt Prütz sorgte as 'ne Mutter för uns: »Täuwen S', hir 's noch 'ne Deck, de will'n wi uns äwr'e Fäut leggen. – Steken S' Ehr Beinen doch hir dörch, den sitten Sei bequemer.« – Un allens wir gaud west, wenn mi nich twei Ding' in den Magen legen hadden, irstens de Ungewißheit, wo wi henkemen, un tweitens en ganz entfahmtigen Hunger. – Äwer ok hirför süll Rat warden.

As wi en En'nlang führt wiren, kamm mi de Gegend so bekannt vör, ick was de Strat all einmal führt, un sei gung nah Osten. – »Mein Gott«, säd ick, »dit geiht jo woll nah M .... barg hentau?« – »Jawoll«, säd Res', »un dor maken wi Middag.« – »Un nahsten?« frog ick wider. – »Oh, denn geiht't ümmer so wider nah Gr. hentau«, säd Vatter Res' in sine unschüllige Gaudmäudigkeit, denn ick glöw noch hüt, dat hei dor hellschen unverwohrs mit rute kamm, denn Vatter Res' [409] was man en beten düsig. – Mit de Ungewißheit was dat nu vörbi, äwer den Barg wiren wi glücklich räwer, un wat achter den Barg lagg, dat süll uns för't irste noch nich kümmern. – Äwer mit den Hunger. – Na, dat süll sick ok stüren.

As wi en twei Milen müggten führt sin, namm de lütt Schandor Prütz, de mi genäwer satt, sinen Schacko af – denn dunn hadden sei noch keine Helms – un snerte dat Unnerfutter up un halte en blagwörpelten Snuwdauk herute. – Na, ick denk, hei will sick de Näs' snuwen, aber dat kamm anners as mit de sel. Fru. – Hei halte ut den Snuwdauk en Stück gekaktes Kalwfleisch rute un ut de Tasch en schönen Knaggen Brod un en Metz un fung an, recht nührig tau frühstücken. As Vatter Res' dit sach, namm hei ok sinen Furaschkasten von den Kopp un läd sick ok dwaslings vör sine Gottsgaw', un dor seten sei nu vör uns un eten as de Engel in'n Himmel, un de Kapteihn un ick segen andächtig tau.

Unsere Andacht müggt äwerst woll en beten tau utdrücklich warden un sick up uns' Gesicht afmalen, genaug, Prütz markte Müs' un säd, sin Snuwdauk wir ganz rein, un wenn wi Apptit hadden ... un Vatter Res' verswur sick, sine Wust wir von den rendlichsten Slachter in ganz Berlin, hei höll dorup un ok sine leiwe Fru, un wenn wi Lust hadden ... – un somit würd dat Dammastgedeck von blagwörpelten Snuwdauk äwer de acht Knei deckt, un de Wust gung in de Run'n, un dat Kalwfleisch un de Metzers gungen ümschichtig, un tauletzt eten de Kapteihn un ick noch as de Engel in'n Himmel, un Prütz un Res' segen andächtig tau.

Sörredem ward mi ümmer ungeheuer dankbar tau Sinn, wenn ick en preußschen Schandoren un en blagwörpelt Snuwdauk tau seihn krig'. De Schandoren möt ik nemen, as sei kamen; äwer von de blagwörpelten Snuwdäuker heww ick mi en por anschafft, nich tau den gewöhnlichen Gebruk, ne, as Dischdäuker, un de warden denn blot updeckt, wenn ick en beten wat Besonners heww, as en rechten fetten Kalwsbraden un 'ne schöne meckelnbörgsche Mettwust, un denn frag' ick mi ümmer: »Je, smeckt di dat woll so as dunn?«, un ümmer is [410] de Antwurd: »Ne, Prützen sin utkaktes Kalwfleisch un Resen sin Slackwust, dat was doch en annern Snack.«

Äwer lang' höll dat nich vör, wi wiren tau sihr uttehrt, un as wi gegen hentau tweien nah M .... barg kemen, was dor 'ne grote Tafel deckt för de Postgäst mit witt Linnen, nich mit blagwörpelt. Sörre en Johr hadd ick nich an en Disch mit witt Linnen eten, un't kamm mi gefährlich apptitlich vör; wi hadden in M. ok alle Middag updeckt, äwer man mit gris' Löschpoppier, dat de blank Disch nich smerig warden süll, un nu ordentlich mit witt Linn'n! – »Vir Potschonen!« säd ick tau en jung' Mäten, de dor stunn un ehr Mulapen verköfft un uns ankek, as wiren wi Apen un Boren, de för Geld in'n Lan'n rümmerledd't würden – »Ne«, säd Vatter Res' »man twei Potschonen! Prütz un ick hewwen all eten, wi eten nich mit.« – »Na, dat wir nett! – Ne, dat Brüden geiht üm, seggt Trohls. – So du mi, so ick di; hewwen wi Sei dat Frühstück verzehren helpen müßt, sälen Sei uns bi't Middag bistahn.« – »Ja, dat is all recht schön; dat Geld langt man nich. Sei hewwen tausam en Daler un acht Gröschen tau verzehren, un wenn wi dat hir verputzen, denn hewwen Sei up de Nacht nicks. Wi führen de Nacht dörch, un de Nacht is lang.« – »Herr Res', wi hewwen jo uns' Provatgeld noch.« – »Je, dat Provatgeld ...« – Äwer hei würd mit sine Inwendungen nich mihr prat, de vir Potschonen Supp wiren bröcht, de lütt Prütz set'te sick dal: »Na, denn helpt dat nich!« Wi seten ok all, un Vatter Res' wull de Supp doch nich kolt warden laten, hei set'te sick also ok dor achter. – »Oh, bringen Sei doch 'ne Buddel Win!« röp ick. – »Um Gottes willen, wi kamen jo hir all in Schulden!« röp Vatter Res'. – »Laten Sei dat man, wi hewwen jo dat Provatgeld noch!« – »Ach, du leiwer Gott! Dat is jo äwerst insigelt, un dat möt ick jo an de Kummandantur tau Gr. afliwern.« – »Laten Sei man, dat treckt sick all nah'n Liw', as de Snider seggt.« – De Win, de kamm, wi drunken, un Vatter Res' drunk mit. – »Oh, min Kind, noch 'ne Buddel; äwer en beten betern!« – »Herr du meines Lewens! Dit geiht jo doch allmeindag' nich!« – »Vatter Res', wi hewwen jo dat[411] Provatgeld noch.« – Un wi drunken noch ein un noch ein, un as up jedwereinen en Vagel kamen was, dunn säd ick tau den Ollen: »So, Vatter Res', nu maken S' mal min Schatzkästlein up un halen S' mal en Teihndalerschin herute, un Sei, min Döchting, bringen S' mal Dint un Fedder her«; set'te mi dal un schrew den ollen Herrn Res' 'ne schöne Quittung, worin stunn, dat hei teihn Daler von min Provatgeld in minen Nutzen verutgawt hadd, un betahlte de Reknung un stek dat Geld, wat ick wedder rut kreg, in mine eigene Tasch, denn wat süll Res' sick dor noch vel mit dragen. Un wil ick nu just bi't Schriwen was, schrew ick noch en Breiw an minen Fründ Gr. in M., worin ick em meldte, dat ick min Teikenbrett dor vergeten hadd, dat süll hei an sick nemen. – Nu paßte äwer Vatter Res' eklig up un frog, wat ick dor schriwen ded. – »En Breiw«, säd ick. – Dat kunn hei nich liden, säd hei. – Je, ick hadd in M. wat vergeten. – Dat wir em ganz egal, un hei led't nich. – Hei süll den Breiw doch sülwst lesen. – Dat wir em ganz egal, hei led't nich. – Na, säd ick tauletzt, denn süll hei sick sülwst hensetten un süll de Upschrift sülwst »an de Kummandantur in M.« maken, denn kem de Breiw doch gewiß in unverdächtige Hän'n – un Vatter Res' ded't. – Vatter Res', Vatter Res', dor heww ick di schön anführt!

Ick hadd mi nämlich mit minen Fründ Gr. verafredt, wenn ick ein schrew, dat ick en Por Strümp vergeten hadd, denn güng't mit uns nah Pillau, un en Bauk süll Glatz bedüden un en Hemd Kolbarg un en Teikenbrett Gr., dat sei doch wüßten, wo wi henkamen wiren un wohen sei uns wohrschinlich nahfolgen würden. Un dit slog mi richtig in, un nah en beten seten wi up den Wagen un führten in den Abend herin, un seindag' mag woll keine Schandoren- un Verbrekergesellschaft so lustig in den preußschen Stat herümmerkutschiert sin as wi; blot dat Vatter Res' bi jeden Schossestein utröp: »Na, Sei warden uns doch in kein Ungelegenheiten bringen?!« – Dor dachten wi gor nich an, wi wiren tau froh, dat wi vergnäugt wiren; äwerst dat Quittungschriwen [412] hadd uns doch sihr gefollen, dat set'ten wi nah, un as Vatter Res' nahsten in Gr. uns' Provatgeld afliwern süll, dunn hadd hei nicks as Quittungen. – Na, 't was jo ganz einerlei, ob hei't hadd, oder ob wi't hadden: Ei is en Ei, säd de Köster, hei langt äwer nah't Gaus'ei.

So kemen wi denn nah twei Dag' un twei Nacht gegen Gr. ranne, äwer tüschen uns un unse nige Festung gung en groten Strom, un de höll nich un brök nich un was up de beiden Siden all updäut, blot in de Midd stunn dat Is noch; dor süllen wi räwer. – »Vatter Res'«, säd ick, »in de Gefohr gew ick mi nich; de preußsche Staat kann von mi as Utlänner nich verlangen, dat ick en groten Heldenmaut upwenn, blot üm en por Dag' ihre wedder up ein von sine Festungen tau kamen; mit den Kapteihn is dat anners, hei is en Landskind, un hei will jo abslut ok räwer. Ick will Sei en Vörslag maken, gahn Sei mit den Kapteihn äwer dat Is, ick will mit Prützen hir up dese Sid in den Gasthof so lang liggen bliwen, bet dat Water fri is.«

So uneben was min Vörslag grad nich, un Prütz hadd ok Lust dortau, un wer weit, wat ick dormit nich dörchkamen wir, hadd ick mi Vatter Resen för den Gasthof wählt; denn hei stunn dor un kratzte sick den Kopp un säd: slimm wir't, un hei hadd ok von lütt up en groten Grugel vör't Water hatt, äwer wat sin müßt, müßt sin, un räwer müßten wi. Un so hülp dat denn nich; as sei all gegen mi wiren, müßt ick mit un müßt min jung' Lewen wagen as en Stint, un de Fohrt gang los.

Des Morgens gegen Klock achten würden wi mit de beiden Schandoren un uns' Saken in 'ne Boot laden, un sös Schappelzen, in de sös Pollacken seten, flötterten uns dörch dat frie Water, wat 'ne virtel Mil lang de Wischen äwerswemmt hadd, bet an dat Is ranne. Dor müßten wi utstigen, de beiden Schandoren nemen ehr Gewehr in den Arm, de Kapteihn namm dat Vagelburken un ick uns' Pipengedriw', un so gung't ümmer bet an de Enkel in't Water räwer äwer dat Is, un von baben fuchte uns uns' Herrgott mit en sachten Fisselregen [413] an; de sös Schappelzen gungen in de Folg un treckten uns' Saken up en Sleden nah. – De Uptog was nich slicht, äwer dor fehlte kein Timmermannshor an, denn wir de ganze Uptog mit Schandoren un Vagelburken un all de schönen Pipen för ümmer fläuten gahn, un nicks wir äwrig blewen, wat dorvon Nahricht gewen kunn, as mäglicherwis' de sös Schappelzen.

Wi müggten woll dreivirtel räwer sin, as up jensid en Raupen würd un en Winken mit Däuker un Dinger, un as wi uns doräwer verstutzen deden, dunn segen wi denn ok, dat wi up den besten Weg wiren, in dat blanke Water rinne tau lopen, denn wer Deuwel kann dor nipp seihn, wenn einer dörch fauthoges Water waden möt un de Regen einen in't Gesicht sleiht. Vatter Res' kommandierte denn ok glik: »Kehrt!«, un nah 'ne Wil kemen wi denn ok mit nauer Not tüschen de velen Löcker dörch, de sick de Strom all dörch dat Is freten hadd, bet an en Flag, wo sei Bred' leggt hadden, un von dor up 'ne Ort Lopplank, de bet an't Äuwer upricht't was.

Dormit was denn nu dese ekliche Geschicht verwunnen; äwer nu süll ein kamen, de was noch en ganz Deil eklichter, un dat was en pol'sches Wirtshus.

Wi müßten in dat Fährhus rinne. Dor hadd nu de ganze Nacht de Tranlamp brennt, un in den dicken Dunst streden sick nu Hiring, ollen Kes' un Fuselbramwin, wer am düllsten stinken wull; middwarts von de Stuw' stunn en Aben mit gräune Kacheln, so grot as bi uns en Backaben, un üm em rümmer lep 'ne Bänk, dor legen drei Bootsknecht up un slepen as de Rotten, un baben up den Aben legen säben Schappelzen taum Drögen.

As wi de Dör upmakten, stunn uns de Aten still, un wi zupften beid taurügg; äwer Vatter Resen sine Näs' was all in de verschidentlichen Wachtstuwen up so wat inäuwt, hei meinte, wenn't ok grad nich nah Mäsch rüken ded, denn wir't doch warm, un 't wir ok dröger as buten in'n Regen. Dat hülp also nich, wi müßten dor mit herin un süllen dor nu [414] so lang sitten, bet Prütz en Wagen besorgt hadd. – Dat wohrte äwer nich lang', dunn kihrte sick bi mi in'n Liw' allens üm un dümm, ick müßt herute, un de Kapteihn kamm mi nah, un ok de oll Herr müßt uns folgen. Äwer wir dat nu, dat hei sick tau gaude Letzt noch en beten in de Bost smiten wull, oder frür em würklich so, kortüm, hei verlangte von uns, wi süllen uns wedder, stats mit frische Luft, mit Kes' un Hiring un Tran begnäugen. Tauletzt un tauletzt, nah velen Prekademen gaww hei nah, dat wi up de Del bestahn blewen, bet Prütz kamm.

Na, de kamm jo denn nu ok, wi set'ten uns up den Wagen un führten up de Festung.

4. De Festung Gr.
14. Kapitel
Kapittel 14

Worüm de Herr General von T. nich för Fickfackerien is, un wörum hei uns en Abendbrod schickt. Wat en studierten Philosoph för en Jammer in de Fomilien un en unstudierten Balbierer för en Elend bi Prüken anrichten kann, un wo't nu nahgrad' mit den Kapteihn sinen Bort en gesegenten Anfang nimmt. Ganz tauletzt: Herr Bartels.


Wenn en Minsch blot von unsen Herrgott afhängt un von dat, wat de em schickt, denn möt hei sick bescheiden, wat em drapen deiht, un wenn hei en framen Sinn hett, denn ward hei seggen möten: wat de mi schickt, dat is gaud. Anners is't äwer, wenn Glück un Unglück von einen Minschen in de Hand von einenannern Minschen leggt is. In so en Fall äwerkümmt einen en bang Gefäuhl, denn jedwerein weit ut sinen eigen Verstand un ut sin eigen Gewissen, wo swack dat mit menschliche Insichten un mit menschliche Gaudheit bestellt is. – Nu lagg wedder unsere ganze Taukunft in de Hand von einen einzigen Mann, von den Kummandanten von Gr., un wotau dat führen kann, wiren wi bi'n Grafen H. tau M. all wohr worden.

De Festung liggt en En'nlang afsid von de Stadt up en Äuwer an den Strom, un ehre Muren un Wäll segen von butwennig ebenso trostlos un langwilig ut as all de annern, wenigstens in de Ogen von en Gefangenen; ehre Durweg wiren ebenso düster, un ehre Togbrüggen rummelten ebenso holl, as wi doräwer führten, äwer von inwennigtau kreg dat doch en anner Anseihn. Frilich wiren dor ok ringsum luter Kasematten, [416] un de kennte ick all von S. her, äwer sei wiren sauber afputzt, un von buten leten sei recht schön, un denn gung dörch de ganze Festung 'ne Reih Hüser entlang, so dat einer seihn kunn, dat hir ok anner Lüd' wahnen deden, as blot Soldaten un Gefangen, un ok Alleen wiren dor von Linden un von Pöppeln; kort, de irste Anblick was nich slicht, as Adam säd, as hei Eva tau seihn kreg.

Vör dat grötste von de Hüser führten wi vör, dat was de Kummandantur, un as wi afstegen wiren, gung Vatter Res' mit uns' Poppieren tau den General von T. herinne, un wi lurten up den Vörsal. – Na en beten gung de Dör up, un de General kamm herute, en groten, statschen Mann mit en slohwitten Snurrbort un slohwittes Hor – nahsten säden sei, dat wir man 'ne Prük, äwer de Prük, de kledt em mal! –, un säd tau uns mit 'ne dütliche westfälsche Utred': »Ich seh' aus Ihren Papieren, daß Sie ordentliche Leute sind, und Sie sollen's hier auch gut haben, denn meine Sache ist es nicht, Leute, die im Unglück sind, noch mehr hinunterzutreten. Sie sind von Ihren Kameraden, die mir angemeldet sind, hier zuerst angekommen, ich will Ihnen deshalb die Erlaubnis geben, von den Kasematten, die für Sie bestimmt sind, sich die auszusuchen, die Ihnen am besten scheint. Haben Sie aber eine gewählt, denn müssen Sie sie auch behalten; denn für Fickfackereien bin ich nicht.« Dat wiren – ick weit't noch ganz genau – sine eigenen Würd'.

Wi bedankten uns un wullen gahn, dunn röp hei uns noch mal taurügg un säd: »Und denn ist hier noch einer von Ihren Kameraden, er heißt ›Schr.‹ – Sie mögen ihn wohl kennen –, der hat hier den dummen Streich gemacht, daß er sich mit einem Mädchen verlobt hat – ein ordentlich Mädchen und ordentlich verlobt –, dem habe ich die Erlaubnis gegeben, daß ihn seine Braut und deren Bruder wöchentlich dreimal besuchen kann; darauf werden Sie sich nicht berufen, denn die Erlaubnis kann ich Ihnen nicht geben.« – Wi säden denn, up so'ne Saken wullen wi uns nich inlaten, un för unserntwegen künn Schr. sogar ümmer frigen, wenn't de Herr General [417] för gaud inseihn ded. – »Solche Antwort habe ich von Ihnen erwartet«, säd hei, un wi gungen.

Hei hadd uns den Kummandanturschriwer mitgewen, dat de uns Bescheid wisen süll; de ded dat ok, un nu hadden wi tau wählen. Taum Glücken wüßt ick mit den Krempel all Bescheid, ick hadd all jahrelang in Kasematten seten; »Kapteihn«, säd ick, »wi nemen ein in't tweite Stock, 't süht frilich gruglich ut, as wenn einer in en groten Reis'kuffert inspunnt is, von wegen dat runne Gewölw baben; äwer't is ümmer beter, wenn einer anner Lüd' up den Kopp peddt, as wenn hei sick sülwen up den Kopp pedden laten sall, denn tüschen de beiden Stockwark sünd keine Windelbähns, blot Bred', un in den Frühjohr, in den irsten Andäu, denn fangen de ollen Dinger an tau lecken, un de Wän'n, de driwen, un de unnen wahnt, kriggt allens duwwelt.«

Wi wählten uns also dat tweite Stock von 'ne Kasematt; de Kummandanturschriwer sorgte för 'ne Upwohrfru, de sorgte för en Bedd, uns' Saken würden ruppe bröcht, un Vatter Res' un Prütz säden adjü! – Wo't woll mit Vatter Resen sine velen, schönen Quittungen aflopen was? – Ick frog den Kummandanturschriwer dornah, un de säd mi: »Um so etwas bekümmert der General sich nicht, das ist Sache des Platzmajors, und der wird morgen wohl zu Ihnen kommen und mit Ihnen darüber verhandeln.« – De Mann was en beten niglich, einer kunn em dat anmarken, denn hei blew tau lang' bi uns, ahn dat hei dor wat tau dauhn hadd; na, ick was ok niglich un frog em denn also, woans dat Schr. hir güng, ick kennte em all von Jena her un von den Unnersäukungsarrest. De Antwurd was: »Sehr gut!« – Ein Wurd gaww dat anner, un hei verteilte denn tauletzt, as Schr. hier ankamen was un de General sinen Namen lesen hadd, hadd hei em fragt, wer sin Vader wir. – Dat wir de Regimentsarzt Schr. tau Gl. – Dunn hadd de olle brave General de Hän'n tausam slagen un hadd utraupen: »Und den Sohn des Mannes, der mir bei Waterloo das Leben gerettet hat, soll ich hier mit solcher Strenge behandeln!« – Hei hadd't äwerst intaurichten[418] wüßt, un Schr. hadd't gaud hatt, hadd äwer vel dumm Tüg bedrewen.

Je, so geiht dat in de Welt, dese Burs hadd dat gaud hatt, wil dat annere un betere Lüd' bitter leden un weck von ehr gänzlich tau Grun'n gahn wiren. Hei was in unsere Verbindung in Jena west, un dörch sin grotes Mul hadd hei dor de irste Vigelin mitspelt, äwer as de Sak taum Klappen kamm, as em Unkel Dambach de Klemm upsetten ded un as em Unkel Dambach üm den Bort gung un em vörpredigte, hei wir »ein philosophischer Kopf, er könnte das Objekt der Untersuchung in seiner ganzen Totalität umfassen und übersehen«, dunn kamm de erbärmlichste Eitelkeit un de jämmerlichste Swäcklichkeit bi em tau Rum, un hei gestunn nich blot – dat hewwen wi annern all dahn –, ne, hei fung an tau denunzieren un wull sick leiw Kind maken un let sick bi Nacht un bi Dag' bi den Herrn Kriminalrat mellen, wenn em so'n arme Paster in Sachsen oder so'n arme Doktor in Schlesingen ut olle Tiden inföll, de ok einmal »Burschenschaft« spelt hadd un nu mit Fru un Kinner dor set, dormit dat sei doch ok dat Vergnäugen hadden, sin vergritztes Angesicht bi 'ne Konfrontation mal wedder tau seihn. – Un de Knaw hadd dat hir gaud hatt! – De Herr Kriminalrat Dambach kunn ok dankbor sin, denn hei hadd em nah 'ne Festung set't, wo hei allein was un wi annern em de Höll nich heit maken kunnen, un nu hadd de Taufall mit den ollen General noch en äwriges dahn. Wildeß, dat wi knapp unner'n anner spreken dürwten, hadd hei mit gebildte Lüd' ümgahn dürwt un hadd 'ne Brud up den Schoot un herzte un küßte sick dormit, un de armen Frugens un Kinner von de Lüd', de hei angewen hadd, hadden wildeß in Jammer de Arm nah den Mann un den Vader utreckt. – So geiht't in de Welt.

Hieräwer redten wi, de Kapteihn un ick, as de Kummandanturschriwer gahn was, un ick was vör allen up em falsch, denn mi hadd hei ok ümmer unnödige Wis' in sine friwilligen Bichten mit herinne fligt, un glik den irsten Dag hadd hei mi verraden un hadd anzeigt, dat ick em en Erkennungsteiken [419] makt hadd, äwer't was jo nu all so lang' her, allentwegen, wo wi west wiren, hadden wi unner enanner in Freden lewt, wat süllen wi hir olle Geschichten uprühren? Un de Kapteihn un ick besloten, wi wullen mit em in Freden lewen, un dat, meinten wi, süll uns so swor nich warden, denn wi süllen man in de Fristun'n mit em tausam kamen, wil dat hei up dat anner En'n von de Festung wahnen ded; äwer hei makte uns hir ok so velen Spermang, dat ut de gaude Afsicht nich recht wat würd.

As dat Abend was, let de wachthabend Unteroffzierer den General sinen Bedeinter bi uns rin, un de bröcht uns en Korw: 'ne Empfehlung von den Herrn General, un hei schickte uns hir en beten taum Abendbrod, denn wi wiren woll nich vüllig inricht't. – Dat kamm uns schön tau Paß, un ut de brunen Bradtüften un dat heite Eierbir keken allerlei schöne Hoffnungen för de Taukunft herute, un die Kapteihn säd: »Charles, ick glöw, wi sünd hir beter dran as bi den seligen Grafen.« – »Ick glöw ok, Kapteihn, äwer nu will'n wi tau Bedd gahn, ik bün hundsföttchen mäud'. Äwer noch eins! Wenn du tau Bedd geihst, denn darwst du nich steidel herinne stigen, du möst di up de Beddlad setten un ganz dukerig rinne krupen, süs wardst du di an dat olle Tunnengewölw häßlich den Kopp stöten. Süh! so makt em dat in de Kasematten.« Ick krop herin, un hei pusselt un kramt dor noch wat, un as ick all binah inslapen was – bautz! knallte dor wat up de ollen Breddelen dal. Min oll Kapteihn hadd mine Warnung vergeten, was mit den Kopp gegen den Swibbagen rönnt un nu rügglings ut dat Bedd rute schaten. Ja, ehre Unbequemlichkeiten hewwen de ollen Kasematten ok.

Den annern Morgen kamm de Platzmajur tau uns, hei was en ollen gaudmäudigen Drähnbartel un vertellte sick mit uns von allerlei, blot nich von Schandor Resen sine Quittungen, un as hei uns unsere königlich preußschen Staats-Traktementen mit fiw Sülwergröschen däglich blank un bor up den Disch tellen ded, dunn segen wi, dat wi von jitzt an wollhabende Lüd' warden süllen, de bi passende Gelegenheit doch ok mal [420] in de Taschen rümklimpern kunnen. – Nu müßten wi tau den General, müßten uns äwer vörher doch balbieren laten, denn de Bort stunn uns as de Hekeltinnen in't Gesicht. En studierten Balbierer kunn sick up de Festung nich hollen, 't was also en Soldat, de dat Horsniden un Balbieren bedrew, wenn hei just kein Holt tau hau'n hadd. Sei säden all, hei hadd keine lichte Hand, un dat heww ick ok spört, un dortau hadd hei blot en Sößlingsmetz; un dat hadd em just den Damp nich dahn, de arm Schelm hadd äwerst dat Unglück hatt un hadd den General sine schöne Prück för natürlich Hor anseihn, un as hei em de por würkliche Locken ut den Nacken hadd sniden süllt, hadd hei sine Sak recht gaud maken wullt un hadd em de schöne Prück hinnenwarts ganz kahl scheert. Dorüm was hei denn nu bi allen un jeden in en recht leges Verhältnis geraden, un ahn grote Not let sick keiner von em sniden un scheeren. – Na, wi wiren in grote Not, un ick set'te mi also dal; äwer so lang, as ick bi dit Geschäft worden bün, bün ick vördem un sörredem meindag' nich west, un lütt Lüd' süllen sick ümmer von en preuß'schen Füselier un mit en Sößlingsmetz balbieren laten. – Nah mi kamm de Kapteihn, hei höll ok drist ut; äwer as em de Kirl den Snurrbort insmeren wull – denn hei balbierte nich in'n ganzen, blot stückwis' –, dunn säd de Kapteihn: Holt! dat wir sine Sak, hei hadd sine Schonung nu äwer 'ne Woch glücklich dörchbröcht, ut den gräwsten wir sei nu, un hadd hei de Last dorvon hatt, wull hei nu ok sin Vergnäugen doran hewwen. Un sörredem hett hei ok sin Vergnäugen doran hatt, un so'n Bort, as hei sick anbändigen ded, heww ick meindag' nich wedder tau seihn kregen. Hei krüs'te em nich, klisterte em nich, hei smerte em nich, ne! hei treckte em ganz einfach as an 'ne Spaljeh blot nah unnenwarts, stats süs nah babenwarts, un gel un unschüllig hung hei em äwer sine beiden Lippen dal, as en niges Strohdack äwer de beiden halwen Dören von en Katen, in den Taufredenheit un Gaudhartigkeit wahnen. – Ick heww mi nahsten ok wat wassen laten; äwer't würd ok dornah.

[421] Wi kemen tau den General; hei stellte uns einen Herrn vör, de süll up uns uppassen un süll uns bewohren un bewachten, dat wi nich von den vörschrewen Spaziergang up Afweg' geröden; dat was de Herr Unteroffzierer Bartels. Herr Bartels gung mit uns af, un as wi in de Lindenallee kemen, säd hei: »Sehn Sie, meine Herren, von diese kleine Linde an bis ans Niedertor können Sie nun 's Morgens zwei Stunden lang immer in der frischen Luft auf und nieder gehen und 's Nachmittags wieder, d.h., reden dürfen Sie nicht mit keinem Menschen, als bloß mit Ihnen und mit mir.«

So wüßten wi jo denn nu Bescheid, un wil wi't so gaud noch meindag' nich hatt hadden un von den Esel up't Pird kamen wiren, so lewten wi uns bald in de Verhältnissen in.

15. Kapitel
Kapittel 15

Worüm ick mi äwer den Apostel Paulus un de Kapteihn sick äwer Schr .... men sine Brud argert. Worüm de Kapteihn mit beide dörchlopene Stäwelsahlen in den deipen Dreck peddt un sick nahsten an en Pal stellt un up den Abend 'ne Brudschaft för't Heiligste un rode Hor un gräune Ogen för't Schönste erklärt un sick up de letzt mit de Königin Viktoria in England verlawt.


Nu wir dat woll nich mihr as billig west, dat wi uns dankbor un taufreden mit dat begnäugt hadden, wat uns de oll Herr General un dat Glück so schön in den Schoot rinnesmeten hadd; äwer de Minsch is nu einmal so, hei rückt un rögt an 'ne gaude Lag' ebenso as an 'ne slichte, hei will't ümmer noch anners un noch beter hewwen, un wenn nah buten tau nich vel tau rücken un tau rögen is, as in unsen Fall, denn fangt hei binnen an, mit allerlei Wünsch' un Hoffnungen un Afsichten sin Hart tau äwerlasten, un wir de Utführung von de Hoffnung ok so wid af as Kukuk von't Säbenstirn.

Na, ick bün ok allmeindag' en unrauhigen Gast west; äwer ditmal was ick't nich, de den Surdeig in den Backeltrog smet, ditmal was dat min oll Kapteihn.

Wi wiren nu all an de virteihn Dag' an Urt un Städ' un gungen regelmäßig morgens un nahmiddags bet an de lütte [422] Lind' spazieren, ein achter'n anner, as de Gäus' in den Gasten, denn dat was sihr deip tau gahn, un ut de Allee dürwten wi nich rute; Herr Bartels satt denn middwegs von unsen Spaziergang an't Wagenhus up en Kugelhopen un – wenn't Weder dornah was – in'n Sünnenschin un kek uns nah de Beinen un spelte mit den Quast von sin »Kurzgewehr«. Schr ... men hadden wi all den tweiten Dag wedder tau seihn kregen, un hei gung ok mit uns un wüßt vel tau vertellen, denn ut den philosophschen Kopp von den Unnersäukungsarrest her hadd sick up de Festung en poetischen rute puppt, hei hadd en grotes Heldengedicht schrewen: »Paulus«, un dat wüßt hei unglücklicher Wis' utwennig un deklamiert uns de schönsten Städen dorut vör; sei süllen nah de Melodie von den ollen Homer gahn, sei gungen äwer meistendeils nah de Melodie von Jehann Hinrich Vossen, as hei sick den Spaß maken ded un de Hexameters von Goethen und Schillern en lütten Lack anhängte:


»In Weimar und in Jena macht man Hexameter, wiedie da; Aber die Pentameter sind noch viel schlechterer.«


Schr ... men sin »Paulus« was för mi un den Kapteihn all slimm, denn wi hadden nicks dorgegen uptauwisen, womit wi em wedder traktieren un dat Mul stoppen kunnen; äwer slimmer was't noch, wenn hei uns mit sine Brud kamm, denn von de Ort hadden wi irst recht nicks uptauwisen. Hei läd dat ordentlich dorup an, uns den Mund wätern tau maken, hei beschrew uns sine Leiwste von Kopp bet tau Fäuten, hei wis'te sei uns ut de Firn un tauletzt ok in de Neg' – un sei was för en philosophschen Kopp ok aller Ihren wirt –, hei malte uns dat so säut vör, wenn sei dreimal in de Woch so bi em set un hei ehr ut de Bäuker Bildung bibröcht, denn sei wir – as hei säd – »noch nicht auf der Höhe seiner Bildung angelangt«. Kortüm! Schr. stek uns allerlei Sticken un strigelte uns' Fleisch mit allerlei Durn- un Nettelwark.

De Kapteihn un ick, wi argerten uns, un wi deilten uns ihrlich [423] in den Arger; ick argerte mi äwer Paulussen, un hei argerte sick äwer de Brud.

Nu müßt sick dat eines Dags drapen, dat uns 'ne öllerhafte Dam mit en jung, slank Mäten begegen ded, un wil dat nu de Fautstig so small was von wegen de Deipigkeit von den Weg, schrammten wi ein achter'n anner an de beiden Frugenslüd' vörbi. Mit de jung' Dam gung dat noch handlich, äwer mit de olle Dam, de en beten stark vüllig was, gung dat man swack, un de Kapteihn, de sin Lewsdag' ümmer sihr ritterlich gegen Damen west was un hüt taufällige Wis' sine Stäweln anhadd, wo de Bodden so tämlich rute was, läd up militärisch de Hand an de Mütz, säd en por verbindliche Würd' un peddte mit beide unversäkerte Beinen in den deipen Dreck, ick ströpte noch so knappemang vörbi, denn sei hadden dunntaumalen noch keine Kreolinen.

As wi en por Schritt wider gahn wiren, kamm de Herr Unteroffzierer Bartels pil up den Kapteihn los un säd: »Sie haben eben mit die Dam' geredt, das dürfen Sie nicht.« – De Kapteihn säd, hei hadd blot 'ne Höflichkeit tau ehr seggt. – »Höflichkeit oder Grobheit«, säd Bartels, »is ganz engal; Sie sollen überall nich mit keinem reden, und wenn Ihnen einer entgegenkommen tut, so sollen Sie auch nicht grüßen, denn sie kennen Ihnen nicht.« – Wer dat denn west wir? frog ick. – »Das darf ich Ihnen nicht sagen«, säd Herr Bartels. – »Na, denn will ich es dir sagen«, säd Schr., »das ist die Frau des Proviantmeisters Lucke, und die junge Dame ist ihre Tochter aus erster Ehe und heißt Aurelia Schönborn, und sie wohnen in der Kasematte, in die sie jetzt hineingehn.« – »Herr Schr.«, säd Bartels, »ich weiß recht gut, Sie kennen hier die ganze Menschheit auf der Festung; aber das muß ich den Herrn General mellen, daß Sie hier Instruktschonen for die beiden fremden Herrn ausgeben.«

Nu was äwer de Kasematt, wo de beiden Damen rinne gahn wiren, grad äwer von de lütte Lind', bet wo wid wi man gahn dürwten, un as wi bet an de gahn wiren, stellte sick de Kapteihn an de lütte Lind', slog den Grisen mit de säben Kragen [424] dichter üm sick un kek nah de Kasematt räwer. – Schr. un ick gungen wedder taurügg, un Herr Bartels was taum irstenmal in grote Verlegenheit: süll hei den Kapteihn dor stahn helpen, oder süll hei mit uns den Weg entlang gahn? Tauletzt wählte hei den Middelweg, hei set'te sick wedder up den Kugelhopen un spelte mit den Quast, kek äwer mihr den Kapteihn as uns an. – Wi kemen wedder taurügg, de Kapteihn stunn an de Lind', wi gungen un kemen wedder, de Kapteihn stunn ümmer noch an sine Lind', blot dat hei sick dat bequemer makt un sick an den Pal lehnt hadd. – »Kapteihn, kumm doch mit!« – »Laßt mich!« säd hei, strek mit de Hand äwer dat gele Stoppelfeld, wat nu unner sine Näs' all gadlich begäng' würd, un läd sick noch drister an den Pal.

De Fristun'n was tau En'n, wi würden inslaten, un de Kapteihn gung mit groten Schritten in de Kasematt up un dal: »Ein dummer Kerl!« säd hei, »ein sehr dummer Kerl!« – »Bartels?« frog ick. – »Nein, Schr.«, säd hei, »der Hanswurst renommiert ordentlich damit, daß er eine Braut hat. Ist das eine Kunst, sich eine Braut anzuschaffen, wenn einer mit der ganzen Welt verkehren kann?« Dormit gung hei noch forscher up un dal. – »Kapitän«, säd ick, »heute war er im ganzen doch recht freundlich. Er hat mir seinen Paulus mitgegeben; sieh einmal hier, er hat gleich Bilder dazu gezeichnet.« – »So? das will er auch können? – Ja, er weiß alles, er kann alles, er hat alles. Sein Dicktun ist unausstehlich! Und welcher anständige Mensch tut wohl mit seiner Braut dick? Charles, ich betrachte ein solches Verhältnis als das zarteste und heiligste, welches selbst den vertrautesten Freunden verschlossen bleiben muß; und der alberne Mensch bringt gestern sogar einen Schuh seiner Braut mit auf die Promenade, um uns zu zeigen, was für einen kleinen Fuß sie hat!«

Wohr was't, wat de Kapteihn säd; äwer wat argerte hei sick denn so sihr doräwer? Ick hadd doräwer ümmer von Harten lacht. – Nu las ick in Paulussen; äwer ick fung mi ok allmählich an tau argern; jede Satz fung so breitspurig an, as wenn de Weisheit sülwen einen bi den Kanthaken kreg, [425] un wenn't dick En'n nahkamen süll, denn snappte dat af, as wenn einer mit 'ne Fleigenklapp nah 'ne Fleig' vörbi sleiht. Un denn de Versen! – »Kapteihn, hör mal. Rätetetätetetätete ...« – »Ach was! laß das doch! Dieselbe Stelle hat er mir schon zweimal als ganz was Besonderes vordeklamiert.« – »Dann sieh doch das Bild einmal an, was dazu gehört.« – Dat was Paulus, as em Satan verfolgen deiht. Paulus lep all wat hei kunn, äwer Satan let nich locker un folgt em up Fledermusflüchten, un ut sinen langen Start schot hei ümmer mit höllische Blitzen up Paulussen dal. – De Kapteihn kek mi, sur, as wir hei in Essig leggt, äwer de Schuller, un weit de Kukuk, wat em hüt fehlen ded; hei was so vergritzt, as ick em meindag' noch nich seihn hadd. – »Ein erbärmlicher Kerl«, säd hei. – »Schr.?« frog ick. – »Ne, Paulus«, säd hei, »Schr ... men sein Paulus; reißt aus, wenn's was gilt; sieht aber auch gerade so aus wie Schr. selbst. Ich wette drauf, er hat sich in seiner Eitelkeit vor den Spiegel gestellt und hat sich zuletzt selbst für den Paulus angesehn.«

Mit den Kapteihn was hüt abend nich tau reden, hei was so ut den Lim, as ick em meindag' noch nich seihn hadd, hei sach wedder so rod ut, as ick em in dat Berliner Gefängnis seihn hadd. – »Nasse Füße gekriegt«, säd hei un treckt sick de Stäweln ut. – »Haha«, dacht ick, »dorvon is dat ok«, un set'te lud hentau: »Hei hadd ok Vernunft bruken künnt, un wenn hei von sine Stäwel-Ümstän'n Bescheid wüßt, denn hadd hei ok nich nödig hatt, üm de oll Dam ehrentwegen mit beide Beinen dörch 'ne Pütt dörchtauwaden un sick nahsten mit de natten Fäut 'ne Stun'n lang an de lütte Lind' hintaustellen.« – »Charles«, frog hei, un sine Ogen lücht'ten ordentlich, »hast du die junge Dame gesehn?« – »Ja«, säd ick, un't wir en rank un slank Mäten west. – »Hast du ihr Haar gesehen?« – »Ja«, säd ick, 't wir rod west. – »Rot? – Das nennst du rot? – Ich sage blond! – Ich will auch zugeben: hochblond! Und das ist eine Farbe, die zu allen Zeiten von Dichtern und Malern gepriesen ist. Nicht der Sonnenstrahl vergoldet das Haar, das Haar vergoldet den Sonnenstrahl.« – [426] »Wat Dausend! Wat heit dit?« – »Hast du den Teint der Dame gesehn?« – »Ja«, säd ick, »sovel as dat in'n Vörbigahn un dörch en gräunen Sleuer mäglich wir.« – »Weiß wie Alabaster!« röp hei ut. – »Ja«, säd ick, »äwer sei hadd Sommersprutten.« – De Kapteihn kek mi an, tog mit de Schullern un gung up un dal, äwer nah en beten stellte hei sick vör mi hen: »Charles, willst du mich ärgern?« – »Ne«, säd ick, »doran hadd ick nich dacht.« – »Warum führst du denn gerade den Umstand gegen mich an, der sonst allgemein für den Beweis eines zarten Teints gilt?« – »Gegen em«, frog ick, »wo so? – Ick hadd jo nicks nich gegen em seggt; ick hadd ok nicks wider gegen dat Mäten, as dat sei in't Gesicht so bunt utseg as en Kuhnenei.« – »Solche Vergleiche verbitte ich mir«, säd hei un lep wedder hastig up un dal. – Dit würd ümmer schöner, un nahgradens markt ick, wo dat fuchten was; ick säd also, hei süll dat man sin laten, un't wir jo doch ümmer 'n hübsch Mäten. Dat geföll em, un hei würd mit einmal wedder de oll Kapteihn vull Füer un Fett, wenn't sine Inbillung angahn ded: »Charles«, röp hei, »hast du ihre Augen gesehn?« – »Ja«, säd ick, »sei hadd blag'.« – Dat was em nu äwer nich naug: blag' Ogen hadden vele, sei müßt nu doch noch wat vörut hewwen. – »Blau?« röp bei; »ja blau; aber was für ein Blau? Ein Blau, so warm, daß es ordentlich einen grünlichen Schein annimmt. Der klare, blaue Himmel nicht allein; auch das traute Grün der Erde spiegelt sich in diesem Auge!« – Nu müßt ick äwer lachen, gegen minen Willen lachen, un ick säd, dat hadd ick meindag' noch nicht hürt, dat gräune Ogen schön wiren, un't wir woll von den gräunen Sleuer herkamen, dat hei sei för gräun anseihn hadd. – Nu was äwer dat Kalw ganz un gor in't Og slagen; hei hadd ümmer ungeheuern Respekt vör de Frugenslüd' ehr Ogen, grad es de nimodschen Dichters, de reden ok man ümmer blot von de Ogen, un dat äwrige von den menschlichen Liw', dat bammelt man blot so dorbi.

Hüt abend würd dat nicks mihr mit mi un den Kapteihn, wi kemen nich mihr äwerein. Un doch! Ick les' de erhabenen [427] Stellen von Paulussen, de Schr. wollweislich rod anstreken hadd, un de Kapteihn lep in de Kasematt rümmer un deklamiert dortau mit de Hän'n.

Wir ick verstänniger west un hadd ick von lütt up mihr up Mutter Roßsch un Mutter Snursch ehren Rat hürt un hadd mi mihr mit de menschlichen Krankheiten un mit Smeren un Püstern afgewen, denn hadd ick dat mit en Stock fäuhlen müßt, dat minen ollen Kapteihn wat in de Knaken satt un dat hei sick 'ne Krankheit vermauden was; so äwer gung ick ruhig tau Bedd un dacht an nicks Slimmes; äwer den annern Morgen süll ick wat gewohr warden.

Den Morgen wakte ick tidig von einen Spektakel up, un as ick mi in de Höcht richtete, dunn satt min oll leiw' Kapteihn steidel in'n Bedd un röp ümmer ut vullen Hals': »Viktoria! Viktoria!« – »Kapteihn, wat is 'e los?« – »Viktoria, ich bin dein Albert!« – »Gotts dausend nich mal tau!« – Ick also ut dat Bett herute, un dor sach ick denn dat Unglück: hei satt dor brunrod in't Gesicht un slog mit de Arm üm sick un wüßt von sinen Sinnen nicks. – »Viktoria, ich bin dein Albert!« kamm denn mal herute, un denn mal wedder: »Charles, verdammtes Kuhnenei! Schmeiß doch den Hampelmann von Schr. heraus! Da steht er und zeigt mir immer den Schuh seiner Braut. – Rot sind sie nicht – blond – bloß blond!« Un so gung dat nu hen un her.

Na, ick wüßt mi ok nich wider tau raden, ick gaww em en Glas koll Water un lep unnen runner un röp nah de Wach, dat de den Stabsarzt besorgen süll. – De kamm denn ok mit de Wil un let em en gaud Deil Blaud af, bet hei ruhiger würd; äwer de »Viktoria« wull hei nich vergeten, de brummelte hei noch ümmer vör sick hen. – »Was hat er denn mit der Viktoria?« frog de Stabsarzt. – »Je«, säd ick, »dat wüßt ick ok nich; ick künn mi dat äwer woll denken, wo dat tausam hängen ded: hei hadd in de Zeitungen lesen, dat de Königin Viktoria in Engelland den Prinzen Albert frigen wull, un wil dat hei nu ok Albert mit Vörnamen heiten ded, hadd hei sick dat mäglich inbildt, dat hei de richtige Albert wir, un dat dat [428] för em in'n ganzen taudräglicher wir, wenn hei Prinzregent von Engelland würd, as dat hei hir noch länger up de preuß'schen Festungen rümmer set.« – Na, dat gaww nu ok de Stabsarzt Bifall un ordnierte dat an, dat hei in dat Lazarett kamm.

Un so gung denn min oll Kapteihn von mi af, un ick müßt nu blot mit Schr ... men un Paulussen spazieren gahn un des Abends allein in min Kasematt sitten.

16. Kapitel
Kapittel 16

Mit de Königin Viktoria is dat vörbi, äwer mit Aurelia'n is't in'n vullen Gang'. Don Juan un Kopernikus, un woans de heiligste Erzbischoff von Dunin bi uns ankamm. Worüm de Kopernikus nicks von rode Hor weit un weiten will, un dat hei sick tauletzt as 'ne »Schlange« utwisen ded.


Uns' Herrgott gaww, dat min oll gaud Mitkolleg sine Lungenstichkrankheit bald un glücklich äwerstahn ded, un as hei taurügg kamm, freu'te ick mi recht, denn de philosophsche Kopp, de mi alle Dag' as einzigstes Gericht upschöttelt was, kamm mi tauletzt gor tau tag un leddern vör, un dortau pisackte un tahrte hei mi mit sine velen Eitelkeiten, denn hei höll sick för en »bedeutenden« Minschen un gebirdte sick so, as hadd dat hochpreißliche Kammergericht uns utdrücklich tau sine Bewunnerung nah Gr. schickt. – Wer was also fideler as ick, dat min oll Kapteihn nu wedder mang uns begäng' was; äwer – weit de Kukuk! – hei was gor tau still, gung ümmer in Gedanken herüm, un as wi in de Fristun'n kemen, stellte hei sick wedder an sinen Lindenpal un kek nah de Kasematt heräwer, in de ehr düster Gewölw sin Stirn mal unnergahn was. Dat sach ick denn nu düdlich, dat mit Viktoria'n un den Thron von Engelland hadd hei upgewen, denn dat lagg blot in't Blaud, un dat hadden sei em aftappt, äwer mit Aurelia'n was't noch in'n vullen Gang', denn dat satt em deiper, mäglich all bet in't Hart.

Schr. müßt ok all so wat marken, hei makte allerlei verdächtige Anspelungen, natürlich mit allerlei Winken mit den Tulpenstengel up sine eigene Klaukheit, mit wecke hei dat mit [429] sine Brudschaft anfungen hadd; sülwst Herr Bartelsen fung in den beschränkten Unteroffzierskopp en Licht an uptaugahn. Em müggt de Kapteihn woll grad so vörkamen, as hei sick sülwen von früheren Tiden her, as hei in düstere Middernacht stunn einsam up de stille Wacht un an sin jitzig Fru hadd dacht, as hei sick dunn ok männigmal, wenn de Run'n vörbi was, an en Pal stellt hadd, dat Kinn up den Gewehrlop, un ruhig indrusselt was, bet de Pal ümsackt, un hei sick un sin Gewehr nahsten von de Ird upsammeln müßt. – Äwer dat was lang' her, un hei hadd in de Ort weder Mitled mit sick sülwen noch mit annern: Hei gung also up den Kapteihn los: »Jeht die verdammte Palsteherei schon wieder an? Dat muß ich mellen.« – »Melden Sie's zum Teufel!« bölkt em de Kapteihn grimmig an. – »Ne, ich mell's en General«, säd Herr Bartels. – »Das können Sie. – Bis hierher kann ich gehn, und ich kann stehen bleiben, wo ich will.« – »Das können Sie; aber Sie sollen sich man nich an den Pal stellen; Sie stehen mich den Pal ümmer schief, und ich muß mich denn ümmer ein Beil von den Steuerkontrolleur leihen, daß ich ihn wieder grad' richt', und der will mich sein Beil nich mehr borgen.«

Dorut kann nu einer afnemen, von wat för Verdreitlichkeiten de Leiw' up 'ne Festung afhängen deiht; den Kapteihn sin hung an den Pal von de lütte Lind'.

In dese verdreitlichen Umstän'n müßt sick dat glückliche Wis' begewen, dat weck von uns' Kammeraden ut M. uns nahkemen, un dat gaww denn nu wedder 'ne lütte Upfrischung, un sülwst min oll Kapteihn verget sin Janken nah Aurelia'n up 'ne Tid lang, as sin beste Fründ von Hall her, de lütte Kopernikus, un Don Juan inrückten. – Na, dat wiren en por pläsierliche Kirls: Don Juan was en argen Sünner, hei was all von Geburt en Stralsünner, hei was, wat sei up Hochdütsch en beten von Lüderjan näumen, hei was meindag' nich, as de Kapteihn, sterblich, ne ümmer bi lewigen Liw' verleiwt; hei hürte eigentlich ok nich tau uns, denn hei was sines Glowens en Baukhändler un hadd blot einmal 'ne [430] grote Red' bi't Hambacher Fest hollen, äwer hei hadd Johre lang mit uns tausamen in den Unnersäukungsarrest un in M. seten, was en groten statschen Kirl, un wat för mi dat Beste an em was, hei was 'ne Ort von Dichter, un dorüm freu'te ick mi, dat wi nu doch einen mang uns hadden, mit den wi Paulussen dümpeln künnen. Don Juan was ümmer tau jede Stun'n prat, sick tau verleiwen, nich einmal för ümmer, ne! ümmer för einmal. Ick weit nich, wat sei den richtigen Don Juan mal an de Ked leggt hewwen, un wo hei sick dorbi hatt hett,dese ret äwer in sine Keden so rümmer, wenn hei en hübsch Mäten sach, as en Windhund, wenn em von firn en Hasen wis't ward.

De lütte Kopernikus was dorgegen en ganz anner Gewächs von en Kirl; was Don Juan binah sös Faut hoch, so was hei knapp fiw, was äwer dennoch bi de Füselier tau Hall linke Flügelmann in't tweite Glid west; wog Don Juan gaud tweihunnert Pund, so wog hei man nah Tollgewicht sösunnägentig up't Og; sach Don Juan in't Gesicht schön witt un rod ut, so sach hei dorgegen schön gel un brun ut, denn sei hadden em ok enmal mit en Kuhnenei in't Gesicht rin smeten; hadd Don Juan ok 'ne krumme Näs', so was sei doch taum wenigsten dick, äwer de Kopernikus hadd ne krumme Näs', de was so spitz, dat sei in 'ne gadliche Stoppnadel infädelt warden kunn, un't Ding sach so drist in de Welt herinne, as »sühst mi woll«. Un dese Näs' hürte tau einen Kirl, de was strack und stramm, un wenn hei de Groten nich aflangen kunn, denn stellte hei sick up de Tehnen, un denn stunn hei eben so stiw as en Sösfäutigen. – Weck Minschen bedriwen allens mit Arm und Hän'n, weck mit den Kopp, weck mit de Mag', hei bedrew sine Geschäften blot mit de Gall; dreivirtel von dat Johr, wat ick mit em hir in Gr. tausam west bün, hadd hei de gele Sucht, un de Hälfte von de Tid, de wi taum Spaziergang hadden, hett hei ihrlich in Smidt Grunwaldten sine Teertunn rinne keken, denn dese Zympathi hülp em, un as hei mal ganz gel tau den General gahn was, hadd de oll Herr sick äwer sine Utsicht so dägern verfihrt, dat hei em de [431] Erlaubnis dortau ein för allemal gewen hadd; un Smidt Grunwald, de uns schreg genäwer wahnt, hadd ok nicks dorgegen, dat hei sick in sinen Teer speigeln ded.

De Freud was grot, as de beiden ankamen deden, vör allen äwer den Kopernikus un vör allen bi minen ollen Kapteihn, denn de nige Ankämling was sin beste Fründ von Hall her, sei hadden Pandekten un preußsch Landrecht tausam bedrewen, hadden ehre Kriegsjohren tausamen dörchfuchten un't irste Examen tausamen makt un hadden nahsten in M. de ganze Tid lang up eine Stuw' tausamen seten. De Kopernikus müßte nah unse Sid räwer trecken un in de Kasematt unner uns wahnen, un nu kunnen wi drei ümmer tausamen kamen, denn tüschen uns würd nich tauslaten. Vel würd nu vertellt von dit un von dat: De Kopernikus vertellte von de ollen Frün'n, un dat W. noch nahkamen ded, un mäglich ok noch de Franzos', den sei äwer vörlöpig wegen sin gestörtes Wesen nah Berlin in de Schariteh bröcht hadden, un wi vertellten nu von den ollen General un von Herr Bartelsen un von Schr ... men un Paulussen. Hadd de Kapteihn sick 'ne Karnallvagelheck mitbröcht, so brächte sick nu de lütte Kopernikus 'ne Heck von witte Müs' mit, de in en ordentlichen Glas-Paleh wahnen deden un de hei in'n Groten tüchtete. Na, all Bott helpt, säd de Mügg, un spuckt in den Rhein, un was dat ok kein grot Plesier dat mi de Müs' maken deden, so kunn ick sei mi denn doch ok af un an eins bekiken, un einer sall Gott för allens danken, ok för Müs', d.h. so lang', as sei säker in en Glaskasten sitten.

En por Dag' drup gung dunn up de Festung dat Gered, de Erzbischoff ut Posen, Dunin, süll nah uns bröcht warden un süll bi uns sitten, denn dit was dunnmals grad de Tid, as de Katholschen an den Rhein un in Posen un Schlesingen den preuß'schen Staat groten Spermang makten. Wi hadden dat von Schr ... men tau weiten kregen, de dat von sine Brud ehrentwegen wüßt, un ok Herr Bartels was dor mal unverwohrs mit rute kamen, as sick in sine Unteroffziererbost de königlich preußische Deinst-Instruktschon mit sinen katholschen [432] Globen in de Hor lagg. – Na, eins Dags gung't denn nu los. Allens, wat up uns' Festung katholsch was – un dat was dat meiste –, kamm ut Hüser un Kasematten herut un stellte sick an de Strat up: »Er kommt, er kommt! Er ist schon da!« – Na, wi gungen denn ok, so wid, as wi gahn dürwten, bet an unsere lütte Lind', Herr Bartels ümmer hart an uns. Von dor ut kunnen wi nu nah de Kummandantur henseihn, un vör de Kummandantur stunn en Kutschwagen, üm den dat Volk sick ordentlich drängte, un as wi en beten stahn hadden, kamm wer ut de Kummandantur rute, un dat Volk bückte sick andächtig un bed üm sinen Segen, un hei hadd den Haut afnamen un winkte ümmer mit de Hand, un as hei uns neger kamm, dunn kunnen wi dat seihn: hei was en lütten statschen Herr, en beten kumplett von Liw' un mit en ihrwürdigen kahlen Kopp, un as hei ganz neg' heranne was, dunn bögte sick ok Herr Bartels nah vör un wull sick segen laten, äwer mit einmal kregen wi dat mit dat Lachen, un de oll lütt Kopernikus schöw Herr Bartelsen taurügg un sprung up den Herrn Erzbischoff los un röp: »Donnerwetter! Dicker, wo kommst du her?« Un wi nu all üm em rümmer, un Herr Bartels röp ümmer dormang: »Das muß ich mellen! Das muß ich mellen! und, meine Herren, Sie dürfen nicht mit den allerheiligsten Herrn reden!«, bet endlich de Kummandanturschriwer, de doräwer tau kamm, tau em irnstlich säd: »Sind Sie denn unklug, Bartels? Das ist ja nicht der Erzbischof, das ist ja ein Kamerad von den Herrn.« Na, dunn was Fred in't Land, un wi trocken mit unsern Erzbischoff af, un't Lachen wull gor kein En'n nemen, as hei uns vertellte, wo sei em up den Weg mit allerlei Ihren unner de Ogen gahn wiren un wo em namentlich de Postmeisters mit Spis' un Gedränk ihrfürchtig unner de Arm grepen hadden.

Hei kamm ok ganz unverfallen an, un de Verwesselung, de mit em passiert was, hadd mit keinen annern von uns so vullstännig passieren kunnt, denn hei was uns in geistlichen Utseihn gor tau sihr äwerlegen. Von Natur all lagg up sin runnes Gesicht 'ne geistliche Salwung, de bi jede Gelegenheit [433] dorut hervor blänkerte, de hei äwer beter as Smer för sinen Kopp hadd vernutzen süllt, mäglich, dat em de Hor dornah wussen wiren, denn de sach blank ut as 'ne Billardkugel, wo einer unnenwarts en por Frangen rümmer makt hett. Dortau hadd hei wegen de Warmnis en langen brunen Äwertrecker an, den hei von sinen leiwen Papa arwt hadd; un sin Papa was en sösfäutschen Kirl west, un hei was man en halwen Toll gröter as de Kopernikus. Dese lange Pahletoh un 'ne vigelettrode, samtene Kapp, de em Don Juan mal in M. tau Wihnachten mit en Gedicht, wat den Titel führen ded: »Diesem Kürbis fehlt ein Stengel«, verihrt hadd, hadd em tauirst unnerwegs in den heiligen Geruch bröcht, un desen Geruch hadden de Postillons von Statschon tau Statschon wider verbreit't, un so was hei denn nu bi uns as Erzbischoff ankamen.

Äwer nu? Wo mit em hen? – Hei was en Schriwwtsetter un hadd en so grugliches Verbreken begahn, dat sülwst wi, de wi doch as Königsmürders anschrewen wiren, uns schugen müßten, mit em tausam tau wahnen. Hei was nämlich in de Sweiz west un hadd dor ihrlich sin Brod as Schriwwtsetter bi Orelli'n in Zürich verdeint, hadd äwer – un dat was dat Schauderhaftige an den Kirl – sin gaud Brod nich upgewen wullt, as de König von Preußen up den Infall kamm, de ganze Sweiz för sine leiwen Landskinner tau verbeiden, un as hei dämlicher Wis' wedder taurügg kamen was, hadden sei em up 'ne Reih' von Johren up de preußischen Festungen schickt, dat hei sick doch allmählich wedder von dat sweizer an't preuß'sche Brod gewennen süll.

Mit so einen sworen Verbreker kunnen wi doch unmöglich tausamen wahnen; äwer taum Glücken bestimmte ditmal uns' oll Herr General dat: de Schriwwtsetter süll mit den Baukhändler tausamen wahnen, denn sei wiren sowieso Annerbäulkenkinner, un so müßte denn de allerheiligst Erzbischoff mit Don Juannen tausamen trecken. – Nich wohr? – 'ne slichte Passung; äwer wat helpt dat all? In de Ort hett 'ne Festung Ähnlichkeit mit den Ehstand: wat tausam sall,[434] kümmt tausam, un süll't de Düwel mit de Schuwkohr tausam karren.

Na, nu kamm 'ne muntere Tid, nu kamm Lewen in de Baud'; för uns würd't idel spaßig un lustig; äwer för Herr Bartelsen würd't ärgerlich un verdreitlich, dat Spelen mit den Degenquast was vörbi, un de Kugelhopensitteri hadd ehren Vergang nich mihr, hei müßt von einen taum annern lopen un müßt häuden un möten, denn männigmal wiren wi langs unsen Spaziergang utenanner, as 'ne Tiralljür-Ked vör den Find, un en jeder söcht sick vör Herr Bartelsen sin Og' achter Böm un Gebüden tau decken; Schr. gung mit sinen Swager tausam un redte mit em von sine Brud, dor süll hei nu uppassen, dat de Swager nich mit uns reden ded. Kopernikus stunn in Smidt Grunwaldten sinen Durweg un kek in sine Teertunn, un wenn hei den in't Og faten wull, denn brok Don Juan ut de Bahn un fung en lütten Roman mit de Schenkjumfer in den negsten Hus' an, oder de Erzbischoff kreg 'ne olle Fru up de Strat fat't, de sick Hiring halt hadd, un frog, wat hei gellen ded – denn hei was hellschen ökonomschen –, oder ick lep äwer dat Mal von de lütte Lind' herut un kek en beten nah't Waterdur dal, un bi allendem stunn de Kapteihn wedder an sine Lind' un stunn em den Pal scheiw. Herr Bartels hadd swore Dag', un alle Dag' meldte hei wat bi den General, 't kamm äwer nicks dornah.

Wildeß satt Aurelia ümmer flitig an't Finster un stickte un neigte dor, denn wo süll sei ok just anners sitten as an't Finster, wenn sei sticken un neigen wull, denn de ollen Kasematten sünd gefährlich düster. Männigmal kamm sei ok vör de Dör tau Rum, un denn trock de Kapteihn in vulle Parad' up un makte Front un strek sick den gelen Snurrbort – denn de was nu all – un redte mit mi oder en annern sihr lud, wat dat för schönes Weder wir; un männigmal gung sei ok spazieren un schrammte em wedder so dicht vörbi as dunnmals, denn makte hei densülwigen Diner, den hei sick tau maken vörnamen hadd, as hei de Königin Viktoria üm ehre Hand anspreken wull, un wenn sei denn, slank un rank, an em vörbigahn [435] was, denn gung hei fiw Schritt achter her un tred so vel as mäglich in ehre Fauttappen, un denn stred sick in sin Hart Leiw' un Arger, denn Bartels let em denn nich ut dat Og' un gung denn wedder fiw Schritt achter em, un achter Bartelsen fiw Schritt kamm denn Schr. blot ut fründschaftliche Niglichkeit, wat dat den Kapteihn woll so glücken ded as em, un achter den folgte Don Juan up de Spör von en hübsch Mäten, un achter den de Erzbischoff, üm en von 'ne dugendlose Verführung aftauhollen; un wenn denn min oll Kapteihn sick ümkek un sach de ganze Prozeßschon achter sick, denn lep hei wütig in sin Lock herin un bedrew dor dulle Ding', un wenn ick denn nahkamen ded, denn hürte ick noch so'ne afgebrakene Redensorten, as: »Das Heiligste wird hier in den Staub getreten« un: »Wissen denn diese Menschen gar nicht, was Liebe heißt?«, un denn namm hei sick dat gor nich äwel, den Don Juan för einen liderlichen Racker, Schr ... men för en Hanswusten, den ihrlichen Erzbischoff för einen Däsbartel un den braven Bartels för en vullstännig Rindvieh tau estimieren. »Kopernikus«, säd hei, »wir noch de einzigste von all de Ankämlingen, de noch Takt un Ihr in'n Liw' hadd.« – Arme Kapteihn! Hei ahnte gor nich, dat em grad' von den lütten Kopernikus sine Sid her all't mägliche bren'nte Hartled andahn warden süll. »Charles«, frog mi de lütt Kopernikus en por Dag' nah so'n Trubel, »warum steht der Kapitän immer wie angenagelt an der kleinen Linde?« – Dat was nu 'ne ekliche Frag': ganz tau verheimlichen was de Sak nich mihr, un doch wull ick ok nich verraden, wo deip min oll Kapteihn in de Leiwesquäleri un Angst herinne satt, un dat hei all sine Ansprüch' up de Königin von England tau Gunsten von Aurelia'n upgewen hadd; ick säd also: »Ih, hei kickt dor man blot; dor grad äwer wahnt en hübsch Mäten.« – »Dieselbe, hinter der er vor ein paar Tagen herlief?« frog hei, un dorbi fohrte dat Ding so hastig up mi los, dat ick denk, hei steckt di mit de Näs' dörch den Hals'dauk. »Gott bewohre!« segg ick, »wat hest du? Kann hei nich dornah kiken un achter ehr hergahn?« – »Charles, ist [436] das dieselbe mit dem schönen goldblonden Haar?« – »Dat weit der Deuwel!« segg ick, »du seggst von blond, un hei seggt ok von blond, un ick seih dat för rod an. Heww ick denn kein Ogen mihr in den Kopp?« – Dor brok hei nu knas von af, äwer nu frog hei mi nah de Fomilienumstän'n, un ick Däskopp mark ok nicks Slimmes, denn ick denk, dat is, wil dat hei en gauden Fründ von den Kapteihn is, un segg em allens. – Den annern Dag, as wi in de Fristun'n gahn, stellt sick't oll lütt Ding ok an de Lind', un ick denk noch so bi mi: süh, dat Krät hett doch en menschlich Gefäuhl, hei will doch den ollen Kapteihn dor nich allein stahn laten un will em möglicher Wis' en beten upvermüntern, trotzdem hei wedder sine gelen Turen hett un kolle Fäut krigen kann, un ick freu mi ordentlich äwer den Kopernikus. – Schlange!

17. Kapitel
Kapittel 17

Worüm nu ümmer twei an de lütte Lind' stahn. Mine lütte leiwe Idachechen. De witten Müs' warden gris un de Kopernikus gräun un möt wedder in Smidt Grunwaldten sine Teertunn kiken. De Kapteihn ward en blagen Löw, un de Erzbischoff hölt 'ne Red' äwer Stülp un Pott, bet hei binah ut sin Vaders Rock rute schüddt ward.


En por Dag dorup kümmt Bartels an mi ran: »Nu schtehn da ümmer zwei.« – »Wo?« – »Na, an die kleine Linde.« – »Denn lassen Sie sie stehen!« – »Ne, dat muß ich mellen.« – »Na, denn melden Sie's!« »Ja, das is auch man so. Recht gibt mich der General ümmer, aber er will nichts davon wissen; un wenn die Herrn sich man so an den Pal stellen wollten, mit den Rücken gegeneinander, daß jeder den andern Gegenstand hielte, oder beide mit's Gesicht nah das Wagenhaus hin, denn wollt ich noch nichts nich sagen.« – »Warum sollen sie denn nicht nach der anderen Seite zu sehen?« – »Na, wegen das junge Mädchen; junge Mädchen schtehn in meine Instrukschon oben an.« – »Wie denn das?« – Un Herr Bartels kamm neger nah mi ranne un flustert mi halflud tau: »'s is wegen Herr Schr ... men, und der General hat an die [437] eine Brautschaft genug und will sich nicht auf't frische Läus' in den Pelz setzen.«

Na, wat Herr Bartels marken ded, müßten wi doch ok nahgradens marken: ut de beiden gauden Frün'n von Hall her wiren en por richtige Gegenbuhler worden: de Kapteihn in'n gauden Glowen un in den irsten Besitz, dat Krät von Kopernikus as en Indränger, de em sin rechtlich Eigendaum stridig maken wull.

Ob Aurelia den Kapteihn sine mäuhsamen Anstalten an den Pal gewohr worden is, is meindag' nich bekannt worden, sei satt un neigte un let so unschüllig, as wull de Kapteihn ehr leiw' Mutting frigen; as nu äwer de Kopernikus ok Dag för Dag Stun'n lang an ehren Hewen stunn un neben dat stille Planetenlicht von den Kapteihn as en swewelgelen Komet upgung un in ehren Gesichts- un Dunstkreis hen un her schot, blot mit den Unnerscheid, dat de Komet den Start un hei de Näs' in En'n reckte, dunn müggt sei woll wat marken. Äwer as dat för gewöhnlich in de Welt taugeiht, de dat am irsten marken müßt un markt hewwen süll, de Kapteihn was de letzte, de up slimme Gedanken kamm, un wenn dat Kopernikussen-Krät de Dumen in dat Ärmellock slog un mit sin wißnäs'tes Fragteiken von Näs' allerlei anzügliche Fragen an Aurelia'n richt'te, denn stunn hei mild an sinen Pal, un sin stilles Abendstirn-Gesicht schinte knappemang dörch de fürigen Anstalten hendörch, de de Hall'sche Flügelmann von't tweite Glid vör un tüschen sine un Aurelia'n ehre Ogen bedrew. Na, tauletzt, tauletzt, süll hei ok dorachter kamen, as Thoms achter de Hamel; äwer üm dormit klor tau warden, möt ick 'ne Hakwenning taurügg trecken.

Dicht bi unse Kasematten was 'ne Kinnerschaul von lütte Mätens, un wenn wi Klock twölwen in uns' Löcker wedder insnappt würden, denn begegent uns dat lütte Görenwarks un sprung in den schönen Frühjohrssünnenschin herümmer, as wenn 'ne Haud Bottervägel loslaten wir un wull sick nah'n langen Winter mal wedder up Blaumen weigen. Sei danzten so lustig de Lindenalleh entlang, un in de frische Frühjohrsluft [438] was de dumpige Schaulstuw' vergeten, sei smeten de ollen verdreitlichen Schaulbäuker mit de Eselsuhren hoch in de Luft, dat sei doch ok wat von de Frühjohrssünn annemen können, un äwer ehr lustig Gedriw' breid'ten sick de jungen, frischen Lindenbläder un malten Lichter un Schatten doräwer, dat de roden und witten un blagen un gräunen Röckschen noch bunter un lustiger leten, un ut dese bunten Röckschen keken mit blage un brune Ogen de lütten weiken Kinnergesichter herute, frisch in Gesundheit un lewig in Lust. Blot, wenn wi mit Bartelsen an ehr vörbikemen, denn würden sei still un keken uns schu an, as wir wat Frömds, wat Gefährlichs in ehr Spill follen, un ein un de anner von de grötern makte en verlegenen Knicks, den sei för so'ne beängstliche Fälle von ehr Mutting lihrt hadd.

Äwer't süll nich lang' duren, dunn würden wi drister mit enanner, sei wüßten jo ok von ehr Schaulstuw' her, wat inspunnen heit; un mäglich, dat Herr Bartels de lütten Kinner noch nich för junge Mätens ansach, hei drückte en Og' tau, wenn wi mit ehr en por Würd' wesselten. – Ein was äwer dorunner, dat was de Kron von dat Ganze, dat was en Kind, so wunnerleiwlich, dat sülwst Bartels dat nich äwer't Hart bringen kunn, mi den Mund tau verbeiden, wenn ick mit ehr länger redte. Ut de groten, brunen Ogen kek so'ne schelmische Frölichkeit, un äwer ehr frisches Angesicht dor flog dat räwer mit Schatten un Licht, as wir sei unner Sünnenstrahl un weiken, gräunen Frühjohrs-Lindenschatten geburen un hadd ehr kortes Lewen lang in en Land wahnt, wo't ümmer Frühjohr is. – Sei is dod – un ick bün en ollen Kirl worden, äwer noch ümmer steiht sei mi in all ehr Leiwlichkeit vör Ogen, un wenn ick en schönes, frömdes Kind seih, denn met ick sine Schönheit, ahn dat ick doran denk, an mine lütte Ida ehr, un ick dank Gott hüt noch dorför, dat hei mi dunnmalen an dit lütte Wesen so'ne reine Freud hett erlewen laten.

Sei was de Halfswester von Aurelia'n, un obschonst Herr Bartels up de öllste Swester binah en grimmigen Haß hadd [439] wegen de Schererien, de sei em makte, so kunn hei dit lütt Dirning doch nich bös warden, hei led, dat ick mit ehr redte, un näumte sei ümmer, üm sine eigene Tauneigung tau bewisen, mit en duwwelten Leiws-Akzent: »dat Idachechen«.

Nu müßte äwer dat Idachechen des Nahmiddags Klock twei ümmer an den Kopernikus sin Finster vörbi, un wil hei unnen wahnen ded, dat Weder ok all so was, dat einer dat Finster uphewwen kunn, so makte sick dat ganz natürlich, dat hei mit ehr en beten an tau klänen fung. – De Kopernikus was in'n ganzen en gauden Kirl; äwer von den Kapteihn sine Großmütigkeit, de sick blot tüschen Mahn un Stirn an den Hewen rümmer drew, slog em nich 'ne Ader; hei krawwelte ümmer up de Ird rümmer, un dor wüßt hei sick allens so handlich taurecht tau leggen. Wat was denn nu natürlicher, as dat hei min lütt Idachechen tau sinen Aportendräger maken ded. Sei müßte em vertellen, wat Aurelia hüt seggt hadd, un wat sei gistern seggt hadd, un wohen sei vörgistern spazierengahn was, un hei let denn up sine verdammte pfiffige Manier mit infleiten, wat hei von Aurelia'n seggt hadd un wat Idachechen seggen süll, wat hei seggt hadd. – Genaug, de Telegraph was in vullen Gang', un de Racker let minen ollen Kapteihn in aller Unschuld up den koppernen Draht danzen, ahn dat de arm Kirl wüßt, wat unner em passieren ded, un dat ick lud hadd lachen müggt, wenn mi de Kapteihn nich neger angahn hadd.

Wenn de Kapteihn dat Glück hatt hadd, sinen Engel up den Spazierweg tau grüßen, denn gung hei ümmer in de Kasematt taurügg un sned en Karn in den Dörenstänner taum Wohrteiken un Andenken an sin flüchtiges Glück; un denn stunn hei männigmal Stun'n lang vör de Karn un röp sick bi jeden de besondern Ümstän'n in't Gedächtnis un drunk so döstig un so deip ut den Hoffnungsbeker, bet de helle Kurasch' em ut de blanken Ogen lücht'te, un denn halte hei sick ut sin Karnallenvagelburken sinen schönsten jungen, gelen Hahn herute un strakte un eiete em un wüßt em so vel tau vertellen, wo schön dat lütte Dird dat mal hewwen süll, un't [440] ded em led, äwer trennen müßten sei sick. – »Willst du em denn verköpen?« frog ick. – »Für kein Geld!« was de Antwurd, »aber ...« – Ick verstünn dit »Aber« un dachte so bi mi: wer weit, wat hei mit den Karnallenvagel nich sin Glück makt? – Hei äwer drömte blot von dat Glück, wat sinen Karnallenvagel bevörstunn, un verget sin eigen doräwer, denn de Kopernikus kamm em tauvör.

Eins Middags kümmt denn dat lütte, giftige Ding nah uns ruppe: »Charles, hast du nicht eine Schachtel?« – »Ja«, säd ick, »de hadd ick woll, äwer de brukte ick sülwen.« – Un't was ok wohr, denn ick hadd dorin swarte Krid un Keinruß, den ick ümmer in'n groten brukte, wil ick meistendeils alle Lüd' in'n swarte Liwrock malen müßt. – Oh, ick süll em de doch leihnen, in en por Dag' kreg ick sei wedder. Na, ick ded dat ok; wat wüßt ick dorvon? Un hei nimmt de Schachtel un set't en por witte Müs' ut sinen Mus'paleh dorin, un as ick noch achter em ankam un will em noch von dat inwennige Utseihn von de Schachtel Bescheid seggen, dunn langt hei de oll Schachtel all hastig dörch sine iserne Gardinen un seggt tau dat lütte Idachechen: »Und grüß auch Aurelia vielmal!« Nu hadd ick jo den Bewis in Hän'n, dat hei den Kapteihn verraden ded. – »Was hast du in die Schachtel gepackt?« frog ick. »Oh, ich habe der kleinen Ida nur ein paar weiße Mäuse geschenkt«, säd hei, un dorbi steg em dat blage Blaud in't gele Gesicht, dat hei ganz gräun utseihn würd. – »Haha!« dacht ick, »up den Sack sleihst du un den Esel meinst du!« Un ick argerte mi doräwer, dat hei dat oll lütt unschüllig Kind in sinen Nutzen verwendete un dat hei den Kapteihn tauvör kamm, de doch dat Vörkopsrecht hadd; äwer mi kettelte dat ok, wo woll de witten Müs' in de Keinrußschachtel utseihn würden.

Ick bün nu grad nich niglich, mag äwer doch girn allens weiten, un kort vör Klock twei, as upslaten warden süll un de oll lütten Mätens nah ehr Schaul vörbi gungen, gung ick runne un läd mi mit 'ne Pip Toback bi den Kopernikus recht tauvertrulich in't Finster; un't wohrt denn ok nich lang', dunn [441] kamm min oll lütt Iding mit rodweinte Ogen an; un sei hadd gor tau vel Schell kregen, un Aurelia hadd sick dägern verfihrt, as sei de Schachtel upmakt hadd, un ehr Mutting let den Herrn Kopernikus seggen, wenn hei wider nicks wull, denn süll hei't man för sick behollen, denn von de Ort hadd sei sülwen naug in ehr Kasematten, un sei güngen ehr all dat Speck an. – De Kopernikus würd wedder gräun vör Bosheit, un as hei de Schachtel upmaken ded, dunn seten dor twei natürliche grise Müs' in, grad so, as sei allentwegen wild herümmelopen. – Den Blick verget ick meindag' nich, den hei mi tausmiten ded, as hei de beiden keinrussigen Wörm wedder in dat Paleh setten ded. – »Das habe ich dir und der dummen Schachtel zu verdanken!« röp hei mi giftig tau. – Na, ick verdeffendierte mi denn nu ok, denn ick was jo in minen Recht; äwer dat Unglück wull, dat de Kapteihn doräwer taukamen ded un ut unsen Strit tau weiten kreg, dat de Kopernikus Aurelia'n en por witte Müs' hadd taum ewigen Angedenken schenken wullt.

In de irst, as hei so unverwohrs achter uns stunn, verfirte ick mi gruglich, un de Sünner von Kopernikus noch düller, de Kapteihn fung äwer ut vullen Hals' an tau lachen: »Nu bitte ich einen um alles in der Welt! Schenkt der kleine verdrehte Kerl einer jungen Dame ein paar weiße Mäuse! Na höre, Kopernikus! Ein Rosenbukett wäre wohlriechender gewesen.« – Gott sei Dank! denk ick so bi mi, de Sak is em blot spaßig, un üm em in sinen lustigen Tog tau hollen, segg ick: »Un kik mal, wo de beiden Beister in mine Keinruß-Schachtel utseihn worden sünd!« un wis' em dat Present, wat nu as dull in dat Mus'paleh herümmer fohren ded un mit sine grise Jack de annern tau grugen makte. De Kapteihn wull sick ümmer dod lachen; äwer de Kopernikus was so gräun worden as Gras un dreihte sick von sinen Mus'kasten af un lep ut de Dör, de grad upslaten was, un röp: »Und wenn ich einer Dame etwas schenke, so geht das keinen was an!« – »Keinen was an?« säd de Kapteihn. »Keinen was an?« un lep, nu ok in Arger, achter em her. »Mich geht's was an, und du weißt [442] es, daß es mich was angeht; und ich leid's nicht, daß einer diese Dame in solche lächerliche Geschichten hineinbringt.« – So susen sei denn beid' an Don Juannen un den Erzbischoff vörbi, de ok grad in de Fristun'n gahn sünd; de Kopernikus stracks nah Smidt Grunwaldten sine Teertunn, wil dat hei dat in't Gefäuhl hadd, dat em de Gall wedder äwertreden was, un wil hei sick doch nah dat afblitzte Mus'present nich vör Aurelia'n seihn laten kunn; de Kapteihn graden Wegs nah de lütte Lind', wo hei up un dal tau gahn anfung, grad as en blagen Löwen, denn bi dat gaude Weder hadd hei den Grisen mit de säben Kragen afsmeten un gung in en blagen Rock, un tau sine stille Palstaheri fehlte em hüt de Andacht.

Don Juan un de Erzbischoff fragten mi denn nu, wat passiert wir, un ick vertell ehr de Mus'geschicht un dat de beiden Frün'n sick vertürnt hadden. Dat was denn nu Öl up den Erzbischoff sine geistliche Lamp, sin Beraup was, Freden tausamen stiften, un hei makte sick nu also glik an den Kapteihn un fädelte sine Sak mit allgemeine Redensorten in: 't gew tweierlei Minschen in de Welt, säd hei, Mannsminschen un Frugensminschen, un uns' Herrgott hadd sei beid in de Welt set't, dat sei för enanner passen süllen; männigmal paßten sei ok so schön as Stülp tau en Pott, äwer männigmal wull sick de Passung abslutemang nich finnen; männigmal kek sick de Pott nah 'ne Stülp üm, an de kein Minsch dacht hadd. Hir höll hei in un kek den Kapteihn so recht mit Mitled in de Ogen, un sin kahle Kopp fung noch ihrwürdiger an uttauseihn as för gewöhnlich. De Kapteihn kek em ok an; äwer – wi geseggt – as en blagen Löwen. De Erzbischoff äwer, ahn sick im geringsten tau fürchten, fohrte in sine Red' un in sin Bild furt: ja, säd hei, un wenn einer nu Pott un Stülp, de nich tausam paßten, mit Gewalt tausam bringen wull, denn gung dat ahn Sprüngen un Hartbosten nich af, un dorvör müßt sick jedwerein in acht nemen, un hei, de Erzbischoff, gew em, den Kapteihn, den Rat, hei süll den Pott, den hei sick utsöcht hadd, Pott sin laten, und hadd sick de Pott 'ne anner Stülp utsöcht, denn süll hei de StülpStülp sin laten.

[443] De Kapteihn hadd em wildeß mit ümmer grötere Ogen anseihn, un as de Erzbischoff sine Pott- und Stülpen-Red' mit de letzte Stülp taudeckt hadd, fohrte de Kapteihn up den ihrwürdigen Herrn los, un – der Deuwel hal! – hadd hei Hor up den Kopp hatt, hei wir em dorinne fohrt, so kreg hei em äwer in dat lange Arwstück von väterlichen Paletoh tau faten un schüddte den geistlichen Herrn up de weltlichste Wis' dorin hen un her: »Was sagst du da? Was sagst du da?« – Je, wat süll de Erzbischoff nu anners seggen? So in de Klemm kamm hei mit de Wohrheit herute: em kem dat so vör, un jedwerein von uns wüßte dat jo ok, dat de Kopernikus ok en Og' up Aurelia'n smeten hadd, un wenn hei nah de Anteiken urteln süll, denn seg sei mihr up den Kopernikus as up em, den Kapteihn, obschonst de Kopernikus lütter un lang nich so statsch wir.

Dat was noch en Glück för den Erzbischoff, dat hei em dat so buh un bah in't Gesicht seggen ded, denn de Kapteihn würd ganz stiw, let den brunen Paletoh los, kek den Erzbischoff ahn allen Utdruck in de wollmeinenden Ogen, säd mit velen Utdruck: »Du Schafskopf!«, smet en langen, bittern Blick up Aurelia'n ehr Finster un sus'te an mi un Don Juannen vörbi un so in de Kasematt herin, dat ick denk: Na, dit geiht all meindag' nich gaud.

Äwer achter em her kamm de Erzbischoff, hadd de Hän'n äwer den brunen Paletoh folgt, dreihte mit de Dumen un sach so fram ut, as Gottswurd, wenn't in brun Kalwledder bunnen is. – »Er weiß es nun«, säd hei, »ich habe es ihm gesagt.« – »Was sagte er denn?« frog ick. – »Gesagt hat er eigentlich nichts; er war im ganzen sehr ruhig und sagte zuletzt bloß: du Schafskopf!« – Ja, denk ick ok, du Schapskopp! un lop nu nah unsre Kasematt, üm mi nah den Kapteihn ümtauseihn.

Dor satt hei, hadd den Kopp in de Hän'n stüt't, en witten Bagen Poppier vör sick un schrew dorup mit allerlei schöne Zügen; denn dit ded hei ümmer, wenn hei in grote Unrauh was. Ich kamm nah em ranne: »Kapteihn!« Hei härte mi nich; [444] ick kek äwer sine Schuller, dor hadd hei mit dütsche Baukstawen schrewen: »Freund«, dorunner stunn mit schöne latinsche Schrift: »mein bester Freund!« un wider dal mit Fraktur: »mein bester Freund hat mich verraten!« – »Kapteihn!« raup ick wedder – hei hürt nich; un as ick mi nu ümwen'n un ratlos in alle Ecken rümkik, dunn seih ick dor nicks, as luter witte Müs'! – »Wat's dit?«

18. Kapitel
Kapittel 18

Wo de Müs' utwannern un de Herr General den Kopernikus achter dat Geheimnis kümmt. Worüm Herr Bartels üm Gotts willen dat Mul hadd hollen süllt un de Herr Erzbischoff ok. Worüm ick 'ne Anstellung as Richter in Leiwssaken krig, de mi stats Sporteln un Ihr blot 'ne Taß Koffe un Hun'nlohn indröggt. Un worüm sick den Kapteihn sine Großmaud an en swarten Kledrock un en preuß'schen General breckt.


Nu hadd dat Krätending von Kopernikus, as em de Kapteihn äwer den Hals kamm, in sine Verlegenheit vergeten, dat Mus'paleh tautaumaken, un sine dreijöhrsche Mus'heck – wat dat beseggen will, weit jedwerein – was mit Fru un Kind ut de Arche Noäh utwannert un beset'te nu allens, wat fast was, un vör allen uns' Kasematt. – »Kapteihn«, schreg ick, »ick bidd di üm Gotts willen, hir sünd all den Kopernikus sine witten Müs'!« – Wer denkt denn äwer ok an allens? Mit dese Würd' ret ick den Kapteihnen sine Wun'n wedder bläudig, denn von de ßackermentschen Müs' was jo de ganze Spermang herkamen. Hei sprung up un kek den Kopernikus sin lüttes, wittes, frames Volk mit 'ne Wut an, as wir 'ne Haud wille Dird bi em inbraken, smet mit Stücken un Dinger nah de Unschuldswörm, nennte sei »ekelhaftes Ungeziefer«, un denn mal lachte hei wedder höhnschen up, wenn hei doran dachte, dat de Kopernikus an Aurelia, an sine Aurelia, weck von dit Takel hadd taum Present maken wullt, um tauletzt set't hei sick wedder dal un kümmert sick üm den ganzen Krempel nich.

Ick för min Part fung nu an, mi mit de ßackermentschen Dinger [445] rümmer tau jagen – in de Dör wiren sei rin kamen, dor müßten s' doch also wedder rute – je ja! je ja! hadd ick ein von dat Wormtüg herute, denn kamm en halw Dutzend frischen Nahschub wedder rin. – Allein kreg ick dat nich farig, ick röp also den Erzbischoff un Don Juannen, de Röck würden uttreckt un nu gung de Jagd los! – »Hir sünd s'!« »Holl wiß! Holl wiß!« – »Hurah, ick heww ein!« – Mit de Jagd kamm ok de Lust äwer de Jagd, un mit de Lust kamm ok dat Lachen äwer de Lust, un dat olle Kasemattengewölw schallte vör Lust un Lachen, wenn de erzbischöfflichen Gnaden in Hemdsmaugen sick as en Brummküsel herümmer küselte un in de Ecken herümmer tründelte oder Don Juan mit de langen Beinen unner't Bedd herute spaddelte oder ick mi mit den breiden Puckel unner den ollen hochbeinten Aben fast klemmt hadd. – Äwer 'ne Lust is up Festungen verbaden un 'ne Jagd irst recht, un as Gott den Schaden besach un wi so recht in Iwer wiren, kamm Herr Bartels herin: »Das muß ich mellen. Die Schildwach hat schon zweimal ›Ruhe da oben!‹ gerufen und hat's dem Unteroffzier gemellt, und der hat's dem du jour gemellt, und ich muß es dem General mellen.« – Na, wenn einer midden in so'n lustig Wirken is, dat is, as wenn en Strohdack brennt, dat lett sick mit ein Emmer vull Water nich löschen, ick säd also drist: hei süll man hengahn un't mellen; un as hei Don Juannen un den Erzbischoff ut uns' Kasematt gahn heiten ded, lachte Don Juan em in't Gesicht un makte allerlei Bubulum mit em, un de Erzbischoff set'te em mit sine angeburne Salwung utenanner, dat de Fristun'n noch nich tau En'n wiren un dat sei bi uns bliwen künnen, so lang', as de durten.

Herr Bartels gung mit Recht wütend von uns weg, un as hei unnen bi den Kopernikus dörchkamm, was de taurügg kamen un bedrew ok de Mus'jagd, äwer nich mit Lust, ne, in grimmigen Arger, un as Herr Bartels em seggt hadd, hei müßt em mellen, wil dat hei de Kasematten mit Ungezifer besetten ded, hadd de Kopernikus em 'ne snodderige Redensort in't Gesicht smeten. – Herr Bartels gung also un [446] mellte. – Un wi? Wi gungen, as wi baben farig wiren, unnen dal nah den Kopernikus un drewen dat Rewier ok af, un nu kamm de Erzbischoff, de vel in ökonomschen Dingen verstunn, up den gesegenten Infall, dat en jeder sick einen Stäwel uttrecken un in de düstern Ecken leggen süll, un dat de Müs' in de Stäwelschächt jagt warden müßten. – Dit Middel is probat, un ick bedriw de Mus'jagd noch hüt un desen Dag so.

Grad, as wi nu wedder in vulle Arbeit wiren un up einen Stäwel un einen Socken herümmer hüppen deden, gung de Dör up, un de Platzmajur kamm herin: wat hir los wir, de Larm wir all up de Wach' mellt? – Ick wull em nu in'n korten de Sak utenanner setten, äwer de Erzbischoff drängte sick vör, un wil dat ick wüßt, dat hei'n grot Stück bi den Platzmajur güll, let ick em sinen Willen, denn mit en por richtige Drähnbartels is't justament so as mit en por Tobacksbräuder, sei verlaten sick nich un hacken tausam as Pick un Ledder. Un as de Drähnbartel von Erzbischoff allens kort un klein snacken ded, dunn hülp em de Drähnbartel von Platzmajur ihrlich dorbi, un as dunn Don Juan säd: Bartels hadd mit dat Mellen sihr unrecht dahn, dunn säd de Platzmajur: Ja, hei hadd ok sihr unrecht dahn, un as de Kopernikus un ick grad achter'n por Müs' her wiren, dunn möt't sei de Platzmajur mit sine Beinen, un ick glöw, wenn hei nich just den Degen an de Sid un den Fedderbusch up den Kopp hatt hadd, hei hadd sick mit uns up dat Mus'gripen leggt, so sihr hadd em de Erzbischoff von unsere gerechte Sak äwertügt.

Nu lat Bartelsen man kamen! Wi hadden nu den Herrn Platzmajur un kunnen em as en schönen Stein in't Bredd schuwen. Äwer den annern Dag kamm Bartels: De Kopernikus un ick süllen taum General kamen. – Na, wi gungen. – Bi den General was de Platzmajur, un Herr Bartels kamm mit uns rinne. – De olle Herr sach verdeuwelt irnshaft ut, un de witte Prück stunn em so krus üm den Kopp, as wenn dat unner ehr nich so ganz ruhig utsach. »Sie haben gestern einen solchen Lärm in Ihren Kasematten gemacht«, was de [447] Anred'. – »Ja«, säd ick, »wi hadden blot 'ne lütte Mus'jagd hollen.« – »Die Schildwache hat Ihnen Ruhe geboten, und Sie haben nicht darauf gehört!« – »Dat hadden wi in unsen eigen Larm nich hürt, wi wiren dor hellschen giftig achter an west.« – »Sie sollen aber keinen Lärm machen.« – »Herr General«, säd ick, »es war 'ne vollständige Treibjagd, und wie Sie wissen, geht das ohne Hallo nicht ab.« – De oll Herr vertrock den Mund en beten taum Lachen, hei was en Jäger, äwer 'ne Driwjagd up Müs' was em woll noch nich vörkamen, un ick dacht ok so: smäd du dat Isen man, so lang' dat noch warm is, un säd: de Herr Platzmajur wir doch ok dor west un hadd jo seihn, dat nicks Unrechts passiert wir. – De oll Herr kek den Platzmajur an, un de schüddelte den Kopp: ne, Unrechts nich; 't wiren blote Mus'angelegenheiten west. – Dese Unnersäukung let de oll Herr nu fallen, wendte sick äwer an den Kopernikus un frog em: Bartels hadd mellt, dat hei un de Kapteihn ümmer an de lütte Lind' stahn deden, un hei sülwen hadd dat ok all von sinen Finster ut bemerkt, wat sei dor tau stahn hadden? – Dat was nu 'ne häßliche Frag' för den Kopernikus, hei stamerte denn irst en beten hen un her un kamm tauletzt mit de Antwurd herute: »Wegen der schönen Aussicht.« – De General kek Bartelsen an, un Bartels säd nu so recht höhnschen: »Ja, nach die Proviantmeistersdochter.« – »Na, hören Sie mal!« säd de oll Herr mit en groten Nahdruck tau den Kopernikus. – Hir müßt nu wat gescheihn, dat dat Spill nich verluren gung, ick spelte Bartelsen also gradtau Trumpf in't Gesicht un säd: De Utsicht von de lütte Lind' wir äwer de schönste up unsen ganzen Spazierweg, un Bartels, de sünn dor man ordentlich up, dat hei wat mellen wull, un't wiren luter unschüllige Saken, wo hei wat rute säuken ded. Von de unschüllige Mus'geschicht hadd sick de Herr Platzmajur sülwst äwertügt; äwer hei hadd jo ok mellt, dat ein von uns nah den Pris von'n Hiring fragt hadd, un dat wi de lütten Schaulkinner de Dagstid baden hadden. – Nu fohrte äwer de oll Herr up mi los: »Das soll er auch melden, das ist seine Pflicht: er soll alles melden, was gegen seine Instruktion ist!« – [448] Hadd Bartels nu dat Mul hollen, denn wir de Sak vörbi west, un wi wiren mit en schönen Wischer nah Hus schickt worden; äwer hei wull ok dat Isen smäden, so lang' dat noch heit was, un heit was't bi den ollen Herrn. »Ja«, säd hei, »und Sie mellen sich man, Sie reden ümmer mit die kleine Idachechen, und wenn ich man allens so sagen wollt ...« – »Zum Teufel, sagen Sie's«, fohrt em de oll Herr in de Parad'. – »Ja, und die Mäus'geschicht is ganz anders. Der Herr da hat ein paar Mäuse in 'ne Schachtel gepackt und hat die Proviantmeistersdochter da en Present mit machen wollen.« – »Was ist das?« fohrt de oll Herr up den Kopernikus los. – Kopernikus, Kopernikus, dit ward slimm! – Äwer tau gliker Tid dreihte hei sick ok nah Bartelsen üm: »Woher wissen Sie das?« – Un ut Herr Bartelsen sin Ogen stek de gele Voß sinen Start herute, un sin dämlich Gesicht würd ganz glücklich äwer sine eig'ne Pfiffigkeit utseihn, as hei still vergnäugt säd: »Das hab' ich die kleine Idachechen abgefragt.« – Herr Bartels, Herr Bartels, dit ward sihr slimm! – »Kinderschnack!« fohrte de General up em los, »habe ich Ihnen befohlen, die Schulkinder auszufragen? Steht es in Ihrer Instruktion, daß Sie spionieren sollen? Das sollen Sie melden, was augenfällig ist. – Und gehn Sie man nach Haus'«, säd hei tau uns; »aber das sag' ich Ihnen, wenn die Schildwache ruft, denn müssen Sie Ordre parieren.«

Den Abend kamm de Kummandanturschriwer en beten an den Kopernikus sin Finster un vertellte uns mit grote Häg': Bartels wir bi uns afset't as en Bucklamm; denn dat, wat för de gemeine Niderträchtigkeit von alle Minschen gelt, dat sei sick äwer't Unglück von einen annern freuen, gelt för de Handlangers in Festungs- un Gefangenanstalten duwwelt.

Na, de General un wi kunnen dormit taufreden sin, denn stats den schulschen, ewigen Mellbrauder kregen wi einen ollen, gaudmäudigen Mann, de nicks hüren un seihn wull, un de General einen, de em nicks mellen ded. – Lewandowsky heit hei un bedrew neben sinen Unteroffziererposten noch de Snideri.

[449] Ick lep nu also nah den Kapteihn heruppe, üm em in sin Trübsal 'ne Freud' tau maken, un vertellte em, Herr Bartels wir afset't. Äwer dor kamm ick schön an. – Bartels, säd hei, hadd sinentwegen noch lang' bliwen kunnt, denn Bartels wir noch lang' nich de Legst'; 't gew vel slichtere Minschen in de Welt; un wenn hei klauk west wir, denn hadd hei mihr up de Stein Obacht gewen, de em Bartels bi de lütte Lind' in den Weg smeten hadd. »Aber«, säd hei wild, »es soll alles ausgerottet werden aus meinem Herzen! selbst die Erinnerung!« Un dormit sprung hei up un kreg en Metz tau faten, lep nah de Dör un sned all de Erinnerungskaren an den Dörenstänner ut. – Äwer as hei dat dahn hadd, kamm 'ne Weikmäudigkeit äwer em, hei sackte up sinen Stauhl tausamen un kek mi äwer dat preuß'sche Landrecht weg in de Ogen, denn hei was up den vernünftigen Infall kamen, de Leiw' mit dat preuß'sche Landrecht tau verdriwen, un säd: »Charles, was sollen jetzt noch Heimlichkeiten? Ja, ich habe sie geliebt, ich habe sie glühend geliebt; aber nicht ummeinetwillen, um ihretwillen habe ich sie geliebt, und wehe!« Hir schot hei äwer de Paragraphen in't Landrecht, de von de unrechtmäßige Ersitzung handeln, einen scharpen Blick nah mi räwer: »Wehe dem Kopernikus, wenn er eigensüchtige Zwecke verfolgt! – Wehe ihm! sage ich, wehe!« Un so blew dat bi, bet wi tau Bedd gungen. Äwer wenn de Kopernikus blot halw all de Weihdag' in'n Liw' hatt hett, de an den Abend von baben äwer em kamen is, hei wir möglicher Wis' tau Insichten von sine grote Slichtigkeit oder ok tau starken Kamellentee kamen.

Drei Dag' lang gung de Kapteihn nich ut, drei Dag' lang was hei in't Gewäuhl; twei Dag' lang was hei giftig up den Kopernikus, den drüdden Dag smet hei sick up Schr ... men. »Der Hanswurst«, säd hei, wenn em de blot von firn in de Ogen kamm, »glaubt, weil er eine Braut hat, den Dicknäsigen spielen zu können. – Ist das 'ne Kunst? wenn einer gehen kann, wo er will?«

Glik den irsten Dag kamm ok de Erzbischoff un bed em, hei [450] süll mit runne kamen; hei wull nich. De geistliche Herr beswur em bi allens in de Welt, hei süll kamen, dat wir 'ne Notsak, de uns all angahn ded; wi müßten doch Rat hollen doräwer, woans wi uns gegen den nigen Uppasser tau stellen hadden; hei ded't nich, un de Erzbischoff müßt mit uns äwrigen vörleiw nemen. De ganze Nacht hadd sick de würdige Herr up 'ne Red' tau Lewandowsky'n sinen Regierungsantritt vörbereit't un hadd sick de Weg' äwerleggt, de hei uns för de Taukunft vörschriwen wull. As wi all, utbenamen de Kapteihn, üm em rümmer wiren, let hei sine wolläwerleggte Red' los un fung mit en »Gott sei Dank!« an, dat wi ut den Bartelschen Löwenrachen errett't wiren, kamm denn up de irste Veranlassung, up den Kopernikus sin Mus'present, un set'te hentau, dat ok ut de apenbore Durheit von einen Minschen Glück för de annern entstahn künn. – Hir würd nu de Kopernikus falsch, un as de Erzbischoff dit wohr würd, set'te hei in sine Gaudhartigkeit hentau: äwer de Kopernikus hadd dat dörch sin klaukes Benemen un dörch sine dristen Reden vör den General wedder gaud makt. – Dordörch stödd hei mi nu vör den Kopp, denn wat dor Klauks un Drists redt worden was, rekente ick mi an, un as hei wohr würd, dat ick ok doräwer falsch wir, säd hei rasch: »Aber Charles auch!« – Dorup makte hei den Vörslag: Von nu an af süll keiner mihr an de lütte Lind' stahn – hir wull de Kopernikus losfohren –, denn, set'te hei hentau, wenn ok einer unner uns ungerechter Wis' mihr Friheiten hadd as de annern un mit 'ne Brud an den Arm gahn künn, so – dit kamm Schr ... men sine Philosophi an't Mager, äwer as hei Inwendungen maken wull, winkte em de Redner mit de Hand tau Rauh – so, säd hei, wir dat vör uns' Tid verlöwt worden, un de General hadd dat verlöwt, un den General sin Seggen un Dauhn müßte för uns dat heiligste Gesetz sin. »Darum«, slot hei sine Red', »beschwöre ich euch, lieben Brüder, schweift nicht über die vorgeschriebenen Schranken hinaus, meidet den Verkehr mit unerlaubten Menschen, dringt nicht auf heimlichen Wegen in die Häuser hiesiger Bewohner« – hir kek hei Don Juannen [451] an –, »kurz, laßt uns dem neu angestellten Herrn Lewandowsky zeigen, daß wir zu gehorchen wissen, und er wird das Befehlen vergessen; vor allem aber warne ich euch: stellt euch nicht mehr an die Linde, ihr würdet nicht bloß den Baum, nein! Ihr würdet auch Lewandowsky in eine schiefe Stellung bringen!« – Äwer nu gung't los! De irste was natürlich dat giftige Ding von Kopernikus: hei würd sick an de Lind' henstellen, wenn't em geföll, un wull hei den mal seihn, de't em wehren wull! Un Schr. frog em spöttischen up philosophisch: ob dor en Sinn in wir, dat hei üm sinentwillen, den Erzbischoff sinentwillen un üm Lewandowsky'n sinentwillen sine Brudschaft upgewen süll? Un ick frog em, ob hei wider kein Smerzen hadd? Hei wir doch de irste west, de sick mit en oll Wiw in en verbaden Hiringshandel inlaten hadd. – Äwer dat was allens nicks gegen Don Juannen, wo de upbegehrte. – Hei hadd sick ebenso gaud as de Erzbischoff de Nacht hendörch all de Weg' utdacht, de hei unner Lewandowsky'n sin Regiment wandeln wull, un de lepen meistendeils all in de Ställ un de Durweg' achter rüm in de Hüser. Hei hadd eben 'ne Red' anhürt, säd hei, »ein schwächliches Produkt, geboren aus der Schwächlichkeit einer geistlichen Natur« – denn hei drückte sick ümmer sihr sauber ut, wil hei en Dichter was –, äwer, säd hei, hei för sin Part wir nich ut Kummandanturbefehlen un Unteroffzierer-Instruktschonen tausam pappt, hei wir ut Fleisch un Bein, un hei wir nich dortau dor, Lewandowsky'n dat Lewen bequem un säut tau maken; ne, hei wull sick sin eigen Lewen säut maken; un dortau, säd hei, wir menschliche Ümgang nödig, vör allen mit Frugenslüd'. Un nu let hei sick äwer dese Annehmlichkeit widlüftiger ut un wis'te sei an Bispillen ut sinen eigenen Lewen nah. »Und«, slot hei sine Red', »meine Herrn, wir müssen Lewandowsky'n verblüffen, ›verblüffen‹ ist das rechte Wort, wir müssen gleich in den ersten Tagen alle möglichen Extravaganzen mit der unschuldigsten Miene begehen, damit er glaubt, daß wir ein Recht dazu haben, und im übrigen bin ich der Meinung, ein jeder tue, was er will.« Un dorin gewen wi em all recht, bet [452] up den Erzbischoff, uns' Versammlung slot grad so, as sei all sluten, wi gungen utenanner un deden all, wat wi wullen. – De Kopernikus stunn an de Lind', Schr. gung mit sin Brud, ick spaßte mit lütt Idachechen, un Don Juan würd von Lewandowsky'n bi de Schenkjumfer rute halt, würd äwer nich mellt; blot uns' geistliche Herr tründelte den irsten Dag as 'ne streng gesetzliche Körbs den Spazierweg entlang, den tweiten Dag äwer sach ick all, dat hei mit de dicke Bäckerfru äwer den Tun räwer parlamentieren ded, un den drüdden satt hei bi ehr up de Bänk un let sick von ehr ehre grote Krankheitsgeschicht un ehren Kinnersegen utenanner setten, denn as ick seggt heww, hei interessierte sick sihr för ökonomische Angelegenheiten. – Blot min oll gaud Kapteihn satt in sin Kasematt in Gram un in Led.

Den virten Dag endlich – 't was en Sünndag – sach ick, dat hei sick Vatermürder ümbinnen würd un dat hei sinen nigen blagen Rock utbösten ded. – Haha! denk ick, hüt geiht hei ut! – Ja, dor hadd 'ne Uhl seten, hei gung nich ut, wenigstens den Morgen nich. Äwer as wi uns' Middageten vertehrt hadden, treckte hei sick den Blagen an, rückte de Vatermürder en beten vör den Speigel taurecht un säd: »Charles, ich habe einen schweren Gang vor mir, willst du mich begleiten?« – Ja, säd ick, wohen hei ok ümmer gahn wull, ick wull em ümmer tau Hand stahn; äwer nu wir de Dör unnen noch tauslaten. – »Wir gehen bloß runter zum Kopernikus«, säd hei un gung. – Leiwer Gott, dacht ick, wat dit woll ward! un folgt em.

As wi unnen dal kemen, was dat Krät grad dorbi un makte sick Koffe; de Kapteihn gung strack un stramm up em los, höll em de Hand hen un säd: »Kopernikus, wir sind sechs Jahre lang ehrliche Freunde gewesen, sind wir das noch?« – »Ja«, säd dat Ding un gaww em verlegen de Hand un stickte sick gräun dorbi an. – »Kopernikus«, säd de Kapteihn wider un schüddelte em so recht truhartig de Hand, »hast du etwas dagegen, daß Charles Zeuge unserer Unterredung wird? Ohne daß wir weitläufig darüber gesprochen hätten, weiß er, [453] worum es sich handelt; er soll Richter sein zwischen mir und dir.« – Dor hest du en gauden Posten kregen! dacht ick bi mi, wo dit woll warden deiht? Un ick denk: Täuw'! denk ick, sallst dat Krät en beten weikmäudig maken, de Kapteihn is't all, un tüschen weikmäudig Lüd' geiht allens glatter. Un ick gew em ok min Hand hen un kik em mit alle mägliche Weihleidigkeit in dat gräune Gesicht; dunn ritt sick dat Ding los un springt nah sinen Koffepott hen un röppt: de kakte em äwer! Un hei wull noch frischen Koffe upschüdden, un denn wullen wi hüt nahmiddag recht schön Koffe tausam drinken, un de Kapteihn süll ut 'ne lange irdne Pip Toback dortau roken.

Nu bidd ick einen üm Gottes willen! Um 'ne Pip Toback was doch de Kapteihn nich herkamen, un üm 'ne Tass' Koffe giwwt doch keiner 'ne Aurelia up! – De Kapteihn säd also ok sihr kolt: »Laß das! Ich will dich bloß fragen: Liebst du Aurelien?« – Süh so, nu satt dat Krätending dor un süll Hals gewen, un nu wull hei nich. – Äwer de Kapteihn was up den richtigen Weg, un hei let nich locker: »Ick frage dich«, säd hei, »liebst du Aurelien?« – »Ja«, säd endlich de Kopernikus. – Dat was äwer den Kapteihn nich naug, kunn em ok nich naug sin, denn wenn hei sick dormit begnäugt hadd, wir de Sak ut de Welt west, un up so'ne Wis' 'ne Sak ut de Welt tau bringen, dat is jo binah, as wenn't Kind in de Weig' ümbröcht ward; hei frog also noch indringlicher: »Liebst du Aurelien mit all der Innigkeit, mit der ich sie geliebt habe?« – Dat was nu 'ne dämliche Frag' von den Kapteihn, wo kunn de Kopernikus weiten, wo deip sei em satt; ick säd also ok as Richter in de Sak: De Frag' dürwt hei nich stellen, denn dordörch set'te hei den Kopernikus blot in Verlegenheit. Un ick denk noch so bi mi: na, dor hest du dinen Posten mal gaud verwacht! – Je ja, je ja! Dunn springt dat Ding von Kopernikus up mi los un fröggt, wat ick dormang tau reden hadd? Sei wullen ehr Sak allein utmaken; un de Kapteihn seggt, dorüm hadd hei mi nich mitnamen, dat ick sei utenanner bringen süll. – Na, dat treckt mi denn nu ok eklich an, un ick frog [454] denn, wat sei sick stats mi nich leiwer den Erzbischoff raupen wullen, de wüßt jo allens taum Gauden tau kihren, oder ok Don Juannen, de wüßt jo mit Leiwsangelegenheiten am besten Bescheid. – Dat wullen sei äwer all beid' nich, un ich würd nu ok steinpöttig un set't mi dal un drunk Koffe un rokte Toback un denk: lat't Ding sinen Lop.

De Kapteihn hadd nu äwer in de drei Dag', de hei allein seten hadd, sick einen in allen Kanten fasten Plan utdacht, un hei was en tau gauden Militör, as dat hei sinen Find slippen laten süll, un wenn de Kopernikus Sprüng' nah rechtsch un linksch maken ded, gung hei em ümmer wedder drist tau Liw' mit de Frag': »Liebst du sie mit all der Innigkeit, mit der ich sie geliebt habe?« – Nu kunn de Kopernikus nich wider retürieren, hei müßte sick stellen: Dat wüßt hei nich, säd hei, wo wid de Kapteihn in de Leiw' herinne geraden wir, bet an den Hacken oder bet an dat Hart; hei wüßt blot, dat hei sülwen dat Mäten liden müggt un dat hei eben so gaud wir as jeder anner. – Dunn let de Kapteihn den Hall'schen Flügelmann von't tweite Glid los un let em schappieren un gung mit groten Schritten up un dal un säd: »Das war dein Glück! Die Antwort rettet dich! Hättest du diese Frage mit einem einfachen ›Ja‹ beantwortet; ich hätte dich für einen Lügner ansehen müssen, denn so wie ich sie geliebt habe, kannst du sie nicht lieben.« – »Nicht?« röp de Kopernikus un set'te so'n verwogen Gesicht up, as wull hei wedder mit fleigende Fahnen un Standarten in de Slacht rücken. »Herre Gott!« röp ick dormang, »nu makt äwer Freden! De Sak is jo nu vörbi, nu kamt her un drinkt Koffe!« – »Schweig, Charles!« röp de Kopernikus; »was hast du darin zu reden?« – »Ja, schweig Charles!« röp ok de Kapteihn, »nun kommt erst die Hauptfrage.« – Na, dachte ick, ditmal un nich wedder! Wo gahn sei mit ehren Richter in Leiwssaken üm! – »Kopernikus«, frog äwer mit einmal ruhig un kolt de Kapteihn un richtete sick steidel vör em in de Höcht, »willst du Aurelien heiraten?« – As nu äwer dit swore Geschütz von Frag' unverseihens achter'n Barg rute kamm un em in de Flanken fot, [455] treckte de Kopernikus Fahnen un Standarten in un wull sick heimlich ut den Stohm maken, äwer de Kapteihn schot ümmer wedder mit de Frag' up em los: »Willst du sie heiraten?« – Na, ick was woll verdreitlich wegen de Behandlung, de sei mi as Richter hadden taukamen laten; äwer bi dese Frag' müßt ick doch nu ludhals' lachen: »Kapteihn«, säd ick, »dat is jo mines Wissens de allerletzte Frag', un de leggt einen jo irst de Preister an'n Altor vör.« – »So?« säd de Kapteihn un kek mi von baben dal an, »so? – Nu, dann laß dir sagen, ich stehe hier auch gleichsam als Priester, denn bevor ich an dies ernste Werk gegangen bin, habe ich mein Teuerstes als Opfer dargebracht. – Und dann laß dir sagen, daß diese Frage wohl am rechten Orte ist, denn der Kopernikus kann sie zu jeder Zeit beantworten; er ist homo sui juris, er ist majorenn, seine Eltern sind tot, er hat Vermögen und hat sein Auskultatorenexamen gemacht.« – »Un sall noch fiwuntwintig Johr sitten«, säd ick. – »Das geht dich nichts an«, säd de Kopernikus, »sorge du für dich selbst! Du hast selbst noch fünfundzwanzig Jahr.« – »Ja«, säd de Kapteihn, »du kannst nicht heiraten, denn du hast ja noch nicht das Auskultatorenexamen gemacht. Jeder Auskultator im preußischen Staat kann heiraten, das heißt, wenn er Vermögen hat; ich hab's nicht, aber Kopernikus hat es, und darum soll er heiraten – ich sage: er soll heiraten, und wär's auch erst nach fünfundzwanzig Jahren.« – Un hir fung taum irstenmal bi den ganzen Handel sick in den Kopernikus sine Bost wat von Begeisterung an tau rögen un ganz gräun gaww hei den Kapteihn de Hand un röp: »Und ich will heiraten!« – Un de Kapteihn slot em in de Arm un küßt em baben up den Kopp, denn an den Mund kunn hei wegen den Kopernikus sine korte Verstiperung un wegen sine krumme Näs' nich gaud ankamen, un reckte den einen Arm in de ganze Welt un röp: »Und hiermit entsag' ich allen meinen Rechten!«

In desen Ogenblick müßt dat nu grad passieren, dat Aurelia an unse Kasematt vörbi gung, an'n Sünndagnahmiddag en beten spazieren. Snubbs wendte sick de Kapteihn af un [456] gung hinnen nah de Kasematt rin; hei was en Mann von Ihr un von Wurd; de Kopernikus stellte sick an't Finster un kek sin niges Eigendaum nah, un ick satt dor as't föwt Rad an'n Wagen un hülp mi mit Koffedrinken ut de slimme Lag'; denn alle beid' hadden sei en Haß up mi smeten, as wir ick schuld an all de Qual; äwer so mag dat woll all de Richters gahn. – Ick wull nu doch äwer ok nich so von minen Posten afgahn, ahn dat ick mi wat marken laten ded, ick säd also: »Ja«, säd ick, »wir dat nu woll nich gaud, dat wi ehr« – un ick wis'te so äwer de Schuller ut dat Finster rute –, »dat wi ehr, minentwegen dörch de lütt Iding, tau weiten kamen leten, wat wi hüt hir äwer ehr utmakt hewwen, denn ji mägt nu seggen, wat ji willt, mit in de Geschicht rinne hüren deiht sei doch.« – Dunn fohrte de Kapteihn hinnen ut de Kasematt herute un säd, dorvon verstünn ick nicks, tau Kinnerkram un Aposteldräger wir de Sak nich anleggt, de Kopernikus müßte den negsten Sünndag en swarten Kledrock un witte Hanschen antrecken un müßte bi den Papa mit paßliche Würden üm de Dochter anhollen.

Nu smet sick äwer de Kopernikus up min Sid un säd: hei hadd äwer keinen swarten Kledrock. – Denn müßt hei sick einen von den Erzbischoff borgen, de hadd einen. – Ne, säd de Kopernikus, dorför bedankt hei sick, denn dorin würd hei utseihn as de Hiring in'n Rockluhr. – »Ja«, säd ick, »un wat würd de General dortau seggen?« – Dit verblüffte den Kapteihn, hei wüßt ogenschinlich keinen Rat wider! »Oh!« röp hei, »wenn ihr ahntet, was mir diese Tat gekostet hat, und sie soll an einem Leibrock und an einem General scheitern!« Dormit gung hei wedder in dat hindelst En'n von de Kasematt un ümmer up un dal. – Nah 'ne Wil kamm hei still nah uns ranner: »Charles«, säd hei, »komm!« un dorbi wischte hei sick de kollen Sweitdruppen von dat blasse Gesicht; ich klappte min Pip ut, un wi gungen nah baben.

19. Kapitel
[457] Kapittel 19

De Philosoph vertürnt sick mit den Kapteihn wegen den Begriff »Liebe«, mit Don Juannen wegen Paulussen, mit den Erzbischoff wegen de Waden un mit mi wegen unsen leiwen Unkel Dambach. Worüm ick tau den General up de Parad' müßt, un worüm de Kopernikus nich mit de Rotten in de Dackrönn spazieren gahn wull.


Dat was dat En'n von den einen Roman, un nu süll de anner anfangen.

Äwer ihre de losgahn süll, müßt irst de Sommer vergahn un de Spätharwst kamen, un wil dese Tid wiren wi gor nich in ruhige Taufredenheit, obschonst de Gegenbuhleri von den Kapteihn un den Kopernikus vullstännig uphürt hadd; denn min oll ihrlich Kapteihn höll Tuck; mit keinen Blick ströpte hei nah Aurelia'n räwer, mit keinen Faut peddte hei in ehre Fauttappen, un för sinentwegen stunn de Pal an de lütte Lind' grad as en Licht. Äwer – hei hadd en stillen Haß up Schr ... men smeten, hei kunn em nich vör Ogen seihn, wil dat de dat farig kregen hadd, wat heinich farig kregen hadd, nämlich 'ne Brudschaft. – Sei vertürnten sick denn ok bald, un tworst äwer den Begriff »Liebe«. – De Philosoph was allmählich dörch sine lütte, nüdliche, pummliche Brud up en Begriff von »Liebe« kamen, den min brawe Kapteihn in sine Ritterlichkeit un sine Opferstimmung unmöglich för den richtigen annemen kunn. »Er ist trotz aller preziösen Redensarten ein sinnlicher Selbstsüchtling«, säd hei un gung den Philosophen ut den Weg'.

Mit Don Juannen was de Philosoph glik in de irsten acht Dag' äwer den Faut spannt; sei wiren sick einanner an den Dichterwagen führt. – As Schr. tau weiten kreg, dat Don Juan ok in sin Fierabendstun'n en beten up Pegasussen spazieren riden ded, hadd hei em sinen höchsten Trumpf – Paulussen – entgegenspelt, üm em von vörnherin tau verblüffen. – Nu hadd äwer Don Juan en sihr schönes Lid makt nah de Melodi: »Morgenrot! Morgenrot!« 't fung äwer taum Unnerscheid mit den Abend an: »Hesperus! Hesperus! Bring dem Liebchen Gruß und Kuß!« usw. Un wil hei nu en schönen [458] Baß un vele Liebchens hadd, de hei all mit Grüß' un Küss' unner de Ogen gahn müßt, stimmte hei dit alle Abend an, so drad sick sin Breiwdräger, de Abendstirn, an'n Hewen seihn let. Wi hürten denn andächtig tau, denn Gesang is en Artikel, de is ror up de Festungen; hewwen dat Lid äwer meindag' nich bet tau En'n tau hüren kregen, denn wenn hei so recht mit Grüß' und Küss' üm sick smiten un de Stimm dorbi erhewen ded, röp de Schildwacht ümmer: »Ruhe da drinnen!« – Na, dit Gedicht stek hei nu up Schr ... men sinen Trumpf un begung dormit nah mine Ansicht 'ne grote anmaßliche Dämlichkeit. Denn wo kann einer mit en Gedicht von drei – na, will'n ok seggen, fiw – Vers' en grot Heldengedicht von dörtig Bagen aftrumpfen willen, un noch tau mit Biller? De Philosoph funn nu dat Richtige ok glik rute un lachte äwer Hesperussen, un taum Dank dorför lachte Don Juan äwer Paulussen; kortüm, de Gegenbuhleri was ok hir in vullen Gang', un wenn de tüschen en por richtige Dichter utbreckt, denn is sei säbenunsäbentigmal slimmer as de tüschen Leiwslüd', den bi des' kann doch bi Weg' lang ok noch de Großmaud utbreken, as uns de Kapteihn wis't hett, bi de richtigen Dichter äwer meindag' nich. – Dat Ei was also von Anfang an intwei.

Mit den Erzbischoff hadd hei de ganze Tid lang Fred hollen; äwer as Lewandowsky'n sin Regiment un den Erzbischoff sine Bekanntschaft mit de dicke Bäckerfru anfung, passierte en Stück, dat sei ganz un gänzlich utenanner bringen süll. – De Erzbischoff unnerhöll sick eins Dag's up sine gewöhnliche ihrbore Wis' mit de Bäckerfru äwer den Gorentun heräwer un twors von ehr Häuhner, denn as ick seggt heww, hei was sihr för't Ökonomsche; un de Bäckerfru klagte em, dat sei nah ehre grote Krankheit so sihr stark un kumplett worden wir, dat sei nu nich sülwst mihr nah den Hauhnerwim ruppe kamen kunn, un dat de Lihrburs, de dit nu besorgen müßt, ehr ümmer de Eier utsöp un nahsten säd: de Mort hadd't dahn. »Ja«, säd sei, »Sei glöwen gor nich, wat dat för 'ne Last is, wenn einer so utenanner geiht as en Weitendeig – un natürlich [459] is dat nich!« set'te sei hentau. – Nu was de Erzbischoff ümmer vull Mitgefäuhl bi allerlei menschliche Leiden, hei wull de arme Bäckerfru trösten un säd: doräwer süll sei sick keine grisen Hor wassen laten, denn hei wull doch leiwer – nu gung grad de Philosoph achter em vöräwer, un hei kek sick üm –, hei wull doch leiwer up en Por dägte Waden in de Welt rümgahn as up en Por Stöcker, up de sick keiner för en Sößling Zyrup von en Kopmann tau halen trugte –, un dorbi kek hei mit Vergnäugen sin eigen Unnergestell an un mag jo ok woll den Philosophen sin dorbi anseihn hewwen – wat weit ick? – Genaug, de Philosoph dreihte sick üm un säd: »So ein Klotz!« Dat Wurd smet hei em so – baff! – in dat Gesicht un dat in Gegenwart von de dicke Bäckerfru, de hei grad äwer ehr Vülligkeit trösten ded.

De Erzbischoff set'te also sine gesun'n Pal in Bewegung un so achter den Philosophen sine Stöcker achter drin, un, as dat nich anners sin kunn, de Pal würden de Stöcker Herr un grepen s' sick. – Un nu würd dat en häßlichen Strid tüschen de Stöcker un de Pal, un as wi annern doräwer taukemen, säd de olle gaudmäudige Erzbischoff: hei för sin Part vergew em den Utdruck »Klotz«, so vel christliche Besinnung hadd hei, obschonst dat en infamen Utdruck wir – äwer hei hadd dormit so baff üm sick smeten, un de Utdruck künn ok äwer den Tun flagen sin un künn de brave Bäckerfru, de jo noch kumpletter wir as hei sülwst, bet up't Blaud beleidigt hewwen, un de arme Fru hadd sowieso ehre grote Last tau dragen; hei verlangte also, de Philosoph süll de Bäckerfru Afbidd dauhn! – Natürlich! Dat kunn hei jo nich! – Un de beiden gesunnen Pal un de beiden drögen Stöcker sünd meindag' nich wedder tausamen kamen.

Nu blew den Philosophen blot noch de Kopernikus un ick tau de Unnerhollung up den Spaziergang, un de Kopernikus was gor nich tau reken, denn de stunn blot spazieren an de lütte Lind', un tau 'ne Unnerhollung hadd hei kein Tid nich; also ick was't allein, an den hei sinen Haken anslagen kunn. – Äwer't durt ok man so lang' as't duren süll. – Eins Dags [460] kamm hei nah mi ranne un vertellt mi, dat wir nu afmakt, hei wull sin Brud nah sinen Vader schicken, dat sei noch mihr Bildung kreg. – »Wo?« segg ick, »du hest jo doch nu all twei Johr Bildung mit ehr drewen, hett sei noch nich naug?« – »Ne«, seggt hei, »de Fomilienbildung fehlt ehr noch.« – »Na, denn man tau!« segg ick. – »Ja«, seggt hei, »äwer't is mi tau wid afgelegen«, seggt hei, »ick müggt sei doch af un an mal eins bi mi seihn.« – »Verdenk ick di gor nich«, segg ick. – »Un deswegen«, seggt hei, »müggt ick mi von hir weg nah S. versetten laten, wil dat up de Neg' is.« – »Dauh dat nich!« segg ick, »ick weit dor Bescheid, dat Brod, wat di dor backt ward, kenn ick.« – »Langwiliger as hir kann't ok nich sin«, seggt hei. – »Dat nich«, segg ick, »äwer verdreitlicher.« – »Wo so dat?« frog hei. – »Je«, segg ick, »kannst du en uprichtig Wurd verdragen?« – »Ja, dat kann ick.« – »Na«, segg ick, »denn will 'ck di man seggen, du steihst in keinen besondern Geruch bi all uns' Kammeraden von wegen de Unnersäukung her, un as wi hir herkemen, hewwen wi uns dat Verspreken gewen, dat wi di dat nich fäuhlen laten wullen. Nu hest du hir äwer allerlei Bubulum anfungen un hest di mit jedwereinen separat vertürnt, un dor warst du ok von dine Nücken nich laten; äwer de Ort, de dor sitt, de kenn ick; mit Paulussen kümmst du dor nich dörch, un keiner will von de Philosophi wat weiten, desto beter hewwen sei äwer noch Unkel Dambachen un Berlin in't Gedächtnis, un sei künnen di mit allerlei Fragen un Anspelungen unner de Ogen gahn, un denn setst du dor as de Pogg up't Glattis.« – Ick säd dit in de wollmeinenste Afsicht, un wil dat hei seggt hadd, hei kunn en uprichtig Wurd verdragen – äwer hei kunn't nich. – Hei tred en por Schritt von mi taurügg, dat hei mi ut de Fingern kamm, un säd dunn, indem dat hei mi von baben bet unnen besach un tauletzt ok mine Waden – grad as bi den Erzbischoff – in't Og faten ded: »So ein Klotz!« – grad as bi den Erzbischoff.

Ne, 't was würklich doch en ganz entfahmten Kirl!

As hei sick nu nah un nah mit uns alltausamen vertürnt hadd, schickte hei richtig sinen Schatz an sinen Ollen, un hei kamm [461] för sick üm Versettung nah S. in, un't gelung em; äwer vörher makte hei uns dor noch en Stück, wat uns uns' Hauptvergnäugen, den Spaziergang, binah gänzlich verleden un mit den ollen, braven General utenanner bringen süll. Was dat nu pure Rach', oder was dat dat häßliche Gefäuhl, wat hei hadd, wenn hei so allein ahn allen Verkihr mang uns rümmer gahn süll, kortüm, hei gung nah den ollen Herrn un bed em, wat hei nich up de anner Sid von dat Wagenhus spazieren gahn künn. Worüm? frog de oll Herr. – Anstatt nu de Wohrheit tau seggen, dat hei mit uns alltausamen up Karangzett stunn, säd hei, up unsen Spazierweg güngen em tau vele Minschen, ok männigmal Frömde, de uns niglich ankeken, un hei müggt ehr nich taum Ulenspeigel deinen. – De General gung dorup in un set'te hentau, denn süllen wi von jitzt af alltausamen dor gahn. Wi süllen also unsen schönen Spazierweg verlaten, wo de Sünn so schön warm schinte, wo wi doch Minschen tau seihn kregen, un wo jedwerein von uns all sinen lütten pläsierlichen Haken anslagen hadd, un süllen dorför uns achter'n ollen groten Kasten von Hus mang Kugelhümpel verlustieren, wo nich Sünn noch Man schinen ded, un wo wi keinen Minschen tau seihn kregen as Lewandowsky'n, un dat blot, wil de Philosoph slichte Waden hadd – denn dat was sin Hauptarger.

Nu was denn äwer unner jeden sinen Ketel tau scharp unnerbött worden, un sei kakten all äwer; blot minen ollen Kapteihn sin Ketel, de regte sick nich, unner em legen swart un düster de dodigen Kahlen von sine verbrannten Hoffnungen, an de fungen kein Füer, denn sei müggten woll von männige heimliche Tran natt sin. Äwer bi uns annern, dor ziß'te un sus'te dat man so: Kopernikus süll Aurelia'n verlaten, ick de lütte Idachechen, Don Juan sin Schenkjumfer un de annern all un de Erzbischoff sine dicke Bäckerfru, un as de Platzmajur kamm un uns de nige Verordnung ansäd, dunn brok't los, un vör allen was ick wedder so dämlich, dat Mul am widsten uptauriten: Dat ded ick nich, säd ick, dor güng ick nich! – Wat? säd de Platzmajur, dat ded ick nich! De [462] General hadd dat Recht, hei künn uns en Spaziergang anwisen, de em geföll. – Dat wüßt ick, säd ick, äwer mi stünn ok dat Recht tau, dorvon Gebruk tau maken oder nich; ick würd hir blot vör de Wach up un dal gahn, oder ick würd ganz in mine Kasematt bliwen. – Dat wir Weddersetzlichkeit! – Dor seg ick de Sak anners an, antwurte ick, wi kemen up de Ort mit unsen Spaziergang von't Pird up den Esel, un ick höll dat för 'ne Straf, un de hadd ick nich verdeint. – Dat was 'ne grote Dämlichkeit von mi; na, dat segg ick jitzt, ick bün nu so vel äwer föftig as dunn äwer twintig, äwer led dauhn deiht mi dat hüt un desen Dag noch nich, dat ick so redte, denn süs hadd ick woll kein Gelegenheit hatt, vull intauseihn, wat för'n ollen prächtigen Minschen uns' oll General was.

't müggten woll en acht Dag' vergahn sin, dat ick mit den Kopernikus – denn de was ebenso dull as ick un wull ok nich hohalieren – vör de Wach up un dal gahn was, as ick nah den General up de Parad' kummandiert würd. – Dor stunn hei nu mit sinen witten Fedderbusch mang all de swarten un swart un witten Fedderbüsch, un as ick ranne kamm, gung hei up mi tau un säd: »Herr, warum opponieren Sie sich gegen den Kommandanturbefehl?« – Nu stunnen de Herrn Majurs un Kapteihns un Leutnants üm em rüm un keken mi all mit nigliche Gesichter an, un dat makt einen in so'ne Lag' hellschen empfindlich; ick säd also trotzig: achter't Wagenhus güng ick nich spazieren. – Nu fohrt de olle Herr denn hellschen up un frog, ob ick nich wüßt, dat hei de Kummandant wir un dat ich tau gehorken hadd, wenn hei befehlen ded? – Ja, säd ick, äwer dit seg ick för 'ne Straf' an, un ick wir mi nicks bewußt, wodörch ick de verdeint hadd. – 'ne Straf' süll dat nich sin, säd hei, un sin Hast hadd sick all leggt; weck von min Kammeraden hadden üm desen Spaziergang beden, un dorüm hadd hei em anbefahlen. – Dat künn man einer sin, de dorüm beden hadd, un de hadd wahrhaftig nich dorbi in'n Sinn hatt, uns en Gefallen tau dauhn, säd ick. – De olle Herr kek mi an, winkte dorup Lewandowsky'n un sprok mit[463] den afsid un kamm dunn wedder ran un säd: »Ich werde mich darnach erkundigen, Ihnen gebe ich indessen den Rat, sich meinen Befehlen zu fügen; und das sagen Sie dem andern auch.« – Dor meinte hei den Kopernikus mit. – »Und nun können Sie gehn.«

So, nu was't noch grad so, as't west was; blot so vel wüßt ick nu doch, de olle Herr hadd dat nich in böse Afsicht dahn; hei hadd Schr ... men dormit en Gefallen dauhn wullt, un wer weit, wat de em vörsnackt hadd. – Ick säd dit denn nu ok allens den Kopernikus; äwer dat Krät brus'te glupschen up un säd: Hei gung dor nich, hei ded't nich. – De Erzbischoff kamm doräwer tau un höll uns 'ne lütte Predigt, worin hei schön utenanner setten ded, de General künn uns befehlen, wi süllen in de Dackrönn von't Wagenhus oder up de Fast spazieren gahn, un wenn sick bi dese Gelegenheit de Hälft von uns dat Gnick afschöt, denn kreih'te in Berlin nich Hund noch Hahn dornah. – Sinentwegen, säd de Kopernikus, künn de Erzbischoff mit de Rotten in de Dackrönn spazieren gahn, hei güng nich up't Wagenhus un nich achter't Wagenhus. – »Je«, säd ick, »Kopernikus, mi kümmt den Erzbischoff sine Predigt gor nich so dämlich vör, denn wat hei hir seggt, hett hei blot as en Gliknis seggt. Denk doch äwer mal nah M. taurügg, wat so'n General all tausteiht. Hett uns General Graf H. ok nich up de Däker spazieren gahn laten, wil em dat mäglich tau fri was, so hett hei uns doch up Meßkulen gahn laten, un de Hälft von uns is dorbi tidlewens ungesund worden, un wecke Hund un Hahn hadd in Berlin dornah kreiht, wenn hei't sick nich tau rechte Tid entseggt hadd? – Mi dücht, wi gahn achter't Wagenhus, de Oll het't nich bös meint.« – De Kopernikus wull nich. – Ick kreg em bi'n Arm: »Kopernikus«, segg ick, »denk' doch an Aurelia!« – »Das ist es ja eben«, fohrt hei herute. – »Ich gebe dir Brief und Siegel«, segg ick, »je eher dich der General zwischen den Kugelhaufen sieht, desto eher siehst du Aurelien wieder.«

Dit slog dörch, un den Nahmiddag gung ick mit den Kopernikus Arm in Arm mang de Kugelhümpel spazieren. Dat [464] was en eklig Gefäuhl för uns beiden, un de Anstifter von dese Verdreitlichkeit kreg grad nich de fründlichsten Gesichter tau seihn, wenn hei an uns vörbi gung.

Ick heww dese Geschicht blot vertellt, üm nahtauwisen, wo oft un wo unschülliger Wis' en Minsch in so'ne Lag' sick wat gefallen laten möt, un dat bi engauden Kummandanten, von de legen gor nich tau reden. – Dat hadd ick mi nich gefallen laten! seggt hir männigein, ick hadd't nich dahn! – Na, denn wir wi von't Feg'füer in de Höll kamen. – Ja, ji wir't äwer in jug' Recht. – Ach, du leiwer Gott! Mit dat Recht hadd wi nu all so lang' Bekanntschaft makt, uns verlangt nich wider dornah – un wat süllen wi denn dauhn? – Uns besweren bi't Kammergericht in Berlin? – Denn hadden wi de tröstliche Antwurd kregen, 't blew allens so, as 't bestimmt wir, un uns' olle brave Kummandant hadd möglicher Wis' en Wischer kregen, dat hei uns mihr Erlaubnissen gew, as dat Kammergericht taugestahn wull. – Un dat verdeinte de olle Herr nich! Dat verneinte hei üm uns nich!

Twei Dag' wir de Kopernikus un ick up den nigen Spazierweg gahn – de olle Herr kunn uns von sin Eckfinster utseihn –, dunn let hei sick Lewandowsky'n raupen, un as de nah uns taurügg kamm, vertellte hei uns ganz heimlich, de oll Herr hadd em fragt, wat dat nich de lütte gele Hallenser un de obsternatsche Meckelnbörger wiren, de dor spazieren güngen, un as hei »ja« seggt hadd, hadd hei't Finster taumakt un hadd wat in den Bort brummelt. – Den annern Morgen kamm de Platzmajur mit sinen Fedderbusch un Degen un makte uns den Kummandanturbefehl bekannt: »Die Staatsgefangenen, so und so und so und so, sollten wieder den alten Spaziergang bis zu der kleinen Linde in der Nähe des Wassertors benutzen.« – So hadden wi denn nu wedder, wat wi wünschten, un de oll General was en braven Mann. – Ach, wat würd Graf H. mit uns upstellt hewwen?

Äwer dese Mann was all Colonel bi den Kaiser Napoleon west, hei hadd in Spanien un Rußland sin Ding'n dahn, hei hadd gegen Dütschland fechten müßt – dorför kunn hei nich, [465] dorför kunnen de Fürsten –, un up de velen Slachtfeller un ut dat gruglichste Elend hadd hei sick en minschenfründlich Hart bewohrt, un in dit ihrlich Hart was kein Platz för de Erbärmlichkeiten un Jämmerlichkeiten, de annere Kummandanten gegen uns utäuwen deden. – Kirls, de in jene schöne Fredenstiden Kummandanten würden, wil sei nich en Regiment kommandieren kunnen, Kamaschenhingste, de ehre Seligkeit dorin funnen, de Instruktschonen von ehre Vörgesetzten bet up den Baukstaben uttauführen, dat wiren de, de uns schinnen deden; äwer Lüd' as dese Mann un as de Oberst B. in Gl., de sick wat versöcht hadden un wüßten, wo't hergung in de Welt, de hewwen uns meindag' nich schurigelt. – Un noch hüt un desen Dag freut sick min Hart, wenn't so'n ollen witten Snurrbort tau seihn kriggt, dörch den de Wind von Anno drütteihn mal weiht is – mag't nu General oder Kapperal wesen.

För Schr ... men was dese letzte Kummandanturbefehl sihr fatal, denn hei müßt nu wedder as Ulenspeigel dor rümmer lopen, bet hei denn tauletzt glücklich versett würd. Hei reis'te af, un ick heww em meindag' nich wedder seihn.

Nu kamm 'ne ruhige Tid, 't was Winter worden, 'ne lütte Ümkateri hadd stattfunnen: de Kapteihn was mit sinen lütten Hallschen Fründ tausam treckt, un ick hadd den Franzosen as Stubenkammeraden kregen, de uns ut Berlin nahkamen was.

20. Kapitel
Kapittel 20

Ick gew mi mit den Franzosen in de Menage. Worüm den Franzosen sin Hals för Arwtenslusen tau fin, un worüm de Roddog ok en Fisch is. Zipollen un Lurbeerbläder verdarwen kein Gericht. Worüm de Füerwarksleutnant von C. mi mit en blanken Degen tau Liw' geiht un de Franzos mi dat heite Fischwater äwer den Kopp stülpt. Von't bairsche Bir un von't Lüttjedünn.


Z. oder de Franzos', as wi em näumen deden, was, as ick all früher vertellt heww, en groten, staatschen Kirl; äwer von de Behandlung in M. was hei krank an sinen Geist worden. – Statt em nu fri tau laten, hadden sei em nah Berlin in de [466] Schariteh schickt, un von dor kamm hei tau uns – was äwer nich heilt. – Hei hadd sick inbildt, hei künn prophenzeihn, un dorbi blew hei un satt Stun'n un Dag' lang un läd sick Korten un slog in den Virgil un de Bibel de Pagina's up un dachte sick allerlei Tügs dorbi. – Na, üm em nu up annere Gedanken tau bringen, makte ick em den Vörslag, wi wullen uns sülwen kaken, un't gung ok richtig los. – Tüften würden köfft, un dor seten wi denn un schellten sei in ein von uns' sihr rein utgespäulte Waschschötteln; äwer de Franzos' was nich dortau tau krigen, ehr ordentlich de Ogen uttaustecken; up unsen Vörbähn lag en ganzes Sortiment Suppenkrut in Sand inpackt; 'ne Sammlung von grote un lütte Pött stunn bi den Aben rümmer – glik tau Hand –, denn in'n Aben würd kakt, un blot de Obergerichte, tau de vele Kunst un Uppassung hürt, würden, as sick't hürt, up en Füerhird vörkregen. Mit grote Kosten würd 'ne bleckerne Bifstückmaschin anschafft un allens, wat dortau sin möt; blot dat Fleisch fehlte uns ümmer, wil dat nich gaud antauschaffen was. So gung't denn nu in'n groten los, un't Kaken süll ümgahn; wi loßten, un den Franzosen drop't Loß. – So lang hadd ick ümmer den Koffe makt, nu müßt de Franzos' em maken; hei gung ok an't Wark, schüddte Koffe baben up, stickte Füer unnen an, verget äwer, dat Water intaugeiten, un smölt'te ut den Klempner Löffen in Berlin sin schönstes Kunstwark den Bodden ut. – Dat was de Anfang von uns' Geschäft. – »Franzos'«, frog ick, »hest du di all mal mit dat Kakgeschäft bemengt oder doräwer nahdacht oder dorbi mal tauseihn?« – »Wo so?« frog hei. – »Na, ick mein man«, segg ick, »ob du all mal kakt hest oder ob du mal in en Kakbauk studiert hest oder ob du ok man blot mal 'ne richtige Käksch, de in ehren Fach gebildt is, en beten äwer de Schuller seihn hest?« – Kakt hadd hei noch nich, säd hei, mit Kakbäuker hadd hei sick ok nich afgewen, äwer gebildte Käkschen hadd hei all oft naug äwer de Schullern seihn – un hei nennte mi 'ne ganze Reih, luter französche Namen. – »Je«, segg ick, »all dine Madelons un Louisons un Scharlottons känen uns hir nich helpen, [467] hir heit dat, ›sülwst is de Mann‹, trugst du di, en richtig Suppeten taurecht tau kaken?« – »Ne«, säd hei. – »Na«, segg ick, »denn will w' dat so maken: ick will kaken un't Geschirr inklarren, un du makst dat wedder rein, smittst mi äwer kein Pött intwei, denn de warden di an't Lohn aftreckt; dat Tüftenschellen un Suppenkrutputzen is gemeinschaftliche Arbeit, wil sei in'n ganzen sihr pläsierlich is un sick dorbi en Wurd vertellen lett.«

Nah dit Äwereinkamen gang denn nu de Kakeri los. – Ick hadd noch en schönes Stück Mal-Linnen, wo ick mine irsten Versäuke mit luter echte Ölfarben upmalt hadd, dat namm ick mit de verschiden Gesichter un Böm un Blaumen, de dorup stunnen, as Schört un bunn sei mi mit en por Bindfaden hinnen tausamen, un dunn gung't los: »Franzos', mak mi mal desen Pott rein – ganz rein. – So! – Nu giww mi mal de Arwten her! – Schapskopp, de nich; de ingequellten dor baben up den Aben! So! – Nu hal mal en por dröge Spöhn taum Anbäuten!« – Min oll Franzos' ded alles. »Was kochst du für Erbsen?« frog hei, »dünne oder dicke?« – »Franzos'«, segg ick, »nu will'ck di ein för allemal wat seggen! De Pöttenkikeri kann'ck nich liden. Süh, du deihst din Ding'n, un ick dauh min Ding'n, un wenn't Eten farig is, denn kümmt't up den Disch, un denn ettst du't.«

Min Arwten wiren wunderschön, ick hadd en gaud Stück Speck ansteken, äwer trotzdem kau'te de Franzos dor ümmer so hoch up. – »Wat hest du?« frag ick. – Je, segg hei, em kemen so vel Slusen mang de Tähnen. – Na, dat müßt mi jo denn doch argern: »Wo?« segg ick; »du hest jo en verdeuwelt finen Hals, wo nich mal 'ne Arwten-Slus' dörchkamen kann. – Meinst du, dat wi hir in'n vullen lewen un de Arwten-Slusen in den Drank smiten känen? – Wi hewwen jo nich mal en Swin, den't tau gaud kamen kann. – Un kik hir! Einen Daler un acht Gröschen; dor sälen wi virteihn Dag' von lewen, de kän wi doch nich glik den irsten Dag utgewen, un wenn di de Slusen tau struw sünd, denn schaff mi irst en Täms' an.«

[468] Na, dat hülp; in de negste Tid säd hei ok gor nicks, äwer ick kakte ok ümmer schönes Eten, un dorbi kamm mi dat hellschen tau Paß, dat dat grad in de nüchterne Kalwertid was un dat wi grad an'n Dur wahnen deden, denn dor hadd ick de schönste Gelegenheit, so'n halwes nüchternes Kalw rinne tau smuggeln – up de Festung was noch Mahl- un Slachtstüer –, un dat ded ick oft, denn ick köfft so vel as mäglich ümmer in'n groten. – En halw Kalw kost'te dunntaumalen acht Gröschen, wenn't smuggelt was, un wenn ick denn up minen Vörbähn so'n halw Kalw baben hängen un unnen en Schepel Tüften liggen hadd, denn freu't sick min Hart ordentlich, un ick kamm denn rinne in de Kasematt un säd: »Franzos', för ditmal verhungern wi noch lang' nich!«

Dit hadd nu ümmer in alle Sporsamkeit un Nohrhaftigkeit so furt gahn kunnt, wenn de Franzos' kein Leckertähn west wir; äwer so geiht hei mal de Alleh hendal, un en hübsch Mäten kümmt, un hei fröggt, wat sei in den Korf hadd? »Karpen«, seggt sei, »schöne Ruhrkarpen!« – Nu stiggt em de Giwwel nah Karpen up, un hei föllt mi in min Geschäft – denn de Kass' un den Inkop hadd ick – un köfft de Karpen för en grot Stück Geld. – Ick stah grad mit den Füerwarksleutnant von C., den ick malt hadd un de uns oftmals besöchte – denn uns oll General hadd gegen so wat jitzt gor nicks –, un vertell em grad von unse vorzügliche Kakinrichtung, as de Franzos' ankümmt un von mi Geld ut de Kass' för sinen Karpenhandel verlangt, na, ick betahl also un dauh dorbi so, as wenn Karpen en ganz gewöhnlich Gericht för uns wir – wer will sick so'n Leutnant gegenäwer ok 'ne Thimothee gewen? – »Karpen?« fröggt de Leutnant. – »Ja«, segg ick, »Karpen! Mägen Sei girn Karpen?« – Nu fangt hei denn von Karpen en Strahl an tau singen, un dat hei sick mal krank dorin eten, äwer nu sid vir Johren kein mihr tau seihn kregen hadd, un ick kann nich anners: ick nödig em tau Middag, denk äwer noch so bi mi: »Na, täuw, för't Kranketen will'ck di woll en P vörschriwen.« – Hei nimmt dat an, un ick gah nu ruppe un will uns' Karpen kaken – natürlich in Bir.

[469] As ick baben kamm, frag ick: »Franzos', wo sünd de Karpen?« – »Hir in din Waschschöttel!« seggt hei. – Ick gah ranne un bekik mi de Dinger, un de Arm sacken mi an den Liw' dal: »Dat nennst du Karpen?« raup ick. – »Ja«, seggt hei, »Ruhrkarpen!« – »Na«, segg ick, »ick nenn't Roddogen«, un kik de Kreaturen in stille Wut an: irst dat grote Stück Geld dorför tau betahlen un sick denn babenin noch vör'n königlich preuß'schen Füerwarksleutnant mit Roddogen blamieren! »Glik löppst de Dirn nah un lettst di dat Geld wedder gewen«, segg ick, »un denn segg man den Leutnant, hei süll man woanners eten, mit de Karpen wir dat Essig, 't wiren Roddogen worden; un dat du man seggst, du wirst doran schuld, dormit de Dämlichkeit nich up minen Schalm kümmt.« – Na, dat wull hei nu nich, un ick sach dat ok in: dat was tau vel verlangt, un ick äwerlegg mi dat wider un segg endlich: »Na«, segg ick, »wat tau maken is, sall makt warden, un wenn 'ne Roddog' gaud kakt ward, denn is Roddog' ok en Fisch. – Franzos'«, segg ick, »min leiw' Franzos', nu paß ok recht up, wat ick di seggen will, süh, nu snid ehr irst all de roden Flotten un den Swanz af, denn de verraden uns taum irsten, un denn rit sei up, un dat Ingedäum leggst du mi hir up desen Töller, un bileiwe nimm di mit de Gall in acht, un denn snid sei in ganze lütte Stücken, dat dat utsüht, as wir't en kostbor Gericht, von dat nich vel mit einmal gewen warden kann; ick will noch fixing henlopen un will noch allerlei Gewürzen inköpen, wi willen den Leutnant en schönen blagen Dunst vör de Ogen maken.« – Ick lop; äwer as ick up de Trepp bün, krig ick dat wedder mit 'ne Angst, un ick kam taurügg un segg: »Französing!« segg ick un strak em eins äwer, »nimm di ok jo mit de Gall in acht!« – Na, hei versprok dat ok, un ick lop nah den Kopmann un köp in: »'ne Buddel Bir!« – »Echtes Bairsches Bir?« fröggt hei. – »Ne«, segg ick, »säut Bir.« – »Süs, ick heww ok ganz kaptales Bairsches«, segg hei. – Je, 't was hüt 'ne Gelegenheit dortau: »Na«, segg ick, »denn gewen S' mi ok man glik drei Buddel Bairsches, un denn för'n halwen Sülwergröschen [470] Nägelken, för'n halwen Sülwergröschen engelsch Gewürz, för'n halwen Sülwergröschen brunen Honnigkauken un en por Lurbeerbläder tau.« – Na, ick krig dat ok all, de vir Birbuddeln lett hei mi von sinen Jungen hendragen, un ick gah mit 'ne ganze Göps vull Lurbeerbläder achter an. – »Wat hest du dor?« fröggt de Kapteihn. – »Lurbeerbläder«, segg ick, »wi eten hüt Karpen.« – »Karpen?« fröggt Don Juan, »ick weit gor nich mihr, wo de Ort smeckt.« – »Je«, segg ick, »Kinnings, ick wull jug girn inladen, äwer't langt nich, denn wi hewwen hüt all den Füerwarksleutnant von C. tau Middag.« – Nu kamm de Erzbischoff ok an, un as de von Karpen hürte un de Lurbeerbläder sach, säd hei: dat seg hei, ick verstünn de Sak, Lurbeerbläder hürten dortau, un dunn kek hei uns all indringlich an un säd: »Und das merkt euch, Lorbeerblätter und Zwiebeln verderben kein Gericht.« Blot wat Backels-Kram wir, as Pottkauken un Pudding, säd hei, dor müßt mit dese Saken sporsam ümgahn warden. – Na, as ick weggah, freu ick mi denn, dat ick mit den Erzbischoff sine Ansichten so äwerein stimmte, denn hei verstunn vel von't Ökonomsche; un as ick baben ruppe kamm, was de Franzos' mit sine Geschäften all prat, un hei hadd ok nah mine Meinung allens sihr schön un hadd ok Füer anmakt, ick treckte mi also den Rock ut, bunn mi mine bunte Schört vör un tred an den Füerhird, denn dit Gericht was en Obergericht, un't gung mit em in den Aben abslutemang nich. Ick ströpte mi de Ärmel up, un nu kunn't minentwegen losgahn.

Unnen in den Rägen, wil dat hei süs nich gor ward, denn 'ne Schicht Solt un Zipollen un nu ümmer Roddogen un Solt un Zipollen un Solt un Roddogen un Zipollen, bet't all was. – As min Fisch äwer halw gor wiren, raup ick den Franzosen un segg: »Nu stellst du di hir bi mi her un deihst mi Handreikung, denn för einen allein is de Sak nich andahn.« Un dormit geit ick dat Fischwater af, un hei möt mi 'ne Schöttel dortau halen. Un as ick dormit prat bün, segg ick: »So, nu hal dat Bir!« – Dat deiht bei denn ok, un ick geit dat äwer de Zipollen un de Fisch un lat dat upkaken un smit nah 'n lüttes [471] Bedenken min Gewürzen un minen Honigkauken an un stah nu blot noch mit mine Göps vull Lurbeerbläder dor. Vel wiren't; äwer de Erzbischoff hadd seggt: Zipollen un Lurbeerbläder verdarwen kein Gericht; ick hadd dägt Zipollen ansmäten, also müßten ok dägt Lurbeerbläder an, un so streu ick denn min Göps vull rinne. – »So«, segg ick, »Franzos', nu de Botter!« – »Von de frisch?« fröggt hei, »oder von de oll?« – »Meinst du«, segg ick, »dat för de ollen Roddogen uns' olle schöne Bodder nich gaud naug is?« – Na, hei bringt sei, un de Botter was sihr schön, denn ick hadd sei von Hus schickt kregen, un sei was in min Vaders Hus sülwst makt worden; äwer vör en halw Johr. – Um min Sak gaud tau maken, stek ick denn also ok einen unverantwortlichen Stich dorvon in den Pott – den en Ketel hadd wi nich –, un ick stunn nu dor un täuwte ruhig min Sak af, denn min Ding'n hadd ick dahn, un wat dortau hürt, was richtig rin kamen: »So«, segg ick, »Franzos', wat wi nich an de Fisch hewwen, warden wi an de Sauß hewwen.«

Un nu stahn wi dor, un ick freu mi äwer den schönen Geruch, de ut minen Pott stiggt, un hei seggt: »Nu sünd sei gaud.« – »Ne«, segg ick, »noch sünd sei nich gaud: Roddogen möten lang kaken.« – Un dese Vörsicht hett mi möglicher Wis' dat Lewen reddt, denn grad nu kamm de Leutnant an, un wil hei irst dörch uns' Käk müßt, nemen wi em dor in Empfang, un de Franzos' makte de Honnürs un näumte em ümmer »Herr Kammrad«, denn hei sülwst was ok Leutnant bi de Landwehr west, un ick wull doch ok dat Minige dauhn un mak an den Füerhird ümmer so'n verschraten Diner: un ick freute mi sihr, un dat wir doch nett von em, dat hei Wurd hollen hadd; un bi de Gelegenheit kamm ick mit mine ßackermentsche Schört von Öllinnen in dat Füer un stah ok in'n Ogenblick middwarts in helle Flammen. De Leutnant – dit seihn – de Gefohr inseihn – denn hei was Füerwarksleutnant un müßt dat weiten –, treckt den Degen blank un fohrt mi mit dat spitze Ding tau Liw', un de Franzos' kriggt de Schöttel mit dat heite Fischwater tau faten un gütt mi dat – swabb! – äwer [472] den Kopp. – Gotts ein Dunner! wo was mi tau Maud'! – äwer de Leutnant hadd richtig mit den stumpen Degen den Bindfaden dörchfidelt, un min Käkenschört föll mit min Anfangsgrün'n in de Ölmaleri vör mi dal, un ick sprung dorup herümmer un grep mit de Hän'n bald unnen un bald baben, un hadd ick nich vörher in Bedenken mit de Lurbeerbläder stahn, un wir de Roddog' nich so'n tagen Fisch taum Kaken, denn wir dat Fischwater noch kakend west, un de Franzos' hadd mi afbräut as en Kapunhahn.

Dorüm segg ick, Bedenken is bi jeder Sak gaud, un wir't ok man 'ne Roddog'. – Ick kamm ditmal mit en por Blasen up de Knei, mit 'ne verbrennte olle Hos', mit en halw afsengten Brot un mit niderträchtige Koppweihdag' von wegen dat heite Fischwater dorvon af, un't kamm blot von de Äwerleggung her.

Na, äwer den Brandschaden wiren nu äwersten min Fisch vergeten un kakten ümmer still vör sick hen, un as nu de Franzos' den Leutnant rinne nödigt hadd, säd ick tau mi: »Na, wenn s' nu nich mör sind, denn warden s' ok nich.« – Ick nem also den Pott von't Füer un ward de Stücken rute fischen un krig tauirst en Kopp – schön mör! wahrhaftig schön mör. – Ick will doch ok mal probieren, wo de Sak utfollen is, ick pöll mi also en Spirken von den Kopp af – schön mör! äwer gallenbitter! – »Ne!« segg ick, »up den Minschen, den Franzosen, is doch gor kein Verlat, nu hett hei mi de schönen Köpp gällt, na, täuw! Dorför sallst du s' ok beid alleiner upeten!« – Ick grawwel nu mit minen Lepel wider in den Pott – luter Kräumels! De ganze Geschicht was tau Grütt kakt! – »Ja, dat kümmt dorvon her!« segg ick, »ick segg em, hei sall sei lütt sniden, un nu snitt hei s' in luter lütte Finzel!« – Tauletzt un tauletzt fisch ick noch en por Swäns' rut, de wiren noch heil, wil uns' Herrgott de Roddog' in'n Swanz mit sihr faste Graden erschaffen hett. – »De sälen för den Leutnant«, segg ick, »dor kann de Gall nich ankamen sin.«

As dat Gericht nu up den Disch stunn, rök't recht apptitlich, un't sach ok so ut, un dorbi kemen mi de velen Lurbeerbläder [473] schön tau Paß, denn de hadd ick baben upleggt, dat de Grütt nich tau seihn was. – Dormit dat hei mi nu nich achter dat Geheimnis kamen süll, läd ick sülwen vör un ded so, as wenn ick sihr besorgt wir, dat hei ok dat richtige Stück kreg. – »An'n fetten Karpen«, segg ick, »is de Swanz dat beste Stück; un dat sälen Sei hewwen!« segg ick un legg em richtig de beiden Swäns' up. – Hei kickt mi an, as wenn em dat ganz wat Niges wir, un mi was't sülwst ganz wat Nig's; äwer ick slog den Dummen an den Hals. – De Franzos' kreg tau Straf den Kopp.

Ihre ick nu sülwst anfung tau eten, wohrschugte ick sei denn all beid', wo sei sick woll hadden. – De Franzos' et up sinen Kopp düchtig los, äwer de Leutnant sned snurrige Gesichter un kau'te verdeuwelt hoch up den Swanz. – Ja, denk ick, kau du man! Dat sünd de Graden, un för de kann ick nich, ick heww de Roddogen ok nich makt. – Nu fang ick denn ok an tau eten – Gotts ein Dunner! – gallenbitter! – nich blot de Fisch – ne! de Sauß! – Still, man nicks seggen! – Ick et also drist drup los un, üm mi nich tau verraden, fang ick an tau nödigen: »Herr Leutnant villicht en por Zipollen oder en por Lurbeerbläder?« un legg em denn ok en Hümpel Zipollen un Lurbeerbläder up den Teller, dat hei mit de letzt Ort sinen ganzen Kriegsruhm bekränzen kunn. – »Ich danke! ich danke!« stamert hei, »ich bin gar kein Freund von Lorbeerblättern, sie schmecken gar zu – bitter – pikant, wollte ich sagen.« – Un nu schot mi dat Bladd, nu gung mi en Licht up; von de ßackermentschen Lurbeerbläder kamm de ganze Strengigkeit in den Gesmack, un dor was keiner wider an schuld as de dämliche Erzbischoff mit sinen dämlichen Rat un de Gaudmäudigkeit von den Kopmann, de mi so vele Lurbeerbläder taugewen hadd. – Ick was dor nich an schuld un de Franzos' ok nich; ick hadd em nit dat Gällen unrecht dahn, ick füll em also noch en por Lepel von min Grütt up un segg: »Franzos', nahsten möt ick di Afbidd dauhn.« – Hei et ok ümmer förfötsch dorin furt; äwer de Hauptperßohn, de Leutnant, auste mit Fingern un Tung' un Tähnen in den [474] Mund nah Graden rümme, dat ick denk: de wir gaud bi't Nahharken in so'n korten Gasten tau bruken.

Äwer dunn mit einen Mal kamm mi Rat: de Düwel möt mit den Düwel verdrewen warden. Wenn du nu so mit din Bairisches Bitterbir vörrücken dedst, mäglich, dat denn in Verglik mit dat Bitterbir din Fisch säut as en Nätkarn smecken künnen. – »Na«, segg ick, »nu will'n wi äwer doch ok tau uns' Karpen en schön Glas Bairsches drinken!«, gah hen und schenk jeden en Seidel in. – »Merkwürdig!« seggt de Leutnant, »mein Bier sieht viel heller aus als das Ihrige.« – »Ja«, segg ick, »wahrhaftig! – Dat is doch merkwürdig, 't is all von einen Kopmann.« – De Leutnant set't sin Seidel an, set't äwer glik wedder dal: »Da ist auch der Hopfen dran gespart«, seggt hei. – Sall denn hüt allens verkihrt gahn? denk ick. Din Bir smeckt doch hellschen bitter, un ick nem den Leutnant sin Glas: »Erlauben Sie mal!« – Leiwer Gott! Nu was dat Lüttjedünn. Nu was dat dat Fischbir, un de Franzos' hadd 'ne Buddel Bairisch Bir an de Fisch gaten. – Na, nu was't jo all klor! – De Roddogen, de Zipollen, de Lurbeerbläder, nicks was doran schuld, blot de Franzos' un dat Bairsche Bir! – De Franzos' hadd taum Glücken ut sin Glas noch nicht drunken, ick schow dat den Leutnant hen un set'te den Franzosen dat Lüttjedünn vör. – Da drink' du man! – Ick nödigte nu noch ümmer tau min Fisch; äwer keiner wull, un as endlich tau mine Freud de Kasematt upslaten würd, gung de Leutnant un bedankte sick höflich för dat schöne Middageten.

21. Kapitel
Kapittel 21

De Franzos' ward unbescheiden. Wat 'ne Hos' ok tau en Käkeninventor tau reken is? Worüm ick nah Muttern gah, beit mit Kodillg' ward un as en Schaustermeister ut de Dör gah. Worüm 'ne Nachtmütz tau Gottes Finger warden kann. Dat ick ok mal 's Nachtens in de Tacken von en jungen Plummenbom seten heww, un woans en Minsch taum Börnkalw warden kann.


Nu was ick mit den Franzosen allein; ick gung stumm in mine Blamage herüm. – »Na«, seggt hei endlich un drinkt sin [475] Glas mit Lüttjedünn ut, »schön Tüg von Bir hest du uns äwer köfft.« – »För di gaud naug!« segg ick. – »Wat meinst du eigentlich hüt middag dormit?« frog hei, »du wullst mi noch Afbidd dauhn?« – »Di Afbidd? Ok dat noch?« segg ick. »Irst köffst du mi Roddogen stats Karpen up den Hals? Nahsten sniddst du sei mi in luter lütte Finzel? Un tauletzt güttst du mi Bairsches Bir in't Gericht? – Du süllst di as Koch afmalen laten!« – Dat süll ick dauhn, säd hei, ick äwernem mi ümmer Saken, de ick nich wussen wir. – Un so kamm tau de Bitterkeit von de Lurbeerbläder un dat Bairsche Bir noch en bittern Strid, un as dat gegen Abend kamm, würd hei unbescheiden un verlangte noch Abendbrod. – »Mich dücht«, segg ick »du hest hüt middag gaud naug eten un künnst hüt abend woll mal äwerscheiten, un ick heww mi hüt all naug an den Füerhird afextert, un du künnst mi de Rauh nu woll günnen.« – Äwer ne! Dor legen noch drei Eier in't Schapp, un't stunn dor ok noch en Teller mit Weitenmehl, un hei verlangte, ick süll em en Pannkauken backen. Ick hadd kein Pann, säd ick. – Dat güng ok in de Bifstückmaschin, säd hei. – Dor wir kein Spirtus, säd ick. – Dat güng ok mit Kahlen, säd hei. – Wi hadden kein Melk, säd ick. – Dat gang ok ahn Melk, säd hei. – »Denn back di sülwst weck«, segg ick, »wenn du't doch all so schön weitst.« – Un hei deiht't un rührt sick de Eier un dat Mehl tausam, leggt Kahlen unner de düre, nige Maschin un rührt nu ümmer dorin rümmer, dat em sin Kauken nich anbrennt, un ick gah dor ümmer an vörbi, segg nicks, seih äwer, dat dat luter Wrümmels warden, un denk: Na, wo dit woll möt? un bün noch so niderträchtig un häg' mi doräwer, dat hei mit sinen Kauken in'n Nettel leggt.

Nu wiren sine ollen lütten brunen Wrümmels jo woll nah sine Meinung gaud, un hei schrapte sei sick tausam un drückt jo woll mit den Lepel en beten fast up den Bodden – klack! säd de Bodden, un de ganze düre Maschin lagg in de Kahlen. – »Süh so!« segg ick. – »Ja«, seggt hei. – »Dat kümmt dorvon her!« segg ick. – »Ja«, seggt hei un kickt bald de utenanner smölt'te Maschin un bald sin Wrümmels an. – »Mit de [476] Sak sünd wi nu farig«, segg ick, »denn de Sak geiht nich länger!« un gah hen un hal uns' drei heilen Pött tausam un stell de halwe Bifstückmaschin dorbi hen un segg: »So, nu kik di mal uns' Bescheerung an! As wi vör twei Monat uns in de Kakeri begewen, künnen wi jedwereinen mit säben nige Pött – dat Stück dörchsnittlich tau'n gauden Gröschen – unner de Ogen gahn; wo vel stahn dor nu? – drei! – de annern hest du all liwert, un nu de Bifstückmaschin, un irst min Koffemaschin, un drei flack Teller fehlen, dat ick hüt middag min Fisch heww von en deipen eten müßt.« – Grütt, säd hei höhnschen, müßt ok von en deipen Teller eten warden, un wat von't Kakinventor in'n Deinst tau Grun'n güng, müßten wi beid' dragen. – »Haha!« segg ick, »so willst du? na, denn man tau!« un gah hen un hal min Hos', de ick mi hüt middag verbrennt hadd, un legg sei bi de Bifstückmaschin hen. »Denn geiht de ok ut de allgemeine Kass'«, segg ick. – 'ne Hos', säd hei, hürte nich taum Kakinventor, un dormit fung hei an, up sine Wrümmels tau kauen. – De Ort un Wis' kunn mi denn doch nich gefallen. – »Hir«, segg ick, »is uns' Kass', hir's mine dägliche Bereknung, un nu kumm mit! – Hir liggt en Schepel Tüften, de känen wi deilen, un dat Suppenkrut ok; üm de drei Pött un de Bifstückmaschin känen wi loßen, ut dat halw Kalw, wat ich gistern köfft heww, will ick di dinen Part bor utbetahlen, un de Teller deilen wi uns ok. – Nu, mein ick, sünd wi utenanner.« – Dunn kriggt hei mine unschüllige Hos' tau faten un böhrt sei in de Höcht un fröggt: »Sall üm de ok loßt warden? Denn du hest sei jo utdrücklich tau't Käkeninventor rekent.«

Dat wiren nu Spitzen. Ick argerte mi woll doräwer, äwer sei makten mi fast, mi meindag' nich wedder in 'ne vorteilhafte Kaprusch-Wirtschaft intaulaten. – Von jitzt an kakte ick mi allein, denn ick hadd de drei Pött gewunnen, un hei let sick för düres Geld ut de Leutnantskäk spisen. Äwer't was ok dornah; gegen mi kamm hei nich an, denn ick kakte em tau'n Arger von nu an de künstlichsten un swönnsten Gerichte, un wenn hei achter sinen Teller mit de ollen groten grisen [477] Arwten mit 'ne sure pohlsche Sauß satt, denn hadd ick en schönes Kalwfleisch-Frikanßeh, oder ick hadd mi ok en Stück Hammelfleisch mit Käm smurt; un wenn hei mit sine Flintenkugeln in'n Liw' in de Kasematt herümmerlopen ded, denn satt ick in alle Behaglichkeit dor un freute mi, dat mi keine Flintenkugeln in'n Liw' klätern deden.

Mine Käk gaww mi ok 'ne nützliche Beschäftigung un 'ne grote Belihrung, denn von ehr ut bün ick allmählich up de Chemi verfollen, un as mi de oll Herr General de Verlöwnis gaww, en por lütte nüdliche Jungs in de Wissenschaften tau unnerwisen, dunn hadd ick mit min Malen tausamen den Dag äwer utreikende Geschäften, un de Tid gung hen.

Mit min Malen hadd sick dat ok utspraken, un üm Wihnachten ut kamm min oll lütt Idachechen mit 'ne Empfehlung von ehr leiw' Mutting, un wat de öllste Swester von Aurelia'n wir, de süll frigen, un wil sei dat en beten vörnemer as gewöhnlich anrichten wull, süll bi dese Gelegenheit 'ne Transparent in ehre Kasematt anbröcht warden, un wat ick mi de Sak äwernemen wull? – Dat ded ick drist, säd ick. – Na, denn süll ick doch den General bidden, dat ick Mutting mal besäuken künn. – Un ick ded dat ok, un de oll Herr General ded't ok.

Na, as dit nu bekannt würd, dunn gaww dat en Upstand, denn dit was dat irste Mal, dat ein von uns in en Provathus gahn dürwt, un noch dortau in dit, wo sick all so vel üm dreiht hadd. De Kapteihn stunn lang' un kek mi an, as wull hei wat seggen, säd äwer nicks, Don Juan kamm, gratuliert mi un gaww mi männigen finen Wink, woans ick de Gelegenheit in minen eignen Nutzen verwennen künn, de Franzos' treckte mi an, leihnte mi en Por Vatermürder, bünn sei mi sülwst vör un makte mi en künstlichen Knuppen in't Halsdauk, de Erzbischoff, de en Por Hän'n as en Por Waschhölter hadd un von den sei immer vertellen deden, dat hei ut twei Por gewöhnliche ledderne Hanschen sick ein Por maken let, indem dat ümmer twei un twei tausam neigt würden, leihnte mi en Por von sine, äwer't wiren en Por wullene, [478] utgeflüschte, un ick dacht ok so: na, 't is Winterdag; denn dunnmals was dat noch nich abslut notwennig, dat einer, de den Finen utlusen wull, mit Schapledder an den Knäwel herüm gahn müßt. – Na, ick sach statsch naug ut, as ick in minen besten Rock un Don Juannen sine pohlsche Pelzmütz un de annern tausamgepumpten Saken unnen bi den Kopernikus rinne kamm. – Dat Ding wull platzen vör Arger un Afgunst. »Süh!« säd hei spitz, »ick hadd nich dacht, dat ji mit jug' Tausamenscheiten so'n Stat updriwen künnt.« – »Je«, segg ick, »dat seggst du woll! – Süll ick in desen Uptog mi woll sülwen en beten an ehr ranne swenken känen?« – Nu würd em äwer woll bang', un hei bedwung sinen Arger un süd: »Charles, dauh mi den Gefallen un segg ehr ...« – »De Mutter?« frog ick. – »Ne, ehr!« – »De Brud?« frog ick. – »Ne, Aurelia'n«, säd hei verdreitlich. – »Hest du ehr denn sülwst all wat seggt?« frog ick. – »Ne!« seggt hei. – »Na, denn segg ick ehr ok nicks«, segg ick. »Ick künn dor ankamen as de Säg' in't Judenhus, denn dat Mäten kann jo noch recht gaud den ollen, braven Kapteihn in ehre bläudige Seel dragen, oder de Mutter mag jo ok woll dat för gaud inseihn hewwen, dat ick de Paßlichste för ehre Dochter bün, denn so vel ick weit, hett sei mi un nich di tau sick inladen.« Dor mit gung ick ut de Dör: so! dor rük an! Du willst di äwer mine Utstaffierung monkieren? Heww ick von din Wormtüg von Kinnerkledaschen all wat leihnen wullt?

As ick nu buten tau Rum kamm, segen mi de annern all recht erfreulich an, denn ick was ehr Stolz, wil ick von jeden von ehr wat an mi drog, un as ick nu, sihr mit min Utseihn taufreden, de Alleh entlang gah un mi 'ne Anred' an de Mutter inäuw': »Wenn ich es wage ...« wat was dorbi grot tau wagen? – »Wenn ich so frei bin ...« – ick was man nich fri – »Wenn ich Ihren Befehlen gehorche ...« – dat was tau vel; sei hadd mi nicks tau befehlen – »Wenn ich Ihren Wünschen nachkomme, so ...« – dunn kümmt einer achter mi un grawwelt mi hinnen an de Rocktasch, un as ick mi ümseih, was't de Erzbischoff, de mi minen buntbomwullnen Taschendauk [479] 'ne halw Ehl ut de Tasch trecken ded. – »So«, säd hei, »das fehlte noch«, un dunn bögte hei sick nah mi ran un flustert mi in de Uhren, dat Lewandowsky, de bi mi gung, dat nich hüren süll: »Es prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet ... Na, Charles, du weißt, was ich meine«, slog mi mit sine Segenshand drist in dat Gnick: »Nu geh mit Gott, alter Junge!« un ick was nu up mine eignen Kräfte anwesen.

Lewandowsky blew buten, ick gung rinner in de Proviantmeisters-Kasematt. – Na, de dummsten Lüd' bugen de meisten Tüften; ick hadd also dat grote Glück, Aurelia'n allein tau drapen. – As ick rin kamm, sprung sei von ehr Stickgeschirr tau Höcht, un as en oll lütt nüdlich unschüllig Mäten reckt sei mi de Hand entgegen: »Guten Tag! guten Tag! Das ist sehr freundlich von Ihnen.« – De Anfang was gaud, äwer nu hadd ick de ßackermentschen utflüschten Hanschen von den Erzbischoff an de Fingern, un de kunn ick ehr doch nich gewen, un as ick sei endlich aftagen hadd un hadd sei in Don Juannen sine Pudelmütz rinne leggt, was ehr Hand all weg. – Nu hadd ick mi woll up 'ne Anred' bi de Mutter prekawiert, äwer up en jung' Mäten was ick nich inricht't, un wenn ick ok in vergahnen Johren männig schöne Anred an en jung' Mäten hollen hadd, so was ick up Stun'ns gänzlich ut de Äuwung mit Frugenslüd', denn ick hadd in de sös Johr Festung mi blot an de Korline mit de Leekogen in S. un hir an min oll Fru Bütow'n äuwen kunnt, un mit de kunn ick sei doch nich äwer einen Leisten slagen. – Ick stamerte wat taurecht, un tauletzt kamm ick mit de grötste Dämlichkeit tau Platz, de einer utfünnig maken kunn: »Ist Ihre Frau Mutter wohl zu sprechen?« säd ick. – Leiwer Gott! ick hadd't ganze Spill in Hän'n mit drei Matadur un de Irsten un würd beit! – Beit mit Kodillg'! »Ich will Mutter rufen«, säd sei un lep rute, un ick stunn nu dor un wunnerte mi, dat ick mit mine langen Uhren nich an den Bähn schrammte.

Nu was »Mutter« denn woll noch in hüsliche Geschäften un in en Morgenrock inwickelt, ick hadd also Tid naug, mi wenigstens [480] de Anred' an »Muttern« noch en pormol dörch den Kopp gahn tau laten, un as sei endlich kamm, dunn fung ick denn ok an: »Wenn ich Ihren Wünschen nachkomme, so ...« – »Sie sind sehr gütig!« säd Mutter. »Sehn Sie, dies hier ist die Nische. Und wenn Sie so gütig sein wollten, mir darin ein Transparent zu machen ...« – »Ja woll! Ja sehr gerne!« Un dormit müßt ick nu Aurelia'n den Rüggen taukihren, un de set'te sick nu wedder an't Finster un stickte wider. – »Ja, sehr gerne!« säd ick, un ick hadd mi all vörlöpig so'ne Idee von de Sak makt. – »Wie meinen Sie denn wohl?« frog sei. – Oh, säd ick, ick meinte in de Midd en rechten schönen Altor mit Efa bewussen, »um die Dauer der Liebe auszudrücken«, säd ick; up den Altor en brennend Hart, »um die Glut der Liebe auszudrücken«, säd ick; un äwer de Flamm en Por verslungene Hän'n, »um den geschlossenen Bund auszudrücken«, säd ick. – Dat geföll Muttern ok ganz gaud; äwer't würd tau kahl utseihn, meinte sei. – Ja, säd ick, dat süll sei mi man maken laten, üm de Geschicht herümmer müßten noch en por Engel swewen, de Myrten- un Palmtwig in de Hän'n höllen un unnenwarts an de Bein mit 'ne Rosengirland' ankedt wiren. – Mit dat äwrige was sei taufreden; äwer mit de Engel, dat wull ehr nich in den Kopp, un't kamm binah so rute, as wenn sei mi Engel nich recht tautrugen ded. – Ob wi de Engel nich weglaten künnen, frog sei. – Ne, säd ick, von Engel künn ick nich afstahn: de Sak würd süs tau dodig utseihn, wat Lewigs müßt dor mang. – Na, sei gaww sick denn ok dorin, un as ick mi ümdreih, üm Aurelia'n doch wedder antauseihn, dunn sitt dat listige Ding dor, kickt ut dat Finster rute, lacht äwer't ganze Gesicht, böhrt en Finger in de Höchst, nahsten en halwen, leggt en annern dorgegen un makt mit beide Hän'n allerlei Mirkens. – Dunner! Wat's dit? denk ick un gah neger an't Finster. – »Also meinen Sie?« seggt Mutter. – »Ja«, segg ick, »so meine ich«, un kik ut't Finster rut, un dor stunn de Kopernikus an de lütte Lind' un makt justament so'ne Mirkens as Aurelia. – Haha! denk ick, ji kikt jug nu nich mihr blot an, ji makt jug nu all Telegraphen! Un ick gab noch neger an't [481] Finster un kik dörch de Ruten, un dunn makt mi dat Krät von Kopernikus ok 'ne Telegraph tau, de ick recht gaud verstunn, hei sparrte de Fingern utenanner un läd de beiden Hän'n unner sinen krummen Näthaken von Näs' un grinte mi an: »Schrap Räuben, Charles! Dat hett di doch nicks hulpen.« – Ick gung noch mal nah de Nisch' ran un namm Mat un dacht, ick wull noch Gelegenheit finnen tau'n recht gebildtes Gespräk; äwer de Ollsch frog mi blot, wenn ick mit min Arbeit woll farig sin künn. – Oh, in drei Dagen, säd ick, un as de Unnerhollung nu wedder in't Stocken kamm, namm ick min Pudelmütz un min utflüschte Hanschen, säd adjüs, un as ick ut de Dör gung, hadd ick dat Gefäuhl, as wir ick en Schaustermeister, de up Bestellung arbeiten ded un de Muttern en por nige Stäwel anmeten hadd.

Oh, wat was ick falsch up mi! Mine ganze Damenunnerhollung hadd ick verlihrt; all de schönen Redensorten wiren mi up de verschiedenen Festungen afhannen kamen, un hadden sei mi as Schauster traktiert, hadd ick mi jo as Schauster man bedragen. Äwer as ick den Kopernikus buten stahn sach, dunn begehrte in mi en Trotz up: jo nicks marken laten, leiwer leigen! – »Du kümmst jo so bald wedder?« seggt hei spöttschen tau mi. – »Ja«, segg ick, »wenn du't west wirst, du haddst jo woll glik bi'ne Antrittvesit de Lüd' den ganzen Vörmiddag up den Hals' legen? – Ne, Gott sei Dank! Sovel kenn ick dor denn doch noch von.« Dormit gung ick denn forsch an em vörbi un nah den Franzosen, Don Juannen un den Erzbischoff ran. – »Na, wie ist's gegangen?« frog Don Juan, un de Franzos' kamm up mi los un treckte mi den einen Vatermürder bet rute, as wenn dat nu noch Not wir. – »Schön«, säd ick, »sihr schön! – As ick rin kamm, stunn en schönes Frühstück up den Disch, un Aurelia namm mi bi de Hand un nödigt mi up den Sofa dal un schenkte mi en Glas Madera in.« – »Madera?« frog de Erzbischoff un lickmün'nte dorbi, »ordentlichen Madera?« – »Natürlich«, segg ick; »meinst du, dat sei mi dor en Bittern vörsetten warden? – Un dor seten wi denn recht tauvertrulich tausamen un kemen denn ok bald up dat [482] Kapittel ›Liebe‹.« – »Dat settst du tau«, seggt de Franzos', »dortau was de Tid tau kort.« – »Na«, segg ick, »wenn du't beter weitst, süs frag Don Juannen, ob einer, de sick dorup versteiht, lange Tid dortau brukt.« – Ne, säd Don Juan, hei för sin Part hadd männig Mäten binnen fiw Minuten 'ne utführliche Leiwserklärung makt, un denn wir Madera dor noch gor nich mit mang west. – »Na«, vertellte ick denn nu wider, »un so seten wi denn tausam; ick hadd ehr Hand fat't un drückte sei männigmal, un sei drückte sei mi wedder ...« – »Das lügst du!« röp 'ne scharpe Stimm achter mi, un as ick mi ümkik, steiht de Kapteihn achter uns un kickt mi mit wütende Ogen an: »Das lügst du, Charles, und du solltest dich schämen, daß du auf Kosten eines braven Mädchens lügst.« – Dat was mi nu gor nich infollen, ick wull blot nich ingestahn, dat mi mine Damenunnerhollung fläuten gahn un dat ick as Schaustermeister ut de Dör gahn was. – »Wo so?« frog ick denn also sihr verdutzt. – »Ich will's dir beweisen!« seggt hei, »komm mit!«, un ick tüffel ok richtig achter em an, denn wenn einer so up frische Daht fat't ward, denn giwwt hei sick in allens.

»Sieh, wie abscheulich du gelogen hast: Aurelia hat dir bloß guten Tag gesagt, hat dann ihre Mutter gerufen und hat kein Wort weiter mit dir gesprochen.« – Dunner, wo verfihrt ick mi! Wovon wüßt hei dat all? – Ja, säd ick, ick wull em allens ingestahn, wo't west wir; äwer hei süll mi ok seggen, wovon hei dat weiten ded. – Hei wünn sick irst, tauletzt säd hei: »Charles, du weißt, ich bin aus einem Nebenbuhler ein Vertrauter, ja ein Beschützer von Kopernikus' Liebe geworden.« – Dat wüßt ick nu gor nich, äwer ick slog den Dummen an den Hals. – »Du weißt«, säd hei wider, »hier auf der Festung treibt sich ein armes taubstummes Mädchen umher, welches in einer Anstalt die Fingersprache erlernt hat. Dies arme Mädchen erhält alle Sonnabend ihr Mittagessen bei Proviantmeisters, und der hat Aurelia ihre kleinen Künste abgelernt – zufällig, nicht in besonderer Absicht. Ich habe mal mit einem Stubenburschen in Halle zusammen gewohnt, der sich zum [483] Lehrer in einem Taubstummeninstitut ausbilden wollte, der hat mir diese Sprache beigebracht und ich wieder dem Kopernikus.« – »Zufällig«, säd ich, »nicht in besonderer Absicht!« – Nu würd de Kapteihn en beten verlegen: »Nein«, säd hei, »dies war volle Absicht, denn, wie gesagt, ich betrachte mich als Schützer dieser Liebe.« – »Haha!« segg ick, »nu weit ick jo mit de Telegraphen Bescheid, de achter minen Rüggen spelen deden. Dat is jo denn also de gewöhnliche Spitzbauben-Kasperi, as ick sei up de Stadtvogtei achter jeden Bleckkasten herute fingieren seihn heww, un dorüm steihst du up Stun'ns woll ümmer wedder bi de lütte Lind', üm den Kopernikus Provatunnerricht tau gewen?« – Nu stickte de Kapteihn sick äwer rod an, un sin Og, dat würd unsäker. – »Darum nicht«, säd hei. – »Dit is nett«, segg ick, »ji verlangt von mi, ick sall ümmer de Wohrheit seggen, un ji hewwt allerlei Heimlichkeiten vör mi!« – »Nein, Charles«, säd de olle ihrliche Burß, »ich weiß, daß du nichts verraten wirst: ich liebe.« – »Gotts ein Dunner!« segg ick, »all wedder!« – »Hast du mich jemals nach der bewußten Zeit an der kleinen Linde nach Aurelien blicken sehn?« – »Ne«, segg ick, »dat kann'ck di betügen, du hest ehr ümmer den Rüggen taukihrt un hest ümmer up de anner Sid nah Majur Martini'n sine Finstern henkeken, un nu brukt Lewandowsky den Pal nich mihr tau richten, denn du un de Kopernikus staht em ümschichtig scheiw un wedder grad.« – »Ja, Charles,sie ist es«, säd hei un strek sick gedankenvoll äwer de Ogen, un as de Hand an sinen dreivirteljöhrigen, prachtvullen Snurrbort kamm, fung hei dormit an tau dreihn, un as de Snurrbort pil in En'n stun'n, säd hei: »Ja, Charles, sie ist es, Auguste von Martini ist es, und sie wird es.« – Dortau was nich vel tau seggen, denn hei was nah mine Insichten up den richtigen Weg; tüschen de Proviantmeistersdochter un de Königin Viktoria wählte hei de Middelstrat un namm sick en adlich Frölen, un de Middelstrat was dunn allentwegen sihr begäng', denn de beiden berühmtesten Lüd' tau de dunnmalige Tid, Herr Guizot un Lurwig Philipp gungen de sülwige Strat. »Kapteihn«, [484] segg ick, »ick glöw, ditmal hest du de Wust up't richtige En'n ansneden; äwer wo is dat kamen?« – »Je«, seggt hei, »'s ist augenscheinlich Gottes Finger. – Damals, als der Kopernikus und du euch beide weigertet, den Spaziergang hinter dem Wagenhaus zu benutzen, hatte Schr. einmal Besuch von seiner Braut, der Erzbischoff hatte den Schnupfen, ging nicht aus, und Don Juan versuchte auf dem anderen Ende des langen Wagenhauses, ob er nicht einen freundlichen Blick von dem Schenkmädchen erhaschen konnte, kurz, ich befand mich allein auf der Promenade, denn Lewandowsky beschäftigte sich mit Don Juan. Da gehe ich an dem geöffneten Torwege des Major von Martini vorüber, der Torweg steht auf, und ich erblicke eine reizende Dame, die dort Zeug zum Trocknen aufhängt – du meinst vielleicht Bett-, Hand- und Tischtücher, nein, die niedlichsten, freundlichsten Toilettengegenstände, die uns in ihrer Zartheit und mannigfachen Bezüglichkeit so rührend tief erfreuen, als Unterärmel, Busenkragen und Nachtmützen. – Daraus strahlte sie hervor wie eine volle aufgeblühte Rose zwischen weißen Lilien.« – »Ja«, segg ick, üm em 'ne Freud tau maken, »wat vüllig is sei, un dat hett sei vör Aurelia'n vörut.« – »Nicht wahr?« fröggt hei un vergett sine herrliche Aurelia ganz un gor. – Sie ist eine prachtvolle Erscheinung! Und wie ich nun so in der Fülle ihrer Schönheit versunken dastehe, erhebt sich ein starker Windstoß, und eine der Nachtmützen flattert durch den offenen Torweg auf mich zu, ich ergreife sie, bevor sie zur Erde fällt, und sage: »Glücklich, mein Fräulein, derjenige, der wenigstens mit derHülle Ihrer Träume hat Bekanntschaft machen können.« – Dat weit de Kukuk! denk ick so bi mi, de Kapteihn hett de Damenunnerhollung doch nich verlihrt, worüm du? un arger mi. – »Na«, segg ick giftig, »un dunn lacht sei, un dunn was't vörbi?« – »Charles«, säd hei irnsthaftig, »die junge, schüchterne Liebe lacht nie. – Wir standen schweigend in dem Torwege, und sie zupfte in holder Verlegenheit an den Bändern ihrer Traumhülle. Plötzlich rief eine barsche Männerstimme aus einem Fenster in den Hof hinein: ›Auguste, [485] meine Schärpe!‹ – Sie erschrak, rief ängstlich: ›Ach Gott! Vater muß zur Parade!‹, riß stärker an den Bändern, sprang in den Torweg und hinterließ mir dies Angedenken.« Un dormit treckte de Kapteihn einen natürlichen Nachtmützenband unner de West herute. – »Kapteihn«, säd ick, »ick segg nicks wider, as du büst up den richtigen Weg! – Mit allerlei lose Bänner fangt 'ne richtige Sak an, un mit en Band, wo'n Knuppen inslagen is, hürt sei dennahsten up. – Ach Gott!« segg ick, un mi würd ok weikmäudig tau Sinn, »heww ick all dörchmakt! Wenn ok nich grad mit en Nachtmützenband! – Ick heww ok mal 'ne schöne blage Sleuf von en schönen blonden Kopp unner de West dragen un hadd nu all Fru un Kinner hewwen künnt, wenn de ßackermentsche Festungsgeschicht dor nich mang kamen wir. – Ach, Kapteihn! Wat heww ick för romantische Geschichten anstellt! – So wat is di meindag' nich in den Sinn kamen.« – Na, dat wull hei nu nich; dorin wull hei sick nu nich vörbijagen laten. – »So?« segg ick, »hest du all mal in en jungen Plummenbom seten, in all de verdammten Tacken, de so'n Kretur hett, blot üm ehr Slapstubenfinster tau seihn?« – »Ne«, säd hei. – »Na«, segg ick, »dat heww ick, un unner mi stunn min Fründ Wählert – na, mag nu ok all lang' Preister mit Fru un Kinner sin – un spelte up 'ne Gitahr un sung: ›Höre, wie der Regen fällt, hör', wie Nachbars Hündchen bellt!‹ – Un sihr schön sung hei, äwer Hun'n wiren dor nich, un de einzigsten, de dor herümmer bleken deden, dat wiren hei un sin Gitahr. Äwer slimm was't, dat de Regen nich föll un de Mahn hell schinte, denn dat würd min Unglück, indem dat sei – wat sei was – mi dor in de Tacken sitten sach un ehr Swester röp; un dunn bekeken sei mi beid' in mine Verlegenheit, un de Swester, de stark äwersichtig was, noch dortau mit 'ne Lorjett. Un Wählert lep weg un let mi dor sitten, as wir ick gegen de Sparlings rinne set't, un as ick tauletzt ut den Bom rute sprung, ret ick mi mine einzigste Hos' hinnenwarts intwei, von't Fleisch gor nich tau reden, denn dat heilt woll wedder; un wil nu min Snider de Ort Hosentüg in ganz Parchen nich [486] updriwen kunn – denn de Hos' hadd 'ne entfahmte Kalür un stammte ut Stemhagen –, müßte ick den ganzen Harwst äwer – un't was en windigen Harwst – mit de Rockslippen möten, dat de Lüd' doch nich segen, wo slicht min Achterdeil mit min Vödderdeil stimmte; äwer de ollen lütten Quintaner hadden't doch seihn un röpen achter mi her: ›Stigelitsch!‹ Äwer dat slimmste En'n kamm all glik den annern Morgen, dunn schickte de oll Geheime Hofrat sinen Bedeinter tau mi: 'ne Empfehlung von den Herrn Geheimen Hofrat un wenn ick dat nich sin let un em de nachtslapen Tid nich günnen ded, denn zeigte hei't bi'n Schauldirekter an. – Heww ick all dörchmakt, Kapteihn!« – Dat hadd denn nu de Kapteihn woll nich in mi söcht, denn hei was ogenschinlich erfreut, as hei dat tau hüren kreg, un hei würd noch tauvertrulicher un verteilte mi nu, hei hadd sin Auguste nahsten nochmals spraken, as de Oll up de Parad' gahn was. Sei hadd 'ne Lin anbinnen wullt, äwer ehre Natur was tau kort dortau west, un hei was hensprungen un hadd ehr hulpen, un sei hadden äwer den hübschen Hof redt, un dunn hadd sei em ok de einzelnen Ställ wis't un säben wunderschöne Käuh, denn wat ehr Vader was, de was Majur von den Platz, un sine Inkünften bestunnen uter dat äwrige noch ut all dat Heu, wat up de Festung wassen ded, un sei müßt de Melkwirtschaft bi ehren leiwen Vatting bedriwen un hadd ok den Melkverkop; äwer't gung man slicht, denn up Stun'ns wiren dor gor tau vel Käuh up de Festung. – Un dorbi was de Kapteihn up 'ne romantische Idee verfollen: wie süllen, meint hei, all uns' Melk von sine Auguste köpen. »Je«, segg ick, »Kapteihn, wi annern dauhn't woll, äwer de Erzbischoff deiht't gewiß nich, denn de hett sick all tau deip mit sine Bäckerfru inlaten.« – »Wahr!« seggt hei un geiht in deipen Gedanken neben mi: »Der Absatz würde zu unbedeutend sein.« – Mit einmal dreiht hei sick nah mi üm un fröggt: »Charles, was hältst du von dem Stabsarzt R. in M.?« – »Dat is en heil prächtigen Kirl!« segg ick. – »Ich meine, was du von seinen medizinischen Fähigkeiten hältst!« – »Oh«, segg ick, »ick holl em för en [487] uterwählten Doktor.« – »Weißt du, was der einmal äußerte? – Wir alle in M. müßten einmal eine gründliche Milchkur durchmachen.« – »Woans is dei?« frog ick. – »Man genießt nichts anders als Milch; in den ersten drei Tagen ist noch etwas trockner Semmel dabei erlaubt, aber später genießt man vier Wochen hindurch nichts als Milch.« – »Gott sall mi bewohren!« segg ick, »dor möt jo en Minsch rein taum Börnkalw warden.« – »Ja, verjüngt wird er«, seggt hei, »ganz verjüngt!« – »Verjüngt?« frag ick. – »Denn slag di dat ut den Sinn; de Sak paßt nich för uns. Wenn wi in vir Wochen dörch dine Kur fiwuntwintig Johr öller würden, denn let ich sei mi gefallen, denn künnen wi fri dormit kamen.« – Hei meinte nu jo woll, ick wull äwer em spektakeln, un namm't äwel un gung von mi furt.

22. Kapitel
Kapittel 22

Wat de Kopernikus von de Kunst verstunn, un worüm ick mi mit em in 'ne düstere Käk scheiten süll. Wat en richtigen Nahtusch is, un worüm ick in Fru Bütow'n ehr Emmer kik. Trostlose Insicht in dat Emmer un in minen Geldbüdel. De Kapteihn un ick leggen 'ne vollständige Hollänneri an.


Ick gung nu in mine Kasematt un fung bi den Transparenten an. Ick malte, dat dat man so stöwen ded, von't ein Licht in't anner – denn de Dag' wiren man kort –, ick sned mit en stumpes Dischmetz in de dickste Papp herüm, dat ick Quesen in beide Hän'n hadd, un tauletzt was't denn ok schön so wid farig, bet up de beiden Engels: »Franzos'«, frag ick, »meinst du, dat ick sei mit 'ne Posaun oder ahn 'ne Posaun maken sall?« – »Je«, seggt hei, »dat kümmt up de Backen an; willst du sei mit Plusterbacken malen, denn hüren sick Posaunen, för smallbackte möten äwer kein.« – De Sak hadd ehren Grund, un ick stah noch so in Bedenken, wat för mi lichter wir, mit smalle Backen oder mit Plusterbacken, dunn kümmt de Kapteihn herin. »Charles, hast du dir's überlegt?« – »Ne«, segg ick, »ick bün dor noch grad bi.« – »Na«, seggt hei, »willst du denn eine gründliche Milchkur anfangen oder nicht?« – [488] »Ih, doran heww ick noch gor nich dacht!« segg ick, »ick judizier hir blot doräwer, ob hir en por Posaunenengel hübscher kleden würden oder en por gewöhnliche.« – De Kapteihn dacht jo wull nu wedder, ick wull äwer em minen Spektakel bedriwen, hei gung falsch ut de Dör un smet sei achter sick tau.

Den annern Dag bün ick denn wedder düchtig dor un mal mine Engels; de Franzos' kickt mi äwer de Schuller: »Weitst du wat?« seggt hei, »din Engel sünd so wid recht rund un nüdlich, äwer de Posaunen sünd tau kort!« – denn wi wiren äwer Posaunen einigworden. – »Dat seggst du woll«, segg ick ärgerlich, »wo sall't herkamen? För so'ne lange Musik heww ick keinen Rum.« – Indem kümmt de Kapteihn wedder rin un fröggt, as hei min Bild süht, worüm ick de beiden ollen lütten Gören mit en Postilljonstrumpet makt hadd? – »Dat is dat richtige Wurd«, seggt de Franzos'; »äwer an so'n Trumpet hüren sick noch Troddeln.« – »Makt mi den Kopp nich warm!« segg ick, »hei rokt mi so all von all dat Bedenken.« – »Dorüm kam ick ok nich«, seggt de Kapteihn, »ick wull di blot fragen, wo vel sall ick denn för di bestellen?« – »Wat bestellen?« frog ick. – »Melk«, seggt hei. – »Ei wat!« segg ick, »fohr mi hir nich mit so'ne Fragen in de Kunst rinne, frag' den Erzbischoff, de weit mit so'ne Saken Bescheid!« – »Mit di is ok nich tau reden«, seggt hei un geiht sin Weg'.

Nu hadden sei mi mit de Troddeln 'ne Flöh in't Uhr set't, un wenn ick ok recht gaud wüßt, dat för gewöhnlich de Engels ahn Troddeln afmalt warden, so geföll mi dat doch, denn up de Wis' hadd ick de schönste Gelegenheit, mit rechte bunte Kalüren en beten tau spillunken. – »Franzos'«, segg ick, »meinst du, ick sall mine meckelnbörgschen Landsfarben, blag, rod un gel, nemen?« – »Bewohr uns«, seggt hei, »du möst swart, rod, gold nemen, denn dorüm sitt wi jo. Un denn möst du de beiden lütten Knaben middwarts noch mit 'ne Scherf verseihn, denn so is't en beten tau schanierlich.« – Dorin hadd hei recht, äwer dat hei wull, ick süll de Scherf swart un witt up Preußsch malen, dorin hadd hei unrecht, denn dat hadd [489] allmeindag' nich kledt – hir bröcht ick mine meckelnbörgsche Landsfarben an, denn preuß'sche Leutnants wull ick jo nich malen, un wil hinnenwarts noch Rum was, let ick de Enns lang hängen. – Nu stellte ick Lichter dor achter, un wil ick nu de beiden ollen lütten Jungs mit blage un witte Flüchten malt hadd, so wiren sei denn ok würklich so bunt as en por Pagelunen. – De Franzos' säd, sei wiren prächtig, un as wi nu beid' dorvör stahn un uns freuen, kümmt de Unglücksvagel von Kapteihn mit den Kopernikus heruppe un seggt: »Du, ich habe ihn gefragt.« – »Wen?« segg ick. – »Den Erzbischoff«, seggt hei. – »Na, wat seggt de tau de swart, rod, gollenen Troddeln un de Scherf?« – »Acht bis zehn Quart, meint er«, seggt hei un kickt min Wark gor nich an. – »Minentwegent!« segg ick, »minentwegent sösteihn!«, un ick arger mi, dat hei bi all sine Leiw' för dat weibliche Geslecht ok gor keinen Kunstsinn hett.

Dunn kümmt dat olle schulsche Krät von Kopernikus ranne un bekickt sick dat. – »Na?« frag ick. – »Ih ja«, seggt hei, »aber ein bißchen zu bunt; ich vermisse die Harmonie der Farben, und die Engel scheinen mir im Verhältnis zu klein.« Dat was mi denn doch tau stripig, en Kirl, de knapp dat Militörmat hadd, de säd von »zu klein«? – En Kirl, de gel un gräun in't Gesicht utsach, säd von »Harmonie der Farben«? – »Kopernikus«, segg ick, »du weitst, ick bün en Lamm – en wohres Lamm! – Äwer wenn en Lamm maudwillig up de Tehnen peddt ward, denn is't all mit dat Lamm! Ut di sprekt de gelgräune Afgunst, du kannst so'n Transparent nich malen, du kannst dat morgen nich uphängen; äwer ick kann dat!« Un dormit nem ick den Franzosen unner den Arm, gah mit em up un dal un segg: »Franzos', wat will'n wi uns äwer den Minschen argern?« – »Charles«, seggt de Kapteihn, »Charles! – Ich bitt dich, beruhige dich, es war wirklich nicht so bös gemeint!« un geiht ok mit mi up un dal, un de Kopernikus steiht dor, kickt dat Bild an un will mi antwurten, äwer hei kann't nich – ne, hei kann't nich. – »Charles«, seggt de Kapteihn, »bleibt es im übrigen bei deinem letzten Wort?« – »Ja«, [490] segg ick un rit mi von em los, »und wenn auch das noch durchgemacht werden soll, so wird es durchgemacht!« Dunn geiht de Kapteihn nah den Kopernikus, nimmt em bi den Arm un geiht mit em af, dreiht sick äwer in de Dör noch üm un seggt: »Charles, morgen nachmittag kriegst du Bescheid.« – »Schön!« segg ick, »schön!« un pust dorbi as 'ne Adder.

»Na, dit ward 'ne schöne Geschicht!« seggt de Franzos', as sei weg sünd, »du als Jenenser wardst up Stoß losgahn willen un hei als Hallenser up Hieb, un wo willt ji Waffen krigen?« – »Is mi ganz egal«, segg ick. – »Dat einzigst wir noch Pistolen, de kregen wi woll dörch den Füerwarksleutnant«, seggt hei. – »Is mi ganz egal!« segg ick. – »Je, up de Promenad' känt ji doch nich losgahn un hir in de Kasematt ok nich, dat ballert tau dull; de Mäglichkeit wir noch in de Käk; äwer denn müßten wi de Bedden gegen de Dör leggen, dat dat nich schallen deiht.« – »Is mi ganz egal«, segg ick, »äwer in de düstere Käk un denn up drei Schritt?« – »Is 'ne ganz gewöhnliche Förderung bi't Militör«, seggt hei, un hei müßte dat weiten, denn hei was jo Landwehrleutnant. – »Schön!« segg ick, »denn ward in'n Düstern losgahn.«

Ick legg mi nu tau Bedd, äwer dat ick vel slapen heww, kann ick nich seggen. – Pistolen, up drei Schritt, in'n Düstern? – Kinnerspill is dat ok nich! – Ick gah also mit mine Ihr tau Rat. – Beleidigen hadd hei mi wullt – wo kann hei süs von »Harmonie der Farben« reden? – Hadd hei in sinen Lewen all malt? – Wüßt hei, wat bi de Sak vermakt was? – Ick lagg de ganze Nacht un termaudbast mi, un as ick upstunn, was ick noch ebenso klauk, as ick tau Bedd gahn was. – Äwer min Transparent was farig, dat müßt henbröcht warden, de oll Herr General hadd't verlöwt, Fru Bütow'n müßt't dragen, Lewandowsky un ick gungen achter her, un wenn uns einer begegen ded, denn würd't ümmer upstellt as 'ne Dreihördel un Räubergeschicht bi Johrmarktstiden.

As ick weg gung, wull mi Don Juan un de Erzbischoff wedder utkleden, »zivilisieren«, säden sei; ick säd äwer, dornah wir mi hüt nich tau Maud', un gung mine Weg'. Äwer as ick so [491] mit minen Herrn Lewandowsky'n un mine Fru Bütow'n de Alleh lang gah, dunn kümmt dor en wat strammen Togwind, fött mine Fru Bütow'n un minen Transparenten, un wenn Don Juan nich bi Gelegenheit tauspringt, denn sus't jo woll min Transparent mit mine Fru Bütow'n as en Draken dörch de Luft. – Don Juan törnt sei äwer all beid' noch glücklich un helpt uns dat Beist bet in de Husdör un flustert mi tau: »Charles, ick gah mit rin!« – »Minentwegen!« segg ick un segg tau Lewandowsky'n: »Dat hewwen Sei nu doch seihn, wo swer so'n Kretur tau regieren is, wenn de Herr nich mit rin kümmt, ick krig't allein gor nich fast.« – Lewandowsky kek noch rasch mal ut de Dör, ob de Luft rein wir un plinkte dunn Don Juannen tau: »Na, gahn S' man mit rin!«

Wi kemen denn nu ok dwaslings mit dat Ding rinne tau dragen, un Aurelia kamm uns entgegen: »Na?« – »Ja«, säd ick. Un Mutter kamm uns entgegen: »Na?« – »Ja«, säd ick, »farig is't.« – Un nu fung Aurelia mit Don Juannen an, Kumpelmenten tau maken, wil dat hei sick dormit beswert hadd, un Don Juan malte denn nu de mäglichsten Redensorten, un mi kreg Mutter in de Mak un lawte mine Fründlichkeit dörch dat Bredd, un wenn uns' gegensidig Glück pundwis taxiert würd, denn wir ich Don Juannen stark äwerlegen west, denn nich allein Mutter was dicker as Aurelia, ne! ok ehre Kumpelmenten wiren dicker.

Äwer argern ded ick mi nich slicht, denn ick hadd denn doch wahrhaftig de grötste Mäuh dorvon hatt, un nu fischte sick Don Juan dat säute Smolt von mine Arbeit af, un as Mutter röp: »Aurelia, setz die Fenster zu! Ich will Lichter holen, wir wollen's doch gleich probieren«, un nu rute lep, dunn stunn ick mit minen Transparenten in'n Arm in'n Düstern dor un hürte vör mi wat russeln un tusseln. Na, denk ick, dit's en schönen Besäuk! Du steihst hir mit 'ne Hand vull Quesen, un hei drückt jo woll nu 'ne lütte weike Hand?

In desen Ogenblick kamm Mutter rinner, preißlich mit twei Lichter in de Hän'n, un Don Juan stunn dor un hadd en Tügstänner ümfat't un hadd so recht weik un warm Muttern [492] ehren flanellnen Unnerrock in den linken Arm un drückte so zärtlich den Fäutling von Vadern sinen Strump, denn dat listige Ding, de Aurelia, hadd em stats de Hand ehr Knüttüg henreckt, indem dat sei grad' för ehren leiwen Vatting noch en por warme Strümp tau Wihnacht knütten ded.

Mutter fung denn nu hell an tau lachen, denn ick stunn dor as en Wapenlöw' an den Transparenten un Don Juan as Vagel Grip an den Tügstänner; un dat oll lütte Krät von Aurelia lachte in Muttern ehr fettes Lachen so hell un säut mit mang, as wenn mang Swinsmolt Bursdörper Appel bradt warden.

Ditmal gung dat meistendeils up Don Juannen sinen Schalm, äwer't wohrt nich lang', dunn süll't up minen Seelsack los gahn. – De entfahmte Transparent würd up- un de Lichter dorachter stellt – un nu kikt jug mal eins an, wat en Minsch mit Äwerleggung un Kunst tausam katern kann! – Ick kek't Ding nich an, denn ick wüßt jo, wo't sick utnemen müßt, un as ick nu mit den Rüggen gegen min Makwark stah un de Geschicht anfung utenanner tau setten as Künstler, geiht en Lachen los: Mutter lacht fett, Don Juan frech, un dat Krät, de Aurelia, liblich! liblich, äwer de Maßen leiwenswürdig! äwer för mi nichtswürdig verdreitlich. – Ick seih mi vörwarts an: hest du wat an di? – Ne! – Ick will mi hinnenwarts bekiken, hewwen sei di in'n Düstern en Zopp ansteken? – Ach du leiwer Gott! As ick mi äwer de Schuller kik, krig ick denn min Kunstwark tau seihn, un mine beiden Posaunenengel kiken mi mit de kläglichste Min' an, jeder von ehr hadd en groten swarten Snurrbort!

Dat hett de Hallunk, de Kopernikus, dahn! – »Don Juan«, segg ick, »du weißt, was vorgekommen ist, ist dieser Schnurrbart nicht ein Nachtusch von dem Kopernikus?« – Ja, säd hei, dat wir hei mit Recht. – Ick spring up den Transparenten los, rit em dal un will em denn nu all mit beide Beine bearbeiten, dunn fohrt Mutter mi entgegen: »Herr, hab ich's Ihnen nicht gesagt, Sie sollten die Engel fortlassen?« – Ick kihr mi äwer nah Aurelia'n üm: »Sie lieben ihn? – Sie lachen über mich? – Fräulein, den Vogel, der am Morgen so schön singt, frißt am [493] Abend die Katz! – Ich empfehle mich Ihnen!« Dormit gah ick ut de Dör, un Don Juan un Lewandowsky dragen den Transparenten achter mi her.

Ick kam tau Hus an, de beiden set'ten den Transparenten recht behutsam an de Wand, un ick gah glik nah en Pott mit Keinruß, stipp minen Pinsel rin; dunn kümmt de Franzos': »Na?« seggt hei. – »Ja«, segg ick un strik de ganzen Engels mit en Keinrußpinsel äwer. – Nu will ick ok all de beiden de Trumpeten mit de Troddeln äwerstriken, äwer dat led de Franzos' nich: »Holt!« säd hei, »de lat stahn, de maken sick tau schön.« – »Ei wat!« segg ick, »ick bün in'n Stan'n un strik de ganze Pastet äwer.« – »Wo so?« seggt hei. »Morgen is de Hochtid, verspraken hest du't, krigst du bet morgen en nigen farig?« – Dat was wohr, un as ick noch so in min gallig Bedenken stah, kümmt Fru Bütow'n rin un set't en Emmer an de Dör dal un seggt, so'n groten Pott hadd sei nich hatt, un't Emmer müßt sei ok ball wedder hewwen, un hir! – un gaww mi en Zeddel – de wir von den Kapteihn.

»Haha!« segg ick, »Franzos', nu rögt sick wat. Äwer is dat en Kummang, Fru Bütow'n tau'n Kartelldräger tau maken? – Da!« segg ick, »dat's din Sak«, un gew den Zeddel an den Franzosen. – De nimmt den Zeddel un les't un fangt ludhals' an tau lachen: »Na«, segg ick falsch, »lächerlich is de Sak nu grad ok nich. – Les'!« – Un hei fangt nu an: »Lieber Charles! Acht Quart täglich, das Quart einen Silbergroschen, macht auf einen Monat grade acht Taler. – Da wir nun anständigerweise beim Herrn Major vorausbezahlen müssen, so bitte ich mir das Geld noch heute aus. – Dein usw. – Nachschrift: Ich denke, wir fangen mit acht an, wir können ja später bis auf zehn oder zwölf steigen.«

»Himmlischer Vater!« raup ick, »wat's dit?« un lop an dat Emmer ran un kik rinne – luter Melk! binah bet baben vull Melk! – »Na«, segg ick, »dor slag sick doch Höppner'n sin Deuwel mang! – Un dat sall ick all betahlen?« – »Ja«, lacht de Franzos', »un sallst't ok all utdrinken! – Un nah mine Meinung wir't woll am besten, du makst di glik dorbi, denn [494] süs wardst du hüt mit din Sak nich prat.« – »De Kapteihn is nich klauk«, segg ick, »un du ok nich.« – »Ja«, seggt hei, »äwer seggt hest du't. – Hei frog di noch utdrücklich, ob dat bi din letztes Wurd blew? un du sädst: Ja.« – »Ja, ick meinte mit den Kopernikus.« – »Un hei meinte mit de Melk. Un dat beste is, du fangst dorbi an.«

Ne, wo's't mäglich? Dor satt ick nu, ick süll en ganzen Monat lang acht Quart Melk däglich utdrinken un acht Daler vörut betahlen, un dat all, wil de ßackermentsche Kapteihn sick in den Majur Martini'n sine Dochter verleiwt hadd! – Ne! leiwer noch up drei Schritt Pistolen in 'ne düstere Käk!

Ick halte minen gottserbärmlichen Geldbüdel ut den Kuffert herut un äwerschot min Vermägen. – Je ja, je ja! allens in allen – dat lütt Schurr-Murr ingerekent – knapp drei Daler. – »Franzos'«, segg ick, »hest du Geld?« – »Ja«, seggt hei, »äwer bruk ick sülwst.« – Hm – brukt hei also sülwst. Dat was afbluckt. – »Franzos'«, segg ick, »Melkdrinken sall ungeheuer gesund sin.« – »Dor strid ick gor nich gegen«, seggt hei. – »Will'n wi nich mit de Melk halw Part hollen?« – frag ick. – »Ne!« seggt hei un grint mi an, »sörre de Tid, dat ick nich mihr von dine verdammten Gerichten et, bün ick mit mine Gesundheit sihr taufreden.« – Hm! – Is mit sine Gesundheit sihr taufreden. – Dat was also ok afbluckt. – »Süh!« seggt hei un lacht so spöttischen, »mit di is dat wat anners, du hest in de letzte Tid so vele nüchterne Kalwer vertehrt, de ehr Recht mit de Melk nich kregen hewwen, wenn du nu de Melk ehr nahgüttst, denn kümmt allens wedder in de Reih.« – »Sall'ck mi an di hir noch vel argern?« raup ick. »Ut einen Lock möt de Voß herut«, un lop nah den Kapteihn dal.

De sitt nu vör 'ne grote Schöttel mit Melk un ett so nührig, un as ick rin kamm, röpt hei mi so recht heldenmäudig tau: »Charles, ich bin schon dabei!« – »Dat seih ick«, segg ick un sett em nu utenanner, dat mi dat tau vel Melk un tau vel Geld wir; äwer dor kamm ick schön an: hei hadd dacht, säd hei, dat hei mit en Mann von Wurd tau dauhn hadd. – Nu kunn ick em dat gor nich utenanner setten, dat dat Ganze en [495] Mißverständnis wir, denn de Kopernikus satt dorbi un grinte uns an. – Je, du Krät! Du süllst man de Melkkur bruken, dat »die Milch der frommen Denkart« dat »gärende Drachengift« in di verwandeln ded. – »Na«, segg ick denn endlich, »denn helpt dat nich, äwer de Majur möt pumpen!« Un dormit gah ick ut de Dör. – »Das tut er nicht«, röppt de Kapteihn mi nah. – »Denn behölt hei sin Melk!« raup ick noch mal in de Dör rinne un gah verdreitlich nah baben un quäl mi en schönen Posten Melk rin in dat Liw – äwer, äwer! wat ick ok haspeln ded, dat En'n wull nich ran.

Den annern Morgen fung ick all tidig an, in dat Melkgeschäft tau gahn; äwer't was 'ne pure Unmäglichkeit. De Resten würden ümmer gröter, un wenn ick dachte nu wardst du ehr Herr, denn kamm Fru Bütow'n wedder mit frischen Nahschub. All min Schötteln un Pött un Tellers stun'n vull Melk. – Unnen was't grad so, un as ick dörch den Kapteihn sin Kasematt gung, dunn stunn Fru Bütow'n ganz kurlos dor un säd: Sei wüßt't ok nich, wo't warden süll, denn hir wir't noch düller as baben. – De Franzos' un de Kopernikus, de uns nu hadden schön helpen kunnt, leten sick up nicks in un hägten sick äwer unsere Verlegenheit, un de Kopernikus hadd jo tau den Kapteihn mal seggt, wenn hei nu noch en groten Pott vull Honnig köpen ded, denn wiren wi vullstännig in'n Gelobten Lan'n.

De Kapteihn was mi falsch, wil dat ick nich betahlen ded, äwer dat Unglück bringt de Minschen tausam, un wi seten in datsülwige Unglück. Den drüdden Dag, as de Melkbescherung von Fru Bütow'n wedder los gung un hei mi sine Not klagte, säd ick: »Weitst wat, Kapteihn? Ümmer praktisch! säd de Düwel. Wi will'n bottern un Kes' maken.« – »Wo so?« fröggt hei. – »Dat will'ck di seggen«, segg ick, »ut den Rom mak wi Botter un ut dat anner Kes'. En Botterfatt hewwen wi nich; äwer wi bottern in 'ne Buddel. Wi schüddeln so lang', bet dat Botter ward, un't Kes'maken is noch lichter, taum wenigsten makt dat weniger Arbeit.« Un ick sett em dat allens nah Kunst un Wissenschaft gelihrt [496] utenanner, wo un worüm dat so un so makt ward, as ick dat ut de ratschonelle Landwirtschaft von oll Thaeren-Vatting un von min Tanten Schäning lihrt hadd, un segg denn tauletzt: »Blot de Kes'büdels! Wo nemen wi twei Kes'büdels her?« un gah an minen Kuffert un seih minen Linnenschatz nah. – Je 't was doch all man schad, un denn müßt't irst neiht' warden. – »Holt!« seggt de Kapteihn, geiht dal un kümmt mit 'ne engelsch ledderne witte Hos' ruppe. – »Süh hir! Sei is ganz heil un rein, äwer ick kann sei nich mihr dragen, wil dat sei mi unnen tau kort un baben tau eng worden is.« – »Prächtig!« segg ick, »un nu bruken wi nich tau neihen un nicks, wi sniden de beiden Beinlings knas af, binnen sei unnen tau, un baben füllen wi in.«

23. Kapitel
Kapittel 23

Wi bottern un maken Kes' un drinken Kardinal, un en jeder sitt up Sinen. Wat dat 'ne Tranendrupp oder 'ne Waddickdrupp was, de den Kopernikus längs de Näs' dallep. Worüm de Kes' utschot un Fru Bütow'n de Hän'n äwer den Kopp tausamslog un ehre lütten Gören däglich mit sösteihn Quart säut Melk börnte.


Na, dat geschüht denn ok; ick röm all uns' Melk ordentlich af, füll den Rom in en por Tweipottsbuddeln un de upgekakte Klütermelk in de beiden Beinlings, häng' des' sauber an de Wand un stell unner jeden 'ne Waschschöttel för den Waddick. – »So«, segg ick, »nu geiht't Bottern los!« un gew em sine Buddel, un ick nem min, un nu gahn wi denn up un dal, un jeder hett sin Buddel in de Hän'n un lett sin Pöppedeiken danzen, dat dat man so'ne Lust is; de Kes'büdels äwer lepen von sülwen. – »Wat dauhn wi man äwer mit de Botter?« fröggt hei, »denn in vir Wochen dörwen wi jo kein eten.« – »Heww ick allens bedacht«, segg ick. »De Botter verköpen wi; wenn de Erzbischoff sei en Schilling billiger kriggt, köfft hei sei uns mit Kußhand af, un de Kes' – na, de hett lang Tid, de möt so wi so irst dörchliggen.«

So reden wi denn un bottern un bottern un reden, dunn kloppt wat an min Dör: »Herein!« un wer kümmt rinne? Min [497] lütt Idachechen mit en groten Korf: »Empfehlung von Mutter, und sie hätte Sie gerne auf der Hochzeit gesehen, da das aber nicht möglich gewesen, so nähme sie sich die Erlaubnis und schickte Ihnen dies; und das Transparent wäre auch gar zu hübsch gewesen.« – Ick stell also min Botterbuddel bi Sid un pack den Korf ut – Kauken un luter Kauken un vir Buddeln, dor was wat anners in as in uns'. – Ick let mi ok velmal bedanken säd ick; un as lütt Iding wedder rut is, hett de Kapteihn ok sine Botteri instellt, un wi kiken de Bescherung an. – »So«, segg ick, »dit fehlt noch, un wi sünd nu grad bi't Bottern! un dat darw keinen Stillstand hewwen«, un grip wedder nah min Buddel. – »Ja«, seggt de Kapteihn un grippt ok nah sin Buddel, »un midden in uns' Kur! Charles, du wirst doch nicht so unvernünftig sein und sie unterbrechen?« – »Bewohre«, segg ick, un wi bottern wider, ümmer up un dal. Wenn wi äwer an den Disch kemen, wo uns' Herrlichkeiten stun'n, denn botterten wi dor länger, un tauletzt segg ick: »Kapteihn, weitst wat? In de irsten Dagen von de Kur känen wi Semmeln eten, in de irsten Dagen sünd wi noch, un dit hir is Beskwit, un de Ort ward männigmal för de Kranken up den Dodenbedd noch expreß verschrewen; de kann uns nich schaden.« – »Dat glöw ick nu grad ok nich«, seggt hei. Un wi setten uns' Buddeln hen un eten de Beskwit. Un as wi dor mit prat sünd, rük ick an en anner Stück Kauken un segg: »Dit rückt sick so an as 'ne Mandelturt, un mi dücht, dat stimmt mit uns' Melk gaud äwerein, denn ut de Mandeln ward jo ok Melk makt.« – »Dat hett sinen Grund«, seggt hei, un wi eten ok de Mandelturt. – »Wat woll in de Buddeln is?« segg ick. – »Ja«, seggt hei, »wat sei woll tausambru't hewwen?« – Un ick mak den Proppen up un schenk em en Drüpping in un segg: »Preuw mal!« – »Kardinal«, seggt hei. »Schönen Kardinal.« – »Dat weit der Deuwel!« segg ick, »un wi sünd grad in de olle dämliche Kur, un wenn so'n Kardinal vir Wochen steiht, denn ward hei sur.« – »Dat's gewiß«, seggt hei. – »Kapteihn«, segg ick, »hest du all 'ne Prauw von Botter in din Buddel?« – »Ne«, seggt hei. – »Ick ok nich«, segg [498] ick, »äwer't is 'ne olle Sak, wenn dat nich bottern will, denn bottert dat nich«, un somit gah ick an de Kes'büdels ranne un segg: »De sünd all schön utleckt, un nu möten sei unner 'ne dägte Preß.« – »Denn möt wi woll Stein halen«, seggt hei. – »Ih ne«, segg ick, »dat kän wi uns sülwst verdeinen«, un ick legg den einen Beinling up den Franzosen sinen Breddschemel un den annern up minen un up jeden einen ollen Kistendeckel, de ick noch hadd, un segg: »So, du sett di up dinen, un ick sett mi up minen.« Un dat deden wi un seten uns gegenäwer un botterten un makten Kes' un tüschen uns stunnen de vir Buddeln Kardinal. – »Je«, segg ick, »ick möt em doch ok mal preuwen, blot preuwen.« – Un ick ded dat. – »Hür mal«, segg ick, »dat Tüg is gaud, dat hett Aurelia richtig drapen.« – »Aurelia?« fröggt hei. – »Ja«, segg ick, »Aurelia! – Mutter hett den nich tausamstellt, süs wir hei säuter. – Je öller de Frugenslüd warden, je säutmüliger warden sei.« – »Also, du meinst würklich, Aurelia hett em bru't«, seggt hei, »dor möt ick em doch eins up anseihn«, un hei schenkt sick enen Druppen in un mi ok, un wi preuwen em wedder, äwer ditmal utdrücklicher, indem dat wi Aurelia'n ehr Kunst un Kardinal-Dugenden doch recht taxieren wullen. – As wi nu dormit up den Grund wiren un up en richtigen, segg ick: »Kapteihn, sei is doch en lüttes, prächtiges Mäten, un ick denk, wi laten sei mal lewen.« – »Dat is sei«, segg hei, »un dormit du sühst, dat ick keinen Grull gegen ehr heww ...«, un somit drinkt hei dat Glas heil un deil ut. – Na, ick stah em denn nu in sine Ansichten tru tau Sid; äwer't durt nich lang', dunn würd em dat Gewissen slahn – nich eben wegen den Kardinal un de Melkkur, ne! wegen sine nige Auguste, un hei seggt: »Charles, weil wir doch einmal dabei sind – es ist noch ein anderes liebenswürdiges Geschöpf hier auf der Festung –, du weißt, wen ich meine«, un dormit schenkt hei wedder in. – »Holt!« segg ick, »de ehr Gesundheit möt wi ut de Rombuddel drinken, för jeden Vagel hüren sick sin eigen Feddern.« – »Charles«, röp hei, »willst du mich kränken?« Na, dat wull ick nu nich, un wi nemen de Gläser [499] tau Hand un stödden an, un hei läd sick sine Hand up't Hart un drunk in deipe Andacht an de Majursdochter sin Glas ut, un unner em siperte dat ganz sacht un still ut den Kes'büdel rute un föll in lisen Druppen up den Bredbähn: 't was en rechten feierlichen Ogenblick, un wi seten still dor. – Still schenkt ick ok wedder in, un as ick dunn recht weihmäudig seggen will: »Nu kik doch mal einer, de oll Buddel is all leddig«, dunn ward dat unner uns lewig, denn de Franzos' un de Kopernikus kemen ut de Fristun'n un würden gewohr, dat de unschüllige Waddick dörch den Bähn drewen is un unnen ok in lisen Druppen in de Stuw' rin drüppt. – »Willn wi ehr nich wat afgewen?« fröggt de Kapteihn in sine andächtige Besinnung. – »Wotau dat?« segg ick. »Hewwen sei uns nich bi de Melk hulpen, bruken sei uns ok nich bi den Kardinal tau helpen«, un blot üm tau wisen, dat ick mi an ehr räken will, mak ick de tweite Buddel up un schenk in.

Nu kümmt denn de Franzos' mit en groten Hallo ruppe un fröggt, wat wi taum Kukuk hir maken deden. – »Kes'«, segg ick sihr kolt. – »Kes'?« fröggt hei verstutzt; äwer as hei neger kümmt un den Kauken un de Buddeln süht, dunn ward hei so hellögig utseihn. »Wat Deuwel!« seggt hei un ritt de Ogen wid up. – Ja, denk ick, blänker du man mit dine ollen groten Külpogen! för di is hir nich updeckt. – »Meines Lebens!« fröggt hei un höllt de ein Buddel gegen den Dag, »wat's dit?« – »Kardinal«, segg ick. – »Wo Dusend! kümmt de hir her?« – Dunn richt ick mi äwer in En'n un denk, sallst em doch glik so kamen, dat hei't versteiht, un segg:


»Wer etwas kann, den hält man wert;
Den Ungeschickten niemand begehrt.«

Äwer hei verstunn 't nich, un as hei mi un den Kapteihn so unsäker ansach, säd de Kapteihn: »'t is wegen den Transparenten; Charles'n sine Kunst hett uns dit indragen.« – »Charles, olle Jung', heww ick di nich ümmer dorbi hulpen?« – Dat was wohr, dat mit de Trumpeten un de Troddeln hadd hei angewen. – »Na«, säd ick, »denn hal di ok en Glas«, un wi[500] stödden up de Kunst an. Un as ick nu en Glas drunken hadd, dunn würd mi so rührsam tau Maud', un ick stah sachten up von minen fuchten Sitz un segg: »Kumm her, Franzos', du kannst ok wat dauhn; äwer sett di nich mit en Ruck dal!« Un somit gah ick unvermarkt ut de Dör, dal nah den Kopernikus, un red em fründschaftlich an un gew em de Hand un segg: »Kumm, Kopernikus, wi willen uns wedder verdragen, un kumm mit baben ruppe, denn wi maken dor Kes' un drinken von Aurelia'n ehren Kardinal dortau.« Un't oll lütt kratzböstige Ding würd so wabbelig, dat em de Tranen an de krumme Näs' dal lepen, un folgte mi as en Lamm. – Nahsten hett hei frilich seggt, dat wiren kein Tranen west, dat wir en Waddickdruppen west, de em up de Näs' follen wir – äwer ick kenn em beter, hei hadd ok sine weihmäudige Turen.

Un as ick nu mit den lütten Gesellen ruppe kamm, dunn gung en Hurah! los, denn de beiden Kes'utsitters hadden ehre Tid in Kardinal begrepen un hadden sei sörredeß sihr nützlich anwendt, de Kapteihn in'n ruhigen Furtschritt up den Vörweg un de Franzos' in Hastigkeit, dat hei nahkem.

Wegen den Kopernikus müßte nu Aurelia noch mal lewen, un nahsten ok Mutter, un't würd 'ne grote Frölichkeit, äwer keine Utgelatenheit. Un wovon kamm dat? – Wil dat wi dat nützliche Geschäft mit de Lustborkeit tau verbinnen wüßten, denn't wohrte nich lang', dunn botterten wi beiden, ditmal de Kopernikus un ick, wedder in de Kasematt up un dal, dat dat 'ne wohre Lust was, un de annern beiden seten wiß un stiw up de Büxenbeinlings. Äwer de Kapteihn was tau sihr up den Vörweg un tau sihr ut de Richt, un as wi de drüdde Buddel binah ut hadden, dunn slog hei sick vör de Bost un säd: »Kopernikus, von mir hast du sie, ich habe sie dir abgetreten.« – Un de Kopernikus säd, wat dat för'n dämlichen Snack wir, un mi würd himmelangst, dat den Kapteihn sine Großmut wedder losbrök, denn wat dunnmals bi den Koffe so so aflopen was, kunn bi'n Kardinal slimm warden, un ick redte taum Gauden, un min oll Kapteihn let allens äwer [501] sick ergahn. »Denn«, säd hei, »ich habe einen Trost gefunden, einen Ersatz – und was für einen Ersatz! – einen reichen Ersatz!« Un nu vertellte hei denn ok de annern in aller Heimlichkeit von sine Auguste, un wo't so kamen was, un wenn hei hacken blew, denn hülp ick mit in. – Un mit einem Mal, as ick grad de virte Buddel upmaken ded, kreg hei den Kopernikus, de unverwohrs an em vörbi bottern ded, an den Slaprock tau faten un treckt em up sinen Schot un küßt em un säd: »Kopernikus, wir bleiben ewig Freunde.« – »Ja«, säd de Kopernikus un botterte ruhig wider. – Un de Franzos' un ick segen uns dit Bild von de ewige Fründschaft an, ick käuhl bet an dat Hart, un hei käuhl bet an de Knei, von wegen dat Sprütten von de Waddick.

Un ut Dankborkeit wull nu de Kopernikus den Kapteihn sinen nigen Schatz lewen laten. »Auguste Martini!« röp hei un stunn mit en Ruck von den Kapteihn sinen Schot in de Höcht un – »Puff!« säd dat unner den Kapteihn, un de Kapteihn sackte en vir Toll sider dal; so'ne Fründschaft un so en Vivat kunn de Beinling nich uthollen, hei was platzt, un de Kes' was utschaten.

Herr Gott von Bentheim! Dor lagg nu de schöne witte Kes' up de sandigen Delen, un wat nich dor lagg, dat hackte fläg'wis an den nigen hellgräunen Bodden, den sick de Kapteihn in sinen Slaprock set't hadd, un de Gegend dorümmer let so as en schönes gräunes Roggenfeld in'n Frühjohr, wenn noch Sneischanzen doräwer liggen. – »So« segg ick, »dat kümmt dorvon!« – »Ja«, seggt de Kapteihn, »dat kümmt dorvon.« – Un de Kopernikus seggt: »Oh!«, un de Franzos' will upstahn, üm sick ok den Schaden tau beseihn, ick holl em äwer wis un segg: »Franzos', ick bidd di üm Gotts willen, bliw ruhig sitten, du richtst süs am En'n noch en niges Elend an.« – Äwer hei lett dat nich, un as hei den Schaden süht, verfällt hei in en ganz unverstänniges Lachen und kriggt sin Glas tau faten un röppt: »Charles'n sine Melkwirtschaft sall lewen!«; un as hei den Kapteihn sine Achtersid tau seihn kriggt, breckt hei wedder los mit Lachen un smitt sick up de unverstännigste [502] Wis' up sinen Sitz taurügg: »Paff!« seggt ok sin Beinling, un dor liggt de Pastet.

»Süh so«, segg ick, »mit dat Geschäft wiren wi nu farig, nu fehlt blot noch, dat en por von jug up den Infall kamen un stöten mit de Rombuddeln up Auguste ehr Gesundheit tausamen. – Willst du nich, Franzos'? – Willst du nich, Kopernikus?«, un ick schuw jeden en Ding hen. – Sei wullen nich; äwer de Kapteihn, de wull. – »Auguste?« frog hei. »Für Auguste ist nichts zu gut!« un – bautz – sleiht hei mit de ein Rombuddel an de anner, dat all uns' Botter un all uns' Inkünften von den Botterverkop äwer Disch un Stäul lopen. – »Oh, hir is noch 'ne Buddel Kardinal«, segg ick, »Willst du de nich leiwer ok intwei slagen?« – Un hei hadd't dahn, hei hadd't wahrhaftig dahn, wenn de Kopernikus nich so vel mitleidige Besinnung hatt hadd, tau seggen, dat wir doch man schad, un em in den Arm tau fallen.

Ick stunn dor un kek as en bedräuwten Lohgarwer mine fläutengahne irste ökonomsche Unnernemung an, de Franzos' un de Kopernikus beschäftigten sick angelegentlich mit de letzte Buddel un mit vele slichten Witzen äwer de Melkwirtschaft, wodörch sei mi mägliche Wis' upvermüntern wullen, un de Kapteihn gung nah sine letzte Heldendaht un nah dat grote Botteropfer, wat hei sine Auguste bröcht hadd, mit 'ne Ort militörischen Hahnentritt up un dal un höll 'ne lopende Standred' an sine Büxenbeinlings, dat sei em Johre lang tru deint hadden, dat sei ümmer hollen hadden un dat sei ok ehren letzten Deinst woll verseihn hewwen würden, wenn menschliche Unverstand nich de Unmäglichkeit von ehr verlangt hadd.

As dat letzte Glas in'n Stahn utdrunken was, denn taum Sitten was't nahrends mihr, kamm Fru Bütow'n rinne un slog de Hän'n äwer'n Kopp tausam: »Herre Je! un unnen is't ebenso, de ganze Stuw', de driwwt. – Na, Rendlichkeit is't halwe Lewen«, säd sei un fegte den Disch mit en Bessen af.

Dat was dat En'n von minen Transparenten un von den Kapteihn sine witten militärischen Sommer-Beinen; oder beter [503] seggt – dat was noch nich dat En'n, denn up de Nacht würd ick so krank, so krank, dat dat sülwsten den Franzosen jammern würd un hei de ganze Nacht mit uns' einzigste Medizin, mit en Pott vull Kamellentee, vör min Bedd stunn. Un as Fru Bütow'n den annern Morgen rin kamm un minen erbärmlichen Verfat sach, slog sei wedder de Hän'n äwer'n Kopp tausam un röp: »Herre Je! un unnen is't ebenso; de Herr Kapteihn weit ok sinen Liw' keinen Rat.«

Also de ok! na, denn wüßt ick jo nu Bescheid, un as de annern in de Fristun'n gahn sünd, kräpel ick mi nah den Kapteihn dal, un dor sitten wi denn beid' un kiken uns enanner an, as Waddick un Weihdag', un ick segg: »Dat kümmt dorvon.« – Un hei seggt: »Ja, dat kümmt dorvon; von den Kardinal.« – »Ne«, segg ick, »von de Melk.« – Un wi striden uns doräwer, äwer man swack, un tauletzt segg ick: »Kapteihn, lat dat! Sovel is gewiß: Kardinal un Melk verdragen sick man slicht in den menschlichen Liw', un in de irsten drei Dag' känen wi dat ein un dat anner nich geneiten. Süh, hir achter din Bedd stahn all wedder acht Quart, min heww ick Fru Bütow'n hüt morgen all gewen, denn up 'ne Holländeri lat ick mi nich mihr in. Wo wir dat, Kapteihn, wenn du di, nahdem dat du di en beten verhalt hest, sauber antrecken dedst un nah den Herrn Majur güngst un den Melkhandel upkünnigen dedst?« Dat künn hei nich, säd hei, wat de Majur un sine Dochter von em denken süllen? – »Kapteihn«, segg ick, »du büst en ollen Has', du versteihst dinen groten Vurtel nich wohr tau nemen. – Süh, de General ward di dat girn verlöwen, du kümmst mit den dicken Majur in en sihr angenehmen perßöhnlichen Verkihr, un wenn du 'ne genaue un utführliche Beschriwung von unsen ogenblicklichen Gesundheitsstand makst, denn müßt dat jo mit den Deuwel taugahn, dat sick in Auguste'n nich en Mitgefäuhl regen süll. – Mitleid im Frauenherzen«, segg ick, »Kapteihn, ist halbe Liebe.«

Richtig! – Nah drei Dag' gung de Kapteihn tau den Herrn Majur, un in dese Tid börnte Fru Bütow'n ehr fiw lütten Gören dagdäglich mit sösteihn Quart säute Melk.

24. Kapitel
[504] Kapittel 24

Ick krig en nigen Posten in den Kopernikus sine Leiwsangelegenheiten. Worüm de Bäcker krank warden möt, un worüm en richtigen Brüdjam ümmer up ein Sid sine Brud un up de anner en gerökerten Schinken hewwen süll. Wat de General säd, un wat Vader un Mutter säden, un worüm de Kapteihn nich wull, as sei all wullen. Wo dat halw Anker tauletzt en En'n kreg.


De Kapteihn was rinne bi den Herrn Majuren gahn, un ick stah up de Lur, mit wat för en Gesicht hei woll wedder herute kümmt. – Wer kümmt antaugahn? – Aurelia. – Ick swenk mi also en beten an ehr ranne, denn ick heww ok Bildung, un ward mi bi ehr för Kauken un Kardinal bedanken, un wil dat sei dat jo woll nich sihr ilig hadd, so snackten wi an den Speckröker sine Eck en ganzen lütten nüdlichen Strämel taurecht. Na, ick ahn mi nicks Slimms, äwer as sei weggahn is, kümmt de Kopernikus up mi tau un seggt, hei höll dat för sihr ungebildt, dat ick 'ne Dam' up de Strat anreden ded. – Je, sei hadd eigentlich mi anredt, säd ick. – Dat wir lik gaud, säd hei, denn hadd ick mi nich dormit inlaten müßt. – Un de Kapteihn kümmt doräwer tau un süht ut as Brus'bort in't Kortenspill und seggt, ick hadd em einen heimtückschen Rat gewen, un dor wir hei schön ankamen, denn de oll Majur wir em eklich spitz kamen, un von Auguste'n hadd hei blot noch en Zippel von de Nachtjack seihn, as sei ut de Dör flitscht was, un wider nicks. – Un wil dat sei nu all beid' ehre Leiwsten de Kur nich maken kunnt hewwen, maken sei mi de Kur, bet ick denn tauletzt falsch würd un ehr frog, ob sei mi denn nu vullstännig för ehre Wederstang' anseihn deden, wenn an ehren Leiwshewen en Swark uptrecken ded?

Nu gnurrte un gnägelte dat üm mi rümme, denn mit all de vele Leiw' was ok all de Dunner un dat Ungemack bi uns losbännig worden, wat äwerall dormit vermakt is; un wenn dat schöne Frühjohr nich kamen wir, denn wir ick jo woll dor ganz musikalisch mang worden, as oll Jakobsch in Stemhagen säd, as ehr Mann wegen de Schapfellen inspunnt was.

Äwer dat Frühjohr frischt den Minschen wedder an, un so [505] lang ick jichtens kunn, dammelte ick wedder unner de gräunen Lin'n hen un her. Un as ick einmal wedder an de lütten Tüschengatz von Smidt Grunwaldten sinen un den Bäcker sinen Hus' vörbi gahn will, wat seih ick dor? – Minen gauden Kopernikus un Aurelia, un hewwen't ok gor tau hild un reden un drucken sick de Hän'n un – der Kukuk hal! – dat Ding, de Kopernikus, wuppt up de Tehnen in de Höcht un giwwt ehr – swabb! – en Kuß grad in't Gesicht. – Na, denk ick, dit's en schönen Besäuk! Mi will hei dat Reden up de Strat verbeiden, un hei fangt hir an tau küssen! Du kumm mi man!

Un hei kümmt ok mitdewil. – »Kopernikus«, segg ick, »ick holl dat för sihr ungebildt, wenn einer mit 'ne Dam' up de Strat reden deiht.« – Hei kickt mi wat unsäker an un fröggt endlich: »Wo so?« – »Äwer noch ungebildter is dat, wenn einer 'ne Dam' up de Strat küssen deiht.« – »Charles«, fangt hei an so halwlud tau flustern, äwer hellschen indringlich, »ich bitte dich! Sag nichts davon, wir haben uns eben verlobt.« – »Dit is lustig«, segg ick ebenso verdutzt as de Klocksiner Smidt, as Herr von Frisch tau em säd, hei wir en Esel. – »Ja«, seggt hei, »und alles ist in Richtigkeit, denn Mutter weiß es.« – »Dit ward ümmer lustiger!« segg ick as de Klocksiner Smidt, as em Herr von Frisch en por Mulschellen gaww un em nahsten ut de Dör rute smet. – »Charles«, seggt hei, »ich mache dich zum Vertrauten unserer Liebe, du kannst uns helfen.« – All wedder en nigen Posten bi dit Geschäft! denk ick und segg: »Denn sall ick bi jug woll as Vader spelen?« – Ne, säd hei; de kem so wi so in de negsten Dagen ran an den Baß; morgen äwer wir Sünndag, un de Reih taum Kirchengahn nah de Stadt wir an den Kapteihn un den Erzbischoff un mi, un ob ick dat nich so maken künn, dat de Kapteihn mit em tuschen ded un de Erzbischoff taurügg blew, denn wull hei de Gelegenheit nutzen un mit Aurelia'n up den Kirchweg dat Notwennige bereden; ick müßt denn äwer den Unteroffzierer em von den Liw' hollen.

Also »Vertrauter unserer Liebe!« säd ick tau mi sülwst, as ick in de Kasematt taurügg kamm, »dat büst du meindag' [506] noch nich west!« Un ick äwerlegg mi de Sak un segg tauletzt: »Ahn grugliche Lägen geiht de Geschicht nich af.« Äwer ick fang ok furtsen dormit an. – Ick gah runne tau den Kopernikus un den Kapteihn un segg: »Kopernikus, du sädst doch nilich von en Schinken; ick weit einen, in de Stadt is en schönen Schinken tau verköpen.« – »Ja«, seggt dat lütte pfifige Krät, »äwer ick möt em sülwst seihn.« – »Na«, segg ick, »denn kümmst du morgen mit rin in de Stadt, de Kapteihn ward di sine Städ' woll äwerlaten.« – Un de olle gaude Kapteihn ahnte nicks Böses, dachte ok mägliche Wis' an den Schinken un was mit den Tusch taufreden.

Äwer nu de Erzbischoff! Ick kloppte den ganzen Nahmiddag up den Busch: äwer ne! hei wull irst den Paster Salm-Salm hüren un sick nahsten en por Pund gräun Sep köpen, denn hei wir in de Wasch, säd hei. – Ick redte mägliches Tüg; hülp mi all nich, sine geistliche un ökonomische Natur brok ümmer wedder dörch. – Tauletzt kamm ick up den Infall un segg, as wi grad bi dat Bäckerhus vörbi gahn: »De ward ok nich wedder.« – »Wer?« fröggt hei. – »De Bäcker«, segg ick, »hei hett dat jo woll mit en Swindel kregen. Hüt morgen stunn de Fru jo ganz kurlos in de Dör.« – »Wat?« fröggt hei, »wat? de arme Fru!« – »Ja«, segg ick, »un sei hett keinen Minschen üm sick, de ehr en beten an de Hand gahn deiht, un hei is ok sihr kumplett un korthalsig.«

Nu wiren de Fristun'n tau En'n, un as Fru Bütow'n den Abend kümmt, segg ick: »Fru Bütow'n, dat Leigen ward en enzeln Minschen gor tau sur, Sei möten mi en beten helpen; ick heww Sei jo ok dunn all de Melk gewen. Wenn morgen de Erzbischoff nah den Bäcker fröggt, denn seggen Sei man: mit em wir't slimmer worden; wider nicks.« – Na, Fru Bütow'n versprok dat ok un ded dat ok, un as wi den annern Morgen prat wiren, mit den Unteroffzierer in de Kirch tau gahn, stunn de Erzbischoff bi dat Bäckerhus un kek äwer den Tun un wull nich mit, wil dat hei de Bäckerfru trösten wull.

So also gahn wi beiden den Kirchweg allein dal, un ick segg: »Kopernikus, den Schinken möst du äwer köpen, denn ick [507] weit würklich einen, un wenn du ahn Schinken kümmst, warden sei de Lägen marken.«

In de Kirch satt uns Aurelia schreg gegenäwer, un wenn ick den Herrn Unteroffzierer utbenem, was ick den Dag woll de framste von uns drei, denn knappemang was de Predigt ut, dunn gung dat ok all mang de beiden stramm wedder mit Telegraphen los. Wi gungen ut de Kirch, de Kopernikus köffte den Schinken, un as wi de Schasseh nah de Festung ruppe gahn, dunn wankt Aurelia dor vör uns up, äwer mit knappe Schritten un't Gesicht meistens up den Rüggen. »Nu holl uns den Unteroffzierer von'n Hals'«, seggt de Kopernikus, un sine korten Beinen fungen an, stüerlos tau warden, un ick würd mit einmal so amböstig, dat ick still stahn un mi verpusten müßt. – Utenanner wiren wi nu; äwer de Unteroffzierer drew, dat wi wedder tausamen kamen süllen, un dat süll ick jo nu doch hinnern. – Ick fung also an, de Gegend tau betrachten, ick plückte Blaumen an de Grawenburd, un as hei ümmer vörwarts driwen ded, sprung ick ratsch äwern Schassehgrawen un frog em von jensid: »Wenn'ck Sei nu weglopen ded?« – Oh, dat würd ick jo doch woll nich dauhn, meinte hei. – Je, kumpawel wir ick dortau, säd ick; un as ick wiß wir, dat ick em 'ne Flöh in't Uhr set't hadd, kamm ick wedder räwer un hadd nu dat Vergnäugen, dat he sick ümmer drang' an mi höll un dat de Kopernikus sin Leiwsangelegenheiten afmaken kunn. Kort, ick spelte 'ne Ort Schutzengel un hadd mine Freud an de beiden, wo slank un rank Aurelia dorhen gung, wo frisch un rod ehr de Backen lücht'ten von Hoffnung un von Frühjohrsmorgenwind un wo dat lütte Krät von Kopernikus mit de korten Beinen gegen ehr up haspelte, in den Harten de frische Leiw' un unner den Arm den gerökerten Schinken.

So het't Ort, segg ick tau mi, denn wat nützt uns de Leiw', wenn de Nohrung fehlt! Un sörre de Tid hett mi ümmer de Kopernikus un Aurelia un de Schinken vör Ogen stahn, wenn ick an 'ne gangbore Leiw' dacht heww.

Un dat sei äwer de Nützlichkeit de Annehmlichkeit nich vergeten [508] heww'n, kann ick ok betügen, denn as wi mang de Festungswark kemen, wo de Weg sick swenkt, dunn wiren sei nich tau seihn, un as wi en beten wider gahn wiren, dunn kemen sei achter uns her, achter'n Kugelfang rute un hadden sick ok Blaumen plückt, säden sei; un ick will't glöwen. De Kopernikus hadd sick rode Feldnägelken plückt un sei gele Botterblaumen, denn ehre Lippen gläuhten rod, un hei was wedder gel.

»Charles«, säd dat lütte Ding von Brüdjam tau mi, as Aurelia selig verswunnen was, »der Vater weiß es auch schon und hat seine Einwilligung gegeben.« – »Ja«, segg ick, »dat is all recht schön, äwer paß up! nu geiht't up mi wedder los«; denn ick sach den Erzbischoff unner de Linden rümmer pusten. – Knapp wiren wi gegen em kamen, dunn snow hei mi an: »Lauter Lügen! lauter ausgestunkene Lügen! Der Bäcker ist ganz gesund.« – »Dat freut mi«, segg ick, »freut mi üm de Fru ehrentwillen; also hett hei sick wedder verdort?« – »Er ist gar nicht krank gewesen.« – »Nich?« segg ick, »desto beter.« – »Äwer denk di mal!« seggt Don Juan, de dorbi stunn, »nu slickt sick de Erzbischoff ut Mitgefäuhl för de Fru in dat Hus rinne, un as hei in de Stuw' rin kümmt, sitt de Bäcker dor un hett en Spickaal un sur Fleisch un 'ne Kämbuddel vör sick stahn un frühstückt ganz as en Gesun'n, un as hei sick doräwer verfihrt un von Dod un Deuwel an tau reden fangt, kumpelmentiert em de Bäcker ut de Dör rute, denn Grunewaldten sine Emilie seggt, hei kann dat Wurd ›Dod‹ äwerall nich liden.« – Un dormit kriggt hei mi unner den Arm tau faten un geiht mit mi allein un seggt: »Du? Is dat nu all in de Reih?« – »Wat?« frag ick. – »Oh, ick mein man! Mit den Kopernikus un Aurelia'n. – Grunwaldten sine Emilie seggt, dat is all lang in'n vullen Gang'.« – So, nu wüßt de dat ok all, un ick kamm mi as »Vertrauter unserer Liebe« sihr äwerflüssig vör.

Ick gah also nah den Kopernikus un segg: »Kopernikus, du weitst't, Mutter weit't, Vader weit't, un Aurelia weit't irst recht; ick weit't, Don Juan weit't un Grunwaldten sin Emilie [509] weit't ok; nimm mi den Vertrugensposten af, denn mit den Erzbischoff bün ick nu ok all wedder äwer den Faut spannt. Süh, hüt is Sünndag, un hüt nahmiddag bi den Koffe, wo wi all tausamen sünd, wir de beste Gelegenheit, de annern mit dinen Brüdjamsstand bekannt tau maken.« Un dat geschach, un as de Kopernikus sin Glück vertellt hadd, was min oll Kapteihn de Herzlichste bi't Gratulieren, denn hei dachte jo woll an sine Auguste; un as allens ruhiger worden was, dunn smet sick de Frag up, wat nu gescheihn müßt, un't wohrt nich lang', dunn wiren wi all einig: de Kopernikus müßte den General sine Verlawung anzeigen un müßte den Andrag stellen, sine Brud besäuken tau dörwen. Dat gung dörch, un de Kopernikus let sick up den annern Dag bi den Herrn General melden, un de Antwurd kamm taurügg: de General wull em den annern Dag spreken, wenn hei von't Waterdur nah de Parad' güng.

Den annern Morgen Klock elben, as dat Tid tau de Parad' was, gaww ick Kopernikussen dat Geleit up sinen suren Gang, hei müßt sick bi de lütte Lind' upstellen, un ick stellte mi achter 'ne dicke Pöppel, hei lurte up den General, un ick lurte up em, woans hei sick woll bi de Sak stellen würd, un af un an röp ick em so 'ne lütte Upmünterung tau, as: »Ümmer düchtig dor, Kopernikus!« un »Holl de Uhren stiw, Kopernikus!« un »Lat di nich verblüffen, is't elwte Gebot!«

Endlich kamm de oll Herr grot un statsch mit Dreimaster un Fedderbusch langsam antaustigen, un uns' lütt Brüdjam trippelte em krätig entgegen. Dat sach ick nu glik, dat dat en swor Stück' för den Kopernikus warden würd, denn de oll Herr kek annerthalwen Faut up em dal un redte mit em bargdal, un de Kopernikus süll bargan reden. – »Was wünschen Sie?« frog de General ganz fründlich. – Mi kloppte dat Hart achter de olle Pöppel. – »Herr General«, säd dat Krät ganz vernimm, stellte sick up den linken Bein, höll den Kopp so'n beten scheiw, wohrschinlich, üm sinen wißnäs'ten Snabel in dat gehürige Licht tau stellen, »ich komme her, um Ihnen meine Verlobung anzuzeigen.« – »Was? Deuwel ...« röp de [510] oll Herr, un't was ordentlich, as wenn sick de Hor up sine witte Prük verfiren deden, denn de Fedderbusch schot noch annerthalben Toll höger up. – »Ja«, säd uns' Brüdjam ganz drist un makte dörch sine Apenherzigkeit sinen nigen Stand alle Ihr, »ich habe mich gestern mit der Tochter des Herrn Proviantmeisters Lucke verlobt.« – »Den Deuwel haben Sie!« röp de oll Herr. – Den hadd hei nich, säd de Kopernikus, kränsch as en Vullblaudpony, hei hadd blot 'ne Brud. – »Un dat sagen Sie mir? Un dat soll ich nach Berlin melden? – Himmel-Kreuz-Donnerwetter, was würden die in Berlin for Augen machen, wenn sie zu hören krigten, daß sich die Demagogen hier schon verloben?« – Äwer de Kopernikus let sick nich verblüffen, hei stellte sick blot tau de Afwesselung up den annern Bein, set'te de Arm in de Siden un säd: »Herr General, gegen die Verlobung selbst können Sie gar nichts einwenden, das ist meine Sache; ich komme auch bloß her, um Sie um die Erlaubnis zu bitten, meine Braut besuchen zu dürfen.« – »Und Sie meinen, ich bin so dumm und soll Ihnen die Erlaubnis geben? – Ne! – Wenn das die andern erst zu wissen krigen, daß sie dadurch in die Häuser hineinkommen können, sie verloben sich morgen im Tage allzusammen. – Ne, auf solche Geschichten wollen wir uns doch lieber nicht einlassen«, säd hei, un somit gung hei af un läd nich mal de Fingern an den Haut.

»Charles ...« säd de Kopernikus tau mi, as ick achter de dicke Pöppel herute kamm –, »Charles ...« säd hei un was ganz intwei. – »Lat du dat man sin«, segg ick, »up den irsten Hau föllt de Bom nich«, un ick klarr an em mit allerlei Trost herümmer, un as wi tau de annern taurügg kamen, fangen de ok an; äwer wi wiren all sihr bedräuwt, denn de Kopernikus was uns' Brüdjam, un wat em passiert was, was uns passiert, denn Schr. sine Brudschaft was nich tau reken, de was vör uns' Tid taurecht kamen.

Wi termaudbarst'ten uns den Kopp nah 'ne Utkunft; äwer allens, wat süs in so'ne Verhältnissen taudräglich un paßlich is, taum Bispill: 'ne Entführung, de Don Juan abslut in de [511] Reih bringen wull, kunn nich billigt warden, denn de Kopernikus hadd sine Brud up de Festung ümmer in en Ring rümmer entführen müßt. 'ne heimlich Eh' slog de Erzbischoff vör. – Ja, sei wir in Gang tau bringen: de Kopernikus hadd wedder sine gelen Turen krigen müßt, un wildeß, dat Lewandowsky glöwte, hei speigelte sick in Grunwaldten sine Teertunn, hadd hei sick in den Durweg trugen laten müßt, äwer wo en Preister herkrigen? denn de Erzbischoff was katholsch, un keiner von uns hadd tau sinen geistlichen Stand rechten Fiduz. – De Sak was äwerall slimm; äwer tauletzt kemen wi äwerein, de Kopernikus hadd sin möglichstes dahn, nu müßte sei ok wat dauhn, dat heit Aurelia.

Sei kreg also dese Orrer, un de Sak kreg 'ne Utsicht. Aurelia was nämlich 'ne uterwählte Fründin von den General sine annamene Dochter, un de oll Herr müggt sei girn liden un spaßte girn mit ehr, un as hei nu in de negsten Dagen nah dat Waterdur runner gung, un sei – ganz taufällig – äwer de Bostwehr von de Ramp räwerkek, drauhte hei ehr mit sine olle brave Fust un säd: »Warten Sie man, Sie haben mich einen Demagogen verführt.« – Ja säd sei, dat hadd sei woll; äwer Vurtel hadd sei nich dorvon, denn ehr Brüdjam dürwt ehr nich besäuken. – Dunn hadd de olle Herr sick an den witten Snurrbort dreiht un sick an de witte Prück schaben un hadd tauletzt halw gaudmäudig, halw verdreitlich seggt: »Na, schicken Sie mich heute mittag den Papa mal zu.« – Un Vader was ok hengahn, un de oll Herr hadd em fragt, wat hei dorför instünn, dat de Kopernikus nich weglöp? Un Vader hadd seggt: dat künn hei nich, wil dat hei nich in den Kopernikus sine Hut stek; hadd äwer sihr verstännig dortau set't: hei hadd äwer noch seindag' nich dorvon hürt, dat einer dessentwegen ihre weglopen wir, wil dat hei 'ne Brud hadd. – Dat hadd den ollen Herrn denn nu inlücht't, un den Nahmiddag müßte de Brüdjam tau em kamen.

»Nu kümmt de Sak taum Swur«, säden wi, as wi all up en Drümpel bi de lütte Lind' stunnen un up den lütten Kopernikus täuwten. – Na, tauletzt kamm hei, un wo smet hei de [512] lütten Bein! So utwarts gung hei as mäglich, un as hei gegen de Lind' kamm, dunn swenkte hei dreimal sinen witten Snuwdauk gegen Aurelia'n ehr Finster, un de weihte dreimal wedder, un Lewandowsky säd: dat seg hei nu, de Herr Kopernikus künn nu mit gepackten Tornüster, mit Ober- un Unnergewehr in sinen Brudstand rinner marschieren. Un as wi in unsre Kasematt taurügg kamen wiren, kregen de Franzos' un ick den Kopernikus tau faten un stellten em up den Disch, denn hei was uns' Stolz, wil hei't dörchfuchten hadd för uns alltausamen; un de Kopernikus höll ne Red', de fung an: in de Ort, as Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt wir, wir ok de oll General de beste Kirl up de ganze Welt; un hei slot: in de Ort, as de General de beste Kirl up de Welt wir, wir Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt. Un wi stimmten em dorin bi, ut Ihrlichkeit wegen den ollen General un ut Höflichkeit wegen Aurelia'n, un as wi glöwten, nu wir de Sak taum Sluß, dunn kamm äwerst dat dick En'n nah, denn de Kopernikus langte in den Bussen un treckte 'ne Schriwwt herute, de müßten wi, säd hei, tau sin vullstännig Glück all unnerschriwen. Un as hei sei vörlesen müßt, dunn säd de oll General dorin: wi äwrigen süllen uns all hir unnerschriwen, dat keiner von uns sick hir wider verlawen wull, denn an eine Verlawung hadd hei naug.

Na, dat was nu mal en Stück! De Gesichter würden denn ok sihr lang utseihn; äwer wat hülp dat all? Ick äwerschot in Gedanken mi de Frugenstimmer, de up de Festung noch begäng' wiren, un as ick dor nich recht wat Paßliches funn, schrew ick mi unner:

Charles douze.


Nah mi kamm de Franzos', de säd, so lang hei sitten ded, dacht hei nich an't Frigen, un wenn hei fri kem, wir hei wedder preußsche Leutnant, un denn müßt hei, wenn hei sick verfrigen wull, 12000 Daler upwisen, un de hadd hei nich, also:

Franzos', königlich preußischer Lieutenant,

augenblicklich a.D.


[513] Dunn kamm de Erzbischoff, de säd, vör en por Dagen hadd hei't nich dahn, nu äwer dat hei den Bäcker bi dat Frühstück seihn hadd, wull hei't dauhn, denn de Mann künn noch lang' lewen:

F.W., Erzbischoff.


Don Juan säd, hei wull kein Narr sin un sick fast binnen, hei wir noch jung, un em hürte noch de ganze Welt tau, so wat ded hei den Kopernikus girn tau Gefallen:

Don Juan, Dichter.


Nu kamm de Kapteihn an de Reih'; äwer de wull nich. – »Ih, Kapteihn«, segg ick, »du wardst doch woll vör allen de jungen Lüd' ehr Glück up de Bein helpen.« – Ne, hei wull nich, un as wi em drister tau Liw' gungen, säd hei, wi süllen rechtlich von em denken, hei hadd wiß un wahrhaftig naug dahn gegen den Kopernikus, hei hadd em 'ne vullstännige Brud aftreden, un wat em dat kost't hadd, dat wüßt hei; äwer sine Taukunft künn hei em nich verschriwen, denn an sine Taukunft hüng dat Glück von en anneres Wesen, un för dat müßt hei upkamen, denn dat wir en swackes Frugenstimmer.

Dor seten wi denn nu wedder mit en dicken Kopp! Ick argert mi nich slicht un kreg den Kapteihn allein und frog em: »Na, büst du mit dine Auguste denn nu ok all wedder in de Reih'?« – »Ne!« seggt hei, »vull so wid is't noch nich.« – »Na«, segg ick, »denn mötst du di spauden, denn dat, wat nu all en Virteljohr lang munkelt hett, hett sine Richtigkeit, de oll Majur is tau de Disposition stellt un treckt des' Woch' all af, un de nige Majur von den Platz is all hir.« – Dat wull un kunn hei nich glöwen; äwer as hei Lewandowsky'n fragt hadd, un as den annern Morgen de Drähnbartel von Erzbischoff den Drähnbartel von Platzmajur in sine Gegenwart fragen ded, woans de Sak stünn, un as de Platzmajur mit alle Ümstän'n vertellen ded, dat de oll Majur noch des' Woch' aftrecken ded un Auguste all afreis't wir, dat sei de nige Wahnung up jensid von den Fluß anrichten süll, dunn [514] sackte an den Kapteihn sinen Hewen ein Stirn nah den annern dal, un as hei nu in'n Stickendüstern satt, dunn verschrew hei sine Taukunft ok an den Kopernikussen sin Glück: »Aber«, säd hei tau mi, »Charles, ich habe mit meinem Herzblut unterschrieben.«

Den annern Dag gung nu de Schriwwt an den General taurügg, un de Kummandanturbefehl kamm taurügg un würd in't Wachbauk indragen: Wil dat Unglück nu doch einmal gescheihn wir, so künn de Kopernikus sine Brud alle drei Dag' besäuken, un't künn den Dag glik losgahn. Lewandowsky süll äwer ümmer bet an de Dör mit em gahn. Mit uns äwrigen blew't bi'n Ollen.

Nu treckten wi denn unsen lütten Brüdjam smuck an, un as hei so vör uns stunn in sinen Stat, dunn sach hei so nüdlich ut as 'ne Kin'njes-Popp, äwer mit en blagen Liwrock, denn hei hadd sick tau desen Gang en nigen maken laten. Un nu gung hei bi uns rümmer un bedankte sick bi uns, dat wi em tau sin Glück verhulpen hadden, un gung an sinen Kuffert un halte den Schinken herute un smet em up den Disch un säd: da, den gew hei taum besten. Un wi nemen em nu in unsere Midd un gewen em dat Geleit – bet up den Kapteihn, de wull nich, denn dat wir em tau angrepsch, säd hei – un bröchten em bet an de lütte Lind', un von dor schot hei von uns furt up sine Leiwste tau, de ganz rosenrod in de Husdör stunn, as so'n lütten blagen Käwer, de pil up 'ne Ros' los burrt un in'n Ümseihn dorin verswunnen is, denn – swabb! – slog de Husdör tau, un war Käwer un Ros' sick dor vertellt hewwen, dat kreg Lewandowsky wenigstens nich tau weiten, denn de kläterte nu irst mit sin »Seitengewehr« bet an de Dör ranner.

Un wi stunnen nu dor un lurten, denn sei müßten sick doch an't Finster wisen, un as dat irste Hes'wesen tüschen de Leiwslüd' voräwergahn sin müggt, dunn kemen sei denn ok Arm in Arm an't Finster un dinerten un nickköppten, un dat Ding de Kopernikus sach so vörnem ut as en twölwjöhrigen Graf, un Aurelia bögte sick so smidig as en Lilgenstengel, up [515] dem rode Rosen wassen, un för de beiden hadd sick lütt Idachechen drängt un klappte in de Hän'n un winkte un lachte un wis'te up ehren lütten nigen gelen Swager, as wir't 'ne Honigpopp, de sei tau Wihnachten kregen hadd, un achter dat ganze stunn »Mutter« un dukerte ümmer knixwis up un dal, dat de Franzos' tau mi säd: »Du, dor achter ward bottert.« – Un Don Juan, de in'n Horen gung un nicks taum Swenken tau Hand hadd, ret den Erzbischoff sinen Körbsenstengel von den Kopp un swenkte em in de Luft un röp: »Hurah för de beiden!«, un wi annern röpen »Hurah!« mit un swenkten ok mit de Mützen – blot de Erzbischoff nich, de grawwelte sick verlegen up den kahlen Kopp herüm. – Un de oll Herr General hadd dat Hurah ok hürt un hadd jo nahsten tau Lewandowsky'n seggt, 't wir nich ganz in de Ordnung west; äwer hei hadd sick doch freut, dat wi so kammeradschaftlich tau enanner höllen.

Un as wi nu mit Spaß un Lachen wedder an unse Kasematten ranne kamen, dunn sitt uns' oll brav Kapteihn in sine grote Bedräuwnis an den Disch un hett sick den Schinken utenanner klöwt un fött sinen Hartenskummer un sine Leiwsnot mit Speck un Brod tau en wohren Risen in sick grot, un as wi nu mit Hägen un Lachen üm em stahn un uns wunnern, dat Schinken gaud sin sall gegen Trurigkeit, seggt hei mit 'ne gottserbärmliche Min', hei hadd dat Bedürfnis in sick fäuhlt, sick nützlich tau beschäftigen, üm de swarten Gedanken Herr tau warden, un in desen Taustand wir em de Schinken in de Hand follen, un hei hadd em uns blot mundrecht maken wullt. – »Un dat hett hei dahn!« röp Don Juan, »un nu will'n wi taulangen. Äwer täuwt noch en beten: ick bring ok noch wat.« – Un hei gaww den Erzbischoff en Wink, un sei gungen un kemen wedder; äwer mit en halw Ankersdeil Win, un Don Juan säd, dat hadd eigentlich irst an den Dag drunken warden süllt, wenn hei frikamen ded – denn hei hadd sine Tid negstens afseten –, äwer hüt wir ok en Dag un en schönen Dag. – Ja, säd ick, denn 't wir eigentlich för uns alltausam uns' Ihrendag. – Un de Kapteihn kreg wegen [516] sine grote Bedräuwnis dat irste Glas, un hei drunk't ok richtig ut, in de vernünftige Ansicht: Schinken allein ded't bi em nich. – Un as wi nu all so recht schön in'n Tog wiren, gung de Füerwarksleutnant mit en por annere Leutnants, de wi kennen deden, an't Finster vörbi, un sei müßten rin kamen, un de Herr Unteroffzierer von de Wach wull nich rinne ut Respekt vör sine Vörgesetzten, stunn äwer achter de Dör un drunk ein Glas nah dat anner, un as Lewandowsky mit unsen lütten Brüdjam endlich wedder angeleddt kamm, stellte hei sick mit den Herrn Unteroffzierer tausam, un sei unnerhöllen sick dor beid ut ein Glas. Äwer uns' lütt Brüdjam würd baben anset't un sin Aurelia'n ehr Gesundheit würd ümmer ümschichtig drunken, un denn mal wedder tausam, un Don Juan makte up de Verlawung en Gedicht ut den Kopp, so as hei stunn un gung, äwer sei säden all, dat paßte mihr up 'ne Hochtid as up 'ne Verlawung wegen de Anspelung, un de Franzos' näumte sick mit de Leutnants ümmer »Herr Kammrad«, un de ein Leutnant kamm dor spaßwis' mit rute, dat de Füerwarksleutnant un de Kapteihn eigentlich en por Gegenbuhler bi Auguste Martini wiren, so dat sei beid ganz weihmäudig würden un sick in de düsterste Eck von de Kasematt tau 'ne ewige Fründschaft verswüren, un de Erzbischoff vertellte de annern beiden Leutnants sine Gefangenschaft up de Husvagtei un wis'te ehr sinen kahlen Kopp, den hadd hei dorvon kregen, säd hei, dat sei em 'ne tau korte Beddstäd' gewen hadden, wo hei unnen un baben anstött hadd, un dor hadd hei sick babenwarts all de Hor afschürt.

Un so kregen denn de Verlawungsfestlichkeiten en En'n, as dat halw Anker en En'n kreg, un de lütt Kopernikus blew en Brüdjam, bet hei en Ehmann würd, un de Kapteihn blew leddig un los, bet hei en Brüdjam würd. Un wenn sei beid noch lewen, denn wünsch ick ehr vel Glück, vel Glück, denn sei wiren en por brave Kirls un hewwen mi männig Gauds andahn.

25. Kapitel
[517] Kapittel 25

Tauletzt seggt de Franzos' doch noch wohr. Woans ick »Urphede« swören möt un wedder mit en Schandoren dörch't frie dütsche Vaderland reisen möt. Wat mi up de Reis' passieren ded. Worüm de preuß'sche Schandor en slichten Begriff von de meckelnbörgschen Beamten kriggt, äwer mitdrinken deiht. Franzing, weitst woll noch?


Don Juan was fri kamen, un wi annern muddelten ümmer sachten wider. Söß Johr hadd ich nu all seten un blot viruntwintig blewen mi noch nah. Mine meckelnbörgsche Landesregierung hadd mi taurügg föddert, dreimal hat sei mine Utliwerung verlangt; äwer de Preußen – deden't nich, obschonst ick kein Preuß was, meindag nich in Preußen studiert, also ok min gruglich Verbreken nich in Preußen begahn hadd. – De Sleswiger un Holsteiner wiren up Verlangen an Dänemark utliwert – worüm de? wohrschinlich, wil Dänemark gegen Preußen dat Mul wid upreten hadd, grad as nu. – Mine meckelnbörgschen Kammeraden von Jena her wiren mit en halw mit dreivirtel, höchstens mit ein Johr afkamen, un as ick noch up de Husvagtei in Unnersäukung satt, studierte ein von ehr all wedder lustig in Berlin, un de was deiper in de Sak verwickelt as ick. – So was't dunnmals in Dütschland. Gott gew, dat't beter ward! – Sei seggen jo, Preußen hett up Stun'ns de Führung in Dütschland äwernamen – in Gotts Namen! segg ick –, äwer dunnmals hadd't ok de Führung, in Norddütschland wenigstens, un wo hett't uns dann henführt? De ganze Karr, de mit alle Kraft un Gewalt, mit Haw un Gaud, mit Tran un Blaud von dat Volk ut den französchen Sump ruterreten was, hett dat dunn in en Grawen smeten un den einzelnen mit Ungerechtigkeit un Grausamkeit verfolgt. – Äwer lat dat! de Wind hett dräwer weiht, un de Vagel is dräwer flagen, un de swarte Tafel, worup de bittern Gedanken von jeden einzelnen von uns verteikent wiren, is de Schriwwt binah verlöscht – sall verlöscht sin, wenn de groten Herrn de Schriwwt blot lesen wullen, de vör ewige Tiden in Stein uthau't is. – Allens hett up Stun'ns wedder Hoffnung, allens politisiert üm mi rümmer, [518] un binah bi allen kümmt dat up't Reken rute, de ein rekent sinen Vurtel so herümmer un de anner anners herümmer, sei politisieren mit den Kopp; unsereins ok mit dat Hart; denn stahn in ehren Kopp de Tallen ok hell un klor, schön in eine Reih, wat uns in't bläudige Hart schrewen is, höllt doch länger un strömt doch warmer dörch't ganze Wesen as de heilge Zins- up Zinsreknung.

Äwer't süll nu anners warden, ein de mi dat tauirst verkünden ded, was min Franzos'. – Ick heww all seggt, dat hei en grot Geschäft mit Prophenzeien bedrew, ok mit Drömen; un so waken wi denn eins Morgens up, un hei seggt tau mi: »Weitst, wat mi drömt hett?« – »Ne«, segg ick. – »Mi hett drömt«, seggt hei, »du kriggst hüt en Breiw von dinen Vader.« – »Dat's woll mäglich«, segg ick kort, denn wenn einer up sine Geschichten ingung, denn was den ganzen Dag kein Vergang mit em. – »Du kriggst ok Geld«, seggt hei. – »Ne«, segg ick, »min Vader hett mi irst vör virteihn Dag' Geld schickt, so fix geiht't nich.« – »Du kriggst Geld«, seggt hei, »un kriggst noch 'ne annere fröliche Nahricht.« – Na, ick estimier dat nich wider un gah, as dat Tid is, dal nah de Fristun'n, as ick mit de annern dor vör de Dör stah, de upslaten ward, geiht just de Kopmann Swarz dor vörbi, bi den ick dörch minen Vader akkreditiert was un de meistendeils mine Breiwschaften besorgen ded, d. h., wenn de oll General sei lesen hadd. – »Schön, dat ick Sei drap!« seggt hei. »Sei hewwen en Breiw unnen up de Post.« – »Sühst du?« seggt de Franzos', de achter mi stunn. – »Äwer de Breiw«, seggt de Kopmann wider, »is mit Geld beswert, un ick möt irst den Postschin dal schicken.« – »Sühst du?« seggt de Franzos' wedder. – »Merkwürdig!« – Na, wi gahn in de Fristun'n, un't passiert wider nicks; äwer as wi des Nahmiddags unner de gräunen Linden sitten un ick mit den Kapteihn 'ne Partie Schach spel, steiht de Franzos' un kickt tau. – Na, ick kik denn einmal so verluren de Alleh entlang un seih den Kopmann dor dal kamen mit en witten Snuwdauk in de Hand, den swenkt hei ümmer so dörch de Luft. – »Wat föllt den in?« [519] segg ick, »so warm is't doch grad ok nich, dat hei sick fäkeln möt.« – »Hei bringt di de gaude Nahricht!« seggt de Franzos', un as de Kopmann neger kümmt, röppt hei mi tau: »Sie kommen von hier fort, Sie werden an Ihr Vaterland ausgeliefert.« – »Merkwürdig!« röp de Franzos' un gung ganz verstutzt bisid, as hadd hei sick äwer sine eigne Kunst verfirt. Un't was ok merkwürdig, dat sin Prophenzeien einmal würklich genau indrapen was, denn wohr is de Sak; äwer't wir noch vel merkwürdiger west, wenn all sin Wohrseggen indrapen wir, denn min gaud Franzos' hett de wunderlichsten Saken vörher seggt, un wenn dat allens würklich gescheihn wir, denn hadd de ganze Welt en Rucks kregen, un wi güngen dorin jo woll nu up den Kopp spazieren.

Mi wenigstens würd binah so tau Sinn, as süll ick en pormal vörlöpig Hesterkopp scheiten, üm den Bregen wedder in de gehürige Lag' tau schüdden, as ick dese Nahricht kreg, un't wohrte 'ne ganze Tid, ihre ick mit Verstand minen Vader sinen Breiw lesen kunn; äwer dor stunn't jo düdlich in, dat ick in min Vaderland utliwert warden süll, frilich blot bet an sin bütelst En'n un in keine angenehme Gegend, nämlich nah Däms; äwer dor stunn't jo düdlich in, dat ick dese Versettung de perßöhnliche Vörbed von minen Großherzog Paul Fridrich bi den ollen König von Preußen tau danken hadd, wat sin Swigervader was, frilich mit den eklichen Tausatz: de König von Preußen behöll sick dat Begnadigungsrecht vör, un wat min eigen Großherzog wir, dürwte mi nich gahn laten. – Dat was allens recht slimm, äwer't was doch nich anners tau maken; all Bott helpt, säd de Mügg un spuckt in den Rhein, un ick dacht bi mi, wenn du man irst dor büst, dann ward't ok woll nich so heit eten, as't upfüllt is.

Un dat hett Paul Fridrich för mi dahn, un wenn ick nah Swerin kam, denn besäuk ick em up sin Postament vör den Sloß, denn begrüß ick em in sine stille Gruft, un de Würd', de min Hart denn redt, sünd vull Dank dorför, dat hei mal 'ne arme afquälte Minschenseel tau 'ne grote Freud uperweckt hett.

[520] Virteihn Dag' vergungen nu noch, bet dat allens »offiziell« in Ordnung was, dunn würd ick tau den Auditöhr kummandiert un müßte »Urphede« swören, dat ick keinen Faut meindag' nich up dat preußsche Rebeit setten wull, süs sollen de Schandoren mi upgripen un wat ganz Gruglichs – ick weit nich mihr wat – mit mi upstellen. – Du leiwer Gott, wo ännert sick dat all; nu bün ich Preuß – kost't mi säbenuntwintig un en halwen Sülwergröschen – un wahn as Inligger in Meckelnborg, un wer weit, wat mi nu de Meckelnbörger nich wedder »Urphede« swören laten, denn »Was ist des Deutschen Vaterland?« is en schön Lid, un ick heww't ok oft sungen, äwer meindag' nich funnen un bün nu doch ok all binah tweiunföftig Johr dorin rümmer wandert, ok dorin rümmer stött worden.

As de Feierlichkeit mit dat »Urphede«-Swören tau En'n was, as ick von minen ollen braven General un mine trugen Kammeraden Afschid namen hadd, müßt ick tau den Herrn Landrat kamen. De Mann was fründlich gegen mi un set'te in minen Paß utdrücklich: »Der Flucht nicht verdächtig, weil er in sein Vaterland ausgeliefert wird«; äwer'n Schandoren kreg ick doch mit up den Weg, un so reis'te ick denn wedder mit desen Klotz an'n Bein hunnertuntwintig Mil dörch't frie dütsche Vaderland.

Den irsten Dag hadd ick dat Glück, Auguste von Martini vör ehre nige Wahnung up jensid von den Strom tau drapen, un brächte ehr en Gruß von minen ollen Kapteihn. – »Herr Reuter, was heißt dies?« röp sei mi in den Wagen rinne – wi hadden meindag' kein Wurd mit enanner spraken. – »Ich werde ausgeliefert«, röp ick taurügg, »und ... läßt vielmal grüßen!« – »Kommt er auch frei?« frog sei. – »Bald!« säd ick, »bald.« – Un de Postilljon blos, un sei winkte mi noch tau, un ick ehr ok, un kennten uns doch gor nich; äwer wenn dat Led ok de Harten tausamen smäd't, isern, fast, von 'ne richtige Freud' geiht en Blitzstrahl ut un sleiht hir in un dor in, woran keiner denkt, un wer sick süs frömd un kolt vörbigahn is, de fäuhlt sick warm, wenn em de warme Freud' [521] von en annern Minschen dröppt, denn en jeglich Minschenhart is von unsen Herrgott nich för sick allein – ne, för alle Minschen makt.

Un den annern Dag kemen wi in en Holt 't was en Eikwald, in söß Johr hadd ick keinen seihn. – »Ach«, säd ick tau den Schandoren, »will'n Sei mi 'ne Freud' maken? Laten S' uns dörch dat Holt gahn.« – Un de Schandor ded't, un de Postilljon blos sin lustig Stückschen, un dat Holt rök as idel Mäsch, un de Bost dehnte un widete sick, un de Bottervägel spelten in de Sünn – dor was en Swälkenswanz, dor en Schillerfalter, dor en Sülwerstrich! – En Kind kunn einer warden, en wohres Kind! Un as wi ut dat Holt kemen, dunn lag dor linksch en wittes Klewerfeld, en Saatklewerfeld, un dat rök so säut, so säut as idel Honnig, un de Immen, de drögen so flitig as Husfrugens, un summten vör sick hen as junge Mätens, wenn sei en Lid anstimmen willen, wat Harten rühren un gewinnen will; un äwer allens lüchte Gottssünn in den Jehannsmand! – Ick smet mi hen up de Grawenburd, un de hellen Tranen lepen mi in den Bort, un de Schandor stunn dorbi un säd, wi müßten wider un de Postilljon lurte all. – Un wat was't denn ok? – In acht Dagen was dat Klewerfeld 'ne Stoppel, un de Immen drögen annerswoher, un de Eikwald lagg achter uns, un denn satt ick in Däms. – Äwer in söß Johren taum irsten Mal! – Un dorbi stunn de Kriminalrat Dambach un säd: Sitzen müssen sie; un de Herr von Tschoppe: Sitzen müssen sie; un de President von't Kammergericht, de Herr von Kleist, de bläudige: Sitzen müssen sie! un Friedrich Wilhelm, de Gerechte: Sitzen müssen sie.

Den Dag dorup kemen wi nah Berlin, wo ick wedder drei Dag' bliwen müßt, ditmal äwer taum groten Glücken up de Stadtvagtei, wo süs jo woll man Spitzbauben inspunnt warden; äwer dat schadt nich, 't was doch beter as bi den Herrn Kriminaldirekter Dambach. Äwerhaupt heww ick de Bemarkung makt, dat tau jennen Tiden de richtigen Spitzbauben, taumal wenn sei von vörnemen Stand wiren, dat vel beter up preußsche Festungen hadden as wi. – In S., wo ick[522] tauirst satt, hadd ick Gelegenheit, dese Kalür kennen tau lihren: ein Herr von B., de mit de ganze Stüerkass' tau Grüneberg dörch de Lappen gahn was, de sin Fru un sin einzigstes Kind verlaten un sick dorför en Schätzchen mit up de Reis' namen hadd, de, as hei de 40 bet 50000 Daler in Italien verjuchhei't hadd, in Frankfurt a. M. as falscher Speler infat't würd, de tau föftig Johr, Utstellung an den Pranger, Staupenslag, Verlust von Adel un Ihrenteiken usw. verurtelt was, wahnte ganz gemütlich in de Stadt; en Herr von Sch., de 'ne ganze königliche Kass' in Oeil-de-perdrix un Chateau flüssig makt hadd, wahnte mit Fru un Kinner as anner ihrliche Lüd' ebenfalls in de Stadt; sei kunnen beid de Luft up de Festung nich verdragen, för uns was sei gaud naug. En Herr von O. – de Karnalj hadd gradtau stahlen – kunn gahn, wo hei wull un spelte den Galanten in de Stadt un up de negsten Dörper, un wenn wi Unglückswörm uns' Frühstück von Kommisbrod un Swinsmolt dalwörgten un am En'n noch halw mit en verfrigten Herrn Leutnant deilten, denn satt Herr von O. in den irsten Gasthus' in de Stadt un hadd en warm Frühstück vör sick un späulte mit Ungarwin nah. – Dese Ort ehr kostbar Lewen müßte konserviert warden, an uns Hochverräters un Königsmürders was jo nicks gelegen. Schad, dat wi nich ok vörnem wiren un stahlen hadden.

Dat hürt hir möglicher Wis' nich her, äwer mi krüppt dat, wenn ick doran denk, wenn ick an dat Preußen von dunnmals denk un nu seih, dat all dese Hallunken- un Hansbunkenstreich blot dortau utäuwt würden, dat de Wagen rüggwarts schaben warden süll un dat dortau de Räd' mit uns' Fett smert würden.

Äwer nu was't jo vörbi – taum wenigsten för mi –, ick kamm jo nah min Vaderland, nah Däms; un as drei Dag' üm wiren, satt ick mit en nigen Schandoren up 'ne Extrapost un führte gegen de meckelnbörgsche Grenz hentau. – Adjüs ok Preußen! – Doch ihre ick dit tau Warnow raupen süll, müßt mi noch wat passieren, wat mi in't Hart sniden süll; ick süll [523] noch tau weiten krigen, dat sei mit uns' Dodesurtel nich blot uns alleine, ne, dat sei mit dat Bil, wat sei uns slepen hadden, ok Öllern, Verwandten un Fründschaft drapen hadden.

Ick stah unnerwegs in en Posthus' un beseih mi de Biller an de Wand, as dat mine Mod' is – un 'ne gaude Mod' is't, denn einer kann meistendeils von de Biller up de Lüd' urtelen, de sei uphängt hewwen –, dunn hür ick achter mi still wat vör sick hen weinen, un as ick mi ümdreih, seih ick dor 'ne Fru up en Staul sitten, de hett de beiden Hän'n vör't Gesicht deckt, un de Tranen lopen ehr mang de Finger dörch. – Leiwer Gott! un ick denk an en plötzliches Unglück, wat äwer de Fru kamen is. – »Was ist Ihnen?« frag ick. – »Ach«, röppt sei, »ich habe auch einen Sohn dabei!«, un dormit steiht sei up un leggt mi de Hand up de Schuller un kickt mi so trostlos-trurig mit ehre natten Ogen an, dat mi dat dörch Mark un Bein gung un sei mi vörkamm, as wir sei min eigen Mutter, de all lang' den letzten Slap slep. – »Wer?« frog ick. »Wer ist Ihr Sohn?« – »W., er sitzt in S.« säd sei still – un müggte woll denken, ick kennte em nich. – Äwer ick kennte em recht sihr gaud, un 'ne ordentliche Freudigkeit kamm äwer mi, dat ick hir recht wat Gauds seggen un vertellen kunn, denn hei was gesund blewen an Liw un Geist, un't wohrt nich lang', dunn satt sin Vader bi uns un sin Swester, en leiwlich Kind von säbenteihn Johren, un ick müßte vertellen von den Sähn un den Brauder un ümmer wedder vertellen, bet de Schandor kamm un säd, nu wir't de allerhöchste Tid. – Ach, du leiwer Gott! so hadd't in min Vaderhus ok woll utseihn, möglich noch slimmer.

Un as wi bi Warnow äwer de Grenz kemen – adjüs ok Preußen! –, dunn was't düster worden, un as wi nah Grabow kemen un vör den Keller führten, dat wi de Nacht dorbliwen wullen, dunn säd 'ne Stimm up de Ramp vör den Hus': »Gute Nacht, und morgen wollen wir das Nähere besprechen.« – Un dese Stimm hadd ick vör acht Johr taum letzten Mal hürt, as sei mit mine tausam Antwurd gaww in dat [524] mündliche Schaulexamen, wo uns de oll Herr Konrekter frog: »Wieviel mal ist Konstantinopel erobert worden?« – Un ick kennte dese Stimm in'n Düstern wedder, un wer mi dat nich tau glöwen will, de frag den Herrn Hofrat Franz Flürk tau Grabow. – »Gun Abend, Franz!« röp ick ut den Wagen, »täuw noch en beten!« – Un as ick nu mit minen Schandoren tau Rum un gegen't Licht kamm, freu'te de olle Knaw sick ordentlich un verget ganz, dat hei Burmeister was un ick Delinquent. – De acht Johr hadden en schönen Slagbom tüschen uns smeten, un nu is de Tun noch höger worden dörch den Hofratstitel, un paß einer up! – dor kümmt mit de Tid noch en Hakelwark baben up, denn wo lang' ward't wohren, denn möt hei jo doch wat Geheims warden, un dortau ward ick mi sihr freuen, denn heww ick ok en geheimen Duzbrauder. Äwer den Abend wull de Schandor ganz utenanner gahn, as hei hürte, dat de Burmeister sick mit den Vagebunden duzte, un as hei sach, dat hei mit em 'ne Buddel Win drünk; hei kreg 'ne slichte Meinung von de meckelnbörgschen Beamten, äwer mitdrinken ded hei doch. – Franzing, weitst woll noch?

5. Däms
26. Kapitel
Kapittel 26

Wen Däms tau dunnmalen eigentlich tauhüren ded. Worüm ick un de Schandor ut ein Glas Rodwin drinken müßten, un worüm de Jungs in Ludwigslust ümmer »Ledderbom!« röpen un de Schildwachten in Däms »Hunde vorbei«. Wat Leutnant L. von Krigskunst verstunn, un wat 'ne Pag' för en Dirt is. Woans ick fri kamm un dunn splitterfadennakt unner'n Dannenbusch in de Bokupper Haid satt un nahsten den rechten Weg nich finnen kunn. Worüm ick tauletzt 'ne ganze Gesellschaft in't Water smit, un worüm de dummsten Lüd' de meisten Tüften bugen.


Den annern Morgen gung't nu nah Däms. – Wer in verleden Tiden in Meckelnborg dat Wurd »Däms« hürte, den würd so tau Maud as weck Lüd', wenn von de Krätz de Red is, hei makte sick ganz 'ne falsche Vörstellung, denn ick heww binah luter ihrliche Lüd' in Däms kennen lihrt. Däms was dunnmals de Ruklas von ganz Meckelnborg; äwer mit Unrecht. Däms hadd sine swacken Siden as menschliche Inrichtung äwerhaupt, äwer as Festung hadd Däms blot starke Siden, trotzdem dat de olle langbeinige Spigelbarg mit de groten Ogen ümmer de Festung in frühern Tiden stürmt hadd, denn hei was ümmer, stats unner dat Dur dörch, baben dat Dur weg gahn. Däms würd verteidigt up de ein Sid von de Elw – grot Elw, lütt Elw, oll Elw, Elwengraben –, denn von de Eld – grot Eld, lütt Eld, oll Eld un säben Eldengrawen; von de anner Sid dörch sine natürliche Lag' un den Bokup-Eldenaer-Sand – för 'ne Festung gor nich tau betahlen. – 't was 'ne grote Gegend, un Voß un Has' säden sick dor »Gun Morgen«; Minschen wahnten dor nich, un sei säden jo, sülwst de Franzos' wir ümkihrt, as de Sand em bet an den Schinken gahn was. – Uterdem würd't noch [526] dörch en Brüggentoll verteidigt; de Magistrat hadd weislich för dat einzige Dur en Brüggentoll inricht't, wo för jedes Pird en Gröschen betahlt warden müßt, dat was den Find tau dür, un hei führte leiwerst nah den roden Hus' un versehrte dor up Amts-Rebeit sin Geld in Bradaal un sure Gurken. – Wen Däms tau de Tid hüren ded, wüßt kein Minsch; de Festung hürte den Großherzog, dat säd hei nich allein, sünnern ok sin Oberstleutnant, den hei as Kummandanten dor inset't hadd, un doräwer was ok kein Strid; äwer wen de Stadt hüren ded? – De Oberstleutnant säd, hei wir nich blot Kummandant von de Festung, hei wir ok as Guwernör von de Stadt, un sinen Großherzog hürte de Stadt ok, un wenn hei de Festungsklock stellen ded, denn mußte de Stadtköster sick dornah richten. – De Köster säd äwerst, hei richt'te sick nah de Sünn; un de Oberstleutnant un de Großherzog hadden em in de Ort nicks tau befehlen.

As dese Strid so recht in'n Gang was, kamm mit ein Mal en drüdden Pretendent, dat was de Herr Stadthauptmann Zachow, de bewes' sin Recht ut de Superficies; hei wes' nah, dat em von Rechts wegen all de Stratenmeß taukamm un dat jeder an sine Stäweln des Abends seihn künn, up weckern sinen Grund un Bodden hei spazieren gahn wir. – Nah mine Meinung, ahn 'ne hohe bundesdägliche Austrägalinstanz vörgripen tau willen, hadd de Mann recht: Däms hürte em tau. Un hei was ok bet an sinen seligen Dod en billigen Regent, denn hei regierte still för sick hen, un jedes Lock in sine Regierung würd mit den Stratenmeß taustoppt – blot gegen den Stadtmus'kanten was hei hart, denn hei kunn kein Musik verdragen, un wenn hei länger an de Regierung blewen wir, denn wir Däms mäglicher Wis' de einzigste Festung west, de von den Musikdeuwel nich erobert worden wir. – Em gung't as Lurwig Philippen, den hett de Herzog von Modena un de Baukdrücker Pompejus in Glatz meindag' nich anerkennt – em erkennte de Oberstleutnant nich an; sin grötste Find was äwer sin Nahwer Leutnant Lang', de de eklichte Gewohnheit hadd, des Nachts up de Fidel tau [527] spelen; un sei seggen jo, hei sall em einmal paddendod un Däms wedder in den Besitz von den Großherzog spelt hewwen, wat äwrigens grad keine Kunst was, denn de Stadthauptmann hinnerlet keinen Erbprinzen.

So sach dat in Däms ut, as ick des Nahmiddags Klock drei in den Jehannsmand eindusendachthunnertunnägenundörtig äwer de Stadtbrügg führte un de Schandor den Brüggentoll betahlte. – As ick in den Gasthus' ankamen was, treckte ick mi en ganzen hagelnigen swarten Kledrock un swarte Hosen an – de hadd ick mi in Gr. up de letzt noch maken laten, dat ick minen Großherzog Paul Fridrich doch kein Schand' makte, un hei doch keinen Lumpen in't Land kreg – un lep minen Schandoren weg, nah 'ne Tanten von mi, de as Witfru dor wahnte un mi mit alle mägliche Fründlichkeit upnamm. – Dunner! wat was ick för'n Kirl worden! – En swarten Liwrock hadd ick up den Liw', in de Tasch hadd ick Geld – Franzing, weist noch? –, in't Gewissen hadd ick de königlich preuß'sche Urphede, un nu hadd ick noch 'ne gaude Tanten för de Notfäll; äwer den preußischen Schandoren hadd ick doch noch up de Hacken. Hei grep mi hir wedder, un nu hülp dat nich, ick müßt mit up de Festung.

Nu begaww sick dat, dat den Stadtköster sine Klock grad vir slog un dat de lütten Schauljungs ut de Schaul kemen, un as de den preußischen Schandoren tau seihn kregen, kamm hei ehr so niglich vör, dat sei uns tau Gefallen wedder ümkihren deden, un as wi uns verbistert hadden un, stats rechtsch, linksch gahn wiren, halten wi uns de annern lütten nüdlichen Gören ut de Elwstrat un de ganze Gegend ok noch af, un nu gewen sei uns mit allerlei Juchhei! dat Geleit up de Festung,


Ich aber gung mit Weinen
Zu Däms woll über die Steinen,
Woll vor's Kommandantenhaus.
»Guten Tag! Guten Tag, Herr Kommandant!
Ich hab' eine Bitt' an Sie:
[528]
Wollet meiner Bitt' gedenken
Und mir Eure Gnade schenken,
Dazu ein frei Quartier.«

As wi rinne nah em kemen, satt hei dor in en gräunen Sommerrock vör en swarten Schapp, wat bei sinen Arbeitsdisch näumen ded, un les' in »de ollen verfluchten Wiwergeschichten« von Henriette Hanke, un as ick em »Gun Dag« böd, smet hei Henriette Hanke bi Sid un frog mi: »Ach, das sind Sie woll?« – »Ja«, säd ick, »dat wir ick.« – »Na, hören Sie mal«, säd hei, »wir haben schon lange auf Sie gelauert, ich habe Ihnen ein gutes Quartier angewiesen, und Ihre Frau Tante ist hier gewesen und hat alles gut für Sie eingerichtet.« Dormit stunn hei up, makte de eine Dör von sin Schapp up, halte 'ne Buddel un en Birglas rute, schenkte en dristen Strämel Rodspohn in dat Glas un höll mi dat hen: »Na, da! Trinken Sie man mal.« Un as ick dit in allen Respekt farig kregen hadd, schenkte hei för den Schandoren in datsülwige Glas in: »Da! Wollen Sie auch mal?« – Un de Schandor wull ok. – »Na«, wendt hei sick dunn wedder an mi, »wie ist Ihnen denn das bei den Preußen gegangen?« – »Je«, säd ick, »man ganz swack.« – »Ja«, lachte hei, »das glaub' ich, die Preußen, die fackeln nicht lange«, un dorbi kek hei den preuß'schen Schandoren von baben bet unnen an un würd ok bi dese Gelegenheit sin Portepeh ansichtig. – »Was Dausend«, frog hei, »wie ist das jetzt bei den Preußen mit dem Portepeh?« – Un de Schandor müßt em dat wisen, wo dat dörchschaten un knüppt warden müßt, un as em dit gefallen ded, säd hei: »Nun will ich Ihnen was sagen, nun gehen Sie mal hin zum Hauptmann von Hartwig und sagen Sie ihm, ich hätte mir das angesehen, und es hätte mir gefallen; er sollte sich das auch ansehen, wir wollten das hier bei unseren Truppen auch so einführen; und Sie«, säd hei tau mi, »können nu 'rüber gehen und es sich bequem machen, und dann kommen Sie man wieder her, dann sollen Sie mir und meiner Familie erzählen, wie's Ihnen in Preußen gegangen ist.«

[529] De Sak, de kunn mi gefallen, de oll Herr was idel fründlich, un wenn hei ok so utsach, as hadden sick bi em vele Eigenheiten inquartiert, so hadd hei nu nahgradens ok all en Recht dortau, denn hei was gegen de Achtig ranne un all lang' Kummandant in Däms, un dat makt den Kopp eigenwillig.

Ick gung nu räwer nah min fri Quartier, dat lagg up de Wach; äwer as ick de Trepp mir nichts, dir nichts ruppe stigen wull, stellte sick en ollen langen utgedeinten Herr in 'ne olle lang' utgedeinte Leutnantsuneform vör mi hen un frog mi: »Um Vergebung zu fragen, sind Sie nämlich der Herr Reuter?« – Ja, säd ick, so wir min Nam'. – »Denn muß ich Ihnen sagen, daß Sie einen großen Verstoß nämlich gegen die hiesige Wachordnung begangen haben; Sie hätten sich nämlich erst hier melden müssen, bevor Sie zum Herrn Kommandanten gingen – nämlich zum Herrn Oberstleutnant.« – Je, säd ick, dat ded mi led; äwer ick müßt hengahn, wo de Schandor hengüng, un wenn einer en Verseihn makt hadd, denn hadd de dat dahn. – »Oh, es macht auch gar nichts aus«, säd de oll Herr; »treten Sie gefälligst näher – nämlich hierher«, un nödigt mi in de Ofiziererwachstuw' rinne.

Na, von wegen de Höflichkeit müßt ick jo denn nu folgen un frog nu, mit wen ick de Ihr hadd. – »Ich bin nämlich der Premierleutnant K.«, säd hei, »Sr. Königlichen Hoheit, der hochselige Großherzog, Friedrich Franz nämlich, haben die hohe Gnade gehabt, mich bei meinem funfzigjährigen Dienstjubiläum zum Premierleutnant zu ernennen.« – Na, de Minsch will doch ok höflich sin, ick säd also: »Wohl nicht wegen der langjährigen Dienste, sondern wegen derVerdienste.« – »Ach nein!« säd de olle gaude Mann, »Verdienste habe ich gar nicht.« – »Nun dann wegen Ihrer Dienste in den Feldzügen.« – »Feldzüge«, säd hei ganz ruhig, »habe ich gar nicht mitgemacht. Bloß 1812 habe ich mal 'ne Partie Ochsen nach Polen geleiten müssen; denn Sie müssen wissen, ich stand bei den Reutern zu Pferde in Ludwigslust, wir hatten Blau mit Gelb und waren nämlich unserer funfzig, hatten aber nämlich [530] nur fünfundzwanzig Pferde, die mußten wir immer umschichtig gebrauchen, und weil sie nämlich nicht reichten, riefen die bösen Buben immer hinter uns her: ›Ledderbom! Ledderbom!‹ womit sie nämlich sagen wollten, die Hälfte von uns müßte auf dem Leiterbaum reiten.«

De Sak würd mi pläsierlich; ick vertellte mi wider wat mit den ollen Herrn. »Ja«, säd hei, »meine Stellung bei den Reutern zu Pferde in Ludwigslust war einträglicher als meine jetzige; ich war nämlich Feldwebel und hatte außer meinem Traktement noch all die Bittschriften an Sr. Königlichen Hoheit, und da hatte ich einmal das Glück, einer alten Frau eine sonderbare Pension zu verschaffen. – Sr. Königlichen Hoheit hatten nämlich die Gewohnheit, die alten ausrangierten Jagdhunde nämlich gegen einen Taler monatlich in Kost zu geben, und die alte Frau hatte die Anwartschaft auf die nächsterledigte Pension; nun hatte ich aber in Erfahrung gebracht, daß einer der großherzoglichen Jagdhunde aus dieser Welt geschieden war, und kam für die alte Frau, nämlich um die Hundepension ein, und – richtig! – sie erhielt sie.« – Na, säd ick, denn hadd hei sick doch dor sihr verdient üm de Welt makt. – »Ja«, säd hei, »das wohl, aber es waren auch mancherlei Verdrießlichkeiten dabei. Zum Exempel nämlich war mal der hochselige Erbgroßherzog Friedrich gestorben, und ich hatte die Leichenwache; es war aber nämlich Befehl, keine Kinder und keine Dienstmädchen zuzulassen. Nu denken Sie sich, nu kommt der Obermedizinalrat Sachse mit seiner kleinen Tochter anzugehen. – Ist sie ein Kind, oder ist sie's nicht? – Ich kann nun doch nicht fragen, nämlich wie alt sie ist; das würde nämlich ungebildet herausgekommen sein. – Aber ich faßte mich und fragte nämlich: Um Vergebung, mein Fräulein, haben Sie schon das heilige Abendmahl genossen oder nicht? Und wenn ein Mädchen kam, was mir nämlich als Dienstmädchen vorkam, fragte ich: Um Vergebung zu fragen, sind Sie 'ne Jungfer, oder sind Sie 'ne Mamsell? – Damit bin ich durchgekommen.« – Dat wir schön, säd ick, äwer nu, hir in Däms, hadd hei denn ok woll ruhige [531] Dag'. – »Arger«, säd hei, »un böse Buben gibt's allenthalben und hier erst recht. Sehn Sie«, säd hei un wis'te up sin oll ihrlich Mundstück, »ich bin ein alter Mann, und die Vorderzähne sind mir ausgefallen, und ich kann das ›R‹ nicht mehr deutlich aussprechen. Wenn ich nun des Abends die R-hunde gehe und die Schildwacht ruft: ›Wer da?‹ dann antwort' ich ›R-hunde‹, und dann rufen diese bösen Menschen immer: ›Hunde vorbei!‹«

Ach, de olle gaude Mann! Hei hadd einige säbentig Johr lewt un was noch as en Kind, hei vertellte in de irste halwe Stun'n einen wildfremden Minschen sine ganze Lewensgeschicht. – »Ne«, säd ick, as ick de Trepp tau Höchten steg in min niges Quartier, »dusendrnal leiwer in Keden un Banden as mit sösunsäbentig Johr Premierleutnant.«

Gott sei Lob un Dank! min Stuw' hadd keine iserne Gardinen. Ick rümte mine Habseligkeiten en beten in un gung wedder räwer nah den Oberstleutnant.

Hir hadd sick dat nu sihr tau sinen Vurtel verännert; min Herr Oberstleutnant hadd en ganzes Nest vull Döchter, ein ümmer schöner as de anner, de Fru Oberstleutnantin was 'ne gaude fründliche Fru, un männigen frölichen Nahmiddag un tauvertrulichen Abend heww ick in desen gastfründlichen Hus' taubröcht, un noch hüt denk ick doran un dank dorför recht ut Hartensgrun'n.

Blot mit den ollen Herrn müßte sick einer en beten in acht nemen, denn as ick seggt heww, hei hadd sine Eigenheiten, un wil hei man wenig Umgang hadd un em de Tid tauwilen lang würd, was hei ok männigmal wat verdreitlich. Mit sine Offzierers kunn hei sick nich recht verdragen: »Luter olle nägenklauke Feldwebels«, säd hei, »schicken sei mi hir her; und das sollen denn Offiziers sein! – Was weiß so'n Leutnant L. von Kriegskunst? – Damals als Diebitsch in der Türkei war, sagte dieser Leutnant L., Diebitsch könnte nicht über den Balkan kommen; aber Leutnant Th. sagte ihm, er käme rüber, und er ist auch rüber gekommen; aber Th. war auch ein wirklicher Offizier.«

[532] Recht hadd min oll Herr Oberstleutnant, 'ne sonderbore Versammlung von Krigshelden hadd sick in Däms tausam funnen, un em würd't swor, ut dit vertüderte Klugen dat En'n rute tau finnen, an dat hei sine Unnergewenen anbinnen süll; ick mein, hei kunn seindag' keinen Adjudanten dor mang rute finnen. Un noch denk ick doran, wo em dat gung, as mal 'ne nige Uplag' von Offzierer för em in de Wismar rute kamen was, de sei em as ganz wat Besonders tauschicken deden. Hei beslot, dit süll von jitzt af sin Adjudant warden, un, üm em doch glik mit aller möglichen Fründlichkeit unner de Ogen tau gahn, gaww hei en feierliches Abendbrod, wotau de nige Adjudant mit de Fru Adjudantin inladen würd. Mit Eten un Drinken wüßten sick denn ok de beiden Ihrengäst ganz gaud tau behelpen; äwer as dat nah Disch mit 'ne Unnerhollung losgahn süll, dunn wull dat nich recht, dunn hackt dat. – Ein von de Frölens kamm denn nu up den Infall, den Quartiermeister P., de dor up de Festung satt un allerlei Hokuspokus mit Taschenspelerstückschen verstunn, räwer kamen tau laten. Na, de Mann makt denn also ok sin Sak, un as hei mal unner'n Haut en Ball in en Karnallenvagel verpuppen deiht, seggt de nige Herr Adjudant: »Herr Oberstleutnant, das Stück habe ich schon mal gesehen, das war aber dunnmals kein Karnallenvagel, das war eine Pag'.« – »Nein, lieber Mann«, röppt de Fru Adjudantin, »es war keine Pag', es war eine Maus.« – »Nein«, seggt hei, »es war eine Pag'.« – De olle Herr, de all wat sworhürig was, glöwt jo woll, hei hadd sick verhürt un fröggt mi: »Was meint er mit 'ner Pag'?« – »Ich glaube, Herr Oberstleutnant, er meint einen Frosch.« – »Und dazu sagt er 'ne Pag'? Mein Adjudant sagt zu einem Frosch 'ne Pag'? – 'ne Pag'?« Un dormit gung hei ut de Dör herute. – Ja, för Adjudanten was Däms man 'ne swacke Gegend. – 't mag sick äwer dor jo ok woll mit betert hewwen.

Ick satt hir in Däms nu noch äwer fiwvirtel Johr, un vel let sick dorvon noch vertellen; äwer't würd in'n ganzen dorup herute kamen, dat mi de meckelnborgsche Regierung allens [533] mägliche tau gauden ded, un dat ick't bi minen ollen braven Kummandanten so gaud as Kind in den Hus' hadd; äwer wat helpt dat all? De Friheit fehlte, un wo de fehlt, sünd an de Seel de Sehnen dörchsneden.

Fridrich Wilhelm III. sturw 1840, un wat sin Sähn was, Fridrich Wilhelm IV., let 'ne Amnestie för all de Demagogen utgahn, un in de Zeitungen stunn tau lesen, wo sei allentwegen fri kamen wiren; äwer mi hadden sei vergeten; ick müßt ruhig wider sitten; de Preußen dachten nich an mi, un de Meckelnbörger dürwten mi nich gahn laten.

Ach, wat sünd mi de vir Wochen lang worden! – Eines Dags äwer – ick was en beten utgahn – kamm mi en Unteroffzierer nah tau lopen: »Herr Reuter, Sei sälen fix nah den Herrn Gerichtsrat Blankenberg kamen, för Sei is wat ankamen; Sei kamen fri.« – Ick gung taurügg, ick gung an en swartes Stakettengelänner vörbi, de deipe Nahmiddagssünn schinte grell dörch de swarten Stäw, dat fung an, mi vör de Ogen tau flirren; ick müßt mi fast hollen. Ick kamm tau den Gerichtsrat, hei äwergaww mi en Schriwen: »Hir, Sei sünd fri, Sei känen, as Sei gahn un stahn, von de Festung gahn, keiner hett Sei wat tau befehlen.« – Un dor stunn't: Paul Fridrich hadd't up sin eigen Hand dahn, ahn de Preußen tau fragen, un as ick nah acht Dag' all bi minen ollen Vader tau Disch satt, kamm en schönen Breiw von den Herrn Justizminister Kampz, worin de em meldte, ick würd nu ok bald an't Hus kamen. Ja, 't was recht fründlich von em, blot dat't en beten tau lat kamm.

Ick säd adjüs bi minen Oberstleutnant un bi annere gaude Lüd' in de Stadt, packte mine säben Saken un gaww sei mit Frachtgelegenheit. Den annern Morgen Klock vir namm ick en lütten Ränzel up den Puckel, bunn minen lütten Hund an de Lin, dat de Soldaten em mi nich weglockten, un gung as en frien Mann ut dat Dur, nah de Fenzirsche Mähl hentau.

As ick achter de Mähl kamm, kamm ick in de Haid – 'ne trostlose Gegend! Sand un Dannenbusch un Haidkrut un Knirk, so wid dat Og reckt; Weg' gungen bi Weg'; äwer [534] wecke was de rechte? Ick wüßte keinen Bescheid; ick set'te mi dal, un mi kemen allerlei Gedanken.

So! Säben Johr legen achter mi, säben swore Johr, un wenn ick ok up Stun'ns in'n ganzen lustig dorvon vertellt heww, sei legen mi dunn swor as Zentnerstein up't Hart; in dese Johren was nicks gescheihn, mi vörwarts tau helpen in de Welt, un wat sei mi mäglich nützt hewwen, dat lagg deip unnen in'n Harten begrawen unner Haß un Fluch un Grugel; ick müggt nich doran regen; 't was, as süll ick Gräwer upriten un süll minen Spaß mit Dodenknaken bedriwen. – Un wat lagg vör mi? – 'ne Haid mit Sand un Dannenbusch. – Weg'? – Oh, vele Weg' führten dor dörch, äwer gah man einer so'n Weg, hei sall woll mäud' warden. – Un wecker was de rechte? – Ick bün rechtsch gahn – nicks as Sand un Dannenbusch; ick bün linksch gahn – datsülwige. – Wo ick henkamm – keine Utsicht! Ok de Minschen wiren anners worden. – Männigein hett mi 'ne fründliche Hand henreckt; äwer in'n ganzen stimmte ick nich mihr mit ehr tausam. Mi was tau Maud', as wir ick en Bom, de kröppt wir, un üm mi rümmer stunnen de annern un gräunten un bläuhten un nemen mi Licht un Luft weg.

Dat Kröppen hadd ick mi woll noch gefallen laten, denn ick fäuhlte in mi noch 'ne düchtige Lust taum Driwen un Utslagen; äwer in de Tid wiren mi ok de Wörteln afsneden. – Min oll Vader was nah Däms henkamen und hadd mi besöcht; hei was desülwige olle gaude Vader von vördem; äwer in de säben Johr wiren mit mine Hoffnungen ok sine verdrögt; hei hadd sick gewennt, mi so antauseihn, as ick mi sülwst ansach – as en Unglück; hei hadd sick för de Taukunft en annern Tausnitt makt, un ick stunn nich mihr vöran in sin Rekenexempel. Wi wiren uns frömd worden; de Schuld lagg mihr an mi as an em; de Hauptschuld äwer lagg dor, wo mine säben Johr legen.

Ach, wat wiren dat för Gedanken! – Wat was ick? Wat wüßt ick? Wat kunn ick? – Nicks. – Wat hadd ick mit de Welt tau dauhn? – Rein gor nicks. – De Welt was ehren [535] ollen scheiwen Gang ruhig wider gahn, ahn dat ick ehr fehlt hadd; üm ehrentwillen kunn ick noch ümmer furt sitten un – as ick so unner den Dannenbusch satt – för minentwegen ok. – Äwer du büst fri! du kannst gahn, wohen du willst! De Welt steiht di apen! – Ja, äwer wecker Weg is de rechte? – »Schüten, kumm her!« un ick bunn minen lütten Hund von de Lin los, »allong! Vöran!« Ick spelte en beten Blin'nkauh mit de Welt. – De Taufall un de Instinkt, dat wiren de beiden einzigsten Haken, de ick in ehre kalen Wän'n inslagen kunn. Up de Festungen hadden sei mi knecht't; äwer sei hadden mi en Kled gewen, dat was dat füerfarben Kled von en grimmigen Haß; nu hadden sei mi dat uttagen, un ick stunn nu dor – fri! – äwer ok splitterfadennakt, un so süll ick rinne in de Welt.

't gaww noch wat – dat fäuhlt ick –, wat mi wedder insetten kunn in de Welt, dat was de Leiw'; äwer sei was mi verluren gahn, sei lagg wid af von den Sand un de Dannenbüsch, up de min Og' föll. – »Schüten, min olle lütte Hund, lop vöran!« – Hei lep vöran, un ick folgte, hei was in desen Ogenblick dat einzigste Kreatur, wat mit Leiw' an mi hung. Hei was los von sine Lin, un hei sprung lustig hen un her, hei sprung an mi tau Höchten – dat was Leiw' – un äwer minen lütten Hund un mi schinte Gottes Sünn hell un warm, un wo de schint, sall't nich lang düster bliwen; in mi würd't heller.

Schüten hadd den richtigen Weg inslagen, ick kamm nah Grabow un tau olle Frün'n – Franzing, weitst noch? – Äwer wo kamm mi allens vör? – Keiner mag't markt hewwen, äwer in mi was 't, as stunn ick mang all dat Gräunen un Bläuhen, un sei hadden mi de Telgen afslahn.

Franz hadd mit mi sin Schaulexamen makt, sin Unkel Hös' hadd ein dortau 'ne halw Buddel Schampanger schenkt. Hei hett sei ihrlich mit mi deilt, as wi glücklich dörchkamen wiren. Nu was hei Burmeister in 'ne lütte hübsche Stadt un hadd sick 'ne leiwe, fründliche Fru frigt, un von baben bet unnen sach sin Hus ut, as künn hei dor Lewenstid glücklich inwahnen. – Hei hett mi dat woll nich anmarkt, wo mi tau[536] Sinn was – Afgunst was dat bi Gott nich! Äwer mi was so tau Maud', as wir ick mit dreckige Stäweln in' ne saubere Stuw' rinne treden.

Ick besöchte en annern ollen Schaulfründ von mi, den Amtsverwalter Prehn. Desülwige fründliche Upnam. – Ja, sei was so fründlich un herzlich, dat mi dese olle brave Fründ noch dat vulle Geleit nah Ludwigslust hen gaww. Dor drop ick minen gauden Vetter August. – Hei wull mi wat tau Gefallen dauhn un brächte mi tau den Hofmaler Lenthe, de wis'te mi sine Biller, un as ick de sach, säd ick tau mi: »So, dormit büst du nu ok dörch! Du hest säben Johr teikent un malt, un nu is dat ok man en Quark!« – Dunn föll wedder en Telgen up de Ird.

Ick kamm nah Parchen, wo ick up de Schaul west was, mine Lihrers von vördem nemen mi fründlich up – sei sünd vörher un nahher ümmer fründlich tau mi west –, de Direkter namm mi mit nah Prima in de Klass'. – De Primaner kemen mi as pure Kinner vör, un doch, wenn ick't mi recht äwerläd, denn stunn ick mit mine dörtig Johr up densülwigen Punkt, wo sei mit ehr achteihn stunnen, dat heit bet up dat, wat ick vergeten hadd. – Wo wiren mine schönen Johren blewen! –

Ick kamm nah Hus. – As ick mit min Fellisen up den Nacken ut de Pribbenowschen Dannen tred un nah mine lütte Vaderstadt räwer kek, kennte ick sei binah nich wedder. Dat olle Bild, wat mi in de Firn ümmer vör Ogen stahn hadd, was unnergahn; nige Straten wiren upkamen, un de Stadt hadd sick nah allen Kanten utbugt. Ick gung in min Vaders Hus – dat was en frölich-trurig Wedderseihn! – Denn äwer de Freud' läd sick bi mi swor as Bli de Frag': wat nu? un bi em ok; ick kunn't em anseihn. – Ick säd mine Swestern un minen Swager »gun Dag«; ok in unsere Famili hadd sick allerlei utbugt, äwer mi kamm't ebenso frömd vör as de nigen Straten. – Stadtmus'kant Berger brächte mi en Ständschen; sei säden, 't wir ok man so so west, äwer ick freu'te mi doräwer; de Lüd' dachten doch noch an mi. As ick den annern[537] Morgen upwakte, frog ick mi: wat nu? Un as ick tau minen Vader kamm, frog de ok: wat nu? Un in dese schreckliche Frag' bün ick Johre lang herümmer bistert; ick grep hir hen, ick grep dor hen, nicks wull mi glücken; ick weit, ick hadd schuld – de Lüd' säden't jo ok –, äwer wat helpt dat all, ick was sihr unglücklich, vel unglücklicher as up de Festung. – Min Vader was storben, un nu hadd ick mi de slimme Frag' man noch allein vörtauleggen; ick was Landmann worden, mit Lust was ick dat west; äwer mi fehlte de Hauptsak taum Landmann – dat Geld. – Ick hadd vele gaude Frün'n un einen gauden Fründ; de gauden Frün'n treckten mit de Schuller, un de gaude Fründ kunn mi nich helpen, hei hadd sülwst man knapp Geld.

Dunn säd ick eines Dags tau mi: din Kahn geiht tau deip, du hest em äwerladen; du hest all dat Takeltüg in den Kahn, wat di mal mit Hoffnungen un Wünsch un Utsichten unner de Ogen gahn is, un kein von de Rackers rögt Hand un Faut, un du sallst den Kahn allein räudern? Rut mit den Ballast! – Un ick krig den irsten bi den Kragen: »Wer sünd Sei?« – »Avkat«, seggt hei. – »Nu kik den Düwel an, wat hei för Schauh verdröggt!« segg ick. »Heww ick di raupen?« – Un – plumps! lagg hei in't Water. Un ick krig den tweiten tau faten: – »Wer is dit?« – »Ein Verwaltungsbeamter«, seggt hei, »zu dienen.« – »As wat?« frag ick. – »Oh«, seggt hei, »man bloß als Ratsherr oder Kammerarius oder Stadtprotokollist, in 'ner kleinen ungebildeten Stadt.« – »Un du meinst, ick sall mi mit so'n Schubbejack noch länger rümmerslepen?« – »Aufzuwarten«, seggt hei. – »Je, ick will di upwohren!« segg ick, un dunn lagg ok de rin in't Water. – Dunn kamm de drüdde an de Reih. – »Wer büst du?« frag ick. – »Ein Künstler«, seggt hei – »Wo so?« frag ick. – »Ein Maler«, seggt hei. – »Ja«, segg ick, »dat hadd ick di glik an dine verdreihten Anstalten afseihn kunnt: Wat snittst du din Brod langs, wenn anner Lüd' ehr verdwars sniden? So'ne ükerwendsche Ort kann ick hir nich bruken. – Rin mit di!« Na, de spaddelte noch en En'nlang wider, de wull sick noch nich[538] gewen; äwer tauletzt müßt hei doch Water sluken. – »Also nu de virte!« röp ick. – Nu wuchte sick dor wat in de Höcht, dat hadd grad kein Rick un Schick; äwer'n schön Gewicht, un dorüm was't mi tau dauhn. – »Woher des Lan'ns?« frag ick. – »Ut't Domanium«, seggt hei. – »Un wat för einer?« frag ick. – »En Pächter«, seggt hei. – »Kann di hir nich länger bruken, Bräuding«, segg ick. »Kann nich in din Hut krupen; din Hut is mi tau wid. – Rinne mit di!« – Na, Fett swemmt baben; de mag mägliche Wis' noch rüm swemmen. – As ick den föften bi den Kanthaken kreg, säd hei gottserbärmlich tau mi: »Laten S'! – Ick bün en Inspekter un möt mi vel gefallen laten un heww an tweihunnert Daler un en Pird fri un denn dat beten Lastengeld.« – »Lastengeld hest ok noch?« segg ick. – »Racker! un denn willst mi hir noch Spermang maken?« – Hei wull sick noch wehren; äwer hir hülp kein Wehren un kein Beden. – Rinne mit em! – Nu kamm de letzt, en oll lütt tausamschräutes Männeken: »Na, Brauder, wat büst du för ein?« – »Nemen S' nich äwel«, seggt hei, »ick bün en Schaulmeister, heww nägentig Daler Gehalt un fri Wahnung in de Schaulstuw', schriw all unsern Herrn Paster sine Schriwwten un heww dorför noch fri Tüftenland. Mi geiht't grad so as Sei: ick heww ok mal studiert; Sei stimmen nich mit de Welt äwerein un ick nich mit den Oberkirchenrat. Mi känen S' ümmer leben laten.« – »Ja«, segg ick, »olle Burs, dine Hoffnungen un Wünsch un Utsichten warden minen Kahn grad nich tau sihr belasten; äwer wenn wi an't Land kamen, denn borg mi dinen Rock.« – »Hei's flickt«, seggt hei. – »Schadt em nich.« – »Hei's Sei tau eng«, seggt hei. – »Schadt em ok nich, ick möt mi in em inrichten.«

Un as wi an't Land kemen, treckte ick den Schaulmeister sinen Rock an, un was hei ok eng, so höll hei mi doch Wind un Weder von'n Liw', un wenn ick ok jahrelang de Stun'n tau twei Gröschen gewen müßt, heww ick mi in em doch gaud naug gefallen; un hadd ick för den Herrn Paster ok [539] kein Schriweri tau besorgen, denn schrew ick des Abends »Läuschen un Rimels«, un dat würd min Tüftenland, un uns' Herrgott hett doräwer jo sine Sünn schinen lauen un Dau un Regen nich wehrt – un de dummsten Lüd' bugen de meisten Tüften.

[540]

Ut mine Stromtid

Erster Teil
1. Kapitel
Kapittel 1

Wo ok en starken Mann an 'ne Aukschon un en Gräfnis binah tau Grun'n gahn kann; un dat de Hun'n äwern siden Tun springen. Dat en ihrlich Mann sin Letzt hengiwwt un nich vertwifelt, wenn hei sin Kind up den Arm nimmt un mit en witten Stock in de Welt geiht.


Dat was in dat Johr 1829 up den Jehannsdag, dunn satt en Mann in de deipste Trurigkeit in 'ne Eschenlauw in en ganz verkamenen Goren. Dat Gaud, wotau de Goren hürte, was en Pachtgaud un lagg an de Peen tüschen Anklam un Demmin, un de Mann, de in den käuhlen Schatten von de Lauw satt, was de Pächter – dat heit, hei was't bet dornen west; denn nu was hei afmeiert, un up sine Hawstäd' was hüt Aukschon, un sin Haw un Gaud gung in alle vir Win'n.

Dat was en groten breitschullerigen, virunvirtigjöhrigen Mann mit düsterblonde Hor, un wat Arbeit ut en Minschen maken kann, dat hadd sei ut dit Holt sneden, un en beteres hadd sei mäglicher Wis' nahrends nich funnen. »Arbeit« säd sin ihrenwirt Gesicht, »Arbeit« säden sine truge Hän'n, de nu still in sinen Schot legen un in enanner folgt wiren – woll taum Beden.

Ja taum Beden! Un in dat ganze leiwe Pommerland hadd woll keiner so'n Grund un Ursak, sick mit sinen Herrgott tau bereden, as dese Mann. – 't is en swor Stück för jedwereinen, wenn hei sinen Husrat, den hei sick mit Mäuh un Sweit Stück för Stück anschafft hett, in alle Welt wannern süht. 't is en [12] swor Stück för en Landmann, wenn hei dat Veih, wat hei sick in Not un Sorgen upfött hett, in annere Hän'n gahn laten möt, de nicks von de Quesen weiten, de em sin Lewenstid drückt hewwen; äwer dat was't nich, wat em so swor in de Seel lagg; 't was noch en anner swores Led, wat em de mäuden Hän'n tausam folgte, wat em de mäuden Ogen nah baben richt'te.

Sid gistern was hei Wittmann, sine Fru lagg up ehr letztes Lager. – Sine Fru! – Teihn Johr hadd hei üm sei worben, teihn Johr hadd hei wirkt un schafft, wat minschliche Kräften gaudmaken känen, dat hei mit ehr tausam kamm, dat hei Platz kreg för de deipe gewaltige Leiw, de dörch sin ganzes Wesen gung as Pingstdags-Klocken äwer gräune Feller un bläuhende Awtböm. – Vör vir Johr hadd hei't mäglich makt; hei hadd allens tausam schrapt, wat hei hatt hadd; en Bekannten von em, de von sin Öllern wegen twei Gäuder arwt hadd, hadd em dat ein verpacht't – hoch, sihr hoch –, hei wüßt dat sülwen am besten, äwer de Leiw giwwt Maud, hellen Maud, de sick dörchtauslagen versteiht. – Oh, 't wir ok gahn, ganz gaud gahn, wenn't Unglück nich äwer em kamen wir, wenn sine lütte leiwe Fru nich des Morgens vör Dau un Dag' upstahn wir, dat sei doch ok ehr Ding' dauhn wull, un wenn sei de hitzigen, roden Fläg nich up de Backen kregen hadd. – Oh, 't wir ok gahn, ganz gaud gahn, wenn sin Verpächter nich blot en Bekannten, wenn't en Fründ west wir – hei was't nicht: hüt let hei sin Inventor up de Aukschon bringen.

Frün'n? – So'n Mann as de, de unner de Eschenlauw sitt, de süll kein Frün'n hewwen? – Ach, hei hadd Frün'n, un hei hadd ok Fründschaft; äwer sei kunnen em nich helpen, sei hadden nicks tau gewen un tau borgen. Wo hei henkek, dor schow sick 'ne düstere Wand för sin Og un engte un preßte em in, dat hei ludhals' tau unsern Herrgott hadd schrigen müggt, em ut sin Nöten tau redden. – Un äwer em in de Eschentwigen sung de Stiglitsch un de Baukfink, un ehre bunten Farwen spelten in de Sünn, un de Blaumen in den verwahrlos'ten [13] Goren schenkten ehren Duft ümsüs, un de Eschen gewen ehren käuhlen Schatten ümsüs, un dat schönste Brudpoor up de Welt hadd sick dorunner setten kunnt un hadd Flag un Dag meindag' nich vergeten.

Un hadd hei nich ok unner desen Schatten seten mit 'ne weike Hand in sine harte? Hadden de Vägel nich sungen, hadden de Blaumen nich raken? Hadd hei nich unner de Eschen drömt von den käuhlen Schatten för sin Öller? Un wer was't denn west, de em en quicklichen Drunk nah en heites Dag'wark bröcht hadd? Wer was't, de sin Mäuhen un Sorgen tru deilte un tröst'te?

't was weg – allens weg! – Sin Mäuhen un Sorgen was up de Aukschon, un de weike warme Hand was kolt un stiw. Un denn ward den Minschen woll so tau Maud', as wenn de Vägel nich mihr för em singen, de Blaumen nich mihr för em rüken un de leiwe Sünn nich mihr för em schint, un wenn dat arme Hart noch ümmer furt sleiht, denn reckt hei sine Hand woll äwer Vägel un Blaumen un äwer de goldene Sünn höger rup nah en Tröster, vör den dese Irdenfreuden nich bestahn sälen, vör den äwer mal dat Minschenhart bestahn sall.

So satt Hawermann vör sinen Herrgott dor, un sine Hän'n wiren folgt, un sine braven blagen Ogen keken nah bawen, un in ehr speigelte sick noch en schönern Schin as von Gottes Sünn. – Dunn kamm en lüttes Dirning an em 'ranne un läd en Marikenbläuming in sinen Schot, un sin beden Hän'n deden sick utenanner un slogen sick üm dat Kind – dat was sin Kind –, un hei stunn up von de Bänk un namm sin Kind up den Arm, un ut sine Ogen föll Tran up Tran, un dat Marikenbläuming hadd hei in de Hand un gung mit sin Kind den Stig entlang, den Goren hendal.

Hei kamm an en jungen Bom, den hadd hei sülwst plant't; dat Strohseil, womit de an sine Stütt bunnen was, hadd loslaten, un de junge Bom let sin Kron dalwarts sacken. Hei richt'te em in En'n un bünn em fast, ahn sick wider wat dorbi tau denken, denn sine Gedanken wiren wid weg, un Sorgen un Helpen lagg in sine Natur.

[14] Äwer wenn den Minschen sine Gedanken so in't Blage gahn, un wir't ok de blage Hewen, sin däglich Dauhn, wenn't em in de Ogen föllt, 'ne olle gewohnte Handgebird, an de hei sick makt, wil dat hei sick ümmer dormit behulpen hett, röppt sei em ut de Firn taurügg un wis't em dat, wat negbi üm em is un wat dor not is. Un dat dat so is, is en grot Geschenk von unsern Herrgott.

Hei gung den Goren up un dal, un sin Og sach, wat üm em was, un sine Gedanken kihrten wedder up Irden in, un doch, wenn sei as swarte un düstere Wolken an den Hewen von sine Taukunft ruppe treckten, ein lütt Stück blagen Hewen kunnen sei em nich verdüstern, dat was sin lütt Dirning, de hei up den Arm drog un de mit ehre weike Kinnerhand in sin Hor spelte. Hei hadd sine Lag' äwerdacht; fast un irnsthaft hadd hei de düstern Wolken in't Og fat't, hei müßt sorgen, dat em un sin Kind dat Weder nich unnerkreg.

Hei gung von den Goren up den Hof. – Du leiwer Gott, wo würd em tau Maud! – Glikgültig un up ehren lütten Vurtel bedacht, drängten sick de Minschen üm den Disch, wo de Aktuworius de Aukschon afhöll, Stück för Stück würd sine langjöhrige Mäuh an den Meistbeidenden tauslagen, würd sin notwise Husrat utbaden, un dat, wat hei unner Not un Sorgen Stück för Stück in't Hus schafft hadd, gung nu unner Lachen un Witzen in alle Welt – ok Stück för Stück. – Dat Schapp was noch von sin oll Mutter her, de Kommod' hadd em sin Fru taubröcht, den lütten Neihdisch hadd hei ehr mal schenkt, as sei noch sin Brud was. – Lingelank stunn sin Veih anbunnen an 'ne Rek un bröllte nah de Weid'; de brune Stark mit den witten Stirn, de sine arme Fru sülwst upbörnt hadd, ehr Leiwling, stunn dormang; hei tred an ehr ranne un strek ehr mit de Hand den Puckel lang. – »Herr«, säd de Staathöller Niemann, »'t is jammerschad'.« – »Ja, Niemann, 't is schad'; äwer wat helpt dat all?« säd hei un wen'nt sick um un gung up de Minschen tau, de sick üm den Aukschonsdisch drängten.

[15] As de Lüd' markten, dat hei an den Disch ranne wull, makten sei em höflich un fründlich Platz, un hei wennte sick an den Aktuworius: ob hei em woll en por Würd' spreken künn. – »Glik, Herr Hawermann«, säd de Mann. »Glik den Ogenblick! Ick bün glik mit dat Husinventor farig, denn ... – 'ne Kommod'! Twei Daler, vir Schilling! Söß Schilling! Twei Daler, acht Schilling! Zum ersten! Zum andern! Twei Daler, twölf Schilling! – Keiner wider? Zum ersten! Zum andern! und zum – dritten! – Wer hett s'?« – »Snider Brandt«, was de Antwurt.

Grad in desen Ogenblick kamm 'ne Gesellschaft von Landlüd' up den Hof tau riden, de 't mäglicher Wis' up dat Veih afseihn hadden, wat nu an de Reih kamen süll. Vöran red en dicken, rodgesichtigen Mann, up den sin fettes Gesicht de Äwermaud so recht Platz hadd, sick breid tau maken. – So'n Ort is stark begäng', äwer wat desen von sine gewöhnlichen Bräuder unnerscheiden ded, dat wiren de lütten, listigen Ogen, de äwer de dicken Backen räwer keken, as wullen sei seggen: Ji sid schön in de Wehr, äwersten uns hewwt ji't tau verdanken, wie weiten jugen Vurtel wohrtaunemen. De Besitter von dese Ogen was ok de Besitter von dat Gaud, wat Hawermann in Pacht hatt hadd; hei red dicht an den Minschenhümpel ran, un as hei sinen unglücklichen Pächter dor mang stahn sach, föll em de Mäglichkeit in, dat hei nich tau sine vulle Pacht kamen künn, un de listigen Ogen, de ehren Vurtel so schön wohrtaunemen verstunnen, säden tau den Äwermaud, de up Mund un Minen lagg: Brauder, nu is't Tid, hir kannst di mal breid maken, hir kost't kein Geld; un sin Pird neger an Hawermann ranne drängend, rep hei, so dat't alle Lüd' hüren müßten: »Ja, dat sünd de klauken Meckelnbörger, de uns wirtschaften lihren willen! Wat hewwen s' uns lihrt? Rodspohn drinken un Korten fuchsen, dat hewwen s' uns lihrt, äwer wirtschaften? – Pankrottmaken känen s' uns lihren.«

Allens was still worden bi dese harte Red' un kek bald den an, von den sei utstött was, un bald den, an den sei richt't [16] was. – Hawermann was tau Anfang bi de Stimm un de Würd' tausam schaten, as wir em en Metz in't Hart stött; nu stunn hei still dor un sach stumm vör sick hen, as wull hei allens äwer sick ergahn laten; äwer unner dat Volk brök en Murren los: »Pfui! Pfui! – Schämen S' sick wat! – De Mann hett keinen Rodspohn drunken un kein Korten fuchst. – De Mann hett wirtschaft't as en Kirl!« – »Wat is dat för'n Grotmul, dat so wat reden kann?« frog oll Bur Drenkhahn ut Liepen un drängte sick mit sinen Krüzdurn en beten neger ranne. – »Dat's de Kirl, Vadder«, rep de Stolper Smidt, »den sin Lüd' milenwid bi uns snurren gahn.« – »De nich en Rock up den Liw' hewwen«, rep de Snider Brandt ut Jarmen, »un de bi de Arbeit all ehr Gottsdischröck dragen möten.« – »Ja«, lachte de Smidt, »dat's de Kirl, de sick so freuen deiht, dat sin Lüd' ümmer so'ne schöne lakensche Röck dragen bi de Arbeit, wil dat sei nich so vel hewwen, sick en Kittel antauschaffen.«

De Aktuworius was upsprungen un was an den Verpächter ranne treden, de mit de utverschamteste Dicknäsigkeit dese Reden anhüren ded: »Üm Gottes willen, Herr Pomuchelskopp, wo kunnen Sei so wat seggen!« – »Ja«, säd einer ut sine Gesellschaft, de mit em tau riden kamen was, »de Lüd' hewwen recht! Du süllst di wat schämen! Pfui! du willst den Mann, de sin allens willig hengiwwt, dat hei di gerecht warden will, un de morgen mit en witten Stock dorvon geiht, noch wider dümpeln?« – »Ach Gott«, säd de Aktuworius, »wenn't dat allein wir! Äwer gistern is ok sine Fru storwen un liggt up ehr letzt Lager, un hei sitt nu dor mit sin lüttes Worm, un wat hett de Mann woll för 'ne Utsicht?« Dat Murren gung nu von dat Volk in den Herren Verpächter sine eigene Gesellschaft äwer, un't wohrte nich lang', höll hei up sin Flag allein tau Pird; de mit em kamen wiren, wiren afsid reden. – »Heww ick dat wüßt?« säd hei verzagt un verdreitlich un red von den Hof; un de lütten listigen Ogen säden tau den breiden Äwermaud: Brauder, ditmal heww wir uns richtig fast führt.

[17] De Aktuworius gung an Hawermann ranne: »Herr Hawermann, Sei wullen mi wat seggen?« – »Ja – ja«, antwurt'te de Pächter, as wenn en marterten Minsch nah grugliche Qualen wedder allmählich tau Besinnung kümmt, »ja, ick wull Sei bidden, wat Sei nich de Saken, de för mi von Gerichts wegen taurügg stellt sünd, dat Bedd un dat anner, ok up de Aukschon bringen wullen.« – »Herzlich girn; äwer de Husrat is slicht betahlt, de Lüd' hewwen kein Geld, un wenn Sei wat verköpen willen, dauhn Sei beter, Sei verköpen't unner de Hand.« – »Dortau heww ick kein Tid, un ick bruk dat beten Geld.« – »Na, wenn Sei't wünschen, denn will ick't up den Bott bringen«, un de Aktuworius gung an sin Geschäft.

»Hawermann«, säd de Pächter Grot, de mit de Gesellschaft tau Pird kamen was, »Sei sünd hir so allein mit Ehr Unglück, kamen S' mit Ehr lütt Dirning nah mi räwer un bliwen S' 'ne Tid lang bi mi, min Fru ward sick sihr freu'n ...« – »Ick dank Sei velmal för den gauden Willen; ick kann nich, ick heww hir noch wat tau besorgen.« – »Hawermann«, säd de Pächter Hartmann, »Sei meinen dat Gräfnis von Ehre leiwe Fru. Wennihr willen Sei sei grawen laten? Wi wullen ehr doch alltausamen girn de letzte Ihr gewen.« – »Ok dorför möt ick danken; ick kann Sei nich upnemen, as sick dat paßt, un nahgradens heww ick nu lihrt, dat einer de Fäut nich wider strecken sall, as de Deck reikt.« – »Oll Fründ, min leiw oll Nawer un Landsmann«, säd deEntspekter Wienk un slog em up de Schuller, »äwerlaten S' sick nich so'ne stille Vertwiflung! 't ward all wedder beter in de Welt.« – »Vertwiflung, Wienk?« säd Hawermann irnsthaft, drückte sin Kind faster an sick ranne un kek den Entspekter ruhig mit sine ihrlichen, blagen Ogen an. »Is dat Vertwiflung, wenn einer sine Taukunft fast in't Og' fat't un allermeist doran denkt, sin Schicksal tau wen'n? Äwer hir is min Bliwens nich; vör dat Flag hött sick einer, wo sin Schipp mal up den Grund stött is; ick möt en Hus wider gahn, un möt dormit wedder anfangen, wo ick mal uphürt heww, ick möt wedder üm't [18] Brod deinen un min Fäut unner frömd Lüd' ehren Disch strecken. Un nu lewen S' all recht woll! Sei sünd ümmer gaude Nawers un Frün'n tau mi west. – Adjüs! – Adjüs! – Giww din Händting, Wising. – Adjüs! – Un grüßen Sei all velmals tau Hus; min Fru ...« – Hei wull noch wat seggen, äwer't was, as wenn em dat äwernamm, un hei dreihte sick rasch üm un gung sin Weg'.

»Niemann«, säd hei tau sinen Staathöller, as hei an dat anner En'n von den Hof kamm, »segg Hei dat de äwrigen Lüd' ok: morgen früh Glock vir wull ick de Fru grawen laten.« Dormit gung hei in't Hus, in sine Slapstuw'. – Allens was utrümt, ok sin Bedd un dat beten Klapperkram, wat sei em laten hadden; nicks as de vir nakten Wän'n! Blot in de Eck an't Finster stunn 'ne olle Kist, un dorup satt 'ne junge Daglöhnerfru mit rodgeweinte Ogen, un in de Midd stunn en swartes Sark, un dorin lag en bleikes, stilles, fierliches Gesicht, un de Fru hadd en gräunen Busch in de Hand un jog de Fleigen von dat stille Gesicht. – »Stine«, säd Hawermann, »gah nah Hus; ick bliw nu hir.« – »Oh, Herr, laten S' mi.« – »Ne, Stine, ick bliw de Nacht äwer hir.« – »Sall ick denn de Lütt nich mit mi nemen?« – »Ne, lat man, sei ward woll inslapen.« – De junge Fru gung; de Aktuworius kamm un hännigte em dat Geld in, wat hei för sin Saken böhrt hadd, de Lüd' up den Hof vertröcken sick, 't würd buten so still as binnen. Hei set'te dat Kind dal un tellte dat Geld up't Finsterbrett: »Dat kriggt de Discher för't Sark. – Dat för en Krüz up't Graww. – Dat is för't Gräfnis. – Dat sall Stine hewwen, un hirmit kam ick gaud bet tau min Swester.« – De Abend kamm, de junge Daglöhnerfru bröchte en Licht herin, stellte sick an't Sark un kek lang' in dat bleike Gesicht; drögte sick de Ogen mit de Schört: »Gun Nacht ok!«, un Hawermann was wedder allein mit sin Kind.

Hei makte dat Finster up un kek in de Nacht herin; sei was düster för dese Johrestid, kein Stirn stunn an den Hewen, allens was swart betreckt, un warm un dunstig weihte 'ne lise Luft un süfzte in de Firn. Von't Feld heräwer slog de Wachtel [19] ehren Slag un de Wachtelkönig rep sinen Regenraup, un sachten föllen de irsten Druppen up de döstige Ird, un de let taum Dank för de Gaw den schönsten Geruch upstigen, den de Ackersmann kennt, den Irddunst, in den alle Segen för sin Mäuh un Arbeit swemmt. – Wo oft hadd de em de Seel upfrischt un de Sorgen verjagt un de Hoffnung belewt up en gaudes Johr! – Nu was hei de Sorgen los, äwer de Freuden ok; eine grote Freud' was em unnergahn un hadd all de lütten mit sick reten. Hei makte dat Finster tau, un as hei sick ümdreihte, stunn sin lütt Döchting an't Sark un langte vergews nah dat stille Gesicht, as wull sei straken. Hei böhrte dat Kind höger, dat dat ankamen künn, un dat lütt Dirning strakte un eiete mit de warmen Hännen un de warmen Leiweswürd' an ehr stilles Mutting un an den kollen Dod herümmer un kek dunn den Vader mit ehre groten Ogen an, as wull sei nah wat Unbegripliches fragen un pohlte: »Mutting – huh!« – »Ja«, säd Hawermann, »Mutting friert«, un de Tranen stört'ten em ut de Ogen, un hei set'te sick up de Kist un namm sin Döchting up den Schot un weinte bitterlich. Un de Lütt fung ok an tau weinen un weinte sick sacht in den Slap; hei läd sei weik an sick un slog den Rock warm üm ehr, un so satt hei de Nacht dor un höll true Likenwacht bi sin Fru un sin Glück.

Den annern Morgen tidig Klock vir kamm de Staathöller mit de annern Daglöhners; dat Sark würd tauschrawen; de Tog gung langsam nah den lütten Kirchhof; de einzige Folg' was hei un sin lütt Dirning. Dat Sark würd in de Gruft laten – ein stilles Vaderuns' – 'ne Hand vull Ird – un dat Bild von dat, wat em sörre Johren erquickt un tröst't, freut und belewt hadd, was för sine Ogen verborgen, un wenn hei't wedder seihn wull, müßt hei sin Hart upslagen as en Bauk, Bladd för Bladd, bet ok dit mal eins tauslaten würd; un denn? – Ja denn würd em dat leiwe Bild mal schön un herrlich wedder för Ogen stahn.

Hei gung an sine Lüd' heran, gaww jeden de Hand un bedankte sick bi ehr för den letzten Deinst, den sei em dahn [20] hadden, un säd ehr adjüs, gaww den Staathöller dat Geld för Sark, Krüz un Gräfnis un slog deip in Gedanken sinen eigenen Weg in de düstere Taukunft in.

As hei an dat letzte Hus in dat lütte Dörp kamm, stunn de junge Daglöhnerfru mit en Kind up den Arm vör de Dör; hei tred an sei ranne: »Stine, du hest mine arme Fru so tru plegt in ehre letzte Krankheit – hir, Stine!«, un hei wull ehr en por Daler in de Hand drücken. – »Herr, Herr«, rep dat junge Wiw, »dauhn S' mi dat nich tau Leden! Wat hewwen Sei nich in gauden Dagen an uns dahn, worüm sall unserein nich in slimmen dat mal wedder vergellen? – Ach, Herr, ick heww 'ne Bed an Sei: laten S' mi dat Kind hir. Ick will't hegen und plegen, as wir't min eigen. Un is't nich so as min eigen? Ick heww't jo an de Bost hadd, as de Fru dunn so swack was. Laten S' mi dat Kind hir!« – Hawermann stunn in deipen Bedenken. – »Herr«, säd de Fru wider, »so vel ick dorvon verstah, möten Sei sick doch tauletzt von dat lütte Worm scheiden un – seihn S', hir kürnmt Jochen, hei ward Sei dat sülwige seggen.« – De Daglöhner kamm heran, un as hei hürt hadd, wovon de Red' was, säd hei: »Ja, Herr, sei sall hollen warden as 'ne Prinzeß, un wi sünd gesund un gaud in de Wehr, un wat Sei an uns dahn hewwen, dat sall ehr riklich tau Gauden kamen.« – »Ne«, säd Hawermann un ret sick ut sine Gedanken, »dat geiht nich, ick kann't nich. 't mag unrecht sin, dat ick dat Kind up't Ungewisse mit mi nem; äwer ick heww so vel hir laten, dat Letzte kann ick nich missen. – Ne, ne! – Ick kann't nich«, rep hei hastig un wennte sick taum Gahn, »min Kind möt bliwen, wo ick bün. – Adjüs, Stine! – Adjüs Rassow!« – »Wenn Sei uns dat Kind nich laten willen, Herr«, säd de Daglöhner, »denn will ick taum wenigsten mitgahn un will Sei dat Kind dragen.« – »Ne, ne!« wehrte Hawermann em af, »dat is kein Last för mi«; äwer dat kunn hei nich wehren, dat de junge Fru sin Döchting strakte un küßte un ümmer wedder küßte un dat de beiden truen Lüd', as hei sine Weg' gung, em lang' nahkeken. Sei, mit Tranen in de Ogen, dachte mihr an dat Kind, hei, in [21] irnsten Gedanken, mihr an den Mann. – »Stine«, säd hei, »so'n Herrn krigen wi nich wedder.« – »Dat weit de leiw' Gott«, säd sei, un beid' gungen trurig taurügg an ehre dägliche Arbeit.

2. Kapitel
Kapittel 2

Ein Kind, kein Kind; twei Kinner, Spelkinner; drei Kinner, vel Kinner. – Dat junge un dat olle Twäschenpoor. – Wat sick de Herr Entspekter Bräsig mit oll Größing ehre Huw' tau schaffen makt, un worüm oll Größing mit de Huw' de lütt Lowis' üm de Uhren slagen wull. Wo sick de beiden ollen Jesuwiters ehre Heimlichkeiten vertellen, un wat Fru Nüßlern ehren Korl-Brauder verkloren ward.


So gegen acht Milen von den Urt, wo Hawermann sine Fru in de stille Gruft leggt hadd, lagg in Meckelnborg en Gaud unner Mittelgrött, dat hadd sin Swager, Jochen Nüßler, in Pacht. De Hof was slicht upbugt un en beten stark verfollen, un up em sach dat en beten sihr unnaschig ut: hir en lütten Meßhof undor en lütten Meßhof, un 't Wagen- un Ackergeschirr stunn hir un dor un krus dörchenanner, as de Lüd' up en Johrmark, un de Meßwagen säd tau den Reis'wagen: Brauder, wo kümmst du her? un de Hak föt de Egt üm un säd: Kumm, Dirn, will'n mal danzen. Äwer de Musik fehlte, denn 't was allens still up den Hof, ganz still. Allens was bi dit schöne Weder rute nah de Wischen taum Heu'n, un sülwst ut de lütten apnen Finstern von dat lange, side, mit Stroh deckte Pächterhus kamm kein Lud, denn 't was Nahmiddag, un de Käksch was mit ehre Käk prat un de Stubendirn mit't Utfegen, un beid wiren mit nah de Wisch dal, un sülwst de Pächterfru, de süs doch en drist Wurd tau reden verstunn, let sick nich vernemen, denn ok sei was mit 'ne Hark von den Hof gahn; dat Heu müßt jo doch vör Dau in grote Höp tausam.

Äwer Lewen was doch in den Hus', wenn ok man en lüttes, stilles. In de Stuw' rechtsch von de Del, in de Wahnstuw', wo dat blag angestrekene Eckschapp stunn – de Schenk, as't nennt würd – un dat Sofa mit swart Glanzlinnen, wat alle Sünnabend [22] mit Stäwelwichs frisch upglänzt würd, un de eikene Drakasten mit den gelen Beslag, seten twei lütte Dirnings von drei Johr mit runne Flaßköpp un runne rode Backen un spelten in en Sandhümpel rümmer un makten Kes' mit Mutting ehren Fingerhaut un füllten den fuchten Sand in en por lütte Schillingspött un stülpten sei üm un lachten un freu'ten sick, wenn de Klump heil stahn blew.

Dat wiren Lining un Mining Nüßlers un segen liksterwelt ut mit ehre roden Backen un ehre gelen Hor, as en Por lütte Druwappel, de an einen Twig wussen wiren; un dat wiren sei ok, denn sei wiren en Por lütte Twäschen, un wer nich wüßt, dat Lining nich Mining was, un Mining nich Linning, de würd all sin Dag' nich ut ehr klauk, denn up ehr Gesicht stunn ehr Nam nich schrewen, un wenn Mutting sei nich mit en bunten Band an den Arm teikent hadd, wiren grote Verweßlungen vörkamen, un Vatting, Jochen Nüßler, let sick dat ok hüt noch nicht afstriden: Lining wir eigentlich Mining un Mining Lining, sei wiren glik in ehren lütten Lewensanfang utschutert worden. Upstun'ns hadd dat nu wider keine Not, denn nu hadd Mutting Lining en blagen Band in de lütten Zwissen von Horflechten inleggt un Mining en roden; un wenn einer blot en beten dorup regardieren wull, denn kunn hei düdlich seihn, dat Jochen Nüßler unrecht hadd, denn Lining was 'ne halwe Stun'n öller als Mining, un obschonst de Unnerscheid man gering was, de Irstgeburt makte sick doch apenbor, un Lining meisterte all recht bedächtig an Mining rümmer; äwer sei tröst'te ehr lütt Swester ok, wenn sei in Led was.

Uter dit lütt unbedarwte Twäschenpor was noch en anner Twäschenpor in de Stuw', äwer en olles, erfohrnes, recht bedächtiges, dat kek von den Drakasten runne up de lütten Kinner un schüddelte in den lisen Lufttog, de in de apnen Finster rinne kamm, ümmer mit den Kopp hen un her; dat was Großvatting sin Prük un Großmutting ehre Staatshuw' de up en por Huwenstöck parat stunnen, dat sei morgens, as an den Sünndag, ehren Swichel spelen wullen. »Kik, Lining«, säd [23] Mining, »dor steiht Großvatting sin Pük.« – Sei kunn mit de »R« noch nich taurecht kamen. – »Du seggst jo ümmer ›Pük‹, du möst ›Pük‹ seggen«, säd Lining – denn sei kunn ok noch nich mit de »R« farig warden, äwer sei was doch de Öllst un müßt ehr lütt Swester doch en beten up den rechten Weg wisen.

Hirmit was dat lütte Twäschenpor upstahn un stunn vör den Drakasten un kek dat olle Twäschenpor up de Huwenstöck an, un Mining, de noch sihr unbedachtsam was, langte nah den Prükenstock un halte sick Großvatting sine Prük herunne, stülpte sei sick, as sühst mi woll, up den Kopp un stellte sick vör den Speigel un makte dat allens just so, as Großvatting ded, wenn't Sünndag was. Nu hadd Lining Insichten bruken süllt, äwer Lining fung an tau lachen und let sick von de Lust ansticken un namm Großmutting ehre Fladdus' von den annern Stock un makte dat ok just so, as Großmutting ded, wenn't Sünndag was, un nu lachte Mining, un nu lachten sei beid' un föten sick an un danzten Kringelkranz-Rosendanz un leten sick denn wedder los un lachten wedder un föten sick wedder an un danzten wedder.

Äwer Mining was doch noch tau unbedachtsam, sei hadd ehren Schillingspott in de Hand behollen, un as sei so recht in de Lust was, let sei – klack! – den Pott an de Ird fallen, un de Pott was intwei, un de Lust was ok intwei. – Nu fung denn Mining gor tau jämmerlich an tau rohren üm ehren Pott, un Lining rohrte ok as en lütten Roggenwulf mit; äwer as dit en Strämel wohrt hadd, fung Lining an tau trösten: »Lat man sin, Mining! De Rad'maker sall'n wedder heil maken.« – »Ja«, weinte Mining stiller, »de Rad'maker sall'n wedder heil maken.« Un dormit gungen de beiden lütten Leddragers ut de Dör un vergeten ganz, dat sei Großvatting un Großmutting ehren Sünndagsheiligenschin üm den Kopp hadden.

Nu mag männigein glöwen, Lining hadd mit den Rad'maker en dämlichen Vörslag makt; äwer wer mal en richtigen Rad'maker up den Lan'n kennt hett, de möt weiten, dat so'n [24] Mann allens kann. Wenn en Hamel slacht't warden sall, denn heit dat: Raupt mal den Rad'maker! Wenn 'ne Finsterrut intwei slahn is, denn möt de Rad'maker en Bredd vörnageln, dat Wind un Weder nich ankamen kann; hett sick en ollen Staul den Bein verwrickt, denn is hei de Doktor; sall för en Höwt Veih en Plaster smert warden, is hei de Apteiker; kort allens möt hei wedder heil maken, un dorüm verföll Lining as en verstännig Mäten bi den Pott ok up den Rad'maker.

As de lütten Dirns up den Hof kemen, kamm in't Dur en lütten Mann rinne miten rödlich Gesicht un 'ne recht staatsche rode Näs', de hei wat in de Luft höll; up den Kopp hadd hei 'ne virtimpige Mütz, vör mit 'ne Troddel, äwer 'ne eigentliche Kalür hadd sei nich; up den Liw' hadd hei en grisen, linnen Kittel mit lange Slippen, un sine korten Beinings, de hellschen utwarts stunnen un so leten, as wiren sei in dat lange Bawenliw verkihrt inschrawen worden, steken in 'ne korte blagstripige Drellhos' un in lange Stäweln mit gele Stulpen. Hei was grad nich vüllig; äwer mager was hei ok nich, un einer kunn seihn, dat hei all anfung, sick en lütten Buk stahn tau laten.

De lütten Gören müßten em up ehren Weg begegnen, un as sei neg naug wiren, dat de Herr Entspekter – denn so'n Posten verwacht de Mann mit de lütten Bein – ehren Uptog kund warden kunn, stunn hei still un tröck de gelen buschigen Ogenbranen so hoch, dat sei ganz unner dat Schut von de timpig Mütz tau sitten kemen, as wiren dese Ogenfrangen dat Schönste in sin ganzes Gesicht un müßten vör allen Dingen bi so'ne gefährliche Sak, as hei hir tau seihn kreg, irst in Säkerheit bröcht warden: »Gott, du bewohr' uns!« rep hei, »wo seht ihr aus? Was macht ihr for Mowemangs! Wo? Ihr habt ja woll die beiden ollen Großherrn ihren ganzen sünndagschen Zierat auf den Kopp?« – De beiden lütten Dirns leten sik ganz gedüllig den Zierat afnehmen un wis'ten de Schören von den intweiigen Pott un säden, de Rad'maker süll en wedder heil maken. – »Wo?« säd de Herr Entspekter [25] Bräsig – denn so schrew hei sick –, »wo kann so'ne Dummheit in de Welt assistieren! – Lining, du büst doch de Öllst, ich hätte dir for verständiger taxiert; un, Mining, laß das Weinen man sin, du büst mein lütt Päding, ich geb dich zum Sommermark einen neuen Pott. Abersten nu, allong mit euch! in die Stube.« Un so drew hei de lütten Gören vör sick hen un folgte, in de ein Hand de Prük, in de anner de Huw', achter her.

As hei in de Stuw' kamm un dor keinen funn, säd hei tau sick: »Woll all nach's Heuen. – Je, ich sollt' eigentlich auch nach mein Heu sehen; abersten das oll lütt Kropzeug hat die beiden Biester hier so zugericht't, daß sie in Ungelegenheiten kommen werden, wenn die beiden ollen Größings den Umstand zu sehen krigen; ich muß die beiden Kreturen man en bitschen aufreparieren.« Dormit treckte hei en lütten Taschenkamm herute – den hadd hei ümmer bi sick, wil dat hei ok all wat nauhorig was un de Hor ut den Nacken nah vörwarts kämmen müßt – un fung an, de Prük tau bearbeiten. Dat gung ganz gaud; äwer nu kamm de Huw'. »Daß du die Nas' ins Gesicht behältst! Lining, wo hast du ihr zugerichtet! 'ne richtige Fassong ist ja gar keine Menschenmöglichkeit mehr. – Na, ich muß mir mal besinnen, wo die Ollsch des Sünndags-Nahmiddags aussehen tut. – Vorn hat sie an jeder Seite en gadlichen Druw von seidene Locken, un da klappt das Vorderteil von der ollen Fladdus' so'n Zollner drei rüber; also muß das Biest mehr aufs Vorderteil gesetzt werden. Oben hat sie nichts von besondern Anstalten, da grimmelt ihr kahler Kopp immer durch; aber ans Hinterteil, da hat sie ümmer en Dutt, den stoppt sie sich ümmer mit en Flusch Heid ut, un das hat das Gör ganz verrungeniert, das muß besser ausgebult werden«, un dormit stek hei sin Fust in de Huw' un wid'te den Dutt bet ut. Äwer achter in den Dutt was 'ne Sneer, un as hei sin Sak recht gaud maken wull, ret de Band in de Sneer, un de ganze Dutt schot ut. »So, nu rohr!« rep hei, un sine Ogenbranen gungen wedder hoch in En'n. »Wo? Dies ist ja doch ganz nichtswürdig verfestigt – mit en Twirnsfaden! [26] Und zusammenknüppen läßt sich das auch nich. Gott sall mich bewohren! Was lass' ich mir in Haubengeschichten ein! Abersten täuw! Dir wollen wir krigen.« Un somit halt hei 'ne Hand vull Bandwarks ut de Tasch – dat möt jeder richtige Entspekter bi sick hewwen – un wirt dat utenanner. »Sacksband is zu dick; aber dieser hier, der wird woll passen«, un dormit fung hei an, en recht hartlichen Bindfaden dörch de Sneer tau trecken. Dat Stück gung man langsam, un as hei dor knapp halw mit farig was, kloppte wen an de Dör. Hei smet sin Handgebird up den negsten Staul, denn't was em schanierlich, un rep: »Herein!«

De Dör gung up, un Hawermann kamm mit sin lütt Döchting up den Arm herinne. – Entspekter Bräsig fohrt in de Höcht! »Daß du! ... – die Nase ins Gesicht behältst«, wull hei seggen; äwer wenn em wat Irnstliches bedrapen ded, denn föll hei leider ümmer in de plattdütsche Red – »Korl Hawermann, wo kümmst du her?« – »Gun Dag, Bräsig«, säd Hawermann un set'te dat Kind dal. – »Korl Hawermann«, rep Bräsig noch einmal, »wo kümmst du her?« – »Von en Flag, Bräsig, wo ick nu nicks mihr tau säuken heww«, säd sin Fründ. »Is min Swester nich tau Hus?« – »All ins Heu; aber woans soll ich dir verstehen?« – »Dat dat mit mi vörbi is: vörgistern hewwen sei mi allens up de Aukschon verköfft, un gistern morgen« – hir wennte hei sick nah't Finster af – »gistern morgen heww ick min Fru begrawen.« – »Wat? Wat? ach, du leiwer Gott!« rep de olle gaudmäudige Entspekter. »Din Fru? dine lütte gaude Fru?« – un de Tranen lepen em äwer sin rod Gesicht – »Fründ, oll Fründ, segg, wo is dat so kamen?« – »Je, wo is't kamen?« säd Hawermann un set'te sick dal un vertellte sin Unglück ganz in'n Korten.

Wildeß wiren Lining un Mining an dat frömde Kind ranne gahn, un langsam un schu, ahn wat tau seggen, kemen sei ümmer en beten neger ran, bet Lining sick en Hart faten ded un den Ärmel von dat Kled befäuhlen würd' un Mining ehr de Schören von ehren Pott wisen ded: »Kik, min Pott [27] is intwei.« De lütte Ankämling äwer kek mit de groten Ogen frömd üm sick un fat'te tauletzt blot ehren Vatting in't Og'.

»Ja«, slot Hawermann sine korte Verteilung, »mi is't slicht gahn, Bräsig, un du kriggst ok noch tweihunnert Daler von mi; äwer dräng' mi nich, wenn mi Gott dat Lewen lett, sallst du sei ihrlich wedder hewwen.« – »Korl Hawermann – Korl Hawermann«, säd Bräsig un wischte sick de Ogen un snow an sine staatsche Näs' herümme, »du büst – du büst en Schapskopp! Ja«, säd hei un stek trotzig sinen Snuwdauk in de Tasch un böhrte sine Näs' drister in En'n, »du büst noch eben so'n Schapskopp, as du vördem wirst!« Un as wenn em inföll, dat sin oll Fründ.up anner Gedanken bröcht warden müßt, kreg hei Lining un Mining bi den Wickel un set'te sei beid up Hawermann sine Knei: »Da, ihr lütt Kropzeug, das 's euer Unkel!« Grad as wiren Lining un Mining en Speltüg un Hawermann en lüttes Kind, wat dormit in sin Led tröst't warden möt; un hei sülwst kreg Hawermann sine lütte Lowise up den Arm un danzte dormit in de Stuw' herüm, un dorbi lepen em de Tranen wedder piplings äwer de Backen, un taum glücklichen En'n set'te hei dat lütte Dirning up en Staul un drop dorbi richtig den, up den hei sin halwfarig Huwenwarks leggt hadd.

Mitdewil kemen denn ok de Huslüd' von't Heuen taurügg, un buten was 'ne helle, lude Frugensstimm tau hüren, de de Dirns drew, dat sei sick spauden süllen: »Makt, makt, dat ji mit Emmern un Dracht tau Rum kamt, de Sünn geiht uns unner, un äwer Johr is de Rägel wat wid af, wi känen hüt am En'n noch in'n Düstern strippen möten. – Dirn, wo hest dinen Bricken? Glik geihst hen un halst en! – Gaht man grelling tau, ick möt irst nah mine Lütten seihn.« Un in de Stuw' kamm 'ne stattliche Fru von fiwuntwintig Johr, vull Lewen un Lust in Gesicht un Figur, de Backen rod von Gesundheit un Arbeit un Sommerdag, Hor un Ogen hell, un de Stirn witt as Snei, so wid de Kiphaut de Sünn afhollen hadd. Up den irsten Blick kunn einer de Ähnlichkeit twischen ehr un [28] Hawermannen herute finnen; äwer de Tag' un Minen, de bi em nah binnen keken, keken bi ehr frisch in de Welt, un ehr ganz Wesen wis'te, dat sei ut Temprament ebenso dähtig wirken müßt as hei ut Ihr un Schülligkeit.

Ehren Brauder seihn un up em los fleigen, was eins: »Korl, min Korl-Brauder, min anner Vatter!« rep sei un hung an sinen Hals'; äwer as sei em nauer in't Og' faten ded, schow sei em von sick taurügg: »Di 's wat passiert, di 's wat Slimms passiert! Wat is't?«

Äwer ihre hei Antwurt gewen kunn, kamm ehr Mann in de Dör, Jochen Nüßler, un gung up Hawermannen tau, gaww em de Hand un säd langsam as de düre Tid: »Gun Dag, Swager; sett di'n beten dal.« – »Lat em doch verteilen, wat em passiert is«, rep sin Fru ungedüllig. – »Ja«, säd Jochen, »sett di dal un denn vertell. Gun Dag ok, Bräsig, sett di ok dal, Bräsig.« Un dormit set'te sick Jochen Nüßler oder, as hei för gewöhnlich nennt würd, Jung'-Jochen, in 'ne Eck bi'n Aben, de hei von sin Gaud noch separat pacht't hadd. – Hei was en magern, langen Mann, höll sick äwer wat duknackt, un 't was, as wenn sine Glider ümmer allerhand Inwennungen maken deden, wenn hei sei tau ehre gewöhnliche Bestimmung bruken wull. Hei was woll so gegen de Virtigen, sin Gesicht was blaß un ebenso langtägsch as sin Sprak, un sin weikes, düsterblondes Hor hung vörn un hinnen glik lang äwer Stirn un Rockkragen, un Moden mit Scheitel un Locken hadd 't sein Dag' nich mitmakt, Mutting hadd em von Lütt up de Hor in't Gesicht rinne kämmt, un so was't blewen, un wenn't en beten verwirt utsach, hadd Mutting seggt: »Schadt em nich, Jöching, de rugsten Fahlen warden de glattsten Pird.« Was dat nu, dat sin Ogen ümmer hadden dörch dat lange Hor dörchplieren müßt, oder lagg dat in sin Wesen, sin Blick hadd wat Schu's, as kunn hei seindag' nich recht wat in't Og' faten un taum Sluß kamen, un wenn hei mit de Hand ok rechtsch was, so was hei mit de Mund doch linksch. Dat kamm von't Tobakroken, denn dat was dat einzigste Geschäft, wat hei mit Utdur bedrew, un wil dat hei de Pip ständig [29] in de linke Eck höll, hadd sick de bet linksch nah unnerwarts gewen, un, von rechtsch anseihn, sach sin Mund ut, as wenn hei nich »zipp« seggen künn, von linksch äwer, as wenn hei Kinner freten wull.

Nu satt hei dor in sine separate Abeneck un rokte ut sine separate Mundeck, un wildeß sine lewige Fru vör Truer un Mitleid bi Hawermannen sine Würd' tau Kihr gung, as wull sei sick von Dagen dauhn, un ball ehren Brauder un ball sin lütt Döchting küßte un tröst'te, satt hei dor un kek an de Hauptperßonen vörbi von de Sid nah Bräsigen, un mit den Tobaksrok kemen af un an en por afbraken Würd' linksch herute: »Ja, 't is all so, as 't is. 't is all so, as dat Ledder is. Wat sall einer dorbi dauhn?«

De Herr Entspekter Bräsig was dat kunträre Gegendeil von Jung'-Jochen; denn eins lep hei in de Stuw' rümmer, denn eins satt hei up en Staul, denn up 'ne Dischkant un arbeit'te mit sine lütten Bein vör Upregung un Unrauh as en Lin'nwewer, un wenn Madam Nüßlern ehren Brauder küßte un strakte, denn küßte un strakte hei em ok, un wenn Madam Nüßlern dat lütte Kind up den Arm namm un doran herümmer eiete, denn namm hei 't ehr wedder af un drog't in de Stuw' herümmer un set'te dat wedder up en Stauhl, äwer ümmer wedder grad up Großmutting ehre Huw

»Leiwer Gott!« rep de Husfru endlich, »ick verget jo woll rein allens? Bräsig, dor hadden Sei ok an denken kunnt. Ji hewwt jo woll noch nich Natt un Drög kregen!«, un dormit lep sei an dat blage Eckschapp un halte schönes, wittes Landbrod un frische Botter herute un lep nah buten un bröchte Mettwust un Schinken un Kes' un en por Buddeln von dat starke Bir, wat för Großvatting separat bru't würd, un en Pott mit Melk för de Lütten, un as allens sauber up en wittes Dischlaken stunn, treckte sei ehren Brauder ran an den Disch un namm den Stauhl mitsammt dat lütte Dirning un drog en ok ranne un sned Brod un schenkte in, un dat gung so fix mit Hand un Faut un so fix mit Mund und Red', un dat gung so blink un blank mit Metz un Gabel un so blink un blank mit [30] Min' un Og' un so rein un witt mit Schört un Dischtüg un so rein un witt ut gauden Harten!

»Ji krigt nahsten ok wat«, säd sei tau ehre lütten Druwappel un strek sei äwer de Flaßköpp, »irst kümmt lütt Swesting. – Bräsig, setten S' sick doch. – Jochen, kumm doch ok ran.« – »Je, denn helpt dat nich«, säd Jochen, ded en langen letzten Tog ut sine Pip un schow den Staul mit sick sülwen ranne. – »Korl«, säd Bräsig, »ick kann dich, diese Mettwurst rekummandieren; was deine Swester is, die Nüßlern, hat darin eine hellische Forsch, und ich habe unsere Ausgewerin schon ümmer gesagt, sie soll sich den Rezept geben lassen, denn das olle Frauenzimmer muddelt mich da ümmer allerlei unnatürliche Geschichten zusammen, die gar nich zusammenstimmen, kurzum es is keine Passung und kein Verhältnis darin, obschonst die Taudahten so gut sünd, als sie ein regelrecht mit Erbsen ausgemist'tes Swein liwern kann.« – »Mutting, schenk doch Bräsigen in«, säd Jochen. – »Ich danke, Madam Nüßlern; aber ich bitte mich meinen kleinen Kümmel aus. Korl, sörre die Zeit, daß ich mit dir und den Halunken, den Pomuchelskopp, bei den ollen Knirkstädt in Kunditschon war, habe ich mir zu's Frühstück un zu's lütt Abendbrod einen kleinen Kümmel angewöhnt, und er bekommt mich ja, Gott sei Dank! Aber, Korl, wo konntest du dich mit diesem Halunken von Pomuchelskopp inlassen? Ich sagte dir dunn schon: Der Bengel daugt nich; er is so'n ollen Venynschen, er is en tückschen Hund, kurzum, er is ein Jesuwiter.« – »Ach, Bräsig«, säd Hawermann, »willn nich dorvon reden. 't is mäglich, dat hei anners hadd an mi handeln kunnt; äwer 't was doch min Schuld, worüm gung ick up sinen Vörslag in. Mi liggt jitzt wat anners in den Kopp: wenn ick man irst 'ne Städ' wedder hadd!« – »Natürlicherweise mußt du 'ne Stelle wieder haben. Mein gnedigster Herr Graf sucht freilich für dem Hauptgute einen düchtigen Entspekter, aber, Korl, nimm's mich nich übel, du paßt dich nich dahin. Sühst du, da mußt du alle Morgen mit blankgewichs'te Stiewel un in en Kledrock zum Apport un mußt mit ihm hochdeutsch reden, [31] denn Plattdeutsch hält er for Ungebildetheit; un denn hast du all die Frauenzimmer auf dem Halse, denn die regieren alle mit. Un wenn du auch mit Stieweln un Kledrock un Hochdeutsch zu Gang' kommst – denn du konntest jo vordem un büst nu woll man en bischen außer Übung –, aber mit die Frauenzimmer wirst du nich prat, die gnedigst Gräfin kuckt dir in die Kuhställ un in die Sweinställ – kurzum, es is 'ne Zucht as – na, wo soll ich sagen? – as in Sodom un Gomorrha.« – »Herre Je«, rep de Fru von'n Hus', »dor föllt mi in, de Pümpelhäger Entspekter süll jo tau Jehanni afgahn; dat wir 'ne Städ' för di, Körling.« – »Madam Nüßlern hat ümmer recht!« säd Bräsig. – »Was der Herr Kammerrat auf Pümpelhagen is« – denn hei läd den Ton bi den Mann sinen Titel ümmer up rat, dat sick dat so anhüren ded, as wenn hei un de Kammerrat tausamen mal Kriegsdeinsten dahn, taum wenigsten mit ein un den sülwigen Lepel ut de sülwige Schöttel eten hadden – »was der Herr Kammerrat auf Pümpelhagen is, der hält seine Leute gut un gibt auch en gutes Salehr un is noch en Mann ganz nah de olle Welt. Un er kennt dir ja auch von vordem, Korl. Das wäre die richtige Stelle für dich, un morgen geh' ich mit dir rüber. Was sagst du dazu, Jung'-Jochen?« – »Je«, säd Herr Nüßler, »'t is all so, as dat Ledder is.« – »Leiwer Gott«, rep de jung' Fru, un 'ne gewisse Ängstlichkeit flog ehr äwer dat hübsche Gesicht, »ick verget hüt jo woll allens. Wenn Großvatting un Großmutting dit tau weiten krigen, dat wi hir in Gesellschaft Vesperbrod eten, un sei sünd nich dorbi, sei warden mi jo woll meindag' nich wedder gaud. Kinnings, rückt en beten tausam! Du haddst dor ok woll en beten an denken kunnt, Jochen.« – »Je, wat sall ick dorbi dauhn«, säd Jochen, as sei all ut de Stuw' rute was.

Dat wohrt ok nich lang', dunn latschten de beiden Ollen up ledderne Tüffel mit ehr in de Stuw' herinne. Up ehre beiden Gesichter lagg so'ne lurige Spannung un so'ne unbestimmte Upmarksamkeit, as de sihr Harthürigen sei annemen, un de gor tau licht in den Utdruck von Dummheit un Mißtrugen [32] äwergeiht. – Mit Recht ward dat seggt, dat Ehlüd', de lang' mit enanner lewt hewwen un ümmer dat sülwige dacht un sorgt un wirkt hewwen, tauletzt Ähnlichkeit mit enanner krigen, un wenn dat ok nich ümmer för den Snitt von de Gesichter gelt, so gelt dat doch för den Utdruck. All beid' segen sur ut as Lüd', de sick meindag' keine Freud un Vergnäugen günnt hadden, wenn't wat kosten ded, all beid' segen in ehre Kledung schawwig un muddlich ut, as müßten sei noch ümmer sporen un tau Rad' hollen un as wenn't Water Geld kosten ded. Keine Behaglichkeit in ollen Dagen, keine Freud' blitzte denn un wenn ut ehre Ogen, denn sei hadden ehr Lewen lang man eine Freud' hatt, dat was ehr Jöching un sin gaud Furtkamen; nu wiren sei utspannt, un de Langewil lagg up ehren Wesen un up ehre einzigste Freud', denn ehr Jöching was man gor tau langwilig; äwer för sin Furtkamen sorgten un smorgten sei noch, dat was de letzte Zweck för ehr Lewensdag'! – De oll Mann was all en beten von de Kindheit anbraken; äwer de Ollsch hadd noch de ganze Gewalt äwer ehr Dauhn un Laten, un ehr Ogen fuscherten in alle Ecken rümmer as en por Spitzbauwen, de de Gelegenheit utkundschaften.

Hawermann was upstahn un gaww de beiden Ollen de Hand, un sin Swester stunn dorbi un kek ehr ängstlich nah de Ogen, wat de woll tau den Besäuk säden. Den Grund von ehren Brauder sine Ankunft hadd sei ehr all vörlöpig seggt, un dorvon müggt dat woll kamen, dat de ollen Gesichter noch surer as för gewöhnlich utsegen; 't kunn äwer ok von dat rikliche Vesperbrod sin, wat sei uptafelt segen. – De Ollen set'ten sick an den Disch. De olle Fru kreg Hawermannen sin lütt Dirning in't Og': »Is dat sin?« frög sei. – De jung' Fru nickte. – »Bliwwt dat hir?« frog sei wider. – De jung' Fru nickte wedder. – »So!« säd de Ollsch un treckte dat Wurd so lang, as wull sei dormit allen Schaden taudecken, den ehr Jöching dorvon hewwen künn. »Ja, 't sünd slimme Tiden«, set'te sei hentau, as müßt sei bi Tiden Vörpal slagen, »un einer hett naug tau dauhn, sülwst dörch de Welt tau kamen.« De oll Mann hadd wildeß ümmer de Birbuddel un Bräsigen sin [33] Glas ankeken: »Is dat von min Bir?« frog hei. »Ja«, bröllte em Bräsig in de Uhren, »un 't is schön Bir, was die Madam Nüßlern braut hat, 'ne ordentliche Rekolljierung for en swacken Magen!« – »All tau riw! All tau riw!« brummte de Oll vör sick hen. De Ollsch att, äwer kek ümmer äwer den Disch weg nah den Drakasten räwer.

De jung' Fru, de de Ollsch ehre Anstalten ordentlich studiert hewwen müßt, kek ehr nah un würd taum Schrecken gewohr, dat de Huw' von den Stänner was; mein Gott! wo was de Huw' blewen? Sei hadd sei sülwst hüt morgen plät't un up den Stänner hängt. – »Wo 's min Huw' tau morgen?« frog de oll Fru tauletzt. – »Laten S' man sin, Mutting«, rep de jung' Fru un bögte sick nah ehr ranne, »ick bring sei Sei nahsten.« – »Is sei all plät't?« – De jung' Fru nickte un dacht jo woll, nu würd Größing sick taufreden gewen; äwer de Ollsch ehr Ogen flankierten düller in de Stuw' herümmer, as sei 't vör föftig Johr nah de jungen Mannslüd' dahn hadden. Den Herrn Entspekter Bräsig föllen all sine Sünnen in, as de Red' up de Huw' kamm, un hei würd sick ok en por mal hastig ümkiken, wo dat Gewächs woll blewen wir, äwer 't wohrt nich lang', dunn schot äwer de oll Fru ehr Gesicht so'n bittersäutes, venynsches Grinen, un ehr let dat as en oltbacken Semmel, de in vergift'ten Zyrup stippt is, üm de Fleigen dormit tau vergewen. – »De sall s' nu woll noch bet plätten?« säd sei un wis'te up Hawermannen sine lütte Lowise. – »Herre Gott, wat is dit?« rep de jung' Fru un sprung up un sach denn ok glik en En'n Huwenband unner dat Kind ehr lütt Kled herutekiken. Sei böhrte dat Kind in de Höcht un wull de oll Fladdus' an sick nemen; äwer de Ollsch was fixer. Hastig ret sei ehren verrungenierten Staat an sick, un as sei den utschaten Dutt un Bräsigen sinen halwinfädelten Bindfaden tau seihn kreg, brök dat Gift bi ehr ut, un sei böhrte ehre Mütz in de Höcht: »Unnützes Gör!« rep sei un makte 'ne Bewegung, as wull sei dat Kind mit de Mütz üm de Uhren slagen.

Äwer Bräsig föll ehr in den Arm un rep: »Was kann das Kind dafor?«, un vör sick hen brummte hei: »Olle Drak!« [34] Un achter Großmutting ehren Stauhl fung en grotes Weinen an, un Mining röhrte: »Nich wedder dauhn! Nich wedder dauhn!«, un Lining rohrte mit: »Nich wedder dauhn! Nich wedder dauhn!« – »Leiwer Gott!« rep de jung' Fru, »dat hewwen de beiden Gören anstift't. Mutting, dat hewwen uns' eigen dahn!« – Äwer de Ollsch hadd ehr Lewen lang ehren Vurtel tau gaud wohrtaunemen verstahn, dat sei ok in ehren ollen Dagen ut ehre Dowheit Profit tau maken verstunn: wat sei nich hüren wull, hürte sei nich; un dit wull sei nich hüren. Sei rep un winkte ehren Mann: »Kumm!« – »Mutting, Mutting«, bed de jung' Fru, »gewen S' mi de Huw', ick will sei wedder taurecht maken.« – »Wer is up de Rägel?« frog de Ollsch un gung mit Oll-Jochen ut de Dör. Jung'-Jo chen makte sick sin Pip wedder an. – »Du leiwer Gott!« säd de jung' Fru, »sei hett recht, ick möt nah de Rägel. Na, Großmutting ward mi in de irsten vir Wochen nich wedder gaud.« – »Murrjahn«, säd Bräsig, »war en alter Hund, un Murrjahn hat sich zuletzt auch geben müßt.« – »Lat't man dat Rohren sin, ji ollen, lütten Wörm«, säd de Mutter un drögte ehre lütten Dirns de Tranen af: »Ji kän't dor ok nich vör, ji sid noch tau dümming. Un nu wes't ok orig un spelt mit lütt Swesting; ick möt gahn. Jochen, seih en beten nah de Kinner«, un dormit stülpte sei sick den Kiphaut up un gung nah de Melkenrägel.

»Swigermutter«, säd Bräsig, »is Deuwelsunnerfutter. Abersten du, Jung'-Jochen«, säd hei tau em, de dor satt, as güng em de Mutter nich un de Fru nich wat an, »du sollst dich was schämen, daß du deine Frau von de Ollsch so mißhandeln läßt.« – »Je, wat sall ick as Sähn dorbi dauhn?« säd Jung'-Jochen. – »Hauen brauchst du ihr grade nich«, säd Bräsig, »weil das deine von Gott angeborne Eltern sünd; aber 'ne kindliche Vermahnung kannst du ihr ab und an machen, als gehorsamer Sohn, daß der Deuwel drein slagen sollt, wenn sie nich Fred in'n Haus' hielten. Un du, Korl Hawermann, zieh dir so'n kleinen Spermang nich zu Gemüt, denn deine liebe Swester hat 'ne gute Natur un hat en fröhlich Herz; sie [35] verwinnt das bald, un die ollen Zackermenters müssen sich zuletzt doch woll geben, denn sie können nich ohne ihr prästieren, denn die jung' Frau is das Ganze in dem Haus'. Abersten« – hir treckte hei 'ne mächtige dreigehüsige Klock ut de Tasch, so'n Ding, de sei 'ne Warmbirsklock näumen – »wahrhaftig, schon stark auf säben! Ich muß machen, daß ich nach mein Gesin'n seh.« – »Täuw«, säd Hawermann, »ick kam en En'nlang mit di. Adjüs so lang', Jochen.« – »Adjüs ok, Swager«, säd Jochen un blew in sin Eck besitten.

As sei nah buten kemen, säd Hawermann: »Äwer, Bräsig, wo kunnst du woll in Gegenwart von den Sähn so von de Ollen reden!« – »Das is er gewennt, Korl. Kein Deuwel mag die beiden ollen Krübbensetters leiden, sie haben sich mit die ganze Nahwerschaft verfeindt, un was die Dienstboten sünd, die laufen ihr meilenweit aus dem Weg'.« – »Du leiwer Gott«, säd Hawermann, »min arm Swester! Sei was so'n fröhliches Kind, un nu in so'n Hus' un mit so'ne Nuss' von en Mann.« – »Da hast du recht, Korl, er is 'ne olle Nuss', un Nüßler heißt er, aber deiner Swester tut er nichts Slimmes, un obschonst er en ollen Schapskopp un man düsig is un nichts von Allertigkeit an sich hat, so is er doch nich so dumm, daß er nich einsieht, daß deine Swester das Ganze regiert.« – »De arme Dirn! Üm minetwillen, üm mi nich tau Last tau liggen, as sei säd, üm uns' oll Mutter ehrentwegen, dat de doch noch bi Lebenstiden ein von ehr Kinner versorgt seg, hett sei den Mann namen.« – »Ich weiß allens, Korl, ich weiß es aus eigene Erfahrung. Weißt du wohl noch? Es war in'n Roggaust, un du sagtst zu mir: ›Zacharies‹, sagtst du, ›dich plagt jo woll der Leibhaftige, du fährst deinen Roggen jo woll noch naß ein‹, un ich sagte: ›Wo so? Den Sonntag haben wir schon Streichelbir gehabt, wo deine Swester auch war, un denn soll ich bei so'n Wetter meinen Roggen nich einfahren?‹ Un dunn sagte ich zu dir, wenn ich mich mal veränderte, denn heuratete ich von alle meine drei Brauten keine andere als deine Swester. Dunn lachst du noch so gelbunt un sagtst, sie wär noch zu jung. ›Was hat die Jungigkeit damit zu tun?‹ [36] fragte ich. Dunn sagtst du noch, meine andern beiden Brauten hätten die Vorhand, un lachtst dabei in Ungläubigkeit von meiner Ernstlichkeit, un dunn trödelte sich die Sach noch 'ne Zeitlang hin, indem daß mein gnedigst Herr Graf sein Wort nich hielt un keinen verheurat'ten Entspekter haben wollt. Un nahstens war's zu lat, da hätte Jung'-Jochen um ihr angehalten, un deine olle Mutter hätte ihr zu stark zugeredt. – Na, es hat nich sein sollen«, säd de olle ihrliche Burß un kek so langs de Näs' dal, »aber wenn ich ihr klein Kropzeug von Dirns so seh un mir das denn so nachdenk, daß das eigentlich meine sein müßten, hör mal, Korl, denn wird mich so zu Mut, as wenn ich de Ollsch un Oll-Jochen un Jung'-Jochen in de grawe Grund rinne pedden müggt. – Aber for die ollen Jesuwiter is 's en wahres Glück, daß deine Swester ins Haus gekommen is mit ihren liebreichen Herzen un fröhlichen Temprament, denn wenn da 'ne andre ringekommen wär, denn hätt's schon lang' Murd un Dodslag geben.«

Sei wiren bi dese Reden ut dat Dörp kamen, un as sei üm den Hof-Goren swenkten, säd Hawermann: »Mein Gott, dor stahn jo woll de beiden Ollen baben up den Barg?« – »Ja«, lachte Bräsig so recht gnittig vör sick hen, »da steht die olle Jesuwiterpackage wieder auf ihr heimliches Flag.« – »Heimlich«, frog Hawermann, »un denn baben up en Barg?« – »Das is 's jo eben, Korl. Das olle Wurmzeug traut keinen Menschen un ihre eigen Kinner nich, un wenn sie sich was sagen wollen, wo ihre gewöhnlichen Mienen und Pantemienen nich ausreichen, denn gehn sie ümmer hier auf den spitzen Äuwer, dat sie um sich sehen können, ob sie auch einer hören kann, un denn bröllen sie sich ihre Geheimnissen in die Ohren. Ja, nu 's die ganze Kanalljerie wieder zusammen, die Ollsch hätte nu woll wieder en Drakenei gelegt, un das sitten sie nu zusammen aus.« – »Sei hewwen 't jo gor tau hild un iwrig«, säd Hawermann. »Kik mal, wo de oll Fru handtiert! Wat mägen sei hewwen?« – »Ich weiß's recht gut, worüber sie judizieren un ruminieren; die Art höre ich schon auf hundert Schritt laufen, denn ich kenne ihr. Un Korl«, set'te hei [37] na en lütt Bedenken hentau un treckte de Ogenbranen hoch in de Höcht, »'s is am besten, du krigst allens gleich zu wissen, daß du dich darnach haben kannst: Sie reden von dir un das Kleine.« – »Von mi un min lütt Dirn?« frog Hawermann verwunnert. – »Ja, Korl. Sühst du, wärst du mit einen großen Beutel mit Geld angekommen, denn würden sie dich mit aller Liebreichigkeit aufgenommen haben, denn Geld is das einzigste, vor das sie Respekt haben; aber in deine augenblickliche Verlegenheit halten sie dich un dat lütt Dirning nich besser, as for en par Freifresser, die ihnen und ihren ollen Ossenpantüffel von Jöching das Brot aus die Mund nemen.« – »Leiwer Gott«, rep Hawermann, »worüm heww ick dat Kind nich bi de Rassows-Lüd' laten? Wo sall ick nu mit dat Worm hen? Weitst du nich 'ne Utkunft? Hir lat ick't nich; hir kann ick't min Schwester wegen all nich laten.« – »Aber natürlichemang auf de Neg' möchtest du sie gerne haben. Nu will ich dir was sagen, Korl, diese Nacht mußt du nu noch bei die Nüßlers-Leut bleiben; morgen gehen wir nach den Herrn Kammerrat auf Pümpelhagen: wird das was, denn sehn wir uns für dem Kinde hier in der Nahwerschaft rum, wird das nichts, denn fahren wir zu Stadt, un da muß sich denn 'ne Gelegenheit finnen, wenn nich anders, bei Kaufmann Kurzen. Un nu adjüs, Korl! Nimm dich die Sache nich zu sehr zu Herzen, 't ward allens wedder beter, Korl.« Dormit gung hei.

»Ja, wenn sei alle so wiren as du«, säd Hawermann, as hei nah sin Swester-Hus taurügg gung, »denn kem ick woll äwer den steidelen Barg. Un räwer möt ick un will ick«, set'te hei mit en fasten Nahdruck hentau, un sin helle Maud, de von Arbeit un sin Gefäuhl för Schülligkeit upfött was, brök dörch de Trurigkeit as de Sünn dörch Dauwolken, »min Swester sall kein Ungelegenheiten dörch mi hewwen, un för min Kind will ick allein sorgen.«

Den Abend, as de Melk upsidt was, gung Hawermann mit sin Swester den Gorenstig entlang, un sei redte von sine un hei von ehre Lag'. – »Ih, Körling«, säd sei, »äwer mi gräm di [38] nich. Ick bün dat nu all gewennt. Ja, 't is wohr, de ollen Lüd' sünd gor tau eigen un snurrig: äwer wenn sei ok wochenlang mit mi mulen, ick heww 't in de irsten Stun'n all wedder vergeten, un Jochen möt ick dat nahseggen, hei leggt mi nicks in den Weg un hett mi noch kein hart Wurd seggt. Wenn hei man en beten ümsichtiger un mihr tau Hand wir! Äwer dat is nich in em tau krigen. Du leiwer Gott, ick heww mit de Huswirtschaft naug tau dauhn, un wenn ick mi ok woll üm de Butenwirtschaft kümmern wull, en Fruenszimmer versteiht dor doch nicks von, un dor is mi denn nu Bräsig 'ne wohre Stütt, denn de kickt alle Ogenblick mal äwer de Feldscheid un up den Hof un in't Hus un bringt Jochen denn af un an en beten up den Draww.« – »Na, geiht denn de Wirtschaft in'n Ganzen gaud un kamt ji dörch mit de Sak?« frog de Brauder. – »As sei gahn süll, geiht sei nich. Dortau will wi tau vel Sporen, un de Ollen liden nich, dat wi wat an't Inventor wennen un dat wi en beten annersüm wirtschaften. Utkam wi jo, un de Pacht is noch ümmer richtig betahlt; äwer nu sünd dor Jochen sin beiden öllern Swestern, de Kopmann Kurzen un de Rektern Balderjan – na, sei hewwen dunn 'ne lütte Utstür kregen –, de liggen nu de Ollen un uns ümmer in de Uhren, dat sei ehr Arwdeil hewwen willen. De Rekter hadd dat grad nich nödig, äwer hei is so'n ollen Näw'kigen; Kurz kann äwer sin Geld bruken, denn hei is en Kopmann un will doch en gröter Geschäft maken. Nu willen äwer de beiden Ollen Jochen binah dat Ganze tauwennen, un von dat, wat sei för sick sülben taurügg behollen hewwen, känen sei sick nich trennen, un de Ollsch, de hett so'n ollen fatalen Spruch, den bed't sei ehr ümmer vör, wenn sei mit so'n Anliggen kamen:


Wer seinen Kindern gibt das Brot
Und leidet endlich selber Not,
Den schlag' man mit der Keule tot.

Äwer 't is Unrecht, grot Unrecht, un Segen kann dor nich bi sin, denn ein Kind is so gaud as't anner; un dat heww ick de [39] Ollen in'n Anfang ok gradtau seggt. Oh, wat würd dat för en Halloh! Sei hadden 't verdeint, un ob ick wat taubröcht hadd? Up de Knei süll ick ehr un Gott danken, dat sei Jochen tau'n Mann maken wullen. – Äwer ick heww Jochen doch dortau kregen, dat hei Kurzen taum wenigsten so nah un nah gegen föfteinhunnert Daler gewen hett. De Olsch het't woll markt un hett dor ok all ümmer up spitzt; äwer den richtigen Grund weit sei doch nich, denn, wil dat Jochen en beten tau umständlich is un hei ok mit't Reken nich recht bewandt is, heww ick de Kass', un dor lat ick Großmutting abslut nich rinne kiken. Ne, Großmutting, so dumm bün ick nich! Wenn ick en eigen Husstand heww, will ick ok min eigen Kass' hewwen. Un dat is de Hauptarger von de ollen Lüd', dat sei nich mihr äwer Jochen as Vörmund spelen känen; äwer Jochen is gegen de virtig ranne, un wenn hei sick nich sülwst regieren will, denn will ick em regieren, denn ick bün sin Fru un bün de Negste dortau, as uns' Fru Pastorin tau seggen pleggt. Nu segg, Korl, heww ick recht oder heww ick unrecht?« – »Du hest recht, Dürten«, säd Hawermann. Dormit säden sei sick »Gun Nacht« un gungen tau Bed.

3. Kapitel
Kapittel 3

Wat Bräsigen sin Herr Kammerrat för 'ne Ort Mann was, un worüm sick Bräsig binah dat Krüz verrenken würd. – Dat Hawermann 'ne Anstellung kreg, un dat de Fru Pastern ehr Kirchenstaul inbraken was. Wo för de lütte Lowise en Unnerkamen funnen ward, un worüm Moses abslut man einen Hosendräger dragen un sick nich bi de preuß'schen Gerichten in Pankrottsaken mellen will. Dat uns' oll Herrgott ümmer noch lewt.


Den annern Morgen kamm Bräsig tau rechter Tid, üm Hawermannen nah Pümpelhagen aftauhalen. De jung' Fru satt up de Del un lohnte de Lüd' af; Jochen satt woll bi ehr un rokte Toback, äwer dat Geschäft besorgte sei. – Von de ollen Lüd' hadd sick noch keiner seihn laten, denn Großmutting hadd tau ehr Swigerdochter segg't, sei wenigstens kem hüt nich runne, denn sei hadd nicks up den Kopp tau setten, un Großvatting [40] hadd seggt, dat lustig Lewen würd ok woll ahn em gahn. – »Dat 's recht nüdlich von die ollen Burßen«, säd Bräsig, »daß sie uns das Mittagessen nich ansäuren wollen, denn, Madam Nüßlern, ich bleib heut mittag hier bei Korlen. Abersten, Korl, wir müssen gehn. Adjüs, lütt Kropzeug!«

As sei up den Hof kemen, stunn Bräsig all wedder still: »Süh mal, Korl, sieht das hier nich aus as in der Wüste Sarah? Hir en Klacken Meß un dor en Klacken Meß! Un süh mal, diesen Graben hat Oll-Jochen noch aufsmeißen lassen, daß doch beileibe all das bischen Jauch in den Dorfteich laufen kann. Un denn die Dächer!« säd hei un gung wider. »Sie haben Stroh genug zu neue Dächer; aber 's is bloß, daß die Ollen zu der Ausgabe von das Dächerlohn schief sehen. Ich geh hier eigentlich bloß aus zwei Ursachen her, einmal wegen meinen Magen un einmal wegen meinen Herzen; denn ich habe das befunden, daß mich das gut bekommt, wenn ich en bischen stark gegessen habe un ärgere mich dann gelinde. Un von meinen Herzen wegen geh ich her wegen deiner Swester un das lütte Kropzeug, daß ich ihr doch en bischen unter die Arm greifen kann; denn Jung'-Jochen, der teigt sich sonst ganz zu as en Rad an'n Reis'wagen 's Winters von hier nah Rostock. Oh, ich möcht' ihn man bloß mal vor'n Meßwagen haben, mit Dreien un vorn auf die Spitz un denn mit der Peitsch dorachter!« – »Süh«, säd Hawermann, as sei up't Feld kemen, »hir hewwen sei doch recht nüdlichen Weiten.« – »Ih ja, er hat 'ne ganz gute Farbe; aber was meinst du, was sie hier säen wollten? – Roggen! – Un worüm? – Weil daß Oll-Jochen hier einundzwanzig Jahr lang in'n Winterslag ümmer Roggen gehabt hätte.« – »Geiht de Slag ganz äwer den Barg räwer?« – »Ne, Korl, so fett fidelt Luchs nich: Speck in Botter bradt un denn mit Lepeln eten; ne, Korl, der da über den Berg herüber, das 's schon meiner.« – »Ih, wo einer dat doch in ein por Johr vergeten kann! Bet hir ranne schüttst du?« – »Ja, Korl, denn Warnitz dehnt sich hellschen in die Längde; auf dieser Seite schießt es bis hier hinein un auf der andern swenkt es sich bis gegen Haunerwiem ranne. [41] Aber, sühst du, von diesen Äuwer hier kann ich dir die ganzen Verhältnissen von der Gegend zeigen. Wo wir hier stehen, das is deinen Swager sein, un das geht man rechtsch bis an meinen Weiten un linksch bis an den lütten Dannenkamp, denn Rexow is man klein, un auf dem Jennseit von dem Dorf liegt man 'ne Wenigkeit von Acker. Rechtsch hinter den Weitenslag liegt nu also Warnitz, un vor uns, wo die Brak anfängt, liegt Pümpelhagen, un hier linksch hinter den kleinen Dannenküsel, das 's schon Gürlitzer.« – »Warnitz is denn woll dat grötst?« – »Ne, Korl, auch das nich! Pümpelhagen hat acht Last mehr un is en Hauptgut, auch von Boniteh; zweiundvierzig Last gebornen Weizenboden. – Ja, wenn das andere all so wär! – Na, der Kammerrat is en guter Mann, auch als Landmann; aber sühst du, da sitzt er nu in Swerin, und um Pümpelhagen kann er sich nich kümmern – da hat er denn männigmal auch so'ne Art von Entspekters gehabt! –, un das Gut hat er dunnmals noch in den teuren Zeiten gekauft, un da stehen 'ne Menge Apotheken darin, daß ihn woll männigmal die Haare weh tun, un denn soll auch sie, was die Kammerrätin is, hellsehen ins Geschirr mit Vesiten un Traktierungen gehen. Aber er is en ordentlicher Mann un hält auch seine Leute gut, un obschonst die Herren von Rambows von alter Herkunft sünd – denn mein gnedigst Herr Graf ladt ihn männigmal zu's Middagbrod, un der geht man mit die Uradligen um –, ist er doch man so ganz dusemang vor sich weg, ahn vel Ümstän'n.«

Hawermann hürte bi dese Nahrichten upmarksam tau, denn de Ding'n kunnen in'n glücklichen Fall mit sine Taukunft tausamhängen; äwer so sihr as em dat ok antreckte, hei kamm in sin Gedanken ümmer wedder up sine ogenblickliche Lag'. »Bräsig«, frog hei, »hest du di dat mit min lütt Dirning dörch den Kopp gahn laten?« – »Was wollt ich nich, Korl! Abersten – weiß der Deuwel! – ich glaub', wir müssen doch am End' zu Stadt nach Kaufmann Kurzen. Sie, die Kurzen, is 'ne ordentliche Fru, un er – na, er is auch man so'n Vokativus, als die Kaufmänner all sünd. Denk dir, hat mich der [42] Kerl vorigen Sommer 'ne Art Hosenzeug angesnackt – was ich for Sünndagsch tragen wollt – war so'ne Art Schakoladen-Kalür – un denk dir, als ich damit des Morgens in'n Dau durch meinen Klewer geh, is sie bis an die Knie ganz krewtrod – rein schörlaken! Un en Käm hat er mich geschickt, war so'n preußschen, so'n ollen süßen, den sie mit allerhand Druppen zusammen fabrizieren. Hab' en ihm aber wieder retuhr geschickt mit en guten Vers, die Hose will er aber nich wieder nemen un ließ mich sagen: er säß auch nich in das Zeug. Na, meint der Kerl denn, daß ich in rote Hosen sitzen will? – Un, Korl, süh! Dies linksch hier is nu schon Gürlitzer.« – »Dat is jo woll de Gürlitzer Kirchtorm?« frog Hawermann. – »Ja, Korl«, säd Bräsig, stunn still, reckte sin Näs' hoch in En'n, treckte de Ogenbranen bet unner de Hautkremp – denn sünndagsch drog hei en Haut –, sparrte sin leiw Mulwark wid up un kek Hawermannen mit en por Ogen an, de dörch em dörch keken un sick wid achter em in de Firn verluren. »Korl!« rep hei endlich, »daß du von den Kirchturm sagst! – Daß du die Nase in's Gesicht behältst! – Uns' Gürlitzer Paster muß ja dein lütt Dirning nemen.« – »Paster Behrens?« frog Hawermann. – »Ja, Paster Behrens, unser alte Paster Behrens, der mir un dir noch bei den alten Knirkstädt in der Provat gehabt hat.« – »Ach, Bräsig, ick will di't man seggen, ick heww binah de ganze Nacht doran dacht, ob dat woll mäglich wir, wenn ick hir up de Neg' bliwen süll.« – »Mäglich? Er muß; denn das is ihm gut, wenn er so'n klein Würming um sich hat, was ihm mittlerweil in die Hand reinwächst, indem daß er selbst keine Kinder hat un seinen Acker verpacht hat un nu weiter nichts nich tut, als in die Bücher lesen un studieren, das 's en andern Menschen schon grün un gelb vor die Augen wird, wenn einer 's bloß von Ferne mit ansieht. Das is ihm gut! Un sie, die Frau Pastern, is so kinderlieb, daß alle Gören im ganzen Dorf ihr anhacken, un dabei is sie 'ne bedräpliche un rendliche Frau un ümmer lustig un paßt sich mit deine Swester ganz kaptal.« – »Ja, wenn dat güng!« rep Hawermann ut. »Wat verdanken wi beiden desen [43] Mann nich allens, Zacharies. Weitst du noch, wo hei uns, as hei noch Kannidat bi den ollen Knirkstädt was, des Winters abends Privatstun'n gaww un schriwen un reken lihrte, un wo fründlich hei gegen uns beiden dummen Jungs was?« – »Ja, Korl, un wo denn ümmer Zamel Pomuchelskopp achter'n Aben lagg un snorkte, daß sich die Balken bögten, während dem daß wir in den Wissenschaften waren. Weitst woll noch mit's Rechen, as wir in die Regeldetri kamen? Man suche die vierte unbekannte Größe – un denn wurd erst der Ansatz genommen, un denn gung's los! In der Fixigkeit war ich dir über, aber in der Richtigkeit warst du mir über, auch in der Ottographie; aber in dem Stiel, in Briefschreiben un's Hochdeutsche, da war ich dir wieder über, un in diesen Hinsichten habe ich mir nachher ümmer weiter befleißigt, denn jeder Mensch hat sein Lieblingsthema, un wenn ich zu dem Paster komm, denn bedank ich mich noch ümmer bei ihm, daß er mir Bildung beigebracht hat, un denn lacht er so vor sich hin un sagt, er müßte sich mehr bei mir bedanken dafür, daß ich ihm dazumalen seinen Acker verpacht hätte un daß er nu auf en guten Kuntrakt säße. Er hält was auf mir, und wenn du hier ankommst, gehen wir nach ihm rüber, un du sollst sehn, er tut's.«

Mit de Wil wiren sei nah Pümpelhagen ranne kamen, un Bräsig namm nu Hawermannen ganz in sin vörnehmeres Fohrwater, as hei up den Hof up en ollen Bedeinten lossegelte un frog, ob de Herr Kammerrat woll tau Hus un tau spreken wir. – Hei wull de Herrn anmellen, säd de Mann; ob hei nich de Herr Entspekter Bräsig wir? – »Ja«, säd Bräsig. »Sühst du, Korl, er kennt mir, un der Herr Kammerrat kennt mir auch. Un – hast du's woll bemerkt? – ordentlich anmellen! Unnerdem tun's die Adligen nich; mein gnedigst Herr Graf läßt sie sich ümmer von drei Stück anmellen, d.h., einer mellt's ümmer den annern, bis 's der Herr Kammerdeiner zuletzt ihm mellt, wobei denn männigmal hellsche Spaßigkeiten passieren als neulich mit den Kammerjäger. Der Erste mellte den Zweiten staats Kammerjäger Oberjäger, [44] un der Zweite setzte noch en Meister an, un der Dritte mellte den Herrn Grafen einen Oberjägermeister, un as nu mein gnedigst Herr Graf den frömden Herrn recht mit en Aweck empfangen wollte, dunn was't de oll Rottenfänger Tibäul.«

De Bedeinter kamm taurügg un führte sei in en gerümig Timmer, wat woll anstännig, äwer dörchut nich äwermaten fin utmöbliert was; in de Midd stunn en groten einfachen Disch vull Papieren un Reknungen. Achter den Disch stunn bi ehren Intritt en tämlich groten, magern Mann up, de in sinen Gesicht en sinnigen Utdruck hadd, in den sin ganzes Wesen 'ne stille Äwerleggung lagg un in den sinen Antog, obschonst hei ganz vullstännig taum Utgahn inricht't was, de sülwige Einfachheit tau seihn was as in den Husrat von de Stuw'. Hei kunn in den Anfang von de Föwtiger sin, un sin düsteres Hor spelte all stark in't Grise, ok müggt hei woll kortsichtig wesen, denn as hei üm den Disch rümmer gung, üm de beiden Gäst in Empfang tau nehmen, langte hei irst nah 'ne Lorjett, namm sei äwer nich in Gebruk un gung dicht an sinen Besäuk heran: »Ah, Herr Inspekter Bräsig!« säd hei ruhig. »Womit kann ich dienen?« – Unkel Bräsig hadd sick äwer so dägern in vörnehme Redensorten verhaspelt, dat hei sick dor nich so glik up en Slump rute wiren kunn; ahn sick also bi em wider uptauhollen, kek de Kammerrat Hawermannen ganz ut de Neg' an: »Sie wünschen ...? Aber«, unnerbrok hei sick, »ich sollte Sie kennen. Warten Sie – waren Sie nicht vor zehn oder zwölf Jahren in Kondition bei meinem Bruder?« – »Ja, Herr Kammerrat, und mein Name ist Hawermann.« – »Richtig, richtig! Und was verschafft mir das Vergnügen, Sie bei mir zu sehen?« – »Ich habe erfahren, daß der Herr Kammerrat einen Inspektor suchen, und da mir mit einer solchen Stelle gedient wäre ...« – »Aber Sie haben ja eine Pachtung in Pommern, wie ich gehört zu haben glaube«, föll em de Gaudsherr in de Red'. – Nu was't äwer de höchste Tid, dat Bräsig, wenn hei äwerall noch wat von Bedüden seggen wull, sick in't Middel läd: »Das hätte er auch, Herr Kammerrat von Rambow, aber gehabt, un dafor gibt der Jude nichts mehr. Er is [45] auch, wie viele Ökonomiker, in die schlechten Konjekturen geraten, un die Miserabligkeit un Slechtigkeit von seinen Verpächter hat ihn rungeniert. Was sagen Sie dazu, Herr Kammerrat?«

Achter den ollen Burßen sinen Rüggen lachte dat recht hell bi dese Red' up, un as hei sick ümkiken ded, kek em dat smucke Gesicht von en teihn- bet twölwjöhrigen Knawen entgegen, dat so utsach, as: »Paß gaud up, dor kümmt glik noch wat.« Ok de Kamnierrat vertröck sin Min en beten taum Lachen; äwer taum Glücken föll Unkel Bräsig seindag' nich in, dat so'n Lachen wat anners sin künn as dat natürliche Wollgefallen an sine wollgeset'te Red', hei slot also ganz irnsthaft: »Un da is er denn Kopphester gegangen.« – »Das bedaure ich recht von Herzen«, säd de Kammerrat, »ja«, set'te hei mit en lisen Süfzer hentau, »es sind harte Zeiten für den Landmann gewesen; aber wir müssen hoffen, daß es besser kommt. Was nun Ihr Anliegen betrifft – Axel, geh einmal nach drüben und sieh zu, ob das Frühstück aufgetragen ist –, so ist Ihre Voraussetzung richtig: ich habe meinen bisherigen Inspektor plötzlich entlassen müssen wegen – nun, ich will sagen, wegen nachlässiger Rechnungsführung, und ich suche einen passenden Mann an seiner Stelle. Aber«, säd hei, as sin Sähn de Dör upmakte un mellte, dat dat Frühstück prat wir, »die Herren haben noch nicht gefrühstückt, wir machen die Sache am besten beim Frühstückstische ab.« Dormit gung hei nah de Dör, blew stahn un makte 'ne Handbewegung, de sei taum Vörtritt inladen süll. – »Korl«, flusterte Bräsig, »nich wohr? Ganz wie unserein!« – Äwer as Hawermann ruhig up de Inladung vöran gung, treckte hei de Ogenbranen hoch in de Höcht un reckte de Hand ut, as wull hei sinen Fründ bi de Rockslippen wedder taurügg trecken, dorbi stellte hei sine lütten, verschrabenen Beinpall hellschen utwarts un dinerte as en Klappmetz: »Ih, wo werd ich! Bitte äußerst! Herr Kammerrat haben ümmer das Preh!« – Un sine Diner wiren nich von slichten Öllern, denn hei hadd en lang' Liw un korte Beinen, un de hüren tau'n ordentlichen Diner.

[46] De Kammerrat müßt sin Kumpelmenten man ut den Weg' gahn, dat de oll Burß sick nich dat Krüz verrenken ded. Bi't Frühstück würd denn nu de Sak afspraken un afslaten; Hawermann würd annamen mit en gaudes, utreikendes Gehalt, wat sick von fiw tau fiw Johr uphögen süll, un de einzige Bedingung, up de de Kammerrat en Gewicht läd, was, dat hei sinen Posten glik antreden süll. Dat versprok de ni Entspekter denn ok, un as de anner Dag tau de Wirtschafts-Äwernam fastset't was, dat de Kammerrat em doch vör sine Afreis' noch hir un dor wat wisen un mit sinen Willen bekannt maken kunn, un as Bräsig taum Sluß in'n Korten den »betrübten« Lewenslop von den ollen, föfteihnjöhrigen Vullblaud-Wallach vertellt hadd, de grad als Vörbimähr up den Hof sine Geschäften besorgte, un dat hei noch »die Ehre hätte, den ollen Schinder ungeboren zu kennen«, dat de Kretur in ehre jungen Johren »ein Fohlen gewesen wär, wie's in's Buch steht«, sick äwer nahsten mit »Spatt un Hasenhacken un allerlei Deuwelszeug bemengt hätte, wofür er nu vör den Meßwagen seine Bestrafung krigte«, nemen de beiden Entspekters ehren Afschid.

»Bräsig«, säd Hawermann, als sei buten wiren, »mi 's en Stein von'n Harten follen. Gott sei Dank! ick bün wedder in Dädigkeit, un de ward mi up anner Gedanken bringen. Nu nah Gürlitz! Ach, wenn't dor doch ok so gaud glücken wull!« – »Ja, Korl, du kannst von Glück sagen, denn, nimm mich's nich übel, es fehlt dich die Lebensart un der feine Plüh, mit Edelmänner umzugehn. Wo konntst du so woll sein! Wo konntst du woll vor dem Kammerrat durch die Tür gehn?« – »Bräsig, as hei mi dortau nödigen ded, was ick sin Gast, un hei was noch nich min Herr; nu ward ick't nich wedder dauhn, un, verlat di dorup, hei ward't ok nich wedder dauhn.« – »Na, Korl, ich sag' auch man, abersten bei dem Paster, da überlaß mir die Sache; das will mit Finessen angefaßt sein.« – »Ja, Zacharies, in Gottes Namen. Wenn't nich för min oll lütt Dirning wir, ick hadd nich den Maud, en Minschen üm [47] so'ne grote Sak antauspreken. Willst du't mi afnemen, so holl ick't för en wohres Fründschaftsstück.«

As sei gegen de Gürlitzer Kirch kemen, hürten sei an den Gesang, dat de Kirch noch nich ut was, un as sei in't Pasterhus treden un in de Wahnstuw', kamm ehr 'ne lütte, quicke, runne Fru entgegen von en Johrener virtig. Allens was rund an ehr: de Arm un de Hän'n un de Fingern, de Kopp un de Backen un de Lippen, un de Ogen keken so rund un krall ut dat runne, pralle Gesicht, as hadd meindag' kein Led un Truer de Ogenleder dal drückt, un so'n lustiges Lewen quüll ut all ehre Minen un Bewegung, dat einer glöwen müßt, hei künn von butwennig seihn, wo dat frische, rode Blaud dörch dat warme Hart rullte. – »Gun Dag, Herr Bräsig, na, setten S' sick! Setten S' sick ok. Ja, dat helpt nich! Min Paster is noch in de Kirch, hei würd schön schellen, wenn ick Sei weglaten hadd. Setten S' sick doch ok, Herr ..., wo heiten Sei? – Ja, ick wir ok girn hüt tau Kirch gahn, äwer denken S' sick, de Pasterstauhl is vergangen Sünndag intweibraken. Du leiwer Gott, dor drängt sick allens rinner, un einer mag denn ok nich ›Ne‹ seggen – un uns' oll Discher Prüßhawer süll en wedder maken, un de oll Mann het't mit en Fewer kregen.« So rullte dat rund ut den lütten runnen Mund, as wenn ehr Würd' bunte, glatte, blanke Billardkugeln wiren, de en fröhlich Kind äwer dat gräune Laken hen un her scheiten lett.

Bräsig stellte nu Hawermannen vör as en Brauder von de Madam Nüßlern. »Sei sünd ehr Brauder? Ehr Korl-Brauder? – Nun, setzen Sie sich, setzen Sie sich! Was wird mein Paster sich freuen! Immer, wenn Madam Nüßler bei uns ist, wird von Ihnen gesprochen – immer Gutes – der Herr Inspektor weiß es. – Mein Gott, Bräsig, wat hewwen Sei mit min Gesangbauk tau dahn! Laten S' mi dat Bauk liggen! Sie lesen doch nicht darin, Sie sind ein alter Heide. Das sind Sterbelieder, und was haben Sie mit Sterbeliedern zu tun? Sie wollen ja wohl ewig leben? Sie sind nicht besser wie der ewige Jude. Lieber Gott, man muß doch auch einmal ans Sterben denken, und weil unser Kirchenstuhl gebrochen ist, und der [48] alte Tischler das Fieber hat, so habe ich für mich ein paar Todesbetrachtungen gelesen.« Un dorbi flog sei as Quicksülwer hen un her un läd de Bäuker an de Sid un wischte hir un dor Stoww af, wo gor kein lagg, un putzte un polierte in de Stuw' rümmer, de so blank as en Putzkasten was. – Mit en mal stunn sei still, horkte nah de Käk herute un rep. »Richtig! Nu laten s' mi doch de Supp äwerkaken!« Un rut was sei. – »Nich wohr, Korl«, säd Bräsig, »dor 's Temprament in! un was for 'ne dägte Gesundheit! – Nu laß mich aber, ich bring's nu ins Gleiche« un gung achter de Fru Pasturin her.

Hawerman kek sick in de Stuw' üm; wat was dat allens so sauber, so behaglich, so heimlich un so vull Freden! Dor hung en schönen Christuskopp äwer den Sofa, un üm em rümmer un unner em de Biller von de Öllern von den Herrn Pastur un de Fru Pasturin un ehre Verwandten, weck bunt, weck swart, weck grot, weck lütt, un uns' Herr Christus hadd de Hän'n tau'n Segen upböhrt, un nu hadd de Fru Pasturin em ehre ganze Verwandtschaft unnerschaben, dat sei dat Best von den Segen afkregen, wil sei sei för de Negsten dortau höll. Ehr eigen Bild ut jüngern Johren un ehren Paster sin hadd sei in Demaud bi dat Finster en beten betaf henhängt; äwer Gottes Sünn, de dörch de slohwitten Gardinen kek un de annern Biller vergold'te, drop ehre beiden Biller irst recht. Dor stunn en lütt Bäukerschapp vull geistliche un weltliche Bäuker, en beten krus dörchenanner, äwer sei makten sick sihr schön, denn sei wiren mihr nah den Inband as nah den Inholt tausam stellt. Un wenn einer glöwt, dat sei, wil sei ok plattdütsch sprok, keinen Gefallen un keinen Verstand von hochdütsche Schriwwten hadd, denn brukte hei blot en Bauk uptauslahn, wo en Teiken lagg, un hei würd wohr warden, dat de anteikenten Städen em ok tau Hart un Gemäud reden deden, dat heit, wenn hei ok so vel Hart un Gemäud hatt hadd as de Fru Pastern; und hadd hei gor dat Kakbauk upslahn, denn hadd hei inseihn, dat de Fru Pasturin ebenso gaud tau studieren verstunn as de Herr Pastur, denn sei hadd [49] grad so as hei ehre Anmarkungen an den Rand schrewen, un wo nieks gegenschrewn was, dorbi kunn sick einer dorup verlaten, dat wiren den Herrn Paster sine Leiwlingsgerichte, »un dorbi«, säd sei, »bruk ick keine Fedder antausetten, denn de weit ick utwennig.«

Un hir in desen Freden, in dese saubere Behaglichkeit süll Hawermannen sin Kind, wenn Gott sinen Segen dortau gaww, sine jungen Johren verlewen! Dese Segenhän'n von dat Christusbild wiren ok äwer sin Kind utstreckt, dese Gottessünn süll ok up em schinen, un dat, wat grote un gaude Minschen för de Welt in de Bäuker schrewen hadden, süll sine junge Seel eins upwecken ut den Kindheitsdrom un belewen un erfreu'n. – Em würd gor tau weikmäudig.

Äwer as hei noch so in Hoffen un Fürchten satt, kamm de Fru Pasturin in de Dör, mit rodgeweinte Ogen: »Seggen S' mi nicks mihr, Herr Hawermann, seggen S' mi gor nicks mihr! Bräsig hett mi allens seggt, un Bräsig is en wohren Heid, äwer hei 's en gauden Mann un en trugen Fründ von Sei, un min Paster denkt ebenso as ick, dat weit ick, denn wi sünd ümmer einig, un dat lütt Dirning? Du leiwer Gott, ja! Die alten Nüßlers sind eine hartherzige Art«, un dorbi peddte sei drist mit en Faut up. – »Die Alte«, schow Bräsig bi dit Tempo fix dormang, »die Alte ist eine Nimmersatterin.« – »Recht, Bräsig, das ist sie auch; aber mein Pastor soll den beiden Alten ins Gewissen reden; nicht wegen des kleinen Mädchens, das kommt hier zu uns her, oder ich müßte meinen Pastor nicht kennen.«

Indem, as Hawermann sinen deipsten Dank utspreken ded, kamm Fru Pastern ehr Paster an, denn sei nennte em ümmer, wenn sei von em sprok, ehren Paster, wil dat hei würklich mit Liw un Seel ehr was, un ehren Paster nennt sei em, wegen sine eigene Würd un wil't em von Amtswegen taukamm. Hei kamm in Horen äwer den Kirchhof un Parrhof räwer tau gahn, denn dese hogen Sanftmützen, de unse gauden Protestanten-Preisters mit de rußschen Popen einfohrig maken, wiren dunn noch keine Mod', taum wenigsten up den Lan'n nich, [50] un staats de groten Halskrusen, de so laten as de witte puzellanene Teller, up den de Herodias ehren Steifpapa dat Höwt von den Täufer-Johannes presentieren ded, hadd hei en Por lütte, unschüllige Böffkens, de em sine leiwe Fru Regine in alle christliche Ihrfurcht sülwst neiht, stiwt, plät't un ümbunnen hadd, denn dese lütten, unschinlichen Dinger höll sei mit Recht för de eigentliche Preister-Uneform un nich dat oll lütt Mäntelken, wat mit en virkantig Brett baben in den Rockkragen steken würd, »denn«, säd sei, »meine liebe Madam Nüßler, so einen kleinen Mantel hat unser Küster auch, aber Bäffchen darf er nicht umbinden; und wenn ich meinen Paster so mit der Zierde seines Standes auf der Kanzel sehe, ich weiß nicht, dann kommen mir die kleinen weißen Dinger, wenn sie sich bei seinen Worten, bald das eine, bald das andere, so heben und senken, wie ein Paar Engelflügelein vor, auf denen einer geradeswegs zum Himmel fahren kann, bloß daß mein Paster die Flügel vorn und die Engel sie hinten haben.«

Na, en Engel was nu ehr Paster nich, un hei was de letzt, de sick dorför utgaww, äwer bi alle Uprichtigkeit, de von sin Gesicht lücht'te un keine Rücksichten tau kennen schinte, lagg dorup so'ne fründliche Nahsicht, so'n still, gaudes Wesen, dat einer em up den irsten Blick glik för en brawen Mann hollen müßt, un wenn einer em 't ok anseihn kunn, dat hei sin Lewlang sick mit irnste Saken afgewen hadd, denn kunn hei doch – natürlich irst, wenn em de Fru Pastern den Mantel un de Böffkens afnamen hadd – ut sine Ogen en fröhliches Hart un üm sinen Mund en unschülligen Spaß flackern seihn, un wenn hei den Geistlichen uttreckt hadd, dunn stunn hei dor as en Mann, de ok woll in weltlichen Dingen en gesunnen Rat gewen un 'ne hülprike Hand utrecken kunn.

As hei in de Stuw' tred, kennte hei Hawermannen up de Städ' wedder un gung up em los. »Guten Tag, lieber Freund, wie? seh' ich Sie einmal wieder? Wie geht es? – Guten Tag, Herr Inspektor!« – Un as nu Hawermann em wedder begrüßen ded un Bräsig all von de Ursak von ehren Besäuk anfangen [51] wull, sprung de Fru Pasturin dortwischen un namm ehren Paster dat geistliche Rüsttüg af und rep dormang: »Nichts! Nichts, Herr Hawermann. – Bräsig, will'n Sei woll! – Das sollst du alles von mir zu wissen kriegen«, säd sei tau ehren Mann, »denn wenn die Veranlassung auch eine traurige ist – ja, Herr Hawermann, eine gar zu traurige! –, so wird es für dich doch eine Freude sein. – Komm, komm!« Un dormit treckte sei em in sine Studierstuw' herinne. »Denn ich bin die Nächste dazu!« rep sei ut de Dör as Entschuldigung taurügg.

Nah 'ne Wil kamm de Paster mit sine Fru wedder rinne in de Stuw' un gung mit bestimmten Schritt un en fasten Utdruck in't Gesicht up Hawermannen tau: »Ja, lieber Hawermann, ja! Wir wollen es tun, und was an uns liegt, gerne tun«, un drückte em de Hand, »aber«, set'te hei hentau, »wir haben keine Übung in der Kinderpflege, doch werden wir's lernen. Nicht wahr, Regine, wir werden's lernen«, as wull hei mit desen lütten Spaß Hawermannen äwer de deipe Rührung räwer helpen, de in sin Gesicht un in sin ganzes Wesen arbeit'te. – »Herr Pastor«, brök hei endlich ut, »Sie haben schon früher so viel an mir getan, aber dies ...!« Un de lütt Fru Pasturin grep nah ehr Trostmiddel un Handwarkstüg, wat sei bi jede Äwerraschung in Freud' un in Led tau Hand namm, nah ehren Wischdauk, un wischte hir un wischte dor un hadd jo woll Hawermannen de Tranen dormit afwischt, wenn hei sick nich afwendt hadd, un rep ut de Dör nah Frideriken: »Nu, Rike, gah mal glik hen nah de Wewerfru, un sei süll mi ehr Weig' mal schicken – denn sei brukt sei grad nich«, set'te sei för Bräsigen hentau. Un Bräsig – as müßt hei de Ihr von dat Hawermannsche Hus vertreden – säd sihr wichtig: »Frau Pastern, wo denken Sie hin, dat oll lütt Dirning is all ganz hartlich!« Un de Fru Pastern lep wedder an de Dör un rep dat Mäten taurügg: »Rike! Rike! Kein Weig – 'ne lütt Beddstell süll sei mi leihnen, un denn gah mal glik nah de Kösterdochter ran, un ob sei hüt Nahmiddag nich – ach, du leiwer Gott, 't is hüt Sünndag! Aber wenn dir dein Esel in den Brunnen [52] gefallen ist, un so wider – ja, segg ehr, ob sei mi nich en por lütte Bedden stoppen helpen künn. – Denn dit is nich heidnisch, Bräsig, dit is 'ne Notsak un hett wat anners in'n Mun'n, as wenn Sei sünndagsnahmiddags Ehren Herrn Grafen sinen Weiten inführen laten. – Und, mein lieber Herr Hawermann, noch heute muß das kleine Mädchen zu uns her, denn, Franz«, säd sei tau ehren Mann, »die alten Nüßlers gönnen nicht einmal solchem kleinen Wurm das Mittagessen, und, Bräsig, ungegönntes Brot ...«, hir was sei en beten ut de Pust, un Bräsig föll in: »Ja, Frau Pasturin, ungünnt Brod soll fett machen, aber diese Art Fettigkeit hol der Deuwel!« – »Sie alter Heide, wie können Sie in einem christlichen Pastorhause so fluchen!« rep de Fru Pastern. »Aber das Kurze und das Lange von der Sache ist: das kleine Mädchen muß heute noch her.« – »Ja, Frau Pastorin«, säd Hawermann äwerglücklich, »ich bringe sie Ihnen heute her. Meiner armen Schwester wird's sehr leid tun; aber es ist besser so für sie und ihren Hausfrieden und für mein Kind ...!« Hei gung up de beiden Pasterlüd' tau un dankte so heit, as 't em dat dankborste Hart ingaww, un as sei adjüs seggt hadden un buten wiren, halte hei deipen Aten un säd tau Bräsigen: »Hüt morgen sach mi de Welt noch so düster ut, un nu schint mi de Sünn wedder hell in't Hart, un ick heww hüt doch noch en suren Gang tau gahn; äwer 't is en Glücksdag, un 't mag jo ok woll äwerein kamen.« – »Was hast du denn noch for einen Gang?« frog Bräsig. – »Ick möt nah Rahnstädt tau den ollen Moses, de hett sid annerthalben Johr en Wessel von mi up fiwhunnert Daler; hei hett sick bi minen Bankerott gor nich mellt, un ick möt de Sak mit em afmaken.« – »Das mußt du, Korl, un zworsten auch darum, weil der alte Moses noch lang' kein von de legsten is. Nu will ich dir sagen, was wir for en Schlachtplan auf heute machen: wir gehn nu beide nach Rexow retuhr un essen da Middag, Nahmiddag muß Jung'-Jochen anspannen lassen, un du bringst deine Kleine nach Gürlitz, fährst von da nach der Stadt un kommst auf den Abend zu mir nach Warnitz un bleibst die Nacht da un kannst [53] ja denn morgen schon nach Pümpelhagen rüwer gehn, weil der Herr Kammerrat doch schon auf deine baldige Anwesenheit respektiert.« – »Recht«, säd Hawermann, »so sall't sin.«

Sei kemen an, dat Middag würd eten, un Bräsig bröcht dat Gewarw von 't Führenlaten bi Jung'-Jochen an. – »Versteiht sick von sülwst«, rep Madam Nüßlern. – »Ja, 't versteiht sick von sülwst«, säd Jochen un gung sogor sülwst rut un bestellte dat Anspannen. – »Korl«, säd de Swester, »min leiw' Brauder, wo girn, wo herzlich girn ...! Du weitst Bescheid, Bräsig ward di 't seggt hewwen. Äwer, du leiwer Gott, wenn Fred in'n Hus' sin sall! – Glöw man jo nich, dat Jochen anners as ick denkt; hei hett dat Dörchgripen man blot nich in sick un kann de Würd' nich von sick gewen. Ick will mi äwer nah din Kind ümseihn, as wenn't min eigen wir, obschonst dat bi Pasters nich nödig deiht.«

De Wagen führte vör. – »Wo Deuwel!« rep Bräsig, »Jung'-Jochen, du hast jo woll gor deine Staatseklepasch, de oll gelbeinig Kutsch spandiert!« – »Ja, Herr«, säd Krischan, de vörn up den Sitz satt, »wenn wi mit de oll Dam man heil henkamen, denn sei is hellsehen ut den Buck, un de ollen Räd' klappern, as wenn Lin rummelt ward.« – »Krischan«, säd Bräsig, »du mußt erst en bischen in den Dorfteich fahren un nahsten in die Gürlitzer Bäk un denn vor Rahnstädt in den Poggenpaul, daß die Räd' anziehen.« – »Na«, säd Krischan, »denn ward ick woll en richtigen Seefohrer warden.«

As Hawermann Afschid namen hadd un sin lütt Dirning in den Wagen satt, drängte sick Jung'-Jochen mit ne Hast dörch de Gesellschaft, dat allens schu ut den Weg' gung un sine Fru utrep: »Na, wat ward nu los?« – »Da!« säd hei un stek de lütt Lowise en Pund fleigen Markur in de Hand, denn annern rokte hei nich; äwer 't was man butwennig, denn as Hawermann genauer tausach, funn hei en grot Stück Stuten, dat Jung'-Jochen blot en beten in Tobackspoppier inwickelt hadd, wil just nicks anners tau Hand was. – De Fohrt gung af.

[54] Krischan namm den Dik un de Bäk vörschriftsmäßig mit; tau Gürlitz würd de Lütt afgewen, un ick will wider nicks dorvon vertellen, as dat dat lütte, smucke Gör unner Küssen un Straken von einen taum annern gung un sick in sinen unschülligen Unverstand in de frömden Lüd' tau finnen schinte. – Hawermann führte nah Rahnstädt tau Mosessen.

Moses was en Mann hoch in de Föwtigen, hei hadd en grotes, klaukes Og unner starke swarte Ogenbranen, obschonst sin Kopp all binah witt was; en vulles Ogenled un düstere Wimpern gewen em en Anschin von Sachtmäudigkeit; hei was middelgrot un von 'ne behagliche Vülligkeit; sine linke Schuller was en beten höger as sine rechte, un dat kamm von sinen Griff. Wenn hei nämlich von sinen Stauhl upstunn, denn grep hei mit de linke Hand in sine linke Rocktasch un fat'te sick unnerwarts den Hosenquedder in de Hos', dat sei em linksch nich dalgliden süll, denn hei drog man einen Hosendräger up de rechte Sid. – »Woßu?« säd hei tau sin Blümchen, wenn sei em tau den tweiten Hosendräger bereden wull, »as ich war jung un war arm un hatte kein Geld, hab' ich gemacht Geschäfte mit einem Hosendräger un habe gefrei't um de Blümche mit einem Hosendräger, nu daß ich bin alt un bin raich und habe Geld und habe de Blümche, woßu brauch' ich denn ßwai Hosendräger?« Un denn strakte hei sin Blümchen eins äwer, grep in de linke Rocktasch un gung wedder an't Geschäft.

As Hawermann bi em rin kamm, sprung hei up: »Wahrhaftigen Gott! Wahrhaftigen Gott, 's ist der Hawermann! Hab' ich dir nich immer gesagt«, wennte hei sick an sinen Sähn, »der Hawermann is gut, der Hawermann is en ehrlicher Mann.« – »Ja, Moses«, säd Hawermann, »ihrlich woll – äwer ...« – »Steh auf, David, laß Herr Hawermann sitzen, hier bei mir sitzen, Herr Hawermann hat mir was zu sagen, und ich hab' Herr Hawermann was zu sagen. Siehst du«, wennte hei sick an sinen Sähn, »David, was hast du gesagt? Ich soll mich melden bei die preußschen Gerichten. Was hab ich gesagt? Ich werd mich doch nich melden bei die preußschen [55] Gerichten; Herr Hawermann is en ehrlicher Mann. Ich hab mich einmal gemellt, es war in 'ner Sach mit en preußschen Kannedaten, as ich hab' gemahnt den Kerl, hat er mir Brief geschrieben, ich soll nachlesen en Vers aus 'm christlichen Gesangbuch. – David, wie heißt noch?« – »Es war en ganz entfahmter Vers«, säd David:


»Mein Gewüssen beußt mich nicht,
Moses kann mich nicht verklagen,
Der mich frai und ledig spricht,
Würd aach maine Schulden tragen.«

»Ja«, rep Moses, »so hat er gehaißen! Un as ich nu hab' den Brief geßaigt, da haben die preußschen Gerichten gelacht, un as ich hab' meinen Wechsel geßaigt, da haben sie mit de Schulter geßogen und haben auch gelacht. – Haha! hab' ich gesagt: Sie mainen, das Peppier is gut, aber der Kerl daugt nichts. Da haben sie gesagt, ich hätt' recht, haben sie gesagt; aber ich könnt' en lassen einsperren, müßt' en aber beköstigen. Daß du krigst den Dalles! Muß ich bezahlen Auslagen un Kosten un en Termin un den ganzen Prozeß un nu noch Futterkosten for den Schweinigel? – Laß en laufen! hab' ich gesagt. – Nein, der Herr Hawermann is mir besser als die preußschen Gerichten.« – »Ja, dat is allens recht gaud, Moses«, säd Hawermann benau't, »äwer betahlen kann ick nich, wenigstens up Stun'ns nich.« – »Na«, säd Moses un kek em en beten fragwis' an, »Sie werden doch was übrig behalten haben?« – »Keinen roden Schilling«, säd de Landmann bedräuwt. – »Gott du gerechter!« rep Moses, »keinen roden Schilling!« un sprung up un fohrte sinen Sähn an: »David, was stehst du? was kuckst du? was hörst du? Geh hin un hol's Buch her.« Dormit fung hei an, unrauhig in de Stuw' hen un her tau gahn. – »Moses«, säd Hawermann, »laten S' mi Tid, Sei sälen Geld un Tinsen bi Heller un Penning wedder hewwen.« – Moses stunn still un hürte in deipen Bedenken up dit Wurd. – »Hawermann«, säd hei tauletzt [56] plattdütsch, »Sei sünd doch en ihrlichen Mann!« Denn de Juden nah de olle Welt makten 't grad so as de Christen, wenn 't ehr an 't Hart grep, redten sei plattdütsch. Un as David nu mit dat Bauk kamm, säd de Oll: »David, was soll das Buch? Trag's Buch weg. – Nu, wat is't?« wennt hei sick an Hawermannen, »ick heww anfungen mit Nicks, Sei hewwen ok anfungen mit Nicks, ich heww makt en Geschäft, Sei hewwen ok makt en Geschäft, mi het't glückt, Sei het't nich glückt; ick bün düchtig dor, Sei sünd ok düchtig dor, denn Sei kennen Ehr Sak. Wat nich hüt is, is morgen; känen Sei doch morgen wedder 'ne Städ' krigen, känen Sei mi betahlen, denn Sei sünd en ihrlich Mann.« – »'ne Städ'«, säd Hawermann vel lichter üm't Hart, »heww ick all wedder, un de Städ' is gaud.« – »Wo?« frog Moses. – »Bi den Kammerrat up Pümpelhagen.« – »Schön, Hawermann, schön. Is en guter Mann! Hat er auch mit de schlechten Szaiten zu tun, is er doch en guter Mann; macht er auch kein Geschäft mit mir, is er doch en guter Mann. – Blümche!« rep hei ut de Dör, »Herr Hawermann is hir. Bring heut ßwai Tassen Kaffee 'rein!« Un as Hawermann den Koffe utslahn wull, set'te hei hentau: »Lassen Sie, Herr Hawermann, lassen Sie! As ich war jung un mußt' mit den Packen gehen zu Land', und es war kalt, hat mir Ihre Mutter oft gegeben 'ne warme Tasse Kaffee; as Sie noch Entspekter waren, haben Sie mich lassen fahren ganz for umsonst. Na, wi sünd doch ok Minschen. Drinken Se! Herr Hawermann, drinken Se.«

So kamm ok des' Sak in de Reih', un as Hawermann den Abend bi Bräsigen ankamm, was sin Hart lichter, vel lichter, un as hei des Abends in't Bedd den Dag äwerdachte, kemen em Gedanken, ob nich 'ne leiwe Stimm baben för em beden hadd, un ob nich 'ne leiwe Hand dat verwirte Klugen von sine Taukunft glatt utenanner wickelt hadd, dat hei an en schiren Faden sin Lewen entlang gahn kunn.

Den annern Morgen stellte hei sick up Pümpelhagen in, un as de Kammerrat mit sinen lütten Sähn nah en por Dagen afreis'te, hadd hei sick in de nige Wirtschaft vullstännig rinne [57] funnen un was in vulle Dädigkeit; un dat blew hei in stille Taufredenheit männig Johr, dat Led hadd uttowt, un wat em Freud' maken ded, was von jenne Ort, de de Minsch nich allein genütt, de hei mit en annern Minschen deilen möt.

4. Kapitel
Kapittel 4

Wer eigentlich den Minschen as en Burrkäwer an en Faden burren lett un denn männigmal an den Faden treckt. Wo Bräsig, de ollen Größings, Jochen Nüßler, Herr Paster, Moses, Hawermann üm de lütt Lowise, all an desen Faden regiert warden. Worüm de Herr Kammerrat so redselig ward, un wat Hawermann för 'ne Nahwerschaft kriggt. Wat de Herr Kammerrat mit Mosessen tau dauhn hadd, un worüm de Kürassierleutnant in sin Vaders Fauttappen un David ut sin Vaders Fauttappen tred.


Up den Slag bi de Mähl stunn äwer Johr wedder Brakweiten, as in dat Johr, in dat Hawermann up dat Gaud tautrecken ded. In elben Släg lagg dat Gaud; elben Johr wiren also sörre de Tid vergahn. De Inspekter kamm ut de Kirch, denn't was en Sünndag, un hei hadd den Paster sine Predigt hürt un sin lütt Döchting besöcht; hei gung tau Faut den Kirchstig entlang, denn de Weg was kort, un de Dag was schön, so schön, as em Jehannsweder maken kann; hei gung dörch sinen Weitenslag, un ein von de reinsten Freuden kamm äwer em, de, dat uns' Herrgott sinen sichtboren Segen utgaten hadd äwer dat, wat wie in minschliche Hoffnung, äwer ok in minschlichen Unverstand utsei't hewwen. Hei hadd nicks bi desen Segen, de hürte sinen Herrn; äwer de Freud was sin, un de makte em dat Hart wid un den Sinn hell, un in den hellen Sinn blitzten fröhliche Gedanken up, as Fisch in 'ne klore Bäk. Hei fläut'te en lustig Stückschen för sick un müßt binah lachen, as hei sin eigen Fläuten hürte, denn tau so'n Utbreken von Lustigkeit kamm hei nich oft. »So«, säd hei, »einmal bün ick nu in de elben Johr dat Feld rund, un dat Gräwst is bi Sid, nu noch einmal rund! denn sall de Wirtschaft ut annern Ogen seihn.« – Hei slog den Weg dörch den Goren in, de hoch lagg un an en lütt Eiken- un Bäuken-Holt stödd, in dat [58] de Gäng' un Stig' hüt sauber reinmakt un harkt wiren, denn de Kammerrat wull mit sine Fomili hüt inrücken und hadd sick tau halwe Nahmiddag anmellen laten. As hei up den Äuwer kamm, stunn hei still, kek sick nah den Weitenslag üm un lachte so för sick hen: »Ja, anners kledt em dat, as den'n vör elben Johr, den ick dunn meihen let; äwer wat recht is! Ditmal hett dat ok beter johrt. Na, wat de oll Herr woll seggen ward! Bet taum Aust liggt man noch gor tau vel Tid dortüschen; äwer den Rapp hewwen wi doch nu so gaud as säker. – Wenn hei blot nich wedder all vörweg verköfft is!« süfzte hei. »Weit de Kukuk –!« Un nu föllen em all de Summen in, de hei all in de langen elben Johren afliwert hadd, »de olle Herr kümmt nich wider un kümmt nich wider; äwer, du leiwer Gott, dor hett hei nu de fiw Döchter un de twei Herrn Swigersähns, de em melken, un denn de gnedige Fru, de jo woll glöwt, wil't Geld rund is, möt't ok lopen, un denn den Sähn – wat de em woll bi de preußschen Kürassier kosten deiht! – Ja, de Tiden sünd beter worden, vel beter, as tau mine Tid; äwer wer einmal in de Klemm sitt – 't is slimm, un hei ward mi up Stun'ns gor tau olt utseihn.« – Hei hadd noch Tid, sei wullen up den Kammerrat hüt mit dat Middageten täuwen, obschonst hei dat nich heiten hadd; dat hürte sick nich anners, hadd Hawermann seggt. »Ja«, säd hei noch mal un set'te sick in 'ne käuhle Lauw, »freuen ward hei sick äwer den Weiten, un 'ne Hülp ward hei em sin, denn hei gellt wat, un de Tiden sünd beter worden.«

Ja, de Tiden wiren strammer worden, denn wat sünd för den norddütschen Landmann un äwerall för den Minschen de Tiden anners as lange, lange Faden, de hinnen wid in England un in Amerika un äwer de ganze Ird mit dat ein En'n anknüppt sünd un an dat anner em regieren, de männigmal ganz slapp liggen, dat hei un wat an em bammelt – un dat's för unsen Landrnann binah dat ganze Land – sick nich rögen kann, un denn mal wedder stramm antreckt warden, dat allens lustig dörchenanner schürt un allens ümkatert ward bet in de bütelste Eck herin. Ok in uns' lütt Minscheneck was de [59] Faden strammer antreckt un hadd Jung'-Jochen sinen puzellanenen Pipenkopp un blierne Swammdos' un sin blaganstreken Eckschapp un den gewichs'ten Sofa ut den Hus' un de oll gelbeinigte Dam von Kutsch ut dat Wagenschur rute un dorför en meerschümenen Pipenkopp mit Sülwer beslagen un en »mahony Sekletähr« un 'ne mastige Kretur von'n Diwahn in de Stuw' rinne treckt, un in sin Wagenschur stunn en Ding von Fuhrwark, wat Bräsig ümmer dat »Phantom« näumen ded, wil hei up de Reknung 'ne »E« för 'ne »N« un 'ne »N« för 'ne »M« anseihn hadd; un hei hadd recht, denn't Ding sach binah so ut, as künn't einen in'n Drom vörkamen. Un de sülwige Faden hadd ok Bräsigen sinen Herrn Grafen de Hand regiert, as hei em nu nah binah twintig Johr de Erlaubnis schriftlich gaww, dat hei up Stun'ns för sinentwegen frigen künn, un dat hei em 'ne Verschriwung gaww »auf eine zuständige Pension für seine alten Tage.« Un in desen Faden, as hei slapp was, hadd sick de lütte Fru Pastern inwickelt as en Brummküsel, den sick de Jungs uptömen, un nu as hei antreckt würd, küselte sei sick üm ehren Paster rümmer un brummte em däglich in de Uhren: wenn de Preistet-Acker nu wedder verpacht würd, künnen sei gaud dat Duwwelte verlangen. Un as Moses bi den letzten Johressluß sine Hauptsumm tog un unnen 'ne lütte Eins un vir grote Nullen schrewen hadd, dunn tuckte de Faden em an den Arm, un ut de vir Nullen wiren fiw worden: »David, leg's Buch weg«, säd hei, »es stimmt.«

Äwer an desen Faden, wo wid hei ok anknüppt un wo drist hei ok antreckt ward, ward doch man Irden-un Minschenwark regiert, un wenn uns' Herrgott ok dor achter sitt un Obacht giwwt, dat dat Slappliggen un dat Strammtrecken mit Maten geschüht, dat de Minschheit nich ganz still up einen Hümpel liggt un sick anstickt un ful ward oder wild dörchenanner rönnt, as wenn en Sack mit Arwten platzt is, de enzeln Minsch hett an desen Faden doch so velen Willen as en Burrkäwer an sinen, wenn de Kinner dormit spelen, hei kann hir un dor herümmerburren. Ein anner Faden äwer regiert noch de Welt, [60] hei geiht von baben nah unnen, un uns' Herrgott hett dat En'n sülwst anfat't, un dor kann kein Käwer an burren, un en Spelwark is't ok nich; hei hadd man en lütt beting doran tuckt, un Zacharies Bräsig hadd't Podagra kregen, un hei hadd en beten strammer doran treckt, un dat hadd de beiden ollen Nüßlerschen Großherrn up dat letzte Lager smeten, un hei hadd en Knuppen an't En'n von ehren Faden slagen, un sei wiren begrawen worden.

Zacharies Bräsig hadd frilich gefährlich schimpt un schandiert, as hei dat Tucken markte un in sinen Unverstand nich verstunn, denn hei gaww de nigen vörnemen Moden mit einnätige Wichsstäweln un dat nattkole Frühjohr doran schuld, wat hei doch mit Recht sine fetten, gesegenten Mahltiden un den gebrüklichen lütten Käm hadd anreken süllt. – Hei was verdreitlich as 'ne Hun'nfleig, un Hawermann drop em jedes Mal, wenn hei em in so'ne Ümstän'n besäuken ded, mit de Schriwwt in de Hand, de hei von den Herrn Grafen wegen dat Frigen un de Pangsion kregen hadd, un denn was Bräsig falsch, hellschen falsch, un denn säd hei: »Nu denk dich mal, Bruder, in was for ein entfamtes Verhältnis ich durch das gnedige gräfliche Poppier hineingeraten bün! Will ich heuraten, denn sagt mein gnedigst Graf, ich bün noch zu jung zu 'ner Pangsion, un forder ich die Pangsion, denn muß ich zu mir selber sagen: ich bün zu alt zu's Heuraten. Oh! mein gnedigst Herr Graf is auch noch nich viel besser as en ganz gewöhnlicher Jesuwiter; er hat's mit's Maul, er hat's mit's Maul und geht einen unter die Augen; aber schriftlich setzt er einen allerlei hundsvöttsche Paddagrafen in's Poppier, daß en Mann, der achtuntwintig Johr lang seine Knochen for ihn abstrappziert hat, nich mal ohne perßönliche Blamierung seine Pangsion verzehren kann un daß en Mann, der schon von zwanzig Johr drei würkliche Brauten gehabt hat, nu in seine Funfzigerjohren nicht einmal eine enzelne heuraten kann? – Oh, ich lach über die gnedigsten Paddagrafen un die gnedigsten Grafen!«

Wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigal. Bräsig [61] was verdreitlich bi dat Fadentucken; äwer in Jung'-Jochen sinen Hus' was nah dat Knuppeninslagen en Gast inkihrt, den de junge Fru frilich all ümmer in de Dör hadd rinne kumplementieren wullt, de äwer ümmer nich hadd äwer den Süll wullt, dat was de Husfreden. Nu hadd hei sick recht schön behaglich up den nigen Diwahn set't un kummandierte von dor ut dat Ganze. De jung' Fru plegte em denn nu ok so, as wenn Vatter-Brauder-Sähn an't Hus kamen wir, un de beiden ollen lütten Druwäppel deden allens, wat sei em an de Ogen afseihn kunnen, un ok Jung'-Jochen schenkte den Gast in un namm de Sak so, as dat Ledder was, un ded, wat hei as Husvaderdorbi dauhn kunn. Frilich einsülwig blewhei, un annern Toback as fleigen Markur müggt hei nich, un ut de Vörmundschaft was hei nich rute kamen, denn nah de Ollen ehren Dod' hadden Hawermann un Bräsig em de Vörmundschaft äwer dat Butenwesen äwer den Kopp wegnamen un hadden de Släg' ümleggt un hadden dat Inventor in de Reih bröcht un hadden mergelt un madt, un wil dat de Ollen noch unner't Koppküssen un ut en Strumpschacht un ut dat Abenlock un süs noch von hir un dor männigen Büdel mit Geld mittaunemen vergeten hadden, gung de Sak ganz glatt un ahn vel Ümstän'n, un as't all tau Schick was, säd Jung'-Jochen: »Je, wat sall ick dor wider bi dauhn?« un let't Ding sinen Lop. Äwer de Behaglichkeit un de Wollstand, de nu üm em rümmer sick breit maken ded, makte em en ganz Deil uperweckter, un sine angeburne Gaudmäudigkeit, de so lang' unner den Filz von de ollen Herrn taudeckt was, gung nu in bloten Horen herümmer, un wenn ehr dat ok en beten rug üm den Kopp let, dat schadt nich, as de Schaulmeister mit de rode West bi't Gräfnis säd: Herr Paster, wenn't Hart man swart is.

Un wo was't nu bi Fru Pastern ehren Paster? – Dor hadd uns' Herrgott wenig tau tucken hatt, hei hadd't so makt as Jung'-Jochen, hei hadd seggt: »Wat sall ick dor wider bi dauhn? Lat't Ding sinen Lop!« Un wenn de Paster mal hen un wenn so'n lütten lisen Tog an den Arm verspören ded, wenn hei sine Predigt makte un hei kek sick denn üm, denn [62] stunn blot sine lütte fründliche Fru achter em, äwer mit den Wischdauk, un putzte an sinen Lehnstauhl rümmer un frog, wat hei de Bors bradt oder kakt hewwen wull, un wenn hei denn grad in sine Predigt bi Petri Fischtog oder bi de grote Fischspisung ut't Evangelium was, denn schoten em allerlei verdreitliche, unchristliche Gedanken von Bradfisch un Merrettig un Botter dor mit mang, dat hei sine leiwe Not hadd, Predigt un Amtswürd uprecht tau erhollen. Äwer wat wiren dese lütten Leiden, an de em sine Regina von Anfang an all gewennt hadd, gegen sine groten Freuden? – Du leiwer Gott! ick heww von minen Gärtner-Fründ Jühlke in Erfurt 'ne schöne Lilgenzwibel schickt kregen, de nu in de Märzsünn ehre ihrsten Bläder driwwt, un min irste Gang is des Morgens tau ehr, üm tau seihn, wo vel Bläder sei äwer Nacht drewen hatt, un ick pöll doran herümme, üm tau seihn, ob sei ok an de Wörtel fühlt, un ick drag sei von dat kolle Finster an den warmen Aben un von den düstern Aben an dat helle Finster in de Gottessünn, un 't is doch man irst en gräunen Schuß, de ut de Ird kümmt, un noch kein Blaumenknupp, un 't is doch man en Planten- un kein Minschenlewen, un wo freu ick mi all äwer ehr Driwen un Wassen un Gräunen! Un Fru Pastern ehr Paster hadd ok 'ne schöne Lilgenzwibel schickt kregen von sinen Gärtner-Fründ, Herrgott in Himmelrik, un hei un sine lütte Fru hadden sei plegt un hegt, un nu was't all 'ne Blaumenknupp worden un 'ne Minschenblaumenknupp, un de.warme Maisünn schinte up ehr, un de Fru Pastern lep des Morgens mit ehren ihrsten Gang tau ehr hen un burrte des Middags üm ehr rümme un freute sick äwer ehren gesunnen Apptit un füllte ehr noch en Lepel vull up den Teller; denn, säd sei, Lewen will tau lewen hewwen; un des Abends unner de Lind' vör de Dör snürte sei dat oll lütt Dirning mit sick sülwst in ein un den sülwigen Ümslageldauk tausamen wegen de gegensidige Warmnis, un wenn't Beddgahnstid was, denn gaww sei ehr en Gunnachtkuß: »Gott segen di, min Döchting; äwer morgen früh, Klock fiw, büst du mi wedder in de Bein!«

[63] Un den Paster sin irste Gang was ok tau ehr, un hei wacht'te un lurte Bladd för Bladd up ehre Gräunen un Wassen un gaww ehr en Staww tau Siden un bünn sei an, dat sei steidel nah baben wüß, un wehrte dat Unkrut un Ungeziefer von ehr af, un wenn hei des Abends tau Bedd gung, denn säd hei vull Hoffnung as en Kind: »Regina, nun muß sie bald blühen.«

Un so was't denn kamen, ahn dat de ollen leiwen Pasterlüd' dat markt hadden, ahn dat dat Kind dat markt hadd, dat sei in den Pasterhus' de Angel worden was, üm de sick allens dreihte, fröhlich dreihte, ahn Gnurren un Quarren, ahn Krischen un Dwang. Wenn sei in ehr lütt, einfach Kledting un den lütten, siden Dauk üm den Hals un mit de frischen Backen un de ut Rand un Band lös'ten Hor herümmer danzte in den Hus', denn was ehre Fröhlichkeit de Up- und Dalsprung för't ganze Hus, un wenn sei still dorsatt bi ehren Plegvader un lihrte un mit ehre groten Ogen em ansach, as müßt noch ümmer was Schöneres kamen, un tauletzt mit en deipen Süfzer dat Bauk taumaken ded, as wir't schad', dat't all was, un tauglik doch gaud, dat't all was, denn mihr hadd ehr lütt Hart nich faten kunnt, denn stunn Fru Pastern up Socken achter ehr un höll den Wischdauk achter ehren Rock un hadd de Tüffeln vör de Dör laten. »Denn«, säd sei, »Kinnerlihren is wat anners as Predigtmaken; de Ollen helpt dat blot denn un wenn, wenn einer ehr mal irnstlich mit de Höllenstrafen äwer't Liw kümmt; äwer 'ne Kinnerseel ...! Dor brukt einer man blot mit en Tulpenstengel tau winken, dor brukt hei keinen Tunpal tau.«

Hawermannen sin lütt Döchting was ümmer schön, äwer taum schönsten was sei doch, wenn sei, einen Schritt vörup, ehren Vader an de Hand hadd un em in den Preisterhoff rinne bröchte, wo de gauden Pasterlüd' unner de grote Lind' seten, denn lücht'ten all de gauden Dugenden, de süs still in den Minschenharten slapen un blot mal denn un wenn un enzeln tau Dag' kamen, de Leiw' un de Dankborkeit un de Freud' un de Stolz ehr von dat lewige Angesicht, un wenn Hawermann still un halw trurig neben ehr gung, dat hei so wenig [64] för sin eigen Kind dauhn kunn, denn was in ehre Ogen 'ne Festdagsfreud' tau lesen, as künn sei allen Dank, den sei ehre gauden Plegöllern schüllig was, dordörch afbetahlen, dat sei ehr ehren Vader wisen ded. Sei gung nu in ehr drütteigst Johr, un Rekenschaft wüßt ehr junges Hart von ehr Fäuhlen un Dauhn nich tau gewen, sei hadd sick meindag' nich fragt, worüm ehr ehr Vader an't Hart wussen was. Mit de Pasterlüd' was dat anners, dor hadd sei dagdäglich den Bewis, wo tru un gaud sei dat mit ehr meinten, dagdäglich hadd sei Gelegenheit, ehre Leiw' mit lütte Fründlichkeiten un Taudauhlichkeiten tau vergellen; äwer hir? Sei wüßt blot: dat wir ehr Vader, hei sprok männigmal so'n Wurd tau ehr, wat ut sinen Harten kamen müßt, un kek sei denn mal wedder mit so'n stillen, trugen Blick an, de tau ehren Harten gahn müßt. Hadd sei all reken kunnt, de Pasterlüd' hadden't mihr üm ehr verdeint; äwer dennoch ...! – Uns' Herrgott mag jo woll weck Minschenfaden dor baben so tausam knüppt hewwen, dat sei neben einanner hen lopen, sick hir up de Ird verslingen un hir nich von einanner lös't warden känen.

Hüt, as Hawermann in de käuhle Lauw satt, was't wedder för sin Kind so'ne Festdagsfreud west, un in em was't ebenso. Hei äwersach de ganze Gegend. Dat Frühjohr was vergahn, de Sommersünn schinte warm dörch de lichten, witten Wulken, en lisen Wind käuhlte de Luft en beten un bülgte dat gräune Kurn tau Höcht in den Sünnenstrahl, as wenn de Ird vör ehren Kummandür, de Sünn, 'ne gräune, sidene Fahn swenken ded. Ehr Regimentsmusik von de dusend Vägel was mit dat Frühjohr aftreckt, un blot de Kukuksraup un de Wachtelslag schallte noch, as wenn en Windstot ut de Firn af un an en Pauken- un Beckenslag äwer dat stille Land dröggt; äwer staats Klingen un Singen drog de Wind en säuten Geruch äwer de Feller, de woll von en Slachtfeld kamm, wo dusend un dusend Liken in Reihen un in Hupen legen, wat äwer nicks von bläudigen Jammer wüßt un wat för den Minschen en Wollgefallen is: de Heuaust hadd anfungen, un Hawermann satt up den Äuwer in de käuhle Lauw un äwerkek [65] sin Feld wid hen. – Woll is 'ne Gegend schön, wo sick de Feller in dusend gräune un gele Stripen un Strippen an de Barg tau Höchten trecken un wid räwer schienen as en buntes Kled, wat de Flit för de Ird wewt hett; äwer't lett unrauhig un ängstlich, as wir de Grund un Bodden mal in de Griwwelgrawwel smeten un ein jeder hadd sinen Flicken sick herute reten un quälte sick nu enzeln af, sinen kümmerlichen Profit ut sin Stückschen Ird herut tau grawen, un all tausamen hadden nu mit dese Stripen un Strippen an de Barg un in de Grün'n en Tügnis von ehre Armaud henschrewen. – Ick weit woll, dat is nich so, dat lett man so. – Bi uns is dat anners: wid hen recken sick de Släg' von einerlei Kurn bet an den blagen Holt; as en groten See in goldnen Morgensünnenstrahl dehnen sick de Rappfeller hen; wide Weiden un Koppeln harbargen dat bunte Veih, un äwer de gräunen Wischen trecken in schragen Tog de langen Reihen von Meihers in witte Hemdsmaugen; allens is ut vullen Holt sneden, allens wirkt un schafft tausamen; un wo einer dat Og' hensleiht, dor süht hei up Rauh un up Säkerheit, as sei de Rikdaum bütt. – Ick weit recht gaud, dat is nich so, äwer dat lett doch so. – Doch dat steiht up en anner Blatt; dat Og' süht blot den Rikdaum un de Rauh, un dese treckt in käuhlen Schatten mit Immensummen un Bottervägelspelen sacht in't Hart herin. So gung't Hawermannen hüt; em was so still, so glücklich tau Maud, un dankbor äwerdacht hei de letzten elben Johr, allens was gaud un beter worden, hei hadd sine Schulden an Bräsigen un Mosessen betahlt, mit sinen Herrn stunn hei up den besten Faut – sin Ümgang mit em was binah vertrulich –, denn, wenn ok de Kammerrat dat gor nich in de Ort hadd, jedwereinen sine Privatangelegenheiten up de Näs' tau binnen, Hawermannen sin Bedragen was so tauverlässig säker, hei wüßt sich so genau in sine Grenzen tau hollen, dat de Kammerrat ok woll mal äwer Saken mit em redte, de mihr em sülwst as de Wirtschaft angungen; äwer sine Fomilienverhältnisse blot hadd hei seindag nich spraken. – Hüt süll dat anners kamen.

[66] As de Inspekter en beten seten hadd, hürte hei en por Wagen vör de Dör führen. »Mein Gott, sei kamen nu all!« rep hei un sprung tau Höcht, de Herrschaft in Empfang tau nemen.

De Kammerrat kamm mit sine Fru un drei Döchter un sinen Sähn; sei wullen en Wochener söß up't Gaud bliwen un de Landluft geneiten. »Lieber Herr Hawermann«, säd hei, »wir kommen Ihnen gewiß ein bißchen zu zeitig auf den Hals; aber meine Terminsgeschäfte in Rostock haben sich rascher abgewickelt, als ich glaubte. – Wie steht's hier? Ist alles für die Damen eingerichtet?« – »Alles in Ordnung!« säd Hawermann, »aber ich fürchte, auf das Mittagessen werden die Herrschaften etwas warten müssen.« – »Kein Unglück! die Damen können während der Zeit Toilette machen, und Sie können mir unsern Weizen zeigen. – Axel«, wendte hei sick an sinen Sähn, de as en staatschen, jungen Minschen in hübsche Uneform an sine Sid stunn, »du kannst nachher Mutter und Schwestern ein bißchen in den Garten führen, denn für Ökonomie« – hir makte hei so'n kränklichen Versäuk, en beten tau lachen – »interessierst du dich doch wohl nicht.« – »Lieber Vater, ich ...«, säd de Sähn en beten benau't. – »Nein, laß es, mein Sohn«, säd de Vatter fründlich. »Kommen Sie, Herr Hawermann! Der Weizen steht ja wohl dicht hinter dem Garten.«

Hawermann gung mit em. – Herr Gott, wat was de Mann in korte Tid olt worden, un't Öller was't leider nich allein, wat em tau drücken schinte, 't was, as wenn em noch wat anners belasten ded. – As hei sinen Weiten tau seihn kreg, würd hei en beten upvermüntert un rep: »Schön, schön! Ich glaube nicht, in Pümpelhagen solchen Weizen gesehen zu haben.« – Dat kettelte denn nu Hawermannen, äwer as sei nu so sünd de ollen Entspekters: jo nich marken laten! Un wildeß em dat Hart in'n Liw' lachte, kratzte hei sick in den Kopp un säd: wullen't En'n aftäuwen, un dor wir noch vel dorbi vermakt, un dor unnen an den Wischensom herümmer, dor hadd ümmer der Deuwel sin Spill mit den Rust. – »Was noch kommen kann, können wir nicht verhindern«, säd de [67] Kammerrat. »Es ist eine wahre Freude, die Sie mir heute machen, lieber Herr Inspektor. – Ach«, set'te hei nah 'ne lütte Wil hentau, »warum haben wir uns nicht schon vor zwanzig Jahren gekannt! Es wäre für Sie und für mich besser gewesen!« – Hawermann kratzte sick nich mihr in den Kopp, de lütte Schelm, de ok dörch sin irnsthaft Wesen tauwilen flog, was weg, un hei kek sinen Herrn bekümmert an. – Sei wiren an de Gürlitzer Grenz herannerkamen. »Der Weizen drüben sieht nicht so gut aus als unser«, säd de Kammerrat. – »Ja«, säd Hawermann, »der Boden ist vollkommen so gut wie der unserige; 's ist der Gürlitzer Pastor-Acker; er hat aber wohl sein Recht nicht gekriegt.« – »A propos«, föll de Kammerrat em in't Wurd, »wissen Sie, daß Gürlitz verkauft ist? Vor einigen Tagen ist's in Rostock verkauft für 173000 Taler. Die Güter steigen, nicht wahr, Hawermann, die Güter steigen bedeutend? Wenn Gürlitz 173000 Taler wert ist, dann ist Pümpelhagen für 240000 Taler ein guter Kauf.« Un dorbi kek hei Hawermannen so recht indringlich an. – »Das ist's, Herr Kammerrat; aber für Sie führt der Gürlitzer Verkauf noch etwas anders im Munde, der Pastor-Acker fällt beim Verkauf kontraktlich aus der Pacht und schießt hier mit einem Keil in unser Feld, Sie müssen jetzt den Paster-Acker pachten!« – »Ach, lieber Hawermann, ich und pachten!« rep de Kammerrat un wendte sick üm un gung langsam taurügg, as müggt hei dat schöne Stück Acker gor nich mal anseihn, »ich habe schon so viel auf dem Halse, mich verlangt nicht nach neuer Unruhe.« – »Die sollen Sie auch nicht haben. Wenn Sie mir Vollmacht geben, mache ich die Sache mit dem Herrn Pastor ab.« – »Nein, nein, Hawermann, es geht nicht! Die Ausgaben, der Pachtvorschuß, das vergrößerte Inventarium! Ich habe überdies so viele Ausgaben; mir stehen die Haare zu Berge«, un dorbi slepte sick de Mann so mäuhsam bargan un snuwwelte äwer jeden Stein, dat de Inspekter em bisprung un em sinen Arm anböd; äwer dicht vör den Goren kreg de Kammerrat en Anfall von Swindel, dat Hawermann em hollen müßt un em knapp in de Lauw herinne kreg. – Hir in'n [68] Käuhlen verhalte hei sick frilich bald von sinen Anfall; äwer sin Wesen was so verännert, dat de Inspekter ut desen weikmäudigen, tausambraknen Mann binah nich mihr den ruhigen, bestimmten von vördem herute kennen kunn. De Mann würd so redselig, dat was, as müßt hei mal sin Hart utschüdden. »Lieber Hawermann«, säd hei un fot sine Hand, »ich habe eine Bitte an Sie: mein Brudersohn Franz – Sie kennen ihn ja von früher – hat das Gymnasium absolviert und soll einmal seine beiden Güter übernehmen, er will meinen Rat befolgen – mein verstorbener Bruder hat mich zum Vormund ernannt –, er will praktischer Landmann werden, und da habe ich Sie zu seinem Lehrmeister ausersehen. Sie müssen den jungen Mann hernehmen, er ist ein verständiger Junge, er ist ein guter Mensch.« – Ja, säd Hawermann, dat wull hei girn dauhn, un wat an em leg, doran süll't nich fehlen, un hei hadd em jo all von Lütt up kennt, un 't wir ümmer 'n taudauhlichen Knaw' gegen em west. – »Ach«, rep de Kammerrat ut, »warum konnte mein eigener Junge nicht denselben Weg gehen! Warum war ich schwach genug, gegen meine bessere Einsicht meiner Frau nachzugeben! – Es half alles nichts, er mußte Soldat werden. Aber nun kommt's, nun kommt's, mein alter Freund, nun haben wir Schulden gemacht, mehr, als wir sagen können und mögen, denn ich seh's ja an seinem gedrückten, scheuen Wesen, daß er mir nicht alle gebeichtet hat. Wenn er's doch nur täte, dann wüßte ich doch, woran ich wäre, und ich könnte ihn doch aus Wuchererhänden frei machen. – Und wenn ich auch selbst in diese Hände fallen sollte«, set'te hei nah'n beten mit swacke Stimm düster hentau. – Hawermann verfirte sick äwer dat Wurd un äwer den Ton, mihr äwer noch äwer dat Utseihn von sinen Herrn. »So schlimm wird's nicht sein«, säd hei, üm wat tau seggen, »und dann haben der Herr Kammerrat ja noch die Einnahme von circa 1500 Scheffel Raps, denn so veranschlage ich den Ertrag.« – »Und für 1700 Scheffel, die ich verkauft habe, habe ich schon das Geld, und es ist schon ausgegeben; aber das ist nicht das schlimmste, darüber ließe sich hinwegkommen. – Ach, was soll das Quälen!« [69] rep hei ut, as müßt hei sine Last mal afschüddeln. »Meine Terminsgeschäfte in Rostock sind nicht abgewickelt, wie ich meiner Familie wegen zu Ihnen sagte, ich habe eine Schuld für einen meiner Schwiegersöhne auf 7000 Taler übernommen und konnte das Geld in Rostock nicht erhalten, und in dreien Tagen muß es gezahlt werden, das Geld ist an den Käufer von Gürlitz zediert, und der muß übermorgen den Kaufpreis zahlen. Geben Sie mir Rat, alter Freund! Sie sind in ähnlicher Lage gewesen, Sie wissen, wie Sie sich geholfen haben – nehmen Sie's nicht übel! Sie sind ein ehrlicher Mann gewesen und geblieben; aber ich kann's nicht ertragen, mich in meinem ehrlichen Namen, in meinem Besitze nicht sicher zu wissen.« – Ja, Hawermann was oft in so'ne Lage west, un hei was äwern por hunnert Daler follen; un dit wiren säbendusend. – »Haben Sie mit dem Käufer von Gürlitz gesprochen?« frog hei nah en lang' Bedenken. – »Ja«, was de Antwurd, »und ich habe ihm über meine augenblickliche Verlegenheit reinen Wein eingeschenkt.« – »Und was war die Antwort?« säd Hawermann. »Aber ich kann's mir denken: er braucht's Geld notwendig selbst.« – »Das nicht, wie mir es schien, aber der Mann hatte für mich etwas Widerwärtiges, er war mir zu dreist und gradezu, und als er meine Verlegenheit bemerkte, waren mir seine Vorschläge zu listig, so daß ich das Geschäft abbrach, weil ich noch hoffte, anderweitig das Geld zu erhalten. Das hat sich aber auch zerschlagen, und ich befinde mich in größter Verlegenheit.« – »Ich weiß auf den Sturz nur eine Hülfe«, säd Hawermann, »Sie müssen sich an Moses in Rahnstädt wenden.« – »An den Geldjuden?« frog der Kammerrat. »Nie und nimmermehr!« rep hei. »Ichwürd's nicht ertragen können, mich in solchen Händen zu wissen. Nein, lieber ertrage ich die Unverschämtheiten des Herrn Pomuchelskopp.« – »Wessen?« fohrt' Hawermann up, as hadd em 'ne Wesp' steken. – »Nun, des Käufers von Gürlitz, von dem wir sprachen«, säd de Kammerrat un kek em an, as künn hei sick sin Benehmen nich recht utdüden. – »Und ist das ein Pommer aus der Gegend an der Peene, klein und stark, [70] mit einem vollen Gesicht?« – »Ja«, säd de Kammerrat. – »Und der wird unser Nachbar hier? Und mit dem wollen Sie in Geldverbindungen treten? – Nein, nein, Herr Kammerrat, ich bitte, ich beschwöre Sie, lassen Sie sich mit dem Manne nicht ein! Sie müssen mir das Zeugnis geben, daß ich nie im Guten und im Bösen des Mannes er wähnt habe, der mich ruiniert hat; aber nun, da Sie in Gefahr sich befinden, nun halte ich's für meine Pflicht: dieser Mensch ist schuld an meinem Unglück«, un dorbi was hei upsprungen, un ut sine süs so ruhig fründlichen Ogen schot en Strahl von Haß, dat sülwst de Kammerrat, obschonst hei ganz von sin eigen Sak vull was, sick dorför verfirte. – »Ja«, rep de Inspekter, »ja, der Mensch hat mich einmal von Haus und Hof vertrieben, der Mensch hat einmal alle quälenden Sorgen auf mich und mein armes Weib gehäuft, und sie ist darüber zu Grabe gegangen! Nein, nein: meiden Sie den Mann!« – De Warnung was tau indringlich, de kunn de Kammerrat nich in den Wind slahn. »Aber wer hilft?« frog hei. – »Moses!« säd Hawermann fast un bestimmt. – De Kammerrat wull Inwendungen maken, äwer Hawermann stellte sick vör em hen und säd noch indringlicher: »Herr Kammerrat: Moses! Nach Tische fahren wir zu ihm, und so wie ich ihn kenne, werden Sie's nie zu bereuen haben.«

De Kammerrat stunn up un namm Hawermannen sinen Arm; hei stüt'te sick nich blot up den, ne! ogenschinlich höll em ok den Inspekter sin bestimmter Rat äwer En'n, denn en stillen Mann, de mal ut sine Rauh rute kamen is, äuwt 'ne grote Gewalt up en annern Minschen, un wir hei ok nich so krank un in so'ne Verlegenheit as de Kammerrat, un de Stan'nsunnerscheid geiht verdeuwelt fix in so'ne Lagen vör de Perßönlichkeit unner.

De Unnerhollung bi Disch gung man swack von statten, ein jeder hadd mit sick tau dauhn, Hawermann dachte an sine nige, bedenkliche Nahwerschaft, de Kammerrat an den Geldpunkt, un de Kürassierleutnant sach ok so ut, as hadd hei sick in 'ne Zins-up-Zinsreknung verbistert un kunn de Lösung nich [71] recht finnen, un wenn de gnedige Mama sick nicht en beten up't hoge Pird set't hadd un taum vörnemen Besäuk up de Nahwerschaft rümmer reden wir un de drei Frölen nich in de ländlichen Vergnäugungen rümmer swelgt un dorinne mit gruglich vel Gras un Blaumen spillunkt hadden, denn wir Dod's-Geruch west.

Nah Disch führte de Kammerrat mit sinen Inspekter nah Rahnstädt. As sei in Mosessen sine Husdör treden, was den Kammerrat so tau Maud', as wenn em en Luggedur in den Smutz follen wir un hei süll un müßt em sick mit sine rendlichen Hän'n herute langen. Up de Del all kamm em so'n permüffigen Geruch entgegen, denn en »Produktengeschäft« rückt äwerall nich sihr nah Rosenöl, un de Wull, wenn sei grad irst den mütterlichen Schaappuckel verlaten hett, rückt in ehre Jugend ganz anners, as wenn sei all en beten in de Welt rümmer west un utlüft't is un as bunte Teppich in 'ne vörnehme Damenstuw' liggt un mit Olewang besprengt is. – Un wo prölig sach dat up de Del un in de Stuw' ut! Denn Blümchen was woll 'ne sihr gaude Fru; äwer dat verstunn sei ok nich, mit 'ne Kauhhaut un en Hümpel Hamelbeinen en Angtreh un en Komtur uttauzieren, un wenn sei sick doräwer beschweren wull, denn säd Moses kort, dat hürte tau't Geschäft, und Davidleben drog ehr ümmer nige Items in den Weg un makte dat Hus tau en wohres Rottenparadis, denn dit lütt angenehme Veih treckt achter den Wullgeruch von en richtiges Produktengeschäft her as de Duwen achter Anisöl.

In de Stuw' würd den Kammerrat grad ok nich angenehmer tau Maud', denn Moses was oltglöwig, un an de Christen ehren Schawwes treckte hei, wenn't Geschäft nich grad anners verlangte, sinen smeerigsten Rock an, üm de geputzten Gojims gegenäwer dat Gesetz uprecht tau erhollen, un as hei nu mit den Griff in de linke Rocktasch up- un den Kammerrat entgegensprung: »Wahrhaftigen Gott, der Herr Kammerrat! die Ehre!« un up Davidleben losfohrte, de den sünndagschnahmiddagschen Stillstand von dat »Produktengeschäft« dortau benutzt hadd, sick en beten up den Sofa tau rekeln: [72] »David, was sitzt du? Was liegst du? Was runkst du? Steh auf! laß den Herrn Kammerrat sitzen!« Un as hei nu den Kammerrat up den schön angewarmten Platz von Daviden dal nödigen wull, dunn hadd de Kammerrat girn den Luggedur in den Smutz liggen laten; äwer – hei brukte en gor tau notwennig.

Hawermann slog sick in't Middel un set'te för den Kammerrat einen Stauhl an dat apne Finster un äwernamm de irste Inleitung tau dat Geschäft, un as Moses markte, wovon de Red' sin süll, jog un schücherte hei irst mit Davidleben rümmer, dat hei 'n ut de Stuw' kreg, denn wenn hei em ok in dat Produktengeschäft vel frie Hand let, för de Geldgeschäften höll hei em mit fiwundörtig Johr noch nich rip, un as de Luft rein was – dat heit von Daviden –, rep hei ein äwer't anner Mal, wat em dat för 'ne grote Ihr wir, mit den Herrn Kammerrat en Geschäft tau maken. »Was hab' ich immer gesagt, Herr Hawermann? Der Herr Kammerrat is en guter Mann, der Herr Kammerrat is gut. Was hab' ich immer gesagt, Herr Kammerrat? Der Herr Hawermann is en ehrlicher Mann; er hat sich lassen werden sauer, daß er mir bezahlt hat den letzten Pfennig.« – Äwer as hei vernamm, von wat för 'ne Summ' de Red' was, dunn würd hei tager, un hei wünn sick un makte Inwendungen, un wenn hei nich en grot Stück up Hawermannen hollen un in den sin Wesen lesen hadd, dat de im irnstlich tau dat Geschäft raden ded, denn wir woll nicks dorut worden. Un wer weit, wat sick de Sak nich dennoch utenannerslagen hadd, wenn de Red' nich dorup kamen wir, dat dat Geld tau den Gürlitzer Kop sin süll un dat de Kammerrat süs mit Pomuchelskoppen in Unnerhandlung treden müßt. Äwer as des' Nam näumt würd, dünn makte Moses en Gesicht, as hadd em einer en Stück treifer Fleisch up den Teller leggt, un hei rep ut: »Mit Pömüffelskoppen?« – Denn so sprok hei den Namen in sine Ort. – »Wissen Se, was das for einer is? – Das ist so einer!«, un dorbi makte hei 'ne Bewegung, as wenn hei dat Stück treifer Fleisch äwer de Schuller smiten ded. »David, hab' ich gesagt, laß dir nicht ein mit [73] Pömüffelskoppen! – Aber junge Leute! – David hat ihm gekauft ab die Wull. – Schön! hab' ich gesagt; du wirst sehn, hab' ich gesagt. – Un was hat er gemacht? Da hat er mir eingefluscht in de gewaschene Wull de Klatten, da hat er mir eingefluscht de Sterblingswull, da hat er mir eingefluscht de Schmierwull von de geschlachteten Hammel, da hat er mir eingefluscht ßwai große Feldstain. – Szwai große Feldstain hat er mir eingefluscht! Is er gekommen, ßu holen sein Geld – schön! hab' ich gesagt –, hab ich ihm bezahlt in preußische Kassenanweisungen und hab' gemacht ümmer kleine Pakete von hundert Talern und habe ümmer in die Mitte hineingefluscht solche, die nich mehr sind in Kurs und falsche, und ins letzte Paket hab' ich hineingelegt ßwai abgespielte Lotterielos' – das sind die ßwai Feldstain, hab' ich gesagt. – Oh, hat er da en Lärm gemacht! Is er gekommen mit den Notorius Slus'uhr – is auch so einer« – dor smet hei wedder en Stück treifer Fleisch äwer de Schuller – »sieht aus, wie ein von Daviden seine Rotten – so stehen ihm die Ohren – will auch leben – nu er lebt auch wie die Rotten, nährt sich redlich von Abfall und Schmutz und schneid't andere Leute die ehrlichen Leder entzwei. – Oh, haben sie en Lärm gemacht, sie haben mir machen wollen en Prozeß. Wie haißt Prozeß? hab' ich gesagt; ich brauch keinen Prozeß. As de Woor is, as das Geld is. Und wissen Sie was Neues, meine Herren, hab' ich gesagt – der Herr Notorius und der Herr Pömüffelskopp und ich sünddrei Jüden – können auch vier draus gemacht werden, wenn de beiden Herren gelten wollen for drei. – Oh! haben sie 'n Lärm gemacht, haben sie schandiert in de Stadt herüm, hat aber der Herr Bürgermeister zu mir gesagt: Moses, Sie machen en groß Geschäft, haben aber noch nie gehabt en Prozeß, lassen Sie sie kommen! – Herr Kammerrat, Sie sollen haben noch heute das Geld ßu's Angebott von de Provision un de Zinsen, denn Sie sind en guter Mann, und Sie halten Ihre Leute gut, und Ihr Name is gut im Land, und Sie sollen nich zu tun haben mit de Pömüffelsköpp.«

Geld borgen is en swor Stück Arbeit, un de, de dit schriwwt, [74] weit dat ut langjöhrige Erfohrung un weit dorvon nahtauseggen, äwer 't is doch ümmer noch wat anners, wat sick einer an de Gaudheit von en ollen Fründ oder an en Mann wennt, de en Geschäft ut dit Geschäft makt. – De Kammerrat hadd Schulden up sinen Gaud, tämlich vel Schulden; äwer 't wiren keine bedüdende Wesselschulden, un sin Geldangelegenheiten hadden sick so un so ümmer schriwwtlich oder dörch Advokaten- un Kopmanns-Vermiddelung afwickeln laten, nu was hei taum irsten Mal nich in'n Stan'n, dit up den ollen Weg farig tau krigen, hei hadd sick an en Geldjuden – as hei des' Ort Lüd' nennte – wenden müßt; de Wedderwärtigkeiten, de em bi desen Gang upstödden, de ganz annere Ort un Wis' un Gesinnung, de hei hir funn, de Verdruß, de em Mosessen sine anfänglichen Swierigkeiten maken deden, un nu tauletzt de rasche Hülp, de em ut sine dringliche Verlegenheit ret, hadden den kranken Mann äwernamen, hei sackte blaß in den Stauhl taurügg, un Hawermann rep äwer en Glas Water. – »Herr Kammerrat«, rep Moses dormang, »vielleicht en Schnäpschen Wein, ich laß holen von 'n Kopmann gleich en Pegel.« – »Ne, Water! Water!« rep Hawermann, un Moses lep an de Dör un stödd Daviden binah üm, denn David hadd en beten up dat Geldgeschäft horkt, üm endlich mal rip tau warden: »David, was stehst du, was holst du kein Wasser?«

Un David kamm, un de Kammerrat drunk Water un verhalte sick, un Moses tellte de Luggedurs up den Disch, un de Kammerrat langte sei ut den Smutz un besach sine Hän'n, un sei schinten em noch so rendlich as vördem, un as hei up den Wagen steg un von dor up Mosessen sine Del taurügg kek, dunn was't em, as leg' up Mosessen sine Fellen un sine Hamelbein noch en grotes Paket, un dat wiren sine eigenen Sorgen. Un Moses stunn in de Dör un dinerte un dinerte un kek nah sine Nahwers rüm, ob sei't ok segen, dat de Herr Kammerrat bi em west was. – Äwer in all de schöne Ihr versöp hei doch nich, hei höll den Kopp baben un kreg Hawermannen bi Sid un säd: »Herr Inspektor, Sie sind ein ehrlicher Mann, [75] as ich hab' das Geschäft gemacht, hab' ich nicht gewußt, daß der Mann so krank war. Sie müssen mir versprechen, daß das Geld eingetragen wird aufs Gut. – 's is um Leben un Sterben. Was tu ich mit en kranken Mann un en Wechsel!«

De Kammerrat was ut sine Verlegenheit, de Upregung hürte up, sin Gesundheitstaustand beterte sick, hei sach de Welt all mit annern Ogen an, un as Hawermann nah en por Dag' wedder up dat Pachten von den Pasteracker kamm, let hei sick dorup in, un Hawermann kreg den Bescheid, mit den Paster Behrens tau reden. Dat ded hei denn ok, un uns' lütte Fru Pastern burrte bi dit Geschäft in de Stuw' herüm, un't was ehren Paster un Hawermannen in de Uhren, as wenn sei ümmer hürten: »'ne högere Summ! 'ne högere Summ!« – »Ja«, säd Hawermann, »das versteht sich, Frau Pastorin, die Pachtsumme muß erhöht werden, die Zeiten sind anders geworden, hier ist's aber nicht schwierig übereinzukommen; der Vorteil liegt auf beiden Seiten.« – »Regina«, säd ehr Paster, »mir fällt ein, die Blumen sind am Ende nicht begossen.« – »Ach, du meines Lebens!« rep Fru Pastern un burrte ut de Dör, »die Blumen!« – »So«, säd de Paster, »nun wird's rascher gehen. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich lieber mit einem Pächter von auswärts her zu tun habe als mit einem aus demselben Orte, es gibt so viele kleine Berührungen, die der unmittelbaren Nachbarschaft entspringen und ein solches Verhältnis so mißlich und verdrießlich machen, wie es zwischen Gutsherrn und Prediger nicht sein sollte. Und dann ist mir der Kammerrat persönlich viel lieber als der neue Besitzer; ich kenne ihn ja schon seit langen Jahren. Und Sie meinen, ich kann auf eine höhere Pachtsumme Anspruch machen?« – »Ja wohl, Herr Pastor! und ich bin beauftragt, Ihnen die Hälfte mehr zu bieten. Wenn ich selbst Ihnen den abpachten wollte, könnte ich Ihnen noch mehr bieten; aber ...« – »Wir verstehen uns, lieber Hawermann«, föll de Paster in, »wir sind handelseins.« – Un as de Fru Pasturin wedder mit de lütte Lowise herinne burrt' un utrep: »Das [76] wäre nicht nötig gewesen! Luise hatte die Sache schon abgemacht«, dunn was ehren Herrn Paster sin Sak ok all afmakt, un dat oll lütt Lowisen-Kindting föll ehren Vader üm den Hals: »Ach, Vater, Vater, das ist mal schön!« – Wat hadd sei ehren Vader üm den Hals tau fallen? Wat hadd sei mit den Pachtkuntrakt tau dauhn? Vel, vel! Ehr Vader müßt jo nu bet dicht an den Pastergoren haken un austen laten, un sei kreg em jo öfter tau seihn.

As Hawermann den Gürlitzer Kirchstig wedder taurügg gung, begegent em Zacharies Bräsig, de ut sine hellsch unphilosophschen Podagra-Turen glücklich in de philosophschen rinne geraden was, denn de kreg hei ümmer, wenn de Weihdag' tau En'n wiren. »Gun Dag, Korl«, säd hei, »ich bün ein bitschen all in deinem Quattier gewesen, indem daß ich auf dich lauerte. Das währte mich aber zu lang', und da hab ich währenddem den Herrn Kämmerrat mein Kumplimang abgestattet. Er freute sich über mir und hat mich mit einer großen Lieblichkeit aufgenommen; abersten wo sieht der Mann aus!« – Ja, säd Hawermann, sin Herr wir – leider Gotts – sihr olt un swack worden, un hei för sin Perßon müßte fürchten, den Mann, von den hei so vel höll, bald tau verlieren. – »Ja«, nickte Bräsig, »abersten was is das Leben, Korl? Was ist das menschliche Leben? Süh mal, Korl, wenn einer das um und um kehrt as en leddigen Geldbeutel, denn fällt noch lang' kein Schilling raus.« – »Bräsig«, säd Hawermann, »ick weit nich, wo anner Lüd' doräwer denken, äwer mi kümmt dat so vör, as wenn Lewen un Arbeiten ein un dat sülwige is.« – »Hoho, Korl! nu hör ich dir laufen; diesen Sinnspruch hast du von Pastor Behrensen. Der hat unterweilen auch mit mir über diesen Thema gesprochen und hat mir von's menschliche Leben 'ne Beschreibung gemacht, as wär es hir unten man bloß so'ne Ort Meßführertid, und der christliche Glaube wäre die Sonne und der Regen, die die Saat wachsen ließen, und da oben erst, in den höhern Religionen, da käme der Aust; aber der Mensch müßte arbeiten und sorgen und das Seinige tun. Aber, Korl, es stimmt nich, es streit't gegen die [77] Bibel. Die Bibel besagt von die Lilien auf dem Felde: sie arbeiten nicht, und sie spinnen nicht, und unser himmlischer Vater ernähret sie doch. Und wenn unser Herrgott sie ernährt, dann leben sie doch, und dabei arbeiten sie nich, und wenn ich das infahmtigte Podagra habe und tu nichts – dauh gor nicks, as daß ich mir die verfluchten, ßackermentschen Fliegen aus das Gesicht jage – arbeit ich dann? und leben tu ich doch und noch dazu unter die nichtswürdigste Weihdag'. Un Korl«, säd hei un wis'te rechtsch in't Feld herinner, »ßüh dor mal die beiden Lilien an, die da herüber zu staken kommen, deinen gnedigsten Herrn Leutnant, und was das jüngste Frölen is, hast du denn schon gehört, daß die Kürassierleutnants sich mit Arbeit befießen und die gnedigsten Frölens spinnen täten? Und doch kommen sie bei lebendigen Leibe über deine Rappstoppel rüber.« – »Will'n stahn bliwen, Zacharies«, säd Hawermann, »sei trachten hir nah uns räwer, sei will'n mäglich mit uns reden.« – »For meinentwegen!« säd Bräsig. »Aber sieh bloß mal das Frölen an, wo das in die Rappstoppel mit die langen Kledaschen und das dünne Schuhzeug rümmer wadt! Ne, Korl, Weihdag' is das Leben! Und das fängt ümmer mit die bütelsten En'n an, mit die Beinen, und das kannst du bei mir bei das ßackermentsche Podagra und bei's Frölen bei die Rappstoppeln und die dünnen Schuhsohlen betrachten. – Aber was ich sagen wollte, Korl – deine beste Zeit hast du nu auch hier gehabt, denn wenn der Herr Kammerrat hier erst dod is, denn paß Achtung! Denn sollst du din blages Wunner tau seihn krigen mit die gnedigste Frau und die drei unbegebenen Töchter und den Herrn Leutnant. – Korl«, fung hei nah 'ne Tidlang Besinnen wedder an, »ich würd's nu all mit den Erbprinzen halten.« – »Ach wat! Bräsig, wat redst du?« föll Hawermann hastig in, »ick gah minen graden Weg.« – »Ja, Korl, das tu ich auch, und das tut jedwerein, der kein Jesuwiter ist! Aber sieh dir das gnedigst Frölen mal an! Sie geht auch ihren graden Weg, aber in die Rappstoppeln – Korl ...«

Nu wiren äwer de beiden Herrschaften all tau neg, hei kunn [78] nich wider reden, blot dat hei noch so bi Sid seggen ded: »En Jesuwiter? Ne! aber ein Vokativus is er.«

»Ich danke Ihnen, Herr Hawermann, daß Sie hier auf mich gewartet haben«, säd Axel von Rambow, as hei herankamm, »meine Schwester und ich sind auf zwei verschiedene Expeditionen ausgegangen: sie auf Kornblumen und ich auf Füllen; sie hat keine Kornblumen gefunden und ich keine Füllen.« – »Gnedigstes Frölen«, säd Bräsig, »wenn Sie mit die Kornblumen unsere gewöhnlichen Tremsen meinen – aber« – unnerbrok hei sick – »wo hat Ihnen die entfamte Rappstoppel das schöne Kleid rungeniert, all die Balangzen abgerissen!«, und dorbi bückt hei sick dal, as wull hei bi dat Frölen unnenwarts Kammerjumferdeinsten verrichten. – »Schadet nicht!« rep dat Frölen un sprung en En'n taurügg, »'s ist ein altes Kleid. Aber wo finde ich Kornblumen?« – »Die will ich Ihnen weisen, daß es 'ne wahre Lust is, hier ganz dichting bei auf's Gürlitzer, da stehen Tremsen un Feuerblumen un witten Wesel un Distelköpp, kurzum die ganze Plantasch'.« – »Das paßt ja gut, liebe Fidelia«, säd de Leutnant, »du gehst mit dem Herrn Inspektor Bräsig zu den Kornblumen, und ich bitte Herrn Hawermann, mich zu den Füllen zu begleiten. Denn, wissen Sie«, säd hei tau Hawermannen, »mein alter, guter Papa war heute morgen so guter Laune, daß er mir die Erlaubnis gegeben hat, mir das beste von den vierjährigen Füllen zum Gebrauchspferde auswählen zu können.« – »Mit Vergnügen«, säd Hawermann, »werde ich Ihnen die Tiere zeigen, und es sind brave Bursche drunter.« – So gungen de beiden Gesellschaften utenanner, un Hawermann hürte blot noch, wo Zacharies Bräsig tau dat Frölen Fidelia säd, hei freute sick sihr, ehre Bekanntschaft makt tau hewwen, indem dat hei mal en Hund hatt hadd, de ok »Fidel« heiten hadd un en hellschen Rottenbiter west wir.

Hawermann gung mit den Herrn Leutnant nah de Fahlenkoppel. Sei sproken mit enanner – natürlich landwirtschaftliche Saken –, de Leutnant was en ganz uperweckten Mann, [79] un Hawermann hadd em jo all von Lütt up kennt, äwer de Mann hadd ok gor nicks taulihrt, all sine Ansichten wiren so baben weg, kein von sine Fragen slog so recht in dat Fach, dat Hawermann tau sick säd: gaudmäudig is hei, sihr gaudmäudig, äwer kennen deiht hei nicks, un – du leiwer Gott! – wenn de oll Herr einmal ut de Welt geiht, denn möt hei jo doch dat Gaud annemen un sall sin Brod dorvon eten!

As sei bi de Koppel ankamen wiren un de enzelnen Fahlen munstert hadden, stellte sick de Leutnant vör Hawermannen hen un frog: »Na, was sagen Sie? Welchen soll ich nehmen?« – »Den Braunen«, säd Hawermann. – »Ich möchte lieber den Rappen wählen, sehn Sie die schöne Halsung, den feinen Kopf!« – »Herr von Rambow«, säd Hawermann, »auf Kopf und Hals reiten Sie nicht, Sie reiten auf Puckel und Beinen, Sie wollen ein Gebrauchspferd haben, der Braune macht drei solcher Rappen tot.« – »In dem Rappen steckt augenscheinlich englisches Blut.« – »Das ist wahr, er ist vom Wildfire gefallen; aber in dem Braunen ist altes mecklenburgisches Blut, und es ist 'ne Schande, daß man das untergehen läßt, daß man das Gute, welches das Vaterland bietet, nicht beachtet und es mit englischen Windschneidern vertauscht.« – »Das mag wohl sein«, säd Axel, »aber in unserm Rrr-ment haben die Kameraden nur Rappen; ich entscheide mich für den Rappen.«

Dat was denn nu en Grund, den Hawermann nich recht verstahn kunn, hei sweg also, un as sei taurügg gungen, was de Unnerhollung man en beten einsülwig; äwer as sei binah tau Hus wiren – dicht vör den Dur, as hadd hei't sick bet up den letzten Schritt upsport –, höll de Leutnant den Inspekter wiß, un mit en deipen Süfzer, as wull hei sick 'ne Last von'n Harten schaffen, säd hei: »Hawermann, ich habe lange gewünscht, Sie einmal unter vier Augen zu sprechen. – Hawermann, ich habe Schulden – Sie müssen mir helfen! – Es sind neunhundert Taler, diemuß ich bezahlen, muß ich haben.« – Dat was en slimmen Andrag för Hawermannen; äwer in würklich irnsthafte Saken makt sick dat Öller gültig, hei kek den jungen [80] dreiuntwintigjöhrigen Mann stramm in't Gesicht un säd kort: »Herr von Rambow, das tue ichnicht.« – »Hawermann, lieber Hawermann, ich brauche das Geld höchst notwendig.« – »Dann müssen Sie's Ihrem Vater sagen.« – »Meinem Vater? Nein, nein! er hat schon für mich bezahlt, und nun ist er krank, es könnte ihn zu sehr alterieren.« – »Und dennoch müssen Sie's ihm sagen! Solche Sachen müssen nicht mit fremden Leuten, die müssen zwischen Vater und Sohn abgemacht werden.« – »Fremde Leute?« frog Axel un kek em so recht biddwis' un so recht hartlich in de Ogen, »Hawermann, bin ich Ihnen denn so fremd?« – »Nein, Herr von Rambow, nein!« rep Hawermann un grep nah den jungen Herrn sine Hand, fot sei äwer nich an. »Sie sind mir nicht fremd! Und was ich für Sie tun könnte, würde ich gerade für Sie tun. Die Sache selbst ist eine Kleinigkeit, und wo's mir fehlen sollte, würde mein Freund Bräsig aushelfen; aber, lieber Herr von Rambow, Ihr Vater ist der natürlichste Helfer, diese Stufe darf nicht überschlagen werden.« – »Meinem Vater kann ich's nicht sagen«, säd Axel un plückte an einen Widenbusch herümmer. – »Sie müssen's ihm sagen«, rep Hawermann so indringlich, as hei kunn. »Er vermutet es, daß Sie ihm Schulden verschwiegen haben, und das quält ihn.« – »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?« – »Ja«, säd Hawermann, »aber nur infolge seiner eigenen großen Verlegenheit, die Ihnen bekannt ist.« – »Ich weiß«, säd Axel, »und ich kenne auch den Brunnen, an welchem er gepumpt hat. Nun, was mein Vater tat, kann ich ja auch tun«, set'te hei kolt un kort hentau un gung in't Hofdur rinne. – »Herr von Rambow«, rep Hawermann un folgte em hastig, »ich bitte Sie um des Himmels willen, tun Sie diesen Schritt nicht, er ist vergebens, oder er stürzt Sie in größere Verlegenheit.« – Axel hürte nich.

En por Stun'n späder stunn de Leutnant von Rambow mit Mosessen mang de Wullsäck un de Fellen up de Del in't Judenhus, wo David mang de Hamelbeinen sin Vergnäugen hadd as de Lus in den Schorf un makte ogenschinlich noch [81] 'ne vertwifelte, letzte Attack up Mosessen sinen vörsichtigen Geldbüdel; äwer Moses höll sick ümmer stark in de Reserw : »Wiß un wahrhaftig, Herr Baron, ich kann nich! Nu, warum denn nich? warum sollt' ich nich! Kann ich doch verdienen, kann ich doch schön verdienen bei's Geschäft. – Sehn Se, Herr Baron, da steht David. – David, was stehst du, was kuckst du? Komm her, David. – Sehn Se, Herr Baron, nu steht er hier, nu steht er vor Ihnen und steht er vor mir, ich will ihm nich winken, ich will ihm nich plinken, ich will reingehn in de Stub', nu fragen Se Daviden.« Un dormit schow hei mit sine rechte Hosendräger-Schuller vöran in de Stuw' herinne.

Den armen Leutnant sine Sak müßt slimm stahn, dat hei sick äwerall man mit Daviden inlet, denn wenn hei in sine blanke Uneform utsach, as wir hei vör den König sine Kutsch spannt, denn sach Daviden sine Butensid so schawwig ut, as güng hei in de Mergel- un Modd-Karr. Bi dit Geschäft kamm't nu äwer weniger up't staatsche Utseihn an as dorup, wer de Karr am besten ut den Dreck trecken kunn, un dorup was David hellschen geläufig. Hei hadd drei Ding' an un in sick, de stunnen em bi: irstens hadd hei ein uterwähltes, prachtvolles Judenbengel-Utseihn, un as hei so vör den Leutnant stunn un Kanelsbork kauete, de hei sin Memmeleben ümmer wegen den bösen Dunst in sin Geschäft ut de Spiskamer mus'te, un mit en scheiwen Kopp, de ein Hand in de Tasch, em ankek, dunn sach hei so frech ut, as wir de Geist von all de vergebenen Rotten ut dat langjöhrige Produktengeschäft in em fohrt; un denn hadd hei't, tweitens, in sick, dat hei sick tag fäuhlen ded, vel tager as sin Tatterleben, un dat kann nich utbliwen wegen sinen däglichen Ümgang mit dat tagste Tüg up de Welt, mit Wull, mit Fellen un mit Flechsen; un drüddens hadd hei dat an sick, dat hei jedwereinen ruhig anun afstinken kunn, wat hei deils sine natürlichen Anlagen, deils sinen Geschäftsverkihr verdanken ded.

Mit einen so glücklich begawten Minschen kunn denn de Leutnant nich einen un den sülwigen Strang trecken; hei gung [82] binnen Korten mit sworen Harten ut de Dör, un David freute sick so sihr äwer sine eigene Ort un Wis', dat em ordentlich mitleidig tau Sinn würd un dat hei em noch den christlichen Rat up den Weg gaww, hei süll sick an den Notorjus Slus'uhr wenden: »Der hat's«, säd hei, »und der tut's.«

Knapp was de jung' Mann ut de Dör, dunn sprung Moses ut de Stuw': »David, hast du en Gewüssen? Ich will dir sagen was Neues: du hast kains! Wie kannst du schicken den jungen Mann mang die Halsabschneiders?« – »Hab ich ihn doch bloß geschickt«, säd David verächtlich, »zu seine eigene Leut; is er en Soldat, is er doch aach en Halsabschneider. Schneidt der Notorjus ihm den Hals ab, nu was kümmert'sdich? Schneidt er den Notorjus den Hals ab, nu was kümmert's mich?« – »David«, säd de Oll un schüddelte mit den Kopp, »ich sag', du hast kein Gewüssen.« – »Wie haißt Gewüssen?« brummte David vör sick hen, »als du machst en Geschäft, jagst du mich fort, als du machst kein Geschäft, rufst du mich ran« – »David«, säd de Oll, »du büst noch ßu jung!« un gung in de Stuw'. – »Bün ich ßu jung«, säd David giftig, »bleib ich aach ßu jung; aber ich weiß 'ne Stell, wo ich nich bün ßu jung.« Dormit smet hei sick en annern Rock äwer un gung den sülwigen Weg, den de Leutnant gahn was, nah den Notorjus Slus'uhr.

Wat hei dor tau dauhn hadd, wat dor äwerall afmakt worden is, weit ick nich; ick weit blot, dat de jung' Herr von Rambow an desen Abend tau Pümpelhagen vel Breiw' tau schriwen un Geld intausigeln hadd un dat hei, as hei dormit farig was, deip upsüfzte, as wir em 'ne Last afnamen. De irste Not was kihrt; äwer hei hadd't makt as jenne olle Fru, hei hadd't Süerwater mit den Backeltrog heit makt.

5. Kapitel
[83] Kapittel 5

Woans sick der Herr Riddergaudsbesitter Pomuchelskopp äwer sine Nahkamenschaft amüsieren deiht, un worüm sin Häuhning sick äwer em argern deiht. 'ne Neihschaul bi de Fru Pasturin un en Strämel Snack von Jochen Nüßlern sine Erzieherinnen. Hei, Pomuchelskopp, un sei, de Pomuchelskoppen, maken 'ne Antrittsvisit bi Pasters un trecken dorvon af as dat Johr 1822. Worüm Bräsig den Herrn Riddergaudsbesitter grad in dat Gesicht herinne fläuten deiht un em nahsten up en füerspienden Barg setten will; worüm Krischan Kohlhaas en Rindveih von Kretur un Bräsig sick den verdammten Podagra vermauden is.


Ein por Dag' nahher kek de Sünn des Morgens so hentau teihn grad achter 'ne Regenwolk herute un kek grad in den Gürlitzer herrschaftlichen Goren herunner. Ehr Döchting, de Ird, hadd grote Wasch hollen, un sei süll ehr leiw' Kind nu en beten bi't Drögen helpen. Na, dat was denn nu dunn so as hüt noch ümmer en grotes Vergnäugen, wenn Mutting sick de Sak angelegen sin let un mit ehr oll fründliches, breides Gesicht bald hir, bald dor so achter de witten Wolkenlaken rute kek un denn mal wedder nah de Brus grep, de Bleik en beten antaufuchten. Bi so'ne Gelegenheit was Mutting denn nu ümmer hellschen spaßig; sei hadd de snurrigsten Infäll un stellte in ehren ollen Dagen männigmal Tügs an as knapp de jüngste Dirn, wenn sei taum irsten Mal verleiwt is, bald was sei bet tau Tranen trurig, bald lacht sei ut vullen Harten.

Hüt müßt de olle Fru äwer doch so recht herzlich lachen, as sei in den Gürlitzer Goren runner kek. – »Ne, nu seih mal einer!« rep sei un lachte so recht gelbunt äwer de Wischen un Saaten, »wat einer doch all erlewen deiht in dese dämliche Welt! Lange Johren heww ick nu dor ümmer den smucken, witten Kirl stahn seihn, de mi den Sticken hen höll, dat dat arme hungrige Wormtüg von Minschenkinner doch tau weiten kreg, wenn't Tid wir Middag tau eten, un nu steiht dit oll dicke wrampige Dirt up sin Flag mit gräunkarrierte Hosen un rokt Tobak. Nahrends geiht't doch nahrscher tau as in de Welt!« Un dorbi lachte de Ollsch so recht ut Hartensgrun'n äwer den Riddergaudsbesitter Herrn Pomuchelskopp, de in en gelen, lankingschen Rock un gräunkarrierte Hosen an en [84] Sünnenwiser stunn, grad in de sülwige Stellung, in de vörhen de olle smucke Heidengott Apollo stahn hadd, blot dat de 'ne Leier un hei 'ne korte Pip in de Hand hadd; äwer männigmal flog ehr dat as en Schatten äwer dat Gesicht, wenn ehr Og up ehren smucken, fründlichen Sekretär föll, de ehre Dahten mit sinen Stift so lange Johren verteikent hadd un nu unner Nettel un Kliwen in't Gras lagg. – Äwer lachen müßt sei doch ümmer wedder.

Pomuchelskopp lachte ok; up sin Gesicht was vörlöpig noch keine Fröhlichkeit tau seihn, äwer ut sinen Harten, wenn hei so hoch, as sine korte Natur langte, sick äwerall ümkek, lachte dat so dick herute: »All min! All min!« – Den Sünnenstrahl, de up de Welt lagg, den sach hei nich, un de rögte nich sin Hart un sin Gesicht; äwer de Sünnenstrahl, de in em upgahn was un eigentlich nicks wider was as en gewöhnliches Rekenexempel, de lücht'te in sinen Harten; un an sin Gesicht was dorbi nicks tau seihn, denn wenn hei butwennig lachen süll, denn müßt dat en Spaß sin, en dägten Spaß! un de süll em denn in desen Ogenblick nich fehlen.

Sine beiden Jüngsten, Nanting un Philipping, wiren ranne kamen, un Philipping hadd sick 'ne Raud von Kliwen un Nettelstangen tausamenbunnen un pietschte den armen bleiken Heidengott, dat Vater Pomuchelskopp so recht von Harten lachen müßt, un Nanting lep in de Käk un halte 'ne Kahl un wull em en Snurrbort anmalen, äwer dat led Vater nich. »Nanting«, säd hei, »das laß unterwegs, das könnt ihn schampfieren, und wir können ihn möglicherweise ja noch verkaufen, Nanting. Aber hauen könnt ihr ihn.« Un sei hauten em, un Vater Pomuchelskopp lachte, as wull hei sick ut de gräunkarrierten Hosen rute schüdden.

Mitdewil kamm denn ok de »Madam« heranne gahn, wat Pomuchelskoppen sine drögere Hälft was. Sei was en hellsch langes Rick un drög as de säben magern Käuh von den König Pharao, ehre Stirn was ümmer in Schrumpeln tau Höchten treckt, as wenn de Sorgen von de ganze Welt ehr up de Seel packt wiren, oder sei was ok äwer de Näs' in verdreitliche [85] Folten tausamsneert, as wenn all dat Geschirr, wat de Deinstdirns up dese Welt dat ganze Johr äwer intwei smiten, ehr hüren ded, un ehr Mund sach so suer ut, as wir hei sin Lebsdag' mit Essig börnt un mit Sueramper fött worden. Sei drog in dese schöne warme Johrstid des Morgens en swarten Merino-Äwerrock, de mal in en Truerfall hadd anschafft warden un nu doch verdragen warden müßt, un Dags äwer kattunene, mit Ellernbork olivengräun upgefarwte Kleder, un blot, wenn't wat gellen süll, wenn hei, Pomuchelskopp, in den blagen Liwrock mit de blanken Knöp tau Rum kamm, denn tüderte sei sick üm ehren Kopp so vel Bänner- un Huwenkram, dat ehr Sorgen-Gesicht dor rute kek as 'ne halw verhungerte Mus ut 'ne Dis-Heid, un üm ehr anner Gerüst hung sei sick Schawerack äwer Schawerack, bet ehre armen bescheidenen Beinen utsegen as en poor Knüttelsticken, de sick in en Plünnenkasten verbistert hewwen. Denn äwer wull ick jeden Deinstbaden raden hewwen, ehr ut den Weg' tau gahn, denn wenn ehre armen Knaken ok lichtsinnig up samtene un sidene Flüchten rümme flogen, ehre besorgte Seel lagg swor up ehre Ümgewung von wegen de Anschaffungs- und Afnutzungskosten.

Sei was 'ne »Mutter«, as sei in'n Bauk steiht, sei sorgte Dag un Nacht, wo sei ut Malchen ehren Rock noch 'ne Unnerjack för Philipping taurecht kreg, sei leiwte ehre Kinner nah de Schriwwt, un dorüm tagelte sei sei, un Nanting kunn männigmal för jeden Placken up de Jack twei up den Puckel un för jeden up de Hos' twei up sin Hosenflag upwisen. Ja, sei was streng' gegen sick un gegen ehr Fleisch un Blaud, äwer sei kunn sick ok freuen, ok nah de Schriwwt, mit Maßen; un as sei hüt so ranne tred un de muntere Dädigkeit von ehre jüngste Nahkamenschaft sach, dunn flog äwer ehr Gesicht so en hoffnungsvullen Schin, as wenn de Februor-Sünn up den fastfroren Irdbodden dal kickt un tau em seggt: »Paß up! Hir warden äwer Johr mal Tüften wassen.«

Un sei was ok 'ne Ehfru, as sei in'n Bauk steiht; kein Nahwer kunn ehr nahseggen, dat sei sick in Dahten, Würden un [86] Gedanken all meindag' dat Swarte unnner'n Nagel an ehre Schülligkeit hadd versünnigt, obschonst Pomuchelskopp ok man so so was, denn hei was nah ehre Meinung sihr lichtsinnig, wil dat hei männigmal, wenn de Spaß dornah was, recht utlaten lachen kunn, wat sick vör en sorgsamen Husvader nich paßt, wat up de Läng' sinen Wollstand rungenieren un sei un ehre Kinner an den Bedelstaww bringen müßt. Sei ded also en Äwriges, wotau de Preister bi de Tru sei gor nich verpflicht't hadd, sei dämpte dese Utgelatenheit un gaww em dagdäglich von ehren eigenen Essig tau drinken un von ehren Sueramper tau eten, sei munsterte an em herümmer – d.h., wenn sei allein wiren – as an ehren Jüngsten, an Philipping, un hadd sick so, as wenn Pomuchelskoppen sine gräunkarrierten Hosen noch hinnenwarts tauknöpt warden müßten; kort, sei trock em nah ehren Sinn. – Sei slog em nich – Gott bewohre! – Allens mit Würden. Dörch de blote Anred' wüßt sei em in ehre eigene Stimmung tau versetten; bedrog hei sich lichtsinnig, denn redte sei em hart un kort mit de letzte Sülw von sinen Namen an un näumte em barsch blot »Kopp!«, för gewöhnlich näumte sei em mit de middelsten Sülwen: »Muchel«, un wenn hei so recht nah ehren Sinn was un verdreitlich in de Sofaeck satt un nah de Fleigen slog, denn näumte sei em mit de irste Sülw un mit en leiwlichen Ton: »Pöking«.

Hüt säd sei nich »Pöking« tau em. »Kopp!« säd sei, wegen sine lichtsinnige Lustigkeit äwer de Jungs, »Kopp, wat steihst du hir un rokst as en Backaben? Ick mein, wi willen nah den Paster gahn.« – »Min Küking«, säd Pomuchelskopp un namm unwillkürlich de Pip ut den Mund, »wi känen jo ok hengahn. Ick will mi gliksten minen Liwrock antrecken.« – »Liwrock? Wo so? Meinst du, ick sall mi noch grot irst min Swartsiden antrecken? – 't is jo man blot nahunsen Paster.« – Dorbi läd sei up »unsen« so en Nahdruck, as wenn sei von ehren Scheper redt hadd un as wenn sei de Meinung wir, de Paster stunn bi ehr in Lohn un Brod. – »Min Häuhning«, säd Pomuchelskopp, »as du willst; ick kann jo ok minen brunen Äwerrock antrecken. Philipping, laß nu das Hauen sein; Mama [87] mag das nicht.« – »Kopp! kümmer di nich üm de Kinner, kümmer di üm di sülwst. Du behöllst dinen lankingschen Rock an, hei is rein un gaud.« – »Mein Klucking«, säd Pomuchelskopp, denn wenn hei mit sine leiwe Fru annere Meinung was, versöchte hei't irst mit en Küken un kamm denn tauletzt up de Kluck, »mein Klucking, ümmer nobel, mein liebes Klucking! Wenn wir's auch nicht um die Pastorleute tun, so müssen wir's doch um unser selbst willen tun. Und wenn Malchen und Salchen mitgehen sollen, denn müssen sie sich doch putzen, und denn stechen wir gegen ihnen ab.«

Dese letzte Grund verschaffte Pomuchelskopp de Erlaubnis, sick den brunen Äwerrock antautrecken. Sine Seel freute sick denn nu ok doräwer, dat hei sine Ansicht dörchset't hadd, wat em süs nich so licht passieren ded, un hei würd ordentlich dankbar dorför un wull sin Küking dorför wat tau Gauden dauhn, indem dat hei ehr an sine eigene Freud' Andeil nemen let, denn dat möt keiner glöwen, dat Pomuchelskopp so unorig was, in sinen eigen Hus' äwermäudig tau sin, ne! dor was hei de- und wehmäudig. Hei wis'te also äwer de Feller un säd: »Küking, süh mal, dat is all uns'!« – »Muchel, du wis't tau wid«, säd de Madam kort, »dat dor hinnen is all Pümpelhäger.« – »Du hast recht, Häuhning, das is all Pümpelhäger. – Äwer«, set'te hei hentau, un de lütten Ogen keken so begehrlich nach Pümpelhagen räwer, »wer weit? – Wenn mi Gott dat Leben lett un ick in Pommern alles gaud verköfft krig un de Tiden bliwen gaud un de oll Kammerrat is dod un de Sähn makt Schulden ...« – »Ja, Muchel«, föll em sine leiwe Fru in de Red', un äwer ehr Gesicht flog so'n spöttschen Schin, den de Welt woll oder äwel för Lachen annehmen müßt, wil sei dit Gesicht süs woll meindag' nich hadd lachen seihn, »ja, grad so as oll Strohpagel säd: wenn ick teihn Johr jünger wir un ick hadd den fulen Bein nich un ick hadd min Fru nich – denn süllt ji mal seihn, wat ick för'n Kirl wir!« – »Häuhning«, föll Pomuchelskopp in un makte en Gesicht, as wenn hei in de Seel beleidigt wir, »wo kannst du so was sagen! Ich sollt' wünschen, dich nicht mehr zu haben? Ohne [88] die dreißigtausend Taler, die du von Vatern geerbt hast, wäre ich ja gar nicht kumpabel gewesen, Gürlitz zu kaufen. Und was ist Gürlitz doch für ein schönes Gut! Süh! dies ist doch alles Gürlitzer!«, un dorbi wis't hei wedder äwer dat Feld. – »Ja, Kopp«, säd sin Fru hart, »bet up den Preisteracker, den du di hest ut de Fingern riten laten.« – »Ach Gott, Klucking«, säd Pomuchelskopp, as sei ut den Goren gungen, »ümmer mit den Priesteracker! Was kann ich dafür? – Süh, ich bün en grader, ehrlicher Mann; was kann ich dafür, daß ich mit so'n paar olle Schleichers, wie Hawermann und der Pastor sünd, zu tun habe. – Aber wir sünd noch nich zu Bett, Musche Hawermann! Wir sprechen uns noch weiter, Herr Pastohr!«

In den Gürlitzer Pasterhus' seten an desen Morgen drei lütte smucke Dirnings in Fru Pastern ehre blanke Stuw' un hadden't ok gor tau hild mit Hand- un Mundwark, denn sei neihten nich blot, sei snackten ok tau Strid' un segen mang de witten Lin'n so rod un frisch ut as saftige Irdbeeren up en witten Teller; dat was Lowise Hawermann mit de beiden lütten Druwäppel, Lining un Mining Nüßlers. – »Kinder«, säd de lütte, runne Fru Pastern, wenn sei mal denn un wenn von de Käk nah de Stuw' rinne küselte, »ihr glaubt gar nicht, was es mir jetzt in älteren Tagen für Vergnügen macht, wenn ich meine reine Wäsche in den Leinkoffer lege und bei jedem Stück weiß, wann ich es gesponnen und wann ich's genäht habe! Und wie rätlich geht man damit um, wenn man selbst weiß, was es für Mühe gekostet hat. – Mining, Mining, die Naht is ja schief! – Gott im Himmel! Luise! ich glaube, du kuckst allenthalben herum und nähst immer fort und hast keinen Knoten vor den Faden geschlagen. – Aber nun muß ich die Kartoffeln aufsetzen lassen, denn mein Pastor muß bald kommen«, un dormit lep sei ut de Dör, kek äwer noch mal wedder rinne: »Mining un Lining, ihr bleibt heute zu Mittag hier!« Un so flog sei von de Käk in de Stuw' un von de Stuw' in de Käk as en Parpendikel in de Uhr un höll allens in richtigen Gang.

Äwer wo kemen Lining un Mining Nüßlers in Fru Pastern [89] ehre Neihschaul? Dat hung so tausam. – As de beiden lütten Gören so wid wiren, dat sei dat »R« utspreken kunnen un nich mihr mit Sand spelen müggten un den Dag äwer achter Fru Nüßlern herlepen: »Mutting, wat säl wi nu dauhn?«, dunn säd Fru Nüßlern tau Jung'-Jochen, dat wir de allerhöchste Tid, dat de Kinner in de Schaul kemen; sei müßten 'ne Schaulmamsell hewwen. Jochen hadd nicks dorwedder, un sin Swager, de Rekter Baldrian, kreg den Updrag, ein antauschaffen. As de en halw Johr in Rexow west was, dunn säd Fru Nüßlern, sei wir en ollen Wrägel, sei zausterte den Dag äwer mit de lütten Kinner rümmer un makte sei so koppschu, dat sei ehr eigen Ort nich mihr rute kennen kunn; de müßt also weg. – Dorup besorgte Kopmann Kurz 'ne frische, un eines Dags, as sick in Rexow kein Minsch wat Böses bewußt was, kamm 'ne Ort Granedier in de Dör rinne mit düsterswarte Ogenbranen, 'ne gele Gesichtsfarw un 'ne Brill up de Näs' un wes' sick as de nige »Erzieherin« ut. Sei redte de beiden lütten Gören glik französch an, un as sei markte, dat de beiden Lütten noch so unschüllig wiren, ok nicht dat Geringste dorvon tau verstahn, wendte sei sick up Französch an Jung'-Jochen. Dat was Jung'-Jochen nu äwer seindag' noch nich passiert, hei let sin Pip doräwer utgahn, un wil dat sei grad bi't Koffedrinken wiren, säd hei, üm doch wat tau seggen: »Mutting, schenk doch de nige Schaulmamsell wedder in.« – Na, dese hadd't nu mit dat Kummandieren in den ganzen Hus', un as Fru Nüßlern dat 'ne Tid lang tapfer mit anseihn hadd, dunn säd sei endlich: »Stopp! de Sak, de geiht nich; wenn hir kummandiert warden sall, denn bün ick de Negste dortau, as Fru Pastern seggt«, un sei trummelte den Granedier den Marsch. Dorup läd sick Unkel Bräsig in dat Middel, »daß das Kropzeug doch was lernen täte«, säd hei un schaffte ein an, »'ne hellsche«, säd hei, »ümmer lustig un auf den Klawezimbel gar nich dod zu machen«. – Hei hadd recht, eines Abends in den Winter kamm 'ne lütte blagbackige, huchliche Person in Rexow an, de in de irsten teihn Minuten äwer den nigen, up de Aukschon köfften Klimperkasten herföll [90] un dorup herümmer arbeit'te, as döscht sei üm den twölften Schepel. As sei tau Bedd gahn was, slog Jung'-Jochen den Klawezimbel up, un as hei gewohr würd, dat sei drei Saiten intwei trummelt hadd, makte hei em wedder tau un säd: »Je, wat sall einer dorbi dauhn!« – In den Hus' würd dat 'ne grote Lustigkeit, dat Gör von Erzieherin jog un jacherte sick mit de beiden Gören von Fru Nüßlern herümmer, dat Fru Nüßlern tau den Sluß kamm, ehr Öllste, Lining, wir eigentlich verstänniger as de Mamsell. Sei müßte sick also denn doch äwertügen, wat de Mamsell in de Schaulstunnen eigentlich mit de Kinner bedrew, sei verlangte also mal so'ne Ort von Schaulplan tau seihn, un den annern Dag kamm Lining denn ok mit en groten Bagen angetreckt, wo de Mäglichkeit up stunn. Dor stunn en heilen Deuwel up: Dütsch un Französch un Ottografi un Geografi un Religion un biblische Geschicht un anner Geschicht un sogar biblische Naturgeschicht un denn taum Sluß ümmer Musik un Musik un Musik un Musik. – »Ih«, säd sei tau Jochen, »minentwegen känen sei so vel Musik maken, as sei willen, wenn dat mit de Religion man in Richtigkeit is. Wat seggst du, Jochen?« – »Je«, säd Jochen, »'t is all soas dat Ledder is!« – Na, so wir't denn nu ok woll blewen, wenn sei nich so quanswis von Lining tau weiten kregen hadd, dat sei mit de Mamsell in de biblische Geschicht Knull spelt hadden, un as sei eins baben während de Religionsstun'n so'n Gejacher hüren ded, tred sei – baff! – in de Stuw' herinner, üm doch tau seihn, wat sei för Religion dor bedrewen, un süh dor! de Mamsell spelte mit de Lütten en beten Kükewih. Na, von dese Ort lustige Religion wull Madame Nüßlern nu nicks weiten, un Mamsell »Hüpp up den Bülten« müßte achter den Granedier her hopsen.

Dit was denn nu sihr verdreitlich, wil't midden in't Virteljohr was, un wenn Fru Nüßlern doräwer klagen würd, dat de Kinner sick rümmer driwen deden, säd Jochen blot: »Je, wat sall ick dorbi dauhn!«, fung äwer an, ungeheuer iwrig in de Rostocker Zeitung tau lesen, un eins Dags läd hei de Zeitung bi Sid un rep Krischanen, hei süll dat Phantom anspannen. [91] Sine leiwe Fru kamm en beten stark in Upregung, wil sei nich wüßte, wat hei in Afsicht hadd; äwer as sei em von sine Pipensid anseihn hadd un dor gewohr würd, dat sin Mund linksch noch länger bet an't Uhr treckt was, wat bi em en fründliches Lächeln bedüden ded, dunn gaww sick ehre Unrauh, un sei säd: »Na, lat em! Hei hett wat Gauds in'n Sinn.« – Nah drei Dag' kamm Jochen taurügg mit 'ne majorenne, binah dörchsichtige Dam, un in de ganze Ümgegend gung dat as em Lopfüer: »Denkt jug! Jung'-Jochen hett sick sülwst 'ne Erzieherin anschafft.« – Bräsig kamm den negsten Sünndag un besach sei sick; hei was so tämlich mit ehr taufreden, »aber«, set'te hei hentau, »paß auf, Jung'-Jochen, sie hat Nerven«. – Bräsig was nich allein en groten Pirdkenner, hei was ok en Minschenkenner, hei hadd recht: de Mamsell hadd würklich Nerven un vele Nerven. De beiden lütten Druwäppeling müßten up de Tehnen rümmer gahn, de Mamsell namm Mining ehren Ball weg, wil sei dormit mal ut Verseihn an ehr Finster smeten hadd, un slot den Klawezimbel af, dat Lining nich mihr »unse Katt hett nägen Jung'n« spelen kunn, dat einzigste Stück, wat sei von Mamsel »Hüpp up den Bülten« lihrt hadd. Mit de Tid kreg de Mamsell tau ehr Nerven noch Krämpfen, un Madam Nüßlern müßt mit allerlei Druppen-Buddeln lopen, un Fik un Korlin müßten beid bi ehr Nachtens wachten, wil ein allein grugen würd. – »Nu würd ich ihr abschaffen«, säd Unkel Bräsig; äwer Fru Nüßlern was 'ne tau gaude Fru, sei schaffte leiwerst en Doktor för ehr an. Doktor Strump ut Rahnstädt würd raupen, un as hei den Patschenten ordentlich up de Tähnen fäuhlt hadd, erklärte hei dit för en hellsch interessanten Fall, indem dat hei sick up de Letzt sihr »mit den Nachtseiten der menschlichen Natur« beschäftigt hadd. Jung'-Jochen un sine Fru dachten sick wider nicks Böses dorbi, as dat hei in de letzte Tid hadd ümmer des Nachts ut dat Bed rute müßt; äwer dit süll anners kamen as mit de sel Fru. – Eins Dag's, as de Dokter wedder bi ehr was, stört'te Korlin von baben dal: »Fru, Fru! Nu is't Unglück in'n vullen Gang'. De Dokter hett ehr ümmer vör't [92] Gesicht rümmer fuschert un nu slöppt s' un seggt in'n Slap wohr. Mi hett s' seggt, ick hadd en Brüdjam.« – »Gott soll mir in den hogen Himmel bewohren«, säd Bräsig, de grad taugegen was, »was betreibt das Frauenzimmer for Anstalten!«, un dormit gung hei mit Fru Nüßlern nah baben. – Nah 'ne Wil kamm hei wedder runne un frog: »Na, was sagst dunu, Jung'-Jochen?« – Jochen besunn sick 'ne Tid lang un säd dunn: »Je, denn helpt dat nich, Bräsig.« – »Jochen«, säd Bräsig un gung mit grote Schritten in de Stuw up un dal, »ich hab' dir vordem gesagt, du sollst ihr abschaffen; nu sage ich: schaff ihr nicht ab! Ich habe ihr gefragt, was das morgen regnen würde, und sie hat mir in ihrem sonnenbuhlerischen Zustand gesagt, morgen käm ein Platzregen. Platzregent es morgen, dann schmeiß deinen Prometer von der Wand – 's nichts mehr mit die Prometers, und deiner steht schon sörre zwei Jahr ümmer auf gut Wetter – und häng' ihr da an; du kannst dir und die ganze Umgegend glücklich machen.« – Jung'-Jochen säd nicks; äwer as dat den annern Morgen en groten Platzregen würd, dunn säd hei irst recht nicks un wunnerwarkt drei Dag' lang in'n Stillen. – In de Ümgegend gung dat äwer rümmer: Jung'-Jochen hett sick 'ne Wohrseggersch anschafft, un sei hett den groten Platzregen an den Sünnabend prophenzeit, un Korlin Kräugers un Entspekter Bräsig sälen äwer Johr noch frigen. – Dokter Strump ded natürlich ok dat Sinige, den interessanten Fall in't vulle Licht tau setten, un't wohrte nich lang', dunn was Fru Nüßlern ehr stilles Hus tau en Wallfohrtsurt worden, wo allens, wat niglich oder wissenschaftlich oder naturwissenschaftlich was, sinen Aftritt namm; un dor Fru Nüßlern nicks dormit tau dauhn hewwen wull un Jochen nicks dortau dauhn kunn, so äwernamm sick Zacharias Bräsig de Sak, wenn de Dokter nich dor was, un führte de Gäst ümmer schauwenwis nah de Mamsellstuw' ruppe un erklärte den sonnenbuhlerischen Taustand, un vör't Bedd bi de Mamsell satt Kutscher Krischan, de sick vör den Deubel nich fürchten ded, denn Korlin un Fik wullen nu all sülwt twei nich mihr wachten, wil sei sick [93] all bi Dag' dorför grugten, dat ok nich för sei anständig höllen, denn sei hadden sick Bräsigen sinen Snack von »sonnenbuhlerisch« in't Plattdütsche äwerset't un säden: de Mamsell wir »sünnenbuhlerisch«. – Unner de Gäst', de sick dit Wunner anseihn deden, was denn nu ok de junge Herr Baron von Mallerjahn up Gräunenmur, de dagdäglich kamm un naturforschte un sick dat gor nich mihr äwelnamm, ok ahn Bräsigen nah de Mamsell ruppe tau gahn. Fru Nüßlern argerte sick nu sihr äwer de Unverschamtheit un verlangte von Jochen, hei süll dat Unwesen stüren, worup Jochen denn antwurt'te, dortau wir jo Krischan set't; äwer as Krischan eins Dag's herunne kamm un säd, de jung' Herr Baron hadd em rute jagt, wil hei en beten stark nah Pird' rüken ded, dunn brok de Arger bi Fru Nüßlern in helle Tranen ut, un wenn nich grad Bräsig kamen wir, denn hadd sei den Herrn Baron sülwst utklinkt; nu äwer sprung Bräsig ritterlich vörtau un äwernamm sick dit Geschäft. Hei gung ruppe un säd sihr höflich un bestimmt: »Gnedigster Herr Baron, kucken Sie sich gefälligst die andere Seite von der Tür mal en bitschen an.« – Den Herrn Baron was dit mäglicher Wis' taum Verstahn tau fin, hei lachte en beten verlegen un säd, hei stünn ogenblicklich mit de Mamsell in en magnetischen Rapport. »Was hier monetischen Apport!« säd Bräsig, »wir brauchen hier Ihre Moneten nich und brauchen hier keine Apportendräger weiter, dazu is Krischan hier gesetzt.« Un dorbi stunn Bräsig ok in en magnetischen Rapport, ahn dat hei't wüßt, denn wenn Fru Nüßlern weinen ded, denn geröd hei in Wut, un in vulle Wut rep hei den Baron tau: »Herr, scheren Sie sich aus dem Dings raus!« De Baron verstutzte sick natürlich bi dese Red' un frog en beten sihr von baben dal, ob Bräsig woll wüßt, dat hei groww würd. – »Das nennen Sie Grobigkeit?« rep Bräsig un kreg den Baron bi den Arm, »denn will ich Sie gleich was anders weisen!« – Äwer desen Larm müßt jo nu woll de Mamsell ut ehren Slap upwaken, sei sprung von den Sofa up un kreg den Baron unner den annern Arm tau faten: hir blew sei nich, hir verstünn ehr keiner, hei allein verstünn ehr, sei [94] blew bi em. – »Das is auch das beste«, säd Bräsig. »Reisend' Leut' muß keiner aufhalten. Zwei Fliegen mit einer Klapp!« un lots'te sei de Trepp hendal.

De Wagen von den Herrn Baron was noch anspannt un führte vör; de Herr Baron sülwst was in hellsche Verlegenheit, äwer de Mamsell höll wiß. »Je, denn helpt dat nich«, säd Jung'-Jochen, as hei de Afreis von de Stuw' ut ansach. – »Jung'-Jochen«, säd Bräsig, as dat Pörken von den Hof führte, »die's auch so, as das Ledder is, die is tag. – Un Madamming«, säd hei tau Fru Nüßlern, »lassen Sie das man sein, nu kann er sehn, wo er mit seinen monetischen Schatz bleibt.«

Hawermann was in de letzte Tid vel för sinen Herrn verreist west, un wenn hei up einen oder twei Dag' tau Hus kamm, denn hadd hei so vel in de Wirtschaft tau dauhn, dat hei sick nich vel üm wat anners kümmern kunn. Hei was vördem woll öfter nah sin Swester räwer gahn un hadd sei wegen de Mamsell tröst't, dat wir woll blot Krankheit, un't würd sick woll gewen; äwer as hei mal nah Hus kamm, dunn gung de Red' in de ganze Ümgegend: Jung'-Jochen sin Slap-Mamsell wir mit den Baron von Mallerjahn dörchgahn, hadd äwer vörher noch Bräsigen mit't Prophenzein anstickt un Krischanen mit't Slapen; Bräsig prophenzeit, wo hei gung un stunn, un Krischan slep all in'n Stahn.

Hawermann gung nah Paster Behrensen un frog em, wat hei von de Geschicht wüßt, un bed em, mit em tau sine Swester tau gahn. »Recht gern, lieber Hawermann«, säd de Paster, »aber um die Sache selbst habe ich mich nicht bekümmert, grundsätzlich nicht. Ich weiß recht wohl, daß sich in unserm guten Vaterlande manche meiner Herren Brüder in Christo mit Heilung von Besessenen und Teufelsbannerei befaßt haben; aber ich meine, dergleichen Fälle müssen vor das Forum der Ärzte oder auch« – hier lachte hei so'n beten absonderlich – »vor das der Polizei gebracht werden.«

As sei tau Rexow ankemen, was de rüstige, dädige Fru Nüßlern, de süs dat düllste Unglück, den argerlichsten Verdruß [95] mit Lichtigkeit von sick afschüdden kunn, ganz utenanner. »Herr Paster«, säd sei, »Korl-Bräuding, dit is en verdreihtes Frugenzimmer west, un argert heww ick mi naug, un so sünd sei all west, de ick hatt heww; äwer dat schadt nich, dat wull ick woll verwinnen. – Dat is man üm min beiden lütten gauden Wörm, dat weit nicks un dat lihrt nicks. Und wenn ick doran denk, dat min beiden lütten leiwen Dirns mang annere von ehren Öller un Stan'n sitten sälen as Trumpf Söß un weiten nich mal, wovon de Red' is, un känen nich mal en Breiw schriwen! – Ne, Herr Paster, Sei, de so vel lihrt hewwen, Sei känen't nich weiten, wo einen dorbi tau Maud' is – äwer ick weit't, un Korl, du kannst't ok weiten. Ne, Herr Paster, un wenn sick min Hart ok ümkrempen sall un wenn mi min Hus ok so grot warden sall, dat ick mit Jochen dorin as in'n Drom herüm gah, leiwer gew ick de lütten Gören von Hus, as dat sei tidlewens dämlich bliwen sälen. – Seihn S', wenn Lowise hirher kümmt, sei weit doch Bescheid, einer kann ehr doch fragen, un sei kann doch ok all Jochen de Zeitungen vörlesen. Lesen känen min ok, äwer so as en frömd Wurd vörkümmt, denn geiht't Stamern los. Nülich les' Lowise ›Burdoh‹, un so ward de Urt ok woll richtig heiten, un min lesen Bo-ur-de-aux. Wat dauh 'ck nu äwer mit Bo-ur-de-aux, wenn de Stadt ›Burdoh‹ heit?«

De Paster was während de lange Red' upstahn un gung in Gedanken in de Stuw' rümmer, tauletzt blew hei vör Fru Nüßlern stahn, kek ehr en beten nahdenklich an un säd: »Frau Nachbarin, ich will Ihnen einen Vorschlag machen – Luise mag wohl etwas weiter sein, aber das macht nichts –, Sie sollen sich nicht von Ihren Kleinen trennen; geben Sie mir die Kinder in Unterricht.« – Hadd Fru Nüßler all mal an dese Utkunft dacht un föll ehr nu dit Anerbeiden as dat grote Los in den Schot oder kamm't ehr so äwer den Hals, as wenn sei mit einen Mal ut den Schatten in den Sünnenschin treden was, sei kek den Paster mit ehre blagen, blanken Ogen an: »Herr Paster!« rep sei un sprung von den Stauhl up: »Jochen! Jochen! hest du't hürt? De Herr Paster will uns' [96] Lütten in de Schaul nemen.« – Un Jochen h'add't ok hürt un was ok upstahn un wull wat seggen, säd äwer nicks un fuscherte un grawwelte nah den Herrn Paster sine Hand rümmer, bet hei sei fat't hadd, un drückte sei un treckte em up den Sofa achter den Lüttabenbrods-Disch dal, un as Fru Nüßlern un Hawermann ehre Freud' vullständig utspraken hadden, dunn was hei ok nahgradens mit sin so wid in de Reih, dat hei reden kunn, un hei säd: »Mutting, schenk doch den Herrn Paster in.«

So wiren nu Mining un Lining de däglichen Gäst in den Gürlitzer Pasterhus' worden un wiren de beiden lütten egalen Twäschen blewen! blot dat Lining as de Öllst en knappen halwen Toll gröter was as Mining un Mining en gauden halwen Toll mihr in de Run'n hadd un dat – wenn einer nipp tau kek – Mining ehre Näs' noch en beten stuwer was as Lining ehr.

Un so wiren sei nu an den Dag, an den Pomuchelskopp sine Antrittsvesit maken wull, bi de Fru Pastern in de Neihschaul, bi de Fru Pastern doch ok bi de Kinner, wenn ehr Herr Paster in Amtsgeschäften ut was, dat Ehrige dauhn wull.

»Gott im Himmel!« sprung de Fru Pastern in de Stuw' herinne, »Kinder, werft das Nähzeug beiseite; Luise, trag alles in die Schlafstube, Mining, sammle die Flicken und Fäden auf, Lining, setz die Stühle in Ordnung! Der neue Gutsbesitzer kommt mit Frau und Töchtern übern Kirchhof grade aufs Haus los – lieber Gott! und mein Paster ist nach Warnitz zur Taufe!«, un dormit grep sei unwillkürlich nah den Wischdauk, müßt en äwer in Rauh laten, denn't kloppte all an de Dör, un up ehr »Herein!« strahlte denn Pomuchelskopp mit sine Fru un sine beiden Döchter, Malchen un Salchen, in de Dör rinne.

»Die Ehre nehmen« – säd Pomuchelskopp un versöchte en höflichen Diner tau maken, wat em wegen sine Buort swack von de Hand gung – »den Herrn Pastohr und die Frau Pastohrin – aufwarten – Bekanntschaft – Nachbarschaft –.« Sei, de Pomuchelskoppen, stunn dorbi so stur un so grad, as [97] hadd sei vermorrntau all en En'n dannen Sleiht äwersluckt, un Malchen un Salchen keken ut ehre bunten, siden Kleder up de drei lütten Mätens in ehre verwaschenen kattunenen Kleder as de Stiglitsch up de Grasmügg'.

Fru Pastern was gegen ehre Frün'n de tauvertrulichste Person, de't jichtens gewen kunn; hadd sei äwer mit frömd Lüd' tau dauhn un was ehr Paster nich taugegen, dat hei sin Anseihn sülwst vertreden kunn, denn namm sei sine Würd ok noch up ehre Schullern, denn richt't sei sick en beten stark up de Tehnen un stunn so rund un vullkamen dor, as wenn en Gaus'ei up de Spitz stellt is, un unner ehr lütt würdig Unnerkinn wackelten denn de beiden lilla Huwenbän'n bi jedes Wurd, wat sei säd, so wichtig hen und her, as wull'n sei jeden raden: »Führ mi keiner an den Wagen!« – »Ehre – ganz auf unserer Seite«, säd se, »mein Pastor leider nicht zu Hause. – Nicht ein bißchen Platz nehmen?« – un dorbi nödigte sei de beiden ollen Pomuchelsköpp up den Sofa unner de Billergaleri un de segnenden Christushän'n dal, de sick jo as Regen un Sünnenschin äwer Gerechte un Ungerechte utbreiden.

Wildeß, dat nu de öllern Personen äwer glikgültige Saken nah ollen Herkamen mit vele Andacht redten un ein jeder von ehr ümmer Vörposten utstellen ded, dat em de anner nich äwer den Hals kamen kunn, gung Lowise fründlich, as müßt't so sin, tau de beiden jungen Damen ran un gaww ehr de Hand, un de beiden lütten Druwäppel tründelten achter her, as müßt't ok so sin. – Nu wiren Malchen un Salchen tworst irst achteihn un nägenteihn Johr olt, äwer sei wiren nich schön; Salchen hadd 'ne grise Gesichtsfarw' un gor tau vele Hitzpückeln, un Malchen, woför sei frilich nich kunn, hadd gor tau vel Pomuchelskoppsches mit kregen, un dortau wiren sei – leider Gotts – gebild't un hadden sick in de letzte Tid up den Rostocker Pingstmark un den Trinitatisball so vel versöcht, dat de Afstand tüschen ehr un de lütten Gören würklich vel tau grot worden was, un wil sei nu ok grad kein fründlich Gemäud hadden, leten sei de lütten Mätens en beten sihr links liggen. De müggten dit nu jo woll gor nich [98] marken oder 't ok ganz in de Ordnung hollen, sei leten sick dörch käuhle Antwurten nich inschüchtern, un Lowise säd in grote Bewunderung tau Malchen: »Ach, was haben Sie für ein schönes Kleid an!« – So watt kettelt denn nu ok de allergebild'sten Damen, un Malchen würd en beten fründlicher, as sei säd: »Es ist nur ein altes, mein neues kostet mit Besatz und Schneiderlohn gut zehn Taler mehr.« – »Das hat uns Papa zum Trinitatisball geschenkt. Ach, da haben wir getanzt!« set'te Salchen hentau. – Nu hadd Lowise woll von 'ne Predigt an den Sünndag vör un nah Trinitatis hürt; äwer von en Trinitatisball wüßt ehr Seel nicks af, taudem hadd sei keine richtige Vörstellung von en Ball äwerhaupt, denn Fru Pastern, de denn un wenn mal in de Gegend von ehre Jugendtiden en beten spazieren gung, hadd ok woll den Faut mal bi ehr Vertellen up den Ballsaal set't, hadd en äwer in Anbetracht von ehre jitzige geistliche Stellung, wenn Lowise frog, wat eigentlich denn up en Ball los wir, mit dat Wurd »Lauter Leichtfertigkeiten!« wedder taurügg treckt. – Na, Lining un Mining wüßten irst recht nicks von en Ball, denn ehr leiw' Mutting hadd woll in jüngern Johren danzt, äwer blot up Austkösten; un Jung'-Jochen was woll eins up en Ball west, was äwer man bet in de Saaldör kamen, dunn was em so beängstlich tau Maud' worden un hei hadd Ritut namen; äwer ut Unkel Bräsigen sine Vertellung hadden sei sick so'n verwurren Bild makt von vele witte Kleder mit gräunen un roden Band, von Klarenetten un Vigelinen, von Walzer un Kegelkadrillgen un vele, vele Glaser Punsch. Un wenn Unkel Bräsig dit vertellt hadd un hei makte ehr mit sine lütten korten Beinings den Unnerscheid von Sleifer un Hopser begriplich, denn hadden sei ümmer ungeheuer lachen müßt; äwer wat en »Ball«, so'n »Ball«, as de letzte Schaulmamsell Mining wegnamen hadd, dormit tau dauhn hadd, dat wull ehr nich in den Kopp herinne.

Mining frog denn also ok ganz unschüllig: »Na, wenn Sie denn da tanzen, spielen Sie denn mit einem Ball?« Mining was würklich en lütt unverstännig Gör, un so'ne Frag hadd [99] sei nich dauhn müßt, äwer in Anbetracht, dat sei de Jüngste un Unerfohrenste was, hadden de beiden Pomuchelskoppschen Mamsells nich so hell uplachen müßt, as sei deden: »Nein«, säd Salchen, »die ist doch zu dumm!« – »Ja – du lieber Gott! – noch allzusehr vom Lande!« säd Malchen un sach dorbi so städtsch gebild't hochmäudig ut, as hadd sei den Rostocker Petritorm all von de Weig' ut ankeken un de irste Burmeister von Rostock wir mit ehr Nahwers-Kind. Uns' oll lütt Mining würd denn nu ok rod as 'ne Pijon, denn sei hadd dat in't Gefäuhl, dat sei 'ne gadliche Dämlichkeit tau Rum bröcht hadd, un Lowise würd ok rod, äwer vör Arger, denn ehr gung't mit de Lächerlichkeit so as anner Lüd' mit den Swindel: sülwst känen sei't verdragen, an de gefährliche Städ' ranne tau treden, äwer wenn en Fründ oder wat Leiws sick in de Gefohr begiwwt, denn kriwwelt ehr dat dörch den ganzen Liw. – »Warum lachen Sie?« rep sei hastig, »warum lachen Sie, daß wir nichts vom Ball wissen?« – »Sieh, sieh! Wie heftig!« lachte Malchen, »liebes Kind ...« Sei kamm äwer nich mit ehre weise Red' tau Rum, denn von den Sofa her kemen ok hastige Würd': »Frau Pastohrin, ich halt' es für unrecht; ich bin der Besitzer von Gürlitz, und wenn der Pastohren-Acker verpacht werden sollte ...« – »Das hat mein Pastor getan, und der Kammerrat ist ein alter Freund von uns und ist hier eingepfarrt, und der Acker stößt an den seinen so gut als an den Gürlitzer, und der Inspektor Hawermann ...« – »Ist ein alter Schleicher«, föll Pomuchelskopp in. – »Der uns schon einmal betrogen hat«, set'te sin Häuhning hentau. – »Was?« fohrte de lütte Fru Pastern up, »was?« Äwer ehre olle, leiwe Gaudmüdigkeit, de in den Ogenblick an de lütte Lowise dachte, bedwung ehren Arger, un sei läd sick up't Winken un Plinken. – 't was äwer tau lat; dat Kind hadd sin Vaders Namen hürt, hadd en schänden hürt un stunn nu vör den äwerböstigen Mann un de kolle, harte Fru: »Was ist mein Vater? Was hat mein Vater getan?« De Ogen lücht'ten un schoten Blitze up de beiden, de ehres Vaders Namen antast't hadden, un dat junge Wesen, wat bet [100] up dese Stun'n in Freden un Freuden henlewt hadd, bewerte dörch un dörch. – De Lüd' vertellen sick, so sall männigmal de schöne, stille, gräune Ird bewern, un Füer un Flammen sälen dorut hervörbreken un grise Asch sall Minschenwahnungen un Gottstempel begrawen. So was ehr ok tau Maud', ehr was ok en reinen Gottstempel, wo sei so oft in Leiw' un Andacht bedt hadd, in grise Asch begrawen, un ehr Jammer doräwer brok in en Tranenstrom ut, as ehre gaude Plegmutter sei in den Arm namm un sei ut de Stuw' bröchte.

Muchel kek sin Klucking an, un Klucking kek ehren Muchel an, hei hadd sick dägern verfirt. Dat was jo ganz anners, as wenn eine von sine Daglöhnersfrugens tau em kamm un em mit bläudigen Tranen ehren Jammer un Not klagte, dor wüßt hei up tau lopen; äwer hir kunn hei sick keinen Vers up maken, un as hei in sine Verlegenheit so üm sick kek un an de Wand de Segenshän'n von unsen Herrn Christus tau seihn kreg, dunn was em, as wenn achter dese Hän'n Lowise ehre fürigen Ogen herute lücht'ten, un ut sine Jugendtid föll em in, dat de Mann mit de schönen Hän'n mal seggt hewwen süll: »Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich.« – Em was gor nich so recht tau Maud'. – Un ok sei, sin tapferes, braves Klucking, was ganz bestutzt; sei hadd jo ehr eigen Kinner, wenn sei 't Regiment mang ehr uprecht erhöll, so oft rohren hürt, äwer dit was anners west; oh, ehr Malchen un Salchen hadden ok männigmal Füer un Fett ut de Ogen spuckt un hadden dortau mit de Beinen trampelt, äwer dit was anners west. Sei fot sick indessen bald un säd: »Kopp, mak nich so'n schaapsdämlich Gesicht! – Wat säd sei von ehren Vatter? Is Hawermann ehr Vatter?« – »Ja«, weinten Mining un Lining, »das is ja Luise Hawermann«, un dormit gungen sei ut de Dör, üm mit ehren lütten Schaulkameraden wider tau weinen, denn wenn sei ok gor nich wüßten, wo bläudig dat Hart von ehre lütte Mäuhm was, sei rekenten sick in Freud un Leid mit ehr tausamen. – »Dat heww ick jo gor nich wüßt«, säd Pomuchelskopp; grad de sülwigen Würd', de hei vör Johren seggt hadd, as Hawermann sine Fru up den [101] Schragen lagg. – »En vertagenes Gör!« säd sin Häuhning. »Malchen un Salchen, kamt, wie will'n gahn, de Pasterfru kümmt jo doch woll nich wedder rinne.« – Un somit treckten sei af as dat Johr 1822, wobi Häuhning de 1 wegen ehre Magerkeit un wil sei ümmer Nr. 1 was, vörstellte, Pomuchelskopp de 8 wegen sine Vülligkeit un Rundlichkeit un de beiden Döchter de beiden 2, denn so 'ne 2 kümmt mi ümmer vör as 'ne Gaus, de up't Water swemmt.

As sei ut de Dör treden, kamm grad de Paster von sine Amtsgeschäften von Warnitz taurügg un hadd sick Unkel Bräsigen mitbröcht. Hei wüßt sick den Pomuchelskoppschen Uptog glik as 'ne Staatsvesit uttaudüden un sprung von den Wagen, dat hei doch ok noch bi Tiden sin Deil dorvon afkreg. – »Ah, guten Tag! Wie geht es Ihnen? – Aber«, set'te hei verstutzt hentau, »wo ist denn meine Frau?« – »Von uns fortgegangen«, säd de Pomuchelskoppen hart. – »Ei, das muß ein Mißverständnis sein! Bitte, treten Sie wieder ein, ich bin gleich wieder hier«, un dormit lep hei in't Hus herin. – Während dem was Bräsig an sinen Jugendkameraden Pomuchelskopp ranne gahn: »Gun Dag, Zamel, wo geht es dich?« – »Ich danke Ihnen, Herr Inspektor, sehr wohl«, was de Antwurd. – Bräsig treckte de Ogenbranen hoch in de Höcht, kek em grad in't Gesicht un fläut'te em grad in't Gesicht, un as de Pomuchelskoppen em so'n Afschidsdiner von baben dal maken wull, kunn sei dat jo ok ümmer dauhn, äwer denn hadd sei sine Achtersid grüßen müßt, denn hei hadd sick ümdreiht un gung in't Pasterhus. – »Kopp, kumm!« säd sei bös, un de Tog gung af.

As de Paster in't Hus kamm, was nümms dorin tau finnen, hei gung also in den Goren un rep, un't wohrte denn ok nich lang', dunn kemen de beiden ollen lütten Druwäppeling achter 'ne Hin'nbeerheck taum Vörschin mit rodgeweinte Ogen un wis'ten up de Hagbäuken-Lauw unnen in den Goren mit so'ne ängstliche Gesichter, as dor süll hei man hengahn, dor würd hei 't Elend woll finnen. Hei gung nah de Lauw, dor satt sine Regine un hadd dat Kind up den Schot un [102] tröst'te doran herümme, un as sei ehren Paster sach, set'te sei dat Kind sacht up de Bänk, treckte em ut de Lauw un vertellte em de Sak.

Paster Behrens hürte stumm tau; äwer as sine Fru em de bösen Würd' säd, de de Herr Gaudsbesitter utstött hadd, dunn flog äwer sin verstännig un ruhig Gesicht en bitterbösen Arger, un ut sin klores Og lücht'te en deipes Mitled; hei säd tau sine Fru, sei süll rinne gahn, hei wull mit dat Kind reden. – So was't denn nu also doch gescheihn, nu was sine schöne Minschenblaum doch von den giftigen Worm ansteken, nu hadd de barmungslose Welt doch mit ehre harte, quesige, smutzige Hand an dat weike, reine Hart grepen, un de Fingermalen müßt dat behollen tidlewens; nu was't herinne reten in den groten, ewigen Strid, de hir up Irden utfuchten ward, bet kein Hart mihr sleiht. Kamen müßt dat – ja, kamen müßt dat, dat wüßt hei man tau genau, äwer hei wüßt ok, dat de grötste Kunst för den, de 'ne Minschenseel trecken will, dorin besteiht, dat hei so lang' as mäglich de harte Fust von dat weike Hart afwehrt, bet dat ok irst harter worden is, un wenn denn de snöde Griff ok weiher deiht, vel weiher, de smutzigen Fingermalen drücken sick doch nich so deip in't Hart, dat bether noch nicks nich wüßt hett von den groten, ewigen Strid. – Hei gung rin in de Lauw. – Du büst noch glücklich, Lowise; woll den Minschen, den in dese Stund 'ne true Seel tau Siden steiht!

Fru Pastern was derwil in de Stuw' rinne kamen un hadd dor Bräsigen drapen. Bräsig – staats sick up den bequemen Sofa unner de Billergalleri tau setten oder up en vernünftigen Stauhl – hadd sick up 'ne Dischkant set't un arbeit'te dor in sine Upregung äwer Pomuchelskoppen sin vörnemes »Sie« wedder as en Linnenwewer rümmer. »Da sühst du mir, da hast du mir!« rep hei ingrimmig, »der Jesuwiter!« – As de Fru Pastern in de Stuw' rinne kamm, sprung hei von sinen Disch runne un rep: »Frau Pastern, woans soll einerdas nennen, wenn einer mit einen sich virzig Jahr geduzt hat, und einer begegent einen denn, und einer redt einen denn an, und [103] einer wird denn von einen gesieet?« – »Ach, Bräsig ...« – »Das is mich eben mit Pomuchelskoppen passiert.« – »Laten S' den Mann! Hei hett hir noch ganz wat anners anricht't«, un sei vertellte den Ümstand. Bräsig was falsch, was grimmig falsch äwer de Beleidigung, de em tauflaten was, un kein Deuwel kunn em dat verdenken; äwer as hei dit hüren ded, dunn gung hei ut Rand un Band, hei pust'te un snow in de Stuw' herümmer un bedeinte sick so'ne Redensorten, dat de Fru Pastern, wenn sei nich sülwst in so'n Arger west wir, em dat hadd irnstlich verbeiden müßt; tauletzt smet hei sick stumm in de Sofaeck herinne un kek, ahn en Wurd tau seggen, vör sick hen.

De Paster kamm herin, sine Regine kek em fragwis' an. »Sie begießt jetzt die Blumen«, säd hei, as wull hei sei beruhigen, un gung in sine stille Ort in de Stuw' up un dal, tauletzt wendt hei sick an Bräsigen: »Woran denken Sie, lieber Freund?« – »Höllenstrafen! – Ich denk an die Höllenstrafen, Herr Pastohr.« – »Warum denn das?« frog de Paster. – Äwer staats tau antwurten, sprung Bräsig up un frog: »Sagen Sie mich mal, Herr Pastohr, assistiert es in der Würklichkeit, daß es Berge geben tut, die Feuer spucken?« – »Gewiß«, säd de Paster. – »Un is das was Guts oder is das was Legs for die Menschheit?« – »Die Leute in der Nachbarschaft solcher Berge halten es für eine Wohltat, weil die Erdbeben dann nicht so verheerend auftreten.« – »So? so?« säd Bräsig, ogenschinlich mit de Antwurd nich recht taufreden. »Abersten«, frog hei wider, »das is doch gewiß, daß der helle Läuchen aus so'n Barg rausschlägt as bei uns aus en Schostein?« – »So ungefähr«, säd de Paster un wüßte ümmer noch nich, wo Bräsig hen wull. – »Na«, säd Bräsig un trampste mit den Bein up, »denn wollt ich, daß der Deuwel Zamel Pomuchelskoppen bei den Kanthaken kreg un setzte ihn baben auf so'n feuerspuckigen Ekel, daß ihm da gehörig was ansengte.« – »Pfui!« rep de lütte Fru Pastern, »Bräsig, Sie sind ein Heide. Wie können Sie einen so unchristlichen Wunsch in einem Predigerhause aussprechen?« – »Frau Pastohrin«, säd Bräsig [104] un smet sick wedder in de Sofaeck, »es soll jo 'ne Wolltat sein for die Menschheit, un diese Art Wolltat gönn ich Zamel Pomuchelskoppen aus der ersten Hand.« – »Lieber Bräsig«, säd de Paster, »wir müssen annehmen, daß jene Leute die schmählichen Worte ohne Absicht hingeworfen haben.« – »Is mich ganz parti egal«, rep Bräsig, »mit 'ner Absicht oder ohne 'ne Absicht! Mich hat er geärgert mit 'ner Absicht; aber was er hier ohne 'ne Absicht angestift hat, is dausendmal doller. Herr Pastohr, Ärger muß sin, und jeder richtige Ökonorniker muß sich dagdäglich zwei- oder dreimal ärgern, das gehört zu's Geschäft; aber gelinde, was ich en Hofjungsärger benenne. Zum Exempel gestern; ich lass' die Brak abmergeln un hab' die ßackermentschen Hofjungs das eingeremst, daß sie mich mit den Karren Reih halten sollen. Steh ich also in der Mergelkuhl und allens geht ja auch. Sehn Sie, da kommt der Bengel, der Krischan Kohlhaas – ein wahres Rindvieh von Kreatur – mit die volle Mergelkarr wieder in die Kuhl an. Verdammter Schlüngel, sage ich, was? Willst du uns die Kuhl hier wieder zufahren? Sehn Sie, kuckt mich der Dämlack grade in dem Gesicht un sagt, er wär nich so fixing prat geworden mit das Ausschütten un hätt doch Reih halten wollen. Na, muß ich mir denn darüber nich ärgern? Ich ärgert' mir denn auch: aber die verschiedentlichen Ärger sünd ganz verschieden. Dies war en richtiger Hofjungsärger, und die Art bekommt mir, vorzüglich gleich nach's Mittagessen; aber hier! – ich kann doch Pomuchelskoppen nich for en Hofjungen taxieren – aber hier? Hier hört allens auf, allens hört hier auf! Und Sie sollen sehn, Frau Pastohrin, morgen hab' ich den verfluchten Podagra wieder.« – »Bräsig«, säd de lütte Fru Pastern, »nu dauhn S' mi man den einzigen Gefallen un seggen S' Hawermannen nicks von de Sak.« – »Ih, wo werd' ich, Frau Pastohrin! Abersten zu das kleine Lowisenkindting will ich hingehn un will ihr trösten un ihr sagen, daß Zamel Pomuchelskopp der niederträchtigste, entfamteste Jesuwiter is, den de Sünn beschint!« – »Nein, nein!« föll de Paster hastig in, »das lassen Sie. Das Kind wird es überwinden, und [105] hoffentlich wird alles wieder gut werden.« – »Na, denn adjes!« säd Bräsig un langte nah sine Mütz. – »Mein Gott, Bräsig, will'n Sei denn hüt nich bi uns eten?« – »Danke schön, Frau Pastohrin! Allens mit en Unterschied; Ärger muß sin, abersten, wenn er sin muß, denn muß er nach das Mittagessen sin, nichvorher, denn das bekommt mich nich. Ich will man lieber gleich in die Mergelkuhl fahren; aber Gott segen dir, Krischan, kommst du mir heut wieder mit die volle Karr in die Kuhl! – Na, nochmals adjes!« Un dormit gung hei af.

6. Kapitel
Kapittel 6

Worin Pomuchelskopp sick för en meckelnbörgschen Gesetzgewer höllt un de Hoffnung utspreckt, dat sin Häuhning mit de Tid 'ne gnedigste von Pomuchelskoppen warden künn, un worüm hei sick nich wegsmet. Wer Franz von Rambow was, un wer Fritz Triddelfitz was. Woans Bräsig de beiden jungen Herrn munstern un worüm hei Fritzen för en lauen Hund hollen ded.


Hawermann kreg nicks von desen Vörfall tau weiten; sin Kind säd em nicks dorvon un würd wo mäglich noch vel leiwlicher un hartlicher tau em, as müß't mit grötere Leiw' dat Unrecht quit maken, wat em de Nidertracht andahn hadd; Fru Nüßlern, de den Ümstand von ehr beiden lütten Dirns in Erfohrung bröcht hadd, hadd't unner keinen Umstän'n äwer't Hart bringen künnt, ehren Korl-Brauder wat in de Uhren tau flustern, wat em weihdauhn un in argen Verdruß setten müßt; de Pasterlüd' hadden densülwigen Grund tau swigen un dortau noch den Wunsch, de Angelegenheit för ehr Pleg'dochter in Vergetenheit tau bringen; Jochen Nüßler säd so wie so nicks, un Unkel Bräsig höll ok Tuck, d.h. Hawermannen gegenäwer, kamm äwer sinen Schaden för dat Swigen un för den Podagra-Anfall, den hei würklich den Dag nah de Geschicht kregen hadd, dordörch nah, dat hei de ganze Gegend gegen de Pomuchelsköpp uphitzte, un wil des' nu nich sihr dat Tüg hadden, sick Anseihn un Leiw' tau verschaffen, so wohrte dat denn nu ok nich lang', dat ehr Umgang in de Nahwerschaft [106] so utsach as min Fru ehr Stuwendelen tau Pfingsten – so blank un bor let ehr dat in desen Hinsichten.

Pomuchelskopp sach den däglichen Ümgang für en bloten Goren an, wo hei sine Prahlbohnen planten kunn; ob de Goren em Schatten gew, ob em dor Blaumen bläuhten, was em gewaltig glikgültig, wenn hei man en Feld hadd, wat hei so recht mit sinen dummen Dünkel afmesten kunn, dat hei sülwen un alles, watsin was, mastig dorup wassen künn. Hei was nah Meckelnborg rinne treckt, irstens, wil hei den Kop von Gürlitz för en gaud Geschäft höll; äwer tweitens ok, wil hei 'ne düstere Vörstellung von sine taukünftige Stellung as Landstand hadd. – »Häuhning«, säd hei tau sine Fru, »hier in Pommern schuhriegelt uns ein jeder, und der Landrat sagt hier: so soll's sein; aber in Meckelnburg sind wir die Gesetzgeber, ich immer mitten mang. Und wie ich man gehört habe, so soll es da gebräuchlich sein, daß die reichen Bürgerlichen, wenn sie sich man immer zu dem Adel halten, mit der Zeit selbst adlig werden. – Küking, denk dir, daß sie dich mal gnädige Frau von Pomuchelskoppen titulieren müssen – aber man jo nich wegsmeißen! jo nich wegsmeißen!« – Un hei smet sick nich weg, sogor sin Hauptvergnäugen, dat Prahlen un Dickdauhn mit sin Geld, gaww hei up, üm blot nich mit de Pächters un Entspekters ut de Nahwerschaft in Ümgang tau geraden; dorüm hadd hei den ollen Bräsig mit »Sie« anredt, un dorüm hadd hei blot Bräsigen sinen Herrn Grafen mit 'ne Antrittsvesit beihrt. In den blagen Liwrock mit de blanken Knöp un in de blanke Kutsch mit de vir Brunen hadd hei dor sinen Uptog hollen un was dor ankamen as – de Säg' in't Judenhus. Denn as hei wedder taurügg kamen was, satt hei verdreitlich in de Sofaeck un slog nah de Fleigen, un wil sine leiwe Fru ümmer, wenn hei verdreitlich was, zärtlich würd un tau em säd: »Pöking, wat is di?«, brummte hei: »Wat sall mi sin? Nicks is rni, as blot mit de verdammten Edellüd', dat is fründlich in de Ogen, un nahsten is't all nich wohr. – Ih ja, hei böd mi jo ok en Stauhl an, un nahsten frog hei mi hellschen höflich, worin hei mi deinen künn – ich bruk em nich, [107] ick bün beter in de Wehr as hei –, äwer ick wüßt in den Ogenblick ok nich vel tau seggen, un dunn würd dat so still mang uns, dat ick man gahn müßt.« – Un dennoch smet sick Pomuchelskopp nich weg, ne! hei trödelte achter de Edellüd' her as de Start achter'n Hamel, un wenn hei för sine eignen Lüd' keinen Gröschen taum Vörschuß hadd un wenn de armen Handwarkers in de Stadt Johre lang up ehren suren Verdeinst luren müßten, för jeden vermisquemten Junker hadd hei Geld; un wenn hei jeden armen Deuwel, de mal äwer sine Saat gung, ahn Erbarmen pännen ded, Bräsigen sin gnedigst Herr Graf hadd de Verlöwnis, em tau Harwsttiden mit de ganze Perforß-Jagd äwer de Saaten tau jagen; un wenn hei grad' sinen Paster up dat niederträchtigste mit dat Osterlamm schikaniert hadd, denn kunnen den Herrn Grafen sine Jäger em de Rehbück vör de Husdör dodscheiten, ahn dat hei mucksen ded. – Ne! Zamel Pomuchelskopp smet sick nich weg!

Hawermann gung em ut den Weg', hei was kein Mann för Zank un Strid un was tau sihr taufreden mit sine Lag', as dat hei noch hir un dor nah wat Besonders utkiken süll. Em was tau Maud' as en Minschen, de nah en grotes Unweder in'n Drögen bi den warmen Aben sitt, un wenn em wat quälen ded, denn was dat de Sorg üm sinen gauden Herrn. – Hei hadd vör einige Tid en Breiw kregen von frömde Hand un mit en swart Sigel, un in den Breiw let em de Kammerrat schriwen, dat em de Slag rührt un hei den Gebruk von sine rechte Hand noch nich wedder kregen hadd; äwer dat grötste Unglück, wat em bedrapen, wir, dat em sine Fru storben wir, plötzlich in vüllige Gesundheit. Un hinnerher stunn denn noch, dat sin Braudersähn Franz üm Micheli ut in Pümpelhagen indrapen würd, üm dor de Wirtschaft tau lihren, »nach seinem eigenen Wunsche will er aber von der Pike auf dienen und alles selbst mit durchmachen; ich halte es auch für das beste.« Dat wiren den Kammerrat sine eigenen Würd'. Ein por Wochen drup kreg hei wedder en Breiw, in den de Kammerrat em mellen let, dat hei sinen Posten in Swerin upgewen un de Afsicht hadd, den nächsten Ostern mit sine drei unverheirat'ten [108] Döchter ganz nah Pümpelhagen tau trecken; den Winter müßt hei wegen sine Kur noch in Swerin bliwen. Hawermann süll äwer in den Herrenhus' allens up't Vullständigste inrichten laten. – Dat wiren denn nu Verännerungen, de ok up sine Lag' Influß hewwen müßten, un wenn hei ok dat Og' von sinen Herrn nich tau schugen brukte un äwerdem noch girn tau sin Wollsin bidragen hadd, dat müßt hei sick doch seggen: mit de stille Rauh un de Einfachheit von sinen Lewen was dat vörbi, un denn – wo lang' künn't wohren? – müßte noch 'ne grötere Ännerung intreden.

Micheli kamm in't Land, un mit em kamm Franz von Rambow. Hei was nich dat, wat einer en schönen, jungen Mann nennt; äwer hei was gesund un kräftig, un wenn einer em genauer ankek, denn müßt em bi alle Irnsthaftigkeit in sinen Wesen 'ne grote Gaudmäudigkeit in de Ogen springen, un männigmal flog äwer sin Gesicht en Schatten von Trurigkeit, de woll dorvon herkamen kunn, dat hei all sörre sine jungen Johren de Öllern verluren un as Wais' allein in de Welt stahn hadd. Ok wat sinen Geist anbedrapen ded, was hei kein Blenner; hei hadd ganz gesunne, natürliche Anlagen un hadd dat Sinige lihrt, hadd sick äwer sur dorbi warden laten müßt, dat hei dörch alle Klassen von de grote Schaul bet tau en gaudes Afgangstügnis tau de Uneversetät dörchkamen was, un bi de Gelegenheit hadd hei dat Wichtigste för't ganze Lewen lihrt – arbeiten. Hei was en jungen Bom, in 'ne Bomschaul up magern Bodden grot treckt, sin Holt was langsam wussen, äwer fast, hei hadd keine geilen Spitzen in de Höcht drewen, sine Twigen gungen in de Breid', un as hei in en anner Land verplant't würd, brukte hei nich äwermaten instutzt warden, un de Gärtner hadd woll seggt: »Den lat man so stahn, hei is krus un stemplich, de brukt keinen Pahl.«

Up Stun'ns was hei twintig Johr olt, un de, den Hawermann as lüttes dreijöhriges Kind kennt hadd, was nu en gesetzten jungen Mann worden, mit Utsichten in de Taukunft as wenige junge Lüd' in'n ganzen Lan'n. Twei schöne, grote Gäuder, [109] de während sine Minnerjöhrigkeit von 'ne truge Vörmundschaft schuldenfri makt wiren, hürten em. – Dat was frilich vör sin Denken west, dat Hawermann bi sinen Vader as Entspekter deint hadd, äwer sei hadden't em vertellt, dat de Entspekter ümmer so fründlich tau em west was, un wenn en einfachen, gaudhartigen Minschen weit, dat en anner em all up den Arm dragen hett, denn slickt sick dat Vertrugen lising un lichting in't Hart, un em ward so tau Maud', as wenn hei dat lütte Koppküssen in sine Weig' wedder süht un kann sick nu man sachting un weiking wedder dorup dal leggen un kann den Kinnerdrom wider furt drömen.

Un Hawermann vergüll dit Vertrugen utvullen Harten un mit groten Freuden. Mit säkere, stille Hand bröchte hei den jungen Mann in dat nige un ungewen'nte Geschäft henäwer, hei wis'te em up den Hof un up dat Feld Bescheid, hei säd em den Grund, worüm 'ne Arbeit makt warden und worüm sei grad so un nich anners makt warden müßt, un dorbi söchte hei em tau schonen; äwer as hei markte, dat de Schäuler nich schont sin wull, dat hei sinen Posten richtig verwachten wull, dunn let hei em sinen Willen un säd tau sick as de Gärtner: »Den lat man so stahn, de brukt kein Stütt un keinen Pahl.«

Äwer in dese taufredene Gesellschaft süll sick bald dorup noch en annern Gast infinnen, de Lewen in de Baud bröchte, dat was Fritz Triddelfitz. – De lütte Fru Pasturin ehr Swager was de Apteiker Triddelfitz tau Rahnstädt, un as de hüren ded, dat Hawermann sick dormit abgaww, junge Landlüd' antaubännigen, hadd hei sick dat partuh in den Kopp set't, sin Fritz, wat en nüdlichen Släks von säbenteihn Johr was, süll unner Hawermannen sine Fuchtel de Landwirtschaft lihren. »Das Höhere«, säd Fritz, »denn dat Gewöhnliche kenn ick all, wil ick all tweimal in de Hundsdag' bi Möllern in Bolz west bün un dor in'n Aust bettau führt heww.«

De lütte Fru Pasturin wull nich recht an de Vermiddelung ran, denn sei kennte ehren Windhund von Swestersähn sihr gaud un wull Hawermannen nich mit em tau Last fallen; äwer de Swager let nich locker, un dat Gewarw müßt anbröcht warden. [110] Hawermann wir jo för de Pasterlüd' dörch dat Füer gahn; äwer för sinen Kopp kunn hei dat nu doch nich dauhn, hei schrew also an sinen Herrn deswegen: de jung' Triddelfitz wir bet nah Tertia kamen, hadd woll vele Rupen in den Kopp, wir äwer gaudmäudig, und wat sin Hauptverdeinst wir, wir, dat hei'n Swestersähn von de Fru Pasturin wir, de hei, Hawermann, so vel verdankte, as de Herr Kammerrat wüßt; in'n äwrigen wull de Vader twei Johr lang 100 Daler Kostgeld för em betahlen. Ob nu de Herr Kammerrat dat nich genehmigen wull, dat Fritz Triddelfitz up Pümpelhagen sine landwirtschaftliche Schaulen dörchmaken künn. – De Kammerrat let em ümgahnd wedder schriwen: von Kostgeld wir keine Red', de 100 Daler wiren Lihrgeld, un dormit hadd hei nicks tau dauhn, dat wir Hawermannen sine Sak; wenn hei dat för gaud inseg, süll hei den jungen Minschen in Gottes Namen hennemen. – Dit was nu för Hawermannen 'ne grote Freud; von Kostgeld un Lihrgeld was jo nu natürlich keine Red mihr, denn hei kunn jo nu doch 'ne Kleinigkeit von de grote Schuld afdragen, de up sinen Namen bi de Pasterlüd' anschrewen stunn.

Fritz Triddelfitz kamm, un wo kamm hei! Hei was von sin leiw' Mutting as einzigste Sähn – Döchter hadd sei noch en por – so utrüst't för sinen nigen Stand, dat hei en Lihrling, en Kaffschriwer, en Reisenschriwer, en Entspekter, en Pächter un adlichen Gaudsbesitter vörstellen kunn, je nahdem dat vom em verlangt würd oder je nahdem em de Lust ankem, so oder so Landmann tau spelen. Dor wiren Wichsstäweln, dor wiren Smeerstäweln, dor wiren Reimenstäwel, dor wiren Stulpstäwel un Krempstäwel; dor wiren Morgenschauh un Danzschauh un Randschauh; dor wiren Äwerknöpkamaschen un Ridkamaschen un anner Kamaschen; dor wiren Liwröck un linnene Kittel un lakensche Röck un Flauschröck, dor wiren Äwertreckröck un Unnertreckjacken un Regenröck, von de verschiedentlichen Orten von lange un korte Hosen gor nich tau reden. – Dese landwirtschaftliche Utstüer kamm eines schönen Dags in mihrere grote Kufferts mit en recht vullstänniges [111] weikes Bedd un mit en gewaltig utführliches Dirt von Schriwsekretär in Pümpelhagen an, un de Fuhrmann makte de erfreuliche Anzeig', de jung' Herr kem glik nah, hei wir all up den Weg, hei kem tau riden un wir unnerwegs blot mit sinen Vader sinen ollen Einspän ner-Vossen in 'ne Twistigkeit geraden, indem dat de Voß nich wider wull as bet taum Gürlitzer Pasterhus', wil hei äwerall noch nich wider west was in de Welt. Wo de Strid utfollen wir, wüßt hei ok nich, denn hei wir em dor vörbi führt; äwer kamen ded de jung' Herr.

Un, as ick all seggt heww, hei kamm; un wo kamm hei! Ditmal as Entspekter äwer twei grote gräfliche Gäuder, den de Ihr tauflaten is, mit sinen gnedigsten Herrn Grafen up de Perforß tau riden: in en gräunen Jagdsnipel, in witte, ledderne Hosen, in Stulpstäweln mit gele Stulpen un Ansnallspuren, un äwer dat Ganze mit en Regenrock, nich wil dat nah Regen utsach, ne, wil dat dunnmals noch ganz wat Nigs was un hei doch mal hüren wull, wat de Lüd' dortau säden. Un up sinen Vader sinen Vossen kamm hei, un ehr all beid' was dat antauseihn, dat ehr gegensidig Verhältnis nich ahn Spermang aflopen was. Grad vör den Gürlitzer Pasterhus' in de grote Pütt hadd Voß nich wider wullt, un Fritz hadd dorin gaud teihn Minuten taum Schrecken von de lütt Pasturin rümmer exiert, bet hei mit Spuren un Ridpitsch sinen Willen kregen hadd; nu, as hei tau Pümpelhagen von Vossen runne steg, sach hei ut, as hadd em de Düwel den Regenrock mit Dreck glasürt. Un Voß stunn vor dat Pümpelhäger Wirtschaftshus un kek prick up ein Flag un frog sick: »Is hei dumm, oder bün ick dumm? Ick bün säbenteihn Johr, un hei is ok säbentein Johr; ick bün en Semmelvoß, un hei is ok en Semmelvoß. Ditmal hett hei sinen Willen kregen, dat negste Mal krigick em. Wenn hei mi mit Ridpitsch, Spuren un Stang'tom traktieren will, denn legg ick mi dat negste Mal mit em in 'ne Pütt ganz sachten dal.«

As Fritz Triddelfitz bi Hawermannen, de mit den jungen Herrn von Rambow un de Wirtschafterin Marie Möllers grad [112] bi't Middageten satt, in de Dör rinne tred, verstutzte sick de oll Entspekter en beten, denn hei hadd em vordem noch nich seihn. – Fritz sach in den gräunen Jagdsnipel ut as 'ne Spars'stang', de in't Saat scheiten will, un was so rank un dünn in'n Liw', dat einer em mit sine eigene Ridpitsch bequem in twei Hälften hauen kunn. Hei was en Semmelvoß, as Vössing all vor de Husdör seggt hadd, hadd hoge Backenknaken un Sünnenspruten, de em ok för den Winter antrugt wiren, un hadd in sin ganzes Wesen so wat Dristes, gor nich en beten Schanierliches, dat Hawermann bi sick denken müßt: »Gott, du bewohre! De sall bi di in de Lihr? Un hei is di jo nu woll all äwer.« Ut sin grot Bedenken würd hei äwer dörch en recht helles Lachen reten, wat von Franz von Rambow utgung un worin Marie Möllers heimlich instimmte, indem dat sei sick de Salwjett vor den Mund höll. – Fritz hadd grad anfungen: »Guten Tag, Herr Inspektor, wie geht es Ihnen? ...«, as hei dörch dit Lachen unnerbraken würd, un as hei sick dornah ümkek, kreg hei sinen Schaulkameraden von Parchen her, Franzen, tau seihn, wo de sick utschüdden wull; hei kek em irst en beten dämlich an; äwer't wohrte nich lang', dunn stimmte hei in dat Lachen mit in, un nu kunn de olle gesetzte Hawermann sick de Sak ok nich länger enthollen, hei lachte, dat em de Ogen äwergungen. – »Mensch«, rep Franz, »wie hast du dich herausgeputzt!« – »Ümmer nobel!« säd Fritz, un Marie Möller versackte wedder achter de Salwjett. – »Na, Triddelfitz«, säd Hawermann, »nu setten S' sick man irst dal un eten S' en beten Middag.« – Da ded denn Fritz nu ok, un dat möt einer seggen, de Slüngel hadd Glück: hei was so recht in dat fette Virteljohr, so recht midden in de Gaus'bradentid, up sinen nigen Posten kamen, un wil't grad Sünndag was, stunn so'n schönen brunen Gaus'vagel vor em, un de Anfang von sine ökonomischen Schaulen kunn em woll gefallen. Hei schonte ok den Gaus'braden in keinen Hinsichten, un Hawermann müßt dat in'n stillen ingestahn, wenn hei so tau Pird set as tau Disch, wenn hei up Hawjungs un Knechts so Obacht gew as up den Gaus'braden, wenn hei so up dat Pirdfauder [113] paßte as up sin eigen Fauder un sin Sak äwerall so rein höll as sinen Töller, denn kunn wat Uterwähltes ut em warden.

»So«, säd Hawermann, as dat Eten vörbi was, »Triddelfitz, nu gahn S' man in Ehr Stuw' un trecken S' sick anners an un verwohren S' den smucken Ridantog so, dat Sei de Mutten dor nich inkamen, denn in de irsten por Johr warden Sei em woll nich wedder bruken. Wi riden hir gor nich, wi gahn hir all tau Faut; un wenn mal wat tau riden is, denn besorg' ick dat sülwst so bi weg'lang.« – Dat wohrte denn ok nich lang', dunn kamm Fritz mit en Por ordentliche Smeerstäweln, korte Hosen un en grasgräunen Flausch wedder tau Rum. »So is't recht«, säd Hawermann, »nu kamen S', nu will ick Sei vörlöpig Bescheid wisen.« – Sei gungen rute, un den negsten Morgen stunn Fritz Triddelfitz mit säben Haw-Jungs un Dirns in den Rahnstädter Weg un let dat Water ut de Putten – en pläsierlich Geschäft, vör allen, wenn't in'n November den Dag äwer so sachten von'n Hewen dal fisselt. – »Pfui Deuwel!« säd Fritz Triddelfitz, »dat heww'ck mi ganz anners dacht.«

En por Wochen nah sine Ankunft kamm des Sünndagsnahmiddags Bräsig up den Hof tau riden, un Fritz was nu all so wid von Hawermannen, dat einförmige Geschäft un dat ewige Regenweder dümpelt, dat hei sinen Stand as Lihrling halweg' begrepen hadd un dat hei in sine würkliche Gaudmäudigkeit sick up allerlei lütte Upmarksamkeiten anlet. Hei stört'te also ut de Dör un wull Bräsigen dat Pird afnemen; äwer Bräsig schreg em entgegen: »Bleiben Sie mich vom Leibe! Fassen Sie mir nich an! Bleiben Sie mich zehn Schritt vom Leibe! – Korl Hawermann soll rauskommen.« – Hawermann kamm: »Mein Gott, Bräsig, wat stiggst du denn nich af?« – »Korl – holl di jo nich up! –, hol mich mal so'n rechten weichen Stuhl, daß ich man erst von Lischen run komm, un denn leg' mich hir t'en'ns den Stuhl so'n Hümpel Bedden oder Hammelfellen oder sonst was Weichliches hin, denn ich hab' den verdammtenPodagra wieder.« – Na, datgeschach; unnenwarts von den Stauhl würden Fautsäck henleggt, un Bräsig [114] kräpelte sick von dat Pird runne un humpelte in de Stuw' herin. – »Mein Gott, Bräsig, worüm hest du mi dat nich seggen laten, ick wir jo girn nah di henkamen«, säd Hawermann. – »Kann mich nichts nützen, Korl, ich mußt mal aus das verfluchte Loch raus. – Aber was ich sagen wollt, ich hab' mich das begeben.« – »Wat hest du di begewen?« – »Das Heuraten. – Ich nehm die Pangsionierung von meinen gnedigsten Herrn Grafen.« – »Bräsig, ick glöw, dat würd ick ok dauhn.« – »Korl, das sagst du, das sagst du woll; aber es ist schwer for einen Menschen in meine Jahren, von einer lieblichen Hoffnung Abschied zu nehmen un in eine Wasserkunst zu gehen; denn da will mich nu Dokter Strump hinschicken. Was Dokter Strump is, der behandelt mir; nich weil daß ich glaube, daß er da was von versteht – ne, weil er selbst den ßackermentschen Podagra hat, un wenn er nu so bei mir sitzt un redt so klug un redt von Polchikum un Kolchikum, süh! denn kettelt mir das, un 's is 'ne kleine Aufmünterung für mich, daß so'n kluger Mann auch den Podagra hat.« – »Also in 'ne Waterheilanstalt sallst du!« – »Ja, Korl, aber erst aufs Frühjahr. Ich habe mir meinen Überschlag so gemacht: diesen Winter quäl ich mich noch hin, in dem Frühjahr geh' ich in die Wasserkunst, und Johanni lass' ich mir pangsionieren und zieh ins olle Müllerhaus zu Haunerwiem. Ich dacht erst: sollst nach Rahnstädt ziehn; aber da hätte ich keine freie Wohnung und keinen Torf nich gehabt, und sie hätten mir for einen Fetthammel geschimpft und taxiert, was mich zu despektierlich und auch zu kostbar geworden wäre.« – »Du hest recht, Bräsig, bliew up den Lan'n, 't is för di beter, un bliw hir up uns' Neg', mi würd gor tau vel fehlen, wenn ick din oll ihrlich Gesicht nich alle por Dag' seg.« – »Oh, du hast jo woll nu genug umgänglichen Verkehr, du hast ja nu die beiden jungen Leute, und, was ich sagen wollt, der olle Broker zu Kniep un Schimmel zu Radboom wollen dich auch noch gerne ihre beiden Jungens hergeben. In deiner Stelle nahm ich sie un bauete mir noch so'ne Art Suteräng as Apanage oben auf das olle Wirtschaftshaus, daß ich mehr Platz for meine Räumlichkeit [115] kriegte, und richtete mir 'ne vollständige landwirtschaftliche Aquademi ein.« – »Na, du spaßt woll man, Bräsig. Ick heww an dese beiden naug.« – »So? – Na, sünd sie den woll?« – »Je, Bräsig, du kennst sei jo beid', un ick heww all ümmer dacht, ick wull di mal fragen, wat du von ehr hollen dedst.« – »Das kann ich so nich, Korl, ich muß ihre Gangart erst sehn. Mit en jungen Ökonomiker is's just so as mit en Fohlen; aufs Aussehen kommt's gar nich an, bloß auf 'ne regelrechte Gangart. – Süh, da geht dein junger Eddelmann: ruf ihn doch mal bis neger ran, daß ich ihn munstern kann.« – Hawermann lachte, gung äwer up Bräsigen sinen Vörslag in un rep den jungen Mann. – »Hm«, säd Bräsig, »strammer Gang, nich zu flüchtig, hält sich auch nich mit Nebending'n auf, hat auch 'ne gesetzte Faßong. Korl, der wird. – Nu den andern!« – »Herr von Rambow«, frog Hawermann, as de jung' Mann ranne kamen was, »wo ist Triddelfitz?« – »Wohl auf seinem Zimmer«, was de Antwurt. – »Hm«, säd Bräsig, »ruht sich wohl en bischen.« – »Das weiß ich nicht.« – »Sagen Sie ihm«, säd Hawermann, »er soll einmal herkommen, und Sie kommen auch wohl, der Kaffee wird mit der Weile wohl fertig sein.« – »Korl«, säd Bräsig, as sei allein wiren, »du sollst sehn, der Apothekersohn schläft sich heut nachmittag en Strämel im voraus.« – »Lat em, Bräsig, hei's jung un hett hüt morgen all tidig Fauderkurn gewen.« – »Muß er nich, Korl; das Nachmittagsschlafen wird bei junge Leute leicht 'ne Angewohnheit. Süh, da kommt er. Nu schick ihn mal so dwars vor dem Fenster vorbei, daß ich ihn von der Seite munstern kann.« – »Triddelfitz«, rep Hawermann ut den Finster, »gehn Sie mal in den Stall und sagen Sie Jochen Boldten, er sollte sich bereit halten, er sollte später mit seinen beiden Vorderpferden den Herrn Inspektor Bräsig nach Hause fahren.« – »Bon!« säd Fritz Triddelfitz un wiwakte den Damm entlang. – »Gott soll mir bewohren«, rep Bräsig, »was hat das Undiert for eine Aktion in seine Knochen! Nu kuck dir mal diese Kuhhessigkeit an un diese Weichigkeit in die Fesseln un diese Dünnigkeit in die Flanken! Korl, da kannst du lang' auf futtern, eh [116] du da en gehörigen Rump rin kriegst. Wo das dahin dammelt! Das is en lauer Hund, Korl, en richtiger Windhund, und paß Achtung! mit dem kriegst du noch was zu tun.« – »Ih, Bräsig, hei's jo noch jung, dat möt sick irst bi em setten.« – »Setten? Schläft des Nachmittags? Sagt ›bong!‹ zu dir? – Un nu süh mal – wahrhaftig – kommt wieder retuhr, is gar nich in dem Stall gewesen!« – Un würklich kamm Fritz wedder un stellt sick vör dat Fenster hen un rep: »Herr Inspektor, sagten Sie nicht: Jochen Boldt sollt fahren?« – »Ja«, rep Bräsig giftig, »Jochen Boldt sollt fahren und sollt nicht vergessen, was ihm geheißen is.« – »Hast nu gesehn, daß ich recht hab', Korl?« – »Ih, Bräsig«, säd Hawermann en beten verdreitlich äwer Fritzen sine Dummheit, »lat man sin! All sünd wi nich glik, un wenn't ok en beten Mäuh kost, warden sall hei doch.«

Verdreitlichkeit was bi Hawermannen en seltenen Gast, un wenn hei sick mal instellen ded, denn würd hei all vör de Dör affarigt; dat Bedenken, de Sorg', de würkliche Hartensweihdag', de let hei bi sick in, wenn sei em äwer den Hals kemen; äwer desen taudringlichen Pracher, de sick von jeden von de drei annern en Stück Tüg snurren deiht un den Minschen girn Dag'lang in de Uhren liggt mit allerlei Lägen un Quängelien, den smet hei köpplings ut de Dör; un so wohrt dat ok nich lang, dann wiren sei wedder in en tautruliches un munteres Gespräk, bet Bräsig afreisen ded.

7. Kapitel
Kapittel 7

Dat Fritz Triddelfitz bald mit Marie Möllers in ein paßliches Verhältnis kamm, un dat Hawermann mit Franzen taum Heilchristabend in dat Pasterhus führte. Von Julklappen un mitledige Ogen, von Päpernät un Päten, un wo Jöching Rührdanz mogeln wull un sick för en Pät utgaww. Woans Pomuchelskopp Wihnachten höll, un worüm Jochen Nüßler up den Pümpelhäger Hof führte. – Gust Prebberow führt Fritz Triddelfitz in de Geheimnisse von de Landwirtschaft in, un Fritz vertürnt sick wegen dessen mit Vössingen ganz un gor; is äwer hellschen gebildt, weswegen denn sin Paster-Tanten up ehren Stauhl rümrner schürt. – Nijohr 1839.


De Winter gung ahn wat Besonderes hen; Hawermann was de Einförmigkeit gewennt un verlangt ok nicks anners, dat [117] heit för sick; äwer de jungen Lüd' würden em männigmal. duren in ehre Einsamkeit, vör allen de jung' Herr von Rambow, denn Fritz Triddelfitz hadd up de Neg' sin Paster-Tanten un denn en beten wider sin leiw' Mutting tau Rahnstädt un denn ganz dichting bi Marie Möllers, de Wirtschafterin, de em in sine Verlatenheit mit männig Stück Spickgaus un männig En'n Wust trösten ded, so dat sei bald in 'ne Ort Verhältnis kernen. Tauwilen gungen sei mit enanner um as Mutter un Kind, denn Marie Möllers was säben Johr öller as Fritz, sei wasall viruntwintig Johr, tauwilen kreg de Ümgang ok en lewigeren Anstrich, denn Marie Möllers was irst viruntwintig Johr, un Fritz hadd sick up de Schaul staats mit latinsche Vokabeln schön mit Romanen utfaudert un hadd ständig an de Krüww von de Leihbibliothek stahn, so dat hei allens utwennig wüßt, wat tau so'n Verhältnis hürt. Un wil dat nu sin Papa em taum Afschid seggt hadd: allens, wat de Minsch bedrew, müßt hei praktisch anfaten, un Hawermann em dat ok dagdäglich inremste, dacht hei jo woll ok, hei wull sine schönen Kenntnissen in Leiwssaken nützlich verwenden, un dat ded hei, äwer – verstah mi recht, un dat hir kein Snackeri von kümmt – vörlöpig blot tau Spickgaus un Wust.

Üm Fritzen brukte Hawermann nu grad nich vel tau duren, dat was man um Franzen tau dauhn. Nah den Paster hadd hei em all mal mitnamen, un as de Wihnachterabend kamm, slog hei em vor, den Heilchrist-Abend in'n Pasterhus' tau fiern. De jung' Herr namm dat an – Fritz was nah Rahnstädt tau sin leiw' Mutting –, un as sei den Abend up en Sleden – denn't was de schönste Bahn – bi den Paster ankemen, stunn de lütte, runne Fru Pasturin vor de Wahnstuwendör un wehrte mit Hand un Faut af: »Nein, Hawermann, nein! Hier kommen Sie nicht herein. – Herr von Rambow, Sie müssen sich nach meines Pastors Stube bemühen.« – Un as sei hir herinnetreden, sprung Lowise up ehren Vader los un küßte em un flüsterte em in de Uhren, wat sei all tau verschenken hadd un wo sei't verpackt un versteken hadd un wo sei't [118] maken wull un wer de Julklappen smiten süll, un hadd knapp so vel Tid, den Herrn von Rambow en flüchtigen Diner tau maken. Dat makte nu äwer de Paster wedder gaud, hei schüddelte den jungen Herrn de Hand un säd, dat hei sick freuen ded, mit em dit frohe Fest tausam tau begahn. »Aber«, set'te hei hentau, »wir müssen uns fügen, heute hat meine Regina das Regiment, und in deren Kopf sieht es nie herrschsüchtiger und bunter aus als am Weihnachtsabend.« – Un dorin hadd hei woll recht, denn alle Ogenblick stek sei den Kopp dörch de Dör: »Wartet nur noch einen Augenblick! Sitzt ganz rein still! Es wird bald klingen.« Un denn eins witschte sei dörch de Stuw' un hadd en blag' Paket unner de Schört, un denn eins kunn einer sei in de Stuw' bian hell uplachen hüren.

Endlich, endlich klung de Klingel, de Dör gung up, un – ah! – dor stunn de Dannenbom midden in de Stuw' up den runnen Disch, un unner den Dannenbom stunnen so vele Schötteln mit Appeln un Nät un Päpernät, as Husinwahners wiren, un noch twei babenin, ein för Hawermannen un ein för den jungen Herrn, un de Fru Pasturin burrte um den Disch herümmer un kreg Hawermannen un den Herrn von Rambow bi de Hand un leddte sei an den Disch heran: »Und dies ist Ihre Schüssel, und dies ist Ihre Schüssel, und Luise und mein Pastor werden ihre schon finden«, un dreihte sick um un rep: »Nu kam't man ran!« Denn den Paster sin Knecht Jürn un Fru Pastern ehre Mätens, Rike un Dürten, stunnen ok all an de Dör parat tau ehren Kindjees: »Nu man ran! Un wo de blanke Daler in den Appel steckt, dat is jug', un wo de roden Däuker upliggen, dat is de beiden Mätens ehr, un wo de rode West upliggt, dat is Jürn sin. – Und Luising ...« – Je ja, je ja! – Mit de Red' kamm sei nich mihr prat, denn Lowise fat't sei üm un küßt ehr.de Würd' von den Mun'n un hadd en wunderhübsches, kirschrodes, wullen Kled in de Hand: »Mutter, das hast du getan!« Un hir möt ick leider mellen, dat de lütte Fru Pastern sick in den Pasterhus' so wid verget, dat sei leigen würd, grad nich utdrücklich, [119] äwer doch mit Koppschüddeln un Winken up ehren Paster hen, un Lowise sprung nu up ehren Plegvader los: »Du hast's getan!« De äwer schüddelte ok mit den Kopp un säd, hei wir unschüllig doran, un Lowise slot ehren eigenen Vader in den Arm un rep: »Nein, nein! Es ist von dir!« – Den ollen gauden Inspekter würd gor tau weihmäudig, as hei den vullen Dank von sin Kind afwehren müßt, den anner Lüd' um ehr verdeint hadden, hei strek ehr äwer de glatten Hor, un de Ogen würden em natt, as hei sei bi de Hand fot un sei nah de Fru Pasturin bröchte: »Ne, Wising, ne! hir möst du di bedanken.« – Äwer de Fru Pasturin hadd jetzt wenigstens kein Tid, den Dank antaunemen, denn sei was dorbi un treckte ehren Paster ut, blot um tau seihn, wat em de nige Slaprock ok kleden un sitten ded, un't was noch en Glück, dat sei up en Slaprock un nich up en Por Hosen verfollen was, denn in de Hast un de Freud' von desen Abend hadd sei jo woll de Schanierlichkeit ut de Ogen set't. Un as de Rock gaud sitten un schön kleden ded, tred sei en por Schritt taurügg un kek ehren Paster an as en Kind, wenn't 'ne nige Popp in de Sofaeck set't hett, un as sei sick ümdreihn ded, dunn sach sei up ehren Teller en blag' Paket liggen, dat hadd ehr Paster ganz heimlich doruppe schaben, un as sei hastig de Bänner afbünzelt un dorbi ümmer förfötsch weg redt hadd: wat dit woll sin künn, un't fäuhlt sick so sonderbor an, un einer wull sick gewiß en Spaß mit ehr maken, dunn was't tauletzt en schönes swartsiden Kled. – Nu was de Freud' vullstännig! Hawermann hadd up sinen Teller 'ne nige Pip funnen, de hadd hei in de Mund un rokte vergnäuglich dorut, wenn ok man kolt, de Paster lagg in den nigen Slaprock as 'ne Popp in de Sofaeck un freu'te sick äwer de annern ehre Freud', un Fru Pastern un Lowise gungen up un dal in de Stuw' un höllen sick dat Tüg tau de nigen Kleder an den Liw' un keken doran dal, wo't ehr woll laten würd, un streken doran dal, as wenn de Rock nu all glatt sitten süllen. – Äwer Franz? – Franz satt en beten afsid dorvon, un 'ne weike Trurigkeit was äwer em kamen, dat hei so'ne Freuden [120] von lütt up hadd missen müßt, hei stüt'te den Kopp in de Hand, un all de Wihnachterabend, de hei dörchlewt hadd, trocken an em voräwer, gaude Frün'n un Verwandten bröchten em ehren Heilchrist, äwer de beiden Gesichter, de unner den Strohblaumenkranz in sin Stuw' hungen, de fehlten dormang. Hei hürte hir hüt nich her, dat fäuhlte hei swor; äwer verdarwen dürwt hei de Freud' nich, hei rappelte sick tausam, un as hei wedder fast tau Höchten kek, dunn sach hei in en Por grote, schöne Kinnerogen, de vull Gedanken un vull Mitled up em legen, as hadden sei em in den Harten lesen.

»Julklapp!« rep Rike ehre lude Stimm, un en Paket flog in de Dör: »An die Frau Pastorin Behrens«, un't was 'ne hübsche Rutsch, un keiner wüßt, wo sei herkamm. Un »Julklapp!« gung't wedder, un't was en niges, gesticktes Küssen för den Herrn Paster sinen Lehnstauhl, keiner hadd't äwer dahn – ach, wat würd hüt in den Pasterhus' lagen! – Un »Julklapp!«, un't lagg en Zettel in den Breiw, un de Zettel wis'te up en annern Zettel, de lagg baben up den Bähn, un de wedder up en annern, de lagg unnen in den Keller, un de wedder up en annern, un de wedder ... un wenn de Fru Pasturin den hübschen, gestrickten Kragen hewwen wull, de ehr bestimmt was, müßte sei vörlöpig 'ne Rundreis' dörch ehr ganzes Hus antreden, bet sei em tauletzt ganz dichting bi in ehren eignen Paster sinen Stäwelschacht funn. – Un »Julklapp!« – Ach, dat was en grot Paket! »An den Herrn Pastor«, un as de den Ümslag afreten hadd, dunn was't an de Fru Pasturin, un dunn was't an Jürn, un dunn an Rike, un tauletzt was't an Lowise, un as de dat letzte Poppier runne reten hadd, dunn was't en lütten Neihdisch, grad so'n Neihdisch, as Hawermann mal vor langen Johren sine verstorbene Fru schenkt hadd. – Keiner wüß't, hei wüß't. – Un »Julklapp!« – Bäuker för Lowise. – Un »Julklapp!« – 'ne gestickte Fautdeck för Hawermannen. – Rike let nich locker. – Äwer nu was't vörbi, Rike kamm rinne un fligte dat Packpoppier un den Bindfaden tausamm, dunn gung de Dör noch einmal up, un 'ne [121] helle, klockenreine Stimm rep noch mal »Julklapp!«, un as dat Paket beseihn würd, dunn was't »An Sr. Hochwohlgeboren, den Herrn Franz von Rambow«, un dörch den Paster sin Stuwendör slek sick lising up de Tehnen en Kind herinne, un 'ne grote Freud strahlte em von't Angesicht.

Franz was ganz verlegen; äwer as hei dat Paket upmakt hadd, föll em en Breiw von sine jüngste Cousin, Fidelia, entgegen, un de drei unbegewenen Döchter von den Kammerrat schickten em sinen Wihnachten, Albertine en Rüggenküssen, un hei runkste sick nich up den Sofa, Berta 'ne Sadeldeck, un hei höll sick noch kein Pird, un Fidelia 'ne Zigarrentasch, un hei rokte nich. – Äwer wat schadt dat all? Ob einer so wat bruken kann, dat's egal; nich de Gaw', ne, de Gewer un de Willen is de Hauptsak bi't Wihnachten. – Hei kamm sick denn also ok nich mihr so verlaten vör, un as hei de grote Freud' in Lowise ehr Gesicht sach, kihrte sei ok bi em in, hei lachte un spaßte äwer sine Presente, un Lowise müggt willen oder nich, sei müßte vörlöpig den Dank dorför in Empfang nemen, denn hei hadd tau gaud ehre Stimm kennt.

Rike kamm nu wedder rin in de Stuw' un säd: »Fru Pastern, nu sünd sei all dor.« – »Na, denn wollen wir hinausgehen«, was de Antwurd. – »Nein, liebe Regina«, säd de Paster, »laß sie hereinkommen!« – »Ach, Pastor, sie treten mir die Stube so voll Schnee.« – »Schadt ihm nicht! Nicht wahr, Rike, du stehst morgen früh ein bißchen zeitiger auf und scheuerst die Stube?« – Dat wull Rike denn nu girn dauhn, un de Dör würd upmakt, un herinne schow sick, Kopp an Kopp, Flaßköpp un Swartköpp, dat ganze lütte Görenvolk ut den Dörp, un dor stunnen sei nu un wischten an de Näsen herümmer, un de Ogen würden immer gröter, un keken de Appeln un de Päpernät an, un de Müler deden sick utenanner, as wullen sei de Appeln un Päpernät den richtigen Weg wisen, wo sei getrost herinner spazieren künnen. – »So«, säd Fru Pastern, »nu mal all de Päten irst vör! – Hawermann«, set'te sei hentau, »nächst den Eltern sind wir, mein Pastor und ich, ja doch die Nächsten zu unsern Paten.« – Un äwer de Hälft von [122] de Gesellschaft drängte sick nah vor, denn gaud bi de Hälft von all de Dörpgören hadd Herr un Fru Pastern Vadder stahn. Un ein Mogelant hadd sick dor mit mang drängt, dat was Jöching Rührdanz, de verleden Johr seihn hadd, dat de Päten mihr kregen as de annern; äwer Stine Wasmuths würd dat gewohr un schow em taurügg un säd: »Jung', du büst jo gor kein Pät«, womit denn sine utverschamten Ansprüch fallen müßten.

Nu kamm de Herr Paster mit Bäuker unner den Arm, un wat nu Päten wiren, de all äwer Winter bi em taum Beden gungen, de kregen ein jeder ein Gesangbauk, un de annern kregen Schriwbäuker un Tafeln un Fibeln un Katekismen, je nahdem hei't insach; un jeder von de Gören säd: »Ick bedank mi ok, Pät!«, äwer de en Gesangbauk kregen hadden, säden: »Ick bedank mi ok velmal, Herr Paster!« Dat was en Herkamen von öltlings her. – Un nu kamm Fru Pastern: »So! Ich nehme die Nüsse, Luise, du nimmst die Pfeffernüsse, und Herr von Rambow, Sie nehmen die Äpfelkörbe, und nu immer die Reihe entlang! – So, nu stellt jug mal all in Reihen hen un hollt jug' Geschirr parat!« – Äwer ganz ruhig gung dat nich af, dat gaww en Drängen un Schubsen, denn jeder wull in de irste Reih, un jeder höll nu sin Geschirr vor sick, worin hei den Heilchrist faten wull: de lütten Dirns hadden ehr Schörten; äwer de Jungs hadden allens mitbröcht, wat holl was, de hadd 'ne Schöttel, de hadd en Mehlbüdel, de hadd sinen Vader sinen Haut, un weck höllen ahn alle Verlegenheiten, ganz drist, Fiwschepelssäck up, as künn't ehr gor nich fehlen, dat sei sei bet baben vull kregen. – Nu gung dat Verdeilen los! »Süh da! – Da! – Da! – Holt!« rep de Fru Pastern, as sei bi so'n rechten dreihörigen Slüngel ankamm, »Herr von Rambow, dieser kriegt keine Äpfel, der hat sie sich schon im Sommer voraus aus dem Garten selbst geholt.« – »Oh, Fru Pastern ...« – »Jung', heww ick di nich sülwst ut den groten Appelbom, de an de Mur steiht, mit en Staken rute halt?« – »Oh, Fru Pastern ...« – »Nichts da; wer Appeln stehlt, krigt kein taum heiligen Christ ...« So gung't [123] nu wider, äwer as sei bi Jöching Rührdanzen kamm, höll sei wedder an: »Hest du di nich vergangen Woch' mit Krischan Kasbomen vor den Pasterhus' so slagen, dat min Rike jug hett utenanner bringen müßt?« – »Ja, Fru Pastern, hei säd ok tau mi ...« – »Still! – Luise, der kriegt keine Pfeffernüsse.« – »Ja, Fru Pastern, wi hewwen uns äwer all wedder verdragen.« – »Na, Luise, denn kriegt er auch Pfeffernüsse.« – So wiren denn mit de Wil de Reihen tau En'n, un de Gören gungen af mit ehre Bescherung: »Gun Abend ok! Gun Abend ok!«, denn bi des' Ort was dat Bedanken noch nich Mod', un as sei rute wiren, kamm en ganz anner Geslecht in de Dör rinne tau hausten und tau kräpeln; dat wiren de ollen Spinnfrugens un de ollen Bessenbinners un Hölterntüffelmakers ut den Dörp un ok so'n, de kein Handtierung mihr farig kregen. Mit de redte denn de Paster en christlich Wurd, wat ehr sihr taudräglich sin kunn, un de Fru Pastern gaww jedwereinen en groten Stoll, de ehr ok sihr taudräglich sin kunn, un as sei rute gungen, wünschten sei »Gottes Segen« up de Pasterlüd' runne.

Gegen hentau Nägen höll den Paster sin Jürn mit Hawermann sinen Sleden vor de Dör, un de beiden Gäst säden adjüs, un as Hawermann rute kamm, gung hei stillswigend an de beiden Pird ranne un namm ehr de Sledenklocken af, denn baben von den Kirchtorm herunner klungen annere Klocken, de klungen för de ganze wide Welt, un de Sledenklocken blot för de Landstrat. Schritt vör Schritt führten sei dörch dat Dörp, un hir un dor steg en frames Wihnachtslied ut de lütten armen Daglöhnerkaten tau den stillen Hewen up, un baben hadd uns' Herrgott sinen groten Dannenbom mit de Dusend Lichter anstickt, un de Welt lagg dorunner as en Wihnachtsdisch, den de Winter mit sin wittes Sneilaken sauber deckt hadd, dat Frühjohr, Sommer un Harwst ehre Bescherung dorup stellen künnen.

Sei führten sachten ut dat Dörp, un as sei an den Ümswank kernen, föll Franzen Pomuchelskoppen sin Herrnhus mit de hellen Finstern in de Ogen: »Da wird auch Weihnachten gefeiert«, [124] säd hei. – Ja, Geschenke wiren ok dor utdeilt; äwer Wihnächten was nich dor.

Pomuchelskopp hadd nicks ut Rahnstädt köfft, allens ut Rostock. »Immer nobel!« säd hei, un hei säd ok, wat Malchen un Salchen ehre Kleder kosten deden, un as Salchen hürte, dat Malchen ehr twei Daler dürer wir, müggte sei ehr nich liden, un Malchen höll sick för en gaud Deil beter as Salchen. Un Philipping un Nanting kregen sick dat Striden üm 'ne Zuckerpopp, un as Pomuchelskopp sinen Leiwling Philipping de Popp tauspraken hadd, würd Nanting falsch un wull Philipping mit 'ne Spelschachtel an den Kopp smiten, smet äwer vörbi in den groten Speigel, dat de Schören dorbi legen, un Häuhning höll't Regiment uprecht un halte sick den Gelen achter't Schapp rut un tagelte Nanting irst för sine Missedaht un dunn Philipping un dunn de annern Jungs tau Gesellschaft mit. Un nich ein einzig Mal säd sei »Pöking« tau ehren Mann; sülwst dunn, as ehr Pomuchelskopp den nigen Winterhaut mit de groten Feddern bröchte, säd sei blot: »Kopp, willst du mi taum Ulenspeigel maken?«

As Franz desen Abend tau Bedd gung, müßt hei tau sick seggen, so'n schönen Wihnachterabend hadd hei sin Dag' noch nich begahn, un as hei sick frog, woran dat eigentlich leg, tred em dat fröhliche Bild von Lowise Hawermann mit de innigen Ogen entgegen, un hei säd tau sick: »Ja, ja! So'n unschüllig, fröhliches Kind hürt tau en rechten Wihnächten.« –

Tüschen Wihnachten un Nijohr passierte en Stück, wat nich oft passieren ded. Jochen Nüßlern sin blage Mantel mit de säben Kragen kamm nämlich in dat Phantom up den Pümpelhäger Hof tau führen, un as Hawermann genauer tausach, satt Jochen Nüßler liksterwelt sülwst in den Mantel. – Afstigen kunn hei nich, denn hei wir all annerthalw Stun'n von Hus, wir all bi Pasters west, un de wullen kamen taum Silvesterabend, un Bräsig ok, un nu süll sin Swager ok kamen un süll sin beiden jungen Lüd' mitbringen, un wat hei as Wirt dorbi dauhn künn, dat wull hei mit 'ne schöne Bowl Punsch in't Wark setten. As hei dese lange Red' hollen hadd, snabbte hei [125] mit en mal af, un as Hawermann tauseggt un Krischan ümwendt hadd, murrte dor blot noch wat ut de säben Kragens rute, wat sick binah as: »Adjüs ok, Swager!« anhüren ded; äwer Krischan dreihte sick noch um und säd: »Äwerall taum Koffe, Herr Entspekter! hett mi de Madam noch utdrücklich seggt.«

Franz let nu Fritzen, de noch bi Mutting in Rahnstädt was, de Inladung taufleiten un schrew em, dor nu doch sine Tid aflopen wir, süll hei sick den Dag vor Nijohr man glik nah Rexow begewen, un von dor künn hei denn des Abends mit nah Pümpelhagen führen.

As Hawermann mit Franzen an den bestimmten Dag up den gefährlich deipen Rexowschen Hof kamm – 't was Däuweder worden –, stunn Jochen Nüßler, de den Wagen hadd kamen seihn, in en swarten Kledrok un swarte Hosen, de em sine Fru tau Wihnachten schenkt hadd, knickbeinig in de Dör, un wil dat hei de rode Kapp upset't hadd, de em Mining taum Wihnachten häkelt hadd, let em dat von Firn liksterwelt as en utgestoppten Dompap, bet Bräsig em nah den Hof rute schow: »Laß dir was merken, Jochen, und mach die Hannöhrs, daß Korlen sein junger Eddelmann 'ne Meinung von deiner Lewensart kriegt.«

As Jochen den Empfang noterwis' farig kregen hadd un de irste Begrüßung mit den Paster un sine Fru un mit Lowise un de lütten Druwäppel afmakt was, namm Fru Nüßlern ehren Korl-Brauder in Beslag un set'te em irst von den Stand von ehre Wirtschaft in Kenntnis, de Paster was bald in en Gespräk mit den jungen Herrn von Rambow, Fru Pasturin redte mit de lütten Mätens äwer ehre Wihnachtsgeschenke, Jochen satt up sin olles Flag an den Aben un säd nicks, un Bräsig gung mit grote Pelzstäweln von Seehundsfell, de em bet an de Mag' reikten, von einen taum annern, as wir't hüt wedder Wihnachterabend, un hei müßte den Ruklas spelen un de Kinner grugen maken. – De Sünn schinte af un an in't Finster rin, in de Stuw' was dat so behaglich warm, de Koffedamp krüs'te sick in dünne Wulken tau Höcht un [126] mengte sick in den Herrn Paster sinen lichten Tobaksrok, bet dat in de Stuw' so fründlich let, as wenn tau Sommertiden de lichten Fedderwulken sick in den Sünnenstrahl weigen, blot achter den Aben treckte dat blag as en Gewitterswark up, denn hir satt Jochen un rokte, as wenn en lütt Mann backt. – Un dat müßt hei, denn sine Fru hadd em den fleigen Merkur ut den Tobakskasten schüdd un tau dese Gesellschaft en Pund »Fin Old Mild« dorinne leggt, un mit dit lichte Tüg kunn hei de vaterländische Forsch von den Merkur nich anners rute kriegen, as dat hei em in duwwelte Potschonen verswälen ded. Äwer buten treckte sick ok en Swark tausamen, nich grad baben an den Hewen, ne, ganz unnen an de Ird, 't süll äwer doch de Gemütlichkeit in de Stuw' 'ne Tid lang stüren.

Fru Nüßlern ehr Stuwenmäten kamm rinne un mellte, buten höll en Mann mit 'ne Karr, de hadd en Reis'kuffert von den Apteiker ut Rahnstädt bröcht, un wo de nu henbröcht warden süll. – »Ach, du lieber Gott!« rep de Fru Pasturin, »das sind Fritzen seine Sachen. Du sollst sehen, Pastor, mein Schwager ist so unverständig gewesen und läßt den Jungen wieder reiten. Auf dem wilden Fuchs, Hawermann, den sonst noch keiner geritten hat.« – »Oh, ängstigen Sie sich nur nicht, Frau Pastorin«, grifflachte Hawermann so'n beten, »der Fuchs ist nicht so böse.« – »Ach, Hawermann, ich hab's ja doch mit angesehen, als er damals nach Pümpelhagen ritt; der Fuchs wollte ja doch nicht aus der Stelle.« – »Frau Pastorin«, säd Bräsig, »das ist nicht so slimm, wenn so'n Kretur mit Bockigkeit behaft't is, aber wenn so'n Racker den Durchgang kriegt, dann fallen die lateinischen Reuter männigmal ab.« – Äwer de lütte Fru Pasturin kunn sick nich beruhigen, sei makte dat Finster up un frog den Mann, de de Karr herschaben hadd, ob Fritz tau riden kem un ob de Voß sihr wild wir. – »As en Lamm«, was de Antwurd, »un wenn hei den Voß nicks deiht, de Voß deiht em gewiß nicks. Hei 's hir ok all dichting bi.« – Na, dat was denn nu noch tröstlich, un de Fru Pasturin set'te sick wedder up den Sofa dal mit en [127] Süfzer: »Ach Gott, ich zittre schon immer in der Seele meiner Schwester, wenn ich den Jungen bloß seh. Er macht gar zu viele dumme Streiche.« – »Die wird er wohl machen«, säd Bräsig.

Un ick mein, hei hadd sei makt; in de korte Tid von Wihnachten bet Nijohr hadd hei in Rahnstädt en ganzen Hümpel dorvon taurecht kregen, un dat allens in sine Entspekterkledaschen, denn obschonst dat kolles un grusiges Weder was, hadd hei doch den gräunen Jagdsnipel, de witten Ledderhosen un de gelen Stulpstäweln keinen Dag utlaten, un männigmal ok des Nachts nich; einmal taum wenigsten, as hei späd ut 'ne fröhliche, gebildete ökonomische Gesellschaft kamen was, hadd em dat Deinstmäten des Morgens mit Stäweln un Spuren in't Bedd liggen seihn. – Na, hir künn nu einer sine slichten Witzen äwer maken, äwer 't wir unrecht, denn Fritz hadd in dese fröhliche Gesellschaft sinen ollen Jugendfründ Gust Prebberow drapen, de all annerthalben Johr länger in gele Stülpen rümmer gahn was, un de Freud äwer dat Wedderseihn un de gebildeten ökonomischen Gespräke hadden em en beten äwernamen. Gust Prebberow hadd em allerlei verstännige Ratsläg' geben, woans hei sick mit sinen »Ollen« – dor was Hawermann mit meint – stellen müßt, hei hadd em allerlei feine Kunstgriffe bibröcht, woans hei dat maken müßt, um den »Ollen« en X för en U tau maken, un hadd em ut sinen eignen Lewenslop de vorzüglichsten Bispille äwer de Behandlung von de Hawjungens gewen, de all up Kopphesterscheitenlaten un up Krüzdurnstöck herute lepen; un as nu de eigentliche Ökonomie in des' Ort gründlich verhandelt was, wiren sei up de Pird' kamen, un dor hadd denn nu Fritz sin Verhältnis mit Vössingen utenanner set't: Vössing wir eigentlich von Natur en sihr begawtes Pird, in'n ganzen ok gaudmäudig, äwer wat sin eigen Vader was, de Apteiker, de hadd eigentlich Vössingen up de Seel, indem dat hei em von Jugend up falsch namen un em allerlei Undugenden nahseihn hadd. De hadden sick nu bi em in sine langen Lebensjohren so fast set't, dat hei, Fritz, ok [128] nich mihr wüßt, wat hei mit em upstellen süll, obschonst hei sick dat äwernamen, Vössing up anner Gedanken tau bringen. Sin Hauptfehler wir, dat hei abslut nich wider güng, as hei sick dat in sinen dummen Kopp set't hadd, un dor hülp denn ok nich Stangentoom noch Kandahr noch Ridpitsch un Spuren. – »Und dat lettst du di beiden?« hadd Gust Prebberow seggt. »Ne, Bräuding, dor will 'ck di en Middel seggen. Süh, du settst di up em un nimmst en gadlichen Pott un füllst den vull Water, un nu riddst du ümmer sachten furt un deihst, as wenn di gor nicks weg is, un wenn hei di denn an so'n Flag kamen deiht, wo hei nich wider will – hür di! –, denn settst du em mit den Stangentom up dat Hinnerdeil un giwwst em de beiden Spuren in de Ribben un sleihst em mit den Pott vull Water mang de Uhren – allens tauglik! –, dat em de Schören den Kopp dal klätern un dat Water in de Ogen sus't.«

Dit hadd sick nu Fritz gaud naug markt, un as hei an den hütigen Dag in sinen ganzen Entspekterstaat up Vössing afred, hadd hei de Tägel in de linke Hand, de Ridpitsch unner den linken Arm un in de rechte Hand en groten Pott vull Water. – Na, jagen kunn hei jo nu nich, wil dat em süs dat Water utspöltert wir, un wil Vössing nu ok nich för't Jagen was, so gung de Reis' Schritt för Schritt in de grötste Einigkeit af, dat heit bet up den Rexow'schen Hof. Hir wull nu Fritz krähnsch in en slanken Draww vör dat Hus riden un gaww Vössing de beiden Spuren in de Ribben; was dat nu äwer doch, dat Vössing en slichten Charakter hadd un en nahdrägschen Hund was, indem em dat Rümmerexieren in den Paster sine Pütt von vördem infel – bums! stunn hei still. – Nu was't Tid! Stangentoom angetreckt! Spuren in de Ribben un swabb! den Pott mang de Uhren! – »Öff!« stähnte Vössing deip up, schüddelte mit den Kopp, taum Teiken, dat hei nich wider wull, müßte äwer doch woll ganz düsig von den Slag sin, denn hei läd sick ganz sachten dal. – Fritz müßt natürlich mit, un wenn hei ok noch so vel Besinnung hadd, dat hei sick nich unner Vössingen kriegen let, so reikte de [129] Kuntenanz doch nich so wid, dat hei nich neben Vössingen tau liggen kamm.

De Gesellschaft in Fru Nüßlern ehre Stuw' hadd den ganzen Scharmützel tüschen Fritzen un Vössing mit anseihn, un tauirst, as Fritz sick in den Bägel hewen un mit den groten Käkenpott up sin Gegenpart dal dunnern würd, dunn bewerte de lütt Fru Pasturin för ehre Swester ehr Glück, äwer as sei Vössingen sine ruhigen Anstalten sach un Fritz nu weik, äwer'n beten käuhl »auf dem Bette der Ehre' lagg«, wat uns' Herrgott mit Däuweder un Regen un Jochen Nüßler mit sine Meßwagens för em uppulstert hadd, dunn müßte sei ok in dat allgemeine Lachen instimmen un säd tau ehren Paster: »Das ist ihm mal recht gesund!« – »Ja«, säd Bräsig, »un en guten Snuppen schadt ihm auch nich. Was hat er an das olle Kretur da herum zu drainieren!«

Fritz kamm nu angetreckt as de halw Mahn, up de ein Sid noch in sinen vullen Glanz, up de anner swart un düster. »Du siehst lecker aus, mein lieber Sohn«, rep de Fru Pasturin ut dat apne Finster rut. »Komm uns so nicht in die Stube hinein! Es ist ein Glück, daß dein Reisekoffer hier schon angekommen ist, nun kannst du dich wenigstens umziehn.«

Na, dat geschach, un Fritz kamm mit de Wil in sinen vörnehmsten Antog, in blagen Snipel un swarte, lange Hosen, in de Dör un gung in de Stuw' as junge Gaudsbesitter herum, äwer in 'ne grote Verdreitlichkeit, de em wegen Bräsigen sine Spitzen un Fru Pastern ehre Bemarkungen dörchut nich tau verdenken stunn. Franz was dorgegen in sinen lustigsten Verfaat, hei spaßte nah Hartenslust mit de drei lütten Mätens un let sick von de beiden lütten Twäschen ehre Wihnachtsgeschenke wisen un wull sick halw dod lachen, as de beiden lütten Dirns tauletzt jede mit en groten Fautsack andragen kernen, den sei von Unkel Bräsigen taum Present kregen hadden, »daß das Kropzeug die Potentaten warm halten könnte und sie nicht vor der Zeit den verfluchten Podagra kriegten.« – Hei hadd in sinen Lewen seindag' kein Gelegenheit hatt, mit lütte Mätens tau verkihren, de jünger as hei wiren, un nu [130] makte dit tauvertruliche Snacken un dese taufredene Freud', de sick äwer wat freuen kunn, wat süs in sinen Ogen gor nicks was, so'n Indruck up em, dat hei, as't 's Abends tau Disch gung, sick mang sine lütte Gesellschaft dal setten ded, un Fru Nüßlern, de em as Eddelmann en Posten höger setten wull, en bündigen Afslag kreg.

Dat was en fröhliches Abendbrod, de Red' gung munter hen un her, ein jeder gaww sin redlich Deil dortau bet up Fritzen un Jochen. Fritzen sin Peiterßill was heil un ganz verhagelt, un hei ärgerte sick, dat hei nich ok so lustig wesen kunn as Franz. Jochen säd frilich ok nicks, äwer hei besorgte dat Lachen, un wenn Bräsig blot den Mund upded, denn treckte sick ok Jochen sine scheiwe Mundeck bet an't Uhr ranne, un as de Punsch kamen was un Lining, as de Verstännigst von de Lütten, de Schenk äwernamen hadd, kreg hei ok Sprak un wull doch ok dauhn, wat hei as Wirt dorbi dauhn kunn, un säd af un an still vör sick hen: »Lining, schenk doch Bräsigen in!« – Ok Fritzen hülp de Punsch tau Sprak; argern ded hei sick frilich noch ümmer, hauptsächlich äwer Franzen sin ungebild'tes Gedrähn, denn wenn de lütten Dirns in sine Ogen ok man irst halwe Backfisch wiren, so müßten sei nah sine Meinung doch mit de Wil in de höhere Unnerhollung inführt warden; hei namm also de sülwigen Breiw up, de hei up den Rahnstädter Ball funnen hadd, as hei den Kottiljong mit den Herrn Burmeister sine fiwuntwintigjöhrige Dochter danzt hadd, un redte Lowise Hawermann mit »Fräulein Hawermann« an. Dat lütte Kind kek em verwunnert an, un as hei noch mal wedder mit sin »Fräulein« tau Platz kamm, lachte sei em hell in de Ogen: »Ich bin ja kein Fräulein, ich bin ja Luise Hawermann«, un Franz müßte mit lachen. – Argerlich was dit wedder för Fritzen, äwer hei wüßte tau genau, dat hei up en gebild'ten Weg was un dat 'ne richtige Unnerhollung mit Damen so infädelt warden müßt; hei let sick also nich verblüffen un vertellte sine ganzen Ballbegewenheiten tau Rahnstädt, un wat hei tau de Burmeisterdochter seggt hadd un wat sei tau em seggt hadd, un dorbi fräuleinte [131] hei ok de beiden lütten Druwäppel rechtsch un linksch. Un wil dat in de lütte Gesellschaft nu en grotes Hägen un Lachen würd, müßt hei jo natürlich ümmer luder reden, dat hei dörchdringen ded, bet tauletzt de ganze Gesellschaft stillsweg un emankek. Jochen, de sin Nahwer was, was en En'n von em afbuckt un kek em an, wo't mäglich wir, dat ein Minsch dat all farig kreg, Bräsig kek üm Jochen sine Eck mit en ungeheuer glückliches Gesicht äwer sine Minschenkenntnis un plinkte denn mal wedder Hawermannen tau, as wull hei seggen: »Sagt ich's dich nich, Korl, en verfluchter Windhund!« – Hawermann kek verdreitlich up sinen Teller, Fru Nüßlern was in grote Verlegenheit, wat sick dat för ehr as Wirtin passen ded, dat sei gegen so'ne Undäg' Insprak ded, de Paster weigte sachten mit den Kopp hen un her; äwer de am meisten in Upruhr geröd, was de lütt Fru Pasturin, sei smet den Kopp in den Nacken, dat de Mützenbän'n unner ehren Kader bewern deden, un schürte up den Stauhl hen un her, as wenn ehr de tau warm würd, un as Fritz grad bi 'ne recht ansichtige Schillerung von en Bummelschottschen was, woans de Herr de Dam dorbi ümfaten müßt, dunn höll sei't nich länger ut, sprung up un rep: »Schweigt alle rein still! Ich bin als Tante die Nächste dazu! Fritz, komm hier mal her!« – Un as Fritz nu lang un langsam upstunn un sihr vornehm un käuhl an ehr ranne gahn was, fat'te sei em vör'n in den Gaudsbesitter-Snipel un puste an em tau Höchten: »Mein allerliebster Junge, komm mal heraus!« Un dormit treckte sei mit em nah de Del rute. Von dor her hürte de Gesellschaft denn stückwis' 'ne driste Strafpredigt, de sick von kein Inwendungen unnerbreken let, un as de Dör wedder upgung, treckte Fru Pastern Fritzen wedder achter sick her un wis'te up sinen Platz un säd: »Da setzt du dich ruhig wieder hin und sprichst wie ein vernünftiger Mensch.«

Na, dat ded denn nu Fritz ok, dat heit dat irste, dat tweite let hei unnerwegs, kunn ok keiner von em verlangen, nah en gebild't Gespräk nimmt sick en vernünftig Gespräk man sihr mager ut, un worüm süll hei en schönen Anfang dörch en [132] slichten Sluß verdarwen? – As nu Franz so bi lütten mit de drei jungen Kinner wedder in de muntere Läus was un de öllern Lüd' bet up de Fru Pastern, de 'ne Ort von Sicherheitspolezei äwer den Verbreker utäuwte, up de olle gaude Landstrat von en vernünftig Gespräk sachten henkutschierten un denn man blot en Mal en beten upjuchten, wenn Bräsig an en Stein führte, satt Fritz dor un gruns'te sick inwendig un börnte sinen Zorn mit Punsch, de glatt as Öl in sin Füer flot, un näumte inwendig Franzen »en heimtückschen Sliker« un de drei lütten Dirns »görige Package«, de nicks von de Parlen verstünn, de hei ehr vörsmeten hadd. – Äwer trotzdem un bi de grote Verachtung, de hei gegen so'ne Kinnerunnerhollung hadd, steg neben sinen Zorn 'ne Ort von Iwersük up, dat hei nich Hahn in'n Korw was, un as hei tau seihn glöwte, dat Franz sick am meisten mit Lowise Hawermannen afgew, swür hei sick heimlich tau, de Sak süll bald ehr Endschaft krigen, hei sülwst, Fritz Triddelfitz, wull doch mal seihn, wat hei utrichten künn, dat heit, wenn sin Tanten nich dorbi wir.

Mit de Wil was dat all späd worden, un keiner dachte doran, dat dat all so späd was, dunn stunn mit einem Mal 'ne grugliche Gestalt in de Stuw', von baben bet unnen in allerlei warme Flicken inwickelt, un blos' up en Kauhhürn, wat schrecklich was, un fung dunn an tau singen, wat noch vel schrecklicher was. Dat was Gust Stöwsand, de sinen Klauk man halw hadd un den deswegen Jochen Nüßler, wil hei süs nich anners vel tau bruken was, taum Nachtwächter makt hadd. Un in de Stuwendör keken Knechts un Mätens rinne, de wullen ok seihn, wo Gust sin Sak maken würd, un lachten un schubbsten sick un drängten sich vör un wedder taurügg. Un nu gung dat Gratulieren an, un alle wünschten sick Glück tau dat nige Johr, un as allens wedder ruhiger worden was, dunn höll de Herr Paster 'ne lütte Red', de fung ungeheuer spaßig an un slot sihr irnsthaftig, indem dat hei säd, wo de Minsch mit jedes Johr en groten Schritt neger an sin Graww ranne tred un dat em dat eine dorbi trösten müßt, dat ok mit jedes Johr en nigen Knuppen slagen würd, de [133] Fründschaft un Leiw' dichter mit enanner verknüppen ded. Un as hei sick nah sine gauden Würd' ümkek in den Kreis, dunn hadd sine lütte Fru Pastern den Arm üm em slagen un Jochen stunn bi sine Fru, un Hawermann un Bräsig hadden sick an de Hand fat't, un de beiden lütten Druwäppeling legen sick weik in den Arm, un Franz stunn bi Lowise Hawermannen – Fritz was nich tau seihn, hei was in sine Verdreitlichkeit jo woll rute gahn. – So slot dat Johr 1839.

8. Kapitel
Kapittel 8

Bräsig reist in de Waterkunst, un de Kammerrat kümmt nah Pümpelhagen. – Von dat Pomuchelskoppsche Wapen, un woans de Daglöhners dortau säden. – Von de »Egels« un »Äsels«. – Worüm Frölen Fidelia en lütt Veih näumt würd, un worüm Paster Behrens den Kopp schüddelte. – Bräsig kümmt ut de Waterkunst un belihrt Hawermannen in Waterangelegenheiten. – Wo't em dorbi gahn is. – En Dod un 'ne Not. – Wo Daniel Sadenwater mit sinen Herrn sine Gawel dor satt.


As in dat nige Johr Ostern in't Land kamm, reis'te Bräsig in sine Waterkunst, un up Pümpelhagen rückte de Kammerrat mit sine drei Döchter, Albertine, Berta un Fidelia, in. – »Ne, de Mann kunn nich wedder warden, mit den gung dat tau En'n«, dat säd Hawermann sick, un Franz säd sick dat ok, un as sei beid den irsten Abend nah sine Ankunft tausamen seten, was dat 'ne trurige Red' unner enanner; un den annern Dag, as Franz nu natürlich tau sinen Unkel in dat Herrnhus treckte un mit sine Vadderswesterdöchter tausam eten süll, kamm dat Hawermannen gor tau einsam in den ollen Wirtschaftshus' vör, hei hadd sick tau sihr un tau girn an den negern Ümgang mit den jungen Mann gewennt.

In de irsten acht Dag' kamm ok all Besäuk bi den Kammerrat, Pomuchelskopp was't in sinen blagen Liwrock mit de blanken Knöp un in de blanke Kutsch, de noch en Schepel staatscher utsach, indem dat sei nu noch mit en Wapen utziert was, wat hei sick von Wien för 'ne halwe Luggeduhr hadd kamen laten un wat en Döschkopp (Dorsch) in blagen Felln führen ded, wotau de dummen Daglöhners, de nicks von [134] Dösch un blages Feld wüßten, ümmer »Däs'kopp in en blages Fell« säden, indem dat sei mäglicher Wis' 'ne perßöhnliche Ähnlichkeit tüschen dat Wapen un ehren Herrn utfünnig makt hadden. Den Ümgang mit Bräsigen sinen Grafen hadd hei upgewen, annere Edellüd' wahnten nich up de Neg', un so kamen em de Kammerrat hellschen tau Paß; äwer de Mann hadd Unglück. As hei Daniel Sadenwatern, den Kammerrat sinen ollen Bedeinter, mit weihleidige Stimm sinen Drang utenanner set't hadd, den hei fäuhlen ded, sickperßöhnlich nah dat Befinn'n von den Herrn Kammerrat ümtauseihn, un dortau set't hadd, dat hei den Herrn Kammerrat sihr genau von Rostock her kennen ded, gung Daniel mit sin oll eben Gesicht ok richtig rinne, üm em antaumellen, kamm äwer mit en ebenso eben Gesicht wedder rute un säd, de Herr Kammerrat beduerte, dat sin Befinnen nich von de Ort wir, Besäuk antaunemen. Dat was denn nu wedder sihr verdreitlich för Pomuchelskoppen, un hei satt den Nahmiddag wedder in sine Sofaeck un argerte sick, un sine leiwe Fru, de denn jo ümmer recht upgekratzt un zärtlich würd, näumte em desen Nahmiddag ümmer »Pöking«, wat em den Arger vernünft'ger Wis' henlänglich vergäuden müßt.

De Kammerrat brukte in sine Krankheit nu ok würklich keine annere Unnerhollung, as hei sei in sine Neg' funn. De beiden öllsten Frölen wiren von Morgen bet Abend dorup bedacht, em tau hegen un tau plegen, un de jüngste, wat dat Schotkind von de ganze Fomili, en beten vertagen un för ehr Öller en beten tau jung blewen was un sick en beten up ehre kindliche Fröhlichkeit tau Gauden ded, sorgte nah Kräften för sine Upmunterung. Franz hadd sick glik in sine Gaudwilligkeit tau sinen Sekretär upsmeten un besorgte uterdem all de lütten Schererien, de bi so'n Husstand, taumal wenn 'ne Krankheit dorin utbraken is, nich utbliwen; vör allen was't äwer Hawermann, an den sinen Ümgang de Kammerrat Gefallen funn, nich allein, dat hei em von de Wirtschaft Bescheid gewen müßt, ne, ok in annern Dingen, de dorvon aflegen, frog hei em üm Rat un besprok sei mit em. So hadd denn Hawermann [135] kein Tid, in den Gürlitzer Pasterhus' vörtauspreken, un wenn Lowise ehren Vader spreken wull, denn müßt sei em in de hille Saattid up den Felln oder tau Middagtiden up den Hof upsäuken. So kunn denn dat nu nich utbliwen, dat sei dat Frölen Fidelia nich mal in den Worp kamm, un wil dat nu 'ne olle Erfohrung is, dat junge Mätens, de eigentlich all olle Mätens sünd un nu noch so up de Snid' von jung un olt hendanzen, sick ümmer bet up de jung' Sid hollen, üm sick an 'ne annere Jugend wedder en beten antaufrischen, so was dat ganz natürlich, dat Frölen Fidelia an Lowise en groten Wollgefallen funn, un't wohrte ok nich so lang', dunn wiren de beiden ein Hart un ein Seel. Wat dat nu in'n Ganzen gaud is, wenn en lütt Mäten 'ne so vel öllere Fründin findt, will ick nich up alle Fälle mit »Ja« beantwurten; 't kümmt hir verflucht vel up de Ümstän'n von de öllere Dam an. Lowise hadd äwer grad keinen Schaden dorvon, denn Frölen Fidelia was gor tau gaudmäudig, sei was man en ganz lütt beting von de Eitelkeit un dat vörneme Gedrähn anbraken, wat sick ahn würklichen Inhalt in de hoge Gesellschaft breid maken sall, un wenn ehre selige Mama – de oll Gnaden, as Daniel Sadenwater sei näumen ded – ok vel dornah stangelt hadd, sei en beten vörnemer tau maken, hir, bi sinen Leiwling, hadd de Kammerrat mit Glück dat Gegenpart hollen. Äwer ahn dat hei dat wohr würd, was hei ok schuld an de Häweli von sine jüngste Dochter un doran, dat sei nich öller warden wull; sei hadd em von Lütt up de Mäuh un de Sorgen weglachen un häweln müßt un was nu so bi blewen, ahn sick wider wat dorbi tau denken. Dit dägliche Geschäft namm sei denn nu ok so in Ansprak, dat Lowise Hawermann gor nich doran denken kunn, ehr in de Ort Gegenstand tau leisten un gegen ehr uptaukamen; un wat süs mäglicher Wis' hadd ansticken kunnt, würd nu en Schutzmittel gegen de Krankheit: Lowise würd vel gesetzter un hadd so vel Verstand, sick mang Frölen Fidelia ehren lütten bunten Trödelkram dejenigen Manieren rute tau säuken, de för ehr paßten. Äwer sei namm nich allein, sei gaww ok.

[136] Wüßt Lowise in de vörneme Welt nich Bescheid, denn wüßte Frölen Fidelia noch vel weniger Bescheid in de Welt, de üm ehr rümmer lewte un wewte, un dor kunn nu Lowise de beste Rekenschaft von gewen. Äwer 'ne verdreitliche Sak müßte Frölen Fidelia irst en häßlichen Ribbenstot gewen, dat sei sick äwerall dorüm kümmerte. – De Sak was so: de Kammerrat hadd tau dat Frölen ehren Geburtsdag en sihr schönes Kled ut Swerin kamen laten, Frölen Albertine hadd an en nigen Sommerhaut dacht un Frölen Berta an en schönen Schal, un as nu de Bescherung äwergewen was, makten sick de beiden öllern Swestern denn glik doran un treckten ehr Schotkind de nigen Kledaschen an un stunnen nu üm ehr un bekeken sei rechtsch un linksch un wunnerwarkten äwer ehr schönes Utseihn, un Frölen Berta rep ut: »Nein, sie ist 'ne kleine Fee!« – Nu müßt äwer grad Korlin Kegels, dat Stuwenmäten, dörch de Stuw' gahn, un de hadd jo nu nicks Iligers tau dauhn, as in de Käk tau vertellen: »Dirns, weit ji wat? Frölen Berta seggt, uns' lütt Frölen süht ut as en lütt Veih.« – Na, de Spaß müßt jo nu natürlich ok gefallen, un't wohrte nich lang', dunn würd Frölen Fidelia in de Lüdstuw' blot dat »lütt Veih« näumt. Äwer't geiht so lang' as't geiht; tauletzt müßt ehr dat ok vör de Uhren kamen, un dunn würd't en groten Upstand un 'ne grote Unnersäukung, un Korlin Kegels süll trotz Bidden un Rohren ut den Hus'. – Den Dag kamm Lowise taum Besäuk, un up de Trepp rohrte ehr Korlin Kegels entgegen, un binnen in de Stuw' röhrte Frölen Fidelia. Na, ein Wurd gaww dat anner, un as Lowise de Sak wüßt, dunn led sei, mitledig mit alle beiden, de Hand up dat Frölen ehre Schuller: »Ach, das haben sich die Leute nicht so böse gedacht.« – »Ja«, rep dat Frölen heftig, »das haben sie, das haben sie. Das rohe, ungeschliffene Volk!« – »Nein, nein! Sagen Sie das nicht!« rep Lowise ordentlich ängstlich, »unsere Dienstleute sind nicht roh; sie haben ebensoviel Gemüt wie vornehme Leute. Mein Vater sagt, man muß sie erst kennen lernen, und das ist nicht so leicht: die Sprache scheidet sie von ihren Herren.« – »Das ist ganz [137] gleich!« rep Fidelia, »lütt Veih ist ein grober, roher Ausdruck.« – »'s ist ein Mißverständnis«, säd Lowise, »das Wort ›Fee‹ ist den Leuten unbekannt, und da haben sie das ähnlich lautende genommen, und es ist ihnen komisch vorgekommen. Eine beleidigende Absicht haben sie nicht gehabt. – Sie, Fräulein, sind ja der Liebling aller Ihrer Dienstboten.« – Dese letzte säute Zucker, den Lowise ganz ahn Schmeicheln dat Frölen tau smecken gaww, verdrew all in etwas den bittern Nahsmack von dat »lütt Veih«, un as sei warm un indringlich vertellte, wat de Paster, de in Freud' un Led mit de Lüd' tau dauhn hadd, von ehre Ihrenhaftigkeit un ehr deipes Gefäuhl denken ded, würd dat Frölen ruhiger un tauletzt in ehre gaudmäudige Hiddlichkeit ordentlich niglich, sick mit de Lüd' neger bekannt tau maken, un Korlin Kegels würd wedder in Gnaden annamen.

Dat Frölen frog Franzen, un de lawte de Lüd' in Pümpelhagen dörch't Bredd, un ok de Kammerrat gaww sin Lüd' dat beste Tügnis un vertellte bilöpig, dat de Ur-ur-öllern von de Lüd' all sid minschlichen Vördenken unner sine Vöröllern wahnt hadden. De irst Herr von Rambow, von den äwerall mellt wir, hadd man twei Deinstmannen hatt, von de de ein »Äsel« un de anner »Egel« heiten hadd – so würd taum wenigsten vertellt. De hadden nu äwer vele Nahkamenschaft hatt, un so wir denn nu mit de Wil 'ne grote Bisteri mang de »Egel« un »Äsel« inreten, indem dat de ein Egel männigmal en Schepel Kurn kregen hadd, de en annern Egel taukamen, un ein Äsel 'ne Dracht Släg', de von Rechts wegen den annern Äsel hüren ded. Dese Verwesselungen wiren nu äwer unner einen von sine Vörfohren, de – tau de Schan'n von sine Fomili müßte hei dat ingestahn – man en beten kort von Gedanken west wir, up einen Punkt geraden, dat de dunnmalige Fru von Rambow, de en ganzen Schepel kläuker was as ehr Husherr, hadd en Inseihn bruken müßt. – Sei hadd en Infall, un wil sei dat Regiment ok hadd, führte sei em dörch. All de Husvaders von't ganze Dörp müßten eins Sünndagsmorgens tausamenkamen un jeder müßte sinen Vörnamen un [138] Vadersnamen seggen, un de schrew sei sick an, denn schriwen kunn sei ok, un namm nu den irsten Baukstawren von den Vörnamen tau den Vadersnamen un döffte dat ganze Dörp üm, un so würd denn nu ut »Korl Egel« »Kegel«, ut »Pagel Egel« »Pegel«, ut »Florian Egel« »Flegel«, un ut »Vullrad Äsel« würd »Väsel«, ut »Peiter Äsel« würd »Päsel« un ut »David Äsel« würd »Däsel« un so furt un so fürt. Un – set'te de Kammerrat noch hentau – dat wir markwürdig: nah de ollen Nahrichten wir de Stammvader von de Egellining en Flaßkopp west un de von de Äsellining en Swartkopp, un so wir't noch hütigen Dags bi de Nahkamenschaft. Äwer nich allein de Butensid von de Anlagen, ne, ok de Binnensid von ehr hadd sick bet up den hütigen Dag verarwt: nah de ollen Geschichten süll de Ur-ur-Egel hellschen geschickt in Kellenun Lepel-Sniden, in Harkentinnen un höltern Tüffeln west sin, un de Ur-ur- Äsel süll 'ne ganz uterwählte Kehl taum Singen hatt hewwen, un dat wir so blewen, un dorüm hadden sine Vörfohren un hei sülwst dor ümmer streng up hollen, dat de Nachtwächter ut de Äsellining un de Rad'maker ut de Egellining wählt worden wir. – »Und das kannst du noch heute«, set'te hei tau sin Fidelia hentau, »an dem Nachtwächter David Däsel und an dem Rademacher Fritz Flegel sehn.«

Dese Geschicht geföll nu Frölen Fidelia ungeheuer, un in ehre hiddlige Häweli hadd sei nu nicks Iligeres tau dauhn, as in alle Daglöhnerkaten rinne tau lopen, de Husfrugens dörch en langen Strämel Snack von de Arbeit aftauhollen, de Kinner mit afgeleggtes Tüg tau beschenken, un wenn Lowise nich dorbi west wir, hadd sei jo woll Päseln sine elbenjöhrige Marik mit en afgeleggten Sleuer un Fedderhut begawt un Däseln sin Stin, de de Gössel an'n Dik häuden müßt, mit en Por wunnerschöne hellblage Atlasschauh.

De ollen Vaders in den Dörp schüddelten tau desen Üm- un Upstand frilich en beten mit den Kopp; de ollen Moders äwer nemen ehr dat gaud un säden: wenn sei ok nich so orig wir – d.h. in'n Kopp –, so meinte sei dat doch sihr gaud, un [139] wenn sei von ehr reden deden, denn n.äumten sei sei staats süs slank weg »lütt Veih« nu »gemeines, niderträchtiges, nüdliches lütt Veih«.

Paster Behrens schüddelte ok mit den Kopp, as hei von dese Ort Wolldädigkeit tau weiten kreg; hei säd, de Pümpelhäger Lüd' wiren de besten in sine Gemein, un dat hadd sinen Grund dorin, dat sei noch ümmer ehre ollen Herrn hadden, von de sei gaud hollen wiren; de Gürlitzer Lüd' wiren dörch den Wessel mit Herrn em en beten sihr ut Rand un Band kamen; äwer nicks verdürw den Minschen lichter as ne unäwerleggte un unverdeinte Wolldädigkeit; hei würd mal mit dat Frölen reden. – Un dat ded hei bi de negste Gelegenheit; hei set'te ehr dat utenanner, dat de Lüd' in Pümpelhagen so stellt wiren, dat – wenn nich Krankheit un Veihstarben un anner Unglück sei bedrapen ded – en ordentlichen Kirl un ne dägte Husfru sick sülwst helpen künnen un dat 'ne Wolldaht, de so babenin kem, de Lüd' blot lihren ded, sick up frömde Hülp tau verlaten. De Ort Lüd' müßten ebenso gaud as jeder anner Minsch ehren eignen, frien Weg gahn, un keiner dürwt – ok in'n Gauden nich – in ehren Kram rinne fuschen.

Tau mine Freud' kann ick berichten, dat Frölen Fidelia dat insach un dat sei ehre Wolldahten up de Lüd' inschränkte, de sick nich sülwst helpen kunnen, up de Ollen un Kranken, un dat sei för dese ut en »lütt Veih« wedder 'ne »lütte Fee« würd. Lowise hülp ehr bi dit Samaritergeschäft, un Franz, de denn un wenn doräwer taukamm, sach tau sine Verwunnerung, dat dat lütte lustige Mäten von vördem sihr irnsthaft utseihn un sihr äwerleggt un besunnen handeln kunn un dat de schönen Ogen ebenso mitledig un sinnig up 'ne olle kranke Daglöhnerfru liggen kunnen as up em an den Wihnachterabend. Hei freute sick doräwer un wüßte doch nich recht worüm.

Dat Frühjohr was vergahn, de Sommer was kamen, dunn kreg Hawermann eines Sünndagsmorgens en Breiw von Bräsigen ut Warnitz, hei süll sick den Dag äwer tau Hus hollen; [140] Bräsig wir wedder an't Hus kamen un wull em den Nahmiddag besäuken. Un dat geschach; Bräsig kamm up sin Lischen an un sprung mit so 'ne Forsch von't Pird, as müßte hei mit beide Beinen dörch den Damm hendörch. – »Hoho!« rep Hawermann em entgegen, »du büst jo hellschen wog', du büst jo so fix as en Vagel.« – »Frisch verstahlt, Korl! Ich habe noch einmal auf't frisch angenommen.« – »Na, wo is't di denn gahn, oll Knaw?« frog Hawermann, as sei up den Sofa, seten un de Pipen in'n Gang wiren. – »Hör mal, Korl! Naßkolt, waterig, kläterig – süh, das 's gar nichts dagegen. Sie machen den Menschen rein zu 'ne Pogg, und eher sich 'ne menschliche Natur an 'ne Poggennatur gewöhnt, da hat die menschliche Kretur soviel auszuhalten, daß man immer wünschen möcht', man wär als Pogg auf die Welt gekommen; aber gut ist's doch! – Süh, erstens morgens die gewöhnliche Abswitzung. Da wickeln sie dir in kolle Laken ein – ganz natt – un dann in wollne Decken un premsen dir so zusammen, daß du nichts von deinem menschlichen Leibe rögen kannst als bloß die Tehnen. Denn nehmen sie dir in diesen Zustand un ledden dir in eine Badestube un klingeln ümmer vor dir auf, daß sie die Dams wegklingeln wegen der Schanierlichkeit. Süh, denn setzen sie dir, wie dich Gott erschaffen hat, in 'ne Badewanne un stülpen dir drei Eimer Wasser über deinen kahlen Kopp, wenn du einen hast, un denn kannst du ihrentwegen gehn. – Nu meinst du, daß es zu End' ist? – Das meinst du, Korl, aber nu geht's erst recht an; aber gut ist's doch. – Süh, nu mußt du spazieren gehn auf Fläg', wo du gar nichts zu tun hast. Ich bün in meinem Leben viel spazieren gegangen, bei's Haken un Eggen, bei's Meßstreuen un Arwtenseigen, hab aber ümmer dabei was zu tun gehabt; aber hier gor nicks! Un dabei mußt du nu Wasser trinken, ümmer zu, ümmer zu! – Korl, welche sünd da unter, das ist doch grad', as wenn du Wasser in's Säw gießt, un denn stehn sie da un stähnen: ›Ah, das schöne Wasser!‹ Glaub ihnen nich, Korl, sie verstellen sich; Wasser auswendig is schon slimm, sehr slimm, aber inwendig da hat es 'ne grausame [141] Wirkung; aber gut ist's doch! – Denn kommst du in ein Sitzbad. Weitst du, woans das bei 4 Grad Null is? Justement as wenn du in der Höll bist, und der Deuwel hat dir auf einen eisernen, gläugnigen Stuhl gesetzt un bört ümmer frisch unner, süh, so brennt das; aber gut ist's doch. – Denn läufst du wieder bis Mittag, un denn ißt du Mittag. Aber, Korl, davon hast du keine Einbildung; was kann der Mensch in einer Wasserkunst zu sich nehmen! Das Wasser muß doch hellschen zehren! Korl, ich hab' Dams gesehen, small un dünn as die leibhaftigen Engels, un Karmenaden as die Waschhölter groß haben sie drei Stück aufgegessen – un Tüften? – Gott, du bewohre! – wo du jo woll en Schepel Aussaat Land mit abpflanzen kannst. Darum sünd die Wasserdoktors auch sehr zu bedauern, denn sie fressen ihnen power. – 's Nahmiddags geht's Wassersaufen wieder munter los, un denn kannst du dir auch mit die Dams anständig unterhalten, denn 's Morgens stehn sie dir nich Rede, indem sie das Bewußtsein haben, daß sie in einem wilden Zustand umherlaufen, einige mit nasse Strümpfen, as wenn sie von's Krewthölkern herkommen, andere mit nasse Tücher um den Kopp, alle aber mit fliegende Haaren un mit en Fenusgürtel, der aber nicht augenscheinlich ist. Du kannst dir mit ihnen erzählen, was du willst, wirst aber swerlich 'ne Antwurt kriegen, wenn du nich von ihre Krankheitsgeschichten anfängst, wo oft sie schon Pückeln über den ganzen Leib gekriegt haben un Swären un blinde Dinger; denn das ist in einer Wasserkunst die gebildtste Unterhaltung. – Hast du dir nun in dieser Art amusiert, dann mußt du in die Tusche, brauchst dir aber nich zu denken, daß sie swarz is, nein, lauter klores Water; aber gut is sie auch! Überall, Korl, kannst du dir merken: allens, was slecht smeckt, was en Minschen eklich is un wovor er einen Grugel hat, das is gesund vör dem menschlichen Leibe.« – »Na, denn möst du din Podagra jo ganz los sin, denn du hest jo en hellschen Grugel vör't kolle Water hatt.« – »Da kann nu einer gleich hören, Korl, daß du meindag' noch nich in einer Wasserkunst gewesen büst. Süh – der Doktor hat mich [142] das auseinandergesetzt – der verfluchte Podagra ist die öbberste von alle Krankheiten – das is die Mutterkrankheit, woraus alle andern Süken kommen, und er kommt aus den Gichtstoff, der in die Knochen liegt un dir darin herum reißt, un der Gichtstoff kommt aus dem Giftstoff, den du als menschliche Nahrung, zum Exempel Kümmel oder Tobak, oder aus der Apteke zu dir genommen hast. Süh, nu muß einer, der den Podagra hat, so lange in den nassen Laken switzen, bis er all den Tobak, den er in seinem Leben geraucht hat, un all die kleinen Kümmel, die er in seinem Leben getrunken, ausgeswitzt hat. Süh, denn geht der Giftstoff weg un denn der Gichtstoff un denn der verfluchte Podagra.« – »Na, hest du dat so hatt?« – »Ne.« – »Na, worüm büst du denn nich länger dor blewen? Denn hadd 'ck doch ok bet an't En'n uthollen.« – »Korl, du redst! Das hält jo kein Mensch aus, un is auch noch bi keinen Menschen passiert. – Einen haben sie mal gehabt, der hat so lange geswitzt, bis er likster Welt als Lowisiana von Justussen in Hamburg gerochen hat, na, da hat denn nu der Wasserdokter auch alle Kranken raufgebracht, daß sie sich eigenhändig mit der Nase von den Geruch haben überzeugen müssen, un hat's auch in die Wasserschriften setzen lassen; aber nahsten is's rausgekommen: der Karnallj hat heimlich 'ne Zichalie geraucht, was verboten is – auch Kümmel is verboten. – Abersten weiter in den täglichen Lebenslauf! Nach der Tusche läufst du wieder, un bei das Laufen is das Abend geworden. Nu kannst du noch in'n Düstern rumlaufen, was welche auch tun, Herrn un Dams, kannst aber auch reingehn und dir mit Lesen behaben. Ich hab denn ümmer in die Wasserbücher gelesen, die ein gewisser Rausse, der eigentlich Frank heißt, gemacht hat, was der öbberste von die ganzen Wasserdokters is. – Korl, da steht's all in, allens kurzfertig in! Aber es ist swer for en Menschen zu verstehn; ich bün derentwegen auch nich weiter gekommen als bis auf die ersten beiden Seiten, und ich hab' vollkommen genug dran, denn als ich die gelesen hatte, da würd mich so wirbelig tau Sinn, as wenn mich [143] einer 'ne halwe Stun'n auf den Kopp gestellt hätte. Du meinst, Korl, frische Luft is frische Luft? – denk nich daran! – und du meinst, das Wasser aus deiner Pump is Wasser? fällt ihm gar nich ein! Süh, die frische Luft teilt sich in drei Teilen: in den sauren Stoff, in den Stinkstoff und in die swarze Kohlensäure; und dein Wasser in die Pump teilt sich in zwei Teilen: in den sauren Stoff und in den wässerigen Stoff. Auf Wasser und auf Luft is nu die ganze Wasserkunst gebaut. – Un nu süh mal, Korl, wo weise die Natur das eingericht hat: die menschliche Natur, wenn sie in der frischen Luft geht, nimmt durch die gewöhnliche, gebräuchliche Luftröhre die swarze Kohlensäure un den Stinkstoff in sich auf, die sie beide nich vertragen kann, und da kommt nu die Wasserkunst und schafft dir diese beiden abscheulichen Dünste vom Halse, indem daß der saure Stoff in dein Pumpenwasser dir die swarze Kohlensäure fest macht und der wässerige Stoff dir den Stinkstoff mit Switzen aus dem Leibe treibt. Verstehst du mir, Korl?« – »Ne«, säd Hawermann un lachte recht hartlich, »dat kannst nich verlangen.« – »Lach nich über 'ne Sach, Korl, die du nich verstehst. Süh, den rausgetriebenen Stinkstoff hab ich bei's Switzen selbst gerochen; aber wo bleibt die festgemachte swarze Kohlensäure? Süh, das ist der Punkt, und weiter bün ich in den Wasserwissenschaften nich gekommen: un glaubst du woll, daß Paster Behrens was davon weiß? Ich hab ihn gestern gefragt – der weiß erst recht nichts davon. Und du sollst sehn, Korl, die swarze Kohlensäure steckt noch in meinem Leibe, un davon werd' ich den verfluchten Podagra doch wieder kriegen.« – »Äwer Zacharies, worüm büst du denn nich noch en beten länger dor blewen un hest di ordentlich utkurieren laten?« – »Korl«, säd Bräsig un slog de Ogen nedder un namm en sihr gedrücktes Wesen an, »es ging nich! Es ist mich da was passiert. – Korl«, säd hei un kek Hawermannen drist in de Ogen, »du kennst mich von Lütt auf an, hast du all mein Dag an mir ein unrespektierliches Wesen gegen die Frauenzimmer bemerkt?« – »Ne, Bräsig, dat Tügnis [144] kann 'ck di gewen.« – »Na, un nu doch! Denk dir, wo mich das gehn muß! Diesen Freitag vor acht Tagen krieg ich wieder so'n entfahmtes Muckern in den großen Zehen – denn in das bütelste En'n fängt's ümmer an –, und der Wasserdokter sagt: ›Herr Entspekter, wir müssen Ihnen eine Extra-Einwickelung apoplexieren, Dokter Strumpen sein verdammtes Apteker-Kolchikum mellt sich, das muß raus.‹ – Na, das geschieht, er wickelt mir selbst, un so drang', daß ich knapp Aten holen kann, wobei er sagt, Luft is mich weniger nötig as Wasser; und dabei will er sogar das Fenster zumachen. ›Ne‹, sag ich, ›so viel versteh ich nachgradens auch davon, frische Luft muß sein, lassen Sie das Fenster auf‹, und er tut's und geht ab. Nu lieg ich denn in meiner bedrückten Lage sachten fort und denke mir auch weiter nichts Slimms, da wird das mit en Mal so'n Gebrumm un Gesumm um mich rum, und als ich richtig zu Höchten seh, swarmt en ganzer Immenswarm ins Fenster rein und der Weiser vorauf – denn ich kenn ihn, Korl, du weißt, ich bün en Imker; bün mal in Zittelwitz mit den Schaulmeister zusammen Frühjohrs mit siebenundfufzig Stöck in's Feld gezogen –, un dieser Weiser will sich jo woll nu in meine wollne Deck, die der Dokter mir über den Kopp gezogen hatte, ordentlich anbauen. Na, was sollt ich nu machen? Rühren konnt ich mich nich; ich puste also nach ihm, ich pust, bis mich der Aten ausgeht; aber Essig, reiner Essig! Das Biest setzt sich gerade t'en'ns meinen kahlen Kopf – denn die Perük, Korl, nehm ich ümmer ab, um ihr zu schonen –, und nu kommt der ganze Swarm un swenkt sich an mein Gesicht heran. – Na, da war's all! Ich wölter mir aus das Bett heraus. Quuck! fall ich auf die Erde un wölter mir nu aus die wollne Deck heraus un aus die nassen Laken bis an die Tür heran, un über mir war der Deuwel los, der leibhaftige Deuwel! Un so spring ich nu aus der Tür heraus, un so slag' ich mir mit die nachfolgenden Immen herum wie blind un doll, un so schrei ich um Hülfe. – Gott sei Lob und Dank, der Existent von dem Wasserdokter – der Mann heißt Ehrfurcht – traf mich und brachte mich in einem andern [145] Lokale und von da in die notwendige Bekleidung, so daß ich nach einer mehrstündigen Beruhigung in die Eßstube, was sie einen Salong nennen, hinuntergehen konnte – das heißt mit einem halben Schock Immenangeln in dem Leibe. – Ich fange an mit die Herren zu reden, un sie lachen sich. – Worüm lachen sie sich, Korl? Du weißt's nich, un ich weiß's auch nich. – Ich wend mir also an eine von die Dams un red sie freundschaftlich aufs Wetter an; da wird sie rot. – Warum wird sie bei's Wetter rot? Das weiß ich nich, und du weißt's auch nich, Korl. – Ich wend mich an eine, was 'ne Sängerin war, un bitt ihr freundlich, sie soll das schöne Lied noch mal singen, was sie alle Abend gesungen hatte. Was tut sie, Korl? – sie zeigt mir ihren Rücken. Und als ich mir den nu so in meinen besondern Gedanken betrachte, kommt der Wasserdokter und sagt sehr höflich zu mir: ›Herr Entspekter, nehmen Sie's nich übel, Sie haben sich heute nachmittag zu sehr bemerklich gemacht.‹ – ›Wo so?‹ frag ich. – ›Ja‹, sagt er, ›wie Sie aus der Tür rausgesprungen sind, is grad das Fräulein von Hinkefuß über den Corydon gegangen, und die hat's in aller Verschwiegenheit den andern erzählt.‹ – ›Und derentwegen‹, sag ich, ›wollen Sie mich von das natürliche Mitleid entblößen? Derentwegen wollen die Herren lachen und die Dams mich ihre angenehme Rücksicht genießen lassen? – Nein, davor bin ich nich hier! – Wenn mir Fräulein von Hinkefuß so mit dem halben Schock Immenangeln im Leibe entgegengetreten wäre, ich hätte mir alle Morgen in Bescheidenheit nach ihrem Befinden erkundigt. Aber lasse ihr! Menschliches Gefühl kann sich keiner auf keinen Jahrmarkt kaufen. Aber nu kommen Sie, Herr Dokter, und ziehn Sie mir die Immenangeln aus dem Leibe.‹ – Süh, Korl, da könnte er es nich. – ›Was?‹ sag ich, ›nich mal eine Immenangel können Sie aus der Haut ziehn?‹ – ›Nein‹, sagt er, ›ich könnte es wohl, aber ich dürfte es nicht, denn das sind Operamente, wie sie sich for einem Gregorius gebühren, un dazu bin ich nicht von der meckelnbürger Regierung qualifikaziert.‹ – ›Was?‹ sag ich, ›Sie wollen mir die Gicht aus den Knochen kurieren und dürfen mir [146] gesetzlich nich mal 'ne Immenangel aus der Haut ziehn? Sie dürfen sich nich mal mit der Haut von einem auswendigen Menschen befassen und wollen mir mein geheimnisreiches Inwendiges mit Ihr ßackermentsches Wasser ausspülen? Ich danke Ihnen!‹ – Un süh, Korl, von dem itzigen Augenblicke an hatte ich das Zutrauen zu dem ganzen Wasserdokter verloren, und ohne das können sie nichts machen, das sagen sie jeden selbst, wenn er ankommt. Ich reis'te also furtsen ab und habe mir die Angeln von dem alten Gregorius Metz in Rahnstädt ausziehn lassen. Un somit schließt sich meine Geschichte in der Wasserkunst; aber gut is sie doch: der Mensch kriegt en ganzen andern Glauben, und wenn sie auch nicht den verfluchten Podagra vertreibt, so kriegt man doch einen Begriff davon, was die menschliche Kretur allens aushalten kann, und hier, Korl, hab ich dir auch ein Wasserbuch mitgebracht, da kannst du dir 's Winterabends in den Wissenschaften mit belernen.« – Hawermann bedankte sick nu, un de Red' kamm up de Wirtschaft un so bi Weg' lang ok up de Wirtschaftslihrlings. – »Na, Korl«, frog Bräsig, »wo geht es mit deinem Herrn Junker?« – »Sihr gaud, Bräsig, de lett sick tau allens glik gaud an; mi deiht't blot led, dat ick den jungen Mann nich mihr üm mi hewwen kann. Hei deiht sin Ding'n up jedes Flag, un mihr as dat; ick weit von Daniel Sadenwatern, dat hei männig schön Mal bi unsen kranken, ollen Herrn nachtens wacht hett, wenn hei ok noch so mäud west is. Dat is en jungen Mann, as hei in't Bauk steiht. Dor is Driwwt in tau Arbeit, un dor is ok Hart in tau Anhänglichkeit.« – »Na, Korl, aber dein Windhund?« – »Ih, de is ok nich so slimm; in sinen Kopp steken vele Rupen, gor tau vele! äwer bös is de Jung' nich. Hei deiht ok, wat em heiten ward, un wenn hei't nu ok mal vergeten deiht – na! wi sünd jo ok jung west.« – »Das Best bei deine beiden jungen Elemente is, dat sie schon hartlich sind. Süh, da bün ich bei Krischan Klockmannen gewesen, der hat einen, vierzehn Jahr alt, just ingesegent! Das is den ganzen Tag mäud, das släft in't Stehent, das släft in't Gehent! Wenn das essen soll, denn ißt das nicht, wenn das [147] trinken soll, denn trinkt das nich, un wenn er das aufs Feld schickt, denn verklarnt ihm das.« – »O ne! So sünd min beiden nich«, säd Hawermann. – »Und der Junker wacht 's nachtens bei den ollen Herrn?« frog Bräsig. »Mag den jungen Menschen wohl leiden! – Denn is der Kammerrat woll schon sehr swächlich? Grüß ihn von mir, Korl, denn ich will nu adjüs sagen, ich muß noch zu meinen gnedigsten Grafen, der hat mich hinbestellt in 'ner besonderen Angelegenheit.«

Un dormit red Bräsig af.

Un de Kammerrat was würklich in de letzten Dagen sihr swack worden; hei hadd wedder en lütten Slaganfall hatt, taum Glücken hadd hei äwer de Sprak behollen, un desen Abend kamm Franz un bed Hawermannen, hei süll en beten räwer kamen, sin Unkel wünscht em tau spreken.

As de Inspekter in de Stuw' tred, was Fidelia dor un snackte un vertellte in ehre görige Ort den ollen Herrn von dit un von dat – ach Gott! dat oll arm Kind wüßt dat jo ok nich, wo lang' sei äwerall noch mit ehren gauden Vader snacken kunn. De Kammerrat bed sei, em mit Hawermannen allein tau laten, un as sei rute was, kek hei den Inspekter mit so'n deip trurigen Blick an und säd swack: »Hawermann, lieber Hawermann, wenn von dem, was uns sonst Freude machte, nichts mehr anschlägt, dann geht's zu Ende.« – Hawermann kek hastig nah em räwer, un as künn hei sick dat Slimmste nich verhehlen, denn hei hadd all männigen Minschen up sin letztes Lager seihn, slog hei trurig de Ogen dal un frog: »Ist der Doktor heute nicht hier gewesen?« – »Ach, lieber Hawermann, der Doktor! Was soll der? Ich möchte lieber den Pastor Behrens wieder einmal bei mir sehn. Doch vorher habe ich mit Ihnen noch von andern Sorgen zu sprechen. Setzen Sie sich hier zu mir heran.« – As de Inspekter dat dahn hadd, redte hei hastig, äwer oft unnerbraken, wider, as würd em de Tid ebenso knapp as de Luft. – »Mein Testament liegt in Schwerin. Ich habe alles bedacht, aber – wenn meine Krankheit nicht so plötzlich gekommen wäre – der rasche Tod meiner [148] Frau – ich fürchte, meine Angelegenheiten stehen nicht so, wie sie sollten.« – Nah 'ne korte Tid sammelte hei sick en beten. »Mein Sohn erhält das Gut, die beiden verheirateten Töchter sind abgefunden; aber die drei unverheirateten – die armen Kinder! –, sie konnten nur mäßig bedacht werden. Axel muß für sie sorgen – ach Gott, er wird genug mit sich selbst zu tun haben. Er schreibt mir, er wünscht noch einige Jahre beim Militär zu bleiben – gut, ganz gut, wenn er sparsam lebt – dann kann etwas aus der Wirtschaft erübrigt werden – Schulden zu bezahlen. Aber der Jude, Hawermann, der Jude! Wird er warten? – Sagten Sie etwas?« – »Nein, Herr Kammerrat; aber Moses wird warten; ich hoffe es ganz gewiß. Und wenn nicht, es ist viel Geld im Lande, viel mehr als vor einem Jahre.« – »Nicht wahr? ja, ja, und die Güter sind gestiegen. – Aber was dann? Axel versteht nichts von der Wirtschaft – ich habe ihm durch Franzen Bücher geschickt, ökonomische Bücher – er soll sie studieren – das kann ihm helfen, nicht wahr, Hawermann?« – Ach du leiwer Gott, dachte Hawermann, dat hadd din olle Herr, de sülwst ümmer so praktisch und vernünftig was, in gesunnen Dagen nich hofft; äwer wat süll dat nützen, wenn hei em den Trost nehm, hei säd also: ja, hei hoffte dat ok. – »Und, lieber Freund, Sie bleiben bei ihm«, rep de Kammerrat indringlich, »geben Sie mir Ihre Hand, Sie bleiben bei ihm.« – »Ja«, säd Hawermann, un de Tranen stunnen em in de Ogen, »so lange ich Ihnen oder Ihrer Familie nützen kann, gehe ich nicht aus Pümpelhagen.« – »Ich wußte es«, säd sin Herr un sackte matt in sin Küssen taurügg, »aber – Fidelia soll schreiben – ihn noch einmal sehen mit Ihnen zusammen sehn.« – Sin Kraft was all, hei halte swor Aten un räkelte swor.

Sachten stunn Hawermann up un tröck de Klingel, un as Daniel Sadenwater kamm, namm hei em in de Vörstuw' rinner: »Sadenwater, mit unsern Herrn is dat slimmer worden; ick fürcht, dat durt nich lang, raupen S' de Frölens un den jungen Herrn; äwer seggen S' noch nicks för gewiß.« – Äwer den ollen Bedeinter sin eben Gesicht flog 'ne lise Weihdag', as [149] wenn de Abendwind äwer den stillen See treckt, hei kek sick üm nah de halwapne Dör von de Krankenstuw', as wenn't em von dor anweihen ded, un säd vör sick hen, as wenn hei sick entschuldigen müßt: »Leiwer Gott, 't sünd nu äwer dortig Johr ...«, dreihte sick üm un gung.

Franz un de Frölens kemen. – De armen Mätens ahnten sick dat nich, dat de Stein so rasch den Barg runnetründelte, sei hadden jo ümmer säker dorup rekent, dat em wat uphollen müßt, de Dokter oder, wenn de nich künn, uns' Herrgott. Sei hadden in de letzte Tid ümmer ümschichtig bi ehren Vader wakt, un nu kamm ehr dat so sonderbor beängstlich vör, dat sei sick hir alltausamen tauglik segen un Franzen ok un Hawermannen un Daniel Sadenwatern. – »Mein Gott, was ist ... was ist ...?« fohrte Fidelia up den ollen Inspekter in. – Hawermann fot sei an de Hand un drückte de Hand: »Ihr Vater« – hei hadd in desen Ogenblik üm allens nich »Herr Vater« seggen kunnt – »Ihr Vater ist kränker geworden, er ist sehr krank, er wünscht Ihren Bruder zu sprechen. – Herr von Rambow, schreiben Sie schnell ein paar Worte, ich will den Wagen für den Arzt bestellen, der Kutscher kann den Brief zur Post mitnehmen. – In drei Tagen kann Ihr Bruder hier sein.« – »Dat wohrt kein drei Stun'n«, säd Sadenwater, de ut de Krankenstuw' kamm, sachten tau Hawermannen.

Un in de Krankenstuw' seten un stunnen de drei Döchter üm ehres Vaders Lager herüm un weinten un klagten sachten vör sick hen un wullen de Stütt hollen, de sei so lang' hollen hadd, un jedwer Hart quälte jedweren Kopp üm Rat, wat linnern un wat helpen künn, un de drei Harten slogen ümmer beängstlicher un ümmer rascher un dat ein Hart ümmer stiller un sachter.

Un in de Vörstuw' satt Franz un horkte up jeden Lud un stunn up un gung in de Krankenstuw' un kamm wedder. Hei hadd noch kein Minschenlewen scheiden seihn un hürt un dacht an sinen eignen Vader, den hei sick ümmer as sinen Unkel vörstellt hadd, un em was tau Maud', as stürw em sin [150] eigen Vader taum tweiten Mal. Un hei dachte ok an sinen Vaderbraudersähn, de nich tau Städen was un den sine Städ hei innamm, un dacht, hei müßt em dorför gaud sin tidlewens. – Hawermann stunn an't apne Finster un kek in de Nacht herin, in grad so'ne dunstige Nacht, as't dunn was, as sin Hart för ümmer en Knick kregen hadd. Dunn was't sin Fru, nu was't sin Fründ, wer kamm nu? Kamm hei nu sülwst? oder kamm ... Ne, ne, dat kunn uns' Herrgott nich willen, denn wir hei doch de Negste dortau. – Un an den Aben satt Daniel Sadenwater un ded, wat hei sörre dortig Johr jeden Abend dahn hadd, un hadd en Korw mit sülwern Lepeln un Gaweln up den Schot, un up den Stauhl neben em lagg en Putzlappen un en blagwörpelt Snuwdauk, un hei putzte ümschichtig mit den Lappen de Lepeln un de Gaweln un mit den Snuwdauk de Ogen, un as hei de sülwerne Gawel in de Hand kreg, wo sinen Herrn sin Nam upstunn un de hei äwer dortig Johr jeden Abend putzt hadd, dunn würden em de Ogen so düster, dunn kunn hei't nich mihr recht seihn, wat sei blank wir oder nich, un hei set'te den Korw bi Sid un kek de Gawel an, bet dat em de Ogen ganz un gor äwergungen, un as hei sick besinnen ded, wat hei eigentlich dacht, dunn was't: wer nu woll mit de Gawel eten würd.

Un in all dese Unrauh un all dit Hartled slog de Parpendikel von de Stutzuhr sinen rauhigen Slag, as wenn de Tid an 'ne Weig satt un weigte ehr Kind sachten un säker in Slap, in den letzten. Un 't slep in, twei Ogen deden sick för ümmer tau, de düstere Vörhang tüschen hir und dor was lising dal gleden, un up des' Sid stunnen de armen Mätens un jammerten lud un reckten vergews de Arm ut nah dat, wat west was, un wrüngen de Hän'n üm dat, wat scheihn was. Fidelia smet sick äwer ehr Vaders Lik un jammerte un weinte, bet de Krämpfen sei äwerfelen. Franz namm sei vull Mitled tau Höcht un bröcht sei ut de Stuw', de beiden annern Swestern folgten in nige Sorgen üm ehren Leiwling, un Hawermann was allein mit Daniel Sadenwatern, un as hei den Doden de Ogen taudrückt hadd un nah 'ne Wil ok afgung mit sworen [151] Harten, satt Daniel t'en'ns dat Bedd un kek mit sin eben Gesicht in dat von sinen Herrn, wat noch ebener was, und de Gawel hadd hei noch in de Hand.

9. Kapitel
Kapittel 9

Wat Axel tau dit Unglück säd, un wat ein virteihnjöhriges Dirning noch en Kind oder all en jung' Mäten is. Wo Pomuchelskopp achter den Herrn Grafen hergeiht un en Wollgeruch verspört. Wo de drei armen Wörm von unbegewene Döchter in de Taukunft rümmer snidern, un dat Pomuchelskopp drist in de Nettel grippt. Von Daviden sinen Ring un Uhrkäd' un von sine Schänen un Likdürn. Wer eigentlich de Herr Notorjus Slus'uhr was, un wat hei mit Pomuchelskoppen för en Geschäft bedrew. Wo David irst de Klatten von de Wull kreg un nahsten de Klatten nich kreg.


Drei Dag' dorup kamm Axel mit Extrapost up den Hof tau führen, tau lat, üm de letzten Würd' von sinen Vader tau hüren, äwer noch tidig naug, üm em de letzte Ihr antaudauhn. De Postilljon blos sin lustig Stückschen, as hei up den Hoff führte, un ut de Dör von't Herrenhus treden drei bleike Jammerwesen in swarte Kleder. – Wat kihrt sick de Welt an unsen Jammer? – De jung' Herr wüßt jo nu äwer Bescheid, un mit einem Mal brok allens, woran hei schüllig un unschüllig was, up em in: Gottes Schickung, sin eigen Unverstand un Lichtsinn, de verlatene Lag' von sine Swestern, sin eigen Unvermägen, ehr helpen tau känen, un vör allen dat Gedächtnis an de Wolldahten von sinen Vader, de seindag' nich nahlaten hadden in gauden un bösen Tiden. Hei was ganz intwei. Sin Natur was nu einmal so, dat sei in helle Flammen utslog bi jede Gelegenheit, un wir't ok nich so'ne irnsthafte west, as em hir vör Ogen lagg. Hei weinte un jammerte un klagte sick an un frog ümmer wedder, woans dit west wir un woans dat, un as hei von Franzen tau weiten kreg, dat sin Vader de letzten Würd' in desen Lewen tau Hawermannen redt hadd, namm hei den ollen Inspekter bi Sid un frog em dornah, un de schenkte em denn reinen Win in un säd, dat de letzten Sorgen, de sinen Vader hir up Irden drückt hadden, sine eigne Taukunft west wir, un woans hei sick un sine [152] Swestern dörch 'ne verstännige Wirtschaft up dat Gaud dörchslagen künn.

Ach, dat wull hei jo all! Dat swür hei sick jo all tau unner den blagen Hewen, as hei nahsten allein dörch den Goren gung; hei wull den Schilling taum Daler maken, hei wull sick trüggtrecken von de Welt un sine Kameraden. Un dat kunn hei jo ok, sihr gaud kunn hei dat, äwer glik afgahn von't Militör un jichtenswo ordentlich de Wirtschaft lihren, as Hawermann em vörslagen hadd, dat kunn hei nich, dortau wir hei denn doch all tau olt un sin Stand as Offizierer led't nich; äwer dat ded jo ok just nich nödig. Wenn hei nahsten dat Gaud kreg, denn lihrt sick jo dat von sülwen; äwer sporsam wull hei lewen, sin Schulden wull hei betahlen, un denn wull hei flitig in de landwirtschaftlichen Bäuker lesen, de em sin oll Vader so an't Hart leggt hadd.

So lüggt sick de Minsch wat vör, un ok de irnsthaftigsten un heiligsten Stun'n sünd vör de Lag' nich säker.

Den Dag dorup was dat Gräfnis. Inladungen dortau wiren nich rümschickt; äwer de Kammerrat hadd tau vele Leiw' in sine Gaudsgegend hatt, as dat sick nich vele taum Folgen ut de Ümgegend instellt hadden. Bräsigen sin Herr Graf was kamen, un 't was, as wenn hei hir Ihr in Empfang nemen wull, wo hei Ihr erwisen süll; Bräsig sülwst was kamen un stunn up de Del bi dat Sark, un wenn de annern de Ogenbranen dal treckten un de Ogen dalslogen, denn ret hei sin wid up un treckte de Ogenbranen in en Zirkel tau Höcht, un as Hawermann em vörbi gung, kreg hei em an de Rocksklipp tau faten un schüddelte mit den Kopp un frog em indringlich: »Korl, was ist das menschliche Lebend?«, äwer up Wideres let hei sick nich in, un bi em stunn Jochen Nüßler un säd sachten vör sick hen: »Je, wat sall einer dorbi dauhn?« Un bi ehr herüm stunnen de Daglöhners, all de Pegels un Degels un Päsels un Däsels, un as de Paster Behrens mit de jüngste Dochter an de Hand ut de Stuw' an dat Sark tred un 'ne Red' höll, de ok en frömden Minschen an't Hart gahn wir, dunn föll männig Tran ut olle Ogen üm den gauden Herrn. Danktranen [153] wiren 't un Bang'tranen, Danktranen för dat, wat sei an den ollen Herrn hatt hadden, un Bang'tränen för dat, wat ehr de junge Herr bringen würd.

As de Red' tau En'n was, gung de Tog af nah den Gürlitzer Kirchhof. Dat Sark was in 'ne Kutsch set't, un dorbi satt Daniel Sadenwater so stiw un ahn Bewegung in sin oll ruhig Gesicht, as hadd hei sick sülwst all bi Lewstiden för sinen Herrn as Postament up dat Graww set't; dunn kamm de Kutsch mit de vir Kinner, dunn den Herrn Grafen sin, dunn Paster Behrens un Franz, de Hawermannen mit rinne nemen wullen; äwer hei wull nich, hei wull mit de Daglöhners gahn; dunn des' un des' un des' un Jochen Nüßler un tauletzt Hawermann tau Faut mit Bräsigen un de Daglöhners.

Dicht vör Gürlitz buckte Bräsig an Hawermannen ranne un flustert' em tau: »Korl, ich hab ihr nu.« – »Wat hest du, Zacharias?« – »Die Pangsionierung von meinen gnedigsten Herrn Grafen; als ich letzthin bei dir war, ritt ich nach ihm hin, und da hab ich sie denn in allen Gnaden un Paddegraf for Paddegraf gekriegt: zweihundertfufzig Taler Gold, zehndausend Torf, freie Stationierung ins Müllerhaus zu Haunerwiem – auch en lütten Goren is dabei fürs Gartengetreide un denn auch en bitschen Tüftenland.« – »Na, Zacharias, dat freut mi, denn kannst du in dinen ollen Dagen recht ruhig henlewen.« – »Ih ja, Korl, das könnt' ich, un wenn ich meine andern Elemente, meine Zinsen von's Kaptal, was ich mir verdient habe, dazu nehm, is mich nichts nich weg. – Aber was wird da vorn for en Aufstand?« – »Ach, sei willen hir woll de Lik von den Wagen runne nemen«, säd Hawermann und dreihte sich tau de Daglöhners üm: »Kegel, Päsel! Ji möt nu woll hen, Lüd', un möt dat Sark anfaten.« Un somit gung hei mit de Lüd' nah vör, üm dat Notwennige antauordnieren; Bräsig folgte em.

Wildeß, dat dit besorgt würd, was de Likenfolg' ut de Wagens stegen, un as Axel mit sin drei Swestern utstegen was, kamm de lütt Fru Pasturin un Lowise Hawermann in Truerkleder up ehr tau, un de Fru Pasturin drückte de Hän'n [154] von de beiden öllsten Döchter, von de sei sick süs ümmer wegen ehren Adelsstand afsid holen hadd, hüt so tautrulich un vull Mitled – denn de Dod und dat Hartled makt allens glik, de Vörnemen bögen sick unner Gottes Hand, wil dat sei weiten, dat sei vör em nicks sünd, un de Nidrigen richten sick up, wil dat sei weiten, dat dat Mitled, wat in ehr redt, von Gott stammt. – Hüt hadd getrost David Däsel de Hand von de gnedigen Frölens schüddeln kunnt, un sei hadden em girn en truges Hart von de natten Ogen aflesen. – Lowise hadd ehre Fründin Fidelia in den Arm un wüßt nich, wat sei seggen süll un wat sei dauhn süll. »Da!« rep sei mit en deipen Süfzer un drückte ehr en Strutz von witte un rode Rosen in de Hand, as wull sei dat Beste von Leiw' un von Mitled dormit weggewen, als künn sei mit den Rikdaum in ehren Harten nich naug spillunken.

Aller Ogen richt'ten sick up dat virteinhjöhrige Kind – je, was 't noch en Kind? Is dat noch Knuppen oder is dat all Low, wenn de Barkbusch nah en warmen Mairegen gräun schämert? Un för de Minschenseel, wenn ehre Tid kamen is, ward jede warme Regung tau en warmen Regen, de dat Low dörch de Knuppen drängt. – »Wer ist das?« frog Axel Franzen, de stir up dat Kind hensach. »Wer ist das junge Mädchen, Franz?« frog hei noch mal un fot em an den Arm. – »Das junge Mädchen?« frog Franz, as wir hei up en Flag west, wo't em swor würd adjüs tau seggen, »das Kind meinst du? 's ist die Tochter vom Inspektor Hawermann.« – Un Hawermann hadd ok up sin Kind seihn, un em felen de Gedanken wedder in ut de Nacht, as de Kammerrat storben was: »Ne«, säd hei wedder, »dat kann uns' Herrgott nich willen.« Lächerlich! Sei was jo gor nich krank; ach Gott! dat sall sick jo äwer verarben, un sine arme Fru hadd jo ok so'ne schöne rode Backen hatt. – »Na, was wird nu jung?« säd Bräsig un ret em ut sine Gedanken. »Wahrhaftig! Süh mal, Korl, Zamel Pomuchelskopp! Heut in swarten Kledrock!«

Un richtig was't so. – Pomuchelskopp tred heranne un makte de Frölens en Diner, so'n weihleidigen, as hei jichtens mit [155] sine korte Verstiperung farig krigen kunn, un wendte sick dorup an den Herrn Leutnant: »Entschuldigen – nachbarliche Freundschaft – höchstes Mitgefühl für das traurige Ereignis – tiefste Achtung für den Dahingeschiedenen – Hoffnung auch auf ein späteres gutes Vernehmen zwischen Pümpelhagen und Gürlitz.« Kort, wat hei in den Ogenblick wüßt, säd hei allens, un as de Leutnant em för sine Upmarksamkeit dankt hadd, was em so licht, as hadd hei allens ut sick rute pumpt, wat von Mitgefäuhl in em west was. Hei äwerkek sick also de Gesellschaft, un as hei dor uter den Grafen keinen Gaudsbesitter mang funn, wüßt hei dat bi den Tog nah den Kirchhof so intaurichten, dat hei wenigstens achter den Herrn Grafen gung, un peddte nu ümmer in den sine Fautspuren, wat den gnedigsten Herrn Grafen ungeheuer glikgültig was, för em äwer en groten Wollgeruch hadd.

De Lik was begrawen. – In den Pasterhus' funnen sick för 'ne korte Tid de Leddragen tausam un nemen 'ne lütte Bewirtung an. De lütte Fru Pasturin was rein intwei, vullstännig in twei Deil deilt, de ein Sid von ehr hadd sick girn bi de drei Döchter up den Sofa as Trostmiddel mit mang klemmt, un de anner Sid wir girn in de Stuw' rümmer burrt, üm Botterbrod un Win tau presentieren, un as nu Lowise ehr dat Presentieren afnamm un ehr Paster den Trost, dunn was sei irst recht unglücklich un satt in ehren Korflehnstauhl so kurlos dor, as hadd de oll Gregorius Metz in Rahnstädt de beiden Hälften wedder tausam flickt, un sei hadd nu de Weihdag' dorvon.

Lowise hadd ehr ein Hälft gaud verwacht, denn 't wohrt nich lang, dunn gung ein nah den annern von de Folg' af; Jochen Nüßler was de letzt, un as hei den Leutnant so'n verschraten Diner makt hadd, gung hei tau de Fru Pasturin un gaww ehr de Hand un drückte sei so dringlich, as wenn de Fru Pasturin ehr Vader storben wir, un säd sihr weitmäudig: »Ja, 't is all so, as dat Ledder is.« – Ok ehr Paster hadd de anner, de Trosthälft, nah Kräften vertreden; äwer 't is lichter, en leddigen Magen mit Botterbrod un Win satt tau maken, as en leddig Hart mit Hoffnung un Lewenslust tau spisen; hei [156] hadd't äwer doch richtig anfungen, hadd mit lisen Tägel de Gedanken an dat, wat vördem so schön un so säker un nu för ümmer dorhen was, up dat lenkt, wat för de negste Taukunft not was, up de dägliche Sorg', up en Plan tau en niges Lewen, un wüßt dat Sinnen un Denken von de armen Döchter dorup tau richten, wat sei nu beginnen süllen, wat sei Vernünftiges dauhn un wo sei bliwen süllen, so dat sei, as sei mit den Brauder tau Hus führten, doch all wedder Maud fäuhlten, de Taukunft as en Stück Tüg vör sick hen tau breiden un de Schir antausetten un sei vör sick tautausniden un sei so räwer tau leggen oder so, woans dat woll am besten passen ded, un up wecke Ort woll dat vullstännigste Kled dorute tau krigen wir.

Äwer ok anner Lüd' sniderten in de Taukunft rümmer un makten sick en Äwerslag äwer dat, wat nu scheihn künn un scheihn müßt. Up den Kammerrat sin Graww wüssen nich blot Truerblaumen, ne, ut den Brandschut von dat Pümpelhäger Glück schoten ok Kliwen un Nettel un dullen Däg' up, un de goldgelen Waukerblaumen sloten en schönen Kranz üm dit Gesäus'. Frilich, wer hir austen wull, dürwt sick för en beten Gift nich fürchten, ok nich dorför, dat em wat anhacken ded oder dat hei sick in den Nettel verbrennte. Wer mit Nettel tau dauhn hett, möt drist taugripen, un de Mann, de hüt mit de gräunkarrierten Hosen in den Gürlitzer Goren stunn un nah Pümpelhagen räwer kek, wull drist taugripen; äwer de rechte Tid müßte hei afpassen, sine schönen goldgelen Waukerblaumen müßten irst in Saat stahn.

»De Stein wir ut den Weg'«, säd hei so recht vergnäuglich vör sick hen, »un dat was de Eckstein. Wer nu wider? – De Herr Leutnant? Oh, den maken wi uns irst fett, den faudern wi mit Hypotheken un Wessel un Prozenten un Provisionen, bet hei fett is, un den slachten wi em uns in. – Oder süll hei woll? Malchen is en hübsches Mäten, oder ok Salchen – de Herr von Zwippelwitz säd nülich, as ick em den Pris för dat Voßfahlen borgte, Salchen hadd en Por Ogen – wo säd hei noch? – as en Por Füerräder oder as en Por Kanonensläger? [157] Na, Salchen ward't sülwst weiten. – Äwer ne, ne! de Ort kenn ick nu, mit de lat ick mi nich in. Ja, in de höchste Not, denn langen sei mäglich tau; äwer säker is säker – ümmer den Knop up den Büdel! Na, will hei denn würklich, denn lett sick jo denn dor noch äwer reden; irst möt hei äwer fett sin. – Äwer wat denn? Hawermann. De entfahmtige slus'uhrige Sliker! – Wat? Hüt morgen? Grüßt mi nich? Meint hei, ick sall em tauirst grüßen? So'n Knecht! Wat is hei wider as en Knecht? Na, täuw, heww ick man irst den Leutnant in de Fingern, du sallst woll springen! – Un denn Bräsig. – Hanns Wust! Willst mi ok noch Stein in den Weg smiten? Ha, ha! 't is lustig, dat weit de Narr gor nich, dat ick em eigentlich von Warnitz wegbröcht heww, dat de Notorjus den Herrn Grafen up min Anstiften 'ne Flöh in't Uhr set't hett wegen de slichte Wirtschaft tau Warnitz. Nu sitt du man tau Haunerwiem! – Un denn de Herr Paster! – Ja, de Herr Paster! Oh, ick süll hüt morgen rin kamen nah sinen Hus', un wir so fründschaftlich – oh, ick kenn die Fründschaft! – Hir liggt de Preisteracker vör mine Ogen! Wat? Mi so'n Vurtel nicht tau günnen un denn Fründschaft? Ah! – täuwt man en beten, ick ward mit jug all farig, den ick heww't. Ich heww't Geld.« Un dorbi slog hei sick äwerglücklich mit sine fette Hand up de Hosentasch, dat de gollnen Pettschaften up sinen Buk danzten as en Snider up de Mehlpamp; äwer in den sülwigen Ogenblick würd hei sihr still in sinen Gemäud; denn 'ne harte Hand slog em up de Schuller un sin Häuhning säd: »Muchel, dor is wen.« – »Wer is dor, min Küking?« frog Pomuchelskopp ungeheuer sachtmäudig, denn sin Fru ehre Anwesenheit dümpelte em ümmer. – »Notorjus Slus'uhr is't un den ollen Moses sin David.« – »Schön, schön!« säd Pomuchelskopp un slog den Arm üm sin Häuhning, dat sei beid utsegen, as wenn 'ne Körbs an 'ne Hoppenstang' tau Höcht ranken will, »äwer kik di blot Pümpelhagen an, dat schöne Feld! Is't nich 'ne Sün'n un 'ne Schan'n, dat dat in so'ne Hän'n is? Äwer dat de beiden grad hüt kamen – ist das nicht ein Fingerzeig Gottes, Klucking?« – »Ach, drähn un drähn, Kopp! [158] Mak leiwerst anner Anstalten un kumm rinne un red' mit de Lüd'. So'n Plan, as du di in den Kopp set't hest, durt mi vel tau lang'.« – »Ümmer pianoforte! Ümmer pianoforte, min Klucking!« säd Pomuchelskopp, as hei achter sine Fru her nah den Hus' tau gung.

In Pomuchelskoppen sine Stuw' stunnen derwil Notorjus Slus'uhr un David. David hadd Judasmartern uttaustahn, denn taum Unglücken hadd hei desen Middag, wil hei utführte, sinen dicken Sigelring an den Finger steken un de gollen Uhrked' in de West knöpt, un as hei nu in de Stuw' kamm un sick nu trotz all sinen Glanz bescheiden mit den Rüggen an dat Finster stellte, kreg Philipping Pomuchelskopp den blanken Ring tau seihn un Nanting de blanke Uhrked', un fohrten nu as en por Raben up Daviden sine Juwelen los un dreihten an den Ring un reten an de Ked', un Nanting peddte em up de Plattfäut, un Philipping, de mit de Knei up en Stauhl lagg, stödd em mit de Beinen vör de Schänen, un dit wiren en por Fläg' an sinen minschlichen Liw', wo hei man swack was, denn sin Plattfäut segen ut as en Arwtenfeld in'n Märzmand, wo de Düwel staats Arwten Likdürn utsei't hett, un mit sin Schänen müßt hei ratlich ümgahn, dat sei sin Lewenstid mit em uthöllen, denn sei allein hadden em tau dragen, indem dat de Natur ehr kein Waden tau Hülp gewen hadd. – Un an dat anner Finster stunn de Herr Notorjus vör Salchen ehren Stauhl, de dor sticken un för Vating en Rüggenküssen uprichten ded, wat en landwirtschaftliches Gemäld' vörstellte mit 'ne lange Schün un en Plummenbom, wo de blagen Plummen fustendick in seten; un vör de Schün kratzten Häuhner mit en wunderschönen bunten Hahn, un up de Meßkuhl swemmten Ahnten un Gäus', schön as de Swanen, un ganz vör lagg en allerleiwstes rendliches, unschülliges Farken, all recht schön fett. – De oll Moses hadd recht: de Herr Notorjus sach ut as 'ne Rott, un sin Uhren stunnen so as bi 'ne Rott; hei was noch lütt un mager, as de Rotten in Rahnstädt äwerall wiren, wenn sei sick noch nich in Daviden sin Produktengeschäft [159] ordentlich utfreten hadden, was grisgel von Angesicht un grisgel von Ogen un grisgel von Hor un von Snurrbort; äwer Malchen un Salchen Pomuchelskopp säden, hei wir utverschamt interessant – Bräsig säd interessiert dortau –, hei wüßt vel tau vertellen – Bräsig säd: blot von sick un von sine eigene Niderträchtigkeit. Äwer was dat nich ganz natürlich, dat de Herr Notorjus leiwer von sine eigene pfiffige Klaukheit as von de Dummheit von anner Minschen reden ded? Kein Geschäftsmann wis't den annern dat Feld nah, wo hei so recht ahn Mäuh un mit Behagen austen kann. Un wat kunn de Herr Notorjus dorför, dat sine Klaukheit so hell würd, dat sei sick nich mihr mit en Schepel taudecken let? Wat kunn hei dorför, dat sei so grot würd, dat hei in den Schepel keinen Platz för ehr funn, bet hei dat beten dumme Ihrlichkeit rute smeten hadd? Doräwer känen wi Minschen gor kein Urteil afgewen – Rottenkram is Rottenkram –, un David säd sülwst, wenn up Rotten de Red' kamm: sei wiren em äwer.

Hüt nahmiddag vertellte hei denn nu mit ungeheure Wollust Salchen dat Stück, woans hei einen uterwählt dummen Minschen verspraken hadd, em 'ne rike Fru antauschaffen un wo hei em up de enzelnen Brudreisen ümmer ein Hahnenswanz- un Flunkfedder nah de anner uttreckt hadd, bet dat oll Worm up de letzte Brudreis' nich vel anners as en schawwigen Kapunhahn tau Rum kamen wir. – »Ungeheuer interessant«, säd Salchen – as Pomuchelskopp rinne kamm: »Ah, sehr angenehm! Freut mich sehr, Herr Notarius! Guten Tag, Herr David!« – Salchen wull sick noch ümmer utschüdden vör Lachen, äwer as Vater Pomuchelskopp so mit den Kopp nah de Dör hen winkte, sammelte sei ehr Plummen, Häuhner, Gaus' un Farken tausam un rep: »Nanting un Philipping, kommt, Vating will arbeiten« un gung mit ehr rute. Dat was nämlich dat Stichwurt, wenn Pomuchelskopp sick mit sine goldgelen Waukerblaumen verlustieren wull.

»Herr Pomuchelskopp«, säd David, »ich komm wegen de Fell'n, un denn wollt' ich fragen wegen de Wull – ich hab' [160] Brief gekrigt ...« – »Ih wat? Wull un Fell'n?« rep de Herr Notorjus, »das können Sie nachher abmachen. Wir sind hergekommen in der bewußten Angelegenheit.« Einer kann hierut seihn, dat de Herr Notorjus en nimodschen Geschäftsmann was, de sick nich vel mit Prekademussen inlet, hei fot de Katt an den Start, un Pomuchelskopp müggt so'ne Lüd' girn liden, de drist in sinen Nettel rinne grepen, hei gung also an em ranne, drückte em de Hand un nödigte em up den Sofa dal. – »Ja«, säd hei, »es ist ein schwieriges, weit aussehendes Geschäft.« – »Weitaussehend?« frog de Herr Notorjus. »Hm? es kommt doch nur auf uns an, wie lange wir stunden wollen. Und schwierig? Ich hab' schon schwierigere Geschäfte gemacht. David hat zweitausendfünfhundert auf Wechseln; ich selbst habe ihm den letzten Termin achthundertunddreißig geschickt. – Wollen Sie sie haben? Hier sind sie.« – »Es sind gute Papiere«, säd Pomuchelskopp sacht un eben, stunn up un halte dat Geld dorför ut dat Schapp. – »Wollen Sie meine auch haben?« frog David. – »Ok de nem ick«, säd Pomuchelskopp un nickte mit den Kopp so ihrwürdig, as ded hei en grot Wark för de Welt. »Äwer, mine Herrn«, säd hei, as hei dat Geld uptellen würd, »ick heww 'ne Bedingung dorbi. Sei stellen mi en Wessel doräwer ut, dat Sei mi den Betrag schüllig sünd, un behollen ehre Wessel un ängstigen em dormit. Hei möt blot ängstigt warden, denn wenn hei ruhig un verstännig is, denn kann hei dat Geld allentwegen borgt krigen, un de rechte Tid is noch nich dor.« – »Ja«, säd de Notorjus, »de Sak lett sick hüren, un dat känen wi jo ok dauhn; äwer David hett noch wat in den Sinn, wat Sei weiten möten.« – »Ja«, säd David, »ich hab' Brief kriegt aus P ..., wo er bei's Militär steht, von Markus Seelig, und schreibt mir, zweitausend Taler Wechsel auf den Herrn Leutnant kann er bequem da aufkaufen – un wenn Sie sie noch haben wollen? Nu, warum denn nich?« – »Hm!« säd Pomuchelskopp, »vör den Ogenblick ward mi dat en beten vel – äwer – na, köpen S' man de Wessel.« – »Hab' aber aach 'ne Bedingung«, säd David, [161] »Sie müssen mir verkaufen de Wull.« – »Na, worüm nich?« säd de Herr Notorjus un peddte den Herrn Rittergaudsbesitter up de Tehnen. »Worüm sall hei s' sick nich mal anseihn?« – Un Pomuchelskopp verstunn den Wink un kumplementierte Daviden ut de Dör rute, dat hei sick de Wull anseg, un as hei sick bi den Notorjus wedder up den Sofa set'te, lachte de hell up un säd: »Wi kennen uns einanner.« – »Wo so?« frog Pomuchelskopp, as wenn hei ut sine Wagenkutsch in den Dreck peddt hadd. – »Fründting«, säd de Notorjus un kloppte em up de Schuller, »wat Sei willen, weit ick all lang', un wenn Sei mit mi einen Strang trecken, denn sall Sei 't nich fehlen.« – Herr Je, wat was de Kirl klauk! Pomuchelskopp verfirte sick ordentlich. – »Herr Notarius, ich leugne nicht ...« – »Ne, dat laten S' ok man sin. Dorbi kümmt nicks rute twischen uns beiden. Wenn't so geiht, as 't gahn sall, kriegen Sei mit de Tid Pümpelhagen un David sine lan'nsgebrüklichen Zinsen, unick – ach Gott, ick künn jo dat Geschäft sülwst maken, äwer 't is mi en beten tau grot – un ick nem leiwer 'ne Mähl oder 'ne Burhauw', un de mak ick mi nahsten taum Riddergaud. – Äwer Geld kost't för Sei.« – »Ja, ja! dat weit de leiw' Gott, vel Geld; äwer dat schadt em nich. Dat jammert mi tau sihr, wenn ick dat schöne Gaud so anseih; is dat nich 'ne Sün'n un 'ne Schan'n, dat dat in so'ne Hän'n is?«

De Notorjus kek em so von de Sid an, as wull hei seggen: is dat würklich din Irnst? – »Je«, säd Pomuchelskopp, »Sei seihn mi so an.« – »Ja«, säd de Notorjus un lachte, »un Sei kamen mi ganz spaßig vör. Wer dat ein will, möt dat anner ok willen, un Sei glöwen doch woll nich, dat Sei mit lumpige eindusend Daler Wessel so'n Gaud as Pümpelhagen taum Konkurs bringen? Dor möten Sei 'ne ganz anner Anlag' maken; all' de letzten Hypotheken möten Sei upköpen.« – »Dat will ick ok«, flusterte Pomuchelskopp, »äwer dor is Moses mit sin säbendusend Daler, dor is nich antaukamen.« – »Ick heww nicks mit Mosessen tau dauhn un mag og nicks mit em tau dauhn hewwen, äwer dor is jo David, de möt [162] uns dat besorgen. Äwer dat is't noch lang' nich all, wat dahn warden möt. Sei möten sick an den Herrn Leutnant bet ranne maken, Sei möten em as Fründ en beten unner de Arm' gripen, wenn hei in 'ne ogenblickliche Verlegenheit sitt; möten denn sine Wessel ok in 'ne ogenblickliche Verlegenheit – minentwegen an mi – verköpen, dat ick em en beten trizen kann, un denn tauletzt – wenn de ganze Geschicht an tau knacken fängt – denn ...« – »Herr Jesus«, flusterte Pomuchelskopp indringlicher, »dat will ick jo ok, dat will ick jo all; äwer ick möt en jo doch irst hir hewwen. Un dorüm grad sälen Sei em mit de Wessel tau Liw' liggen, dat hei sick bi dat Militör nich länger hollen kann.« – »Dat's 'ne Kleinigkeit, un wenn't wider nicks is ...« – »Je ja, je ja! Dor is äwer noch wat wider«, flusterte Pomuchelskopp wider, as wir hei dorbi un wull Prenzlau verraden, »dor 's de Hawermann; un so lang hei den slikerigen Hund hett, kamen wi em nich an't Mager.« – »Ach wat sünd Sei dumm!« lachte em de Herr Notorjus grad' in't Gesicht. »Hewwen Sei denn meindag all hürt, dat en jungen Mann, de in Geldverlegenheit is, sick an en öllern Fründ wennt un desen ganz reinen Win inschenkt hett? Un dat is gaud in de Welt, wo süll unsereins süs von lewen? Ne, derentwegen künn Hawermann noch lang' in Pümpelhagen bliwen; äwer, wenn't mäglich wir, furt möt hei doch! Hei sall en tau gauden Wirt sin, un wenn hei dat ut Pümpelhagen rute wirtschaft't, wat hei bet jitzt rut kregen hett, denn kann uns de Leutnant lang' stangeln laten.« – »En gauden Wirt? Hei? Hei hett för sick sülwst nich mal wirtschaften künnt.« – »Na, na! Dorin laten S' em nu gahn. Einer möt nix unner'n Pris taxieren. Äwer furt möt hei.« – »Je, äwer woans?« frog Pomuchelskopp. – »Je, ick kann't nich«, lachte de Herr Notorjus, »äwer Sei? Wat? wenn Sei irst den Herrn Leutnant mit de blanken Dalers unner de Ogen gahn sünd, denn süllen Sei nich en ollen, utgedeinten Inspektor von den Hof bringen känen? Ih, dat müßt jo mit den Deuwel taugahn.« – »Ja, ja«, rep Pomuchelskopp hellschen verdreitlich, »äwer dat durt allens so [163] lang', un min Fru is so ungedüllig.« – »Je, dorin möt sei sick doch gewen«, säd de Herr Notorjus sihr ruhig, »up en Sturz geiht so wat nich. Bedenken S' blot, wo lang' dat Pümpelhagen all in de Rambowsche Familie is, in so'ne korte Tid lös't sick dat nich los. – Äwer nu – stopp! David kümmt; un wat wi hir redt hewwen, darw hei nich weiten. Hüren Sei! Nicks wider mit em as blot von sin Geldgeschichten.«

David kamm, un as hei in de Dör tred, sach hei in en por hellsch lustige Gesichter, Pomuchelskopp lachte, as hadd de Herr Notorjus en ungeheuren Witz makt, un de Herr Notorjus lachte, as hadd Pomuchelskopp en ungeheuren Spaß vertellt. Äwer David was nich so dumm, as hei in desen Ogenblick utsach; hei wüßt recht gaud, dat hei in den April schickt was un dat sin beiden Kollegen ganz wat anners as Spaß bedrewen hadden. – »Sie haben ihre Heimlichkeiten«, säd hei tau sick, »ich hab' meine.« Un dormit set't hei sick mit dat dämlichste Judenbengelgesicht an den Disch heran un nickte Pomuchelskoppen tau un säd: »Ich hab' se gesehn.« – »Na?« frog Pomuchelskopp. – »Nu«, säd David un treckte mit de Schuller, »Sie sagen, es ist Spritzwäsch' – nu, mainentwegen kann's auch Spritzwäsch' sain.« – »Wat? dat glöwen Sei nich? Is sei nich witt as 'ne Swanendun?« – »Nu, wenn se sain soll 'ne Swanendun, kann se mainentwegen 'ne Swanendun sain.« – »Na, wat beiden Sei denn?« – »Sehn Sie hier! Wir haben Brief gekriegt von Löwenthal aus Hamborg – das große Haus Löwenthal aus Hamborg – den Schtain vürzehn un en halben Taler.« – »Ja, dat weit ick all; dat lat't ji Rackertüg' jug ümmer schriwen.« – »En Haus, wie's Haus Löwenthal, schreibt an kein Rackerßeug.« – »Ih, Kinnings«, föll de Herr Notorjus in, »dit ward jo kein Handel, dit ward jo ein Strid. Pomuchelskopp, laten S' en por Buddeln Win rinkamen, tau jeden Kop hürt Winkop.« – De Herr Notorjus was all hellschen drist mit den Herrn Riddergaudsbesitter; un de Herr Riddergaudsbesitter klingelte, un as Stin-Durtig rinne kamm, säd hei recht tautrulich un fründlich tau ehr – denn hei was in sinen Hus' ümmer [164] fründlich, vör allen gegen de Frugenslüd, von sin Häuhning an bet up't Kinnermäten runne –: »Dürting, twei Buddel Win, von den mit de blagen Proppen.«

Un as de Win up den Disch stunn, dunn schenkte Pomuchelskopp in un drunk sin Glas heil ut, un David rök blot doran, un as de Herr Notorjus sin Glas utdrunken hadd, säd hei: »So, Herrschaften, nu will 'ck jug wat seggen«, un plinkte baben den Disch weg Daviden mit de Ogen tau un peddte unner den Disch Pomuchelskoppen up de Tehnen. »Sei, David, maken de föfteihn Daler vull för den Stein, un Sei, Pomuchelskopp« – un hei peddte wedder – »Sei bruken up Stun'ns kein boor Geld, un wenn Sei tau Antoni gaude Obligatschonen krigen künnen, so wir Sei dat leiwer.« – »Ja«, säd Pomuchelskopp, de den Notorjus lopen hürte, »wenn Sei mi so de Pümpelhäger Obligatschonen von ehren Ollen anschaffen künnen, denn gew ick Sei den Äwerschuß up dat Wullgeld tau.« – »Nu, warum nich?« säd David, »aber wie wird's mit de Klatten?« Dor hürte nu in den Ogenblick keiner up, un David frog wedder: »Wie wird's denn nu aber mit de Klatten?« – »De Klatten«, säd Pomuchelskopp, »de möten S' mi natürlich mit den halben ...« – »Holt!« rep de Herr Notorjus dormang, »de Klatten krigen Sei ümsünst tau, wenn Sei de Obligatschonen anschaffen.« – »Nu, warum nich«, säd David. – Un as sei ehren Win utdrunken hadden un tau Wagen stigen wullen, säd de Herr Notorjus sachten un ungeheuer spaßig tau Pomuchelskoppen: »Morgen möt David den Herrn Leutnant ängsten, un de annere Woch' kamick em up't Ledder.« – Un Pomuchelskopp drückte em wedder de Hand, as hadd de Herr Notorjus sinen Philipping ut't Water treckt, un set'te sick, as sei weg wiren, mit sin Häuhning tausam un sned un sniderte vergnäuglich in dat Laken von de Taukunft herümmer; un up den Wagen satt de Herr Notorjus hell schen upgekratzt, denn hei was sihr mit sick taufreden, hei was jo kläuker as de annern beiden, un David satt bi em un säd vör sick hen: »Laß se! Se haben de Heimlichkeiten, und ich hab' de Klatten.«

[165] Äwer mit de Klatten was dat doch noch nich so ganz in Richtigkeit: denn as David tau Hus kamm un sinen Tatterlewen den Handel vertellte un de Pümpelhäger Obligatschonen hewwen wull, kek em de Oll so dwarslings äwer de Schuller an un säd: »So? Bist du gewesen mit den Notorjus, mit den Halsabschneider, bei den Pömüffelskopp – is auch en Halsabschneider – un hast de Wull gekauft, denn beßahl se mitdeine un nich mit meine Obligatschonen. – Hast du zu tun mit de Rotten, ich will nichts zu tun haben mit de Rotten.« – Dat was för Daviden un de Klatten sihr slimm.

10. Kapitel
Kapittel 10

De Heer Leutnant in Ängsten. Wo em irst David mit Geißeln un nahsten Slus'uhr mit Skorpionen tau Liw' geiht. Hei geiht de Sak ut den Weg' un sport un studiert de Landwirtschaft. Wo de Düwel tauirst den Professor Liebig riden ded, dat hei en entfamtes Bauk schrew, un dunn Axeln, dat hei de Minschheit beglücken wull, un tauletzt den ollen Obersten, dat hei Konduwitenlisten schrew. Dat de Herr von So un So 'ne hübsche Dochter hadd, un dat hei eigentlich »Herr von Satrup up Seelsdörp« heiten ded. – Dat Axel sick in en swarten Liwrock trugen let.


Äwer noch slimmer, vel slimmer würd dat för den armen Herrn Leutnant den annern Morgen, as em David up de Stuw' rücken würd. David was äwerall nich smuck, dat kunn keiner seggen – ok sin eigen Mutter säd't nich –, äwer wat hadd sick de Minsch verännert in de Tid, dat em de Leutnant nich seihn hadd! Dunnmals, as hei den Leutnant bi den Notorjus dat Geld vörschaten hadd, hadd hei würklich wat Minschenfründliches in sinen Wesen, äwer nu, as hei dat Geld wedder hewwen wull, sach hei so tag un so muddlich ut, dat de Leutnant, ahn sick wider dorbi wat tau denken, irst Hanschen antrecken ded, ihre hei sick mit em inlet. Un as hei sick mit em inlaten müßt – müßt! –, dunn sach em Daviden sin Gesicht so an, as wenn em dorin Moses un alle Propheten von de Achtersid ankeken, un as David tau em säd: »Sziehn Se de Hanschen aus, Herr Leutnant, un schreiben Sie«; dunn treckt' hei de Hanschen richtig wedder ut un [166] schrew quer; un Daviden sin Gesicht sach wedder so minschenfründlich ut as bi de irste Bekanntschaft.

»Gott sei Lob und Dank!« säd de Herr Leutnant, »dat is afmakt.« – Äwer einige Dag' dorup führte en Wagen up den Hoff, un in den Wagen satt de Herr Notorjus Slus'uhr, un Hawermann schüddelte mit den Kopp un säd: »Gott sall mi bewohren, ok mitden?« – Un as de Herr Notorjus bi den Herrn Leutnant in de Stuw' tred, säd de ok: »Gott sall mi bewohren, ok de noch.« Dat let sick äwer vel beter mit em an as mit Daviden; de Herr Notorjus sach ut as en gebildten Mann, mit den sick reden let, hei höll sick ümmer sihr sauber in Kledung, un von butwennig let em dat ganz nobel, un ok in sine Reden verstunn hei desen Schin uprecht tau hollen so lang' as hei wull, oder beter: so lang hei sick verstellen müggt. In't Irst wull hei hir nu; de Leutnant nödigte em denn ok up den Sofa dal un let Koffe bringen, un't hadd würklich den Anschin, as würd dat tüschen de beiden 'ne fründschaftliche Unnerhollung äwer dat Weder un äwer de Nahwerschaft un äwer de Niderträchtigkeit von de Minschen – äwer dese letztere wüßt de Herr Notorjus ümmer vel tau vertellen, wil dat hei de Gewohnheit hadd, ümmer nah buten rute tau kiken un seindag' nich in sick rin. – »Ja«, säd hei un vertellte während dit fründschaftliche Gespräk von einen Kopmann in Rahnstädt, »denken Sie sich, Herr von Rambow, wie schlecht die Menschen sind! Da habe ich diesem Kerl aus reiner Gefälligkeit – d.h. gegen einen Zinsfuß, den ich selbst geben muß; denn ich habe soviel Geld nicht liegen, ich muß selbst borgen –, da habe ich ihm nun das Geld geliehen, habe ihn aus seiner Verlegenheit gerissen, und er war so dankbar – und nun? – nun, da ich es wieder haben will, haben muß – grob ist er geworden, hat mir gedroht, mich wegen übermäßiger Zinsforderung zu verklagen.« – Natürlich was von des' Geschicht kein Wurd wohr, un de Notorjus schickte sei man as en Ruklas vörup, üm den Herrn Leutnant en beten grugen tau maken, un den Leutnant würd ok grugen. Hei frog, üm de Red' up en anner [167] Thema tau bringen, mit wat de Kopmann eigentlich handeln ded? – Nu hadd äwer Herr Notorjus nah sine Meinung all naug fine Lewensort unnütz utgewen, hei antwurte also nich dorup un predigte wider in sinen Text: »Aber ich habe ihn verklagt, nun mag er zusehen! Sein Kredit ist futsch – und denn der Schimpf! – Ist bis dahin noch nie verklagt, hat's sich aber selbst zuzuschreiben. Was sagen Sie dazu?« – De Notorjus rückte den Herrn Leutnant häßlich up't Ledder, un in den armen Leutnant klorte sick dat allmählich so dick up, as wir dit woll dat Vörspill tau dat natte Johr, wat up em inbreken süll. Hei haust'te un nörrickte denn en beten sihr verlegen herümmer, säd äwer nicks dortau, wil hei nich wüßt, wat hei dortau seggen süll. Dat was äwer ok ganz glikgültig, denn de Herr Notorjus führte in sin Fohrwater wider un kamm em neger: »Aber, Gott sei Dank! ich habe nicht immer mit solchen Lumpen zu tun, der Kerl ist 'ne Ausnahme. – Und da wir nun doch zufällig von Geldgeschäften reden« – hir treckte sei sin Taschenbauk herut – »so erlauben Sie mir wohl, Ihnen Ihren Wechsel zurückzugeben«, und dorbi höll hei em den Wessel äwer 830 Daler hen, un de Rottenuhren, de spitzten sick, un ut dat gelgrise Gesicht steken de grisen Ogen herut, un üm de drögen Lippen flog so'n Smäustern, as wenn sin Ebenbild Speck rüken deiht. – Uns' arm Leutnant namm den Wessel un versöchte, den Mahner dörch en glikgültigen Schin von sick aftauwehren. Ja, säd hei, hei süll em man wedder an sick nemen, hei wull't em schicken; hei wir hir so plötzlich her reist, un de Veranlassung tau dese Reis' wir so trurig west, dat hei an so wat nich hadd denken künnt. – Ja, antwurt'te de Herr Notorjus, dat glöwte hei em, denn hei wüßt dat an sick sülwen, as sin Vader storben wir, de Minsch dachte denn an nicks, as an sinen Verlust – un dorbi makte hei so'n leidig Gesicht, dat de Leutnant wedder frischen Maud kreg –, äwer, säd de Notorjus, hei hadd in de letzte Tid ümmer an desen Wessel dacht un denken müßt, denn hei hadd grote Verpflichtungen ingahn un müßt allens tausamen schrapen – [168] Geld müßt hei hewwen. – »Aber es ist ja doch nur eine Kleinigkeit«, föll Axel in. – »Ja – ja wohl!« säd de Herr Notorjus un halte noch Papiere ut sine Breiwtasch hervör, »und dann noch diese Kleinigkeit«, un dorbi läd hei de Wessel äwer tweidusend Daler up den Disch, de David in den Leutnant sin Garnison upköfft hadd. – De Leutnant verfirte sick, mit den glikgültigen Schin hadd dat en En'n: »Wie kommen Sie zu diesen Papieren?« rep hei ut. – »Herr von Rambow, ich glaube der Name ›Wechsel‹ kommt davon her, daß diese Papiere fortwährend ihren Besitzer wechseln; es kann Sie daher nicht befremden, daß ich diese hier an Zahlungs Statt angenommen habe, um so mehr, da ich wußte, daß mir dadurch viel Schreiberei und Postgeld erspart würde.« – De Leutnant würd' ümmer verlegner, äwer an en afkort't Spill dacht hei noch lang' nich. »Aber, lieber Herr Notarius, ich habe augenblicklich kein Geld.« – »Nicht?« rep de Notorjus un kek sinen Schuldner mit en Utdruck an, as hadd em de eben in de allerswarteste Seel rinneseihn laten un hadd em vertellt, dat hei en Bündnis mit den Düwel slaten hadd. – »Nein«, set'te hei hentau, »das glaub' ich nicht.« Un wat nu de Leutnant seggen, versäkern un bidden müggt, hart un kolt stunn de Notorjus vör em un säd em frech in't Gesicht: dat glöwte hei em nich, hei wull man nich betahlen. – Endlich un tauletzt kamm denn wedder dat olle, schöne Middel von Prolongation up't Tapet, wotau sick de Leutnant jo girn von Anfang an verstahn hadd, wenn't em vörslagen wir; äwer dat paßte nu irst in den Notorjus sinen Kram, denn hei wull mihr Provisionen hewwen as David un wull ok sin Vergnäugen bi de Sak hewwen; denn hei wir en Mann, de girn Spaß müggt, un sin Hauptspaß was, wenn hei tau sick seggen künn: gegen dine Klaukheit kümmt keiner, sei set't ehren Faut up Vörnehm' un Gering', un en Spaß is't, wenn sei dorunner zappeln.

Dat wiren de Ängsten un Nöten, in de Axel von Rambow bet an den Hals satt, un de em de Truer üm sinen Vader stuften. Ut 'ne deipe Truer, de uns' Herrgott schickt hedd, [169] arbeit't sick 'ne See! woll wedder rute as en Minsch, äwer den de Bülgen von de wide, ewige See tausamslagen sünd; hei möt mächtig raudern, äwer kümmt hei an't Äuwer, denn steint hei reiner un käuhler dor un süht sick rüstig nah nige Arbeit üm. Wer äwer in de gemeine Not dörch sinen eignen Vörwitz follen is, de föllt in den Sump, de Smutz hackt em an, un hei schämt sick, de Lüd' vör de Ogen tau kamen. So gung dat den jungen Herrn, hei schämte sick, dat hei lichtsinnig lewt hadd, hei schämte sick, dat hei sick mit swarte un witte Juden inlaten hadd, hei schämte sick, dat hei in sick sülwst kein Middel funn, sick rut ut den Sump tau helpen, un dat de Middel, de em annere unner den Faut gewen hadden, em noch deiper dorinner drücken müßten. – Un wo licht hadd hei dit all ut den Weg' gähn kunnt, wenn hei sick Hawermannen anvertrugt hadd! Wo girn hadd de em up Stun'ns hulpen, dor de Grund wegfollen was, de em dunnmals hinnerte, de Kammerrat. Äwer dat Minschenhart is en verstocktes un dorbi en verzagtes Ding, un dit verzagte Ding glöwte mihr Rauh tau finnen, wenn dat Milen tuschen sick un sinen Schimp leggen ded; Axel reiste also von sinen Gaud tidiger af, as sine Swestern hofft hadden.

In sine Garnison was dat noch all so, as hei't vertaten hadd, äwer hei was anners worden, taum wenigsten säd hei sick dat däglich sülwst; äwer wenn einer sin Kameraden fragen will, so warden de em seggen, sei hadden nich wat Besonders an em markt, un dat was ganz natürlich, denn dat, worin hei sick hauptsächlich ännert hadd, sine gauden Vorsätzen, kamm nich recht tau Rum. Hei wull sporsam warden, hei wull sin Vaders Rat folgen un wull so gaud, as't gung, de Landwirtschaft ut de Bäuker bedriwen, hei wull ... hei wull ... oh, wat wull hei all! – Sine Sporsamkeit fung des Morgens all tidig an, all bi den Koffe, hei drunk em von nu an 'ne heile Woch' lang ahn Zucker, »denn«, säd hei, »wer's Kleine nicht ehrt, ist's Große nicht wert«; nah den Koffe rokte hei sin Zigarr, staats süs tau twintig, nu tau negenteihn Daler, dat süll em hentrecken; sin Burß kreg [170] irnstlich Schell, as hei em beleggte Botterbröd' taum Frühstück bröchte, un kreg Befehl, jeden von sine beiden Pird 'ne halwe Matt Hawern aftautrecken, denn 't wiren hochbeinte Johren, säd hei. Dit Letztere allein hadd von all sine nige Inrichtungen Dur – wohrscheinlich, wil hei nich mit sin Mähren ut ein Krüww faudert würd –, all dat anner slep nah 'ne Woch in, worüm? wil 't, säd hei tau sick, nich dörch de Bank dörchführt warden künn, un gründlich müßt so wat doch dörchführt warden. – Mit dat Studieren in de Bäuker gung dat ebenso, de irsten drei Siden in jedes Bauk wüßt hei binah utwennig, so oft hadd hei sei lesen, denn hei hadd ümmer wedder von vören anfangen müßt, wil dor ümmer wat tüschen kamen wir, wat em ut den Text bröcht hadd. As hei't so sur mit den Anfang sick hadd warden laten, belohnte hei sick för sinen Flit dormit, dat hei sick dat Interessantste ut de Bäuker rute söchte, un as hei sei up des' Ort dörchsnückert un hir un dor en Kapittel äwer de Pirdtucht lesen hadd, smet hei sei bi Sid un säd, dat wüßt hei all un wüßt dat beter, in de Sak wir Thaeren-Vatting scheiw wickelt. Äwerall – wat hülp em dat Lesen in de Bäuker, wenn hei de Sak nich praktisch anfaten kunn; dat wüßt hei sihr gaud, jede Landmann müßt praktisch sin, wider gor nicks as praktisch. Hei makte also de Bekanntschaft von den Herrn von So un So, de in de Neg' en Gaud hadd, hei red mit em tau Feld un frog ebenso as de Herr von So un So den Inspekter, wat hüt dahn würd, un wenn hei tau Hus kamm, denn wüßt hei't ebenso gaud as de Herr von So un So, dat in Seelsdörp an den 15. Juni Meß führt was un dat den Herrn von So un So sin Schimmel-Wallach in Basedow von den Gray Momus follen wir; oder hei gung mit den Herrn von So un So tausam mit 'ne Flint up den Nacken äwer de Gaststoppel un kreg bi weg'lang tau weiten, dat dat letzte Fäuder Gasten an den 27. August inführt was, schot en por Häuhner, un wenn hei des Abends tau Bedd gung, denn wüßt hei ebenso gaud as de Herr von So un So, woans de Häuhner smeckt hadden.

[171] Dese Ort von praktische Landwirtschaft kunn em sihr gefallen, un wat den Minschen geföllt, dorvon pleggt hei girn tau reden, un doran let uns' leiw' Axel denn dat ok nich fehlen, un so kunn em dat ok nich fehlen, dat hei bald in en landwirtschaftlichen Geruch kamm un as en staatsches, gatenes ökonomisches Talglicht, vir up't Pund, mang sine Kameraden rümmer gung. Wil nu.de meisten von sine Kameraden Sähns von adelige Gaudsbesitters wiren, de ok mal eins för desen sworen Stand bestimmt wiren, un de mit Grugel doran dachten, dat sei mal ut dat lustige Soldatenlewen in de sure Arbeit von so'n Gaudsbesitter rinne süllen, so kamm Axel noch biher in den absonderlichen Geruch von ungeheuren Flit, un de Kameraden keken em as en Wunnerdirt an, wat sick ut reine Wollust in't Arbeitsgeschirr un in't Jüch spannt hadd. De meisten bewunnerten em, äwer weck Däs'köpp wiren dor ok mang, de de Näs' äwer em krüs'ten un meinten, för en Leutnant rök sine Unnerhollung tau sihr nah Meß.

Hei hadd sick äwer öfter in landwirtschaftlichen Dingen as Richter upsmeten un hadd nu sin Anseihn in desen Hinsichten uprecht tau erhollen, hei dürwte also ok nich locker laten un müßte mit de Tid furtschriden. Un de Tid makte üm dese Dreih herüm grote Schritten in de Landwirtschaft, denn de Professer Liebig hadd för de Herrn Landlüd' en ganz entfamtes Bauk schrewen, dat krimmelt un wimmelt vull Kahlen un Zapeter un Swewel un Gips un Kalk un Salmiakspirtus un Hydrat un Hydropath – 't was rein taum Verrücktwarden! Äwer wat nu en beten höger rut un de Fingern in de Wissenschaften stippen wull, dat schaffte sick dat Bauk an, un denn satt dat dor un les' un les', bet em de Kopp roken würd, un wenn dat tausamen kamm, denn stred sick dat, ob de Gips en Reizmiddel wir oder en Nohrungsmiddel – d.h. för den Klewer, nich för den Minschen – un ob de Meß stünk von wegen den Salmiakspirtus oder von wegen sine eigene stinkerige Natur. – Ok Axel hadd sick dat Bauk anschafft, un em gung't ebenso as all de annern, hei les' un [172] les', äwer hei würd ümmer düsiger, un in den Kopp dreihte sick dat bi em, bet hei dat mit 'ne Angst kreg, em künnen de Schruwen dorin losdreihn, un hei dat Bauk taumakte. Em wir't nu mäglicher Wis' ebenso gahn as all de annern, hei hadd de ganze Wissenschaft vergeten, wenn hei nich dat Glück hatt hadd, en gaudmäudiges Apteiker-Subjekt kennen tau lihren, de em all dat Deuwelstüg, wovon de Professer schriwen ded, in sine eigene Hand gewen ded un em mit sine eigene Näs' doran rüken let. Dit was denn nu de praktische Weg, un von den Ogenblick an kennte hei de Sak un kennte sei ebenso gaud as Liebig sülwst, so dat hei nich wider in dat Bauk tau lesen brukte.

Ein Feld in de Landwirtschaft indessen was't vör allen, wat em gefallen kunn, dat wir dat Ackergeschirr un de Maschinen. Hei hadd von Lütt up an en grotes Wollgefallen an allerhand Knüteri hatt, hei hadd sick as Jung' lütte Mählen makt, hei hadd pappt, un trotzdem dat sin selig Mutter en groten Wedderwillen gegen allens hadd, wat nah't Handwark smeckte, hadd hei't doch dörchset't, dat hei in sine Schaultiden Provatstun'n bi en Baukbinner hadd nehmen dürwt. Dese lütten Künst kemen em nu hellschen tau Paß, hei wüßt sick ungeheuer licht ut 'ne Teiknung von en nimodschen amerikanischen Haken un 'ne schottsche Egt tau vernemen, un't wohrte gor nich lang', dunn was hei midden in dat unschüllige Vergnäugen, sick lütte Hakens un Eggen un Walzen tau sniden. Hirbi höll hei sick äwer nich up, hei gung wider un wagte sick mit de Wil an Rappklappern, Linrummeln un Kurnburren. Dorbi wir hei nu mäglicher Wis' stahn blewen – un't was för en Leutnant jo ok aller Ihren wirt, dat hei sick den Uneformsrock uttrecken ded un mit Togmetz, Frittbohrer un Limdägel herümmer handtierte –, wenn hei nich de Bekanntschaft von en ollen, halw verdreihten Uhrkenmaker makt hadd, de sine Lewenstid un sin beten Hab un Gaud doran set't hadd, för de undankbore Minschheit dat Perpetuum mobile utfünnig tau maken. Dese olle Wolldähter för de Minschheit führte em nu in sine Kunst [173] in un wis'te em, wo ein Rad an't anner paßt warden müßt un doran 'ne Rull un doran 'ne Schruw' un doran 'ne Kurbel un doran wedder en Rad un denn allens wedder von vören; hei wis't em Maschinen, de nich gungen, un weck, de gungen, un weck, de nich gungen, as sei süllen; hei wis'te em Maschinen, ut de sick Axel vernemen kunn, un weck, worut Axel sick nich vernemen kunn, un weck, worut hei sick sülwst nich vernemen kunn; äwer de Sak was doch tau interessant för Axeln, un hei smet sick ok taum Minschenbeglücker up un wull ok wat erfinnen. Ja, hei wull ok 'ne Maschin erfinnen, en Ackergeschirr, wat alle Arbeit up den Felln ded, dat süll tauglik haken, eggen, walzen un Kluten kloppen, un't was rührend antauseihn, wo de junge, frische Kavallerieleutnant mit den ollen drögen, verschrumpelten Uhrkenmaker tausam satt un doräwer nahdacht, wo hei mit Hebel un Schruwen de Minschheit tau Höchten wuchten wull.

Un so hadd 't jo minentwegen un sinentwegen ok ümmer bliwen kunnt, hei hadd de Minschheit mäglicher Wis' tau Höchten bröcht, wildeß sei em mit Provisionen un Diskonto un so'n Tüg ümmer wider dalbringen ded, denn an't Betahlen von sine Schulden was nich tau denken, un wenn Pümpelhagen ok en schön Stück Geld afsmiten ded, so wiren doch tauirst sinen seligen Vader sine Wesselschulden, as dat ok in't Testament set't was, tau betahlen, un sine Swestern wullen doch ok lewen, un in'n äwrigen lewte hei gedankenlos in de Welt rinne, wenn de irste Not man kihrt was.

Äwer 't giwwt en Swester- un Brauder-Por in de Welt, de schüddeln ok den Glikgültigsten ut den Drom un driwen em ahn Ümstän'n von de warrne Abenbänk in Storm un Regen; dat is de Haß un de Leiw'. De Haß stött einen köpplings rute un seggt: Hir, Hundsfott, wehr di! De Leiw' fött einen sachten an de Hand un leddt einen rut ut de Dör un seggt: Kumm mit, ick wis' di 'n beter Flag. – Äwer 't is Mies as Mus; von de schöne, fule, warme Abenbänk möt einer doch [174] furt. Axel süll mit beiden bekannt warden, un dit kamm so ganz von ungefihr, hei ded nich vel dortau.

Ob 't noch so is, weit ick nich; äwer dunntaumalen was dat bi den Preußen so Mod', dat de Regimentskummandür regelmäßige Konduwitenlisten von de Offiziers nah Berlin inschicken müßt, un wat de König Fridrich Wilhelm was, de kek ok woll sülben mal en beten in de Poppieren, blot mal tau seihn, wo de Gesellschaft sick schicken ded. Na, Axeln sin oll brav Oberst müggt den Herrn Leutnant girn liden, wil dat hei ok mal en Gaud hatt hadd, dor hinnen in't blage Länneken bi Bütow un Lauenburg, worup hei äwer dörch 'ne ganz kurjose Wirtschaft mal rein all worden was, un wil dat hei nu doch einen hadd, den hei sine Moden in de Wirtschaft utenanner setten kunn, de dorup herute kemen, dat hei abslut nich mesten wull, wil hei 't nich för gaud insach. Kort, hei hadd sine Moden för sick, un nu gung't em as de ollen Fuhrlüd; wenn hei ok nich mihr führen kunn, müggt hei doch girn noch klappen, un so redt hei noch ümmer girn äwer sine Wirtschaft, un Axel hürte flitig tau, un wil dat unhöflich west wir, weddersprok hei em ok nich, weswegen em de Oberst för ungeheuer klauk höll. Axeln sine Tügnisse wiren denn ok ümmer sihr gaud; äwer leider Gotts hadd de oll Oberst sick tau wenig mit de Ottografi afgewen, un so schrew hei denn mal: »Leutnant von Rambow ist ein durchaus ›fe-iger‹ Offizier« – hei wull »fähiger« schriwen. Dit hadd nu de König sülben lesen un hadd an den Rand schrewen: »Einen feigen Offizier kann ich nicht gebrauchen; ist auf der Stelle zu entlassen.« Dat was nu en dull Ding för den ollen Obersten; dat müßt doch wedder in de Richt bröcht warden; äwer hei sach keinen annern Utweg, as dat hei sinen Adjudanten üm Rat angung, woans un woso? De renkt em de Ottografi un de Sak denn ok wedder in; äwer 't Krätending hadd 't Mul nich hollen, un 't wohrte nich lang', dunn zielte de ganze Ban'n mit ehre slichten Witzen up unsen unschülligen Axel. Vör allen was 't so'n rechten Dicknäsigen »aus altem Hause«, de em all ümmer mit sine [175] Ökonomie brüdt hadd, nich, wil hei sei dämlich bedrew, ne, wil hei sei äwerall bedrew, un de nu den Schruwstock so drist anset'te, dat all de Kameraden dat marken müßten; blot Axel markte nicks dorvon, wil hei gor keine Ahnung dorvon hadd.

Dortau kamm noch 'ne annere Sak; de Herr von So un So, bi den Axel tau Pird un mit en Scheitprügel de Landwirtschaft praktisch bedrew, hadd 'ne wunderhübsche Dochter na, lach hir keiner! 't was würklich en Prachtmäten –, un nah de stek de Herr Leutnant »aus altem Hause« herümmer, sei äwer let em en beten linksch liggen un höll sick mihr rechtsch tau Axeln, de ok in ehre Gegenwart sine fründlichste Sid herute kihrte. Was dat nu, dat de jung' Dam an dat dummdriste Wesen von den Herrn Leutnant »aus altem Hause« keinen Gefallen funn un dat sei, wenn sei einmal frigen süll, ok en ganzen Kirl, nämlich ok einen mit Waden, hewwen wull, oder was dat Axeln sine grote Gaudmäudigkeit un sine würkliche Bescheidenheit gegen Damen, de ehr geföll, 't wohrte nich lang', dunn satt Axel so weik as Hahn in den Korw, un de Herr Leutnant »aus altem Hause« satt up de Hekeltinnen von de Iwersük.

Nu begaww sick dat, dat dat Offizierkur en groten Ball utrüsten würd un dat de Herr Leutnant »aus altem Hause« sick tau dese Festlichkeit falsche Waden ansnallen würd. Unnenwarts kennten em nu sine eigenen Kameraden binah gor nich wedder, un wil dat nu unner so vele junge, lustige Lüd' taum wenigsten ümmer ein Hasenfaut mit mang löppt, wat hir de Adjudant was, so namm des' Axeln sinen Gegenbuhler sine bomwullenen Waden taum Stichblatt un stek em dor, ahn dat de anner dat markte, 'ne gadliche Smetterlings-Sammlung up, mit de denn de Herr Leutnant »aus altem Hause« munter ümherhopste. Na, 't Wisen un Kiken un Lachen kunn jo nu nich utbliwen, un as de Herr Leutnant nu de Swalbenswäns' un Truermantels up sine Wadenutrüstung sach, würd hei mit Recht eklich falsch, un in helle Wut brok hei up dat irste beste lachende Gesicht los, wat [176] em in de Ogen föll, un dat was Axeln sin. – »Wenn Sie nicht«, rep hei wütend, »durch des Obersten Konduitenliste hinlänglich gezeichnet wären, so würde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Sie zeitlebens zu zeichnen.« – Axel wüßt sick de Würd' tworsten nich uttaudüden, hei hürte äwer sihr düdlich ut den Ton de Beleidigung herute, un wil hei nu würklich kein Bang'büx was un eben ok licht hastig warden kunn, so rep hei sinen Gegenbuhler ebenso wütend tau: wat hei mit sine Würd' seggen wull, verstunn hei nich, äwer sin Ton wir von de Ort, dat hei em up en stilles Flag dorför woll mal eins äwerstraken müggt; un somit gung hei nah sinen Hauptmann, mit den hei up en gauden Faut stunn, un fragte em nah de Bewandtnis von de Sak; un wat hei hir hüren ded, was just nich dortau angedahn, sine Wut tau stillen. En grimmigen Haß äwerföll em, un hei födderte den Leutnant »aus altem Hause« un den Adjudanten dortau, wil hei de Sak utbröcht hadd, un de Leutnant »aus altem Hause« födderte den Adjudanten ok wegen de Smetterlings-Sammlung, un so führten denn alle drei eines schönen Sünndagsnahmiddags mit en groten Hümpel von Sekundanten un Tügen un Unparteiischen un Doktors un Feldscherers in en käuhlen Holt un slogen sick de Gesichter bläudig un schoten sick de Knaken intwei; un dunn was wedder Fred in'n Lan'n. Axel kreg en Ding dwas äw're Näs, wil hei dummer Wis', staats mit den Degen, mit dat Gesicht pariert hadd.

Na, wenn dit em nu grad nich verschönern ded, Schaden bröcht em dat likerst nich: den Herrn von So un So sine hübsche Dochter müßt von de Sak hüren, sei rimte sick männig lütte Pikanteri, de tüschen de beiden Gegenbuhler vörfollen was, dormit tausam, un wer kann ok en ganz verstännig Mäten dat verdenken, wenn sei glöwte, dat sei de unschüllige Ursak von de Heldendahten wir un dat sei Axeln sörre de Tid noch en beten mihr vörtog as vördem.

Nu künn ick hir de ganze Leiwsgeschicht tüschen Axeln un Frida utführlich beschriwen, un dat möt jeder seggen, dat ick mi tau mine Leiwsgeschicht en por Personen utsöcht heww, [177] as sei dortau nich mal in de Bibel tau finnen sünd, en Kürassierleutnant un en Eddelfrölen, äwer – ick will nich, ick dauh 't nich! Denn irstens dauh ick äwerall nich mihr, as ick möt; un wer will mi dwingen, dat ick de jungen Börgerdöchter, de dit mäglicher Wis' lesen, Provatunnerricht in de Leiw' mit en Kürassierleutnant gew oder de jungen Handlungsdeiners unnerwis', woans sei sick mit en Eddelfrölen anstellen möten? Wer giwwt mi wat dorför? Un tweitens will ick hir man gradtau un ein för alle Mal seggen: ick schriw äwerhaupt nich för de jungen Lüd', ick schriw blot för de ollen, de sick des Nahmiddags up dat Sofa leggen un en Bauk mitnemen, üm sick dormit de Fleigen von de Näs' un de Grillen ut den Kopp tau jagen. Un drüddens: ick heww in dit Bauk noch uterdem drei junge Mätens tau verfrigen, un wer weiten will, wat dat heit, de frag man bi 'ne Mutter von drei unbegewene Döchter an. Lowise Hawermann möt doch en Mann hewwen, un wir't nich jammerschad', wenn de beiden ollen lütten Druwäppeling'n as olle Jumfern dörch de Welt tründeln süllen? Un virtens un letztens: ick bün ok gor nich in'n Stan'n dortau, 'ne Leiw' von en Kürassierleutnant richtig tau beschriwen, dat geiht Jochen äwer, dor hürt en Shakespeare oder 'ne Mühlbachen tau, un wer weit, ob't Shakespeare ok t'recht kregen hadd, denn so vel ick weit, hett hei sick nich doranne wagt. – Kort un gaud: sei kregen sick, un 1843 tau Pingsten würd de Hochtid hollen, un de Herr von So und So gaww sinen Segen dortau as Utstüer, wil hei süs nich recht wat tau gewen hadd. Na, wi willen äwer christlich an em handeln un willen em wat gewen, nämlich en Namen, denn wenn hei nu doch einmal uns' Swigervader warden sall, möt hei 'n Namen hewwen, un heiten sall hei also: Herr von Satrup up Seelsdörp, wovon em äwer noch weniger hüren ded as Axel von Pümpelhagen.

Frida von Satrup was en verstännig Mäten un sach dat all vör de Hochtid in, dat »Herr Leutnant« man en grot Stück von en lütten Appel wir un dat »Fru Leutnanten« irst recht man en lütt Stück von en groten Appel wir, sei höll also [178] dorup, dat Axel von't Militör argahn süll, un Axel sach dat mit de Wil' in, dat de Fopperi mit den »fe-igen« Offezirer noch lang nich ehr Endschaft kregen hadd un dat em de Schnitzers, de de oll Oberst in de Konduwitenlisten maken ded, mit rode Tint in't Gesicht anstrecken warden würden; un taudem hadd hei nahgradens doch ok den allergrötsten Driwwt un Drang, sine landwirtschaftlichen Kenntnissen up Pümpelhagen in bores Geld ümtausetten un dormit sine Schulden tau betahlen.

Hei namm also sinen Afschid, packte sine Galauneform, Schärp un Epoletten in 'ne Kist, höll mit Tranen in de Ogen 'ne gerührte Afschidsred' an sinen tapfern Degen, läd den ok in de Kist, nagelte un sigelte den Kasten dicht tau, schrew dorup: »Im Fall eines plötzlichen Todes von meinen Erben zu erbrechen«, schickte dat Ganze nach Pümpelhagen, höll sine Hochtid in'n swarten Liwrock un reiste mit sine junge Fru up 'ne Tid lang an den Rhein.

Woans hei nu tau Johanni 1843 sinen Antritt in Pümpelhagen namm, dat hürt up en anner Blatt.

11. Kapitel
Kapittel 11

Worüm Fritz Triddelfitz sick den Puckel utkäuhlen let, un worüm Marie Möllers em de Waschschöttel äwer den Kopp göt. – Palmsünndag. – Franz süht wat anners, as wat hei süs seihn hett, un Bräsig smitt wegen de grote Waterfrag' en Daler in den Kling'büdel un schenkt Mining en Dutzend bunte Taschendäuk. Dat de Weg von de Kirch ut bet an den Trualtor rendlicher is as von den Ballsaal ut. – Wo Mining abslut 'ne Erzieherin warden sall, bet de Paster de Sak wedder in de Richt bringt.


De drei Johr, de Axel nah sines Vaders Dod' in sine Garnison mit Landwirtschaft, Heldendahten un Leiwsangelegenheiten henbröchte, würden in Pümpelhagen un Ümgebung justement grad' so mit eben dese drei Ding' nützlich verwendt. Von de Landwirtschaft verstunn sick dat von sülwst; äwer de Heldendahten un de Leiwsangelegenheiten wiren hellschen tau Schaden kamen, wenn sick Fritz Triddelfitz in sine Fierabendstunden dor nich en beten mit bemengt hadd. [179] Sin Verhältnis mit Marie Möllers was ut dat mütterliche ganz bi Lütten in dat swester- und bräuderliche un von dor, von ehre Sid wenigstens, ganz in dat zärtliche äwergahn, un obschonst dat noch ümmer up Schinken un Mettwust sine reellen Grundlagen hadd, so mengten sick bi Marie Möllers doch allmählich allerlei unsäkere, himmelblage Hoffnungen von Preister un Köster, Brudkranz, Pachtung un Sülwstherrschaft dor mang, dat de Sak mit de Wil 'ne bedenkliche Wendung kreg, un bi Fritzen steg allmählich de Furcht up, dat Hawermann em achter dat Viktualiengeheimnis kamen künn un dat sin Tanten un sin Mutting un sin Vatting em mal in 'ne gaude Stun'n vörkrigen künnen, wat hei för dumme Ding' bedrew, un dat denn sin Sak ok 'ne ekliche Wendung nemen künn. – Kort, mit de Leiwsgeschichten was't man so so, un obschonst hei sick dat gor nich äwelnamm, sinen verleiwten Haken uterdem hir un dor antauslahn, taum Bispill bi de lütten Druwäppel, un ok, wenn sin Tanten em nich up den Deinst paßte, bi Lowise Hawermann, so müßt hei sick, wull hei ihrlich gegen sick handeln, doch ingestahn, dat all sin Leiwsglück doch mutterseelenallein up Marie Möllers henutlep. Ok de Pümpelhäger Heldendahten legen gänzlich in sin Rebeit; hei hadd sei anfangs blot gegen de Hawjungs utäuwt un ok man heimlich, denn wenn Hawermann dat hadd tau weiten kregen, hadd de grote Ruhm, den hei sick mit sinen Handstock an de Jungs ehren Puckel verdeihnt hadd, woll en häßlichen Lack kregen, nu äwer, as allens gaud aflopen was, würd hei drister un wagte sick in 'ne böse Stun'n ok mal an en Pirdknecht, un de verdammte Kirl was so utverschamt, dat hei em gor nich as Respektsperson estimieren würd un em den Puckel all tau Lüttmiddagstid, un tworst an den heiligen Palm-Sünndagmorgen, so mör slog, dat Marie Möllers em den ganzen Sünndagnahmiddag de Schullerbläder käuhlen müßt. Un dat Fitalste bi den ganzen Kram was noch, dat Marie Möllers bi jeden kollen Ümslag, den sei em up den Puckel läd, em ok einen üm sin Gewissen slog, indem dat sei em all ehr Wolldahten vörhöll un em ganz drist un ut den [180] stiwen Arm nah sine endlichen Afsichten un taukünftigen Utsichten frog un em tauversichtlich versäkern ded: sei glöwte an sine Leiw', un sine Utsichten wull sei tru mit em deilen. – Dit was em denn nu sihr eklich, denn hei glöwte sülwst mihr an sinen Apptit tau Schinken un Wust as an sine Leiw', un sin beten Utsichten wull hei leiwerst för sick allein behollen. Hei stamerte denn allerlei taurecht, wat sei nich för vull annemen wull, ok nich kunn; un je käuhler sin Puckel würd, desto käuhler würd ok ehr Verhältnis; hei wull sei up anner Gedanken bringen, sei let sick up nicks in, sei makte em noch ümmer Ümsläg, äwer ümmer unsachter würd ehre Hand. »Triddelfitz«, säd sei endlich, as hei dörchut nich Hals gewen wull, »wat sall ick eigentlich von Sei denken?« Un dorbi stellte sei, de süs achter sinen Rücken handtiert un red't hadd, sick prall vör em hen un set'te de Hän'n in de Ribben un namm em sick tau sinen Schrecken nu von vören vör. – »Mariken«, säd hei bestutzt, »wo so?« – »Wat, wo so? – Sall ick Sei dat noch düdlicher seggen?« rep sei, un ehre Ogen verluren ganz den säuten, zärtlichen Utdruck von vördem, »bün ick 'ne Perßohn, de sick an de Näs' rümmer trecken lett?«, un dorbi gung sei nah achterwarts un smet em den kollen Ümslag in dat Genick, dat dat man so knallen ded. »Auh! Dunnerwetter!« rep hei, »dat deiht jo weih!« – »So? dat deiht Sei weih? Glöwen Sei, dat mi dat nich weih deiht, wenn ick seih, dat en Minsch, de so vel Gauddahten von mi kregen hett, mi bedreigen will?« – »Mariken, ick bidd Sei, wo meinen Sei dat?« – »Wo ick dat mein? So mein ick dat!« – swapp! smet sei em wedder so'n Ding up den Puckel. »Will'n Sei mi seggen, woran ick bün?« – »Gotts ein Dunner! dat brennt jo as dat helle Füer!« – »Dat sall dat ok! Un brennt Sei dat nich in't Gewissen, wenn Sei en arm Mäten mit allerlei Verspreken un Utsichten unner de Ogen gahn un nahsten taurügg trecken willen?« – »Herre Gott doch, Mariken, ick bün doch nu irst nägenteihn Johr olt.« – »Na, un wat denn?« – »Je, un denn möt ick doch irst annerswo deinen un denn –« – »Na, un denn?« – swabb! kamm wedder eins [181] in't Gnick. – »Gotts ein Himmeldunnerwetter, so nemen S' sick doch bi mi in acht!« – »Nemen Sei sick man vör mi in acht! Na, un denn?« – »Je, denn möt ick doch irst 'ne Pachtung hewwen, un dat kann all noch gaud en teihn Johr wohren.« – »Na, un denn?« frog Marie Möllers mit 'ne ganz infamtige Utdrücklichkeit wider. – »Je, un denn«, stamerte Fritz. Triddelfitz endlich in Angst herute, »denn warden Sei mi denn doch tau olt.« – Sin Mariken Möllers stunn irst as angedunnert stiw dor, dat helle Gift schot ehr ut de Ogen, sei bögte dunn sick so vör em äwer, namm den Water-Ümslag, den sei grad in de Hand hadd, un slog em den grad up dat Mul, dat em de Sauß üm de Uhren spritzte: »Tau olt? Du Näs'water! Tau olt, seggst du?« un langte nah de Waschschöttel mit Water, stülpte em de noch taum Äwerfluß äwer den Kopp un lep ut de Dör rute. Un as Fritz nu dor stunn un pruste un snöw, ret sei de Dör wedder up un rep herinne: »Kumm du mi man wedder in de Spiskamer!«

De Leiw' hadd hirmit nu, wenigstens vörlöpig, ehre Endschaft kregen un dormit tauglik ok dat Viktualien-Vergnäugen, un as Fritz Triddelfitz klatschennatt dor stunn un in sinen bedräuwten Nahgedanken dat befunn, dat de ganze Geschicht nich mit sine Ansichten von Leiw' un ok nich mit en einzigstes von sine Romanenbäuker tausamenstimmen ded, säd hei in gerechte Verdreitlichkeit de sülwigen Würd', de hei bi sinen Amtsantritt seggt hadd, as hei in'n November-Regen Weg' betern let: »Dat heww ick mi ganz anners dacht! – Man gaud«, set'te hei hentau, »dat de Oll nich tau Hus is, de hadd süs woll den Lärm hart.«

Hawermann was desen Morgen mit Franzen nah Gürlitz tau Kirchen gahn, un wenn hei süs all ümmer desen Gang in stillen, framen Gedanken antreden ded, so was hüt sin Hart bet baben vull von Dank för unsern Herrgott sine trüge Vadershand, de em un sin Kind so wid führt hadd, denn an desen Palmsünndag-Morgen süll sin Döchting insegent warden. Hei gung still un vör sick hen den drögen Fautstig entlang, denn 't hadd de Nacht en beten röst't, sin Og lag up de [182] smucke Gegend, wo de Snei noch in witten Stripen an de Grabenburten un in den Schatten von de düstern Fichten lagg un wo de gräune Roggensaat in den hellen Sünnenschin all vörweg von Ostern red'te un von Uperstahn predigte. De Schorstein-Rok lagg up de lütten Dörper, un de Sünn drückte em dal, as süll dit Teiken von Minschen-Mäuh un Sorg' de helle Welt nich verdüstern, as wir süs nich Platz naug för all dat fierliche Klingen von de Kirchenglocken, dat von sid un wid äwer Feld un Wald klung. – »Ach, wenn sei doch desen Dag erlewt hadd!« säd de oll Mann lud, as glöwte hei sick allein. – »Wer?« frog Franz en beten zag, as fürcht hei unbescheiden tau sin. – »Mine arme Fru, de Mutter von min leiwes Kind«, säd de olle Mann sacht un kek den jungen Mann mit so'ne fründlichen, uprichtigen Ogen an, as wull'n sei seggen: Les du man ümmer tau in uns un wider nah binnen in't Hart, wi willen di Antwurt gewen, un de mag jo woll lang' naug in di wedderklingen. – »Ja«, säd hei, »mine gaude Fru! Äwer, wat segg ick? Sei süht hüt mihr as ick an ehr Kind, un sei deiht hüt mihr as ickför ehr Kind, un ehre Gedanken sünd höger as de blage Hewen, un ehre Freud' quellt reiner as de goldene Sünn.« – Franz gung still neben em, hei schugte sick, den Inspekter tau stüren; de oll Mann, den hei leiw hadd, kamm em hüt so ihrwürdig vör, sine witten Hor läden sick so rein üm de breide Stirn as de witte Snei up de Ird, von sin frisches Angesicht un ut sine hellen Ogen sprok so'ne Tauversicht, ok von Uperstahn, as ut de junge Roggensaat, un dat allens glänzte in eine Sünn von Leiw', dat de junge Mann sick nah 'ne Wil nich länger hollen kunn, hei fot den Ollen sine Hand: »Hawermann, min leiw' Hawermann, Sei hewwen gewiß vel Truriges erlewt.« – »Nich mihr«, was de Antwurd, »as anner Lüd' ok, äwer naug, üm tidlewens doran tau denken.« – »Willen Sei 't mi nich vertellen? 't is kein Niglichkeit, de mi driwwt.« – »Worüm nich?« Un hei vertellte em sine Geschicht; äwer Pomuchelskoppen sinen Namen näumte hei nich dorbi, un slot sine Vertellung, indem dat hei von sin Kind red'te: »Ja, so as sei [183] einmal min einzigste Trost was, so is sei nu mine einzigste Freud!«

So kemen sei nah den Pasterhus'. De lütte Fru Pasturin was mit de Tid en beten öller un en beten kumpletter worden, un so fix as vördem gung dat mit dat Küseln un Dreihn nu ok nich mihr, un hüt lep sei nu irst recht keinen in den Weg, un ehr Handwarkstüg, de Wischdauk, lagg unbeacht't in sine Eck un langwilte sick up sine eigene Hand as en Mops in'n Dischkasten; denn hüt kamm noch de anstahnde geistliche Fierlichkeit dortau, de ehr dat Herümburren verbeiden ded, denn dortau was sei as Pasterfru denn doch de Negste. Äwer ganz kunn sei't denn doch ehre lütten Bein nich schenken, sei müßt taum wenigsten, wenn ok nich in'n Küsel herüm, doch en beten hirhen un dorhen gradut lopen, denn mal nah ehren Paster, üm em de Böffkens ümtaubinnen un em en Glas Win tau bringen, denn mal nah Lowise, üm ehr de Halskrus' en beten in de Richt tau bringen un ehr en herzlich Wurd tautauflustern; un as nu gor Jung'-Jochen mit Fru Nüßlern un de beiden lütten Druwäppel un Bräsig ankemen, wir sei binah wedder in den Küsel rinne geraden, wenn de Köster nich en Inseihn brukt un taum letzten Mal lüddt hadd. De beiden lütten Druwäppel würden hüt ok insegent, un as de Gesellschaft nu tauh Kirch gung un as Fru Pastern de drei leiwlichen Kinner vörup, Lowise in de Midd, en Koppsdeil höger as ehre beiden lütten Mäumen, den Stig äwer'n Kirchhof gahn sach, säd sei tau Hawermannen, un de runnen Tranen lepen ehr ut de fründlichen Ogen: »Hawermann, unser Kind hat keine goldenen Ketten und Broschen um und an sich, wie das heutzutage törichter Brauch ist; und das schwarzseidene Kleid, lieber Hawermann, ist auch schon dreißig Jahre alt, ich hab's zuletzt auf meinem Kirchgang getragen, und ein glücklich Herz hat einst darin geschlagen, denn in dem Herzen wohnte mein Paster – es ist mir nachher zu eng geworden, denn, sehn Sie, ich wurde schon damals etwas stark, aber es ist so gut wie neu, und daß unten etwas angesetzt ist, ist gar nicht mal zu sehn. Und, Hawermann, [184] das Geld, was Sie mir zum Kleide geschickt haben, habe ich in Luisens Sparbüchse getan; Sie nehmen's doch nicht übel? Ich wollte doch so gerne mein altes Kleid einst wieder in seinem vollen Glücke sehn.« – Un Bräsig treckte Hawermannen vör de Kirchdör an den Rock, un as de sick ümkihrte, säd hei un sach ganz rührsam ut: »Korl, 's is markwürdig, 's is ganz markwürdig mit so 'ner Kunfirmatschon! Süh, as ich die drei kleinen Mätens da so vor mir hingehen sah, fiel mich meine eigene ein, un daß das entfamtige Schafhüten bei meinen seligen Vater damit seine Endschaft kriegte und ich in die Wirtschaft kam. Just so as die drei kleinen Mätens gung ich damals mit zwei Mitkollegen, Korl Brandten un Krischan Guhlen, in die Kirche, bloß daß wir keine schwarzseidenen Kleider anhatten, ne, Krischan hatt en grünen, Korl en braunen un ich en grisen Rock an, un staats daß die kleinen Mätens en Blumenstrutz in der Hand haben, hatten wir en Bitschen was Grünes in de Ärmelaufsläg stechen, un staats daß sie in eine Reih gingen, gingen wir ein achter'n annern as de Gäus' in Gasten. – Ja, 's war just so.«

As de Gemein de Gesäng' sungen hadd, höll Paster Behrens sine Predigt. Hei was vel öller worden in sinen Utseihn, äwer sine Bost was kräftig, sine Gedanken wiren klor, un ut sine Würd' redte en mildes, nahsichtiges Gemäud, un uterdem is dat gewiß, dat dat Öller keinen Stand weniger schaden deiht as den Preisterstand, wenn de Mann, de in em steiht, em rechtschaffen verwacht hett. De Gemein hürt nich blot up sine Würd', sei süht ok up sinen langen trugen, ihrenwirten Lewenslop, un för dat, wat hei seggt, steiht hei vör ehr as en Bispill dor. – So was't denn ok mitdesen Paster.

Nu würd dat Examen losgahn, de jungen Mätens läden ehre Ümslagdäuk af, Lowise slog mit weinenden Ogen den Arm üm ehren Vader un ehre Plegmutter, Fru Nüßlern küßte so leiw un tru ehre beiden lütten Twäschen, Jung'-Jochen wull wat seggen, säd äwer nicks, un de drei Kinner treden ut den Pasterstauhl an den Altor. – »Mich soll doch wundern«, säd Bräsig tau Franzen, de bi em stunn, »was das Kropzeug seine [185] Lex woll weiß; ich glaub', was meine Pät is, Mining, bleibt hacken.« Un dorbi snow hei sick de Näs' un wischte sei sick, staats unnen, baben tüschen de Ogen.

Franz antwurte em nich; för em was allens üm em rümmer unnergahn, hei sach blot ein Gesicht, dat Gesicht kennte hei, äwer em was, as hadd hei 't seindag' nich seihn; hei sach blot eine Gestalt, un dese Gestalt was süs munter herümmer sprungen, äwer nu flog dörch ehr en lisen, wunnersamen, fierlichen Schudder; hei sach blot ein Por Hän'n, un de hadden sick süs fröhlich em entgegen reckt, äwer nu reckten sei sick nah baben, nah en Högern rup, un em was't, as wenn uns' Herrgott sick hadd runne winken laten un stunn nu bi de bäwernde Gestalt un dat einfache swarte Kled, in dat mal en glücklich Hart slagen hadd, un wis'te em en reines Minschenhart un sprok: sorg' du för din, dat dat mit dit tausam stimmt. Em was't, as hadd hei vör lange Tid eine wunderschöne Gegend in hellen Sünnenschin seihn un wir dorin herümmer sprungen un hadd an nicks dorbi dacht as an sin lustig Behagen un wir nu nah 'ne lange Tid wedder kamen un sach de Gegend in stillen Mahnschin, un sei wir em nich einkennig, un äwer Holt un äwer Barg, äwer Strohdack un Kirchturn lagg de dichte Sleuer von den Abenddak, up den de stille Mahnschin sick weigte, dat hei blot desen sach un nich de lustige Gegend von vördem; em was't, as wenn 'ne lise Luft dörch de bäwelsten Telgen von de Böm schudderte un wundersame Würd' tau em red'te; em was't, as wenn sine Seel ut deipen Grund de Hän'n nah baben utreckte üm Erbarmen, as wenn dat deipste Mitled mit sick sülwst äwer em kem, dat sin Hart tau arm wir, üm 't tau verschenken. Un dit deipe Mitled mit sick sülwst, dit heimliche Sehnen nah en beteres Hart, dat as en Mahnschinstrahl, ut Ahnung un Schummerlicht wew't, in uns föllt, näumen wi Minschenkinner »Leiw'«.

Bräsig stunn bi em un flusterte em af un an en por Würd' tau, de Franz nich hürte un de hei, wenn hei s' hürt hadd, för dummes Tüg rekent hadd un woräwer hei sick mäglich [186] argert hewwen würd, un doch hadden den ollen Entspekter sine Würd' ehren Grund in dat sülwige Gefäuhl, wat äwer em sülben kamen was, blot dat dit nich so himmelblag un rosenrod mihr was as sin un dat dat Öller dit en beten gris farwt hadd. – Bräsig stunn Judas-Martern ut, dat sin Pät Mining hacken bliwen kunn, bi jede Antwurd, de Mining richtig gaww, kamm en dicken Süfzer ut den Pasterstauhl achter her, dat Paster Behrens, wenn hei von de nimodsche Ort Preisters west wir, hadd up den Gedanken kamen künnt, hei hadd en utbannigen Sünner in Buß un in Asch bröcht. – »Gott sei Lob un Dank!« säd dese Sünner halwlud', »Mining weiß ihr«, un stödd nah 'ne Wil Franzen an: »Nu kommt's, passen Sie Achtung, nu kommt's«, un stödd Hawermannen up de anner Sid an: »Korl, du sollst sehen, Mining kriegt sie. – Mining kriegt die große Wasser frag'. – Ich hab' sie gewußt, Krischan Guhl konnt sie nich, un ich mußte sie sagen; nu hab' ich sie abersten auch vergessen un weiß bloß den Anfang: ›Wasser tut's freilich nicht, sondern der Geist Gottes‹ ...« Un as Mining de Antwurd, ahn tau hacken, hersäd, bedte de Oll de ganze Waterfrag' nah, un as de Köster grad mit den Kling'büdel kamm, smet hei en harten Daler rinne, as wull hei sick dormit von sine Angst losköpen. Un dreihte sick üm un drückte Fru Nüßlern de Hand un rep binah lud': »Madam Nüßlern, haben Sie woll uns' klein Kropzeug gehört?« un snow so drist an de Näs' rümmer, dat Fru Pastern em in ehren Sinn för de Stürung von de heilige Handlung 'ne gehürige Kapp tausned.

Un wenn nu einer dat Band, wat Bräsigen an lütt Mining anknüppen ded, en beten up Jensid von lütt Mining nahgahn wir, denn hadd hei sin En'n woll an Fru Nüßlern ehren Harten anschört't funnen, wo 't mit en groten Krüzknuppen anbunnen was, de för ümmer hollen süll, un frilich ganz anners un vel ruwweriger utsach as de rosenrode sidene Sleuf, de Franz an Lowise Hawermannen ehr lütt Hart anknüppen wull un de em för dit schöne Hart noch vel tau slicht un tau hart düchte. De Leiw' is allentwegen in de Welt, äwer[187] sei nimmt snurrige Gestalten an, sei flüggt as Engel up Rosenflüchten un krüppt mit en Puckel hin'n un vör up höltern Tuffeln rümmer, sei redt mit »Zungen« as de Apostel an den irsten Pingstdag un sitt dor as en unmünnig Kind, wat de Schaulmeister mit de Fibel up't Mul slagen hett, sei verschenkt Demanten un Kronen, un oll Entspekter Schecker würw üm min Tanten Schäning ehre Hand mit en fetten Kuhnhahn.

As de Insegnung vör sick gahn un an de jungen Christen dat Abendmal utdeilt was, gung Paster Behrens in sinen Bichtstauhl, un an den Pasterstauhl pust'te in sinen blagen Liwrock Zamel Pomuchelskopp vörbi, de hüt ok sinen Gustäwing hadd insegen laten, un gung den Paster nah un ret de Dör tau den Bichtstauhl up un stellte sick dorvör, staats rinne tau gahn – »daß 's doch alle Leut sehn, was er for en Schafskopp is«, säd Bräsig tau Hawermannen – un nödigte den Paster tau'n Lepel vull Rindfleischsupp un en Stück Braden un 'ne Buddel Rodspohn so lud, as wir hei up den Johrmark – »daß 's doch alle Leut hören, was er for ein abgesagter Jesuwiter is«, säd Bräsig –, äwer de Paster bedankte sick un säd, hei wir för hüt tau sihr angrepen un uterdem hadd hei sülwst Besäuk. Pomuchelskopp gung af un smet äwer de linke Schuller en Blick nah den Pasterstauhl un makte ganz uterwählte Anstalten, recht vörnehm uttauseihn, äwer de gungen all in de Kratz, as hei Bräsigen sin venynsches Gesicht tau seihn kreg, denn Bräsig was en tau slichten Christ – as de Fru Pastern seggt hewwen würd, wenn sei 't seihn hadd –, dat hei nich sogor in unsern Herrgott sinen eignen Hus' sine bösen Gedanken ut sin Gesicht herute lüchten let. – Ach, wo würd äwerst sin oll Gesicht ganz anners utseihn, as de lütten Mätens in ehre seligen Tranen nu ok nah em henkemen, üm em ok de Hand tau gewen un den Mund taum Küssen tau beiden, as sei 't bi ehr Öllern un Plegöllern dahn hadden! Wo hoch treckte hei de Ogenbranen in de Höcht un de Stirn in Schrumpeln, dat hei sick en recht väterlichen Anstrich gew! Äwer 't gelung em man bi Lowising un Lining, denn [188] as sin lütt Kind Mining kamm, dunn würd em so snurrig, as wir hei sülwst noch en Kind, un hei föt sei rundting üm un flustert' ehr in de Uhren: »Laß man sin, Mining, laß man sining, ich schenk dich auch was!« Un wil hei nu up en Sturz nich wüßt, wat, un hei grad sinen Snuwdauk tau Hand nemen müßt, säd hei: »Ich schenk dich auch en Dutzend Snuwdäuk – recht bunte«, denn hei wull sin Salt sihr gaud maken.

Jeder von de Gesellschaft hadd nu sinen Glückwunsch anbröcht, un jeder hadd von de roden, frischen Lippen den framen Dank weg küßt, blot twei wiren dorbi tau Schaden kamen, Jung'-Jochen hadd man ümmer en halwen Kuß kregen un Franz gor keinen. Jung'-Jochen was dor natürlich sülwst schuld an, un hei hadd dor recht gaud wat bi dauhn kunnt, denn worüm set'te hei sick so dwatsch in de Eck, dat sin lange linksche Mundsid in de Ecke rinne stunn un de lütten Mätens mit de korte rechteaffunnen warden müßten, wat doch man för halw rekent warden kunn? Un Franz? De dacht nich doran, de was noch nich up de Ird, de was noch in den Himmel, un irst, as allens ut de Kirch gung un hei binnen in de Kirchendör mit Lowise tausamen drop, föll't em in, ehr de Hand tau gewen un wat tau seggen, wat hei buten vör de Kirchendör nich mihr wüßt. – Ja, hei was in Leiw'! Dat schöne Gesicht in deipe Andacht hadd 't em andahn – un för ümmer andahn!

't is mäglich, dat mi hir 'ne sihr frame Fru oder 'ne sihr züchtige Jumfer – ick mein hir nich blot de ollen, ick mein ok de in de bedenklichen Johren – bi min Vertellen en Stein in den Weg smiten ward un mi fröggt: »Wo? Hadd de jung' Minsch sick nich en anner Flag utsäuken kunnt, wenn hei sick mit so'n irdisches Geschäft, as dat Verleiwen is, bemengen wull?« – Un ick würd seggen: »Geehrte Madam un insonders geehrtestes Fräulein, de jung' Minsch was noch so dämlich in so'ne Saken, de Sei so schön genau all ut frühere Erfahrungen kennen, dat hei dat Verleiwen gor nich för en irdisches Geschäft höll. Un wo sall sick äwerall en jungen [189] Minsch denn verleiwen? Blot sommers in Schummern in 'ne Flederlauw' un winters in en Kotteljon up en Ball? Dor führen vele Weg' nah Rom, äwer tau de Hochtid noch gor tau vel mihr, un de sine Brudfohrt antrett, deiht kläuker, hei fängt von de Kirch ut an nich von den Ballsaal ut, hei hett den Trualtor denn dicht in de Neg' un kann rendlich an den Altor treden, twischen Ballsaal äwer un Trualtor, dor liggt 'ne lange, smutzige, stöwige Strat, un männigein möt mit smutzige Schauh un Stäweln in den Ehstand treden. – Nicht wahr, geehrteste Madam? – Und 's is viel sicherer, geehrtes Fräulein!«

Ein einfach Middageten würd in den Pasterhus' tau sick namen, Bräsig was sihr munter un sach ut as Sünnenschin nah den Regen, ok de oll Paster was sihr upgerümt, denn hei wüßt mit Salomonen, dat allens sine Tid hett, »Steine sammeln und Steine zerstreuen«; äwer in den Ganzen klungen de Kirchenglocken noch mit herin, un irst de Koffedisch treckte bi Fru Pastern un Fru Nüßlern dat Mund- und Tungenregister an. De oll Herr Paster namm nah de Anstrengung von den Morgen glik nah Disch en por Ogen vull up sinen Sofa, Hawermann was mit sin Döchting un sin beiden Swester-Kinner en beten in de Luft gahn, dat dat heimliche Upwaken von dat Frühjohr sick as en sachtes, weikes Trostmiddel in de jungen, upgeregten Seelen leggen müggt, un Franz was mitgahn, ok wegen dat heimliche Upwaken von dat Frühjohr, äwer von dat, wat in sine eigene Bost gräunen un bläuhen wull. Jochen Nüßler hadd 'ne Eck funnen, de binah ebenso bequem was as sine Pachteck achter sinen eigenen Aben, Bräsig gung mit korte Beinen un lange Pip in de Stuw' up un dal un stellte sine Fäut ganz unnatürlich utwards, denn sörre de Tid, dat hei sine Pangschon kreg, hadd sine Gangort en ganz annern Swung kregen, un hei wis'te sine nüdlichen Fäut girn breitlings, dat de Lüd' doch segen, wo dat em kein Deuwel tau befehlen hadd un dat hei in sine eigene Schauh stünn un dat dat langjöhrige Klutenpedden em nich den Akkih namen hadd, as hei sick för en öllerhaften [190] Herrn schickt, de von sine Inkünften lewt; Fru Pastern un Fru Nüßlern seten unner de Billergallerie up den Sofa.

»Ja, liebe Nüßlern«, säd de Fru Pastern, »Gott sei Dank! So weit wären wir nun mit den Kindern. Luise ist nun siebenzehntehalb Jahr alt und Ihre beiden noch ein halb Jahr älter; mein Paster sagt's, und ich weiß es auch, sie haben gut was gelernt, und wenn ihnen noch hie und da etwas nachgeholfen wird, so können sie alle Tage als Erzieherinnen ihr Brot verdienen.« – Bräsig blew stahn, treckte de Ogenbranen hoch in En'n un puste 'ne Dampwolk gegen den Sofa ut, vör de sick sogar Jung'-Jochen verfirte. »Ach Gott«, rep Fru Nüßlern ut, »un dat verdanken de ollen Gören blot Sei un den Herrn Paster!« un fot de Fru Pasturin ehre Hand, »leiwer Gott, min Korl-Brauder seggt't, un ick segg't ok, wi känen woll dortau dauhn, dat sei ehr däglich Brod hewwen un dat sei orndlich un rendlich in Kledung gahn un dat sei nich leigen warden un folgen, wenn ehr einer wat heit, kortüm in so'ne Saken, de sick von sülwst so för't Hus hüren; äwer tau dat, wat en Minschen eigentlich taum Minschen makt, dor sünd wi doch nich kumpawel. – Nich wohr, Jochen?« – Achter'n Aben kamm en bistimmenden, behaglichen Ton herute, as kem hei von en ollen trugen Hushund, den de Puckel kratzt ward. – »Hüren Sei, Fru Pastern, Jochen seggt't ok.« – »Ach, ich habe nichts dazu getan«, säd de lütt Fru Pastern, üm den Dank aftauwehren, »das heißt bei Ihren beiden; mit Luise war das allerdings anders, denn da war ich denn doch die Nächste dazu. – Aber – was ich sagen wollte – wir haben noch nie darüber gesprochen, sollen denn vielleicht Ihre Kinder oder eine von den beiden, etwa Mining, Erzieherinnen werden?« – »Wat?« frog Fru Nüßlern un kek de Fru Pastern an, as hadd de ehr vertellt, Mining hadd Utsichten, Pabst tau warden, un as de Fru Pastern ehre Ansicht widlüftiger utenanner setten wull, würden ehre Würd' unner'n fürchterliches Lachen begrawen: »Hah – hah – hah! Schpaß! – Schpaß! – Jung'-Jochen hast's gehört? Was uns' lütt Mining is, soll die Kinder belernen! Hah – hah – hah!« – Dat was [191] Bräsig; äwer hei kamm schön an. Fru Pastern satt dor as 'ne Popp, de up Draht treckt is, ehr rodes Gesicht namm vör Arger en ganz blaglichen Schin an, un unner dat lila Gesicht wackelte de lila Huwenband hen un her: »Wat lachen Sei, Bräsig? Lachen Sei villicht äwer mi? Lachen Sei doräwer, dat ick mein, Mining sall Erzieherin warden? Oh, Herr Inspektor!«, un sei set'te sick noch düller in Positur, »ich bin auch einmal Erzieherin gewesen, und es ist etwas anderes, Kinder zu erziehn, als Hofjungen abzuprügeln.« – »Ja, aber! Nehmen Sie 's nich vör übel, Frau Pasturin. – Hah – hah – hah! – uns' Mining 'ne Schaulmamsell!« – Äwer de Fru Pasturin was in den Strom rinne geraden un swemmte nu, ahn sick an wat tau kihren, up sine Flauten wider: »Und es ist ein großer Unterschied, ob einer was gelernt hat oder ob er nichts gelernt hat, und ein Mensch wie Sie kann keine Erzieherin werden!«

In den Ogenblick, as sei dese Würd' utstött hadd, tred ehr Paster in de Dör, de von Bräsigen sin Lachen upwakt was, un den ollen Mann kamm dat ok so lächerlich vör, dat de Frag' upsmeten was, wat Bräsig Erzieherin warden kunn oder nich; un wil hei kortsichtig was un sine leiwe Fru ehren Zorn nich seihn kunn, lachte hei ok up: »Hah – hah! Bräsig eine Erzieherin!« – Up de Fru Pastern makte de Intritt von ehren Paster en ganz besondern Indruck, ehre See gung verdeuwelt hoch, äwer mit en Mal was't, as wenn Öl äwer de willen Bülgen gaten was; sei kunn sick woll männigmal in sine Gegenwart en lütten füerroden Strämel argern; äwer in den hellen Läuchen von Zorn utbreken: dat stunn nich in ehren Ehkatekism, un so begunn denn in ehren Gemäut en snaksches Spill un lücht'te utehr runnes, uprichtiges Gesicht as ut 'ne Körbsen-Latern herute, tauirst bluckte noch en Mal de helle Flamm von den Zorn in de Höcht un versackte dunn in de düsterrode Glaut von Scham, dat sei as Pasterfru un noch dortau an den hütigen Dag sick so wid vergeten hadd, un de Glaut vergläute in de grise Asch von einen recht verdreitlichen Arger äwer sick sülwst, un as ehr ehre eigenen [192] letzten Würd', dat Bräsig kein Erzieherin warden künn, infelen un sei ehren Paster lachen sach, dunn puste sei sick de Asch ok mit en Ladien von'n Liw', höll sick äwer dat Taschendauk vör't Gesicht, dat de Sak doch nich tau grell utfel.

Fru Nüßlern hadd während dem up Nadeln seten, un as de Paster rinne kamm, was sei upsprungen un säd ganz unglücklich tau em: »Leiwer Gott, Herr Paster, ick bün de unschüllige Ursak tau desen Strid – Bräsig, laten Sei doch Ehr dummes Lachen unnerwegs! – Fru Pasturin meint, min Mining sall 'ne Erzieherin warden – du leiwer Gott, ja! Wenn Sei un de Fru Pasturin dat för gaud inseihn, denn sall sei jo dat ok, Sei hewwen uns jo ümmer taum Gauden raden. Nich wohr, Jochen, sei sall dat?« – Jochen krop achter den Aben herut: »Ja, 't is all so, as dat Ledder is; wenn sei äwer möt, denn möt sei«, un dormit gung hei ut de Stuw', wohrschinlich, üm sick de Sak buten in de Einsamkeit dörch den Kopp gähn tau laten. – »Aber was heißt dies alles!« frog nu de Paster. »Regina, ist dies wirklich dein Ernst?« – Un Fru Nüßlern gung an de lütte Fru Pastern ranne: »Fru Pasturin, dat sall jo ok allens – Bräsig, schämen S' sick wat! – Fru Pasturin, weinen S' nich länger!« un treckte ehr dat Taschendauk von't Gesicht un prallte en Schritt taurügg, as ehr dorachter dat runne Gesicht entgegen lachte. »Wat 's dit?« rep sei ut. – »Ein Mißverständnis, Frau Nachbarin«, lachte de oll Herr. »Kein Mensch hat daran gedacht, aus Mining eine Erzieherin zu machen. Nein! Unsere Kinder sollen nicht die Anzahl der armen, unglücklichen Mädchen vermehren, die, herumgestoßen in der Welt, für alle Mühe und Sorge, die sie dem schwersten Berufe opfern, mit dem kümmerlichen Brot nur Demütigung der Seele und Krankheit des Leibes ernten. Nein, unsere Kinder sollen mit Gottes Hülfe erst frische, gesunde und tüchtige Hausfrauen werden, und wenn sie das geworden, dann mögen sie unserntwegen Erzieherinnen werden – d.h. ihrer eigenen Kinder.« – »Herr Paster, min leiw' Herr Paster«, rep Fru Nüßlern, as wir ehr en Stein von'n Harten namen, »Gott segen Sei för dat Wurd! Uns' Mining [193] sall kein' Erzieherin warden. Jochen – wo büst du, Jochen? – ach, hei 's woll in sine Trurigkeit rute gahn. Ja, Herr Paster, un wirtschaften sälen sei lihren! Sei sälen mal seihn, ick will min woll dortau anhollen.« – »Ja«, rep Bräsig dormang, »un en guten Mund voll Essent müssen sie kochen können.« – »Versteiht sick, Bräsig! Ach, Herr Paster, ick heww jo dat dunnmals mit de Erzieherinnen allens sülwst hatt, un vergangen Woch' was ick mit de nige Fru Amtmannen tausamen – is ok 'ne Erzieherin west – seihn S', dat swekt un swankt un jappt un jankt in den Hus' herümmer un süht so blassing ut as dat Leiden Christi – interessant seggen sei jo dortau ...« – »Die ganze Interessantigkeit is for en Proppen!« rep Bräsig dormang. – »Äwer, seihn S', Fru Pasturin, dat kakt de Eier hart un verbrennt den Braden. Herre Gott, ja, ick segg jo gor nicks dorvon, dat nich einer wat lihren sall, vel lihren, dat hei doch de Zeitungen lesen kann un von den ollen Fritzen un so'ne Lüd' wat weit, un weit, wo de Appelsinen wassen un de Kaneilsbork; äwer, Fru Pasturin, ick segg man, wenn hei't nich weit, kann hei jo täuwen, bet hei mit en Gelihrten tausam kümmt, un kann em jo fragen; äwer, Fru Pasturin, mit en Braden! Täuwen kann ick dor nich mit, denn dat Middag sall up den Disch stahn, un fragen kann ick ok keinen – up den Lan'n, Fru Pasturin! – villicht de dummen Deinstdirns? Na, dat würd en schön Gericht warden!« –»Recht, Frau Nachbarin«, säd de Paster, »vor allem müssen die Mädchen erst die Hauswirtschaft lernen.« – »Dat segg ick, Herr Paster, dat segg ick! Du leiwer Gott, mit dese lütte Amtmannsfru! Dat will girn un dat kann nich! Wat min beiden mit säben Johr all an de Schauhsalen aflopen hadden, dor fröggt sei nah; sei fröggt, wat de Swin all melkt sünd, un wat de lütten Küken all sagen hewwen. – Un, Herr Paster, Lowise sall ok kein Schaulmamsell warden?« – »Nein, mit unserm Willen nicht, und da Hawermann mit uns derselben Meinung ist, so soll sie hier die Wirtschaft führen. Regina wird mir schon ein bischen zu bequem und, nicht wahr?«, un hei set'te sick bi sine Fru up den Sofa un slog [194] den Arm üm ehr, »auch schon zu alt, sie nimmt schon gern junge Hülfe an und würd' es nicht ertragen, sich von ihrer Luise zu trennen.« – »Aber du erst recht nicht, Pastor! Wirklich, ich fühle mich schon vollständig abgesetzt, das geht vom Morgen bis zum Abend: Luise, bring mir dies! und Luise, hol mir das!« – »Nun ja, ich will's nicht streiten, mir würde viel fehlen, wenn das Kind nicht um mich wäre.«

Mit de Wil was nu Hawermann mit de Kinner un Franzen taurügg kamen; sei hadden buten Jung'-Jochen drapen, de in'n Horen dor in sichtbore Upregung rümmer lopen was. Hei was up sin Mining losgahn, hadd sei in den Arm namen un küßt un hadd seggt: »Mining, ick kann dor ok wider nicks bi dauhn«; un as em Hawermann fragt hadd, wat em fehlen ded, hadd hei blot seggt: »Swager, wat möt, dat möt.« Un as dat in den Pasterhus' tau de Afreis' kamm un hei up den Wagen satt, hadd hei dat Gefäuhl, als führte hei mit en Slachtopfer äwer Feld, un as em sine Fru tau Hus dat widlüftig utenanner set't hadd: Mining süll gor kein Erzieherin warden, hadd de ganze Sak doch so'n deipen Indruck up em makt, dat hei sin Mining sörre dese Tid för en unglücklich Mäten hollen un sei deshalb vörtrecken ded. Sei müßt von nu an bi Disch ümmer bi em sitten, un hei läd ehr de besten Stücken up den Teller, as wenn sei alle Dag' ehre Henkersmahltid vertehren ded.

12. Kapitel
Kapittel 12

Fritz Triddelfitz smitt en Haß up dat weibliche Geslecht, hei besinnt sick äwer indessen noch mal wedder un erobert staats en Hart en Growwbotterbrod. Wat hei för en fasten Entsluß in den Saatacker rinne walzt, un mit wat för 'ne Leiw' hei sinen braven Swigervader behandelt. Hei verföllt in Iwersük, makt Gedichte un schriwwt Breiw', worin hei sine leiwe Tanten för'n Draken un Bräsigen för en Rindveih erklärt. Woans em dit bekümmt, un worüm de Fru Pastern sick lang und dünn maken möt, un Bräsig in den Graben föllt.


So was denn nu för't irste de Taukunft von de lütten Mätens bestimmt, so wid äwerall de Minsch in den Stan'n is, einen annern sinen Lewenslop vörtauteiken; äwer dat Schicksal [195] hett en wunderlichen Heiligen taum Päding, un in den ruhigsten un verstännigsten Lewensplan, den olle irnsthaftige, witthorige Lüd' sick utdenken, smitt dat männigmal mit Dummejungs-Streich rinne, an de kein Minsch dacht hett, un dat slimmste bi so'ne Planmakeri is dat, dat meistendeils ümmer dat Allerweiseste am düllsten ut de Richt kümmt, wil de ollen, gauden, witthorigen Lüd' blot mit den witten Kopp reken un för gewöhnlich den swarten, den sei in de Jugend hadd hewwen, nich mit in de Reknung setten. De oll Herr Paster hadd seindag' noch nich irnstlich doran dacht, dat em sin Pleg'kind mal von en jungen Minschen ut de Hand namen warden künn, un de Fru Pastern, de allerdings nah Frugensmod' vel un oft an dit Hauptstück in den Frugenskatekismus dacht hadd, tröst'te sick ümmer dormit, Lowise kennte jo gor keine Mannslüd', wobi sei Franzen wegen sinen Adel eigentlich för keinen jungen Mannsminschen höll un Fritz Triddelfitzen wegen sine dummen Streich' un ehre dristen, mütterlichen Taurechtwisungen noch för en lütten, unbedarwten Jungen. Un grad' von dese Sid her süllen ehr de Ogen upknöpt warden, sei süll gewohr warden, dat en junges, schönes Mäten, un wir sei ok in en Pasterhus' versteken, de jungen Lüd' anlockt as de Blaum de Bottervägel un dat ut de buntgesprenkelte Rup, de ehr so oft taum Verdruß äwer den Weg krapen was, sick nu en wunderschönen, gelen Swalbenswanz rutepuppt hadd, de üm de Blaum in ehren Goren herümmerflog un sick set'te un sick plet'te un ehr ungeheuer vel Spaß makt hewwen würd', wenn de Bottervagel nich grad ehr Swestersähn west wir un wenn de Blaum nich grad Lowise Hawermann heiten hadd.

Fritz was en por Dag' nah de Insegnung nah Gürlitz kamen, un tworst mit en groten un gerechten Haß gegen dat ganze weibliche Geslecht. De Waschschöttel vull Water, de hei äwer den Kopp kregen hadd, un de Utdriwung ut dat Spiskamerparadies hadden en nattkollen, hungrigen Influß up em utäuwt, un wil hei ut sine Romanen wüßt, dat jeder verleiwte junge Minsch, wenn hei mit sine Leiwste so oder so[196] utenanner kamen is, en Recht hett, up all de annern Frugenslüd' en Haß tau smiten, so makte hei von sinen Recht Gebruk. Hei was lang' nich in Gürlitz west, wil hei sin Tanten wegen ehre ewige Hofmeisteri, de sei an em utäuwte, en beten in Straf nemen wull. Na, as hei nu in den Pasterhus' nah lange Tid satt un sinen Haß so recht mit Lepeln in sick fratt un mit Utnahm von den Paster gegen jeden still was, freute sick de lütt Fru Pasturin recht äwer sin gesetztes Wesen un säd buten in de Käk tau Lowisen: »Fritz ist mal verständig geworden. Gott sei Dank, er kommt mit den Jahren zur Vernunft.« Lowise säd nicks, sei lachte äwer, denn wenn sei ok nich de jungen Lüd' grot utstudiert hadd, so kennte sei Fritzen doch as en Wittenslicht. Denn dat müßt einer den ollen Jungen laten, wenn hei sick verstellen wull, denn let em dat as en Esel, de up de Zitter spelt, un wenn hei sick mäuhsam in en Verfaat rinne arbeit't hadd, de em frömd was, as taum Bispill hüt mit den Frugenshaß, denn wohrte dat nich lang, dat em de ganze Up- un Anputz runnesacken ded un hei tauletzt ganz splinterfadennakt as Fritz Triddelfitz wedder taum Vörschin kamm, dat sick en jeder vör em schanieren müßt, vör allen sin liwlich Tanten. Knapp was hei denn nu mit Lowise 'ne lütte Tid tausamen west, dunn smet hei den Frugens-Haß mitsamt de ganze Erinnerung an Marie Möllers, Waschschöttel un Spiskamer äwer Burd un verlöd tau den Ballast von Romanenideen schippslastenwis' »die junge, aufkeimende Liebe zu Luisen« – as hei sine nige Ladung för sick sülwst deklarierte –, un as hei des' nu unner sine Hartens-Luken wegstaut hadd un all de Belämmerungen, de em von sine Jugend wegen noch anhacken künnen, intreckt hadd un hei nu mit sick sülwst, sine Leiw' un sin Schipp klor was, segelte hei los. In de Irst krüzte un lawierte hei herümmer, un sin leiw Tanten stunn an't Äuwer un wüßt nich, wohen hei stüren ded, äwer dat wohrte nich lang', dunn würd sin Kurs strammer, un as hei irst up de hohe See von »seinen Gefühlen« was un de Topsegel uphißte, dunn sach sei denn mit Schrecken, wohen hei dat Stüer richt't hadd un [197] dat ehr leiw Swestersähn nich beter as en räuklosen Seeröwer, Pirat un Korsor was, de up 'ne schändliche Wis' Jagd up de lütte, smucke Brigg maken ded, worin sei all ehre mütterlichen Hoffnungen inschippt hadd.

Sei praiete em en por Mal an, woso? un woans? Äwer de Pirat let sick nich stüren, sei schot en por Mal in ehre Hartens-Angst mit Notsignalen nah ehren Paster räwer, den äwerst schinte de Sak Spaß tau maken; wohrschinlich, wil hei för de lütte, smucke Brigg keine Gefohr sach, hei satt dor un lachte för sick hen, wenn hei denn un wenn ok mal mit den Kopp schüddeln ded. – De lütte Fru Pastern was äwer rein ut Rand un Band äwer dit Bedragen von ehren Swestersähn; »dummer Junge, Eulenspiegel, Hanswurst«, dat was de ganze Inhalt von ehr Sülwstgespräk, un as de Pirat anfung, mit Honnigkaukenredensorten un Bonbonversen up dat lütte Fohrtüg intaubummendieren, dunn stek sei ok in See un enterte sick den Piraten, un as sei em irst in den Kanthaken hadd, segelte sei mit em los, un tworst ut de Dör rute: »Komm mit, mein Söhnchen, komm! Ich hab' dir was zu sagen, Fritz! Und nimm deinen Hut gleich mit!« Un as sei em in de Spiskamer hadd, manövrierte sei em in 'ne Eck herinner, wo hei wegen de Schötteln un Pött sick woll schicken müßt, un grep nah en Growwbrod un sned 'ne tolldicke Sned rund üm't Brod af un puste dorbi de Würd' rute: »Du bist hungrig, Fritzing; hast en leeren Magen, mein Söhnchen, und ein leerer Magen verfällt auf allerlei Undinge – sieh, hier hab' ich dir Butter drauf geschmiert, und hier hast du auch Käse – und nun iß, mein Söhnchen, nun iß auch.« Fritz stunn dor un wüßt gor nich, wo em geschach, hei hadd en Hart gewinnen wullt, un nu hadd hei en Botterbrod; hei wull wat seggen, äwer sin Tanten led't nich: »Ich weiß schon, mein Jünging, was du sagen willst, laß sein, mein Kind! Hier aber – tu mir den Gefallen! – hier ist 'ne Flasche Bier, Hawermann ist hinter unserm Garten und läßt auf dem Pastoracker Erbsen säen, trag' sie ihm hinaus, und nun komm! und grüß ihn vielmal – ich weiß, er trinkt gern von dem Stavenhäger [198] Burmeisterbier.« Un dormit hadd sei em dörch de Käk ut de Achterdör rute lots't, un ihre sei de Dör taumaken ded, rep sei noch dörch de Ritz: »In der nächsten Zeit, Fritzing, wirst du uns nun wohl nicht besuchen können, denn nun kommt die Saatzeit – nein, laß nur sein, mein Jünging, es tut auch nichts –, aber wenn du dann wieder kommst, vielleicht zum Herbst, sieh, dann ist Luise schon siebenzehn Jahr, dann mußt du mit ihr nicht mehr von solchen Kindereien sprechen wie heute, sie wird dann doch schon zu verständig. So, mein Söhnchen, nun iß dein Butterbrod.« Un somit makte sei de Dör tau, un Fritz stunn dor, in de ein Hand dat grote Growwbotting, in de anner de Buddel Bir.

Pfui! Dat was jo doch 'ne ganz entfamte Manier von sin Tanten! Hei was schön bös up ehr un wull in den irsten Ogenblick mit dat Botterbrod in dat Käkenfinster rinne smiten un mit de Birbuddel achter her un swür sick tau, mit keinen Faut seindag' nich wedder dat Pasterhus tau betreden; äwer dat Besinnen is dat Beste bi'n Minschen, un hei gung tauletzt den Gorenstig entlanken, kek ümschichtig sin Botterbrod un sin Birbuddel an un schüll in sick rinner: »Dat weit der Deuwel, ick bün jo gor nich hungrig, un de Oll is jo gor nich up des' Sid von den Fell'n. Weg hett sei mi blot hewwen wullt. Täuw du, dat sall di doch nich gelingen! Ick weit, wenn un wo Lowise spazieren geiht.Mein muß sie werden! Und wenn die Hölle platzt, mein muß sie werden!« Un dormit set'te hei sick up den Gorentun un äwerläd sick sin niges Verhältnis, äwer wo falsch würd hei worden sin, wenn hei wüßt hadd, dat Lowise em in desen Ogenblick von ehre Gebelstuw' seihn hadd! Hei wüßt't äwer nich, un wil em dat Botterbrod mäglich in den Sand follen wir, wenn hei't up den Tun leggt hadd, eet hei't leiwerst up, un as hei dormit farig was, säd hei: »Ich lache über meine Tante! und über Marie Müller erst recht; Luise ist ein Engel! Mein muß sie werden! Meine Verwandten begünstigen unsere Liebe nicht, das ist klar. – Bong! Ohne Kampf wird keine Luise gewonnen; ich will ... ja, was will ich?« Un ihre hei wat anners wull, wull hei doch leiwerst [199] irst de Buddel Bir utdrinken, un dat ded hei, un as hei de utdrunken hadd, gung hei mit frischen Maud äwer den Arwtacker, un mit jeden Fauttritt stampte hei den fasten Entsluß in den losen Saatacker: »Mein muß sie werden!«, un wenn de Saat upgahn wir, denn hadden de ollen Buren ut de Ümgegend woll up den Weg still hollen un hadden tau enanner seggt: »Wo? Dor hett jo woll der Deuwel den ollen Entspekter Hawermann nicks as Distel un Durn mang de Arwten sei't!«

So satt Fritz denn also wedder stark in 'ne nige Leiw', un dat hadd för em ok sin Gaud's, hei würd gor tau taudauhlich gegen den ollen Inspekter, indem dat hei em as sinen taukünftigen Swigervader ansach un estimierte. Hei satt des Abends bi den Ollen un vertellte em kortfarig all sine Utsichten, de hei von Vaders wegen hadd, un frog em üm Rat, wat hei pachten oder köpen süll oder wat hei't för em beter höll, wenn hei sick 'ne smucke Grafschaft in Livland oder Ungarn köpen ded. De oll Mann söchte em irnstlich allerlei so'ne Gedanken, de en beten sihr stark äwer de Böm gungen, ruhig uttaureden; äwer hei müßt sick doch verwunnern, wat dat mit sinen Lihrling för 'ne Ännerung namen hadd; de Bengel hadd süs blot von Riden, Danzen un Jagdgahn redt, un nu redte hei doch all von irnstlichen Dingen, wenn ok man dämlich. Indessen süll hei sick noch ganz anners verwunnern, as Fritz em eines Abends, as Franz en beten nah Gürlitz gahn was, unner vir Ogen anvertrute, dat hei, wenn hei in Meckelnborg blew, vör allen bi 'ne Pachtung oder en Kop up en staatsches Wahnhus un en Park seihn würd – Park säd hei, nich Goren – denn dat wir hei sine taukünftige Fru schüllig, un de süll't gaud hewwen; ok för ehre negsten Angehürigen wull hei sorgen as en Vader, un dorbi kek hei den ollen Inspekter so rührsam an, dat den ganz snurrig tau Maud' würd. – »Triddelfitz«, säd de Oll, »Sei warden doch nich en Has' sin un sick vör de Tid Leiwsgeschichten in den Kopp setten?« – 't künn sin, säd Fritz, 't künn ok nich sin; so vel wir äwer gewiß, sin oll Swigervader süll bi em wahnen, [200] un de ein Flügel von dat Wahnhus süll ganz för em inricht't warden, un wil sin oll Swigerpapa an Bewegung in frische Luft gewennt wir, so süllen för em taum Riden oder Führen ümmer 'n por Pird parat stahn. Un dorbi stunn hei up, gung mit groten Schritten in de Stuw' up un dal un fuchtelte mit de Hän'n dortau, dat Hawermann, de in de Sofaeck satt, ümmer as 'ne Wackelpopp mit den Kopp hen un her dreihn müßt, wenn hei äwer sinen Lihrling sine bedenklichen Anstalten wachten wull. Taum Afschid an desen Abend drückte Fritz den ollen Herrn de Hand, as wir't up Lewen un Starwen, un as Hawermann sick wider noch nicks Slimmes vermauden was, strek em 'ne warme Hand von hinnen äwer de witten Hor, bögte em den Kopp sachten achteräwer, un en heiten Kuß drückte sick up sine Stirn, dat de oll Mann sick ut sine Verwunnerung irst verhalen ded, as Fritz mit groten Schritten ut de Dör rute gähn was.

Fritz was doch en ollen gauden Jung', hei wull in sine Leiw' allens glücklich maken; sine Gesinnung was gaud, äwer sine Besinnung was man swack, un nah Gürlitz tau sine Pastertanten gung hei abslut nich. Hei wüt'te orndtlich gegen sick sülben, un de Weihdag', de hei dörch de Trennung von Lowisen hadd, was en bittersäuten Drunk för em, den hei dagdäglich tau sick namm. Äwer dat hett ok sin Maat, un wenn tau so'ne Quasterjahn-Medizin noch Gall babenin gaten ward, denn sluck sei der Deuwel! Un dat müßt em passieren, em würd noch Gall dortau gaten, un wer ded't? – Franz! – Franz lep dat Frühjohr äwer, wenn hei jichtens Tid hadd, nah Gürlitz, un as de drei unbegewenen Döchter in den Sommer wedder nah Pümpelhagen kemen, kamm Lowise ok dor velmals taum Besäuk, un Franz was denn ok nich wid; hei äwer – uns' arm Fritz – stunn wid af un müßt ut de Firn taukiken, wat man en gadlich Vergnäugen för em was.

Ick will dat dörchut nich seggen, un keiner, de dit Bauk bet hir lesen hett, ward dat seggen willen, dat hei Fritzen för so'n Spitzkopp un Slus'uhr höllt, de sick glik ut allerlei Anteiken [201] wat rute klüwen un klüstern kann; äwer hei müßt doch en apenboren Däs'kopp west sin, wenn hei nich markt hadd, dat dat mit Franzen nich richtig was. Äwer wenn dit ok gor nich de Fall west wir, denn möt en richig verleiwten jungen Minsch sick doch up Iwersük inlaten, denn de hürt tau't Geschäft, un en Minsch, de in Leiw' sitt un hett keinen Gegenbuhler, kümmt mi ümmer so vör as min Nahwer Hamann, wenn hei tau Pird sitt un hett man einen Spurn an. Un hir was dat de Fall, Franz was würklich sin Gegenbuhler, un Fritz traktierte em ok so, un so wohrte dat nich lang', dunn was hei mit Franzen grad so wid as mit Marie Möllers un sin Tanten, hei red'te nich mihr mit em un hadd blot noch Ümgang mit sinen ollen braven taukünftigen Swigervader.

De Minsch kann man en bestimmtes Maat von Qual uthollen, wat tau dull is, is tau dull; 'ne Verlöschung möt sin, un de einzigste Verlöschung, de en Verleiwter kennt, is de Ümgang mit de Leiwste. De müßte nu also von Fritzen sine Sid in't Wark set't warden, un hei gung forsch ran an den Baß; hei lurte allentwegen up Lowise. Jede holle Wid' was för em en Schillerhus, von wo ut hei sine Leiwste bewachte, jede Pümpelhäger Graben was för em en Lopgraben, von wo ut hei sei belagerte, jede Barg was en Kikut, wo hei up't Pikett stunn, un achter jeden Busch lagg hei in Hinnerholt. So kunn dat denn nich utbliwen, dat hei taum Zweck kamm un dat hei Lowise ümmer en Dodenschreck injagte, denn – weit der Deuwel, wat hei dorut hadd – wenn sei an gor nicks dachte oder wenn sei an ... na, wi will'n seggen: an Franzen dachte, denn schot hei mit sin langes Liw as Zieten achter'n Busch rute oder dukte as en Seehund mit den Kopp ut den gräunen Roggen herute oder sprung von babendal ut en Bom ehr vör de Fäut, wo hei as en Luchs up't Reh up de Lur legen hadd. In de Irst verhalte sei sick bald von't Verfiren, wil sei dat för sine gewöhnlichen dummen Streich höll, de sei all von vördem kennen ded; sei lachte nahsten un red'te mit em von glikgültige Saken; äwer sei würd bald gewohr, dat dat [202] mit den ollen Jungen 'ne sonderbore Bewandnis hadd. Hei was in sinen Reden so fierlich, dat Allerglikgültigste sprok hei mit so'ne besondere Betonung, hei rew sick den Kopp, as müßten dor de deipsten Gedanken jung warden, hei läd de Hand up't Hart, wenn sei von't Weder reden ded, as fäuhlte hei dor en Stich, hei schüddelte trurig mit den Kopp, wenn sei em nah Gürlitz inladen ded, un säd: das litte seine Ehre nicht; wenn sei nah ehren Vader frog, gung't em von de Lippen, as wenn en Tappen ut de Tunn treckt is: das wäre ein Engel von Inspektor, das wäre ein alter Greis, wie er nie wieder geboren werden könnte; sein Vater wäre gut, aber dieser Vater wäre der Vater aller Väter; wenn sei nah Frölen Fidelia frog, säd hei: er kümmerte sich nicht um die Weiber, sie wären ihm fast alle gleichgültig, un as sei einmal unglücklicher Wis' nah Franzen frog, schot hei mit Blitzen ut sine Ogen, rep en por Mal Ha!, lachte dunn schrecklich up, grep nah ehre Hand, stek ehr en Poppier dorinne un stört'te sick köpplings in den hogen Roggen, worin hei verswimmen ded. Un as sei dat Poppier upmakte, dunn funn sei de folgende Bescherung:

An Sie
Wenn mit zartem Silberblicke
Luna durch die Wolken zieht
Und trotz nächt'gern Mißgeschicke
Sonnenglut am Himmel glüht,
Wenn die leisen Wogen rauschen
Und der Efeu Bäum' umrankt,
Oh, dann laß uns Blicke tauschen,
Die die Sehnsucht uns verdankt.
Wo du gehst mit frohem Mute,
Geht die schönste Liebe nur,
Mit der Frühlingsblum' am Hute
Folg' ich lauschend deiner Spur;
[203]
Aber ach! Dahingeschwunden
Ist die Liebe, wenn du gehst.
Ach! ein Jüngling hat auch Stunden,
Die du leider! nicht verstehst.
Aber Rache! will ich üben
An dem Feinde, der mich kränkt,
Ich! der dies Gedicht geschrieben
Und der nur an Rache!! denkt

Fritz Triddelfitz.

Pümpelhagen, den 3. Juli 1842.


As Lowise dit Gedicht einmal lesen hadd, verstunn sei't nich, as sei't tweimal lesen hadd, verstunn sei't noch nich, un as sei't dreimal lesen hadd, verstunn sei't irst recht nich; dat heit, sei kunn't abslut nich raden, an wen de unglückliche Dichter sine Räch' utäuwen wull, indessen so dumm was sei ok nich mihr, dat sei dat nich glik herute funnen hadd, mit de »Sie« wir sei sülwst meint.

Nu hadd sei girn dat Ganze för einen von Fritzen sine nahrschen Hansbunkenstreich hollen un wull sick dat inreden, hei hadd mal wedder sinen Nahren Zucker gewen wullt; äwer wenn sei sick sine Anstalten un Reden un sin verännert Bedragen in't Gedächtnis taurügg rep, denn müßt sei sick seggen, allens dit lagg wid von en Spaß af; un so beslot sei denn, sei wull em, wenn sei jichtens künn, ut den Weg' gahn. Un so unschüllig was sei noch, dat sei dit för en grotes Unglück för Fritzen höll un doräwer in ein deipes Mitled mit sine Weihdag' geröd. Dat Mitled is 'ne Brügg, de tau de Leiw' räwerführt, un hir würd ehr nu taum irstenmal dat schöne Äuwer up jensid von de Brügg wis't mit sine Rosenlauwen un Schasminhecken, un dat is för'n jung' Mäten von en Johrener säbenteihn grad so as Kirschen för en Vagel, un wer weit, wat sei nich äwer de Brügg en beten up jensid räwer gähn wir, wenn sei dor nich Fritzen in gele Stulpstäweln un gräunen Jagdsnipel [204] mang de Rosenlauwen up Vössingen hadd rümmer riden un unner de Schasminhecken mit en Botterbrod un 'he Birbuddel in de Hand hadd mit de Beinen bammeln seihn. Sei müßt trotz ehr Mitled lachen un blew up dissid von de Brügg un wull sick Fritzen leiwer von firn anseihn, denn Vössing kunn sick wedder in de Pütt leggen, un Fritz kunn ehr mit dat Botting insmeren. De dummsten Jungs känen en jung' Mäten von säbenteihn Johren an de Näs' rümmer ledden, un Kirls, de staats en Hart en Povist unner de West dragen, känen so'n junges Hart gewinnen, blot de armen Schelms, de en beten von 'ne Nahrenjack anhewwen, kamen nich taum Zweck, denn nicks stürt de junge Leiw' düller as't Lachen.

Also taum Sluß müßte sei bi dat Gedicht doch lachen, un as sei dit mit rechte helle Kehl farig kregen hadd, schröck sei ogenschinlich tausam, denn ehr was dat so west, as hadd 'ne weike Hand ehre Hand drückt un en Por fründliche Ogen hadden deip in ehre rinne seihn, un dorbi kamm ehr Franz in den Sinn, wohrschinlich, wil sei em ut de Firn ankamen sach. Sei ret dat Rachegedicht in lute lütte Finzel, un as Franz an sei ranne kamm un sei grüßte, würd sei rod; un as sei markte, dat sei rod worden was, argerte sei sick sülwst un würd noch roder, un as Franz mit ehr bescheiden von ganz glikgültige Ding'n reden ded, würd sei verlegen, gaww verquere Antwurten un streute in Gedanken de Finzel von Fritzen sin Rachegelöbnis in de Luft.

»Weit de Himmel«, säd Franz tau sick, as hei sei en En'nlang begleit't hadd un nu taurügg gung, »wat ehr hüt woll is! Sei is jo ganz anners as süs. Bün ick doran schuld? Hett sei Verdreitlichkeiten hatt? Wat was dat för en Poppier, wovon sei de Stücken in den Wind streute?« – Mit so'n Gedanken kamm hei an dat Flag, wo hei sei drapen hadd, un – süh! Dor legen noch weck von de Poppierfinzel, un ahn em uptauböhren, las hei up den einen » ... an Rache!! denkt Fritz Triddelfitz«, denn Fritz hadd achter »denkt« dat Punktum vergeten. Dit makte em doch niglich, denn hei kennte jo [205] Fritzen sine Hand; hei söchte wider, funn äwer man noch en por Flicken, un as hei sei noterwis' tausam paßt hadd, kamm wider nicks rute as: »umrankt, ... laß uns Blicke tauschen ... Sehnsucht uns verdankt ... Mit der Frühlings ... Folg' ich lauschend deiner Spur ... Dahingeschwunden ... Liebe, wenn du gehst ... Ach! ein Jüngling ... Rache! will ich üben ... Feinde ... an Rache!! denkt Fritz Triddelfitz«; dat anner hadd de Wind verweiht.

Hir was nu nich vel ut tau nemen; dat einzigste, wat hei nah langen Simmelieren glöwte mit Bestimmtheit rute kregen tau hewwen, was, dat Fritz Triddelfitz in Leiw' tau Lowisen wir, dat hei ehr upluren ded un Rache!! an ehr utäuwen wull. De Sak was lächerlich, indessen was Fritz en Minsch, de so vull dürige Streich satt as de Esel vull grise Hor; hei kunn mägliche Wis' wat Verrücktes anstellen un kunn Lowise in Verdreitlichkeiten bringen; also beslot hei, hübsch uptaupassen un Fritzen, wenn hei nah Gürlitz tau gung, nich ut de Ogen tau laten.

Bi Fritzen was dat Is nu braken, hei hadd red't, hei hadd dat Sinige dahn; nu was de Reih an Lowisen, nu müßt sei reden, wenn äwerall wat ut de Sak warden süll. Hei lurte un lurte, dor kamm nicks. »Dat ist doch recht verdreitlich«, säd hei tau sick, »äwer sei is in so'n Saken woll noch nich bewandt, un dat is sowid mi ganz recht; ick möt ehr woll de Weg' wisen.« Hei set'te sick also hen un schrew' en Breiw mit verstellte Handschrift.


Upschrift: An die Bewußte.


Äwerschrift: Holder Traum meiner Gedanken!


Dieser Brief ist stumm, er sagt nur das Notwendige und wird auf dem dritten Rosenstock in der zweiten Reihe zu finden sein; mündlich ein Mehreres. Vorläufig dies: Wenn an der Gartentür ein Kreuz mit weißer Kreide geschrieben ist, dann liegt der Inhalt meines Herzens unter dem Topf des dritten Rosenstockes in der zweiten Reihe. Taschentücherwehen von [206] Gürlitzer Seite bedeutet Anwesenheit und Wunsch der Sehnsucht; mein Zeichen hingegen ist ein dreimaliger Pfiff auf der Krücke meines Handstockes. (Unser Schäfer hat es mich gelehrt, die Liebe lernt alles.) Randewuh: der große Wassergraben rechts von der Brücke.

Auf ewig!! Der Bewußte.


P.S. Die Liebe wird entschuldigen, daß ich dies in Hemdärmeln geschrieben habe, es ist eine hahnebüchene Hitze. –


Dese Breiw kamm in unrechte Hän'n, de lütte Fru Pasturin was't, de em funn, as sei de Blaumen begeiten wull, indem dat Lowise, de nu in de Wirtschaft düchtig mit heran müßt, just bi't Stickelbeeren-Inmaken was. Sei makte sick gor kein Gewissen dorut, den Breiw uptaubreken un tau lesen, un as sei sick mit em bekannt makt hadd, hadd sei gor keinen Twifel, dat de Breiw an Lowise wir un von Fritzen, ehren leiwen Swestersähn, kem.

An Lowise kunn sei von ehren Fund nicks nich seggen, denn hadd sei jo Fritzen in de Hän'n arbeit't; sei spelte indessen einmal en beten mit allerlei Redensorten up en verrückten Breiwwessel an, blot um tau weiten, wat Lowise woll all vördem so'ne Episteln funnen hadd; 't was äwerst vergews, dat lütte Dirning markte de Anspelung gor nich, un dorüm beslot sei nu ok, ehren Paster nicks tau seggen, denn wat süll de sick ok noch argern? un denn – dat ick't man segg – was ehr dat hellschen entgegen, intaugestahn, dat ehr eigen Fleisch un Blaud – denn dortau müßt sei Fritzen doch leider reken – so'ne verleiwte Stückschen begüng. Äwer mit den sei girn en Wurd red't hadd, dat was Fritz sülben, un de let sick nich seihn.

Sei gung en por Dag' in allerlei Bedenken herüm un namm Lowisen dat Blaumenbegeiten ein för allemal af, dat sei nich Müs' markte, un 't was sihr recht von ehr, dat sei 't ded, denn 't wohrte nich lang', dunn funn sei richtig en halwdörchgeweikten Breiw unner den drüdden Rosenstock in de tweite Reih. Dese red'te all düdlicher:


[207] Upschrift: An die Einzige, mir allein Bewußte.


Äwerschrift: Seele meines Daseins!!


Tücke umgarnt uns; ich weiß, daß der Feind mich beobachtet. Feiger Spion, ich belache dich! Habe keine Furcht, Geliebte, ich befreie uns. Eine kühne Tat wird unsere Liebe in Aufschwung bringen. Morgen nachmittag um 2 Uhr, wenn der Drache schläft, der meinen Schatz bewacht, erwarte ich das Zeichen mit dem Taschentuch, ich bin dann bei den Miststreuern auf der Brache hinter dem Wassergraben, ein dreimaliger Pfiff auf dem Krückstock wird dich locken. Und wenn auch die Hölle platzt – ich hab's geschworen – immer der

Deinige.


As de Fru Pasturin dit lesen hadd, was sei rein ut den Huschen. »Dieser ...! Dieser ...! – Oh, du heilloser Bengel! ›Drache schläft‹! – damit meint der Schlingel mich! Aber warte! ich werde dich locken, und wenn die Hölle auch nicht platzt, dir soll doch etwas an die Ohren platzen, hab ich dich nur erst!«

Den annern Dag vör Klock twei stunn de Fru Pasturin von ehren Sofa up un gung in den Goren. De Stuwendör hadd knarrt, un ehr Paster hadd de Hoffdör klinken hürt, hei stunn also up un kek ut dat Finster, wat sine leiwe Fru tau dese ungewennte Stun'n in den Achtergoren tau dauhn hadd, denn ehre Drusseltid was süs bet Klock drei. Hei sach sei achter'n Busch stahn, un dor stunn sei un weihte ümmer fürt mit den Taschendauk in de Luft. – »Sei winkt Hawermann villicht«, säd hei un läd sick wedder dal. Sei hadd äwer ehren Swestersähn blot en fründschaftlich Teiken gewen wullt, dat sei em en beten neger an de Uhren kamen künn. Äwer hei kamm nich, un keine drei Pfiffen let.en sick hüren. – Hellsehen verdreitlich gung sei in ehre Stuw' taurügg, un as dat Koffetid was un ehr Paster sei frog, wat sei in'n Goren tau winken hadd, dunn kamm sei so in Verlegenheit, dat ick leider ingestahn möt, sei log, trotz dat sei 'ne Pasterfru was, un säd, [208] ehr wir so beklummen west, sei hadd sick blot en beten frische Luft tauweiht. –

Den drüdden Dag funn sei wedder en Breiw:


Upschrift: An die Meinige, mir vom Schicksal Bestimmte.


Äwerschrift: Sonne meines dunkeln Innern!!


Kennst du Höllenqualen? Ich habe sie ausgehalten vorgestern nachmittag um 2 Uhr beim Miststreuen. Die Luft war rein, der Feind war beim Kleeheu, und dein Taschentuch flatterte wie eine von meinen vorigen Tümmlertauben in den balsamierten Lüften; grade war ich in Anschlag, unsere verabredeten drei Pfiffe erklingen zu lassen, als das alte Rindvieh von Bräsig bei mir zu stehen kam und mich eine Klockenstunde lang von dem Miste unterhielt. Als er weg war, stürzte ich in den Wassergraben; aber Essig! Da hatte eine Eule gesessen; dir war wohl die Zeit lang geworden, und du warst fort. – Aber nun höre! Heute abend punkt Klock Schlag halb neun Uhr, wenn ich meine saure Milch gegessen habe, bin ich auf der bewußten Randewuhstelle; heut ist Sonnabend, der Paster macht seine Predigt und der Drache scheuert; die Gelegenheit ist günstig und der Hollunderstrauch verbirgt uns dort (Schiller!). Warte nur, balde ruhest du auch (Goethe) in den Armen deines Anbeters, der alles, was ihm teuer ist, verkaufen könnte, um dir was dafür zu kaufen, was dir teuer ist.


O Wiedersehn, o Wiedersehn!
Bis dahin will ich schlafen gehn,
Will all mein Sehnen, all mein Denken
In der Lethe stillen Strom versenken,
Und seh' ich mein Liebchen dann wieder
Und reißen die Fluten mich nicht nieder,
Dann sage ich, Liebchen, ich geh',
Ich weiß, daß ich morgen dich wieder seh'!

[209] (Der Anfang ist von mir selber, das Mittelste von Schillern und das Ende von einem gewissen Anonymus, der auch viel geschrieben hat, was aber von mir zu Paß gemacht ist.)


Mit Qualen der Sehnsucht

der Deinige.


»Nein!« rep de lütte Fru Pastern ut, as sei dit Makwark lesen hadd, »dies geht mir denn doch über Kreid' und Rotstein! Ja, meine liebe Schwester, du hast dir eine schöne Pflanze aufgezogen, und sie trägt ja auch schon recht niedliche Früchte. Aber da müssen denn doch andere Leute zutreten, und ich meine, ich bin als Tante denn doch die Nächste dazu. – Und das will ich!« rep sei lud un trampste mit den Faut up, »und ich will mal sehn, wer mich daran hindern will!« –

»Ich vor meine Perßohn nich, Frau Pastern«, säd Bräsig, de unverseihns achter't Immenschur herute kamm.

»Haben Sie vielleicht gehorcht, Bräsig?« frog de Fru Pastern noch sihr argerlich. – »Horken?« frog Bräsig. »Ich horche nie nich, ich halte bloß meine Ohren offen, un denn hör ich was, und halte meine Augen offen, und denn seh ich was. Zum Exempel nu seh ich, daß Sie hellschen in der Ravage sind.« – »Ja, aber ein Engel könnte bei solcher Geschichte wild werden.« – »Na, Frau Pastern, die Engels mit ihre Flüchten werden so schon wild genug sein, die brauchen wir nicht hierher zu inkommandieren, wenn wir was Wildes sehen wollen, denn ich glaub', hier dicht bei in Pümpelhagen is der Deuwel los.« – »Mein Gott, hat Fritz vielleicht wieder ...?« – »Nein, das sag' ich nicht«, säd Bräsig, »ich weiß auch nicht, was das ist; aber sein tun tut da etwas.« – »Wieso denn?« – »Frau Pastern, Hawermann is ärgerlich, un denn kann sich einer drauf verlassen, daß ein unangenehmes Verhältnis in der Luft ist. Sehn Sie, vor en Tagener acht komm ich nach Pümpelhagen, indem daß er viel mit Heu un auch Rappmähen zu tun hatte, un sag': ›Gun Morrn‹, sag' ich. – ›Gun Morrn‹, sagt er. – ›Korl‹, sag' ich un will was sagen, da sagt er: ›Hast[210] du meinen Triddelfitz nich gesehen‹ – ›Ja‹, sag' ich. – ›Wo?‹ fragt er. – ›In den großen Wassergraben sitzt er‹, sag' ich. – ›Hast denn den jungen Herrn von Rambow nicht gesehen?‹ fragt er. – ›Der sitzt in den negsten Graben ganz dichting bei‹, sag' ich. – ›Was tun sie da?‹ fragt er. – ›Sie spielen da‹, sag' ich. – ›Du bist woll nich bei Troste‹, sagt er, ›in dieser hilden Zeit un denn spielen?‹ – ›Ja, Korl‹, sag' ich, ›und ich hab' auch mitgespielt.‹ – ›Was habt ihr denn gespielt?‹ fragt er. – Kik! haben wir gespielt, Korl. Süh! Was dein Windhund is, der kuckte über die Grabenburt ümmer nah Gürlitz zu, und was dein Eddelmann is, der kuckte wieder nach den Windhund, und ich kuckte aus der Mergelkuhl an dem Scharnberg wieder nach die beiden, und wenn einer 'ne Wendung machte, dann dukerten wir uns, und so saßen wir un kuckten und dukerten uns ümschichtig, bis mich die Sache langweilig wurde und ich auf den Eddelmann losgung: ›Gun Tag‹, sag ich. – ›Gun Tag‹, sagt er. – ›Um Vergebung‹, sag' ich, ›was haben Sie hier for ein ökonomisches Geschäft?‹ – ›Ich‹, sagt er un stamert, ›ich wollt mir nur mal unsre Erbsen ansehn, was sie gut angesetzt haben.‹ – ›Hm!‹ sag' ich, ›so?‹ sag' ich, ›na!‹ sag' ich – ›gun Tag‹, sag' ich un geh auf den Windhund zu. Sie nehmen's nich übel, Frau Pastern, so nenne ich ümmer Ihren Herrn Newöh.« – Ne, gor nich, säd Fru Pastern dormang, sei nennte em noch ganz anners. – »›Gun Tag!‹ sag' ich also, ›was betreiben Sie denn hier for Geschäften?‹ – ›O nichts nich‹, sagte er un gung ab as en schulschen Hund, ›ich besah mich man unsere Erbsen.‹ – ›Korl‹, sagt ich zu Hawermannen, ›wenn deine Erbsen von't Ansehen Pfähle ansetzen, denn aust't du 's zwanzigste Korn.‹ – ›Das weiß der Kuckuck‹, sagt er hellschen verdrießlich, ›alle beiden machen nichts als Dummheiten; den jungen Herrn kenn ich diesen Sommer gar nicht wieder; er geht as in en Drom herum, vergißt mir allens und ist nicht mehr auf den Fleck, und der andere dumme Bengel is leger as leg.‹ Sie nehmen's Hawermannen nich übel, Frau Pastern, daß er ›dummer Bengel‹ zu Ihren Herrn Newöh sagte.« – Ih bewohre, säd Fru [211] Pastern, dat wir hei mit Recht. – »Sehn Sie, das was nu vor ein Tagener acht, nu geh ich aber gestern morgen mit der Angelrute bei Dau un Dag' aus dem Haus' un will doch mal sehn, was der Bars nich beißt; was seh ich? Ihren Herrn Newöh, den Windhund; geht stantepeh hier in den Goren hinein un kommt nach 'ner Weile wieder raus, un achter den her schleicht sich der Eddelmann ümmer mang die Dornbüscher un Grabens entlang, as wenn er en Voß belauert, un as der an meiner Beobachtungsstelle vorüber war, da kommt mein guter Korl Hawermann übern Berg rüber, und das wieder achter diesen her, und als der an mein Flag vorbei war, da gung ich auch achter her, un so gungen wir in'n großen Bogen, in en großen Spatium auseinander, ganz ums Dorf herum, indem daß ein jeder bloß die sah, die vor ihm waren, was vör mir hellschen lustig war. Morgen geht's wieder los, un wenn Sie, Frau Pasturin, an so was Plesier finden, oder der Herr Paster, denn können Sie ja wieder achter mir her gehen; denn Hawermann sagt, er will die Sache partuh auf den Grund kommen, indem daß er nu schon dreimal achter hergelaufen is.« – »Ick dank velmal för dat Vergnäugen«, säd Fru Pastern, »ick heww all Vergnäugen naug von des' Geschicht hatt. – Känen Sei en Geheimnis bi sick behollen, Bräsig?« – »As en Säw, wo en Lock in is.« – »Ne, laten S' dat Spaßen sin. Känen Sei swigen?« – »Ausverschamten«, säd Bräsig, un dorbi slog hei sick mit de Hand up sin Mundgeschirr, dat, wenn't en anner dahn hadd, hei em schön unner de Ogen gähn sin würd. – »Na, denn hüren S'«, säd de Fru Pasturin un vertellte em, wat sei wüßt. – »Wo, das is ja ein rechter dummer Bengel, Ihr Herr Newöh!« rep Bräsig, un Fru Pasturin les' em nu de Breiw' vör. – »Ne, Frau Pasturin, wo kriegt dieser dumme Bengel so 'ne Redensorten her; ja, er is dumm, abersten seine Schriften sünd gor nich so dumm, das hat ordentlich as so'n Turnus.« Un as de Fru Pasturin nu von den Drachen les', lachte Bräsig hell up: »Frau Pastern, da meint er Ihnen mit.« – »Dat weit ick«, säd sei verdreitlich, »äwer hir dat Rindveih in den drüdden [212] Breiw, dat sünd Sei, un wi hewwen uns nu wider nicks vörtauhollen. Nun ist bloß die Sache diese, Bräsig, ich muß den Schlingel vor mir haben, daß ich ihm mal ordentlich den Kopf waschen kann.« – »Richtig. Und nichts leichter as dies. Sehn Sie, wir beiden, Sie und ich, legen uns hir achter den Goren üm Klock achten; Klock halwig negen nehmen wir Lowise un setzen sie in den Wassergraben, und Sie sollen sehen, er kommt as de Bor nah'n Honnig, un wenn er nu da anfangen will zu lecken, denn brechen wir beide los un greifen ihn.« – »Ach, Sie sind nicht recht gescheut, Bräsig. Wenn ich die Sache an die große Glocke binden will, denn brauche ich Sie nicht. Es wäre ja das größte Unglück, wenn Luise etwas davon erführe; auch Hawermann, selbst nicht einmal mein Paster darf etwas davon erfahren.« – »Hm, hm!« säd Bräsig, »denn ... denn ... Halt! Nu weiß ich's: denn müssen Sie, Frau Pasturin, sich hellschen dünn machen un müssen Lowise ihr Zeug anziehn un müssen auf Randewuh gehn, und wenn er denn kommt und setzt sich bei Sie nieder und will Ihnen karessieren, denn kriegen Sie ihn furtsen bei die Gördel, so, mit diesen Griff, bis ich ran komm«; un dorbi hadd hei an de lütte Fru Pasturin binah Hand anleggt. – »Sie sind unklug, Bräsig.« – »Je, das sagen Sie, Frau Pasturin; abersten wenn er seine Liebste nicht in den Graben sitzen sieht, geht er nicht hinein, un wenn wir ihn nicht mit 'ner Überrumpelung fassen, dann können wir ihm nachflöten, denn er is ein hellisch langschinkiger, dünnriwwiger Hund, und wir können vergews achter ihm her pusten mit unsere kurzen Beine und unserer Komplettigkeit.« – Dat was frilich wohr; äwer ne! Sei süll tau'n Randewuh gahn? Bräsig was jo woll ganz dull, un wo süll sei Lowise ehr Tüg hentrecken? Äwer Bräsig let nich locker, hei stellte ehr dat vör, dat sei jo man blot 'ne Tausamenkunft mit ehren eigenen Herrn Newöh hadd un dat sei, wenn sei sick up de Grabenburt setten ded, jo blot Lowisen ehren Dauk un italjenschen Strohhaut antauleggen brukte; »aber in'n Sitzen müssen Sie den Randewuh abhalten, denn wenn Sie stehen, denn sieht er gleich, daß Sie en Fuß [213] kleiner sünd as Lowise und daß Sie in der Dickde en Fuß Rundholz mehr haben.« – Endlich – endlich let de Fru Pastern sick dortau bereden, un as sei gegen Klock achten mit Lowisen ehren Haut un Dauk ut de Achterdör gung, säd Paster Behrens, de in deipen Gedanken an sine Predigt an't Finster stunn: »Mein Gott, was will Regina mit Luisens Hut und Tuch? Und da kommt ja wohl auch Bräsig aus der Laube hervor. Nun, er wird wohl hereinkommen, wenn er von mir etwas will; – aber sonderbar ist's doch!«

Fru Pastern gung ganz parat tau allen Mäglichen mit Bräsigen den Gorenstig entlang, makte de Gorenpurt up, un as sei nu allein ut de Purt tred, indem dat Bräsig binnen in den Goren blew un sick as 'ne grote Pogg achter den Tun in de Huk set'te, würd ehr taum irstenmal bedenklich tau Sinn. »Bräsig«, säd sei, »kamen S' wider mit nah den Graben, wi sitten tau wid utenanner, denn wenn ick em fat't heww, denn möten Sei ganz dicht tau Hand sin.« – »Meinswegens«, säd Bräsig un gung achter Fru Pastern her bet nah den Graben.

So 'ne Ort Grabens, as de Watergraben was, ward nu bald nahrens mihr tau finnen sin, indem dat sei all dörch de Dräns unnödig warden; äwer jeder Landmann kennt sei noch von vördem, wo sei dörch en Äuwer dörcharbeit't wiren, sößteihn, ja twintig Faut breit in de Burd, von unnen ganz small, linksch un rechtsch hir un dor mit Durnrämels bewussen, binah ümmer drög, blot frühjohrs un harwsts mit en annerthalwen Faut hoch Water; äwer männigmal ok sommers nah en ordentlichen Gewitterregen. Dit was nu hüt de Fall. – »Bräsig«, säd de lütt Fru Pasturin, »leggen S' sick hir achter den Durnbusch, dicht bi mi, dat Sei mi glik tau Hülp kamen känen.« – »Worum das nicht? Meinswegens«, säd Bräsig. »Aber Frau Pasturin, Sie müssen sich en Stichwort ausdenken, auf welchem ich losbrechen soll.« – »Je so! Ja, dat's nödig – äwer wat? – Täuwen S'! Wenn ick raup: ›Philister über dir‹, denn springen Sei up em los.« – »Schön, Frau Pasturin!«

»Gott im Himmel!« säd sei tau sick sülwst, »ich komme mir [214] wirklich wie eine Delila vor. Des Abends um halb neun zum Rendezvous bestellt! In meinen Jahren! Ach, was ich als junges Mädchen verabscheut haben würde, das muß ich nun in meinen alten Tagen tun! – Bräsig! Schnuben S' doch nich so schauderhaften, dat kann einer jo en Virtelwegs hüren. – Und das alles um den Jungen, um den sakrementschen Jungen! Lieber Gott, wenn dies mein Pastor wüßte! – Bräsig, wat lachen Sei! Dat dumme Lachen verbidd ick mi!« – »Ich lach' ja nicht, Frau Pasturin.« – »Ja, Sie lachen; ich hab' Sie deutlich lachen gehört.« – »Ich habe bloß aus Langeweil gehujahnt, Frau Pasturin.« – »Und bei solcher Geschichte können Sie jähnen? Ich fliege an Händen und Füßen. Oh, du heilloser Schlingel! Was hast du aus mir gemacht! Und ich kann's doch keinem andern sagen, ich muß es selbst ausfechten. Bräsigen hat mir Gott geschickt.« – Mit einmal rep Bräsig – und dat süll flüstert sin, äwer 't hürt sick an, as wenn ut de Firn de Snartendart röppt –: »Frau Pasturin, recken Sie sich so lang aus as Lewerenzen sin Kind, und machen Sie sich ganz dünn im Leibe, un nehmen Sie 'ne liebliche verschämte Miene an, denn da kommt er über den Berg, ich seh ihn gegen den Abendhewen.« – Un in de lütte Fru Pastern puckerte dat Hart, un de Grimm steg in ehr up gegen den Jungen, un de Schimp äwer ehre Lag' äwergot sei gläugnig heit, un nu wir sei säker weglopen, wenn Bräsig nich wedder lacht hadd, un dat verdrot ehr, un sei wull doch wisen, dat sei de Sak irnst nem.

Ditmal hadd Bräsig nu äwer würklich lacht, denn achter de irste swarte Gestalt, de äwer den Barg kamm, kamm 'ne tweite, un achter de wedder 'ne drüdde, un hei gnuckerte achter sinen Durnbusch heimlich vör sick hen: »So! Nu 's Korl Hawermann auch da, nu 's de ganze Pümpelhäger Entspekschon in die Beine un wollen sich mäglicher Wis' mal ansehen, woans die Erbsen des Abends in'n Düstern lassen. Na, dies wird aber 'ne Kemedi!« – Fru Pastern sach de annern nich, sei sach blot ehren leiwen Swestersähn, de driwens up ehr tau kamm. Nu lep hei äwer de Brügg, nu lep [215] hei de Grabenburd entlang, nu sprung hei en por Faut runne un fot sine leiwe Tanten rundting üm: »Geliebter Engel!« – »Warte, du Bengel!« rep sei em taurügg, un mit den Griff, den ehr Bräsig lihrt hadd, kreg sei em, wenn ok nich an de Gördel, doch baben in den Rockkragen, un rep mit helle Stimm: »Philister über dir!«, un de Bräsig-Philister rappelte sick tau Höcht – Gotts ein Dunner, sin Faut was inslapen! – äwer dat hülp nich! Hei lumpte up den einen Bein de Burd entlang un will nu up Fritzen, de halwe Grabenburd runne, losspringen, ded 't ok; äwer de ein Bein säd vör de hunnertachtzig Pund, de hei in'n Swung dragen süll, Kasten; Bräsig föll rügglings in en Durnbusch, äwerslog sick un schot as en Klumpen Unglück in de annerthalben Faut Grabenwater. Dor satt hei nu vörlöpig ganz stiw und starr, as wir hei noch in sine Waterkunst un nem en Sitzbad. Ok Fritz stunn stiw und starr, ok em was so tau Maud', as nem hei en Bad, dat was äwer 'n Sturzbad, un hei stunn schön unner den Strahl von sine leiwe Tanten ehre kräftigen Redensorten, de up em los brus'ten un sus'ten, un ümmer mit de Würd sloten. »Nun hat dich aber der Drache, mein Sohn! Nun hat dich aber der Drache!« – »Un nu kommt das Rindvieh!« bröllte Bräsig, de sick nahgradens uprappelt hadd un ok up em losfohrte. Äwer ok Fritz was tau Besinnung kamen, ret sick von sin Tanten los un wir woll schappiert, wenn em nich dwaslings äwer den Graben en nigen Find in de Möt kamen wir. Dat was Franz, un't wohrte nich lang', dunn was Hawermann ok dor, un as Fru Pastern sick von desen Schreck knapp verhalt hadd, dunn stunn ehr Paster ok vör ehr und frog: »Um Gottes willen, Regina, was ist dies? Was heißt dies?« – De lütte Fru Pasturin was all, äwer Bräsig was noch lang' nich all, obschon dat let, as wenn hei unnenwarts in luter fleitend Water verwandelt was un flöt nu so sine allmählige gänzliche Uplösung entgegen. »Entfamter Windhund!« rep hei und gaww Fritzen en por Püff unner de korten Ribben, »um derentwillen muß ich mich den verfluchten Podagra wieder holen? Aber nu sollen doch alle zu wissen kriegen, was du for ein verdammter [216] Jesuwiter bist. Hawermann, er ...« – »Um Gottes willen!« rep de Fru Pasturin, de sick bi dit antreckende Unweder rasch wedder verhalen ded, un sprung dortwischen, »höre keiner auf Bräsigen! Hawermann, Herr von Rambow, ich bitte Sie! gehn Sie ruhig nach Hause, die Geschichte ist zu Ende, sie ist rein zu Ende, und was noch nicht zu Ende ist, das bringt mein Pastor zu Ende, es ist 'ne Familiengeschichte, 'ne bloße Familiengeschichte. Nicht wahr, Fritz, mein Söhnchen? Es ist 'ne Familiengeschichte, die eigentlich nur uns beide etwas angeht. Aber nun komm, mein Sohn! Wir wollen's meinem Paster doch erzählen. Adieu, Herr von Rambow! Adieu, Hawermann! Fritz kommt Ihnen bald nach. – Bräsig, kamen S', Sei möten sick fix tau Bedd leggen.«

Un so drew sei de Gesellschaft untenanner. De beiden, de nicks weiten süllen, gungen, ein jeder för sick, mit Koppschüddeln nah Hus; Hawermann verdreitlich äwer dat unerklärliche Wesen von sine beiden jungen Lüd' un dat hei ehr nich up de Sprüng' kamen kunn; Franz mihr as mißtrugsch äwer den ganzen Krempel, denn hei hadd recht gaud Lowise ehren Haut und ehren Dauk ok in'n halwen Düstern kennt, un mit Lowise müßt dat tausam hängen, äwer einen Vers kunn hei sick ok nich dorup maken.

Fritz was ganz verbas't, vör em up gung de Paster mit de Fru Pasturin, un dese vertellte unner Schimp un Weihdag' den Tausamenhang. De Tog gung up dat Pasterhus los, un wil de Missetäter sick dor en natt Johr vermauden was, verhalte hei sick so wid, dat hei Anstalten makte, uttauritschen; äwer Bräsig set'te sick drang' in sine Flanken fast, dat hei sick butwennig woll gewen müßt; äwer desto düller brus'te un gärte dat inwennig, un as Bräsig de Fru Pastern frog, wer dat west wir, de so tau rechte Tid in de Möt kamen wir, un de Fru Pastern Franzen sinen Namen näumte, dunn stunn Fritz still un schüddelte de Fust äwer de Arwten nah de Brak hentau bet hen nah Pümpelhagen un rep: »Verraten bin ich, und sie soll verkauft werden, an den Junker soll sie verkauft werden!« – »Junge«, rep de Fru Pasturin, »willst du dein [217] Zetermaul halten!« – »Still, Regina!« säd de Paster, de nu so tämlich Bescheid wüßt, »geh hinein und besorge, daß Bräsig zu Bett kommt; ich werde hier ein paar Worte mit Fritzen reden.«

Dat geschach, un so vel Vernunft, as Fritz äwerall in den Stan'n was, in sick tau beharbargen, würd em nu von den ollen Herrn Paster in alle Rauh un Glimplichkeit rinne nödigt; äwer in en vull Fatt geiht man just so vel kloren Win rinne, as de Gärung von Schum und Barm rute stött, un wildeß de Paster ümmer sachten rinne trechterte, schümte dat ut Fritzen sin Spundlock; sin eigen Verwandten hadden sick gegen sin Glück versworen, un de rike Junker güll ehr för beter as ehr eigen Swesterkind.

Un up de Husdel was't binah jüst so; blot dat dat Fatt, vör dat Fru Pastern stunn, nich schümen, ne, lecken ded; dat was Unkel Bräsig, de nich tau Bedd wull. »Das könnte ich nich, Frau Pasturin«, säd hei; »ich könnte es wohl, aber ich dürfte es nich, indem daß ich nach Rexow müßte. Was die Madam Nüßlern ist, hätte mich Order geschrieben, daß meine Notwendigkeit in Rexow vorhanden sei.« De sülwige Gest un Barm, de in Fritzen den Schum rümme sprütten ded – en beten unrendlich allerdings – gärte in em langsam, äwer ümmer still wider, obschonst dat oll Fatt lang' in den Keller legen hadd und lack worden was; un as hei tauletzt ut Rücksichten för de Fru Pasturin un de Fru Podagra in't Bedd rinne kumplementiert was, dreihten sick sine Gedanken üm de sülwige Angel, üm de Fritzen sine sick dreihten, as hei up den Arwtacker hinner den Pastergoren wedder einen heldenmäudigen Entsluß in de Ird stampen ded: »Entsagen wollt er! Entsagen! Äwer den verfluchten Junker süll der Deuwel halen!«

13. Kapitel
[218] Kapittel 13

Wenn einer ut en Preisterbedd in Preisterkledaschen rinne kümmt. Worüm Bräsig de ganze Welt an sin Hart drücken wull, un worüm dat unnet em knacken würd. Wat Hawermann sick üm 'ne Sak kümmert, die em eigentlich gor nich angeiht. Worüm Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan sick ankeken, un wat dat för en En'n för Jung'-Bauschanen namm un för en En'n för den irsten Deil von des' Geschicht.


Den annern Morgen – 't was de Sünndagmorgen – wakte Bräsig up un lagg un reckte sick nu noch en beten in dat weike Bedd – »en Plesier«, säd hei tau sick, »was ich mir sonsten meindag' nich habe gönnen künnt, was mich aber woll gefallen kann. 's is aber auch woll man wegen der Neulichkeit, auf die Längde wird einen das auch über«, un hei wull all upstahn, as Fru Pastern ehr Stuwenmäten in de Dör rinne wutschte, mit einen Griff sine Kledaschen tau faten kreg un dormit affohrte, em äwer dorför en swarten Rock un swarte Hosen un 'ne swarte West äwer'n Stauhl läd.

»Hoho!« lachte hei un bekek sick de swarte Utrüstung, »Sünndag is't, un in'n Pasterhaus' is't auch; sie werden doch nich glauben, daß ich heut predigen soll?« Hei böhrte ein Stück Tüg nah't anner in de Höcht un säd tauletzt: »Nu versteh ich dir! 's ist bloß wegen den gestrigen Graben, wegen der Nassigkeit un der Dreckigkeit von meine eigene Appanage, daß ich mich's nu in den Herrn Paster seine bequem machen soll. Na, denn man zu!« Äwer so fix gung dat nich, un von Bequemlichkeit was dat wid af; mit de Läng' gung dat allermeist, äwer in de Breid' funn hei in den Herrn Paster sine Büx man swack Hüsung, bi de West wiren de ündelsten Knöp abslutemang nich tautaukrigen, un as hei den Rock antrecken würd, knackte em dat eklich mang de Schullerbläder, un de Arm stunnen em von den Liw' af, as wir hei an desen Sünndagmorgen parat, de ganze Welt an sin truges Hart tau drücken.

So kamm hei nu bi de Fru Pastern unnen in de Stuw herinner, utwarts unnen an de Bein, wat sörre sine Pangsionierung sine gewöhnliche Gangort was, äwer nu ok baben utwarts an de Arm, un de Fru Pastern müßte hell uplachen, [219] flog äwer achter den Koffedisch taurügg, as Bräsig ehr mit de apnen Arm entgegenkamm, as süll sei dat irste Opfer von sine Weltümarmung warden. – »Bleiben Sie mir vom Leibe, Bräsig!« rep sei. »Das hätte ich nur ahnen sollen, daß meines Pastors gute Kleider sich so abscheulich an Ihrem ungeschickten Leibe ausnehmen würden, Sie hätten mir bis Mittag im Bette bleiben müssen, denn so lange wird es dauern, bis die Ihrigen gewaschen und getrocknet sind.« – »Hoho!« lachte Bräsig, »also derentwegen! Und ich hab mich schon eingebildet, daß Sie mich die Pasterkledaschen geschickt hätten, daß ich Ihnen doch bei das Rangdewuh heut morrn lieblicher vor Augen käme.« – »Hören Sie mal, Bräsig«, fohrte de lütte Fru Pastern füerrod in't Gesicht up, »solche Anspielungen verbitte ich mir! Und wenn Sie in der Nachbarschaft umhergehn – Sie haben jetzt ja nichts weiter den lieben langen Tag zu tun, als Geschichten von einem zum andern zu tragen – und erzählen die Geschichte von gestern abend und von dem verdammten Rendezvous, dann sind wir geschiedene Leute.« – »Frau Pasturin, wo werd ich!« rep Bräsig un rückte mit de wit utgebreidten Arm wedder up de Fru Pastern los, dat sei wedder achter den Disch fohrte. »Na, fürchten Sie sich doch nich vor mir, ich bün jo doch kein Jesuwiter!« – »Nein, Bräsig, ein alter Heide sind Sie, aber ein Jesuit nicht. Doch,sagen Sie etwas davon ... Ach, du lieber Gott! Hawermann muß es wissen, mein Paster sagt es selbst. Aber, wenn er darnach fragt, lassen Sie mich aus dem Spiele – denken Sie bloß, wenn die Pomuchelskopps dies erführen, ich wäre die unglücklichste Frau in der Welt. Ach, du lieber Gott! Und ich hab's doch nur aus gutem Herzen für das unschuldige Kind getan, Bräsig. Ich habe mich doch nur für sie aufgeopfert.« – »Das haben Sie, Frau Pasturin«, säd Bräsig recht truhartig, »und darum lassen Sie sich keine grauen Haare mehr wachsen, denn sehn Sie, wenn Korl Hawermann mich fragt, wo Sie dor mang gekommen sind, denn sag' ich – denn, ne – denn sag' ich, Sie haben mich selbsten auf Rangdewuh bestellt.« – »Sie? Schämen Sie sich!« – »Na, Frau Pasturin, [220] bün ich nich ebenso gut as der Windhund? Und passen unsere Jahren nich besser zusammen?« Un dorbi sach Bräsig so unschüllig ut, as hadd hei dat beste Utkunftsmiddel vörslagen, wat tau denken wir. – Fru Pastern sach em utdrücklich in dat ihrliche Gesicht und folgte ehre Hän'n ganz andächtig äwer ehre Mag' un säd: »Bräsig, ich glaube Ihnen. Aber, Bräsig, lieber Bräsig, richten Sie alles zum guten. Und – und ... nu kommen Sie und trinken Sie eine Tasse Kaffee und setzen Sie sich«, un dorbi fot sei em an einen von de stiwen Arm und dreihte em nah den Koffedisch heran, as wenn en Möller 'ne Buckmähl gegen den Wind dreiht.

»Schön!« säd Bräsig un kreg de Taß tau faten un höll sei in den stiwen Arm von sick af, as wir hei en Kunststückmaker un de Taß wög hunnert Pund und hei höll sei vör en verehrungswertes Publikum in de Luft; un setten wull hei sick ok, äwer hei kamm nich dortau, denn as hei de Knei bögt hadd, fung dat an tau knacken, un hei flog tau Höchten – was dat nu de Pasterstauhl oder de Pasterhos', hei wüßt't ok nich, drunk äwer sinen Koffe in'n Stahn ut un säd: dat wir ganz Parti egal, denn Tid hadd hei doch nich, hei müßte tau Fru Nüßlern wegen den Breiw. – Un wat de Fru Pasturin ok bidden ded, hei süll doch de Drögnis von sin eigen Tüg aftäuwen, dat hulp ehr nicks, Fru Nüßlern ehr blote Wunsch was för em en Befehl, de in't Wachbauk von sin Gewissen inschrewen was, un so segelte hei denn af un flog up de langen, swarten Slippen von de Preisterkledasch in den Sommermorgen herin nah Pümpelhagen un Rexow tau, langsam un swor, as wir't Mod' worden, Kreihen up de Mast tau jagen un sei nahsten Prauw fleigen tau laten.

Bet Pümpelhagen kamm hei vörlöpig man, dor würd hei von Hawermannen anraupen, de äwer den Gorentun heräwer sach: »Mein Gott, Zacharias, wo sühst du ut?« – »Verhältnissen, Korl, lauter Verhältnissen! As du weißt, bün ich gestern in die swarze Mad' gefallen; aber Zeit hab' ich nich, ich muß zu deine Swester.« – »Bräsig, min Swester ehr Sak ward mihr Tid hewwen, as min hett; ick heww in dese letzte [221] Tid woll markt, dat achter minen Rüggen wat vörgeiht, wat ick nich weiten sall. Dat wir ok egal; äwer sid gistern abend weit ick, dat de Herr Paster un de Fru Pasturin ok üm de Geschichten weiten, un wenn de Lüd' mi genäwer wat vertuschen willen, denn weit ick ok, dat dat blot ut ehren gauden Harten geschüht.« – »Wohrhaftig, Korl, bloß aus guten Herzen«, föll Bräsig in. – »Gewiß, Bräsig, un von Mißtrugen weit min Seel ok gor nicks af; äwer mi is dat sid einige Tid swor up't Hart follen, dat dat 'ne Sak is, de mi verdeuwelt neg angeiht. Wat hest du gistern abend mang de Sak tau dauhn hatt?« – »Ich, Korl, ich hab' bloß mit die Frau Pasturin 'ne Rangdewuh in den Wassergraben gehabt.« – »Wat hett.de Herr Pastur dor mang hatt?« – »Korl, von den haben wir selbsten nichts gewußt, der hat uns übergerascht.« – »Wat hett de Herr von Rambow dor tau dauhn hatt?« – »Der hat deinen Windhund in'n Kragen gekrigt und mir vermutlich in den Graben gesmissen.« – »Wat het Fritz Triddelfitz mit de Geschicht tau dauhn hatt?« frog Hawermann nu hellschen indringlich. »Un wat hett Lowise ehr Haut un Dauk mit de Sak tau dauhn?« – »Weiter gor nichts, Korl, als daß sie die Frau Pasturin gor nich paßten, indem daß die Frau Pasturin gor sie viel zu vüllig war.« – »Zacharies«, säd Hawermann un reckte em de Hand äwer den Tun heräwer, »dit sünd Utflüchten. – Willst du mi't nich seggen – wi sünd jo doch de beiden öllsten Frün'n – oder darwst du mi't nich seggen?« – »Korl – hol der Deuwel die ganze Rangdewuhgeschicht und die Frau Pasturin ihre Angst dazu!« rep Bräsig un drückte Hawermannen sine Hand äwer den Tun räwer un schüddelte sei so lang in den hogen Nettel, de an den Tun wuß, dat sei beid' taurügg zupften: »Korl, ich sag's dir – der Paster will's dir ja selbsten sagen – worüm ich nich? Dein Fritz Triddelfitz, der verfluchte Windhund, hat sich in dir verliebt, vermutlich wegen deine väterlichen Vermahnungen um ihn, un nu is seine Liebe auch auf deine Tochter übergesprungen, denn die Liebe springt ümmer über, zum Exempel: mit mir bei deine Swester un bei Mining.« – »Bräsig, [222] red irnstlich!« – »Red ich nich irnstlich, Korl, wenn ich von deine Swester un Mining red?« – »Dat weit ick«, säd Hawermann un grep trotz den Nettel wedder nah Bräsigen sine Hand, »äwer wat hett Franz dor mang tau dauhn?« – »Hat sich meinswegens auch in dir verliebt wegen deiner Väterlichkeit un is meinenswegens auch von dir zu die Tochter übergesprungen.« – »Dat wir en Unglück!« rep Hawermann, »en grotes Unglück! Un üm dat wedder in de Reih' tau krigen, dor hürt en anner tau as ick; dor möt uns' Herrgott helpen!« – »Das wüßt ich gor nich, Korl, denn er hat zwei Güter ...« – »Segg nicks, Zacharies, kumm rinne un vertell mi, wat du weitst.«

Un as nu Bräsig em allens vertellt hadd, wat hei wüßt, un up den Fautstig nah Rexow hentau räuderte, stunn Hawermann un kek em nah un säd tau sick: »'t is en gauden Minsch, sin Hart sitt up dat richtig Flag, un wenn ick't fünn, denn nem ick't woll up – äwer ... äwer!« – Hei meinte ditmal äwer nich Bräsigen, hei meinte Franzen.

An desen Sünndagmorrn satt Jung'-Jochen üm de Frühstückstid in sine Abeneck un in sinen Lehnstauhl, Mining un Lining deckten den Frühstücksdisch un drogen ümschichtig de Teller mit Schinken un Wust un Brod un Botter up, un as allens sauber un vullstännig up den Disch stunn, kamm Fru Nüßlern sülben herinner, set'te den Degel mit heite Speigeleier dortau: »So, Jochen, nu lat s' ok nich kolt warden!« un gung wedder rute, üm buten taum Rechten tau seihn.

De Eier prätelten noch in den Degel – 't was recht fierlich – äwer Jung'-Jochen rögte sick nich. Was dat nu, wil hei sine Pip Toback noch nich ut hadd, de doch irst beschafft sin müßt, oder was dat nu, wil hei in en Bedenken satt äwer de beiden Breiw', de hei up den Schot tau liggen hadd; kortüm, hei rögte sick nich un kek up ein Flag, blot up dit eine Flag. Un up dit eine Flag, unner den Aben, ganz dicht bi em, lagg Jung'-Bauschan un kek em ok an. Jung'-Bauschan was de jüngste Nahkam von dat ganze Bauschan-Geslecht, wat sörre Oll-Jochen sine Tid in den Hus' upfött un anbännigt [223] worden was; wenn hei anred't würd, würd hei »Bauschan« raupen, wenn äwer von em red't würd, denn würd hei »de Thronfolger« näumt, nich üm sinentwillen, ne, üm Jochen sinentwillen, wil dit – so vel sick Minschen entsinnen kunnen – de einzigste Witz was, den hei mal in 'ne gaude Stun'n farig kregen hadd.

Also, as ick seggt heww, de beiden jungen Lüd', Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan, keken sick enanner an, un jedwerein dacht sin Deil, Jung'-Jochen dachte an de Breiw' un Jung'-Bauschan jo woll an den Geruch, de em von den Eier-Degel in de Näs' kamen was. Jochen rögte sick nich, äwer de Thronfolger strek sick nah 'ne Wil mit de Pot äwer dat nahdenkliche Gesicht, sine Näs' würd wat spitzer, un de Näs'löcker tillfäut'ten in de Luft rümmer, hei krop unner den Aben rute, namm 'ne höfliche Mien' an un makte Jung'-Jochen sin Kumpelment mit den Start. Jung'-Jochen rögte sick nich, un Jung'-Bauschan sach dorut, dat allens in den gewöhnlichen Verfat was, hei gung also neger an den Disch, kek sick einmal scheiw üm, mihr nah Fru Nüßlern as nah Jung'-Jochen, läd den Kopp up den Frühstücksdisch un sog sick vull selige Hoffnungen, as junge Lüd' dat äwerall dauhn. Mit de Hoffnung geiht dat nu äwer woll 'ne Tidlang, jedennoch de Minsch will wat Reelles för sinen Snabel – de Thronfolger set'te also sine beiden Beinen – blot de Vörbeinen – up en Stauhl un kamm em nu neger. Sin Näs' kamm äwer den Teller mit den roden Schinken, un – na, junge Lüd' – Bauschan snappte tau, grad as unserein in junge Johren, wenn en por rode Lippen uns anlachen deden, un grad as wi verfirte hei sick ok in den Ogenblick äwer sine Undaht un verkrop sick, äwer – dat ick't seggen möt – mit den roden Schinken.

»Bauschan!« rep Jung'-Jochen so indringlich as 'ne Mutter, de äwer de roden Lippen set't is, rögte sick äwer nich; indessen Bauschan – was dat nu, dat hei as Thronfolger glöwte 'ne Ort Hoheitsrechte äwer alle de roden Lippen in sinen Rik tau hewwen, oder was hei all so verdorwen, dat so'n schönen heimlichen Kuß gor keinen Indruck mihr up em [224] maken ded – hei kek Jochen frech in dat Gesicht, putzte sick blot de Snut un lickmün'nt nah mihr. Jochen sach em ok drist in de Ogen, rögte sick äwer nich, un nah 'ne korte Wil stunn Bauschan wedder up en Stauhl, äwer ditmal ok mit de Achterbeinen, un fret en Teller vull Wust up. – »Bauschan!« rep Jochen, »Mining, Bauschan frett uns' Wust up!«, rögte sick äwer nich. De Thronfolger äwer rögte sick, un as hei de Wust tau Bost hadd, makte hei sick an dat Hauptgericht, an den Degel mit de Speigeleier. – »Mutting! Mutting!« rep Jung'-Jochen, »hei frett uns de Eier up!« – Äwer Jung'-Bauschan hadd sick an den heiten Degel de wisnäs'te Näs' verbrennt, hei prallte taurügg, stödd den Degel üm, namm de Kämbuddel noch mit den Start wohr, un de ganze Disch de rögte sick, blot uns' Jung'-Jochen rögte sick nich, hei rep blot ut sine Eck: »Mutting! Mutting! De verfluchte Hund! Mutting, hei frett uns de Eier up.«

»Was bröllst du denn, Jung'-Jochen, in deinen eigen Haus'?« rep einer, de just in de Dör rinner kamm, äwer de ok nich so getacht was, dat Jochen sick dorbi beruhigen kunn. Hei let sine Pip vör Schreck ut de Mund fallen, reckte beide Hän'n nah vör un rep: »Alle gauden Geister lawen Gott den Herrn! Herr Paster, sünd Sei't, oder Bräsig, büst du't?«

Ja, Bräsig was 't; taum wenigsten kunn em einer, wenn hei nipper tausach un em Tid laten würd, unnenwarts an de gelen Stulpstäweln noch för en Entspekter anseihn, äwer Jochen würd dortau keine Tid laten, denn de Gestalt, de in de Dör kamen was, hadd soglik Bauschanen sine Undaht gewohr worden un fohrte in alle Ecken von de Stuw' rümmer nah en dägten Stock för den Thronfolger sinen Puckel, un achter ehr her swemmten un flogen in de Luft en Por lange, lange swarte Rockslippen, as wenn de Drak treckt, un ut den hogen swarten Rockkragen un unner den hogen swarten Haut, de halw äwer de Ogen gläden was, lücht'te en füerrodes, wütendes Gesicht herut, as wenn en Schosteinfeger 'ne gläugnige Kahl in den Mund namen hett, üm Kinner grugen tau maken. Jung'-Jochen was grad kein Kind mihr, äwer[225] grugen würd em doch, hei was upsprungen un höll sick an de Lehn von sinen Stauhl wiß un rep ümmer ümschichtig: »Herr Paster! – Bräsig! – Bräsig! – Herr Paster!« – Un de Thronfolger was noch in de Kinnerjohren, em würd schrecklich grugen, hei fohrte ok in de Ecken rümmer un jaulte un kunn nich rut ut de Stuw', denn de Dör was tausnappt, un as em de swarte Gestalt mit en gelen Stock tau Liw' rückte, dunn – Not breckt Isen – fohrte hei dörch de Finsterruten un namm de halwe Finsterlucht mit up de Strat.

Na, bi den Larm kunnen jo Doden upwaken, worüm süll em denn nich Fru Nüßlern in de Käk hüren? Un grad, as sei in de Dör rinne stört'te, schow sick Bräsig mit de ein Hand den Haut ut de Ogen un wis'te mit de anner un den Gelen up de leddige Finsterlucht un rep de ewig denkwürdigen Würd': »Da hätt'st du eigentlich dörchmüssen, Jung'-Jochen! Denn was versteht die unverständige Kretur von Thronfolger davon? All de schöne Käm!« – »Mein Gott!« rep Fru Nüßlern dormang, un de Hän'n sackten ehr an den Liw' dal, »Jochen, wat heit dit? – Bräsig, Gott in den Himmel, wo seihn Sei ut!« – »Mutting«, säd Jung'-Jochen, »de Hund un Bräsig ... Wat sall ick dor anners noch bi dauhn?« – »Schämen sollst du dir, Jung'-Jochen«, rep Bräsig un steg mit grote Schritten de Stuw' up un dal, dat de langen Rockslippen binah in den Käm stippten; »wer is hier Herr in den Haus', du oder Jung'-Bauschan?« – »Äwer Bräsig, wat hewwen Sei sick denn so gruglich utkledt?« frog Fru Nüßlern. – »So?« frog Bräsig ün kek sei grot an, »sündSie bei'n Rangdewuh mit die Frau Pastern gestern abend in'n Graben gefallen, daß heut morrn noch die reine Mad' an Ihre nassen Kledaschen sitzt? HabenSie gestern en Brief gekrigt, daß Sie hier in Rexow sein sollen zu 'ner Fomilienratschlagung? Und wo sollt ich das machen? Kann ich dorvor, daß uns' Herr Paster lang is as Lewerenzen sein Kind un dünndarwig as 'ne Mad un en weitläufigeren Kopp hat als ich? Worum hat mich die Frau Pastern heut morrn in die ganze Appanage von ihren Herrn Paster hereinkumplementiert, worum haben die ollen [226] dummen Bauern mir ümmer von Firn von den Kirchweg aus: ›Gun Morrn, Herr Paster!‹ tituliert, als daß ich aus guten Herzen mir mit die Fomiliengeschichte bemengen wollte?« – »Bräsig«, rep Jung'-Jochen, »ick swör di ...« – »Swör nich, Jung'-Jochen! Du swörst dir in die Höll. Nennst du das 'ne Fomilienberatslagung, wo de Käm in der Stub' rumläuft und ich mir hier in 'ne Pasterkledasch zu'n Eulenspiegel machen muß?« – »Bräsig, Bräsig«, rep Fru Nüßlern, de ehren ollen Jugendfründ in sinen Zorn gor nich wedder kennte un de Schören von den Fautbodden sammelte un dat Dischdauk taurecht treckte, »dit is jo 'ne Kleinigkeit. Seihn S', nu is allens wedder in de Reih.« – Gegen Fru Nüßlern ehre fründlichen Würd' kamm Bräsigen sin Zorn seindag' nich up, un as hei sick an den Frühstücksdisch dal nödigen let, gnurrte hei blot noch so vör sick hen: »Weiß der Deuwel, Jung'-Jochen, ich habe ümmer noch in der Hoffnung geswebt, daß du mit die Jahren von die Unnußlichkeit los werden würdst; aber ich seh woll, was da in begris't is, is da auch in begragt. Indessen dennoch – was is denn hier passiert?«

»Je«, säd Fru Nüßlern ... »Je«, säd Jochen ok, un sin Fru sweg still, denn sei glöwte, Jochen wull würklich wat seggen; hei säd äwer nicks as: »'t is all so, as dat Ledder is.« – »Je«, fung also Fru Nüßlern wedder an, »dor is den Rekter Baldrian sin Gottlieb, wat Jochen sin Swestersähn is – en rechten framen Minschen un recht gesetzt un sall ok as Kannedat sine Ding' lihrt hewwen – na, Sei hewwen em jo hir ok all öfters seihn.« – »Ja«, nickte Bräsig, »en rechter netter junger Mensch, is 'ne Art von Petist, hat sich die Haar hinter die Ohren gekämmt, daß er aussehen möcht as unser leibhaftiger Herr Christus, und hat mir mal bekehren wollen, daß ich 's Sünndagsmorrns nich zu's Angeln gehn sollte.« – »Ja, den mein ick. Un hei's mit sin Schaulen woll noch nich ganz dörch, un nu biddt de Rekter, dat wi em up etzliche Tid hir her nehmen sälen, dat hei hir still för sick weg noch dat letzte in den Kopp rinne studieren sall, un nu wullen wi Sei doch mal fragen, wat Sei dortau meinen deden.« –[227] »Worum nich? DiePetisten sünd stille Leut', un das Einzigst, was sie an sich haben, is das Bekehren; un Sie, Frau Nüßlern, Sie werden ihnen doch wohl Gegenstand leisten, un Jung'-Jochen, der is jo – Gott sei Dank! – so, daß er sich nich von mir un Jung'-Bauschan bekehren läßt.« – »Ja, dat is all recht gaud, Bräsig, äwer 't dick En'n kümmt nah: dor is nu noch Kurzen sin Rudolf, hett jo ok up en Preister studiert, is jo ok en Swestersähn von Jochen; hett de dat nu hürt, dat de anner sick hir bi uns inmeiden will, de schriwwt nu gistern ok an uns, hei hadd in Rostock hellschen rümmer bummelt un wull nu hir in Rexow dat Notwennigste nahexieren. Nu bidd ick Sei! hett in Rostock all de gelihrten Professers un hir in Rexow blot Jochen un mi!« – »Oh, ich kenn ihn ja«, rep Bräsig, »is ein hellschen netter Mensch! Als er grad anfing zu studieren, da holt er mir schon ein halb Dutzend Bors aus dat swart Soll, der kleinst wog gut annerthalb Pund.« – »Ih, wat wullen Sei em nich kennen! Hei was dat jo, de Mining, as sei mit söß Johren in ehre Dummheit in dat Aderborsnest up de Deckelledder rinne klattert was un nu baben stunn un vör Lust in de Hän'n klappte, dat uns unnen gräun un gel vör de Ogen würd, heil un gesund wedder runner bröchte. Ja, up so wat ward hei woll hellschen geläufig sin; äwer mit dat Lihren will dat nich so, un de Rektern Baldrianen seggt, hei hett sick dor in Rostock rümmer fecht. – Denken S' sick, mit blanke Degens hewwen sei sick dor fecht, un hei 's dor midden mang west, un dat sall jo von 'ne rike, hübsche Kopmannsdochter herkamen sin.« – »Daß du die Nas' in's Gesicht behältst!« rep Bräsig. »Kik den Deuwel an, wat hei för Schauh verdröggt! Un hat sich orndlich gefecht't, un wegen 'ne hübsche Kaufmannsdochter! Ja, Jung'-Jochen, von die Frauensleut kommt allens Ungemach.« – »Ja, Bräsig, dat seggst du woll; äwer wat sälen wi nu hirbi dauhn?« – »Na, was is denn dabei groß los? Wollt ihr die beiden jungen geistlichen Elemente nich haben, denn schreibt ihnen ab, wollt ihr sie haben, denn schreibt ihnen zu; Platz habt ihr, und auf's Essen un Trinken kann's nich [228] ankommen, aber for die Auslagen for die vielen Bücher, da hüt't euch, denn das soll hellschen in's Laken reißen; un wollt ihr bloß einen nehmen, denn nehmt dissen, den Fechter, denn ich for meine Perßohn will mir dausendmal lieber mit einen rumfechten, als mir von einen bekehren lassen.« – »Ja, Bräsig, dat is all recht schön«, säd Fru Nüßlern, »äwer Gottlieb Baldrianen hewwen wi all tauschrewen, un nu känen wi de Kurzen doch nich so vör den Kopp stöten, dat wi ehren Rudolf afschriwen.« – »Na, denn nehmt die beiden.« – »Je, Bräsig, dat seggen Sei woll; äwer uns' beiden lütten Dirns ... insegent sünd sei doch all ... Na, Jochen, nu red du!« – Un Jochen fung würklich an tau reden: »'t is all so, as dat Ledder is – süh mal, Bräsig, Mining is doch so – du weitst dat jo ok – as Erzieherin upfött worden, un min seel Mutting plegt' ümmer tau seggen: 'ne Erzieherin un en Kannedat in ein un densülwigen Hus', dat hett kein Ort.« – »Hoho! Jung'-Jochen! Nu hör ich dir laufen. Du meinst mit Liebschaften; aber das lütte Kropzeug un Liebschaften!« – »Ne, Bräsig«, föll Fru Nüßlern hastig in, »smiten Sei dat nich so wid weg! Ick as Mutter möt dat weiten. Seihn S', ick was noch nich so olt as de beiden, dunn kamm ...« – Fru Nüßlern snappte af, denn Bräsig hadd en verflucht langtägsches Gesicht upset't un kek ehr hellschen frag'wis' in de Ogen. Taum Glücken was Jung'-Jochen in't Reden kamen un säd nu: »Bräsig – Mutting, schenk doch Bräsigen in – Bräsig, dorkann doch wat ut entstahn, un wat sälen wi as Öllern denn dorbi dauhn?« – »Laß sie, Jung'-Jochen! Wozu hat ihnen unser Herrgott als junge Leute in die Welt gesetzt, und was haben sie for andere Geschäften als Liebesgeschichten. Aber das lütte Kropzeug!« – »Dat is en Snack von Sei, Bräsig«, föll Fru Nüßlern hastig in. »So süllen Sei nich von so'ne irnsthafte Sak reden, denn ut en schires Ei krüppt männigmal doch en Basilisk.« – »Lassen Sie ihn raußer kraufen!« rep Bräsig. – »So?« frog Fru Nüßlern. »Dat seggen Seil Ick äwer segg anners. Jochen is nich dortau andahn, dat hei sick üm so wat kümmert: för sinentwegen känen sick all uns' Deinstdirns [229] verleiwen, verplämpern im verfrigen, un ick – du leiwer Gott – ick heww alle Hän'n vull tau dauhn un mit min Ogen nah vören so vel wohrtauschugen, dat ick ok nich seihn kann, wat achter minen Rüggen passiert.« – »Na, wofor bün ich denn?« frog Bräsig. – »Ach Sei!« smet Fru Nüßlern so bi Sid weg, »in so'ne Saken weiten Sei ok nich Bescheid.« – »Wat!« rep Bräsig, »ich, der ich mal drei Brauten« ... – Wider kamm hei nich, denn Fru Nüßlern hadd ok so'n lang Gesicht upset't un kek em so fragwis' an, dat hei up sine Verlegenheit den lütten Käm setten müßt, den Fru Nüßlern em inschenkt hadd. – »'ne verfluchte Geschicht!« rep hei un stunn up, »un wer is doran schuld? Jung'-Jochen!« – »Je, Bräsig, wat sall ick dorbi dauhn?« – »Was?.du läßt dir hier von den Thronfolger das Frühstück vor die Nase auffressen, nimmst dir hier zwei geistliche Kannedaten ins Haus und weißt denn deinem Leibe keinen Rat! Aber lassen Sie man sin, Frau Nüßlern, nehmen Sie getrost die beiden geistlichen jungen Herrn in Ihr Haus. Ich – ich paß auf, ich paß auf das lütte Kropzeug, un die beiden ßackermentschen Bengels soll das Donnerwetter holen! Den Fechter, den Duwellfechter, den nehm ich über mir, schmeißen Sie man ab un an en Aug' auf den Bekehrer, denn das ist der Slimmste.« – »Je, 't ward ok nich anners«, säd Fru Nüßlern un stunn ok up.

Un up Micheli rückten de beiden geistlichen Rekruten in't Quartier, un Franz gung af nah de landwirtschaftliche Schaul tau Eldena, un as hei ut den Gürlitzer Pastergoren gung, dunn kek em äwer den Tun, up dat sülwige Flag, wo Fritz mit dat Botterbrod un de Birbuddel seten hadd, ein leiwes, herrliches Gesicht nah, un dit Gesicht sach ut as en sidenen, rosenroden Geldbüdel, ut den de letzte Groschen för den besten Fründ utgewen is.

As Lowise desen Abend in'n Schummern in de Stuw' kamm, treckte Fru Pastern dat grote, schöne Mäten up ehren Schot un küßte ehr den reinen Mund un drückte dat reine Hart an sick. – Na, de Frugenslüd känen jo dat nich laten!

Zweiter Teil
14. Kapitel
Kapittel 14

Wat Fik Degels un Krischan Däsel sick up de Bänk vertellten, un worüm Bräsig so let, as hadd de Blitz in em slagen, un worüm hei as Admiral an den Mast stunn. Schaulmeister Strull rückt in de Slachtordnung, un Fritz Triddelfitz ritt up Kundschaft. Pomuchelskopp geiht von ungefihr spazieren wegen de schöne Natur, un Häuhning arretiert em dorbi. Axel bemengt sick mit Minschenkenntnis.


Den Dag vör Jehanni 1843 satt David Däseln sin öllst Jung' mit Jehann Degeln sine jüngste Dirn in den Lustgoren tau Pümpelhagen en beten in'n Manschin up de Bänk spazieren, un Fik Degels säd tau Krischan Däseln: »Schäne, hest du s' dunn seihn, as du den jungen Herrn sine Mähren halen müßt?« – »Natürlich heww ick s' seihn; hei namm mi jo orndlich in de Stuw' rin un wis'te sei mi un säd: ›Süh, dat is dine gnedigste Fru!‹, un sei schenkte mi noch 'ne Taß Koffe in, de müßt ick dor utdrinken.« – »Na, wo let't ehr denn?« – »Je«, säd Krischan, »sei is swor tau beschriwen, süh, sei's so von dine Grött, un so'ne helle Hor hett sei ok, un't lett ehr eben so rod un so witt von Gesicht, un sei hett ok gris' Ogen as du, un hett ok just so'n oll lüttes, säutes Pußmüling«, un dorbi drückte hei Fik en recht herzhaften Kuß up de roden Lippen. – »Herre Je, Krischan«, rep Fik un makte sick von sine Arm fri, »denn let't ehr jo woll just so as mi?« – »Dirn, du büst jo woll nich recht klauk?« frog Krischan, »ne, dat lat di nich infallen! – Süh, de Ort hett noch ümmer so wat üm un an sick, wat mit uns' Ort gor nich tausam stimmt. De gnedig Fru hadd minentwegen hüt abend hir mit [231] mi up de Bänk sitten künnt, bet sei in den Jehannsmand anfroren wir, mi wir't nich in den Sinn kamen, ehr en Kuß tau gewen.« – »So?« säd Fik Degels, stunn up un smet ehren smucken Kopp in den Nacken, »also dortau bün ick di gaud naug?« – »Fiken«, säd Krischan un slog den Arm wedder üm sei, obschonst sei sick wat strüwen wull, »süh, de Ort is för uns tau rank in'n Liw' un hett en tau swack Beinwark unner sick; wenn ick dat so ümfaten wull as di, denn müßt ick jo ümmer denken, dat ick ehr dat Krüz verrenken oder sei grad'tau ümstöten künn. Ne«, säd hei, as sei sachten nah Hus gungen, un strakt ehr eins äwer, »wat tausamen stimmt, dat paßt ok tausam.« Un as sei utenanner gungen, dunn was Fiken all wedder gnedig gegen ehren Krischan un let so fründlich, as wenn sei Krischanen sine gnedige Fru warden wull: »Na, ick ward sei jo morrn seihn«, säd sei un flitschte Krischanen unner den Arm weg. »Herre Je, ick möt helpen, de Dirns binnen jo noch Kräns' tau morrn.«

Un so was't. – Ja, in Pümpelhagen würden Kräns' bunnen, un 'ne Ihrenpurt was upricht't, un as Hawermann den annern Morgen de Anstalten äwersach un Marie Möllers noch hir un dor en beten Gräuns un en beten Blaumenwarks henstoppen ded un Fritz Triddelfitz, ganz as Volongtöhr erster Klasse, mit sinen gräunen Jagdsnipel un witte ledderne Hosen un gele Stulpstäweln un en blaudrodes Halsdauk mang de Hawjungs un Daglöhners herümmer stolzierte, kamm denn nu ok Unkel Bräsig an, ganz in Wichs: hellblage, enge Sommerhosen un en brunen Torfsteker von anno so un so vel, de em hinnenwarts gaud naug bet up de Waden deckte, äwer von vören let, as hadd de Blitz mal in em slagen un em de brune Bork afreten un't kamm nu dat gele Holt dor in en breiden Stripen taum Vörschin, denn hei drog dorunner 'ne schöne gele Pikeh-West. Up den Kopp natürlich en dreiviertel Ehl hogen sidenen Haut. »Gun Morrn, Korl! Na, wo steht's? – Haha! Da steht ja schon die ganze Appanage! – Schön, Korl! Die Ehrenpforte hätt aber was höher müssen, un rechtsch un linksch hätte sie as mit en paar Türme [232] verposamentiert werden müssen; ich hab das mal zu den ollen Friedrich Franzen seine Zeit zu Güstrow gesehn, als er dahinein triümphierte. – Aber wo habt ihr denn die Fahn?« –»'ne Fahn?« frog Hawermann, »de hewwen wi nich.« –»Korl, besinn dir! Wo könnt ihr ohne Fahn assistieren? der Herr Leutnant is ja bei's Militär gewesen, er muß ja doch 'ne Fahne haben. – Möllern«, rep hei, ahn sick an wider wat tau kihren, »holen Sie mich mal zwei Leute-Bettlaken un nähen Sie sie mal in die Längde zusammen; Krischan Päsel, hol mich mal einen rechten glatten schiren Bohnenschacht, und Sie, Triddelfitz, holen Sie mich mal den Pinsel, wo die Säcke mit gezeichnet werden, un en Tintfaß!« – »Äwer, mein Gott, Zacharies, wat makst du nu noch för Geschichten!« säd Hawermann un schüddelte mit den Kopp. – »Korl«, säd Bräsig, »es ist 'ne Gnad' von Gott, daß er bei die Preußen gestanden hat, hätt er bei die Meckelnbürger gestanden, wir hätten die Kalören nich raus gekriegt; aber bei die Preußen? Schwarze Tinte, weißes Laken! und die Kalören sind da.« – Hawermann wull irst Insprak dauhn, äwer hei dacht: na, lat em! de jung' Herr ward woll rute fäuhlen, dat allens gaud meint is.

Un Bräsig makte sick nu doräwer her un malte mit den Pinsel ein grotes »Vivat!!!«. – »Halt't stramm!« rep hei Marie Möllers un Fritz Triddelfitzen tau, de em dorbi helpen müßten, »daß der Herr Leutnant und die Frau Leutnanten richtig rauf kommen auf die Fahn!«, denn hei hadd sick achter dat Vivat för »Herr Leutnant« un »Fru Leutnanten« entscheidt, indem dat hei irst an »A. von Rambow« un »F.v. Satrop«, dacht hadd; äwer dat wiren blot en por Eddelmannsnamen, un mit de hadd hei sin Lew'lang' tau dauhn hatt un höll't nich för wat Besonders; äwer mit Leutnants hadd hei nich recht wat tau dauhn hatt, un dorüm höll hei dat för en sihr hogen Titel.

Un as hei nu sine Fahn farig hadd, lep hei dormit rümmer up den Hoff un stek sei ut den bäwelsten Bähn von't Herrenhus un pust' de Trepp wedder dal, üm sei von unnen [233] antauseihn, un stek sei ut de Kurnbähnluk un ut de Schapstalluk, äwer't wull em nahrends gefallen. »Korl, es läßt nich«, säd hei verdreitlich; äwer nah en kortes Besinnen stellte hei sick vör de gräune Ihrenpurt vörtau un rep: »Korl, was such ich länger? Dies ist ihr richtiger Punkt, von wo sie sich ausnimmt.« – »Je, äwer Bräsig«, säd Hawermann, »nu verdeckst du uns äwer ganz de Ihrenpurt, un achter de hogen Pappeln kümmt jo kein Lufttog an de Fahn, un de ollen sworen heiden Beddlaken hängen jo an den Bohnenschacht dal as en Istappen von verleden Winter.« – »Wird allens gemacht, Korl«, rep Bräsig un halte en lang En'n Bandwarks ut de Tasch un bünn't an dat bäwelste, bütelste En'n von sine Fahn. »Gust Kegel«, rep hei den Swinjungen tau, »kannst du gaud stigen?« – »Ja, Herr Entspekter«, säd Gust. – »Na, mein lieber Schweinemarkür«, säd hei un lachte äwer sinen Spaß, un alle Knechts und Hawjungs un Dirns lachten mit, »denn nimm dich mal das End von den Band un klatter in die Pappel un zieh stramm.« – Un Gust makte sin Sak ganz utgeteikent un treckte de Fahn stramm un hitzte dat Segel up, as wenn ganz Pümpelhagen nu afsegeln wull, un Bräsig stunn an den Bohnenschacht, as stünn hei an den Mast in 'ne Seeslacht un kümmandierte dat Ganze: »Meinswegens kann er nu kommen, Korl, ich bün prat.«

Äwer Fritz Triddelfitz was noch nich prat, denn hei hadd sick tau den Kümmandür von de Landtruppen upsmeten un wull sei in en militörisches Spaljeh an den Schapstall lang trecken, up de ein Sid de ollen Daglöhners un de Knechts un de Hawjungs, up de anner de Husfrugens, de Husmätens un de Hawdirns. Mit de Hosen-Kumpani kamm hei nah vele Instruktschonen noch so halweg taurecht, äwer mit de Schörten-Kumpani! dat wull abslut nich gahn. De Husfrugens hadden staats en Gewehr 'ne jede en Stück von ehre lütte Nahkamenschaft up den Arm, dat Jöching un Hinning dat doch ok mit anseihn süll, un exierten dormit hellschen unregelmäßig rümmer, de Husmätens säden, sei erkennten Fritz gor nich as ehren Kummandür an, un Fik Degels rep em tau: hei[234] hadd ehr en Quark tau befehlen, ehre Kapperalschaft stünn unner Mamsell Möllern, un de lichten Truppen von de Hawdirns, de tiralljierten achter Pappeln un Steinmuren rümmer, as wir de Find all in Sicht un eine jede von ehr wull sick dorvon en smucken Bengel tau Gefangnen maken. Fritz Triddelfitz smet sinen Krückstock, den hei as Kummandostab führt hadd, sine Truppen för de Fäut, säd, sei wiren de Luft nich wirt, un gung nah Hawermannen un säd: hei wull mit den Larm nicks wider tau dauhn hewwen, un wenn Hawermann nicks dorgegen hadd, denn wull hei leiwer up den Herrn Inspekter sinen Schimmel up Kundschaft riden, wat de Herrschaften bald kemen. – Hawermann wull nich recht ran, woll ut Bedenken wegen sinen ollen Schimmel, äwer Bräsig flusterte em recht lud tau: »Laß ihn, Korl, denn sünd wir den Windhund los, und es wird feierlicher.«

Fritz jog denn nu ok up den Schimmel af nah Gürlitz tau; äwer för Bräsigen rückte 'ne nige Verdreitlichkeit up den Plan, dat was Schaulmeister Strull, de mit de schaulpflichtige Äsel- un Egel-Nahkamenschaft mit upslagene Gesangbäuker in't Treffen gung. De Ordnung, de Fritz nich mal up ein Stun'n herstellen kunn, höll Meister Strull dat ganze Johr uprecht; hei rückte in twei Treffen an, in't irste Glied stunnen de Äsel, wil hei sick up ehren Gesang verlaten kunn, in't tweite Glied wiren de Egel stellt, von de hei – leider – wüßt, dat ein jeder sine eigenen Ansichten von Melodie un Takt hadd.

»Gott soll mir bewohren, Korl, was sollen die?« frog Bräsig, as hei den Schaulmeister antreden sach. – »Nu, Zacharies, Meister Strull will sinen jungen Herrn ok woll de Ihr erwisen, un worüm sälen't de Schaulkinner nich so gaud maken, as sei't lihrt hewwen?« – »Viel zu geistlich, Korl; for en Leutnant viel zu geistlich! Habt ihr nich 'ne Trummel oder 'ne Trumpet?« – »Ne«, lachte Hawermann, »so'n Handwarks-geschirr hewwen wi hir nich.« – »Das is mich sehr malkontang«, säd Bräsig, »– aber halt! Krischan Däsel, faß mich mal die Fahn an! Es kommt allens zurecht, Korl«, säd hei, as hei [235] afgung. Äwer wenn Hawermann wüßt hadd, wat hei nu in den Sinn hadd, denn hadd hei woll Insprak dahn. Bräsig winkte nämlich den Nachtwächter David Däsel bi Sid un frog em, wo hei sin Instrument hadd. – David besunn sick en beten un säd tauletzt: »Hir!« un börte sinen Handstock in de Höcht, den jeder Daglöhner up Fritz Triddelfitzen sinen Befehl hadd mitbringen müßt; üm den Herrn Leutnant dormit de Hannürs tau maken, hadd hei seggt. – »Schafskopp!« säd Bräsig, »ich mein Sein musikalisches.« – »Sei meinen min Tuthurn? Dat heww ick tau Hus.« – »Kann Er Stückschen darauf blasen?« – Ja, säd David Däsel, ein künn hei. – »Hundsvott gibt mehr, als er hat«, säd Bräsig, »nu hol Er man Sein Instrument, un komm Er man dahinten in den Ossenstall, ich will Ihn da ausprobieren.«

Un as sei dor beid allein wiren, set'te David dat Mundstück an un blos, as wenn de ganze Ossenstall in Flammen stunn: »Die Preußen haben Paris genommen, es werden wohl bessere Zeiten kommen – Tuht! Tuht!«, denn hei was sihr musikalisch. – »Holt!« rep Bräsig dormang. »Hier soll Er dusemang tuten, denn es soll for Hawermann eine fröhliche Überraschung sein; nahsten, wenn der Herr Leutnant kommt, dann kann Er parforst tuten. Und wenn der Schulmeister mit seinem geistlichen Kram durch is, dann paß Er auf mir; ich werde Ihm einen Akkih geben, indem daß ich dreimal mit die Fahn schwenke, dann legt Er los.« – »Ja, Herr Entspekter; äwer denn möt uns' oll Kedenhund an de Ked leggt warden; wi stahn uns beid in de letzte Tid nich gaud, un so drad ick mi man mit dat Hurn seihn lat, fohrt hei up mi tau.« – »Soll besorgt werden«, säd Bräsig un gung mit Däseln wedder nah de Fierlichkeit, fot de Fahnenstang' sülwst wedder an un kamm grad tau rechter Tid, üm Fritz Triddelfitzen den Barg ruppe jagen tau seihn, all wat de oll Schimmel lopen kunn: »Sei kamen! Sei kamen! Sei sünd all in Gürlitz!«

Un sei kemen. – Langsam führte Axel von Rambow mit sine schöne junge Fru dörch den schönen Sommermorgen; de Halwsches' was dal slagen, un all up jensid von Gürlitz wis'te [236] Axel äwer de widen, gräunen Feller vull Sünnenschin nah den käuhlen Schatten von den Pümpelhäger Park henäwer: »Sieh, teuerste Frida, da ist's, das ist unser Gut.« Dat wiren man einfache un wenige Würd', äwer vel Glück lagg in ehr un vel Stolz, dat hei in den Stan'n was, för dat Leiwste, wat hei up Irden hadd, ein weikes Lager tau bedden; un hadd hei't ok mit dusend Würden seggt, för sei hadd hei nich verständlicher reden kunnt, sei fäuhlte dat ganze Glück un den Stolz in sine Seel, un in ehr slogen Leiw' un Dank in klore Bülgen. – Allens an ehr was käuhl un frisch un klor, sei was 'ne käuhle Bäk, de bet hir in den gräunen, stillen Schatten afsid von de Landstrat dörch Barg un Wald flaten is un nu mit einem Mal in den goldnen Sünnenschin herinne springt un nu an ehren eigenen Grun'n bunte Stein un heimliche Muscheln süht as eben so vele Schätz, an de sei meindag' nich dacht hett, in de sick lustig un frisch de lütten, blanken Fisch rögen as eben so vele Wünsch un Verlangen taum Wirken un Schaffen, un in de ehr klores Water sick dat Wischengräun un de Blaumen speigeln as ebenso vele Freuden, de sick in ehre Taukunft speigelten.

Un käuhl un frisch un klor let ehr dat ok von butwennig un stimmte in'n Ganzen mit Krischan Däseln sine Beschriwung; äwer wenn einer sei in desen Ogenblick seihn hadd, as sei so henäwer kek nah den Pümpelhäger Goren un von dor nah ehren jungen Ehmann, denn hadd hei woll seihn, dat de frischen Backen sick warmer farben kunnen un dat sick äwer den kloren Dag, de ut de grisen Ogen lücht'te, en weiken, warmen Schin leggen kunn, as wenn de Sommerabend sick äwer de helle Welt leggt un sei sachting mit en Leiwslied in den säuten Slap weigt.

»Ach«, rep sei ut un drückte sine Hand, »wie schön ist es hier bei euch! Welche reiche Felder! Sieh bloß, wie schön das Korn steht! So etwas habe ich früher nie gesehn.« – »Ja«, säd Axel und kek ganz glücklich in ehre Freud' herinne, »wir haben ein reiches Land, viel reicher als eure Mark.« Nu hadd hei still swigen kunnt, un't wir ebenso gaud west; äwer [237] worüm was sei so unvörsichtig up sin Rebeit kamen, up dat Landwirtschaftliche, hir müßt hei sick doch wisen, dat hei ok wat verstunn von de Sak, hei set'te also hentau: »Aber das muß noch ganz anders kommen. Uns fehlt die Intelligenz, wir wissen unsern Boden noch nicht zu benutzen. Sieh! Dort hinten, wo über die Hügel hinüber jetzt Weizen steht, das ist schon Pümpelhäger Acker, warte nur ein paar Jahre, dann sollen dort Handelsgewächse aller Art wachsen und sollen mir den dreifachen Ertrag abwerfen.« Un nu aust'te hei los mang Hämp un Hoppen un Ölsaaten un Käm un Anis, un dortüschen schow hei as en verstännigen Wirt ümmer Luzern un Esparsett mang, »um sein Vieh gut zu halten und Dünger zu gewinnen«, säd hei, un as hei grad' mang de Farwplanten was un den roden Krapp un den blagen Waid un den gelen Wau för en gruglich Stück Geld verköpen ded un so recht hoch tau Pird satt, dunn schoten em bi den Ümswang up dissid Gürlitz dese bunten Kalüren – baff! – in den Weg un seten ok hoch tau Pird, up en Schimmel. Dat was Fritz Triddelfitz, de as en vullen Regenbagen upgung un as 'ne Stirnsnupp wedder verswunn.

»Was war das?« rep Frida, un Axel rep: »Heda! Heda!« Äwer Fritz kihrte sick an nix, hei müßte Orre bringen nah de Ihrenpurt, un hadd knapp so vel Tid, as hei dörch Gürlitz bädelte, Pomuchelskoppen, de in sinen Dur stunn, tautauraupen, nu kemen s', in fiw Minuten wiren s' in Gürlitz. Un Pomuchelskopp rep äwer den Gorentun räwer nah de Lauw': »Malchen und Salchen, kommt! Nun ist's Zeit.« Un Malchen un Salchen smeten dat nige landwirtschaftliche Gemälde, an dat sei wedder sticken deden, in den Nettel bi de Lauw' un stülpten sick de italjenschen Strohhäud up den Kopp un hakten sick up jede Sid in Vater Pomuchelskoppen sine Henkel, un Vater Pomuchelskopp säd: »Nu seht euch beileibe nich um, denn das muß aussehn, als wenn wir nur so von ungefähr spazieren gehn, meinswegen von wegen der schönen Natur.«

Äwer Unglück slöppt nich! – As Muchel mit sine weibliche [238] Nahkamenschaft ut den Dur gung un Axel langsam dörch dat Dörp führte un sine junge Fru em frog: »Was war das für ein liebliches Mädchen, die uns grüßte?« un hei ehr seggt hadd, dat wir Lowise Hawermann, de Dochter von sinen Inspekter, un dat Hus, vör dat sei stunn, wir dat Preisterhus, müßt de Wirtschaftsdeuwel uns' oll Häuhning riden, dat sei mit de witte Fladdus' up den Kopp un mit den swarten Merino-Äwerrock – denn hei höll noch ümmer un was noch gaud naug dortau – de lütten Putahnten mit Seih faudern müßt. As sei Pomuchelskoppen mit ehre beiden Döchter ut den Dur gahn sach, höll sei dat gradtau för 'ne Utverschamtheit von Mucheln, ahn ehr tau gahn; sei wischte sick also de Seih-Hän'n an den ollen, tagen Swarten af un gung achter her, witt un swart, stiw un grad, as wenn ein von de ollen, halw verwederten Gedenktafeln von den Kirchhof neg'bi up den Infall kamen wir, ok en beten spazieren tau gahn.

»Muchel!« rep sei achter ehren Gemahl her. – »Seht euch nicht um«, säd Muchel, »es muß ganz natürlich herauskommen.« – »Kopp«, rep sei, »willst du stahn! Sall ick mi üm dinentwegen ut de Pust lopen?« – »Meinswegens«, säd Pomuchelskopp falsch. »Seht euch nicht um, Kinder, ich hör den Wagen schon, es muß ganz von ungefähr herauskommen.« – »Aber Vater«, säd Salchen, »es ist ja Mutter.« – »Ach, Mutter hier und Mutter da!« rep Pomuchelskopp in hellen Arger, »sie verdirbt mir die ganze Geschichte. Aber, lieben Kinder«, set'te hei nah en lütt Bedenken hentau, »sagt Mutter das nicht wieder.« Un Klucking kamm ranne pust't: »Kopp! ...«, äwer sei kamm nich taum völligen Utbruch, denn de Wagen kamm ok ranne, un Pomuchelskopp stunn nu dor un dienerte: »Aaah! – Gratuliere, gratuliere! Viel Segen! Viel Gottessegen!« Un Malchen un Salchen knixten, un Axel let den Kutscher hollen un säd, hei freu'te sick sihr, sinen Herrn Nahwer un sine Fomili so woll tau seihn, un Muchel treckte ümmer heimlich an den ollen, tagen Swarten, dat Häuhning doch ok knixen süll; äwer sei blew stiw un pust'te dormang, as wenn ehr de Empfang en beten tau heit wir, un Frida satt [239] ok so käuhl dor, as wenn ehr de Sak wenig angüll. Un Muchel fung all an, von den sonderboren Taufall tau reden, dat hei grad hüt hir tau dese Stun'n mit sine beiden Döchter spazieren gahn müßt, as hei en lütten Fuck von Häuhning ehre Spitzflunk kreg un achter sick giftig flustern hürte: »Un din Fru steint hir woll as Trumpf Söß?«, dat hei ganz ut den Text föll un in allerlei Redensorten rümmer snuwwelte, dat dat Axel äwer würd un hei sinen Kutscher widerführen let mit de Bemarkung: hei hoffte den Herrn Pomuchelskopp bald einmal wedder tau seihn.

Un Pomuchelskopp stunn in dusend Ängsten an de Landstrat un let de Uhren hängen, un Malchen und Salchen hakten sick wedder unner sinen Arm, un anstatt nu natürlich ganz von ungefihr wider spazieren tau gahn, gung hei nah sinen Hoff taurügg, un achter em her gung Häuhning un leddte em an ehren sanften Tägel wedder tau sine Pflicht taurügg; äwer Johr un Dag hett hei an dese Stun'n dacht, un ehre Vermahnungen hett hei seindag' nich vergeten.

»Das scheinen sehr unliebenswürdige Leute zu sein«, säd Frida, as sei widerführten – »Das sind sie wohl«, gaww Axel tau Antwurd, »aber sie sind sehr reich.« – »Ach«, rep Frida ut, »wie wenig Empfehlendes bietet doch der bloße Reichtum!« – »Wahr, teure Frida! aber der Mann soll ein sehr tüchtiger Landwirt sein, und dies sowie die unmittelbare Nachbarschaft wird uns dennoch bestimmen müssen, Umgang mit den Leuten zu pflegen.« – »Ist das dein Ernst, Axel?« frog sei. – »Gewiß«, antwurt'te hei, un sei satt 'ne Tid lang in Nahdenken un frog dunn plötzlich: »Was ist der Pastor für ein Mann?« – »Ich selbst kenne ihn wenig; aber mein verstorbener Vater hielt große Stücke auf ihn, und mein Inspektor verehrt ihn förmlich. Aber«, set'te hei nah 'ne Wil hentau, »das ist natürlich! der Pastor hat ihm die einzige Tochter von ihrer ersten Jugend an erzogen.« – »Ach ja, das reizende Mädchen vor der Türe des Pastorhauses; aber dabei hat gewiß die Frau Pastorin das Beste getan. Kennst du sie?« – »Nun ja – das heißt, ich habe sie gesehen; sie soll eine alte muntere [240] Frau sein.« – »Das sind gewiß gute Leute«, säd Frida bestimmt. – »Liebe Frida«, säd Axel un set'te sick en beten in Positur, »wie rasch urteilt ihr Frauen doch! Weil diese Leute ein fremdes Kind erzogen haben und – angenommen – gut erzogen haben, so ...«, un nu wull hei wider in sine bleckerne Weisheit, de hei för sick sülben »Minschenkenntnis« näumen ded – denn dat is 'ne olle Sak, dat alle dejenigen, de blind as de jungen Hun'n up de Welt kamen sünd un den nägten Dag noch nich achter sick hewwen, sick am meisten mit de Minschenkenntnis bemengen un sick wat tau Gauden dorup dauhn –; äwer hei würd ditmal nich prat dormit taum Schaden för de Welt, denn sine junge Fru sprung von ehren Sitz un rep: »Sieh, Axel, sieh! Eine Fahne und eine Ehrenpforte! Die Leute haben uns einen feierlichen Empfang zugedacht!« – Un Kutscher Degel kek sick äwer de Schuller un grinte so glücklich: »Ja, gnedig Fru, ick süll't nich seggen; äwer nu seihn Sei't jo all sülwst, un't sall 'ne grote Freud warden. Äwer ick will man sacht führen, süs maken s' mi de Mähren noch schu.«

15. Kapitel
Kapittel 15

Worüm sick de Fahn nich swenken let, un worüm de Kedenhund David Däseln in de Waden fohrt. Worüm Marie Möllers as en Plättbolten utsüht un Bräsig de Swin tau Pümpelhagen mit Rosinen un Mandeln faudern will. Fritz kümmt tau en Pird un Hawermann tau en Bauk. Dat keiner bileiwe nich in den Düstern up en Wagendistel los lopen sall, un dat uns' gewöhnliche Mag' von de Gelihrten ok Organismus nennt ward.


Un nu kemen sei an; un Hawermann tred an den Wagen un säd en por Würd', so as sei em ut den Harten in de Mund kemen, un dat klore Og von de junge Fru strahlte so hell up dat witte Hor von den ollen Mann, as wir't en Sünnenstrahl, de warmen will, un ihre sick Axel dat versach – de noch nich mit sine verwurrne Minschenkenntnis un mit de Ort, woans hei sick in desen Fall paßlich tau benemen hadd, prat was –, reckte sei em de Hand entgegen, un mit desen Handdruck würd 'ne Fründschaft slaten, ahn dat einer dat wüßt un einer [241] dat säd, denn sei hadden sick dorbi in de Ogen seihn un hadden sick enanner dorute Klorheit, Wohrheit un Vertrugen lesen. Un Axel kamm nu ok mit sine Hand, un Schaulmeister Strull rückte mit sine Äsellining vör un stimmte en »Danklied in besondern Fällen« an, No. 545 ut dat meckelnbörgsche Gesangbauk »Nach schwerem Ungewitter«, fung äwer vernünftiger Wis' mit den tweiten Vers an, wil de up sinen Gaudsherrn ungeheuer passen ded: »Herr, deine Macht wir preisen«, un Bräsig wull nu de Fahn swenken, äwer Gust Kegel höll wiß. – »Willst du, Slüngel, den Band los laten!« rep Bräsig. – »Dein Zorn ist uns bekannt«, sung de Schaulmeister wider. – »Jung', lat doch den Band ut de Hand!« rep Bräsig dormang. – »Wie deine Gnadenhand, die dich anflehen, schützt«, sung de Schaulmeister. – »Jung', krig ick di, ick slag di de Knaken in den Liw' intwei!« rep Bräsig. – »Wer sich zu dir bekehret, der bleibet unversehret«, sung de Schaulmeister. – »Herr, sei sitt in de Pappel fast«, rep de Jung', un Bräsig ret nu an de Fahn un ret en halwen Telgen mit dal, un de Schaulmeister sung: »Wie sehr es kracht und blitzt.« – Un Fritz Triddelfitz lep nah de Etenklock, de in den Durweg hung, un lüdte Storm, un Bräsig swenkte de Fahn, un Manns un Frugens un Knechts un Dirns un Hawjungs un Gören repen: Vivat un Hurrah!, un David Däsel blos' up dat Tuthurn: Die Preußen haben Paris genommen, es werden bald bessere Zeiten kommen. Tuht! tuht! tuht! – Un't würd so fierlich, dat dat en Hund jammern kunn, denn bi den letzten Tuht! fohrte de oll Kedenhund, den Gust Kegel en beten taum Spaß los makt hadd, dat hei sick hüt doch ok verlustieren süll, David Däseln in de Beinen, un de beiden Brunen vör den Kutschwagen fungen ok an so sonderboren tau snuwen un tau snorken, dat dat en wohres Glück was, dat Kutscher Degel sick up wat gefaßt makt un Vörpal slagen hadd; denn ditmal lep't noch all gaud af, un't wohrte nich lang', dunn höll de Kutsch seker vör't Herrnhus, un Axel böhrte sine leiwe junge Fru ut den Wagen. Un in den Hus' was de sülwige Upstellung un Wirkung mit Blaumen un [242] Gräuns as buten, un mang de Kräns' un Gerlanden schot Marie Möllers in ehr niges, rodes, jakonettes Kled mit en füerrodes Gesicht un füerrode Arm hen un her, un wenn sei mang dat Gräuns en beten afkäuhlt was, denn stört'te sei wedder in de Käk nah den Kaukenaben, as wir sei en Plättbolten, de af un an mal wedder anhitzt warden müßt, un as nu de junge gnedige Fru äwer ehren Dörensüll treden was, dunn tred sei ehr entgegen un hadd de roden Füerarm wid utenanner breid't, as wir sei 'ne liwliche Dochter von den seligen Moloch, un set'te de junge Fru en Kranz von fürige Rosen up den Kopp un prallte drei Schritt bet taurügg un handtierte mit de roden Arm, as slögen de hellen Füerflammen ut ehr rute, un säd en Vers her, den sei mit Bräsig drei Monat lang kortfarig äwerleggt hadd:


»Heil dir, o Herrin aller Kräfte!
Zu weihen im Berufsgeschäfte
Mit treuem Fleiß und treuem Sinn,
Nimm gnädigst dies Gelöbnis hin!
Des Hauses ganz ergeben, untertänigste Dienerin.«

Un as sei ehre Lex upseggt hadd, ret sei de Dör tau de Etstuw' sparrangelwid up, un dor stunn en Disch deckt, schön tau rechter Tid, denn't was hoch Middag worden, un Axel red't en por Würd' bi Sid mit sine Fru, un sei nickte so fründlich unner den Rosenkranz rute un wendte sick an den ollen Inspekter: hüt müßt hei ehr Gast sin, un ok de Schaullihrer un de jung' Wirtschafter, un ob de olle, prächtige Herr, de de Fahn swenkt hadd, ehr woll en Korw gew, wenn sei em ok inladen ded; un gung an Marie Möllers ran un bedankte sick noch mal för ehre schöne Red' un för ehr Wirken un Dauhn un säd: nu würd sei äwer doch woll Tid hewwen, mit ehr tausamen dat tau geneiten, wat sei sorgsam anricht't hadd. Un Marie Möllers würd nu vör Freuden so rod, as wir de ganze Kaukenaben ehr in dat Hart rinne schaben un würd mit de gläugnigsten bäukenen Kahlen bött.

[243] Un't wohrte nich lang', dunn kemen sei denn all an. Hawermann hadd Bräsigen afhalt un stellte em vör as sinen langjöhrigen, trugen Fründ, de ok sihr genau mit den seligen Herrn bekannt west wir un sick dat nich hadd nemen laten wullt, an de Freud' von Pümpelhagen Deil tau nemen. Un Bräsig gung an Axel ranne un kreg mir nichts dir nichts sine Hand tau faten un drückte sei un schüddelte dorbi mit den Kopp hen un her, as versekerte hei em sine Fründschaft up Lewen un Starwen: »Herr Leutnant – sehr lieb und woll zu sehn! indem daß ich Korlen schon gesagt habe, daß ich mich freuen würde, wenn Sie nach ihrem Herrn Vater slachten.« Un nu gung hei up de junge Fru tau: »Gnedigste Frau Leutnanten«, un nu fuscherte hei nah ehre Hand, kreg sei ok richtig tau faten, un't was, as wenn hei sei küssen wull, äwer mit en Mal höll hei sei en En'nlang von sick af: »Nein! Dieses nich! – Ich hab' ümmer die Hand von meine gnedigste Gräfin küssen müssen, und das war als in den Hofdienst; ich will mir den Geschmack an Ihnen nich verderben, denn dazu sünd Sie zu lieblich in Ihre Augen anzusehn; aber wenn Sie einmal en Menschen brauchen können – ich heiß Zacharias Bräsig –, denn schicken Sie zu mich, 'ne lütte Mil von hier – Haunerwiem –, un der Dag soll mich nich zu heiß un die Nacht nich zu swarz sein.«

Mit so 'ne Reden un Anreden is dat en eigen Ding; de ihrlichen Lüd' reden frisch von de Lewer weg un denken in den Ogenblick nich doran, woans dat woll upnamen warden kann. Axel nem't nich so up, as't meint was. Dat em von so'n Entspekter Bräsig en Vörbild stellt würd – un wenn't ok sin eigen Vader was, den hei so velen Dank schuldigen ded –, was em nicht mit; hei was empfindlich verstimmt. – Frida, de in allen Dingen up den Grund gung, namm den ollen Entspekter sine Red' in de Hand as 'ne Zipoll, un schellte de ollen verdrögten un wedderhorigen Slusen ein nah den annern af, un dunn lachte ehr so'n rechten blanken, fasten Karn entgegen, un as sei den noch utenanner sniden ded, dunn was so 'ne gesunne Hartpoll dorin, dat sei den ollen [244] Burßen bi de Hand faten ded un em bi sick bi Disch as Nahwer dal nödigen würd.

Nu kamm Fritz Triddelfitz, natürlich as junge Gaudsbesitter, denn hei hadd sick fix in den blagen Liwrock mit de blanken Knöp verpuppt, de grad so let, as hadd Pomuchelskopp von sinen Blagen expreß för Fritzen en Jungen liggen laten. Un nu kamm Schaulmeister Strull, en groten, forschen Kirl, den de leiw' Gott ihre taum Holthauen as taum Kinnerhauen bestimmt hadd. Äwerall let dat den ollen Knawen mit sinen dicken Kopp un sinen swarten Antog, de nu all stark in't Vossige spelte, as en dägten Radnagel, den dat Schicksal scheiw in de Wand kloppt hadd un de nu dor so sachten inrustert was. Ok sin Gesicht sach en beten verrustert ut, un dat einzige, wat an em munter utsach, was sin Vörhemd, indem dat Schaulmeisters-Mutting, wil't sick en beten gel legen hadd, em nu gehürig mit Blagels unner de Ogen gahn was, woher sine meergräune Kalür stammen ded.

Dese beiden letzten würden von Axeln vör allen gaud upnamen, un as hei hüren ded, dat Fritzen sin Vader Apteiker in Rahnstädt was, de ok Analysen maken kunn, dunn müßt Fritzing bi em sitten, un as Unkel Bräsig dat Wurd Analysen hüren ded, snappte hei dat den Herrn Leutnant – swabb! – vör't Mul weg un säd bi Sid tau Hawermannen: »Allelüsen? Allelüsen? Wat meint er mit Allelüsen? Meint er da Ungeziefer mit?« Un ahn de Antwurd aftautäuwen, säd hei tau Axeln: »Gnedigst Herr Leutnant, for das Zeug müssen Sie sich von den Apthekersohn hier 'ne Kruk ›umgewendten Napoleon‹ (unguentum neapolitanum) mitbringen lassen«, wat natürlich Axel nich verstunn. Un wenn hei't verstahn hadd, hadd hei kein Tid dortau, sick dorup intaulaten, denn as sei all vullstännig seten – de Schaulmeister satt man en Virtel, denn hei blansierte up de ein Eck von sinen Stauhl –, kamm hei glik up de Hauptsak, up de Wirtschaft von Pümpelhagen, un fung an, dat ganze Feld tau rajolen, un smet mit Knakenmehl un Chilisalpeter un Guano rümmer un läd dicht achter den Goren 'ne grote Hoppenplantage an, dat de oll arme [245] Hawermann in'n stillen tau sick säd, so slimm hadd hei sick sinen Herrn sine Landwirtschaft nich dacht, un dat hei sick wunnern ded, wo Bräsig ümmer ut vullen Hals' dortau lachen kunn. Äwer dat was ganz natürlich, denn Bräsig höll Axeln sine ökonomischen Ansichten för luter Spaß un Witz von em, un as de jung' Herr sine Hoppenplantage tauletzt mit de Würd' tau Gang hadd: »Natürlich muß der Boden dazu erst gehörig präpariert sein«, lachte Bräsig hell up un säd: »Ja – un wenn wir denn mit dieser Preposition farig sünd, denn fikatzen wir ihn noch en bischen, un denn bauen wir nichts anders als Rosinen un Mandeln da auf, un mit die futtern wir die Swein – un denn sollen Sie mal sehn, gnedigste Frau Leutnanten« – hier wendte hei sick an de junge Fru – »wo süß en Swein smeckt, was mit Rosinen un Mandeln fett gemacht is.«

Dit kunn Axeln nu nich recht gefallen, un hei kek ok hellschen de Näs' lang un sneerte de Ogenbranen en beten tausamen; äwer hei was tau schön in den ökonomischen Tog, üm locker tau laten, un kamm up de Ackeri, up sine Erfindung von de Ackermaschin mit de Klutenklöpper un wendte sick gnedigst dorbi an sinen Nahwer, an Fritz Triddelfitzen, de so ungeheuer gebildete Antwurten gaww, dat Marie Möllers mit apnen Mun'n dor satt un sick in ehren Gedanken ümmer vör den Bussen slog un utrep: »Gott sei mi Sünnerin gnedig! Un nah den müßt ick unverstänniges Worm de Hand utrecken! Ne! dat wir jo grad, as wenn Gaus und Adler in ein Nest leggen süllen.« – As dat Middageten tau En'n was, stunn de gnedige Fru up, namm Afschid von de Gesellschaft und säd tau Hawermannen, Axel un sei hadden sick dat vörnamen, morrn dat ganze Feld tau beseihn, un sei rekente dorup, dat hei as Wegwiser mitgahn würd. Dat säd nu Hawermann mit Freuden tau, un as sei ut de Dör gahn was, gung de Buddel noch en beten üm den Disch rüm, un Daniel Sadenwater müßte Zigarren bringen; denn den ollen Bedeinter hadd Axel up Frida ehr Vörsprak bibehollen, un dorför hadd em Daniel hüt middag den ollen Herrn sin Metz [246] un Gawel henleggt un hadd em dordörch nah sine Meinung taum nigen Herrn inset't, un bi jedes Gericht, wat hei up den Presentierteller sinen jungen Herrn vörhöll, hadd hei sick sülwst mit Kopp un Kragen as Bihaspel bileggt, un sine ollen Ogen säden düdlich: sin jung' Herr künn mit em maken, wat hei wull, hei hadd sick allens begewen.

Bräsig namm sick ok 'ne »Zichalie«, as hei de Dinger näumen ded, un verteilte den Herrn von Rambow: ab un an rauchte er auch so'n Ding, aber von Köster Brökern seine; na, sie wären ja auch, aber en bischen streng' wären sie, und denn wären sie ihm auch eklich, denn die Leute sagten, Bröker kleisterte sie ümmer mit seine natürliche Spuck zusammen, was er nich for apptitlich taxieren müßte. – Axel antwurt'te nich dorup, denn – hei wüßt ok nich – Bräsig wull em gor nich gefallen, Bräsig hadd em tau sihr wat Spöttsch-Lustiges, wat mit sine eigene ökonomische Begeisterung slicht stimmen ded, dorgegen was Fritz Triddelfitz en ganz annern Tauhürer west, hei hadd so vel nickköppt un schüddköppt un wunnerköppt un so vel oh't un ah't un wunnerwarkt, dat Axel sick sülwst as en dickes, gatenes ökonomisches Talglicht vörkamm, wat hoch up en Lüchter stunn, üm Pümpelhagen un de ümliggenden Dörper, ja – minentwegen – de Welt tau erleuchten. Äwer, as ick all oft seggt heww, Axel was en gaud Minsch, hei wull't nich blot hell üm sick rümmer maken, hei wull't ok warm maken; dat schöne Middageten, de köstliche Win, dat Gefäuhl, Herr tau sin, leten nah Disch allerlei Gedanken in em upstigen, de hei los warden müßt. Hei rep also Hawermannen an dat Finster ran un frog em, woans hei mit Fritzen taufreden wir. Hawermann säd: so tämlich, hei hadd sick jo all so männiges annamen, un hei hoffte, dat hei mit de Tid en ganz brukboren Landmann warden künn. Dat was för Axeln sine gnedigen Stuken vullkamen naug, hei frog wider, wat Fritz för en Gehalt kreg un wat em en Pird hollen würd. – Ne, säd Hawermann, ein Pird hadd hei noch nich un Gehalt ok nich, hei gew nicks un kreg nicks.

Axel tred nu an Fritzen ranne un säd: »Lieber Triddelfitz, [247] zu meiner Freude habe ich von dem Herrn Inspektor erfahren, daß er sehr mit Ihnen zufrieden ist, ich mache mir daher das Vergnügen, Ihnen für das nächste Jahr ein kleines Gehalt von fünfzig Talern und die Haltung eines Pferdes zu offerieren.« – Fritz wüßt nich, wo em de Kopp stunn: Hawermann sihr mit em taufreden, dat was em sihr wunderbor; föftig Daler, dat was ok recht nett; äwer en Pird! dat benamm em de Luft un de Besinnung so dägern, dat hei sick knapp bi Axeln bedanken kunn. De let em äwer ok kein Tid dortau un treckte Hawermannen wedder an dat Finster ran. Un nu galoppierten dörch Fritzen sinen Bregen all de ollen Mähren ut de ganze Nahwerschaft, Swarte un Brune un Schimmel un Vöß, un jeder enzelne würd dorin vörreden, as hadd de meckelnbörgsche Regierung dat Rahnstädter Pirdmark in sinen Kopp verleggt, un em gegenäwer satt Bräsig un grinte. Mit ein Mal rep dat äwerselige Glückskind: »Herr Inspektor, nächsten Monat hält der Großherzog seinen Einzug in Rahnstädt, bis zu der Zeit muß ich sie haben, zu der Einholung, denn wir jungen Landleute holen ihn ein.« – »Wen müssen Sie haben?« frog Bräsig. – »Die Fuchsstute, die Mutterstute, die Walebonestute, Gust Prebberow hat sie.« – »Ich kenn ihr«, säd Bräsig sihr käuhl. – »Famoses Pferd!« – »En ollen Sch ...«, Schinner wull hei seggen; hei bedacht sick äwer noch tau rechter Tid, dat hei in en vörnem adliges Hus was, un säd also: »En ollen Scharfrichter is sie, un wenn der Großherzog seine Antrittsvesite in Rahnstädt hält, denn können Sie ihr nich brauchen, denn sie kann kein ›Hurrah!‹ schreien hören.« Dat wir doch fatal, denn bi de Gelegenheit würd vel ›Hurrah!‹ schrigt warden; äwer Fritz wüßt tau gaud, dat Bräsig em bi jeder Gelegenheit dat Gegenpart hollen ded, un hei let sick also in sine Afsichten nich verblüffen.

Wildeß hadd Axel sinen ollen Inspektor noch 'ne korte Vörlesung äwer den Furtschritt in de Landwirtschaft hollen, un taum Sluß drückte hei den ollen Mann en Bauk in de Hand mit de Würden: »Ich erlaube mir, Ihnen dies Buch zum Geschenk zu machen; es sollte von jetzt an die Bibel jedes [248] Landwirts sein.« Hawermann bedankte sick velmal, un wil dat mitdewil all tau schummern anfung, empföhl sick de Gesellschaft. De beiden ollen Entspekters un Meister Strull, de dortau inladen würd, gungen nah Hawermannen sine Wahnung; Fritz gung in den Pirdstall.

Wat hei dor tau dauhn hadd, wüßt kein Minsch, hei ok nich, dat drew em ordentlich as mit en Instinkt, hei müßt Pird munstern, hei müßt sinen inwendigen Minschen mit de würkliche Welt in Einklang bringen, un so gung hei denn in'n halben Düstern achter de ollen Ackermähren up un dal, de hei all dusendmal seihn hadd, un kek ehr nah de Beinen. De hadd dat Spatt – em süll keiner en Spattlahmen verköpen, dat kennt hei – schiffsförmige Knochen; de hadd Schiwel – wat Schiwel wir, hadd hei all vör en por Johr wüßt; de hadd Schalm – dat müßt en Däs'kopp sin, de sick en Schalmigen uphalsen let; de hadd Hasenhack – nich gefährlich; en beten mit en köppern Isen brennt; un nu kemen Steingallen un Stollswamm; un dörch all dit Pirdelend lücht'te en fründliches Lächeln un 'ne wunderschöne Gestalt in sin Hart herinne, dat was de gnedige Fru, in de hei sick sörre dat Middageten taum Starben verleiwt hadd, un so undankbor was de Bengel, dat hei dormit ümgung, sinen Herrn, de em dat Pirdvergnäugen makt hadd, unglücklich tau maken, wenn ok man in Gedanken. – »Ja«, säd hei, as hei in de Pirdstalldör stunn un de Abend lis' un düster dalsackte, »wat is Lowise Hawermann gegen desen Engel von gnedige Fru? – Ne, Lowise, du jammerst mi! Ich weit ok gor nich, wo ick dortau kamen bün, mi in de tau verleiwen. Ach, du lieber Gott, un denn Mining un Lining! – En por lütte Gössel. Un nu gor Marie Möllers! – En Klumpen Unglück. Ne, wo stek sei hüt Middag af gegen de gnedige Fru, as 'ne Burplumm gegen 'ne Persch. – Ja, un wenn ick nu irst de Voßstaut heww, denn – ›gnädige Frau, befehlen Sie? Vielleicht ein Brief zur Post zu besorgen?‹, oder wenn sei so des Abends denn mal von'n Ball ut Rahnstädt taurügg kümmt un oll Daniel Sadenwater is nich glik bi de Hand – den Wagenslag upgereten! ruteböhrt! – ›Ach Gott, [249] ich habe mein Taschentuch in Rahnstädt vergessen‹, oder ›meine Kaloschen‹. – ›Soll gleich besorgt werden‹, un denn sett ick mi up de Voßstaut – ks ... hsch ..., vörwärts geiht sei – in 'ne halwe Stun'n bün ick wedder dor, twei Mil in 'ne halw Stun'n – ›gnädige Frau, hier sind die Kaloschen‹, un denn seggt sei: ›Danke, lieber Triddelfitz, diese Aufmerksamkeit ...‹ Dat di dat Dunnerwetter, de verfluchte Distel!«, denn as hei nu in'n sticken Düstern nah Hus gahn wull, was hei in sine Leiwsgedanken äwern Wagendistel schaten, de dörch sine eigene Nahlässigkeit dor begäng' was, un lagg nu as junge Gaudsbesitter up wat, wat sick sihr weik anfäuhlen ded. Wat dat was, wüßt hei ok nich; äwer sine Näs' hadd 'ne Ort von Ahnung dorvon, un so vel wüßt hei för gewiß, dat hei sick irst bi Licht beseihn müßt, ihre hei in Hawermannen sine Stuw' gung.

In dese wiren de drei ollen Herrn rinne gahn, un as sei nu so in'n Schummern tausam seten, frog Bräsig: »Korl, das Buch is woll en Romanenbuch, so 's Winters abends in zu lesen.« – »Je, Zacharias, ick weit't ok nich. Will'n Licht anmaken, denn kän wir jo tauseihn.« – Un as dat nu hell was, wull Hawermann den Titel beseihn; äwer Bräsig namm em dat Bauk ut de Hand: »Ne, Korl, wir haben hier jo en Schriftgelehrten, Strull muß lesen.« – Strull fung nu ok an tau lesen, in einen Aten weg, as wenn hei dat sünndäglich Evangelium vörles', un wenn hei äwerall 'ne Paus' maken ded, denn makte hei sei bi de frömden Würd': »Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig die Chemie in ihrer Anwendung auf A-gri-cultur und Phy-si-o-lo-gie.« – »Holt!« rep Bräsig, »so heißt das Wort nicht, es benennt sich Fisionomie.« – »Ne«, säd Strull, »hier is die Aussprache Phy-si-o-lo-gie.« – »Meinswegen, Strull«, säd Bräsig, »mit die ausländschen Wörter is das was Besonders, der eine benennt sie so, der andere so. Na, man weiter!« – »Von Justus Liebig Drrr der Medicin und Philosophie Professor der Chemie an der Ludwigs-Universität zu Gießen Ritter des Großherzogl Hessischen Ludwigs-Ordens und des Kaiserl Russischen S-t-Annenordens [250] dritter Klasse auswärtiges Mitglied der Königl Akademie der Wissenschaften zu Stockholm der – nu kommt was Lateinsches, was ich nich lesen kann – zu London Ehrenmitglied der Königl Akademie zu Dublin – cor-res-pon-di ...« – »Holt!« rep Bräsig, »Gott du bewohr uns, Korl, was is der Kerl all!« – »'s is aber noch lang' nich all, es kommt nu gut noch mal so viel.« – »Das woll'n wir ihm schenken. Man weiter!« – »Fünfte umgearbeitete sehr vermehrte Auflage Braunschweig Verlag von Vieweg und Sohn 1843. – Nu kommt woll 'ne Vorrede.« – »Schenken wir ihn auch«, säd Bräsig, »fangen Sie da an, wo's anfängt.« – »Die Überschrift lautet folgendermaßen:Gegenstand mit en Strich unter.« – »Schön!« säd Bräsig, »man weiter!« – »Die organische Chemie hat zur Aufgabe die Erforschung der chemischen Bedingungen des Lebens und der vollendeten Entwicklung aller Organismen. – Absatz.« – »Was for en Ding?« frog Bräsig. – »Aller Organismen«, säd de Schaulmeister. – »Na«, rep Bräsig ut, »hab' ich doch schon männig ausländ'sches Wort gehört, aber Organismen, Organ ... – Holt!« rep hei, »Korl weitst noch: Herr Orgon ging vor's Tor, was wir bei Pastor Behrendsen aus Gellerten auswendig lernen müßten? Möglich, daß dieser Orgon hier mit zusammenhackt.« – »Willen't man sin laten, Bräsig, dat verstahn wi doch nich.« – »Ne, worum, Korl?« säd sin oll Fründ, »wir können uns jo belernen. Du sollst sehn, dies is en Wasserbuch, die fangen auch immer mit so'ne unverständliche Redensorten an. Man weiter!« – »Das Bestehen aller lebendigen Wesen ist an die Aufnahme gewisser Materien geknüpft, die man Nahrungsmittel nennt; sie werden in dem Organismus zu seiner eigenen Ausbildung und Reproduktion verwendet. – Absatz.« – »Dorin hat der Mann recht«, säd Bräsig, »Nohrungsmittel hören zu die lebendigen Wesen, und« – hir namm hei Strullen dat Bauk ut de Hand, – »sie werden in den Organismus verwendet', nu weiß ich auch, was er mit Organismus meint; er meint die Mag'.« – »Ja«, säd de Schaulmeister, »aber hier steht noch ›Reproduktion‹.« – »Ach«, smet Bräsig bi Sid weg, [251] »Produkschon! Das haben sie sich in de letzten Johren erst angewöhnt; in meine Kinderjohren wußt kein Mensch was von Produkschon; nu abersten nen nen sie jeden Schepel Weiten un jeden Ossen 'ne Produkschon. Das will ich Sie sagen, Meister, das ist en bloßen Zierrat, indem daß sie gelehrt aussehn wollen.« – So gung dat nu noch en Strämel wider, bet de Schaulmeister nah Hus gung, un as de weg was, seten de beiden ollen Frün'n vertrulich un still tausam – denn Bräsig blew hüt de Nacht in Pümpelhagen –, bet Hawermann deip upsüfzte un säd: »Ach, Zacharies, ick glöw, dat ward 'ne slimme Tid för mi.« – »Worum das? Dein junger Herr is ein munterer, spaßiger Mann; was hat er heute mittag nich all for Sätze angegeben mit seiner Landwirtschaft.« – »Je, dat is dat, du höllst dat för Spaß, un hei höllt dat för Irnst.« – »Das hält er for Ernst?« – »Gewiß deiht hei dat. Hei hett de Landwirtschaft ut de nimodschen Bäuker studiert, un de stimmen slicht mit uns' olle Ort un Wis', un wenn ick ok girn wull, so kann ick mi in de nige Ort doch nich mihr rinne denken, mi fehlen de Kenntnissen dortau.« – »Da hast du recht, Korl! Süh, mit die Wissenschaften kommt mich das ümmer vor as mit Koltern un Waizmannen; wenn das von Lütt auf an daran gewöhnt wird, auf den Turm raufzugehn, daß das nich düsig in den Kopp wird, denn danzt das in ollen Dagen slankweg das Seil entlanke, un wenn so'n Schulkind auch von Lütt auf an an die Wissenschaften gewöhnt wird, daß das auch nich düsig in den Kopp wird, denn danzt dich das in ollen Dagen mit Plesier auf jedes Seil rum, was die Wissenschaften aufgespannt haben. Verstehst du mir?« – »Ick verstah di. Äwer dat hewwen wi in unsen jungen Johren verpaßt, un up so'n Seil tau danzen« – hei wis'te up dat Bauk – »dor sünd min ollen Knaken doch all tau stiw tau. Ach, un ick wull dor ok nicks tau seggen, hei künn jo minentwegen de Wirtschaft sülwst nah de nigen Moden führen, un ick wull em nah Kräften dorin bistahn, äwer tau de Ort Wirtschaft hürt en groten Geldbüdel, un den hewwen wi nich. Ick glöwte irst, hei würd mit sin Fru wat mitkrigen; äwer dat is woll [252] nicks, denn sülwst de nige Utrüstung un de nigen Möbel hett hei jo in Rahnstädt besorgen laten, un betahlt is noch kein Schilling dorvon.« – »Na, Korl, laß das; en Unkauf hat er doch nich getan. Das Frauenzimmer gefällt mich ungeheuer.« – »Mi ok, Bräsig.« – »Un was en richtiges Frauenzimmer in en Hausstand bedeuten tut, das kannst du an deine liebe Swester sehn. Morgen will ich nach ihr hin, denn da sollen ja allerlei verfluchte Schosen mang die beiden Geistlichen ausgebrochen sein. Un darum nu guten Nacht, Korl.« – »Gun Nacht, Bräsig.«

16. Kapitel
Kapittel 16

Fritz Triddelfitz as Grashekt. Herr von Rambow höllt 'ne Red', un wat Päsel un Näsel un Kegel sick dorut nehmen. Slus'uhr un David maken ehre Antrittsvesit in de sülwige Ort as vördem. Woans Hawermann de gnedige Fru dat Feld wisen ded, un worüm männigmal in einen Blick de ganze Taukunft von Minschen liggen kann.


Den annern Morgen schot Fritz Triddelfitz up den Pümpelhäger Hoff rümmer as en Grashekt in en Kruzendik, denn hei hadd sine lütte Uneform antreckt, den gräunen Jagdsnipel mit grise, korte Hosen, de gnedige Fru tau Gefallen – säd hei – dat ehre schönen Ogen doch ok wat Nüdliches tau seihn kregen. Sin Ogen, de süs ümmer bi allens, wat hei up den Hoff vörnamm, up Hawermannen sine Finstern richt't wiren as de Kumpaß up den Nurdstirn, fläkerten hüt vermorrntau äwer de ganze Vörresid von dat Herrnhus hen un her, un as dor en Finster upgung un sin jung' Herr dor rute kek un em taurep, schot hei as Grashekt äwer den Hoff räwer, as wir Axel in sinen sülwergrisen Slaprock en Plötz un de rode Schall üm sinen Hals wiren de Flotten.

»Triddelfitz«, säd de Herr von Rambow, »ich habe beschlossen, heute morgen eine kleine Ansprache an meine Leute zu halten, bestellen Sie dieselben zu neun Uhr hier vor das Haus.« – »Zu Befehl«, säd Fritz; denn dese Redensort wull hei sick den Herrn Leutnant tau Ihren anwennen. – »Wo ist der Inspektor, ich wünsche ihn zu sprechen; es hat aber keine[253] Eile.« – »Er ist mit dem Inspektor Bräsig aus dem vordern Tor gegangen.« – »Schön! Also wenn er wieder zurückkommt.« – Fritz makte en uterwählten Diener un gung, dreihte sick nah en beten äwer wedder üm un frog: »Befehlen der Herr von Rambow die Frauen auch?« – »Nein, bloß die Männer. Aber – warten Sie – ja, Sie können die Hausfrauen auch bestellen.« – »Zu Befehl«, säd Fritz un gung nu in't Dörp herüm un bestellte de Husfrugens un de Manns, de up den Hoff ehr Arbeit hadden, un süllen ok ehr bestes Tüg antrecken. – Nu würd de Klock mitdewil acht, un wenn de Häkers, de up de Brak wiren, tau Klock nägen dor un ok in'n Staat sin süllen, denn müßten sei nu raupen warden, hei gung also nah de Brak tau.

Hawermann hadd sinen ollen Fründ en En'n lang dat Geleit gewen un was dunn dwas äwer't Feld nah de Häkers gahn, un as hei dor so mang rümmer gung, segelte Fritz äwer den Barg pil up em los, so grad as sine slackrige Gangort un de Leimkluten in den hakten Acker dat äwerall tauleten. »Herr Inspektor, Sie sollen gleich ausspannen lassen, die Leute sollen zu um neun Uhr vor dem Herrenhause sich versammeln, der Herr will 'ne Rede an sie halten.« – »Was will er?« frog Hawermann ganz verblüfft. – »'ne Rede halten«, was de Antwurd, »die anderen Tagelöhner sind schon bestellt, auch die Hausfrauen. Die hatte er vergessen, daran habe ich ihn noch zu rechter Zeit denken helfen.« – »Sie hätten ... was Besseres tun können«, wull Hawermann seggen, begrep sick äwer noch un säd ruhig: »Dann sagen Sie den Leuten Ihren Auftrag.« – »Und Sie sollen auch kommen.« – »Schön«, säd de Oll un gung sihr verstimmt nah Hus. Hei hadd hilde Arbeit för sine Gespannen, nu wiren s' em en ganzen Vörmiddag ut den Acker reten; äwer dor kem hei woll äwer, dat was't nich. Sin Herr hadd glik den irsten Dag wat anordniert, ahn mit em Rüggsprak tau nemen, hei hadd dat mit Triddelfitzen äwerleggt, nich mit em, un de Sak hadd doch grad ok kein Il hatt; äwer wenn't em ok weih ded, so was't dat doch ok nich; de Red' was't. Wat wull hei tau de Lüd' reden? [254] Wull hei sei an ehre Schülligkeit vermahnen? De Lüd' wiren gaud, sei deden ehre Arbeit grad so einfach un natürlich, as sei eten un drunken ..., sei dachten gor nich doran, dat sei dormit wat Besonders utrichten deden; un't wir en Unverstand, so 'ne Lüd' an ehre Schülligkeit tau vermahnen. Red't man oft dorvon, denn ward dat bald dormit an tau hacken fangen! In de Ort sünd uns' Daglöhners as de Kinner; sei warden sick bald ehre Schülligkeit as en Verdeinst anreken. – Oder wull hei ehr Wolldahten taufleiten laten? Gaudmäudig naug was hei dortau. Äwer wat wull hei ehr gewen? Sei hadden allens, wat sei brukten, un wat Bestimmtes kunn hei ehr nich gewen, dortau kennte hei ehre Lag' nich genau naug; hei müßte ehr also mit allerlei widschichtige Redensorten un Versprekungen unner de Ogen gahn, de ein jeder sick mit sine eigenen Wünsch un Hoffnungen utfüllen ded un de unmäglich taugestahn warden kunnen. So makte hei sick de Lüd' untaufreden.

Dit wiren sine Gedanken, as hei bi sinen Herrn in de Stuw' tred. De junge Fru was all dor, ganz tau den verafredten Spaziergang antreckt, sei kamm em fründlich entgegen: »Wir müssen noch warten, Herr Inspektor, Axel will noch erst die Leute anreden.« – »Das wird so lange nicht dauern«, säd Axel un kramte in Poppieren rümmer. – Dunn kloppte wat an de Dör. »Herein!« Un Fritz kamm rinne mit en Breiw in de Hand: »von Gürlitz«, säd hei. Axel brok den Breiw up un les'; dat was en fatalen Breiw, hei was von den Herrn Notorius Slus'uhr, de meld'te sick för den Vörmiddag mit Daviden an; sei wiren taufällig bi den Herrn Pomuchelskopp un hadden von den erfohren, dat de Herr von Rambow all inrückt wir, un dor sei em in notwendige Geschäften tau spreken hadden, so nemen sei sick de Erlaubnis u.s.w. De Geschäften wiren äwer sihr dringend, stunn in 'ne Nahschriwwt. Axel was in grote Bedrängnis, denn aflehnen kunn hei den Besäuk nich, hei gung also rute un säd tau den Baden: de Herren wiren em angenehm; un as hei wedder rinne kamm, was hei so verstürt un unrauhig, dat dat de junge Fru [255] upfallen müßt. »Was hast du?« frog sei. – »Oh, nichts. – Ich denke eben nur, mit meiner Ansprache an die Tagelöhner wird es doch noch eine Zeitlang dauern; es ist wohl am besten, wenn du mit dem Herrn Inspektor allein das Feld besiehst.« – »Oh, Axel, ich habe mich so darauf gefreut, mit dir ...« – »Ja, das hilft doch nicht, mein liebes Kind; ich kenne ja das Feld auch schon. Geh jetzt mit dem Herrn Inspektor, liebe Frida, und – ja – sobald ich irgend kann, komme ich euch nach.« – Hawermann kamm dat vör, as hadd hei 'ne ordentliche Angst, dat hei sei man los würd, hei hülp em also in sinen Vörnemen, un de junge Fru folgte endlich up sine Inladung, äwer en beten verstimmt.

As sei weg wiren un dat Dörp so tämlich tausam kamen was, höll hei sine Red', obschon em dat Vergnäugen an dese Staatsakschon dörch den infamen Breiw ganz in de Krümp gahn was, denn wat hei sick ok vörspeigeln ded: sin eigen Plesier un de Wichtigkeit, sick as Herr tau fäuhlen, wiren doch de Hauptsak bi sin Unnernemen. Binah ebenso as Hawermann dat befürcht't hadd, föll denn nu ok de Red' ut. Vermahnungen un Versprekungen, in hoge Würd' un grote Redensorten upgeputzt, stolzierten vör de ollen Daglöhners ehre Ogen unverständlich hen un her, un dat Einzige, wat ehr ut sine Würd' hell in de Ogen schinte, äwer ok blen'nte, wiren de gollenen Flittern von Wolldahten, de hei ehr versprok, un dat sei bi jeden Wunsch man tau em kamen süllen, hei wull för ehr sorgen as en Vader. – »Ja«, säd Päsel tau Näseln, »Vadder, dat lat ick mi gefallen. Hei will doch! – Ick gah morrn nah em hen un bidd em, dat ick mi äwer Johr en Kalw ansetten kann.« – »Du hest jo verleden Johr all ein anset't kregen.« – »Dat schadt nich, dat kann 'ck an den Wewer in Gürlitz gaud verköpen.« – »Ja«, säd Kegel tau Degeln, »ick gah morrn nah em hen un bidd em, hei sall mi echter Frühjohr twintig Raud Tüftenland mihr gewen, ick bün äwer Johr nich utkamen.« – »Je, du hest din Tüften man nich tau rechter Tid hackt; un de Oll hett di derentwegen ok all en schönen Vers makt.« – »Dat schadt nich, hei weit dor [256] en Deuwel von, un hei is nu Herr un nich de Entspekter.« – So was denn de Unrauh un de Untaufredenheit in den besten Gang, sülwst Axel was unrauhig un untaufreden, wil dat em de Besäuk bevörstunn, un de einzigste Minsch up den Pümpelhäger Hoff, de, wenn ok nich rauhig, doch taufreden was, was Fritz Triddelfitz, un so hadd de jung' Herr sin Parlen doch nich heil un deil vör de Sägen smeten.

Slus'uhr un David kemen, un wat sall ick dor grot von verteilen? Sei sungen de sülwige Melodie, de sei vördem sungen hadden, un Axel müßt ehr de Noten dortau schriwen. Hirup würd hei nu mitdewil all ordentlich geläufig. – Borgen is gewiß en slicht Geschäft; äwer't giwwt up de Welt gor kein so leg Geschäft bet up Köppen un Hängen, wat nich ein oder de anner mit Behagen bedriwen deiht; ick heww Lüd' kennt, de sick nich ihre taufreden gewen, bet sei in de ganze Juden- un Christenheit rümmer borgt hadden, un wenn't ok mit Axeln noch grad so wid nich was, so dacht hei doch all scharp doran, en taufälligen, günstigen Ümstand tau benutzen, hei läd also hüt morrn tau sine annern Pümpers bi Daviden noch en frischen an, dat hei de nige Utrüstung von sinen Husstand dormit betahlen wull, »um nicht mit so vielen Leuten zu tun zu haben, sondern mit einem«, dacht äwer wohrscheinlich nich doran, dat dese eine gaud so vel güll as en por Dutzend anner.

Wildeß gung Hawermann mit de junge Fru dörch dat Feld. De helle Sommermorgen jog bald de lütten verdreitlichen Schatten von dat frische Gesicht, un de kloren Ogen keken mit den lewigen Willen, sick tau äwertügen un wat tau lihren, üm sick, un de oll Mann les' mit grote Freud' dorin, dat sei en Verstand von de Sak hadd. Sei was up den Lan'n grot worden, un ehre Natur was einmal so, dat sei ok Saken beachten ded, de en beten von ehren gewöhnlichen Weg afliggen deden, un dat nich so baben weg, ne, sei müßt en Grund von jedes Ding weiten. So kennte sei denn nu naug von de Wirtschaft, dat sei sick bald taurecht finnen kunn, denn wenn ehr up dit Feld ok vel Frömdes in de Ogen föll, [257] indem dat ehr Vaders Gaud 'ne Sandbüß was un Pümpelhagen den schönsten Weitenbodden hadd, sei hadd doch en Faden, an den sei sick entlang fäuhlen kunn, un wenn sei mal hacken blew, denn hülp ehr de olle Entspekter mit 'ne korte, verstännige Utkunft wider. De Spaziergang was för beide Deil 'ne wohre Freud' worden, un ut 'ne gemeinsame reine Freud' waßt dat Vertrugen as 'ne schöne Blaum.

So wiren sei bet an de Gürlitzer Scheid' kamen, un Hawermann wis'te ehr den Preister-Acker un vertellte ehr, dat den de selige Kammerrat in Pacht namen hadd. – »Und die Gerste da drüben?« frog de junge Fru. – »Das ist schon Gürlitzer Grund und Boden, das gehört dem Herrn Pomuchelskopp.« – »Ach, das ist der Gutsbesitzer, der uns gestern mit seiner Familie begrüßte«, rep Frida, »was ist das eigentlich für ein Mann?« – »Ich habe keinen Umgang mit ihm«, säd Hawermann en beten verdüstert. – »Kennen Sie ihn denn nicht?« frog de junge Fru. – »Ja – nein – das heißt, ich habe ihn früher gekannt; aber seitdem er hier wohnt, haben wir keinen Umgang miteinander«, säd de Oll un wull von wat anners tau reden anfangen; äwer Frida läd ehre Hand up sinen Arm un frog: »Herr Inspektor, ich bin hier fremd in der Gegend, Axel scheint mit dem Manne, wenn auch nur oberflächlich, bekannt zu sein; ist das ein Umgang für uns?« – »Nein«, säd Hawermann kort un hart. – Sei gungen wider, ein jeder in sin Gedanken. De junge Fru stunn still un frog: »Können und wollen Sie mir den Grund sagen, weswegen Sie den Verkehr mit dem Manne abgebrochen haben?« – Hawermann kek de junge Fru nahdenklich an: »Ja«, säd hei endlich, mihr as wenn hei tau sick sülwst redte, »und wenn Sie meine Worte mit demselben Vertrauen aufnehmen, wie's der selige Kammerrat getan hat, wird es Ihnen zum Vorteil gereichen«, un hei vertellte ehr sine Geschieht ahn Hitz un ahn Iwer, äwer ok ahn alle Rücksicht. De junge Fru hürte em upmarksam tau, ahn em widlüftig tau unnerbreken, un säd tauletzt blot: »Die Leute sind mir gestern schon halb zuwider gewesen, heute sind sie's mir ganz.« – Sei gungen in desen[258] Ogenblick up den Paster-Acker an den Gorentun entlang, as von jensid den Tun 'ne helle fröhliche Stimm' heräwer schallte: »Guten Morgen, Vater! – Guten Morgen!« un tau gliker Tid dat schöne, junge Mäten, wat de junge Fru gistern vör den Pasterhus' seihn hadd, ut de Gorenpurt un up den ollen Inspekter lossprung. Sei höll äwer mit einem Mal in ehren Jubel in, as sei de gnedige Fru tau seihn kreg, un stunn äwer un äwer rod dor, so dat Hawermann sick sinen Gun-morgen-Kuß man sülwst halen müßt, wenn hei äwerall einen hewwen wull.

In vullen Glück un vullen Stolz stellte de oll Mann sin leiw Döchting vör; de junge Fru redte fründlich mit ehr un nödigt' sei, sei süll ehren Vader un sei sülwst in Pümpelhagen recht oft besäuken, un as Hawermann ehr Grüß an den Paster un de Pasturin updragen hadd, nemen sei Afschid, un de beiden Spaziergänger gungen wider. – »Der Prediger und seine Frau sind wohl gute Leute?« frog Frida. – »Gnädige Frau«, säd Hawermann, »Sie wenden sich mit dieser Frage an keinen unparteiischen Mann. Mir haben diese Leute alles gerettet, was mir aus meinem Unglück übrig geblieben war, sie haben mir mein einziges Kind mit Liebe gehegt und gepflegt und zum Guten erzogen, ich kann nur mit der höchsten Verehrung und dem heißesten Danke an sie denken. Aber fragen Sie in der Umgegend, wen Sie wollen! Arm und Reich, Hoch und Niedrig wird mit Liebe von den Leuten sprechen.« – »Auch der Herr Pomuchelskopp?« frog de gnedige Fru. – »Wenn er ehrlich und ohne Vorurteil reden wollte: ja«, säd de Oll, »so aber, wie er nun einmal ist, ist er gleich nach seiner Ankunft mit dem Pastor in Zwist geraten, dieses Ackers wegen, auf dem wir hier gehen. Der Pastor kann nichts dafür, ich habe die eigentliche Veranlassung zu seinem Zorn gegeben, als ich dem seligen Herrn riet, den Acker unter allen Umständen zu pachten. – Und, gnädige Frau«, set'te hei nah 'ne Wil hentau, »Pümpelhagen kann diesen Acker gar nicht entbehren, die Vorteile sind zu groß, als daß man sie jemals aufgeben könnte.« Frida let sick dit widlüftiger [259] utenanner setten, un as sei en Verstand von deSak hadd, kunn einer ehr dat binah von butwennig anseihn, dat sei tau sick säd: wat an ehr leg, denn wull'n sei den Acker woll behollen.

As sei up den Pümpelhäger Hoff kemen, führten grad de Herrn Notorius Slus'uhr un David af, un Axel stunn vör de Dör un verafschidte sei so höflich, as wir de Herr Notorius sin Regimentskummandür von vördem un David en jungen Graf. – »Wer ist das?« frog Frida Hawermannen. – Hei säd't ehr. Sei begrüßte sick nu mit ehren Mann un frog dunn: »Aber, Axel, was hast du mit diesen Leuten, und warum bist du so überaus höflich gegen sie?« – »Höflich?« frog Axel verlegen taurügg, »warum nicht? Ich bin gegen jedermann höflich«, un smet en Blick up Hawermannen, de em ruhig un fast ansach. – »Das bist du«, säd sine junge Fru un namm sinen Arm, üm mit em rinne tau gahn, »aber gegen einen gewöhnlichen Handelsjuden und ...« – »Liebes Kind«, föll Axel rasch in, üm sei nich utreden tau laten, »der Mann ist Produktenhändler und Wollhändler, ich werde gewiß noch oft Geschäfte mit ihm machen.« – »Und der andere?« frog sei. – »Oh, der ist – der ist nur so zufällig mitgekommen; mit dem habe ich nichts.« – »Adieu, Herr Inspektor«, säd Frida un gaww den ollen Mann de Hand, »ich danke viel-, vielmal für die freundliche Begleitung.« Dormit gung sei in dat Hus, Axel folgte ehr; in de Dör kek hei sick üm, den ollen Inspekter sin Og' lagg vull un trurig up em, dat hei sick afwennen müßt. Hei folgte sine Fru in't Hus.

In desen ihrlichen un trurigen Blick lagg de ganze Taukunft von de drei Minschen, de eben utenanner gahn wiren. Axel hadd lagen, hei hadd taum irstenmal dat Vertrugen von sine junge Fru verraden, un Hawermann wüßt dat, un Axel wüßt, dat Hawermann dat weiten ded. Hier lagg en Stein in den Weg, äwer den jeder fallen müßt, de de Strat gung, denn de Weg was düster worden dörch Unwohrheit un Unuprichtigkeit; un keiner kunn un wull den annern Bescheid seggen von den Stein un em warnen. Frida gung unschüllig un vull [260] Vertrugen den Weg wider; äwer wo lang' kunn't duren, denn müßt sei an den Stein stöten. Axel log wider, hei log sick vör, dat hei sick un Frida in'n Düstern äwer den Stein bringen künn, ahn dat sei em gewohr würd, un up jensid wir de Strat denn wedder eben. Hawermann sach de Gefohr düdlich un kunn un wull helpen; äwer wenn hei de Hand taum Wisen un Warnen utrecken wull, denn schow sei Axel taurügg mit käuhles Wesen un heimlichen Grull. De Lüd' seggen, en suchten Kirl smitt mit de Tid en heimlichen Grull up den, de em mal Wolldahten hett taufleiten laten; 't is mäglich, äwer't is nicks gegen dat heimliche Gnagen un Bohren von den Grull, den en swack Minsch up einen annern smitt, de allein up de Welt en legen Streich von em kennt. So'n Grull kümmt nich mit einmal as de helle Haß, de ut apenboren Strid un Zank geburen ward, ne, lütt un allmählich bohrt hei sick in dat Hart as de Dodenworm in den Dragbalken, un frett sick wider un wider, bet dat ganze Hart von einen groten Wedderwillen vull is as de Dragbalken vull Wormmehl.

17. Kapitel
Kapittel 17

In dit Kapittel ännert Jochen sine ganze Natur un redt so vel, dat Fru Nüßlern sick irnstlich doran argern möt. Worüm Gottlieb un Rudolf sick utschutern un ümlihren, un wat dorbi rute brött. Worüm Rudolf so'ne schöne Predigt un Gottlieb gor keine hollen kann. De beiden lütten Druwäppel up de Gebelstuw'. Wo dat Gottlieben eigentlich laten ded, un in wecker Wis' sick Unkel Bräsig in dese Bisternis rinne mengen will.


Bräsig gung den Morgen, as hei sick vörnamen hadd, nah Rexow tau Fru Nüßlern. In de Husdör kamm em de Thronfolger entgegen un swänzelte so christlich mit den Start, dat einer hadd glöwen kunnt, de Hund wir en moralischen Hund, indem dat hei Bräsigen de Angst un de Prügel von letzthen nich nahdragen ded, un dat einer wegen de stille Taufredenheit, de ut sine gelbrunen Ogen blänkerte, hadd up den Gedanken kamen kunnt, allens in Rexow wir will un woll, un Fru Nüßlern wir in de Käk, un Jochen set in den Lehnstauhl. [261] Äwer so was't nich, denn as Bräsig de Dör apen maken ded, satt Jochen frilich up sin oll Flag; äwer Fru Nüßlern stunn vör em un höll em 'ne lütte, indringliche Predigt, dat hei sick üm nicks kümmern ded un kein Wurd tau de Sak säd, un as sei Bräsigen tau seihn kreg, gung sei up em tau un säd sihr in Arger: »Un Sei laten sick ok nich seihn, Bräsig; för Ehrentwegen kann hir jo ok woll allens up den Kopp stahn, un Sei sünd dor jo ok mit schuld an, dat wi de beiden hir in't Hus rinne namen hewwen.« – »Pianoforte!« säd Bräsig, »pianoforte! Man ruhig, Madam Nüßlern! Was is denn mit die Paster-Kannedaten passiert?« – »Vel is passiert, un ick heww nicks dorvon seggen müggt, denn't is Jochen sine Fründschaft, un't is en slichten Vagel, de sin eigen Nest besmutzt; äwer sörre de Tid, dat de beiden Burßen in minen Hus' sünd, is dor kein Fred un Rauh, un wenn dat noch länger wohrt, vertürn ick mi jo woll tauletzt noch mit Jochen sülwst.« – »Mutting«, säd Jung-Jochen, »wat sall ick dorbi dauhn.« – »Sweig' rein still, Jung-Jochen«, rep Bräsig, »schuld hast du. Kannst du nich aufstehn und ihnen Moritzen lehren?« – »Ne, Bräsig«, säd Fru Nüßlern hastig, »laten S' mi Jochen taufreden, ditmal hewwen Sei schuld. Sei versproken uns, Sei wullen en Og hirher smiten, dat de beiden jungen Minschen ehr Ding' deden un nich up Undäg' verföllen, un staats dessen laten Sei den einen lopen un kümmern sick gor nich üm em, un den annern stiften Sei tau luter Dummheiten an, dat hei, staats in de Bäuker tau lihren, mit en Angelschacht up den Fell'n rümmer löppt un mi des Abends denn en Hümpel Bors as en Finger lang an't Hus bringt. Un wenn ick denk, ick heww allens tau Schick, denn möt ick mi noch henstellen un möt dat Grumm noch utnemen un taurecht maken.« – »Was? so'ne Dinger as en Finger lang bringt er, un ich hab ihn die richtigen Fläg' wis't, wo's en großen Bors gibt. Ih, so soll dich doch ...! Na, täuw man!« – »Ach wat!« rep Fru Nüßlern, »Sei süllen em dat Angeln ganz un gor verbeiden, denn dortau is hei nich hir! Hei sall hir wat lihren, seggt sin Vader, un de will hüt ok noch kamen.« – »Nein«, rep Bräsig, »Frau [262] Nüßlern, da muß ich mich sehr über emigrieren, daß er die Befolgung von meine Ratsläg' bei's Angeln so retiriert. Hat er sonst noch was anstift?« – »Ach vel, all beid' hewwen s' wat anstift! Äwer, as ick seggt heww, ick heww dor nich von reden müggt, denn't is Jochen sine Fründschaft, un in de Irst let dat jo ok so, as wenn't en gauden Gang gahn würd. In de Irst was dat hir en idel lustig Lewen in den Hus', min beiden lütten Dirns, de däu'ten orndlich up, dat gung: Mining hir un Rudolf dor, un Lining hir un Gottlieb dor, un sei vertellten sick wat mit Gottlieben un jacherten mit Rudolfen, un de beiden ollen Jungens wiren jo ok ganz flitig bi ehren Kram, un Gottlieb satt baben up sin Stuw' un lihrte sick, dat em de Kopp rokte, un Rudolf les' jo ok in de Bäuker; äwer't wohrte nich lang', dunn kregen sei sick dat Striden un Vertürnen äwer geistliche Saken, un Gottlieb, de nu jo woll vel mihr lihrt hett as de anner, de säd, hei stünn gor nich up en christlichen Standpunkt.« – »Standpunkt, sagt' er?« smet Bräsig dormang. – »Ja, Standpunkt säd hei«, was Fru Nüßlern ehre Antwurd. – »Hoho!« rep Bräsig, »denn hör ich ihn schon laufen. Wo andere Leut mit aufhören, mit en Standpunkt, da fangen die Petisten ümmer mit an. Denn hat er ihn auch bekehren wollen.« – »Ja«, säd Fru Nüßlern, »'t kamm so rute. Nu is jo denn nu de anner vel kläuker as Gottlieb, na, de fung jo nu mit allerlei Witzen an un höll Gottlieben jo nu taum Buren, un so würd de Unfreden ümmer duller, un nu weit ick nich, wo dat kamen ded, nu fungen min beiden oll Lütten ok an, in de Sak tau reden, un Lining as de Verstännigst, de stunn up Gottlieben sin Sid un let de Uhren just so hängen as hei, un Mining lachte äwer Rudolfen sine Witzen un jacherte mit em rümmer.« – »Ja«, säd Jochen dormang, »'t is all so as dat Ledder is.« – »Du sollst dich was schämen, Jung-Jochen«, säd Bräsig, »daß du so'n Hopphei in deinen Haus' leidst.« – »Ne, Bräsig«, säd Fru Nüßlern, »dat laten S' man sin: Jochen hett dat Mägliche dahn, dat hei Freden stiften wull; wenn Gottlieb von den Düwel reden ded, dat hei em dormit grugen maken wull, denn hett [263] hei ok an den Düwel glöwt, un wenn Rudolf äwer den Düwel lachen ded un sinen Spijök dormit drew, hett hei ok düchtig mit lacht. Äwer dunn, as de Strid am düllsten was, dunn kamm min lütt Mining up en snakschen Infall, sei schutert ehr de Bäuker ut un drog Rudolfen sin nah Gottlieben sin Stuw' un Gottlieben sin nah Rudolfen sin; un as sei sick nu beid' doräwer verstutzen deden, säd sei ganz quick, 't wir am besten, sei lihrten eins üm, denn künnen sei mäglicher Wis' tausam kamen.« – »Mining is 'ne lütte hellische Dirn!« rep Bräsig dormang. – »Na, sei wullen irst nich doran; äwer Gottlieb is jo bi alledem en ollen Gaudmäudigen, de fung dormit an, un den annern, wil dat nu Winterdag worden was un hei nich rümmer ströpen kunn, drew de lange Wil dortau. Un nu hadden Sei dit mal mit anseihn süllt! Dat wohrte gor nich lang', dunn was dat, as wenn sei mit de Bäuker sick sülwst utschutert hadden, Gottlieb makte slichte Witzen un lachte äwer den Düwel, un dat anner oll Worm, dat quälte sick un süfzte un redte von den Düwel, as wenn hei alle Middag bi uns an den Disch set un sin Tüften as en anner ihrlich Minsch et. Nu kemen min ollen Lütten ganz ut de Rieht, Mining slog sick nu tau Gottlieben, un Lining tau Rudolfen, denn nu säd Rudolf, Gottlieb stünn nich up en christlichen Standpunkt.« – »Pfui«, säd Bräsig, »das hätt er nich sagen müßt. Na, täuw man! Büst du so einer, un kannst nich mal en hartlichen Bors angeln?« – »Je«, rep Fru Nüßlern hellschen ärgerlich, »un von Ehr oll ßakermentsches Borsangeln kamm jo nu de ganze Geschicht wedder her, denn as dat Frühjohr würd un de Bors bet, dunn smet Rudolf jo sinen ganzen christlichen Standpunkt wedder bi Sid un namm de Angelraud un lep mit Sei up den Felln rüm, un de anner namm jo nu den Düwel wedder up, denn hei süll sinen Examen maken, un ahn Düwel kamen sei jo woll up Stun'ns dor nich mihr mit dörch. Un min beiden ollen Lütten wüßten nu jo woll gor nich mihr, tau wen sei sick hollen süllen.« – »Ja, es sünd ein paar verfluchte Bengels!« rep Bräsig, »aber der Bekehrer is an allens schuld, was hat er den andern mit en [264] Deuwel un en Standpunkt zu kommen?« – »Na, dat willn wi man sin laten! Denn hei hett doch wat lihrt un hett sinen Examen ok richtig makt un kann för sinentwegen alle Dag' Preister warden; äwer de anner Kujon deiht jo nu rein gor nicks, un denn makt hei uns dat grugliche Stück un dat Elend!« – »Was hat er denn nu wieder anstift? Hat am En'n gor Witings angelt?« frog Bräsig un treckte de Ogenbranen hoch in de Hög. – »Ach, wat Witings! 'ne Predigt hett hei sick angelt. Seihn S', dor is de Rekterin Baldrianen, na, de Fru will jo nu doch ok ehren Gottlieb einmal predigen hüren, un sei bidd't den Paster in Rahnstädt dorüm, un de verlöwt ehr dat ok, dat Gottlieb den verleden Sünndag predigen sall, un nu verteilt sei dat ehr Swester, de Kurzen. Na, de argert sick nu natürlich doräwer, dat ehr Jung' noch nich so wid is as de anner, im geiht ok nah den Paster, un de oll Paster is ok so'n Schap un verlöwt ehr dat ok, dat Rudolf an den sülwigen Sünndag predigen sall. Un nu lossen sei beid', wer vörmiddags un wer nahmiddags predigen sall, un Rudolf kriggt den Vörmiddag. Na, nu de oll Gottlieb, de lihrte sick nu nah Mäglichkeit, un von morgens bet abends satt hei in de Lauw' in den Goren, un wil hei en slicht behöllern Kopp hett, lihrte hei sick ümmer lud, un de anner junkerierte rüm; äwer de letzten beiden Dag' set'te hei sick ok achter de Lauw' up de Grasbänk un ded ok so, as wenn hei Predigten maken wull. – Na, nu kamm de Sünndag, un Jochen let sei rin führen, un wi führen ok all mit un gahn in den Pasterstauhl, un ick segg Sei, ick hadd 'ne grote Angst för Rudolfen, äwer de Bengel stunn dor, as wir em gor nicks weg, un as dat Tid was, gung hei up de Kanzel un höll Sei dor 'ne Predigt, dat all Lüd' Mul un Ogen upreten, un ick freut' mi so äwer den Jungen un will dat Gottlieben seggen, de bi mi satt; dunn sitt dat Worm dor un haspelt mit Hän'n un Fäuten, as wull hei ok ruppe up de Kanzel un wull den annern runne halen un seggt: ›Tanten, dat is jo min Predigt.‹ Un so was dat, Bräsig: de verdammte Jung' hadd de ganze Predigt von't Tauhüren lihrt, wil de anner sick lud lihren müßt.« – »Haha!« lachte Bräsig ut [265] vullen Hals', »das is en Spaß, das is en Hauptspaß!« – »Un dat nennen Sei en Spaß?« rep Fru Nüßlern in hellen Arger. »So'n Stück in'n Gottshus is för Sei en Spaß?« – »Ih, ne!« rep Bräsig un lachte ut vullen Harten, »was wollt's en Spaß sein, den Deuwel is's en Spaß, en entfamtes Stück is's; aber ich kann mir nich helfen, ich muß mir hellschen drüber lachen.« – »Oh, ja«, säd Fru Nüßlern empfindlich, »dortau sünd Sei in'n Stan'n, wenn wi annern all ut de Hut fohren müggten vör Schimp un vör Arger, denn stünnen Sei jo woll dorbi un lachten.« – »Na, lassen Sie man«, begäuschte ehr Bräsig, »wo wurd's nu mit dem Bekehrer? Haha! Ich hätt wohl sein Gesicht sehn mögen.« – »Je, wo würd't? De sülwige Predigt kunn hei jo des Nahmiddags nich hollen, un de oll Paster müßt man 'ne olle Predigt för desen Notfall upwarmen, was äwer schön falsch un säd, wenn hei de Sak anzeigen ded, denn künn Rudolf sinen Preister man an de irste beste Wid' hängen.« – »Na, und der Bekehrer?« – »Ach, dat oll frames Worm was so taunicht, dat säd gor nicks, desto mihr säd äwer de Rektern un vertürnte sick mit ehr Swester, de Kurzen, so dägern, dat sei hüt noch nich wedder tausam sünd. Oh, dat was en Lärm! Schämt heww'ck mi, argert heww'ck mi, denn Kurz un de Rekter kemen nu ok dormit mang, un Jochen wull sogor dormang losleggen, taum Glücken führt äwer uns' Wag' all vör, un ick makte, dat ick em ruppe kreg.« – »Was sagte denn abersten der Duwellfechter?« – »Ih, de Racker was klauk naug, de gung den Larm ut den Weg' un hadd sick glik nah sine saubere Predigt up de Socken makt un was hir rute lopen.« – »Na, da hat er denn nu aber woll nahsten 'ne orndliche Invitatschon von Sie gekriegt?« frog Bräsig. – »Ne«, säd Fru Nüßlern bestimmt, »dat hett hei nich. Dor stek ick mi nich mang. Sin Vader kümmt hüt, un dat is de Negste dortau, as de Fru Pastern seggt. Un Jochen heww ick dat ok scharp verbaden, hei sall nich so vel äwer de Sak reden, denn de hett sick in de Letzt ok ganz un gor verännert, indem dat hei ümmer den Hals up hett un äwer Ding' redt, de em gor nicks angahn. Swig [266] still, Jochen!« – »Ja, Jochen, sweig rein still!« – »Un min beiden Lütten, de kenn ick gor nich wedder; nah de Predigt hewwen sei den ganzen Weg lang ehre bläudigen Tranen rohrt, un nu gahn sei sick so schu ut den Weg' un reden knapp mit enanner, un süs gungen sei ümmer Arm in Arm tausam, un wat de ein up den Harten hadd, dat müßt de anner glik weiten. Ne, min Hus is ganz un gor up den Kopp stellt.« – »Mutting«, säd Jung'-Jochen un stunn ganz patzig von sinen Stauhl up, »dat is man, dat ick dorvon red', äwer dorvon will ick doch reden, du sallst seihn, de Jungs hewwen ehr wat in den Kopp set't.« – »Wat süll'n sei ehr in den Kopp setten, Jochen?« frog Fru Nüßlern en beten argerlich. – »Leiwsgeschichten«, säd Jochen un set'te sick wedder in sin Eck. »Min sel' Mutting plegt' ümmer tau seggen, en Kannedat un 'ne Erzieherin in einen Hus' ... Du sallst seihn: Gottlieb un Mining.« – »Na, Jochen, so red' un red'! Gott erholl di bi richtige Besinnung! Wat snackst du dor all tausamen? Wenn dat de Fall wir, denn süll mi doch de Kannedat noch hüt ut den Hus', un de anner mit. – Kamen S' rute, Bräsig, ick heww Sei wat tau seggen.«

As sei buten wiren, winkte Fru Nüßlern Bräsigen nah den Goren rin un set'te sick mit em in de Lauw'. »Bräsig«, säd sei, »ick kann dat ewige Gedrähn von Jochen gor nich mihr mit anhüren, un dat hett hei ok blot von den Rudolfen, de hett verleden Winter des Abends ümmer so vel mit em redt, un nu is hei so in de Äuwung kamen, nu ritt dat gor nich mihr bi em af. – Nu seggen Sei mi mal eins uprichtig. Sei hewwen doch dat verspraken, Sei wullen dorup passen – hewwen Sei in so'ne Saken äwerall wat markt?« – »Ih, bewohr uns!« säd Bräsig, »keine entfernte Einbildung davon!« – »Ick kann mi dat ok gor nich denken«, säd Fru Nüßlern un rekente so in Gedanken nah; »tauirst was Lining un Gottlieb äwerein un Mining un Rudolf, nahsten höll Mining sick tau Gottlieben un Lining sick tau Rudolfen, un nah den Examen gung Lining wedder mit Gottlieben; äwer Mining un Rudolf sünd utenanner, denn sörre dat saubere Predigtstückschen kickt sei [267] em gor nich an.« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »was die Liebe is, entspinnt sich zuerst ümmer in'n verborgenen Zustand, meinswegen mit en Blaumenstrutz, oder daß sich en Paar ›gun Morrn‹ sagen un drücken sich dabei die Hände, oder daß sich en Paar zu gleicher Zeit nach en Klugen Bomwull bücken un stoßen sich dabei die Köpp zusammen, un for en Zuschauer is weiter nichts davon zu bemerken; aber mit der Weil wird so was augenscheinlicher, indem daß die Weiblichen sich oftmals rod ansticken un die Männlichen mit die Augen rum figurieren oder indem daß die Weiblichen die Männlichen in die Speis'kammer rin inventieren un ihnen da Mettwurst un Ossentungen un Sweinkopp vorsetzen und die Männlichen die Weiblichen mit blage un rode Scherfen unter die Augen gehn oder, wenn's schon doll is, daß sie's Sommersabends in'n Mondschein spazieren gehn un dabei süfzen. Is das mit das lütte Kropzeug schon passiert?« – »Ne, dat kann ick nich seggen, Bräsig. In de Spiskamer sünd sei mi woll mal af un an west; äwer ick heww sei dor schön utklingt, denn de Spiskamereteri will ick nich; un dat min Lütten rod worden sünd, heww ick ok nich bemarkt, äwer dat sei sick in de Letzt de Ogen oft rod weint hewwen, dat heww ick woll seihn.« – »Hm!« säd Bräsig, »dies Letzt is nich ohne. – Nu will ick Sie sagen, Madam Nüßlern, verlassen Sie sich ganz auf mir, ich weiß darauf zu laufen; Hawermannen seinen entfamten Windhund habe ich ja auch in seiner Liebesgeschichte abgefaßt. Ich bün en ollen Jäger, ich spör ihnen nach bis ins Lager; aber Sie müssen mich sagen, wo sie ihren Wechsel den Tag über haben, d.h., wo sie sich möglich treffen können.« – »Dat is hir, Bräsig, hir in des' Lauw'. Min Lütten sitten hir des Nahmiddags un neigen hir, un denn kamen de beiden ok dortau, un ick heww mi dorbi ok nicks Slimms wider dacht.« – »Schadt auch nich«, säd Bräsig un tred ut de Lauw' un kek sick kortfarig buten üm, wobi hei en groten rhinischen Kirschenbom in't Og' faten ded, de so recht vull Bläder dicht vör de Lauw' stunn. »All schön!« säd hei, »was gemacht werden kann, wird gemacht.« [268] »Leiwer Gott!« säd Fru Nüßlern, as sei in't Hus taurügg gungen, »wat ward dat hüt noch all för Elend in minen Hus' gewen! Kurz kümmt hüt nahmiddag üm de Koffetid, un hei is bitterbös up sinen Jungen un äwerall so'n Krät. Sei sälen seihn, de ward en dullen Upstand hir vullführen.« – »Das is ümmer so bei kleine Leut«, säd Bräsig, »da sitzt der Kopp und die unterwärtsige Konstitutschon so dicht zusammen, daß das gleich Feuer fängt.« – »Ja«, süfzte Fru Nüßlern un tred in de Stuw', »en Elend ward't.«

Sei wüßte man gor nich, dat dat Elend in ehren Hus' all in vullen Gang' was.

As unnen dese Verhandlungen vör sick gungen, seten de beiden lütten Druwäppel baben up ehre Gebelstuw' un neihten. Lining satt vör dat ein Finster, un Mining satt vör dat anner un keken gor nich von ehre Arbeit up, sei redten gor nich mit enanner as dunn in de Neihschaul bi de Fru Pastern, sei neihten un neihten, as wir de Welt utenanner gahn un sei süllen sei mit Neihnadel un Twirn wedder tausamflicken, un so irnsthaft segen sei dorbi ut, un so süfzten sei dorbi, as wüßten sei recht gaud, wat för en wichtig Wark sei unner de Finger hadden. – 't was sonderbor, dat ehr Mutting nicks dorvon tau Bräsigen seggt hadd, dat ehre schönen roden Backen gefährlich afbleikt wiren, un't müßt sihr allmählich kamen sin, dat sei't nich markt hadd. Äwer't was nu einmal so, de beiden ollen lütten Äppel segen so bläßlich ut, as wiren sei up de Nurdsid von den Lebensbom wussen, wo sei kein Sünnenstrahl drop, de ehr de Backen farwen kunn; un dat let so, as setten sei nich mihr an ein un densülwigen Twig. Tauletzt let Lining ehr Neihtüg in den Schot sacken, sei kunn nich wider neihn, de Ogen gungen ehr äwer, un de Tranen lepen ehr äwer de bleiken Backen, un Mining langte nah ehren Taschendauk un läd sick den äwer de Ogen, un dorachter drüppten ok de hellen Tranen in ehren Schot, un so seten sei un rohrten, as wir de schöne, unschüllige Welt in ehren eigenen Bussen ok utenanner gahn un sei künnen sei nich wedder tausamflicken.

[269] Mit einem Mal Sprung Mining up un lep ut de Dör rute, as müßte sei in't Frie; äwer sei besunn sick: so kunn sei nich von den Bähn runne, ehr Mutting kunn sei seihn un fragen; sei blew also up jensid von de Dör stahn un rohrte wider. Un Lining sprung ok up un wull Mining trösten; äwer sei besunn sick, dat sei nich recht wüßt womit, un sei blew up des'sid von de Dör stahn un rohrte ok wider. – So schüwwt sick männigmal tüschen twei Harten en dünnes Brett, un jedes Hart hürt dat anner süfzen un weinen, un dat dünne Brett hett up jede Sid 'ne Klink, de einer blot antaurögen brukt, un wat de Harten scheidt hett, schüwwt sick taurügg; äwer keiner will de Klink tauirst anrögen, un de beiden Harten weinen wider.


Äwer, Gott sei Dank! – so'n eigensüchtigen Stolz gegen einanner kennten des' beiden lütten Harten nich, un Mining makte de Dör up un säd: »Lining, wat weinst du?« Un Lining reckte ehr de Hän'n entgegen un säd: »Ach, Mining, wat weinst du?« – Un sei föllen sick beid' üm den Hals un weinten wider, un de Backen farwten sick roder, as hadd de Sünnenstrahl sei wedder drapen, un sei höllen so fast tausam, as seten sei wedder an ein un densülwigen Twig. – »Mining!« rep Lining, »ick will en di jo laten, un du sallst glücklich mit em warden.« – »Ne, Lining!« rep Mining, »hei höllt mihr von di, un du büst ok vel beter as ick.« – »Ne, Mining, ick bün mit mi in'n kloren, Unkel Kurz kümmt hüt nahmiddag, un ick will Vatting un Mutting bidden, sei sälen mi mit em gahn laten, denn dit hir all mit antauseihn, dat künn mi tau swor warden.« – »Dauh dat, Lining, denn büst du jo bi sin Öllern; un ick will Gottlieben bidden, dat hei mi, wenn je denn beid' wedder hir taurügg kamt, dörch sinen Vader 'ne Städ' as Erzieherin anschafft, wid, wid von hir, denn mi deiht dat Hart ok gor tau weih.« – »Mining«, säd Lining un schow ehr Swester en En'nlang von sick af un kek ehr ganz verdutzt in de Ogen, »bi sin Öllern? Wen meinst du eigentlich?« – »Nu – Rudolfen.« – »Du meinst [270] Rudolfen?« – »Ja, wen meinst du denn?« – »Ick? – Ih, ick mein Gottlieben!« – »Ne, ne!« rep Mining, un föll Lining wedder üm den Hals, »wo is dat mäglich! wo is dat mäglich! Wi meinen jo gor nich densülwigen!« – »Ach, du leiwer Gott!« rep Lining as de Verstännigste, »un wat hewwen wi uns för Not makt!« – »Un nu is allens schön«, rep Mining un danzte as de Unverstännigste in de Stuw' rümme, »nu is allens gaud!« – »Ja, Mining, nu is allens schön!«, un Lining danzte as de Verstännigste nu ok in de Stuw' rümme. Un Mining föll denn wedder as de Unverstännigste ehr Swester üm den Hals – äwer vör Freuden. –

Ja, fat't man tau rechter Tid de Klink an un schuwt de Scheidwand taurügg, denn sälen de Harten woll wedder tausamen kamen, un allens kümmt wedder in de Richt, wenn't ok nich so'n Jubeln ward as hir baben in de lütte Gebelstuw'. Denn eins weinten sei, denn eins lachten sei, denn eins danzten sei rüm in de Stuw', denn eins seten sei enanner up den Schot un vertellten sick dat, wo dat allens so kamen wir, un klagten äwer ehre Dämlichkeit, dat sei dat nich markt hadden, wo't mit ehr stünn, un wunnerwarkten, wo dat mäglich wir, dat sei sick nich all früher de Sak verklort hadden, un denn bicht'ten sei sick wedder, wo wid ein jeder von ehr mit ehren Vetter wir un dat de beiden noch gor nich irnstlich Hals gewen hadden, un denn schüllen sei mal halw bös up de beiden, dat de eigentlich an de ganze Verbisterung schuld wiren. Un Lining säd, sei wir all ümmer in en groten Twifel west; äwer sörre den letzten Sünndag wir sei fast äwertügt west, dat Mining dat mit Gottlieben höll, denn worüm sei süs unnerwegs so vel weint hadd. Un Mining säd, wat sei dor nich äwer weinen süll, dat Rudolf mit de Predigt so'n grugliches Stück makt hadd, un ehr wir dat mit Lining grad' so gahn, wat sei denn so vel tau weinen hatt hadd. Un Lining säd, wat ehr dat nich kränken müßt, dat ehr arm Gottlieb so anführt worden wir. – Äwer nu was allens gaud; un as de Etenklock lüdte, dunn tründelten de beiden lütten Druwäppel rosenrod un Arm in Arm de Trepp hendal, un [271] as sei in de Stuw' treden, verfirte sick Bräsig, de sick mit den Rüggen gegen den Dag set't hadd, dat hei sei beter wohrschugen kunn, ordentlich äwer de lustigen Gesichter un de hellen Ogen, un hei säd tau sick: »Wo? Die sollen koppschu sin? Die sollen Smerzen haben? Die sollen in Liebe sin? In 'ner Fröhlichkeit sünd sie.«

Up dat Lüden von de Etenklock kamm nu Bräsigen sin Bekihrer, de Preisteramts-Kannedat Gottlieb Baldrian, rinne. Lining würd rod un dreihte sick von em af, woll nich in'n Bösen, ne, man in Anbetracht von ehre Bicht, de sei up de Gebelstuw' afleggt hadd, un Bräsig säd tau sick: »Dies is mich denn nu doch wieder ganz kuriosen: Lining stickt sich an. Wo is dat möglich? Um das Schugels von Petisten seinentwillen?« – Bräsig drückte sick tau kräftig ut, äwer 'ne Schönheit was Gottlieb nich: de Natur hadd em nich vel Staat up den Weg gewen, un dat beten hadd hei noch up 'ne unverstännige Wis' vernutzt. So taum Bispill sin Hor. Hei hadd en dichtes Hor, un wenn't ordentlich unner de Schir hollen wir, wir't en ganz anständig, blondes Hor west, un hei hadd allenthalben dormit rümmer gahn kunnt, ahn de Lüd' dormit tau verfiren; so hadd hei sick äwer in sinen geistlichen Harten den leiwsten Jünger von unsern Herrn Christus, Johannessen, taum Munster upstellt un hadd sick en Scheitel anleggt – »'ne Lausebahn« säd Bräsig dortau – un quälte un strigelte sine Bösten nah dalwarts, de von Natur doch bestimmt wiren, pilgrad nah baben tau wassen. – Ih, ja, ick heww nicks dorgegen, wenn so'n lütten Slüngel von teihn bet twölf Johr mit Locken üm den Kopp rümmer lopen deiht, un de Mutters von de lütten Slüngels warden noch weniger dorgegen hewwen un warden ehr af un an de Locken ut dat Gesicht striken, un wenn Besäuk kümmt, ok glattkämmen – unverstännige warden natürlich ok noch mit Wikkeln un mit Brennisen doran herümhandtieren –; ick hadd ok nicks dorgegen, wenn't Mod' wir, dat olle Lüd' mit Lokken rümmer güngen, denn up de ollen Biller nimmt sick dat sihr schön ut; äwer wer kein Waden hett, sall kein enge [272] Hosen dragen, un wer kein Locken hett, sall sick dat Hor kort sniden. Unsen ollen Gottlieben sin wedderhoriges Tüg hung nu, von de Sommersünn vossig brennt, hinnenwarts dal, as hadd hei sick dor 'ne Partie verrusterte Lattnagel inknöpt, un wil hei nu wegen dat Glattsitten en beten stark smeren müßt, verrungenierte em dat blot sinen Rockkragen, wider hadd dat keinen Zweck. Unner dit rikliche Geschenk von de Natur kek en unbedarwtes, blasses Gesichting rute, wat för gewöhnlich den Utdruck von Weihdag' hadd, so dat Bräsig em all ümmer fragt hadd, bi weckern Schauster hei maken let un wat em de Likdürn ok knepen. Sin äwrige Figur stimmte mit desen Utdruk äwerein, sei was lang un small un eckicht; äwer de Deil, an den de Weltküken sick en beten freuen, fehlte em gänzlich, hei hadd keinen Buk, un dat Flag, wo sick dit notwendige un nützliche Möbel allmählich uttaubilden plegt, was bi em so holl as Fru Nüßlern ehr Backmoll, d.h. von de Binnensid anseihn. För Bräsigen was hei dordörch 'ne Ort Naturwunner worden, denn hei et as en Schündöscher, äwer bet so lang' ahn alle Hülp. Dat möt äwerhaupt keiner glöwen, dat de Petisten sick von wat anners ernähren as von Eten un Drinken; ick heww weck kennt un kenn noch jetzt weck, gegen de ick sülwst nich in desen Hinsichten upkam. – Ja, 't is wohr, in den Kannedatentaustand sünd sei man noch dünndarwig, as einer dat am besten an de hannöwerschen Kannedaten seihn kann, de nu bi uns flux begäng' sünd; äwer wenn sei 'ne fette Parr krigen, denn plustern sei sick bet ut, un dorüm gaww Bräsig ok noch gor nich de Hoffnung up, Gottlieben mal würdig den Tolor utfüllen tau seihn, obschonst em dat vel heimlich Koppbreken makte. – So sach Gottlieb Baldrian ut; äwer dat Bild wir nich ganz vullstännig, wenn ick nich noch seggen ded, dat äwer dat Ganze so'n lütt, lütt Spirken von Pharisäerschin utbreidt wir; 't was man 'ne Wenigkeit, äwer mit den Pharisäerkram is dat just so as mit 'ne Kalwermag'; mit en lütten, lütten Finzel kann einer 'ne ganze Tin mit Melk ansüren.

[273] Sei set'ten sick nu taum Middageten dal, un Jochen frog: »Wo bliwwt denn Rudolf?« – »Mein Gott, Jochen, wat redst du?« säd Fru Nüßlern argerlich, »dat künnst du nahgradens doch woll weiten, dat de seindag' nich tau rechter Tid kümmt. De is nah'n Angeln; äwer wer nich kümmt tau rechter Tid, de geiht de Mahltid quit.« – Dat Eten was man sihr still, denn Bräsig redte nich, hei lagg mit all sin Sinnen un Denken up de Lur, un Fru Nüßlern hadd sick naug in'n stillen tau verwunnern, wat mit ehr Lütten för 'ne Ännerung vörgahn was. Dor seten sei un lachten sick tau un flusterten lising tausam un segen so glücklich ut, as wiren sei nah en sworen Drom upwakt un freuten sick nu, dat allens nich wohr was un dat ehr de leiwe Sünn wedder schinen ded.

18. Kapitel
Kapittel 18

Handelt von nicks as von Leiwsgeschichten un set't bilöpig Bräsigen in den würdigen Glanz as Horker, Dugendwächter un Schutzengel von heimliche Leiw' in en rhinschen Kirschenbom.


As dat Middageten vörbi was, frog Mining, an de hüt de Reih was, ehr Mutting bi't Afdragen, Stuwenutfegen un Koffemaken tau helpen: »Lining, wo geihst du hen?« – »Ick will mi man min Neihtüg halen«, säd Lining, »denn gah ick in de Lauw'.« – »Na, ick kam ok bald«, säd Mining. – »Und ich komme auch«, säd Gottlieb langsam, »ich habe ein Buch, das muß ich heute noch auslesen.« – »Das 's recht«, säd Bräsig, »das wird 'ne hellsche Unterhaltung for Lining sein.« – Gottlieb wull em irst all 'ne lütte Predigt äwer den Mißbruk von dat Wurd »höllisch« hollen, begrep sick äwer noch, indem hei bedachte, dat dat woll bi Bräsigen ganz vergews wir, säd also nicks un gung mit de beiden Lütten ut de Stuw'. – »Herre Gott«, rep Fru Nüßlern, »wat heit dat mit min Kinner? Dor ward ick nich dull un klauk ut: nu sünd sei wedder ein Hart un ein Seel?« – »Still, Madam Nüßlern!« säd Bräsig, »heut krieg ich's raus. Jochen, komm mal mit mich; aber daß du gor [274] nich redst!« – Jochen folgt em nah den Goren, Bräsig kreg em unner den Arm: »Sweig ganz still, Jochen, un sieh dich nich um, un tu so, as wenn du mit mich 'ne Promenade nach's Essen machst.« Jochen ded dat ok mit vel Geschick. As sei an den Kirschbom vör de Lauw' kemen, stunn Bräsig still: »So, Jochen, nu mach dir mal krumm – mit den Kopp gegen den Baum.« – Jochen wull wat seggen, äwer Bräsig drückte em den Kopp dal: »Sweig still, Jochen – mit den Kopp gegen den Baum«; un dormit klatterte hei up Jochen sinen Puckel, »so, nu richt dich in der Höhe. – Wahrhaftig, es langt grad« – un kreg den ündelsten Telgen tau faten un haspelt sick in den Bom rin. Noch hadd Jochen nicks seggt, nu brok't äwer bi em ut: »Bräsig, sei sünd jo noch nich rip.« – »Schafskopp!« rep Bräsig un kek mit sin rod Gesicht mang de gräunen Bläder rute, as wenn 'ne Zierkörbs in den Bom rankt wir, »meinst du, ich will um Jehanni aus rhinsche Kirschen plücken? Nu mach, daß du fortkommst, un steh hier nich vor den Baum as en Hund, wenn 'ne Katt in den Bom hüppt is.« – »Je, wat sall einer dorbi dauhn«, säd Jochen un äwerlet Bräsigen sinen Schicksal.

Lang' süll Bräsig nich luren, dunn hürte hei einen lichten, bedräplichen Schritt äwer den Sand knirren, un Lining set'te sick in de Lauw' mit en groten Hümpel Neihtüg, un wenn sei dit all hadd hüt farig neigen wullt, denn hadd sei förfötsch anfangen müßt; so äwer läd sei dat up den Disch, läd den Kopp in de Hand, kek in de blage Luft an Bräsigen sinen Kirschenbom vörbi un satt in deipen Gedanken. »Ach, wat bün ick doch glücklich!« säd ehre lütte, dankbore Seel, »dat mi Mining wedder gaud is, un Gottlieb is mi ok gaud, worüm peddt' hei mi süs ümmer hüt middag up den Faut? Un wat kek uns Bräsig ümmer so scharp an? Ich glöw, ick bün ganz rod worden. Ach, un wat is Gottlieb doch för en gauden Minschen! Wo irnsthaft un gelihrt kann hei reden, wo gesetzt is hei, den is de Preister so recht utdrücklich up dat Gesicht schrewen. Sihr schön is hei nich, Rudolfen lett dat eigentlich beter; äwer hei hett so wat Besonders an sick, as wenn hei [275] ümmer säd: bliwt mi mit jugen erbärmlichen, jämmerlichen Kram von den Liw', ick heww högere Gedanken, ick bün geistlich. De Hor snid ick em nahsten hinnenwarts af.« – Dat is 'ne schöne Inrichtung in de Welt, dat de lütten Mätens nich all up de butwennige Schönheit seihn, süs wiren wi Häßlichen all as Junggesellen äwrig blewen, un 'ne saubere Kumpanie wir't worden, denn wat kann woll häßlicher sin as en ollen, häßlichen Junggesellen. – In Lining ehren Slußgedanken, sei wull Gottlieben de Hor afsniden, lagg so 'ne sekere Hoffnung, dat sei doräwer rod würd, un as sei den Sand unner langsame, würdige Tritten knirren hürte, grep sei nah dat Neihgeschirr un stek dor gruglich in rümmer.

Gottlieb kamm mit sin Bauk un set'te sick drei Schritt von ehr un les', kek äwer männigmal äwer dat Bauk weg, as wenn hei sick dat, wat hei lesen hadd, oder ok wat anners äwerläd. – Mit de Petisten-Kannedaten is dat nu äwer so, d.h., wenn sei ehren richtigen Schick hewwen un ok sülwst doran glöwen, wat sei de Lüd' vörreden: vör den Examen hewwen sei nicks as geistliche Gedanken, äwer nah den Examen, denn krigen de weltlichen ehr Recht, un anstatt glik an 'ne Parr tau denken, denken sei irst an 'ne Quarr. Gottlieben gung dat nu ebenso, un wil nah den Examen em kein anner Mätens in den Worp kamen wiren as Lining un Mining un Lining vel beter up sine geistlichen Vermahnungen hürt hadd as ehre widlüftige Swester, was hei up den weltlichen Gedanken kamen, sei tau 'ne Pasterfru tau maken. Hei was up dese Saken äwer nich recht geläufig, stümperte dorin in grote Verlegenheit rümmer un hadd't noch nich wider bröcht as bet taum Fautpedden, wobi hei sick eigentlich noch ümmer mihr verfiren ded, wenn hei peddte, as Lining, wenn sei den Tritt kreg.

Hüt hadd hei äwer beslaten, de Sak richtig antaufaten, hei säd also: »Lining, dies Buch habe ich eigentlich nur um deinetwillen mitgebracht. Willst du mal zuhören?« – »Ja«, säd Lining. – »Das wird 'ne langwierige Geschicht«, säd Bräsig för sick, de dor baben in de Kirschentelgen grad nich up Rosen lagg. Gott lieb las ehr nu 'ne gatliche Predigt äwer de [276] christliche Eh' vör, woans sei ingahn warden un woans sei getacht sin müßt; un as hei dormit farig was, rückte hei en Schritt neger un frog: »Was sagst du dazu, Lining?« – »Es ist gewiß sehr schön«, säd Lining. – »Das Heiraten?« frog Gottlieb. – »Oh, Gottlieb!« säd Lining un bückte sick deiper up ehr Neihtüg dal. – »Nein, Lining«, säd Gottlieb un rückte wedder en Schritt neger, »es ist nicht schön. Gott segne dich dafür, daß du diesen wichtigen Akt des menschlichen Lebens nicht leichtsinnig aufgefaßt hast. Es ist schrecklich schwer, d.h. im christlichen Sinne«, un nu gaww hei 'ne grugliche Schilderung von de sworen Pflichten un de Mäuhen un Sorgen in de Eh', as müßt hei Lining up't Tuchthus vörbereiten, dat Bräsig in den Kirschbom sick krüzte un segente, dat hei nich in so 'ne grugliche Lag' kamen wir. »Ja«, säd hei, »Lining, die Ehe ist ein Teil des Fluches, mit dem Gott unsere Voreltern aus dem Paradiese trieb«, un langte nah de Bibel un las dat lütte Gör dat drütte Kapittel, irste Bauk Mosis vör, dat Lining an den ganzen Liw' dat Bewern kreg un nich wüßt, wo sei vör Angst un Schimp bliwen süll. »Entfamter Jesuwiter!« rep Bräsig halwlud in sinen Bom, »was bringst du mich das unschüllige Kind in so 'ne Schanierung!« un wir binah ut den Bom sprungen, un Lining wir binah weglopen, wenn't nich de Bibel west wir, ut de hei vörlesen hadd, denn wat dor instunn, kunn doch man gaud sin; sei höll sick de Hän'n vör de Ogen un weinte bitterlich. Hei was nu äwer ganz in den geistlichen Iwer rinne geraden un hadd dorbi den Arm üm ehr slagen un rep: »Ich schone dich nicht in dieser feierlichen Stunde! Caroline Nüßler, willst du unter diesen christlichen Bedingungen mein christliches Eheweib werden?« – Ach, un Lining was in so 'ne gräßliche Verbisterung, dat sei nich reden un nich denken kunn, blot weinen un ümmer weinen.

Dunn schallte den Gorenstig entlang so'n lustigen Gesang:


Fischlein im Silberbach
Schwimmet dem andern nach;
[277]
Fischlein so grau
Sucht eine Frau.

Un Lining namm ehre letzte Kraft tausam un stört'te trotz Bibel un christliche Bedingungen ut de Lauw' an Mining vörbi, de nu ok mit ehr Neihtüg kämm; un achter Lining her stakte Gottlieb mit lange, langsame Schritten, un sin Gesicht sach so verdutzt ut as jennen Preister sin, den de Köster bi sine lange Predigt den Kirchdörenslätel up de Kanzel läd mit de Würd', wenn hei farig wir, süll hei man sülwst tausluten, denn hei müßt nu ok taum Middageten. Un verdutzt müßt hei woll utseihn, denn hei hadd't, as jenne Preister, recht schön maken wullt, un nu stunn sin Kirch leddig.

Mining was noch en lüttes unbedarwtes Kind, denn sei was jo de Jüngst, äwer so pfiffig was sei doch all, dat sei insach, hir wir wat passiert, un dat sei sick frog, wat sei woll nich ok rohren ded, wenn ehr so wat passieren süll, un wat Trösten denn grad nödig ded. Sei set'te sick also ruhig in de Lauw' dal, wickelte ehr Neihtüg utenanner un fung in Anbetracht von ehre eigenen unbestimmten Ümstän'n en beten tau süfzen an, indem sei süs ok nich wider recht wat Besonders tau dauhn wüßt. – »Gott soll mir bewohren!« säd Bräsig in den Bom, »nu setzt sich das Kropzeug auch noch dahin, un ich kann meine Knochen nich mehr fühlen, un die Sach wird mich langweilig.« Äwer so langwilig süll de Sak nich bliwen, denn kort nahdem sick Mining dal set't hadd, bögt um de Eck von de Lauw' en jungen, smucken Kirl mit en Angelschacht up den Nacken un en Fischbüdel üm den Hals. »Das ist schön, Mining«, rep hei, »daß ich dich hier treffe. Ihr habt gewiß schon lange gegessen?« – »Das kannst du dir wohl denken, Rudolf«, antwurt'te sei, »die Uhr ist ja gleich zwei.« – »Nun, denn wird Tante gewiß wieder recht böse auf mich sein.« – »Oh, darüber beruhige dich nur, das ist sie doch auch ohne Ausbleiben beim Mittagessen, ich fürchte aber, am meisten böse wird dein eigner Magen sein, denn für den hast du heute schlecht gesorgt.« – »Desto besser für den eurigen zu heute [278] abend. Ich konnte nicht früher kommen, es ging nicht, der Fisch biß zu schön. Ich bin heute nach dem schwarzen Soll gewesen, das will Bräsig immer nicht, und nun weiß ich auch warum, das ist seine Speisekammer, wenn er sonst nichts fangen kann; das ganze Loch steckt voll Schleien, sieh mal! sieh mal, was für prächtige Kerle!«, un dorbi makte hei sinen Fischbüdel up un wis'te sinen Schatz. »Diesmal habe ich den alten Bräsig tüchtig angeführt.« – »Entfamter Kujon!« rep Bräsig för sick in den Bom, un sine Näs' kämm tüschen de Kirschenbläder taum Vörschin as 'ne staatsche Soltgurk, de Fru Nüßlern för den Winter in des' Kirschenbläder intaumaken plegt. »Entfamter Kujon! is er mich doch mang meine Sli gekommen! Daß du die Nas' ins Gesicht behältst! Was hat der Bengel for Fisch gefangen!« – »Gib her, Rudolf«, säd Mining, »ich will sie hineintragen und will dir etwas zu essen holen.« – »Oh, ne! ne! Das laß nur.« – »Ih, du kannst ja doch nicht hungern.« – »Na, denn ... denn nur zu, Mining. Ein paar Butterbröde, Mining!« – Mining gung, un Rudolf set'te sick in de Lauw'. – »Das weiß der Deuwel!« säd Bräsig un treckte sachten mit de Beinen in de Telgen rümmer, üm sick en Flag an sinen Liw' uttausäuken, wo hei sick noch nich mör seten hadd, »nu set't sich das Undirt hir in die Lauw', sie liken hir orndtlich.«

Rudolf satt in deipen Gedanken up de Bänk, wat süs sin Sak gor nich was. Hei hadd in sinen Wesen en beten wat Glikgültiges, as let hei 'ne Sak irst orndtlich an sick kamen, wir äwer denn, wenn sei em an't Mager kamm, gor nich ful, sei von sick aftauschuppen. Un dat Tüg dortau hadd hei woll, denn hei was en ranken un doch dorbi stempligen Burßen, un mang all de Schelmenstücken in de brunen Ogen kek en Stück eigenwilligen Trotz rute, tau den de fine Smarr äwer de brune Back ganz gaud stimmte un so biher dorvon Nahricht gaww, dat hei sine Tid nich blot mit Dogmatik henbröcht hadd. »Ja«, säd hei, as hei so set, »tau einen Lock möt de Voß rut! – Ich heww mi nu lang' naug dormit rümme dragen, un't hadd jo ok noch ümmer Tid, 't was jo ok so wid [279] noch ümmer ganz nett hir, äwer hüt möten twei Ding' taum Sluß kamen. Hüt kümmt de Oll; man schön, dat Mutting nich mit kümmt, süs hadd 'ck am En'n de Kurage nich. Ick paß taum Preister as de Esel taum Zitterspelen un Gottlieb taum Kürassierobersten. Wenn Bräsig man hüt hir wir, de stünn mi sacht bi. – Ach Gott, äwer mit Mining! Wenn 'ck de man irst wedder gaud hadd.« Dunn kamm Mining mit en Teller vull Botterbrod. – Rudolf sprung up: »Mining, wat büst du för 'ne lütte gaude Dirn!« un slog den Arm üm ehr. – Mining makte sick von em los: »Ach, laß! laß! Was hast du für Unheil angestiftet. Mutter ist gar zu böse auf dich.« – »Du meinst wegen der Predigt? Nu, ja! Es war ein dummer Streich.« – »Nein«, säd Mining iwrig, »das war ein schlechter Streich. Du hast das Heiligste damit verspottet.« – »Oh, oh! So heilig sind solche Kandidaten-Predigten nicht! und wenn sie auch von unserm frommen Gottlieb kämen.« – »Aber, Rudolf, in der Kirche!« – »Ach, Mining, ich sage dir ja, es ist ein dummer Streich von mir gewesen, ich habe mir die Sache nicht gehörig überlegt; ich dachte bloß an das schafsdämliche Gesicht, was Gottlieb machen würde, und das kitzelte mich so, daß ich die Tollheit beging. Nu lat't äwer ok sin, Mining!«, un hei slog wedder den Arm üm ehr. – »Nein, laß!« säd Mining, led't äwer. »Und der Paster hat gesagt, wenn er's anzeigte, du kriegtest in deinem Leben keine Pfarre.« – »Dann soll er's nur anzeigen, dann wäre ich mit einem Male aus der Dinte raus.« – »Was?« frog Mining un makte sick von em los un schow em en En'nlang af, »das sagst du im Ernst?« – »In vollem Ernst. Dies ist das erste und das letzte Mal, an welchem ich die Kanzel betreten habe.« – »Rudolf!« rep Mining ganz verstutzt. – »Ach, was soll das Quälen!« rep Rudolf hastig. »Sieh Gottlieb an, sieh mich an! Pass' ich mich zum Pastor? Und wenn ich die ganze Theologie im Leibe hätte, daß ich den gelehrtesten Professoren davon noch etwas in den Trog schütten könnte, sie ließen mich doch nicht durchs Examen, sie verlangen bloß, daß man ihre sogenannte fromme Gesinnung wiederkäuen soll. Und [280] wäre ich der Apostel Paulus selber, sie ließen mich durchfallen, wenn sie den kleinen Schmiß auf meiner Backe gewahr würden.« – »Aber was willst du denn?« frog Mining un läd em hastig de Hand up den Arm. »Ach, werd nur kein Soldat!« – »Oh, bewahre! Denk nich dran! Nein, Landmann will ich werden!« – »Ein verfluchter Bengel!« säd Bräsig in den Bom. – »Ne, min lüttes, leiwes Mining«, säd Rudolf un treckte Mining bi sick up de Bänk dal, »en Landmann will ick warden, en rechten flitigen, düchtigen Landmann, un du, min oll lütt, leiw Mining, du sallst mit dortau verhelpen.« – »Sie soll ihm woll haken un eggen lernen«, säd Bräsig. – »Ich, Rudolf?« frog Mining. – »Ja, du min leiwes, säutes Kind«, un hei strakte ehr äwer de glatten Hor un de weiken Backen un böhrte ehr dat Kinn in de Höh un kek ehr vull in de blagen Ogen, »wenn ick mit Gewißheit weit, dat du äwer Johr un Dag mine lütte Fru warden willst, denn ward mi dat so licht warden, en düchtigen Landmann ut mi tau maken. – Willst du, Mining, willst du?« Un ut Mining ehre Ogen floten de Tranen, un Rudolf küßte sei ehr af, hir un dor, ümmer de Backen dal bet up den roden Mund, un Mining läd ehren lütten runnen Kopp an sine Bost, un as hei ehr Tid taum Reden gaww, flusterte sei sachten, sei wull, un hei küßte sei wedder un küßte sei ümmer wedder, un Bräsig rep halwlud ut den Bom: »Das halt aber der Deuwel aus! Macht fixing zu!« – Un Rudolf set'te ehr dat nu bi dat Küssen utenanner, dat hei hüt mit sinen Vader reden wull, un säd ok bi Weg' lang, 't wir schad', dat Bräsig nich tau Städ' wir, de künn em schön bi sinen Vörnemen helpen, un hei wüßt gewiß, dat de Oll wat von em hollen ded. – »Verfluchter Bengel!« säd Bräsig, »fängt mich die Sli weg!« – Un Mining säd: Bräsig wir jo hir un höll woll man sine Nahmiddagsrauh. – »Nu seh mal einer das Kropzeug an!« säd Bräsig, »dies soll 'ne Nachmittagsruh sein! – Aber nu ist ja allens fertig. Was soll ich meine Knochen noch länger abstrapzieren?« Un as Rudolf nu säd, hei müggt woll den Ollen vörher noch spreken, dunn schurrte Bräsig den Kirschbom dal, dat sick sine Hosen bet [281] an de Knei tau Höchten ströpten, un bammelte an den ündelsten Telgen un rep: »Hier hängt er!« – Bums! let hei sick fallen un stunn nu dicht vör dat Leiwspoor mit en Utdruck in sin sweitig Gesicht, de ganz apenbor säd, ok in de allerdelekatsten Saken höll hei sick tau'n Richter beraupen. De beiden jungen Lüd' verfirten sick denn ok nich slicht. Mining höll sick gradso as Lining de Händ' vör de Ogen, blot dat sei nich rohren ded, un wir ok woll gradso as Lining weglopen, wenn sei nich von lütt up an mit ehren Unkel Bräsig up den vertrutsten Faut stahn hadd. Sei smet sick also mit verdeckte Ogen an Unkel Bräsigen sine Bost un krop mit ehren lütten, runnen Kopp vör luter Schimp binah in sine Westentasch un rep: »Onkel Bräsig! Onkel Bräsig! Du bist ein alter, abscheulicher Kerl!« – »So?« frog Bräsig. »Ih, das is jo recht nett.« – »Ja«, säd Rudolf en beten sihr von baben dal, »Sie sollten sich schämen, hier den Horcher zu spielen.« – »Musche Nüdling!« säd Bräsig, »ich will Sie man ein for allemal was sagen: von Schämen is bei mich meindag' nich die Red', un wenn Sie glauben, daß Sie mich mit Vornehmigkeit importieren wollen, denn sitzen Sie sehr in Bisternis.« – Dat müggt nu ok woll Rudolf inseihn, un wenn hei süs ok en lütten dägten Strid nich schugen ded, so was em doch so vel klor, dat hei in desen Fall üm Mining ehren Willen nahgewen müßt. Hei säd also en beten sachtmäudiger, wenn Bräsig dor ut en Taufall – dat wull hei mal annemen – in den Bom geraden wir, denn hadd hei doch anständiger Wis' dörch Hausten oder so sick kundbor maken müßt, staats ehre Angelegenheiten von A bet Z mit antauhüren. – »So?« säd Bräsig, »hausten sollt ich auch noch? Stähnt hab' ich naug, un wenn Sie's in die Angelegenheiten nich so hild gehabt hätten, denn hätten Sie's woll hören können. Aber Sie sollten sich schämen, daß Sie sich hier ohne Erlaubnis von Madam Nüßlern in Mining verlieben.« – Dat wir sin Sak, säd Rudolf, un dat kümmerte keinen, un Bräsig kennte dat nich. – »So?« frog Bräsig wedder. »HabenSie mal drei Brauten mit einmal gehabt? Das hab' ich, Herr; un ganz apenbore [282] Brauten waren das, un denn nich kennen? Abersten Sie sünd so'n ollen Heimlichen, fischen mich da heimlich meine Sli aus das swarze Soll un fischen mich vor meine sichtbaren Augen hier lütt Mining aus der Laube? – Na, laß man sin, Mining: er soll dich nichts nich tun.« – »Ach, Onkel Bräsig«, bed Mining so kurlos, »hilf uns, wir haben uns beide doch so lieb.« – »Ja, laß man, Mining, du büst mein lütt Pät; das geht allens wieder vorüber.« – »Nein, Herr Inspektor!« rep Rudolf un läd den Ollen de Hand up de Schuller, »nein, lieber, guter Onkel Bräsig, das geht nicht vorüber; das soll aushalten bis ans Lebensende. Ich will Landmann werden, und wenn ich die Aussicht habe, Mining einmal mein zu nennen, und« – set'te hei hentau, denn so pfiffig was hei – »und Sie mir guten Rat geben, denn müßt's mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht ein tüchtiger würde.« – »Ein verfluchter Bengel!« säd Bräsig tau sick un set'te lud hentau: »Ja, so'n lateinischen wolln Sie werden, as Pistorius un Praetorius un Trebonius, un wollen sich auf die Grabenburt setzen un in den Kerl mit den langen Titel sein Buch von den sauren Stoff un den Stinkstoff lesen un von Organismussen, wildeß die ßackermentschen Hawjungens achter Ihren Rüggen Meß streuen un Klümp hinsmeißen as en Hauttöppel groß. Oh, ich kenne euch! Einen einzigsten hab ich man gekannt, der auf die großen Schulen gewesen ist und aus dem was geworden ist; das war der junge Herr von Rambow bei Hawermannen.« – »Ach, Onkel Bräsig«, säd Mining un kamm allmählich mit den Kopp tau Höcht un strakte den Ollen äwer de Backen, »was Franz kann, kann ja Rudolf doch auch.« – »Nein, Mining, das kann er nich! Un warum? – Weil er ein Windhund is un der andere ein positiver Mensch!« – »Onkel Bräsig«, säd Rudolf, »Sie meinen vielleicht wegen des dummen Streichs mit der Predigt, den ich gemacht habe; aber Gottlieb hat mich hier zu sehr gequält mit seinem Bekehrungseifer, ich mußte ihm mal einen kleinen Possen wieder spielen.« – »Haha!« lachte Bräsig, »ne, dorüm nich, das hat mich Spaß gemacht, hat mich viel Spaß gemacht. Also hat Sie auch [283] bekehren wollen, vielleicht auch von's Angeln? Oh, der hat hier heut nachmittag auch schon was bekehren wollen, aber Lining is ihm weggelaufen; aber in Richtigkeit is's doch auch.« – »Mit Lining un Gottlieb?« frog Mining ganz ängstlich, »und das hast du auch mit angehört?« – »Natürlichemang habe ich das gehört, denn um ihrentwegen habe ich ja in den ßackermentschen Kirschbom gesessen. – Aber nu kom men Sie mal her, Musche Rudolf. Wollen Sie all Ihr Lebtage nich wider auf die Kanzel gehen un Predigten machen?« – »Nein, niemals wieder.« – »Wollen Sie des Morrns Klock vier un Klock drei in'n Sommer aufstehn un Futterkorn geben?« – »Zu jeder Stunde.« – »Wollen Sie ordentlich haken un eggen un mähen un binden lernen, d.h. mit en Schrank – mit en Seil is keine Kunst.« – »Ja«, säd Rudolf. – »Wollen Sie meindag' nich bei's Reisenfahren in den Thürkowschen Krug bei den Punsch sitzen bleiben, wenn Ihre Wagen schon fortgefahren sünd, un nachher plängschaß achterher bädeln?« – »Ok dat nich!« säd Rudolf. – »Wollen Sie auch meindag' nich – Mining, süh, da hinten steht so 'ne schöne Lawkoje, die blage mein ich, hol mich die mal, mich riechelt darnach – wollen Sie«, frog hei wider, as Mining weg was, »sich auch meindag' nich mit die ßackermentschen Hofdirns einlassen?« – »Oh, Herr Inspektor, was denken Sie von mir«, säd Rudolf un wendte sick argerlich af. – »Na, na«, säd Bräsig, »jedes Geschäft muß vorher abgemacht werden, un das sag' ich Sie: for jede Tran, die mein lütt Pät um Ihrentwillen vergießt, dreh ich Ihnen einmal das Gnick um«, un makte en Gesicht dortau, as süll't nu all losgahn. – »Ich dank dich auch, Mining«, säd hei, as em de nu de Blaum bröcht, un hei rök doran un stek sei sick nahsten in't Knoplock. »Un nu komm her, Mining, nu will ich dich auch mei nen Segen geben. Ne, auf die Knie fallen brauchst du nich, indem daß ich nich einer von deine natürlichen Eltern bin, man bloß dein Pät. Und Sie, Musche Rudolf, will ich heut nachmittag beistehen, wenn Ihr Vater kommt, daß Sie von die Geistlichkeit loskommen. – Un nu kommt man beide, wir müssen rin gehen. [284] Aber das sag ich Sie, Rudolf, daß Sie mir nich auf der Grabenburt lesen, sondern auf das Meßstreuen passen. Sehn Sie, so is der Griff, so müssen die ßackermentschen Hofjungens die Fork fassen, un denn nich so – baff! – hinsmeißen, nein! sie müssen erst en drei- bis viermal mit die Fork schütteln, daß der Meß vonein kommt. En ordentlich afmeßt Land muß so sauber un fein aussehen as 'ne Deck von Sanft.« Dormit gung hei mit de beiden ut de Gorendör.

19. Kapitel
Kapittel 19

Dit ward en lang un wichtig Kapittel, un wenn einer dat utführlich beschriwen will, wat dor insteiht, denn hett hei mihr Tid as ick; dorüm segg ick blot: twei Jungens stigen äwer Fru Nüßlern ehren Gorentun un plücken sick dor en por Druwäppel von den Appelbom, de eigentlich Bräsigen hüren ded.


So gegen halwig Nahmiddag kamm Kopmann Kurz mit den Rekter Baldrian up den Rexowschen Hof tau gahn. Kurz hadd den Rekter tau sinen eignen Schaden tau de Spaziertur inladen, denn för en lütten Kirl geiht sick dat hellschen unbequem gegen so'n langschinkigen, un de Natur hadd dat, wat sei Kurzen an sine rechtmäßige Grött aftagen hadd, den Rekter babenin taumeten. So wiren sei nu de Landstrat entlang gahn, un Rekter Baldrian hadd den Witz makt, sei beiden tausam kemen em as en richtigen Versfaut vör, den de Römer en Dactylus näumen deden, ümmer lang, kurz, kurz; lang, kurz, kurz. Dit müßte jo nu Kurzen argern, indem dat en slichtes Licht up sin Beinwark un sin Eigenschaften as Fautgänger smet; hei reckte also sine Schritten hellschen ut. – »Nun können wir für einen Spondeus gelten«, säd de Rekter. – »Dauh mi den Gefallen, Swager«, säd Kurz sihr argerlich un vullständig ut de Pust, »un bliw mi mit dine Gelihrsamkeit von den Liw'; mi sweit't so all äwer un äwer.« Dormit wischte hei sick den Sweit von't Gesicht, treckte den Rock ut un hung em äwer sinen Handstock. – Kurz was sines Glowens eigentlich en Materialist; äwer hei handelte nebenbi [285] ok mit Snittworen, un wil bi dit Geschäft ümmer Resten äwrig bliwen, was hei mit sine korte Statur ganz taufreden, indem dat hei de noch ümmer för sick vernutzen kunn. Äwer Johr was em bi't Uprümen von sin Geschäft en Rest Tüg von en vörjöhrschen Damenmantel in de Hand follen, mit upgemalte Giraffen, de an en Palmbom rümmer plücken. Taum Wegsmiten was hei tau schad', los kunn hei'n nich warden, hei let sick also en Sommerrock dorut maken, un nu maschierte hei mit dese Fahn up den Rexowschen Hoff, as wir hei as jüngste Fahnenjunker in de Armee von en dütschen Fürsten treden, de 'ne Giraff un en Palmbom in sin Wapen führte, un Rekter Baldrian stakte in en gelen, lankängschen Rock as rechte Flügelmann von't Leibregiment von den dütschen Fürsten nebenbi her, as hadd dese Fürst tau de Afwesselung mal gelen Lankäng tau sine Leibfarw' makt.

»Leiwer Gott«, säd Fru Nüßlern in de Stuw', »nu bringt Kurz den Rekter ok noch mit.« – »Wahrhaftig«, säd Bräsig; »aber der soll uns heut nich viel inkommandieren, ich werd' ihn ümmer das Wort absneiden.« Denn sei hadden beid mit Recht 'ne grote Angst vör den Rekter sine Ümständlichkeit.

De beiden Gäst kemen rin, un de Rekter höll en groten Salm äwer de Freud', sei mal wedder tau seihn, un de schöne Gelegenheit, mit Kurzen tausam hir rute tau gahn, dat Bräsig kort säd: lange Schinken wiren de beste Gelegenheit för einen, de äwer Feld gung, un sick afwendte, so dat de Rekter, wil Fru Nüßlern mit Kurzen tau dauhn hadd, keinen annern Tauhürer behöll as Jochen, de ok den ganzen Prat musterhaft mit anhürte un tauletzt säd: »Gun Dag, Swager, sett di en beten dal.« – Kurz was falsch, irstens, wil hei sinen Jungen einen Vers maken wull, tweitens, wil de Rekter em paddenmäud lopen hadd, un drüddens, wil hei sick mit dat Rockuttrecken verküllt un den Hickup kregen hadd. Sine Verdreitlichkeit hadd nu frilich wider nicks tau bedüden, denn hei was Johr ut Johr in argerlich, wil hei en Demokrat was, natürlich keinStaatsdemokrat, denn de gaww't dunn [286] noch nich in Meckelnborg, ne, blot en städtschen, indem dat hei sick dat vörlöpig tau sine Lewensupgaw' makt hadd, den dicknäsigen Bäcker an'n Mark, den de Burmeister so gruglich begünstigen ded, de Stadtbullen ut de Fingern tau riten. Hei pust'te un hickupte in de Stuw' herümmer un sach mit sin erhitztes, sweitiges Gesicht un de korten, grislichen Hor ut as en schönen, roden, frisch ansneden Plasterschinken, de babenwarts mit Peper un Solt bestreut is un von den de Saft so dat Metz lang löppt. De Verglik paßt nich ganz, wil dat Metz fehlt; äwer Bräsig sorgte dorför, dat ick mit das Gliknis nich in den Nettel legg, hei langte in den Dischkasten, halte en blankes, scharpes Dischmetz rute, gung up den Plasterschinken los un säd: »So, Kurz, nu setzen Sie sich mal ganz still hirher.« – »Was soll das?« frog Kurz. – »Zimpathi wegen den Hickup. – So. – Nu sehn Sie ümmer die Sneide an von das Messer. – Nu komm ich Ihnen ümmer neger mit der Sneide; aber Sie müssen sich fürchten, sonst hilft's nicht. – Ümmer neger – ümmer – neger, as wenn ich Sie die Nas' aufklöben will. – Ümmer – neger – bis dicht mang die Augen.« – »Donnerwetter«, Sprung Kurz up, »Sie stechen mir die Augen noch aus.« – »Schön!« säd Bräsig, »schön! Sie haben sich gefürcht't, nu wird's auch woll helfen.« Un't hülp würklich, d.h. gegen den Hickup, nich gegen den Arger. – »Wo is mein Junge?« frog hei. »Er soll heute was zu hören krigen. Nein, Schwager«, säd hei tau Jochen, »nichts als Ärger! Hier mit dem Jungen, auf dem Rathaus mit dem Stadtbollen, im Hause mit der Frau wegen der dämlichen Predigtgeschichte, im Laden mit dem Ochsen von Lehrling – verkauft mir ein Lot schwarze Seide für ein Quentin! – und hier auf der Landstraße nun noch mit den Rektor seinen langen Beinen.« – »Mutting«, säd Jung'-Jochen un schow 'ne Koffetaß bet nah vör, »schenk doch Kurzen in.« – »Ih, Swager«, säd Fru Nüßlern, »dat hett jo doch ok noch Tid, wi känen jo irst doräwer reden; wat willn Sei denn ok in de irste Hitz up den Jungen losfohren, dat heit doch ok man Öl in't Füer geiten.« – »Ich will ihn ...«, fohrte Kurz up; äwer [287] wider kamm hei nich, denn de Dör gung up, un Gottlieb kamm herin.

Gottlieben sin Schritt hadd wat äwermaten Fierliches, as hei an sinen Vader ran gung un em de Dagstid böd. Hei hadd wat unvernünftig Gesetztes un dorbi so wat absonderlich geistliches Taurügghollendes, dat hei so let, as hadd em de heilige Salbaderus tau sinen besonderen Prevatgebruk up en Band treckt un hüng em alle Abend an't Rigel, dat hei jo bileiwe nich von de Welt afnutzt würd. – »Guten Tag, wie geht es dir, Papa?« säd hei un küßte sinen Vader in't Krüz up de Backen, wildeß de Oll ok küssen ded, äwer an em vörbi in de Luft, as en Karpen, wenn hei ut't Water kickt. – »Was macht Mama?« frog de Sähn wider. – Denn Gottlieb hadd von lütt an ümmer »Papa un Mama« seggen müßt, wil de Rektern »Vader un Moder« för en gewöhnlichen Börger twors gaud naug höll, äwer nich för en Studierten, woräwer de Kurzen sick natürlich jedesmal argern ded, denn ehr Jung' säd man ümmer »Vatting un Mutting«. – »Guten Tag, Onkel«, säd Gottlieb tau Kurzen, »guten Tag, Herr Inspektor«, tau Bräsigen un wendte sick dunn wedder tau sinen Ollen: »Ich freue mich sehr, daß du heute gekommen bist, denn ich habe in einer für mich sehr wichtigen Angelegenheit mit dir besonders zu sprechen.« – »Haha!« säd Bräsig för sick, »der fängt schon an.«

De Rekter gung mit sinen Sähn rute up den Hoff, Bräsig stellte sick an't Finster un regardierte de beiden. Fru Nüßlern kamm nah em ranne: »Bräsig, hewwen Sei hüt nahmiddag wat utfünnig makt wegen min beiden Lütten?« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »verfiren Sie sich nich, die Sache hat sich angesponnen.« – »Wat denn?« rep Fru Nüßlern hastig, »wat hett sick anspunnen?« – »Das werden Sie bald zu hören kriegen, denn sehn Sie mal aus das Fenster raus, die Sache spinnt sich weiter. Was meinen Sie, worum de Rekter so handslagt und worum er den Petisten so umgearmt hat? Wegen seinen christlichen Glauben? Ne, ich will's Sie sagen, darum, daß Sie, Frau Nüßlern, so düchtig gewirtschaftet [288] haben.« – Bräsig was en hellschen Minschenkenner un en Hartenskünnige as en Prophet; äwer hei hadd ok den Fehler mit de Propheten äwerein, dat hei düster reden ded. Fru Nüßlern verstunn kein Wurd: »Wat? wil ick düchtig wirtschaft't heww, ümarmt hei Gottlieben?« Bräsig hadd noch en annern Fehler mit de Propheten äwerein, den, dat hei up vernünftige Fragen kein Antwurd gaww, wenn sei nich in sinen Kram paßte. »Sehn Sie«, rep hei, »worum gibt er ihm nu seinen Segen? Dorum, weil er recht gut weiß, daß sich for Geld einer allens kaufen kann, und weil er weiß, daß hier was aushängt.« – »Wat hett dat äwer mit min Lütten tau dauhn?« – »Werden Sie bald sehn! Sehn Sie, nu geht der Petist weg, un nu sehn Sie den Ollen mal an – Gott behüt' uns in Gnaden! – er preponiert sich jetzt 'ne Red' auswendig; un lang wird sie, denn allens is bei ihm lang, aber am längsten sünd seine Seremonien.« Bräsig was en hellschen Minschenkenner, un den Bewis liwerte hei hir wedder, denn as de Rekter rinne kamm, läd hei los: »Verehrte Anwesende, irgendein Weiser des Altertums hat den unumstößlichen Satz aufgestellt, vor allem sei ein Haus glücklich zu preisen, in welchem stiller Friede mit bequemem, ja reichlichem Auskommen wohnt. Hier in diesem Hause ist dies der Fall. Ich bin nicht hier herausgekommen, diesen stillen Frieden zu stören – mein lieber Schwager Kurz kann tun, was er will –, ich bin durch Zufall herausgekommen; aber der Zufall ist ein Fall, durch welchen dem Menschen zuweilen etwas ganz Merkwürdiges in den Weg fällt. Dies ist nun heute bei mir der Fall. Dieser Zufall kann nun zum Guten ausfallen, er kann auch zum Übeln ausfallen; aber da ich nicht vorgreifen will, will ich auch nicht weiter darüber reden. Lieber Schwager Jochen, du, als das eigentliche Haupt dieser glücklich situierten Familie« – Jochen makt em en Gesicht entgegen, as hadd em sin Rekter-Swager seggt, hei wir eigentlich Selbstherrscher aller Reußen un müßt von Rechts wegen staats hir achter den Aben in den Kreml tau Moskau up den Thron sitten – »ja«, säd de Rekter wider, [289] »du, als das eigentliche Haupt der Familie, wirst es mir verzeihen, wenn ich mich auch an meine liebe Schwägerin wende, die stets mit so viel Umsicht und Liebe die eigenen Familienangelegenheiten mit so gesegnetem Erfolge besorgt hat und auch auf dieverwandten Familien – ich weise hier ausdrücklich auf die freundliche Aufnahme meines Gottliebs hin – einen höchst segensreichen Einfluß ausgeübt hat. Du, mein lieber Schwager Kurz, gehörst auch zu der Familie, und wenn auch unsere beiderseitigen Familien, wenigstens in deren weiblichen Mitgliedern, durch – nun, wir wollen in dieser glücklichen Stunde nicht weiter darüber reden – etwas gespannt sind, so weiß ich doch, daß du innigen Anteil an meinem Glücke nimmst. Aber nun«, hei gung up Bräsigen los, »πῶς τ' -ἀῥ ἷω, πῶς τὸυ προςπτύξομαι αὑτόυ– auf deutsch: wie soll ich Sie anreden, Herr Inspektor? Sie, der Sie zwar nicht im eigentlichen Sinne zu der Familie gehören, der Sie aber stets hülfreich zur Tat gewesen sind und weise im Rat ...« – »Na, denn will ich Ihnen auch einen geben«, säd de Oll, »nehmen Sie Vorspann, sonst kommen Sie nicht zu Ende.« – »Ende?« frog de Rekter, un sine anfängliche Geistlichkeit, de all en beten lang' unner den Schaulstoff muddelt hadd, brok bi em dörch; »Ende?« frog hei fierlich un slog de Ogen tau Höcht, »wird es zum guten oder zum bösen Ende führen? Wer kennt das Ende?« – »Das kenn ich«, säd Bräsig, »denn ich hab den Anfang heut nachmittag in den ßackermentschen Kirschbom gehört. Das Ende von das ganze Lied is, der Petist will uns' Lining frigen.«

Na, dit würd en Upstand. – »Herr, du meines Lewens!« rep Fru Nüßlern, »Gottlieb? – Uns' Kind?« – »Ja«, säd de Rekter un snappte mit sine Red' af un stunn dor as Sprüttenmeister Klein in Stemhagen, wenn de Sprütten probiert würden un de Slauch was platzt un sin eigene ganze Strahl was em äwer't Liw gahn. – Kurz sprung up un rep: »Der Bengel, der Gottlieb hat zu viel Schwein!« Un Jochen sprung ok up, äwer langsam, un frog Bräsigen: »Mining, seggst du, Bräsig?« – »Nein, Jung'-Jochen, bloß Lining«, säd Bräsig [290] ruhig. Un Jung'-Jochen set'te sick wedder dal. – »Un Sei hewwen dat wüßt, Bräsig, un Sei seggen mi dat nich?« rep Fru Nüßlern. – »Oh, ich weiß noch mehr«, säd Bräsig, »aber wozu sollt ich Ihnen das sagen? Ob Sie das 'ne Viertelstund' eh wissen oder nich; und ich dacht mich, das sollte für Sie 'ne fröhliche Überraschung sein.« – »Und hier ist er«, säd de Rekter un halte Gottlieben, de so lang' achter de Dör stahn hadd, von de Del rinne, »und wünscht sein Urteil von Ihrer Güte zu empfangen.«

Un nu kamm de oll Gottlieb un ditmal ahn alle Lächerlichkeiten as en anner Minsch. De geistlichen Anstalten un de Uterwähltheit von den Levitenstamm hadd hei vullstännig äwer Burd smeten, indem dat för desen Krimskrams kein Platz in sin Wesen was, denn dit was in desen Ogenblick vull von luter pure Minschlichkeiten, von Twifel un Hoffnung, von Furcht un Leiw', un de dit allens taum Gauden lösen kunnen, stunnen as Minschen vör em in Fleisch un Bein – Jochen satt frilich wedder – un de richtige Leiw' mit dat, wat doran bammelt, mit Verlawen un Frigen, is so'n schönes, rein minschliches Gefäuhl, wat dörch geistliche Verposamentierung wohrhaftig nich schöner warden kann. – Gegen desen Satz hadd nu Gottlieb tau jeder annern Tid fürchterlich streden; äwer in desen Ogenblick hadd em dit schöne Gefäuhl doch so äwernamen un sprok sick so warm, so vull Vertrugen gegen Fru Nüßlern un Jochen ut, dat Bräsig tau sick säd: »Wo hat der Mensch sich verändert! Wenn Lining in der kurzen Zeit das verursacht hat, denn man ümmer zu! Der kann noch ganz gut werden.«

Fru Nüßlern hürte woll up Gottlieben sine uprichtigen Würd', un sei müggte jo Gottlieben ok süs ümmer girn liden, äwer dat sei ehr Kind weggewen süll, kämm ehr doch tau sihr äwer den Hals, sei was in grote Unrauh. »Herre Gott doch, ja!« rep sei, »Gottlieb, du büst jo ümmer en gauden Minschen west un hest jo ok din Ding' lihrt, äwer ...« – Hir würd sei taum irstenmal in ehren Lewen von Jochen unnerbraken. As Jochen hürte, dat nich von Mining de Red' was, [291] würd hei ruhig; as Gottlieb em anredte, sammelte hei sine Gedanken, un as hei gewohr würd, dat aller Ogen up em richt't wiren, beslot hei tau reden, un so föll hei denn sine Fru in't Wurd un säd: »Ja, Gottlieb, dat is all so as dat Ledder is, un wat ick as Vader dorbi dauhn kann, dat will ick! un will Mutter, denn will ick; un will Lining, denn will ick ok.« – »Mein Gott, Jochen«, rep Fru Nüßlern, »wat redtst du? So swig doch still! Ne, ick möt irst mit min Kind reden, ick möt irst hüren, wat de dortau seggt.« Dormit lep sei ut de Dör.

Äwer't wohrte nich lang', dunn kamm sei mit Lining an de Hand wedder rinne, un achter ehr her folgten Mining un Rudolf, de sick mäglicher Wis' för sick sülwen 'ne praktische Nutzanwendung ut desen Fall nemen wullen, un Lining makte sick, rod as 'ne Ros', von ehr Mutting ehre Hand los un smet sick an Gottlieben sine Bost un von dor an ehr Mutting ehr, un von dor set'te sei sick up Jochen sine Knei – denn hei satt wedder – un wull em küssen, kunn äwer nich vör Hausten, denn Jochen rokte in sine Upregung hellschen fett Toback, un sei säd also blot: »Vatting!«, un Jochen säd: »Lining!«, un as sei upstunn, stunn Bräsig bi ehr un strakte sei äwer: »Laß man sin, Lining, ich schenk dich auch was.« Un nu kamm Gottlieb un fot sei an de Hand un leddte sei tau sinen Vader hen, un de Herr Rekter bögte sick so lang dal, üm Lining den Vaderkuß tau gewen, dat de annern all glöwten, hei wull 'ne Knöpnadel von de Ird upnemen. Un hei wull von frischen 'ne nige Red' anfangen, kamm äwer nich dortau, denn Bräsig stunn an't Finster un trummelte den ollen Dessauer, dat kein Minsch tau Wurd kamen kunn, un dorbi kek hei äwer Jochen sin Schündack räwer in den hellen Sünnenschin, as wir dor wid hinnen ganz wat Besonders tau seihn. Un för em was ok dor ganz wat Besonders tau seihn, hei sach dor hinnen, wid hinnen en Appelbom, de hadd mal in rosenrode Bläut stahn, dat was sin Bom, hei hadd em proppt un ris't; dat was sin Bom, äwer Jochen hadd em in sinen Goren plant't, un hei hadd't liden müßt; äwer trotzdem hadd hei [292] den Bom ümmer hegt un plegt, un de Bom hadd Frucht dragen, schöne rode, runne Frucht; un de Frucht was rip worden un för sine Ogen schön antauseihn, un nu wiren dor en poor Jung's äwer den Tun stegen, un de ein hadd sick den einen Appel all plückt un hadd en in de Tasch steken, un de anner reckte nah den annern de Hand all ut. – Na, Jung's sünd Jung's, un Appeln un Jung's, de hüren tausam; dat wüßt hei, un dat dat so kamen müßt, hadd hei sick oftmals seggt; hei günnte sei ehr ok, äwer dat de Pleg' von sine lütten Druwäppeling nu in anner Hän'n gung, dat ded em weih, de Pleg' von sin lütt Kropzeug günnte hei ehr nich un trummelte för de Welt an de Finsterruten.

Un Kopmann Kurz snow sick so lud an de Näs' rümmer, as müßt hei tau Bräsigen sine Trummel de Posaun blasen. Nich ut Rührsamkeit blos' hei so nahdrücklich, blot ut Arger; denn hei kamm sick bi dat hüsliche Glück vör as dat föfte Rad an'n Wagen, un hei was doch in 'ne wichtige Sak rute kamen; äwer de Ümstän'n verlangten doch, dat hei fründlich gratulieren ded, un so set'te hei also en Gesicht up as 'ne säute Plumm, de in Essig leggt is, un gung an sinen Sähn Rudolf vörbi un kek em nich an un gratulierte rechtsch un linksch, as stunn hei achter sinen Ladendisch un bedeinte sine Kunden un müßt för jeden en fründlich Wurd parat hollen, obschonst hei ganz düdlich hürte, dat achter sinen Rüggen de ganze Essigtunn utlep. As hei nu äwer bet an den Rekter kamm un den nu tau sine salwungsvulle Red' en Pegel Öl inmeten süll, dunn stunn em de Essig, den sin Jung' hadd utlopen laten, all bet an den Hacken, un länger kunn hei sick nu nich mihr mit sine Kunden inlaten, hei dreihte sick snubbs up den Hacken rümmer un rep sinen Rudolf tau: »Schämst du dich nicht?« un sprung wedder nah de Kunden rüm: »Um Verzeihung! aber diese Sache muß erst abgemacht werden. – Schämst du dich nicht? Hast du mir nicht mehr gekostet als Gottlieb seinem Vater? Hast du was gelernt? Sag' mal bloß, was du gelernt hast! Sag' mal bloß!« – »Lieber Schwager«, säd de Rekter un läd Kurzen mit Fründlichkeit de Hand up [293] den Kopp, as hadd hei sin latinsches Exerzitium sihr schön makt, »was er gelernt hat, kann er dir in dem Augenblick nicht alles sagen.« – »Ei was!« rep Kurz un flutschte unner de Hand weg un stödd sei taurügg: »Hast du mich mitgenommen, oder hab' ich dich mitgenommen? Ich denke, ich habe dich mitgenommen, nachgrade müssen meine Sachen an die Reihe kommen. Schämst du dich nicht?« rep hei Rudolfen tau, »da steht Gottlieb, hat sein Examen gemacht, hat 'ne Braut – 'ne schöne – 'ne liebe Braut«, dorbi wull hei Lining begrüßen, makte in sine Upregung äwer ümmer Fru Nüßlern de Kumpelmenten tau, »kann übermorgen Pastor sein«, desen Diener kreg Bräsig staats Gottlieb, »und du? und du – oh, hast dich herum gefechtet, und was hast du nun? Schulden hast du; aber ich bezahl sie nicht!«, un obschonst em keiner seggen ded, hei süll sei doch betahlen, säd hei ümmertau: »Ich bezahl sie nicht! Nein! ich bezahl sie nicht!« un stellte sick bi Bräsigen an't Finster hen un hülp em trummeln.

De arme Jung', de Rudolf, stunn bi dese Red' grugliche Qualen ut. 't is wohr, uns' Herrgott hadd em mit en glikgültig Fell erschaffen, un sin Kopp was em tau oft all von so'n Bullkater von Vaderswegen wuschen, as dat hei dat anners nemen süll, as't meint was; denn dat darw keiner glöwen, dat Kurz sinen Jungen in den bindelsten Harten falsch was, ne, Gott bewohre! in kunträren Gegendeil! wil hei em so gaud was, argerte hei sick, dat sin Jung' nich ok so schön in't Fett satt as den Rekter sin. Äwer bi alledem, un obschonst Rudolf recht gaud wüßt, wovel sin Vader von em hollen ded, wir't ditmal nich gaud aflopen, denn de Oll hadd em doch tau sihr un dat vör all de Tügen anfat't, un hei hadd all en ganzen Strahl von häßliche Wedderwürd up de Tung', as sin Og' taum Glücken up Mining föll, de sick sörre hüt nahmiddag all ganz ihrlich mit Fleisch un Bein tau Rudolfen rekente, denn ehr Fleisch was staats sin ganz blaß worden, un ehr Bein bewerten för em. Rudolf sluckte sine bitteren Würd' dal, un taum irstenmal kamm dat Gefäuhl äwer em, dat hei von nu an nich mihr up sinen eigenen Kopp hen dumme [294] Streich maken dürwt un dat hei bi jeden, den hei maken wull, Mining irst in de Ogen kiken müßt. – Un ick segg, dat is 'ne rechte gaude Sid von 'ne junge uprichtige Leiw'.

»Vater«, säd hei, as hei sick bedwungen hadd, un gung, ahn sick an de langen Gesichter üm em her tau kümmern, an sinen Vader ran un läd em de Hand up de Schuller, »Vater, komm! Mit den dummen Streichen bin ich von jetzt an fertig.« – Kurz trummelte wider, Bräsig höll dormit in. – »Vater«, säd Rudolf wider, »du hast recht, wenn du böse auf mich bist, ich verdiene es, aber ...« – »So lassen Sie doch das verdammte Trommeln sein«, säd Bräsig un arretierte Kurzen sine Knäweln. – »Vater«, säd Rudolf un fot nah de Hand von sinen Vader, »laß es vergeben und vergessen sein.« – »Nein!« säd Kurz un stek sin beiden Hän'n in de Taschen. – »Was?« frog Bräsig, »Sie wollen nich? Ich weiß recht gut, zwischen einen Vater und ein Kind soll sich keiner mang stechen, abersten ich will mich mang stechen, indem daß Sie selbst schuld daran sind, daß das hier in die öffentliche Gegenwärtigkeit gekommen is. Was? Sie wollen den jungen Burßen, der Ihr geborener Sohn is, nich die Dummheiten vergeben un vergessen? Haben Sie dunnmals mich nich ümmer den ollen süßen preußischen Käm geschickt? Und hab' ich das nich vergeben und vergessen und ümmer wieder bei Ihnen gekauft und ehrlich bezahlt?« – »Ich habe Sie immer redlich bedient«, säd Kurz. – »So?« frog Bräsig spöttsch, »auch woll mit Hosenzeug? Jung'-Jochen, du kennst ihr noch, du weißt dir noch zu besinnen, wie sie nahsten aussah.« – »Ach, mit der alten dummen Hose!« rep Kurz, »davon haben Sie schon so viel Lärm gemacht, daß ...« – »Haha«, föll em Bräsig in't Wurd, »so wollen Sie also? War das nich 'ne pure Slechtigkeit von Sie, mich damit rum laufen zu lassen, und Sie wußten, daß sie rot wurd', und hab' ich Ihnen das nich vergeben un vergessen? Vergessen zwarsten nich, denn ich habe eine starke Erinnerungskraft for das, was passiert is. Aber Sie brauchen das den jungen Menschen auch nich zu vergessen, Sie sollen ihm das man vergeben.« – »Lieber Swager ...«,[295] fung nu de Rekter an, de glöwte, dat von em as frühere geistliche Perßon dat verlangt würd, dat hei taum Freden redte. – »Tu mir den einzigen Gefallen«, rep Kurz un sprung kort rümmer, »du hast 'ne Braut un kriegst 'ne Pfarr' – d.h. dein Gottlieb kriegt sie, und wir – wir – wir haben nichts gelernt, wir haben keine Braut, keine Pfarr' und haben 'ne Schmarr!«, un dormit sprung hei in de Stuw' herüm. – »Vater«, rep Rudolf, »so hör mich doch!« – »Ja«, säd nu Fru Nüßlern, de ehr Hart nu taum Äwerkaken heit was, un kreg Kurzen bi den Arm tau faten, »nu hüren S' up em, wat hei tau seggen hett, un hett hei nu ok den dummen Streich mit de Predigt makt – un keiner hett sick mihr doräwer argert as ick –, denn is dat süs doch en ollen gauden Jung', un männig Vader würd sick äwer em freuen.« – »Ja – ja!« säd Kurz, »ich will ihn hören, ich will ihn anhören«, un stellte sick vör Rudolfen hen, de Hän'n in de Ribben. »Na, nu sag', was du zu sagen hast, nu sag'.« – »Lieber Vater«, säd Rudolf un stunn mit 'ne Bed', äwer ok mit en fasten Entsluß up sinen Gesicht vör em, »ich weiß, es wird dich tief bekümmern, aber ich kann nicht anders, ich bleibe nicht Theologe, ich werde Landmann.« –

De Lüd' vertellen sick, dat de Boren in Polen dordörch taum Danzen bröcht warden, dat sei up 'ne heite iserne Platt stellt warden un ümmer ümschichtig de Beinen bören möten, üm sick nich tau verbrennen. Grad so hüppte Kurz bi dese Würd' von sinen Rudolf ümmer ümschichtig up den einen un den annern Bein in de Stuw' rümmer, as set de Düwel unner Fru Nüßlern ehre Stuwendelen un warmte em de Fautsahlen an. »Dit is jo nüdlich«, rep hei bi jeden Sprung, »dit is jo nett! Mein Sohn, der mir so viel gekostet hat, der so viel gelernt hat, will en Landmann werden! will en Klutenpedder warden, en Kaffschriwer, en Meßfink!« – »Jung'-Jochen«, rep Bräsig, »sollen wir uns das bieten lassen? Steh auf, Jung'-Jochen! – Was? Herr!« rep hei un gung up Kurzen in, »so'n Hiringshingst, so'n Zyrupsprinz, der will uns hier die Landmänner verachten? Herr, wissen Sie, wer wir sünd? Wir sünd [296] der Urstand, wenn wir nicht sünd und kaufen Ihnen was ab, denn können alle Kaufleute mit en Snurrbüdel in den Lan'n rumlaufen, und zu so'n Stand soll Ihr Sohn zuviel gelernt haben? Bald hat er zuviel gelernt, und bald hat er nicht genug gelernt. Glauben Sie, Herr, daß zu einem richtigen Ökonomiker – stell dir hier mal bei mir her, Jochen! – bloß Schafsköppe un Eselsohren vernutzt werden können?« – »Lieber Schwager ...«, fung de Rekter wedder an. – »Willst du mich tot machen mit deinen langen Reden?« fohrte Kurz up, »du hast hier dein Schäflein geschoren; ich bin auch herausgekommen, um mein schwarzes Schaf zu scheren, und nun fährt alles aufmich ein, um mich zu scheren.« – »Kurz«, säd nu Fru Nüßlern, »nemen Sei doch Vernunft an. Wat nich is, is doch einmal nich. Wenn hei nu doch nich Preister warden will, so is hei doch de Negst dortau, as de Fru Pastern seggt; un mi dücht, wenn hei man en düchtigen Kirl ward, denn is't ganz egal, ob hei predigen deiht oder pläugen deiht.« – »Vater«, säd nu Rudolf, as hei markte, dat de Oll in Äwerleggung was, »gib mir deine Einwilligung, du glaubst nicht, wie viel zu meinem Lebensglücke davon abhängt.« – »Wer nimmt dich in die Lehre?« frog Kurz noch sihr argerlich, »kein Mensch!« – »Das ist meine Sache«, säd Bräsig, »ich weiß einen, das is Hilgendorff zu Tetzleben, der versteht sich auf lateinische Ökonomiker, der hat schon ganz gebildte zum Menschen gemacht. Der hätte mal einen, der war noch außerdem mit Gedichten, die er achter die Hock schrieb; wenn der sagen wollt, de Sünn is aufgegangen, denn sagte er: Aurora schaut schon über das Hakelwerk, und wenn er sagen wollt, es treckt en Swark auf, denn sagte er: es blüht und türmt sich in Westen empor, und wenn er sagen wollt, es drüppelt, denn sagte er: es tauet in leisen Tropfen vom Himmel hernieder – und dennoch! – er hat noch en handlichen Menschen aus ihm zurecht gekriegt. Nach Hilgendorffen muß er auch.« – »Ja«, säd Kurz, »aber ich will mit Hilgendorffen sprechen, ich will ihm sagen ...« – »Sag' ihm alles, Vater«, säd Rudolf un fot sinen Ollen heit üm, »aber ich habe nocheine Bitte ...« [297] – »Haha!« rep Kurz, »mit den Schulden, die du gemacht hast; aber damit bleib' mir heute vom Leibe, ich hab' an dem Kaffschreiber genug, und ich bezahl sie nicht!«, un dormit schow hei sinen Sähn taurügg. – »Das sollst du auch nicht, Vater«, säd Rudolf un reckte sick fri tau Höcht, un ut sin ganzes Wesen sprung so'n frischen Maud un so'ne sekere Tauversicht, dat hei alle Ogen up sick bannen ded; »das sollst du auch nicht!« rep hei, »ich habe heute Schulden gemacht, und ich habe mein Ehrenwort gegeben, mir selbst habe ich es gegeben, sie richtig zu bezahlen und sie einzulösen, und sollt's mit meinem Herzblute sein. – Und hier habe ich sie gemacht!« rep hei un gung up Mining tau, de de ganze Tid un den ganzen Strid äwer an de Bost von ehr Swesting legen hadd un de tau Maud' was, as wir dit de Anfang von't jüngste Gericht. – »Hier!« säd hei un läd Mining an sine eigene Bost. »Und wenn ich dereinst ein tüchtiger Kerl geworden bin, dann hast du dich hier bei dieser zu bedanken – hier bei dieser!«, un de Tranen stört'ten em ut de Ogen, »hier bei meiner lieben Braut.« – »Verfluchter Bengel!« säd Bräsig un fohrte sick äwer de Ogen, stellte sick an dat Finster un trummelte den Dessauer, denn hei was de einzigste, de sick 'ne Melodie up desen Vers maken kunn. De annern stunnen dor, as wenn sei verörgeln süllen. – »Herre Jesus!« rep Fru Nüßlern, »wat is dit?« – »Wat?« rep Jochen, »Mining, seggt hei?« – »Herre Gott doch, Jochen, so red' doch nich!« rep Fru Nüßlern. »Mining, wat is dit, wat heit dit?« Äwer Mining lagg so wiß un still an Rudolfen sine Bost, as kunn sei meindag' nich wedder den Kopp tau Höchten krigen un meindag' kein Wurd reden. – Kurz hadd de Sak am fixsten begrepen, em wiren rasch en por Rekenexempel dörch den Kopp schaten, in de Jochen sine Vermägensümstän'n de Hauptposten afgewen, un äwer dat Fazit würd hei so vergnäugt, dat hei wedder up sine Bein ümschichtig tau danzen anfung, ditmal äwer nich as en Bor ut Polenland, ne, as en wilden Indianer, de en Siegsdanz upführt, un Bräsig trummelte den Takt dortau. Rekter Baldrianen sin Gesicht was de einzige ruhige Punkt in [298] dese allgemeine Upregung, denn't sach just so unbegriplich ut as min eigen, wenn ick in 'ne hebräische Bibel rinkik. – »Wat is dit, wat heit dit un wat bedüdt dit?« rep Fru Nüßlern un smet sick up en Stauhl dal. »Min beiden! Min beiden lütten Dirns an ein un densülwigen Dag! Un denn seggen Sei«, un fohrte up Bräsigen los, »Sei willen dor woll uppassen?« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »hab ich nich aufgepaßt, daß mir noch alle Knochen davon weh tun; aber Unglück slöppt nich, wer kann da was for? Was sagst du, Jochen?« – »Ick segg gor nicks; min sel' Mutting säd äwer ümmer, en Kannedat un 'ne Erzieherin ...« – »Jochen«, rep Fru Nüßlern, »du redst mi noch dod, un dat vele Snacken hest du ok blot von den Slüngel, den Rudolf, lihrt.« – »Schafskopp!« rep Kurz dormang sinen Rudolf tau un danzte üm dat Por rümmer, »warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Ich hätte dir alles gleich vergeben um dieser kleinen – kleinen lieben Schwiegertochter willen«, un dorbi halte hei richtig Mining ehren Kopp taum Vörschin un küßte sei. – »Gott in den hogen Himmel!« rep Fru Nüßlern, »nu nennt Kurz sei ok all Swigerdochter un küßt sei all, un sin Jung' is doch noch rein gor nicks, un Mining is doch noch so unbedächtig!« – »So?« frog Bräsig, »Sie meinen, weil sie die jüngst is? Nu kommen Sie hier mal her, ich will Ihnen mal was allein sagen«, un dorbi treckte hei Fru Nüßlern in 'ne Eck herinne, un dor keken sei beid einträchtiglich in den Spuckkasten rin, de dor stunn. »Madam Nüßlern«, säd hei, »was einen recht is, is den annern billig! Sie haben Ihren Segen zu Lining gegeben, warum nich zu Mining? Ja, 's is wahr, sie is die unverständigst, indem daß sie die jüngste is; aber, Madam Nüßlern, der Unterschied in die Jahren is bei ein Paar Twäschen zu klein, darauf können Sie nicht respektieren, und denn – den Bekehrer müssen Sie Ihre Tochter geben; was er damit aufstellt, das kann kein Deuwel wissen, weil wir nichts von der Priesterei verstehen, indem daß Sie un Jochen un ich nicht Priester gelernt haben; aber mit dem Duwellfechter – haben Sie woll gesehn, wie er stand, as wenn er die ganze Welt vor den Säbel krigen wollt [299] – en hellscher Bengel! – sehn Sie, mit dem, as Landmann, kommen wir überein, den können Sie un Hawermann un ich un, wenn alle Sträng' reißen, auch Jochen auf die Finger sehn und ihn regardieren und konfrontieren und eindressieren. – Und sehn Sie, Madam Nüßlern, ich dächte ümmer, Jochen sollte sich mit die Jahren besser aufrappeln; aber rappelte er sich? Ne, er rappelte sich nich, und da kann for Sie dieser Jüngling als mittlerweiler Swiegersohn ein Segen werden, wenn er einschlägt, denn wir werden älter, und wenn ich mal die Augen zumach' – na, das dauert denn woll noch 'ne Weil –, abersten es würd mich doch en großer Trost sein, wenn ich wüßt', daß Sie einen an die Hand hätten, der auf's Ihrige säh.« – Un de oll Herr kek stiw in den Spuckkasten rinner, un Fru Nüßlern slog den Arm üm sinen Nacken un küßte em mit den irsten Kuß, den sei em allsindag' gewen hadd, un säd fründlich un ruhig: »Bräsig, wenn Sei't in Irnst meinen, dat't recht is, denn kann't nich gegen Gottes Willen sin.« – Männige Lauw' hett en frischeren, roderen, gläugnigeren Kuß seihn; äwer de oll Spuckkasten in de Eck tuscht doch nich mit ehr.

Un Fru Nüßlern dreihte sick üm un gung up Rudolfen tau un säd: »Rudolf, ick segg nicks wider as: in Gottes Namen«, un treckte ehr Mining an sick un langte nah ehr Lining un läd sick de beiden lütten Twäschen ümschichtig an de Bost, as sei't vör Johren dahn hadd, un de Hoffnung stunn wedder in ehren frischesten gräunen Kranz an ehre Sid, as seit't vör Johren dahn hadd, un red'te ehr mit de sülwigen säuten Würd' in't Hart, as sei't vör Johren dahn hadd; un doch was't hüt anners, ganz anners as dunn. Dunn schenkte sei ehr de beiden lütten Twäschen, hüt wull sei s' ehr nemen; äwer de Hoffnung ist drist as de Imm, sei drängt sick an jede Blaum un dröggt ut jede ehren Honnig.

Un Bräsig gung mit grote Schritten in de Stuw' up un dal un höll de Näs' in de Luft un snow doran herümmer un treckte de Ogenbranen in de Höcht un stellte de lütten Beinen mit so'ne Würd un Wichtigkeit utwarts, as wir hei de richtige [300] Vader, de de Kinner tau vergewen hadd, un hei hadd sick dortau entslaten, un mit em tausam gung ok en wunderschönes Frugensbild, ok mit en Kranz, dat was en Muschkranz mit gele Strohblaumen; äwer de Kranz stimmte mal schön tau de stillen truen Ogen, un sei kreg em sacht an de Hand un treckte em wedder un ümmer wedder nah Mutter un Kinner hen, dat hei sine Hän'n up ehre Köpp läd un ehr in de Uhren flusterte: »Laßt man sinning, laßt sinning, ihr sollt sie ja auch haben.«

Un Rudolf was up Gottlieben losgahn un hadd em de Hand gewen: »Nich wohr, Gottlieb, hüt büst du mi nich mihr bös?« – un Gottlieb hadd de Hand drückt: »Wie kannst du das denken, lieber Bruder! Vergeben ist ja des Christen Pflicht.« – Un de Rekter hadd all haust't, as müßt hei nu 'ne korte Ansprak hollen, un Kurz hadd em an den Rock treckt un hadd em üm Gottes willen beden, hei süll de Sak nich verdarwen – dunn würd de Gesellschaft irst gewohr, dat Jochen fehlen ded. – Wo was Jochen? – »Herr Gott«, rep Fru Nüßlern tauirst, »wo is min Jochen?« – »Mein Gott, wo's Jochen?« frog dat dörcheinanner, un Bräsig was de Irst, de Anstalten makte, dat Jochen an sine richtige Städ' kamm, un lep rute un bröllte ut de Vördör äwer den Hoff räwer: »Jochen!« un lep nah de Achterdör un bröllte dörch den Goren: »Jochen!« Un as hei wedder taurügg kamm, dunn sach hei in de Käk en füriges Gesicht, wat in de Kahlen unner en groten, köppern Ketel pust'te, un dat was Jochen sin Gesicht.

In de Stuw' was mit einmal dat Gefäuhl äwer em kamen, bi so 'ne besondere Gelegenheit müßt hei wat dortau dauhn, un em was so heit üm't Hart worden, dat em fiwuntwintig Grad in'n Schatten buten noch tau käuhl vörkemen, un üm sin butwennig Deil mit sin inwennig Deil in't Glike tau bringen un wil hei sick en Fomilienfest gor nich anners denken kunn, was hei up Punsch verfollen un pust'te un bru'te nu nah Kräften, un Bräsig hülp em dorbi un äwernamm dat Probieren, un so kemen sei denn tauletzt mit Fru Nüßlern ehre grötste Suppenterrin herinne tau dragen, fürig as en por Draken, de en [301] Schatz bewachen, un Jochen säd blot, as hei de Terrin up den Disch stellte: »Da!«, un Bräsig säd tau de beiden lütten Druwäppel: »Geht hin nach euren Vater un bedankt euch! Euer Vater denkt gleich an allens.«

As nu de ollen Herrn üm den Punschpott seten, denn de jungen hadden woll wat anners tau dauhn, gung Fru Nüßlern still ut de Dör, sei müßt sick mit sick un einen noch öllern Fründ, as Bräsig was, beraden, un de lütten Druwäppeling wiren ganz in dat gräune Low' von de glückliche Taukunft versteken un gläuhten dorunner, un blot, wenn ehren ollen Unkel Bräsig sin spaßige Wind weih'te un de schönen gräunen Bläder up den Ogenblick taurügg schow, denn gläuhten sei verschämt mit de roden Backen dorute, dat Bräsig ümmer wedder Lust kreg, sinen Wind weihen tau laten. – »Ja«, säd hei tau Gottlieben, »es gibt sich allens in der Welt, auch die boshaftigste Petisterei gibt sich. Sie wollten mir bekehren! passen Sie Achtung, ich bekehr Sie – vermittelst Lining bekehr ich Sie.« Un as Gottlieb dorgegen reden wull, stunn hei up un gaww em so recht truhartig de Hand: »Nu, lassen Sie das man sin, Feuer sollen Sie doch haben, un wenn Sie auch der Pastor von's Dorf sind, und ich mein's gut mit Ihnen, denn Tobacksbrüder verlassen sich nich.« – Un tau Rudolfen säd hei: »Warten Sie! Sie Racker haben mich die Sli raus geangelt; aber Hilgendorff soll Ihnen die Flötentön beibringen«, un dormit gung hei an sinen jungen Angelkumpan ranne un flusterte em in de Uhren: »'s is all so bös nich! Sie müssen man ümmer bei jeden Scheffel Korn, den Sie aufmessen, an Mining denken, und wenn Sie in'n Frühjohr bei so'n sturren Ostwind mang so'n Dutzend Eggers stehen, daß der olle Lehmstohm Ihnen so in die Nas' zieht und sie zuteigt, als säß 'ne Swälk davor und wollt Ihnen ihr Nest in die Nas' bauen, und die Sünn kuckt durch den Stohm so rund und rod as en köppern Ketel, denn müssen Sie denken, das is Mining ihr Gesicht, was auf Sie niederblickt. – Nich wohr, mein klein Pät?«

Wildeß hadd nu de Rekter drei Gläser Punsch drunken, tau [302] Ihren von jedwer Brudpoor ein, un ein tau Ihren von dat Ganze, un so let hei sick nu nich mihr hollen, sülwst von Kurzen nich mihr, hei höll endlich sine verset'te Red' un fung mit de Inleitung tau de Inleitung an. Hei stunn up, langte nah en Teelepel un nah 'ne Zuckertang', de noch von den Koffe her up den Disch legen, haust'te en poormal taum Teiken, dat't losgahn süll, un as hei gewohr würd, dat em ein jeder ankek un Jochen sogor de Hän'n folgen würd, kek hei irst sihr deipsinnig bald den Lepel un bald de Tang' an. Mit einem Mal höll hei Bräsigen den Teelepel dicht unner de Näs' un frog em indringlich, as hadd Bräsig em stahlen un müßt un süll nu bekennen: »Kennen Sie dies?« – »Ja«, säd Bräsig, »was weiter?« – Un hei höll Kurzen de Zuckertang' vör de Ogen un frog em ok, wat hei sei woll kennen ded. – Kurz kennte sei ok, 't wir Jochen sin. – »Ja«, fung hei, nu in sin Fohrwater, an, »ihr kennt sie, das heißt: ihr habt den sinnlichen Eindruck davon, ihr wißt sie zu unterscheiden von andern Gegenständen nach Farbe, Glanz und Gestalt; aber den sittlichen Begriff, den ich damit verbinde, kennt ihr nicht.« Hir kek hei sick üm, as süll em dat blot einer bestriden; äwer sei swegen all. – »Nein, ihr kennt ihn nicht! Ich muß ihn euch verkünden und erklären. Seht, wie lange wird es währen, dann wird die sorgsame Hausfrau dieses Hauses kommen und wird Löffel und Zange nehmen und wird sie, die hier scheinbar getrennt auf dem Tische umherlagen, zusammen legen in den gemeinsamen Teekasten, dort ruhen sie zusammen; in tausend und abertausend Haushaltungen ruhen sie zusammen in einem Teekasten; und vor tausend und abertausend Jahren ruh'ten sie zusammen in einem Teekasten. Das ist ein durch Alter geheiligter Brauch, denn was zusammengehört, soll nicht geschieden werden. Und Adam« – hei höll de Zuckertang tau Höchten – »und Eva« – hei höll den Teelepel tau Höchten – »gehörten zusammen, denn sie waren für einander geschaffen« – hei höll sei beid tau Höchten – »und der Herr selber legte sie zusammen in den Teekasten des Paradieses. Und was tat Noah? Er [303] bauete sich eine Arche – einen Teekasten, wenn Sie wollen, meine Lieben – und rief Männlein und Fräulein, und sie folgten seinem Ruf« – nu let hei de Zuckertang äwer den Disch spazieren, indem dat hei sei ümmer ümschichtig tausam klemmte un wedder loslet, un schow den Teelepel achter her – »und gingen ...« – »Herein!« rep Bräsig, denn dat hadd an de Dör kloppt, un herinne kamm Fritzing Triddelfitz. – »'ne Empfehlung von Herrn Hawermann an Herrn Nüßlern, un wat hei em nich en poor Rapplaken leihnen wull, denn sei wullen mitdewil mit den Rappaust anfangen.« Dit gaww denn nu 'ne Stürung, äwer de Rekter blew in'n Anslag stahn. – Ja, säd Jochen, hei wull dat dauhn, un as Fritz an den Punschgeruch un an den Rekter sine Anstalten, de hei gaud naug von vördem kennen ded, indem dat hei em oft den Puckel blag makt hadd, gewohr worden was, dat hir wat Besonders in't Wark wir, un up de Tehnen dörch de Stuw' gahn was un sick dalset't hadd, säd Jochen: »Mining, schenk doch Triddelfitzen in.« Fritz drunk, un de Rekter stunn in Anslag. – »Fangen Sie man wieder von vornen an«, säd Bräsig, »denn Triddelfitz weiß sonsten nich Bescheid.« – »Wir sprachen also ...«, fung de Rekter an. – »Von de Zuckertang un den Teelepel«, rep Kurz argerlich, »un dat sei in den Teekasten hüren«, un namm em dat Sülwergeschirr ut de Hand un smet't in den Kasten un säd: »So, nu is Männlein un Fräulein in de Arche Noäh, un ick denk', uns' sälen ok woll rin kamen. Sei möten weiten, Triddelfitz, wi fiern hir hüt 'ne duwwelte Verlawung, un dat is de Hauptsak, un wat de Rekter hir predigen deiht, dat sünd man de Frangen üm dat Kled. – Wat makt Hawermann?« – »Oh, ich danke«, säd Fritz, »er befind't sich ja noch«, un stunn up un gratulierte tau de Verlawung bi de beiden Poore, tworst mit rechte kledsame Würd', äwer doch man so baben hen, as wir't blot en Geburtsdag un de lütten Druwäppel verlawten sick jedes Johr einmal. – De Rekter stunn noch ümmer in Anslag.

»Lining, schenk doch Unkel Rektern in«, säd Jochen. – Dat [304] geschach, un de Rekter drunk; äwer staats em up anner Gedanken tau bringen, rögte un purrte un stäkerte de Punsch mang de Gedanken rümmer, de he einmal tau de Red' upbaden hadd, un't würd en groten Upstand in sinen Brägen, un jeder von ehr wull an de Spitz marschieren; äwer ümmer würd ein nah den annern von de Ümgewung taurügg slagen, bald von Jochen, bald von Kurzen, bald von Fritzen, un as hei nu tauletzt noch mit dat swore Geschütz von Ehbetrachtungen anrücken wull, frog Bräsig em mit de unschülligste Mien': »Sie haben woll ümmer in 'ner recht plesierlichen Eh' gelebt, Herr Rekter?« Un hei set'te sick mit en deipen Süfzer dal, un bet up Stun'ns weit keiner, güll de för de Eh' oder för de Red'. – Ick glöw dat letzte, denn ick holl't för lichter, up 'ne glückliche Eh' as up 'ne glückliche Red' tau verzichten.

Nu was't äwer Abend worden, un de Rekter, Kurz un Triddelfitz säden adjüs, ok Rudolf müßt mit, denn Bräsig un Fru Nüßlern hadden beid' ehren Semp dorhen afgewen, hei müßt förfötsch in den Sälen von dat nige Geschäft, un dat Rümliggen hadd nu en En'n. Jochen un Bräsig begleit'ten de Gesellschaft en En'nlang.

»Was macht Ihr neuer Herr, Triddelfitz?« frog Bräsig. – »Danke Ihnen, Herr Inspektor, er ist ganz ungemein; er hat heute morgen an die Tagelöhner eine Rede gehalten, die sagte man so: stah!« – »Was?« rep Kurz, »redt de ok?« – »Was hat er zu reden?« frog Bräsig. – »Wat hett hei hollen?« frog Jochen. – »Eine Rede«, säd Triddelfitz. – »Ick mein, hei will Landmann sin«, säd Jochen. – »Nun ja«, säd Triddelfitz, »aber kann er denn als Landmann keine Rede halten?« – Dat was nu Jochen äwer; en Landmann un 'ne Red'? – dat was em noch nich vörkamen, hei säd kein Wurd den ganzen Abend mihr, un as hei grad inslapen wull, säd hei blot noch tau gauder Letzt: »Dat möt jo en hellschen Kirl sin!« – Bräsig gaww sick so licht nich. »Was hat er zu reden?« frog hei wedder, »wenn mit die Tagelöhners was abzumachen is, denn is jo Hawermann da.« – »Herr Inspektor«, föll de Rekter [305] in, »eine gute Rede ist stets an rechter Stelle. Cicero ...« – »Was war dieser Cicero?« – »Der größte Redner des Altertums.« – »Ih, da frag ich nich nach; ich mein, was er for'n Geschäft hatt'; war er en Landmann oder en Kaufmann, oder war er bei's Amt angestellt, oder war er en Dokter, oder was war er?« – »Ich sage Ihnen ja, er war der größte Redner des Altertums.« – »Ih, Altertum hin, Altertum her! Wenn er weiter nichts war – ich kann die ollen Drähnbartels nich leiden. Der Mensch soll was prestieren. Un das sag ich Ihnen, Rudolf, werden Sie mich kein Redner, meinentwegen angeln Sie – is ganz egal: Bors oder Plötz –, aber mit die Reden, das's grad so, as wenn Sie die Angeln in'n Sod hängen. Un nu gun Nacht! Jochen, komm!« Dormit gungen sei af; ok Fritz slog sick rechtsch äwer de Pümpelhäger Brak, un em kemen allerlei Gedanken.

De oll Jung' was nich afgünstig, äwer't was em doch sihr entgegen, dat sine beiden Schaulkameraden von Rahnstädt her nu all 'ne Brud hadden un hei noch nich. Hei wüßt sick äwer tau trösten. Ne, säd hei, so 'ne Bruten, as de kregen hadden, dor dankte hei denn doch vör: de beiden Druwäppel hadd em einer up den Presentierteller leggen künnt, hei hadd s' nich namen. Lowise Hawermann künn ok dorhen gahn, wo de Peper waßt. Hei würd kein Narr sin un de irsten besten Plummen nemen, denn de irsten Plummen wiren madig, hei täuwte, bet sei all irst ordentlich rip wiren, un denn künn hei sick plücken von baben un von unnen an den Bom, un bet dorhen hurten em noch all de lütten Mätens, de up twei nüdliche Bein in de Welt herümme lepen, un denn hadd hei jo nu all dat Pird, un in de allernegsten Dag' wull hei doch hen un wull sick de Whalebone-Staut von Gust Prebberown köpen.

20. Kapitel
[306] Kapittel 20

De jung' Fru gahn de Ogen up, un de Unfreden fädelt sick sachten in. Worüm de jung' Herr nich bi Jochen Nüßlern un de junge Fru nich bi Pomuchelskoppen up Vesiten gahn wull. – Von Pomuchelskoppen sine adlichen Absichten un Häuhning ehre Schörtkauken. Wat Axel för en angenehmes Gefäuhl ut de stille, einfache Fomili mit furt namm, un woans hei Bräsigen aflopen let. Worüm Bräsig in hellen Arger äwer Pannkauken reden deiht, un worüm Fritz Triddelfitz up apenbore Landstrat, hoch tau Pird, in eben Schritt ümmer »Hurrah« schrit.


So gungen nu en poor Wochen hen, de Axel, anstatt sick mit sin Feld bekannt tau maken un mit de Wirtschaft, de up dat Gaud inführt was, meistendeils bi den Rad'maker Flegel in't Hauschur taubringen ded, indem dat Modell tau sine Ackermaschin ankamen was, mit de hei tauglik haken, eggen un klutenkloppen wull un de hei nu doch för sick un för de Welt in't Wark setten müßt. Breiw' un Reknungen, un wat süs för schriftliche Geschäften up en grot Gaud vörkamen, müßten natürlich ok taurügg stahn, un wenn hei tau Middag- oder Abendbrod an't Hus kamm, denn set'te hei so 'ne Mien' up, as müßt hei sine junge Fru vertellen, wo sur heit't sick in de Wirtschaft hadd warden laten. Un wer glöwt woll lichter as 'ne junge Fru? – Viellicht 'ne Brud? – Oh, ne! – 'ne Brud is unsäker, sei fäuhlt un fröggt herümmer, sei will den Mann, den sei leiwt, irst kennen lihren; äwer wenn sei glöwt, sei hett em kennen lihrt un hett em de Hand för't Lewen gewen, denn ward sei säker un folgt em blindlings, bet ehr mal mit Gewalt de Bind' von de Ogen reten ward, un ok denn noch strüwt sei sick un wehrt sick un will nich seihn un hölt't för ehre Schülligkeit, nich tau glöwen, wat sei süht. – Dat wiren jo keine Slichtigkeiten, de hei ehr inbilden ded, dat wiren jo blote Dummheiten, un hei glöwte jo sülwst doran, dat hei för sine Taukunft wirken un schaffen ded; äwer't was slimm, dat hei't nich insach un sei't nich insach; denn bi all ehre klore Ogen un ehren hellen Kopp dachte sei gor nich doran, dat dat mit em anners sin künn as mit ehr, de in Käk un Keller un Melkenhus un Botterkamer herümmer kek un herümmer lihrte, üm de Wirtschaft eins sülwst in de Hand tau nemen.

[307] Äwer allens hett sine Tid, un oll Scheper Köpk säd: den nägten Dag krigen de jung'n Hun'n ok Ogen.

Sei gung eines Dags gegen Abend in den Goren up un dal in den Schatten von dat hoge Hakelwark, wat gegen de Eck von den Hoff tau schot, wo dat Hauschur lagg, un indem dat sei nu hir in Gedanken gung, hürte sei up de anner Sid von den Tun wat resonnieren un schellen, as wenn sick en poor an den Kragen wullen: »So? – Dat paßt di woll nich? – Meinst du, dat't mi paßt? – Hallunk, wat liggst mi in'n Weg'? – Wat driwwst di hir rümmer? – Ick ward di glik ...« Bautz! würd wat gegen de Dör smeten. – Sei würd niglich un kek dörch den Tun, kunn äwer man einen seihn, dat was de oll Rad'maker Fritz Flegel, un mihr wiren dor för den Ogenblick äwerall nich, un dat Schellen un Resonnieren bedrew hei blot mit sin Handwarksgeschirr un sin Wark. Na, so'ne Wut up eigne Hand is denn heil spaßig, un de junge Fru sach denn mit lachende Ogen tau, wo de Oll unner Fluchen un Schellen: »Liggt minentwegen taum Deuwel! – Ick sall mi an jug argern?« – bautz! bautz! – sin Geschirr in dat Schur smiten wull un dorbi ümmer de half-apen Dör drop un sick denn wedder in de Hor faten un dorin herümmertulen würd. Un denn mal kek hei wedder stiw vör sick up de Ird dal: »Entfamtes Kreatur! – Makst mi hir so'n Spermang un so'n Elend!« – »Gun Abend, Vadder«, säd 'ne anner Stimm, un Daglöhner Kegel kamm an em ranne un stüt'te sick up sin Schüpp, »wat wirkst du hir noch? – 't is jo all Fierabend.« – »Wirken seggst du? Hir hett sick wat tau wirken! – Termaudbarsten segg. – Wat? dat sall 'ne Modell sin? Ick kann recht gaud nah 'ne Modell arbeiten, äwer nah so'ne Modell, dor arbeit der Deuwel nah.« – »Is denn dat noch ümmer dat sülwige Dirt, wo ji dunn bi anfungen hewwt?« – »Wat wull dat nich! un echter Sommer kannst nahfragen, wat't farig is.« – »Hei möt doch en klauken Kopp hewwen, dat hei sick so wat utklüstern kann.« – »So? meinst du? – denn lat di seggen, utklüstern kann sick jeder Schapskopp wat; äwer maken, Vadder, maken, dat dat stimmt! – Süh, dat giwwt dreierlei [308] Minschen in de Welt: de weck verstahn't, känen't äwer nich maken, de weck verstahn't nich, känen't äwer maken, un de weck verstahn't nich un känen't ok nich maken, un tau de letzte Ort hürt hei«, un dormit smet hei wedder en Kil gegen de Dör, »un dor möt en Minsch sick mit afängsten?« – »Ja, Vadder, unbegriplich is hei man. Hei säd doch dunn, wi süllen man ümmer drist tau em kamen un em seggen, wenn uns wat fehlen ded; na, ick gung ok nah em hen un säd em wegen dat Tüftenland, dat ick mihr hewwen müßt, dunn säd hei mi äwersten, hei wüßt dor nich recht mit Bescheid, hei wull mit unsen Ollen doräwer reden. – Ja, wenn de dor irst mang kümmt, denn kann 'ck mi wat malen laten, denn de weit jo, dat ick dat mit dat Hacken verpaßt heww.« – »Lat mi den Ollen taufreden! Hei is so, as hei is; hei seggt tau mi: Flegel, hau hei mi de Hakenbred' ut, un denn dauh ick dat, un hei seggt: Flegel, de Räd' möten uplöpt warden, un denn löp ick sei up, un för wider heww ick nix nich tau sorgen; äwer mit em ...! Du sallst seihn, Vadder, hei leggt in den Nettel, un wi leggen in den Nettel.« – »Dat's gewiß«, säd Kegel, »un mit dat Tüftenland heww ick all in den Nettel leggt.« – »Ja«, säd Flegel un slot de Schurdör tau un treckte den Kittel an, »äwer allens wat recht is! Dat du kein Tüften bugt hest, dor büst du sülwst an schuld, wat hackst du sei nich; un wenn de Entspekter di mihr Land giwwt, denn helpt di dat ok nich.« – »Dat's gewiß«, säd Kegel, smet de Schüpp äwer de Schuller un gung mit Flegeln af, »helpen deiht mi dat nich, taumal bi de velen Gören, äwer dat is doch, dat ick mi dormit helpen kann.«

De Lüd' seggen't, un't is ok wohr, dat en Loff ut Kinnermun'n un ut geringen Mun'n den Verstännigsten un den Vörnemsten ketteln deiht; äwer ebenso gewiß is't, dat en hart Urtel ut den sülwigen unbedarwten Mun'n weih deiht, un vör allen weih, wenn't en Minschen bedröppt, den wi leiw hewwen. – Un wat was't denn Grots? 't was en Daglöhnersnack, as hei dusendmal bi dämliche Minschen vörkümmt, äwer dat Lachen was ut de junge Fru ehre Ogen verswunnen [309] un hadd 'ne Verdreitlichkeit Platz makt. Ehren Mann sine Insichten un ok sin gaude Will, dat dörchtauführen, wat hei in sine Red' verspraken hadd, wiren in Twifel geraden, un't Ganze kamm dorup herut, dat hei de Sak nich wussen wir, de hei sick äwernamen hadd.

Sei was verstimmt, as sei taum Abendbrod kamm, un hei was upgerümt, un dat klingt all sowieso slicht tausam. – »So, liebe Frida«, säd hei, »nun sind wir schon so ziemlich eingewohnt, nun, denke ich, wär's wohl Zeit, wenn wir unsere Visiten in der Nachbarschaft abmachten.« – »Ja, Axel, aber bei wem?« – »Nun, ich denke zunächst bei unsern Feldnachbarn.« – »Doch vor allem bei unserm Prediger.« – »Jawohl, bei dem auch – später.« – »Wer ist außerdem dann noch vorhanden?« frog de junge Fru un rekente in Gedanken nah, »der Gutsbesitzer Herr Pomuchelskopp und der Pächter Nüßler.« – »Liebe Frida«, säd Axel, un hei würd en beten irnsthaft utseihn, »mit dem Pächter Nüßler ist's wohl bloß dein Scherz; mit Pächterleuten werden wir doch wohl keinen Umgang haben können.« – »Hier bin ich mit dir verschiedener Meinung«, säd Frida ruhig, »ich sehe mehr auf den Menschen als auf seinen Stand. Es mag hier anders sein als bei uns im Preußischen; aber in meines Vaters Hause waren wir doch mit mehreren Pächterfamilien eng befreundet, warum nicht hier? Die Nüßler soll eine sehr brave Frau sein.« – »Die Schwester meines Inspektors. Der kann ich keinen Besuch machen; das paßt sich nicht.« – »Aber dem Gutsbesitzer Pomuchelskopp?« – »Natürlich; der Mann ist Gutsbesitzer, ist reich, ist Landstand so gut wie ich ...« – »Und ist in der ganzen Gegend verrufen, und seine Frau noch mehr. Nein, Axel, dort mache ich keinen Besuch.« – »Mein liebes Kind ...« – »Nein, Axel, ich glaube, du siehst das Verhältnis nicht durch. – Wenn nun der Pächter Nüßler das Gut Gürlitz gekauft hätte, wäre er dann ein anderer, und würdest du ihm dann deinen Besuch gemacht haben?« – »Das sind Annahmen, die gar nicht hierher gehören. Bei dem Pächter mache ich keinen Besuch«, säd hei argerlich. – »Und ich nicht bei [310] dem Gutsbesitzer, die Leute sind mir zuwider«, set'te Frida ok ehren Trumpf dorup. – »Frida!« bed Axel. – »Nein, Axel«, säd sei fast, »ich fahre morgen mit dir nach Gürlitz, steige aber beim Pastor ab.«

Dat was de Sluß; dat würd just kein Strid un kein Vertürnen; äwer jedwerein blew doch up sinen Kopp bestahn. Un wo licht un wo girn hadd Frida woll nahgewen, hadd sei sick nich mit dat unheimliche Gefäuhl tau dat Abendbrod dalset't, Axeln fehlten de Insichten, 'ne Sak dörchtauseihn, un de Fastigkeit, sei dörchtausetten; un wo licht un wo girn hadd Axel nich nahgewen un wir von Pomuchelskoppen wegblewen, wenn em nich ümmer infollen wir, Pomuchelskopp wir en riken Mann, un den müßt hei warm hollen, de künn em mal nütten; wo licht un wo girn hadd hei nich bi de Pächterlüd' en Besäuk makt, wenn em nich de Krims-Krams von Ansichten, de hei bi dat Rrrrment insagen hadd, in den Nacken stött hadd.

Äwer dat was vörbi, doran let sick nicks mihr ännern, de irsten Anfäng' von den Unfreden wiren rin in dat Hus, un de Dör was halfapen stahn blewen, dat dat En'n folgen kunn; denn de Unfreden süht ut as de Swanz von en Draken, wo de Kinner mit spelen, lang is sin Faden un doran sitt Finzel an Finzel, un wenn jeder Finzel ok nicks wider is as 'ne Packadell, 't ward doch en ganzen Loppen, wenn't up einen Hümpel kümmt, un keiner sall en utenanner wiren, denn dor's kein Anfang un En'n in tau finnen.

Den annern Nahmiddag gungen sei nah Gürlitz – dorin hadd Axel Frida'n nahgewen, de leiwer gahn as führen wull – un Axel bröchte sine Fru bet vör dat Pasterhus un versprok, sei nahsten wedder aftauhalen; hei sülwst gung up den Hoff.

Bi Pomuchelskoppen was grad de Koffetid tau En'n, un Philipping un Nanting un de annern Lütten wiren grad noch bi't Utputzen un stunnen üm den Disch as Fahlen an de Röp un stippten Stuten in den Zichurenkoffe un smeerten sick de Gesichter in un manschten mit Teelepel un Fingern in de Tassen [311] in den upweikten Stuten rümme un schrewen ehren hübschen Namen »Pomuchelskopp« mit äwerspölterten Koffe un Melk äwer den Disch heräwer un schuppsten un stödden sick un keken denn unschüllig ehr leiw' Mutting an, as wiren sei't nich west; denn Häuhning satt in ehren tagen Swarten mit an den Disch un höll't Regiment uprecht. – 't was en schönes Fomilienbild vull hüsliches Glück, Stutenkräumels un Zichuren, un Pomuchelskopp lagg in de Eck von den Sofa un rokte Toback. – Hei was mit sinen Koffe all prat, denn Vating drunk vörweg ut 'ne besondere Kann reinen Koffe; äwer't was ok man Swindel, denn Malchen un Salchen, de ümschichtig dat Koffemaken hadden, drunken Vating ümmer den Vörsprang af un füllten de Zichuren ut de Fomilienkann wedder tau. – Hei satt also in de Sofaeck un hadd dat linke Bein äwer dat rechte slagen, ganz nah Herzog Adolf von Klewe sine Verordnung: »So ein Richter zu Gericht sitzet, soll er das linke Bein über das rechte schlagen« usw., un wenn hei in desen Ogenblick ok nich Richter was, so was hei noch en ganz Deil mihr, denn hei was in desen Ogenblick Gesetzgewer un dacht an den ditjöhrigen Landdag, den hei abslutemang besäuken wull.

»Häuhning«, säd hei, »über Jahr reis' ich hin nach dem Landtag.« – »So?« frog de Ollsch, »hest woll süs kein Gelegenheit, Geld uttaugewen?« – »Mein Klucking, es wird von mir verlangt; ich muß mich zeigen, und kostbar wird mir das nicht. Über Jahr ist der Landtag ganz dichting bei, zu Malchin, un wenn ich mir denn 'ne Kiepe mitnehme ...« – »So? un ick sall hir woll wildeß in din Stäweln in den deipen Dreck up den Hoff rümmer waden un de Döschers visentieren?« – »Mein Kücking, dazu ist ja Gustaving hier, und wenn ich nötig bin, kann ich ja zu jeder Stunde wieder hier sein.« – »Aber, Vating«, säd Malchen, de af un an von de ganze Gesellschaft allein mal in de Rostocker Zeitung kek un deßwegen un wil sei ümmer wüßt, wo de Großherzog un de Fru Großherzogin sick för den Ogenblick befunnen, för hellschen stark in de Politik hollen würd – denn Pomuchelskopp [312] les' blot de Kurnpris' un de Geldkurs' – »aber, Vating«, säd sei, »wenn nun mal was Wichtiges vorkommt, z.B. wegen der roten Röcke, ob ihr bürgerliche Gutsbesitzer auch rote Röcke tragen dürft, oder wegen der Klosterfrage, denn kannst du doch nich fort.« Denn sei hadd dat mäglicher Wis' all in't Gefäuhl, dat de Klosterfrag' mal ehr Frag' warden künn. – »Na, du meinst doch wohl nicht«, säd Pomuchelskopp un stunn up un gung mit grote Schritten in de Stuw' up un dal, »daß dein Vater sich so gemein machen und mit den übrigen bürgerlichen Gutsbesitzern in eine Kerbe hauen wird und da groß mit abstimmen und sein Hauswesen versäumen? Nein, wenn hier was los ist, denn schreibst du, dann komm' ich, und wenn ich den roten Rock haben will, dann weiß ich einen bessern Weg – jeder sorge für sich selbst – und es ist ehrenvoller für mich, wenn ich allein ihn kriege und nicht mit Lumpen zusammen, die vielleicht ein paar tausend Taler haben, und wenn ich dann einst zurückkehre und sage: Malchen, ich allein habe ihn gekrigt!, dann kannst du stolz sein auf deinen Vater«; un dorbi strampelte hei in de Stuw' rümme un pust'te sine unschülligen Gören Tobacksrok in de Ogen, dat sei utsegen as Posaunengel in Wulken, de blot dat Mundstück antausetten brukten, üm sinen taukünftigen Ruhm uttautrumpeten. – »Kopp, büst du narsch worden?« frog sine leiwe Fru. – »Laß mich, Häuhning! Ümmer nobel! Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist. Wenn ich mit den Edelleuten stimme und ...« – »Mi dücht, du hest von de Eddellüd' all naug Näsenstüwer kregen.« – »Häuhning ...«, säd Pomuchelskopp, kamm äwer nich wider, denn Salchen, de an't Finster sticken ded, Sprung up: »Herre Gott, da kommt der Herr von Rambow auf den Hof.« – »Häuhning!« säd Pomuchelskopp noch mal, un en groten Vörwurf lagg in sine utdrucksvullen Ogen, »siehst du, der Edelmann kommt zu mir. – Aber nun, raus! raus!« dreihte hei sick nah sine Nahkamenschaft üm un jog un schücherte sei ut de Dör. – »Malchen, das Kaffeezeug weg! Salchen, ein Wischtuch! Und Häuhning«, [313] hei folgte ordentlich de Hän'n, »nun geh auch hin und zieh dir einen andern Rock an!« – »Wat?« säd sei, »kam ick tau em, oder kümmt hei tau mi? As hei mi dröppt, ward ick em woll gaud naug sin.« – »Häuhning«, bed Pomuchelskopp von Himmel bet tau Irden, »ich bitt dich, du verdirbst mir mit dem schwarzen Morgenrock die ganze Szene.« – »Muchel, büst du ganz unklauk?« frog sei un rögte sick nich von den Platz, »glöwst du, hei kümmt um di un üm mi? Hei kümmt, wil hei uns bruken deiht, un för'n Snurrer is de swart Äwerrock gaud naug.« – Muchel bed noch ümmer – vergews. Malchen un Salchen wutschten ut de Dör, üm sick en beten uptaumutern, de Ollsch blew sitten, stiw as en Pahl.

Axel kamm herinne un begrüßte dat Pörken, un de olle swarte Äwerrock kreg gaud so vel Höflichkeit as de gräun karrierten Hosen, denn de jung' Herr wüßt sine gaude Lewensort so tau rechter Tid un Gelegenheit antaubringen, dat Pomuchelskopp rein weg was äwer de Fründlichkeit un Gnedigkeit von den jungen Eddelmann un Häuhning sogor so munter un fidel würd, dat sei ehren leiwen Mann »Pöking« nennte; ja, sülwst de olle, tage Swarte schämte sick äwer sine eigene Dummdristigkeit, dat hei in all den Sünnenschin von Höflichkeiten sülwst in de Pomuchelskoppen ehre Ogen ganz vossigrod würd. Un nu kamm Salchen rinne un ded, as hadd sei wat vergeten, un nahsten kamm Malchen un ded, as hadd sei wat tau besorgen, un Pomuchelskopp stellte sei vör, un ut dat höfliche Gespräk würd nu en gebild'tes äwer Salchen ehre Stickeri, un as Malchen de Rostocker Zeitungen tau Hand namm, dunn würd dor en politisches ut. Un Philipping kamm rinne un stellte sick in de Eck achter Mutting, un Nanting kamm un stellte sick bi Philipping, un de annern Lütten kemen all, ümmer enzeln, un stellten sick bi de beiden, bet Häuhning utsach as uns' oll swart Kluck, achter de de Küken krupen, wenn de Häwk in de Luft is. Un as Mutting nu den Lin'nschapp-Slätel ut den Korw namm un rute gung – denn, hadd sei tau sick sülwst seggt, bi so vel Höflichkeit möt einer wat dauhn –, folgte ehr de ganze Schauw, denn in dat Lin'nschapp [314] würden de Schörtkauken uphegt, de Häuhning dat Johr äwer in Vörrat höll un tweimal frisch backen ded. Un dese Schörtkauken wiren ümmer sihr schön, blot dat sei mit de Tid en beten nah gräun Seep smecken würden, indem dat sei den Gesmack von dat Linnentüg annemen; äwer schad't nich! ehr Ort was hartfraatsch un was an den Gesmack von lütt up an gewennt, un wenn Axel nich up Pomuchelskoppen hadd hüren müßt, denn hadd hei woll dat Bidden un Gungeln buten hüren kunnt: »Mutting, mi! – Mutting, mi ok!« – Äwer Pomuchelskopp hadd em in Beslag namen un was dorbi, em 'ne gaude Meinung von sick un sine leiwe Fomili bitaubringen: »Sehn Sie, Herr von Rambow«, säd hei, »Sie finden hier eine höchst einfache Familie, ich bin sehr einfach, meine Frau« – hier kek hei sick üm, wat Häuhning ok noch begäng' was – »ist höchst einfach, wie Sie gesehen haben, meine Töchter, meine übrigen Kinder sind höchst einfach erzogen. Wir machen gar keine Ansprüche, wir leben bloß für uns in einem glücklichen Familienverhältnisse. Jeder Umgang sagt uns nicht zu; Gott sei Dank, wir sind uns selbst genug, aber«, set'te hei hentau, un sin Wesen namm so wat ihrwürdig Patriarchalisches an, »jeder muß auch seinen Strang ziehen, jeder hat seine bestimmte Beschäftigung, die er verrichten muß – muß, sag' ich, wenn er sie einmal übernommen hat, und dann bleibt auch der Segen Gottes nicht aus.« – Axel säd höflich, hei glöwte, dat wir 'ne vörtreffliche Inrichtung. – »Ja«, säd Pomuchelskopp un kreg Philipping, de den Mund vull achtunnägentig Prozent Schörtkauken un twei Prozent gräun Seep hadd, bi den Kragen un presentierte em den jungen Herrn, »Philipping, mach' dein Komplimang! – Sehn Sie diesen kleinen Burschen, er hat das Eiersuchen, wenn nämlich die Hühner vorbeilegen; für das Dutzend Eier kriegt er einen Schilling, das Geld wird in die Sparkasse gelegt. Philipping, wieviel hast du schon zusammen, mein Söhnchen?« – »Sieben Taler, dreiundvierzig Schilling«, säd Philipping. – »Siehst du, mein Sohn«, säd Pomuchelskopp un kloppte sinen leiwen Sähn up den Kopp, »Gottes Segen [315] bleibt für den Fleißigen nicht aus. Und so« – wendte hei sick wedder an Axeln – »hat Nanting das alte Eisen, Nägel, Hufeisen und so was, das kriegt er pfundweise bezahlt, und Mariing und Heining und Stöffing haben die Äpfel und Birnen und Pflaumen, d.h. Fallobst; 's sind meistens noch lauter Külpen, schad't ihm aber nicht, die Städter kaufen's doch. Und sehn Sie, Herr von Rambow, so hat jedes von meinen Kindern seinen eigenen Appartement.« – Axel grifflachte en beten bi dese Wendung, un Malchen un Salchen keken sick an un bückten sick dal un lachten heimlich äwer den Swupper von Vating, denn Pomuchelskoppen passierte so wat ebenso gaud as Bräsigen; äwer't was en groten Unnerscheid tüschen de beiden. Bräsig wüßt recht gaud, dat hei allerlei dummes Tüg mit de Frömdwürd' anrichten ded, äwer hei hadd't sick einmal anwennt, kunn't nich laten, hadd sin Plesier doran un scherte sick wider üm de Welt nich; Pomuchelskopp äwer wull sine Red' dormit upposamentieren, un wenn hei markte, dat hei wat Dämliches seggt hadd, denn würd hei verlegen. As hei nu sine beiden leiwen Döchter äwer sick lachen sach, wüßt hei Bescheid, un en Glück was't, dat eben sin Häuhning rinne kamm mit 'ne Buddel Win un en Teller vull Schörtkauken un tau sine Freud' ahn den Swarten, mit en gelbunt siden Kled un 'ne mächtige Fladdus' up den Kopp. – »Häuhning«, säd Pomuchelskopp, »nicht von dem Wein! Wenn wir solchen hochgeehrten Besuch haben, dann ümmer von's beste Ende!« – »Denn bestell du em«, säd de Ollsch hart. – Dat geschach, un Pomuchelskopp namm den Faden wedder up: »Ja, und meine beiden ältesten Töchter haben auch jede ihren besondern Zug, Salchen ist mehr für die Kunst, mit Sticken und Klavierspielen, und Malchen mehr für die Zeitungen und Politik.« – Axel säd, hei müßt sick doräwer wunnern, dat Malchen an Dingen Gefallen fünn, üm de sick de Damen süs nich vel kümmern deden, un Malchen antwurt'te em, einer in den Hus' müßte sick doch; dorüm kümmern, denn Vating ded't nich; un wenn Vating doch einmal Landstand wir, denn müßt hei doch ok weiten, [316] wat up den Landdag utmakt wir, un grad, as de Herr von Rambow kamen wir, hadden sei dorvon redt, dat Vating dit Johr ok nah den Landdag süll. – »Ja, Herr von Rambow«, säd Muchel, »ich will auch mal hin; nicht wegen der Geschichten, die meine bürgerlichen Kollegen da angerührt haben, die gehen mich nichts an, und ich weiß den Unterschied zwischen Adlig und Bürgerlich recht gut – nein! ich will bloß einmal hin und will die Leute zeigen, daß ich der Mann bün!« – Axel frog nu, üm wat tau seggen, wat Pomuchelskopp keinen Ümgang mit de Landlüd' up de Neg' hadd. – »Mit wem sollte ich umgehen?« frog Pomuchelskopp, »mit dem Pächter in Rexow? – Das ist ein Schafskopf. Mit den Inspektoren? – Das paßt sich nicht für mich. Und weiter gibt's hier nichts ringsherum.« – »Dann verkehren Sie also wohl bloß noch mit dem Pastor?« – »Nein, auch mit dem nicht. Der Mann hat sich von Anfang an nicht so gestellt, daß ich mit ihm zu tun haben möchte, er hat Umgang mit Leuten, die mir nicht passen, er hat auch die Tochter von Ihrem Inspektor Hawermann angenommen, und das wäre mir doch nicht lieb, wenn meine Töchter mit der in ein Verhältnis kämen.« – »Ich meine, das soll ein liebenswürdiges Mädchen sein«, säd Axel. – »Oh, ja, das glaub ich«, säd Pomuchelskopp, »und ich will auch nichts Böses von dem Mädchen reden – sehn Sie, Herr von Rambow, ich bin ein alter einfacher Mann – aber Hawermann kenne ich von früher, ich will nicht sagen, daß er mich damals betrogen hat, aber ... Nein! die Art und Weise konnte mir denn doch nicht gefallen, wie sie mit dem jungen Herrn von Rambow von ihrem eigenen Vater und den Pastorleuten zusammengebracht wurde.« – »Mit meinem Vetter Franz?« frog Axel. – »Ja, er heißt ja wohl Franz? Den meine ich, der hier bei Hawermann in der Wirtschaft war. Ich kenne ihn nicht, denn mein Haus hat er nicht betreten. Ist mir auch recht lieb nach dem, was die Leute sich erzählen.« – »Hei schriwwt jo ok noch ümmer an ehr«, säd Häuhning. – »Nein, Mutter«, säd Malchen, »das kannst du nicht sagen, seine Briefe sind immer an [317] den Pastor. Unser Postbote bringt nämlich immer die Briefe für den Pastor mit«, set'te sei för Axeln hentau. – »Dat's ganz egal«, säd Häuhning, »up den Sack slag ick, un den Esel mein ick.« – »Das ist das erste, was ich von der Sache erfahre«, säd Axel un kek gewaltig ebendrächtig de Näs' lang. – »Ja«, säd Pomuchelskopp, »das weiß ja die ganze Gegend. Sie ist ihm unter dem Vorwand, ihren Vater und Ihre Fräulein Schwestern zu besuchen, ja immer auf Schritt und Tritt nachgelaufen, und wenn mal was dazwischen gekommen ist, denn haben Hawermann und die Pastorsleute es wieder ins Gleiche gebracht.« – »Nein, Vating«, rep Salchen, »der Hauptkanal ist der alte Bräsig gewesen, der hat immer die Apporten von einem zum andern getragen.« – »Wer ist eigentlich dieser alte Bräsig?« frog Axel, nu all sihr argerlich. – »En Snurrer is hei!« rep Häuhning. – »Das ist er«, säd Pomuchelskopp un blos' sick up, »und hat 'ne kleine Pension von dem Herrn Grafen gekriegt und hat nun Gott in der Welt nichts weiter zu tun, als von einem zum andern zu laufen und die Leute schlecht zu machen, und dann ist er dabei ...« – »Nein, Vating«, föll Malchen in, »das will ich sagen. Herr von Rambow, der alte Kerl ist – ein Demokrat, durch und durch ein De-mo-krat!« – »Das ist er«, föll Pomuchelskopp nu wedder in, »und mich soll wundern, ob der Halunk nicht noch einmal ein Brandstifter wird.«

Un dit nichtswürdige Subjekt hadd Axel an sinen eigenen Disch hatt, un wer was doran schuld? – Hawermann. – Dese Unnerhollung hadd den jungen Herrn nu naug Arger in dat Blaud drewen, un de Schörtkauken lockten em grad ok nich sihr, hei namm Afschid, un Pomuchelskopp gaww em äwer den Hoff dat Geleit bet an den Dur. – »Ist das mit meinem Vetter wirklich wahr?« frog Axel, as sei buten tausam gungen. – »Herr von Rambow«, säd Pomuchelskopp, »ich bin ein alter einfacher Mann, und in meinen Jahren bekümmert man sich nicht um solche Geschichten, ich sage bloß, was die Leute sagen.« – »Nun, es ist wohl so eine vorübergehende Sponsage: aus den Augen, aus dem Sinn?« – »Das glaube [318] ich nicht«, säd Pomuchelskopp sihr bedenklich, »so wie ich Hawermann kenne, ist er ein alter überlegter Schleicher, der einen bestimmten Zweck im Auge behält. Ihr Herr Vetter ist geangelt.« – »Der Junge ist ja wohl rein toll«, säd Axel, »aber er wird Vernunft annehmen müssen. – Leben Sie wohl, Herr Nachbar! Ich danke Ihnen für die Mitteilungen und hoffe Sie bald bei mir zu sehen. Adieu!«, un dormit bögte hei rechtsch in den Weg. – »Bitte«, rep Pomuchelskopp em nah, »Sie gehen falsch; hier links geht's nach Pümpelhagen.« – »Ich weiß«, säd Axel, »ich muß nur noch zum Pastor, um meine Frau abzuholen. Adieu!«

»Ah«, säd Pomuchelskopp, as hei äwer den Hoff taurügg gung, »dit is jo sihr nett, dit is jo nüdlich! De gnedige Fru is bi den Herrn Paster! Oh, worüm nich? För den jungen Herrn bün ick gaud naug; äwer för de gnedige Fru? – Kinder!« rep hei, as hei nah de Dör rinne kamm, »die gnädige Frau ist bei dem Herrn Pastor, wir sind ihr wohl zu schlecht.« – »Dat hägt mi ordentlich, Pöking«, säd de Ollsch, »dat de Eddelmann di wedder so 'ne schöne Brill von Schauhsahlen upset't hett.« – »Ist es möglich!« rep Salchen. – »Ja woll ist es möglich«, säd Vating, »es ist gewiß«, un gaww Nanting un Philipping, de flitig dorbi wiren, den Rest von de Schörtkauken tau musen, eins an den Dätz. »'raus mit euch, Bagage!« Un smet sick in de Sofaeck un slog sick mit de Fleigen; un de Ollsch, de prickelte nu an em rümmer mit allerlei Redensorten von vörneme Bekanntschaften un Snurrers un Eddellüd' un säd: »Salchen, drag mal de Buddel von den düren Win in den Keller; dor's noch wat in, dor kann Vatting noch mal einen hochverihrten Fründ mit traktieren.« – Un nah 'ne Wil rep sei: »Vatting, kumm doch mal an't Finster! Kik, dor geiht din vörneme Fründ mit sine gnedige Fru – de Botteralf! – un wen hewwen sei bi sick? – Dinen Brandstifter, den ollen Bräsig!«

Un so was dat: Bräsig gung mit de beiden nah Pümpelhagen hentau, un dat em Axel ganz links liggen let un em sogor allerlei snöde Antwurten gaww, makte em wider nicks ut, [319] denn hei hadd sine Freud' an de junge gnedige Fru, de hei bi den Paster drapen hadd un de em hüt noch vel schöner geföll as bi dat Middageten von vördem.

Un sei kunn em ok woll gefallen, kunn jeden Minschen woll gefallen, as sei so fründlich un tautrulich in Fru Pastern ehre Stuw' rinne kamen was, wo hei bi den ollen Herrn Paster satt, de halw swack un halw krank up den Sofa lagg; as sei den ollen Herrn, de sick bi den Besäuk uprappeln wull, dorvon taurügg hollen hadd un de beiden Hän'n up de lütte Fru Pasturin ehre Schullern leggt, sei mit de kloren Ogen ankeken un fragt hadd, wat de oll lütte Fru ok woll en Bichtkind annem, dat hir frömd wir un gauden Rat brukte, un as sei dunn up Bräsigen taugahn was un em drist de Hand schüddelt hadd as en ollen Bekannten. – Un dünn was Lowise rinne kamen, un de junge Fru hadd sei ok begrüßt as 'ne olle Bekannte, hadd sei äwer ümmer wedder anseihn, as wir ümmer wat Niges in ehren Gesicht tau lesen, un was dorbi nahdenklich worden as einer, de en schönes Bauk lest un dat Blatt nich ihre ümsleiht, ihre hei't ordentlich verstahn hett. Un de junge Fru hadd hir vel Bläder ümtauslahn, un up jeden Blatt stunn wat Schöns un wat Verstännigs; up den Paster sine Siden stunn de Erfohrung un de fründliche Minschenleiw', un up de Fru Pastern ehr stunn de Wirtschaftlichkeit un de Lewenslust un de truhartigste Gaudmäudigkeit krus dörchenanner, un up Lowise ehr stunn de bescheidene Sinnigkeit un de Freud', mit 'ne Fru tau dauhn tau hewwen, de jennen Namen drog, de ehr mal so leiw worden was; un up Bräsigen sine Siden stunnen twors blot man Anmarkungen tau dat Ganze, äwer sei hürten dortau un makten de Sak düdlich, un de junge Fru las dese Anmarkungen mit ebenso'n Häg' as wi Slüngels vördem de Eselsbrüggen ad modum Minellii unner'n Cornelius Nepos. – Un all dit stimmte so schön un so unschüllig tausam, un't was so vele Leiw' un Fröhlichkeit dorin, dat de junge gnedige Fru tau Maud' würd, as stünn sei bi en Hümpel smucker Kinner, de in en schönen Goren unner den käuhlen Schatten von olle Böm[320] Kringelkranz danzten, un in den Ring stunn Lowise un reckte ehr de Hand entgegen un säd: »Kumm, nu möst du mi aflösen!«

Un in desen schönen Freden kamm Axel nu rinne, verdreitlich äwer dat, wat em in de Uhren blasen was, un argerlich doräwer, dat hei hir ut so 'ne Gesellschaft sine Fru afhalen müßt, un as em nu noch taum Äwerfluß Bräsig mit: »Guten Tag, Herr Leutnant«, begrüßen ded, würd sine Lun dordörch grad nich beter, un hei wendte sick kort af an den Paster un redte en poor Würd' mit em von Befinden un von Weder, äwer kolt, dat sin Wesen as en Istappen in dat warme Hart von sine Fru föll un sei rasch upsprung, Afschid tau nemen, dat man nich mihr Küll de warme Fründlichkeit as en Hagelschuer bi Sommertid verklamen laten süll.

Sei gungen, äwer Unkel Bräsig gung mit, den jungen Herrn sine Unhöflichkeit treckte em nich an; hei hadd em nicks dahn un hadd en gaud Gewissen, un dorbi hadd hei noch äwerdem 'ne gaude Meinung von sine Kunst, de Minschen tau unnerhollen un sei, wenn sei verdreitlich wiren, up anner Gedanken tau bringen. Hei stapeiete denn also gegen den Herrn Leutnant up un vertellte von dit un von dat, ahn dat em dat gelingen wull, den jungen Herrn sine korten un snöden Antwurten in fründliche tau verkihren. As äwer de jung' Herr dor, wo de Kirchstig mit den Landweg tausamen drop, still stunn un em frog, weckern Weg hei gahn wull, schot em dat mit einem Mal dörch den Kopp, de verdammte Kirl künn glöwen, hei wull sick bi em andrängen. – »Hören Sie mal, Herr Leutnant«, säd hei un stunn ok still, »dieses ist mich wunderbar. Schanieren Sie sich vielleicht, mit mir auf der Landstraße zu gehen? Dann lassen Sie sich sagen, ich geh eigentlich gar nicht mit Ihnen, ich gehe bloß mit Ihrer geehrten, gnedigen Frau Gemahlin, indem daß sie freundlich gegen mich ist. – Im übrigen will ich nicht inkommandieren«, un makte de junge Fru en deipen Diener un gung dwas äwer de Rappstoppel up Hawermannen tau, de dor in de Neg 'ne Mit von Rappstroh setten let.

[321] »Axel«, säd Frida, »warum hast du den alten gutmütigen Mann so gekränkt?« – »Dein alter gutmütiger Mann ist nichts weiter als ein alter Unheilstifter und Gelegenheitsmacher.« – »Glaubst du das wirklich? Und glaubst du, wenn er das wäre, unser Hawermann würde mit ihm so genauen Umgang haben?« – »Warum nicht, wenn er ihm nützt?« – De junge Fru kek em halw verwunnert, halw bedräuwt an: »Axel, was ist dir? Du bist sonst so freundlich gegen jedermann und vertrauest jedem, was hat dich gegen diese beiden Leute eingenommen? Gegen diese beiden, die uns nur Freundlichkeit und Ehrlichkeit entgegengebracht haben?« – »Freundlichkeit? Warum nicht? – Ich bin ja der Herr auf dem Gute. Aber Ehrlichkeit? – Das wird die Zeit lehren, und was ich davon gehört habe, stimmt schlecht mit meinen Begriffen von Ehrlichkeit.« – »Was hast du gehört? Von wem hast du's gehört?« säd Frida hastig un indringlich. »Sag' mir's, Axel! Ich bin deine Frau.« – »Ich habe vielerlei gehört«, säd Axel mit spöttschen Ton, »ich habe gehört, daß unser Hawermann, wie du ihn nennst, schon einmal Bankerott gemacht hat; und das Schönste, was ich gehört habe, ist das, daß er seinen Einfluß, den er als Lehrmeister ausübte, dazu angewendet hat, seine Tochter mit Hülfe von den Pastorleuten und diesem alten Zwischenträger, den ich habe ablaufen lassen, an unsern Vetter Franz zu verkuppeln. Und«, set'te hei falsch un giftig hentau, »der dumme Klas hat sich angeln lassen!« – Nu bömte sick äwer in Frida en gewaltigen Wedderstand up, mit dese Niderträchtigkeit was nich blot dat arme Kind, de Lowise Hawermann, dor was ehr ganzes Geslecht bet in dat bindelste Hart rinne verwund't un tau Schan'n makt; ehre Ogen funkelten, as sei em an den Arm fot un em still stahn let: »Du bist in schlechter Gesellschaft gewesen und hast den nichtswürdigsten Einflüssen nachgegeben!« – Ehre Hän'n leten em los, de Zorn verflog, un 'ne deipe Trurigkeit kamm äwer sei. »Oh, Axel«, rep sei, »du bist ja sonst so gut, wie kann solche Einflüsterung dein ehrliches Urteil trüben?« – Axel verfirte sick äwer den Iwer, mit [322] den sine Fru de Sak upnamm, hei hadd girn wedder taurüggnamen, wat hei seggt hadd; äwer nu hadd hei't einmal seggt, un wenn hei nu lütt bigewen hadd, denn hadd hei in sinen eigenen Ogen as en lichtglöwigen, unäwerleggten Mann dorstahn, un hei wull doch en recht bestimmten vörstellen, hei kunn also nich taurüggtrecken un säd: »Frida, was hast du? Dagegen läßt sich ja doch nicht streiten. Daß mein alberner Vetter sich mit diesem Mädchen verplempert hat, weiß ja die ganze Gegend.« – »Wenn du diesen Teil deiner Nachricht anders ausdrücken willst, wenn du sagst, daß dein Vetter sich in das Mädchen verliebt hat, so will ich das gerne glauben, und dein Vetter, den ich noch nicht genauer kenne, wird mir darum um so lieber sein.« – »Was? Mein Vetter in einer reichen, unabhängigen Stellung sollte die Tochter meines Inspektors heiraten?« – »Das ist ja gerade der Vorteil einer reichen, unabhängigen Lage für einen jungen Mann, daß er frei wählen kann; und wahrlich! dieser hat nicht unwürdig gewählt.« – »Und ich sollte am Ende noch mit meinem Inspektor in eine Art verwandtschaftlichen Verhältnisses treten, und die Gelegenheitsmacher, die die Partie eingefädelt und geschürzt und geknotet haben, die sollten triumphieren? – Nie und nimmer werde ich dazu stillschweigen.« – »Sieh, hierin«, rep Frida, »in diesem Teil deiner Nachrichten steckt die Lüge und die Verleumdung, und wie ist es möglich, daß du einer so plumpen Verdächtigung Glauben schenkst? Wie kannst du – ganz abgesehen von der lieblichen Unschuld des Mädchens selbst – einem alten einfachen Manne, einem liebevollen Vater, der nur in dieser einen Tochter Glück sein eigenes findet, wie kannst du diesem ehrwürdigen Prediger und seiner treuherzigen Frau, ja wie kannst du auch nur diesem alten Manne, der uns soeben gekränkt verlassen hat und der in seiner Aufrichtigkeit manches unpassende Wort herausschlagen mag, wie kannst du diesen Leuten zutrauen, daß sie den Liebling ihres Herzens zum Gegenstand der Spekulation machen sollten?« – »Nun, das ist doch leicht begreiflich«, säd Axel, »sie wollten ihr Glück machen.« – »Oh«, [323] säd Frida irnst un trurig, »dann sind wir über den Begriff von Glück weit, weit auseinander. Mit solchen Mitteln schafft man kein Glück.« – »Ich spreche ja nicht von meiner Ansicht von Glück«, säd Axel, von den Vörwurf bedrapen, »ich meine nur, diese Art Leute hält das einmal für ein Glück.« – »Täusche dich nicht darin, Axel, um Gottes willen täusche dich nicht darin! Eine höhere Stellung im Leben mag der Einsicht einen freieren Blick in menschliche Verhältnisse gestatten; in der bescheidneren Lebensstellung waltet dagegen die Liebe, die auch über die Verhältnisse dieser Welt hinaus blickt und – die wir so oft entbehren müssen«, set'te sei langsam hentau un drögte sick 'ne Tran ut de Ogen, denn sei dachte an ehre jungen Johren, wo sei ahn Mutter, blot up einen Vader anwis't was, de kümmerlich sinen Stand uprecht erhollen kunn un sinen Trost för Mäuh un Not in de junkerhaften Vergnäugen funn.

So gungen sei nah Hus hentau, un Axel was in sine Gaudmäudigkeit fründlich tau ehr, un sei namm de Fründlichkeit so up, as sei baden was, un beide wiren wedder in Eintracht – von butwennig wenigstens –, denn äwer den Strid sülwst behöll jeder sine eigene Meinung.

Bräsig was up Hawermannen tau gahn, de bi dat Setten von de Strohmit stunn; hei was falsch, hellschen falsch; so wat was em blot von Pomuchelskoppen passiert, un sin Arger kunn blot von en annern Arger löscht warden, un hei sehnte sick ordentlich nah so en lütten Hawjungs-Arger. – »Gun Dag, Korl«, säd hei un pust'te an Hawermannen vörbi, höll den Kopp in den Nacken, treckte de Ogenbranen tau Höcht, kek ümmer de Mit an un gung in starken Schritten, ahn sick uptauhollen, um de Mit rümmer. – »Willst dich hier woll einen Pannkauken backen?« frog hei sinen Fründ, as hei rüm gahn was, un stellte sick patzig vör em hen. – »Ach, red' mi dor nich von!« rep Hawermann verdreitlich, »ick heww mi all naug doräwer argert. Ick segg gistern tau Triddelfitzen, hei sall mi de Mit mit twintig Schritt Dörchmeter anleggen, un hei leggt sei mi mit twintig Schritt Halwmeter an, un as [324] ick nu hüt rute kamm, steiht dat Undirt dor. Utenanner kunn 'ck sei doch nich wedder riten laten, dortau heww ick tau vel tau dauhn. – Na, lat sei taum Kuckuck stahn! – 't is blot Stroh, un wenn dat ok dörchregent; äwer argerlich is mi dat doch, dat up minen Fell'n so'n Klackeierkauken steiht.« – »Ja, Korl, un dein Nahwer Pomuchelskopp wird wohl seine Galossen darüber machen.« – »Lat em! – Äwer wat dat mit minen Triddelfitz heit, weit ick nich. Sörre de Tid, dat em de jung' Herr dat Pird verspraken hett, is hei tau Gott in der Welt nich tau bruken.« – »Na, du strakst ihn doch woll mal ab un an eins über?« – »Ach, wat helpt dat? Hei denkt an nicks anners as an de Mähren. Mi fröggt hei dor nich mihr nah, denn uns' jung' Herr hett em den Rat gewen, hei sall sick 'ne engelsche Mutterstaut anschaffen, un denn will hei em ümmer de Fahlen afköpen. Un hüt morgen heww 'ck en henschickt – 't is nich mihr uttauhollen –, hei sall endlich en En'n maken un sall sick de oll Staut halen!« – »Von Gust Prebberown die Voßstute, die Whalebonestute?« – »Ja, de sall't jo doch nu einmal sin!« – »Prächtig!« rep Bräsig, »wunderschön! Und auf dieser Stute will er rumexieren, wenn der Großherzog in Rahnstädt eintriumphiert? Korl, an desen Windhund hast du einen großen Schatz.« – »Ja, dat weit Gott«, säd Hawermann un kek sin Mit an. – »Ich sage nicht als Ökonomiker, Korl, ich sage bloß als plesierlicher Mensch, und wenn er sich mit deinem jungen Herrn zusammentut ...« – »Bräsig, von minen Herrn red' mi hir nich in Gegenwart von de Lüd'.« – »Dorin geb' ich dir Beifall, Korl, das paßt sich nicht; aber komm mal mit!« – Un as sei en En'nlang nah den Landweg hentau gahn wiren, stunn hei still un säd langsam un nahdrücklich: »Korl, dieser junge Mensch estimiert sich das for schanierlich, mit mich auf der Landstraße zu gehen. Was sagst nu? Er hat mich 'ne Thimothee in Gegenwart von seiner lieblichen Frau gegeben«; un nu vertellte hei de Sak, wobi Hawermann em den Zorn utreden wull. – Dat gelung em äwer nich ganz, denn Bräsig was tau argerlich. »Korl«, säd hei, »er hat in seiner Dämlichkeit diesen Pfeiler abgeschossen, aber zugespitzt hat [325] ihn Zamel Pomuchelskopp, denn bei den is er auf Vesite gewesen. Und du magst sagen, was du willst, Korl – dein junger Herr is man dämlich, und wenn du mal ausgereis't bist, denn mach ich mir den Plesier un komm hier mal rüber un stell mir oben auf den Barg, daß ich das Feld übersehen kann, und sehe zu, was dein Herr und dein Windhund zusammen for Anstalten betreiben.« – »Na«, rep Hawermann, »denn kannst du dor all weck tau seihn krigen! Kik dor mal eins räwer!« un wis'te den Landweg runner, an den sei taufällig achter'n Durnbusch stunnen. – Bräsig kek stiw un starr un kunn vör Verwunderung kein Wurd rute bringen; tauletzt säd hei: »Korl, dein Windhund hat übersnappt. Aptekers sollen männigmal übersnappen, und wenn sich das man nich auf die Kinder vererbt.« – Äwer't let würklich so, as hadd Bräsig recht: Fritz kamm up de berühmte Voßstaut antauriden, ümmer in'n sachten Schritt. Hei hadd den Haut von den Kopp reten un swenkte em vör Gewalt in de Luft un rep all wat hei kunn: »Hurrah! Hurrah!« un dat all up sine eigene Hand, denn de beiden achter den Durnbusch sach hei ogenschinlich nich, bet sei em mit en Mal entgegentreden un Hawermann em frog: wat hei denn nu rein verwurrn in den Kopp worden wir. – »Das sind lauter Lügen«, säd Fritz. – »Wat sünd Lägen?« frog Hawermann argerlich. – »Daß die Stute kein Hurrahrufen hören kann«, un dorbi fung hei wedder an »Hurrah!« tau schrigen. – »Sehn Sie«, un sprung runner von't Pird un bünn't an 'ne Wid un stellt' sick en En'nlang af un rep wedder: »Hurrah! – Sehn Sie, sie muckst sich gar nich. – Und Sie«, säd hei tau Bräsigen, de sick halw dod lachen wull, »Sie haben mir das gesagt; aber es ist alles nicht wahr.« – »Ja«, säd Bräsig un lachte mit Arm un Bein, »und es ist doch wahr. Was ich gesagt habe, habe ich gesagt: sie kann's nich hören, denn die oll Tanten ist sörre die fünf Jahren, daß ich sie gekannt habe, stockdow.« – Dor stunn Fritz Triddelfitz, de olle klauke, de olle pfiffige Fritz Triddelfitz, un hadd dat schapsdämlichste Gesicht von de Welt upset't. »Aber«, säd hei tauletzt, »Gust. Prebberow ist doch so [326] ein guter Freund von mir, und dies hat er mir ja gar nicht gesagt.« – »Ja«, säd Bräsig, »da müssen Sie sich nu schon an gewöhnen, in den Pferdehandel gilt kein Fründschaft.« – »Na, laten S' man sin, Triddelfitz«, säd Hawermann, den dat jammern ded, gaudmäudig, »mit en Dowen, dat geiht noch; häuden S' sick man för en Dummen.« – »Oh«, säd Fritz, nu all wedder baben up, »weiß Bescheid! – Sehn Sie aber einmal, was für eine Leiste von Pferd! – Vollblut – tragend vom Hektor – und die Füllen kauft mir Herr von Rambow alle ab, und wenn ich denn so ein drei oder vier Füllen verkauft habe ...« – »Denn kaufen Sie sich en Rittergut«, föll em Bräsig in de Red'. »Na, das kennen wir schon. – Nu reiten Sie man ruhig nach Hause und schmeißen Sie unterwegs nicht den Milchpott entzwei as jen'n Mäten – Korl, weißt woll noch? Von Gellerten.«

Un Fritz red af. – »Entfamter Windhund!« säd Bräsig. – »Je, ick weit nich«, säd Hawermann, »ick mag den ollen Bengel doch ümmer wedder girn liden, hei hett en gor tau taufredenes Gemäud.« – »Das macht die Jugend, Korl.« – »Ja, 't möt woll«, säd Hawermann nahdenklich, »dor ritt hei nu hen, ganz glücklich äwer 'ne olle dowe Fahlenstaut.«

21. Kapitel
Kapittel 21

Fritz Triddelfitz is de einzige glückliche Minsch in Pümpelhagen, trotzdem dat hei sick mit Krischan Däseln äwer'n Faut spannt. Worüm Krischan Däsel Marie Möllers de Beinen intwei slagen will, un worüm dat olle Wust- un Schinken-Verhältnis wedder in den Gang kümmt; dat äwer de unmünnigen Kalwer dorunner liden. Pomuchelskopp as Gesetzgewer un Fasan von den Großherzog. Woans de Herr Burmeister Langfeldt mit de Latern dörch de Straten von Malchin geiht, un wat olle, fründliche Herrn mit en Schelm in den Nacken för Elend anrichten känen. Worum sick Pomuchelskopp sogor in sinen eigenen Hus' in'n Ganzen nich recht glücklich fäuhlt.


Un hei was glücklich, hei was de glücklichste Minsch up den Pümpelhäger Hoff, denn dor was nich vel Glück tau finnen, un dat, wat sick jeder dorvon vörmalt hadd, hadd man slicht Farw hollen. Hawermann würd von Dag tau Dag mihr gewohr, [327] dat sine gauden Tiden von em gahn wiren, denn sin junge Herr kümmerte sick üm Saken, de hei nich verstunn, un dat blot ruckwis mit en Iwer un 'ne Hast, de de Wirtschaft in Bisternis bringen un de Lüd' konfus maken müßt, un wenn't denn nich so gahn wull, as't süll, un de Karr in den Dreck schawen was, denn hadd hei de Nackensläg' dorvon. – De jung' Herr was ok nich glücklich, em quälten sine Schulden, de hei vör sine Fru verheimlichen wull, em quälten de Breiw' von Daviden un Slus'uhren – persönlich dörwten sei em nich mihr kamen, dat hadd hei sick utbedungen wegen de Heimlichkeit, un dat hadden sei sick girn gefallen laten, denn je heimlicher de Sak was, desto beter kunnen sei em scheren, un wenn sei em so recht still unner sick in Rahnstädt hadden, denn kunnen sei em ganz annere Knipen un Klemmen upsetten as in Pümpelhagen, wo hei de Wirt was un sei doch ümmer in weck Hinsichten den Respekt bruken müßten. Äwer ok uterdem was hei nich glücklich: hei wull den Herrn spelen un hadd dat Tüg nich dortau, denn wer kummandieren will, möt ok wat känen – nich kennen, denn kennen ded hei allens, vel beter as jeder anner – äwer »känen! Vadder, känen!« säd de oll Rad'maker Flegel, un hei hadd recht: de unglücklichste Minsch is de, de will un kann nich. – Un Frida? Ne, sei was ok nich glücklich: sei markte, dat ehr dat vulle Vertrugen von ehren Mann fehlen ded, sei markte, dat sei in männigen irnstlichen Dingen in ehre Meinungen utenanner gahn deden, sei markte, dat hei de Sak, de hei nu einmal tau sine Lewensupgaw' makt hadd, nich wussen was, sei fäuhlte, dat hei ungerecht naug was, sine eigenen Verseihn anner Lüd' in de Schauh tau schuwen, un vör allen fäuhlte sei rute – un dat is dat Schrecklichste för 'ne klauke Fru –, dat hei sick lächerlich makte un dat Pomuchelskopp, de vel un gegen ehren Willen nah Pümpelhagen kamm, annere Grün'n as gewöhnliche Höflichkeit hewwen müßt, wenn hei äwer de verwurrnen un unbedachten Ansichten von ehren Mann nich lachen ded. Hir beslot sei nu äwer uptaupassen; äwer tau'm Glück deint so'n Geschäft ok nich.

[328] Fritz Triddelfitz was de glücklichste Minsch in ganz Pümpelhagen, un, wenn wi de beiden lütten Druwäppel utbenemen, ok in de ganze Ümgegend; äwer de möten wi utnemen, denn in Glück un Seligkeit geiht 'ne Brud de äwrigen Minschen ümmer vöran, sülwst ehre eigenen Brüjams, denn wenn de oll Gottlieb, de 'ne Kannedatenstäd' bi en muntern, frischen, börgerlichen Gaudsbesitter annamen hadd, ok hellschen lustig un fidel de Jungs slog un lihrte, un wenn Rudolf ok bi Hilgendörpen tau Lütten-Tetzleben den Meß streuen let, dat dat man so 'ne Lust was un dat de Tetzlebener Brak utsach as 'ne sanftene Deck un hei's Abends mit Singen un Fläuten tau Bedd gung un ümmer regelmäßig för Mäudigkeit midden in en Vers inslapen ded – gegen de lüten Druwäppel ehre Seligkeit, wenn sei tausamen seten un neihten, an ehre Utstüer neihten, un snackten un mit Mutting un mit Vatting spaßten un Lowisen vertellten un Breiw' wis'ten, kamm de ganze Brüjamsseligkeit, sülwst sogor Fritzen sine Voßstaut-Seligkeit nich.

Äwer de oll Jung' was würklich sihr glücklich. De irste Gang des Morgens was nah den Ridstall, wo den jungen Herrn sine beiden Ridpird' un Hawermannen sin oll Schimmel mit sinen Schatz tausamen stunnen, hei fauderte sei, hei stöhl de annern Mähren den Hawer vör't Mul weg, ja – obschonst hei de Arbeit nich upbröcht hadd – hei putzte sei eigenhändig, denn Krischan Däsel, de den Ridstall unner sich hadd, makte em dat lang' nich tau Dank. – 't Sünndags-Nahmiddags, wenn süs nicks tau dauhn was, gung hei in den Stall, treckte de Dör achter sick tau, set'te sick up de Fauderkist, folgte de Hän'n äwer de Mag' un sach andächtig tau, wo dat olle leiwe Kretur ehren Hawer un Hackels vertehren ded, un wenn sei denn vör Sattigkeit stähnte, stunn hei up, strek sei den Puckel lang, nennte sei fründlich »sine gaude Ollsch«, un dreimal des Dags met hei sei in de Run'n, wat em nich tau verdenken stunn, denn dorup berauhten sine taukünftigen Inkünften.

Äwer kein Glück is vullstännig, en beten Arger späukt ümmer dor mang. Un hei hadd ok sin Deil. – Irstens was em dat sihr [329] entgegen, dat sine Voßstaut bi Hawermannen sinen ollen, stiwen Schimmel stahn süll: de Gesellschaft paßt' em nich; un tweitens was hei in ewigen Strid mit Krischan Däseln wegen Faudern un Putzen. – »Herr Triddelfitz«, säd Krischan einmal, as hei em wedder verdwas kamen was, »ick will Sei wat seggen, ick fauder de Pird hir ganz egal un putz sei ok egal, äwer dat heww ick recht gaud markt, dat Sei ümmer den Entspekter sinen ollen Schimmel den Hawer enttrecken un em vör Ehre Staut hen rapen. Un nemen S' mi nich äwel, Herr Triddelfitz, de Schimmel is ebenso gaud 'ne Kretur as de anner un will ok lewen. – Un wat heit dit?« frog hei un gung an de Röp heranne, »wo? dit is jo Kalwerheu; wo kümmt hir dat Kalwerheu her? Ick will mi hir kein Lüs' in den Pelz setten laten, wenn de Entspekter hir herkümmt.« – »Dat weit ick nich«, säd Fritz, un hei wüßt't ok nich. – »Ja, dat is mi ok ganz egal«, säd Krischan, »äwer den, de mi dat hir in den Stall rinne dröggt, den slag' ick de Beinen entwei, denn ick will mi hir in kein Ungelegenheiten setten.«

Un somit läd sick denn Krischan Däsel up de Lur, üm den Taudrager von dat Kalwerheu aftaufaten, un't wohrte nich lang', dunn hadd hei en bi den Kanthaken. Un wer was't, de Fritzen sine Voßstaut tau Leiw' alle gesetzliche Ordnung ümstödd, de so hart was, üm Fritzen sine Voßstaut ehrentwillen de unmünnigen Kalwer üm dat ehrige tau bedreigen, de so verwogen was, üm de Voßstaut ehrentwillen sine Bein de Gefohr uttausetten, dat sei em von Krischan Däseln intwei slagen würden? Wer was dat? – Na, ich möt't man seggen, raden deiht't doch keiner. – Marie Möllers was't, de allemal, wenn sei von't Kalwerbörnen kamm un an den Ridstall vörbi gung, en Loppen von dat säute Heu an Fritzen sine Ollsch spendieren ded. – Hir kann mi nu einer inwenden: holt! hir hest du di vergaloppiert! Wo kamen in'n Sommer Börnkalwer her? Denn ward ick em antwurten, Fründting, dat is min Sak un min Recht, ick kann 'ne ganze Tid äwerhüppen un bün nu all midden in den Winter nah Nijohr 1844. Un wenn hei mi nu noch wider fragen deiht: wo kümmt Mariken Möllers tau[330] so en Stück? Denn ward ick em antwurten, dat is eben so 'ne dämliche Frag' as mit dat Kalwerbörnen; heww ick nich dat Recht, ebenso gaud nahsichtige Minschen in min Bauk uptauführen, de vergewen un vergeten, as giftige un gnitterige, de allens in Ewigkeit nahdragen? – Marie Möllers wull vergeten un vergewen, un wil dat doch nich paßlich was, dat sei sick so mir nichts, dir nichts Fritzen wedder an den Hals smet, smet sei sick mit ehre Leiw' un mit dat Kalwerheu de Voßstaut an den Hals, indem de up Stun'ns das Leiwste was, wat Fritz up de Welt hadd. Un dat was en rührend Stück, un Fritzen würd ganz weihmäudig tau Sinn, as hei ut den Larm tüschen sine olle Leiwste un Krischan Däseln den Grund herute hüren ded; hei verdrog sick mit sinen ollen Schatz, un dat gaude Wust- un Schinken-Verhältnis würd wedder up't Frisch' upricht't.

So was dat nu also Winter worden, as ick seggt heww, un in de Gegend was nich wat Besonders passiert, blot bi Pomuchelskoppen was in'n Spätharwst de Reis' nah den Landdag infollen un hadd de stille, einfache Fomili ut Rand un Band bröcht. – Häuhning schandierte in den Hus' rümmer un smet mit Geschirr üm sick – dat heit mit so'n, wat nich intwei gung –, knallte mit de Dören un säd gradtau, de Herr Gaudsbesitter wir verrückt worden; Malchen un Salchen höllen ehr Wedderpart – wenn ok man heimlich –, denn sei hadden tau weiten kregen, dat de Leutnant, de de Landdagsgard kummandieren ded, en groten Deil von sine Inkünften ut einen prachtvullen Ball betrecken ded, den hei gegen 'ne Luggedur Inspringelgeld gaww. – Up den Rostocker Pingstmarksball wiren sei west, up de Tierschau wiren sei ok all west; äwer en Landdagsball? Na, de müßt denn doch äwer Krid un Rodstein gahn! Sei stenzten denn Vating ok nah Kräften, dat hei Kurasch behöll, gegen sine leiwe Fru uptautreden. – »Klukking«, säd hei, »ich kann ja nicht anders; ich hab' es ja dem Herrn von Rambow versprochen, und der ist gestern schon hingefahren und wartet auf mich.« – »So?« säd Häuhning, »un sin Pagelun von Fru, de täuwt woll all up mi?« – »Klucking, [331] die kommt ja gar nicht hin; und wenn ich jede Gelegenheit versäume, mich mal zu zeigen, daß ich der Mann bin, der für den Adel einsteht, wie kann ich verlangen, daß sie mich zum Edelmann machen sollen? Sieh, heute reise ich nun noch mit 'ner swarzen Frack hin, wir wollen uns aber mal sprechen, wenn ich mit 'ner roten hinreise.« – »Ja, du wardst di lecker utnemen«, säd de Ollsch un gung ut de Dör. – »Ebensogut wie jeder andere Edelmann«, brummte Pomuchelskopp achter ehr her. – »Herre Je, Vating, ich weiß ...«, rep Salchen un lep ut de Dör un kamm mit einen roden, schörlakenen Unnerrock rinne un smet Vating den as en Heroldsmantel äwer de Schullern un stellte em vör den Speigel, un de Herr Gaudsbesitter treckte doran rümmer un bekek sick, un't was en groten Hägen, bet de Ollsch wedder rin kamm un em den Rock runner ret: »Willst du di abslut taum Uhlenspeigel maken, denn mak di dor up den Landdag taum Uhlenspeigel, äwer nich hir in minen Hus'.«

Dit namm nu de Herr Gaudsbesitter för 'ne vullgültige Erlaubnis, nah den Landdag tau reisen, un hei reis'te denn ok af. – Äwer, as hei tau Malchin ankamen un bi Voiteln afstegen was, dunn gung sine Not irst recht an, denn hei was verkihrt gahn un hadd bi Büllen afstigen müßt, wo de Eddellüd' ankihrten, un stunn nu mang luter Burmeisters un börgerliche Gaudsbesitters, de unmäglich tau sine Absicht passen kunnen. – Hei stunn nu jedermann in'n Weg un wüßt nich, wat hei mit sick upstellen süll, un von de annern wüßt dat ok woll keiner, bet hei tauletzt sick en Hart faten un hir un dor fragen würd, wat keiner den Herrn von Rambow up Pümpelhagen seihn hadd, denn up Axeln hadd hei sinen Tausnitt makt. Keiner hadd em seihn; tauletzt äwer säd em einer, de Herr von Rambow wir hüt nahmiddag mit den Herrn von Brülow nah Brülowshof führt un wull dor Vullblaudhingsten beseihn. – Dat was sihr slimm, sine einzigste Stütt up den Landdag süll Axel afgewen, hei süll em bi de vörnemen Herrn vörführen, un nu was de hen un let sick Vullblaudhingsten vörführen. In sine grote Verlegenheit gung hei tauletzt [332] an einen wat vülligen un staatschen Herrn ranne, de wat Fründliches in sinen Wesen hadd, äwer ut den sine Ogen so wat von 'n Schelm rute kek, as müggt hei sick ok woll girn en Spaß maken, wat hei äwer nich sach. – »Um Vergebung!« säd hei, »ich bin der Gutsbesitzer Pomuchelskopp auf Gürlitz und bin zum ersten Male hier als Landstand. Sie scheinen mir ein freundlicher Mann, und da wollte ich Sie doch mal fragen, wie ich mich eigentlich hier zu haben habe?« – »Je«, säd de Herr, namm 'ne Pris' un kek em fragwis' an, »wie Sie sich hier zu haben haben? Sie haben sich hier weiter gar nicht zu haben; Ihre notwendigen Visiten haben Sie ja wohl schon gemacht?« – »Ne«, säd Pomuchelskopp. – »Ja, denn müssen Sie beim Regierungskommissarius, beim Landmarschall und beim Landrat erst Ihre Aufwartung machen. – Gun Abend, Langfeldt, wo willst du hen?« unnerbrok hei sick hir und richt'te sine Frag' an en Mann, de mit de Latern in de Hand ut de Dör wull. – »De ollen, dämlichen Visiten afmaken«, säd de un dreihte sick in de Dör noch einmal üm: »Bliwwst du hier, Brückner? Ich kam nahsten noch wedder.« – »Na, denn täuw ok nich tau lang'«, säd de fründliche Herr un wendte sick wedder an Pomuchelskoppen, »und die Visiten haben Sie noch nicht gemacht?« – »Ne«, säd de Herr Gaudsbesitter. – »Herre Gott, dann machen Sie! Der Herr mit der Laterne macht dieselben Visiten, Sie brauchen nur immer hinter der Laterne herzugehen. Das paßt sich ja prächtig! Aber rasch, rasch!« – Un Pomuchelskopp ret den Haut von den Nagel, stört'te ut de Dör un rönnte dörch de Straten von Malchin achter de oll Funzel her, so gaud, as dat sine Vülligkeit un sine Pust verlöwen wull. – De fründliche Herr namm 'ne Pris', un de Schelm kamm bi em so recht taum Vörschin, hei set'te sick still achter'n Disch dal, lachte so vör sick hen un säd: »Ick wull blot, ick künn Langfeldten dorbi seihn.«

Un't wir würklich de Mäuh wirt west. – As de Burmeister von de Vödderstadt Güstrow, Langfeldt, bi den Regierungskummissorjus von Swerin rinne treden was un sine Latern bi den Lakaien abgewen hadd, pust'te dor wat de Trepp [333] heruppe, im Pomuchelskopp makte den Lakaien en deipen Diener un frog; »Herr Lakai, wo is der Herr, bei dem man hier Visiten macht?« – De Minsch makte em de Dör up, un Pomuchelskopp dienerte nu in de Dör rinner un makte Langfeldten de deipsten Kumpelmenten, indem dat hei em för den Regierungskummissorjus anseihn hadd, wat em nich tau verdenken stunn, denn de Herr Burmeister von de Vödderstadt Güstrow höll ümmer den Kopp so vöräwer, as wenn hei dormit dörch de Wand wull, wat sick för en meckelnbörgschen Regierungskummissorjus gaud passen deiht. – Hei dreihte äwer Pomuchelskoppen üm un wis'te em den richtigen Mann, un wil hei nu ut dat Gefecht was, gung hei af un halte sick sine Latern: Pomuchelskoppen schot dat Blatt, dat hei em utritschen kunn, hei makte also blot noch en poor Diener, un so achter Langfeldten sine Latern wedder drin. – Bi den Landmarschall was't just so: de Herr Burmeister fung en höflich Gespräk an, dunn pust'te Pomuchelskopp wedder achter em her. – »Wo kümmt dat Undirt wedder hir an!« säd Langfeldt tau sick, namm fix Afschid un dacht em tau schappieren; äwer de Herr Gaudsbesitter was tag, de Latern was sin einzigste Trost, hei stört'te wedder achter an. – Bi den Landrat von den wendischen Kreis dropen sei sick wedder; de Arger steg den Herrn Burmeister nu bet an den Hals, un wil dat hei mit den Landrat gaud bekannt was, indem dat sei tausamen in den engern Utschott seten, schanierte hei sick nich un säd: »Herr, was laufen Sie mir immer nach?« – »Ich – ich«, stamerte Pomuchelskopp, »ich kann ja ebensogut Visiten machen wie Sie!« – »Denn machen Sie dieselben für sich allein!« rep de Burmeister. De Landrat söcht nu de Sak en beten tau begäuschen, un Pomuchelskopp kreg Äwerwater un wull den Dicknäsigen upspelen; äwer as de Burmeister ut de Dör gung, rönnte hei wedder achter em drin von wegen de Latern. Nu was äwer den Burmeister sine Geduld tau En'n: »Herr!« säd hei un dreihte sick up de Strat üm, »wat lopen Sei achter mi her?« – Pomuchelskopp was äwer nu ut de vörneme Verlegenheit un hadd hürt, dat hei blot mit so'n Burmeister [334] tau dauhn hadd, em bölkten de Drüddel ut den Hals, un hei säd: »Herr, ich bin ebensogut en Fasan von dem Großherzog wie Sie!« – Hei wull »Vasall« seggen, vergrep sick äwer. – Na, so'n Stück Snack kann en Minschen, de noch so argerlich is, up en lustigen Tog bringen, un bi so en ollen fidelen Knawen, as de Herr Burmeister was, was de Arger bald vergeten, hei lachte denn ok recht von Harten un säd: »Na, denn man ümmer tau! Denn weit ick jo doch, wat Sei för einen sünd.« – »Und wo Sie gehen können«, rep Pomuchelskopp noch in Arger, »da kann ich alle Tage gehn!« un drawte wedder achter de Latern an. – Dat hadd hei nich dauhn müßt, denn Langfeldt was mit sine Vesiten prat un gung nu nah sin Quartier, dat hei sick en Husslätel un en beten L'hombregeld halen wull; Pomuchelskopp tauglik mit em in sine Stuw' herin. – De Herr Burmeister set'te de Latern up den Disch – de Sak was em nu heil häglich –, dreihte sick üm un frog mit Lachen: »Nu seggen S' mi äwerst blot, wat willen Sei eigentlich?« – »Ebensogut meine Visiten machen wie Sie!« rep Pomuchelskopp, de nu äwer dat Lachen in vulle Wut geraden was. – »Bi wen denn äwer bir?« – »Das geht Ihnen nichts an!« rep Pomuchelskopp, »der Herr wird wohl kommen«, un set'te sick – baff! – up en Stauhl dal. – »Na, dit ward jo 'ne reine Komedi«, säd de Herr Burmeister un rep ut de Dör: »Fiken, bring mal Licht!«, un as Fiken kamm, wis'te hei ehr Pomuchelskoppen un frog sei: »Fiken, hest all mal en Fasan seihn? Süh, dit is en Fasan! Dit is den Großherzog sin Fasan!«, un Fiken juchte un lachte un lachte ut de Dör rute, un den Herrn Burmeister sin Wirt kamm rinne un besach sick ok den Fasan, un de Kinner von den Wirt kemen, un't würd so'n Hägen, dat Pomuchelskopp dat endlich denn doch woll marken müßt, bi wen hei hir Vesiten maken ded. – In helle Wut stört'te hei ut de Dör rute, un de Herr Burmeister gung nu mit de Latern sachten achter em her.

»Langfeldt«, frog de fründliche Herr in Voiteln sin Stuw' un namm 'ne Pris', »hest du dinen Besäuk richtig afmakt?«, un dorbi kek de Schelm em ut de Ogen. – »Na, hür mal«, rep [335] de Herr Burmeister, »nu weit ick Bescheid! Dat hadd ick mi doch äwer ok glik denken künnt, dat du mi dat Undirt nahschickt haddst.« Un hei vertellte de Geschicht, un so kamm't rüm, denn de Herrn up den Landdag willen ok ehren Spaß hewwen, un Pomuchelskopp würd de Fasan näumt, un Axel, achter den hei nu ümmer her bammelte, würd de Fasanenwächter näumt, un as Malchen un Salchen taum Landdagsball kernen, idel bunt, dunn wiren sei de Fasanenküken, un as Pomuchelskopp up einen Stimmzettel sine Taustimmung mit »J-a-h!« schrewen hadd, wullen em weck den »Landdags-Esel« titulieren, 't gung äwer nich dörch, de Fasan hadd all tau sihr äwerhand namen.

Ne, vele Freud' hadd hei up den Landdag nich hatt, denn sülwst de Eddellüd', achter de hei her trödelte un mit de hei stimmte, wullen nich wat von em weiten, üm sick nich lächerlich tau maken, un as hei an't Hus kamm, gung sin Leiden irst recht an, denn sin leiw Häuhning nennte em einmal äwer't anner »Pöking«, un wat denn de Klock slagen hadd, wüßte hei recht gaud, un Malchen un Salchen stunnen em nich bi, denn sei hadden up den Landdagsball seten, as seten sei up Eier. – Un nu stichelten un stäkerten sei an den armen, einfachen Mann un Gesetzgewer in sine Sofaeck rümmer, dat dat en Stein erbarmen kunn. – »Pöking, wat hest du nu eigentlich up den Landdag profentiert?« un: »Vating, wirst du nun bald ein Edelmann?« un: »Pöking, wat dauhn sei dor eigentlich up den Landdag?« – »Ih, das weiß ich auch nicht. Sie hauen sich da immer rüber.« – »Pöking, wer hau't sick denn dor äwer?« – »Ih, das weiß ich auch nicht. Der eine hau't den einen über, und der andere hau't den andern, über.« – »Vating, was ist denn eigentlich ausgemacht in der Klostergeschichte?« – »Ih, das weiß ich auch nicht; das wirst du noch zeitig genug in der Rostocker Zeitung zu lesen kriegen«; un dormit stunn hei up un gung nah de Schündäl un schull sick mit de Döschers rümmer.

22. Kapitel
[336] Kapittel 22

Von de verschiedenen Orten von Podagra un von den Unnerscheid von Venus, Phoenix un Ponix. 'ne Partie Boston, un dat Kurz en Waldknaw' is. Wo Fritzen sin Vullblaudfahlen utsach, un worüm den vörigen Entspekter sin Stachelschimmel in den Dörpdik lep. Worüm Rekter Baldrian kolle Fäut kreg, un Krischan dat Vullblaudfahlen nich in den Ridstall liden wull.


Äwer – as ick all seggt heww – Nijohr 1844 was kamen, un de Winter was vergahn, un dat Frühjohr stunn all mit Low un Gras un Blaumen achter de Dör von de Welt un lurte lot dorup, dat de Herr von den Hus' em en Wink gaww, dat dat Upputzen losgahn kunn, un so as de Snei un dat Is von de Ird vergung, däueten ok de Minschenharten up, un de Ogen würden hell as de Sünnenschin, de äwer de Welt lagg. – Ok den ollen Hawermann sine Ogen wiren heller, un sine Bost was wider worden, un mit dat Schaffen un Wirken buten in den Fell'n was dat Frühjohr dor rinne treckt, un so as hei in de düstre Ird de Sommersaat sei'te, hadd uns' Herrgott sin trurig Hart mit frische Hoffnung tausei't. – Sin Herr was mit de junge Fru utreis't tau Verwandten, hei hadd also sin Rik so recht nah sinen Behagen för sick allein, un hei kunn sin Döchting up Stun'ns öfter seihn as den Winter äwer. Den Morgen hadd hei sei spraken, as hei tau Kirchen west was, un nu satt hei den Sünndag-Nahmiddag so recht moy in sine Stuw' un sünn äwer allerlei; keiner stürte em, denn Fritz satt in den Ridstall bi sine Staut, wat för den Ollen recht angenehm was, indem dat hei nu ümmer wüßt, wo hei tau finnen was, wat vördem nich ümmer de Fall was.

Bräsig kamm in de Dör rinne: »Gun Dag, Korl!« – »Wat?« rep Hawermann un sprung up, »ick denk, du hest dat Podagra wedder, un ick stunn all stark in Bedenken, ob ick di hüt nich besäuken wull; äwer de Herr is nich tau Hus, un up Triddelfitzen is in de letzte Tid wedder mal gor kein Verlat.« – »Na, was hat er denn?« – »Ach, nu sall sin oll Staut en Fahlen hewwen.« – »Haha!« rep Bräsig, »und noch dazu en vollblütiges, und das will er ja denn an deinen jungen Herrn [337] verkaufen.« – »Ja, so is't jo woll. Äwer hest du dat Podagra wedder hatt oder nich?« – »Korl, bei die verfluchte Krankheit läßt sich das gar nicht sagen, ob es der richtige Podagra is oder nich. Eigentlich ist es egal, denn die Weihdag' bleiben sich gleich; aber in Hinsichten der Ursach is en großer Unterschied. Süh mal, Korl, kriegst du den Podagra von gut Essen und Trinken, denn is es der richtige; kriegst du ihn aber bloß von die entfamten niederträchtigen, zweinähtigen Wichsstiebel, denn ist es der unrichtige, und den hab' ich gehabt.« – »Je, wat treckst du denn de ollen Dinger ümmer an?« – »Korl, ich hab' sie ja noch aus meinen gräflichen Verhältnissen, ich kann sie ja doch nich wegsmeißen. Aber was ich fragen wollt' – bist du heut' bei Pasters gewesen?« – »Ja.« – »Na, wo ist es da?« – »Ach, dat süht slicht ut, de oll Herr is all gor tau swack; as hei hüt von de Kanzel kamm, lep em de helle Sweit äwer de Backen dal, un't wohrte 'ne ganze Tid, bet hei sick up sinen Sofa verhalen kunn.« – »Hm! hm!« säd Bräsig un schüddelte den Kopp, »das gefällt mich nich; aber, Korl, in die Jahren is er.« – »Ja, dat is hei«, säd Hawermann nahdenklich. – »Was macht denn deine Kleine?« frog Bräsig. – »Ick dank di, Zacharies; Gott sei Dank! de is gaud tau Weg'. Sei was vergangen Woch hir, ick hadd äwer kein Tid, ick müßt rut nah't Arwtenseigen; äwer de gnedige Fru hadd sei seihn un halte sei sick, un bi de is sei jo bet up den Abendwest.« – »Korl!« rep Bräsig, sprung up, gung in de Stuw' herüm un bet in sinen Iwer en Knop von de Pipenspitz af, »das kannst du mich zu glauben, deine gne' Fru, das ist ein kaptales Produkt von der ganzen Menschheit.« – Un Hawermann sprung ok up un gung ok up un dal, un jedesmal, wenn sei sick in de Stuw' begegnen deden, denn rokten sei forscher, un Bräsig frog: »Hab' ich nicht recht, Korl?«, un Hawermann antwurt'te: »Du hest recht, Zacharies!« – Un wer weit, wo lang' sei sick noch up ehre Meinung verbeten hadden, wenn nich en Wagen vörführt wir, von den Kurz un de Rekter runner Stegen.

»Gun Dag! gun Dag!« rep Kurz, as hei in de Stuw' rin kamm, [338] »süh dor! süh dor! Dor's jo de Herr Inspektor ok. – Na, wo geiht't, oll Fründ? – Hawermann, ick kam wegen dat Klewersaat.« – »Guten Tag!« säd de Rekter Baldrian tau Bräsigen un dehnte dat Wurd »Tag« so lang, as süll de Dag ewig duren, »wie geht es Ihnen, mein Verehrtester?« – »Es geht mich ja noch«, säd Bräsig. – »Hawermann«, rep Kurz dormang, »nich wohr! Kaptales Saat.« – »Je, Kurz«, säd Hawermann, »so dull is dat nich mit dat Saat, ich heww't up de gläugnige Füerschüpp probiert, un wenn't sinen rechten Ort hett, denn möten de Kürn so as Flöh von de Schüpp springen, äwer hier blew männig Kurn still beliggen.« – »Sie sehen lange nicht so blühend aus, mein Verehrtester«, säd de Rekter wedder dortwischen tau Bräsigen, »als in jener gesegneten Stunde, in der wir beim Punsch die Verlobung feierten.« – »Dat hett sinen Grund«, säd Hawermann un slog den Arm üm Bräsigen, »min oll gaud Fründ hett wedder mal en beten Podagra hatt.« – »Ja, ja«, lachte de Rekter un wull recht spaßig sin,


»Vinum, der Vater,
Und coena, die Mutter,
Und Venus, die Hebamm,
Die machen podagram.«

»Und das Saat is so schön«, rep Kurz dormang, »daß Sie kein besseres zwischen Grimmen un Greifswald finden.« – »Hoho, Kurz«, säd Hawermann, »prahl sacht! is ok en Wurd.« – »Hören Sie mal!« rep Bräsig dortwischen den Rekter tau, »mit Ihr Französch bleiben Sie mich vom Leibe! Das versteh' ich nich. Was wollen Sie aber mit der Fenus sagen? Was hab' ich und mein entfamter Podagra mit der Fenus zu tun?« – »Mein verehrtester Freund und Gönner«, säd de Rekter mit Salwung, »Venus war im Altertum die Göttin der Liebe.« – »Is mich ganz egal«, rep Bräsig, »sie kann meinswegens noch ganz was anders gewesen sein, auf Stun'ns wird jeder dämliche Schäferhund Fenus genannt.« – »Ne, Hawermann«, kreihte Kurz dor wedder mang, »wenn dat Klewersaat den [339] richtigen Glanz hett un so vigelett-blag utsüht, denn ...« – »Je, Kurz«, säd Hawermann, »so süht Ehr man nich ut.« – »Mein Gönner«, säd de Rekter wedder tau Bräsigen, »Venus war, wie ich gesagt habe, eine Göttin, und wie ein Schäferhund ...« – »Ei was!« säd Bräsig, »das mit der Göttin, das haben sie Ihnen eingebildet, Fenus bedeutet eine Art von Vogel. – Korl, weißt woll noch die Geschichten aus unsre kindlichen Johren von den Vogel Fenus?« – »Ach«, säd de Rekter, as gung em nu en Licht up, »nun weiß ich, was Sie meinen, Sie meinen den Vogel Phönix, der in Arabien sich ein Nest aus köstlichem Gewürze bauet ...« – »Das ist partout eine Unmöglichkeit!« rep Kurz dormang, »wie kann auch der geschickteste Vogel sich aus Nägelken, barschen Peper, Kamum un Muschatennät en Nest bauen!« – »Lieber Schwager, es ist ja nur eine Sage.« – »Denn besagt die Sage was Falsches«, säd Bräsig, »und Sie sprechen das Wort ganz unrichtig aus, das heißt nicht Phönix, das heißt Ponyx, und das sind keine Vögel, das sind kleine Pferde, un stammen sich nich aus Arabien, sondern aus Sweden und Öland, und ich kenne sie sehr gut, denn meine gnedigste Frau Gräfin hatte zwei Ponyxen, wo sie ümmer mit spazieren fuhr.« – De Rekter wull nu wedder berichtigen, äwer Kurz föll em in't Wurd: »Nein, Schwager, laß das! Daß du in solchen gelehrten Sachen Bräsigen überlegen bist, glauben wir wohl.« – »Ne«, säd Bräsig, »laß ihn man kommen!« un stunn vör den Rekter, as kunn sinentwegen de Strid wedder losgahn. – »Ne, ne!« rep Kurz, »wi sünd hir nich rute kamen, uns üm Venussen un Klewersaat tau striden; wi sünd blot rute kamen, 'ne recht gemütliche Partie Boston tau spelen.« – »Dat känen wi jo ok leiwer dauhn«, säd Hawermann un stellte den Disch taurecht. – »Holt, Korl«, säd Bräsig, »das ist mich entgegen, daß du das selbst hier arrangieren willst, das hört sich for den Wirtschafter.« Un dormit bröllte hei äwer den Hof räwer: »Triddelfitz!« Un Fritz kamm anlopen. – »Triddelfitz, wir wollen Bostohn spielen, machen Sie den Tisch in den Gang'n un den Poh für die Beeten un stoppen Sie die Pfeifen un [340] machen Sie 'ne Hand voll Filibussen.« – Un as Fritz dat schön tau Stan'n hadd, set'ten sei sick dal, un nu kunn't losgahn; äwer so fix gung't nich, 't müßt jo doch irst utmakt warden, wo hoch spelt warden süll. Kurz wull den Boston Grandissimo taum Schilling spelen, äwer Kurz was ümmer sihr waghalsig; dat was denn doch en beten tau hoch, un Bräsig erklärte, hei set'te sick nich taum Spill dal, üm anner Lüd' dat Geld ut de Taschen tau trecken. – Tauletzt kamm nu unner Hawermann sine Vermittlung en billiger Spill tau Gang', un't würd treckt. – »Wer hat Karo?« frog de Rekter, »der gibt an.« – »Kurz gibt an«, säd Bräsig. – So, nu kunn't endlich losgahn; äwer't gung noch nich los, de Rekter läd de Hand up de Korten un säd, indem dat hei sick in den Kreis ümkek: »Es ist merkwürdig! Wir sind doch alle ganz vernünftige Menschen, und wir spielen ein Spiel, nämlich das Kartenspiel, welches nach urkundlichen Nachrichten zur Unterhaltung eines wahnsinnigen Königs erfunden ist. König Karl von Frankreich nämlich ...« – »Ne, Kinnings«, säd Kurz un namm den Rekter de Korten ut de Hand, »wenn wi spelen willen, denn willen wi spelen, wenn wi uns wat vertellen willen, denn willen wi uns wat vertellen.« – »Vorwärts!« rep Bräsig, un Kurz gaww, vergaww äwer in de Hast; »also: noch mal!« – Ditmal glückte dat, un nu kunn't Anseggen losgahn. »Ick paß«, säd Hawermann in de Vörhand, nu kamm de Rekter; mit den durte dat äwer wat, ihre hei sin Spill reih't hadd, denn hei hadd den vernünftigen Äwergloben, dat de Korten beter würden, wenn hei sei enzeln upnamm, un wil hei all sine Angelegenheiten mit grote Gewissenhaftigkeit bedrew, stek hei de Korten ümmer streng de Reih nah un dreihte de Säbenen un Fiwen so, dat hei dat middelste Og tau seihn kreg, dat hei sei jo nich mit de Sössen un Vieren verwesseln kunn. – Kurz hadd wildeß sine Korten up den Disch leggt, de Hän'n dräwer folgt un kek em an un süfzte. – »Ich passe«, säd de Rekter. – »Dat wüßt ick sowieso«, säd Kurz, denn hei wüßte, dat sinen Swager sine Korten snurrig utseihn müßten, wenn hei ut de Hand wat anseggen süll, dorhengegen hadd hei 'ne Himmelangst [341] vör sinen Swager, dat hei mitgahn würd, wenn hei sülwst wat anseggt hadd, wil hei denn ümmer nicks hadd oder, wenn hei wat hadd, dat Spill verspelte. – »Paß!« säd Bräsig, de nu an de Reih kamm. – »Boston Grandissimo!« säd Kurz. »Wer geiht mit?« – »Paß!« säd Hawermann. – »Lieber Schwager«, säd de Rekter, »ich – ein Stich – zwei Stich – nun, der dritte, der findet sich – ich gehe mit.« – »Ja«, säd Kurz, »äwer tausam ward nich betahlt, jeder betahlt för sick.« – »Na, Korl«, säd Bräsig, »denn man raus! denn wollen wir ihnen die Fidel mal intzwei slagen.« – »Ja«, säd Kurz, »äwer seggt ward nicks.« – »Bewohre«, säd Hawermann un spelte Harten-Teihn ut: »Herzog Michel fiel ins Land.« – »Coeur, Herr Oberförster«, säd de Rekter un smet Herzen-Buren dorup. – »Herze mich un küsse mich, un krünkle meine Krause nich«, säd Bräsig un stek de Dam up. – »Das Mädchen muß einen Mann haben«, säd Kurz un stek mit den König äwer, läd sinen Stich vör sick hen un spelte en lütten Kreuz: »Kreuz-Kringel un Zwieback.« – »Friß, Peter! 's sind Linsen!« rep Bräsig Hawermannen tau. – »Holt!« rep Kurz, »seggt darf nicks warden.« – »Bewohre«, säd Hawermann un smet en lütten Kreuz bi. – »Trefflich schön singt unser Küster«, säd de Rekter un stek de Nägen vör. – »Ein Kreuz, ein Leid, ein böses Weib hat mich der Herr beschieden«, säd Bräsig un namm den Stich mit de Dam. – »Na«, säd Kurz, »dat weit der Deuwel! Kreuz hett hei ok nich. Wat hei nu woll wedder hett?« – »Paß Achtung, Korl, nu geht die Reis' los«, rep Bräsig. »Herr«, säd hei tau Kurzen, »ich war Ihr Whist. Hier! Pikas war ein Hühnerhund«, un dormit spelte hei Pik-As ut un treckte den König nah: »Vivat der König!« – un dünn de Dam: »Respekt for die Dams!« – »Herre Gott doch!« rep Kurz, läd de Korten up den Disch un kek den Rekter an, »wat hei nu woll hett? Pik hett hei ok nich.« – »Lieber Schwager«, säd de Rekter, »ich komme auch noch.« – »Äwer tau späd«, säd Kurz un namm de Korten wedder up mit en deipen Süfzer, as hadd de Rekter em nichtswürdig behandelt, hei wull't äwer as Christ dragen. – »Korl«, frog Bräsig, »wo viel haben [342] wir all?« – »Vir Stich«, säd Hawermann. – »Ne«, säd Kurz, »dat's kein Spill. Seggt darf nicks warden.« – »Ist das was sagen«, säd Bräsig, »wenn ich bloß frag'? – Nu paß Achtung, Korl, einen mach ich noch, un wenn du noch einen machst, denn is es rum.« – »Ick krig min«, säd Kurz. – »Und ich kriege meine auch«, säd de Rekter. – Nah en poor Rundgäng' deckte Kurz de Hand äwer sine Stichen: »So, ich hab' meine.« – Ruten lagg up den Disch, de Rekter riskierte en Snitt mit de Dam, Bräsig slog äwer mit den König: »Mädchen, wo willst du hin?«, un de oll, arm Rekter satt dor mit en Unnerstich: »Ja, wie das zugehen kann, begreife ich nicht.« – »Ach, du hattest ja keinen Whist«, rep Kurz. – »Korl«, säd Bräsig, »wenn du richtig aufgepaßt hättst, denn hätten sie noch en Unterstich gehabt.« – »Je, du hest man dat Verseihn makt, du speltst mi nich Herzen nah.« – »Korl, hätte ich auch einen? Ich hätte ja keinen, ich hätte ja bloß den König blank.« – »Nein, Schwager«, rep Kurz wedder dormang, »gibst das ganze Spiel aus Händen, hast den Treff-König, und setzt die Neun vor. – Das Spiel war groß gewonnen.« – »Ach, was wollen Sie?« säd Bräsig mit grote Verachtung, »SieKnabe, Sie Waldknabe! – Ich sitze hier in der Hinterhand mit der ganzen Garangtion in Pik und denn noch mit en paar richtigen Brummshagens; was wollenSie?« – »Herr, glauben Sie, daß ich mich, wenn ich Boston angesagt habe, vor Ihren lumpigen Brummshagens fürchte?« – »Ne, ne!« rep Hawermann dortüschen un gaww frische Körten rüm, »nu lat't dat man sin, dat oll Nahspelen is unangenehm.«

Un in desen Tempo spelten sei denn nu wider, un't was ümmer, as wenn sei sick bi den Kopp krigen wullen, un hadden doch de besten Gesinnungen gegen enanner. – De Rekter gewünn, un hei hadd ok de meiste Utsicht tau gewinnen, denn wer dat irste Spill verliert, gewinnt jo bekanntlich nahsten ümmer. – Kurz satt in Mallür; äwer dat glickt sick männigmal hellschen ut: »Zehn Grandissimo«, säd hei. Aliens verfirte sick, hei sülwst ok, kek sin Körten noch mal dörch. »Zehn Grandissimo!« säd hei noch mal, läd de Korten [343] up den Disch un gung in de Stuw' up un dal, »so spielt man in Venedig und in andern großen Bädern.«

Grad in sinen grötsten Triumph un in de grötste Verlegenheit von de annern kamm Fritz Triddelfitz in de Dör, ganz verstürt un ganz blaß: »Herr Inspektor, Herr Hawermann, ach, kommen Sie doch mal mit!« – »Mein Gott«, säd Hawermann, »wat is passiert?« un wull upstahn; Kurz höll em äwer taurügg: »Nein«, säd hei, »das Spiel muß erst gespielt werden, 's ist mir schon mal so gegangen, damals, als das große Feuer war und ich grade einen Grand auf den Tisch gedeckt hatte, da liefen sie auch alle weg.« – »Herr Inspektor«, bed Fritz wedder, »Sie müssen kommen.« – »Herre Gott!« rep Hawermann, let sick von Kurzen nich mihr hollen un sprung up, »wat is los? brennt dat?« – »Nein«, stamerte Fritz, »ich ... mir ... mir ist was passiert.« – »Was ist Ihnen denn passiert?« schüll Bräsig äwer den Disch räwer. – »Meine Fuchsstute hat ein Füllen gekrigt«, säd Fritz benau't. – »Na, das is schon oft passiert«, säd Bräsig, »aber was machen Sie denn dabei for en Gesicht as en Leichenbitter; so was ist ja ein erfreulicher Umstand in diesen Umständen.« – »Ja«, säd Fritz, »aber ... aber ... es ist so schnurrig. – Sie müssen mitkommen, Herr Inspektor.« – »Na, is dat Fahlen denn dod?« frog Hawermann. – »Nein«, säd Fritz, »es ist ganz gesund; aber es ist so schnurrig ... Krischan Däsel sagt, es wäre ja wohl ein junges Kamel.« – »Na«, säd Hawermann, »denn will'n wi dat Spill nahsten spelen, will'n man mitgahn.« Un wat Kurz ok säd, sei gungen all mit Fritzen nah den Stall. – »So ein Füllen habe ich noch nie gesehn«, säd Fritz unnerwegs, »solche lange Ohren hat es«, un wis'te von den Ellbagen afwarts.

As sei in den Stall kemen, stunn Krischan Däsel an de Bucht, wo de Fahlenstaut fründlich besorgt an ehr Lütt rümmer nörrickte un dat Lütt de irsten unbehulpenen Versäuke tau de späderen lustigen Fahlensprüng' makte, schüddelte mit den Kopp un säd tau Bräsigen, de sick bi em henstellte: »Je, nu seggen Sei mal, Herr Entspekter, wat all in de Welt jung[344] ward!« – »Ja«, säd Bräsig, kek Hawermannen an un säd mit Nahdruck: »Ich will's dich sagen, Korl, was er for einer is: dieses Vollblutsfüllen ist ein Maulesel.« – »Dat is't«, säd Hawermann. – »Ein Maulesel?« rep Fritz, sprung mit beide Beinen äwer de Bucht räwer un kreg, trotz Nörricken von de Ollsch, dat Fahlen üm den Hals tau faten un kek em nah Gesicht un Ogen un Uhren, un as em de schreckliche Wohrheit dorut entgegenlücht'te, rep hei in helle Wut: »Oh, ick müggt dat Kretur dat Gnick ümdreihn as Gust Prebberown.« – »Schämen Sie sich, Triddelfitz«, säd Hawermann irnsthaft, »sehn Sie doch, wie die Mutter sich freut, und wenn's auch kein Vollblut ist.« – »Ja«, rep Bräsig, »un sie is doch die Negste dazu, als die Frau Pastern sagt. Gust Prebberown können Sie meinswegen das Gnick umdrehn, denn er ist ein dreimal destillierter, kontrakarrierter Halunk.« – »Ne«, säd Fritz un steg langsam wedder ut de Bucht rute, un sine Wut hadd 'ne grote Weihmäudigkeit Platz makt; »wo is't mäglich«, rep hei ut, »is min beste Fründ, un nu bedrüggt hei mi mit en Dowen un mit en Mulesel. Ick verklag' em.« – »Ich sag' Sie ja, in den Pferdehandel gilt keine Freundschaft und keine Redlichkeit«, säd Bräsig un kreg Fritzen unner den Arm tau faten un treckte em ut den Stall, »aber Sie jammern mir in Ihren gerechten Smerz. – Lehrgeld in dem Pferdehandel haben Sie nu schon bezahlt, und das muß jeder; aber vor einem Pferde-Prozeß will ich Ihnen schützen, denn selbst wenn der Maulesel schon lange dod is, is so ein Prozeß noch lange nich zu Ende. – Sehn Sie«, säd hei un leddte Fritzen den Hof up un dal, »da will ich Sie 'ne Geschicht als Exempel erzählen. Sehen Sie, da war der alte Rütebusch auf den Swensin, der verkaufte an seinen leibhaftigen Swager, der hier vor Hawermannen seine Zeiten Entspekter war, 'ne entfamte Kretur von einen Stachelschimmel als Reitpferd. – Gut, oder as Sie sich angewöhnt haben: Bong! – Drei Tag' darauf will der Entspekter seine neue Inquisition mal probieren, er klattert also auf die Kretur rauf, denn es war so'n ollen Himmelhogen, un was er war, war man hellschen kurz [345] verstipert; aber knappemang sitzt er drauf, da läuft dieser Schinder plängschaß mit ihm in den Dorfteich – gor kein Hollen! – bis an den Hals, un da bleibt er stehen; un nu nich rügg- noch vorwärts. Das war en Glück for den Stachelschimmel und for den Entspekter, sonst hätten sie sich beide versoffen; der Entspekter bröllte nu mäglich nach Hülf, denn er könnte hier nicht gründen, und swimmen könnte er auch nich, un der olle Rad'macher Flegel müßte ihn mit en Kahn erretten. – Na, nu gung denn der Prozeß los, denn der Entspekter sagte, es wäre en Dummen, was wir Ökonomiker en Studierten benennen, und Rütebusch müßte ihn wiedernehmen, denn Dummheit schützt vor allens, auch in den Pferdehandel. Das wollte nu Rütebusch nich, und die beiden Swägers spannten sich erst über den Fuß, und nahsten verfeind'ten sie sich so dägern, daß sie sich auf drei Meilen nich mehr sehn konnten. Der Prozeß gung aber ümmer weiter. Der ganze Swensin müßte swören, daß das Kretur bei sie seinen richtigen Klug gehabt hätte, und die Pümpelhäger Leute müßten wieder swören, daß er bei sie sich als en Studierten auserwiesen. So gung denn der Prozeß schon in sein fünftes Jahr, und wildeß stand das Kretur ruhig in den Stall un fraß Haber, denn der Entspekter hat seindag' nicht mehr auf ihm gesessen, indem daß er ihn for einen Seelenverkäufer und lebensgefährlichen Schinder taxierte; dodslagen dürfte er ihn auch nich, indem daß er das corpus delictus von's Ganze wäre, wie sie das nennen. – Nu wurden die gelehrtesten Pferdedoktors ran gebracht, ihrer söß, aber es half auch nich, sie waren sich uneins, drei davon sagten, er wäre klug, drei davon, er wäre dumm. Der Prozeß gung aber ümmer sachten weiter, und 'ne ganze Partie neuer Prozessen hatten sich daraus entsponnen, denn die gelehrten Pferdedoktors hatten sich untereinander mit Maliziösigkeiten und Grobigkeiten heruntergemacht und sich verklagt. – Nu wurd denn an einen berühmten Pferdeprofessor in Berlin geschrieben, woans er die Sache taxierte. Der schrieb nu wieder, sie sollten den ollen Schinder den Kopp absneiden und ihm hinschicken, [346] er müßte das inwendige Gehirn besehen; es wäre schon sehr swer, von einem vernünftigen Menschen zu sagen, was er dumm oder klug wär, aber bei ein unvernünftiges Stück Vieh wäre es noch viel swerer, indem daß es nicht Hals geben könnte. Na, das sollte nu geschehen, da legte sich aber der alte Rütebusch mit seinen Advokaten dwas davor und setzte es auch durch, und der Prozeß konnte nu also wieder weiter gehn. – Da sturb nu der alte Rütebusch, un en halb Jahr darauf sein Swager, und haben sich beide nich vertragen, auch nich auf dem Totenbett, und sind beid in die Ewigkeit gegangen, ein jeder auf seine Meinung, der eine, daß der Schinder klug wäre, der andere, daß er dumm wäre. – Nu wurd der Prozeß einstweilen sistituwiert und sistituwierte sich von selbsten, indem daß der olle Schimmel drei Wochen nachher auch krapierte, an pure Fettigkeit von wegen der guten Tage. Nu wurde denn auch der Kopp sauber eingesalzen und an den gelehrten Professor nach Berlin geschickt, und der hat denn klar und deutlich zurückgeschrieben, der Schimmel hätte all sein Lebstage ebensowenig studiert gehabt als er selbsten und er wolle nur wünschen, daß ein jeder von die Prozessisten so verständig gewesen wäre als die Kretur, so vernünftig hätte ihr Gehirn ausgesehen. – Und der Mann hatte recht; denn ich habe nahsten den entfamten Slüngel von Jungen, der den Entspekter das Pferd vorgeführt hat, als Knecht gehabt, und er hat es mich eingestanden, daß er der armen Kretur en Stück brennen Swamm unter den Swanz gebunden hat, aus puren Schawernack, daß der Entspekter ihm den Tag vorher den Puckel voll geslagen hat. Und nu frag ich jeden vernünftigen Menschen, wo verständig muß das Tier gewesen sein, daß es in den Dorfteich läuft, um sich den Brand zu löschen! Und so war denn der große Prozeß zu Ende; aber die kleinen Prozessen zwischen die gelehrten Pferdedokters, die laufen noch ümmerfort. – Un nu will ich Ihnen was sagen: Hawermann is en guter Freund von den ollen Prebberow, was den Halunken sein Vater is, und er soll mit ihm reden, daß Sie zu das Ihrige [347] kommen. Und nu gehen Sie und smeißen Sie keinen Haß auf das unschuldige kleine Vieh, auch auf die Mutter nich, denn sie können beide nich dafor, und die Mutter is ebensogut eine betrogene Kretur wie Sie.« Dormit gung hei de annern nah, de all an den Kortendisch seten.

»Na, nu!« säd Kurz, »also: zehn Grandissimo! ich spiele selbst aus.« – »Korl«, säd Bräsig, »du mußt mal mit den ollen Prebberow reden, daß dein verdammter Windhund nich in zu große Ungelegenheiten kommt.« – »Dat will ick ok, Zacharies, un dat kümmt ok taurecht; äwer mi jammert dat gor tau sihr, dat den ollen Jungen sine ganze Freud' so tau Water is. Wer denkt ok an en Mulesel!« – »Ich bemerke«, säd de Rekter un läd de Korten, de hei knapp wedder in de Reih' steken hadd, up den Disch – Kurz satt up Kahlen – »daß man hier allgemein dies kleine neugeborne Tierchen einen Maulesel nennt, da es doch nach naturgeschichtlichem Sprachgebrauche ein Maultier genannt zu werden verdient. Der Unterschied ist nämlich der ...« – »Du kannst einen dull maken mit din Naturgeschicht!« rep Kurz. »Spelen wi hir Naturgeschicht, oder spelen wi Korten? Hir, Ruten-As liggt up den Disch!« – Nu hülp dat nich, nu würd bedeint un bedeint, un Kurz gewünn sin Spill un dormit dat Recht, vir Wochen lang ümmer noch von sine Teihn-Grandissimo tau reden.

So spelten denn de Herrn in fründschaftliche Upregung wider, bet de Rekter, indem dat hei sin Geld so in'n pohlschen Bogen äwerschot, gewohr würd, dat hei all drei Dahler un acht Gröschen gewunnen hadd, un wil em in de letzte Tid dat Glück nich mihr so recht tau Sid stunn, beslot hei uptauhüren; hei stunn also up un säd, hei hadd kolle Fäut kregen, un stek sinen Gewinst in de Tasch. – »Wenn Sie an kalte Füß' leiden«, säd Bräsig, »will ich Ihnen ein gutes Mittel sagen: nehmen Sie alle Morgen auf den nüchternen Magen eine Prise Schnupftoback, das hilft gegen kalte Füß'.« – »Oh, wat!« rep Kurz, de in de letzte Tid gewunnen hadd, »wo kann hei koll Fäut krigen!« – »So?« frog de Rekter heftig, [348] denn hei hadd sinen Gewinst tau verteidigen, »kann ich nicht ebensogut kalte Füße kriegen wie du? Kriegst du nicht immer auf unserm Klub kalte Füße, wenn du gewonnen hast?«, un hei set'te dat dörch, hei behöll sine kollen Fäut un sinen Gewinn, un nah 'ne Wil führten de beiden Stadtlüd' af un nemen Bräsigen en En'nlang mit.

Hawermann was all in Begriff, tau Bedd tau gahn, as dat vör de Dör en ludes Reden un Schellen würd un Fritz Triddelfitz mit Krischan Däseln in de Stuw' rinne kamm. – »Gun Abend, Herr Entspekter«, säd Krischan, »un dat is mi ok ganz egal.« – »Wat is'e denn wedder los?« frog Hawermann. – »Herr Inspekter«, säd Fritz, »Sie wissen, wie mir das mit dem – nu – mit dem Maulesel gegangen ist, und nun will Krischan das Tier nicht in dem Stalle leiden.« – »Wat föllt di in?« frog Hawermann. – »Ja, Herr, dat is mi ok ganz egal! Äwer dat kann mi nich egal sin; ick heww mi bi Pird un Fahlen vermeidt un nich bi Kameel un Mulesel. Wo? Denn kann mi Herr Triddelfitz jo woll ok Apen un Boren in den Ridstall rinne bringen?« – »Na, wenn ick di äwer seggen dauh, dat Dirtsall in den Ridstall bliwen un du sallst dat grad so handhaben as jeder anner Fahlen.« – »Ja, wenn Sei mi dat denn befehlen, denn is mi jo dat ok ganz egal, un denn kann jo dat ok ümmer. Na, denn gun Nacht, Herr Entspekter, un nemen S't nich äwel«, un dormit gung hei. – »Herr Hawermann«, säd Fritz, »was wird der Herr von Rambow zu diesem Vorfall sagen? und gar die gnädige Frau?« – »Nun, da beruhigen Sie sich nur, die werden sich nicht viel darum kümmern.« – »Je«, säd Fritz un gung ut de Dör, üm tau Bedd tau gahn, »es ist mir doch gar zu genierlich, daß dies grad mit meiner Stute passiert ist.« – As de Herr von sine Reis' tau Hus kamm, kreg hei de Geschicht von de Voßstaut warm von Krischanen tau weiten, un wil hei en gaudmäudigen Mann was un Fritzen girn liden müggt, indem dat sei beid in weck Stücken sick ähnlich segen, tröst'te hei em un säd: »Lassen Sie das! Mit unserm Vollblutsfüllen-Handel ist's nichts geworden. Sie müssen [349] denken, es sind die gewöhnlichen Folgen einer Mesalliance. Wir jagen später die Stute und das Füllen in die Koppel; und Sie sollen sehn, wir haben noch unsre Freude daran.« – Un so kamm dat ok, ein jeder hadd sine Freud an dat Dirt. Wenn de Dörpkinner des Sünndags-Nahmiddags dörch dat Feld ströpten, gungen sei nah de Fahlenkoppel un bekeken den lütten Mulesel: »Kik, Jöching, dat is hei.« – »Ja, dat is en echten! Kik, wo hei mit de Uhren deiht!« – »Nu kik mal, nu sleiht hei ordentlich achter ut!« – Wenn de Dirns an de Koppel vörbi nah de Rägel gungen, stunnen sei ok still: »Kik, Stine, dor's Herr Triddelfitzen sin Mulesel!« – »Kumm, will'n mal ran gahn, Fik.« – »Ne, dat dauh'k nich, wo süht dat Dirt gruglich ut!« – »Ih, wo du di hest! Du hest doch vör em sülwst nich so'n Grugel, denn hei giwwt di jo ok ümmer de lichtste Arbeit.« – Un in de ganze Gegend würd de Voßstaut un de Mulesel un Fritz nu berühmt, un wo de letztere sick blicken let, dor würd hei nah dat Befinnen von den Mulesel fragt tau sinen groten Verdruß. Dat oll lütt Eselfahling kümmerte sick äwer nich dorüm, dat sprung den Sommer äwer mit de annern wollgeburnen un hochwollgeburnen Fahlen in de Koppel rüm, un wenn em ein von de annern tau nah kamm, wüßt hei em woll eins tau versetten.

23. Kapitel
Kapittel 23

In dit Kapittel rekent Axel un verbetert de Wirtschaft mit Ayrshire-Bullen un Elektoral-Bück. Häuhning will abslutemang äwer de Pümpelhäger Grenz fleigen. Gottlieb spelt Boston, ritt, danzt un singt Vivallera! Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan kiken in den Abendhewen. – Von 'ne Husapteik un oll Schauhtüg, von en stillen Mann un en düster Graww. – De lütt Fru Pastern, Lowise un Bräsig kiken up den Gottesacker, Muchel un sin Häuhning up den Preisteracker.


Dit Johr was för Pümpelhagen en recht gesegnetes, un as de Harwst ranne kamm un de Kurnpris' ok upslogen, was Axel von Rambow dick dörch dörch all sin Sorgen un sine Verlegenheiten, hei rekente un rekente un wüßt ganz genau, [350] wenn hei den Rapp so hoch rekente un de Scheperi so un de Hollänneri so, mit den wovelten Schepel Weiten hei den letzten Daler Schulden betahlen künn. Dat müßt jo mit den Kukuk taugahn, wenn hei dit Johr nich ut alle sine Schulden rute kem. – Äwer dit Johr was dat ok en annern Snack, hei was ok sülwst up Pümpelhagen west, hei hadd sick as Herr ok sülwst dorüm kümmert, un dat Og von den Herrn is in 'ne Wirtschaft, wat de Sünn is in de Welt, unner sinen Schin waßt un ript allens, un achter den Herrn sinen Fauttritt gräunt Low un Gras. Un so wohrte dat gor nich lang', dat Axel unsern Herrgott de Gawen un Gnaden sacht ut de Fingern namm un sick dat gesegnete Johr up sinen Schalm ansniden ded; sogor de högeren Kurnprisen kemen em so vör, as wiren sei sin eigen Verdeinst.

Hei satt nu hoch tau Pird, un wenn em för den Ogenblick tau de notwennigen Wirtschaftsutgawen un tau't Betahlen von de fälligen Wessels bi Daviden un Slus'uhren dat klein Geld männigmal en beten knapp würd, so makte dat wider nicks ut, denn hei hadd sick dörch sine verstännige un dädige Wirtschaft in de Ümgegend einen groten Kredit verschafft, wat hei dorut slot, dat em Pomuchelskopp bi Gelegenheit verschiedentlich Geld anbaden hadd. Dat hadd hei denn ok ahn Bedenken annahmen, üm sick Daviden von den Hals' tau schaffen, un nu betahlte hei mit Pomuchelskoppen sin Geld Daviden un Slus'uhren, un de betahlten't wedder an Pomuchelskoppen, un de wedder an em, un so gung't ümmer in den Ring herümmer, un dese Inrichtung wir ok so wid recht schön west, wenn hei nich ümmer de Einzigste west wir, de Hor bi de Sak laten müßt, un wenn Pomuchelskopp nich de Unbequemlichkeit hatt hadd, de Geldtüten ümtaupacken, dormit hei nich marken süll, dat hei sin eigen Geld ümmer wedder kreg. – Dat was nu nich tau ännern, wenn Pomuchelskopp nich achter sinen Schirm, von wo hei up Pümpelhagen Jagd makte, her vör treden wull; hei gaww sick also dorin, vorzüglich deswegen, wil hei sine Freud' doran hadd, dat de Verkihr so schön lebhaft worden was.

[351] Axel hadd ok sine Freud' an dese Geschäften, denn hei hadd ümmer Geld, de irste Not tau kihren, un dat beten Geld, wat hei dorbi taugaww, kamm em unbedüdend vör, indem dat hei seindag' nich up den Infall kamm, dat mal vör en ganzes Johr tausam tau reken; hei dachte also ok all irnstlich doran, grote Verbeterungen in Pümpelhagen intauführen. – Nu is dat äwer 'ne olle Büx, wenn sei flickt is, dat all de jungen Herrn, de nich wat Rechts von de Wirtschaft verstahn, grad dormit bi ehre Verbeterungen anfangen, womit sei am fix'sten rungeniert warden känen. Ick mein mit den Veihstapel. – Worüm ist dat so? Je, ick mein': woll deshalb, wil de jungen Herrn wenig Mäuh dorvon hewwen, sick en frischen Bullen un en por nimod'sche Schapbück antauschaffen, un wil de Gesetze von de Veihtucht noch so in den Blagen liggen, dat ok de Dummsten klauk doräwer reden känen. Sei bruken blot jede olle, langjöhrige Erfohrung bi Sid tau schuwen, un dat ward ehr nich swor, un denn stahn sei mit ehre jungen Hor ebenso würdig dor as de ollen mit ehre grisen.

In Pümpelhagen was 'ne Hollänneri von Breitenburger Käuh, de de oll Kammerrat mit Hawermannen sine Hülp un up Hawermannen sin Anraden anschafft hadd. Hirbi müßt nu wat Nigs dahn warden, Axel reis'te also nah Sommersdörp, nah Pommern, wo 'ne Veihaukschon hollen würd, un köffte up Pomuchelskoppen sin Anraden en wunderschönen Ayrshire-Bullen. Worüm grad den? Na, irstens, wil hei schön was, tweitens, wil hei ut Schottland was, un drüddens, wil't wat Nig's was. – In Pümpelhagen was 'ne Schaphaud von Negretti-Stamm, de vel Wull gaww un sick ümmer sihr indräglich utwisen ded; äwer up den Wullmark hadd Pomuchelskopp, as hei säd, 11/2 Daler mihr kregen för den Stein, also let de jung' Herr sick von den Herrn Nachboren för düres Geld en por hochfine Elektoral-Bück ansnacken. Dat hei sick ut de Pundtall, de hei pro Kopp scheren ded, den ganzen Utdrag bereken kunn un gegen Pomuchelskoppen tau sinen groten Vurtel bereken kunn, föll em nich in; hei hadd jo so naug wat anners tau reken. [352] Hawermann wehrte sick mit Hand un Faut gegen dese nigen Inrichtungen, äwer vergews; in sinen jungen Herrn sine Ogen was hei en ollen Mann, de in den Achtersälen kamen was un nu mit de Welt nich mihr furtkunn, un wenn em de oll Mann tau stark mit vernünftige Grün'n tauset'te, hadd hei ümmer de sülwige Antwurd: »Aber, mein Gott! Wir können's doch einmal probieren«; dachte äwer dor nich an, dat bi weck Ding' Probieren un Rungenieren egal is. De Inspekter kunn nicks in de Sak dauhn un müßte Gott noch danken, dat sin Herr noch nich up de Vullblaud-Pirdtucht verfollen was, wat äwer ok all stark in de Luft rümspäuken ded. De junge Fru kunn ok nicks hinnern, denn sei wüßt nich, up wecke Ort ehr Mann de Verlegenheiten bi Sid schow, sei müßt sick, ahn dat sei glikgültig an de Dingen vörbi gung, vörlöpig an dat hollen, wat sei sach, un dat was bi Axeln ogenschinlich grote Taufredenheit un güldene Utsichten.

Ok in Gürlitz bi Pomuchelskoppen un sin Häuhning was idel Taufredenheit, dat heit grad nich hüsliche; äwer de verlangten sei in ehre Bescheidenheit ok nich, ne, sei wiren taufreden mit den glatten Rundgang von de Geldgeschäften, un de Utsichten würden in den eigentlichsten Verstan'n ümmer güldener, denn de Grenz tüschen Pümpelhagen un Gürlitz würd ümmer undüdlicher, je mihr dor queräwer schrewen würd, un Pomuchelskopp hadd blot tauwilen dat unangenehme Geschäft, sin Häuhning de Flüchten intaustutzen, wenn sei abslut nu all äwer den Grenztun fleigen un up jensid von em ehre Maden säuken wull.

In Jochen Nüßlern sinen Hus' satt de oll Dam' Taufredenheit so recht behaglich up den Diwahn, un wenn einer dor von güldene Utsichten hadd reden wullt, denn hadd hei dat in den Sinn dahn, as de Poeten von einen »güldenen Morgenhewen« reden, nich as wenn sei glöwen, dat de Goldglanz den Morgenhewenglanz glik kümmt, ne, blot wil sei nicks Schöneres kennen, indem dat sei dat man selten tau seihn krigen. Gottlieb puppte sick allmählich ut de langhorige Petistenrup herute un fung so bi Lütten an, de Welt[353] mit anner Ogen antauseihn as dörch de blage Brill, de sei em tau Erlangen oder süs wo upset't hadden. Hei spelte sogor all tau Bräsigen sine Freud' sihr slicht Boston, hadd sick mal tau Pird set't, was ahn allen Schaden affollen un was sogor up Jochen Nüßlern sine Austköst kamen, hadd tworsten nich danzt, d.h. öffentlich vör alle Lüd' Ogen, hadd sick äwer doch von Lining in de Nebenstuw' en Schottschen inäuwen laten un hadd taum Sluß mit düdliche, äwer man erbärmliche Stimm »Vivallera!« sungen. – Äwer Rudolf? Na, von den will'n wi denn nu wider nicks nich seggen, as wat Hilgendörp tau Bräsigen sülwst seggt hett: »Bräsig, dei? – Grad so as ick was: nich dod tau krigen! Knaken as Elfenbein! Hei smitt blot en Og' hen, denn weit hei Bescheid, grad so as ick! Un Bäuker? – Nich rög an! Grad so as ick!« – Fru Nüßlern was glücklich äwer dat Glück von ehre Kinner, un Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan seten männige Stun'n einträchtiglich tausam un keken sick, ahn wider wat tau seggen, nah de Ogen un dachten an de Tid, wenn sei en nigen Thronfolger kregen, Jung'-Jochen Rudolfen un Jung'-Bauschan Jung'-Bauschan den siebenten. Dat was grad kein Morgenhewen, äwer för genäugsame Lüd', as Jochen un Bauschan wiren, süht ok en Abendhewen männigmal gülden ut.

So was also in jeden Hus' in de ganze Gegend Glück, för jedes nah sine Ort, blot in den einen Hus', wo de Freden sick so recht behaglich inmeid't hadd un Winters an den warmen Abend un Sommers unner de Lind vör de Dör un in de Lauw' in den Goren satt un as so en ollen braven Grotvader taum Rechten seihn hadd un de lütte Lowise ehre lustigen Sprüng' in Obacht namen un Fru Pastern ehren Wischdauk regiert un den Herrn Paster sine Schriwwten in Ordnung hollen hadd, dor wull't nich mihr mit den ollen Grotvader, hei hadd still Afschid namen un hadd de Dör sachten taumakt un was dorhen gahn, von wannen hei kamen was; un achter em was de Unrauh un de Sorg' intrekt, denn de gaude olle Paster was ümmer swacker worden. Hei hadd kein eigentlich Lager un keine besondere Krankheit, un Dokter [354] Strump tau Rahnstädt hadd bi den besten Willen ut all de dreidusend säbenhunnert un säbenunsäbentig Krankheitsorten, de den Minschen von Rechts wegen taustahn, keine einzige rute funnen, de up em passen ded; hei müßt sick also so behelpen, un dat ded hei, denn de olle truge Grotvader Freden hadd em, as hei Afschid namen hadd, de Hand up den Kopp leggt un hadd tau em seggt: »Ick gah, äwer blot för 'ne korte Tid; denn treck ick wedder bi dine Regine in. Du brukst mi nich üm di herüm, wil dat ick all sid lange Johren in dinen Harten intreckt bün in eine swore Stunn', as du mit Gott un de Welt afsluten dedst. – Nu slap in! Mäud wardst du woll sin.«

Un mäud was hei, sihr mäud. – Sine Regine hadd em up den Sofa leggt unner de Billergallerie, up sinen Wunsch so, dat hei ut dat Finster seihn kunn, sine Lowise hadd em warm taudeckt, un sei wiren beid up de Tehnen rute gahn, dat em de Rauh nich stürt würd. – Buten föllen de irsten Sneiflocken in desen Winter von den Hewen heraf, sachten, ümmer sachten; un't was buten so still as binnen, as binnen in sinen Harten; un em was't, as wenn de segnenden Christus-Hän'n em winken un wisen deden – kein Minsch hett dat seihn, äwer sine Regine hett sick de Sak nahsten utdüd't –, un hei is upstahn un hett dat Schapp upslaten, wat hei noch von sin sel' Vaders wegen her hadd un wat sin sel' Mutting ümmer sülwst ni bohnert hadd, un hett sick in den Lehnstauhl dorvör set't un hett dat noch mal seihn wullt, wat em an dese Ird leiwlich un schön dünkte.

Dat Schapp was sin Raritätenkasten för allens, wat em in sinen Lewen mal wichtig un markwürdig west was, dat was sine Husapteik, in de hei sine Middel gegen de Not un de Sorgen von dese Welt verwohrte, de hei brukte, wenn sin Hart krank was, einfache Husmiddel, äwer sei slogen ümmer an. Sei wiren nich in Gläs' un Buddeln un Schachteln verpackt, un kein Gebrukzettel was doran bunnen, sei wiren mal tau 'ne glückliche Stun'n von sine Hand plückt un taum Gebruk verwohrt. – Allens, wobi hei sick mal 'ne reine Freud [355] wedder in't Gedächtnis taurügg raupen kunn, lagg in dit Schapp, un wenn hei mal trurig was, denn frischte hei sine Seel dormit wedder up, un seindag' nich slot hei dat Schapp tau, ahn de Kraft von sin Middel tau verspören un sinen Dank dorför uttauspreken. Dor lagg de Bibel, de hei as Knaw' tauirst von sinen Vader kregen hadd, dor stunn dat schöne Kristallglas, wat em sin beste Universitätsfründ taum Afschid schenkt hadd, dor lagg dat Taschenbauk, wat em sine Regine as Brud stickt hadd, dor lagg de Muschel, de em nah Johren de Matros' schickt hadd, den hei mal wedder up den richtigen Weg wis't hadd, dor legen Lowise un Mining un Lining ehre Nijohrs- un Wihnachtswünsch, de sei mit Tint un Fedder up dat Poppier tausam stamert hadden, un dorbi ehre irsten prünigen Handarbeiten; dor lagg de verdrögte Brudkranz von sine Regine ehren Ihrendag un de grote sülwerbeslagene Billerbibel, de em Hawermann, un de sülwerbeslagene meerschümene Pipenkopp, den em Bräsig taum fiwunsäbentigsten Geburtsdag schenkt hadden, un unnen in dat Schapp stunn Schauhwark; dat Schauhwark, wat Lowise un Regine un hei anhatt hadden, as sei tauirst in dat Gürlitzer Parrhus intreden wiren.

Oll Schauhwark is nich schön, för em möt dat äwer leiwlich antauseihn west sin, denn hei hett sick dat rute halt un hett dat bi sick rümmer leggt un hett dat lang' anseihn un sick vel dorbi dacht, un hett sine irste Bibel up den Schot namen un de Bergpredigt von unsen Herrn Christus upslagen un dorin lest. – Kein Minsch hett dat seihn, äwer't was ok nich nödig, sine Regine wüßt jo doch, wo't all gescheihn was. – Un dunn is hei sihr mäud worden un hett den Kopp in de Lehnstauhleck rinne drückt un is sachten inslapen.

So hewwen sei em funnen, un de lütte Fru Pasturin hett sick bi em up den Lehnstauhl set't im hett em ümfat't un em de Ogen taudrückt un hett ehren Kopp an sinen leggt un hett still för sick hen weint, un Lowise hett sick tau sinen Fäuten smeten un de Hän'n äwer sine Knei folgt un mit de weinenden Ogen de beiden leiwen, stillen Gesichter anseihn. Dunn [356] hett de lütte Fru Pasturin en Krünkel up de Blattsid von de Bibel makt, hett sei em sacht ut de Hand namen un is upstahn, un Lowise ok, un is ehr üm den Hals follen, un dunn sünd sei beid in ein ludes Weinen utbraken un hewwen Schutz un Trost an enanner söcht, bet dat hett düster warden wullt. Dunn hett de lütte Fru Pasturin den Herrn Paster sine Stäwel un ehr Schauh tausamen in dat Schapp stellt un hett seggt: »ick segen den Dag, as ji tausamen in dit Hus treden sid«; un hett Lowise ehre lütten Schauh dorbi stellt un hett seggt: »un ok den Dag, as ji tauirst äwer den Süll gahn sid«, un dunn hett sei dat Schapp tauslaten mit all sine Freuden.

Nah drei Dag' was de gaude Paster Behrens begrawen up sinen Kirchhoff up en Flag, wat hei sick bi Lewtiden mal sülwst utsöcht hadd un von wo einer dörch de hellen Ruten von dat Pasterhus in de Wahnstuw' seihn kunn un up dat de Morgensünn tauirst fallen ded.

De Leddragen wiren gahn, ok Hawermann hadd gahn müßt, blot Unkel Bräsig hadd gradtau erklärt, hei wull de Nacht in den Pasterhus' bliwen, un hadd den Dag äwer hülprike Hand baden un slek sick nu, as hei de beiden Frugenslüd' Arm in Arm an dat Finster stahn sach, in ehre trurigen Gedanken verluren, sacht ut de Stuw' nah sine Slapkamer rup un kek in'n Schummern ut dat Finster nah den Kirchhoff räwer, wo dat düstere Graww still in den witten Snei lagg. Hei dachte an den Mann, de dorunner lagg, wo em de so oft de Hand entgegenreckt hadd, em tau helpen un tau raden, un hei lawte sick dat an, hei wull't an de lütte Fru Pasturin nah Kräften vergellen. – Un unnen in de Wahnstuw' stunnen de beiden verwais'ten Frugenslüd' un keken ok nah dat düstere Graww räwer un lawten sick still in den Harten all de Leiw' un Fründschaft an, de de stille Mann, de dorunner lagg, so oft ehr vörhollen un so oft an ehr äuwt hadd. Un de lütte Fru Pasturin dankte Gott un ehren Paster, dat sei ehr in ehr Led so'n schönen Trost schenkt hadden, as sei in ehren Armen höll, un strakte ehre Lowise äwer dat glatte Hor un küßte sei ümmer wedder, un Lowise bedte tau Gott un ehren annern [357] Vader, dat sei sei utrüsten süllen mit allens, wat schön un gaud wir, dat sei't all ehre Plegmutter in den Schot leggen künn. – Ja, de frischen Gräwer sünd as de Driwbedden, de de Gärtner anleggt, dat hei de schönsten Blaumen dorup trecken will; äwer ok fule Poggenstäuhl driwen up dese Bedden.

Den sülwigen Abend stunnen in Gürlitz noch twei anner Lüd' an't Finster un keken in den Halwschummern dörch de Ruten, nich nah den Gottesacker, de lagg ehr wid af, ne, nah den Preisteracker, un Pomuchelskopp säd tau sin Häuhning, nu künn't ehr nich fehlen, nu föll de Acker ut de Pacht, nu süll sei em man laten, mit den nigen Preister wull hei vör de Wahl mal en Wurd reden. – »Muchel«, säd Häuhning, »de Pümpelhäger ward dat nich liden, de lett den Acker nich ut de Fingern.« – »Häuhning, ut de Fingern? Den heww ick jo sülwst in de Fingern.« – »Ja, wenn de jung' Herr sick ok woll schicken möt; wo äwerst denn, wenn wi so'n jungen Preister hir herkriegen, de sülwst wirtschaften will?« – »Klucking, ich kenn dich gar nich wieder, mein liebes Klucking! Wir haben ja die Wahl; wir wählen uns einen Petisten. Die Art ist bloß mit Bibel und Gesangbüchern und Traktaten und haben zum Wirtschaften keine Zeit.« – »Je, du wählst man nich allein, dor is noch Pümpelhagen un Rexow un Warnitz.« – »Klucking, Warnitz un Rexow! Was können die gegen Pümpelhagen un Gürlitz? Wenn die Pümpelhäger und meine Leute zusammen stimmen ...« – »Verlat di nich up din Lüd', de Ban'n deiht di't all taum Schawernack. Un wat meinst du, wat di de Pasterfru woll all taum Schawernack ded? Un sei kann't, dat ganze Dörp hängt an ehr as de Kliben.« – »Kann ich sie nicht wieder schikanieren? Die soll mir fort hier aus dem Dorf! Ein Prediger-Witwenhaus is nich hier, und ich soll ihr wohl eins bauen? Prosit die Mahlzeit, Frau Pastohrin, gehn Sie man ein Haus weiter.« – »Kopp, du büst en groten Schapskopp! De Wahl is jo all vörher.« Dormit gung sei. – »Klucking«, rep hei ehr nah, »ich bitte dich, liebes Klucking, ich kriege das alles zurecht.«

[358] Ja, up de frischen Gräwer bläuht ok männiges Unkrut, wenn de Arben hungrig ehre Hän'n nah Geld un Gaud von den stillen Mann utrecken, wenn de Nahwer de Not von Witwen un Waisen benutzt, sin Hus un Hoff un Goren un Feld gröter un staatlicher tau maken, un wenn de Gemeinheit in de bequeme Sofaeck sitt un doräwer grüwelt, en grotes Unglück för sick tau 'ne Melkkauh uptaubörnen.

24. Kapitel
Kapittel 24

Wat Franz in den Pasterhus dauhn wull un doch nich ded. Worüm Bräsig koppschu un Fritz stolz ward. Wedderseihn un Verdreitlichkeiten. – 2000 Daler futsch! – Wer möt helpen? De olle brave Pomuchelskopp un de Preisteracker.


Bräsig was de Woch' äwer in den Pasterhus' blewen, hei bröchte allens in de Reih, wat bi so 'ne Verännerung notwendig is, hei namm dat ganze Inventor up, schrew ganze Hümpel von de drulligsten Truerbreiw', drog sei sülwst bad'wis trotz Snei un Küll un Podegra tau de Post un rekente in Rahnstädt mit Schauster un Snider tausam un satt nu an den Mandag nah dat Gräfnis mit de Fru Pastern un Lowise an den Frühstücksdisch, indem dat hei glik nahher afmarschieren wull, as en Wagen vör de Dör höll un Franz von Rambow ut em sprung un glik dorup gesund un fröhlich in de Stuw' tred. Äwer wo still würd hei utseihn, as hei de swarten Truerkleder von de beiden Frugens gewohr würd! – »Mein Gott«, rep hei in de irste Äwerraschung, »was ist passiert? Wo ist der Herr Pastor?« – De lütte Fru Pasturin was ut ehren Korflehnstauhl upstahn un gung nu an den jungen Herrn heran un gaww em de Hand un säd mit Mäuh: »Mein Paster ist verreis't, in seine Heimat verreis't, und er läßt alle grüßen, alle« – hir äwernamm't ehr un sei weinte achter ehren Taschendauk – »alle, die er einmal lieb gehabt hat, Sie auch.« – Un Lowise gung ok an em ranne un gaww em de Hand, ahn wat tau seggen. Ehr was dat Blaud in't Gesicht stegen, as sei em tauirst seihn un kennt hadd, nu was [359] sei äwer wedder still un hadd sick fat't. Un Bräsig schüddelte em de Hand un red'te von dit un dat, üm de Gesellschaft up annere Gedanken un äwer de irste Weihdag' wegtaubringen; äwer Franz hürte nich dorup, hei stunn as angedunnert, de Nahricht was em tau hastig un tau hart in sine fröhlichen Hoffnungen fallen.

Hei was twei Johr up de Akademie in Eldena west, was dor flitig west un hadd sick dor Kenntnissen aneigent nah alle Richt hen, as sei dat widlüftige Feld von de Landwirtschaft verlangt un as sei so 'ne Anstalt beiden deiht; den praktischen Deinst kennte hei genau von Hawermannen her; hei würd nu mündig un kunn sine Gäuder antreden; em stunn nicks in den Weg', wenn hei en Husstand begründen wull, as sine eigene Äwerleggung. Dese un den seligen Paster sine ruhigen, verstännigen Breiw', de jede entfirnte Upförderung un Anspelung ängstlich vermeiden hadden un bi alle fröhliche Herzlichkeit ümmer up Verstand un Vernunft henwis't hadden, hadden em vör vörilige Schritten un hastiges Dauhn bewohrt. Hei hadd kein kolles Hart, sin slog ebenso heit in de Bost as bi jeden annern jungen Minschen, de sick bi den irsten Anblick bet äwer de Uhren verleiwt un sine Hand un sin Hart up en Presentierteller vör sick herdröggt; äwer hei was von lütt up an up sine eigne Vernunft un up sine eigenen Handlungen stellt worden un hadd ok geringe Ding'n mit Äwerleggung bedrewen – weck säden, mit tauvel Äwerleggung –, äwer dat schadt nich! In desen Punkt hadd hei recht, desen Hauptschritt för't Lewen wull hei mit warmen Harten, äwer ok mit käuhlen Kopp dauhn. Hei hadd sin Hart bedwungen, hadd all de säuten Dröm von Glück un Seligkeit fast in sine Bost verslaten as den säuten Karn in de harte Nät, hei hadd sei nich vör idel Lust un Genuß upknackt, hei hadd gedüllig täuwt, bet glückliche Ümstän'n as Sünn un Regen sachten de Schell von sülwst platzen leten, dat de Kin gesund tau Dag' kamen künn un en Bom dorut würd, unner den sinen Schatten hei mal glücklich mit sine Lowise sitten kunn. Un wenn sin Hart [360] einmal hastiger slagen ded un em taum Besäuk un taum Wedderseihn driwen ded, denn hadd hei wacker dorgegen streden mit gerechten Sinn gegen sin Mäten, dat sei nich drängt würd, dat sei Tid hadd, sick tau finnen un tau faten; un mit Stolz hadd hei dorgegen streden: hei wull sine glückliche Lag' nich as Friwarwer vörup lopen laten. Un wenn sin Hart ok männigmal bläuden ded in so'n Strid, denn hadd hei em frisch un stramm tauraupen: »Hand von den Sack! Lotterie spelen wi hir nich! So ein Verdeinst is tau licht wunnen un tau licht utgewen. – De Verdeinst sall gellen, de einen sur worden is, dor hett hei nahst ok sine Freud' an. Wat nich surt, dat säut't ok nich!«

Äwer nu was hei mündig worden, nu was hei in allen Kanten en Mann worden, nu was sinen eigenen Stolz un sine Ihrlichkeit gegen dat leiwste, säutste Mäten up de Welt ehr vulles Recht gescheihn, nu gräunte de Kin von den Nätkarn dörch de harte Schell gesund un fröhlich ut de düstre Ird an dat Licht herute, nu was't Tid, em tau plegen, dat en Bom dorut würd, nu was't nich Tid allein, nu was't ok Schülligkeit. Nu smet hei sick in sinen Wagen, de Strid tüschen de käuhle Äwerleggung un dat heite Hart was tau En'n, de Äwerleggung blew tau Hus, sauber inpackt, dat sei em nich afhannen kamen ded, denn hei kunn sei nahsten noch bruken, un dat heite Hart namm hei mit un hett dat unnerwegs so vel tröst't un buss't un em säute Leder sungen, as wir't en Wickelkind un hei de Mutter dortau.

Ach, un nu was de Freud' dorhen, de Leder von Glück un Leiw' wiren ümsüs sungen, sin Hart slog tüschen de beiden bedräuwten, swarten Truergestalten unrauhiger as vördem, un hadd hei de Äwerleggung ok tau Hus laten, sin minschlich Gefäuhl, sine Ihrfurcht vör so 'ne grote Truer un sin Andenken an den ihrwürdigen, stillen Mann wiren mit em führt, un gegen so 'ne Macht stritt kein ihrlich Hart; dor giwwt sick dat, wenn ok mit Wunden un Weihdag'. – De Leiw' is vull Eigensucht un kennt keine Rücksicht för annere, seggen de Lüd', un't is ok wohr! Sei is 'ne Welt för sick un [361] geiht ehren eigenen Gang, as wenn ehr nicks anners kümmern deiht; stammt sei äwer von Gott, denn is ehr de Gang nah ewigen Gesetzen vörschrewen, dat sei nicks ut de Richt bringt, nahrends anstött un de annern Welten mit ehr säutes, mildes Licht anstrahlt as de Abendstirn, wenn hei Rauh in de kranken Harten gütt.

So was ok Franzen sine Leiw', sei kunn nich anstöten, kunn kein Unrauh äwer annere bringen, sei müßte trösten un heilen, un dorüm bedwung hei sin Hart un sweg. Un as hei Afschid namm in den Pasterhus', dunn was em tau Maud' as en Wannersmann, de mit Mäuh un Sweit nah den Kirchtorm ran kamen is, de em von Firn winkte, un nu bi de irsten Hüser tau weiten kriggt, dat dit nich de rechte is un dat dat En'n von sine Reis' noch wid achter liggt; hei deiht en deipen, frischen Drunk un wannert denn rüstig wider.

Dat was en schönen, hellen Winterdag, as Franz nah Pümpelhagen wider gung un den Wagen langsam folgen let; Bräsig gung mit em. De junge Mann was in eigenen deipen Gedanken, Bräsig gor nich, un so stimmten sei nich recht tausam. Bräsig hadd ok woll dat Mul hollen kunnt von all de Geschichten, de hüt in sinen Kopp späukten; äwer dat was ein von de glücklichsten Eigenschaften von Unkel Bräsigen, dat hei't seindag' nich markte, wenn hei äwerlästig würd. Tauletzt indessen müßte hei doch gewohr warden, dat de jung' Herr doch ok rein gor nicks antwurt'te; hei stunn also still, ungefihr up dat sülwige Flag, wo em Axel dunn so smählich hadd afstinken laten, un frog: »Wo? Bün ich vielleicht hier bei Sie in Unbequemlichkeiten? Es ist mich das hier auf dieses Flag schon mal passiert mit Ihren gnedigsten Herrn Vetter; denn kann ich ja auch wie dazumalen ein Haus weiter gehn.« – »Lieber Herr Inspektor«, säd Franz un fot den ollen sine Hand, »Sie dürfen mir das nicht übel nehmen; der Tod von dem alten braven Pastor und die traurige Veränderung in dem lieben Pastorhause haben mich gar zu tief ergriffen.« – »So«, säd Bräsig un drückte em de Hand, »wenn das ist, denn nehm ich Ihnen das gut, und das hab' ich ümmer [362] gesagt, auch zu die Frau Pastern und die kleine Lowise, Sie sind der gebildete Ökonomiker, wie er in's Buch steht, indem daß Sie menschliches Gefühl in der Brust haben und zugleich auch aufpassen auf die ßackermentschen Hawjungs; und Rudolfen habe ich ümmer gesagt, er soll Sie zum Augenspiegel nehmen. Kennen Sie Rudolfen?« Un nu fung hei von Rudolfen un Mining un Gottlieben un Lining an tau vertellen un bröchte de ganze Ümgegend mit int' Spill, un Franz bedwung sick un hürte upmarksam tau, so dat hei, as sei nah Pümpelhagen kemen, mit allen Bescheid wüßt, sogor mit Pomuchelskoppen un sin Häuhning. – »So«, säd Bräsig, as sei up den Pümpelhäger Hoff kemen, »Sie gehen nu zu Ihren gnedigsten Herrn Vetter und ich zu Hawermannen, und was ich Ihnen von Pomuchelskoppen und seine heimlichen Projektionen gesagt habe, das bleibt so präter propter unter uns, und darauf können Sie sich verlassen, aufpassen tu ich, und macht er hier noch weitere Fisematenten, denn krieg ich sie raus.«

Äwer Franz gung nich in dat Herrnhus, hei sprung vör Bräsigen tau in't Wirtschaftshus herinne, in de Stuw', wo hei so männige stille, herzliche Stun'n mit sinen ollen, truen Lihrmeister verlewt hadd, un föll den ollen Mann üm den Hals, un Olt un Jung legen sick in den Arm, as wenn de Tid un de Johren tüschen de beiden utstreken wiren, un de ollen Ogen würden fucht un de jungen Backen farwten sick frischer, as müßt dat Öller sinen Dau un sinen Segen gewen, dat dat junge Hart heller upgräunen künn. – So was't, un so süll't ümmer sin! – Un Franz gung ok up Fritz Triddelfitzen in un reckte em de Hand hen: »Guten Tag, Fritz.« Äwer Fritz hadd ok sinen Stolz, dat was de börgerliche Stolz, un hei hadd ok sine Rachsucht, dat was de Rachsucht, de hei nah dat Grabenrangdewuh in den Arwtacker rin stampt hadd, un hei säd käuhl: »Wie befinden Sie sich, Herr von Rambow?« – »Fritz, bist nich klug?« frog Franz und dreihte em rund üm un let em stahn, as wir Fritz 'ne unergründliche Frag', an de sick nu en anner versäuken künn, un gaww de [363] beiden ollen Herrn de Hand im gung tau sinen Vetter. – »Korl«, säd Bräsig un set'te sick an den Disch, wo dat Eten all upstunn, »ein exzellenter junger Mensch, dieser Herr Von! – Und was habt Ihr hier for einen schönen Sweinbraten! In sieben kolle Winter habe ich keinen Sweinbraten mehr gesehen.«

De Empfang, den Franz bi sinen Vetter Axel funn, was herzlich, un de Freud tau em uprichtig, un dat let sick woll denken, denn de beiden Vettern wiren jo de einzigen männlichen Nahkamen von ehr Geslecht. Frida, de Franzen all vördem up ehre Hochtid kennen lihrt hadd, freu'te sick vör allen tau den gauden un verstännigen jungen Mann un ded allens, üm em den Besäuk angenehm tau maken, un as Hawermann nah dat Middageten Bräsigen dat Geleit gewen hadd un nu äwer den Hoff taurügg gung, schickte sei nah em rute un let em taum Koffe bidden, wil sei mit Recht glöwte, dat dat Franzen leiw sin würd. Bi dese Gelegenheit kamm dat nu äwerst rute, dat Franz all vörher in dat Wirtschaftshus gahn was un den irsten Besäuk bi den Inspekter makt hadd, wat Axeln en beten versnuppen ded; hei krüs'te de Stirn bi de Nahricht, un sine Fru wenigstens markte dat glik, dat em de Herr wedder upstöten ded. Dat wir nu glikgültig west, wenn hei nich so unverstännig un ungerecht west wir, dat hei Hawermannen dörch en kolles, vörnemes Wesen dat entgellen let, wat Franz verseihn hadd – wenn't äwerall en Verseihn was.

De Gesellschaft stimmte also wedder nich ganz tausam; jedes fründliche Wurd, wat tüschen Hawermannen un Franzen wesselt würd, was Axeln entgegen; hei würd ümmer stiwer un köller, un de ganze Unnerhollung was all, trotz den schönen, warmen Sünnenschin, den de junge Fru um sick rümmer schinen let, up den Punkt intaufrieren, as Hawermann mit en Mal upsprung, an dat Fenster gung un ahn wideres ut de Dör lep. – Axeln sin Gesicht würd düsterrot von den Arger, de in em upsteg: »Das ist doch ein zu rücksichtsloses Betragen!« rep hei, »mein Herr Inspektor scheint [364] sich von jeder gewöhnlichen Höflichkeit emanzipieren zu wollen.« – »Das muß etwas Wichtiges sein«, säd Frida un tred an dat Finster. »Was hat er da mit dem Tagelöhner?« – »Das ist ja der Tagelöhner Regel!« säd Franz, de ok ut dat Finster sach. – »Regel? – Regel?« frog Axel un sprung nu ok up, »das ist ja der Bote, den ich gestern mit 2000 Talern in Gold nach Rostock geschickt habe, der kann ja noch nicht wieder zurück sein.« – »Das wird's sein«, rep Franz, »was den alten Mann so außer Fassung bringt. – Sieh bloß, er vergreift sich an dem Menschen! – So hab ich ihn nie gesehn!« Un dormit lep hei ut de Dör, Axel achter em drin.

As sei rute kemen, hadd de oll Inspekter den jungen, kräftigen Daglöhner in den Bussen fat't un schüddte em, dat em de Haut in den Snei föll: »Dat sünd Lägen!« rep hei dortüschen, »dat sünd niderträchtige Lägen! – Herr von Rambow, der Kerl hat das Geld verloren!« rep hei den Herrn tau. – »Ne, sei hewwen mi't afnamen!« rep de Daglöhner dormang un stunn dodenblaß dor. – Axel was ok blaß worden: de 2000 Daler hadd hei eigentlich all lang' nah Rostock betahlen müßt, hadd't äwer ümmer noch up de lange Bänk schawen, bet em dat Füer up de Nägel brennen ded, un hadd sei sick nu von Pomuchelskoppen leihnt – un nu wiren sei weg. – »Es sind Lügen!« rep Hawermann, »ich kenne den Kerl. Der sollte sich mit Gewalt Geld nehmen lassen? Keine zehn Kerle sind imstande, ihm auch nur eine Pfeife Tabak mit Gewalt zu nehmen«, un fohrte wedder up den Kirl in. – »Halt!« rep Franz un tred dortüschen, »lassen Sie den Menschen einmal ganz ruhig erzählen. – Wie ist es mit dem Gelde?« – »Sei hewwen mi't namen«, säd Regel. »As ick vermorrntau achter Rahnstädt was, bi den Galliner Holt, kemen mi twei Kirls entgegen, un de ein bed mi üm en beten Füer up de Pip, un as ick em dat anslagen wull, fot mi de anner von achtertau an de Gördel un ret mi achteräwer, un dunn nemen s' mi dat swart Packet ut de Tasch, un dunn lepen s' in den Galliner Holt rin, un ick achter her, kunn sei äwer nich wedder krigen.« – »Was ist das?« föll Axel [365] hir in, »wie kommt Er heute morgen erst beim Galliner Holz, das eine halbe Meile hinter Rahnstädt liegt? Hab' ich Ihm nicht ausdrücklich anbefohlen, Er solle sich von dem Bürgermeister zu Rahnstädt einen Paß geben lassen und dann die Nacht durch gehen, damit das Geld heute mittag um 12 Uhr in Rostock sei?« (Dat was de letzte Termin, an den dat Geld betahlt warden süll, süs süll hei verklagt warden.) – »Ja, Herr«, säd de Daglöhner, »un den Paß heww ick mi ok gewen laten, un hir is hei«, un halte em ut sine Hautsneer rute, »äwer de Winternacht dörch tau gahn, dat is doch ok so'n Stück, un ick bün bi mine Fründschaft blewen in Rahnstädt un dacht ok so, ich kem doch woll noch tau rechter Tid nah Rostock.« – »Krischan Däsel!« rep Hawermann äwer den Hoff räwer un was ganz ruhig worden, denn blot de faste Äwertügung, dat em de Daglöhner grad in't Gesicht rinne log, hadd den ollen Mann in Upregung bröcht. – »Herr von Rambow«, säd hei, as Krischan ranne kamm, »befehlen Sie nicht, daß der Justiziarius geholt werden soll?« – un as Axel taustimmt hadd, säd hei: »Krischan, nimm di mal de beiden Vörpird von de Kutschpird un legg s' mal vör de Halfschäs'. Du sallst den Herrn Burmeister ut Rahnstädt halen; en Breiw will ick di dortau schriwen. – Un Hei, Regel, kam Hei mal mit, Em will ick en stillen Platz anwisen, wo Hei sick besinnen kann.« Dormit gung hei mit den Daglöhner af un slot em in 'ne Kamer in.

As Axel nu mit sinen Vetter in dat Hus taurügg gung, hadd hei jo de beste Gelegenheit, den jungen Mann mit sine Geldverlegenheit bekannt tau maken; äwer, obschonst hei wüßt, dat de em mit Lichtigkeit helpen kunn un würd, sweg hei doch. Un dat is 'ne wohre, äwerall gültige Erfohrung, dat sick de richtigen Schuldenmakers vel leiwer an dat harte Hart von en Wucherer wenden as an dat weike von Frün'n un Verwandten. Sei sünd tau stolz, ehr Schulden un ehr Schuld intaugestahn; äwer nich stolz naug, bi de nichtswürdigsten Geldjuden tau bidden un tau borgen. Äwer't is kein Stolz, 't is nicks wider as de jämmerlichste Feigheit, de sick [366] vör de vernünftigen un wollgemeinten Vörstellungen von Frün'n un Verwandten fürchten deiht.

Axel sweg also un gung unrauhig in de Stuw' up un dal, wo sick Frida mit Franzen äwer desen besonderen Fall unnerhöll. De Sak was allerdings för den Herrn sihr von Bedenklichkeit, dat Geld müßt schafft warden, süs kunn hei verklagt warden, was mäglicher Wis' all verklagt. Hei höll't nich länger ut, hei let sick sin Pird bringen, un obschonst dat all schummern warden wull, red hei spazieren – so säd hei wenigstens –, red äwer tau Pomuchelskoppen.

Pomuchelskopp hürte den Herrn von Rambow sin Mallür mit gor tau vele Weihleidigkeit an un swögte äwer de Slichtigkeit von de Minschen un meinte, wotau denn de Herr von Rambow äwerall en Inspekter hollen ded, wenn de nich mal so vel Verstand hadd, em för so 'ne wichtige Sak en säkeren Minschen antauschaffen, un meinte, hei wull noch nicks seggen, äwer dor künn ok woll noch wat anners achter steken; indessen säd hei vörlöpig noch nicks, äwer dat wull hei denn doch seggen, dat Hawermann denn doch ümmer sihr up sinen eigenen Vurtel bedacht west wir, so taum Bispill mit den Preisteracker; tau dese Pachtung hadd hei den verstorbenen Herrn Kammerrat ok man beredt, dat hei sülwst mihr Lastengeld kreg, denn de Pümpelhäger Wirtschaft hadd apenboren Schaden von de Pachtung, un dat wull hei em bewisen. Un nu rekente hei Axeln en langen Strämel vör, worin em de gor nich folgen kunn, wil hei äwerall nich tau reken verstunn un för den Ogenblick blot an sine Geldverlegenheit dachte. Hei säd also tau allens »ja« un kamm nu tauletzt mit sin Anliggen taum Vörschin, dat em Pomuchelskopp noch einmal 2000 Daler vörscheiten süll. Pomuchulskopp wrüng sick irst en beten un kratzte sick achter de Uhren un säd tauletzt ok »ja«; äwer unne de Bedingung, dat Axel den Preisteracker von den nigen Paster nich wedder pachten wull. – Dit hadd den jungen Herrn nu stutzig maken kunnt, un Muchel fäuhlte dat ok richtig rute, hei bewist' em also wedder mit Tallen, dat de Gürlitzer Wirtschaft vel ihre [367] dese Pachtung äwernemen kunn un dat sei up dese Wis' beid' bi den Tusch gewünnen. Axel hürte mit halwen Uhren tau un säd tauletzt tau, dit Verspreken schriftlich von sick tau gewen; sine Geldverlegenheit was dringend, de irste Not müßt' kihrt warden, un hei was so recht de Mann dortau, sine Melkkauh den Hals aftausniden, üm dat Fell tau verköpen.

De Sak was nu in'n Kloren: Axel bröchte sinen Revers tau Poppier, Pomuchelskopp packte de 2000 Daler in un schickte sei mit en Breiw von Axeln dörch sinen eignen Ridknecht nah Rahnstädt up de Post. So was't ok am besten, denn up de Ort kreg keiner in Pümpelhagen wat von de Sak tau weiten. As Axel nah Hus red, log hei sick twei Ding' so lang' bündig vör, bet hei sülwst doran glöwen ded: irstens, dat Hawermann eigentlich an den Verlust ganz allein schuld wir, un tweitens, dat hei froh sin kunn, den Preisteracker up so 'ne Wis' los worden tau sin.

25. Kapitel
Kapittel 25

Von en Gerichtsdag. Worüm Slus'uhren dat Gewissen afhanden kamen is. Von twei Por Eh'lüd', un dat de Düwel »ein feiner Mann« is. Wat Hawermann mit de Daglöhnerfru tau reden hadd, un worüm Franz Axeln von en vöriligen Schritt taurügg höll. Pomuchelskopp rührt den Kauken an un ritt dunn weg; de beiden Vettern verdarwen sick an desen Kauken de Mag', un Franz find't, dat Pümpelhagen em äwerall nich bekümmt, hei reis't af, un ok Frida kann em nicht hollen.


In Pümpelhagen was wildessen de Rahnstädter Burmeister, de Axeln sin Justiziarius was, mit den Herrn Notorjus Slus'uhr as Protokollführer ankamen. De Mann hadd sihr umsichtig handelt, hei hadd glik, as hei Hawermannen sinen Breiw lesen hadd, en fixen Polizeidiener in alle Wirtshüser un Kopladens, wo Daglöhners woll vörspreken kunnen, rümmer schickt, üm nahtaufragen, ob un wennihr de Daglöhner Regel ut Pümpelhagen dor mäglicher Wis' west wir, un dordörch hadd hei denn naug tau weiten kregen, wat em bi de Unnersäukung behülplich sin kunn. – De Daglöhner was bi em [368] sülwst gistern gegen Klock vir nahmiddags ankamen un hadd sick den Paß utstellen laten, hei hadd em dat Geldpaket wis't, dat Geld was in swartes Waßdauk inneiht west, un de Burmeister hadd noch genau nahseihn, wat ok dat Sigel nich Schaden leden hadd. De Mann hadd em vertellt – hei was äwerhaupt en beten sihr redselig west –, hei süll de Nacht dörchgahn; dat wir nu frilich in dese Johrstid en beten stark Verlangen, äwer de Mann was jo en gesunden, frischen Kirl; tau düster kunn't nich warden, indem dat de Snei lüchten ded un ok gegen Middernacht de Man upgung; hei hadd em also den Rat gewen, glik aftaugahn. Dat hadd hei äwer, as hei gewiß erfohren hadd, nich dahn; hei was in weck Wirtschaften west un hadd sick dor Snaps inschenken laten; ja noch gegen Klock nägen was hei nich ut Rahnstädt rute west un hadd noch vör en Kopladen stahn un hadd Bramwin drunken un von den groten Kristopher un vel Geld redt, hadd ok dat Paket noch den Ladendeiner wis't. Wo hei nahsten blewen was, wüßt hei noch nich; äwer so vel schinte em gewiß tau sin, de Mann was stark andrunken west, un hei frog nu Axeln un Hawermannen, wat de Minsch äwerall drunkfällig wir. – »Das kann ich nicht wissen«, säd Axel, »ich muß mich in dieser Hinsicht auf meinen Inspektor verlassen.« – Hawermann kek em an, as wenn em dese Red' sihr upfällig was, wull wat dorgegen seggen, säd äwer blot tau den Burmeister: seindag' nich hadd hei so wat an den Minschen markt oder ok blot dorvon hürt; Regel wir ümmer de nüchternste Minsch up dat ganze Gaud west, un hei künn in dese Hinsichten äwerall nich äwer de Gaudslüd' klagen. – »Mag sein!« säd de Burmeister, »aber ganz richtig war's mit dem Manne nicht; einmal ist daserste Mal – er hatte gewiß schon vorher getrunken, als er zu mir kam. Lassen Sie seine Frau mal hereinkommen.«

De Fru kamm. – 't was 'ne junge hübsche Fru, 't was noch nich lang' her, dunn hadd sei noch as de smuckste Dirn so frisch in de Welt rinne keken, as't man en meckelnbörgsches Landmäten kunn, nu hadden äwer all de Kindbedden de [369] Mätensrosen von de Backen wischt, un de hüsliche Arbeit hadd de weiken, smidigen Glider all eckiger makt – uns' Husfrugens up den Lan'n warden bald olt –, taudem drog sei Truer, un de Angst bewerte ehr dörch de Glider. – Hawermannen würd de Fru jammern, hei gung an ehr ran un säd: »Regelsch, fürcht' Sei sick nich, segg Sei in alle Ding' de Wohrheit, un't ward all wedder gaud warden.« – »Herre Jesus, Herr Inspekter, wat is dit? Wat heit dit? Wat is dat mit minen Mann?« – »Segg Sei mal, Regelsch, drinkt Ehr Mann männigmal mihr Bramwin, as hei verdragen kann?« frog de Justiziarius. – »Ne, Herr, allseindag' nich, hei drinkt gor keinen Bramwin, wi hollen uns ok keinen in den Hus'; blot in den Aust drinkt hei en Sluck, de von den Hoff gewen ward.« – »Hett hei gistern, as hei von Hus gung, keinen Bramwin drunken?« frog de Justiziarius wider. – »Ne, Herr! Hei et noch irst, un dunn is hei so gegen Klock halwig drei weggahn. Ne, Herr ... äwer täuwen S' mal, täuwen S' mal! – Ne, seihn heww ick't nich; äwer doch! ... Herre Gott doch ja! Gistern abend, as ick bi't Schapp was, dunn was de Bramwinsbuddel leddig!« – »Ick mein, ji hollt jug keinen Bramwin in'n Hus'?« frog de Burmeister. – »Ne, dat dauh wi ok nich; äwer dit is noch von den Gräfnis-Bramwin; wi hewwen verleden Fridag uns' öllst lütt Dirn begrawen laten, un dor's wecken äwrig blewen. – Ach, un wat hett hei sick grämt! wat hett hei sick grämt!« – »Un Sei meint, Ehr Mann hett em utdrunken?« – »Ja, Herr, wer süll't süs dahn hewwen?«

Dat Protokoll würd upnamen, un Regelsch kunn rute gahn. – »So!« säd Slus'uhr dummdrist tau Axeln un plinkte mit dat Og' up den Burmeister hen, »den Bramwin hadden wi nu rut, wenn wi dat Geld man irst rute hadden.« – »Herr Notarius, schreiben Sie!« säd de Burmeister ruhig un en beten sihr von baben dal un wis'te mit den Finger up sinen Platz. »Der Tagelöhner Regel wird vorgeführt, zur Wahrheit ermahnt und sagt aus.« – »Herr Bürgermeister«, sprung Axel nu up, »ich weiß nicht, was diese Branntweinsgeschichte mit meinem Gelde zu tun hat. Der Kerl hat es gestohlen!« – »Grade das«, [370] säd de Burmeister ungeheuer ruhig, »wollte ich nur wissen, ob er's gestohlen oder besser – unterschlagen hat und ob er über haupt in der Verfassung war, so etwas zu begehn«, un gung an den jungen Herrn ran un säd sihr fründlich, äwer ok sihr bestimmt: »Herr von Rambow, ein Dieb, der 2000 Taler stehlen will, betrinkt sich nicht vorher. – Übrigens muß ich Ihnen sagen, daß ich als Richter nicht bloß Ihre Interessen, sondern auch die des Angeklagten zu verfolgen habe.«

De Daglöhner Regel kamm herin, hei was dodenbleik; äwer de Angst, de hüt nahmiddag den ollen Inspekter genäwer ut sin ganzes Wesen sprok, hadd em verlaten, hei sach fast ut as olles Eikenholt, an dat sick kein Worm wagt. Hei gestunn in, dat hei tau Hus all Bramwin drunken hadd, in Rahnstädt noch mihr, dat hei Klock nägen noch bi den Kopmann west was, dunn bi sine Fründschaft in Rahnstädt de Nacht un gegen Klock söß de Landstrat nah Rostock tau nahgahn was; äwer dorbi blew hei: bi den Galliner Holt hadden em twei Kirls dat Geld mit Gewalt afnamen. – Wildeß de letzte Utsag tau Protokoll namen würd, gung de Dör up, un de junge Daglöhnerfru stört'te up ehren Mann los – denn so streng polizeilich-gerichtlich is dat nich bi unsere meckelnbörgschen Patrimonialgerichte – un föll em in den Arm: »Jochen! Jochen! Hest du Fru un Kinner för ümmer unglücklich makt?« – »Marik! – Marik!« rep de Mann, »ick heww't nich dahn. Min Hän'n sünd rein. Heww ick äwerall meindag' stahlen un namen?« – »Jochen!« rep de Fru, »segg de Wohrheit vör de Herrn!« – In den Daglöhner sine Bost arbeit'te dat, düsterrod flog em dat äwer dat Gesicht; äwer mit en Mal was hei wedder dodenblaß un smet so en schuen, unsäkeren Blick up de Fru: »Marik, heww ich allmeindag' wat stahlen un namen?« – De Fru let ehre Hän'n von sine Schullern dalsacken: »Ne, Jochen, dat hest du nich! Dat best du würklich nich! – Äwer du lüggst, du hest mi all öfter wat vörlagen.« – Sei böhrte ehre Schört an de Ogen un gung ut de Dör; Hawermann gung achter ehr her. – Ok de Daglöhner würd afführt.

[371] De Burmeister hadd de Tausamenkunft von Mann un Fru nich stürt, 't was nich in de Ordnung, äwer't kunn em en Faden in de Hand gewen, an den hei de Wohrheit an't Licht trecken kunn. Axel was bi de Fru ehr Würd' »Du lüggst, du hest mi all öfter wat vörlagen« upsprungen un gung in de Stuw' hastig up un dal, em slog dat Gewissen, hei wüßt ok nich, worüm hüt abend grad, hei wüßt blot, stahlen un namen hadd hei ok nicks, äwer lagen hadd hei all vördem. Äwer so is dat in de Seel von einen Minschen, de nich uprichtig is, sogor in den sülwigen Ogenblick, in den em dat Gewissen rührt is, lüggt hei sick tau sinen Vurtel wedder wat vör. Sin Fall was jo en ganz andern Fall as den Daglöhner sin, hei hadd jo blot en beten de Unwohrheit seggt tau Gunsten von sine Fru, dat sei nich in Unrauh kamen süll, de Daglöner äwer hadd lagen, üm ungerechtes Gaud an sick tau rapen.

Ja, Herr von Rambow, so bliwen Sei man bi, denn kann de Düwel noch mal en recht schönen Aust an Sei hollen! –

Slus'uhr hadd sin Protokoll tau En'n schrewen un gung wedder dummdrist up Axeln tau: »Ja, Herr von Rambow, wer da lügt, der stiehlt auch.« – Dat was 'ne entfamte Red' för Axeln sine ogenblickliche Stimmung, taumal dor hei genau wüßt, wo dicht Slus'uhren sin Geschäft bi't Stehlen lagg; hei verwunnerte sick nich blot, ne! hei verfirte sick ordentlich äwer den Kirl sine Frechheit. – Dat hadd hei nu äwer woll nich dahn, wenn hei wüßt hadd, wat de Lüd' sick von den Herrn Notorjus vertellen deden.

De Lüd' vertellten sick nämlich, den Herrn Notorjus sin leiw' Vatting hadd em as lütten Jungen an den Großherzog von Meckelnborg as Löper verköpen wullt un hadd em tau desen Zweck von den Herrn Dokter un Zichurjus Kohlmann tau Nigenbramborg de Milz utsniden laten wullt, dat hei dornah beter lopen süll; äwer de Herr Dokter, de süs allens weit un von unsern Herrgott utdrücklich as Minister »der auswärtigen Allweisheit« för Nigenbramborg inset't is, hadd in 'ne slichte Stun'n, wo em de Ogen en beten äwergahn wiren, staats de Milz dat Gewissen utsneden, un nu müßte Slus'uhr mit de [372] Milz un ahn Gewissen in de Welt herümmer lopen, nich as Löper, ne! as Notorjus.

För den Ogenblick was hir för den Richter nicks wider tau maken; de Tügen, den Daglöhner sine Fründschaft, de em tauletzt seihn hadden, wiren nich tau Hand, un de Burmeister ordnierte dat an, dat de Gefangene dese Nacht noch in Pümpelhagen in Verwohrsam bliwen un den annern Dag nah Rahnstädt bröcht warden süll. – »Dann soll er hier unter dem Herrnhause in den Vorkeller gebracht werden«, säd Axel tau Hawermannen, de wedder rin kamen was. – »Herr von Rambow«, säd Hawermann, »wär's nicht besser, ihn in der Kammer des Wirtschaftshauses zu lassen, es sind dort eiserne Gitter ...« – »Nein«, säd Axel scharp, »im Keller sind auch eiserne Gitter; ich wünsche Kollusionen zu vermeiden, die im Wirtschaftshause vorkommen könnten.« – »Herr von Rambow, ich habe einen leichten Schlaf, und wenn Sie's befehlen, kann ja auch noch ein zuverlässiger Mensch an der Türwachen.« – »Was ich befohlen habe, habe ich befohlen. Die Sache ist mir denn doch zu wichtig, als daß ich sie Ihrem leichten Schlaf und einem Kameraden des Spitzbuben anvertrauen möchte.« – Hawermann kek em fragwis' an un säd: »Wie Sie befehlen«, un gung ut de Dör.

De Klock was gegen teihn worden, dat Abendbrod stunn all lang' up den Disch, Marie Möllers hadd Stein un Bein sworen, de braden Krutschen verbrennten ehr heil un deil; Frida was ok verdreitlich äwer dat lange Ruthängen von dat Abendbrod un hadd blot in Franzen sine Unnerhollung en beten Geduld fat't, dunn kemen de Gerichtsherrn endlich, un Frida in ehre frische Wis' gung up den Burmeister tau un frog: »Nicht wahr? Er hat's nicht gestohlen?« – »Nein, gnädige Frau«, säd de Burmeister mit ruhige Bestimmtheit, »der Tagelöhner hat's nicht gestohlen, aber es ist ihm gestohlen worden, oder er hat's verloren.« – »Gott sei Dank!« rep sei ut vullen Harten, »daß der Mann kein Dieb ist! Der Gedanke, unehrliche Leute auf dem Gute zu haben, wäre für mich schrecklich gewesen.« – »Du glaubst doch wohl nicht, [373] daß unsere Leute besser sind als alle anderen? Es ist das eben solche Bande wie auf andern Gütern, sie stehlen alle«, antwurt'te Axel. – »Herr von Rambow«, säd Hawermann, de ok taum Abendeten rinne kamen was, »unsere Leute sind ehrlich, ich bin lange genug hier, um davon überzeugt zu sein. In der ganzen Zeit ist kein Diebstahl vorgekommen.« – »Ach, das haben Sie mir schon immer gesagt, und nun haben wir's ja – nun haben wir's ja! – Meine törichte Leichtgläubigkeit bringt mich um zweitausend Taler. Und wenn Sie die Leute denn so genau kennen, warum bestellen Sie mir gerade diesen Menschen?« – Hawermann kek em grot an. »Wie es scheint«, säd hei, »wollen Sie mir die Schuld in die Schuhe schieben, aber wenn hier ein Versehen passiert ist, so nehme ich es nicht auf mich. Es ist wahr«, set'te hei hastiger hentau, un de Arger steg em rod in't Gesicht, »ich habe diesen Mann bestellt; aber nur darum, weil Sie sich desselben stets als Boten bei Geldsendungen bedient haben; er ist schon mehr als zehnmal von Ihnen nach Gürlitz geschickt, und hier der Herr Notarius kann bezeugen, wie oft er bei ihm auf solchen Gängen gewesen ist.« – Frida kek bi dese Würd' hastig nah Slus'uhren räwer, un den Herrn Notorjus sine Ogen hadden sick up ehr richt't; sei säden beid' nicks, un so verschieden ok ehre Gedanken wiren, dat was doch so, as wenn sei beid' enanner in de Seel lesen kunnen. Frida les' ut de heimliche Schadenfreud' in den Notorjus sine Ogen, dat hei en Hauptfind wir von ehren Glück, un de Notorjus les' ut de kloren, klauken Ogen von de junge Fru, dat sei de Hauptstein wir, de sinen un Pomuchelskoppen sinen Plan in den Weg' lagg. – Axel wull 'ne hastige Antwurd up den Inspekter sine Red' gewen, hei verslot sick äwer de Mund, as hei den ollen Mann sinen fasten Blick un nahsten Frida'n ehren frag'wisen up sick liggen sach. – Slus'uhr sweg ok un lagg up de Lur, denn hei was de einzigst, de dörch den Durn, de so bi Lütten in desen Goren upschaten was, dörchseihn kunn, un nu lagg hei achter den Durn un lurte, wat em nich en Has' in den Weg lep. So wiren denn de Justiziarius un Franz allein dejenigen, [374] de keine Ahnung dorvon hadden, dat Hawermann mit sine hastigen Würd' 'ne grote Verdreitlichkeit anrührt hadd, un sei allein set'ten denn ok de Unnerhollung bi Disch furt. – As sei von Disch upstahn wiren, gungen sei utenanner; de Justiziarius blew de Nacht dor.

Allens slep in Pümpelhagen, blot twei Por Eh'lüd wakten noch; dat ein Por was de Herr von Rambow mit sine Fru, dat anner Por was de Daglöhner Regel mit sine Fru. – Dat ein Por satt dicht tausam in 'ne warme Stuw', un de Nacht was so still üm ehr rümmer, dat einer woll Lust krigen kunn, sin Hart mal uttauschüdden, woll Maud, mal de Wohrheit tau seggen. – Äwer't was nich. – Frida redte ehren Mann so warm un indringlich tau, hei süll't ehr ingestahn, sei wüßt't nu jo doch all, dat hei in grote Geldverlegenheiten wir; sei wullen sick inschränken, äwer de Geschäften mit Pomuchelskoppen un Slus'uhren süll hei upgewen; hei süll doch mit Hawermannen reden, de würd den rechten Weg weiten. – Bi Axeln was allens man halw; lei log nich gradtau, hei säd äwer ok nich de Wohrheit. Dat hei in ogenblickliche Verlegenheit was, wull hei nich striden, denn wenn einen 2000 Daler stahlen würden, kem einer woll in Verlegenheit; hei hadd jo ok noch bet dorhen nicks utdöscht, hadd also jo nicks verköpen kunnt – dat hei all en schönen Posten Weiten vörweg verköfft un't Geld dorför kregen hadd, säd hei nich. – Wat hei mit Pomuchelskoppen un Slus'uhren tau dauhn hadd – von Daviden säd hei nicks –, kunn em nich schaden, dat wiren olle, afgemakte Geschichten – von den nigen Pump bi Pomuchelskoppen säd hei nicks –, un de Lüd' wiren gegen em ümmer anständig west; äwer mit Hawermannen – un hir würd hei taum irsten Mal iwrig –, mit sinen Inspekter künn hei sick in Geldsaken nich beraden, dat paßte sick nich vör em as Herrn. Axel log nich gradtau, un as hei sinen Arm üm sine Fru slog un ehr säd, dat würd all wedder gaud warden, säd hei ok de Wohrheit, denn in den Ogenblick glöwte hei dat sülwst. Sei gung mit sworen Harten von em.

Dat anner Por satt nich in 'ne warme Stuw'; de Daglöhner [375] lagg in den kollen Keller, un sine Fru lagg buten up de Knei vör dat Kellerfinster in den finen, kollen November-Regen, sei seten nich dicht tausam, tüschen ehr schowen sick iserne Trallingen. – »Jochen«, flusterte sei dörch de intweiige Finsterrut, »segg de Wohrheit.« – »Sei hewwen't mi afnahmen«, was de Antwurd. – »Jochen, wer?« – »Je, weit ick't?« säd hei un säd de Wohrheit; hei wüßt nich, wat dat för en Frugensminsch west was, de em dat swarte Paket an den hellen, lichten Morgen up de apne Landstrat ut de Westentasch treckt hadd, as hei, noch oltdun von den gistrigen Dag un wedder andunt von en por Sluck up den nüchternen Magen, den Weg nah Gallin tau tummelt was. – Hei log nich, äwer de Wohrheit kunn hei nich seggen; wo kunn hei woll ingestahn, dat em, den jungen, forschen Kirl, en Frugensminsch 2000 Daler up de apenbore Landstrat afnamen hadd? Dat kunn hei nich, un wenn't sin Lewen kost't hadd. – »Jochen, du lüggst! Wenn du mi nich de Wohrheit seggen willst, so segg sei doch unsern ollen Inspekter.« – Ne, den vör allen kunn hei de Wohrheit nich seggen, den hadd hei't mal verspraken, nich wedder tau leigen, un de hadd em so indringlich vermahnt – den kunn hei't nich seggen. – »Marik, hal mi min Stemmisen, un hal mi en por Daler Geld.« – »Jochen, wat willst du?« – »Ick will weg.« – »Jochen, Jochen! un du willst mi mit de Wörm hir sitten laten?« – »Marik, ick möt weg; oder't geiht allmeindag' nich gaud.« – »Jochen, segg de Wohrheit, un't ward all wedder gaud.« – »Wenn du mi dat Stemmisen un dat Geld nich halst, denn möt ick mi dese Nacht dat Lewen nemen.« – Un hir würd ok so vel beden un red't un dahn as baben in de warme Stuw'; äwer de helle Wohrheit wull nich rute kamen, hir nich as dor nich, sei würd hir as dor von den Schimp taurügghollen, unäwerleggte un anrüchige Dahten frisch intaugestahn, un ok hir gung de Fru mit sworen Harten von den Mann.

Den annern Morgen was dat irste, wat ganz Pümpelhagen in Upruhr bröcht', de Nahricht, dat de Daglöhner Regel utbraken un weglopen wir. De Justiziarius makte sine Anstalten, [376] üm em wedder habhaft tau warden, un führte mit den Herrn Notorjus nah Hus. – Axel was wütig, keiner wüßt worüm, äwer hei was't woll up sick sülben un doräwer, dat hei de Schuld nich up en annern schuwen kunn, indem dat hei dat sülwst anordniert hadd, dat de Kirl in den Keller spunnt warden süll.

Taum Frühstück kamm Pomuchelskopp, üm sick de Sak tau befragen, von de hei hürt hadd, as hei säd. Sine Begrüßung mit Franzen was frömd un käuhl, desto fründlicher würd hei von Axeln upnamen. Hei wüßte vel tau vertellen dorvon, dat de Gerichten vel tau glimplich mit den gemeinen Mann ümgüngen un dat de Burmeister in Rahnstädt vel tau gaud gegen de Spitzbauwen wir; hei vertellte Deiwsgeschichten, de em sülwst un sine Bekannten passiert wiren, un slot tauletzt dormit, dat hei säd: hei glöwte nu frilich ok, ebenso as Hawermann, dat de Kirl dat nich dahn hadd. »Dat heit«, set'te hei hentau, »hei hett dat nich ut sick sülben dahn, hei kann blot von en annern dortau anstift't sin, denn dat wagt kein Daglöhner, 2000 Daler, de em anvertrugt sünd, tau stehlen; dor möt en Kläukern achter steken. – Und darum«, säd hei, »rate ich Ihnen, Herr von Rambow, auf die Leute ein Auge zu haben, die die Flucht des Tagelöhners begünstigt haben können oder die überhaupt nur seine Partie nehmen.« – Axeln sin Gemäud was dörch den Verlust un dörch den Arger schön in de ruge Fohr leggt, un wat för en Saatkurn dorinne föll, un was't ok Radel un Dresp, dat müßt dor schön in kinen. Hei gung in de Stuw' up un dal; ja, Pomuchelskopp hadd recht, hei wir en ollen Praktikus, de de Welt kennte, dat heit de landwirtschaftliche; äwer wer kunn mit Regeln in so 'ne Sak äwerein sin? – Hei wüßte keinen. Wer hadd Regeln sine Parti namen? – Dat was Hawermann west, de hadd utdrücklich tauirst seggt, hei würd dat Geld woll verluren hewwen. Äwer hei hadd sick jo bi de irste Nahricht an den Kirl handgriplich vergrepen? – Na, dat kunn ok afkort't Spill sin. Un worüm hadd hei dörchut wullt, dat de Daglöhner dicht neben sine Stuw' in de Kamer sitten süll? – [377] Villicht, dat hei mit em verkihren, villicht, dat hei em up dese Wis' beter furthelpen kunn?

Dat wiren för jeden verstännigen Mann dämliche Gedanken; äwer de Düwel is »ein feiner Mann«, hei söcht sick nich de Klauken im Starken ut, wenn hei sinen Radel un Dresp in de ruge Fohr seien will, hei nimmt sick de Dummen un Swacken.

»Was hat Ihr Inspektor da mit der Frau?« frog Pomuchelskopp, de an't Finster treden was. – »Das ist ja Regelsch«, säd Franz, de bi em stunn. – »Ja«, rep Axel hastig, »was hat er mit ihr? Das möchte ich wissen.« – »Das ist sehr sonderbar«, säd Pomuchelskopp.

Up den Hoff stunn Hawermann mit de Daglöhnerfru un red'te ehr ogenschinlich up wat tau; sei strüwte sick, äwer tauletzt gaww sei nah un gung mit em up dat Herrnhus tau. Sei kemen in de Dör, in de Stuw' herin. – »Herr von Rambow«, säd Hawermann, »die Frau hat es mir eben eingestanden, sie hat ihrem Manne in dieser Nacht fortgeholfen.« – »Ja, Herr«, säd de Fru un bewerte an Hän'n un Fäuten, »ick heww't dahn, ick bün dor schüllig an; äwer ick kunn nich anners, hei wull sick süs dat Lewen nemen«, un nu stört'ten de Tranen ehr ut de Ogen, un sei namm de Schört vör't Gesicht. – »'ne saubere Geschichte!« rep Axel hart, de doch süs so gaudmäudig was, »'ne saubere Geschichte! Dies scheint ja ein ordentliches Komplott zu sein!« Franz gung an de Fru heranne, treckte sei up en Stauhl dal un frog: »Regelsch, hett hei Ehr denn nich ingestahn, wo hei mit dat Geld blewen is?« – »Ne, jung' Herr, hei hett mi nicks seggt, un wat hei säd, wiren Lägen; dat weit ick; äwer namen hett hei't nich.« – »Wie kommen Sie dazu«, fohrte Axel up Hawermannen in, »mit der Frau ohne meinen Befehl ein Verhör anzustellen?« – Hawermann verstutzte sick äwer dese Frag', äwer noch mihr äwer den Ton, in den sei stellt würd. »Ich glaubte«, säd hei tauletzt ruhig, »daß es gut sein würde, zu erfahren, wie und wann der Gefangene ausgebrochen ist, um einen Fingerzeig für seinen jetzigen Aufenthaltsort zu erhalten.« – »Oder auch [378] Fingerzeige zu geben!« rep Axel un dreihte sick rasch üm, as hadd hei wat dahn, wat em dür tau stahn kamen kunn. – So slimm, as hei mit Recht fürchten kunn, würd nu frilich de Sak nich, denn den Sinn von de Würd' verstunn Hawermann nich, hei hürte blot den Ton, äwer dat was all naug, üm em mit den irnsthaftesten Nahdruck seggen tau laten: »Was Sie mit Ihren Worten sagen wollen, weiß ich nicht, ist mir auch gleichgültig; aber die Art und Weise, in der Sie gestern abend und heute morgen zu mir gesprochen haben, nehme ich nicht von Ihnen an. – Gestern schwieg ich aus Rücksicht vor der gnädigen Frau, in der Gesellschaft von heute morgen aber« – dorbi kek hei Pomuchelskoppen an – »brauche ich solche Rücksichten nicht zu nehmen«, un dormit gung hei ut de Dör, de Daglöhnerfru folgte. – Axel wull em nah; Franz tred em in den Weg: »Was willst du, Axel? Besinne dich doch! Du hast schuld, du hast den alten Mann ärger gekränkt, als er überhaupt ahnt.« – Dat wir en stark Stück, säd Pomuchelskopp, as wenn hei mit sick sülwst red'te, för en Inspekter wir dat en stark Stück; äwer hei müßte maken, dat hei nah Hus kem, säd hei un rep ut dat Finster nah sin Pird. – Hei hadd't jo nu all recht schön in'n Gang' bröcht.

Dat Pird kamm, Axel begleit'te sinen Herrn Nachboren ut de Dör; Franz blew in de Stuw'. – »Gewiß ein sehr guter Mann, Ihr Herr Vetter!« säd Pomuchelskopp, »aber er kennt die Welt noch nicht; weiß noch nicht, was sich für den Herrn schickt und was für den Diener.« – Dormit red hei af.

Axel kamm rinne in de Stuw' un smet de Mütz, de hei sick wegen den käuhlen Morgen upset't hadd, in de Sofaeck un rep: »Verdammte Spitzbubengeschichte! Hol' der Teufel den ganzen Kram, wenn man sich auf keinen Menschen mehr verlassen kann!« – »Axel«, säd Franz un gung fründlich tau em ranne, »du tust deinen Leuten bitteres Unrecht an, du tust dir selbst unrecht, lieber Bruder, wenn du bei deinem wohlwollenden Herzen dich in einen so ungerechten Haß hineinarbeitest.« – »Ungerecht? Was? – Mir sind 2000 Taler [379] gestohlen ...« – »Sie sind dir verloren gegangen, Axel, durch leichtsinnige Schuld eines Tagelöhners.« – »Ach was, verloren!« rep Axel un dreihte sick von em af, »komm du mir mit demselben Märchen wie mein Herr Inspektor!« – »Axel, alle verständigen Leute sind dieser Meinung, der Bürgermeister sagte selbst ...« – »Ach schweig mir von der alten Schlafmütze! Ich sollte nur die Untersuchung geführt haben, dann sollte schon was anderes zu Raum gekommen sein; ja, wenn ich heute morgen bloß die Frau zuerst vorgekriegt hätte, dann sollte ihre Aussage ganz anders lauten; aber so? – Oh, 's ist ja reine Durchstecherei!« – »Hör mal, Axel, du machtest vorher schon einmal eine Anspielung«, rep Franz scharp un bestimmt, »zum Glück wurde sie nicht verstanden, nun machst du sie zum zweiten Male, und ich für mein Teil muß sie verstehen.« – »Nun, dann versteh' sie; ohne genügenden Grund ist sie nicht gemacht.« – »Und solche Andeutung wolltest du vor deinem Gewissen vertreten? Du wolltest in deiner ungerechten Aufwallung mit frevelhaftem Übermut einen Schmutzfleck auf ein sechzigjähriges ehrenhaftes Leben werfen?« – Dat treckte Axeln an un käuhlte em en beten af, un hei säd, verdreitlich, dat sine künstliche Wut nich wider vörhollen wull: »Ich habe nicht gesagt, daß er's getan hat; ich habe nur gesagt, er könnte es getan haben.« – »Der Verdacht«, säd Franz kolt, »ist ebenso schlimm wie der andere; für dich ebenso schlimm wie für den alten Mann. – Besinne dich doch, Axel!« säd hei indringlicher un läd den Vetter de Hand up de Schuller, »wie lange ist der alte Mann nicht deinem Vater und dir ein treuer, aufrichtiger Verwalter gewesen? – Mir«, set'te hei stiller för sick hentau, »war er mehr, mir ist er Freund und Lehrer gewesen.«

Axel gung up un dal, hei fäuhlte sin Unrecht – taum wenigsten in desen Ogenblick –, äwer dat fri un frank intaugestahn, dat hei sine eigenen Dämlichkeiten un Unwohrheiten einen annern ungerechter Wis' in de Schauh hadd schuwen wullt, dortau fehlte sine Seel de helle Maud, hei fung an, mit sick tau schachern un tau handeln un grep nah de Utkunft, nah wecker [380] de Swacken un Unrechtfarigen ümmer gripen: hei spelte den Strid in den Gegner sin Lager äwer, as hei naug mit sick schachert hadd. – De reine Wohrheit ward noch bet up dese Stun'n tau jeder Tid in 'ne swacke Minschenseel för dörtig Sülwerling' verschachert.

»Oh, dir«, säd hei, »dir wird er ja wohl noch mehr sein.« – »Wie meinst du das?« frog Franz un dreihte sick rasch nah em üm. – »Oh«, säd Axel, »weiter nichts! – Ich meinte nur: du wirst ihn ja wohl nächstens ›Papa‹ nennen.« – 't lagg 'ne Nichtswürdigkeit in dese Red', 't lagg de Absicht dorin, den Mann tau kränken, de de Wohrheit gegen em uprecht erhollen hadd; 't was de Smutz, de em bi Pomuchelskoppen anhackt was; düsterrod got dat Franzen äwer. Sin stillstes, heiligstes Geheimnis was an dat Licht bröcht, bi dese verdreitliche Gelegenheit, up dese Ort an dat Licht bröcht, de höhnsche Absicht lagg tau Dag'. Düsterrod schot em dat Blaud dörch dat Gesicht, un wildeß hei sick faten ded, säd hei kort: »Das gehört nicht hierher.« – »Warum nicht?« säd Axel; »das erklärt wenigstens die Wärme, mit der du deinen Herrn Hawermann verteidigst.« – »Der Mann braucht nicht verteidigt zu werden, sein ganzes Leben verteidigt ihn.« – »Und seine schöne Tochter«, säd Axel un gung in grote Schritten un groten Triumph up un dal. – In Franzen sine Seel gärte dat up; äwer hei bedwung sick. »Kennst du sie?« frog hei ruhig. – »Ja – nein – das heißt, ich habe sie gesehen: ich habe sie im Pastorhause gesehen, und sie ist öfters hier bei meiner Frau gewesen, und diese ja auch wohl bei ihr;ich kenne sie bloß von Ansehn: ein hübsches Mädchen, ein sehr hübsches Mädchen, auf Ehre! Sie fiel mir als Kind schon auf dem Begräbnis meines Vaters auf.« – »Und als du erfahren hattest, daß mir das Mädchen lieb sei, hast du da nicht ihre nähere Bekanntschaft gesucht?« – »Nein, Franz, nein! Wozu? Ich wußte ja doch, daß aus dieser Partie im Leben nichts werden konnte.« – »Dann hast du freilich mehr gewußt als ich.« – »Oh, ich weiß noch mehr, ich weiß, wie man dich geködert und gekirrt hat und daß man noch immer [381] damit umgeht, dir bei Gelegenheit das Seil über die Hörner zu werfen.« – »Und von wem weißt du denn dies alles? – Doch was frage ich da lange! Solche bübische Klätschereien können in der ganzen Gegend nur in einem Hause ausgebrütet werden. – Aber da nun einmal zwischen uns die Rede darauf gekommen ist, so will ich dir nur frei eingestehen, daß ich allerdings die Absicht habe, das Mädchen zu heiraten, d.h. wenn sie mich nicht aus schlägt.« – »Sie wird sich wohl hüten! Sie wird sich wohl hüten!« rep Axel un sprung dormit in de Stuw' vör Arger rümmer. »Und diese Torheit willst du begehen? Und diesen Affront willst du mir antun?« – »Axel, sieh nach deinen Worten!« rep Franz, bi den de helle Arger taum Utbruch kamm. »Was geht dich die ganze Sache an?« – »Was? Mich, als den Ältesten unsers alten Geschlechtes, sollte es nichts angehn, wenn es von einem jüngeren Mitgliede desselben durch eine Mißheirat beschimpft wird?« – Noch einmal bedwung sick Franz un säd: »Du hast selbst nach reiner Neigung geheiratet und hast dabei nicht auf Nebendinge geachtet.« – »Das ist etwas anderes!« rep Axel von baben 'runne, de nu glöwte, Äwerwater tau hewwen: »Meine Frau ist mir gleichgeboren, ist die Tochter eines alten Hauses; deine Liebste ist die Tochter meines Inspektors, aus Gnade und Barmherzigkeit von den Predigerleuten angenommen.« – »Schäme dich!« rep Franz in helle Wut, »eine Unschuldige ein großes Unglück entgelten zu lassen!« – »Ist mir ganz gleich!« brus'te Axel up, »ich will nun einmal nicht die Tochter meines Inspektors Cousine nennen; die Dirne soll mir mit keinem Fuß über die Schwelle.« – All dat Blaud, wat em noch vör en Ogenblick dörch Gesicht un Adern gläuhte, drängte sick bi Franzen taum Harten, bleik stunn hei vör sinen Vetter un säd mit 'ne Stimm, de vör inwendige Upregung bewern ded: »Du hast es gesagt. Du hast ein Wort gesagt, was uns scheidet. Luise soll deine Schwelle nicht betreten, aber ich auch nicht.« – Dormit gung hei; in de Dör begegnete em Frida, de den Strid in de Nebenstuw' hürt hadd: »Franz, Franz, was ist Ihnen?« – »Leben Sie wohl, Frida«, säd hei [382] mit 'ne hastige Stimm un gung ut de Dör nah dat Wirtschaftshus tau.

»Axel«, rep Frida, as sei up ehren Mann losgung, »was hast du getan? Was hast du getan?« – »Einem jungen Menschen«, säd Axel un gung mit grote Schritten in de Stuw' up un dal, as hadd hei mit en groten Sieg in de verkihrte Weltordnung ingrepen un sei wedder in de Richt bröcht, »einem jungen Burschen, der sich an ein glatt Gesicht verplempern will, habe ich seinen Standpunkt klar gemacht.« – »Und das hast du gewagt?« säd Frida un sackte blaß up en Stauhl un sach mit grote, klore Ogen ehren Mann sinen Triumphzug dörch de Stuw' an. »Du hast es gewagt, deinen kleinen Geburtsstolz zwischen die großen Erregungen zweier edlen Herzen zu schieben?« – »Frida«, säd Axel un wüßt recht gaud, dat hei unrecht dahn hadd, un dat Gewissen slog em; äwer hei kunn't jo doch nich ingestahn, »ich glaube, meine Pflicht getan zu haben.« – Un dat kann sick einer marken, wenn hei will: de Lüd', de meindag' ehr Pflicht nich dauhn, de stiwen sick am meisten up dit Wurd. – »Oh«, rep Frida un sprung up, »und hast ein biederes, braves Herz bis zum Tode verwundet! – Axel«, bed sei un läd em de beiden folgten Hän'n up de Schuller, »Franz ist ins Wirtschaftshaus gegangen, geh ihm nach, mach wieder gut, was du schlimm gemacht hast, bring ihn wieder zu uns zurück.« – »Ich soll ihm wohl in Gegenwart meines Inspektors Abbitte tun? – Nein, das wollen wir denn doch lieber nicht tun! Oh, es ist köstlich!«, un hei arbeit'te sick wedder künstlich in 'ne Wut herinne, »mir werden 2000 Taler gestohlen, mein Herr Inspektor meistert mich, mein Herr Vetter steht seinem lieben Schwiegerpapa bei, und nun schlägt sich meine eigene Frau auch noch zu der Gesellschaft!« – Frida kek em an, let ehre Hän'n los, smet sick en Schawl äwer de Schuller un säd: »Wenn du nicht willst, dann will ich«, gung ut de Dör un hürte em blot noch raupen: »Ja, geh nur! geh nur! Aber der alte Schleicher soll mir aus dem Hause!«

As sei äwer den Hoff gung, würd Franzen sin Wagen all anschirrt, [383] un as sei in de Inspekterstuw' kamm, hadd Hawermann grad tau den jungen Herrn seggt: »Herr von Rambow, Sie werden das vergessen. Sie haben Ihr Leben bisher in unserm engen Kreise zugebracht; wenn Sie auf Reisen gehen – was ich ganz recht finde –, dann werden Ihnen andere Gedanken kommen. – Aber, lieber Franz«, säd de oll Mann so recht tautrulich in Erinnerung von früheren Tiden, »setzen Sie mir das Herz meines Kindes nicht in Unruhe.« – »Nein, Hawermann«, säd Franz grad, as de junge Fru in de Stuw' tred. – »Lieber Himmel!« rep Hawermann, »ich habe etwas draußen vergessen. Sie entschuldigen, gnädige Frau!« Dormit gung hei ut de Stuw'.

»Immer rücksichtsvoll, immer bescheiden!« säd Frida. – »Ja, das ist er«, säd Franz un kek den ollen Mann nah. De Wagen führte vör, äwer hei müßte noch lang' hollen: de beiden hadden noch vel mitenanner tau bereden, un as tauletzt Franz in den Wagen steg, dunn wiren de junge Fru ehre Ogen rod, un ok Franz drückte 'ne Tran taurügg. »Grüßen Sie den alten, braven Mann!« säd hei. »Und grüßen Sie auch Axel!« set'te hei stiller hentau, as hei ehr de Hand drückte. – De Wagen führte furt.

26. Kapitel
Kapittel 26

Fru Nüßlern verfat't 'ne Idee, un ehr Lehnstauhl gnarrt dortau, Bräsig pflicht ehr äwer bi, un sei möt derentwegen mit Rudolfen nah Pümpelhagen. Wat de Fru von Rambow un de Herr von Rambow tau desen Besäuk säden. – Gottlieb un Jung'-Jochen reisen nah Pomuchelskoppen, un Jung'-Jochen unnerschriwwt sick. Kutscher Krischan prophenzeit un prophenzeit richtig. – Daß du die Nase ins Gesicht behältst! – Lining fött Gottlieben rundting üm un meint, sei hett 'ne Pogg in den Arm. – Jochen sin Näs' kümmt in de Waterkunst, un Bräsig swört, Pomuchelskoppen so tau traktieren as lütt David den Riesen Goliath.


Jung'-Jochen satt in de Abeneck un rokte Toback, Jung'-Bauschan lagg unner sinen Stauhl, äwer mit den Kopp so wid vör, dat hei Jung'-Jochen anseihn kunn. – Jung'-Jochen kek em wedder an, säd äwer nicks, un Bauschan säd ok nicks. 't was recht still un rauhig in den Rexowschen Hus' an desen [384] Dezember-Nahmiddag, un blot einer was in de Stuw', de gnägelte un gnarrte in einen furt, dat was Fru Nüßlern ehr Korflehnstauhl, up den sei an't Finster satt; un jedesmal, wenn sei 'ne Masch ümslog, makte hei sine Anmarkung dortau; wat em nich tau verdenken stunn, denn sei drückte em äwermaten, indem dat sei mit de Tid dat worden was, wat einer en kumplettes Frugenstimmer näumen deiht. – Hüt gnarrte de oll Stauhl äwer düller as süs, denn Fru Nüßlern hadd sick in deipe Gedanken rinner knüt't, un de Gedanken würden ümmer lewiger in ehr un drückten ehre Seel un den Stauhl, un de oll Stauhl gnarrte ümmer düller. – »Ach Gott«, säd sei un läd de Knütt in den Schot, »worüm möt dat so in de Welt sin, dat einen sin Unglück den annern sin Glück warden kann! – Jochen, weitst du, woran ick eben dacht heww?« – »Ne«, säd Jung'-Jochen un kek Bauschanen an, Bauschan wüßt't ok nich. – »Jochen«, säd sei, »wat meinst du dortau, wenn Gottlieb sick tau de Gürlitzer Parr mellen ded? – Gottlieb is jo gegen den ollen Herrn Paster en wohres Wittenslicht; äwer einer kriggt de Parr jo doch, worüm wir hei denn nich ebenso gaud as jeder anner?« – Jochen säd nicks. – »Wenn Pomuchelskopp em ok entgegen wir, uns' Lüd' un de Warnitzer wählen em, 't kem also blot up den Pümpelhäger Herrn an. – Wat seggst du, Jochen?« – »Je«, säd Jochen, »'t is all so, as dat Ledder is«, un wil em de Sak doch ungeheuer angripen ded, red'te hei noch wider un säd: »Wat sall einer dorbi dauhn?« – »Ach«, säd Fru Nüßlern, »mit di is nich tau reden. Ick wull, Bräsig wir man hir, de künn en Rat gewen«, un knüt'te förfötsch wider.

»Na«, rep sei nah 'ne halw Stun'n, »wenn einer von den Wulf red't, denn is hei nich wid; dor kümmt Bräsig up den Hoff tau führen. – Un wen hett hei bi sick? Rudolfen – nu denk mal eins, Rudolfen! Wo kümmt Rudolf hüt hirher? – Jochen, nu dauh mi äwer den einzigen Gefallen – de oll Jung' schickt sick so schön – nu stöt em ok nich mit dine velen ollen Redensorten vör den Kopp.« Dormit lep sei ut de Dör rute un namm de Gäst in Empfang.

[385] Äwer sei hadd sick doch tau sihr mit de Vörred uphollen, denn as sei rute kamm, lagg Mining all in Rudolfen sinen Arm. »Gott, du bewohre!« rep Fru Nüßlern, »Mining, man sachten!« un leddte Rudolfen in de Stuw' rinne. – »Na«, säd Jochen, »Bräsig, sett di en beten dal! – Rudolf, sett di ok en beten dal!« – Äwer dat gung nich so licht, Rudolf hadd mit Mining un Lining tau vel aftaumaken, as dat hei dat in'n Sitten prästieren kunn, un in Bräsigen sinen Kopp gung dat as in en Uhrwark, un hei rönnte in de Stuw' up un dal, as müßten de Beinen de Parpendikel för dat Babengehüs' afgewen. »Jung'-Jochen«, säd hei, »weißt was Neues? – Sie haben ihn nich gekriegt.« – »Wen?« frog Jochen. – »Mein Gott doch, Jochen«, säd Fru Nüßlern, »so lat Bräsigen doch utvertellen. Du föllst de Lüd' ümmer so – baff! – in de Red'; so lat sei doch utreden! – Bräsig, wen hewwen sei nich kregen?« – »Regeln«, säd Bräsig; »sie haben ihn nachgespört bis in die Wismer, da hat sich das aber befunden, daß da 'ne Eul gesessen hat, indem daß er da justement acht Tage vorher mit en swedschen Kalfaterschiff ausgerissen und in die Ostsee gestochen is.« – »Herre Jesus«, rep Fru Nüßlern, »wat möt minen Korl-Brauder dit för Elend maken!« – »Madam Nüßlern, da haben Sie recht: Korl is gor nich wiederzuerkennen, indem daß er sich vollständig insuliert hat un mit swore Gedanken umgeht. Es greift ihn die Sache hellschen an's Mager – nicht um seinentwillen – ne! um seinen Herrn seinentwillen, denn Sie sollen sehn, der junge Mensch wird sich über kurz oder lang öffentlich for insolent erklären müssen.« – »Dat wir Korlen sin Dod!« rep Fru Nüßlern. – »Was hilft das all?« säd Bräsig, »der junge Edelmann rungeniert sich mit wissentlichen Augen: er fängt nu mit die höhere Pferdezucht an. Denn, wie ich von den alten Prebberow weiß, hat er sich mit Lichtwarken insinuwiert, und der hat ihm einen Vollbluthengst angesnackt, der hinten Hasenhack und Spatt und vorn Sehnenklapp, kurz die ganze Musik an die Beinen hat, und dann hat er sich 'ne Vollblutstute mit Pauken und Trumpeten dazu angeschafft und will ja auch[386] Triddelfitzen seine olle dowe Tät kaufen, um en vollständig Pferdelazarett in Meckelnborg aufzurichten. Den kleinen Maulesel kriegt er zu – und darüber freu ich mir, denn das ist noch der einzige Vernünftige von der ganzen Gesellschaft.« – »Na, denn laten S' em, Bräsig; hei möt sin Gefohr stahn«, säd Fru Nüßlern, »äwer Jochen un ick red'ten irst von den jungen Herrn – Mining, du künnst woll mit Rudolfen en beten rute gahn! Un, Lining, du bliw en beten bi ehr!« – un as sei rute wiren, säd sei: »Bräsig, dit is wegen de Preisterstäd' in Gürlitz. Wenn Gottlieb de so krigen künn.« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig un höll sine beiden Parpendikel an un stunn vör Fru Nüßlern, as hadd de Klock vull slagen, »was Sie da eben sagen, is 'ne Idee, un kein Mensch auf der ganzen Welt is so fix in den Stand, 'ne Idee zu verfassen als die Frauensleut'. Wo haben Sie diese Idee her?« – »Ganz von sülben«, säd Fru Nüßlern, »denn Jochen stimmt mit mi jo up Stun'ns gor nie nich äwerein; hei hett in so 'ne Saken ümmer Wedderwürd'.« – »Jochen, sweig rein still!« säd Bräsig, »du hast unrecht; denn diese Ansicht von deiner lieben Frau hat Hand und Fuß. – For Warnitz stehe ich ein; die Leute wählenmeinen Pasterkannedaten, und wenn sich mein gnedigst Graf un Gräfin auf den Kopp stellen; for Rexow büst du da, Jung'-Jochen; Pomuchelskopp tut's nich, schon aus Schawernack; aber das schad't nich, auf die Pümpelhäger kommt's an. – Wer soll aber mit dem jungen Edelmann dieserhalb reden? – Hawermann? – Der steht mit ihm in diesem Augenblicke ganz auf den Apropoh. – Ich? – Nichtsdestoweniger! Denn er hat mich beleidigt. – Jung'-Jochen selber? – Ich trau Jung'-Jochen nich: er überläßt sich in der Letzt zu sehr seinen Redensarten. – Gottlieb? – 's ist en guter Kerl, aber ein Schafskopp. – Also wer? – Rudolf! – Ein hellscher Bengel, wie mich Hilgendorf geschrieben hat. – Rudolf muß hin, und Sie, Madam Nüßlern, müssen mit, wegen das Fomilienverhältnis, daß sich der junge Mensch darüber leguminieren kann.« – »Herre Gott!« rep Fru Nüßlern, »ick sall nah den jungen Herrn gahn!« – »Nein«, säd [387] Zacharies Bräsig, »Sie gehn zu die junge Frau und Rudolf zu den jungen Herrn. – Wo is Rudolf? Rudolf muß gleich reinkommen.«

Rudolf was ok glik bereit, den Gang för sinen Vetter Gottlieb tau dauhn; un't würd afmakt, den annern Dag süll hei mit sin Tanten nah Pümpelhagen führen.

Dat geschach denn nu ok; äwer as de Deputatschon vör dat Herrnhus vörführte, was de Herr von Rambow nich bi de Hand, hei was utreden; sei leten sick also bi de gnedige Fru anmellen, un dor würden sei denn ok fründlich in Empfang namen. – »Gnedige Fru«, säd Fru Nüßlern un gung truhartig un ahn vel Kumpelmenten up de junge Fru tau, »nemen S' mi't nich äwel, wenn ick Plattdütsch mit Sei red'; ick kann ok woll en beten Hochdütsch, äwer't is ok dornah. Unserein stammt noch ut den ollen Sekulum, un ick segg ümmer, en blanken tinnern Teller geföllt mi vel beter as en sülwern, de nich sauber is.« – Frida namm de gaude Fru ehren Dauk sülwst af, nödigte sei bi sick up den Sofa, makte 'ne fründliche Handbewegung up en Stauhl nah Rudolfen tau un wull sick mit den Besäuk dalsetten, dunn würd sei äwer von Fru Nüßlern uphollen, de ganz vertrulich tau ehr säd: »Seihn S', gnedige Fru, dit is en Vedder von mi, de nu min Swigersähn warden will; 't is en Sähn von den Kopmann Kurzen in Rahnstädt, von den Sei jo ok köpen.« – Rudolf dienerte denn nu, dat dat sine Ort hadd, un de junge Fru makte mit ehr frisches Wesen dese Vörstellung bald en En'n un kreg ok nah en beten Knicksen Fru Nüßlern richtig up dat Sofa dal. »Ja«, säd de kumplette Dam, »hei hett ok studiert, is äwer woll nich wid kamen; äwer nu, dat hei Landmann worden is, schickt hei sick jo prächtig, as Hilgendörp an Bräsigen schrewen hett.« – Dat was nu jo all recht gaud för Rudolfen; em was dat äwer doch en beten sihr schanierlich, un hei föll sin Tanten in de Red': »Aber, liebe Tante, du wolltest ja nicht von mir, du wolltest ja von Gottlieb reden.« – »Ja, gnedige Fru, dat is min eigentlich Gewarw'; seihn S', ick heww noch einen, wat ok min Swigersähn [388] warden will, ok en Vedder, den Rekter Baldrianen sin Sähn in Rahnstädt, de hett richtig utstudiert un hett jo ok allens, wat dortau hürt, richtig wüßt un kann jo nu ok alle Dag' Paster warden. – Nu is jo uns' oll gaud Herr Paster in de Ewigkeit gahn – ach, gnedige Fru, wat was dat för en prächtigen Mann! – un Sei känen't mi nich verdenken, wenn ick den Wunsch heww, dat min Lining bi mi up de Neg' bliwwt un Gottlieb de Parr kriggt.« – »Nein, liebe Frau Nüßler«, säd Frida, »das verdenke ich Ihnen nicht, und wenn's auf mich ankäme, würde jedenfalls Ihr zukünftiger Herr Schwiegersohn von unserer Seite die Präsentation erhalten; ich habe zu viel Gutes von Ihnen und Ihren Töchtern gehört.« – »Hewwen Sei dat würklich?« frog Fru Nüßlern, warm bet in't Hart herin. »Ja, 't sünd olle leiwe Gören!« rep sei ut.

In desen Ogenblick leten sick buten Tritten hüren, un de Herr von Rambow, de sinen Ritt afmakt hadd, kamm in de Stuw' 'rinne. De junge Fru äwernamm de Vörstellung, un Axel kek bi de Nennung von de Namen ungeheuer langs de Näs' dal. – Rudolf let sick äwer dordörch nich verblüffen, hei hadd en schönen Trumpf uttauspelen, den hei nich för ümsünst versteken wull; hei gung an den Herrn ran un säd: »Herr von Rambow, dürfte ich Sie vielleicht auf ein paar Worte allein sprechen?« – Axel gung mit em in de Nebenstuw'.

»Herr von Rambow«, säd Rudolf, »Ihnen sind in der vorletzten Woche 2000 Taler Gold, wie Sie selbst gesagt haben, in lauter dänischen Doppellouisdor abhanden gekommen; der Tagelöhner ist flüchtig geworden, und es scheint, als wenn man seiner nicht mehr habhaft werden kann; aber dem Gelde ist man auf der Spur.« – »Was?« rep Axel, »woher wissen Sie das?« – »Seit gestern nachmittag weiß ich, daß dem Untersuchungsrichter, dem Bürgermeister in Rahnstädt, ein sehr deutlicher Fingerzeig in dieser Richtung geworden ist. – Ich stand mit meinem Vater in dessen Laden, da kam eine Frau, eine Weberfrau, die mit ihrem Manne im Scheidungsprozeß [389] liegt, und wollte einen dänischen Doppellouisdor verwechseln. Ich kenne die Frau, sie ist blutarm, und der Bürgermeister weiß aus den Scheidungsverhandlungen, daß sie nichts, rein gar nichts besitzt. – Mein Vater und ich machten über diesen Vorfall die Anzeige, und in dem Verhör mit ihr hat sich herausgestellt, daß sie außer dem vorgezeigten Goldstück noch weiteres Geld besessen hat, über welches sie keine Auskunft zu geben vermochte, und – was die Hauptsache ist – es hat sich herausgestellt, daß sie an demselben Morgen mit dem Boten denselben Weg gegangen ist.« – »Wie ist es möglich!« rep Axel, »dann hätte der Kerl es doch nicht selbst gestohlen!« – »Es scheint«, säd Rudolf, »als wenn es ihm gestohlen worden ist. – Unser alter umsichtiger Bürgermeister hat die Frau wegen anderer kleiner und eingestandener Diebstähle einsperren lassen und meinem Vater und mir jede Mitteilung über den Fall verboten; Ihnen gegenüber, da er hörte, daß ich hier in die Gegend reiste, hat er sie mir jedoch ausdrücklich erlaubt. – Sie werden gewiß heute noch brieflich darüber Bericht erhalten.« – »Herr Kurz«, säd Axel, »ich danke Ihnen aufrichtig, daß Sie eigens hierher gefahren sind, um mir diese Mitteilung zu machen«, un gaww den jungen Mann de Hand. – Rudolf lachte so en beten un säd tauletzt: »Wenn es dies allein gewesen wäre, wäre ich auch wohl allein gekommen; aber Sie haben wohl meine Tante bemerkt, die hat noch allerlei auf dem Herzen.« – »Wenn ich irgendwie dienen kann ...«, säd Axel höflich. – »Nun, dann will ich's nur gerade heraussagen, ein Vetter von mir, ein Kandidat der Theologie, bewirbt sich durch meine Tante um die Präsentation für die Gürlitzer Pfarre.« – »Ein Vetter? – Ich meine, Sie selbst sind Theologe.« – »Gewesen! Herr von Rambow, gewesen!« rep Rudolf so recht frisch von de Lewer, »ich glaube, ich bin wohl nicht hoch genug organisiert, wie man das heutzutage nennt, und bin lieber Landmann geworden, und ich kann Ihnen sagen«, dorbi kek hei den jungen Herrn so frisch un fröhlich in de Ogen, »ich bin seitdem ein recht glücklicher Mensch [390] geworden.« – Dat möt ein bet in de grawe Grund ansürten Kirl sin, de sick nich von so'n frisches Lewen anwarmen lett, un Axel was in'n ganzen jo noch en schönen Appel, hir un dor en beten anstött un up de Butensid hir un dor ok en beten ful, äwer binnen was hei jo noch karngesund, hei rep also recht herzlich: »Das ist recht! Das ist recht! Ich hab's auch so gemacht. – Das Leben eines mecklenburgischen Landmannes soll doch gelten! – Wo halten Sie sich jetzt auf, Herr Kurz?« – »Bei dem größten Landmanne dieses Jahrhunderts, bei Hilgendorfen auf Klein-Tetzleben«, lachte Rudolf. – »Ein ganz vorzüglicher Mann!« rep Axel, »auch Vollblut! – Das heißt Pferde!« – Un nu fungen sei an tau Graymomussen un tau Herodoten un gewen ok den Black-Overshire sin Recht, un Hilgendörp kreg ok sin Recht, un as Rudolf endlich upstunn un den Herrn von Rambow de Hand taum Afschid gaww, würd sei recht fründlich drückt, un de Herr säd: »Verlassen Sie sich darauf, kein anderer kriegt von meiner Seite die Präsentation als Ihr Vetter.«

Un as sei nu in de Damenstuw' rinne kemen, stunn Fru Nüßlern von den Sofa up un säd tau Frida: »Hei lett sin Lewen för Sei un för den Herrn«, un gung up den Herrn von Rambow tau un säd: »Nich wohr, Sei dauhn't, Herr von Rambow? Wat würd't woll nich för en Glück för mi sin, wenn ick min Lining so dicht up de Neg' bi mi behöll.« – Axel was süs gor nich sihr för so 'ne frie, driste Ort von Verkihr un was – natürlich ahn vernünftigen Grund – gor nich sihr för de Nüßlersche Ort; äwer de Nahricht, dat hei mäglicher Wis' sin 2000 Daler wedder krigen kunn, dat Vullblaudgespräk mit Rudolfen un de würklich indringliche, einfache, truhartige Ort von Fru Nüßlern deden ehr Deil, hei gung up sin Fru tau un säd: »Liebe Frida, wir haben Aussicht, unsere 2000 Taler wiederzuerhalten.« – »Dat gew' de leiw' Gott!« säd Fru Nüßlern. »Rudolf, hest du mit den gnedigen Herrn red't?« – »Ja«, säd Axel vörtau, »die Sache ist abgemacht, von meiner Seite erhält er die Präsentation; aber – ich möchte ihn vorher einmal sehn.« – »Dat's nich mihr as [391] recht unbillig!« säd Fru Nüßlern, »wer köfft de Katt in'n Sack? Un Sei sälen seihn, wenn hei sick vör Sei henstellen will un will predigen, denn sälen Sei seihn, dat hei kann; äwer, du leiwer Gott! Dummheiten? Na, de hett jo jeder Minsch an sick; dorvon kann ick em ok nich losspreken.«

Un so reis'ten sei denn wedder af. – Gottlieb hadd de Präsentatschon.

»So«, säd Bräsig, »die Sache wäre in den Swung; nu kommt's for Gottlieben nur noch auf die letzte Exkutschon bei Pomuchelskoppen an und dann auf die Wahl! Aber smäd't muß das Eisen nu werden, und indem ihm bei Zamel Pomuchelskoppen kein Mensch un kein Gott helfen kann, muß er selber seine Gefohr stehn, und das bald.« – De Ansicht was vernünftig, un Gottlieb kreg Nahricht un strengen Befehl, sick in de negsten Dagen tau Rexow intaufinnen un dor sine Instrukschonen in Empfang tau nemen.

Hei kamm, un as em Bräsig de Sak kortfarig utdüd't hadd, wull hei jo ok den sworen Gang wagen. Kutscher Krischan führte mit dat Phantom vör de Dör, Lining halte Fautsack un Mäntel un Schals un pökelte ehren Taukünftigen warm in. – »Das's recht«, säd Bräsig, »balsamier ihn man orndlich in, Lining, daß er dich nich verklamt un daß die Katt nich mit seine schöne Stimm zu's Absingen davon läuft; 's is heut grusig Weder.« – Mit einemmal stunn äwer Jochen ut sine Abeneck up, ordentlich mit en Ruck, un säd: »Mining, minen Mantäng!« – »Na, nu wird's hellig Dag!« rep Bräsig. – »Jochen, wat fehlt di?« rep Fru Nüßlern. – »Mutting«, säd Jochen, »du büst mit Rudolfen führt, ick führ mit Gottlieben; ick will ok in de Sak dat Minige dauhn«, un dorbi makte hei so 'ne bestimmte Bewegung mit den Kopp un kek sei all so mit en Nahdruck an, dat Bräsig utrep: »Daß du die Nase ins Gesicht behältst! So was is mich doch mein Lebtag' noch nich passiert.« – »Ach, Bräsig«, säd Fru Nüßlern, »so is hei in de letzte Tid jo ümmer west; äwer nu laten S' em man, reden helpt hir nich.« – Un Jochen führte mit. – Lining gung äwer up ehre lütte Gebelstuw' un bed'te so heit [392] tau Gott för Gottlieben sinen sworen Gang, as wenn hei würklich tau de letzte Exkutschon güng.

Jochen un Gottlieb führten in deipen Weg ümmer eben stillswigend wider, keiner red'te en Wurd, denn jeder hadd sine Gedanken, un so würd denn gor nich spraken, blot dat Kutscher Krischan einmal äwer de Schuller räwer säd: »Herr, wenn einer hir up dit Flag in'n Düstern führt un slöppt, denn kann hei hir bequem ümsmiten.« – So führten sei denn nahmiddags gegen Klock drei bi Pomuchelskoppen vör.

Pomuchelskopp lagg as en Klumpen Unglück up sinen Sofa un rew sick de Ogen, denn Gustäwing hadd em ut sinen Nahmiddagsslap stürt, indem dat hei den Slätel taum Kurnbähn halen ded, denn't was Sünnabend, un hei wull upmeten laten. – »Gustäwing«, rep hei verdreitlich, »du bleibst doch dein Lebtag' so'n ollen Düsigen, du büst der richtige Klas! – Schafskopp! Ich werd' dich auf en Pahl stellen, daß doch alle Leute sehn, was du für en Schafskopp büst!« – »Je, Vating ...« – »Ei was hier Vating! Wo oft hab' ich dir gesagt, du sollst das Klätern mit die Schlüssel sein lassen, wenn dein Vater seine Ruhe sucht! – Was kommt da für en Wagen auf den Hof zu fahren?« – »Herre Je«, rep Gustäwing, »dat is jo woll uns' Nahwer Nüßler mit noch en Herrn.« – »Schafskopp!« rep Pomuchelskopp, »wo oft hab' ich dir nich gesagt, du sollst nich jedermann Nahwer nennen! Am Ende ist der Tagelöhner Brinkmann auch noch mein Nahwer, weil er an meinen Garten wohnt; ich will nich mit jedermann Nahwer sein«, un dormit gung hei nu ut de Dör, üm tau seihn, wat passieren ded.

Jochen un Gottlieb wiren wildeß ut den Wagen stegen, un Jochen gung up em tau: »Gun Dag, Nahwer!« – Pomuchelskopp makte em en sihr vörnemen Diener tau, so gaud as hei'n up den Landdag lihrt hadd, un nödigte sei in de Stuw' rinne. – 't was recht still in de Stuw', wenn einer dat beten Schurren mit de Stäuhl afrekent; Jochen glöwte, Gottlieb süll reden, Gottlieb glöwte, Jochen süll reden, un Pomuchelskopp glöwte, hei dürfte nich reden, süs vergew hei sick wat. – [393] Tauletzt fung äwer doch Gottlieb an: »Herr Pomuchelskopp, der gute, brave Pastor Behrends hier ist zu Gott gegangen, und wenn es auch hart und gleichsam unchristlich erscheint, daß ich so bald nach seinem Tode mich um die von ihm erledigte Pfarre bewerbe, so glaube ich doch nicht, dadurch gegen das menschliche Gefühl im allgemeinen, noch gegen die Pflichten eines wahren Christen im besonderen zu verstoßen, weil ich mir bewußt bin, durch diese Bewerbung nur den Wünschen meiner eignen Eltern sowie auch denen meiner zukünftigen Schwiegereltern nachzukommen.« – Dat was en schönen Prat von Gottlieben, un hei hadd ok in allen Kanten recht; äwer ok Pomuchelskopp hadd recht, as hei gor nich dorup antwurt'te un en beten von baben dal tau Gottlieben säd, dat müggte woll all sin, äwer hei wünschte doch tau weiten, mit wem hei äwerall de Ihr hadd. – Jochen nickköppte Gottlieben tau, hei süll't man drist seggen, un Gottlieb säd denn nu ok, dat hei de Sähn von den Rekter Baldrian wir un en Kannedat. – Jochen läd sick bi dese Nahricht in sinen Stauhl bequem rüggäwer, as wir nu de Sak in Richtigkeit un hei künn in alle Rauh sin Pip Toback roken. Wil em äwer Muchel kein Pip anbaden hadd, müßt hei sick dormit begnäugen, mit sin Mulgeschirr 'ne unfruchtbore Rokbewegung tau maken, as en böhmschen Karpen, de nah Luft snappt. – »Herr Kannedat«, säd Pomuchelskopp, »es sind in dieser Angelegenheit schon mehrere von Ihrer Sorte bei mir gewesen« – dit log hei, äwer hei wüßt bi 'ne Parr ok keinen annern Kriegsplan tau maken as bi en Hümpel Fettswin, wenn en Slachter kamm, de s' em afköpen wull – »aber«, set'te hei hentau, »ich habe sie alle bis dato gehen lassen, weil die Sache bei mir auf einen Punkt hinauskommt.« – »Und der wäre?« frog Gottlieb, »meine Examina ...« – »Die sind mir ganz partie egal«, säd de Herr Gaudsbesitter, »ich meine den Pastoracker. – Wenn Sie sich dazu verstehen, den Acker an mich zu verpachten – natürlich gegen eine gute, gegen eine sehr gute Pacht –, dann kriegen Sie meine Stimme, sonst nicht.« – »Wie ich meine gehört zu haben«, säd Gottlieb, [394] »ist der Acker an den Herrn von Rambow verpachtet, und ich möchte nicht gern ...« – »Darüber können Sie sich beruhigen, Herr von Rambow nimmt den Acker nicht wieder«, säd Pomuchelskopp un kek Gottlieben so äwerlegen in't Gesicht, as hadd hei sin Fettswin all taum höchsten Pris verköfft. – Jochen säd nicks, let äwer sin Tobackroken sin un kek sinen Kannedaten-Swigersähn an, as wull hei fragen: »Wat seggst nu, Flesch?« – Gottlieben was de Sak äwer den Hals kamen, denn hei was in Weltdingen man sihr unbesinnlich; nu hadd hei sick äwer besunnen, un sine olle ihrliche Natur, de strüwte sick dorgegen, dörch so'n gewöhnlichen Schacher in't geistliche Amt tau kamen, hei säd also fri un frank: »Das kann und werde ich Ihnen nicht versprechen, durch solche Mittel wünsche ich nicht ins Amt zu kommen. Die Sache hat ja aber auch noch Zeit, bis ich im Amte bin.« – »So?« frog de Herr Gaudsbesitter un grinte Gottlieben un Jochen von de Sid an, »denn lassen Sie sich sagen, Herr Kannedat, der Fuchs ist Ihnen zu klug; was nachkommt, beißt der Wolf, und wenn der Herr von Rambow auch nicht auf den Acker reflektiert, so könnten Sie ihn doch an Ihren Herrn Schwiegervater verpachten. – Nicht wahr, an Ihren Schwiegervater?«

Dat was jo nu doch 'ne entfamtige Red' von Pomuchelskoppen. – Jochen süll den Acker pachten; Jochen, de all von Morgens bet 's Abends sine swore Last hadd, süll sick dese Last ok noch uphalsen! – Hei sprung also pil in En'n un säd: »Herr Nachbor, wenn einer deiht, wat hei deiht, denn kann hei nich mir dauhn, as hei deiht; un wat sall ick dorbi dauhn? Wenn de Pümpelhäger Herr den Acker nich hewwen will, ick will en ok nich, ick heww so naug tau dauhn.« – »Herr Nüßler«, frog Pomuchelskopp so recht lurig, »wollen Sie mir das schriftlich geben, daß Sie den Acker nicht pachten wollen?« – »Ja!« rep Jochen so recht fri ut den Gelenk herute un set'te sick wedder bequem in den Stauhl un rokte wider. – Pomuchelskopp gung in de Stuw' up un dal un rekente: Herr von Rambow gaww de Pacht up, Jochen wull sei nich hewwen; [395] dat wiren de einzigen, de den Preisteracker von utwarts her nutzen künnen; för en eigenen Pächter was de Acker tau min'n, un hei as Gaudsbesitter brukte em ok nich tau liden; nu kamm't blot dorup an, wat Gottlieb nich sülwst wirtschaften kunn, un dorup taxierte em nu Pomuchelskopp, as hei up un dal gung un em von de Sid ankek. – Nu hett uns' Herrgott vele Minschen erschaffen, un jeder Minsch hett sine besonderen Anlagen mit up den Weg kregen, un jeder Minsch hett von ein Ort Anlagen en groten Loppen kregen, äwer von de annern Orten man so sprangwis'; bi Gottlieben äwer hadd uns' Herrgott en lütt Verseihn makt, hei hadd em, as't taum wenigsten utsach, ok nich de Spur von landwirtschaftliche Anlagen mit in de West knöpt, un Bräsig hadd sick all de mäglichste Mäuh gewen, Gottlieben in dese Ort en beten tautaustutzen, äwer vergews: wat nich in den Minschen rinne leggt is, dat lockt einer vergews. Gottlieb wüßt nich Hawern von Gasten tau scheiden, hei wüßt nich, wat Oß oder Bull was, un as hei eines Dags mit den Bein in en Kauhfladen 'rinne geraden was un utrep: »Pfui, der ekelhafte Pferdemist!«, dunn let em Bräsig mit den dreckigen Stäwel gahn un set'te sick in Jochen Nüßlern sine Lauw' un säd tau sick: »Herre Gott, wo sall dat Worm dörch de Welt kamen!«

Grad desen Fehler sach nu Pomuchelskopp, de olle Praktikus, an Gottlieben, un dorüm geföll hei em sihr: »De wirtschaft't in sinen Lewen nich«, säd hei tau sick, »dat is min Mann. – Äwer blot nich marken laten!« – »Herr Kannedat«, säd hei lud, »Sie gefallen mich, Sie sind ein höllisch aufgeweckter Mann und auch ein Mann von Moralität« – wenn hei't wüßt hadd, hadd hei wohrschinlich den dreckigen Stäwel dormit meint –, »Sie wollen auf meine Forderung nicht eingehen – schön! – ich gehe aber auch nicht auf Ihre Bitte ein. Wenn aber Herr Nüßler einen schriftlichen Revers unterzeichnet, daß er den Pastoracker nicht pachten will, denn läßt sich noch weiter über die Sache reden; denn, wie gesagt, Sie gefallen mir.«

Un so unnerschrew sick denn Jung'-Jochen, un de beiden [396] ollen Kläs' führten von den Hoff, sihr taufreden mit de Verhandlung. Sei hadden nicks kregen, gor nicks as en Virtel Verspreken von den Herrn Gaudsbesitter, un dorför hadd Jochen sinen Namen unnerschriwen müßt; sei wiren äwer doch sihr taufreden. – Jochen was stark de Meinung un is dorup jo ok dräwer weg storwen, dat hei mit sine Unnerschriwwt sinen Swigersähn de Parr verschrewen hadd.

Jochen un Gottlieb hadden nu woll noch Lust, en beten in den Pasterhus' vörtauspreken; äwer Kutscher Krischan läd sick dwaslings vör un säd, dat güng nich, dat wir so all stikkendüster; so swemmte denn also dat Phantom in Nacht un Nebel den deipen Landweg entlang. – Tau Nacht un Nebel un Phantom hürt nu noch de Slap, un wer dit virblädrige Kleeblatt finnen deiht, de hett de mäglichste Utsicht up allerlei Glück. – De Slap stellte sick denn ok bald dortau in, Jochen slep all, as sei ut Gürlitz rute wiren, un wenn't Dag west wir, hadd jedwerein an de Swep gewohr warden müßt, dat Krischan bi de Widendriwwt anfangen ded, un Gottlieb slep tworst nich, was äwer eigentlich noch wider weg mit sine Gedanken as de annern; denn hei drömte von sin Lining un von sin Parr un sin Wahlpredigt un sin Antrittspredigt. Un as sei up dat Flag kernen, wo Kutscher Krischan up den Henweg sine verstännige Bemarkung makt hadd, un as nu de Bedingungen von Slapen un Düsterwarden mit dat Flag tausam dröpen un Gottlieb in sinen Drom bi den letzten Wahlzettel ankamen was, de för em den Utslag gaww, fung dat ßackermentschte Phantom an tau späuken; dat Vörderrad steg up en hogen, drögen Äuwer, dat Hinnerrad, wo Gottlieb satt, föll in ein deipes Lock – so, nu noch twei Schritt wider, un – swabb! – lagg de Pastet in den Grawen.

Ick seih hir von min Stuw' ut männigen Großherzoglichen Kammerpächter bi mine Fru Nachborin, de Gastwirtin Fru Lurenzen in den Fürstenhof, ut den Wagen kamen, äwer so fix, as Jochen ut den Wagen kamm, heww ick't min Dag' nich seihn; in en groten Bagen schot hei äwer Gottlieben, de unnen tau liggen kamm, weg in den weiken Dreck, un Kutscher Krischan, [397] dese olle true, ihrliche Seel', let sinen Herrn ok in dese slimme Lag' nich in den Stich, hei schot ok köpplings ut sin Bänk herute un läd sick verlangs neben sinen gauden Herrn. – »Purr, öh! – Herr, bliwen S' rein still so liggen!« rep de olle ihrliche Hut, »de Pird stahn.« – »Du Schapskopp!« rep Jochen. – »Gottlob!« rep Krischan un stunn up, »mi fehlt nicks. – Äwer, Herr, bliwen S' rein still so liggen, de Pird' holl ick.« – »Du Schapskopp!« rep Jochen un krawwelte sick ok tau Höcht, wildeß Gottlieb in de deipe Slagläus' rümmer alkste un talkste, »wo kannst du uns hir ümsmiten?« – »Je, dat is all so as dat Ledder is«, säd Krischan, de in sine langen Deinstjohren sinen Herrn sine Redensorten sick anwennt hadd, »wat sall einer bi so'nWeg in'n Stickendüstern dauhn?« – Nu wiren Jochen sine Redensorten em vör de Mund wegnamen, hei wüßt also ok nich recht mihr, wat hei noch wider seggen süll, hei frog also: »Gottlieb, sünd din Knaken heil?« – »Ja, Onkel«, säd de Kannedat, »und deine auch?« – »Ja«, säd Jochen, »bet up de Näs', äwer de is mi jo woll rein ut dat Gesicht herute.« – De Wagen was nu mitdewil wedder tau Höchten richt't, un as sei wedder rinne stegen wiren, dreihte sick Krischan wedder halw üm un säd: »Herr, heww ick dat nich hüt nahmiddag vörher seggt: dit wir dat Flag?« – »Schapskopp!« rep Jochen un wischte an sine Näs' rümmer, »du hest slapen.« – »Slapen, Herr, slapen? – In so'n Stickendüstern is dat ganz egal, wat einer slöppt oder wakt; äwer ick heww't woll vörher seggt. Ick weit den Weg jo utwennig, un ick säd dat jo glik.« – Un wenn hei nahsten de Geschieht an de annern Knechts vertellen ded, säd hei stets un ständig, hei hadd't jo vörher seggt; äwer de Herr hadd jo nich hüren wullt, un stellte Jochen as en wohren Waghals hen, de üm nicks un wedder nicks sin Lewen riskierte.

Sei führten tau Hus vör, un Gottlieb steg tauirst ut den Wagen. – Lining hadd all längst up den Durn un den Nettel von de Ungeduld seten un hadd in den düstern Abend nah jeden Ton herute horkt, de ehr Gewißheit bringen künn von Glück oder Unglück. – Nu let sick wat hüren – dat sünd sei [398] – ne, 't wir man de Wind in de Pöppeln – äwer nu! – ja, dat was en Wagen – un nu! – ja woll was't en Wagen, hei kamm neger, hei führte vör – sei sprung up, sei lep nah de Dör, müßt äwer irst ehr Hand up dat unrauhige Hart drükken – ach Gott, wo slog dat vör Hoffnung un Furcht! – bröcht Gottlieb Glück oder Unglück an't Hus? – sei lep nah de Del. – »Bleib mir vom Leibe!« rep Gottlieb, äwer tau späd; Lining was, trotzdem dat sei de Öllst was, noch sihr unbedachtsam – rundting fot sei Gottlieben üm un drückt' em an't heite Hart: äwer mit einmal würd ehr so käuhl an Hän'n un Arm un an den warmen Bussen, ehr würd tau Maud', as hadd sei 'ne Pogg in den Arm, sei let los un rep: »Herre Gott, was ist dir?« – »Umgeworfen«, säd Gottlieb, »wir sind mit Gottes gnädiger Hülfe umgeworfen; das heißt, das Umwerfen hat Krischan besorgt, aber Gottes gnädige Hülfe hat uns vor schlimmem Schaden geschützt.« – »Wo seht ihr aus!« rep Bräsig, de mit en Licht up de Del kamm, as Jochen grad in de Husdör rinne kamm. – »Je, Bräsig«, säd Jochen, »'t is all so, as dat is: wi sünd ümsmetten.« – »Ih, wo?« rep Bräsig, »wo kann ein vernünftiger Mensch in deine Jahren auf seinen eigenen Weg umsmeißen? – Du hast geslafen, Jochen.« – »Herre Gott!« rep Fru Nüßlern, »Jochen, wo sühst du ut!« un dreihte Jochen ümmer in de Run'n vör dat Licht herümmer, as wir hei en Kaiwerbraden, de an't Spitt brad't warden sall un den sei schön mit Rohm begaten hadd. – »Mein Gott, Jochen! un din Näs'.« – »Un wo süht der geistliche Herr aus!« rep Bräsig un lücht'te Gottlieben hinnen un vören. – »Ne«, rep hei un let em stahn, »un nu Lining! – Wo, Lining, du büst ja doch nich umgesmissen! – Madam Nüßlern, sehn Sie, sie hat jo woll den halben Weg von hir nach Gürlitz auf ihre Kledaschen.«

Lining stickte sick denn nu düsterrod an, un Mining wischte an ehr rümmer, un datsülwige ded Fru Nüßlern an ehren Jochen: »Mein Gott, Jochen, wo hest du di tauricht't! Ne, nu seih mal einer, de schöne nige Mantäng!« – Jochen hadd en sick as Brüdjam vor etzliche twintig Johren tauleggt. – [399] »Ne, dat düs't all nich; ji möt't allens uttrecken, un morgen möt de ganze Hopphei an de Bäk späult warden.« – Dese Anordnung güll denn nu, un nah'ne lütte Wil seten de beiden reisenden Geschäftslüd' in dröge Kleder an den Disch in de Stuw'. – Äwer nu kreg Fru Nüßlern ehren Jochen sine Näs' irst in dat richtige Licht tau seihn. »Jochen«, rep sei, »wo süht din Näs' ut!« – »Je, dat segg man mal«, säd Jochen. – »Jochen«, säd Bräsig, »ich müßte entfamten lügen, wenn ich allmeindag' was besonders Schönes an deiner Nase regardiert hätte; aber daß du die Nase ins Gesicht behältst! – was hast du for 'ne Nase ins Gesicht.« – »Schämen S' sick wat, Bräsig, wo känen Sei em wünschen, dat hei dese Näs' in't Gesicht behölt! Gott bewohr uns, sei ward ümmer dicker! Wat is dorbi tau dauhn?« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »er muß in die Wasserkunst.« – »Wat?« rep Fru Nüßlern, »min Jochen in de Waterkur, wil hei sick de Näs' en beten verstukt hett?« – »Verstehen Sie mir recht«, säd Bräsig, »er soll jo nich heil un deil, mit Arm un Bein, in die Wasserkunst; er soll bloß mit seine Nas' hinein: wir müssen ihm kalte Umsläg' machen. – Oder, Jochen, kannst du woll en bischen aus der Nas' bluten? Das würd' dich sehr rekolljieren.« – Dat kunn Jochen nu äwer nich, un so gung dat denn mit kolle Ümsläg' los, un Jochen satt ganz staatschen un taufreden dor, up de Näs' de linnen Lappen un unner de Näs' sin Pip Toback.

»Aber«, säd Bräsig, »noch weiß keine Menschenseel, was ihr bei Zamel Pomuchelskoppen ausgericht't habt.« – »Ja«, säd Lining, »Gottlieb, wie ist es geworden?« – Gottlieb vertellte denn nu, wo ehr dat bi den Herrn Gaudsbesitter gahn was, un as hei farig was, säd Jochen: »Ja, 't is all in Richtigkeit, ick heww mi unnerschrewen.« – »Jochen, was hast du dich unterschrieben?« frog Bräsig argerlich. – »Mit den Preisteracker, dat ick en nich pachten will.« – »Denn hast du dich was Dämliches unterschrieben. – Oh, der Jesuwiter! Den Acker will er – Nachtigahl, ich hör dir laufen, aus das Bächlein willst du saufen. Das ist dein großer Ziel und Zweck! [400] – Aber – aber« – hir sprung Bräsig up un gung mit grote Schritten in de Stuw' herüm – »ich stech dir einen Sticken. – Horch ans End', sagt Kotelmann. – Zamel Pomuchelskopp, wir sprechen uns noch mal! – Wo sagt der berühmte Dichter von Daviden und Goliathen? – indem ich mir als Daviden betrachte und ihn als Goliathen. ›Hei namm de Sluder in de Fust un smet em an den Bregen, dat't man so prust't.‹ Un wo schön sagt derselbige berühmte Dichter in seine herrlichen Slußworten: ›So geiht't de Prahlhäns' alle Tid, un wenn sei mein'n, sei stahn, denn ligg'n sei in de Schit.‹ – Und so soll dich das gehen, Zamel! – Und, Madam Nüßlern, nu habe ich mir geärgert, und Abendbrot kann ich nicht essen, und ich will ›Gun Nacht‹ sagen, indem daß ich noch mit allerlei Gedanken umgehe.« – Hei namm sin Licht un gung, un nah't Abendbrod gung denn ok bald allens tau Bedd, un Lining lagg noch lange Tid in Sorgen un Bangen ahn Slap un horkte up den Wind in de Böm un up den Tritt unner ehr, de ümmerfurt in densülwigen Takt gung, denn dor wahnte Unkel Bräsig un – as hei sülwst den annern Morgen säd – planisierte dese Nacht.

27. Kapitel
Kapittel 27

Sei müßt sick freuen; un drei Minschen trösten sick bet dorhen, wenn de Sommermetten teihn. Nah de Frugenslüd' ehre Fitzelbän'n un Schörtenbän'n kann der Deuwel en Hus bugen. – Rut – rut! – Worüm sünd de Lüd' gebild't, de en Fahlen upfäuden känen, un de ungebild't, de en Minschen upfäuden känen? – Fritz Triddelfitz fangt ok an, Erfindungen tau maken, un woans Hawermann em dat dankt. – Paddocks.


Dat Johr 1845 was in't Land rückt, un de Welt was ehren ollen scheiwen Gang wider gahn un hadd sick dreiht. Dag un Nacht un Freud un Leid hadden mit enanner wesselt, grad so, as't sörre de Tid ümmer west was, sörre de uns' Herrgott Dag un Nacht fastset't un den Minschen inset't in den Paradisgoren un em wedder dorute drewen hadd. Wovel Dag' un Nacht', un wovel Freud un Leid! De Dag schint äwer jeden, un de Nacht kümmt äwer jeden; dor is kein Unnerscheid. [401] Äwer is't mit Freud im Leid ebenso? Sünd de ebenso gerecht utdeilt? – Ick mein doch! Den Herrn sine Hand reckt sick äwer jeden, un ut sine Hand föllt Glück un Unglück, Trost un Bangen in'n Gliken äwer de Welt, un jeder hett sin Deil doran; äwer de Minschen sünd nich dornah, sei willen dat Unglück in Glück verkihren, un dat Glück seihn sei för Unglück an, den Trostbeker schuwen sei von sick, as wir ehr Gall inschenkt, un dat Bangen lachen sei sick weg.

De Minschen, von de ick in dit Bauk schrewen heww, wiren ok nich beter, as sei all sünd, sei makten't grad so as all de äwrigen; äwer twei Ding' hett uns' Herrgott ein för alle Mal as Glück un Unglück in de Welt streu't, ut dat ein lett sick kein Gall sugen, un dat anner lett sick nich weglachen, dat is Geburt un Graww, Anfang un En'n. Un ok in mine lütte Welt was Anfang un En'n, Geburt un Graww; in Pümpelhagen satt de schöne, junge Fru un weigte en lütt Kindting, en lütt Döchting, up ehren Schot un hadd de Dör tau ehren Harten wid upreten, dat de hellige Dag von unsern Herrgott herinne schinen kunn. Sei kunn nich anners. De Schatten von de Nacht, de üm ehr rümmer trecken deden, kunn sei nich in't Og' faten, sei müßt sick freuen! Sei müßt sick freuen! – Un vör den Pasterhus' tau Gürlitz, dor lagg dat Graww; un twei swarte Wesen gungen still hen un kemen still wedder, un as dat Frühjohr kamm, dunn plant'ten sei Blaumen dorup; un as de Lind' vör den Hus' ehr Low hadd un as de Fleder bläuhte, dunn seten sei tausam up de Bänk un warmten sick an enanner as dunntaumalen, as Fru Pastern de lütte Lowis' in ehren Ümslageldauk mit inknöpt hadd. Nu was't äwer ümgekihrt, nu slog Lowise ehren Dauk üm de lütte Fru Pastern. Un so seten dese twei Minschen tausam un segen räwer nah den Kirchhof, un wenn Hawermann dortau kamm, denn wiren't ehre drei, un leten gedüllig de Nacht äwer sick kamen, äwer den Trostbeker schowen sei nich taurügg, un wenn sei utenanner gungen, hadd ehr de Abendstirn lücht't.

De irste, heftige Gram hadd Afschid von den Pasterhus' namen, äwer sine Spuren wiren noch dorin tau seihn, schöne [402] Spuren, as sei de Dodesengel up Minschengesichter drückt. Lowise hadd hei bi den Afschid up de klore, hoge Stirn küßt, un de Kuß blew dorup liggen un lücht'te dorvon herünner as en irnsten Gedanken; de lütte runne Fru Pastern hadd hei bi den Afschid rundting ümfat't un hadd ehr binah all dat quicke eigene Lewen namen un ehr dorför dat lewige Andenken an ehren Paster in de Seel gaten. Dorin lewte sei blot noch, un allens müßte so bliwen, as dat tau sine Tid west was; in sine Studierstuw' stunn de Lehnstauhl vör den Schriwdisch, de letzte Predigt, de hei makt hadd, lagg dorup, un de Fedder dorbi, un de Bibel ut sine Kinnerjohren lagg upslagen bi den Krünkel, den sei in sine Dodesstun'n dorinne makt hadd. Alle Morgen gung sei tauirst mit ehren Wischdauk in de Stuw un wischte un ded un bröchte de Stuw' in Ordnung un stunn denn lang' in Gedanken un kek nah de Dör, as müßte hei 'rinne treden in sinen Slaprock un ehr en Kuß geben un seggen: »Ich danke dir, liebe Regina.« Un des Middags deckte Lowise för drei, un ehren Paster sin Stauhl stunn an sine Städ', un ehr was't denn, as wir hei gegenwärtig un red'te mit ehr in sine munterste Ort, un wat de irste Gram von eigenen quicken Lewen in ehr laten hadd, dat kamm denn taum Vörschin, denn den Trostbeker schow sei nich taurügg. – Äwer wo lang' kunn dat noch wohren? De Parr müßt wedder beset't warden, un denn müßt sei ut den Hus', ja sei müßt ut dat Dörp, müßt von dat Graww scheiden, denn en Witwenhus was nich dor, un Pomuchelskopp wull kein bugen laten, denn hei hadd't jo nich nödig. – Taum letzten Mal sach sei de Awtböm bläuhen, de ehr Paster plant't hadd, taum letzten Mal satt sei unner den bläuh'nden Fleder, wo sei so glücklich mit em seten hadd, taum letzten Mal kamm dat Frühjohr un wünn sinen Kranz üm ehr glücklich Dack, taum letzten Mal streu'te de Sommer sinen goldnen Segen doräwer. »Luise, wenn im Herbste die Sommermetten ziehen, dann ziehen wir auch«, säd sei trurig, un ehr was tau Maud', as süll noch ein Mal en Starwen äwer sei kamen.

Hawermann was ehr tru'ste Fründ, un sei gaww sick ganz [403] in sine Hand, wat hei ded, dat müßt gaud sin. Hei sünn un sünn, äwer wat hei ok sinnen ded, dat Scheiden kunn hei ehr nich sporen; äwer lichter wull hei't ehr maken. Kopmann Kurz hadd en gerümiges Nebenhus mit en Goren dorachter, dat let sick in richten, dat let sich so inrichten, as dat Pasterhus was. Un Lowise müßte heimlich in den Pasterhus' herümmer meten, wo grot de Stuw' un wo lang de Wand, un führte mit ehren Vader 'rinne nah Rahnstädt, un de Timmermeister Schulz müßt kamen un süll en Plan teiken nah Lowise ehre Vermetung, wull äwer nich. »Denn« – säd hei – »das könnte ich nicht: nach Frauensleute ihre Ansläge von Fitzelbän'n un Schürzenbän'n könnte ich keinen Plan zeichnen, aber das täte ja auch nicht nötig; Planzeichnen ist Planzeichnen, ich bin nicht für das Planzeichnen, ich hätte meine Plans in den Kopf.« – Un Kurz säd, wenn't anners makt würd, denn würd dat vel beter; äwer Hawermann blew dorbi, so süll't sin, un wenn't nicht so makt warden süll, denn blew de Sak nah, un Timmermeister Schulz säd: »Das hätte ja auch gar keine Gefährlichkeit, un wenn es nu einmal so eingericht't werden soll, denn käme ich heraus un mieße mir die Verhältnisse selbst aus.« – Dat würd denn nu annamen, un de »Zimmerling« Schulz – as hei sick sülwst up Hochdütsch näumen ded – met vor Dau un Dag', as de Fru Pasturin noch slep, dat Hus ut un red'te dorbi vel mit sick sülwst: »Säben – säben – fiwuntwintig – fiwuntwintig – Kurz – Hawermann – Kurz – Hawermann – unklauk – unklauk! – hir möt en verzahnten Dräger – tau grote Spannung – en Bolten dörchtreckt – so, so – allens in Richtigkeit – so, nu rut! rut!«, un dormit gung hei rute nah sinen fulen, brunen Ponyx un führte sachten nah Hus mit den schönsten Buplan in den Kopp, den sick äwerall en Minsch maken kann. – Dat Bugen gung nu los, un Hawermann, de flitig revidierte, was dormit ok in'n ganzen sihr taufreden, blot mit den verzahnten Dräger was hei nich inverstahn, gaww sick äwer dorin, as hei marken ded, dat sick de »Zimmerling« Schulz dägern in den »Verzahnten« verbeten hadd, un as hei tau weiten kreg, dat sin Bumeister noch seindag' [404] kein Gebüd' upführt hadd, wo hei nich en »Verzahnten« anbröcht hadd. – Kurz gaww sick ok dorin, un so was de Äwergang wenigstens so licht makt, as hei sick äwerall maken let.

In Pümpelhagen – heww ick all seggt – was grote Freud: de kloren Ogen von Frida legen up ehr lütt Döchting, un äwer dese kloren Ogen hadd de Mutterleiw' so'n lichten, säuten Sleuer wewt, as müßt sei nah buten hen för de Mutter de Taukunft von dat lütte Wesen verhüllen, dat sei nah binnen so recht ungestürt wirken un schaffen künn. Un wat süs gor nich in ehre Ort lagg: ein glücklich Drom jagte den annern; un denn mal wedder slog de helle Dag ut ehren Harten Axeln entgegen, wenn sei em in selige Lust dat Kindting entgegen höll. – Axeln sin Hart was ok vull Freud', hei kamm un kamm ümmer wedder, sick nah Mutter un Kind ümtauseihn; äwer't hadd doch en lütten Haken bi em: hei hadd sick en Sähn wünscht, en Stammholler von sin oll Geslecht. – 't is doch scheußlich in de Welt, dat so'n lütt unschüllig Gör von den irsten Ogenblick an, wo em de Dag schint, mit anner Lud' ehren ungerechten Wunsch un mit ehr Vörurdeil tau striden un dorför tau liden hett. – Wenn einer Axeln dit seggt hadd, denn wir hei bös, sihr bös worden, denn hei hadd sick würklich freu't trotz den lütten Haken, hei hadd sick ok glik henset't un hadd dat »erfreuliche Ereignis« an alle sine Bekannten, sülwst Pird-Bekanntschaften un Pomuchelskoppen, mellt; blot drei Lud' hadd hei absichtlich vergeten: sinen Vetter Franz – »den dummen Jungen« –, de Fru Pasturin in Gürlitz – »die Gelegenheitsmacherin« – un de Fru Nüßlern – »die alte ungebildete Person«. – Un as hei nu up dat Bedd von de Wöchnerin de Anzeig'-Breiw' leggt hadd un sei sick wunnern ded, dat dese drei Lüd' dorbi vergeten wiren, säd hei kolt, hei gew sick mit so 'ne Lüd' nich af, wenn sei't dauhn wull, müßt sei't up ehren eignen Schalm dauhn.

Un sei ded't; un nah einigen Dagen kamm Lowise, üm in den Namen von de Fru Pastern tau gratulieren, un Axel [405] kamm in de Stuw' herinne, un as hei de Inspektor-Dochter sach, säd hei: »Ah, Mamsel Hawermann! Bitte um Entschuldigung«, un gung rasch ut de Dör. – Un wedder nah en por Dagen kamm Fru Nüßlern mit Krischanen un dat Phantom up den Hoff tau führen, un Axel gung feldin, as hei sei sach; un as hei wedder kamm un von Daniellen hürte, dat Fru Nüßlern noch bi de gnedige Fru was, rep hei heftig: »Ich begreife meine Frau nicht, wie sie an solchem ungebildeten Umgang Vergnügen finden kann!« – Dat was recht snurrig von em, dat hei dit säd, denn hei hadd vör etzlihe Wochen noch in 'ne Gesellschaft von Pirdtüchters sinen Fründ, Herr von Brülow up Brülowshof, för en sihr gebild'ten Mann von Kenntnissen erklärt, un as en jungen Doktor, de taufällig taugegen was, hadd fallen laten: mit de Bildung un de Kenntnis wir't woll grad nich wid her, was Axel upstahn un hadd äwer de Schuller räwer tau den vörluden, jungen Mann seggt: wenn einer in jichtens eine Richtung so'n Erfolg hadd, as de Herr von Brülow in de höhere Pirdtucht un namentlich in de Behandlung von Fahlen, so müßte em de grasgräune Afgunst sülwst den Namen von en gebild'ten un kenntnisriken Mann laten, un wenn hei ok süs gor nicks wider verstünn, denn de Sak wir denn doch tau wichtig för de Welt. Un nu was in sine Ogen de gaude Fru ungebild't, de mit wollmeinende, verstännige Ratsläg' sine Fru an de Hand gung, dat sei dornah en junges Minschenleben hegen un plegen süll, sin eigen lütt Kindting. – Ok Pomuchelskopp was kamen in den blagen Liwrock mit de gollenen Knöp un in de Kutsch mit dat Wapen un de vir Brunen un hadd sine Gratulatschon anbröcht. – Dat was wat anners, dat was doch en gebildten Uptog! – Un hei was sihr fründlich von Axeln upnamen un hadd mit em Vesperbrod eten müßt, en nahher hadd em Axel sine Vullblaudstauten mit de Fahlen wis't, un Pomuchelskopp hadd sick sihr doräwer freu't un hadd em de Hand so recht indringlich up den Arm leggt un em so uprichtig in de Ogen seihn un hadd seggt: »Alles sehr schön, Herr von Rambow, der Anfang ist sehr schön, aber wenn Sie wirklich etwas Tüchtiges in der [406] Vollblutzucht leisten wollen, denn müssen Sie Paddocks einrichten. Das junge Tier will naturgemäß in der freien Luft erzogen sein. Freiheit, Freiheit, Herr von Rambow! Das ist die erste Bedingung, wenn überall etwas Tüchtiges geleistet werden soll. – Und, sehen Sie, Sie haben hier die schönste Gelegenheit; wenn Sie hier hinter dem Park für Ihre vier Vollblutstuten vier Paddocks abnehmen lassen und lassen bis an den Berg hinauf den Acker mit Gras- und Kleesamen besäen statt mit Sommerkorn – unten fließt der Bach, und Sie haben die schönste Tränke –, denn kann was draus werden. – Natürlich«, set'te hei hentau, as Axel en beten nahdenklich worden was, »Ihr Inspektor wird nicht dran wollen.« – »Mein Inspektor hat nichts zu sagen, wenn ich etwas befehle«, fohrte Axel up. – »Das weiß ich«, begäuschte em Pomuchelskopp, »er versteht auch nichts davon.« – »Aber der Schlag wird mir zu klein, wenn ich diese Ecke des besten Bodens davon abnehme«, säd Axel. – »Ja«, säd Pomuchelskopp un treckte mit de Schuller, »Sie müssen doch eine Änderung mit den Schlägen treffen, denn zu diesem haben Sie ja bisher den Predigeracker geschlagen, und der fällt ja so wie so aus der Pacht; und dann kann's auf ein bißchen mehr oder weniger nicht ankommen.« – »Das ist wahr«, säd Axel tägerig, denn wat hei mal in 'ne Not verspraken hadd, dat rückte em nu verdreitlich tau Liw', un't verstimmt en Minschen ümmer, wenn hei wat missen sall, woran hei vördem Vurtel un Freud' hatt hett. – Äwer Pomuchelskopp was so fründlich, so wollmeinend un uprichtig; hei gaww em so vele gaude Ratsläg', un – dit säd hei so bilöpig: wenn't an den Besten fehlen ded, hei wir ümmer tau Hand –, dat Axel em bi de Afreis' de Hand schütteln ded un sick in Gedanken in sine Stuw' setten ded, den ganzen Kopp vull Paddocks.

Hawermann gung äwer den Hoff: Axel ret dat Finster up un rep em: »Herr Hawermann«, säd hei, as de oll Mann vör dat Finster stunn, »wie weit sind Sie mit dem Gerste-Säen hinter dem Park?« – »Ich denke, übermorgen werden wir mit dem Schlage fertig; morgen fangen wir hier hinten beim [407] Bach an.« – »Gut! Es soll jedoch bis an den Berg heran – das Nähere will ich Ihnen noch zeigen – Timothee, Raigras und weißer Klee unter die Gerste gesäet werden. Schicken Sie morgen Triddelfitzen nach Rahnstädt zu Daviden, daß er das Saatquantum dort abholt.« – »Aber nach der Gerste folgt ja kein Weideschlag.« – »Sie hören ja, ich will, daß dies Ackerstück zu Weide angesäet werden soll. Ich will da Paddocks für die Mutterstuten einrichten lassen.« – »Paddocks? Paddocks?« frog de oll Mann, as künn hei so en Stück sinen Herrn gor nich tautruen. – »Ja, Paddocks«, säd Axel un wull dat Finster taumaken. – »Herr von Rambow«, säd Hawermann un läd sine Hand up dat Finsterbrett, »dies ist der schönste Boden im ganzen Schlage, nehmen Sie den davon ab, so wird der Schlag zu klein. Deswegen gerade hat der selige Herr Kammerrat ja den Pastoracker dazu gepachtet.« – Hei säd dat Sülwige, wat Axel sülwst seggt hadd, un de jung' Herr wüßte recht gaud, dat de Inspekter recht hadd; äwer't is doch för en Herrn sihr empfindlich, sine Unnergewenen recht tau gewen. – »Ich pachte den Pastoracker nicht wieder«, säd de jung' Herr. – Den ollen Mann sackten de Hän'n an den Liw' dal: »Den Pastoracker nicht wieder?« säd hei, »Herr, der Acker hat uns so viel eingetragen ... ich habe besonders Buch darüber geführt ...« – »Ist mir ganz gleich! Sie hören ja, ich pachte ihn nicht wieder.« – »Herr von Rambow, das ist unmöglich ...« – »Sie hören's doch! Ich pachte ihn nicht wieder!« – »Herr, ich bitte Sie, bedenken Sie ...« – »Ei was!« rep Axel un smet dat Finster tau. – »Ein alter langweiliger Kerl!« rep hei, »ein alter Wichtigtuer!« un gung nah sinen Stauhl un smet sick dorinne un dacht an de Paddocks; äwer de schönen Biller, de hei sick dorvon vördem vörmalt hadd, wullen nich kamen, hei müßt sick irst den Gedanken wegleigen, dat hei wedder unrecht hatt hadd.

Un de oll Mann! – Wo bitter kränkt gung hei nah den Sommerslag tau! – Wo stred de olle Anhänglichkeit an den seligen Kammerrat un de Dankborkeit gegen den Schimp, den [408] hei so oft von sinen ollen Herrn sinen einzigsten Sähn liden müßt! – Un wat hülp dese Strid? – Wat hülp hei em? – Wat nützte bei den jungen Herrn? – Nicks! – Schritt för Schritt gung de Mann an sinen Afgrund neger, un sine Hand, de em redden kunn un so girn ok wull, würd wegstött, un sin Hart, wat bet baben vull Leiw' un Fründlichkeit för den jungen Herrn un sin ganzes Hus was, würd behandelt, as slög dat ful un trag in de Bost von en untruen Knecht, de blot an sinen Lohn denkt. – »Triddelfitz«, säd hei, as hei nah den Saatslag rute kamm, »dese Eck hir langs de Bäk bet an den Barg ruppe will de Herr mit Gras beseien laten; hei ward woll sülwst rute kamen un ward Sei dat genauer wisen; laten S' hir den Gasten en beten dünner seien.« – »Was will er denn damit aufstellen?« frog Fritz. – »Dat ward hei Sei woll sülwst seggen, wenn hei't för gaud insüht. – Dor kümmt hei ut den Goren«, säd de oll Mann un gung sinen Herrn ut den Weg'.

»Triddelfitz«, säd Herr von Rambow, as hei ran kamm, »dies Ackerstück bis an den Berg hinan wird mit Gras besäet, Sie sollen morgen den Samen von Daviden holen; ich will hier Paddocks anlegen.« – »Famos!« rep Fritz, »ich habe schon immer daran gedacht, ob wir hier nicht einmal Paddocks oder so was Ähnliches kriegten.« – »Ja, es ist notwendig!« – »Ja, woll, es ist notwendig!« rep Fritz ut vulle Äwertügung. Denn dat brukt keiner tau glöwen, dat hei en Glattsnacker was; hei meinte dat würklich so, as hei säd, un wenn hei wüßt hadd, wat för Utgawen un wat för en Elend an dese Paddocks bammeln deden, denn hadd hei gewiß nich so taustimmt; äwer – as ick all vördem seggt heww – in allerlei so'ne Hansbunkenstreich stimmte hei mit sinen Herrn von ganze Seel tausamen. – »Haben Sie eine Meßrute hier?« frog Axel. – »Eine Meßrute? Nein«, säd Fritz un lachte so'n beten verächtlich un dorbi doch so bescheiden un verschämt, »ich habe mir selbst ein Meßinstrument erfunden. – Erlauben Sie, ich will's Ihnen einmal zeigen«, un dormit lep hei nah den negsten Grawen un halte en groten Tunnenbägel [409] herute, de mit Bän'n verstrickt was; in de Mitt von dese Bän'n stek hei sinen Handstock as in de Naw von en Rad un let dat Geschirr ümlopen: »Der Umfang des Bügels ist grade eine Rute«, säd hei, »und hier dieser Hammer schlägt immer an das Brett, wenn eine Rute umgelaufen ist.«– »Sieh! Sieh mal!« rep Axel, bi den sine olle Lust tau Erfindungen lewig würd, »und das haben Sie so ganz aus sich selbst erfunden?« – »Ganz aus mir selbst«, säd Fritz; hei hadd äwer beter seggen künnt: sine Fulheit hadd dat erfunnen, denn hei müggt sick mit sin langen Liw nich girn bücken. – »Na, denn messen Sie mir das Land mal aus«, säd Axel un gung nah Hus un säd tau sick: Triddelfitz wir doch en düchtigen Wirtschafter un en upgeweckten Kopp; mit den let sick ihre wirtschaften as mit Hawermannen.

Nah einige Tid kamm de oll Entspekter wedder nah Fritzen sihr verdreitlich taurügg: »Triddelfitz«, rep hei, »wat sünd dat för Saken? Sei laten mi jo den Gasten vel tau dick seien.« – »Bewahre!« säd Fritz, »ich habe die Maschine grade so gestellt, wie Sie's befohlen haben, ich habe das Land selbst abgemessen.« – »Dat is nich mäglich!« rep Hawermann, »denn müßten mi min Ogen dreigen. Wo hewwen S' de Metraud'?« – »Eine Meßrute habe ich nicht«, säd Fritz, »brauch' ich auch nicht«, set'te hei trotzig hentau, denn de grote Anerkennung von den gnedigen Herrn was em tau Kopp stegen, »ich messe alles mit meinem Instrument.« Dormit wis'te hei up sine Erfindung, de in alle Unschuld tau sinen Fäuten lagg. – »Wat?« rep Hawermann, »wat is dit?« – »'ne Erfindung von mir«, säd Fritz un sach dorbi so stolz ut, as hadd hei de irste Dampmaschin upricht't. – »Ah, so rüm!« rep Hawermann, »nu nemen S' mal dat Bettel un meten S' mi mal teihn Raud' hir langs« – Fritz namm nu de Erfindung tau Hand un let dat Ding lopen, Hawermann gung nebenher un tellte: »Wo vel hewwen Sei?« – »Teihn Raud«, säd Fritz. – »Un ick heww nägen un twei Faut«, säd de Oll. – »Das ist nicht möglich«, säd Fritz, »dann haben Sie sich verzählt, mein Instrument geht richtig.« – »Fiw Schritt von min is 'ne mekkelnbörgsche [410] Raud'«, säd de Oll heftig, »äwer wil Sei dämlich sünd, verdarwen Sei mi den ganzen Slag Gasten. Wo känen Sei mit so en Bettel in de ruge Fohr meten, wat allenfalls up ganz eben Lan'n stimmen kann! Äwer de Fulheit – de Fulheit! – Glik gahn S' hen un halen S' sick 'ne ordentliche Metraud' rute!«, un dormit kreg hei sick en Metz ut de Tasch un sned Fritzen sine Erfindung in luter lütte Stücken; un gung dunn wedder nah de Maschin un stellt sei anners.

Fritz stunn nu dor un kek em nah un kek denn mal wedder de Erfindung an, de nu in korten Stücken üm em lagg, – 't is würklich en swor Stück för en Minschen, de mal wat in de Welt bedüden will, wenn hei mit den irsten Anlop, den hei nimmt, ok glik so eklig up dat Achterdeil set't ward. – Hei hadd 't nu so gaud meint – natürlich tauirst mit sick sülwst, äwer denn doch ok mit all sine Kollegen, mit all de Schriwers in Land Meckelnborg, dat dat entfamte Bücken ut de Mod' kem, un nu lagg sine brave Absicht kortsneden tau sine Fäuten. – »De Metraud' möt ick halen«, säd hei, »dat helpt nu einmal nich; äwer dusendmal leiwer will ick mit den gnedigen Herrn wirtschaften as mit den ollen Hawermann.« Un as hei nah Hus gung, de Raud' tau halen, kamm 'ne grote Bitterkeit gegen Hawermannen äwer em, un hei verget allens, wat hei em mal in 'ne schöne Stun'n anlawt hadd, de schönste Stuw' up sinen Riddergaud, de beiden Wagenpird' un dat Ridpird. Un as hei en Ogenblick bi Marie Möllers vörspraken was, de nu wedder in sin unbegewenes Hart rinne treckt was, un von de hei hürt hadd, dat Hawermann mit den jungen Herrn von't Finster ut scharp tausamen kamen wir, was hei doch all wedder in de Hauptsak tröst't un gung von ehr furt, äwer den Puckel de Metraud' un in de Hand en lütten Kätel Wust un säd tau sick: »Ne, 't geiht nich mihr mit den Ollen; hei ward tau olt; för nige Ideen hett de Mann keinen Sinn.«

28. Kapitel
[411] Kapittel 28

En Aust nah nige Mod'; äwer Ordnung möt sin! Worüm Hawermann utspannt ward, un worüm sick de Daglöhners nützlich beschäftigen möten. – De Feldmarschall un sin Adjudant. – Wat Hawermann up de Steinmur tau sitten hadd, un wat Bräsig dortau säd. – Worüm de Feldmarschall achter den Adjudanten herjagte un Bill äwer de Schaphürd sprung. – Wenn en truges Hart von uns scheiden will.


Un so gung denn nu de Saattid hen, un de Sommer, de kamm; de junge Fru kamm wenig tau Rum, un de Trost, den de oll Entspekter süs ut ehre Ogen lüchten seihn hadd, den hei von ehren frischen Mund sagen hadd, müßt hei nu missen, denn sei hadd wat Leiweres, wat Wichtigeres tau dauhn, un wenn de ganze Wichtigkeit ok blot up en Bündel Windeln herute lep; sei wüßt doch, wo swor all de Hoffnungen un Wünsch wägen, de sei in ehren Arm weigte, un üm sick dese Last lichter tau maken, smet sei de Pflicht un de Schülligkeit in de annere Waag'schal. – Ok äwer Axeln kamm mit sine Vaderschaft so'n düsteres, unbestimmtes Gefäuhl, as wir dat sine verfluchtige Schülligkeit, för sine Kinner tau sorgen, hei fung glupschen an tau wirtschaften; staats dessen, dat hei bet dorhen blot in'n groten as 'ne Ort von Feldmarschall up sinen Felln rümmerkummandiert hadd, tred hei up Stun'ns as en Kapperal up, de sick üm de lütten Mundierungsstücken von sine Kapperalschaft bekümmern will, in allens stek hei sine Näs', sogor in de Teerbütt. Dat hadd hei jo ok ümmer dauhn kunnt, un 't is recht schön, wenn en Herr sick üm allens kümmert: äwer dat Kummandieren hadd hei unterwegs laten süllt, denn dat kennte hei nich. – Hei grep up de unverstännigste Wis' in den Gang von de Wirtschaft in, ret den ollen Mann sinen Plan utenanner, un wenn hei denn allens so recht in de Brodullj bröcht hadd, denn gung hei nah Hus un schull up den ollen Mann: »Der alte Mann hat gar keine, gar keine Disposition! Ist mir doch schon zu alt geworden. Nein, 's geht nicht länger!« – Un Krischan Segel säd tau Didrich Snäseln: »Je, wat säl'n wi nu eigentlich dauhn, de Herr seggt so, un de Entspekter seggt so.« – »Je, Vedder«, säd Didrich, [412] »wenn't de Herr seggt ...« – »Ja, dat is jo man all dumm Tüg.« – »Dor brukst du nich vör uptaukamen, un wenn hei't seggt, denn helpt dat nich.«

So kamm nu de Aust ran, un de Segen von de Feller süll unner Dack un Fack bröcht warden; de Roggen was meiht un stunn sörre drei Dagen in Hocken. – »Herr Inspektor«, rep Axel ut dat Finster Hawermannen tau, un as de ranne kamen was, säd hei: »Morgen wollen wir Roggen einfahren lassen.« – »Herr von Rambow, es geht noch nicht; wir haben gestern und heute bedeckte Luft gehabt, es hat nicht getrocknet, und das Korn ist noch zu weich, einzelne Halme sind noch grün.« – »Na, es wird schon gehen. – Wie wollen Sie denn einfahren lassen?« – »Wenn eingefahren werden soll, dann müssen wir hier gleich hinterm Dorf anfangen und müssen mit zwei Gängen fahren, mit dem einen in die große Scheune, mit dem andern in die Gerstenscheune.« – »Hinterm Dorf anfangen? – Mit zwei Gängen? – Warum?« – »Je näher wir beim Dorfe anfangen, desto mehr fahren wir in einem Tage ein, und das Wetter sieht bedenklich aus; und in zwei Gängen auf zwei Scheunendielen müssen wir fahren, sonst stehen sich die Leute im Wege und die Wagen kommen sich in die Quere.« – »Hm!« säd Axel un makte dat Finster tau, »darüber will ich mich noch bedenken.« – Un hei bedachte sick un kamm tau den Besluß, desen Aust wull hei mal mit Fritz Triddelfitzen allein beschaffen; Hawermann süll partutemang gor nicks dormit tau dauhn hewwen, un üm em mal ordentlich tau bewisen, dat hei dat föfte Rad an den Wagen wir, süll nu grad von hinnen ut den Felln un denn mit einen Gang inführt warden. – Wat ein Gang un twei Gäng' was, was em nich so recht klor, äwer dat wiren jo blote Nebending' un wiren wohrschinlich nicks wider as olle Inspekter-Schrullen, un mit de wull hei nicks tau dauhn hewwen, dorvon wull hei sick nahgradens los maken.

Den annern Morgen Klock fiw' was hei all in de Bein un gung sihr fründlich up den ollen Mann tau, de sin Wirken up den Hoff hadd: »Lieber Herr Hawermann, ich habe mir das [413] reiflich überlegt – Sie dürfen mir das nicht übelnehmen –, ich habe beschlossen, diese Ernte mit dem jungen Triddelfitz ganz für mich allein selbst zu besorgen und die dahin zielenden Anordnungen selbst zu treffen.« – De oll Mann stunn vör em, verdutzt, verbas't. Tauletzt kamm swor un bedrängt ut sine Bost herute: »Und ich, Herr, soll hier bloß zusehen? und die Hülfe eines dummen Schreibers ziehen Sie meiner Hülfe vor?« – Un hei stemmte sinen Handstock so vör sick hen un kek den jungen Mann mit Ogen an, de so jung herute lücht'ten ut dat olle Gesicht, as wir all sin Dauhn un Wirken in sinen langen Lewen dorin mit einmal lewig worden, un ut frie Bost säd hei: »Herr, Sie waren ein kleiner Junge, als ich meine ganze Tätigkeit Ihrem braven Vater widmete – er hat's mir gedankt, auf seinem Sterbelager gedankt! –, aber Sie? – Sie haben mir den Undank reichlich ins Glas gegossen, und nun wollen Sie mich noch beschimpfen?« – Dor gung hei hen! – un Axel em nah: »Lieber Herr Hawermann, es ist ja nicht so gemeint. Ich wollte nur selbst mal versuchen ...« – Äwer't was so meint; hei wüßt recht gaud, dat't so meint was! hei wull den ollen Mann nich mihr in sinen Kram hewwen, de kek em tau scharp up de Fingern, un hei müßt sick vör em schämen.

De oll Inspekter gung in sine Stuw', slot sin Schapp up, set't sick dorvör; äwer't durte lang', ihre hei wat denken un beginnen kunn, un wildessen gung dat nu up den Hof: »Triddelfitz!« – »Herr von Rambow!« – »Wo willst du hen, Jochen?« – »Je, ick weit't nich, mi hett keiner wat seggt.« – »Fritz Päsel, wo willst du mit de Egten hen?« – »Je, wat weit ick? Ick sall jo dormit in de Brak eggen.« – »Schapskopp!« – dit was Fritzen sin Stimm – »wi willen jo Roggen inführen.« – »Dat is mi ok ganz egal, wenn dat nich is, denn is dat nich«, un smet de isern Egten von den Wagen, »wat mi de Entspekter seggt, dat dauh ick.« – »Flegel!« rep de jung' Herr. – »Fritz Flegel!« rep Triddelfitz achterher. – »Wat sall hei?« bröllte wat ut dat Hauschur rute. – »Wo sünd de Austleddern?« rep Fritz Triddelfitz. – »Dor, wo [414] sei stahn«, säd de Rad'maker, »un mi hett keiner wat seggt.« – »Je, wat sälen wi denn nu eigentlich?« frog Daglöhner Näsel. – »Je, Vadder, dat weit de leiw' Gott«, säd Pegel, »uns hett jo keiner wat seggt.« – »Flegel«, rep Fritz dormang, »wi willen jo inführen laten, de Austwagen möten smeert warden.« – »Minentwegen«, rep Flegel ut dat Schur rute, »de Teerbütt steiht jo hir.« – »Herr von Rambow«, säd Fritz, »wo ist Hawermann, soll ich den Inspektor nicht rufen?« – »Nein«, säd Axel langsam un dreihte sick üm taum Weggahn. – »Je«, säd Fritz, de dat nu en beten mit de Angst kreg, »mit dem Einfahren wird's heute morgen nichts.« – »Ist auch nicht nötig, dann fangen wir heut nachmittag an.« – »Was befehlen Sie denn aber, was sollen die Tagelöhner tun?« – »Ach Gott, die Tagelöhner!« säd Axel un gung af, »immer die Tagelöhner! – die Menschen können sich während der Zeit nützlich hier auf dem Hofe beschäftigen. Hören Sie mal«, un hei dreihte sick üm, »sie können die Wagen schmieren helfen.«

Un wildeß satt de oll Inspekter an sin Schapp un wull wat schriwen, wat Swores, wat em an't bindelste Lewen grep, hei wull sick losseggen von sinen Herrn, hei wull de Brügg afbreken, de mal tüschen den ollen seligen Kammerrat un em von Harten tau Harten slagen was; hei wull künnigen. – Hei hürte – wenn ok nich allens – de dummen Anstalten, de buten bedrewen würden, hei sprung an dat Finster, as wull hei en vernünftigen Befehl gewen; ne! dat was vörbi, dormit hadd hei nicks mihr tau dauhn! Hei knutschte den Breiw, den hei anfungen hadd, tausam un fung en annern an, äwer ok de paßte em nich, hei schow sin Schriwgeschirr taurügg un slot de Klapp von sin Schriwschapp tau. Äwer wat nu? Wat süll hei beginnen? – Hei hadd nicks tau dauhn, hei was utspannt; hei smet sick in de Sofaeck un sünn un sünn.

As de Nahmiddag kamen was, was mit Hülp von den ollen Rad'maker un en por olle, verständige Daglöhners dat Wagengeschirr un dat Schünfack so wid tau Schick, dat dat Inführen [415] losgahn kunn; un't gung nu ok los. Axel set'te sick tau Pird un kummandierte dat Ganze; Fritz müßte sick nah den Herrn sine Anordnung ok tau Pird setten; wil äwer sine olle dowe Tanten lahmen ded, müßte hei den ollen Vullblaudwallach riden, wat äwer en Dörchgänger was; hei sülwst was as 'ne Ort von Adjudant. Nu kunn't losgahn. Söß Spann Pird' läden vör söß Austwagens vör un führten in eine Reih up den Hoff up – Ordnung is de Hauptsak –, up de ein Sid stunnen de Afstakers un de Fackers, up de anner Sid de Bistakers, Laders un Nahharkers; up en gegebenes Teiken marschierten de Facklüd' in de Schün, un de Butenlüd' stegen up de Wagens, Axel un Fritz reden vörup, de Austwagens folgten, un allmeindag' is up den Pümpelhäger Hoff nich so 'ne Ordnung west as an desen schönen Nahmiddag; un Ordnung möt sin. De oll Rad'maker Fritz Flegel stunn in't Hauschur un kek den Tog nah: »Na, wo dit woll ward«, säd hei un kratzte sick in den Kopp, so gruglich ungewennt kamm em de Ordnung vör. »Je, wat geiht dat mi an?« frog hei sick un gung an sin Arbeit, »wo 's äwer uns' oll Herr Entspekter?«

De äwer satt in sine Stuw' un sünn un sünn; de irste Hast was bi em verflagen, hei stunn up un schrew en korten Künnigungsbreiw up Wihnachten un verlangte en Urlaub up de Tid, so lang' de Aust wohrte, indem dat hei wildeß unner dese Ümstän'n äwerflüssig wir, namm Haut un Stock von den Nagel un gung ut de Stuw' un ut dat Dur, hei kunn't binnen nich uthollen. Hei set'te sick buten up 'ne Steinmur unner'n Schatten von en Flederbusch un kek den Weg nah Warnitz lang, von woher de Austwagens kamen müßten; sei kemen äwer nich, blot Bräsig kamm den Weg hendal. – »Daß du die Nase ins Gesicht behältst, Korl, was betreibt ihr da an der Scheide for Anstalten? Wo kannst du den Roggen schon einfahren lassen, er is ja noch grasgrün? un wo kannst du mit sechs Wagens in einen Gang fahren lassen? un was halten die vollen Wagens da in den Weg?« – »Bräsig, dat weit ick nich, dor möst du den Herrn un Triddelfitzen nah [416] fragen.« – »Was?« – »Bräsig, ick heww nicks mihr tau seggen.« – »Wo?« – Wie? – »Was sagst du da?« rep Bräsig un treckte de Ogenbranen hoch tau Höchten. – »Ick heww nicks mihr tau seggen«, säd de oll Mann still vör sick hen, »ick bün bi Sid schawen; ick ward den jungen Herrn all tau olt.« – »Korl«, säd Bräsig un läd den ollen Fründ de Hand up de Schuller, »was is dich? Verzähl mich das!« – Un Hawermann vertellte em, wo dat all so kamen was, un as hei't vertellt hadd, dreihte sick Bräsig üm, kek so grimmig in de schöne Welt herinne un bet de Tähnen tausamen, as hadd hei de schöne Welt mang de Tähnen un wull sei tausamknacken as 'ne dowe Hasselnät, un rep mit 'ne halw von Wut tausamsnürte Stimm den Warnitzer Weg entlang: »Jesuwiter! – Entfamtiger Jesuwiter!« un dreihte sick wedder nah Hawermannen üm: »Korl, auch in diesen Triddelfitz hast du dich eine Slange an deinen Busen groß gesogen!« – »Bräsig, wat kann de dorför, de möt dauhn, wat em heiten is.« – »Da kommt er angebädelt, un all die sechs Austwagen achterher, was das Zeug halten will – mit en vollen Wagen. Dies wird 'ne Komedi, dies wird eine landwirtschaftliche Komedi! – Paß auf! da bei die olle Brügg smeißen sie um«, rep Unkel Bräsig un danzte ahn alle Rücksichten up sine armen Podagra-Beinen herümmer, as hadden de an den ganzen Krempel schuld un müßten dorför bestraft warden, denn – dat ick't ingestahn möt – ut de grimmige Wut slog bi em de helle Schadenfreud herut. »Da haben wir die Pastet!« rep hei mit 'n Mal in groten Jubel, denn as hei't seggt hadd, geschach't: as de irste vulle Wagen in en slanken Draww an de Brügg kamm, lagg hei rüm. – »Holt!« rep dat von dor her. »Dunnerwetter, holt! So holl't doch!« Fritz kek sick üm, je wat nu? Hei wüßt sinen Liw' ok keinen Rat; taum Glücken äwer sach hei Hawermannen un Bräsigen an de Steinmur un jagte up sei los: »Herr Inspektor ...« – »Herr, Sie haben sich das eingebrockt, nu fressen Sie's auch aus!« rep Bräsig. – »Lieber Herr Inspektor, was sollen wir machen? Der Wagen liegt quer vor der Brücke, und die andern können nicht durch.« – [417] »Reiten Sie rasch ...« – »Korl, du hältst die Mund, du büst abgesetzt as en Bucklamm, du hast nichts nich zu sagen«, säd Bräsig dormang. – »Reiten Sie rasch ...« säd Hawermann. »Nein, lassen Sie nur, die Knechte sind verständiger gewesen als Sie, sie räumen schon die Garben aus dem Wege.« – »Herr Inspektor«, säd Fritz benau't, »ich kann nichts dafür, der Herr von Rambow hat alles so befohlen: die Wagen sollen alle in einer Reihe fahren, und die Knechte sollen mit dem vollen Fuder jagen.« – »Denn jagen Sie, daß Ihnen die Zunge zum Halse heraushängt!« rep Bräsig. – »Und er hält zu Pferde auf dem Haidberg und übersieht und kommandiert das Ganze.« – »Hat woll in der einen Hand en Sperfektiv und in der andern en Kommandostab as der olle Blüchert auf dem Hoppenmark in Rostock?« säd Bräsig höhnschen. – »Reiten Sie nach dem Hofe«, säd Hawermann dormang, »und sorgen Sie dafür, daß der erste abgeladene Wagen gleich wieder 'raus fährt.« – »Das darf ich nicht«, säd Fritz, »der Herr hat ausdrücklich befohlen, daß die Wagen wieder in einer Reihe herausfahren sollen; er will Ordnung in der Sache haben, sagt er.« – »Denn sagen Sie ihm, den prächtigsten Esel, den ich mein Lebtage gesehen ...« – »Bräsig, seih tau dinen Würden!« rep Hawermann hastig dortüschen – »wäre – wäre Ihr kleiner Maulesel, Herr Triddelfitz«, slot Unkel Bräsig mit grote Geistesgegenwart.

Fritz red up den Hoff. – »Korl«, säd Bräsig, »wir könnten auch en bitschen hingehen und könnten die schöne Ordnung aus deinem Fenster regardieren.« – »Ja, 't is all egal«, säd Hawermann un süfzte deip up, »hir oder dor.« – Sei gungen; de Wagens führten up den Hoff, de irste up de Schündäl, de annern höllen in eine Reih dorachter. De Afstakers schüllen, sei müßten sick jo dod marachen; de Daglöhners schüllen up den natten Roggen un frogen, wer denn den in'n Winter döschen süll; de Knechts lachten un bedrewen Dummheiten ut Langewil, un Fritz red mit en ungeheuer ruhigen Gewissen up den Hoff herüm, denn hei ded sine [418] Schülligkeit un befolgte sinen Herrn sine Befehlen. – As allens afbröcht was, set'te hei sick wedder an de Spitz von de leddigen Wagens, un de Tog gung af. De Stakers un Fackers treckten sachten de Schündör ranne wegen den Schatten, läden sick hen un slepen en Strämel, Tid hadden sei jo nu dortau. – »En rechter schöner, ruhiger Aust, Korl«, säd Bräsig, »auf den ganzen Hof is Dodsgeruch, un dazu rögt sich kein Lowbladd. Es ist recht plesierlich for mir, denn ich habe einen solchen noch nicht erlebt.« – »För mi is dat nich plesierlich«, säd Hawermann, »ick seih dat Unglück kamen. Noch ein Stückerner drei so'ne Dummheiten, un de Respekt is weg bi de Lüd; seihn de irst, dat einer wat anordniert, wat hei nich versteiht, denn dauhn sei, wat sei willen. – Un de arme, unglückliche junge Mann! un vör allen de arme, arme junge Fru!« – »Da kommt deine gnedige Frau just aus dem Hause heraus, und das Kindermädchen folgt mit dem Wagen, worin die kleine Slummergöttin liegt. – Aber – Korl, komm fix ans Fenster! – was is dies?« – Un't was würklich de Mäuh wirt, an't Finster tau lopen, denn dwas äwer den stillen Hoff bädelte all, wat dat Tüg hollen wull, Fritz Triddelfitz up den ollen Vullblaudswallach Bill, un en Raudener teihn achter em jog Axel un bröllte: »Triddelfitz!« – »Gleich!« rep Fritz, jog äwer ut den annern Dur rute un Axel achterdrin. »Was zum Deuwel is dies?« frog Bräsig, un knapp hadd hei Tid, sick hellsehen tau verwunnern, dunn kamm Fritz un Bill un Axel in't Waterdur wedder rinne un dwas wedder äwer den Hoff: »Triddelfitz!« –»Gleich!« – »Herr, sünd Sie verwurrn?« rep Bräsig, as Fritz an't Wirtschaftshus vörbi jog, äwer Fritz gaww kein Antwurd un satt ganz krümming up Billen un grifflachte unner Angst un Weihdag' von em runne un wull de gnedige Fru grüßen, stödd sick äwer blot de Mütz af, un de junge Fru rep in Angst: »Axel, Axel! was ist dies?«, kreg äwer ok kein Antwurd, denn Axel hadd't ok sihr hild. Un mit einmal namm Bill de Hürd vör den Schapstall, un Fritz schot köpplings vöräwer in en Hümpel Arwtstroh, un Axel parierte sin [419] Pird un rep wedder: »Triddelfitz!« – »Gleich, Herr von Rambow«, säd Fritz ut den Arwtstrohhümpel rute. – »Welcher Teufel reitet Sie?« rep Axel. – »Er hat mich nicht geritten«, säd Fritz un stunn – Gott sei Dank! all wedder äwer En'n, »ich habe ihn geritten; ich glaube, Bill ist mit mir durchgegangen.« – »Un dat is hei richtig!« säd Krischan Däsel, de ut den Ridstall anlopen kamm. »Seihn S', gnedigste Herr, Bill is bi den Herrn Grafen ümmer up Stäwelschid reden worden, un wenn hei sin Nücken denn so kriggt, denn rönnt hei so lang', bet hei so'n Ort von Hakelwark oder Koppelrick tau faten kriggt, dat hei doräwer springen will, un wenn hei dat denn fat't hett un dat Stück utäuwt hett, denn steiht hei as en Lamm. – Seihn S', dor steiht hei.« – »Axel«, kamm de junge Fru nu ranne, »was hat dies zu bedeuten?« – »Nichts, mein Kind, ich hatte dem Wirtschafter einen Befehl gegeben, und als er fortgeritten war, fiel mir etwas Besseres ein, ich wollte meine Anordnung widerrufen, folgte ihm, sein Pferd ging mit ihm durch, und ich ritt hinterher.« – »Gott sei Dank!« säd sei, »daß es so abgelaufen ist. – Aber willst du nicht hineinkommen und Vesperbrot essen?« – »Ja«, säd hei, »ich habe mich heute etwas angestrengt. – Triddelfitz, es bleibt alles in der gewöhnlichen Ordnung.« – »Zu Befehl«, säd Fritz, un Axel gung mit sine Fru in't Hus.

»Axel«, frog sei, as sei an den Vesperdisch seten, »was heißt das? Bei uns zu Hause kam in der Ernte immer nur ein Fuder zur Zeit auf den Hof, hier kommen ja aber immer sechs zu gleicher Zeit.« – »Liebe Frida, ich kenne diese alte Methode auch ganz genau; aber bei derselben sind Unordnungen unvermeidlich, wir lassen der größeren Ordnung wegen alle Wagen in einer Reihe fahren.« – »Und hat Hawermann das so angeordnet?« – »Hawermann? Nein, der hat nichts damit zu tun; ich fühlte das Bedürfnis, mich von den Anordnungen meines Inspektors endlich einmal zu emanzipieren, und habe ihm angezeigt, daß ich diese Ernte ohne seine Hülfe beschaffen wollte.« – »Axel, was hast du gemacht! Das kann der [420] Mann ja gar nicht leiden.« – »Muß er doch! – Er muß sich daran gewöhnen, daß ich Herr auf dem Gute bin.« – »Als solchen hat er dich immer anerkannt. – Lieber Axel, dies wird eine Quelle bitterer Sorgen für uns werden«, un sei lehnte sick in sworen Gedanken in den Stauhl taurügg un kek vör sick hen. – Axeln was nich gaud tau Maud, dunn gung de Dör up, un Daniel Sadenwater bröcht en Breiw: »'ne Empfehlung von dem Herrn Inspekter.« – »Da ist's«, säd Frida. – Axel las den Breiw: »Der Herr Inspektor kündigt zu Weihnachten. – Kann gleich abgehen – brauch' keinen Inspektor. – Kann hundert für einen kriegen. – Aber daß er mir die Kündigung zuschickt, daß ich ihm nicht zuvorgekommen bin, das ärgert mich!« Un dormit sprung hei up un lep in de Stuw' up un dal. – Frida satt still dor un säd kein Wurd. – Dat rekente sick Axel as en Vörwurf an, denn hei wüßt recht gaud, dat hei wedder up en argen Holtweg was; äwer hei dürwt sick dat nich marken laten, hei müßt sine Schuld wedder up annere Schullern leggen, un so säd hei denn in sine Unrechtfarigkeit: »Aber das kommt davon her, das kommt von deiner Vorliebe für den alten prätentiösen Schleicher!« – Frida säd kein Wurd, sei stunn still up un gung ut de Dör.

An den Abend satt sei an de Weig' von ehr lütt Döchting un weigte ehr Kindting in Slap. – Ach, wer doch sin Gedanken so in Slap weigen künn! – Äwer so'n Kindting stammt von unsern Herrgott un hett noch en Stück von den ewigen Fredenhimmel in sick un von baben mitbröcht; de Minschengedanken stammen von de Ird, un an ehren unsäkern, äwermäuden Fauttritt hackt de Sorg un de Qual, un en äwermäud Minsch kann nich inslapen. – Ja, Axel hadd recht, hei kreg woll en Inspekter wedder, hunnert vör einen. – Äwer Frida hadd ok recht: en tru Hart wull von ehr scheiden.

29. Kapitel
[421] Kapittel 29

Worüm eigentlich Gottlieb wählt würd un Jung'-Jochen 'ne Gornwin'n vörstellte. Dat de Petisten gor nich tau trugen is. Worüm Fru Pastern nich nah de Hochtid gung un doch hengung. Wo licht sick einer den Düwel verschriwen kann, un wo licht einer üm all sine Pött un üm den Preisteracker kamen kann. Worüm Pomuchelskopp unsern Herrgott ganz irnstlich frog, wat noch Gerechtigkeit in de Welt wir, un worüm hei Axeln en beten pisacken ded. – Bräsig giwwt den jungen Herrn von Rambow en gauden Rat, und de stött em taum Dank dorför vör de Bost.


In Jochen Nüßlern sinen Hus' was idel Freud' un Lust: Gottlieb was wählt, was tau 'n wirklichen Preister wählt, un wen hadd hei dat vör allen tau verdanken? Wen anners as unsen ollen braven, einfachen Pomuchelskopp; de gaww den Utslag. – »Häuhning«, säd uns' oll gaud Fründ in de Kirch un rekente, wildeß de drei jungen Preister-Kannedaten up de Kanzel in Angst un Bangen tau Strid' jogen un ein jeder up sine Ort mit Gotteswurd nah de Preisterstäd' smet, »Häuhning«, säd hei, as Gottlieb tauletzt slot un sick den bittersuren Sweit von dat blasse Gesicht wischte, »Klucking«, säd hei, »wi wählen dissen; dit is de Dummst.« – »Wenn't man gewiß is«, säd sine leiwe Fru, »wo will ein Schapskopp den annern taxieren?« – »Küking«, säd Pomuchelskopp un äwerhürte sine leiwe Fru ehre Anspelung un Pikanteri ganz un gor; villicht wil hei't so gewennt was, villicht wil Gottlieben sine Predigt em rührt hadd, denn Gottlieb hadd äwer den Text predigt: »Vergebet euren Feinden.« – »Häuhning, der erste, der mit das rote Gesicht, is en Sohn von den ollen Pächter Hamann, un Art läßt nich von Art, du sollst sehen, der wirtschaftet selbst; und der zweite, süh, das ist ein Filuh, Gustäwing hat ihn gesehen, wie er sich kurzfertig den Acker besehen hat, und den Pasterkutscher hat er gefragt: wer die Pasterscheune zu erhalten hätte, das Ding wollte ja einfallen. – Mit den beiden ist das nichts; der Rektorsohn, das ist unser Mann.« – »Wer falsch rekent, rekent tweimal«, säd Häuhning. – »Ich verrechne mich nicht«, säd Pomuchelskopp, »der Herr von Rambow und Nüßler haben schriftlich der Sache entsagt, selbst kann der junge Mensch nicht wirtschaften, dazu [422] ist er zu dumm, und einen Unterpächter brauch' ich nicht zu leiden; er muß den Acker an mich verpachten, und ich hab's in der Hand, ich kann ihm sagen: dafür! und mehr nicht en Schilling!« – Un so würd denn nu Gottlieb wählt, denn binah alle Stimmen felen up em, blot en por olle Daglöhners ut Rexow wählten ehren Herrn, Jochen Nüßlern. 't was äwerst en blotes Verseihn, indem dat sei glöwten, 't wir egal, 't blew jo doch in de Fründschaft.

Un in Jochen Nüßlern sinen Hus' was idel Freud' un Lust, un de beiden lütten Druwäppel swemmten in hellen Sünnenschin 'ne klore Bäk hendal, de was bet an den Rand vull Hoffnung un Utsichten, un küselten sick üm enanner rümmer, un Mining swemmte ümmer lustig mit ehr Swester, obschonst dat ehr sülwst gor nich angung. – Äwer en lütten persönlichen Grund hadd sei doch tau dat Swemmen, ehr Vatting, Jung'-Jochen, was eins Dags taurüggkamen von den Fell'n un hadd seggt: dat ewige Wirtschaften grep em denn doch tau sihr an, hei wull, Rudolf wir so wid; dorup hadd denn Mutting frilich seggt: wat hei sick nich schämen ded, hei wir jo noch en jungen Kirl; un dunn hadd Vatting frilich seggt: na, denn wull hei jo ok wider wirtschaften; äwer't was doch all de Anfang von de endliche Seligkeit, un't Ding hadd jo doch all en Haken, wo sick de Hoffnung anknüppen let. – Bi Lining was jo nu äwer allens in Reih un Richtigkeit, un de Utstür würd beschafft, un in Fru Nüßlern ehre Wahnstuw' sacht't ut, as in en Spinnhus un 'ne Bomwullenfawerik: hir würd spunnen un dor würd knüt't, hir würd neiht un dor würd stickt un drelliert un haspelt, un Klugens würden upwunnen un wedder afwunnen, un ein jeder hadd sin Deil, ok Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan; Jung'-Jochen würd as Gornwin'n vernutzt un satt mit de Pip in den Mun'n stiw dor un höll de Arm tau Höcht mit 'ne Fitz Gorn, un sine Fru stunn vör em un wickelte de Fitz af, un wenn hei glöwt', nu hadd hei 'ne lütte Verlöschung, denn kamm Lining un denn Mining, un hei was en slagen Mann; äwer ok Jung'-Bauschan hadd sin Deil, em würd ümmer up deTehnen [423] peddt, un keiner hett mihr dese Hochtid verflucht as Jung'-Bauschan, bet hei sick tauletzt ganz von de Sak taurüggtrecken ded un sogor den Meßhoff för en behaglicher Flag estimierte as 'ne Stuw', wo 'ne Utstür utrüst't ward.

»So«, säd Fru Nüßlern eines Abends un läd de Hän'n in den Schot, »Bräsig, minentwegen kann morgen all Hochtid sin, ick bün prat mit allens.« – »Na«, säd Bräsig, »denn machen Sie Anstalten, denn der Petist un Lining werden auch woll so weit prat sein.« – »Ach, Bräsig, wat reden Sei! De Hauptsak, de fehlt jo doch noch; de Regierung hett jo tau de Parr noch nich ehren Semp gewen. – Wo heit dat Ding noch?« – »Haha, ich weiß. Sie meinen die Vokatschon, wie sie's for gewöhnlich nennen, ich halte aber Vokativus for richtiger, indem der sel' Paster Behrends in meine jugendliche Jahren ümmer Vokativus sagte.« – In desen Ogenblick kamm Kutscher Krischan in de Dör rinne: »Gun Abend, Madamming, un hir sünd ok de Zeitungen.« – »Sünd kein Breiw' up de Post west?« frog Fru Nüßlern. – »Ja«, säd Krischan, »en Breiw was ok dor.« – »Worüm hett Hei denn den nich mitbröcht?« – »Ne«, säd Krischan un smet dat wid weg, as kunn hei sick so'ne Dämlichkeit denn doch nich tau Schulden kamen laten, »dat was jo en Sündengeld, wat sei dorför födderten, un ick hadd ok so vel gor nich bi mi.« – »Na, wat süll hei denn kosten?« – »Je, nu seggen S' man mal: acht Daler! Un sei säden jo, dor leg en Postvörschubb oder en Postvörschuß oder so wat up, genaug, mit en Postvörspann was hei ankamen, un an den jungen Herrn, wat uns' Brüdjam is, was hei.« – »Mein Gott, Krischan, so'n düren Breiw! Von wen künn denn de woll sin?« – »Weiten dauh'ck't«, säd Krischan, »äwer seggen dauh'ck't nich«, un kek Bräsigen dorbi an. – »Vör den Herrn Entspekter kannst du allens seggen«, säd Fru Nüßlern. – »Na, denn minentwegen!« säd Krischan, »hei was von en Frugensminsch, den Namen heww ick äwer vergeten.« – »Mein Gott!« rep Fru Nüßlern, »von en Frugensminsch! an minen Swigersähn! un denn acht Daler!« – »Kommt allens vor!« säd Bräsig,[424] »kommt auch bei die Petisten vor!« – »Ja, 't kümmt all vör!« säd Krischan un wull ut de Stuw' herut. – »Krischan«, sprung Fru Nüßlern up, »Hei möt jo morgen wedder nah Rahnstädt mit den Roggen, frag' Hei doch mal ganz genau nah den Namen, un acht Daler will ick em gewen, den Breiw möt ick hewwen.« – »Schön, Madamming«, säd Krischan un gung ut de Stuw', »dat will'n wi woll krigen.« – »Bräsig«, rep Fru Nüßlern un smet sick in den Korflehnstauhl taurügg, dat dat oll Worm ordentlich stähnen würd, »wat hett min Swigersähn mit en Frugensminsch tau dauhn?« – »Weiß ich nicht!« säd Bräsig, »is mich gänzlich unbekannt, indem ich mich nie um Heimlichkeiten bekümmer'. Hork an't En'n, sagt Kotelmann, morgen kriegen wir's zu wissen.« – »Ne«, rep Fru Nüßlern, »dese Gottlieb, dese stille Minsch!« – »Die Petisten is gar nich zu trauen«, säd Bräsig, »trau keinen Jesuwiter nicht!« – »Bräsig«, rep Fru Nüßlern, un de oll Stauhl schreg lud' up, as sei upsprung, »steckt hir wat achter, denn nem ick min Kind wedder trügg. Hadd Rudolf dat dahn, denn künn ick em dat vergewen, denn hei is en rug' Fahlen un hett ok kein Hehl dorin; äwer Gottlieben? – Ne, meindag' nich! Wer sick so heilig anstellen un verstellen kann un denn so'ne Stücken utäuwt – de bliw mi von den Wagen! de bliw mi von den Liw'! mit so'n Minschen heww ick nicks tau dauhn!«

Un as Gottlieb des Abends tau Disch kamm, kek em sine taukünftige Swigermutter von alle Siden an, as wir sei en Ladendeiner, un einer wull ehr mit en falschen Gröschen beschummeln. – Un as Gottlieb nah Disch Lining bed, sei süll em en Glas frisch Water nah sin Stuw' ruppe bringen, säd sei, Lining hadd wat anners tau dauhn, un as Gottlieb sick nu an Mariken, dat Stuwenmäten, wendte, säd Fru Nüßlern, hei süll man sülwst nah de Pump hengahn, hei hadd just so wid dorhen as Marik. Un so treckte sei in aller Geswindigkeit en ordentlichen Zauberkreis üm em rüm, äwer den kein Frugensminsch räwer kamen kunn.

Den annern Middag, as allens bi Disch satt, kamm Kutscher [425] Krischan in de Dör un winkte Fru Nüßlern: »Madamming, oh, up ein Wurd.« – Un Fru Nüßlern winkte Bräsigen, un de beiden ollen Leiwslüd' gungen mit Krischanen nah de Del rute. – »Na?« frog Fru Nüßlern. – »Hir is hei«, säd Krischan un halte en groten Breiw ut de Westentasch herut, »un den Namen von dat Frugensminsch weit ick ok.« – »Na?« frog Fru Nüßlern wedder. – »Je«, flusterte Krischan heimlich in Fru Nüßlern ehr Uhr rinne, »Mine heit sei mit ehren Vörnamen, un Sterijum ward woll ehr Vadersnamen sin.« – »Wat? – Mine Sterium heit sei?« rep Fru Nüßlern. –»Hoho!« rep Bräsig un ret Fru Nüßlern den Breiw ut de Hand, »das kommt von die Ungebild'theit mit ausländische Namens, das ist ja die Vokatschon von's Ministerium«, un ret de Dör up un bröllte in de Stuw' rin: »Hurra! Sie oller Petist, Sie! Hier ist's, und ander Woch' ist Hochzeit!« – Un Fru Nüßlern föll den ollen Gottlieb üm den Hals un küßte em un rep: »Gottlieb, min leiw' Gottlieb, ick heww di en grotes Unrecht dahn, lat man sin, Gottlieb, Lining sall di ok alle Abend Water ruppe bringen, un wenn du willst, sall ok de Hochtid sin.« – »Mein Gott«, rep Gottlieb, »was ist denn ...?« – »Ne, Gottlieb, seggen kann'ck't di noch nich: dat is mi tau schanierlich; äwer wenn du drei Johr verfrigt büst, denn will'ck't di allens vertellen.«

Un de Hochtid würd hollen, un dorvon let sick vel vertellen, wo Mining mit ehr Swester Lining bitterlich nah de Tru weint hewwen, wo Gottlieb ordentlich smuck utsach, as Lining em achterwarts de Radnägel ut den Nacken scheert hadd, wo Fru Nüßlern einen jeden, de ehr in den Weg kamm, versekern ded, sei fäuhlte ehre Beinen gor nich, womit sei wider nicks seggen wull, as dat sei sei gor tau sihr fäuhlen ded. – Ick vertell von dese Hochtid äwer gor nicks, as wat ick sülwst seihn heww, un dat is, dat gegen Morgen halwig vir de beiden ollen Frün'n, Jung'-Jochen un Jung'-Bauschan, Arm in Arm up den Sofa legen un slepen.

Hawermann was up de Hochtid, was äwer still; sine Lowise [426] was ok dor, bet in dat bindelste Hart vull Leiw' för ehre lütte Lining, äwer still was sei ok, still selig; Fru Pastern hadd 'ne Inladung utslagen, äwer as de Gäst all dat Hoch up Brud un Brüdjam utbringen deden un Jochen nahgradens ok en Wurd reden wull, gung de Dör up, un Fru Pastern kamm in ehr swartes Witwenkled rinne in de helle Hochtidsfreud' un föll Lining üm den Hals un säd: »Ich gönne es dir, ich gönne es dir von Herzen; und magst du so glücklich dort sein, wie ich es gewesen bin. Du bist nun die Nächste dazu!« Un küßte sei un strakte sei un dreihte sick snubbs! üm un gung ahn Gruß bet an de Dör; dor rep sei: »Hawermann!« – Sei hadd't nich nödig hatt, hei stunn all bi ehr, un as sei in den Wagen stegen was, satt hei all bi ehr, un sei führten nah Gürlitz.

In Gürlitz stegen sei ut den Wagen – de Pasterkutscher Jürn müßte hollen – un gungen up den Kirchhoff un hadden sick an de Hand fat't un keken up en gräunes Graww, wo bunte, helle Blaumen drup wüssen, un as sei weggungen, säd de lütte Fru Pastern mit en deipen, deipen Süfzer, as wenn einer en Beker bet up de Grund utdrunken hett: »Hawermann, ich bin fertig«, un steg in den Wagen, un Hawermann führte mit ehr nah Rahnstädt. – »Luise weiß Bescheid«, säd sei, »sie besorgt mir morgen die Sachen hierher.« – Un sei gungen tausam dörch dat nige Hus, un de lütte Fru Pastern dankte em un küßte em för sine Fründschaft, dat hei't all so hadd inrichten laten, as't in Gürlitz west was, un kek ut dat Finster rute un säd: »Ja, alles, alles, aber kein Grab!« – Un 'ne lange Tid hewwen sei tausam ut dat Finster seihn, dunn drückte Hawermann ehr de Hand un säd: »Frau Pastorin, ich habe eine Bitte auf dem Herzen, ich habe dem Herrn von Rambow gekündigt und gehe diesen Weihnachten dort ab; können Sie mir oben das Giebelstübchen abtreten und wollen Sie mich an Ihrem Tisch aufnehmen?« – Ach, sei hadd woll vel fragt un vel redt, wenn de Ogenblick nich so rührsam west wir; sei säd för dit Mal nich mihr, as: »Wo Luise und ich wohnen, sind Sie stets der Nächste dazu.«

[427] Ja, so is dat nu einmal in de Welt, wat den einen Freud' is, is den annern Weihdag', un Hochtid un Graww liggen dicht tausam, un doch is de Afstand vonenanner düller as Sommerhitt un Wintersküll; äwer't giwwt 'ne wunderschöne Ort von Minschen in de Welt – säukt sei man, tau finnen sünd sei –, de Ort wölwt wunderbore, tau den Hewen stigende Brüggen von ein Hart tau't anner äwer de Afgrün'n, de de Welt reten hett, un so 'ne Brügg bugten de beiden lütten run'n Pasterfrugens, Lining von Rexow tau un Fru Pastern von Rahnstädt tau, un as sei den Slußstein grad äwer dat Pasterhus tau Gürlitz set't hadden, dunn tründelten sei sick in den Arm un höllen sick so fast anenanner, dat sei bet an ehr Lewensen'n nich mihr lostaubünzeln wiren.

Na, un nu uns' oll Gottlieb! – Hei ded ok sin Ding', hei drog tau dese Brügg flitig Leihm un Kalk tau – hei was jo ok man noch en Handlanger in dat Preistergeschäft; äwer dat möt ick seggen, as hei sine Antrittsred' höll, dunn hadd hei weniger Bedacht up sick as up sinen trugen Vorgänger, den ollen Paster Behrendsen. – »Er legt sich zu was Verständiges an«, säd Bräsig, as hei ut de Kirch kamm, un strakte Lining äwer de Backen un gaww Mining en Kuß. »Die Petisten werden männigmal ganz vernünftige Leute; aber sie sind des Deuwels. – Ich habe einen sehr guten Petisten-Bekannten, das ist der Pastor Mehlsack, ein ordentlicher, netter Mann, der hat sich mit den Deuwel so weit eingelassen, daß er von unsern Herrgott gar nich mehr red't, und was der Pastor da in die liebliche Krakowsche Gegend is, der hat es paddagraphisch ausfündig gemacht, daßdreihundertdreiunddreißigdausend verschiedentliche Deuwel in der Welt herumlaufen, den eigentlichen Deuwel und seine Großmutter gar nicht mit zu rechnen. Und nu sieh mal, Lining, was das for unsereinen for 'ne Unbequemlichkeit is: du setzt dich rneinswegen in Rahnstädt mit gute Freunde bei 'ner Bohle Punsch hin, und du drinkst diese aus und noch eine und noch eine, und an deiner Seite sitzt en Herr in einem braunen Leibrock – denn der Deuwel geht nur in einem braunen Leibrock; das muß er, [428] das is sein Pakt – un red't den ganzen Abend freundschaftliche Dinge mit dir, und wenn du denn 's Morgens aufwachst, steht dieser Herr vor dir und sagt zu dir: ›Schönen guten Morgen, Sie haben sich mir gestern verschrieben‹, und denn zeigt er dir den Klunkfuß, und wenn er höflich is, holt er auch seinen Start zum Vorschein und schlägt dich damit um die Ohren, und damit bist du denn nu sein erbliches Eigentum. – So ist's mit die ehrlichen Petisten, mit die andern is das noch gar zu viel doller.«

Un so was denn Gottlieb mit sin Lining in dat Pasterhus rinne treckt, un Mining was natürlich mit tründelt, un't kamm männigmal vör, dat de oll gaud Gottlieb in'n Schummern Mining ümfot un ehr staats Lining en Kuß gaww; äwer 't blew in de Fründschaft, un 't hadd ok wider keinen Zweck. – Äwer en Zweck hadd dat, as Pomuchelskopp mit sine leiwe Fru un Malchen un Salchen den jungen Herrn Paster up sinen Besäuk 'ne Gegenvesit maken ded. Un dese Zweck was de Preisteracker, un de blage Liwrock mit de blanken Knöp säd tau den swarten: Hei wull den Acker nemen un böd em ungefihr halw so vel, as de Herr von Rambow gewen hadd, un uns' oll brav Häuhning stunn up un säd: dat wir aller Ihren wirt, un 't gung jo nich anners, denn Jochen Nüßlern hadd sick jo all verschrewen. Un de oll Gottlieb stunn nu dor un dienerte vör den blagen Liwrock un wull all »Ja« seggen, dunn sprung Lining as en Ball ut de Sofaeck tau Höchten un säd: »Halt! In der Sache hab' ich denn doch auch ein bißchen mit einzureden. – Da müssen wir doch ordentliche Leute fragen«, un rep ut de Dör: »Onkel Bräsig, komm doch ein bißchen herein!« – Un hei kamm un stellte sick frech un drist in en linnen Kittel vör den schönen blagen Liwrock un frog: »Wo so?« – Un Lining sprung up em tau: »Onkel Bräsig, der Acker soll nicht verpachtet werden. Das wird meine Hauptfreude.« – »Das soll er auch nicht, meine liebe Frau Pasturin Lining«, un bückte sick dal un gaww ehr en Kuß, »ich for meine Person selber will ihn bewirtschaften.« – »Ich brauche hier keinen Unterpächter zu leiden«, rep Pomuchelskopp. – [429] »Sollst du auch nicht – sollen Sie auch nicht, Herr Zamel! Ich werde mir bloß bei dem Herrn Pastor hieselbst als Entspekter behabilitieren.« – »Herr Nüßler hat es mir schriftlich gegeben ...« »Dat du en Schapskopp büst«, säd Häuhning un treckt' em ut de Dör.

»Mein lieber Herr Pastor«, säd Unkel Bräsig un gung mit Gottlieben in den Goren, »diese Anrangierung haben Sie mir nicht zu verdanken, sondern nur Ihrer lieben Frau Lining. Es ist eine würkliche Merkwürdigkeit, wo diese kleinen, unschuldigen Wesen nach der Hochzeit gleich positiver werden. Na, man lasse ihr, sie weiß es vielleicht am besten. – Aber Sie mit Ihrem christlichen Standpunkt von wegen den Maulschellen auf der rechten und der linken Backe, Sie werden mich wol den Haß ausreden wollen, aber ein Haß muß sin; wo kein Haß is, is auch keine Liebe, und die Geschichte von den Maulschellen is for mich ein purer Schwindel. – Ich hasse einmal, ich hasse Zamel Pomuchelskoppen! – Wo? – Wie? – Was? – Er sagt zu Ihnen ›Sie‹, und Sie hätten keinen Haß?« – »Mein lieber Herr Inspektor, dieser ruchlose Grundsatz« – un hei hadd jo nu woll in sine nige Stellung as Paster den Ollen en noch scharperen Sermon hollen, as vördem bi 't Angeln, as taum groten Glück Lining kamm un den Ollen slankweg üm den Hals föll: »Onkel Bräsig, Onkel Bräsig, wie sollen wir dir das vergelten, daß du uns zu Gefallen deine bisherige Ruhe aufgibst?« – »Darüber krepiere dich nicht, Lining, wo en Haß is, is auch 'ne Liebe; aber hast du woll gewahr geworden, wo ich ihn so obenweg bloßHerr Zamel nannte, obschonst er viel vornehmer ›Zamwel‹ getauft is?« – »Sie meinen wohl Samuel«, föll Gottlieb in. – »Nein, Herr Pastohr, ›Samuel‹ is en Judenname, und obschonst er ein würklicher Jude ist, d.h. ein weißer, so ist er doch auf den christlichen Namen Zamwel getauft worden, und seine Frau auf den Namen Karnallje.« – »Onkel Bräsig«, rep Lining un lachte hell up, »was rührst du alles zusammen! Ihr Vorname ist Kornelia.« – »'s is möglich, Lining, daß sie sich auf Stun'ns der Schanierlichkeit wegen so nennen läßt, aber ich hab's mit [430] meine itzigen Augen gelesen. Als dunn der olle Paster zu Bobzin gestorben war und der Küster die Kirchenbücher führen müßt, dunn stand drin: ›Herr Zamwel Pomuchelskopp mit Jungfrau Karnallje Kläterkott‹, denn sie is 'ne geborne Kläterpott, und 'ne Karnallje is sie auch. Aber, Lining, laß ihr; die Art soll uns nicht an den Wagen fahren, und wir drei wollen eine vergnügliche Ehe zu sammen führen, und die kleine Eckstub', die gebt ihr mir, daß ich den Hof übersehen kann, und es müßt mit den Deubel zugehn, wenn der junge Herr Pastohr nicht über Jahr und Tag imstande wäre, seinen Acker selbst zu bewirtschaften. – Aber nu adjes! Ich weiß ein paar ochsbändige Milchküh, die kauf' ich uns vorläufig und denn die beiden Schimmel von den ollen Prebberow, und den alten Paster-Jürn, den behalten wir, denn er ist ein wahres Staats-Infentarium bei Pferd und bei Küh. Und nu adjes!« Un dor gung hei hen, de olle Unchrist, de den Haß nich laten kunn.

Äwer wer hassen will, möt sick ok gefallen laten, dat hei wedder haßt ward; un keiner is desen Dag so haßt worden as Unkel Bräsig.

As de Pomuchelsköpp tau Hus kamen wiren, strigelte un strakte Häuhning den stillen, einfachen Fomilienvader un meckelnbörgschen Gesetzgewer ümmer verkihrt äwer un prikkelte sin armes ridderschaftliches Fleisch mit Durn un mit Nettel, un de ewige Sluß von ehre anzüglichen Redensorten was: »Ja, Kopp, du büst so klauk as en dänsch Pird, kümmst drei Dag' vör'n Regen tau Hus!« – Tauletzt kunn't uns' oll Fründ nich länger uthollen, hei sprung ut sine Sofaeck up un rep: »Malchen, ich bitte dich, hab' ich nicht ümmer für euch gesorgt als ein Vater?« Äwer Malchen kek so wiß in de Rostocker Zeitung, as wenn ehre eigene Verlawung dorin stunn. – »Salchen, kann ich dafür, daß die Welt so schlecht ist?« Äwer Salchen stickte un stichelte so iwrig in dat Fleisch von en lütten Amor rümmer un süfzte, as ded't ehr led, dat ehr leiw' Vating nich de lütt Amor wir; un taum Äwerfluß kamm nu noch Gustäwing rinne und kläterte mit de Slätel an [431] dat Bredd, as wir hei dortau beraupen, desen schönen Fomilienuptritt in 'ne paßliche Musik tau setten.

Äwer wat tau dull is, is tau dull! Wat äwer'n Schruwstock geiht, höllt de minschliche Natur man slicht ut: uns' oll Fründ müßte sine upsternatsche Fomili doch wisen, dat hei Herr in'n Hus' wir, hei lep also ut de Dör un let sei ratlos allein; hei lep in den Goren bet an den Sünnenwiser, äwer wat hülp em dat? – Hei hadd frilich an sin eigen Fleisch un Blaud sine rechtmäßige Gewalt utäuwt, äwer hei sülwst was dordörch nich glücklicher worden, denn vör sinen Ogen lagg de Preisteracker, de schöne Preisteracker. Un dorachter Pümpelhagen, dat schöne, schöne Pümpelhagen, de em beid rechtmäßig taukemen, denn hei hadd för den Preisteracker 2000 Daler Vörschuß gewen, un wovel nich an Slus'uhren, an Daviden un an den Snurrer, den Herrn von Rambow! – Hei kunn den Anblick nich verdragen, hei wendte sick üm un kek up jensid in den blagen Harwsthewen rin un frog sick: wat noch Gerechtigkeit in de Welt wir. Dunn kamm Philipping un treckte em an den blagen Liwrock – denn ut Trotz gegen sin Häuhning hadd hei'n gegen alle Ordnung anbehollen – un säd, de Herr von Rambow wir dor un wull em spreken.

De Herr von Rambow? – na, täuw! – nu hadd hei doch einen, den hei wedder pisaken kunn, de herhollen müßt för all de Qual, de em von sine leiwe Fomili tauflaten was; de Herr von Rambow? – na, täuw! – hei wull all rinner gahn, äwer dor kamm hei jo all sülwst tau em: »Guten Morgen, mein verehrtester Herr Nachbar! nun, wie geht's? – Wollte mich doch mal erkundigen, wie es mit dem Predigeracker geworden ist.« – So? Predigeracker? – na, täuw! äwer jo nich marken laten! Pomuchelskopp kek dat lütt En'n von Näs' lang, wat em de Natur gewen hadd, un säd kein Wurd. – »Nun, wie ist es denn geworden?« frog Axel. – Äwer Pomuchel säd nich Natt un Drög un kek dat lütt En'n von Näs' lang, as güng't in de Milen. – »Mein lieber Herr Nachbar, was ist Ihnen? Es ist doch alles in Richtigkeit, hoff' ich?« – »Das hoff' ich auch«, säd Muchel un wendte sick af un ret en [432] Mellstangen ut de Tüften, »wenigstens der Wechsel über die 2000 Taler mit Ihnen ist in Richtigkeit.« – »Was?« frog Axel verstutzt, »was hat das hier zu tun?« – Täuw man, Axel! – dat kümmt all taurecht; holl man still; hei ward di nu en lütt beting knipen. Wat sin möt, möt sin. – »Sie, Herr von Rambow«, säd Muchel un aust'te noch en beten mang de schönen Mellstangen rümmer un wendte sick dunn düsterrod nah den jungen Herrn herüm, »Sie haben die 2000 Taler und ich den Predigeracker, d.h., ich habe ihnnicht.« – »Mein Gott, Herr Nachbar, Sie waren ja doch so sicher ...« – »Lang' nicht so sicher wie Sie,Sie haben die 2000 Taler – nicht wahr? Sie haben sie doch gekriegt? – und ich«, un hir tillfäut'te hei so mit den linken Bein un pust'te de Würd' so ut den ündelsten Magen herut, »und ich, ich habe en Quark!« – »Aber ...« – »Ach, lassen Sie doch die ›Abers‹, ich habe heute morgen schon ›Abers‹ genug gehört; die Sache handelt sich hier um die Wechsels«, un hei grawwelte an de Taschen rümmer, »ja so! ich habe einen andern Rock an, habe meine Brieftasche nicht bei mir, wo Sie drin stehen. – Vor drei Wochen war einer schon fällig.« – »Aber, mein lieber Herr Nachbar, ich bitte Sie – wie kommen Sie heute grade darauf? Ich kann ja nichts dafür, daß Sie den Acker nicht in Pacht erhalten haben.« – Helpt di nicks, Axel, holl man still! Dauhn deiht hei di noch nicks, hei knippt di blot en beten. – Pomuchelskopp hadd hüt all tau vel von den ßackermentschen Acker hürt, as dat hei sick dormit noch länger bemengen wull, hei äwerhürte also Axeln sine Redensorten un knep wider: »Ich bin ein gefälliger Mann, ich bin ein freundschaftlicher Mann; die Leute sagen auch, ich bin ein reicher Mann, aber so reich bin ich nicht, daß ich mein Geld auf die Straße schmeißen sollte; dazu ist's noch immer Zeit. Aber, Herr von Rambow, ich muß was sehen, sehen muß ich was. Ich muß sehen, daß die Seele beim Herrn bleibt, und wenn einer 'n Wechsel unterschrieben hat, dann muß er auchsehen ...« – »Bester Herr Nachbar«, föll Axel in grote Angst em in de Red', »ich habe das rein vergessen. Ich bitte Sie ... – ich habe gar nicht daran [433] gedacht.« – »So?« frog Muchel, »nicht daran gedacht? Aber der Mensch soll daran denken, und ...« – nu wull hei losleggen, äwer sin Og' föll up Pümpelhagen – ne! – jo nich marken laten! – Wat süll hei den Bom schüdden, de Plummen wiren jo noch nich rip. – »Und«, säd hei wider, »das alles habe ich meiner Freundschaft mit diesem erbärmlichen Kerl, diesem Bräsig, zu verdanken. So hat er mir die Wohltaten vergolten, die ich ihm in jungen Jahren habe zukommen lassen. Ich hab' ihm Geld geliehen, als er sich eine Uhr anschaffen wollte, Hosen hat er von mir getragen, als seine inzwei waren, und nun? – Ah! – Ich weiß woll, wie das zusammenhängt, da steckt der alte Schleicher, der Hawermann, dahinter.«

Gewt den Düwel man einen Finger, hei nimmt glik de ganze Hand, un denn leddt hei jug, wohen hei will, un wenn't in sinen Kram paßt, den stukt hei jug vör sick dal, dat ji em anbeden möt't in Angst un in Weihdag', in Not un in Pin. – So gung't Axeln: hei müßt jo den Herrn Gaudsbesitter fründlich ümstimmen, hei müßt jo mit em in de sülwige Karw' hauen, hei müßt jo gegen Ihrlichkeit un Gewissen up Bräsigen un Hawermannen schellen. – Worüm? – Wil em de Düwel mit den Wessel in de Hand dal drückt hadd up de Knei. Un hei ded't ok: de frische, sorglose Kürassierleutnant von vördem lagg vör den Düwel up de Knei un red'te em tau Mun'n mit allerlei Slichtigkeiten un Niederträchtigkeiten, de hei von Bräsigen un Hawermannen tau vertellen wüßt, dat hei sinen ollen Moloch in den blagen Liwrock man still kreg; – hei hadd sine würklich besten Frün'n, hei hadd sinen Herrgott verraden. – Äwer as hei sick so wid runner bröcht hadd un nu en Og' up sin eigen Dauhn smet, dunn steg em de Ekel bet an den Hals, un hei red furt ut den Hus', wo hei en schön Stück von sine Ihr laten hadd.

Hei red nah Hus, un as hei an sine Feldscheid' kamm, sach hei Hawermannen, wo de in de presse Sünnenhitt achter de Seimaschin herlep un allens för de Saattid in Ordnung höll, un för wen? – För em sülwen, müßt hei seggen, un de fürigen [434] Kahlen brennten em up den Kopp. – Un as hei en En'nlang wider reden was, dunn gung en linnenen Kittel vör em up, un Unkel Bräsig sweit'te den Weg entlang un rep äwer den Saatacker räwer: »Guten Tag, Korl! – Ich bin auf den richtigen Apropoh, das heißt auf en vorläufigen Kuhhandel, un allens is in Richtigkeit: wir wirtschaften selbst, und Zamel Pomuchelskopp kann sich was malen lassen«; un dunn hürte hei Axeln sin Pird un dreihte sick üm, un de Worm, de in Axeln sine Bost gnagte, makte em gegen den ollen Knawen frundlicher, un hei säd: »Guten Tag, Herr Inspektor! – Nun? immer auf den Beinen?« – »Worum nich, Herr Leutnant? – Sie hollen ja noch trotz den Podagra, und indem ich mich das übernommen habe, for die jungen Pasterleute en Infentarium anzuschaffen, befinde ich mir hier auf der Landstraße nach Gülzow zu; da ist Bauer Pagels, der hat en paar Milchküh', die wollt' ich for den Herrn Paster ackerieren.« – »Sie wissen hier wohl in allen Verhältnissen Bescheid, Herr Inspektor?« frog Axel, üm fründlich tau sin. – »Gott sei Dank«, säd Bräsig, »die Verhältnisse hier sünd mich so bekannt, daß ich sie gar nicht zu kennen brauche. Unserein braucht nur en Og' hinzuslagen, denn weiß er, woans es ist. – Sehn Sie, da bin ich gestern«, un hei wis'te nach Axeln sine Paddocks räwer, »da bin ich gestern an Ihre Podexe vorbeigegangen, und da habe ich denn gesehen, daß da unten in dem hintersten die Stute und das Fahlen ganz verkommen, denn worum? Sie stehlen Ihnen da den Hawer aus der Krippe, und wenn da was draus werden soll, denn müssen Sie sich davor en Sloß legen lassen.« – Axel kek em an; was dat nich reine Niederträchtigkeit von den Ollen? Natürlich! Hei gaww sin Pird de Sporn: »Adieu!« – Bräsig kek em nah: »Will der Schafskopp nich, denn läßt er's bleiben! Ich hab's gut genug gemeint. Überall is mich das so, as wenn der junge Edelmann nicht zu Gott will ... na, paß Achtung! Du wirst noch mal auf Händen und Füßen zu deiner Erkenntnis heraufkraufen. – Korl«, rep hei äwer dat Feld räwer, »er hat mir wieder vor die Bost gestoßen!« un gung up den Kauhhandel.

30. Kapitel
[435] Kapittel 30

Von en Sleden un korten Kohl mit Lungwust, von Gedichten un runne Klugens un elfenbeinerne Knaken un tweiten Wihnachtsdag. Worüm in Pümpelhagen an den tweiten Wihnachtsdag allens för sick allein satt. Wat Muchel Schönes up dat Tapet bröchte, un wat Franz in den Breiw schrew; wat Fritz Triddelfitz för en klauken Infall hadd, un wat Marie Möllers in den Mantelsack packte. – Mucheln sine Saat geiht up, un de Schuß geiht los. – Allens von Leiw versunken un verluren! De Haß behöllt dat Feld.


Un so was denn nu de Winter kamen, un de Welt müßt' sick dat gefallen laten, dat de olle ruge Gast bi ehr insprok. – Ih, wenn hei man ordentlich kümmt, denn kann hei jo ok rin kamen; äwer wenn hei tau Wihnachtstiden mit en natten Fluschrock in de Dör kümmt un dröggt einen de Stuw' vull Smutz un rückt nah Transtäweln, denn kann hei minentwegen ok buten bliwen. – Ditmal kamm hei nu äwer anners, hei kamm so, as hei oft vör mine Dör kamen is: hei kamm mit Klockenklang un Pitschenknall, un de beiden Schimmel vör den Sleden, de dampten man so, un hei sprung von den Sleden, grad as Wilhelm von Siden-Bollentin, un rew sick de blagen Frostbacken un slog de Arm üm den Liw' – einmal – tweimal – dreimal: »Gun Morrn, Herr Reuter, ick bün nu hir un sall Sei halen. Un 'ne Empfehlung von den Herrn un von de Madam, un Sei bruken blot in den Sleden tau stigen, denn Fautsäck un Mäntels liggen jo en ganzen Hümpel all dorin, un morrn is Heilchrist-Abend, un lütt Hans säd jo tau mi, ick süll ok düchtig jagen.« – Ja, wenn hei so kümmt, denn singen wi beid', min Fru un ick: »Herein, herein, du lieber Gast!« un däuen den ollen Burßen mit en Glas Win up un setten uns in den Sleden, un denn geiht't los – twei Mil in 'ne Stun'n –, un wenn uns de oll Winter denn vör de Dör tau Bollentin afliwert hett, denn seggt Fritz Peiters: »Wo Deuwel, ji hewwt jo so lang' täuwt!«, un wat de Madam is, de strakt mine Fru irst eins äwer un nimmt ehr de Newelkapp af un seggt tau mi: »Unkel Reuting, ich heww Sei korten Kohl mit Lungwust uphegt«; un de beiden ollen leiwen Dirns, Lising un Anning, kamen, de ick so oft up den Arm [436] dragen heww, as sei noch lütting, ganz lütting wiren, un gewen ehren ollen Unkel en Kuß un hängen sick denn an mine leiwe Fru, un Fritz un Max kamen, wat nu all grote Anklammer Gymnasten sünd, un begrüßen uns mit en »biderben« Handslag, un Hans liggt wildeß up de Lur, dat hei ok ankamen kann, un alkst un talkst an mi rümmer un fängt sick minen linken Bein in, un an den möt ick em nu den Abend herümmer slepen. Un denn ward lütt Ernsting, dat Nestküken, presentiert, un wi stahn üm dat lütt Weltwunner rümmer un slahn de Hän'n äwer den Kopp tausam, wat dat Kind an Weisheit un Verstand taunamen hett, un denn kümmt Großmutting. Un denn geiht de Winter- un de Wihnachtslust los, un de Bom brennt, un de Julklapp klappt, un denn kümmt 'ne Julklapp von mine leiwe Fru mit en Gedicht; dat is dat einzigste, wat sei all ehr Lewdag' makt hett, un fängt an: »Hier sitz ich und schwitz ich un fördre nichts zutage ...« un wider geiht de Melodi nich; is äwer ok naug von de Ort. – Un denn kümmt de irste Wihnachtsdag, un denn is't all so fierlich still, un uns' Herrgott streu't de weiken Sneiflocken as Dunen up de Ird, dat jo kein Larm tau hüren is. Un de tweite Wihnachtsdag kümmt, un denn kümmt Herr Paster Pieper un Fru Pastern, un de Herr Supperdent kümmt mit sine Fru, un denn kümmt Anna, wat min Leiwling is, denn sei was mal Schaulkind bi mi, un denn kümmt de Fru Doktern Adam un de Fru Oberamtman'n Schönermark, un wat Luzie Dolle is, de sitt up de linke Len'n von de Adammen un up de rechte von de Schönermarken, natürlich scheiw – un denn! – ja denn kümmt en rundes Klugen antauführen, un de Herr Dokter Dolly sitt bi dit Klugen un wöltert dat ut den Sleden un äwergiwwt dat an twei Stuwenmätens, de stahn all parat – denn sei weiten Bescheid – un wickeln dat Klugen af von Pelz un von Mäntel, Äwertrecker un Fautsäck, bet de Herr Justizrat Schröder tau Platz kümmt. Äwer farig is hei noch lang' nich, hei möt sick irst up en Stauhl setten, un denn kümmt Fik an den einen Bein un Marik an den annern Bein, un denn treck wi em de Pelzstäweln ut, denn ick möt em [437] baben hollen, dat sei em unnen dat Liw nich utriten. – Un wedder en Sleden! un herute springt Rudolf Kurz – wo? hei springt jo woll äwer den Kutscher sine Swep weg? – un achterher kümmt Hilgendörp. – Kennen ji Hilgendörpen? Hilgendörpen, unsern Rudolfen sinen Prinzipal? – Nich? – Is ok nich nödig. – Mit korten Würden: Hilgendörp is en Naturwunner, hei hett elfenbeinerne Knaken – »lauter Elfenbein!«, un so fast is dese Gaudsbesitter von de Natur anleggt, dat jedwerein, de em up de Schuller oder up de Knei sleiht, blage Fläg' kriggt – blot von wegen den Elfenbein.

Un denn ward Koffe drunken, un de Herr Justizrat vertellt Geschichten, wunderschöne Geschichten, un vertellt sei mit Füer, dat heit, hei stickt ümmer wedder en frischen Fidibus an, indem dat hei de Pip ümmer utgahn lett, un rokt bi Weg' lang den ganzen Fidibusbeker leddig, un Max ward expreß bi em anstellt, dat hei em ümmer unner Füer hollen sall. Un denn ward en Whist spelt, mit »van der Heydt« un »Manteufel« un alle annern Niederträchtigkeiten un Schikanen, denn anders spelt de Herr Justizrat nich. Un denn ward Abendbrot eten, un de Herr Justizrat makt bi den Kuhnen- un Gaus'braden de schönsten Gedichten mit de waglichsten Rimels, de 't giwwt oder gor nich giwwt, un rimt up »Hilgendorf« »Schorf« un »Torf«; un up »Peters« rimt hei »Köters« un »versteht er's«, un bi jeden schönen Rim ward anstött, un wenn wi denn upstahn, denn drücken wi uns de Hän'n un gahn in Freden un in Freuden utenanner, un jedes Gesicht seggt: »Na, äwer Johr wedder!« –

So würd äwer in Pümpelhagen dit Johr de tweite Wihnachtsdag nich begahn; de Winter was dor woll rendlich inkihrt, äwer dat, wat em schön makt, dat Dichttausamleben von Harten tau Harten, was buten vör de Dör stahn blewen, dat was nich rinne kamen un hadd de Freud' bi den Rocksom fat't un sei taurügg hollen. – En jeder hadd hir sine Gedanken för sick, keiner tuschte sine Leiw' för 'ne annere in, utbenamen Fritz Triddelfitz un Marie Möllers, de seten wenigstens den Nahmiddag von den tweiten Festdag tausam un [438] eten Päpernät, bet Fritz säd: »Ne, 't geiht nich mihr, denn, Mariken, morgen möt ick up de Reis' führen, ick sall drei Last Weiten in Demmin afliwern; un wenn ick noch mihr Päpernät et, künn mi dat schaden, un dat wull ick doch nich girn, un denn möt ick nahsten noch uns' Les'bäuker för de Leihbibliothek inpacken, dat ick sei in Demmin ümtuschen kann, un dat wi s' Abends wat tau lesen hewwen«, un dormit stunn hei up un sach nah sine Voßstaut, un Marie Möllers hadd dat Gefäuhl, dat sin Hart ehr nich ganz hüren ded, dat dat twischen de Staut un ehr deilt wir.

In 'ne anner Stuw' satt Hawermann allein mit sine Gedanken, un de wiren irnsthaft naug, wenn hei bedachte, dat sin Wirken un Schaffen up dese Ird nu sine Endschaft kregen hadd un dat hei von nu an de Hän'n in den Schot leggen süll; un sei wiren trurig naug, wenn hei bedachte, wat för 'ne Endschaft sin Wirken un Schaffen hir nemen würd un dat dat, wat hei taum Segen sei't hadd, taum Unsegen utslagen würd.

Un wedder in 'ne anner Stuw' satt Axel un Frida woll tausam, äwer doch wedder jeder för sick allein, denn jeder hadd sine eignen Gedanken un schugte sick, sei den annern an't Hart tau leggen. Sei seten stumm dor, Frida still vör sick hen, Axel verdreitlich; dunn kemen Sledenklocken up den Hoff, un Pomuchelskopp höll vor de Dör. – Frida namm ehre Handarbeit un gung ut de Dör; Axel müßte allein den Herrn Nachboren in Empfang nemen.

Bald was denn nu ok tüschen de beiden Herrn en gebild'tes ökonomisches Gespräk äwer Pirdtucht un Kurnprisen in vullen Gang', un de Festdags-Nahmiddag wir ditmal unschüllig un in Freden verbröcht worden, wenn nich Daniel Sadenwater de Posttasch bröcht hadd. Axel slot sei up un funn dorin en Breiw an Hawermannen, hei wull em all an Danielen taum Besorgen gewen, as hei sin eigenes Wapen up den Breiw sach un – as hei nipper taukek – sinen Vetter sine Handschriwwt kennen würd. – »Spukt die verdammte Geschichte denn noch immer hinter meinem Rücken?« rep hei un smet Danielen den Breiw binah in't Gesicht: »An den [439] Inspektor!« – Daniel gung verdutzt af, un Pomuchelskopp frog so recht weihleidig, wat den jungen Herrn denn so in Verdreitlichkeit bröcht hadd. – »Soll man sich denn nicht ärgern, wenn so'n Dummkopf von Vetter die angefangene alberne Geschichte mit dem alten Schleicher und seiner Tochter hartnäckig fortsetzt?« – »Oh«, säd Pomuchel, »und ich glaubte, die Sache wäre längst zu Ende. Mir ist erzählt worden, daß Ihr Herr Vetter, als ihm das Gerücht zu Ohren gekommen, was ja nun in aller Leute Mund ist, die Sache plötzlich abgebrochen habe und davon nichts mehr hören wolle. « – »Was für ein Gerücht?« frog Axel. – »Nun, das von Ihrem Inspektor und dem Tagelöhner, Kegel heißt er ja woll, und den 2000 Talern.« – »Erzählen Sie, was sagen die Leute?« – »Nun, das wissen Sie ja. – Ich meine, Sie haben deshalb dem Alten die Hufen aufgekündigt.« – »Ich weiß nichts davon, erzählen Sie!« – »Nun, es ist ja allgemein bekannt. Die Leute sagen, Hawermann und der Tagelöhner haben Kaprusch gemacht, sie sagen, dafür, daß er den Tagelöhner hat laufen lassen, habe der Inspektor die Hälfte oder noch mehr von dem gestohlenen Gelde erhalten und habe ihm einen Gutspaß ausgestellt, auf welchen hin er in Wismar als Matrose angenommen sei.« – Axel lep in de Stuw' herümmer: »'s ist nicht möglich! So schändlich sollt' ich betrogen sein!« – »Ach, die Leute sagen ja sogar, die beiden hätten's vorher schon miteinander abgemacht; aber das glaube ich nicht.« – »Und warum nicht? Was hatte der alte Sünder hinter meinem Rükken Heimliches mit der Frau abzumachen? Der Kerl, der sonst immer nüchtern war, mußte nun grade für diesmal besoffen sein!« – »Ja, das will ja aber der Bürgermeister in Rahnstädt selbst gemerkt haben.« – »Ach, der Bürgermeister! Was tue ich mit solchem Untersuchungsrichter! Nun sollt' es 'ne arme Weberfrau getan haben, die sollt' auf der Landstraße dem Tagelöhner das Geld abgenommen haben, und warum? Weil sie einen dänischen Doppellouisdor hat wechseln wollen, den sie gefunden hat; denn dabei ist sie geblieben, und der weise Herr Bürgermeister hat sie darauf [440] entlassen müssen.« – »Ja, und der den Louisdor gesehen haben will, der Kaufmann Kurz, ist ein Verwandter von Hawermann.« – »Oh«, rep Axel, »noch tausend Taler wollt' ich geben, wenn ich hinter diese Niederträchtigkeiten kommen könnte.« – »Das wird schwer halten«, säd Pomuchelskopp, »fürs erste würde ich aber – wann geht er ab?« – »Hawermann? Morgen.« – »Nun, da würd' ich aber aufs strengste seine Bücher revidieren, man kann nicht wissen, ob auch die in Richtigkeit sind. Sehn Sie vor allem die Geldrechnung nach; es findet sich manchmal so etwas. Er muß überhaupt in guten Umständen sein; er will ja in Rahnstädt von seinen Zinsen leben. – Na, er ist freilich lange Jahre auf einer guten Stelle gewesen; aber ich weiß auch mit Bestimmtheit, daß er alte Schulden hat abtragen müssen, die nicht unbedeutend waren. Nachher hat er – wie ich nur so von dem Notarius Slus'uhr gehört habe – allerlei kleine Geldgeschäfte zu Wucherzinsen mit seinen paar Groschen, vielleicht auch mit dem Gutsgelde, gemacht.« – »Oh«, rep Axel, »und als ich ihn damals bat« – hir höll hei an sick, üm nicks tau verraden; äwer de helle Haß slog ut em rute, as hei doran dacht, dat Hawermann em dunnmals hadd helpen kunnt un't nich dahn hadd, wil hei em nich hog' naug Zinsen baden hadd.

Nah dit lewige Gespräk wull kein anner von Bedüden upkamen, denn jeder von de beiden hadd naug mit sine Gedanken tau dauhn; un as Pomuchel, recht woll mit sine Utrichtung taufreden, nah Hus führte, let hei den jungen Herrn von Rambow in so einen giftigen, vergällten Taustand taurügg, dat hei all Lüd' un sick sülwst tauwedder was un de ganze Nacht för hässige Gedanken nich slapen kunn.

In 'ne drüdde Stuw' up den Pümpelhäger Hoff was dat ok still un einsam; Hawermann satt dorin vör sin Schapp, hadd sin Wirtschaftsbauk vör sick liggen und rekente de letzten Monate noch mal dörch, wat de Sak mit sine Kass' stimmte. – So lang', as hei mit den jungen Herrn wirtschaft't hadd, hadd hei em alle Virteljohr sin Reknungsbauk bröcht un Rekenschaft[441] afleggen wullt; äwer de jung' Herr hadd denn mal eins kein Tid, denn mal eins säd hei: ja, 't wir allens in Ordnung! un hadd keinen Fedderstrich anseihn, un denn mal eins säd hei, dat ded gor nich nödig, dat hei em dat vörleggen ded. Dat hadd Hawermann sick äwer nich tau Nutzen makt, hei hadd leiwerst sin Bauk mit Sorglichkeit führt, as hei dat von Jugend up gewennt was, un hadd ok Triddelfitzen dortau anhollen, dat hei de Kurnreknung alle Woch richtig afliwern müßt, un was in desen Punkt, wenn't nich genau up den Sticken stimmen ded, Fritzen vel scharper as in annern Saken.

As de oll Mann nu bi sine Arbeit satt, kamm Fritz herinne un frog nah dit un dat, wat mit sine Reisenfuhr nah Demmin tausam hacken ded, un as Hawermann em Bescheid seggt hadd un hei ut de Dör wull, rep em de Oll nah: »Triddelfitz, Sei hewwen doch Ehre Kurnreknung in de Reih?« – »Ja«, säd Fritz, »das heißt, ich habe sie schon angefangen.« – »Na, dat bidd ick mi ut, dat sei hüt abend afliwert ward, un dat sei beter stimmt as de letzte.« – »Jawohl«, säd Fritz un gung ut de Dör. – Daniel Sadenwater kamm herinne un bröchte den Inspekter en Breiw; de Oll stunn up un set'te sick an't Finster, un as hei hir de Hand von Franzen rute kennen würd, würd sin Hart rascher slagen, un as hei les' un les', dunn würden sine Ogen so hell, 'ne grote Freud' strahlte in sin Hart un däuete all den Frost un dat Is up, wat in de letzte Tid sick doräwer leggt hadd, grad as buten de Sünn den Snei von de Däker smölt'te, dat hei in lisen Druppen up de Ird föll. Hei les' un les', un ok sine Ogen würden fucht, un in lisen Druppen föllen sine Tranen up dat Poppier.

Franz schrew em, wo hei hürt hadd, dat hei von Pümpelhagen afgahn ded, dat hei jo nu ganz fri wir un dat alle Bedenken, de hei süs hatt hadd, nu taurügg stahn müßten gegen sinen eigenen uprichtigen Wunsch, de em kein Rauh let un em drew, ok gegen sine Bidden, an Lowise sülwst tau schriwen, un den Breiw, de bian leg, süll hei doch an sin [442] Döchting afgewen, denn hofft' hei, würden drei Minschen mal recht glücklich warden.

Den ollen Mann bewerten de Hän'n, as hei den Breiw an sin Kind in sine Breiwtasch läd, em knickten de Knei, as hei up un dal gahn wull, so packt' em de Gedank, dat hei mit den Schritt, den hei nu dauhn süll, in de glückliche oder unglückliche Taukunft von sin einzigst Kind treden müßt; hei set'te sick in sine Sofaeck, un lang' durte dat, bet hei rauhig naug was, de Sak mit Äwerleggung in't Og' tau faten. So sleiht de See des Morgens in wille Bülgen, un des Middags sünd sei ebener worden, äwer düster un bedenklich liggt dat noch äwer dat Water, un des Abends lücht't ut den glatten Speigel de blage Hewen, un helle Sommerwulken trecken doräwer hen, un de Abendsünn fött dat Bild in ehren goldnen Rahmen.

So gung dat den ollen Mann ok: As de willen Bülgen sick in sine Seel leggt hadden, kamm dat Bedenken; irnsthaft un sorglich frog hei sick, wat hei recht ded, wenn hei nahgew, wat hei sine Schülligkeit nich schädigen ded, wenn hei gegen den Willen von sinen jungen Herrn sin »Ja« utsprök. Äwer wat hadd hei denn gegen den Mann tau verantwurten, de em mit Undank lohnt hadd, de em binah mit Schimp un Schan'n furtdrewen hadd? – Nicks. – Un in em bömte sick de Stolz up, de so oft in 'ne afhängige Lag' swigen möt, un den de man kennt, de sick dorin en rein Gewissen bewohrt hett; hei wull nich länger sin bestes, bindelstes Gefäuhl för den Undank von en unverstännigen Knawen, un hei kunn nich dat Glück von sin Kind för ungerechte adlige Nücken hengewen. – Un as hei dit Bedenken äwerwun'n hadd, dunn strahlte em ut de rauhige See dat Bild von en schönen Abendhewen entgegen, un lang' satt hei dor un sach de Taukunft von sine beiden Kinner as helle Sommerwulken doräwer teihn, un de Abendsünn lücht'te buten äwer den witten Snei un lücht'te binnen up sin wittes Hor.

As hei so in selige Gedanken satt, würd de Dör upreten, un Krischan Degel stört'te rinne: »Herr Entspekter, Sei möten [443] kamen, de Rubens-Staut hett 'ne fürchterliche Kolik, un wi weiten ok nich, wat dorbi tau dauhn is.« – De oll Mann sprung up un gung in Hast nah den Stall.

Knapp was hei furt, dunn kamm Fritz Triddelfitz in de Dör mit en Mantelsack un Les'bäuker ut de Leihbibliothek, mit Vörhemden un den ganzen Gaudsbesitter-Staat, läd dat up den Stauhl vör't Finster hen un wull dat inpacken, dat hei in Demmin dormit sinen Swichel spelen wull, dunn föll em Hawermannen sin Wirtschaftsbauk in't Og'; denn de oll Mann hadd in sine Upregung vergeten, sin Schapp tautausluten. »Dit kann mi passen«, säd Fritz, namm sick dat Bauk un schrew sick de Kurnreknung af, müßt sick äwer dorbi an't Finster hensetten, denn dat würd all stark düster. Hei was noch nich ganz dormit prat, dunn stört'te Krischan Degel wedder in de Dör: »Herr Triddelfitz, Sei sälen so drad – äwer fix! – en Rapplaken von den Kurnbähn halen, wi willen de Staut in natte Laken slagen.« – As Fritz Tritten ankamen hürte, hadd hei Hawermannen sin Bauk achter sick up den Stauhl versteken, un as nu Krischan em drew un em den Kurnbähnslätel in de Hand drückte, let hei Bauk Bauk sin un lep mit em rute. – As hei an de Kurnbähndör kamm, begegent em Marie Möllers, de ut den Stall von't Melken kamm. »Mariken«, rep hei, »dauhn S' mi den Gefallen, packen S' mi min Saken in den Mantelsack, sei liggen up den Stauhl vör't Finster, vergeten S' äwer ok de Bäuker nich!« – Un Mariken ded't un packte in'n halben Düstern un in ganzen Leiwsgedanken Hawermannen sin Wirtschaftsbauk un de Les'bäuker tausam in den Mantelsack.

As Hawermann ut den Pirdstall taurügg kamm, slot hei sin Schapp tau, ahn sick wat Böses vermauden tau sin, un den annern Morgen reis'te Fritz Triddelfitz mit den Hahnenschrag mit sine Fuhr Weiten un den Mantelsack nah Demmin, ahn sick ok wat Böses vermauden tau sin.

As de oll Inspekter taum letztenmal de Daglöhners von de Arbeit Bescheid seggt hadd, dacht hei ok an sinen eignen [444] Kram un fung an, sine säben Saken tausamtaupacken, dat hei des Nahmiddags afreisen künn. Hei würd äwer nich ganz dormit prat, denn Daniel Sadenwater kamm herinne un bestellte em tau den Herrn von Rambow.

Axel hadd 'ne sihr unrauhige Nacht hatt, sine beste Vullblaudstaut, up de hei grote Hoffnungen set't hadd, was em krank worden, de Flöh', de em Pomuchelskopp in't Uhr set't hadd, hadden em pinigt, de ungewennte Lag', dat hei von nu an sülwst wirtschaften süll, makte em verdreitlich, un nu süll hei Hawermannen sin Gehalt gewen un dortau noch männige Utlagen, de de oll Mann bi't Lüd'utlohnen em vörschaten hadd, un hei wüßt gor nich mal, wovel't woll sin kunn, un wat sin Kass' ok langen ded. Den Inspekter gegen äwer, de em künnigt hadd, kunn hei sick doch nich blamieren, hei müßt also en Hor dorin tau finnen säuken un müßt en Grund utfünnig maken, weswegen hei em dat Geld nich glik tau betahlen brukte. So'nGrund finnt sick up Fläg' man swer; äwer en Strid finnt sick ümmer, un de möt denn för en Grund gellen. – En jämmerliches Mittel, äwer'n gewöhnliches Mittel! un dat Axel dorup verföll, bewis't, dat dat mit sinen Stolz as Mann un as Eddelmann gefährlich bargdal gahn ded; äwer nicks bringt en swacken Minschen fixer in't Achtergeleg' as de Geldnot, taumal wenn de Schin uprecht hollen warden sall; un »power un patzig« is 'ne richtige Redensort.

As Hawermann bi em intred, wendte hei sick an't Finster ran un kek dörch de Ruten: »Ist die Stute wieder gesund?« – »Nein«, säd Hawermann, »sie ist noch krank; es wäre wohl am besten, wir ließen den Tierarzt holen.« – »Das werde ich bestimmen. – Aber«, set'te hei hentau, un dorbi kek hei ümmer stiw ut dat Finster, »das kommt davon her, wenn keine Aufsicht im Stalle ist, wenn man das verdorbene, dumpfige Heu füttert.« – »Herr von Rambow, Sie wissen selbst, daß das Heu uns diesen Sommer verregnet ist; aber dumpfig ist es nicht. Und die Aufsicht über die Vollblutpferde haben Sie selbst übernommen, denn noch vor einigen Wochen, als ich [445] eine kleine Änderung in dem Stalle vorgenommen hatte, haben Sie sich das mit harten Worten verbeten und die Vollblutpferde in eigene Aufsicht genommen.« – »Schon gut! schon gut!« rep Axel un gung von't Finster weg in de Stuw' up un dal, »das wissen wir schon, es ist die alte Geschichte.« – Mit einmal blew hei vör Hawermannen stahn un kek em an, äwer en beten sihr unseker: »Sie wollen heute abgehen?« –»Ja«, säd Hawermann, »nach unserer letzten Verabredung ...« – »Ich habe eigentlich gar nicht nötig«, föll em de jung' Herr in't Wurd, »Sie vor Ostern abgehen zu lassen, bis den Tag nach Neujahr müßten Sie wenigstens hier bleiben.« – »Das ist richtig; aber ... « – »Ach, es ist ja ganz gleich«, rep Axel wedder dortüschen, »doch unsere Rechnung müssen wir erst abmachen. Gehn Sie hin, holen Sie Ihre Bücher.« – Hawermann gung.

Axel hadd schön Vörpahl slagen, dat hei mit sin Geld nich in Verlegenheit kamm: Wenn Hawermann mit sin Bauk kamm, kunn hei seggen, hei hadd nu kein Tid, dat dörchtauseihn, un wenn Hawermann dorup dringen ded, kunn hei sick up't hoge Pird setten un seggen: den Dag nah Nijohr wir irst Tid dortau. Äwer hei süll't bequemer hewwen, Hawermann kamm nich wedder. Hei lurte un lurte, Hawermann kamm nich, tauletzt schickte hei Daniellen rümmer, und mit den kamm denn ok de oll Mann, äwer in grote Upregung, ganz blaß, un rep, as hei in de Dör kamm: »Mein Gott, was ist mir da passiert! Wie ist das möglich, wie kann das zugehn!« – »Was ist denn los?« frog Axel. – »Herr von Rambow«, rep Hawermann, »ich habe gestern nachmittag noch den Abschluß in der Korn- und in der Geldrechnung gemacht, habe mein Buch in meinem Schranke verschlossen, und nun ist es fort.« – »Oh, das ist ja wunderschön!« rep Axel höhnschen, un de schöne Saat, de Pomuchelskopp gistern in sine Seel sei't hadd, fung an tau kinen un tau wassen un gräunte hell up, »ja, das ist ja wunderschön! Als man das Buch nicht brauchte, war's zum Überfluß da, und nun, da man's braucht, ist es fort!« – »Ich bitte Sie«, rep Hawermann in helle Angst, [446] »urteilen Sie nicht so rasch, es wird sich finden, es muß sich finden«, un dormit lep hei wedder ut de Dör.

Nah 'ne Wil kamm hei wedder. »Es ist nicht da«, säd hei swack, »es ist mir gestohlen.« – »Oh, das ist lustig!« rep Axel ut un arbeit'te sick mit Up- un Dallopen in 'ne künstliche Wut herinne, »dann einmal wird hier durchaus nicht gestohlen – wissen Sie bei meinen zweitausend Talern – und dann einmal muß hier gestohlen sein; grade, wie's in Ihren Kram paßt.« – »Mein Gott! mein Gott!« rep de oll Mann, »lassen Sie mir Zeit, Herr!« – Un hei slog de Hän'n tausam: »Herre Gott, mein Buch ist fort.« – »Ja«, rep Axel, »und der Tagelöhner Regel ist auch fort, und die Leute wissen, wie er fortgekommen ist, und meine zweitausend Taler sind auch fort, und die Leute wissen, wo sie geblieben sind. – Haben Sie die auch gebucht?« frog hei un tred up Hawermannen in un kek em scharp in't Gesicht. – De oll Mann kek em an, hei kek sick üm, wo hei wir, sine folgten Hän'n deden sick utenanner, un dörch sine Glieder gung en furchtbores Bewern, as wenn en Riesenstrom de Isdeck breckt, un dat Blaud schot em dörch de Glieder in't Gesicht, as dat Water in den Riesenstrom, wenn't fri ward un Scholl up Scholl up enanner törmt un den Damm breckt: Wohrt jug, ji Minschenkinner! – »Halunk!« rep hei un sprung up Axeln in, de taurügg treden was, as hei dat Arbeiten in em sach. »Halunk!« rep hei, »minen ihrlichen Namen ...!« – Axel grep in de Eck, dor stunn en Gewehr. »Halunk!« rep de Oll, »din Gewehr un min ihrliche Namen!«, un't gaww nu en Wrangen un Wräuschen üm dat Gewehr, de Oll hadd't baben bi den Lop fat't un wull't em ut de Hand winnen. – Bautz! gung de Schuß los. – »Herre Jesus!« rep Axel un föll rügglings gegen den Sofa dal; de Oll stunn vör em un hadd dat Gewehr in de Hand. Dunn würd de Dör upreten, un de junge Fru sprung dörch den Pulverdamp up Axeln tau: »Gott im Himmel! Was ist hier?«, un all de Leiw', de vördem in ehren Harten för em slagen hadd, brok nu as en hellen Strahl dörch de Wulken, de sick äwer ehr leggt hadden, sei smet sick bi em [447] dal, sei ret em dat Tüg up: »Mein Gott! Mein Gott! Blut!« – »Laß«, säd Axel un versöchte sick uptaurichten, »laß sein! Es ist der Arm.« – De oll Mann stunn ahn Bewegung dor, de Flint in de Hand, de Strom was taurügg treden, äwer vel Minschenglück hadd hei taunicht makt, un äwer de Wischen un Feller von en fruchtbor Land lagg nu Slick un Driwsand, un't was, as süll dor seindag' nicks wedder wassen. – Daniel kamm herinne gelopen un en Stuwenmäten, un mit de ehre Hülp würd Axel up dat Sofa leggt un em de Rock uttagen; de Arm was von den Schrotschuß gruglich terreten, un dat Blaud lep piplings tau Irden. – »Nach dem Arzt!« rep de junge Fru un söchte dat Blaud mit Däuker tau stillen, äwer wat tau Hand was, langte nich, sei sprung up, mihr tau halen, sei müßte an Hawermannen vörbi, de noch ümmer stumm dor stunn un starr un bleik up sinen Herrn kek. »Mörder!« rep sei em tau, as sei rute gung, »Mörder«, rep sei noch einmal, as sei wedder rinne kamm; de oll Mann säd nicks, äwer Axel richt'te sick en beten tau Höcht un säd: »Nein, Frida, nein! daran ist er unschuldig«, denn ok en unuprichtig Minsch giwwt sinen Herrgott de Ihr, wenn hei den sine Hand dicht an sin Lewen fäuhlt hett, »aber«, set'te hei hentau, denn de olle Entschuldigung un Anschuldigung kunn hei nich missen, »ein Betrüger, ein Dieb ist er. – Machen Sie, daß Sie mir aus den Augen kommen!« – Dat Blaud schot den ollen Mann wedder tau Kopp, hei wull wat seggen, dunn sach hei, dat de junge Fru sick von em afwendte, hei wankte ut de Dör rute.

Hei gung nah sine Stuw'; »ein Betrüger, ein Dieb ist er«, gung dat dörch sinen Kopp, hei stellte sick an dat Finster un kek nah den Hoff herute, hei sach allens, wat dor passieren ded, äwer allens was, as wir't en Drom; »ein Betrüger, ein Dieb ist er«, dat allein verstunn hei, dat allein was Würklichkeit. Krischan Degel führte von den Hoff, hei wüßt recht gaud, hei süll den Dokter halen, hei ret dat Finster up, hei wull em tauraupen, hei süll jagen, all wat hei künn; äwer – »ein Betrüger, ein Dieb ist er«, sprok dat ahn sinen Willen ut em rute; hei makte dat Finster tau. – Äwer dat Bauk!

[448] Dat Bauk müßt sick finnen – dat Bauk! – Hei ret Kisten un Kasten up, de hei packt hadd, hei streute sin beten Habseligkeiten in de Stuw' herüm, hei smet sick up sine ollen – Knei nich taum Beden, denn »ein Betrüger, ein Dieb ist er«, hei fuscherte mit sinen Handstock unner sin Schapp rümmer, unner sine Komod, unner sin Bedd: dat Bauk müßt sick finnen, dat Bauk! – Äwer nicks! – »Ein Betrüger, ein Dieb ist er.« – Hei stunn wedder an't Finster, hei kek wedder rute; äwer hei hadd jo sinen Handstock in de Hand, wat wull hei mit den Stock? wull hei utgahn? – Ja, hei wull utgahn, hei wull furt, furt von hir! furt! – Hei set'te sick den Haut up, hei gung ut de Dör un dat Dur. – Wohen? – 't was jo egal! 't was ganz glik! äwer de olle Gewohnheit drew em nah Gürlitz tau. – Mit den ollen Weg kemen em olle Gedanken: »Min Kind! min Kind!« rep hei, »min ihrlich Nam!« – Hei grep nah sine Bosttasch – ja, hei hadd de Breiwtasch insteken, hei hadd den Breiw an sin Döchting. – Wat süll de nu? – Hei hadd dat Glück von sin Kind tau Schanden makt, dat was mit sinen ihrlichen Namen un mit den unseligen Schuß up ümmer tau Schanden! Un de irsten bittern Tranen wrüngen sick von sine quälte Seel los, un mit ehr kamm dat gaude Gewissen äwer em, un sine weike Hand rümte in de beengte Seel up, dat sei Aten halen künn – äwer sin ihrlich Nam un dat Glück von sin einzigst Kind wiren för ümmer dorhen. – Oh, wo glücklich hadd hei gistern in sine Stuw' seten mit den Breiw in de Hand, den Franz an sin Döchting schrewen hadd, wat süll de Breiw ehr för Seligkeiten bringen, wat süll för en Glück dorute bläuhen, wo hadd hei sick de Taukunft so schön utmalt! un nu was dat allens versunken un verluren, un dat Brandmal, wat em updrückt was, brennte in dat Hart von sin einzigst Kind un müßt dorin wider freten un müßt dat vertehren. – Äwer wat hadd sin Kind dormit tau dauhn? – Wat kunn ehr Glück in den Weg' stahn? – Ne! ne! Fluch un Brandmal, wat up den Vader liggt, verarwt sick up dat Kind bet up dat virte Glied, un de sülwige Durnheck, de em von de ihrlichen Lüd' von nu an scheiden ded, schow sick ok vör [449] dat Glück von sin Kind. – Äwer hei was unschüllig. – Wer kihrt sick doran, wenn hei't säd? De, den de Welt einmal dat witte Unschuldskled mit Smutz besmeten hett, möt dorin dörch de Welt gahn, keiner wascht em dat rein. Un wenn uns' Herrgott von den Himmel kümmt un Teiken un Wunner deiht, dat de Unschuld an den Dag kamen sall – de Welt glöwt nich doran. – »Oh«, rep hei ut, »ick kenn de Welt!« Dünn föll sin Og' up Gürlitz, up Pomuchelskoppen sin Herrnhus, un ut en Winkel in sinen Harten, den hei för ümmer fast verslaten glöwte, steg 'ne düstere Gestalt up un reckte ehre swarten Flüchten äwer em, dat de helle Wintersünn em nich mihr drop. Dat was de Haß, de in em upbegehrte; de mitledige Tran, de hei üm sin Kind weint hadd, verdrögte in sin Og', un de Stimm, de ahn sinen Willen ut em red't hadd, rep wedder: »ein Betrüger, ein Dieb ist er«, un de swarte Gestalt rögte de Flunken un fichelte Gedanken in em an, dat sei as en hellen Läuchen ut em rute slogen: »Un hei is schuld doran, un wi maken't einmal wedder quit!«

Hei gung dörch Gürlitz, hei sach nich rechtsch noch linksch; allens, wat em hir mal leiw worden was, was för em verswunnen, hei hadd blot mit sinen Haß tau dauhn, un de drew em gradut up einen einzigen Zweck un ein bestimmtes Mal los. – Bräsig stunn an den Weg bi de Pasterschün, hei gung sinen Fründ entgegen: »Gun Morrn, Korl. Na, wo ist's? – Aber was is dich?« – »Nicks, Bräsig. – Äwer lat mi, lat mi allein! Kumm morgen nah Rahnstädt, kumm morgen!«, dormit gung hei an em vörbi. – As hei up jensid Gürlitz up den Äuwer kamm, von wo ut Axel sine junge Fru sin schönes Gaud Pümpelhagen taum irstenmal wis't hadd un wo ehr de helle Freud so ut den warmen Harten slagen was, stunn hei still, 't was dat letzte Flag, von wo ut hei den Urt seihn kunn, wo hei so glückliche Tiden verlewt hadd, wo hei bet up't Hartblaud quält worden, wo sin Ihr un Glück tau Schanden worden was. Dunn brus't un blitzt' un dunnert' dat dörch sine Seel: »Jämmerliche Kirl!! Lägner! – Un sei? – ›Mörder!‹ säd sei tau mi un noch einmal ›Mörder!‹, un as sei dat schändliche [450] Wurd utsprok, dunn wend't sei sick von mi af. – Jug Unglück lett nich up sick luren, ick hadd't wen'n kunnt, un ick wull't wen'n; tru as en Hund heww ick äwer jug wakt, un as en Hund hewwen ji mi von jug stött; äwer ...«, un hei gung nah Rahnstädt, un de Haß slog äwer em mit sine düstern Flunken.

[451]
Dritter Teil
31. Kapitel
Kapittel 31

Worüm Lowise den Gürlitzer Weg entlang gung, un wat sei nah Westen tau kiken hadd, bet ehr de Ogen tranten. – Hawermann mit de Fru Pastern, un dat de Fru Pastern wünscht, ehr Paster wir tau Städ'. – Bräsig vertellt sinen Korl lange Geschichten von ollen Ihrgistern. – 'ne bleike Gestalt oder Vader un Kind. – Bräsig verswört sick up sin eigen Hand gegen Pomuchelskoppen, indem dat hei för kein Kreih gellen will. – Ein Afsegg-Breiw. – Bräsig führt mit Wewer Rührdanzen de Landstrat entlang, un sei unnerhollen sick doräwer, wat en Schapbuck ok Poppieren brukt. – Bräsig red't mit de gnedig Fru von Distelköpp, un Fritz Triddelfitz möt mit Marie Möllers taum Vörschin kamen. – Worüm Pomuchel ümmer en dickes Halsdauk drog.


In Rahnstädt, in de Fru Pastern ehren Hus', was dat den Dag nah Wihnachten en flitiges Lopen Trepp up, Trepp dal, denn Lowise läd hüt de letzte Hand an de Utrichtung von ehr Vaders Stuw', un wenn sei dacht, so nu wir't gaud, denn fehlte doch ümmer noch wat, wat sei em tau Gauden dauhn kunn. De Middag kamm ran; äwer ehr Vader was noch nich dor, un sei hadd doch dat Eten för em inricht't; sei deckte also ok för ehren Vader, denn hei kunn jo wildeß kamen. – »Ich weiß nicht«, säd sei tau de lütte Fru Pasturin, »mir ist heute gar zu bange ums Herz.« – »Was?« rep de lütte Fru, »bist erst ein Vierteljahr in der Stadt und kriegst schon Ahnungen wie eine städtische Teedame? – Wo ist denn mein frisches Landmädchen geblieben?«, un dorbi strakte sei ehr Pleg'kind so recht munter un fründlich äwer dat Gesicht. – »Nein«, säd Lowise un grep sick de fründliche Hand un höll sei fast in ehre eigne, »solchen unbestimmten Ahnungen hänge ich nicht nach, es sind leider sehr bestimmte Befürchtungen, ob der Vater sich bei dem Mangel an Tätigkeit hier wohl fühlen und sich an das städtische Leben gewöhnen wird.« – »Kind, du tust, als ob Rahnstädt eine Residenz wäre; nein [453] – Gottlob! – hier gehn die Gänse ebensogut barfuß wie in Pümpelhagen, und wenn dein Vater an einer ökonomischen Tätigkeit seine Freude haben will, dann kann er unsern Nachbar rechts seinen Dung mit zwei und unsern Nachbar links denselben mit drei Pferden fahren sehn, und will er eine landwirtschaftliche Unterhaltung, dann braucht er sich bloß an unsern Hauswirt Kurz zu wenden, der wird ihm so viel von Wiesenverpachtung und Stadtbullen erzählen, bis er's ebenso satt hat wie wir.« – Lowise lachte, un as dat Middageten afdragen was, säd sei: »So, Mutter, nun leg dich ein bißchen zur Ruhe, ich will doch einmal den Weg nach Gürlitz entlang gehen, ob ich den Vater nicht treffen kann.« –

Sei namm ehren Mantel üm, set'te sick 'ne warme Hüll up den Kopp un gung den Weg entlang, den sei sick von Anfang an taum Spazierengahn utwählt hadd, denn hei führte ehr neger an dat Flag, wo sei so recht glücklich west was, un wenn sei Tid hatt hadd, was sei vördem bet up den Äuwer gahn, von wo ut sei Gürlitz mit de Kirch, mit dat Pasterhus un den Kirchhoff hadd seihn kunnt, un wenn sei noch mihr Tid hatt hadd, was sei bi Lining un Gottlieben en beten unnertreden un hadd en beten von ollen un nigen Tiden red't. Sei gung un gung, ehr Vader kamm nich, de Ostwind weihte ehr in't Gesicht un farwte ehre Backen rosenrod, dat ehr leiwlich Antlitz ut de düstere Newelkapp herute sach as en hellen Frühjohrsdag, wenn hei ut düstere Regenwulken herute schint un de Welt mit Hoffnung un Freuden füllt. Äwer in de Ogen was ehr dat Water treden; was't von den snöden Ostwind? Was't dorvon, dat sei den Weg entlang so nipp nah ehren Vader utsach? Wiren't Gedanken? – Ne, 't was nich de Ostwind, denn sei was stahn blewen un sach nah Westen, un de Ogen wiren doch vull Tranen, 't was nicht dat Utseihn nah ehren Vader, denn sei sach von em af nah de Gegend hen, wo de Sünn as en füerroden Ball allmählich achter de swarten Dannen versacken wull; denn wiren't woll ehre Gedanken. So'ne Gedanken, de in Freud un Led' üm dat junge Hart spelen, de 't mit Rosenkräns' ümwinnen, dat dat männigmal [454] tau Höchten jubeln müggt mit Lust ahn En'n un männigmal sick dod weinen müggt, wenn de Durn von de Rosenkräns' dat Hart bläudig reten hett. – Äwer worüm nah Westen? – Ach, sei wüßt jo, dat hei dor was, dat von dorher de schönsten Grüß' an ehr Hart bestellt würden. – »Nach Westen, oh, nach Westen hin beflügle dich, mein Kiel! Dich grüßt noch sterbend Herz und Sinn, du meiner Sehnsucht Ziel!« flusterte dat in ehr, dat sei rod äwergaten dor stunn in de säutste Unrauh äwer de heimliche Gewalt, de ut ehren Harten sprok, rosenrod as de schöne Frühjohrsdag, wenn hei tau Rüst geiht un de Wulken farwt un en nigen schönen Dag för den annern Morgen verspreckt.

Sei gung wider bet up den Äuwer, wo ehr oll Vader vör en por Stun'n stahn un all de Bitterkeit utgaten hadd, de em Minschen in sinen Beker inschenkt hadden, sei stunn dor still un kek up Pümpelhagen un Gürlitz, un all de Leiw, de Minschen ehr up dese Fläg' baden hadden, let ehr Hart äwerlopen, un wat dat arme olle Hart dor in Haß un Jammer flucht hadd, wusch dat Gebett von de Dochter mit ehre Tranen vull Leiw un Dankborkeit von de Tafel, wo allens up verteikent steiht.

Von Rahnstädt nah Gürlitz was 'ne Mil, un de Wintersünn slek sick all dicht äwer de Ird tau ehren Unnergang an den Hewen lang; sei müßt nah Hus gahn. Dunn sach sei einen Mann ut Gürlitz kamen, dat kunn ehr Vader wesen, sei stunn noch 'ne Wil still un kek: ne, dat was ehr Vader nich! un sei gung en En'nlang wider, kek sick wedder üm, un nu würd sei gewohr, dat dat ehr Unkel Bräsig was, de driwens up ehr tau kamm. »Gott du bewohre, Lowise! wo? Du stehst ja woll hier auf der offenbaren Landstraß in den spöttschen Wind? – Was kommst du denn nich runter zu die jungen Pasterleut?« – »Nein, Onkel Bräsig, heute nicht. Ich bin bloß meinem Vater entgegengegangen.« – »Was? Korl Hawermann? Na, is der noch nicht bei euch?« – »Nein, noch nicht!« – »Na, er is aber doch schon heute morrn hentau halb zwölwen durch Gürlitz gegangen.« – »Er ist schon hier gewesen? Mein [455] Gott, wo ist er denn geblieben?« – Nu föll äwer Bräsigen dat verstürte Wesen von Hawermannen in, hei sach de Unrauh von dat leiwe Kind, hei säd also, üm sei tau trösten: »Ja, mit uns Landmännern hat das männigmal 'ne Bewandtnis; da hat einer hier und der andre da was zu besorgen; möglich, daß er hier rechtsch nach Gülzow gegangen is; möglich, daß er schon in Rahnstädt is un da Geschäften abmacht. – Aber ich«, set'te hei hentau, »ich geh mit dich, Kindting, ich hab auch noch Geschäften in Rahnstädt und bleibe da die Nacht, indem ich den überklugen Siropsprinzen, den Kurzen, die drei Daler wieder abnehmen will, die er mich in dem ßackermentschen Bostohn abgenommen hat. 's ist heute nämlich Klubtag.«

As sei en beten wider gahn wiren, jog ehr 'ne Halfsches' von Rahnstädt tau entgegen, 't was Krischan Däsel mit Dokter Strumpen. De Dokter let hollen: »Haben Sie schon gehört? Herr von Rambow hat Unglück mit einem Jagdgewehr gehabt, er hat sich den Arm zerschossen. Aber ich habe keine Zeit, der Kutscher hat schon lange auf mich warten müssen; ich war nicht zu Hause. – Weiter!« – »Was ist dies?« rep Lowise, »mein Vater sollte aus Pümpelhagen fortgegangen sein, wenn dort ein solches Unglück geschehen ist? Das hätte er nicht getan.« – »Das kann ja aber nach ihm passiert sein«, säd Bräsig, äwer, wenn hei sick Hawermannen sin Wesen von hüt morrn vörstellte, denn glöwte hei sülwst nich an sine Utflucht. Lowise würd ümmer ängstlicher un drew tau raschen Schritten. Tüschen ehren Vader sin Utbliwen un dat Unglück in Pümpelhagen kunn sei keinen Tausamenhang finnen, un doch was ehr so, as müßt dat ein mit dat anner tausamhängen.

Wildeß was Hawermann in Rahnstädt bi de Fru Pastern ankamen. Hei was von den graden Weg afgahn un hadd en Ümweg namen, dat hei sick besinnen künn un dat hei nich in so'ne schreckliche Upregung vör de Ogen von sin Kind kem. As hei nu bi de Fru Pastern in de Dör tred, hadd hei sick frilich fat't; äwer de grugliche Strid, den hei in sinen Harten [456] vör en beten hadd utfechten müßt, hadd 'ne Laschheit un 'ne Mattigkeit in em taurügg laten, de em teihn Johr öller utseihn let un de lütte Fru glik in de Ogen fallen müßt. Sei sprung in de Höcht, let den Kaffe äwerkaken, bi den sei just rümhandtierte, un rep: »Gott im Himmel! Hawermann, was ist Ihnen? Sind Sie krank?« – »Nein! – Ja, ich glaube. – Wo ist Luise?« – »Die ist Ihnen ja entgegengegangen, haben Sie sie denn nicht getroffen? – Aber setzen Sie sich doch! Mein Gott, Sie sehen so angegriffen aus.« – Hawermann set'te sick dal un kek sick in de Stuw üm, as wull hei seihn, wat hei ok mit de Fru Pastern allein wir. – »Hawermann, sagen Sie mir, was ist Ihnen?« säd de lütte Fru un fot sine slappen Hän'n in ehre. – »Mit mir ist's vorbei; ich muß von jetzt an als unnützer und unehrlicher Mensch durch die Welt gehn.« – »Oh, nicht doch! Nicht doch! Sagen Sie doch nicht so etwas!« – »Daß mir die Gelegenheit zum Wirken genommen wurde, darin hatte ich mich gefunden, wenn auch schwer; aber daß ich auch meinen ehrlichen Namen verlieren soll, das brennt mir auf der Seele, das kann ich nicht verwinden.« – »Und wer sollte Ihnen den nehmen?« frog de Fru Pastern un kek em so recht tru in de Ogen. – »Die Leute, die's am sichersten können, der Herr von Rambow und seine Frau«, säd de olle Mann un fung an, de Geschicht tau vertellen, mit matte Stimm un oft unnerbraken; äwer as hei tauletzt dormit slot, dat de junge Fru em ok verlaten, em den Rüggen taukihrt hadd un em as Deiw un Bedreiger hadd ut de Dör gahn laten, dunn brök de Zorn wedder bi em ut, hei sprung von den Stauhl up un gung mit blitzende Ogen un ballte Fust in de Stuw up un dal, as wull hei den Strid mit de slichte Welt upnemen. – »Oh«, rep hei ut, »wenn's das nur wäre! Aber sie haben mich schändlicher getroffen, als sie ahnen können, sie haben das Glück meines armen Kindes in mein Unglück hineingerissen. – Da! lesen Sie, Frau Pastorin!«, un hei gaww ehr den Breiw von Franzen hen. – Sei las, dat Blatt knitterte in ehre Hand, so hadd ehr de Geschicht in Upregung set't; hei stunn vör ehr un kek sei, ahn den Blick tau wennen, an. – »Hawermann«, [457] säd sei un fot sine Hand, as sei lesen hadd, »sehen Sie denn nicht den Finger Gottes: was der eine Vetter an Ihnen gesündigt, soll der andere wieder gutmachen.« – »Nein, Frau Pastorin«, säd hei hart, »ich müßte ein solcher Schurke sein, wie die Welt mich von jetzt an nennen wird, wollte ich einem braven, vertrauenden Manne eine Frau mit beflecktem Namen in sein Haus führen. – Arm und ehrlich! meinetwegen! aber unehrlich? – Nimmermehr!« – »Ach Gott!« rep de lütte Fru, »wo ist nun mein Pastor? Wenn nun doch mein Pastor hier wäre! der könnte helfen und raten.« – »Das könnt' er«, säd Hawermann still vör sick hen. – »Ich kann's nicht!« rep hei ut, »mein Kind muß sich selbst raten, und Sie müssen dazu helfen, Sie haben mehr für ihr Gefühl für Recht und Unrecht getan, als ich leider tun konnte. Wenn mein Kind es für recht und ehrlich hält, trotzdem sein Jawort zu geben, wenn Sie selbst Ihre Zustimmung geben, dann mag's sein! Ich will keinen Einfluß auf sie üben, ich will sie nicht früher sehn, bis sie entschieden hat. – Hier ist ein Brief von Franz an sie, geben Sie ihr den und erzählen Sie ihr vorher, was vorgefallen ist; so wie ich's Ihnen erzählt habe, so ist es wahr. Ich gehe in mein Zimmer; ich kann nicht, ich darf nicht die Hand dazu bieten.« – Hei gung ut de Stuw; hei kamm wedder rin: »Frau Pastorin! Halten Sie's für ihr Glück, keine Rücksicht auf mich! Vergessen Sie, was ich vorher gesagt habe! – Ich will tun, was ich kann, daß mein beschimpfter Name im Verborgenen bleibt.« Hei gung wedder ut de Dör, up de Trepp säd hei vör sick hen: »Ick kann nich anners, ick kann nich anners.« As hei sick in sin Stüwken up den Sofa dal smet un üm sick rüm de Hand von sin Döchting sach, wo sei allens üm em rümmer ordnet un reiht hadd, läd hei sick de Hand äwer de Ogen un weinte still vor sick hen: »Un dat süll ick denn all missen?« – Deip süfzte hei up: »Un worüm nich? worüm nich? – Wenn't ehr Glück wir«, rep hei ut, »ick wull sei jo gor nich wedder seihn.« – De Husdör klingelte, hei hürte Bräsigen sine Stimm, hei hürte den hellen Gruß von sin Kind; allens was wedder still, hei horkte up jeden Lud. – Nu säd Fru [458] Pastern, wat passiert wir, nu würd sin leiwstes Hart terreten. – Langsam kemen Tritten de Trepp herup; Bräsig kamm herin, hei sach so still un eben ut, as wir em de Dod äwer't Graww lopen, sine Ogenbranen, de hei süs so hoch uptreckte, wenn em wat Ungewöhnliches passierte, legen deip un swor äwer de Ogen, hei säd nicks as: »Ich weiß, Korl, ich weiß allens« un set'te sick bi sinen Fründ up den Sofa.

So seten sei lang' in'n Halwschummer, keiner säd wat; tauletzt grawwelt Bräsig nah Hawermannen sine Hand: »Korl«, säd hei, »wir kennen uns nu schon an die funfzig Jahr. – Weitst woll noch bei den ollen Knirkstädt? Was haben wir doch for 'ne schöne Jugendzeit gehabt! Ümmer zufrieden und fröhlich! Und ausbenommen ein paar dumme Streiche, die ich for dir mitmachte, haben wir uns in'n ganzen nichts vorzuwerfen. – Korl, es ist doch ein gewissermaßenes Gefühl, wenn man sich so in ollen Dagen sagen kann: ja Dummheiten! aber Slechtigkeiten nich!« – Hawermann tuckte tausam un treckte em de Hand weg. – »Korl«, säd Bräsig wider, »ein gut Gewissen is doch 'ne schöne Sach' in ollen Dagen, und es ist markwürdig, ganz markwürdig, daß diese gute Gewissen in ollen Dagen sich ümmer stets un ständig zusammenfinden un nich voneinander lassen. – Korl, min leiw oll Jung'!«, un hei föll em üm den Hals un weinte bitterlich. – »Bräsig«, säd Hawermann, »mak mi dat Hart nich swor, 't is so all swor naug.« – »Ih wo, Korl! Wo kann dein Hart swor sein? Dein Hart is jo rein wie Hiob, das muß jo so leicht sein as 'ne Lewark, die in den kloren Hewen steigt, denn die Geschicht mit den entfamtigten – nein, davon wollt' ich nich sagen; ich wollt' sagen ... Na, wovon sprachen wir doch noch? – Je so! – Von die Gewissen. – 's ist doch sonderboren mit die Gewissen, Korl! Da is zum Exempel Kurz mit sein, denn er hat ebensogut eins als du und ich, und ich glaube auch, daß er damit mal vor Gott bestehen wird; aber vor mir besteht er man sehr slecht, denn er kickt beim Bostohn in die Korten; er hat 'ne Art von Gröschens-Gewissen; denn, siehst du, in großen Dingen ist er ganz reellemang, zum Exempel: [459] mit der Hausmiete von die Frau Pasturin; aber so ellenwis' un pottwis' un pundwis', da nimmt er's, wo er's kriegen kann, da schaniert er sich gar nicht, d.h., wenn er's kriegt; kriegt er's aber nicht, denn ist's ihm aber doch schanierlich. – Und da wollt' ich nu man sagen, Korl, wenn du nu hier wohnst, denn mußt du doch mit ihm Umgängnis halten, und das Plesier ist auch man ebenso soso als sein Gewissen, denn er will männigmal als Ökonomiker mit diskurieren und kommt denn zu Raum, als wenn er in 'ner Mergelkarr spazierenfährt. – Das kann for dir also kein Plesier sein, und da habe ich mich so gedacht, wenn ich unsern jungen Pastor seine Frühjohrssaatzeit besorgt habe und allens en bitschen zu Schick is, denn zieh ich hier zu dir her, und denn müntern wir uns gegenseitig hier auf und können jo denn in'n Aust ümmer nach Gürlitz rausgehn, daß das olle Worm von Gottspriester nich in Ungelegenheiten kommt, und das wird er nich, denn Jürn is ein nachdenklicher Mensch, und er selbst nimmt sich ja auch – Gott sei Dank! – schon allerlei Dugenden an, indem daß Lining ihm beisteht. Un wenn er mit das erste Jahr durch is, denn sollst du sehn, hat er die Pestisterei auf den Kaffstall gezogen; aber wir müssen ihn männigmal en bitschen zappeln lassen, daß er sich quälen muß und das Weltliche erkennt, und daß zu's menschliche Leben mehr hört as in die Gesangbücher lesen. – Ja, und denn komm ich zu dich her, Korl, und es soll en Leben werden as in Paris, und du sollst mal sehn, Korl, das letzte Viertel von unsere Lebenszeit soll noch das beste Stück an den ganzen Ochsen werden.« – Un hir fat't hei em wedder rund üm un red'te von vergahene Tiden un taukünftige, allens krus dörchenanner, as wenn 'ne Mutter ehr Kind up anner Gedanken bringen will. De Man schinte in't Finster rin, un wat kann 'ne terretene Seel woll beter heilen as sin säute Schin un de Leiw' von en ollen langjöhrigen Fründ, de tru tau uns stahn hett? Mi dücht ümmer, för en richtig Verleiwten paßt sick de helle, heite Sünn; äwer mit 'ne Fründschaft stimmt de Man beter tausam.

[460] As sei noch so seten, gung de Dör up, un mit lisen Schritt kamm 'ne slanke Gestalt in de Stuw un blew in den vullen Manschin stahn, de Arm' hadd sei äwer de Bost krüzt, un en bleikes Gesicht lücht'te in den Schin, as wir't en Bild ut witten Marmelstein an düstre Taxuswand: »Was hat man dir, du armes Kind, getan?«

Bräsig gung ut de Stuw, ahn wat tau seggen, Hawermann deckte sick de Hand äwer de Ogen, as ded em dorin wat weih, weih bet in't bindelste Hart herin. De slanke Gestalt smet sick an sine Sid, de krüzten Arm deden sick utenanner und slogen sick üm em, un dat bleike Gesicht läd sick an sin. – 'ne ganze Tidlang was dat still, tauletzt hürte de oll Mann lise, weike Würd' an sin Uhr weihn: »Ich weiß, was du für recht hältst; ich bin dein Kind – nicht wahr? – dein liebes Kind?« – Hawermann slog sinen Arm üm sin leiwes Kind. – »Vater, Vater!« rep sei, »wir scheiden uns nicht! – Mein anderer Vater, der nun bei Gott ist, hat mir's erzählt, wie du dich nicht hast von mir trennen wollen, als du im tiefsten Kummer und Leid warst, als die gute Tagelöhnerfrau mich behalten wollte; nun bist du wieder in Kummer und Leid, wolltest du dich jetzt von mir scheiden? Sollte ich dich jetzt lassen?« – un sei drückte em an sick und säd sachten: »Dein Name ist mein Name, deine Ehre ist meine Ehre, dein Leben ist mein Leben.« –

Vel is dor spraken in den säuten Manschin, in dat truliche Stüwken, äwer wat allens, dat sall keiner verraden, denn wenn en trugen Vader un en leiwes Kind sick bereden, för dat ganze Lewen sick bereden, denn spreckt uns' Herrgott dor mit in, un't is nich för de Welt, 't is för de beiden.

Unnen in Fru Pastern ehre Stuw gung't anners tau. Fru Pastern satt in den Lehnstauhl un weinte bitterlich; de leiwe gaude Fru was ganz intwei, Hawermannen sin Unglück hadd ehr hart anfat't, äwer as sei nu den fürchterlichen Strid in de Bost von dat leiwe Mäten sülwst wecken müßt, as sei desen Strid utbreken sach, un as sei nahsten dat Tauvertrugen un den Maud in dat leiwe Hart trotz Weihdag' un Wun'n de[461] Äwerhand krigen sach, dunn was ehr tau Maud', as hadd sei maudwillig dat Glück von ehr Plegkind mit Fäuten treden, un Weihdag' un Vörwürw' un Reu un Mitled reten ehr dat Hart intwei, dat sei in de bittersten Tranen utbreken müßt. – Bräsig in'n Gegendeil hadd sin Mitled baben all afmakt, hei hadd all de Mäglichkeit baben bi Hawermannen dahn, sine Wut äwer minschliche Slichtigkeit taurügg tau hollen, un as hei nu bi Fru Pastern rinne tred un in'n Düstern ehren Jammer nich gewohr würd, brok hei los: »Entfamigte Jesuwiter-Package! – Was? so'n Menschen, as Korl Hawermann is, den wollt ihr um Ehre un Reputatschon bringen? – Das ist ja nächst den Satan! – Das ist ja, als wenn einer die Katt hält und der andere sie stäkert. – Verflucht soll die ...« – »Bräsig, Bräsig, ich bitte Sie«, rep de lütte Fru Pastern, »lassen Sie doch Ihr unchristliches Wesen!« – »Das nennen Sie ein unchristliches Wesen? Mich kommt es vor als ein Gesang der heiligen Engel ins Paradies, wenn ich es so gegen die Schuftenstreiche der Jesuwiter-Package vergleichen tu.« – »Bräsig, wir sind nicht die Richter dieser Leute.« – »Das weiß ich woll, Frau Pastorin, daß ich nich Stadtrichter und Sie nich bei die Justizkanzlei sünd; aber wenn mich 'ne Qualdux über den Weg krüppt, denn werden Sie doch nicht von mich verlangen, ich soll ihr for en schönen Karnalljenvogel ansehen? Nein, Frau Pastorin, Qualdux is 'ne Qualdux, und Zamel Pomuchelskopp is die Oberqualdux, die ihren Gift auf uns alle ausgespuckt hat. – Was sagen Sie zu seine Schikanerien, die er nu wieder gegen mich angestift hat? Sehn Sie, da hat er in den einen Fußsteig, der nach dem Paster-Acker schon meinenswegen tausend Jahr lang hinführt, en Pricken stechen lassen, daß wir da nicht gehen sollen, und hat mich sagen lassen, so drad ich darauf güng, wollt er mir die Stiewel ausziehen lassen un wollt mir in den Snei rumhüppen lassen as 'ne Kreih. Nennen Sie das 'ne christliche Besinnung? – Aber ich will ihn verklagen. Wo kann so'n Kerl mich for 'ne Kreih schellen? – Und der Pastor Gottlieb muß ihn verklagen. Wie kann er ihm den Fußsteig verbieten? – Un Jung'-Jochen muß [462] ihn verklagen, denn er hat verschiedentlich in offenbarer Gesellschaft gesagt: Jung'-Jochen wär en ollen Schafskopp, und das braucht Jung'-Jochen nicht for sein Voll zu nehmen. – Und Sie müssen ihn verklagen, daß er ein Witwenhaus bauen muß, indem daß mich alte Leute gesagt haben, daß noch Akten darüber sein müssen. – Un Korl Hawermann muß den jungen Herrn verklagen. – Wir müssen 'ne ordentliche Revolutschon gegen die Jesuwiter anstiften, und wenn's nach mir geht, denn fahren wir morgen in'n Tag' all nach Güstrow zu die Justizkanzlei un verklagen die ganze Gesellschaft in'n pohlschen Bogen un nehmen uns en Stückener fünf Avkaten mit, daß jeder seinen eignen hat, un denn meinenswegen ümmer ›Jüh‹ rin in den Prozeß.« – Wenn hei wüßt hadd, dat Lowise am meisten von de Jesuwiter tau liden hadd, hadd hei ok woll för de einen Avkaten mitnamen; äwer von de ehr Elend hadd hei noch gor keine Ahnung. – Fru Pastern söcht em denn nu tau begäuschen; äwer dat was nich so licht, hei wull allens up den Kopp stellen, un dat Unglück von sinen ollen Fründ hadd sin Hart so ümschüddelt, dat dat, wat süs unnen lag, de lütten Hawjungsargers un de Podagra- un Kortenspillverdreitlichkeiten all nah baben kamen wiren. – »Komm hier her«, rep hei, »daß ich mich hier amüsieren will, indem daß es Klubtag ist, un daß ich das olle Krät von Tütendreiher, den Kurzen, meine drei Daler wieder abjagen will, die er mir mit seine entfamte Kartenkuckerei abgeluchst hat, und nu muß mich der Deuwel sein ßackermentsches Sperfektiv vor die Augen halten, daß ich doch die niederträchtigsten menschlichen Schandtaten ganz in der Nähe sehen soll! – Na, das nenne ich amüsieren! – Und, Frau Pastorin, wenn Sie's nich for ungut nehmen, so möchte ich wohl die Nacht hier bei Ihnen bleiben, denn aus das dämliche Bostohnspiel wird doch nichts, und's wäre woll gut, wenn ich mit Korlen zusammen schlafen täte wegen der Notwendigkeit seiner Aufmunterung.« – Fru Pastern säd denn, dat ehr dat sihr leiw sin süll, un de Abend gung hen unner Verwünschungen von Bräsigen un Begäuschungen von Fru Pastern ehre Sid. Hawermann un[463] Lowise leten sick nich seihn, un as Bräsig nah sinen ollen Fründ ruppe kamm, was Lowise nich mihr dor. –

Den annern Morgen namm Bräsig Afschid von sinen ollen Fründ: »Verlaß dir darauf, Korl, ich will selbsten nach Pümpelhagen fahren und deine Sachen besorgen. Du kriegst allens, wenn's mich auch durch den ganzen Leib kriechen soll, daß ich noch mal den Süll betreten muß, wo sie dich mit solcher Niederträchtigkeit rüber gestoßen haben.«

Den sülwigen Morgen set'te sick Hawermann hen un schrew an Franzen; hei vertellte em wohrhaft un ümständlich dat, wat em in de letzte Tid in Pümpelhagen begegent was, hei schrew em den schrecklichen Utgang, den de Sak namen hadd, mellte em den schimplichen Verdacht, de up sinen Namen follen was, un slot dormit, dat hei un sin Kind doräwer einig worden wiren, sinen Andrag aflehnen tau möten. Hei wull warm un herzlich von de Fründschaft schriwen, de hei för den jungen Mann hadd; äwer 't kamm nich fri as süs, 't kamm gor tau gedrückt herut. Tauletzt bed hei em noch recht irnstlich, em un sin Kind sick sülwst tau äwerlaten, sei beiden müßten ehr Schicksal allein dragen.

Lowise schrew ok, un as gegen Abend Fru Pastern ehr Mäten den Breiw nah de Post hen drog, stunn sei an't Finster un kek achter dat Mäten her, as wenn dat Leiwste up de Welt Afschid för ewig namen hadd, sei kek nah de Sünn, de in Westen unnergahn wull. »Dich grüßt noch sterbend Herz und Sinn, du meiner Sehnsucht Ziel«, sprok dat ut ehr rute. Äwer sei würd nich rod äwergaten as gistern, sei stunn bleik dor, un as de letzte Strahl von de Sünn achter de Hüser verswunnen was, steg en deipen Süfzer ut de preßte Seel up, un as sei sick ümwend'te, sleken bittere Tranen de bleiken Backen dal. – De Tranen floten nich för ehr, ne, för sin Glück. –

As Bräsig an't Pasterhus kamm, lep em de junge Fru Pasturin all in de Dör entgegen: »Ach Gott, Onkel Bräsig, es ist gut, daß du kommst, hier – nein, hier nicht – in Pümpelhagen sind schreckliche Geschichten passiert. Doktor Strumpf ist hier gewesen – unser Jürn ist gestern abend plötzlich so krank geworden, [464] er hat phantasiert –, und da ließ ich dem Doktor, der nach Pümpelhagen gefahren war, vorn am Dorfe aufpassen – und der hat schreckliche Dinge erzählt – er eigentlich nicht, er ließ sich alles nur mühsam abfragen, aber sein Kutscher hat's erzählt, daß – ach, komm hinein, hier zieht es so!«, un somit treckte sei em in de Stuw herinne. Hir vertellte sei em denn nu, dat de Lüd' säden, ehr leiwe Unkel Hawermann hadd Axeln schaten un wir denn furt gahn, keiner wüßt wohen, äwer doch wohrschinlich, üm sick sülwst dat Lewen tau nemen. Bräsig tröst'te sei denn nu mit de Nahricht von Hawermannen sin Lewen un red'te ehr dat mit dat Scheiten ut, frog äwer, wo't mit den jungen Herrn stunn, un as hei hürt hadd, dat Strump de Sak nich för gefährlich höll, gung hei nah Jürn, de ogenschinlich en Anfall von Lungensük hadd. – So was dat denn nu mittewil Middag worden, un hei müßt sick also tau sine Fohrt nah Pümpelhagen rüsten, üm Hawermannen sine Saken tau halen, müßte sick also nah en annern Kutscher ümseihn.

Hei frog in't Dörp herümmer, keiner wull em führen un de Saken upladen helpen, de ein hadd desen, de anner jenen Vörwand, tauletzt wull hei all sülwst Kutscher spelen, dunn säd oll Wewer Rührdanz: »Ja, dat is mi denn ok ganz egal, wat hei dortau seggen deiht; wenn hei dat will, un hei will mi schikanieren, denn kann hei dat jo dauhn, ich führ mit Sei, Herr Entspekter.« Bräsig säd wider nicks hirtau un was man froh, dat hei en Minschen kregen hadd, de em bi dat Upladen behülplich wir, un sei führten af. – »Rührdanz«, frog Bräsig, »wat wull Hei mit dat ›Schikanieren‹ seggen?« – »Je, Herr, hei hett uns dat jo all verbeiden laten, wi sälen jo abslut kein Arbeit för den Preisterhoff dauhn, nich mal en Gang sälen wi för em gahn.« – »Wer hett jug dat verbaden?« – »Je,hei, uns' Herr Pomuchelskopp.« – »Entfamter Jesuwiter!« säd Bräsig vör sick hen. – »Wenn wi dat deden, hett hei uns seggt, denn künnen wie echter Winter uns' Veih mit Sag'spön faudern, hei gew uns nich 'ne Handvull Heu un Stroh, un inbäuten kün'n wi uns mit Teigelstein, denn von Holt un Torf würd [465] woll nich vel de Red' sin.« – Bräsig argerte sick, dat hei brun würd, äwer de Oll was nu in't Reden un blew in vullen Tog: »Un seihn S', för em möt wi jo denn nu ümmer prat sin, dat is Dag oder Nacht. Ich bün dat ganze Fest äwer för em ut west un bün gistern abend irst Klock teihn tau Hus kamen.« – »Wo is Hei denn henwest?« – »Je, nah Ludwigslust, nah de oll Iserbahn!« – »Wat hett Hei denn dor dahn?« – »Ih, dahn heww ick dor nicks.« – »Je, Hei hett doch woll Geschäften hatt?« – »Jawoll, Geschäften hadd ick; äwer dor würd jo nicks ut, denn hei hadd jo kein Poppieren.« – »Na, wat was dat denn?« – »Je, seihn S', dor schicken sei von den Hoff nah mi hen, ick sall en Schapbuck nah de oll Iserbahn führen; na, dat dauh ick un kam mit em denn dor ok richtig an. – Nu steiht dor en Kirl in de Iserbahn, de let mi wornah, ick segg also tau em: ›Gun Morrn‹, segg ick, ›hir is hei.‹ – ›Wen?‹ fröggt hei. – ›De Buck‹, segg ick. – ›Wat sall hei?‹ fröggt hei. – ›Je, dat weit ick ok nich‹, segg ick. – ›Hett Hei kein Poppieren?‹ fröggt hei. – ›Ne‹, segg ick, ›Poppieren hett hei nich.‹ – ›Schapskopp‹, seggt hei, ›ich frag', ob Hei kein Poppieren hett!‹ – ›Ne‹, segg ick, ›ick segg Sei jo, de Schapbuck hett kein Poppieren.‹ – ›Dunnerwetter!‹ seggt hei, ›ick frag' em jo, ob Hei sülben kein Poppieren hett.‹ – ›Wat?‹ segg ick, ›as ick? wat bruk ick Poppieren? Ick sall hir jo nich afliwert warden.‹ – Seihn S', dor ward de Kirl unbescheiden un lett mi irst dor rute smiten, un dunn smeten s' mi den Buck nah, un dunn stun'n wi beid dor vör de Iserbahn. – Huiiii! säd't oll Ding, dor gung s' hen! un wi beid stun'n dor, hei hadd kein Poppieren, ick hadd kein Poppieren, wat süll ick nu äwer dauhn? Ick ladt' em wedder up un führte wedder mit em nah Hus. Un as ick gistern abend nah Hus kamm, dunn gung de Larm irst recht an, ick denk' uns' Herr will mi freten, so fohrt hei up mi los. Äwer wat weit ick? Wenn hei Poppieren hewwen müßt, denn hadden sei em weck mitgewen müßt. – So vel weit ick äwer, wenn uns' Herr nich so'n groten Herr wir un wenn em de Rüggen von babentau nich so stiwt wir un wenn wie all tru tausamen höllen, denn wull'n wi em woll mal 'ne [466] Kus' uttrecken. Un sin oll lang' Register von Wiw, de 's noch dusendmal slichter as hei sülben. – Hett s' nich minen Vadder Kapphingsten sin Dirn äwer Frühjohr halw dod slagen? Dreimal is sei äwer de Dirn mit en Bessenstehl her west un hett s' in't Schur spunnt un hett s' hungern laten, un worüm? – wil dat de Häwk ehr en oll Küken wegnamen hett. – Wat kann de Dirn dorför, dat de Häwk Küken nimmt, un wat kann ick dorför, dat sei mi kein Poppieren gewen hewwen?« – Bräsig hürte dat all mit an, un hei, de gistern noch 'ne ganze Revolutschon gegen Pomuchelskoppen tau Weg' bringen wull, sweg hüt rein still, denn hei hadd't sick sein Dag' nich vergewen, wenn hei mal mit en unbedachtsam Wurd de Lüd' gegen den Herrn uphitzt hadd.

So kemen sei denn in Pümpelhagen an un höllen vör dat Wirtschaftshus still. – Mit en groten Satz kamm Fritz Triddelfitz ut den Hus' up Bräsigen tau: »Herr Inspektor, Herr Inspektor! Ich kann wahrhaftig nicht dafür, Marie Müllers hat das Buch aus Unverstand mit eingepackt, und als ich in Demmin mich umkleiden wollte, da fiel mir das Buch in die Hand.« – »Was for en Buch?« frog Bräsig hastig. – »Herre Gott doch! Hawermannen sein Buch, und davon soll ja der ganze Lärm hergekommen sein.« – »Und das Buch«, rep Bräsig un kreg Fritzen vören in den Kragen tau faten un schüddte em, dat em de Tähnen klätern deden, »das haben Sie, entfamter Windhund, mit nach Demmin genommen?« un gaww em en Schupps nah de Dör hentau, »rin mit Sie! Her mit das Buch!« – Mit Bewern bröchte Fritz dat Bauk taum Vörschin, Bräsig ret't em ut de Hand: »Entfamtigter Windhund! Wissen Sie, was Sie angestellt haben? – Den Mann, der mit Liebreichigkeit Sie zum Menschen hat machen wollen, der alle Ihre Dummheiten mit en seidenen Deckmantel zugedeckt hat, den haben Sie rungeniert, den haben Sie in die schändlichste Demolei gebracht.« – »Herr Inspektor, Herr Inspektor!« rep Fritz un sach dodenblaß ut, »ach du lieber Gott, ich kann ja auch nicht dafür; Marie Müllers hat ja das Buch eingepackt, und ich bin heute in zwei Stunden von Demmin hergejagt, [467] damit ich das Buch wieder schnell zur Stelle brächte.« – »Marie Möllers!« rep Bräsig, »was haben Sie mit Marie Möllers zu tun? – Oh, wenn ich Ihr Herr Vater oder Ihre Frau Mutter oder auch nur Ihre Frau Tanten wär, ich wollte Sie hauen, daß Sie as en Katteiker die Wand lang lepen. – Was haben Sie mit die olle Zanzel von Marie Möllers zu tun? Und meinen Sie, durch Bädeln auf der Landstraß Ihre Dummheiten wieder gut machen zu können? Soll das unschüllige Veih for Sie aufkommen? Abersten nu kommen Sie mal vors Brett, vors Brett kommen Sie! Nu kommen Sie mal vors Gericht bei der gne' Frau! Da sollen Sie mal erzählen, wo die Sache zugegangen is, und da können Sie denn mal orndlich mit Marie Möllers Staat machen.« – Un dormit gung hei vörup, un Fritz treckte langsam achter em her as de düre Tid, sin Hart vull Waddik un Weihdag'.

»Melden Sie mir mit dem jungen Menschen mal bei der gne' Frau«, säd Bräsig tau Daniel Sadenwatern, as sei up de Däl ankamen wiren, un wis'te up Triddelfitzen. Daniel makte so'n halwwassen Diener un gung; Fritz stunn dor as Botter an de Sünn un makte en Gesicht, wat em von Parchen her noch sihr geläufig was, indem hei dat dor vördem makt hadd, wenn 'ne Lihrerkonferenz hollen würd un sine Angelegenheiten vor Gericht kemen; Bräsig stunn ganz krumm in de Eck, hadd dat Bauk unnern Arm klemmt un treckte ümschichtig an sine linkschen un an sine rechtschen Stäwelstrippen, dat hei sine gelen Stulpen bet nah baben in vullen Ogenschin setten wull. – As de gnedige Fru kamm un vörup in de Wahnstuw' gung, folgte hei ehr, vor inwennige Upregung un von't Bücken ganz rod, Fritz gung blaß achter an. – »Sie wünschten mich zu sprechen, Herr Inspektor?« frog de junge Fru un kek bald Bräsigen, bald Triddelfitzen an. – »Ja, gne' Frau, aber in diesen Hinsichten wollte ich Sie gnedigst gebeten haben, was Sie nich ersten diesen Apteker-Sohn, diesen« –›entfamten Windhund‹ wull hei seggen, verbet en sick äwer – »jungen Menschen hören wollten, er hat Ihnen saubere Geschichten zu erzählen.« – De junge Fru wend'te sick nu mit en [468] frag'wisen Blick an Fritzen, un de oll Jung' fung nu an wat hertaustamern un würd bald blaß, bald rod un vertellte so tämlich, as dat würklich kamen was, blot Marie Möllers ehren Namen let hei weg un slot: »Und so ist das Buch denn aus Versehen in meinen Mantelsack gekommen.« – »Man raus mit Marie Möllers!« rep Bräsig dortüschen, »die Wahrheit muß endlich zum Vorschein!« – »Ja«, säd Fritz, »Marie Müller hat es eingepackt; ich hatte den Tag so viel zu tun.« – De junge Fru kamm in grote Unrauh: »Und so wäre das alles nur ein unseliger Zufall?« – »Ja, gne' Frau, so ist's«, säd Bräsig, »und hier ist das Buch, und hier auf der letzten Seite ist Hawermannen seine Abrechnung, und er kriegt noch außer seinem Salär gegen 400 Daler raus, und richtig ist's und wird auch stimmen, denn Korl Hawermann verrechnet sich nich und war mir selbst von jung an auf in der Richtigkeit von's Rechnen überlegen.« – De junge Fru namm mit bewernde Hand dat Bauk, un as sei, ahn wat dorbi tau denken, de Tallen up de letzte Sid äwersach, schoten ehr de Gedanken bisterig dörch den Kopp: in dese Sak was Hawermann unschüllig; worüm nich in de anner, an de sei sülwst seindag' nich glöwt hadd? Fritzen sine Geschicht kunn nich utdacht sin, un denn hadd sei den Mann dat bitterste Unrecht dahn; äwer hei hadd up ehren Mann schaten! Dorin funn sei 'ne Ort von Entschuldigung, un sei säd: »Aber, um Gottes willen, wie konnte er auf Axel schießen?« – »Gne' Frau«, säd Bräsig und treckte de Ogenbranen hoch tau Höcht un namm sin irnsthaftestes Gesicht an, »mit Ihrem Wollnehmen, das sünd ausgestunkene Lügen, der junge Herr hat auf ihn angelegt, und als ihn Hawermann das Gewehr hat abnehmen wollen, da is's losgegangen, und das ist das Ganze, und ich weiß allens, denn er hat's mir selbst erzählt, und er lügt nich.« – Leiwer Gott, dat wüßt sei, un sei wüßt ok, dat sei dat von ehren Mann nich seggen kunn; tauirst, in de irste Upregung, hadd hei jo äwer ok seggt: »Ein Mörder ist er nicht«; äwer sörredem hadd hei ümmer seggt, Hawermann hadd em schaten. – Sei set'te sick dal un läd de Hand äwer de Ogen un wull sick mit sick beraden; [469] äwer't gung nich; sei fot sick indessen mäuhsam un säd: »Sie sind gewiß gekommen, um das Geld für den Inspektor in Empfang zu nehmen; mein Mann ist zu leidend, ich darf ihm jetzt nicht damit kommen, ich werde es schikken.« – »Nein, gne' Frau, darum bin ich nicht gekommen«, säd Bräsig un reckte sick höger, »ich bin hierher gekommen, um die Wahrheit zu sagen, ich bin hierher gekommen, daß ich meinen Freund, der vor sechzig Jahren mein Spielkamerad gewesen ist, verdeffendieren will.« – »Das brauchen Sie nicht, wenn Ihr Freund ein gutes Gewissen hat, und ich glaube, er hat es.« – »Daraus seh' ich, gne' Frau, daß Sie die menschliche Natur man slecht kennen. Der Mensch hat zwei Gewissen, das eine sitzt inwendig in ihm, und das kann ihm kein Deuwel nehmen, das andere aber sitzt auswendig von ihm, und das ist sein guter Namen, und den kann ihm jeder Schuft nehmen, wenn er die Gewalt hat und klug ist, und kann ihn tot machen vor die Welt, denn der Mensch lebt nich for sich allein, er lebt auch for die Welt. Und mit den bösen Leumund ist das as mit 'ner Distelstang', die der Deuwel und seine Helfershelfer in unsern Acker säen, die steht da, und je besser der Boden ist, desto mastiger wächst sie und blüht und schießt ins Saat, und wenn der Kopp reif is, denn kommt der Wind – keiner weiß, woher er kommt und wohin er fährt – und der trägt die Federn von den Distelkopp über Feld, und das nächste Jahr steht das ganze Feld voll, und die Menschen stehen da und schelten auf das Feld, und keiner will daran, das Unkraut auszuziehen, denn sie wollen sich keine Dornen in die Fingern stechen. Un Sie, gne' Frau, haben sich auch vor die Dornen gefürcht't, als mein alter Freund for einen Betrüger und Dieb aus Ihrem Hause gejagt is, und das wollt ich Ihnen sagen und wollt Ihnen sagen, daß das meinen Korl Hawermann am meisten gesmerzt hat. – Un nu leben Sie wohl! Weiter wollt ich nichts sagen.« – Un dormit gung hei ut de Dör, Fritz tüffelte achter em an.

Un Frida? – Wo was de junge frische Fru mit de kloren Ogen, mit den sekern Verstand, de allens so dütlich un rauhig [470] äwersach? Dit was de Fru nich mihr von vördem, ut de käuhle verständige Rauh was driwende Unrauh worden, un üm ehr klores Og' hadd sick en Schatten leggt, de ehr hinnern wull, üm sick tau seihn. – »Oh!« rep sei ut, »also auch wieder nicht wahr! Also alle diese Verdächtigungen bloße Ausgeburten der Lüge, der Selbsttäuschung und der unmännlichsten Schwäche! Und meine Angst um ihn, meine Liebe zu ihm mußten mich zu einer Mitschuldigen machen, ich mußte das ehrlichste Herz, das für mich schlug, bis auf den Tod verwunden! – Aber ich will's ihm sagen!« Dormit sprung sei up, »ich will das Gewebe um mich zerreißen!«, äwer swack set'te sei sick wedder dal: »Nein, jetzt nicht; ich kann's nicht; er ist zu leidend.« – Ach, sei hadd woll recht: Unwohrheit un Läg' leggen sick in widen Kreis ok üm dat uprichtigste Hart un kamen em neger un ümmer neger un trecken dat rinne in ehren Warbel, bet dat nich mihr weit, wo ut noch in, dat heit, wenn de käuhle Rauh verluren un de äwerleggte Bedacht in Furcht oder Hoffnung unnergahn is.

As Bräsig nah sinen Wagen kamm, hadd Rührdanz mit Hülp von Krischan Degeln un süs noch wen de Saken binah all uppackt, un wat noch fehlen ded, funn ok bald noch sinen Platz. Bräsig wull nu bi Rührdanzen up den Wagen stigen, dunn höll em Fritz Triddelfitz fast: »Herr Inspektor, ich bitte Sie, sagen Sie Herrn Hawermann, daß ich unschuldig bin, daß ich nicht dafür kann.« – Bräsig wull em all aflopen laten, äwer as hei Fritzen sin leidig Gesicht sach, jammerte em dat, un hei säd: »Ja, ich will's ihm sagen; aber betern Sie sich.« Dormit führte hei af.

»Herr Entspekter«, säd Rührdanz nah en beten, »dat gelt mi jo nicks an, un dat is jo ok man, dat ick dorvon red'; äwer wer hadd dat dacht! – ick mein hir mit Herr Hawermannen.« – »Wat meint Hei?« – »Oh, nicks nich. Ick mein man, dat hei so up den Sturz weg kamen is, un denn mit dat Scheiten.« – »Ih, dat is jo allens dummes Tüg«, säd Bräsig verdreitlich. – »Dat segg ick ok, Herr Entspekter; äwer de Ridknecht Krischan, de stunn dorbi, as wi uppackten, un de säd jo, 't [471] wir de ganze Larm blot von de ßackermentschen Poppieren her kamen, indem dat Herr Hawermann keine richtigen Poppieren hett upwisen kunnt. – Ja, dat segg ick man, mit de verfluchten Poppieren!« – »Hawermannen sine Poppieren sünd ganz in Richtigkeit.« – »Ja, dat segg ick ok, Herr Entspekter, äwer mit dat oll Scheiten! Hüt morrn vertellte uns' jung' Herr Gustäwing dat all in'n ganzen Dörp herümmer.« – »Gustäwing«, rep Bräsig in Wut ut, »is en Bengel as ein junger Hund! Ein Bengel, der noch nich achter die Uhren drög is!« – »Dat segg ick ok, un nemen S' nich äwel, Herr Entspekter; äwer hei is noch de Best von de ganze Laut dor up den Hoff. Denn, seihn S', dor is jo nu de Oll – na, Orndten sin Swestersähn was jo verleden Woch hir, un de is jo nu ut't Preußsch bi Anklam her, un de säd man, wat uns' Herr is, de hadd ümmer Minschenhut an sinen Stock hatt, so hadd hei mang de Lüd' rümmer tagelt; äwer wat de Preußen sünd, de will'n jo dat nu nich mihr för ehren Vull hewwen, un de Lüd' sünd denn ümmer nah dat Landgrafenamt oder nah dat Landratenamt – ick weit't ok nich, wo't oll Dingheit – hengahn un hewwen em dor verklagt, un de Landgraf sall em jo eklich upspuckt hewwen. – Ick wull, wi hadden ok so en Landgrafen up de Neg', denn de Justizkanzlei is gor tau wid.« – »Ja«, rep Bräsig falsch, »wenn ihr so'n Landrat hät't, hät't ihr auch was Rares.« – »Dat segg ick ok, Herr Entspekter; äwer einmal hett hei't tau glupsch makt, dunn hett hei 'ne Fru in annern Ümstän'n taunicht slagen, un, nemen S' nich äwel, Herr Entspekter, dat holl ick för en sihr leges Stück. Dat hett nu jo äwer de König tau weiten kregen un hett dunn anbefahlen, hei süll tidlewens nah Stettin un süll dor Kugeln slepen. Na, dunn is sin oll lang' Rick jo nah den König west un hett en Fautfall dahn, un de König hett em dat ok schenkt: äwer mit den Beding, dat hei tidlewens en isern Ring üm den Hals dragen möt un alle Harwst vier Wochen lang in Stettin Kugeln slept – desen Harwst is hei ok wedder henwest – un dat hei ut sinen Lan'n gung; un so is hei denn nu hirher kamen; äwer, nu seggen S' mal, Herr [472] Entspekter, wenn hei nu hir wegjagt ward, wo bliwwt hei denn?« – »Meinentwegen, wo der Pfeffer wächst!« rep Bräsig. – »Ja, dat segg ick ok, Herr Entspekter; äwer nemen S' nich äwel, ick glöw, sei nemen em dor ok nich, denn seihn S' – Geld hett hei jo, dat hei sick dor anköpen kann –, äwer wo süht dat mit sin Poppieren ut? Denn wenn de König dor sine Poppieren tau seihn kriggt, un hei les't dorin, dat hei en isern Ring üm den Hals hett un dat hei blot dorüm ümmer dat olle dicke, äwerböstige Halsdauk üm den Hals binnen ward, denn ward hei sick ok nich mit em bemengen willen.« – »Je, denn wardt ji em woll behollen möten«, säd Bräsig. – »Je, denn is't woll nich anners; denn möt wi'n woll behollen, denn is hei uns jo woll antru't. – Jüh!« rep hei un jog en lütten Draww dörch Gürlitz; un Bräsig verföll in deipe Gedanken. – Wo was dat doch sonderboren in de Welt! so'n Kirl, de so'n slichten Raup in de Welt hadd, de was in'n Stan'n, einen so rechten ihrlichen Mann sinen gauden Namen aftausniden, un de Welt glöwt so einen Kirl mihr as den braven Mann; denn dat namm hei för gewiß an, dat Pomuchelskopp achter de Geschicht satt; un dat hei allens anset'te, sin Lägen in Kurs tau setten, bewes' em Gustäwingen sine Vertellung, »'t is schändlich«, säd hei, as hei in Rahnstädt vör de Fru Pastern ehren Hus afsteg, »aber warte Zamel! Ich hab' dir schon einen Sticken gestochen mit dem Paster-Acker, ich stech dir noch einen andern; zuerst verklag ich dir aber wegen der ›Kreih‹!« –

32. Kapitel
[473] Kapittel 32

Worüm de Rahnstädter Nijohr 1846 velen suren Hiring eten müßten. – Von Kaken un Snacken, Gerüchten un Gerichten. – Von Schauster Banken sine kollen Fäut un dat Rahnstädter Fehmgericht. – Wo sick de beiden fetten Austern von sülben updeden, un de Fru Syndikussen de Kopmannsfru Krummhurn ehr Mulwark arretieren müßt. – Worüm de beiden ollen grisen Avkaten losböst'ten und de lütt Akzesser an tau roren fung. – Franz kann täuwen un kümmt wedder.


De Nijohrsdag 1846 was kamen un bröchte sine Glückwünsch, un de Rahnstädter gratulierten sick up de kolle Strat un in de warmen Stuwen, as't sick just drop, un weck slepen bet halwig Middag un eten velen suren Hiring wegen den Silvester-Abend, un vel würd unner de jungen Lüd' vertellt von dit un von dat, wat gistern up den Ball passiert was, un de Ollen seten tausam un vertellten sick ok wat, twors nich, wat up den Ball, ne, wat in de Welt passiert was. Un dor was denn de Geschicht von Hawermannen un den Herrn von Rambow en Haupt- und Tafelstück, wat allenthalben updischt würd, un so as jedes Hus sine eigene Kakeri hett, so hett dat ok sine eigene Snackeri, den einen beleiwt dat Gericht so un den annern so, un jeder makt sick dat för sinen Mund taurecht un bidd't sinen Nahwer dorup tau Gast, un Slus'uhr un David kemen beid' allentwegen ungebeden tau Gast, un de ein streute sinen Peper un de anner sinen Knuwwlok an dat Gericht. Un so was denn bald för de Stadt Rahnstädt un Ümgegend 'ne Geschicht un en Gericht tausam rührt, wat jeden munden müßt, denn jeder hadd sin Leiwlings-Gewürz doran smeten: Hawermann hadd all vör Johr un Dag sine beiden Herrn bedragen un hadd gruglich vel Geld tausamen slagen, weswegen denn ok de jung' Herr von Rambow ümmer in Geldverlegenheiten sitten müßt; mit den Daglöhner Regel hadd hei bi den Deiwstahl tau Halwen hollen, hadd em deswegen ok lopen laten un mit en Gaudspaß furthulpen. – Wat Jochen Nüßler den Plan tau dit Ganze utheckt hadd, wüßten weck noch nich bestimmt. – Äwer tauletzt wir den Apteiker Triddelfitzen sin Herr Sähn, wat en ungeheuer upgeweckten un ümsichtigen jungen Mann wir, [474] em up de Sprüng' kamen, indem dat hei heimlich mal sin Bauk dörchseihn un dorin de ganze Bedreigeri Wurd för Wurd funnen hadd. De hadd dit nu an de Wirtschafterin Marie Möllers vertellt, un sei beid wiren äwerein kamen: Triddelfitz müßte dat Bauk an sick nemen, bet Hawermann furt wir, un dat hadd de äwerleggte junge Mann ok dahn un hadd't mit nah Demmin up de Reis' namen, indem dat hei dat nahsten an den Herrn von Rambow utliwern wull. – Nu hadd äwer den annern Dag Hawermann dat Bauk vermißt un wir up den Gedanken verfollen, Herr von Rambow hadd sick dat aneigent, hei wir also nah em rümmer gahn un hadd em seggt, hei wir en Spitzbauw, un hei süll em sin Bauk wedder gewen, un as de jung' Herr dat nich hadd wullt, hadd hei em en Gewehr up de Bost set't. Dat hadd de jung' Herr nich liden wullt un hadd nah dat Gewehr grepen, un dunn wir't los gahn, un de Herr von Rambow leg nu up den Dod. Hawermann süll sick äwer in de Stadt heimlich verborgen hollen. – Dat was nu so ungefihr de Geschicht, de sick de Rahnstädter tausamenstellt hadden, un jeder wunnerte sick blot, dat de Burmeister so'n gefährlichen Minschen nich in Isen leggen let.

Nu wiren äwer taum Glücken twei verstännige Minschen in de Stadt, de up de Geschicht nich anbiten wullen, dat ein was Moses, de säd, as David em de Sak vertellte, blot: »David, du büst ßu dumm!« un gung an sin Geschäft, dat anner was de Burmeister sülwst, de schüddte mit den Kopp un gung ok an sin Geschäft. – De Rekter Baldrian gung nich an sin Geschäft, denn hei hadd Ferien un säd, wenn't de ganze Stadt säd, denn müßt woll wat doran sin; äwer so vel wull hei seggen, un dorup wull hei't heilig Abendmal nemen: sinen Gottlieb sin Swigervader, Jochen Nüßler, wir nich mit in dat Komplott. – Kurz säd: 't wir all mäglich, äwer hei hadd't den ollen Hawermann nich tautrugt, äwer einer künn den annern nich in't Hart seihn. Indessen müßt hei doch seggen, ein Sak wir em unwohrschinlich, nämlich de, dat Fritz Triddelfitz mit vele Ümsicht handelt hadd, un dorüm glöwte [475] hei, dat sick de Sak en beten anners taudragen hadd. – Grad dorüm nu äwer, dat sin Fritz dorbi verräuhmt würd, glöwte de Apteiker an de Sak un vertellte de Geschicht in de Stadt herümmer, dat hei sinen leiwen Sähn in Upnahm bringen wull.

Un so sonderboren spelt dat Schicksal: grad tau de Tid, as Fritzen sin Ruhm in de ganze Stadt verkündt würd, stunn hei sülben vör den gruglichen Verbreker Hawermann mit en Armsünnergesicht un bed em von Himmel bet tau Irden, hei süll em dat Stück vergewen, hei hadd't nich mit Willen dahn. Hawermann strakte em äwer de semmelvossigen Hor un säd: »Laten S't sin, Triddelfitz! – Äwer eins marken S' sick: männig gaude Handlung hett slimme Folgen in de Welt, un männig slichte hett gaude; äwer för de Folgen bruken wi nich intaustahn, de liggen in 'ne annere Hand, un de Folgen maken 'ne Handlung nich gaud oder slicht. Hadden Sei nich slicht handelt, as Sei mi mit de Kurnreknung bedreigen wullen, denn brukt' Sei jetzt nich dat Gewissen tau slagen, un Sei hadden nich nödig, so vör mi tau stahn. Ick vergew Sei dat äwer, un nu nemen S' hir de Quitung äwer dat Geld, un warden S' en orndlichen Kirl! Un nu adjü!« Hei gaww em de Quitung, denn de gnedige Fru hadd em sin Gehalt un sine Utlagen dörch Fritzen schickt.

Fritz gung in't Gasthus, wo hei sin Pird hadd. – Dor wiren vele Lüd' tausamen, un jeder kamm an em ranne: »Na, wo is't? Dat hewwen Sei recht makt!« – »Is dat mit den Herrn von Rambow gefährlich? Un lewt hei noch?« – »Mein Gott, so lat't doch Herr Triddelfitzen vertellen!« – »Sagen Sie mal ...« – »Ne, seggen S' mal, hewwen Sei Hawermannen all?« Fritzen was äwer gornich nah't Vertellen tau Maud, hei müggt ok sine eignen Dummheiten nich tau Mark bringen; hei schürte sick dörch den Hümpel denn mit allgemeine Redensorten dörch un steg tau Pird, un de Rahnstädter säden all ut einen Mun'n, hei wir en recht bescheiden jung' Minsch, hei wull sin Loww nich sülwst verkün'n. –

Hadden de Rahnstädter nu all üm Fritzen un sine Niglichkeiten [476] rümmer seten un rümmer stippt, as wir hei en Zyrupsbotting un sei de Fleigen, so süll dat noch negenmal anners kamen; dese Nijohrsdag süll tau 'n wohren Niglichkeitsdag warden. – Knapp was Fritz, von buten tau stolz un preislich, von binnen de-un wehmäudig, ut den Dur reden, so kamm en Wagen vör't Gasthus vörtauführen – de Herr führte sick sülwst, un de Kutscher satt hinnen up de Britsch –, un de Rahnstädter drückten de Näsen an de Finsterruten breid: wer dat woll wir. – »Mi kümmt hei hellschen bekannt vör«, säd de ein. – »Ja, seihn heww'ck em ok all«, säd de anner. – »Is dat nich ...?« fung de drüdd an. – »Ih wo!« säd Schauster Bank, »den du meinst, de is dat nich.« – »Ick weit't«, säd Snider Wimmersdörp, »ick heww em männigen Rock makt, dat is de Herr von Rambow, de nu dor achter Swerin tau Hogen-Selchow wahnt, de Vetter von den Pümpelhäger.« – »De Snider hett recht, dat is hei ok.« – »Dat is hei ok.« – »Paßt up! de kümmt wegen de Geschicht.« – »Dat möt hei ok, denn de Pümpelhäger, de liggt jo, de kann jo nicks besorgen. Du sallst seihn, des' ward woll de Sak in Angriff nemen.« – Un as Franz 'rinne kamm in de Dör, üm sinen Pelz aftauleggen, stun'n de Rahnstädter all mit den Puckel gegen dat Finster, mit den Puckel gegen den Aben, mit den Puckel gegen de Wän'n un keken all midden in de Stuw 'rinne, wo Franz stunn, un hadden in'n Ümseihn en Spennenwew' von Niglichkeit üm em rümmer treckt, von dat alle Fadens nah de Midd tau lepen, wo hei as hülplose Fleig satt.

Franz gung rute, sprok en por Würd' mit den Husknecht un gung dunn nah den Mark hentau. – »Jehann«, frog de ein ut dat Finster rute, »wat hett hei di seggt?« – »Oh«, säd Jehann, »hei frog blot nah den Burmeister, wat de woll tau Hus wir.« – »Heww ji't hürt, hei hett nah den Burmeister fragt. De makt Irnst in de Sak.« – »Jehann«, frog en anner, »säd hei süs noch wat?« – »Ja, hei frog, wat de Preisterfru, de hir rinne treckt is, nich nebenan von Kopmann Kurzen wahnen ded.« – »Haha! Markt ji wat? Bi de Preisterfru hett [477] de Inspekter sick gewiß versteken. – Adjüs ok.« – »Vadder Wimmersdörp, wo willst du hen?« – »Oh, ick wull man mal nah Kopmann Kurzen.« – »Täuw, ick kam mit.« – »Dat's ok wohr«, säd en anner, »bi Kurzen känen wi allens taum besten seihn.« – »Ja, will'n nah Kurzen gahn!« – Un't wohrte nich lang', dunn was Kurzen sin Laden so vull Kun'n, as hei'n lang' nich seihn hadd, un en jeder drunk en Sluck, ok woll twei, un Kurz säd tau sick: »Gott sei Dank! dat Nijohr fängt recht schön an.«

Nah 'ne Wil kamm Franz von den Mark taurügg un gung an Kurzen sinen Laden vörbi up de Fru Pastern ehre Husdör los. – »Wo? hei hett jo gor keinen Polizeideiner bi sick?« frog de ein. – »Ja, Höppner is nich tau Hus, de halt sick hüt en Swin von den Pribbenower Buren.« – »Ja, dat is dat denn ok woll.« – »Wo den ollen Entspekter woll tau Maud is, wenn em de nu so äwer den Hals kümmt!« säd Wimmersdörp. – »Kinnings, mi warden hir de Fäut kolt«, säd Schauster Bank, »ick gah nah Hus.« – »Wat? Du warst jo woll täuwen känen, bet de Sak taum Swur kümmt«, säd Discher Thiel. – »Weit ji wat?« säd Bank, »mi kümmt dat vör, as wenn an de Geschicht kein wohr Wurd is.« – »Wat? Du hest mi de Geschicht doch hüt morrn sülwst vertellt«, säd Discher Thiel. – »Ja, dat is woll, äwer Morgenred' is kein Abendred'. Ick heww mi sörredem de Sak äwerleggt.« – »Dat heit, du hest kolle Fäut dorbi kregen«, säd Snider Wimmersdörp. – Alle lachten. – »Dat's en dummen Snack!« säd de Schauster, »un de ganze Geschicht is en dummen Snack: de oll Entspekter hett so lang' bi mi maken laten un ümmer hett hei sin Reknung ihrlich betahlt, un de süll nu up sin ollen Dag' up Stehlen un Scheiten un so'ne Saken verfallen?« – »Ih, red' und red'! Wenn't äwer de ganze Stadt seggt?« – »Ih, de ganze Stadt! – Hier steiht Herr Kurz, fragt den, wat hei em nich ok ümmer ihrlich betahlt hett! Fragt den Mann, wat de dortau seggt!« – »Was ich dazu sage? Ich sage gar nichts«, säd Kurz, »aber glauben kann ich's nicht, und ich habe meine eigenen Gründe.« – »Na, hürt ji't!« – »Ja, dat [478] is jo denn ok all mäglich.« – »Ja, ick heww glik seggt, dat kem mi doch spansch vör mit de Sak.« – »Na«, säd Wimmersdörp, »bi mi hett hei nich arbeiten laten, ick seih nich in, worüm ick dor nich an glöwen süll.« – »Ih, Snider, lat di doch nich utlachen!« – »Ja, Kinnings, lacht doch den Snider ut!« – »Nu will'ck jug wat seggen«, säd Bank un slog up den Ladentisch, »kamt all her – Herr Kurz, laten S' uns noch einen inschenken! – Nu will'n wi all up den ollen braven, ihrlichen Inspekter anstöten.« – Un sei deden't un gungen in betern Glowen an Hawermannen tau Hus, un de oll Mann was bi ehr, bet up Snider Wimmersdörpen, wedder vull in sinen gauden Namen inset't. – Worüm? – Wil Schauster Bank kolle Fäut kregen hadd. –

Von so'ne Ümstän'n hängt de gaude oder slichte Meinung männigmal af. Hir slog nu de gaude dörch; äwer wat will 'ne gaude Meinung von en por unbedarwte Handwarkslüd' bedüden gegen jene heimliche, unsichtbore Macht, de in jede lütte Stadt dat Schicksal von Minschenkinner bestimmt un de verwurrnen Fadens von sin Glück un Unglück in de Hand höllt un em doran regiert, dat hei up en Draht danzen möt, just as sei dat will? Ick mein dat heimliche Gericht, wat de Frugenslüd' in stille Abendstun'n taum Schrecken von alle Bösewichter bi Knütt un Teepott afhollen. Dor geschüht jeden Sünner sin Recht, dor ward hei mit de Knüttelsticken prickelt, mit de Zuckertang knepen, mit de Spiritusflamm brennt, un jeder in den Tee inweikte Tweiback oder Muschüken giwwt en düdliches Bild, woans sick dat Muschüken in sinen Seelentaustand woll utnemen würd, wenn't gegenwärtig vör desen Richterstauhl stünn. – Wat güllen dat Rahnstädter Frugenskollegium Hanne Banken sine gaude Meinung un sine kollen Fäut an? wat Hawermannen sine betahlten Reknungen? Dese Richters gungen irnstlicher tau Wark, sei nemen vör allen Dingen verstänniger Wis' – as de Juristen dat nennen – de Antezedenzien vör, un dor befunnen sei de Sak man swack för Hawermannen, för Lowise, för de Fru Pastern, sülwst för Bräsigen. – Malchen un Salchen Pomuchelskopps [479] hadden – as de Diplomaten dat nennen – nah allen Kanten hen transpiriert, hir en lütten Druppen un dor en lütten Druppen, Slus'uhr hadd dese kostboren Parlen tausam faat't un sei – as de Gelirhten dat nennen – unnereinen Gesichtspunkt bröcht, un sogor David hadd en beten von't lütt Brod snackt, un so kunn sick dat Richterkollegium en sihr richtiges Bild von Franzen sine Leiw' tau Lowisen, von Hawermannen un de Fru Pastern ehre Kuppelwirtschaft un Bräsigen sine abscheuliche Aportendrägeri maken, wat dat denn ok up't beste besorgen ded.

Grad as de Vörfragen afdahn wiren, kamm de Fru Stadtsyndikussen mit de Kopmannsfru Madam Krummhurn in de Dör un kregen nu von de Teewirtin de fründschaftlichsten Schell, dat sei so späd kamen wiren. – Na, sei verdeffendierten sick so'n beten babenweg un säden nich recht wat von Bedüden; äwer as sei sick dalsetten deden, geschach dat mit so en Swung, un as sei sick an dat Knüttüg makten, geschach dat mit so'n stures Koppwackeln, dat hoge Gerichtshof dämlich hadd sin müßt, wenn hei nich markt hadd, dat de wat Besonders up den Harten hadden. Hei ded also blot sine Schülligkeit, as hei so bi lütten achter rüm en beten tautaufäuhlen anfung; äwer de Syndikussen un de Krummhurn hadden sick up dit Flag wollweislich prekawiert un knepen de Lippen tausam as 'ne frische Auster, un wat hoge Gerichtshof ok för Metzers ansetten ded, dat Slott von de Auster wull sick nich sprengen laten. Mit Süfzen grep dat Kollegium nah de Knütt un weikte en por annere Muschüken in den Tee, un mit Schrecken würden nu de beiden Austern gewohr, dat ehre fast verslatenen Niglichkeiten olt warden künnen un dat de beste Saft dorvon affleiten künn, sei deden sick also von sülwst utenanner, un de Syndikussen frog de Burmeistern, wat nich desen Nahmiddag en jungen Herr bi den Herrn Burmeister west wir. – Ja, säd de Fru Burmeistern, de Vedder von den Herrn von Rambow wir bi ehren Mann west, sei hadden dor eben dräwer red't. – »Und was wollte er?« frog de Syndikussen. – »Sich erkundigen, wie die [480] Untersuchung wegen des gestohlenen Geldes ausgefallen sei, und hat auch gefragt, ob wegen der Geschichten in Pümpelhagen – Sie wissen: das Schießen – etwas anhängig gemacht worden wäre.« – »Und was weiter?« frog de Syndikussen un kek up ehr Knütt dal. – »Weiter hat mir mein Mann nichts gesagt«, säd de Burmeistern. – »Und das glauben Sie?« frog de Syndikussen. – Nu is dat äwer en Schimp för jeden Gerichtshoff, vor allen äwer för desen, wenn einer von em verlangt, dat hei 'ne einfache un natürliche Sak glöwen sall. – De Burmeistern fäuhlte nu also glik de Beleidigung, de in dese Frag' lagg, richtig rute un säd spitz: »Wenn Sie's besser wissen, Liebe, dann sagen Sie's.« – De ein Auster kek de anner an, un beid' lachten nu hell up. – Na, wenn uns so 'ne rechte fette Auster – denn de Syndikussen was fett, un de Krummhurn was ok gaud bi Sak – so recht anlachen deiht, so makt dat ümmer'n groten Indruck up den Minschen, un so kunn dat hir ok nich fehlen, dat de Gesellschaft de Knütten in den Schot läd un de Austern ankek. – »Mein Gott«, rep de Teewirtin tauletzt, »was wissen Sie denn?« – »Die Krummhorn kann's erzählen«, säd de Syndikussen käuhl, »sie hat's ebensogut gesehen wie ich.« – De Krummhurn was 'ne gaude Fru un vertellte ok gaud un schafflich, äwer ehr Mundwark hadd den sülwigen Fehler, den den Protonotär Schäfer sine Bein hadden, 't würd mit ehr stüerlos, un grad as de Protonotär müßte sei af un an einen oder den annern tauraupen: »Holl mi wiß!« oder: »Dreih mi üm!« – Sei fung nu an: »Ja, er kam quer über den Markt her ...« – »Wer?« frog so'n oll lütten dämlichen Gerichtsakzesser, de sick ut de Sak noch nich vernemen kunn. – »Still!« rep allens. – »Also er kam quer über den Markt her, ich kannte ihn gleich wieder, er hat sich bei meinem Mann vordem einmal einen neuen Anzug gekauft, einen schwarzen Leibrock und eine blaue Hose – ih, was sag' ich! – einen blauen Leibrock und eine schwarze Hose; ich seh ihn noch wie heute, er trug immer gelblederne Beinkleider und Stulpenstiefel – oder war das Fritz Triddelfitz? – Das weiß ich doch wirklich nicht [481] mehr gewiß. – Ja, was wollte ich doch noch sagen?« – »Er kam quer über den Markt herüber«, säden en Stückener drei Stimmen. – »Richtig! Er kam quer über den Markt herüber und kam in die Frau Syndikus ihre Straße, ich war gerade bei der Frau Syndikus, denn die Frau Syndikus wollte mir ihre neuen Gardinen zeigen, sie sind von Jud' Hirschen – nein, ich weiß schon – von Jud' Bären, der neulich erst bankerott gemacht hat. Es ist merkwürdig; mein Mann sagt, alle unsere Juden machen bankerott und werden dadurch nur immer reicher, ein christlicher Kaufmann kann gar nicht gegen die verdammten Juden aufkommen. Wie weit war ich doch noch?« – »Er kam in die Straße der Frau Syndikus.« – »Ja so! Die Frau Syndikus und ich standen grade am Fenster und konnten in die Stube der Frau Pastorin Behrens hineinsehen, und die Frau Syndikus sagte, ihr Mann habe gesagt, wenn die Frau Pastorin es auf einen Prozeß wollte ankommen lassen – nein, nicht die Frau Pastorin – die Kirche oder das Konsistorium oder sonst wer, dann müßte der Herr Pomuchelskopp oder sonst wer ein neues Predigerhaus zu Gürlitz bauen, und die Frau Syndikus ...« – Äwer de Fru Syndikussen stunn de Geschicht nu all bet an den Hals, sei hadd sick, as sei de Krummhurn taum Vertellen upfödderte, 'ne nüdliche Raud för ehre Ungeduld bunnen, sei föll hir also in de Red': »und da ging er in das Haus der Frau Pastorin und, ohne sich weiter auf dem Flur aufzuhalten, gleich in die Wohnstube, und die alte Frau fuhr vom Sofa auf und machte solche Handbewegung, als müßte sie sich ihn vom Leibe halten, und sah so ängstlich aus, als wäre ein Unglück über sie gekommen, und das mag auch wohl sein; und nachher setzte sie einen Stuhl hin und nötigte ihn zum Sitzen; er setzte sich aber nicht, und als die Pastorin hinausging, ging er in der Stube auf und nieder als ... nun als ...« – »Frau Syndikussen«, föll hir de Krummhurn in, »Sie sagten heute nachmittag dabei so einen schönen Vers her.« – »Nun ja: ›Wüstenkönig ist der Löwe, wenn er sein Gebiet durchschreitet.‹ Ja, wie so ein Wüstenkönig ging er auf und nieder, und[482] als der alte Inspektor mit seiner Tochter hineinkam, fuhr er auf ihn los und machte ihm die bittersten Vorwürfe.« – »Aber, mein Gott«, säd de oll lütt dämlich Gerichtsakzesser un läd sin Knütt in den Schot, »konnten Sie denn das hören?« – »Nein, Liebe«, säd de Fru Syndikussen un lachte äwer de Dummheit von den Akzesser, »gehört haben wir es nicht; aber die Krummhorn und ich haben es beide gesehn, mit unsern eigenen Augen gesehn. – Und der alte Inspektor stand vor ihm wie ein armer Sünder und sah vor sich nieder und ließ alles über sich ergehen, und seine Tochter hatte den Arm um seinen Hals geschlungen, als wenn sie ihn schützen wollte.« – »Ja«, föll hir de Krummhurn in, »es war grad so wie damals mit dem alten Böttcher Stahl, der eingesteckt werden sollte, weil er die Bandstöcke gestohlen hatte. Da sprang auch seine Tochter Mariken zwischen ihn und den Polizeidiener Höppner und wollt's nicht leiden, daß ihr Vater aufs Rathaus gebracht werden sollte, wegen seiner weißen Haare; und die Bandstöcke hatte er doch gestohlen, das weiß ich, denn er hat mir davon drei neue Bänder um mein Milcheimer gelegt, und mein Mann sagt, für uns kann's gleich sein, ob sie gestohlen sind oder nicht, und für die Milch auch, die würde auch nicht von den gestohlenen Bändern sauer werden; ich habe aber doch bemerkt ...« – »Schön, Krummhorn«, säd de Syndikussen un arretierte dat Mulwark, »haben Sie auch wohl bemerkt, wie blaß das Mädchen aussah, und wie sie zitterte, als der junge Herr sich an sie wandte und sich von ihr lossagte?« – »Nein«, säd de Krummhurn ihrlich, »blaß sah sie aus; aber daß sie zitterte, habe ich nicht gesehen.« – »Das habe ich gesehen«, säd de Fru Syndikussen, »so zitterte sie«, set'te sei hentau un schüddelte sick in den Lehnstauhl hen un her, as wir't Sommerdag un sei künn sick nich vör Fleigen bargen, »und so stand er vor ihr«, hir stunn sei up, »›das Band ist zerrissen‹, wie mein Sohn, der Student, singt, und so sah er sie an«, un dorbi kek sei den lütten Akzesser so wütend an, dat de ganz rod würd, »und da legte sich die alte Pastorin ins Mittel und drängte sich zwischen sie [483] und suchte ihn zu besänftigen und streichelte ihn und red'te so viel, und es mochte ihr auch wohl glücken, denn er gab beim Abschied den beiden die Hand; aber als er aus dem Hause ging, war auf seinem Gesichte deutlich zu lesen, wie froh er war, mit dieser Gesellschaft gebrochen zu haben. Nicht wahr, Krummhorn?« – »Das habe ich nicht gesehn«, säd de Kopmannsfru, »ich hatte das junge Mädchen im Auge, wie sie dastand, die Arme über die Brust geschlagen und so blaß. Du lieber Gott, ich habe viele blasse Mädchen gesehen, noch neulich meine Bruder-Tochter, sie hat die Bleichsucht, und der Arzt sagt immer: Eisen! Eisen! aber Eisen hat sie genug, ihr Vater ist ein Schmied. Er hätte auch was anders werden können, denn unser seliger Vater ...« – »Ach, das arme Mädchen!« rep de oll lütt dämlich Akzesser ut, »'s ist so ein hübsches Mädchen. Und der arme alte Mann! Ich kann's nicht glauben, daß er mit seinen weißen Haaren solche Schandtat ausgeübt hat.« – »Liebe«, säd de Fru Syndikussen un kek den lütten Akzesser mit en Blick an, de, in jichtens eine Sprak äwerset't, ümmer »du Schaap« heiten würd, »Liebe, hüten Sie sich vor solchem übelangebrachten Mitleid, und hüten Sie sich vor dem Umgang mit Leuten, die Verbrechen begangen haben.« – »Ja, getan hat er's«, gung dat nu von Mund tau Mund, von Strump tau Strump, von Tass' tau Tass'. – De lütt Akzesser was slagen worden; äwer mit einem Mal stunnen en por oll grise erfohrne Avkaten för ehr up, de all so männigmal in de Tees as Anklägers de Staatsanwaltschaft besorgt hadden, äwer hüt mal de Verteidigung äwernemen wullen. Sei hadden bi de Fru Syndikussen ehre Red' sick ümmer still tauplinkt un taunickt: sei wullen sei ruhig utreden laten, äwer nahsten wullen sei losbösten. Un de Syndikussen hadd en dummen Streich makt, sei hadd de Verwandtschaft uter acht laten, denn de beiden Avkaten wiren de Kurzen un de Rektern Baldrianen, un nu was't Tid, nu rückten sei de Fru Syndikussen up dat Kollett. – »Liebe, woher wissen Sie denn, daß Hawermann ein Verbrecher ist?« – »Liebing, wissen Sie, daß Hawermann der [484] Schwager von meinem Bruder ist?« – »Liebe, Sie sollten sich doch mit Ihrer scharfen Zunge etwas in acht nehmen.« – »Liebing, Sie haben schon öfter deswegen Unannehmlichkeiten gehabt.«

Un nu schoten sei mit »Liebe« un mit »Liebing« ümmer dwas äwer den Disch räwer, un de Teelepel kläterten in de Tassen, un de Hubenbän'n wackelten unner dat Kinn, de unschülligen Knütten würden tausambünzelt un in de Pompadurs rinne proppt; de Fru Burmeistern slog sick up de beiden Avkaten ehre Sid, denn sei hadd de spitzen Würd' von de Syndikussen nich vergeten; de Teewirtin lep von einen taum annern un beswur sei bi Gott un alle Heiligen, sei süllen doch ehr nich den Schimp andauhn, dat grad up ehren Tee so'n Krieg utbreken ded, un de lütt Akzesser fung bitterlich an tau röhren, wil dat hei glöwte, hei wir an den Lärm schuld. – Äwer't was gescheihn: de Hälften tröcken af, de Hälften blewen dor, un Rahnstädt was in twei Parteien deilt.

Un de Lüd', üm de dit allens was, seten, wenn ok nich rauhig, äwer doch still in ehre Stuw un ahnten sick dar gor nich, wovele Mäuh un wovel Koppbrekens sei äwer ehre nigen Mitbörgers bröcht hadden, un wo vel Strid un wovel Haß; sei dachten gor nich doran, dat de stramme Blick, den de Fru Syndikussen gradäwer ut ehr rodes Gesicht schot, ehr gellen künn, un uns' lütt Fru Pastern säd mihr als einmal: nah ehren Utseihn nah müßte de Fru Syndikussen gradäwer 'ne sihr bestimmte un gesetzte Person sin, de woll in'n Stan'n wir, dat Regiment in'n Hus' uprecht tau hollen. Un Lowise ahnte sick dat gor nich, dat dat hübsche, junge Mäten, wat af un an an ehren Hus' vörbi gung un so en verlurenen Blick in ehr Finster smet, bet in dat bindelste Hart herinne vull Mitled mit ehr was, un dat dit de lütte dämliche Akzesser was, de sick up den Damentee tau ehre Partei slagen hadd. – Ach ne, dese Lüd' hadden ganz wat anners tau denken un tau sorgen: Lowise müßt ehr krankes Hart still maken un müßt dat vör de Welt taudecken, dat ehr Vader de bläudigen [485] Wun'n nich sach, de de Afschid von Franzen up't Frische dorin reten hadd. Hawermann was nah desen Afschid stiller un deipsinniger worden as vördem, hei hadd nich Sinn noch Ogen för wat anners as för sin Kind. Hei satt in deipen Gedanken för sick hen, blot, wenn sin Döchting bleiker utsach un ok för sick hen drömte, denn sprung hei up un lep in den lütten Achtergoren un gung up un dal, dat hei Rauh finnen wull. Ach, wo blew sin Haß, wenn hei de Leiw von sin Kind sach? Wo blew de Zorn gegen de Welt, wenn hei de negste Welt üm sick mit Gaudheit un Fründlichkeit gegen em handeln sach? – Haß un Zorn müßten in so'n Harten woll vergahn; äwer de Trurigkeit blew un dat jammervullste Mitled mit dat Schicksal von sin einzigstes Kind. – De lütte Fru Pastern dachte nich mihr an ehren Wischdauk, sei hadd up Stun'ns wat anners aftaustöwen as Dischen un Bänken, sei müßte den Stoww afrümen von twei Harten, de ehr an't eigne anwussen wiren, un dor putzte un polierte sei an herümmer mit ehren Trost, dat sei wedder blank un hell utseihn warden süllen, äwer de Arbeit was vergews, wenigstens bi Hawermannen.

Von den ollen Mann sine Kraft wiren de Sehnen dörchsneden, mit sinen gauden Namen was jedweder Lewenslust un Lewensmaud von em gahn, un de ungewennte Rauh un de Undädigkeit bröchten em ümmer wider in't Grüweln, dat sin Taustand beängstlich worden wir, wenn nich de säute Stimm von sin Kind den bösen Geist unnerwilen hadd bannen künnt, as de Gesang von den Knawen David den bösen Geist von König Saulen. Allens, womit Franz in de swore Stun'n indringlich up em inred't hadd: dat de Hauptsak mit dat Wedderfin'n von dat Bauk jo ut den Weg rümt wir, dat hei jo weiten müßt, wat för en swacken, unbedachtsamen Minschen sin Vedder Axel wir, un dat den sin Urteil em nich schaden künn, dat hei an em glöwte, wenn ok de Welt gegen em upstünn, denn de Welt in sine Bost wir 'ne anner Welt; allens dit, wat em de Fru Pasturin wedderhalen ded, wes' hei von de Hand un blew dorbi, so lang' sin Unschuld [486] nich in de Deiwstahlsgeschicht an den Dag kamen wir, so lang' wir sin Nam mit en Brandmal teikent, un hei müßt den jungen Mann, ok gegen sinen Willen, dorvör häuden, dat hei nich an sinen eignen Namen Schaden nem.

Dat was nu, bi Licht beseihn, pure Unverstand, un männigein ward hir mit Recht seggen: wat tred' hei nich mit sin gaud Gewissen fri un frank vör de Welt un trotzte gegen ehre Lägen? Un ick segg: de mi so fröggt, hett recht: dat hadd hei müßt un dat hadd hei ok dahn – wenn hei de oll Hawermann noch west wir. Äwer dat was hei nich mihr, hei was dörch Verdreitlichkeit, Beleidigung un Taurüggsettung mör makt worden, un nu kamm de apenbore Anschuldigung un de grugliche Uptritt mit sinen Herrn, nu verlet em sogor de junge Fru, för de hei sin Lewen gewen hadd, un dat allens geschach tau 'ne Tid, wo sin Hart sick för 'ne glückliche Taukunft wid updahn hadd. De Winterfrost schad't nich, dat Frühjohr kümmt doch; äwer wenn't in Gräunen un Bläuhen steiht, und de Snei föllt in de gräune Hoffnung, denn kümmert dat un kümmert dat, un all de lütten Singvägel, de up dat Frühjohr bugten un trugten, sünd in ehre Nester verklamt un verfroren, un in den verkamenen Holt is't dodenstill. – De oll Mann hadd in sinen Harten en grot Hägen utrüst't un wull de schönsten Hoffnungen den Willkam bringen, un nu drängten sick jene düstern Gestalten herinne un kihrten allens üm un düm un nemen em den einzigsten Schatz, den hei in sinen ganzen Lewen upspikert hadd; dat gaww em den Slag, von den hei sick nich verhalen kunn. – Nemt mal den Gizhals den Schatz, den hei in sößtig Johr tausamschrapt hett, ji nemt dormit sin Lewen, un dat is doch man en Schatz, den de Rust frett; wat is hei gegen den ihrlichen Namen?

So blew denn de Fru Pastern nicks mihr taum Trost äwrig as Franzen sine letzten Würd': hei künn täuwen, un hei kem wedder.

33. Kapitel
[487] Kapittel 33

Ick frag' jeden Landmann, wat hei sick noch up dat Frühjohr 1846 besinnen kann, un wat sick dunn nich Maidag en Kuhnhahn staats 'ne Kreih in den Roggen versteken kunn? – Von en Weltunnergang, Kurzen un Triddelfitzen. – 'ne slimme Tid för den lütten Mann in de Stadt un up den Lan'n, un wo dat saubere Kleeblatt de Tid nutzt. – Axel ward en beten drister knepen un makt nah sine Meinung en sihr gaud Geschäft. – Wo David an dat Paket Kassenanwisungen rüken möt, un Pomuchelskopp den Faut, den hei in Pümpelhagen set't hett, abslut nich taurüggtrecken will. – Der Vater is ßu klug!


Hawermann höll sick also för sick allein un satt up sine Stuw oder gung in den Goren, wenn bi Fru Pastern Besäuk was; un dat was velfach de Fall, denn de ein Hälft von Rahnstädt glöwte de anner Hälft, de Fru Pastern ehr Hus in den Bann dahn hadd, en hellischen Schäw tau riten, wenn sei dor flitig taum Besäuk gung. So kamm dat denn ok, dat de Rekter Baldrian un Kopmann Kurz dagdäglich bi de Fru Pastern vörsproken, denn ehre beiden Frugenslüd' hadden ehr tau Hus so 'ne indringliche Predigten äwer Hawermannen sine Unschuld hollen, dat sei unmäglich mit ehren Twifel bestahn kunnen. Von butwarts kamm Jung'-Jochen mit sine Fru un Mining un ok Paster Gottlieb mit Lining oftmals up den Nahmiddag rinne; äwer Bräsig kamm alle Näs'lang un makte Fru Pastern ehr Hus tau sinen Dubenslag, wo sin oll unschüllig Hart ut- un inflog, den Kropp vull Nigligkeiten, de hei in Rexow un Pümpelhagen un Gürlitz bi Weg' lang för sinen ollen Fründ insammelt hadd. Hei berichte'te em, wat de Ird all drög wir – dat heit taum Ackern; äwer den Öltwig hadd hei nich ümmer in den Snabel, wenn von Pomuchelskoppen un Axeln de Red' was, denn let hei em in sinen Iwer fallen, un ut de Duw würd 'ne vullstännige Kreih. Hei let sick nich afwisen, wenn hei sick up de Flüchten makt hadd, un säd't Hawermannen ümmer grad in't Gesicht: hei kem, üm em up anner Gedanken tau bringen, un wenn't em nich glücken ded, namm hei't nich äwel un kamm den annern Dag wedder un wüßt wedder vel von Witterung un Wirtschaft tau vertellen.

[488] Un in den Frühjohr 1846 was ok vel von Witterung un Wirtschaft tau vertellen. De Winter was warm un weik west, un dat Frühjohr brök so tidig an, as sick vördem knapp einer tau entsinnen wüßt; in den Februwori gräunte Gras un Winterkurn hell up, un de Klewer slog ut, un de Acker was drög taum Bestellen, un de Landmann gung in Bedenken dorup herümmer, wat dat all dortau Tid wir, un wat hei Arwten seien süll oder nich. – »Korl«, säd Bräsig, »du sollst sehen, dies wird 'ne klätrige Geschicht, das Frühjahr ist zu schön, und wenn ein Vogel des Morrns zu zeitig singt, denn frißt ihn des Abends die Katz, du sollst sehn, in den Aust werden uns die Augen snurrig aufgehn. Die schönen Frühjahrs hal der Deuwel!« – Un tau Palmsünndag kamm hei mit 'ne upbläuhte Rappblaum in de Hand bi Hawermannen in de Dör un läd sei vör em up den Disch: »Da siehst du mir, da hast du mir! Ich hab ihr auf deinen Rapp in Pümpelhagen gepflückt. – Du sollst sehn, Korl, in acht Tagen blühn die Luggerdors; aber's is Essig, von oben bis unten voll Käwers!« – »Ih, Zacharias, dat hewwen wi all oft hatt, un wi hewwen schönen Rapp bugt.« – »Ja, Korl, die swarzen; aber die grisen – ich habe dich die Probe zu deiner Unterhaltung mitgebracht –«, un nu langte hei in de Tasch un halte 'ne lütte Tüt herute, äwer as hei sei upmakte, was nicks dorin. – »Das sag' ich man, Korl! Diese ollen schulschen grisen Käwers sünd solche olle heimliche Hun'n, die gar nich zu berechnen sind, und der Schaden, den sie anstiften, auch nich. – Du sollst sehn, Korl, dies ganze Jahr wird en Klackeierkuchen, allens geht auf Stun'ns die Natur kunträhr. – Wo? Sonst Jahrs soll sich Maidag 'ne Kreih in den Roggen verstechen können? Über Jahr versticht sich en gadlicher Kuhnhahn darin. – Nein, Korl, die Welt hat sich umgedreht, und auf Fläg' haben die Pasters schon von der Kanzel gepredigt, daß sich der Mond mang die Sonne und die Erde drängen würd und daß die Sonne denn zu neg' an die Erde käm und allens versengen müßte, daß dies der Anfang von den Jüngsten Tag sei und daß die Leute nu Buße tun müßten.« – [489] »Ach Gott, Zacharias, dat is jo all dummes Tüg.« – »Sag' ich auch, Korl, und mit die Buße hat das auf Fläg' siecht ausgehau't, denn zu Lütten-Bibow haben die Tagelöhner die Arbeit niedergelegt und haben ihr bischen Habseligkeiten an die Juden verkauft un saufen nu den ganzen Tag, indem sie ihr Eigentum hier noch verzehren wollen. Mein Gottlieb Paster wollt auch so was vorbringen, ich stach mich aber achter Lining, und die hat's ihm ausgered't. Aber keinen guten Gang geht's nich, Korl.« – »Dat wi en slichten Aust krigen, glöw ick allein; äwer gistern was Kurz bi mi, de red't jo vel von dat schöne Winterkurn, wat äwerall up den Felln stünn.« – »Korl, ich hätt dir for verständiger taxiert. – Kurz! ich bitt dir: Kurz! – Was en solten Hiering bedeuten tut, das versteht er, denn er is en gelernter Kaufmann; aber wenn er Winterkorn taxieren will, denn muß er zeitiger aufstehn, denn dazu gehören Ökonomiker, gelernte Ökonomiker. Und das ist das man, was ich sage, Korl, jedwerein fuschert uns in unsern Kram, un de ollen Städter sünd so klug as de Immen. Ja, wenn einer die Ackerei so pour Paster la tante betreibt, daß er sein Vergnügen dran haben will, à la boncœur, habe nichts dagegen; wenn er aber sei nen Vorteil drin sucht! – na! – Kurz! In die Sirupstunn un in die Karten kann er kucken, wenn er aber in en Roggenfeld kuckt, denn is es vor seine Augen verborgen. – Aber was ich sagen wollt, Korl, in der zukünftigen Woche ziehe ich mit Sack und Pack zu dir.« – »Ne, Bräsig, ne! wenn dit en slimm Johr ward, denn büst du bi de jungen Lüd' nödig, un de jung' Paster versteiht gewiß noch tau wenig von de Wirtschaft, as dat hei di missen kann.« – »Ja, Korl, dumm is er man noch, und wenn du meinst – denn ich habe mich dir ganz begeben –, denn bleib ich noch bei ihm. Abersten nu adjes! Ich weiß nicht, mich is so snurrig in die Mag', ich will doch mal bei die Frau Pastern vorsprechen, was sie nich en lütten Kümmel for mich hat.« Dormit gung hei ut de Dör, stek äwer glik den Kopp wedder rinne: »Beinah hätte ich ganz von Pümpelhagen vergessen, na, das is da 'ne Wirtschaft auf Stun'ns, da kann sich einer Händ' un Füß'[490] dran wärmen. Gestern traf ich deinen Triddelfitzen an der Scheid, und obschonst er ein entfamter Windhund is, rohrte er beinah. ›Herr Entspekter‹, sagt er, ›sehn Sie, die ganze Nacht lieg ich und lass' mir die Wirtschaft durch den Kopf gehen und zermaudbarst mi in vollständiger Slaflosigkeit, und wenn ich mir allens aufs schönste ausgedacht habe und stelle die Leute des Morrns an, sehn Sie, denn kommt der Herr mit dem Arm in der Binde raus und reißt mich die ganze Wirtschaft inzwei, und schickt mich den einen Tagelöhner hierhin und den andern dahin, daß sie in dem Felde herumlaufen as de Hühner, wenn ihnen der Kopp abgesnitten is, und ich lauf denn achter her, daß ich sie wieder zusammenkrieg', und habe ich sie wieder auf en Hümpel, denn reißt er sie mich nachmittags wieder auseinander.‹ – Korl, dies muß doch 'ne große Satisfikatschon for dich sein – nämlich, daß es ohne dich nich geht.« – Dormit makte hei de Dör tau un gung af; äwer nah en beten kamm hei wedder taum Vörschin: »Korl! was ich noch sagen wollt – die Hälften Pferd' in Pümpelhagen sünd müd'; vor ein paar Tag' stunn die eine Mergelkuhl ganz vull – da stunnen die ollen Mähren denn so andächtig dor, Kopp un Uhren dal, grad as die Bauern in der Kirch. Und das ist nicht von wegen der Vielheit von Arbeit, die sie tun, nein, das ist bloß von wegen der Wenigkeit von Futter, was sie kriegen, denn was dein junger Herr war, hat kein Überslägnis über das, was er in den Scheunen hat, und hat über Frühjahr noch drei Last Hawern und zwei Last Erbsen an die Juden verkauft, un nu's sein Kurnbähn so blank, as hätt ihn der Bull lickt. Un nu muß er selbst Hawern köpen; aber die armen Schinder, die's Brod verdienen, kriegen ihn nicht, das meist kriegen die ollen Vollbluttantens, die nichts tun und den lieben Gott den Tag abstehlen. – Es ist doch eine große Ungerechtigkeit in der Welt! – Na, adjes, Korl!«, un nu gung hei würklich.

Dat was en truriges Bild, wat Bräsig von den Taustand in Pümpelhagen makt hadd; äwer in de Würklichkeit was dat dor noch vel leger bestellt, denn von den Influß, den de [491] ewige Geldnot up Axeln sin Gemäud utäuwen ded, hadd hei nicks nich seggt, un dat was dat Slimmste. 'ne ewige Verlegenheit makt den Minschen nich blot verdreitlich, sei makt em ok hart gegen sine Unnergewenen, un uns' Axel verföll denn nu ok in den ollen Fehler, dat hei glöwte, hei künn up keinen gräunen Twig kamen, wil't sine Lüd' tau gaud hadden, un dat hadd em Pomuchelskopp all ümmer seggt. Hei namm ehr nu hir wat un dor wat; un wenn sine angeburne Gaudmäudigkeit mal de Äwerhand kreg, denn gaww hei ehr wedder hir wat un dor wat; äwer allens ruckwis', un dat hett kein Ort. – In de Irst hadden de Lüd' äwer de verdreihten Anstalten in de Wirtschaft lacht, äwer dat is ümmer de Anfang, ut dat Lachen ward bald ein Murren, un ut dat Murren warden Vörstellungen un Klagen. Unner Hawermannen sin Regiment hadden de Daglöhners ümmer ehr Kurn un Geld tau richtiger Tid kregen, nu süllen sei dorup täuwen, bet wat dor was; dat smeckt slicht. Un wenn sei ehren Herrn mit Klagen kemen, denn würden sei ansnauzt, dat smeckt slichter. – Unfreden was allentwegen.

Axel tröst'te sick mit den nigen Aust un mit de nigen Innahmen; äwer leider Gotts hadd Bräsig richtig prophezeit: as de Aust anstunn, was dat up de Feller hellige Dag, un as hei tau Schün bröcht was, wiren de Fäker halw vull, un de ollen erfohrenen Landlüd' säden tau de jungen Anfängers: »Nemt jug in acht! Sport in de Tid, denn hewwt ji't in de Nod! Dat Kurn, dat lohnt nich.« – De Rat was gaud; äwer wat hülp hei Axeln? – Hei müßte Geld hewwen, hei let also in den Harwst döschen för Gewalt tau Saatkurn un taum Verkop. Un tau verköpen was dat Kurn för en schönen Pries, denn de Kurnjuden segen vörut, wo't kamen müßt, un köfften up Spekulatschon, un dordörch kamm tau de natürliche Nod noch 'ne künstliche. De ollen Daglöhners tau Pümpelhagen schüddten mit de Köpp, wenn de Reisenwagens mit den Roggen von den Hoff führten: »Wo sall dat warden! Wo sall dat warden! Wie behollen jo kein Brodkurn.« – Un de Husfrugens stunnen tausam un wrungen de Hän'n: »Kik, Vaddersching, [492] des' lütte Hümpel, dat sünd min Tüften all, un all krank, wo säln wi den Winter von lewen?« – Un so was de Nod allentwegen, un äwer dat gesegnetste Land was sei kamen as de Deiw äwer Nacht, keiner hadd doran dacht, keiner hadd Vörpahl slahn, denn keiner wüßt sick so wat tau entsinnen. – Am slimmsten was't äwer in de lütten Städer, un dor was't am slimmsten bi den lütten Handwarksmann. – För den Arbeitsmann würd dörch Arbeit sorgt, un de Kinner gungen mit den Snurrbüdel von Dören tau Dören, un nahsten würden Suppenanstalten inricht't; äwer de arm Handwarksmann? – Arbeit hadd hei nich – keiner let wat maken –, un dat Snurren verstunn hei nich, led ok sin Ihr un Reputatschon nich. – Ach, ick bün mal bi 'ne ordentliche, flitige Börgerfru tau dunnmalen in de Stuw kamen, dat Middageten stunn up den Disch, un de hungrigen Kinner stunnen dorüm herümmer, un as ick in de Dör kamm, smet de Fru en Dauk äwer de Schöttel, un as sei rute gahn was, ehren Mann tau raupen, böhrte ick dat Dauk tau Höcht, un wat funn ick? – gekakte Tüftenschell. Dat was dat Middag. –

In so 'ne Tiden sitt uns' Herrgott in den Hewen un sicht't de gauden Minschen von de slichten, dat jedwerein sei düdlich unnerscheiden kann; de gauden behöllt hei bi sick in't Säw', dat hei sine Freud' doran hett un dat sei Frucht dragen sälen, de slichten fallen unner dörch mit Dresp un Trems un Radel, dat sünd ehre ungerechten Wünsch', ehre snöden Afsichten, ehre slichten Gesinnungen, un wenn sei utsei't warden, dat sei Frucht dragen sälen, denn sleiht dat Unkrut mit ehr tau Höcht, un vör de Welt is't frilich en stolz Bläuhen, äwer wenn de Aust kümmt un de Seiß dörch dat Feld geiht, denn föllt ehr Kurn licht up de Haken, un de Herr wend't sick af von dit Feld, denn dat steiht schrewen: »An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen«.

Männigein grep sick in dese Not an un gaww mit vullen Hän'n trotz de eigene Verlegenheit, un de Landrat von Ö ... un de Kammerherr von E ... un de Pächter H ... un ok uns' oll Moses un noch vele annern blewen in unsern Herrgott sin [493] Säw' un drogen schöne Frucht in desen slimmen Tiden, Pomuchelskopp äwer föll dörch un Slus'uhr un David, un legen mang ehren Dresp un Radel un seten tausam tau Gürlitz in den Herrnhus' un planisierten, wo sei ehr Swin mit dit grote Landsunglück fett maken wullen. Un David un Slus'uhr wüßten't ganz genau, wo't anfungen warden müßt, wenn sei blot man naug Geld hadden, denn wullen sei't an de Bedrückten un Bedrängten, an de Hungrigen un de Frierenden utleihnen tau hoge Tinsen; äwer dat Kaptal, äwer dat sei för den Ogenblick tau kummandieren hadden, hadden sei all in dit saubere Geschäft steken, un nu gungen sei den Herrn Rittergaudsbesitter an, dat hei dortau Geld rute rücken süll, hei süll ok an den schönen Verdeinst mithollen. Dat wull äwer de vörsichtige Herr nich, dat kamm tau sihr in alle Lüd' Mund un kunn em en Blam maken; hei säd also, hei hadd nicks, un wat hei hadd, müßt hei behollen, dat hei sin Veih un sin Lüd' dörchbringen ded. – »Mit dat Veih«, säd Slus'uhr frech, »dat gäw ick tau; äwer mit de Lüd'? – Dauhn S' mi den Gefallen un verstellen S' sick nich! – Ehr Lüd' snurren nu all in den ganzen Lan'n herüm, un eben, as wi vör den Pasterhus' vörbi führen deden, stunnen Ehr Husfrugens un de Kinner up den framen Preister sinen Hoff, un Ehr oll Fründ Bräsig stunn bi twei grote Emmer vull Arwtsupp, un de junge Fru Pastern kellte sei in de Henkelpött.« – »Lat ehr! lat ehr!« säd Pomuchelskopp, »ick will keinen an en gaud Wark hinnern. – Sei mägen't woll hewwen; ick heww't nich, un Geld heww ick ok nich.« – »Sie haben aber die Pümpelhäger Wechsels«, säd David. – »Je, meinen Sei, dat de betahlen kann? De hett noch weniger bugt as wi annern all, un dat Beten hett hei all utdöscht un verköfft.« – »Dat is't jo grad«, säd Slus'uhr, »nu is't Tid. So 'ne schöne Gelegenheit kümmt so licht nich wedder, un hei kann Sei't nich mal äwel nemen, denn Sei sünd jo sülwst in Verlegenheit un hewwen de Wessels an mi un Daviden verköpen müßt. Nu maken S' wider kein Sperenzien, nu schüdden S' den Bom, nu sünd de Plummen rip.« – »Wie hoch is de Masumm?« frog David. – [494] »Je«, säd Pomuchelskopp un gung an sin Schapp un kratzte sick achter de Uhren, »Wessels heww ick hir up elbendusend Daler.« – »Ih, Snack!« säd Slus'uhr, »dat möt jo mihr sin.« – »Ne, mihr is't nich. Achtdusend heww ich vör annerthalben Johr, as hei mi dorüm bitten ded, in't Gaud indragen laten.« – »Denn hewwen S' en dummen Streich makt, de möten S' irst künnigen, un denn känen S' lang' klagen«, säd de Notorius, »äwer't schadt nich! Gewen S' de Elbendusend man her, mit de kän wi em in desen schönen Tiden naug ähgsten.« – Muchel wull irst noch nich recht ran; äwer Häuhning kamm in de Dör, un wat de wull, wüßt hei recht gaud; hei gaww also de Wessels an Slus'uhren un Daviden. –

Nu gung dat olle Spill wedder in Pümpelhagen los, Slus'uhr un David kemen un seten Axeln up den Brennen as dat Plackfewer, un sei foten em an, ditmal äwer scharper, un von Prolongieren was ditmal keine Red'. Hei süll un müßt betahlen, un hei hadd keinen Schilling, nich mal 'ne Utsicht, Geld tau krigen. Dat kamm em äwer den Hals as Nikodemus in de Nacht, un taum irstenmal steg so'n rechten düstern Gedanken in em up, as künn dit en afkort't Spill sin, as wir sin fründliche Nahwer tau Gürlitz de eigentliche Ursak von sine Verlegenheit un as müßt de 'ne besondere Afsicht dorbi hewwen, de Wessels dörch dese beiden Halunken inkassieren tau laten; äwer wat för ein, dat blew sinen Ogen verborgen. – Äwer wat hulp dat Denken un dat Grüweln, hei müßt Geld hewwen, un von wen? – Hei wüßt keinen, un ümmer kihrten sine Gedanken trotz den Verdacht, de in em upstegen was, bi sinen Nahwer Pomuchelskoppen in. De müßt helpen; wer süs? – Hei set'te sick tau Pird un red nah em räwer.

Muchel namm em ungeheuer fründlich up, so recht herzlich, as müßten de slimmen Tiden Nahwerslüd' enger tausam bringen un ein den annern in dese Not tru bistahn. Hei stähnte grote Stücken von sinen slichten Aust un klagte Stein un Bein äwer sine Geldverlegenheit, so dat Axel tauirst gor nich mit sin Gewarw ruterrücken kunn un sick vör sick sülwst schämte, den Mann, de in so'ne Not was, mit en Anliggen tau kamen. [495] Äwer Nod breckt Isen, hei frog em tauletzt, worüm hei em dat andahn hadd, dat hei sine Wessels an de beiden Blaudsugers afgewen hadd, un Pomuchel folgte de Hän'n äwer de Mag' un kek den jungen Mann mit so'n leidigen Blick an un säd: »Ach, Herr von Rambow, in der großen Not. – Sehn Sie!«, un hei slot sin Schapp up und wis'te 'ne Schuwlad', worin en por hunnert Daler inliggen müggten, »sehn Sie, das ist alles, was ich habe, und ich muß doch für meine Leute und mein Vieh sorgen, und da dacht' ich, Sie würden vielleicht überflüssiges Geld liegen haben.« – Äwer, frog Axel, worüm hei sick denn nich sülwst an em wend't hadd. – »Das ist mir entgegen«, säd Muchel, »Sie kennen den Spruch: Geld verbindet Fremde und scheidet Freunde, und wir sind doch so gute Freunde.« – Ja, dat wir woll so, säd Axel, äwer des' beiden hadden em so gruglich drängt, un hei wir in de schrecklichste Verlegenheit. – »Das haben sie getan?« rep Pomuchelskopp ut, »das sollen sie aber nicht! Ich hab's ihnen zur Bedingung gemacht, mein lieber Herr Nachbar soll nicht gedrängt werden. – Sie werden schon prolongieren – das kost't Ihnen vielleicht 'ne Kleinigkeit, aber darauf kann's unter solchen Umständen nicht ankommen.« – Dat wüßt Axel ok, äwer so licht let hei sick ditmal nich begäuschen, dortau was sine Lag' tau slimm, hei fot noch mal nah un bed von Himmel tau Irden, wenn de Herr Gaudsbesitter kein Geld hadd, denn süll hei em mit sinen Kredit helpen. – »Lieber Gott, gern«, säd Muchel, »aber bei wem? wer hat jetzt Geld?« – Wat Moses nich helpen künn, frog Axel. – »Den kenne ich gar nicht«, was de Antwurt, »ich habe nie Geschäfte mit ihm gemacht. – Ihr Vater stand ja mit ihm in Verbindung, und Sie selbst kennen ihn ja. – Ja, wenden Sie sich mal an den.«

Dat was de letzte Trost, den Axel kreg; glatt as en Aal wünn sick de fette Gaudsbesitter dörch sine Fingern, un as hei tau Pird satt un nah Hus' red, was allens düster üm em rümmer, äwer in em was't noch düsterer.

David un Slus'uhr kemen wedder, sei knepen em up dat Utverschamteste, un wat hei ok seggen ded von Pomuchelskoppen [496] sine nahsichtigen Bedingungen, sei wullen nicks dorvon weiten, sei wullen nicks wider as Geld.

Hei reis'te hir rümmer un dor rümmer, hei kloppte hir an un dor an; äwer't was nich, 't was nahrends nich; un afängstigt un afspaddelt kamm hei tau Hus, un dor begegenten em denn de stillen Ogen von sine Fru, de düdlich naug verraden deden, dat sei allens ahnen ded; äwer ehr Mund sweg, un de Lippen knepen sick tausam, as süll en schönes Bauk, in dat männig Trostwurt stünn, för em up ümmer verslaten sin. Sörre de Tid, dat Hawermann up so'ne schändliche Wis' furtkamen was un sei dat grote Unrecht künnig worden was, wat sei ehren Mann tau Leiw em andahn hadd, sprok sei nich mihr mit em äwer sine Angelegenheiten; helpen kunn sei em jo nich, un so gaww sei em taum wenigsten keine Gelegenheit, mit nige Unwohrheiten sick sülwst un annere Lüd tau bedreigen. – Äwer ditmal was hei ogenschinlich in tau grote Unrauh, un sin fohriges, verdreitliches, hastiges Wesen verröd sine Not düller as jichtens vördem, un as sei eins Abends tau Bedd gung un noch lang ehr Kindting ansach, dunn gung ehr dat dörch Kopp un Hart, hei wir doch de Vader von ehr Leiwstes up Irden, un hei würd ehr so jammern, dat sei bitterlich üm em weinen müßt un sick vörnamm, den annern Morgen mit Fründlichkeit up em intaureden un willig ehren Deil von sine sülwst verschüllte Last up sick tau nemen.

Äwer as de Morgen kamm, kamm Axel mit Fläuten un Singen de Trepp hendal un rep nah Triddelfitzen un säd den Bescheid, un rep nah Krischan Degeln, hei süll anspannen un süll sick up mihrere Dag' inrichten, un kamm bi sine Fru in de Dör mit en Gesicht, worin nicks von Unrauh, woll äwer von Sekerheit tau lesen was, so dat sei ganz stutzig würd un mit ehr Vörnemen taurügg höll. – »Du willst verreisen?« frog sei. – »Ja, ich habe eine Geschäftsreise vor und werde wahrscheinlich auch nach Schwerin kommen. Hast du was an die Schwestern zu bestellen?« – Sei hadd blot Grüß tau besorgen, un nah en beten säd Axel ehr adjüs un satt up den Wagen un führte nah Swerin. Hei hadd sine Fru wedder man [497] halw de Wohrheit seggt; hei hadd gor keine annere Geschäftsreis' as nah Swerin, as nah sine Swestern. – In de Nacht was em dat infollen, sine Swestern hadden jo Geld, sin Vader hadd ehr en lütt Hus mit en Goren un föfteihndusend Daler utset't, un dat Kaptal stunn tau 41/2 Prozent un dorvon lewten sei; frilich man in swacken Ümstän'n, äwer de Kammerrat hadd't nich anners maken künnt un hadd dorup rekent, dat de Swagers un vör allen Axel ehr späderhen en beten unner de Arm gripen süllen. Dit Kaptal was nu Axeln in de Nacht infollen, dit kunn hei grad bruken, dit kunn em grad helpen, un hei kunn't eben so gaud as frömde Lüd' ehr vertinsen; äwer hei wull ehr denn 5 Prozent vull gewen, un wenn't nu ok för den Ogenblick fast stünn, dat müßt doch mit den Düwel los tau krigen sin, un wenn't em ok wat kosten süll. Dese Utsicht hadd em so upmun tert. –

As de jung' Herr nah Swerin kamm un sin Anliggen bi de Swestern vörbringen ded un äwer dat slichte Johr klagte, würden de ollen armen Wörm so weikmäudig un tröst'ten an em rümmer, as hadd de ganze Welt sick an em vergahn, un as Albertine, de so wat de kläukste von ehr was un de Geldangelegenheiten tau besorgen hadd, ganz lisen von Sekerstellen an tau reden fung, föllen de annern beiden, vör allen Fidelia, ehr in de Red': dat wir 'ne Engherzigkeit, ehr Brauder wir in Not, un dat wiren up Stun'ns vele Landlüd', un ehr Brauder wir ehr Stolz un ehr einzigste Anholt, dat hadd ehr selige Vader noch kort vör sinen En'n seggt; un as Axel nu versprok, dat Geld in't Gaud indragen tau laten, dunn gaww sick ok Albertine, un en grotes Freuen kamm äwer de ollen gauden Mätens, dat sei ehren leiwen Brauder helpen künnen. – Ok mit dat Losmaken von dat Geld hadd hei Glück, en por Juden hürten dortau, un de funn hei, un en beten vel Verlust hürte dortau, un dorin gaww hei sick; den drog hei natürlich, sine gauden Swestern müßten ehre föfteihn Dusend Daler vull behollen un süllen von nu an ok fiw Prozent hewwen.

Hei kamm in de Woch' nah Nijohr 1847 fidel tau Hus, un [498] en por Dag' dorup, as David un Slus'uhr wedder ankemen un em so recht stäkern wullen, tellte hei ehr dat Geld up den Disch, bed sick sine Wessels ut, makte ehre langen Gesichter en Diener tau, den sick beid' in de Würd' äwerset'ten: »Meine Herren, scheren sie sich.« –

»Wat's dit?« frog Slus'uhr, as sei up den Wagen seten. – »Gott schtraf mich!«, rep David, »er hat Geld. – Haben Sie gesehen? – Hat er noch gehabt 'ne ganze Paket von de Kassenscheins.« – »Ja, äwer wo hei't taum Dunnerwetter woll her hett?« – »Na, woll'n mal Zodick fragen.« – Zodick was en armen Vedder von Daviden, den hei ümmer as Kutscher mitnamm, den sin eigentlich Geschäft äwer was, dat hei de Lüd' up de Gäuder uthorchen müßt. – »Zodick, hast du gesehen, hast du gehört, wo er ist gewesen hin?« – »Nu, nach Schwerin ist er gewesen, hat der Kutscher gesagt.« – »Nach Schwerin? Was tut er mit Schwerin?« – »Hat er geholt das Geld«, säd Zodick. – »Aus Schwerin? – Hab' ich doch immer gesagt zu meinem Vater: die Edelleut stehen sich einander bei. Hat er's doch gewiß von dem raichen, von dem Vetter.« – »So?« frog Slus'uhr un halte en Paket von de Kassenanwisungen ut de Tasch un stödd Daviden dormit unner de Näs', »dor rük an! – Rückt dat nah Eddellüd'? – Dat rückt nah Knuwwlok, von jug verdammten Juden hett hei't. – Äwer't is egal. – Wi möten nah Pomuchelskoppen. – Hahaha! Wo dat oll lütt wrampig Dirt woll vör Arger rümmer hüppen ward.« –

Un dorin hadd hei recht, Pomuchel kamm ut Rand un Band, as hei hürte, dat em de Slag nich gelungen was: »Dat säd ick woll, dat säd ick woll: dat wir noch nich Tid; äwer Häuhning, Häuhning! Ji hewwt mi so drängt!« – »Du büst en Schaapskopp!« säd Häuhning un gung ut de Dör. – »Nu man frisch nahgefat't!« säd Slus'uhr, »nu helpt dat nich, nu künnigen S' em man tau Johanni de Achtdusend, de Sei hewwen indragen laten.« – »Ne, ne«, weimerte Pomuchelskopp in de Stuw rümmer, »dat is de einzigste Faut, den ick in dat schöne Gaud rinne set't heww, wenn hei mi nu betahlt, denn bün ick jo [499] üm all min Pött. – Un hei hadd noch mihr Geld?« frog hei Daviden. – »Er hatt' noch 'ne große Paket un 'ne kleine Paket.« – »Na«, säd Slus'uhr dortüschen, »Sei hewwen Ehren Willen as de Hund in den Sod; äwer so vel will ick seggen, hei müßt doch heil un deil mit den Dummbüdel kloppt sin, wenn hei nu noch nich Lunt rüken ded, dat Sei achter den Kram steken, un wenn hei irst Müs' markt hett, denn is 't ganz egal, ob Sei em nu künnigen oder nah en por Johr.« – »Kinnings, Kinnings«, rep de olle ihrwürdige Gesetzgewer un stampte im pust'te as 'ne Dampmaschin in de Stuw up un dal, »wenn hei 't ok würklich marken deiht, hei kannn mi jo doch nich missen; ick bün jo sin einzigste Fründ, de em helpen kann.« – »Na, denn helpen S' em nich. – Johanni is de beste Tid, denn hett hei kein Innahm.« – »Wat wull hei nich, hei hett jo dat Wullgeld un dat Rappgeld.« – »Ach du leiwer Gott! un denn hett hei Tinsen tau betahlen, un dat meist ward hei woll wedder vörweg hewwen.« – »Ne, dat kann ick nich, dat kann ick nich; den Faut, den ick einmal in dat Gaud set't heww, den kann ick nich wedder taurügg trecken«, dorbi blew uns' oll Minschenfründ. –

»'t is en wohren Jammer mit en Minschen«, säd de Herr Notorjus, as sei nah Hus führten, »de wat dörchsetten will un sick denn vör de Middel schugt. – Passen S' up, uns' schönen Geschäften in Pümpelhagen sünd tau En'n. – Ick süll blot mit de Ollsch staats mit em tau dauhn hewwen, de Ollsch geiht dörch.« – »'ne gewaltsame, grausame gescheute Frau«, säd David. – »Je, 't helpt uns man nich, uns' Melkkauh in Pümpelhagen steiht drög. – Un 't würd doch noch all gahn, wenn Sei man nich so'n Däskopp wiren, David. – Wat? Sei süllen Ehren Ollen nich dortau krigen känen, dat hei sin säben Dusend Daler künnigen ded? – Denn kün'n wi beid' schön wedder strippen.« – »Gott du gerechter!« rep David, »er tut's nich. Da geht er hin zu den alten Hawermann, und da sitzen sie, und da reden sie, und wenn ich sag': Tatterleben, kündig'! dann sagt er: kündig' du dein Geld, ich kündige mein.« – »Denn is hei all in de Kindheit, un en Minsch, [500] de so wid is un sinen Vurtel nich mihr wohrnimmt, möt unner Kuratel stellt warden.« – »Na, wissen Sie – ich hab schon daran gedacht; aber wissen Sie – es ist so – na, so – so – und denn wissen Sie: der Vater is ßu klug.«

34. Kapitel
Kapittel 34

Dat Ei tüschen Axeln un Pomuchelskoppen breckt intwei. – Worüm Jochen Nüßler an den Nijohrsmorgen sine Käuh mit Teerkrüzen anmalen ded, un worüm Mining Nüßlers ut dat Vaderhus in de Frömd stött würd. – Woans Lowise un de lütt Akzesser tausamen kemen un nahsten in 'ne Suppenanstalt seten un Räuben schrapten. – Bräsig äwernimmt de utwartsigen Angelegenheiten un les't Hawermannen de Poggen von Aristop-Hannessen vör. Moses will künnigen, un an Axeln sinen Hewen treckt en niges Swark up. – 1848.


Axel schürte sick mit den Äwerschuß von sine Swestern ehr Geld dat Frühjohr un den halwen Sommer 1847 so knappemang dörch, un as hei tauletzt doch in't Achtergeleg' mit sinen Geldbüdel kamm, verköffte hei leiwerst sine Wull vörweg, as dat hei sick an sinen ollen trugen Nahwer wend't hadd. Hei sach ut den ganzen Kram doch tauletzt Pomuchelskoppen sine dicken Knäwel rute kiken, un de Verdacht würd ümmer lewiger in em, dat hei woll as Schap schert wir, un dat sin oll leiw Nahwer de Wull bi Sid stoppt hadd, äwer wat eigentlich den sin Hauptzweck was, dorup kunn hei unmäglich verfallen. – Hei würd gegen Pomuchelskoppen käuhler un käuhler, hei besöchte em nich mihr, hei gung hinnen dörch den Goren feldin, wenn hei ut sin Finster den Herrn Gaudsbesitter taum Besäuk ankamen sach, un sine Fru freu'te sick in'n stillen äwer dese Ännerung. – Wi künnen uns ok freuen, wenn hei mit Verstand un Äwerleggung dorbi handelt un sick mit käuhlen Kopp dorvon losseggt hadd, so äwer arbeit'te hei sick in sinen Wedderwillen gegen Pomuchelskoppen so herinne, dat hei sick inbild'te, em nich mihr vör Ogen seihn tau känen, un as sick mal an en drüdden Urt, up den patriotschen Verein tau Rahnstädt, de Gelegenheit gaww, let hei den Herrn Gaudsbesitter, de sick fründschaftlich an em ranne [501] drängeln wull, nich allein up dat Snödste aflopen, ne, hei beleidigte em noch uterdem up dat Empfindlichste un führte so'ne spitze Reden, dat alle Lüd', de taugegen wiren, sick en richtigen Vers up Pomuchelskoppen sine Geldgeschäften maken künnen. – Dat was, wenn ok ihrlich, doch gradtau dumm; hei was Pomuchelskoppen achtdusend Daler schüllig, de hei nich för em prat liggen hadd, un wenn hei den Herrn Gaudsbesitter so gaud kennen ded, as hei säd, denn hadd hei ok weiten müßt, wat dorut för em entstahn würd. Pomuchelskopp kunn 'ne Potschon Growwheiten verdragen, dit was em äwer, in Gegenwart von all de Landlüd', tau stripig worden, un sine Rach' lagg em tau dicht tau Hand, as dat hei sei nich upnemen süll. Hei säd nicks, stunn up un gung nah den Notorjus Slus'uhr rümmer: »Künnigen S' Jehanni doch mal den Herrn von Rambow taum Antonitermin mine achtdusend Daler. Ick weit nu, woran ick bün, in de Fingern krigen wi em doch nich wedder, nu sall hei mi äwer dorför zappeln.« – »Wenn doch nu Moses ok künnigen ded!« rep Slus'uhr; un dese frame Wunsch süll em ok in Erfüllung gahn; äwer späder.

Bi Jung'-Jochen was ok 'ne Verännerung intreden, an de kein Minsch mit Utnam von Fru Nüßlern dacht hadd; de hadd frilich all ümmer so 'ne Ahnung hatt, dat dat mal mit Jochen en slicht En'n nemen würd, un dat hei sick up de Letzt von keinen Minschen mihr regieren laten würd. – Un dese Tid was nu kamen. – Jochen hadd von Anfang an alle Johr Geld taurüggleggt, tauirst frilich man en por hunnert Daler; äwer nahsten wiren ut de Hunnerten Dusende worden, un wenn hei ok nich sülwst sine Geldreknung besorgte, so säd em sine leiwe Fru doch alle Nijohrsmorgen, wo vel't äwer Johr afsmeten hadd, un sine Seel freute sick doran, worüm wüßt hei ok nich so recht; äwer hei was 't nu all in de langen Johren so gewennt worden, un Gewohnheit un Lewen was bi Jochen ein un datsülwig. – As nu dat slichte Johr kamm, säd Fru Nüßlern up den Harwst tau Jochen: »Dit ward en slimm Johr, du sallst seihn, wi möten Kaptal upnemen.« – »Mutting«, [502] säd Jochen un kek ehr ganz verstutzt in de Ogen, »du wardst jo doch nich!« – Äwer desen Nijohrsmorgen kamm sin leiwe Fru un säd em, sei hadd dit Johr dreidusend Daler upnamen, un Gott müggt gewen, dat sei dormit utkemen. – »Wie känen uns' Lüd' un uns' Veih doch nich hungern laten«, set'te sei hentau. Jochen sprung pil in En'n, wat hei süs nich ded, peddte Bauschanen up de Tehnen, wat hei süs ok nich ded, kek sine Fru ganz düsig in't Gesicht un säd nicks, wat hei süs meistens ded, un gung stillswigend ut de Dör; Bauschan hinkte achter, an. – Dat Middag kamm, Jochen was nich dor, dat schöne Ribbspeer stunn up den Disch, Jochen meldte sick nich; sin Fru rep em, hei hürte nich; sei söchte em, funn em äwer nich; denn hei stunn in den düstern Veihhus', in de ein Hand de Teerbütt, in de anner den Teerquast, un malte luter Krüzen up sin Veih; Bauschan stunn bi em. – Tauletzt un tauletzt funn em sine Fru bi dit Geschäft: »Mein Gott, Jochen, wat kümmst du denn nich tau Middag?« – »Mutting, ick heww noch kein Tid.« – »Wat makst du denn hir in den Veihstall mit de Teerbütt?« – »Ick teiken mi de Käuh ut, de wi verköpen möten.« – »Gott du bewohre!« rep Fru Nüßlern ut un ret em den Teerquast ut de Hand, »wat is dit? Min besten Melkgewers!« – »Mutting«, säd Jochen ruhig, »wi möten von uns' Lüd' un uns' Käuh weck afschaffen, sei freten uns Näs' un Uhren af.« – Un't was noch en Glück, dat hei tauirst up de Käuh un nich up de Lüd' verfallen was, süs wiren jo woll sin Knechts un Dirns an desen Nijohrsdag all mit en Teerkrüz up den Puckel rümmer lopen. – Mit vel Prekademussen kreg em Fru Nüßlern von dit Geschäft af un in de Stuw herin; äwer hir smet sick Jochen vullstännig up den Jüchstock, hei wull nich mihr wirtschaften, un hei künn nich mihr wirtschaften, un Rudolf süll kamen un süll Mining frigen un süll de Wirtschaft äwernemen. – Fru Nüßlern kunn nicks mit em upstellen, sei müßt also man Bräsigen kamen laten. – Un Mining, de för ehr Deil naug mit anhürt hadd, slek sick nah ehr Gebelstuw ruppe un höll ehr lütt Hart mit beiden Hän'n un säd tau sick: dat wir ok unrecht, worüm [503] denn ehr Vatting nich sine Rauh hewwen süll, un worum denn Rudolf nich wirtschaften süll, hei künn doch, dat hadd Hilgendörp doch schrewen; un wenn nu Unkel Bräsig in dese Sak ehr entgegen wir, denn wull sei 't em mal ordentlich seggen, denn wull sei gor kein Pät mihr von em sin. –

As Bräsig nu kamm un de Sak em vertellt was, stellte hei sick vor Jung'-Jochen hen, hellschen utwartsig, un red'te up em in: »Was machst du aber auch, Jung'-Jochen? Malst deine Küh' an den heiligen Nijohrsmorgen mit Teerkreuzen an? Und willst deine Frau ihre besten Milchgeber verkaufen? Und willst nich mehr wirtschaften?« – »Bräsig, Rudolf kann wirtschaften; worüm sall Mining nich frigen, wenn Lining frigt hett? Is Mining slichter?« – Dorbi kek hei bi Sid Bauschanen an, Bauschan schüddelte mit den Kopp. – »Jochen«, säd Bräsig, »allens was recht is! Du hast eben in deine Dämlichkeit ein sehr kluges Wort gesprochen« – Jochen kek tau Höcht – »nein, Jochen, es soll keine Lobeserhebung for dich sein, es is man, weil es in meinen Ansichten paßt, denn ich bin auch die Meinung, daß Rudolf hier wirtschaften muß. – Still, Madam Nüßlern!« säd hei, »kommen Sie hier mal her.« – Un dormit treckte hei Fru Nüßlern in de anner Stuw un set'te ehr dat utenanner, bet Ostern blew hei noch bi Paster Gottlieben, un bet dorhen künn hei hir noch taum Rechten seihn; äwer von Ostern af müßte Rudolf hir wirtschaften, »und das wird for Sie gut sein«, set'te hei hentau, »denn er wird Ihnen keine Kreuzen auf die Küh malen, und for ihn wird's auch gut sein, er wird sich so bei Lütten in die Wirtschaft hineinfinden; und zu Ostern über's Jahr muß dann die erfreuliche Hochzeit sein.« – »Herre Jesus, ne, Bräsig, dat geiht nich, wo künn Mining un Rudolf woll in einen Hus' wahnen? Wat säden de Lüd' woll dortau?« – »Madam Nüßlern, das weiß ich, in Brautschaften taxieren die Menschen ihre Mitmenschen slecht, das weiß ich, als ich damals die drei – je, was wollt' ich sagen? Na, Mining kann ja zu Paster Gottliebs ziehen, zu Ostern zieh ich nach Rahnstädt zu Hawermannen, un denn ist meine Stube leer.« – »Ja, dat güng«, [504] säd Fru Nüßlern. Un't was nu allens in de Reih. – Ostern kamm Rudolf, äwer Mining müßt furt, un as sei mit Sack un Pack up den Wagen satt, drögte sei sick de Tranen von de Ogen un höll sick för dat unglücklichste Wesen up de wide Welt, wil ehr leiw Mutting sei ut ehr Vaderhus tau frömde Lüd' – womit sei ehr Swester Lining mit meinte – verstött hadd, un dat ahn alle Ursak; un sei makte ordentlich 'ne lütte Fust, as sei an Bräsigen dachte, denn ehr Mutting was dormit rute kamen: Bräsig hadd't so för gaud inseihn. »Ja«, rep sei ut, »und nun soll ich in seine Stube hinein, die er mit Tabak so eingeräuchert hat, daß man seinen Namen mit dem Finger an die Wände schreiben kann!« Äwer wat makte sei för Ogen, as sei in dese Stuw kamm, wat makte sei för Ogen! – Midden in de Stuw stunn en Disch, mit en witt Laken deckt, un dorup stunn in en hübschen Glasbeker en groten Blaumenstruz, as de Johrstid em gaww, von Sneiglöckschen, Blag'öschen, gele Akzischen un Zynthen, un dorunner lagg en Breiw an Mining Nüßlers von Unkel Bräsigen sine Hand, un as sei den upmaken ded, verfirte sei sick ordentlich, denn't wiren Vers', un dit was dat irstemal, dat sei perßönlich mit Vers' handgemein würd. Unkel Bräsig hadd von den Zimmerling Schulz en ollen Buspruch lihrt un hadd den up 'ne Stuw tau Paß makt un tauletzt noch en Strämel Trostlied ut sick sülben achteran dicht't, un so lud't de Breiw:

Meine liebe Pät!
Die Stub' ist mein
Und doch nich mein,
Der vor mich war,
Dacht auch, 's wir sein.
Er gung hinaus,
Ich gung hinein;
Und bin ich fort,
Wird's auch so sein.
[505]
Ja, Scheiden und Meiden tut weih,
Aber 'n Jahr is bald vorbei,
Setz du dich hier getrost hinein,
Denn übers Jahr wird Hochzeit sein.

Mining würd woll äwer de Hochtid en beten rod un föll ehre Swester Lining mit Lachen üm den Hals un schüll up Bräsigen; äwer in ehren Harten lawte sei em en fründlichen Kuß an. Un so was Mining nu hir, Rudolf tau Rexow un Bräsig bi de Fru Pastern un Hawermannen in Rahnstädt.

Mit Hawermannen hadd sick nich recht wat verännert, hei blew för sick, trotzdem männigein sick üm em kümmerte; de Rekter höll em af un an 'ne lütte Red', Kurz verwickelte em in en ökonomisches Gespräk, un ok Moses humpelte tauwilen de Trepp herup un vertellte sick mit em von ollen Tiden un frog em üm Rat in sine Geschäften; äwer dat wull den ollen Mann nicks verlöschen, hei quälte sick Dag un Nacht mit den Gedanken an sin Kind un mit de widschichtige Hoffnung, dat de Daglöhner Regel mal wedder kamen süll un em dörch ein uprichtig Bekentnis von den smählichen Verdacht fri maken. – Schriwen hadd de Daglöhner öfter laten un hadd an sine Fru un Kinner ok Geld schickt; hei sülwst wull sick äwer nich seihn laten. – De lütte Fru Pastern hadd 'ne heimliche Angst, dat sick bi den ollen Fründ 'ne Inbillung ganz fast setten künn, un sei dankte ehren Schöpfer, as Bräsig endlich tau ehr treckte. Bräsig würd woll helpen, un Bräsig wull dat ok, un wenn einer, was hei de Mann dortau. Sin unrauhiges un dorbi gaudmäudiges Wesen let sinen Korl gor kein Rauh, Korl müßt dit dauhn un dat dauhn, hei müßt spazieren mit em gahn, hei müßt all de dämlichen Bäuker mit anhüren, de sick Bräsig ut de Rahnstädter Leihbibliothek halen würd, un wenn nicks anslagen wull, denn stellte Bräsig de verrücktesten Behauptungen un Ansichten up, dat em Korl wedderspreken süll un dat hei em in en nüdlichen Strid verwickelte. – Up dese Ott würd dat würklich beter mit Hawermannen, äwer so as de Red' up Pümpelhagen oder Franzen kamm, [506] denn was't vörbi, un de böse Geist kamm wedder äwer em.

Mit Lowise stunn dat vel beter, sei was kein von de Frugenslüd' de dor glöwen, wenn ehre Leiw tau Schaden kamen is, möten sei ehr Lewlang doran herümmer doktern un möten von butwennig de Welt dörch en mattes, slappes Wesen wisen, wo krank ehr armes Hart is, dat de Dod sei man erlösen kann un dat sei up de Welt nu tau nicks mihr tau bruken sünd. – Ne, tau de Ort hürte sei nich, in ehr was Kraft un Maud, en grot Unglück för sick allein tau dragen, dat Mitled von de Welt brukte sei nich dortau. Deip, deip unnen up den Grund von ehren Harten lagg ehre Leiw as reines Gold, un keinen günnte sei den Anblick, för de Welt was ok de blote Schin verslaten, un wenn sei sülwst mal in stillen Stunnen heraf steg tau ehren Schatz un dorvon heruppe halte, denn wesselte sei't üm in lütt Geld tau den däglichen Gebruk un gaww't hir hen un dor hen an alle, de mit ehr tau dauhn hadden; un dese Leiw kreg de Welt tau seihn, de annere nich. – Wenn denn uns' Herrgott süht, dat so'n Hart wacker striden deiht gegen dat Unglück un dornah tracht't, trotzdem Gauds tau wirken un tau schaffen, denn helpt hei wider, un hei schickt männigen Taufall tau Hülp, an den keiner dacht hett. Taufall nennen dat de Minschen; äwer wenn einer richtig tausüht, denn is dat 'ne Folg' von vele annere Folgen, von de de eigentliche Ursak uns blot verborgen is.

So'n Taufall süll nu Lowise in den Frühjohr nah dat Frugens-Fehmgericht erlewen. – Sei kamm von Lining in Gürlitz taurügg un gung tüschen de Rahnstädter Gorens up en Fautstig entlang, as sick 'ne Gorenpurt upded un dorut en lüttes hübsches Mäten up ehr tau kamm, ganz rod äwergaten un in de Hand en Struz von Flederblaumen un Tulpen un Akzischen. – »Ach, nehmen Sie«, säd de lütt Akzesser – denn hei was't –, un as Lowise en beten verwunnert dor stunn, as wenn sei nich wüßt, wo sei dortau kem, lepen den lütten Akzesser de Tranen de Backen dal, un hei höll sick de Hand äwer de Ogen un säd: »Ich wollt' Ihnen so gern eine Freude machen.« – Na, [507] dat was jo nu so weik un so warm! Lowise slog ehren Arm üm em un küßte den lütten Akzesser, un de tog sei rinne in den Goren nah de Lauw, un dor seten sei unner den bläuhenden Fleder, un Lowise slot mit dat unschüllige junge Mäten 'ne warme Fründschaft, denn ut de Kahlen, de de Leiw taurügg laten hett, bött sick de Fründschaft licht an, un von nu an was de lütt Akzesser dägliche Gast bi de Fru Pastern, un allens in den Hus' freuete sick, wenn hei kamm. – Wenn Hawermann den irsten Ton von Fru Pastern ehren ihrwürdigen Klawezimbel hürte, kamm hei de Trepp hendal un set'te sick in de Eck un hürte tau, wo de lütt Akzesser sogor up dit ihrwürdige Instrument schön spelen ded, un wenn dat vörbi was, funn Fru Pastern ehre Reknung, denn de lütt Akzesser was de Dochter von en Dokter, un Dokters un Dokterkinner weiten ümmer vel Nigs tau vertellen, un wenn de Fru Pastern ok grad nich niglich was, so müggt sei doch girn allens weiten, un sörre de Tid, dat sei in 'ne lütte Stadt wahnte, was ok dese lüttstädtsche Eigenschaft bi ehr inkihrt, un sei säd tau Lowise: »Ich weiß nicht; aber es ist doch einmal so, man mag doch gerne wissen, was um einen herum vorgeht; aber wenn meine Schwester, die Triddelfitz, mir das erzählt, dann hört sich das alles so scharf an, wenn mir aber die kleine Anna etwas erzählt, dann hört sich das so unschuldig und lustig an; es muß doch ein klein gutes Kind sein.«

Äwer de richtige Bedüdung kreg dese Fründschaft irst, as dat slimme Johr in de lütte Stadt inrücken ded mit sine Folg' von Hunger un Nod un Elend. – De Vader von de lütte Anna was en Doktor, un en Titel hadd hei gor nich; äwer hei hadd wat Beteres, hei hadd en Hart für de Armaud, un wenn hei von hir un dor tau Hus vertellt hadd, denn kamm de lütt Akzesser tau de Fru Pastern un tau Lowise un vertellte dor wedder, wo't hir stunn un dor stunn, un denn gung de Fru Pastern in ehr Spiskamer un up den Vörratsbähn un in den Keller un packte en Korf – dat ded sei sülwst, dor let sei keinen anners äwer –, un de beiden lütten Mätens drogen in'n Halfschummern dormit af, un wenn sei wedder kemen, [508] gewen sei sick en Kuß, un de Fru Pastern einen un Hawermannen einen, un dat was't all. – Un as de Suppenanstalt inricht't warden süll, dunn höllen de Rahnstädter Damens en groten Parpendikel – as Bräsig säd –, un't süll dorin utmakt warden, woans so wat am besten upricht't warden süll, un de Fru Syndikussen säd: »So etwas müßte großartig sein«; un as sei dornah fragt würd, woans sei dit meinen ded, säd sei, dat wir ehr ganz egal; äwer »großartig« müßt dat sin, süs würd dor nicks ut. – Un de ollen Fehmrichter säden, 't müßt en Unnerscheid makt warden tüschen de Gottlosen un de Framen, de Gottlosen künnen hungern; un 'ne junge Fru, de grad irst frigt hadd, säd: Mannslüd' müßten an de Spitz stahn; äwer de kamm schön an, allens stunn gegen ehr up, un de Fru Syndikussen säd: so lang' sei lewt hadd – un dat sünd all en schön por Johr, säd de Krummhurn dormang –, hadd Kaken un Milddädigkeit in de Frugenslüd ehr Regiment slagen, wat Mannslüd dorvon verstünnen? Äwer »großartig« müßt de Sak anfat't warden. – Un dat Konwentikel gung untenanner, grad so klauk as't west was, un as dat Suppenkaken los gung, dunn handtierten twei lütte hübsche Mätens an den Füerhird herümmer mit witte Latzenschörten un deilten de Gawen för de Armaud in de Henkelpött, un seten mit de gottlosen un de framen Armen tausam up de Bänk un schellten för den morgenden Dag Tüften un schrapten Räuben, un dat was dat lütt Geld, wat Lowise för ehren goldenen Schatz inwesselt hadd, un de lütt Akzesser schot sine Gröschens ok mit dortau.

Nu kamm Bräsig un namm den lütten Akzesser de utwartsigen Angelegenheiten af, denn hei was vullstännig för dat Utwartsige eigens erschaffen, as dat sine Bein utwesen, un wenn hei den verdammten Podagra nich hadd, lep hei in de Stadt herüm un säd tau Hawermannen: »Korl, Doktor Strump sagt: Polchikum un Bewegung, und der Wasserdokter sagt: kalt Wasser un Bewegung; mit der Bewegung kommen sie beid überein, und ich fühl' das, die erhält mir. – Was ich sagen wollt – Moses läßt dich vielmal grüßen und [509] heute nachmittag käm er.« – »Wat? Is de all von Dobberan ut dat Bad taurügg? Ick denk, hei wull irst in den Augustmand taurügg kamen.« – »Je, Korl, wir schreiben heut auch all den Jakobidag, un der Aust geht los. – Aber – was ich sagen wollt – das olle Judenpaken hat sich ganz verrennowiert, er süht ordentlich nüdlich aus und lief in der Stub' rum, bloß um mich zu zeigen, wo beinig er worden was. – Abersten nu muß ich zu die alte Witwe Klähnen, sie lauert schon in ihren Garten auf mich, indem ich ihr Räuwsaat versprochen habe, un denn muß ich nach die Kaufmann Krummhorn, sie will mich ihre jungen Katzen mal zeigen, was sie eine for uns beliegen lassen soll; denn, Korl, 'ne gute Maus'katz müssen wir haben, un denn muß ich zu Smidt Rischen wegen das Pantoffeleisen für Kurzen seine olle Sadelstaut. De Ollsch hat Steingallen, so viel – ich sag' dich, Korl – as Mosessen sein David Likdürn. – Du weißt woll nich, was dein junger Herr schon einen Steingalligen hat, sonst könnt er sich die alte Tät von Kurzen anhandeln, wegen der Vollständigkeit von sein Lazarett. – Un gegen Abend muß ich zu die Frau Burmeistern, denn sie haben auch en Scheffelner drei Aussaat Roggen, un da will si nu 'ne Festlichkeit daraus machen, indem daß er heut gemäht is, un ich soll en natürliches Streichelbier anrangieren, das es ordentlich auf Ökonomisch herauskommt. – Na, adjes, Korl, heut nachmittag les' ich dir was vor, ich hab' ein plesierlich Buch mitgebracht.« – Un so lep hei nu wedder Strat up, Strat dal, as Hans in allen Hägen, un sweit'te för anner Lüd herümmer; denn wil sick in 'ne lütte meckelbörgsche Stadt de Hauptsak üm den Ackerbu dreiht, hadd hei hir raden un dor prophenzeit, hadd hir hulpen un dor mit anfat't, un was so bald dat Orakel un de Nodknecht von de ganze Stadt worden.

Den Nahmiddag satt hei bi sinen Korl un hadd en Bauk in de Hand un wull em dorut vörlesen, un wenn wi em äwer de Schuller kiken, denn lesen wi up den Titel: »Die Frösche des Aristophanes, aus dem Griechischen übersetzt.« – Wi maken grote Ogen; äwer wat würd de olle griechsche Schelm [510] för Ogen äwer de Rahnstädter Bildung makt hewwen, wenn hei nah tweidusend Johr äwer Unkel Bräsigen sine Schuller seihn hadd un hadd ut den Stempel wohrnamen, dat sin verdammte Poggenkram mit de verschiedentlichen »Blüten« un »Perlen« un »Vergißmeinnicht« un »Rosen« in de Rahnstädter Leihbibliothek inrangiert was. – Wat hadd de Spitzbauw woll lacht! – Unkel Bräsig lachte nich, hei satt sihr irnsthaft dor, hadd sick sine Hurnbrill mit de groten runnen Gläs' upset't, de as en por Kutschenlanternen lücht'ten, höll sick dat Bauk so wid von den Liw, as sine Arm reckten, un fung nu an: »Die Frösche – damit meint er, was wir Poggen nennen, Korl – des Aristop-Hannes – ich lese ›Hannes‹, Korl, denn ich muß ›Hanes‹ for en Druckfehler estimieren; denn es heißt ja auch ›Schinder-Hannes‹, welches ich vordem mal gelesen habe, und wenn dies nur halb so graulich is, denn können wir schon zufrieden sin, Korl.« – Un nu fung hei an tau lesen un les' in Schaulmeister Strullen sinen Stewel ümmer förfötsch wider, un Hawermann satt dor, as hürte hei nipping tau, äwer glik up de irste Sid kemen em sine eigenen Gedanken, un as Bräsig sick den Finger natt makte, dat hei dat virte Blatt ümslahn wull, sach hei mit gerechten Arger, dat den ollen Fründ de Ogen taufallen wiren. Bräsig stunn up un stellte sick vör em hen un kek em an. Nu is dat äwer 'ne olle Sak, dat de Möller upwakt, wenn de Mähl stillsteiht, un dat de Tauhürers upwaken, wenn de Predigt tau En'n is, un so gung dat Hawermannen ok, hei slog de Ogen up, treckte en por forsche Täg' ut sine Pip un säd: »Schön, Zacharies, sihr schön!« – »Wo? Du sagst ›schön‹ un hast slafen.« – »Nimm mi dat nich äwel«, säd de Oll, de nu irst tau vulle Besinnung kamm, »äwer ick heww kein Wurd dorvon verstahn. Dat Bauk drag' man wedder weg, oder versteihst du wat dorvon?« – »Dieses weniger, Korl, aber ich habe einen Gröschen dafor bezahlt, un wenn ich einen Gröschen bezahle, denn will ich auch was dafor haben.« – »Ja wenn du nu äwer nicks dorvon versteihst?« – »Der Mensch lies't auch nicht wegen Verstehen, Korl; der Mensch lies't pour Paster [511] la tante aus die Bücher. Süh mal ...«, un hei wull em dit begriplich maken, 't würd äwer an de Dör kloppt, un Moses kamm herinne. –

Hawermann gung em entgegen: »Dat is schön, Moses! Un wo frisch seihn Sei ut, ordentlich smuck.« – »Hat mir die Blümche auch schon gesagt, aber vor fünfzig Jahren hat se 's mir auch schon gesagt.« – »Na, wo hett Sei 't denn gefallen in dat Bad?« – »Wissen Sie was Neues, Hawermann? Man freu't sich zweimal zu's Bad, einmal, wenn man kommt hin, und zum zweitenmal, wenn man reis't weg. – Es is grad so wie mit en Pferd un en Garten un en Haus, man freu't sich, wenn man se kriegt, und man freu't sich, wenn man se is los.« – »Ja, de fulen Dag' hewwen Sei woll nich uthollen künnt, dat Geschäft hett Sei woll stark in den Kopp legen?« – »Nu, was haißt Geschäft? – Ich bin en alter Mann. – Mein Geschäft is, daß ich mich nich lass' ein auf neue Geschäften, und mein Geld raus zieh aus de alten Geschäften. Und darum bin ich gekommen her zu Sie; ich will kindigen de siebentausend Taler in Pümpelhagen.« – »Oh, Moses, nich doch! Sei würden den Herrn von Rambow in grote Verlegenheit setten.« – »Nu, ich weiß nich; er muß haben Geld, er muß haben viel Geld. Da hat David und der Notorjus und der Pömüffelskopp mit ihm gemacht und haben ihn diesen Neujahr aufs Nest schneren wollen, hat er aber bezahlt elftausend Taler auf einen Tisch. – Ich weiß; ich hab' mit Daviden immer schon gemerkt. Ich hab' also den Zodick vorgekriegt. ›Wo seid ihr gestern gewesen hin?‹ hab ich gefragt. – ›Zu dem Grafen‹, hat er gesagt. – ›Zodick, du lügst‹, hab' ich gesagt. – Da hat er geschworen, daß er wollt verschwarzen. – Ich hab' aber ümmer gesagt: ›Zodick, du lügst.‹ Zuletzt hab' ich gesagt: ›ich will dir was sagen‹, hab' ich gesagt: ›die Pferde sind mein, und der Wagen ist mein, und der Kutscher ist mein; as du nicht sagst de Wohrheit, jag' ich dich weg, und denn büst du en Schnudder.‹ – Da hat er gegeben Hals und hat mir erzählt von die elftausend Taler, und gestern hat er mir erzählt, daß Pömüffelskopp hat gekindigt achttausend[512] Taler zu Antoni. – Nu, der Pömüffelskopp is en kluger Mann, er muß wissen, wie's steht.« – »Du leiwer Gott«, rep Hawermann, un sin Haß was vergeten, un de olle Anhänglichkeit slog hell bi em dörch, ahn dat hei't sülwst wüßt, »un denn wullen Sei ok noch künnigen? – Moses, Ehr Geld steiht jo doch seker.« – »Nu, wollen sagen, es steht sicher. Aber ich weiß noch viele Stellen, wo 's steht auch sicher.« Un nu kek hei de beiden ollen Entspekters scharp einen nah den annern in't Gesicht un säd mit sonnerboren Nahdruck: »Ich hab' en gesehen; ich hab' auch mit ihm gesprochen.« – »Wen? den Herrn von Rambow? Wo denn dor?« frog Hawermann. – »Zu Dobberan, bei der Spielerbank hab' ich en gesehen«, säd Moses giftig, »und in meinem Mietsquartier hab' ich en gesprochen.« – »Mein Gott«, rep Hawermann ut, »dat hett hei süs seindag' nich dahn. Wo kümmt de unglückliche Minsch dortau!« – »Das hab' ich ümmer gesagt«, begehrte Bräsig up, »dieser Herr Leutnant rungeniert sich mit wissentliche Augen.« – »Gott, du gerechter!« rep Moses dormang, »wie haben sie geschmissen mit das Geld, große Haufen von de Luggerdors haben sie vor sich gehabt und haben sie hierhin gesetzt und haben sie dahin gesetzt und haben sie hierüber geschoben und darüber geschoben, und das soll sein ein Geschäft? Und das soll sein ein Vergnügen? Wo einem die Haare zu Berge steigen? – Und da 's er gewesen immer mitten mang. – ›Zodick‹, hab' ich gesagt – denn Zodick war gekommen mit meinen Wagen, ich wollt den andern Tag fahren – ›Zodick, stell dich hierher un paß Achtung auf den Pümpelhäger Herren, wie's ihm geht, mir wird ganz schlimm.‹ Und den Abend is Zodick gekommen und hat gesagt: er is pleite, und den Morgen is der junge Herr gekommen und hat von mir haben wollen tausend Taler. ›Ich will Sie was sagen‹, habe ich gesagt, ›wenn ich soll sein als Vater zu Ihnen, denn kommen Sie mit mir, mein Zodick hält mit den Wagen vor der Tür, ich nehm Sie mit, kost't Ihnen keinen Schilling.‹ – Hat er nicht gewollt, und ist er da geblieben.« – »De arme, unglückselige Minsch!« rep Hawermann ut. – »Dieser Jüngling!« [513] rep Bräsig ut, »der Frau und Kind hat! – Oh, wenn du meiner wärst, wo wollt ich dir hohalieren!« – »Äwer Moses, Moses!« rep Hawermann, »ick bidd Sei üm alles in der Welt, künnigen S' em dat Geld nich. Hei ward sick besinnen, un Ehr Geld steiht jo seker.« – »Hawermann«, säd Moses, »Sie sind auch en kluger Mann; aber hören Sie: as ich hab' angefangen mit de Geldgeschichten, hab' ich gesagt zu mir: Wenn einer kommt und macht große Geschichten mit Kutsch und Pferden un mit de kostbaren Möbels, den borgst du Geld, der Mann schafft sich doch was an; wenn einer kommt und macht sich lustig und trinkt Schepagner – nu, junge Leute! was sie heute ausgeben, können sie auch wieder morgen verdienen –, den borgst du auch; aber wenn einer kommt und hat de Karten in de Tasch un de Würfels in de Tasch, und schmeißt sein Geld in den Dreck haufenweis – nimm dich vor die in acht, hab' ich gesagt, der Spieler findt sein Geld nicht wieder aus dem Dreck. – Und denn, Hawermann, wie würd's heißen unter de Leut'? Der Jud', würden sie sagen, hat sich hintergesteckt hinter den jungen Mann, hat ihn Vorschuß gemacht zu's Spiel, daß er gehen soll kapores, damit der Jud' kann fischen in den Trüben.« Un Moses richt'te sick hoch in En'n: »Nein, der Jud' hat auch seine Ehre! Und keiner soll kommen und auf mein Grab zeigen und sagen: der da hat gemacht faule Geschichten. – Und ich werd' mir nicht nehmen lassen meinen guten Namen in meine alten Tage von einem Menschen, der noch nicht trocken ist hinter de Ohren. – Hat er Ihnen nicht gestohlen Ihren ehrlichen Namen, und Sie sind doch en guter Mann und en reeller Mann. – Nein«, säd hei, »setzen Sie sich«, as Hawermann upsprung un in de Stuw up un dal lep, »ich sprech' nicht darüber, de Menschen sind verschieden; Sie wollen 's leiden und haben Ihre Gründe; ich will's nich leiden und hab' auch meine Gründe. – Un nu adjö, Hawermann, adjö, Herr Entspekter!« un gung ut de Dör, »aber Antoni wird gekündigt.«

So treckte denn also an Axeln sinen Hewen ok von des' Sid [514] her en Swark up, an dat hei gor nich denken ded, düstere Wederwolken stünnen üm em rüm in en Ring, un wenn dat Unweder ruppe kamm, wer kunn't weiten, wat dor nich en Hagelschur mit mang föll, wat sine Hoffnungen för ümmer dalslahn kunn. Hei frilich wull den Gedanken gor nich in sick upkamen laten, dat em de Sak an den Kragen gahn kunn, hei tröst'te sick mit en gauden Aust, mit Vörschuß, den hei von de Kurn- und Wull-Händlers nemen kunn, un denn noch mit annere unverseihns infallende Glückstaufäll, de jo ok minentwegen intreden künnen, wenn sei wullen. – Äwer ebensooft, as de den Minschen tau Hülp kamen, kamen ok so'ne Ort Taufäll von buten her up em in, de ok den Besten vör den Kopp slahn, un dat den Minschen tau Maud ward, as wull de Taukunft mit em mal Blin'nkauh spelen. – So geschach dat nu 1848.

35. Kapitel
Kapittel 35

Worüm up de Insel Ferro un an den Nurdpol de Revolutschon utbreckt, worüm de Postmeister tau Rahnstädt vör de Dör steiht un mit den Dumen dreiht, un worüm de geistliche Kannedat blot noch »bumm« seggen kann. Worüm all de Dicken bet up den Zimmerling Schulz un Bräsigen ut den Reformverein tau Rahnstädt wegblewen, un dat Manassesen sin Sähn en Geschäft mit Flintenstein maken wull un David sick en Bort stahn laten müßt. – Kurz ward ut den Reformverein smeten, un Rekter Baldrian stift't 'ne Zunft för de Snidermamsells. Axel in Dummheit, Pomuchel in Ängsten, hei biddt Gottlieben un Lining tau Middag. – Lining will nich, un Gottlieb predigt gegen de falschen Götzen un predigt de Kirch leddig.


Hir is natürlich nich de Urt, doräwer tau schriwen, wat dat Johr gaud för de Welt oder wat dat slicht för ehr was, dat mag sick ein jeder nah sinen Kram taurecht leggen; ok will ick mi dormit nich inlaten, tau berichten, wat dat för de äwrige Welt för Folgen hadd un wo sine eigentliche Ursaken tau säuken sünd; äwer wat dat Johr för de Gesellschaft in Mun'n führte, mit de ick hir vör allen tau dauhn heww, kann ick nich von de Hand wisen; süs künn dit Bauk mit en groten Unverstand tau En'n gahn.

[515] As in den Februwori de Larm in Paris losgung, was dat för Mecklenborg noch wid hinnen in de Türkei, un 't was för de meisten Lüd' ganz plesierlich, dat doch mal ordentlich wat passieren ded in de Welt. Ok in Rahnstädt rögte sick en starken Geist för dat politische Wesen, un de Postmeister säd, wenn dat so bibliwen ded, denn nem de Sak äwerhand, hei hadd nu all elben nige Zeitungen bestellen müßt, vir Hamburger Korrespondenten un säben Tanten Vossen, un dit Verhältnis wir en slimm Teiken, denn Tanten Vossen unnergröw mit ehre Redensorten de ganzen gesellschaftlichen Taustän'n; sei müggt sick ok nich Slimms dorbi denken, äwer sei ded't doch. – So was nu för vir un virtig Rahnstädter Politikers sorgt, denn vir un vir höllen, in'n pohlschen Bogen berekent, ümmer ein un de sülwige Zeitung, un de lütte Nahkamenschaft von de Rahnstädter Honoratschonen lep mit Zeitungen in de Straten rüm un drog sei pünktlich von Hus tau Hus, as wullen ehr leiwen Öllern luter Postbaden ut ehr upfäuden. – Äwer wat düsen elben Zeitungen för 'ne Stadt as Rahnstädt? De ganze Bürgerschaft hadd noch nicks, un för de Börgers müßt doch ok sorgt warden, un dat würd't ok. –

»Jehann«, säd Hanne Banken sine Fru, »wo willst du all wedder hen?« – »Ih, Dürten, en beten nah Grammelinen.« – »Du löppst mi vel tau vel tau Wirtshus up Stun'ns.« – »Ih, Dürten, ein Glas Bir! – De Avkat Rein les't hüt abend wedder ut de Zeitungen vör; de Minsch will doch weiten, woans dat in de Welt utsüht.« – Un Hanne Bank un mit em noch föftig annere gungen tau Bir.

Baben an den Disch satt de Avkat Rein, höll de Zeitung in de Hand, kek den Disch en pormal lang un haust'te en pormal. – »Ruhig!« – »Ruhig!« – »Grammelin, mi noch en Glas Bir!« – »Korl, so holl doch din Mul! hei will jo lesen.« – »Dunnerwetter! ick ward mi doch irst noch en Glas Bir inschenken laten känen?« – »Na, nu ok still!« – Un de Avkat fung an tau lesen. Hei las von Lyon un Mailand un München; allentwegen was 't utbraken, un 't gung dull her in de Welt. – »Na, hir 's noch wat«, säd hei. »Insel Ferro, den [516] 5ten. Die Insel ist in vollem Aufstand; man will uns den Meridian nehmen, der nun schon über 300 Jahre über unsere Insel gelegt ist, und will ihn nach Greenwich in England verlegen. – Große Erbitterung gegen die Engländer. – Das Volk greift zu den Waffen; unsere beiden Husarenregimenter sind zur Deckung des Meridians kommandiert.« – »Nu denkt jug blot, nu fangen de ok all an!« – »Ja, Vadder, dat's ok kein Kleinigkeit; wenn einer dreihunnert Johr so wat hatt hett, denn will hei 't ok nich missen.« – »Vadder, weitst du, wat 'ne Meridian is?« – »Ih, wat ward't sin? Dat ward woll wat sin, wat de Engländer gaud bruken kann. – Süh, du wullst mi dat vörgistern nich tau glöwen, dat de Englänner an den ganzen Larm schuld is; nu hürst du 't.« – Avkat Rein läd de Zeitung up den Disch un säd: »Ne, nu ward mi de Sak denn doch en beten tau dull; dor kann einen jo angst un bang' bi warden.« – »Herre Jesus, wat is nu wedder los?« – »Is noch wat Dulls passiert?« – »Je, wat wull dat nich! Hürt mal! – Nordpol, den 27. Februar. Ein höchst gefährlicher und bedenklicher Aufruhr ist unter den Eskimos ausgebrochen; sie weigern sich hartnäckig, ferner die Erdachse zu drehn, und schützen den Mangel an Tran zum Schmieren vor, weil im vorigen Jahre der Walfischfang so schlecht ausgefallen sei. – Die Folgen dieser Empörung sind für die ganze Welt unberechenbar.« – »Gotts ein Dunnerwetter! Wat's dit? – Nu steiht jo woll de Geschicht still?« – »Ih, dor müßt jo äwerst de Regierung wat tau dauhn?« – »Ih, Vadder, dat litt jo wedder de Ridderschaft nich.« – »Ih, dat glöw ick noch gor nich«, säd Hanne Bank. – »Dat glöwst du nich? Na, du as Schauster süllst dat doch woll weiten. Is de Tran sörre vergangen Johr nich upslahn?« – »Na, Kinnings«, rep Snider Wimmersdörp, »so vel segg ick, keinen gauden Gang geiht't nich.« – »Na«, rep en anner, »mi 's't egal! Wenn de Hewen inföllt, fallen alle Sparlings dod. Äwer so vel segg ick, wi möten arbeiten, un de verdammten Hun'n an den Nurdpol, de willn de Hän'n in den Schot leggen? – Grammelin, mi noch en Glas Bir!«

[517] Un ut dese Geschicht kann sick einer dreierlei ut entnemen: irstens, dat de Herr Avkat Rein nich blot ut de Zeitung, tauwilen ok woll wat ut sinen Kopp, vörlesen ded un dat hei snaksche Infäll hadd, un tweitens, dat de Rahnstädter Börger för Zeitungen noch nich recht rip was, un drüddens, dat de Minsch 'ne Sak, de em noch nich sülwst an't Mager geiht, in'n ganzen noch ümmer sihr koltbläudig ansüht.

Äwer 't süll uns neger kamen. Eines schönen Dags blew de Berliner Post ut, un de Rahnstädter stunnen in en dicken Drümpel vör dat Posthus un frogen sick, wat dit denn woll tau bedüden hadd, un de Ridknechts, de de Posttaschen för dat Land halen süllen, frogen sick, wat sei täuwen süllen oder nich; un de einzige taufredene Minsch in desen Trubel was de Herr Postmeister, de stunn vör de Dör, hadd de Hän'n äwer de Mag' folgt, dreihte mit de Dumen un säd: sörre dörtig Johr hadd hei middags tüschen elben un twölben nich so vel schöne Tid hatt as an den hütigen Dag. – Den annern Dag kemen staats de lütten Zeitungsdrägers de Honoratschonen sülwst, un staats de Ridknechts kemen de Herrn sülwst herinne tau bädeln; äwer dat hülp ok nich vel, denn de Post kamm dorüm doch nich; äwer staats dessen fung dat an tau munkeln: in Berlin wir 't nu ok utbraken. – De ein wüßt dit, un de anner dat, un oll Pötter Düsing, de vör den Dur wahnte, säd, hei hadd hüt den ganzen Morgen dütlich mit Kanonen scheiten hürt, wat em denn ok alle Lüd' ihrlich tau glöwen deden, obschonst dat viruntwintig Mil von Berlin nah Rahnstädt sünd. Blot sin Nahwer, Rad'maker Hagen, säd: »Vadder, dat Kanonenscheiten, dat bün ick west; ich heww vermorrntau bäuken Stämmen in minen Holtstall klöwt.« – Den drüdden Dag kamm nu 'ne Post; äwer nich von Berlin, blot von Oranienborg; sei bröchte indessen doch en Minschen mit, de allens hadd schön berichten künnt, indem dat hei de Tid äwer sülwst in Berlin west was, wenn hei sick blot nich unnerwegs so heisch red't hadd, dat hei in Rahnstädt ok nicht ein Wurt rute bringen kunn. – 't was en geistlichen Kannedat ut de Ümgegend, un de Rahnstädter kennten [518] em un plegten em mit Eiergrock, dat hei Hals gewen süll; hei drunk ok en ganz nüdlich Deil von dat Tüg, äwer't slog nich an; hei wis'te up Hals un Bost, schüddelte mit den Kopp un wull weg. – Dat was nu en dämliches Verlangen von em, denn üm mit lange Näsen aftautrecken, wiren de Rahnstädter nich nah de Post kamen, sei leten em nich dörch, un de Kannedat müßte sich dortau verstahn, ehr de Berliner Revolutschon bildlich mit Arm un Bein vörtaumaken. Hei bugte also en por Barrikaden in de Luft, natürlich: man so dauhn, denn wenn hei sick an den Rahnstädter Stratendamm würklich vergrepen hadd, wir em doch woll de Polizei äwer den Hals kamen; hei schot mit sinen Stock achter de Barrikaden rute, hei störmte sei – wedder mit den Stock – von vörentau, un jog in en Anglopp midden mang de Rahnstädter rinner, üm ehr de Dreiguners düdlich tau maken; ok de Kanonendunner gelung em, denn »bumm!« kunn hei just noch seggen.

So wüßten denn nu de Rahnstädter, woans 'ne Revolutschon utsach un woans sei makt warden müßt, sei seten tausam un drünken Bir un streden sick, un de Sak würd so irnstlich in't Og' fat't, dat sick sülwst uns' Fründ Rein nich mihr trugte, sine Nurdpol-Geschichten vörtaulesen, taumal nu ok de Herren Honoratschonen kemen un Bir drünken, indem dat sei sick bi Tiden beleiwt maken wullen för den Fall, dat dat hir losgahn süll. – Un doran würd stark dacht. –

In Rahnstädt gaww dat eben so gaud uperweckte Köpp as annertwegen, un wenn ok nich de ganze Stadt ein un de sülwigen Beswerden hadd, so hadd doch jeder enzelne en lütten Haken, an den hei sine Untaufredenheit anknüppen kunn, de ein hadd dit, de anner dat, un Kurz hadd de Stadtbullen. De Sak lep dorup rute, dat alle einig würden: anners müßt 't warden un keinen gauden Gang güng't nich, wenn sei nich ok ehre Revolutschon kregen, d.h. man 'ne lütte.

Ut de unverstännige Zeitungsleseri würd en verstännigen Reformverein mit en Presendenten un 'ne Klingel, ut dat unregelmäßige Af- un Taulopen würd en regelmäßiges, un de [519] Besäuk würd so stark, dat de Gesellschaft sick eins Abends ut de Birstuw nah den Saal vertrecken müßte; de Birseidels namm sei äwer mit. – Allens dit geschach in de grötste Ordnung, wat würklich tau bewunnern is, wenn einer bedenken will, dat de ganze Gesellschaft ut untaufredene Lüd' bestunn, indem dat einzigste taufredene Mitglied von den Verein de Gastwirt Grammelin was. Up den Saal würden nu Reden hollen, tauirst von Dischen un Bänken runne; äwer dat süll ok ännert warden. Discher Thiel bugte en run'n Ort Ding, wat 'ne Rednerbühn bedüden süll, un de irste Red', de dorup hollen würd, was von Böttcher Dreiern gegen Discher Thielen richt't, indem hei dat Ding för Böttcherarbeit un nich för Discherarbeit taxierte un de Versammlung üm Schutz för sine Zunft ansprok. – Hei kamm äwer nich mit dörch, obschonst dat ogenschinlich was, dat dat Ding vel Ähnlichkeit mit en Käuhlfatt ut 'ne Bramwinsbrenneri hadd. – Ok de oll dick Becker Wredow föll mit sinen Andrag dörch, hei verlangte nämlich, de Tun'n müßt wider makt warden, dor künn sick keiner in rögen; den säd't äwer Snider Wimmersdörp recht ordentlich: dat Ding wir nich vör de Dicken bugt, de in't Fett seten un dorin smörten; de Tiden hadden wi hatt, wo blot för de Ort sorgt wir. Ne, dat Ding wir ditmal för de, de noch nicks up de Ribben hadden, un för em wir't wid naug. – Und so kamm't, dat blot eigentlich de Magern tau Wurd kemen, un de Dicken ut Arger un Verdreitlichkeit gor nich mihr hengungen, womit de annern sick sihr taufreden erklärten. – Dat was en Fehler, sei stödden up dese Wis' dat »ruhige Element« – as dat nennt ward – ut den Verein, un staats dessen drängten sick nu de Daglöhners rinne, un nu kunn denn de Revolutschon losgahn. De einzigen beiden Lüd', de en beten gaud bi Liw' un trotzdem doch blewen wiren, wiren Unkel Bräsig un de Zimmerling Schulz.

Kein Minsch kunn mihr mit dese unrauhigen Tiden taufreden sin as Unkel Bräsig; hei was ümmer up den Damm; hei was as 'ne Imm oder – beter – as 'ne Hummel; un sach jede [520] Husdör un jedes Finster in Rahnstädt för 'ne Blaum an, in de hei rinne stippen un Niglichkeiten sugen müßt, un wenn hei denn vull Dracht satt, flog hei nah sinen Stock taurügg un fauderte sinen Korl mit sin Immenbrod. – »Korl, Lurwig Philippen haben sie weggejagt.« – »Steiht dat in de Zeitung?« – »Hab's selbst gelesen. – Korl, es muß doch man 'ne olle Bang'büx gewesen sein. Wo is es möglich, daß sich en König wegjagen lassen kann?« – »Je, Bräsig, dat is doch all all dor west. Weitst nich mihr mit den swedschen Gustav? Wenn sick so'n Volk einig un gegen em is, denn steiht so'n König ok man allein.« – »Darin hast du recht, Korl; aber weglaufen tät ich derentwegen doch nicht. Donnerwetter! Ich setzt' mir auf meinen Thron und setzt' mir die Kron auf und stangelte mit Arm un Bein, wenn mich einer anfieß.«

Un späder kamm hei: »Korl, die Post aus Berlin is heut wieder nich gekommen, und dein junger Herr jog plängschaß durch die Straßen nach das Posthaus, um eigenhändig nachzufragen, worum nich; abersten das wär ihm beinah slecht gegangen, denn da hatten sich schon welche von die Bürgers zusammengerottiert und fragten sich so beispielsweise, was sie das zu leiden brauchten, daß so'n Eddelmann in'n Glopp durch die Straßen bädelte. – Na, er ritt nahsten en annern Weg und Schritt nah Mosessen seinen Haus', und da hat sich die Sache denn verblut't. – Ich hatt auch en Wort mit Mosessen zu reden un gung nach en bischen ihm nach, und als ich ankam, kam er grad aus der Tür raus, kuckte mich an, kannte mir aber nich, was ich ihm aber nicht übel nehme, denn er hatte seinen Kopf woll voll eigene Gedanken, indem daß ich noch hörte, wie Moses sagte: ›Was ich gesagt hab', hab' ich gesagt: einem Spieler leih ich kein Geld.‹ – Moses kommt heute nachmittag.« –

Den Nahmiddag kamm denn ok Moses. »Hawermann, 's is richtig, mit Berlin is's richtig.« – »Wat? Is dat dor ok utbraken?« – »'s is ausgebrochen – aber sprechen Sie nicht drüber – is zu mir gekommen heute morgen der Sohn von Manasse aus Berlin selbst mit der Exterpost, will machen [521] en Geschäft mit alte Flintenstein, hat noch an dreißigdausend auf dem Lager, noch her von Anno 15.« – »Was will er mit seine Flintensteine?« rep Bräsig, »jeder gebildete Mensch hat jetzt Perkutschon.« – »Nu, was weiß ich«, säd Moses, »ich weiß viel, ich weiß gar nichts. Er meint, wenn's los geht, werden de alten Gewehren mit de Flintenstein auch rausgeholt, und hat mir gesagt, in Berlin haben sie geschossen mit de Flinten und de Säbels und de Pistolen und de Kanonen auf die Leute und ›Puh!‹ ›Puh!‹ is's los gegangen de ganze Nacht, und de Kürassierers reiten in de Straßen, und das Volk schmeißt mit de Stein und schießt aus de Fenstern und hinter die Brikaden. Grausam! grausam! – Aber sprechen Sie nicht darüber.« – »Also, 'ne ordentliche Kanonisierung?« frog Bräsig dormang. – »Mein Gott!« rep Hawermann, »wat is dat för 'ne Tid! Wat is dat för 'ne slimme Tid!« – »Nu, was heißt schlimme Szait? Für de Dummen is immer schlimme Szait und für de Klugen immer gute. Als wir gehabt hätten gute Szait, hätt ich nich Grund gehabt zu ziehn mein Vermögen zaruck und zu kindigen hier und zu kindigen da. Für mich alten Mann is's 'ne gute Szait.« – »Äwer, Moses, ward Sei denn nich bang', wenn dat allens koppäwer un koppunner geiht. Sei sünd nu doch einmal as en riken Mann bekannt.« – »Nu, ich förcht mich nicht; is de Blümche gekommen un hat geweihmert, is David gekommen – so hat er gebewert – ›Vater, wo bleiben wir mit's Geld?‹ hat er gefragt. – ›Wo wir geblieben sind, bleiben wir nun auch‹, hab' ich gesagt. – ›Wir borgen, wo's gut is; wir machen mit, was gut is; wir werden auch Volk, wenn's verlangt wird. Laß dir en Bort stehn, David‹, hab' ich gesagt, ›de Szaiten sind dernach.‹ – ›Na, und wenn andere Szaiten kommen?‹ hat er gefragt. – ›Denn schneidst du den Bort ab‹, hab' ich gesagt, ›denn sind de Szaiten nich mehr dernach.‹«

Sei kemen nu up Axeln, up sine Verlegenheit un dorup, dat nahrens Geld un Kredit in de Welt wir, un dor was vel äwer tau seggen, denn wenn de Kredit föll, müßten de Gäuder mit fallen, un männigein würd sin Gaud nich hollen känen. [522] Un as Moses furt gahn was, seten de beiden ollen Landlüd' den Abend äwer noch lang' mit de Fru Pastern tausamen, un de Red' gung trurig hen un her, un de Fru Pastern slog ein Mal äwer't anner de Hän'n tausam äwer de gottlose Welt und dankte taum irsten Mal ehren Schöpfer dorför, dat hei ehren Paster vör dese slimme Tid tau sick namen hadd, dat hei doch nicks mihr von so'n unchristlich Wesen tau seihn kreg, un Hawermann hadd so'n Gefäuhl as en Mann, de sin schön Geschäft upgewen hett, wat em vördem leiw worden was, un nu süht, wo sin Nahfolger dorin tau Grun'n geiht. Bräsig allein let sick nich verblüffen, hei höll den Kopp baben un säd: dese Unrauh, de äwer de ganze Welt kamen wir, wir woll nich allein in de Minschen ehre Köpp utheckt worden, un uns' Herrgott hadd sine Hand as süs dor ok woll en beten mit mang, taum wenigsten hadd hei't doch taulaten, un nah dit Gewitter würd de Luft woll wedder rein warden. »Un, Korl«, set'te hei hentau, »von Sie, Frau Pastern, sage ich nich – aber wenn ich dir raten kann, Korl, dann kommst du morgen abend auch mit nach Grammelinen, denn lauter Rebeller sünd wir nich, un weißt du, wo mich das vorkommt? – Jüst, als mit en Unwetter; wenn einer das so von der Stub' aus ansieht, sieht sich das schauderösen an, un wenn man da mitten drin is, markt man's beinah gor nich.«

So kamm Bräsig in den Reformverein tau Rahnstädt, un alle Abend kamm hei tau Hus un vertellte, wat passiert was. – Eins Abends kamm hei späder as gewöhnlich tau Hus: »Heute is's doll hergangen, Korl, un ich hab' en paar Gläser Bir mehr verkonsumtiert as süs, bloß wegen der großen Wichtigkeit. – Süh, nu sünd doch die Daglöhner auch all Reformglieder geworden, un worum auch nich? Wir sünd ja alle Brüder. Un die verfluchten Kerls haben sich das ausspintisiert, die ganze Rahnstädter Feldmark müßte aufs frische ausgemessen werden un in gleiche Quadrate ausgesnitten, und jeder Einwohner müßte gleich viel Land haben, un mit das Stadtholz, da müßte jeder auf den Harwst das Recht [523] haben, sich 'ne schöne Bäuk for den Winter abzustämmen, denn wär erst ordentliche Gleichheit unter die Menschen. – Da sünd aber die Ackerbesitzer aufgetreten: sie wären auch for die Gleichheit, aber ihr Eigentum wollten sie behalten, und Kurz hat 'ne lange Red' gehalten von Acker und Wiesen und brachte richtig wieder die Stadtbollen mit mang; und als er damit fertig war, haben sie ihn vor einen Aristokraten ausgescholten und haben ihn rausgesmissen. Un dunn is Sneider Wimmersdörp aufgetreten, der hat von der Gewerbefreiheit gepredigt, und da sünd die andern Sneider über ihn gekommen un haben ihn gottserbärmlich gehauen: Gleichheit wollten sie, haben sie gesagt, aber Zunft müßte sin. Un da is en junger Mensch aufgetreten und hat spöttschen gefragt, woans es aber mit die Sneidermamsells werden sollt? Was die in die Zunft aufgenommen werden könnten oder nicht? – Und das haben die ollen Sneidermeisters nich gewollt, und da haben die jungen Leute sich for die Sneidermamsells aufgesmissen und haben die ollen Sneiders rausgesmissen, und draußen hat's denn noch hellschen was gesetzt; un inwendig in dem Saal hielt Rekter Baldrian 'ne lange, lange Rede, wo viel von 'ner Emanzipulatschon – oder sonst was – von die Frauensleut vorkam, und stellte den Antrag, wenn die Sneidermeister die Sneidermamsells nich in ihre Zunft aufnehmen wollten, so sollte for die Sneidermamsells 'ne eigne Zunft aufgericht't werden, denn sie wären ebenso gut menschliche Swestern von uns als jede andere Zunft; und das ist durchgegangen, und die Mamsells sünd nu zünftig, und wie ich man gehört habe, als ich fort ging, wollen ja die Sneidermamsells übermorgen in weiße Kleider mit ihren Oltgesellen an die Spitz – Korl, die olle gele Jumfer, die hier ümmer vorbeigeht, zu die sie ümmer ›Tater‹ sagen – nah den Rekter seinen Haus' ziehn und sich bei ihm bedanken und ihm zum Andenken an seine Rede 'ne wollene Unterziehjacke und Unterziehhose auf en Küssen übergeben.« – »Bräsig! Bräsig!« rep Hawermann ut, »wat makt ji för dummes Tüg! – Ji dauht jo grad, as wenn keiner mihr äwer jug is, [524] as wenn ji dat all tau bestimmen hewwt.« – »Worüm nich, Korl? Wer will uns was? – Wir machen unsere Beslüssen, so gut jeder das lihrt hett, und wird da nichts draus, denn wird da nichts draus, und werden kann mein Dag' nich was draus, denn süh mal, Korl, die Geschichte kommt auf einen Punkt raus: alle woll'n sie was haben, un keiner will was missen.« – »So is't woll, Zacharias, un ick glöw ok nich, dat hir in de lütte Stadt grot Undäg' ut de Sak entstahn kann, denn hir höllt ümmer de ein den annern dat Wedderpart; äwer denk di doch mal, dat de Daglöhners up den Lan'n ok up den Infall kemen, de Gäuder tau deilen, wo würd't uns denn laten?« – »Ih, Korl, sie werden jo doch nich!« – »Bräsig, 't liggt deip in de minschliche Natur, dat einer en noch so lüttes Stück von uns' Ird sin eigen nennen will, un't sünd nich de legsten Minschen, de dornah trachten. Kik doch üm di! Wenn de Handwarksmann sick wat verdeint hett, denn köfft hei sick en lütten Goren, en lütt Stück Acker un hett uter sinen Vurtel ok noch sine Freud' doran, un de Daglöhner in de Stadt makt dat ebenso, denn de Mäglichkeit dortau is em jo gewen; un dorüm, glöw ick ok, hett de Untaufredenheit von de Daglöhners hir in de Stadt nicks tau bedüden. – Mit den Daglöhner up den Lan'n is dat äwerst anners: de hett kein Eigendauhm un kann ok bi aller Sporsamkeit un allen Flit nich dortau gelangen. Wenn dese Meinungen irst unner em kamen un bi em lewig warden, un unverstännige Minschen bäuten en beten bi em nah, denn sallst du seihn, denn kann dat slimm warden. – Ja«, rep hei ut, »tauirst ward dat woll blot up de slichten Herrn los gahn; äwer wer steiht uns dorför, dat dat nich ok de gauden dröppt?« – »Korl, du kannst recht haben, Korl, denn heut abend hat mich Kurz gesagt – das heißt vordem, daß er rausgesmissen wurd' –, daß den letzten Sonntag en paar Gürlitzer Tagelöhner sonderbore Redensarten an seinen Ladentisch geführt hätten.« – »Sühst du«, säd Hawermann un namm sin Licht, üm tau Bedd tau gahn, »ick günn keinen Minschen wat Böses, obschonst dat männigein woll verdeint hewwen mag, [525] äwer slimm is't, dat de gauden Herrn mit de slichten mitliden möten, un de wollverdeinte Straf, de einen oder den annern bedröppt, up't ganze Land föllt.« – Dormit gung hei; un Bräsig säd tau sick: »Wahrhaftig! Korl kann recht haben, auf dem Lande kann's slimm werden, ich werde mich nahgradens doch mal nach Jung'-Jochen un den Paster Gottlieben umsehn müssen. – Na, mit Jung'-Jochen hat's keine Gefahr, er hat seine Daglöhners seindag' nichts gesagt, un die werden ihm nu auch woll nichts sagen, und der Paster-Jürn is partutemang kein Rebeller.«

Hawermann hadd de Lüd', mit de hei so lang' tau dauhn hatt hadd, richtig taxiert: Dörch dat ganze Land gung 'ne Unrauh as en Fewer. De begründtsten Klagen un de unvernünftigsten un utverschamtesten Förderungen gungen von Mund tau Mund unner dat Volk, und wat irst lising munkelt hadd, süll bald in helle Untaufredenheit tau Höchten *blukken. Doran wiren de Herren nu meistens sülwst schuld, sei hadden den Kopp verluren, jeder handelte up sinen eigenen Schalm, un de Eigensucht kamm so recht düdlich tau Dag', wo jeder blot för sick sorgte – wenn hei man mit sin Lüd' in Freden lewte, de Nahwer kümmerte em nich. Staats mit en ihrliches Gewissen un olle hergebröchte Fründlichkeit mit de Lüd' ok in desen Tiden tau verkihren, kröpen weck vör ehre eigenen Daglöhners un bewilligten allens, wat sei in ehren Unverstand föddern deden, annere set'ten sick hoch tau Pird un wullen't mit Degen un Pistolen dwingen, un ick heww weck kennt, de nich anners as mit twei Büssen in den Wagen up ehren eigenen Fell'n rümmer führten. Un worüm? Eben wil sei kein ihrlich Gewissen von vördem hadden, un wil de Minschenfründlichkeit ehr all lang' afhannen kamen was. – Dat gelt natürlich nich von alle Herrn.

Ok von Axeln gelt dat nich, sine Lüd' gegenäwer was hei vördem nich böswillig west, ok was hei för gewöhnlich nich hart, hei kunn't äwer warden, wenn hei glöwte, dat sine Stellung as Herr an tau wackeln fangen künn. Unner so'ne Ümstän'n, as nu äwer de Welt kamen wiren, kamm binah bi [526] jeden dat bindelste Wesen buten rut, as dat von den dunen Minschen seggt ward, un't müßt all en hellschen erfohrnen un käuhlen Kopp sin, de den ganzen Tumult un Trubel äwerseihn, sick vörsichtig för sick hollen un ut de Firn betrachten un sinen Äwerslag maken kunn äwer dat, wat gaud was un wat slicht, un woans hei sin Schipp dörch dese Bülgen stüern müßt. – Dat was nu nich Axeln sine Sak, hei satt bald midden mang de ganze Bisternis un grep bald blindlings nah Middel üm sick, dat hei sick dorute finnen wull, un so kamm dat, dat hei beide Durheiten von de Herrn mitmakte, einmal, dat hei unverstännig nahgaww, einmal, dat em de Kürassierleutnant upstödd un hei nah Pistolen un Säbel grep. – De Lüd' wiren ok nich mihr so, as sei vördem west wiren, un doran was hei schuld: denn eins hadd hei ehr Kleinigkeiten namen, woran den lütten Mann sin Hart ut olle Gewohnheit hängen deiht, un denn eins hadd hei wedder mit vullen Hän'n in sine Gaudmäudigkeit allerlei Gnaden utdeilt un hadd de Lüd' begehrlich makt, denn hei kennte den Minschen nich, un vör allen kennte hei den lütten Mann up den Lan'n nich. Hei hadd de Lüd' lawt, wenn sei ful west wiren, un hei hadd sei schullen, wenn sei flitig west wiren, denn hei wüßt nich, wat de Lüd' leisten kunnen. Kort, hei hadd sei nich nah Recht un Gerechtigkeit, hei hadd sei nah sine Lunen behandelt, un wil de nu in de letzte Tid nich sihr rosenrod wiren, was de Untaufredenheit unner de Daglöhners gröter worden, un wat noch mang ehr as karnfastes Eikenholt ut ollen Tiden nich recht brennen un de Flamm nich recht upkamen laten wull, an dat würd von buten her ein keinige Dannenspohn nah den annern leggt, dat dat tauletzt ok anfung, Füer tau fangen.

Jedwerein weit, dat blot kranke Dannen so'ne keinige Spöhn afgewen, un in Axeln sine Nahwerschaft stunn so'n kranken Dannenbom, de männigen Spledder hergewen kunn: dat was Gürlitz. – Des' Bom was ok einmal ganz gesund west, äwer trotzdem dat Paster Behrends allens dahn hadd, em so tau hollen, was hei krank worden, denn jeder von de einzelnen [527] Herrn, de dor wesselt hadden, hadd em en Telgen namen un wedder namen, un de olle Teerswäler Pomuchelskopp freute sick ordentlich, dat hei krank was, un dachte blot an dat Fett, wat hei för sick dorut braden künn; denn't giwwt – schrecklich is't tau seggen – würklich Herren, de en verkamenen Daglöhnerstand leiwer hewwen as en gesunnen, un de sick freuen, wenn sei ehre Lüd' in'n Vörschuß hewwen, wil sei sei den beter schinnen känen. – Äwer doran hadd Pomuchelskopp nich dacht, dat, wenn de Blitz insleiht, so'ne kranke, keinige Dann lichter un heller brennt as 'ne gesunne; un de Nahwers von unsern Herrn Gaudsbesitter, de recht gaud wüßten, dat de Gürlitzer Lüd' slicht hollen würden, un sick oft doräwer monkiert hadden, dachten ok nich doran, dat dat Füer, wat sick Pomuchel för sinen eigenen Stüz – natürlich, ahn dat tau willen – anbött hadd, sei ok mal bi Gelegenheit brennen künn, un so würd denn Gürlitz de Füerstäd, wo de ganze Gegend mit hitzt warden süll. De Gürlitzer Daglöhners wiren dat Bramwinsupen anworden, wil 'ne Brenneri up den Hoff was un wil sei dor den Bramwin de Woch' äwer borgt kregen, wat ehr an den Löhnungsdag denn wedder aftreckt würd, un so wiren sei ok mitdewil Stadtlöpers worden, de jeden Schilling – äwrig oder nich äwrig – an den Ladentisch nah Rahnstädt drogen, un hir hadden sei denn naug tau weiten kregen, woans dat in de Welt stahn süll, un bi dese Gelegenheit hadden de Herrn Ladendeiners ehr dat ok utdüdt, woans dat in de Welt eins warden müßt, un denn wiren sei nah Hus kamen un hadden all ehren Bramwins-Unverstand in einen Pott tausamen gaten un hadden dit Unglücksgericht mit ehre begehrlichen Wünsch anstickt, dat dat in blage, undüdliche Flammen tau Höchten bluckte un ehre halwverhungerten Frugens un Kinner as de Gespenster achter sei stunnen, un de Keinspöhn von de kranke Dann hadden sei dorinne hollen – dat was ehr Not un Elend –, un dormit wiren sei in de Nahwerschaft rümmer lopen un hadden sülwst dat olle ihrliche, wrampige Eikenholt dormit anstickt.

[528] Taum hellen Füer kamm't frilich tauirst noch nich, denn dor was noch vel tau verwinnen, wat entgegenstunn; dor wiren gaudgemeinte Würd' von verstännige Lüd', dor was de olle Anhänglichkeit, dor was de Erinnerung an Wolldahten von vördem, dor was de ewige Gerechtigkeit, de ok in 'ne verkamene Seel lang' uthöllt un ehren Stachel in't Gewissen drückt, un dit all föll as en käuhlen Regen in de Glaut un let dat Füer nich tau Höchten kamen; ok bi de Gürlitzer noch nich. Hadden sei äwer in de Seel von ehren Herrn lesen künnt, denn wir't woll ihre upbluckt, denn in Pomuchelskoppen sin Hart stred sick de gemeine Haß un de erbärmliche Feigheit, wer Herr warden süll, denn dat ihrliche Gewissen was em all lang' afhanden kamen, un up sine Wolldahten von vördem kunn hei ok just nich puchen. – In den einen Ogenblick rep hei in Wut: »O, diese Bande! Ich sollte nur ... Es müssen andere Gesetze gegeben werden! – Was tu ich mit 'ner Regierung, die Soldaten hat und sie nicht marschieren läßt? – Was? – Mein Eigentum ist in Gefahr; meine Regierung muß mein Eigentum schützen.« Un in den annern Ogenblick rep hei sinen Gustäwing von den Hoff herinner: »Gustäwing, du Schaapskopp, was läufst du nach den Dröschern, laß sie dröschen wie sie wollen; ich will keinen Lärm mit meinen Leuten haben«, un wend'te sick nah sin Häuhning üm, de stiw as en Pahl dor satt un em einerlei mit de spitz Näs' un de spitzen Ogen ankek un nich mal mit den Kopp schüddelte. – »Häuhning«, rep hei, »ich weiß, was du denkst, du meinst, ich soll mich zeigen, daß ich der Mann bin; aber es geht nicht, es geht wahrhaftig nicht! Klucking! Wir müssen lavieren, wir müssen lavieren, mit einem vorsichtigen Lavement kommen wir vielleicht durch.« – Häuhning säd nicks tau desen Vörslag, sei sach äwer so ut, as würd sei sick för ehren Part nich dorup inlaten, un Pomuchelskopp wend'te sick an Malchen un Salchen: »Kinder, ich bitte euch, kein Wort von dem, was hier gesprochen wird! – Ja nicht zu den Dienstboten! Und seid freundlich gegen sie und bittet eure liebe Mama, daß sie auch freundlich sein soll. Herre Gott, [529] ich bin ja immer für die Freundlichkeit gewesen.« – Un Malchen un Salchen gungen nu up Häuhning los: »Mama, du hast es nicht gehört, du weißt es nicht, was schon alles passiert ist; Johann-Jochen hat heut in der Küche erzählt, daß die Tagelöhnerfrauen den Gutsbesitzer Z. auf X. mit Nesseln gepeitscht haben. – Mama, wir müssen nachgeben; es geht nicht gut, es geht nicht gut!« – »Ji sid all unklauk!« säd Häuhning un gung in de Dör. »Un vör so'n Pack süll ick mi fürchten«, rep sei un makte de Dör tau. Äwer dese in so'ne Ümstän'n binah unnatürliche Heldenmaut stunn allein, hei müßte sick ahn widere Hülp ganz unnütz in sick sülwst vertehren, denn Muchel let sick in sine Angst vör slimm Weder nich hissen noch locken, un de äwrigen Mitglieder von de stille, einfache Fomili stimmten ditmal mit Vating. – »Kinder«, rep Vating, »ein jeder muß mit Freundlichkeit behandelt werden. – Die verfluchte Bande! Wer hätte das vor einem Vierteljahr gedacht? – Philipping und Nanting, daß ihr mir nicht die Dorfkinder schlagt und nicht wieder den alten Brinkmann einen Eselskopf hinten auf den Kittel malt! – Diese Rasselbande! Aber sie sind aufgehetzt von dem verdammten Rahnstädter Reformverein und von den Juden und von den Ladendienern; aber wartet nur ...!« – »Ja, Vating«, säd Salchen, »und Weber Röhrdanz hat sich schon in Rahnstädt in dem Reformverein aufnehmen lassen, und die andern im Dorfe wollen auch alle hin; das kann schlimm werden.« – »Herre Gott, was wollt' das nicht! Aber wartet, da muß ich zuvorkommen, ich will mich selbst aufnehmen lassen.« – »Du?« repen de beiden Döchter ut einen Aten, as wull ehr Vating mit eigene Hand sin Hus un Hoff ansticken. – »Ich muß, ich muß! Das wird mich beliebt machen bei den Bürgern, daß sie mir die Kanaillen nicht mehr aufhetzen; ich will den Handwerkern ihre Rechnungen bezahlen, und – ja, esmuß sein! – es ist 'ne verfluchte Geschichte, aber es muß sein! – ich will über den Vorschuß bei meinen Tagelöhnern einen Strich machen.« – Malchen un Salchen verfirten sick, so hadden sei ehren Vating noch sein Dag' nich seihn; äwer sei süllen [530] sick noch mihr verfiren, as Vating säd: »Und euch will ich nur sagen, seid ja recht höflich gegen den Herrn Pastohren und die Frau Pastohrin – lieber Gott, ja! – Mutter tut's nicht – Häuhning! Häuhning, was machst du mir für Elend! – Die Pastohrenleute können uns schrecklich viel nützen und schaden. – Ach, was kann ein Gutsbesitzer und ein Pastohr nicht alles, wenn sie treu zusammenhalten in so schlimmen Zeiten! – Wir müssen die Leute mal freundlich einladen, später, wenn's wieder ruhig ist, können wir ja den Umgang abbrechen, wenn er uns nicht gefällt.«

Un richtig! Nah einige Dag' kamm bi Paster Gottlieben 'ne schöne Empfehlung an von den Herrn un de Fru Pomuchelskoppen – dat oll brav Häuhning hadd sick also in desen Punkt gewen – an den Herrn Paster un de Fru Pastern, un wat sei nich de Ihr hewwen künnen tau Middag; dat Mäten täuwte up Antwurt. – Bräsig was grad dor, um mal taum Rechten tau seihn. – As Gottlieb de Inladung lesen hadd, stunn hei dor, as hadd hei 'ne Ladung vör't geistliche Konsistorium kregen wegen falsche Lihren oder wegen unmoralischen Lewenswandel. – »Was?« rep hei ut, »'ne Einladung von unserm Gutsbesitzer? – Wo ist Lining? – Lining!« rep hei ut de Dör. – Lining kamm, sei las den Breiw un kek Gottlieben an, de stunn ratlos vör ehr, sei kek Bräsigen an, de satt in de Sofaeck un grinte sei an as en Pingstvoß. – »Na«, säd sei tauletzt, »da gehn wir doch nicht hin?« – »Liebe Frau«, säd Paster Gottlieb – denn hei nennte sei ümmer »liebe Frau«, wenn hei sin geistlich Gewicht gegen sei in de Waagschal smiten wull, süs säd hei blot »Lining« – »liebe Frau, du sollst die Hand nicht zurückstoßen, die dir dein Bruder bietet.« – »Gottlieb«, säd Lining, »dies ist keine Hand, dies ist ein Mittagessen, und der Bruder heißt Pomuchelskopp. – Hab' ich nicht recht, Bräsig?« – Bräsig säd nicks, hei grinte blot, hei satt dor as Mosessen sin David, wenn hei 'ne Luggerdur afwägen ded, un kek, wat sick de Waag' för dat geistliche Gewicht oder för den gesunnen goldnen Minschenverstand entscheiden ded. – »Liebe Frau«, säd Gottlieb, [531] »es steht geschrieben: Du sollst die Sonne nicht über deinen Zorn untergehen lassen, und wenn dir einer einen Backenstreich ...« – »Gottlieb, das paßt alles nicht; wir haben ja keinen Zorn, und mit dem Backenstreich, da bin ich Bräsigen seiner Meinung. – Gott verzeih mir die Sünde! aber es mag früher wohl anders gewesen sein; so viel weiß ich aber, wenn das jetzt Mode würde, das würde ein Maulschellieren in der Welt geben, daß alles mit geschwollenen Backen umherlaufen müßte.« – »Aber, liebe Frau ...« – »Gottlieb, du weißt, in deine geistlichen Angelegenheiten misch ich mich niemals; aber ein Mittagessen ist 'ne weltliche Angelegenheit und bei Pomuchelskoppen eine mehr als weltliche. – Und dann vergißt du ganz; wir haben ja Besuch. – Ist Onkel Bräsig nicht hier? Und willst du nicht lieber mit Onkel Bräsigen heute mittag hier 'ne Erbsensuppe mit Schweinsohren essen als bei Pomuchelskoppen ein Diner? – Und Mining haben sie auch nicht eingeladen«, set'te sei hentau, as Mining in de Dör kamm, »und sie wissen doch, daß Mining bei uns wohnt.« – Dit slog nu bi Gottlieben dörch, hei müggt gor tau girn Arwtsupp, un de Swinsuhren von sin Pökelfleisch fratt hei all allein up, un denn möt ick ok noch seggen, dat hei würklich vel von Unkel Bräsigen höll, de em so vel hulpen un tru bistahn hadd, un ein von sine grötsten geistlichen Bedenken was dat, dat so en Minsch as Bräsig, de so tru un ihrlich handeln kunn, doch so wenig christliches un kirchliches Wesen an sick hadd. – Hei säd also bi Pomucheln af, äwer as sei nu bi de Arwtsupp seten un Bräsig so verluren dormit rute kamm, dat hei würkliches Mitglied in den Rahnstädter Reformverein was, sprung Paster Gottlieb pil in'n En'n, let Swinsuhren Swinsuhren sin un höll 'ne gadliche Predigt gegen den Reformverein. – Lining tog em dorbi af un an eins an den Rock, de Supp würd jo kolt; äwer Gottlieb let nich locker: »Ja«, rep hei, »es ist über die Welt die Zuchtrute Gottes gekommen; aber wehe dem Menschen, den der Herr zu seiner Zuchtrute wählt!«, un wil dat dit Mal nich in de Kirch was, föll Bräsig em in de Red' un frog, wen sick uns' Herrgott denn woll dortau wählen ded. – »Das [532] steht in der Hand des Herrn!« rep Gottlieb, »er kann mich, er kann Lining, er kann Sie dazu erwählen.« – »Lining und mir wählt er nich«, säd Bräsig un wischte sick den Mund af, »Lining hat Anno 47 die Armen ausgefuttert, un ich hab vor etzliche Wochen noch Gleichheit und Brüderlichkeit in den Reformverein besworen; ich bün keine Zuchtrut, ich tu keinen Menschen was zuleide; aber wenn ich Zamel Pomuchelskoppen mal kriegen könnte – denn ...« – Gottlieb was tau sihr in Iwer, hei hürte hir gor nich up un predigte wider: »Oh, der Teufel geht jetzt in der Welt um wie ein brüllender Löwe, und jede Rednerbühne, die in den verfluchten Reformvereinen aufgerichtet ist, ist ein Altar, auf welchem ihm geopfert wird; aber ich will diesem Altare einen andern entgegenstellen; in dem Hause Gottes will ich predigen gegen die Rauchopfer des Teufels, gegen diese Reformvereine, gegen diese falschen Götzen und ihre Altäre!« – Dormit set'te hei sick dal un et hastig en por Lepel vull Arwtsupp. – Bräsig let em dor ruhig Tid tau; äwer as hei sach, dat de junge geistlich Herr all so wid wedder in dat Weltliche rinne kamen was, dat hei sick mit de Swinsuhren inlet, säd hei: »Herr Pastohr, in einen Punkt haben Sie recht, die Rahnstädter Rednerbühn süht ungefähr so aus als den Deuwel sein Altor, nämlich als en Kühlfatt aus 'ner Bramwinsbrenneri; abersten daß ihm da geopfert wird, kann ich nich sagen, es müßte denn sein, daß Sneider Wimmersdörp es täte, oder Kurz oder Ihr eigener lieber Herr Vater, denn der hält ümmer die längsten Predigten – ne! sagen Sie nichts! – Ich will nur sagen: solang' ich den Deuwel kenn', und das sind nu auch schon lange Jahren her, wird er sich nich mit den Rahnstädter Reformverein einlassen, denn so dumm is er nich.« – »Gottlieb«, säd Lining, »du weißt, ich mische mich nie in deine geistlichen Angelegenheiten, aber du wirst doch gewiß nicht eine so weltliche Sache, wie der Reformverein ist, auf die Kanzel bringen?« – Ja, säd Gottlieb, dat wull hei. – »Na, denn man zu!« säd Bräsig, »aber was die Leut' sagen, daß von allen die Pasters zum besten ihren Vurtel [533] verstünnen, dieses ist nicht wahr, denn staats die Leut, die nich in die Kirche gehn, hineinzupredigen, predigen sie die raus, die noch darin sind.«

Un Unkel Bräsig süll Recht krigen, denn as Gottlieb den einen Sünndag mit schrecklichen Iwer gegen de nige Tid – von de hei, bilöpig seggt, grad' so vel verstunn, as wenn hei irst gistern up de Welt kamen was – un gegen de Reformvereins predigt hadd un den negsten Sünndag de Sak förfötsch nahsetten wull, wiren blot Lining un Mining un de Köster in de Kirch, denn de por ollen Spinnfrugens, de noch sprangwis' in de Stäuhl seten, kunn hei nich mitreken, denn dat wüßt hei, de kemen nich wegen sine Predigt, blot wegen dat Suppeten, wat sei in den Pasterhus' den Sünndag-Middag kregen. – Hei gung also mit sine Predigt un sine Frugenslüd' tau Hus, de por ollen Spinnfrugens gungen mit ehre Henkelpött achter her, de Köster slot de Kirch tau, un Gottlieb hadd dat Gefäuhl as en Soldat, de in sinen Iwer den Degen, womit hei fechten sall, in den dicken Drümpel von sine Find' herinne smeten hett un nu ganz blot un bor dorsteiht.

So was't denn allentwegen slimm in den Lan'n, jeden sine Hand gegen den annern; de Welt was as ümkihrt, de wat hadden un süs den Dicknäsigen upspelt hadden, wiren lütt worden, un de nicks hadden, wiren drist worden, de süs för klauk güllen, würden nu dumm schullen, un de Dummen würden äwer Nacht klauk; Vörneme würden Gering', Eddellüd' gewen ehren Adel up, un Daglöhners wullen »Herr« nennt warden. – Äwer twei Ding' lepen as en Faden dörch dit Gewäuhl von Feigheit un Utverschamtheit, de den Minschen wedder trösten un upmuntern kunnen. De ein Faden was kunterbunt, un wenn einer den nahgung un sick von de allgemeine Angst un de allgemeine Begehrlichkeit fri maken kunn, denn kunn hei so vel Plesier hewwen, as hei jichtens wull; dat was de Lächerlichkeit von de Minschheit, de so recht tau Dag' kamm; de anner Faden was rosenrod, un an em hung all dat, womit de Minsch den annern Minschen glücklich maken kann, dat Mitled un dat Erbarmen, de gesunne [534] Minschenverstand un de Vernunft, de true Arbeit un dat Entseggen, un dese Faden was de Leiw, de reine Minschenleiw, de in dit Gewew' von grisgrage Eigensucht von hülprike Hän'n inwewt würd, vörlöpig man nah unsern Herrgott sinen Ratsluß as en Teiken, dat sei wirksam bliwen süll ok in de slimmsten Tiden; äwer wer weit't, hei kann mal den finen Stripen breider warden laten, dat grisgrage Gewew' kann mal rosenrod lüchten, denn de Faden is – Gott sei Dank! – nich afsneden.

36. Kapitel
Kapittel 36

Worüm Bauschan un Jochen un Fru Nüßlern un Bräsig utenanner kamen un Rudolf un Mining nich tausam kamen süllen. – Wat Jochen von de Rostocker Zeitung verlangte, un worüm Bräsig Fru Nüßlern bi Rudolfen as en Engel ut dat olle Testament vörstellt. – Worüm Fritz Triddelfitz un sin Schimmel beid' sihr höflich wiren un Fru Nüßlern de Rewolwers vull heit Water got un Bräsig an den einen den Hahn afbrok, indem dat hei sick för Fritzen sine Tanten utgaww. – Bauschan weckt Jochen mit den Start, un Bauschan is en klauken Hund.


Rexow was ruhig. – Dat heit de Daglöhners, Fru Nüßlern un Rudolf; mit Jung'-Jochen un Jung'-Bauschanen stunn dat äwer nich so gaud. – Jung'-Bauschan was mal eins en beten in den Kauhstall spazieren gahn und hadd dor unner den ollen Kauhhirden Flaßkoppen sine Pleg' en lüttes snaksches Dirt tau seihn kregen, wat em binah as 'ne Potographi von em sülben let un ok Bauschan näumt würd; hei wüßt sick noch ut sine kindlichen Johren de Ümstän'n genau tau entsinnen, unner wecker hei Bauschanen »den sechsten« up den Rexowschen Thron folgt was, hei kamm am En'n up den düstern Gedanken, dat dese Potographi von em, de von Jochen Flaßkoppen so sorglich mit idel säut Melk upbörnt würd, tau wat Hogen be stimmt wir, em mägliche Wis' unner den Namen »Bauschan der achte« nahfolgen künn; de Tiden wiren dornah. – Hei kamm in grote Unrauh un wüßt sinen Liw' keinen Rat, süll hei unner den Vörwand, hei wüßt sick in de Tid nich mihr tau finnen un wull leiwer Bauschan den achten [535] unner den Titel »Mitregent« annemen, dat Rexowsche Regiment mit em deilen, oder süll hei em as Kronpretendenten taxieren, em de säute Melk vör't Mul wegsupen, em Flöh in den Pelz setten un em äwer de Rexowsche Grenz up Reisen schicken, kort, gegen em den Bein upböhren. – Hei kek Jochen ümmer dorup an, wat tauletzt woll ut de Geschicht warden süll; äwer Jung'-Jochen hadd naug mit sick tau dauhn, hei was ok in de grötste Unrauh, un so slicht wiren de Tiden worden, dat sülwst dese beiden ollen Frün'n nich mihr äwerein kemen un ut grad entgegenstahnde Grün'n unrauhig worden wiren: Bauschanen was de Kronpretendent en wohren Grugel, Jochen wull abslut einen hewwen, Bauschan wull nicks von en Provatstand mit afgepuhlte Knaken, de hei nich mal mihr biten kunn, weiten; Jochen sach in den Provatstand rinne as in en gollnen Beker, den em Mining des Morrns vull Koffe, Mutting des Middags vull Duwwelbir un 's Abends vull Schockelohr un, wenn Bräsig dor was, vull Punsch schenken süll; hei wull dat Regieren abslutemang los sin, taumal in de jitzigen Tiden, wo einen jo dorbi de Pip utgahn kunn. Hei las noch ümmer de Rostocker Zeitung, smet sei äwer ümmer verdreitlich bi Sid un säd tau sine leiwe Fru: »Mutting, sei schriwwt noch nicks äwer de Gäus'.« – Hei hadd sick nämlich inbild't, hei güll in den ganzen Lan'n för en hartherzigen Herrn, wil hei up Rudolfen sinen Rat sine Daglöhners de Gäus' gegen en schön Stück Geld aflös't hadd, un't wir de verfluchte Schülligkeit von de Rostocker Zeitung, dat sei, de hei nu all virtig Johr lesen ded, sine Parti in de Gaus'geschicht nemen müßt. Un dat hadd de Rostocker Zeitung ok nah mine Meinung recht gaud dauhn künnt, denn Jung'-Jochen was in de Sak unschüllig as en nigeburen Kind; äwer't mag ehr ok woll ut den Kopp kamen sin, oder sei het't am En'n gor nich tau weiten kregen. Äwer em was't nich ut den Kopp tau bringen: wenn twei Dirns tausam stunnen un red'ten äwer ehre Mützenbän'n, denn glöwte hei, sei red'ten doräwer, dat äwer Johr kein Gaus'eier in Rexow utseten würden, un wenn twei Daglöhners bi't Hawerdöschen up de Schündäl äwer't [536] Lohnen von den Hawern red'ten, denn glöwte hei, sei judizierten doräwer, dat sei up den Harwst kein Gäus' hadden, de den Hawern freten süllen. – Hei kunn sick also ok nich in dese nige Tid un in de nige Wirtschaft finnen un wull nich mihr un wull abslut nich mihr regieren; Bauschan wull noch, un so was denn ok tüschen dese beiden ollen Frün'n dat Ei intwei, un dat Band was terreten.

Fru Nüßlern was ok in desen willen Tiden – as ick seggt heww – ganz ruhig; äwer Jochen sin Taustand makte ehr doch Bedenken, un sei sach öfters nah Bräsigen ut. »Ick weit gor nich«, säd sei tau Rudolfen, »dat Bräsig nich kümmt! – Hett doch Gott in der Welt nicks tau dauhn un süht sick nich eins nah mi üm.« – »Je, Mutting«, säd Rudolf, »du kennst em jo; wenn hei nicks tau dauhn hett, denn makt hei sick wat tau dauhn. – Indessen morgen kümmt hei.« – »Woher weitst du dat?« – »Je, Mutting«, säd Rudolf en beten tägerig, »ick – ick was vermorrntau nah unsen Roggen an de Scheid' von Gürlitz, un dunn lep ick dor en Ogenblick räwer nah den Pasterhus'; dor satt hei, un morrn wull hei kamen.« – »Rudolf, du sallst mi dor nich henlopen, dat will ick nich; ja, wenn ick mitkam, des Sünndags, denn is dat 'ne anner Sak. Dor sitten ji denn un janken un janken, un du settst mi Mining allerlei vörilige Geschichten mit Hochtid un Frigen in den Kopp, un dor kann doch nicks ut warden.« – »Ja, Mutting, wenn nu nich bald ut de Frigeratschon wat ward, denn warden wi jo olt un kolt dorbi.« – »Rudolf«, säd Fru Nüßlern un gung ut de Dör, »wat sall denn ut Jochen un mi warden? Wi sünd doch noch jung un känen wat dauhn; sälen wi uns denn all up den Kaffstall trecken laten?« – »Na«, säd Rudolf, as sei rute was, »so jung sid ji denn doch ok nich mihr. – Dat sick so'ne olle Lüd' nich in Rauh begewen känen! De Oll ded't glik; äwer de Ollsch! de wirtschaft't noch drei Jung' dod. – Na, morgen kümmt Bräsig; ick ward mi mal achter Bräsigen steken.« –

Un Bräsig kamm: »Gu'n Morrn auch. – Bleib' still sitzen, Jochen! – Na, habt ihr hier auch schon 'ne kleine Rebelljon?« [537] – »Je«, säd Jochen un rokte, as wenn en lütt Mann backt, »wat sall einer dorbi dauhn – Bauschan?« säd hei, denn hei müßt Bauschanen man fragen, indem dat Bräsig all lang' ut de Dör wedder rute was un buten nah Madam Nüßlern rep. – »Mein Gott, Bräsig«, säd de un drögte sick de Hän'n an de Schört af, denn sei hadd sick de Hän'n fix wuschen, dat sei em doch nich en por Deig-Hän'n gewen wull, indem dat sei grad' fin Brot utknedt hadd, »mein Gott, Bräsig, Sei laten sick nich seihn, un in dese slimmen Tiden! – Wat makt min Korl-Brauder?« – »Bonus, as der Herr Avkat Rein sagt, oder Bong, as der Windhund sagt, oder ›er ist schön zu Weg‹, as ich sage; bloß, daß er sich ümmerfort mit den Gedanken von der Parzellierung seines ehrlichen Namens trägt und mit der Separatschon von der kleinen Lowise von Franzen und daß diese inwendige Wunde ihn in jedem Verhältnis verletzt, so daß er sich nicht mit Reformverein und Parlament und hohe politische Gedanken einlassen will.« – »Gott sei Dank!« säd Fru Nüßlern, »dor ken ich minen Korl-Brauder tau gaud, dat hei sick nich mit so'ne Narrheiten inlaten ward.« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig un set'te sick vör sine olle Leiwste stramm up de Achterbein, »Sie haben da eben ein großes Wort gelassen ausgesprochen, as der Rekter Baldrian neulich sagte, as die Red' auf das Tüftenland von die Taglöhners kam; aber in dieser Zeit soll man nach seinen Worten sehn – Kurzen haben sie neulich schon rausgesmissen – und ich bün würkliches Mitglied des Reformvereins zu Rahnstädt und kann mich ›Narrheit‹ nich gefallen lassen.« – »Na, ick glöw gor, Sei warden mi noch am En'n ut min eigen Käk rutsmiten«, rep Fru Nüßlern un set'te de Hän'n in de Siden. – »Hab' ich das gesagt?« frog Bräsig, »Lurwig Philippen haben sie rausgesmissen, den baierschen Lurwig haben sie rausgesmissen, Lurwig Kurzen haben sie rausgesmissen; heißen Sie Lurwig? – Nein, ich bün hierher gekommen, daß ich zum Rechten sehn will, un wenn's hier losbricht, denn komm ich mit den Reformverein von Rahnstädt und mit die Bürgergard – wir haben uns all Pieken angeschafft, weck auch Flinten, [538] und dann beschütz ich Ihnen.« – »Dat Dunnerweder sall den regieren, de mi mit Peiken un Flinten up den Hoff kümmt!« rep Fru Nüßlern. »Seggen S' Ehr entfamtes Takel, sei süllen sick irst anner Arm un Bein in'n Vörrat bestellen, denn de sei nu hadden, würden ehr hir intweislagen.« – Dormit dreihte sei sick üm, gung in ehr Spiskamer un snappte dat Slott achter sick af. – Ja, 't was 'ne slimme Tid! Sogor tüschen dit oll ihrliche Pörken hadd de Düwel sin Unkrut sei't, un as Bräsig 'ne Tid lang vör de Spiskamer stahn hadd, as Bauschan männigmal, hadd hei ok as Bauschan dat Gefäuhl, as süll hei afset't warden, un hei gung dalluhrig in de Wahnstuw taurügg un säd tau Jochen: »Ja, das ist wahrhaftig 'ne slimme Zeit! Und du sitzst da un rögst nicht Hand un Fuß? In deinem eigenen sichtlichen Haus' ist ja die Rebelljon bis in die grawe Grund ausgebrochen!« – »Ja, Bräsig, dat weit ick, dat is wegen de Gäus'«, säd Jochen, »äwer wat sall einer dorbi dauhn? – Bräsig, schenk di en lütten Käm in!«, un hei wis'te mit den Faut nah dat ündelste Fack von dat Schenkschapp, »dor steiht de Buddel.« –

Bräsig dachte vel an en lütten Käm! Hei stellte sick an't Finster un kek in't Weder, un so as de Frühjohrswind mit de Prill-Schuren an den Hewen henjog un de Sünn denn mal wedder schinen let, so jogen ok allerlei düstere Regengedanken as dickes Trübsal un terretene, in de Luft utfaserte Bän'n dörch sinen Kopp. »Wo?« rep hei, »auch das soll seine Endschaft kriegen? Sie stößt mir vor die Bost, wenn ich ihr helfen will?«, un denn mal wedder schinte de Sünn in sinen Kopp, äwer man en korten Ruck un mit en spöttschen, höhnschen Schin, de nich warmen deiht, un hei lachte up: »Haha! Ich wollt, ich könnt' ihr sehn, wo sie gegen die ganze Rahnstädter Bürgergard' fecht't, un Sneider Wimmersdörp müßt voran stehn un de oll klauk Farwer Meinswegens, wo die woll ausrissen!« – Rudolf gung just äwer den Hoff, un as hei Bräsigen an't Finster stahn sach, kamm hei rinne, wil hei jo doch mit em reden wull. – »Gun Dag, Unkel Bräsig.« – »Gun Dag, Rudolf. – Na, wo steht's? Ich mein mit die Tagelöhners. [539] Allens ruhig?« – »Ih woll! Bet dorhen hett noch keiner sick muckst.« – »Du sallst seihn mit de Gäus' ...«, säd Jung'-Jochen dormang. – »Ih, Vatting, lat doch de Gäus'«, säd Rudolf. – »Was is denn das mit die ßackermentschen Gäus'?« frog Bräsig. – »Oh, nicks«, säd Rudolf. »Seihn S', vergangen Johr heww ick mi dor so vel äwer argern müßt, irst mit dat Häuden up de Grabenburten, nahsten mit dat Krutplücken in de Wischen, un as wat Stoppel fri was, hödden sei mi ümmer in dat Kurn rinne, dunn let ick de Daglöhners mal all tausam kamen un versprok jeden up den Harwst 4 Daler, wenn sei de Gäus'geschicht upgewen wullen, un dat nemen sei ok an, un nu hett Vatting sick dat in den Kopp set't, dat hei unner de Lüd' as en Wüterich gelt un dat wegen de ollen Gäus' 'ne Rebelljon utbreken ward.« – »Du sallst seihn, Rudolf, de Gäus' ...« – »Mein Gott!« rep Fru Nüßlern, de in de Dör kamen was, »all wedder de Gäus'!« un smet sick up en Stauhl dal, slog de Schört vör't Gesicht un fung bitterlich an tau weinen. – »Herre Gott, Mutting, wat heit dit?« rep Rudolf un sprung up ehr tau, »wo kann di so wat antrecken?« – »Wat sall einer dorbi dauhn?« frog Jochen un stunn ok up. – Bräsig wull ok wat seggen, hei begrep sick äwer, denn hei müßt woll am En'n taum besten weiten, wat in de Fru Nüßlern ehren Harten vörgahn kunn, hei dreihte sick an't Finster, tog de Ogenbranen tau Höcht un kek stiw in den Prill-Mand rin. – Fru Nüßlern sprung up, drögte sick de Ogen, schow Rudolfen un Jochen bi Sid – en beten hastig –, gung up Bräsigen los, slog den Arm üm em un säd: »Bräsig, ick weit, Sei hewwen 't gaud mit mi meint; ick will ok keinen MinschenArm un Beinen intweislahn.« – »Oh, Madame Nüßlern«, rep Bräsig, un de Prill-Mand mit Regen un Sünnenschin speigelte sick in sine Ogen, denn hei lachte äwer dat ganze Gesicht, un ut de Ogen drüppte dat dal, »Sneider Wimmersdörpen un den ollen nägenklauken Farwer Meinswegens können Sie meinswegens ümmer Ihren Dezem geben.« – »Wat heit dit?« rep Rudolf. – »Das will ich Sie sagen«, säd Bräsig un makte sick sachten von Fru Nüßlern ehren Arm los un fot [540] sei an de Hand. »Das heißt, daß Sie einen wohren Engel zu 'ner Swiegermutter kriegen. – Nich so einen sogenannten, as sie nu auf die Bällen un die Spazierpromenaden in Rahnstädt rum laufen, nein! so'n ollen dägten aus dem Alten Testament, so'n ollen streitboren, so'n ollen tapfern Engel, der sich in seiner guten Sach' vor den Deuwel nich fürcht und Sie, Herr, dreimal in die Tasche sticht.« – Un dorbi stunn hei vör Rudolfen, as hadd de Fru Nüßlern dat »gebrannte Herzeleid« andahn. – »Meines Lebens!« rep Rudolf, »ick heww doch gor nicks dahn?« un kek Jochen an, Jochen kek Bauschanen an, Bauschan wüßt't nich, Jochen wüßt't ok nich, un Rudolf rep ut: »Ick weit doch wahrhaftig nich ...!« – »Is auch gar nich nötig«, säd Bräsig un wend'te sich snubbs af tau Jochen, »un du, Jung'-Jochen, du bringst mit deine dämliche Gaus'geschicht noch deinen ganzen Hausstand in eine mutwillige Revolutschon. – Du sollst dir lieber ganz in Ruh hersetzen, und Sie, Rudolf, Sie kommen mit mich, ich will mal die Wirtschaft kurzfertig revidieren und mal sehen, was Sie bei Hilgendorfen gelernt haben.«

Dit was nu för Jochen en paßlich Geschäft, un för Rudolfen was't 'ne schöne Gelegenheit, Unkel Bräsigen tau 'ne baldige Hochtid antaustiften. – Sei funnen sick also ok beid' licht in Bräsigen sine Anordnung.

Den Nahmiddag kamm Fritzing Triddelfitz en beten up den Hoff tau riden. Ditmal up en Schimmel, de 'ne sonderbore Gang'ort an sich hadd; vörn gung hei utwarts as en Minsch, un in'n ganzen gung hei up drei Beinen; worut sick einer dat entnemen kann, dat de Natur männigmal up unverstännige Wis' vel Äwerflüssiges erschaffen deiht; bi'n Pinscher taum Bispill den Start, bi'n Mops de Uhren un bi'n Schriwerklöpper dat linke Achterbein. – Schön sach Fritzen sin Schimmel nich ut, vör allen, wenn hei in Bewegung set't was; äwer hei was en höflich Pird, hei dienerte de ganze Landstrat entlang, un so stimmte hei mit Fritzen, denn de was bi sinen Eddelmann ok hellschen höflich worden, un wenn weck von sine Herrn Kameraden sick äwer den Schimmel monkierten, [541] denn lachte Fritzing still vör sick hen: »Ji Schaapsköpper! Ick heww schön profentiert bi minen Handel, bi de Voßstaut gegen den Swarten, bi den Swarten gegen den Brunen un nu wedder bi den Brunen gegen den Schimmel; ick heww ümmer boor Geld tau kregen.« – De Schimmel kamm also höflich up den Rexowschen Hoff, Fritz steg höflich af, kamm höflich in de Dör un säd höflich »gun Dag«. – »Mutting«, säd Jung'-Jochen, »schenk doch Herr Triddelfitzen in«, denn sei seten just bi den Koffe. – »Gott soll mir bewahren!« dachte Bräsig, »nu wird das auch schon ›Herr‹ genannt.« – Fritz treckte sick sinen Regenrock wildeß af, halte wat ut de Tasch rute, set'te sick dal un läd linksch un rechtsch von sine Koffetaß en Rewolwer up den Disch, de dunn just irst upkamen deden. – »Herr«, rep Bräsig, »plagt Sie der Deuwel? Was wollen Sie mit die entfamten Schießdinger mang die Koffetassen?« Un Fru Nüßlern stunn ruhig up, namm de beiden Slätelbüssen in de ein, den Teeketel in de anner Hand, got de Löcker bet baben vull un säd so recht bedächtig: »So! nu gahn sei nich los!« – »Um Gottes willen!« rep Fritz, »den einzigen Schutz, den wir jetzt noch haben ...« – »Herr«, rep Bräsig dormang, »glauben Sie, daß Sie hier bei Jung'-Jochen in 'ner Räuberhöhle sünd?« – »Die ganze Welt ist jetzt eine Räuberhöhle«, säd Fritz, »das hat gestern der Herr von Rambow unsern Tagelöhnern deutlich in seiner Rede auseinandergesetzt; und darum habe ich nach Rahnstädt reiten und diese beiden Revolver kaufen müssen – einen für ihn – wir wollen uns wehren bis aufs Blut.« – Fru Nüßlern kek Bräsigen an un lachte so'n beten verschämt; Bräsig lachte lud'hals. »Und mit die Dinger und mit 'ner Red' von den Herrn von Rambow wollen Sie die Taglöhner das Maul stoppen und sie auf andere Gedanken bringen?« – »Ja, das wollen wir; mein gnädiger Herr hat's den Leuten gut gesagt: mit Milde, aber auch mit Strenge wollt er das Regiment führen, darnach könnten sie sich richten.« – »Ja, 't is all so, as dat Ledder is«, schot Jochen mal dormang. – »Kannst diesmal recht haben, Jung'-Jochen: jenachdem das Leder is, muß es gerbt werden, aber der junge [542] Eddelmann is man nich der Mann darnach, sollst sehn, der behandelt die Ausverschamtigen mit Milde und die Zaghaftigen mit Strenge.« – »Un hei hett wedder 'ne Red' hollen?« frog Jung'-Jochen. – »'ne höllische!« rep Fritz. »Wo er's her hat? ich weiß's auch nicht?« – »Das 's auch parti egal«, säd Bräsig, »aber was sagen die Tagelöhners zu diese Expektatschon?« – »Das Pack«, säd Fritz, denn hei hadd sick uter de Höflichkeit noch vel wat anners von sinen Herrn anwen'nt, »ist nicht die Luft wert, denn als ich man nachher über den Hof ging, da stand die Bande zusammen, und ich hörte man, daß sie da von Glattsnacken und Hühl- und Hottwirtschaft red'ten.« – »Da haben sie Ihnen woll mit gemeint«, grinte Bräsig. – »Ja, nun nehmen Sie mal an!« rep Fritz ganz truhartig ut. »Und den Nachmittag kamen ihrer fünf zu dem Herrn, grade solche, die ich für die vernünftigsten gehalten habe, und der alte Rad'macher Flegel führte das Wort und sagte: wie sie nur gehört hätten, hätte der Herr Pomuchelskopp seinen Leuten allen Vorschuß geschenkt und hätte ihnen mehr Kartoffelland versprochen und sonst noch allerlei, aber davon wollten sie nichts sagen, denn so schlecht als die Gürlitzer Leute hätten sie das lange nicht, und mit dem, was sie kriegten, wären sie auch zufrieden; aber mit der Behandlung wären sie nicht zufrieden, denn sie kriegten unschuldigerweise Schelte und würden angeranzt, wenn sie's nicht verdienten, und mit ihnen würde auf dem Hofe und auf dem Felde herumgejagt, so daß sie zuletzt nicht mehr wüßten, was sie zu tun hätten; und am besten wär's wohl, der Herr von Rambow ließe mich gehen, denn ich verstände doch wohl noch nicht, solche Wirtschaft zu führen und mit den Leuten umzugehen, ich wäre überall noch zu jung. Und wenn sie noch 'ne Bitte hätten, so wär's die: sie wollten ihren alten Inspektor Hawermann wieder haben. – Nun denken Sie sich mal bloß! – So'n Volk!« – »Hm!« säd Bräsig un grinte äwer dat ganze Gesicht. »Na, was sagte denn der junge Herr?« – »Oh, der hat ihnen einen schönen Marsch geblasen und sagte zu ihnen: wenn er mit mir zufrieden wäre – und dabei zeigte er auf mich, [543] worauf ich höflich einen Diener machte –, dann würden seine Herren Tagelöhner auch wohl zufrieden sein können. Sehn Sie, da trat der alte Kerl, der Johann Egel vor – Sie kennen ihn ja: er ist so was der älteste, mit den weißen Haaren – und sagte: Herren wären sie nicht, das wüßt keiner besser als sie selbst, und wenn sie zu ihm als ihren Herren gekommen wären, dann hätten sie's aus gutem Herzen getan und nicht darum, daß sie sich mit spitzen Worten wollten abfertigen lassen. Der Herr von Rambow wäre Herr, und er könnte ja nun tun und lassen, was er wollte.« – »Das ist jo en ollen verdeuwelten Kerl!« säd Bräsig un grinte wider. – »Ja, nun nehmen Sie mal bloß an! Aber das war's noch lange nich all; das dicke End' kam nach. – Gegen Abend seh' ich denn nun, daß sich immer einer nach dem andern von den Tagelöhnern in den Reitstall begibt, und weil ich weiß, daß Krischan Däsel, unser Reitknecht, 'ne Pike auf mich hat, so denke ich, was wird da wohl ausgeheckt? und geh' in den Pferdestall, denn von dem Pferdestall ist ein Loch durch nach dem Reitstall, und da hör' ich denn, daß Krischan Däsel die andern anstiftet.« – »Das heißt«, föll Bräsig in, »Sie horkten ein bischen.« – »Nun, ja«, säd Fritz. – »Is auch ganz gut«, säd Bräsig, »man weiter!« – »Ja, nu muß ich noch sagen: Krischan Däsel will abslut Fik Degels freien und zieht sich schon etzliche Jahre mit ihr, und der Herr will keinen verheirateten Reitknecht haben, indem er meint, daß ein verheirateter Reitknecht sich mehr um seine eigenen Kinder als um die Fohlen bekümmern wird, was denn auch wohl richtig ist; aber missen will er ihn auch nicht, weil er glaubt, daß er gut bei dem Vieh ist – ich für mein Part sage aber: es ist nicht wahr. – Und nun hat sich Krischan Däsel das in den Kopf gesetzt, wenn bei uns die höhere Pferdezucht mit den Paddocks einginge, denn ließe ihn der Herr Fik Degels heiraten, und so stiftete er also die Tagelöhner in den Reitstall an, sie sollten die Paddocks zu Kartoffelland verlangen.« – »Na, Sie liefen doch gleich zu dem Herrn und sagten ihm das?« frog Bräsig. – »Natürlich«, säd Fritz, »er mußte es ja vorher wissen, daß er sich darauf [544] präkavieren konnte. – Und als sie nun kamen und von Paddocks und Kartoffelland anfingen und meinten, daß ihre Frauen und Kinder doch ebensogut wären als den Herrn seine Stuten und Fohlen und doch für die eher gesorgt werden müßte, dunn ging er schön mit ihnen ins Gericht, und ungesegnet sind sie aus der Tür rausgekommen. – Krischan Däsel ist natürlich gleich ausgelohnt und weggejagt worden.« – »Na, was sagt denn Ihre gnedige Frau dazu?« frog Unkel Bräsig. – »Je«, säd Fritz un tog mit de Schuller, »was soll ich sagen? Die sagt gar nichts dazu. – Ich weiß nicht, was mit der ist. – Vordem grüßte sie mich – freilich en bischen vornehm, aber doch höflich –, nu sieht sie mich gar nicht an, und das ist seit der dummen Büchergeschichte damals mit Marie Möllers. – Na, die ist ja nun schon längst fort, und das ist auch recht gut, denn sie war doch nur en altes Alf; und nun wirtschaftet die gnedige Frau ganz allein, und das muß ich sagen: die Wirtschaft hat sie im Zug, obschonst sie mich nicht mehr grüßt; und Korlin Kegels sagt, sie tät's nur, um auf andere Gedanken zu kommen, und manchmal säße sie und schriebe Briefe, riß sie aber immer wieder inzwei und legte dann die Hand in den Schoß und kuckte das kleine gnädige Frölen an. Es wäre ein Jammer, sagt Korlin Kegels. – Aber die Wirtschaft, die geht, und dabei kein Schelten und Rumregieren: nein, so soll's und so wird's. – Wenn sie nur irgend 'ne Freundin oder einen Freund hätte, sagt Korlin Kegels – na, für mich paßt sich ja das nicht –, und er hat auch keinen Freund.« – »Na, för mi paßt sick dat äwerst«, rep Fru Nüßlern un sprung up, »un morgen will ick nah ehr hen, un du, Jochen, künnst ok woll mal nah den ollen armen, jungen, dämlichen Minschen hengahn un taum Gauden reden; so'ne Tid süll Nahwerslüd' bet tausam bringen.« – »Je, Mutting«, säd Jochen, »wat sall ick dorbi dauhn? – Un denn de oll Gaus'geschicht bi uns – äwer Gottlieb un Lining ...« – »Nich wohr?« rep Fru Nüßlern, »de hewwen sei in't Brod hulpen, un dat sülln wi ehr nich vergeten.« – »Na, er«, frog Bräsig un sach dorbi so recht as so'n ollen lurigen Spitzbauw ut, »er hat jo doch [545] woll noch Frün'n? – Was sagt denn der Herr Zamwell Pomuchelskopp dazu?« – »Pomuchelskopp?« frog Fritz dorgegen. »Wir kommen nicht mehr mit ihm zusammen«, säd hei un smet dat Wurd mit grote Verachtung hen un bögte sick nah Bräsigen ranne un flusterte: »Wir sind von ihm verklagt, er hat uns das Geld gekündigt, ich weiß es von Zodicken, von Mosessen seinen Zodick. Ne, der Pott is ganz inzwei, und Slus'uhr kommt alle Augenblick, denn eins schriftlich, denn eins mündlich; aber wir haben uns auch einen angenommen, den Avkaten Rein; kennen Sie ihn?« – »Ja woll«, flusterte Bräsig, »ich kenn ihn wegen den Nordpol und die Insel Ferro.« – »Nicht wahr, ein verfluchter Kerl?« frog Fritzing. – »Ja woll«, säd Bräsig, »der kann die Leut ordentlich an die Nas' herumführen. – Aber«, frog hei lud, »was hat denn Ihr junger Herr mit die Tagelöhner beslossen?« – »Das will ich Ihnen sagen«, säd Fritz. »Wir haben beide beschlossen, uns aufs Blut zu wehren, und ich mußte gleich nach Rahnstädt und diese beiden Revolvers kaufen.« – »Na, und wenn die Tagelöhners nu wieder kommen?« – »Denn schießen wir«, säd Fritz. – »Recht!« säd Bräsig un namm den einen Rewolwer in de Hand un spelte dor so en beten verluren mit. »Aber, Madame Nüßlern, Sie haben ihn ja ganz naß gegossen, er könnt' rustern«, un wischte mit de Rockslippen doran herümme un gung dormit an't Finster, as wull hei't Ding beter anseihn, wildeß Fritzing Jochen-Nüßlern de Inrichtung an den annern düdlich makte. »Jochen, wo hast du deinen Eiserkasten?« frog Bräsig. Jochen wis'te mit den Bein unnen up't Schapp. Fritzing hürte achter sick irst wat klappern un klätern un dorup so'n rechten scharpen Ton, as wenn wat Fastes brök, un as hei sick ümkek, höll em Bräsig den Rewolwer entgegen, äwer ahn Hahn, denn den hadd hei mit 'ne Kniptang' in de anner Hand: »Da!« – »Donnerwetter!« sprung Fritzing up. – »So!« säd Bräsig, »nu können Sie mit das Ding keine Leute mehr in die Augen schießen.« – »Herr, wie können Sie wagen, mir meinen Revolver zu ruinieren?« – »Weil Sie ein dummer Junge sünd, und keine Kinder mit Schießgewehren spielen [546] solln.« – »Sie sind ein alter ...« – »Sie wollen wohl ›Esel‹ sagen? Und es 's möglich, daß ich einer bin, indem daß ich mich mit Sie einlasse; aber, Herr, ich steh' hier als Ihre Tanten, und wegen dieser hab' ich das getan.« – »Mein Herr hat mir befohlen, ich soll die Revolver kaufen, und was der mir sagt, das tu ich.« – »Is auch ganz in der Ordnung, und hier ist auch der für Ihren Herrn; er kann ja schießen, wenn er Lust hat – hat ja schon vordem geschossen –, aber Sie ...?« Un de Gedank' an Hawermannen steg in em up: »Entfamter Windhund, haben Sie noch nich naug Elend angericht't?« – Un Fru Nüßlern fohrte nu ok up: »Still! Bräsig, still! dorvon nich! – Äwer, Sei süllen sick wat schämen, Triddelfitz, dat Sei so lichtsinnig von Scheiten un Minschenlewen reden.« – »Wat?« rep Jochen un sprung ok tau Höcht, »Mutting, will hei Lüd' dod scheiten?« – Un Bauschan sprung ok tau Höcht un red'te ein por driste Würd' dor mit mang, un Fritz würd von dit Inreden von allen Siden so perplext, dat hei alle Höflichkeit verget, sinen Regenrock uprapte, de annerthalben Rewolwer in de Tasch stek, in de Dör sick noch mal ümwend'te un mit en groten Aweck säd: keine teihn Pird süllen em seindag' nich wedder äwer desen Süll trecken. – »Is auch gar nich nötig«, säd Bräsig sihr rauhig. Wenn hei äwer Fritzen sine Redensorten hürt hadd, de hei makte, as hei up den Schimmel de Landstrat lang dienerte un af un an mal den halwen Rewolwer bekek, denn wir hei woll so rauhig nich blewen, denn gegen de Ihrentitel, de hei von Fritzen sinentwegen kreg, wiren den Kaiser von Östreich sine man en ganz kort En'n.

Taum Glücken hürte hei de nich, un in'n Ganzen makte hei sick nich vel dorut, dat Fritz dat Nüßlersche Hus in den Bann dahn hadd; äwer hei hadd hüt morrn de Erfohrung makt, dat in so'ne Tiden de besten Fründschaften breken känen, un hei hadd sick dat heilige Verspreken gewen, unner keinen Ümstän'n mit de Rahnstädter Börgergard up den Rexowschen Hoff tau rücken; sine verfluchten Infäll lepen em männigmal weg, äwer sin gaud Hart stangelte denn ümmer glik achter her un grep sei wedder, denn Larm un Strid lagg gor nich in [547] sinen Sinn; hei wull eigentlich nicks wider als idel Freud' un Freden, obschonst dat bi sine besondern Anstalten meist up Larm un Strid herute kamen ded.

As nu gegen Abend in den Schummern Jochen un Bauschan sachten inslapen wiren un so'ne rechte schöne Tid tau en vernünftig Wurd kamen was, fung hei von Rudolfen un Mining an: »Madame Nüßlern, schon ein altes Sprüchwort besagt die Worte: wer lang' leiwt, den wird die Leiw' olt, un wer lang' ...« – »Laten S' Ehr ollen dämlichen Redensorten, Bräsig, dat paßt sick nich för mi un för Sei! – Wat sei seggen willen, weit ick, un ick bün ok dormit inverstahn, dat dat nich vel länger duren darw: äwer wat ward ut em un mi?« – »Madame Nüßlern, Sie meinen Jung'-Jochen ...« – »Still! Bräsig, nennen S' keinen Namen! För sinentwegen« – un sei wis'te up Jochen – »künnen Sei em ümmer nennen; äwer för sinentwegen« – un sei wis'te up Bauschanen – »möt sick einer hellschen in acht nemen, denn hei is kläuker as wi alltausamen. Kiken S' blot, wo hei de Uhren spitzt.« – »Hm!« säd Bräsig un kek unner Jochen sinen Lehnstauhl, »wahrhaftig! aber das hindert nich. – Madame Nüßlern, die Sache muß zu einer glücklichen Endschaft kommen.« – »Ja, Bräsig, dat segg ick mi sülwst alle Dag', äwer seggen Sei mal, wat sall ut mi warden un ut em?« Hir wis'te sei wedder up Jochen. »Wenn nu Mining un Rudolf dat Regieren krigen, wat sall ick, wat sall hei?« – »Madame Nüßlern, Sie haben denn ruhige Tage un freuen sich an Ihre nachkommenschaftlichen Existenten.« – »Dat mag schön sin, Bräsig, un de Minsch gewennt sick an allens, ok an de Fulheit; äwer seihn S' mi an, ick ward bi all min Wirtschaften ümmer kumpletter, un wenn ick mi nahsten ganz in den Lehnstauhl sett, denn hackt hei mi jo woll fast, un ick ward jo woll einen reinen Unfladen.« – »Madame Nüßlern«, säd Unkel Bräsig un stunn vör ehr up, un de Erinnerungen ut de schönen Jugendtiden broken in em dörch, »Sie sünd ümmer schön gewesen un werden auch schön bleiben«, un makte en Diener vör ehr un fot nah ehre Hand. – »Bräsig, dat is en dummen Snack!« säd Fru Nüßlern un treckte em de [548] Hand weg, »nu kiken S' blot den ollen Hund an! Hett hei't nich richtig wedder verstahn? – Äwer von mi is hir weniger de Red'; wat sall äwer ut em warden? Ick kann mi noch allerlei Handgebird maken; äwer hei – wenn hei gor nicks mihr tau dauhn hett?« – »Er raucht Toback un släft«, säd Bräsig. – »Ja«, säd sei, »nu in desen Ogenblick. Äwer hei hett sick hellschen verännert in de letzte Tid – von de olle dämliche Gaus'geschicht will ick nich seggen, denn dat red ick em woll noch wedder ut –, äwer hei is up de Letzt so wedderdänsch worden, hett ümmer Wedderwürd', un wenn hei nu nahsten gor nicks mihr tau dauhn hett, sinnt hei sick de niderträchtigsten Akten ut.« – »Jochen?« frog Bräsig so recht mit Nahdruck. – »Ja«, säd Fru Nüßlern, »äwer nu is't vörbi; kiken S'!« – Un Bräsig kek un sach, wo Bauschan upstunn un Jung'-Jochen en por Mal mit den rugen Swanz unner de Näs' dörchfohrte, dat Jochen sick in En'n richt'te un ganz düdlich frog: »Mutting, wat is de Klock?« – Dormit reckte hei sick, un as hei Bräsigen gewohr würd, säd hei: »Bräsig, 't is doch en hellschen Kirl, de Herr von Rambow, hei hett wedder 'ne Red' hollen.«

Rudolf kamm nu rinne, 't würd Licht bröcht, un Bräsig smet dwars äwer'n Disch Rudolfen en abscheuliches Gesicht tau, 't was äwer nich bös meint, 't süll blot Tauplinken sin un süll so vel bedüden as: »Swig rein still, verlat di ganz up mi, din Sak is in gauden Gang.« – De Abend gung langwilig hen, denn jeder hadd sin eigen Gedanken, un as Taubeddgahnstid was, was Bräsig de einzigst, de glik inslapen ded; Rudolf dacht an Mining un de Hochtid, Fru Nüßlern an de schreckliche fule Tid, de ehr bevörstunn, un Jochen an de Gäus' un Herrn von Rambow sine Red'. Dese letzte Gedank let em de Nacht nich slapen, un as Fru Nüßlern gegen Morgen sick en beten up de anner Sid läd, üm noch en por Ogen vull tau nemen, sach sei Jochen in'n vullstännigen Habit mit Bauschanen ut de Dör gahn. – Dat dit äwerall wat tau bedüden hadd, wüßte sei, äwer wat? – Dat kunn der Deuwel weiten.

37. Kapitel
[549] Kapittel 37

En kort Kapittel, äwer sihr wichtig, denn Jung'-Jochen will 'ne Red' hollen.


Jung'-Jochen gung mit Bauschanen up den Hoff up un dal, stunn denn männigmal still un rew sick den Kopp, as wenn hei wat nich recht wüßt; Bauschan stunn denn ok still, kek Jochen an, tillerte en beten mit den Swanz un versunk denn ok in sine eigenen trurigen Gedanken wegen de ßackermentsche Mitregentschaft. – Rudolf kamm: »Mein Gott, Vatting, büst du ok all up?« – »Ja, Rudolf, 't is wegen de ollen Gäus'«, hei wull noch wider wat seggen, kunn äwer nich so fix dormit p'rat warden, un Rudolf säd: »Na, Vatting, lat doch de oll Geschicht! Hüt is mi dat äwer würklich recht leiw, dat du all in de Bein büst, du bestellst woll an den Staathöller, wat de Lüd' dauhn sälen, ick bün gistern nich nah de Pümpelhäger Scheid' henkamen, ick will mal fix räwerlopen un tauseihn, wat dat dor all taum Haken geiht. – Wi bliwen grad so as gistern bi't Meßführen nah't Tüftenland.« – »Ja, Rudolf, äwer ...« – »Na, Vatting, dat finn't sick jo allens; ick möt äwer maken, dat ick henkam«; dormit gung hei af. – Jochen gung wedder up un dal; de Daglöhners kemen mitdewil up den Hoff, de Staathöller Kalsow kamm nah Jochen ranne: »Kalsow«, säd Jochen, »de Lüd' sälen all hir up den Hümpel tausam kamen«; dormit gung hei mit Bauschanen in de Stuw herinne. – De Daglöhners, de Husfrugens, de Hawlüd' stunnen all up einen Hümpel vör den Hus' tausam un frogen: »Wat säl' wi?« – »Dat weit ick ok nich«, säd Staathöller Kalsow. – »Je, denn gah doch mal rinne un frag em.« – Kalsow kamm rinne; Jung'-Jochen gung in de Stuw up un dal, Bauschan gung mit em, denn Jung'-Jochen hadd sine Mütz upbehollen, un dat was för Bauschanen dat Teiken, dat sine Begleitung notwennig was. – »Herr«, säd Kalsow, »de Lüd' sünd nu all dor.« – »Schön!« säd Jochen. – »Wat sälen wi?« frog Kalsow. – »Täuwen«, säd Jochen. – Kalsow gung rute, säd de Lüd' Bescheid, un sei täuwten. – Nah en beten kamm hei wedder [550] rinne: »Herr, sei täuwen.« – »Schön!« säd Jochen, »segg Hei ehr, sei süllen noch bet täuwen, ick wull ehr nahsten 'ne Red' hollen.« – Kalsow gung rute un säd: sei müßten noch täuwen, de Herr wull ehr nahsten 'ne Red' hollen. – De Lüd' täuwten, äwer as dor nicks nich tau Bred' kamm, säd Kutscher Krischan: »Kalsow, ick kenn em. Gah noch mal rin un purr em en beten an.« – Kalsow gung also wedder rinne un purrte: »Na, Herr, wo is't mit de Red'?« – »Dunnerwetter!« fohrte Jochen em an, »meint Hei, dat mi de Gedanken up den Puckel wassen?« – Staathöller Kalsow verfirte sick, kamm rute nah de Lüd' un säd: »Dat helpt uns nich, de Herr ward falsch, wi möten täuwen.« – »Mein Gott«, säd Fru Nüßlern tau sick up den Vörratsbähn, wo sei all flitig rüm regiert hadd, »wat heit dit, de Lüd' stahn jo noch ümmer vör den Hus'?« un ret dat Finster up: »Wat staht ji hir?« – »Je, Fru, wi stahn hir un täuwen.« – »Worup täuwt ji?« – »Je, Fru, wi weiten't ok nich; de Herr will uns jo 'ne Red' hollen.« – »Wer?« frog Fru Nüßlern. – »De Herr«, säd Kalsow. – »Wat will hei hollen?«, frog Fru Nüßlern. – »'ne Red'«, säd Kalsow. – »Dor möt jo doch ein Dunnerwetter inslagen!« rep Fru Nüßlern un smet dat Finster tau, lep runner nah Jochen, kreg em bi den Arm tau faten un schüddte em, as müßt sei em irst tau Besinnung bringen: »Wat willst du? – Du willst hir Reden hollen? – Wat willst du för Reden hollen? – Äwer mi oder Rudolfen un Mining?« – »Mutting«, säd Jochen – äwer stramm säd hei't – »äwer de Gäus'.« – »Gnad' di Gott!« säd Fru Nüßlern in den düllsten Arger, »wenn du mi äwer de Gäus' dat Mul updeihst.« – »Wat?« rep Jochen un set'te sick taum irsten Mal in sinen Lewen gegen sine Fru up de Achterbein. »Kann ick nich Reden hollen?All hollen sei Reden, Herr von Rambow höllt Reden, Pomuchelskopp, Bräsig redt in de Reform, wat? unick bün di tau slicht dortau?«, un hei slog up den Disch, »Wiw! bün ick nich Herr? Un ick süll nich äwer min Gäus' reden?« – Fru Nüßlern würd ganz blaß, stunn stiw dor un kek Jochen in de Ogen, säd kein [551] Starwenswurt, fot mit de ein Hand nah ehr Hart un grawwelte mit de anner achter sick nah de Klink von de Dör, un as sei de fat't hadd, makte sei sei up un gung rügglings ut de Dör, ümmer de Ogen up Jochen – as en Löwenbänniger deiht, wenn hei süht, dat dat Beist den Respekt vergett. Äwer as sei rute was, smet sei sick up de Del up de Bänk dal un fung gradtau fürchterlich an tau rohren. – Ja, dat Johr 1848 was en schrecklich Johr, kein Regiment würd mihr estimiert, sülwst in dit was de apenbore Ungehursam utbraken. –

Bräsig kamm mit Fläuten un Singen de Trepp hendal; äwer wo snabbte hei af, as hei sinen ollen Schatz in sinen Jammer sach! – »Daß du die Nase ins Gesicht behältst! Was is los? Zu dieser klockenigen Stun'n, Madame Nüßlern, halwig säben, sitzen Sie in Tranen?« Dormit smet hei sick bi ehr up de Bänk un wull ehr de Schört von't Gesicht trecken. – Fru Nüßlern wehrte sin Hän'n af. – »Madame Nüßlern, ich bitte Ihnen um Gottes willen, sagen Sie mich doch Bescheid.« – Tauletzt un tauletzt stödd Fru Nüßlern ut deipste Bost rute: »Jochen!« – »Herre Gott!« rep Bräsig, »war doch noch gestern ganz gesund! – Is er dod?« – »Den Deuwel is hei dod«, rep Fru Nüßlern, ret sick sülwst de Schört von't Gesicht un kek Bräsigen mit rode, fürige Ogen an, »verrückt is hei wor den!« – »Gott soll mir bewohren!« rep Bräsig un sprung pil in'n En'n, »was macht er denn?« – »'ne Red' will hei hollen.« – »Was? Jung'-Jochen 'ne Red? Dat 's en slimm Zeichen!« – »Herre Gott! Herre Gott!« jammerte Fru Nüßlern, »un de Daglöhners stahn all 'ne Stun'n up den Hoff, un mi hett hei jo woll ut de Dör rute smeten, ick weit gor nich, wo ick rute kamen bün.« – »Na, so was krauft nich auf den bäwelsten Bähn!« rep Bräsig, »aber sein Sie ruhig, Madame Nüßlern, ich fürcht' mich nich, ich wag' mich rin.« – Dormit gung hei in de Stuw'.

Jochen gung up un dal un rew sick den Kopp. – Bräsig set'te sick an de Dör up den Stauhl un folgte em ümmer mit de Ogen, säd äwer kein Wurd; up de anner Sid von de Stuw' [552] satt Bauschan, folgte sinen Herrn ok ümmer mit de Ogen un säd ok kein Wurd – 't was 'ne recht beängstliche Geschicht, taum wenigsten för Jochen un för Bräsigen; Bauschan was tämlich ruhig. – Tauletzt frog Bräsig recht sachtmäudig: »Wo is dich, Jochen?« – »Ick weit nich«, säd Jochen, »mi is so verwurrn in den Kopp, un min Gedanken lopen so dörchenanner, as wenn mi einer dor en Schepel rugen Hawern rinner schüddt hadd.« – »Glaub ich dich, Jochen, glaub ich dich«, säd Bräsig un kek em wedder nah, as hei up un dal gung. Mit en Mal blew Jochen – baff – bestahn un rep hellschen falsch: »Un der Deuwel kann Andacht an 'ne Red' hewwen, wenn ji beid' einen ümmer so ankikt!« – »Also 'ne Red' wolltst du halten? Wozu wolltst du 'ne Red' halten?« – »Bräsig, bün ick slichter as jeder anner? Sünd min Daglöhners slichter as anner Lüd' ehr Daglöhners? – Sei willen in desen slichten Tiden ok ehr Vergnäugen hewwen; äwer ick bün dor nich richtig up tausneden, mi ward de Sak tau sur; du büst up sowat gewitzter, dauh mi den Gefallen, holl du ehr ein.« – »Worüm nich?« säd Bräsig, »wenn ich dich einen Gefallen damit tun kann; aber nu stör' mir auch nich!« Un nu gung Bräsig in de Stuw' up un dal, unJochen satt up den Stauhl un kek em an. – Mit en Mal ret de Herr Entspekter dat Finster up un rep: »Kamt hir mal all ran!« – De Daglöhners kemen. – »Mitbürger ...«, fung Bräsig an; äwer – swabb! – smet hei dat Finster tau. »Donnerwetter, das paßt jo doch nich, denn es sünd jo doch man Daglöhners, und die kann man jo doch nich als Bürgersleut anreden! – Un nu sühst du, Jochen, wo swer das is, 'ne Red' zu hollen; un du wolltst dich mit 'ner Sach' bemengen, die ich nich mal fertig kriege?« – »Je, Bräsig, äwer ...« – »Sweig still, Jochen, ich weiß, was du sagen willst!« – Un hei gung an't Finster, makte dat wedder up un säd: »Kinnings, gah ein jeder för hüt an sin Arbeit, ut de Red' ward hüt nix.« – »Ja, dat is ok ganz egal«, säd Kalsow, »äwer de Herr ...« – »De hett sick besunnen«, föll Bräsig em in de Red', »hei meint, up den Frühjohr is't em noch en beten [553] vull tidig dortau; up den Harwst, bi de Austköst, will hei jug dorför 'ne rechte dägte hollen.« – »Ja«, säd Kalsow, »dat is denn ok woll dat Best. – Na, Lüd', denn kamt!«, un sei gungen an ehr Arbeit. –

Äwer nu, as de Luft rein was, dreihte sick Bräsig nah Jochen üm, un all de Würdigkeit, de hei in sinen Liw' beharbargen kunn, sprok mit Arm un Bein tau Jochen, un all de Influß, den hei up Jochen sid Johren utäuwt hadd, strömte nu up den armen großherzoglichen Kammerpächter in, as hei säd: »Wo? Du sollstverrückt sein? Du büst so wenig verrückt as Bauschan un ich; aber du büst dämlich. – Wozu haben dich deine lieben – wollt ich sagen – seligen – wollt ich sagen – ßackermentschen Eltern in die Welt gesetzt? – Dazu, daß du Reden halten sollst und sollst deine liebe Frau auf den Proppen setzen, die dich fünfundzwanzig Jahr an ihren Brüsten gesogen hat as en neugeborenes Kind? – Gleich kommst du mit un verbittst dich un sagst, du willst das nicht wieder tun.« – Un Jochen hadd jo woll allens dahn; äwer dese Afbed, taum wenigsten de Ort un Wis', in de Bräsig sei verlangen ded, süll em schenkt warden, denn Fru Nüßlern kamm in de Dör: »Jöching, Jöching! Wat hest du mi för Elend makt!« – »Je, Mutting ...« – »Jöching, du bringst mi noch in de Ird!« – »Und das noch dazu mit verfluchte imposante Redensorten«, föll Bräsig in. – »Mutting, ick will jo ok nich ...« – »Ach, Jöching, ick glöw, du lettst dat nu nich mihr, du hest di einmal dorför upsmeten, sallst seihn, dat kümmt öfter.« – Jochen säd nu: ne, hei hadd naug dorvon. – »Dat gew' de leiw' Gott!«, säd Fru Nüßlern, »un dat du sühst, dat ick di ok tau Willen bün, so kann jo minentwegen Rudolf all äwermorgen frigen.« – »So«, säd Bräsig, »un nu is wedder Fred' in den Hus', nu is allens in die Reih, nu gebt euch en Kuß! – Noch einen, Jochen, daß die linksche Hälfte von deine Mund nicht zu kurz kommt!«

Un dat geschach, un Unkel Bräsig peikte af, graden Weg's nah Gürlitz, dat hei sin lütt Pät Mining ehre glücklichen Utsichten mellen wull. – Hei gung den negsten Fautstig, un dat [554] was de, up den de Herr Riddergaudsbesitter Muchel den Pricken hadd steken laten, dat hei för verbaden gellen süll; hei was dor äwer nich mit dörchkamen, un Gottlieb hadd up Bräsigen sin Anstiften sick dat nicht gefallen laten un hadd den Prozeß gewunnen.

As nu Bräsig desen Stig entlang gung, müßte em grad de Herr Gaudsbesitter entgegen kamen un makte all von Firn en sihr fründliches Gesicht un säd, as hei neger kamm: »Guten Morgen, mein lieber ...« – wider kamm hei nich, denn Bräsig strahlte up em los un säd, ahn em antauseihn: »Ein Gewisser will mir ja hier die Stiebeln ausziehn lassen, daß ich as 'ne Kreih mit nakte Beinen hier rümhüppen soll«; un dormit gung hei hen un kek sick gor nich mal üm.

Un as hei nu sin Gewarw' bi Mining in Gürlitz anbröcht hadd un nah en grotes Freuen von sin lütt Kropzeug Lining em bed, hei süll den Dag noch bi ehr bliwen, müßt äwer Gottlieben entschuldigen, denn't wir Sünnabend, un hei müßt Predigten maken, säd hei: »Frau Pasturin Lining, jedermann hat seine Geschäften, un wenn der Herr Pastohr Gottlieb seine Predigt macht, worum ich nicht auch eine? Denn ich muß heute abend noch in die Reform«; un somit gung hei nah Rahnstädt.

38. Kapitel
Kapittel 38

Bräsig un Pomuchelskopp in den Reformverein. – Wat ein »Mitbruder« den annern de Stäwel uttrecken laten darf? – Herr Pomuchelskopp ward för en Groß-Mogul un Herr Schulz för 'ne Snickermus anseihn. – Woher sick de Armaut in de Welt stammt, un worüm sei noch ümmer dorin begäng' is. – De Platosche Republik möt inführt warden; fri Spill möt sin; de Indig is tau dür; Armaut möt sin, äwer 'ne vernünftige; dat Schossehgeld möt afschafft un för National-Eigentum möt sorgt warden; Rindfleisch un Plummen smecken sihr gaud, äwer wi krigen sei man nich. – Unkel Bräsig in'n Siegerkranz. – »Hohe Lorbeern stehen, wo der Krieger schläft.« – Gun Nacht ok!


As hei sine Niglichkeiten ut Rexow un Gürlitz utkramt hadd un de Fru Pastern un Hawermann nicks mihr tau fragen hadden, makte hei sick wedder up de Flüchten. »Nehmen Sie mich's nich übel, Frau Pastorin, und du auch nicht, Korl, ich [555] muß, so drad ich mich andere Stiebeln angezogen habe, in die Reform. Du solltst mitkommen, Korl, wir wählen uns heute einen neuen Herrn Presendenten, indem daß der alte, wie er sagt, nicht mehr mang durchfinden kann. Ich wähle den Herrn Avkaten Rein – kennst du ihn? Ein netter Mann, en wahrer Lebermann, aber Stückschen macht er, das 's wahr; und denn haben wir for heute 'ne wichtige Frag aufgesmissen – Rekter Baldrian sagt, sie berührt sich mit dem Zeitgeist –, wir wollen nämlich ausfündig machen, woher sich die große Armut in der Welt stammt. – Du solltst mitkommen, Korl.« – Korl wull äwer nich, un Bräsig gung allein.

De irste Person, de Bräsigen up den Saal von den Reformverein in de Ogen föll, was – Zamel Pomuchelskopp, de ok, as hei em gewohr würd, stracks up em losstürte: »Guten Abend, lieber Bruder, was machst du, lieber Zacharias?« – Vele hewwen dat nich seihn, woans sick Bräsig bi dese Anred' hadd, un de't seihn hewwen, wüßten't nich recht düdlich tau maken, de Sak hadd ehr äwernamen; äwer Schauster Bank hett't seihn un hett't mi vertellt. »Fritz«, säd hei, »süh, as wenn du den Herrn Entspekter sin Gesicht dörch 'ne Schausterkugel ankekst, so sach hei ut; dat Mul was nochmal so breid un de Näs' nochmal so dick, un dat ganze Gesicht sach ut as Füer un Fett, un as hei den einen Bein so vörutstellen ded un säd: ›Herr Zamwell Pomuchelskopf, ich bin kein Du von Sie‹; weitst, wo hei dunn utsach? – Akkerinenrat as de oll Sandwirt Hofer ut Tirol, so as hei bi Gastwirt Vossen tau Ivenack an de Wand hängen deiht, blot dat hei kein Scheitgewehr in de Hand hadd. Un dunn dreihte hei sick üm un wis'te em sine Achtersid, un wat för 'ne Achtersid! un gung an den Wahldisch un gaww sin Stimm af för den nigen Presendenten un rep lud dörch den Saal: ›Ich wähle den Herrn Avkaten Rein, denn rein muß unsre Sache sein, und wenn hier ein Smutzlümmel in die Tür kommt, denn muß er rausgesmissen werden.‹ – Dat verstunn nu keiner; äwer allens was musingstill, denn dat hir wat passiert was, wüßt ein jeder; un as hei so dörch den Saal gung, makte [556] em allens Platz, denn hei sach ut as en Bull, de stöten will; set'te sick äwer ruhig an't anner En'n von den Saal hen, un wat nahsten kamm, dat weit ein jedes Reformglied.« – So säd Hanne Bank tau mi, un ick glöw em dat, denn hei was en gauden Fründ von mi un was en ihrlich Mann, obschonst hei man blot en Schauster was; hei is von einen nichtswürdigen Schurken in ein bläudiges Graww leggt in sine besten Johren, wil dat hei för't Recht uptreden ded, un wenn dat ok nich hirhen hürt, so wull ick't doch schriwen, dormit dat dat Gedächtnis von so'n ihrenwirten Mann un leiwen Fründ nich blot up sinen Likenstein tau lesen is.

Also Zacharias Bräsig set'te sick an dat anner En'n von den Saal un satt dor as en Gewitter, wat alle Ogenblick losscheiten will. – De Avkat Rein was Presendent worden, hei klingelte also, kröp in de Tunn rinne un bedankte sick velmal för de Ihr un säd tauletzt: »Meine Herren, bevor wir an unsere Arbeit in der Armutsfrage gehn, habe ich das Vergnügen, Ihnen anzuzeigen, daß der Herr Rittergutsbesitzer Pomuchelskopp auf Gürlitz sich zur Aufnahme in unsern Verein gemeldet hat. – Ich glaube, es wird wohl keiner gegen seine Aufnahme etwas einzuwenden haben.« – »So?« rep 'ne hellisch giftige Stimm achter em, »wissen Sie das so prick? Ich bitt' uns Wort«, un as sick de nige Presendent ümwennen ded, stunn Unkel Bräsig all an dat Käuhlfatt. – »Herr Inspektor Bräsig hat das Wort«, säd de Presendent, un Unkel Bräsig klemmte sick in dat Käuhlfatt 'rin. »Mitbürger!« fung hei an, »wo lang' is das her, daß wir hir in Grammelinen seinen sonstigen Danzlokal Freiheit, Gleichheit un Brüderlichkeit besworen haben? Von die Freiheit will ich hier nichts nich sagen, obschonst ich mich in diesen verfluchten Kasten mit meinem natürlichen Leibe nich rögen kann; von die Gleichheit will ich auch nichts sagen, denn was unser neuer Herr Presendent is, gibt uns ein gutes Beispiel, indem daß er ümmer in einem grauen Rocke geht und nicht wie gewisse Leute in einem blauen Leibrock mit blanke Knöpfe; aber von die Brüderlichkeit will ich reden. – Mitbürger! Ich frage [557] Ihnen, is das Brüderlichkeit, wenn einer seinen Mitbruder die Stiebeln ausziehen lassen will? und einer seinen Mitmenschen as 'ne Kreih in den Snee will rum hüppen lassen oder, wenn der Snee weg is, in der Maratz? und einer berühmt sich das allentwegen? und einer hängt einen einen Lack an? Ich frage Sie, ob das 'ne Brüderlichkeit is? und sage: der Herr Zamwell Pomuchelskopp is solche Brüderlichkeit. Und weiter wollte ich nichts nicht sagen.« – Hei steg von de Rednerbühn runne un snow sick de Näs' ut, as müßt hei up sine Red' Tusch blasen. – Snider Wimmersdörp kämm nah em tau Wurd un säd: de Rahnstädter Reform müßt sick dat tau 'ne grote Ihr reken, dat sei ok en Gaudsbesitter mang sick hadd; so vel hei wüßt, wir dat de einzigst, denn de Herr von Zanzel, obschonst hei ok en Gaud hadd un ok Mitglied wir, wir nich mit tau reken, denn hei köffte nich in Rahnstädt un let dor ok nicks maken. Hei stimmte för den Herrn Gaudsbesitter. – »Bravo!« gung dat dörch den Saal. – »Wimmersdörp hett recht! – Vadder, du hest recht! – Wovon sälen wi lewen, wenn wi so' ne Lüd' nich warm hollen?« – »Das wäre nicht meine Meinung«, säd de Zimmerling Schulz un kröp sachten ut de Tunn herut, as 'ne rechte fette Snickermus ut ehr Hüschen, wat ehr so jüstement tau Paß sitt, »Snider Wimmersdörp – dummes Tüg! – dummes Tüg! – Hätte sich der Gürlitzer Potentat vordem um uns kümmert, hätte er vordem seine Rechnungen bezahlt, als er uns noch nicht brauchte? Was stände er hier in dem Saal, wenn über ihn abgestimmt wird? Könnte er nich in Bescheidenheit rausgehn? – Aber nein! – Denn worum? – Weil er ein Groß-Mogul is. – Ich sage: rut! rut!« – Un de Snickermus krop wedder in ehr Huschen; äwer ehre Red' hadd hellschen dörchslagen: »Rut! rut!« repen weck Stimmen, un weck repen: »Weiterreden! Noch mal anfangen!«, un so'n verdammten Schaustergesell sung mit düdliche Stimm:


»Snickermus, kumm herut!
Steck din virfacht Hürn herut!«

[558] Äwer de Zimmerling Schulz kämm nich, hei wüßt tau gaud, dat hei den groten Indruck, den sine Red' makt hadd, blot afswäcken kunn, hei wull em leiwerst verstärken un stunn bi Bräsigen achter de Bühn, un beide repen ümmer blot: »Rut! rut!«, un sei hadden gewiß wunnen, wenn de Deuwel nich Daviden un Slus'uhren in dat Käuhlfatt rinne karrt hadd, beid' mit en Snurrbort, taum Teiken, dat sei hellsehen liberal wiren. – De sungen denn nu Pomuchelskoppen sin Loww tau Psalter un Geigen. Hei wir en »hülfreichen Engel«, säd Slus'uhr – »ja, en Speckengel!« rep de Witzenmaker von Schaustergesell dortüschen –, hei hadd hir in Rahnstädt männigen armen Husvader mit Vörschuß unner de Arm grepen – de teihn Prozent Tinsen versweg hei –, un hei würd noch vel mihr dauhn för de Stadt. – David sung datsülwige Lied, blot en beten mit Saffran anfarwt un mit Knuwwlok anwürzt: »Meine Herren!« säd hei un makte den Witzenmaker von Schaustergesellen en deipen Deiner, dat hei em ruhig gähn laten süll, »bedenken Se! bedenken Se das Wohl von die ganze Stadt! – Sehn Sie, da is per primo der Herr Permuchelskopf selber in eigener Person, denn is da die gnedige Frau Permuchelskopfen – 'ne grausame gescheute Frau! –, denn is da de Fräulein Salchen und de Fräulein Malchen und der Herr Gustäwing und der Herr Nanting un der Herr Philipping, und denn kommt die Fräulein Mariechen und die Fräulein Sophiechen und die Fräulein Melaniechen, und denn kommt der kleine Herr Krischäning und der kleine Herr Jöching, und denn kommen erst die ganz Kleinen – nu! Warten Se noch, ich bin noch nicht zu End' –, und denn kommen de Stubenmädchen und de Köchinnen un de Kindermädchen und de Schweinemädchen – nu, was weiß ich? –, und denn kommt der Kutscher, und denn kommen de Pferdeknechte, und denn kommt der Ochsenknecht – nu? er braucht auch was. Warum sollt er nichts gebrauchen? Jeder Mensch hat seine Gebräuche! Und se gebrauchen Röcke, und se gebrauchen Hosen, und se gebrauchen Schuh und Stiebeln, und se gebrauchen Strümpfe und Hemden und Nachtjacken; und [559] wenn's wird kalt, müssen se haben en warmen Rock, und wenn's wird warm, müssen se haben en kalten Rock, und wenn's kommt zu Palmsünndag, daß se werden konfemiert, müssen se haben en guten Rock, und nu zu Weihnachten! -Gott, du gerechter! Hab' ich doch immer gesagt: dieser Christus is doch gewesen ein großer Mann! Was hat er nicht gebracht in die Welt für'n Geschäft zu Weihnachten! – Und das allens sollen wir schaffen an und sollen's halten in den Laden. – Aber wer kauft's uns ab? – Der Herr Permuchelskopf kauft's uns ab. – Weiter sag ich nichts.« – Un hei hadd't ok nich nödig, denn as hei sine Red' slaten hadd, seten all de Schausters un Sniders un makten in Gedanken för all de lütten Pomuchelsköpp Schauh un Stäweln un neihten Hosen un Jacken, un de Koplüd' handelten mit Mucheln üm ehre Reste, un Kurz hadd in'n Ümseihn sinen halben Laden an em verköfft.

Äwer trotz alledem rep Bräsig mit den Zimmerling Schulz wedder: »Rut! rut!«, un dorgegen rep dat: »Hir bliwen!« – »Rut! rut!« – »Hir bliwen!« Un't würd en furchtboren Upstand. De materiellen Interessen bömten sick in Gestalt von Pomuchelskoppen sine Stäweln un Hosen gegen de ideale Brüderlichkeit up; 't was 'ne harte Slacht. – Tauletzt schaffte de Klingel von den Presendenten-Stauhl so vel Luft, dat de Herr Presendent Rein sick vernemen laten kunn. – »Meine Herrn«, säd hei. – »Rut! rut!« – »Hir bliwen!« – »Meine Herrn«, fung hei wedder an, »Gott sei Dank!« – »Rut! rut!« – »Hir bliwen!« – »Gott sei Dank! Die Meinung der Versammlung hat sich in so glänzender Weise geklärt, daß wir zu einer Abstimmung schreiten können. Also: alle diejenigen, die für die Aufnahme sind, gehen zum Musikantenchor, die dagegen sind, gehen zur Rednerbühne.« – Nu kamm de Rahnstädter Reform in Bewegung; ein jeder peddte so drist up, as hei kunn, üm sine faste Meinung tau bewisen, un von fiern hürte sick dat an, as wenn bi Grammelinen 'ne Walkmähl in vullen Gang' wir, un de Folgen von dit ruhige Geschäft süllen sick denn ok up de Neg' utwisen, denn Grammelin [560] stört'te in de Dör rinne un rep: »Herr Presendent! Kinnings! Ick bidd üm 'ne anner Ort, üm 'ne ruhigere Ort von Afstimmung!« – »Ei wat!« rep Discher Thiel, »afstimmt möt warden! süs is't kein Reform.« – »Dat weit ick, Thiel, äwer ji stimmt jo so af, dat mi de Kalk von den Bähn föllt.« -Dat kunn nu jed werein inseihn, dat dat en beten tau drist utfallen was, un up den Andrag von Grammelinen würd nu utmakt: von nu an süll nich mihr mit de Beinen un blot mit de Arm afstimmt warden.

De Stimmen würden tellt: Pomuchelskopp was as würkliches Mitglied in den Rahnstädter Reformverein upnamen worden. – Zimmerling Schulz dreihte sick nah Bräsigen üm un frog em so äwer de Schuller räwer: »Na, wenn't so geiht, Herr Entspekter, wat sall denn ut Dütschland warden?« – »Is mich ganz egal«, säd Bräsig, »aber mit die Brüderlichkeit bleib' einer mich jetzt vom Leibe.« –

Nu kamm de Armaudsfrag' up dat Tapet, un nahdem dat de Presendent de Frag' genauer bestimmt hadd, süll nu de Rahnstädter Reformverein utmaken: »woans de Armaud tauirst in de Welt kamen was un worüm dat sei sick noch ümmer in de Welt uphollen ded.« – De irste, de uptred, was de Rekter Baldrian. – Hei steg von hinnen, as all de annern deden, up de Rednerbühn, let sick äwer von vören von sinen öbbersten Schäuler en groten Hümpel Bäuker ruppe reiken, dat hei doch vör allen Dingen irst 'ne gaude Meinung för sick in de Versammlung uprichten wull. As hei nu de Bibel un Xenophonen un Platon un Aristotelessen un Liwiussen un Tacitussen un allens, wat hei von Cicero'n tau Hand hadd, bi Sid stoppt hadd, makte hei en Diener un säd: dit wiren sine Hülfstruppen. – »Vadder«, säd Jehann Bank tau Schauster Deicherten, »dit ward langwirig, wi kennen em jo; will'n uns irst noch en Glas Bier kamen laten.« – Nu läd de Rekter los un bewes' ut de Bibel, dat all öltlings bi de Juden Armaud west wir. – »Dat's nich wohr!« rep 'ne heische Stimm von hinnen ut den Drümpel, »de verfluchten Juden hewwen't Geld all allein, de weiten vel, wo'n armen Minschen [561] tau Maud' is.« – De Rekter let sick nich stüren, hei wes' de Sak ut de Bibel nah, namm dunn Xenophonen tau Hand un vertellte vel von de Heloten in Sparta, wat ogenschinlich von de Versammlung nich ganz verstahn würd. Dorup kreg hei Plato'n vör un slog up em los, d.h. blot up dat Bauk von de Republik un noch dortau in allen Gäuden, un säd: wenn Rahnstädt dat hadd, wat Plato sick so bi Fierabendstiden för de Atheners utdacht hadd, denn künn jeder Rahnstädter Daglöhner alle Dag' Rindfleisch un Tüften tau Middag eten un Sünndagsnahmiddag in 'ne Kutsch spazieren führen, un de Kinner, de nu mit en Snurrbüdel üm den Hals rümmer lepen, güngen denn mit güllene Keden üm den Hals dörch de Straten. – »Dat möt hei uns genauer utdüden.« – »Hoch! Plato, hoch!« gung dat dörch den Saal. – »Vadder, is dat de oll Juden-Rewwer Platow, de up dat ein Og' nich seihn kunn?« – »Ih, Vadder, ick heww em gaud naug kennt, hei hett männig Stück Rindveih bi mi schecht«, säd Slachter Kräuger. – De Klingel von den Presendenten schaffte Rauh, un de Spitzbauw von Avkat Rein wendte sick an den Rekter un bed em in den Namen von de Versammlung, hei müggt doch de Fründlichkeit hewwen un den Rahnstädter Reformverein en düdliches Bild von de Platosche Republik gewen. – Dat was en stark Verlangen, un den ollen armen Rekter lep de Sweit von den Kopp, as hei dreimal ansetten ded un dreimal hacken blew, indem dat hei dat sülwst nich recht wüßt; hei säd also tauletzt in sine Angst: de Platosche Republik wir 'ne Republik west, un wat 'ne Republik wir, würden sine politisch gebildeten Tauhürers woll weiten. – Na, dat wüßt jo nu ein jeder, un de Rekter kamm nu up de Römers un vertellte as ganz wat Besonders, dat de ollen Römers sprangwis' ok all hungert hadden un dat sei denn ümmer ludhals' nah panem et circenses schrigt hadden. »Panem, meine lieben Zuhörer«, säd hei, »bedeutet nämlich Brot und circenses bedeutet öffentliche Spiele.« -Mit einem Mal sprung Schauster Deichert up de Bänk, trotzdem dat em Hanne Bank an de Rockslip taurügg hollen[562] wull, un rep; »Dat segg ick man! – De ollen Römers sünd so dumm nich west; un wat de känen, kän wir Rahnstädter alle Dag'! – Wat? Mi un Bökeln un Jürendten un all de annern, as wi bi Pfeiffern sitten un en beten Wängtühn spelen, lett de Burmeister de Korten wegnemen, un wi möten mit Vadder Pfeifern tau Rathus un möten dor Straf un Gerichtskosten betalen? – Wat? – Ick segg, as de ollen Römers: fries, öffentliches Spill möt sin!« – »Dor hest du recht, Vadder«, rep Jürendt, »un de ollen Römers un de Herr Rekter sall leben, hoch!« – »Hoch!« gung dat nu, un »Hoch!« – De Rekter namm nu dit Hoch för sick un de Römers mit en Diener in Empfang, un as hei sach, dat de Presendent öfters nah de Klock kek, makte hei sick an den Sluß von sine Red', un slot ok würklich: »Meine geehrten Zuhörer«, säd hei, »wenn wir also unsere jetzige Armut betrachten, so sind es eigentlich nur die Kinder armer Leute und die Handwerksburschen, die in unserer Stadt betteln gehn.« – Dormit tred hei af un namm de Hülfstruppen unner den Arm. –

Nah em kamm Jehann Meinswegens. – »Meine Herrns«, säd hei, »ich bin meinswegens ein Färber«, dorbi reckte hei de beiden Hän'n mit so'n Nahdruck ut de Tunn, dat dat den ganzen Reformverein blag vör de Ogen würd, »ich bün auch bei den Herrn Rekter in de Schul gegangen, un recht hat er, wir müssen 'ne Replik haben; meinswegens kann sie von Plato'n sein, meinswegens von en andern; aber was der Herr Rekter sagt von die Handwerksburßen, das ist 'ne Sünde und 'ne Schande; ich meine meinswegens die Handwerksburßen, nicht den Herrn Rekter. – Meine Herrns, ich bün meinswegens auch als Handwerksburß in die Frömde gereis't.« – »Achter'n Aben bi Muttern hest seten«, rep 'ne Stimm. – »Was? – Bis nach Birnbaum in Polen bün ich gekommen und meinswegens noch weiter, ümmer zu! so weit der Himmel blau ist und ein ehrlicher Blaufärber meinswegens noch was gilt«, dormit slog hei sick vör de Bost. »Und, meine Herrns, ich könnte meinswegens noch zwei Gesellen halten; aber ich kann's nich, denn der Indig is zu teuer.« – »Ih, du Racker! [563] Du farwst mit Blauholt«, rep Schauster Deichert. – »Das's meinswegens en dummen Snack!« rep Jehann. – »Wat Indig? Hir!« repen vele Stimmen, »hei farwt mit Blauholt!« – »Ja«, rep de Witzenmaker von Schaustergesell, »de Frugenslüd', de bi em farwen, kann einer glik kennen, de seihn all as de Teerswälers ut, dat oll Blauholt farwt tau sihr af.« – »Junger Mensch«, frog Jehann so recht von baben dal, »haben Sie meinswegens in meine koll Küp' hineingekuckt?« – »Du süllst dat Mul hollen, wenn von Armaud de Red' is, du sittst schön in't Fett«, rep ein anner. – »Meine Herrns, das's meinswegens en dummen Snack! Es ist wahr, ich habe mir en neues Haus gebaut ...« – »Von Blauholt«, rep de Schaustergesell. – »Von Blauholt!« rep allens dörch enanner. – »Nein!« rep de Farwer, »von Dannenholt, meinswegens mit eichene Sahlen!« – »Von Blauholt!« gung dat wedder. – »Meine Herrns«, fot Jehann noch einmal indringlich nah, rieht'te sick tau Höcht un slog sick mit de blage Fust vör de Bost, »ich bün meinswegens Rahnstädter Bürger, un weiter sag' ich nichts.« – »Is ok naug!« repen weck. – »Denn büst ok wat Rechts!« repen de Daglöhners, »runne mit den Däs'kopp! Wat de weit, weiten wi all lang'!«Un Jehann»Meinswegens« müßte runne von de Bühn.

Nu kamm Kurz: »Mitbürger! Wir sprechen hier von der Armut, und mein geehrter Herr Vorredner sprach von dem Indig. Da muß ein Donnerwetter drein schlagen! Woher sollen wir Kaufleute Steuern bezahlen, wenn sich jeder Färber seinen Indig selbst kommen läßt, und das tut der geehrte Herr Vorredner bloß darum, daß ihm keiner in die Karten kucken kann, wieviel Indig und wieviel Blauholz er gebraucht!« – »Sie kucken selbst in die Karten!« rep wat achter em, hei kek sick üm un grad in Bräsigen sin Gesicht, let sick äwer nich stüren un säd wider: »Denn den Indig kann er von mir wohlfeiler kriegen als aus Rostock selbst. -Aber, Mitbürger, von der Armut. – Wenn das so beibleibt, werden wir alle arm.« – »Dor hett hei recht, Vadder«, säd Schauster Deichert tau Jehann Banken. – »Mitbürger, ich [564] habe mir expreß Pferd' un Wagen angeschafft, um mir meine Waren selbst heranzufahren und auch diesen kleinen Vorteil wahrzunehmen.« – »Den lütten Vurtel günnt uns dat Takel ok nich mihr!« rep de Fuhrmann Fritz Siewert dormang. – »Aber«, red'te Kurz wider, »wie ist's mir ergangen? Sie haben mir vergangen Jahr in Teterow mein Fuhrwerk mit Beschlag belegt.« – »Wil hei de Stüer bemogeln wull«, rep Fritz Siewert dormang. – Up so'ne Kleinigkeit, as 'ne Unnerbrekung was, acht'te Kurz nich, denn hei was all mal rute smeten un hadd ok all mal Schacht kregen, hei red'te also wider: »Unser Herr Burgemeister ließ mich kommen un fragte mich, durch welchen Fuhrmann ich die Waren besorgt hätte? –›Durch mein eigen Fuhrwerk‹, sagte ich. –›Also per se‹, sagte er. –›Nein‹, sage ich, ›nicht per See, Rahnstädt ist keine Seestadt, per Achs.‹ – Da lachte er und sagte, er hätte sich lateinisch ausgedrückt. – Mitbürger! Wohin soll das führen, wenn die Gerichten sich lateinisch ausdrücken, wenn einem Pferd' und Wagen mit Beschlag belegt wird? Das ist der Weg zur Armut. – Wie sollen wir Kaufleute bestehen bei dem geringen Aufschlag, den wir von Kaffee und Zucker, von Tabak und Schnupftabak nehmen?« – »Von Ehren verfluchten Snuwtobak swigen S' still!« rep Schauster Deichert, »so'ne Näs' heww ick dorvon kregen«, un hei höll sick de Fust vör de Näs'; äwer hei slog dormit nich dörch, allens lachte, wil sine natürliche Näs' noch rechtsch un linksch äwer de Fust rute kek. – »Mitbürger!« säd Kurz wider, »ich weiß das recht gut: Armut muß sein, aber 'ne vernünftige, solche mein' ich, die jedermann mit sich selber abzumachen hat und bei der er nicht nötig hat, seinen Mitmenschen zur Last zu fallen. Aber is das möglich bei den traurigen Zuständen in unserer Stadt? – Mitbürger! Schon seit Jahren streite ich gegen die unberechtigten Privilegien, die sich gewisse Leute angemaßt haben und die von oben herunter geschützt werden.« – »Vadder«, säd Discher Thiel tau Jürendten, »sallst seihn, nu kümmt hei wedder mit de Stadtbullen. Denn möt hei run, BäckerWredow is min Swager.« – Un richtig! – »Mitbürger!« [565] rep Kurz, »ich meine die Stadtbollen; dieser Unfug ...« – »Runne mit em!« rep Discher Thiel. – »Ja, runne mit em!« rep dat dörch den Sal. – »Wie willen hir nicks von Bullen un Rindveih hüren!« repen weck. – »Mich den lütten Vurtel günnt hei einen!« rep Fritz Siewert. »Hei will man allens allein sluken, nu ok noch de Stadtbullen!« – De Presendent strapzierte de Klingel up dat unminschlichste. Kurz rieht'te un reckte sick up de Bühn so lang, as sine Natur dat hergewen wull: »Mitbürger! ...« – »Ei wat hir? Mitbürger?« repen Discher Thiel un Schauster Deichert un treckten den unglücklichen Handelsherrn rügglings an de Rockslippen ut dat Käuhlfatt, bet hei allmählich unnerduken ded, blot sine beiden Hän'n tillerten noch 'ne Tid lang äwer Burd, as wenn einer versupen deiht, un ut dat Fatt buddelte dat noch dump tau Höcht: »Stadtbullen, Bullen – Bullen – Bullen –«, dunn was't still, un Kurz föll Bräsigen in halwe Beswimnis in de Arm. Bräsig un de Zimmerling bröchten em ut de Dör. – »So halten Sie doch Ihr ßackermentsches Maul!« säd Unkel Bräsig un schürrte Kurzen in de Nebenstuw, bet hei'n in 'ne Eck rinne kreg, »wollen Sie denn afslutemang noch mal Schacht kriegen?« – Un hir stellten sick de beiden ollen Burßen rechtsch un links bi Kurzen up un stunnen dor as de beiden Kirls up de »Willen-Manns-Gulden«, de einen springenden Löwen bewachten, dat hei nich up de Lüd' geiht; blot dat de beiden ollen Knawen anständiger in'n Tüg gungen as de willen Manns, un dat sei staats en Knüppel 'ne lange Pip in de Hand hadden.

Wildeß hadd Fritz Siewert nahwesen, dat de Armaud von dat Schossehgeld herkem; dat Schossehgeld müßt afschafft warden; un Snider Wimmersdörp hadd den vernünftigen Satz upstellt: för de Armaud müßt wat dahn warden, un för den Ogenblick wir nicks anners dorgegen tau dauhn, as dat sei an den Großherzog sin Sloß tau Rahnstädt »Nationaleigentum« anschriwen deden; wenn dat verköfft würd, künn all en ganz Stück Armaud dormit stoppt warden. – Dit würd annamen, un säben Mann gungen mit Grammelinen sine [566] Stallücht un en Stück Krid nah dat Sloß un besorgten de Sak.

»Krischan«, säd einer achter Pomuchelskoppen, »de Sak geföllt mi. – Du kannst jo schriwen, dat sallst du morgen abend ok an unsern Herrn sine Husdör schriwen.« – Pomuchelskopp kek sick üm – de Stimm kamm em bekannt vör – un kek grad in dat Gesicht von sinen einen Reform-Daglöhner rinne, un de verfluchte Kirl, de nickköppte em noch tau. – Em würd ganz besonders tau Maud', hei wüßt sinen Liw' keinen Rat: süll hei den Herrn as Trumpf utspelen oder deBrüderlichkeit. Gescheihn müßt wat, hei müßt taum wenigsten den Reformverein för sick gewinnen, dat de sine Partie höll; un as Bräsig un Schulz in den Saal kemen, indem dat sei Kurzen nah Hus schüchert had den, rep de Presendent: »Herr Pomuchelskopp hat das Wort.« – Langsam drängte sick Pomuchelskopp dörch de Reihn, drückte Discher Thielen unnerwegs de Hand, slog Snider Wimmersdörpen up de Schuller un red'te en poor fründliche Würd' mit den Witzenmaker von Schaustergesellen. – As hei sick in de Tunn rinnerbängt hadd, fung hei an: »Meine Herren!« – Na, dat makt ümmer en groten Indruck, wenn en blagen Liwrock mit blanke Knöp einen Daglöhner-Kittel un einen flickten Handwarks-Rock mit »Herren!« anred't, un't gung ok glik en Murmeln dörch den Saal: »De Mann hett recht!« – »Hei weit, wat uns taukümmt.« – »Meine Herren!« säd Pomuchel nochmal, as sick dat Murmeln leggt hadd, »ich bün kein Redner, ich bün ein einfacher Landmann; ich habe hier bessere Redner gehört« – un hei makte den Rekter un Jehann »Meinswegens« un Snider Wimmersdörpen en Diener, ok Fritz Siewert kreg en halben wegen dat Schossehgeld –, »ich habe auch schlechtere gehört« – un hei kek nah de Dör, wo Kurz rute bröcht was –, »aber meine Herren! Nicht die Reden haben mich zu Ihnen gezogen, sondern die Gesinnung, die ich hier finde.« – »Bravo, bravo!« – »Meine Herren! Ich bün ganz for Freiheit, ganz for Gleichheit, ganz for Brüderlichkeit! Ich danke Ihnen, daß Sie mich in diesem edelen Vereine aufgenommen haben.« – [567] Hir treckte hei en wittes Taschendauk ut de Tasch un läd dat bi sick hen. »Meine Herren, Sie sprechen hier über die Armut. Manche stille Stunde habe ich damit hingebracht, darüber nachzudenken, manche schlaflose Nacht habe ich mich abgemüht mit der Frage, wie diesem Übel zu steuern wäre« – hir wischte hei sick mit den Taschendauk den Sweit af, wohrschinlich, üm tau wisen, wo sur em de Sak worden was –, »das heißt, meine Herren, wegen der Armut in den kleinen Städten, denn unsere Tagelöhner auf dem Lande, die kennen keine Armut.« – »So?« rep dunn 'ne Stimm von achter her, »Krischan, nu is't Tid, nu red'!« – »Unsere Tagelöhner«, säd Pomuchelskopp wider un let sick nich stüren, obschonst hei de Stimm gaud naug kennen ded, »erhalten: freie Wohnung mit einem Garten, freie Weide für eine Kuh, Heu und Stroh dafür, Holz und Torf und Kartoffel- und Leinland, soviel sie gebrauchen, umschichtig für die Woche einen Scheffel Gerste, einen Scheffel Roggen oder einen Taler, und denn all das Dröscherkorn, und die Hausfrauen können sich noch täglich fünf Schilling verdienen. – Nun frage ich Sie, meine Herren, steht sich ein Tagelöhner in der Stadt so gut? Kann ein Tagelöhner überall mehr verlangen?« – »Ne! ne!« repen de städtschen Daglöhners. – »Mine Herrn!« rep de Timmergesell Stöffe Rutschow, »ick bün Timmergesell un krig den Sommer äwer nägen Gröschen, un einen Gröschen möt ick noch an den Meister gewen; ick wull jo leiwer Daglöhner bi Herr Pomuchelskoppen sin!« – »Swinegel!« rep de Zimmerling Schulz, »büst du desen ganzen Frühjohr all up Arbeit kamen? Du driwwst di rümmer.« – »Ruhig! ruhig!« rep dat. – »Meine Herren!« red'te Pomuchel wider, »sehn Sie, so sünd unsere Taglöhner gestellt, und denn die Behandlung! – Jeder Tagelöhner kann zu jeder Zeit kündigen und sich eine andere Stelle suchen; ist das nicht aller Ehren wert? Ist das nicht genug?« – »Krischan, nu red' du, nu is't Tid!« rep dat wedder von achter her. – »Meine Herren!« rep Pomuchelskopp nu noch taum Sluß, »wegen der Gesinnung und grade wegen der Armut in den kleinen Städten bin ich diesem [568] edelen Vereine beigetreten, und Sie sollen sehen – ich bin kein reicher Mann –, aber was ich tun kann, soll getan werden. – Und nun, meine Herren, fordere ich Sie noch zum gegenseitigen Schutz auf; wenn Stadt und Land treu zusammenhalten, dann wird Ordnung sein, und wir werden alles in friedlicher Weise In diesem schönen Reformverein abmachen und einrichten können. – Es lebe der Rahnstädter Reformverein!« – »Hurrah! – Hoch! – Vivat, hoch!« rep dat nu ut allen Ecken un Kanten. – »De Herr Pomuchelskopp sall leben!« repen weck dormang, un Muchel gung mit Dienern un mit sine fründlichsten Mienen nah sinen Platz.

As hei sich ümdreihte, was sin Platz up de Rednerbühn all wedder beset't, un Zacharias Bräsigen sin rodes Gesicht lücht'te em von dor entgegen, nich in Freden as Sünn un Mahn, ne, as 'ne Füerkugel, de uns' Herrgott taum Teiken von sin Strafgericht up de Welt loslett. – »Mitbürger!« rep hei un makte sin Mitbörgers en Gesicht tau, as hadd hei all twei von ehr vermorrntau taum Frühstück vertehrt un wull sick nu noch einen recht fetten taum Abendbrod utsäuken. »Mitbürger! Wenn der Herr Zamwell Pomuchelskopp ruhig auf seinen Meß in Gürlitz sitzen geblieben wäre, ich hätt nichts nich sagt; wenn er mir nicht hier in diesem Saale geduzt hätte und hätte nicht an diesem erhabenen Vaterlandsorte« – hir slog hei up dat Käuhlfatt – »ausgestunkene Lügen in Vortrag gebracht, ich hätte auch nichts nich sagt.« – »Dat hürt hir gor nich her!« rep Snider Wimmersdörp, »dat is blotes Gedrähn!« – »Ruhig! – Hei kann so gaud reden as jeder anner.« – »Herr Sneider Wimmersdörp«, red'te Bräsig wider, »wenn Sie meine Rede for Gedrähn estimieren, denn können Sie sich vor meinentwegen die Ohren zuhalten, denn Sie sind mich zu dumm! Und nu können Sie hingehn und mich verklagen; ich bün der Entspekter Bräsig!« – »Hei hett recht! – Fortfahren!« rep dat. – »Mitbürger, ich hätte nichts nich sagt, denn ich halte es for eine Unpäßlichkeit für jeden Ökonomiker und andern Menschen, wenn er die Tagelöhner gegen den Herrn aufhitzt; aber wenn sich einer« – »en GroßMogul!« [569] rep de Zimmerling Schulz dormang – »auf diesem Altare der Brüderlichkeit aufstellt, daß er die hiesige Reform mit Lügen unter die Augen gehen und sich weiß brennen und 'ne falsche Einbildung von das Glück seiner Tagelöhner in Ümswang setzen will, denn will ich auch mal reden. – Mitbürger! Mein Nam is Entspekter Zacharias Bräsig!« – »Bravo! bravo!« – »Der Herr Zamwell Pomuchelskopp hat euch gesagt, daß auf dem Lande keine Armut zu finden sein täte, indem daß er alle Elemente aufregaliert hat, die der Tagelöhner eigentlich haben soll – bonus! wie unser geehrte Herr Presendent Rein sagt –, aber, Mitbürger, mit die Tagelöhner-Elemente ist es grademang so as mit Rindfleisch un Plummen: sie smecken sehr gut, aber wir kriegen sie man nich. – Zum Exempel und bloß so präter propter, mit die Wohnung! – Gleich rechtschen in Gürlitz steht 'ne Art von Sweinstall, was 'ne Wohnung bedeuten soll, da wohnt Willgaus drin – is Willgaus hier?« – Willgaus was nich hir. –»Schad't ihm auch nich. Das Dach is sörre drei Jahr nicht dicht macht, und oben läuft der Regen piplings hinein, und wenn en ordentlichen Gewitterregen kommt, denn läuft den Mann die Stub' voll, daß seine kleinen Würmer, wildeß er mit der Frau in den Aust ist, als die Poggen darin herumasen, und als er sich darüber beswerte, sagte der Herr Pomuchelskopp: er hieße ja Willgaus und för Gäus' wäre das Wasser ja angenehm.« – »Pfui! pfui! – Dat hadd hei nich seggen müßt!« – »Und nun mit die freie Weide und das Heu für die Kuh! Wo is denn die Weide! 'ne halbe Meile von dem Dorf, auf dem Außenacker, wo nichts nich as Bucksbort waßt, und in die Dannen, und da sollen die Hausfrauens dreimal auf den Tag zum Milchen hingehn? – Na, drei haben's man noch nötig, denn achtzehn Tagelöhner von die einundzwanzig haben ihre Kühe an Rüggblaud un Rodwater, und was weiß ich, verloren und haben keine mehr; und die drei, die noch da sünd, sind wohre Danzmeisters.« – »De Kirl is en Groß-Mogul!!« rep de Zimmerling achter em, »rut! rut!« – »Ruhig! ruhig! wider reden laten.« – »Ja, Mitbürger, ich will weiter [570] reden. – Mit das Holz und den Torf! – Der Torf is Muschtorf aus dem Bruch un grus't ausenander und hat keine Hitz, und das Holz sünd Dannenquäst un Sammelholz, was die Kinder auf dem Puckel nach Hause tragen müssen; und dann das Kartoffel- und Leinland! – Wo ist's? – Im Außenacker, auf dem abtragen Slag. – Wer mist't's? – Der Vogel mist't's, und wenn einer denn im Herbst das bischen Kartoffeln sieht, slägt er die Hän'n über'n Kopp zusammen und sagt: Gott, du bewohre! Davon soll die Fomilie und das Swein den Winter von leben! Aber sie leben nicht davon, denn sie stehlen. Bei den Herrn Pomuchelskopp stehlen sie nich, denn das würd' sie slecht bekommen, sie stehlen in der Nachbarschaft, und was 'ne Freundin von mir ist, die Madame Nüßlern, hat Ordre ausgegeben, so drad ein Gürlitzer Daglöhner bei ihre Kartoffelmieten attrapiert würd, sollt' man ihn laufen lassen, denn er tät's aus Not, und es wär' ein Jammer!« – »Fru Nüßlern hoch!« rep Jehann Bank. – »Hoch!« rep dat, »un noch einmal hoch!« – »Und nu das Lein!« red'te Bräsig wider, »so lang!« un wis'te en Faut lang an sinen Arm, »daß schon selbst der Herr Notorjus Slus'uhr, was doch ein namentlicher Freund von den Herrn Pomuchelskopp sein will, in meiner Gegenwart den slechten Witz gemacht hat: derowegen trügen die Frauensleut in Gürlitz so kurze Hemden, indem daß das kurze Lein zu lange Hemden nich reckte.« – »Dat is en entfamten Swinegel«, rep de Zimmerling, »wenn hei äwer de Not noch sine Galoschen maken will. – Rut! rut!« – »Mitbürger!« fot Bräsig up't Frisch nah, »ich will man sagen: die Wohnung, die Kuhweide und das Holz und Torf und das Kartoffel- und Leinland, das sünd for den Tagelöhner auf dem Lande sein Rindfleisch un Plummen; sie smecken sehr gut, aber sie kriegen's man nich, und daher stammt sich die Armut auf dem Lande. – Aber woher stammt sie sich in der Stadt? – Mitbürger, ich will's euch sagen, denn ich wohn hier schon lange genug in der Stadt und regardier' die Menschheit: die große Armut in der Stadt kommt von der großen Powerteh her!« Dormit makte hei en Diener un namm sinen [571] Aftritt, un »Bravo!« gung dat dörch den Saal. – »De Mann hett recht!« – »Herr Entspekter Bräsig sall lewen!« – Un de Presendent Rein slot de Versammlung, indem hei säd: nah so'ne Red' würd woll keiner mihr uptreden willen; un nu kamm denn allens up Bräsigen tau un gratuliert em, un alltausamen schüddelten sei em de Hän'n, bet up Pomuchelskoppen un den Stadtmuskanten David Berger; de ein hadd sick still wegsleken, un de anner was nah Hus lopen, dat hei sin Muskantengesellen tausam trummeln wull, un as Bräsig bi Grammelinen ut de Dör treden ded, stunnen säben Blas'-instrumenten vör em in en Halfkreis un prust'ten em mit »Heil Dir im Siegerkranz!« in de Ogen, un David Berger hadd sick de Brill upset't un slog mit Grammelinen sinen Billardköh den Takt dortau, dat Unkel Bräsig sick vör Släg wohren müßt. Äwer de Gürlitzer Daglöhners stunnen in en Drümpel üm em rüm, un Wewer Rührdanz säd: »Fürchten S' sick nich, Herr Entspekter, Sei hewwen uns bistahn, wi stahn Sei wedder bi.« Un as nu mit Bräsigen en fierlichen Ümtog äwer den Mark un dörch alle mäglichen Rahnstädter Straten hollen würd, gung dese quälte un verkamene Ort in Tru un Ihrborkeit neben em, denn't was jo dat irste Mal, dat de Welt sick üm ehre Not un ehren Jammer kümmern ded, un dat Gefäuhl, dat einer nich ganz verlaten is, stickt dat Gaude in de Minschenseel lichter an as alle Vermahnung.

Vör Fru Pastern ehren Hus' höll Bräsig noch 'ne korte Ansprak an sin Ihrengeleit un säd, dat hei sei hir hüt abend rinne nödigen ded, paßte sick nich, denn dit wir en geistliches Hus, indem dat hei bi de Fru Pastern in wahnte; äwer tau äwermorgen abend bed hei de Gesellschaft nah Grammelinen up 'ne Bowl Punsch. Dat nemen nu ok alle mit en Hurrah! an, un as Bräsig tau Bedd lagg un sinen Korl de Sak vertellen wull, sung de Rahnstädter Gesangverein buten: »Hohe Lorbeern stehen, wo der Krieger schläft«, un up den Weg nah Gürlitz gungen in irnsthaftige Rauh de Gürlitzer Daglöhners, un Wewer Rührdanz säd: »Kinnings, folgt mi! [572] Los will'n wi em woll warden; äwer nich mit Gewalt, ne! in alle Glimplichkeit, denn wat würd woll de Großherzog un de Herr Entspekter Bräsig seggen, wenn wi uns tau'n Dank för sin Red' as de Swinegels bedragen wullen?«

39. Kapitel
Kapittel 39

Wo einer up en Bullen un de anner up en Esel ritt. – Fru Kurzen will ehren leiwen Mann tau Bedd bringen, de will äwer leiwer Ökonomi bedriwen un führt sinen Meß up Bäcker Wredow'n sinen Acker. – Dat swarte Paket, un wat de Herr Burmeister tau dat Waßdauk säd. – Worüm Kählertsch abslut den Wewer Smidt frigen un Wewer Smidtsch de Beinen afslagen wull. – Kurz ward woll de Inflorentia krigen, un Hawermann kriggt en Marikenbläuming. – Worüm Jung'-Jochen up den Felln rümmer löppt. – Wat Fru von Rambow tau Fru Nüßlern säd', un worüm Bräsig ümmer »höger rup!« säd. – En Breiw ut Paris.


Den annern Nahmiddag nah de Kirch, denn't was Sünndag, kämm Kurz bi Hawermannen un Bräsigen rinne: »Gun Dag! gun Dag! – Ich bin falsch; nichts als Ärger den ganzen Tag! – Was? – So'n Volk! – Läßt einen ja nicht mal ausreden! – Ih, da möcht' ja doch einer lieber Schweine hüten als Demokrat sein! – Die dummsten Reden hören sie an und rufen ›Bravo‹ und bringen Ständschen und stören die Leute zur nachtschlafenden Zeit, und wenn einer ihnen einen bedeutenden Standpunkt klar machen will, denn trommeln und pfeifen sie? – Und das will ein Reformverein sein?« – »Hören Sie mal, Herr Kurz«, säd Bräsig un tred up em los, en por Toll gröter as för gewöhnlich, »das ist 'ne große Unpäßlichkeit von Sie, daß Sie sich über das Ständschen monkieren, denn ich habe das Ständschen gekrigt, un Sie hätten wieder Hau gekrigt, wenn der wollmeinende Herr Schulz und ich Sie nicht unter unsere Flügeldecken genommen hätten. – Was? – Wie sagt das schöne Sprüchwort:›Wo't Mod' is, ritt einer up en Bullen tau Stadt‹; aber in den Reformverein is das keine Mod', un wenn da einer ümmer auf en Bullen rumreiten un rumexieren will, denn wird das die Leute über, und sie smeißen einen mit samt den Bullen [573] raus; denn dazu is der Reformverein nicht da.« – »'s ist mir ganz egal! ganz egal!« rep Kurz, »andere reiten da auf'm Esel rum und werden noch fetiert.« – »Sie sünd jo ein Grobian!« rep Unkel Bräsig, »Sie sünd jo ein impenetranter Kerl! Wenn dies nich Korl Hawermannen seine Stub' wär, ich smiß Ihnen ja hier die Trepp herunter, daß Sie Ihre Knochen in en Sack nach Haus' tragen müßten.« – »Still, Bräsig, still!« stellte sick Hawermann dortüschen, »un Sei, Kurz, süllen sick wat schämen, dat Sei hir ahn Ursak Larm un Strid anfangen.« – »Lärm und Streit hab' ich gestern abend gehabt, Lärm und Streit hab' ich den ganzen Tag gehabt. Heut morgen, als ich knapp die Augen aufmachte, fing meine Frau schon an mit Lärm und Streit; sie will nicht, daß ich in den Reformverein gehn soll.« – »Denn hett sei nich mihr as recht«, säd Hawermann sihr argerlich, »Sei passen dor gor nich hen, denn Sei richten mit Ehr hastiges un unbedachtes Wesen nicks as Unheil an«, let em stahn un gung nah Bräsigen ranne, de in de Stuw up un dal lep un as 'ne Adder pust'te: »Bräsig, hei ward dat nich so meint hewwen.« – »Is mir ganz egal, Korl, was so'n wrampiges, wormmadiges, wahnschapenes Dirt von mir meint. – Auf'm Esel rumreiten? – Pfui, das is ja bloß die niederträchtigste Abgunst.« – »Ich hab'Sie aber nich gemeint«, rep Kurz un lep up de anner Sid in de Stuw up un dal, »ich hab' meinen Schwager Baldrian un den Färber damit gemeint und die andern Schafsköpfe. – Und da soll einer nicht toll werden? – Erst Lärm mit der Frau wegen Reformverein, dann Lärm mit den Ladendiener, schläft bis neun, singt gestern abend mit auf der Straße rum, kneipt bis heut morgen um vier; dann Lärm mit den Knecht und den Tierarzt, mein Sattelpferd hat die Influenza; dann wieder Lärm mit meiner Frau; sie will nicht, daß ich 'ne Ökonomie einrichten soll.« – »Dor hett sei ok wedder recht«, föll Hawermann in, »ut Ehren ganzen Wirtschaftskram ward nicks, wil Sei nicks davon verstahn.« – »So? Nichts davon verstehn? Nichts als Ärger! Nachher mit der dummen Stubendirn, hat zu Mittag ein Tischtuch aufgedeckt, was bis auf die Erde [574] reicht; na, wir sitzen, nu kommt ein Kunde, ich ärgere mich über den Ladendiener, daß er nicht fix aufspringt, spring' selbst auf, krieg das Tischtuch zwischen die Beine und reiß die Suppenschüssel und die ganze Musik in die Stube. – Sehn Sie, nun kommt meine Frau und hält mich fest und sagt: ›Kurz, gah tau Bedd, du hest hüt Unglück‹; und jedesmal, wenn ich mich ärgern will, sagt sie: ›Kurz, gah tau Bedd‹! – Dabei muß doch einer toll werden.« – »Un Ehr Fru hett wedder recht, hadden Sei sick tau Bedd leggt, denn hadden Sei hir keinen Strid anfungen«, säd Hawermann. –»So?« rep Kurz, »haben Sie schon mal mit gesunden Gliedern den ganzen Tag im Bett gelegen, weil's en Unglückstag ist? – Ich tu's nicht wieder, und wenn meine Frau auch noch soviel bittet. – Da muß sich ja einer tot bei ärgern! – Sie nimmt mir dann die Stiefel und die Hosen weg, und ich liege denn da und ärgere mich, daß ich nicht aufstehen kann, wenn ich will.« – Hir fung Unkel Bräsig ludhals' an tau lachen. – »Na«, säd Hawermann, »nu kamt her un verdragt jug wedder.« – »Ach, wo?« säd Kurz, »ich habe ihn ja gar nicht gemeint, ich komme hier bloß her, um die beiden Herrn Inspektors zu bitten, ob sie nicht mit mir nach meinem Acker gehen und zusehen wollten, ob das Haken wohl schon ginge.« Dörch Hawermannen sin Taureden kamm nu en Verdrag tau Stan'n, un de drei Ökonomiker gungen tau Feld, denn Kurz rekente sick stramm mit dortau un verhaspelte sick in so'ne landwirtschaftliche Redensorten, dat Unkel Bräsig ümmer tau sick säd: »Wer nu woll auf'm Esel rumreitet?« –»Ich habe hier ein Stück Acker«, säd Kurz, »'s sind 150 Quadratruten, dazu habe ich mir 10 Fuder Dung gekauft von Schlächter Krügern, rechten fetten, kurzen Schlächter-Dung, ich will da Runkelrüben pflanzen; gestern hab' ich ihn streuen lassen; ist's nicht genug, meine Herren? – Sehn Sie hier!«, un hei bögte von den Weg up't Feld ruppe. – »Sehr slecht gestreut!« säd Bräsig, »en ordentlich afmest't Land muß wie 'ne Decke von Sanft aussehen«, un fung an, up de Meßklümp los tau hauen. – »Schad't nich«, säd Kurz, »da soll doch wohl [575] was wachsen, 's ist Schlächter-Mist, kost't mich 10 Taler.« – Mit einem Mal stunn hei äwer bomenstill, grawwelte mit de Hän'n in de Luft rümmer un kek wirr üm sick. – »Donnerwetter!« rep Bräsig, »was is?« – »Allmächtiger!« rep Kurz, »na, dor slag doch en Deuwel drin! Dit is jo gor nich min Acker, hier neben an is jo min, un dor führt mi de verfluchte Kirl minen Meß up frömden Acker! un ick lat en noch dortau streuen! – Teihn Daler! Fuhrlohn! Streulohn! Dor sall einer nich dull bi warden!« – »Ih, Kurz, dat is jo doch nich so gefährlich«, säd Hawermann, »dat kümmt jo woll vör, Ehr Nahwer ward jo billig sin un ward Sei den Meß betahlen.« – »Dat is't jo eben!« rep Kurz. »Dit is Bäcker Wredow'n sin Ackerstück, den ick mit de Stadtbullen up dat Kollett sitten dauh; de ward sick häuden!« – »Und das will nu en Ökonomiker sein«, säd Bräsig sihr ruhig, »fährt seinen Mist auf andere Leute Acker!« – »Un dor sall einer nich dull bi warden!« rep Kurz, »äwer wat redd't warden kann, möt redd't warden!«, un dormit lep hei an de Scheid un stek mit sinen Stock in de Meßklümp un smet sei nah sinen Acker räwer, un aust'te in den Meß herümmer, bet hei vör Wut un Arbeit ut de Pust kamm, un namm den Stock un smet em äwer dat Feld räwer, un pust'te ganz blaß de Würd' rut: »Ick will von nicks mihr weiten! – Worüm heww ick mi ok nich tau Bedd leggt! – Wenn 'ck nah Hus kam un den Kirl von Knecht krig' – Kinnings, ick bidd jug, hollt mi wiß – 't geschüht süs en Unglück!« – »Verlassen Sie sich ganz auf mir«, säd Bräsig, »ich halt Ihnen«, un kreg Kurzen all vörlöpig in den Rockkragen. – »Äwer, wat kann de Stock dorför?« säd Hawermann un gung hen, um den uptaunemen.

An den Stock hackte wat fast, Kurz hadd bi sin Wirken wat dormit dörchstött, un dat hadd sick an den Stock tau Höchten schaben; de Oll wull dat herunner trecken, äwer as hei't in't Og' faten ded, blew hei starr bestahn. Bräsig hadd irst mit Kurzen tau dauhn un hadd nich up sinen ollen Fründ acht gewen, nu rep hei: »Komm, Korl, wollen man gehn! Bei die Geschicht is doch nichts zu machen.« – Hei kreg kein Antwurt, [576] un as hei sick nah sinen Fründ ümsach, sach hei em stahn, wat Swartes in sine Hand, un sach em dorup starren un dat wen'n un dreihn. – »Mein Gott, Korl, was hast du denn?« frog Zacharias Bräsig un gung nah em ranne. – Hei kreg kein Antwurt, Hawermann kek, blaß as de Dod, dat an, wat hei in de Hand höll, un in em arbeitete dat, dat en hastiges Fleigen un Tucken dörch sine Mienen fohrte. –»Korl, mein Gott, Korl! Was hast du, was is dir?« – Un deip ut de Bost quüll dat tauletzt bi Hawermannen rute: »Dat Paket! – Dat Paket! – Dit is dat Paket!«, un dorbi höll hei Bräsigen en Stück swartes Waßdauk hen. – »Was? Was for'n Paket?« – »Oh, ich heww't jo mal in mine Hand hatt, ick heww't jo Johren lang seihn in'n Waken un in'n Drom! – Süh, hir is dat Rambowsche Wapen! – Süh, hir sünd de Kniffen in't Waßdauk! – So is't tausam leggt, so grot is't west! – So is't tausam leggt för de tweidusend Daler Gold! – Dit is dat Paket, wat Regel nah Rostock bringen süll!« – Dit allens kamm so stotwis, so beängstlich un beklummen herut, as wenn einer in den Drom red't, un de oll Mann würd ogenschinlich von sine Upregung äwernamen, dat Bräsig tausprung un em höll; äwer dat Waßdauk höll hei wiß, as wir't em an de Seel wussen, un Bräsig müßt dorvon afstahn, den Fund neger tau beseihn. – Kurz kamm nu ok ran, äwer ahn wat Besonders tau bemarken, denn hei was mit sinen Arger noch nich prat: »Na«, rep hei, »nun sagen Sie, soll einer nicht toll dabei werden? Da liegt mein Mist, da liegen meine zehn Taler auf Bäcker Wredow'n seinen Acker.« – »Zum Donnerwetter!« rep Bräsig, »so lassen Sie uns endlich mit Ihren dämlichen Mist in Ruh! Wenn Sie in's Reden kommen, denn is's doch grade, as wenn's Ihnen aus das Maul rausgeschüppt wird. – Da is Ihr Stock – Wir müssen nach Haus'. – Komm, Korl, besinn dich!« – Un as Hawermann en por Schritten dahn hadd, kihrte de Farw in sin Gesicht taurügg, un nu kamm 'ne fleigende Unrauh, 'ne jagende Hast äwer em, hei frog nah dit un frog nah dat: von wen Kurz den Meß köfft hadd, wenn hei upladen wir,wo hei upladen wir, wat de [577] Slachter Kräuger för en Mann wir, un denn stunn hei wedder still un läd dat Paket tausam un bekek de Brüchen in dat Waßdauk un dat Siegel, dat Kurz sinen Arger ganz verget un den ollen Entspekter ankek, wat den denn woll passiert sin künn, dat hei so'n Andeil an sinen Meß un sin teihn Daler namm. Tauletzt müßt Bräsig em man mit de Sak bekannt maken, äwer as hei't ded, sprok hei äwer Kurzen einen fürchterlichen Fluch ut, so drad Kurz ok man ein einzigstes Wurd dorvon wider vertellte: »denn«, slot hei, »Sie sünd einer von den Leuten, die das Maul wegläuft«. – Un nu stunnen sei wedder tausam up de Landstrat un judizierten, wo de Paketümslag nah den Slachter sinen Hoff henkamen kunn, un Kurz sowoll as Bräsig wiren de Meinung: de Slachter kunn unmäglich mit de Sak wat tau dauhn hewwen, dat wir en tau ordentlich Mann. – »Ja«, säd Hawermann, un de olle Dädigkeit un Bestimmtheit un Äwerleggung, de em in sin Gram un Led afhan'n kamen was, was ganz wedder äwer em kamen, »ja, äwer en Nahwer kann't räwer smeten hewwen, un wahnt denn de Slachter allein in dat Hus?« – Hei hadd in sinen Achterhus' Meidslüd' in, säd Kurz, äwer wat för weck, wüßte hei ok nich. – »Ick möt nah den Burmeister«, säd Hawermann, un as sei in de Stadt kemen, gung hei nah den sinen Hus'. Kurz wull mit gahn, äwer Bräsig höll em taurügg: »Wir beiden haben da nichts nich verloren.« – Un as hei em vör sinen Hus' »adjüs« säd, set'te hei hentau: »Sie haben mir heute auf das erbärmlichste beleidigt; ich habe Ihnen das vergeben, das ›auf'm Esel rumreiten‹; sagen Sie aber ein Wort zu einem von Korl Hawermannen seine Geschichten, denn dreh ich Ihnen das Gnick um bei lebendigem Leibe. – Sie oller verdrehter Siropsprinz, Sie!«

Hawermann drop den Burmeister tau Hus, hei vertellte em von sinen Fund, hei läd dat Waßdauk nah de vörhannenen Brüch tausam, un de Burmeister würd ümmer upmarksamer un säd tauletzt: »Ja, wirklich! wirklich! – Ich habe das Paket ja auch in der Hand gehabt, als ich dem Boten den Paß ausstellte; durch die gleich nachfolgende Untersuchung ist mir [578] die Erinnerung daran ganz deutlich geblieben, und wenn ich selbst Zeugnis ablegen sollte, ich müßte es für ein ganz ähnliches oder für dasselbe erklären. – Aber, lieber Herr Hawermann, die Spur ist gar zu undeutlich, denn z.B. der Schlachter Krüger hat sicher nichts mit der Sache zu tun; das ist einer unserer besten Bürger, dem ist solches nicht zuzutrauen.« – »Da sollen aber noch andere Leute in seinem Hinterhause wohnen.« – »Das ist wahr, ja! – Warten Sie einmal, wer wohnt da noch? – Nun, das wollen wir gleich erfahren.« – Un hei gung an de Klingel un klingelte, sin Stubenmäten kamm herin: »Fiken, wer wahnt in dat Achterhus bi Slachter Kräugern?« – »Je, Herr, dor wahnt jo de Witwe Kählerten un denn de Wewer Smidt«, säd Fiken. – »Smidt? – Smidt? – Is dat de Wewer Smidt, de von sine Fru scheid't is?« – »Ja, Herr, un de Lüd' seggen jo, hei will de Witwe Kählerten wedder frigen.« – »So? so? – Dat seggen de Lüd'? – Na, du kannst wedder rute gahn«, un de Burmeister gung up un dal un sunn un sunn, un blew dünn vor Hawermannen stahn un säd: »Ein merkwürdiges Zusammentreffen ist es freilich: das ist der geschiedene Mann von der Weberfrau Schmidt, die wir schon einmal wegen dieser Sache zur Untersuchung gezogen haben; Sie wissen, die damals den dänischen Doppellouisdor gefunden haben wollte.« – Hawermann säd nicks, Furcht un Hoffnung streden sick tau gewaltig in sine Bost. – De Burmeister gung wedder an de Klingel, Fiken kamm wedder: »Fiken, gah mal hen nah den Slachter Kräuger, un ick let em bidden, wat hei mi nich up 'ne Virtelstun'n en beten besäuken wull.« – Fiken gung, un de Burmeister säd tau Hawermannen: »Herr Inspektor, dies sind alles noch sehr weitschichtige Indizien; aber es ist möglich, daß ein festerer Anhalt daraus hervorgeht, ich kann Ihnen deshalb auch nur wenig Hoffnung machen. – Aber wenn wir auch keine Gewißheit erlangen, was liegt daran? Kein vernünftiger Mensch kann Sie in Verdacht haben. – Mit wirklicher Betrübnis habe ich gesehen, daß Sie sich einen so haltlosen Verdacht zu Gemüte gezogen haben. – Aber nun muß ich Sie bitten, sich zu [579] entfernen; die Leute halten Sie doch gewissermaßen für Partei. – Schweigen Sie aber durchaus über die Sache und sorgen Sie dafür, daß Kurz und Bräsig auch schweigen. – Ja – und – ja, das geht! – Den Inspektor Bräsig können Sie mir zu morgen um 9 Uhr herschicken.«

Hawermann gung, un Slachter Kräuger kamm. – »Lieber Herr Krüger«, säd de Burmeister, »ich habe Sie bitten lassen, mir über einige Fragen Aufschluß zu geben. – Bei Ihnen wohnen ja wohl die Witwe Kählert und der Weber Schmidt?« – »Ja, Herr Burmeister, de wahnen in minen Achterhus'.« – »Wie ich höre, will ja wohl der Weber Schmidt die Kählert heiraten? – Weiß die Frau aber auch, daß dem Schmidt allerlei gesetzliche Hindernisse zur Wiederverheiratung entgegenstehn?« – »Je, Herr Burmeister, dat Letzt, dat weit ick nich; ick kümmer mi üm de Lüd' äwerall nich; äwer Sei weiten woll – de Frugenslüd'! –, wenn so'ne Frigeratschon in de Luft is, denn sünd sei dor as de Immen un dragen einen Nahrichten in't Hus – na, Herr Burmeister, nehmen S' nich äwel, min is jo natürlich ok nich beter as all de annern, un de kamm denn nülich un säd, de Sak würd woll all so wid richtig sin, dat Kählertsch abslut wull, de Wewer wull äwer noch nich. – Un Kählertsch hadd jo tau Borchertsch seggt, sei kakte un waschte em nu all äwer'n Johr, un nahgradens wir dat denn ok woll Tid, dat hei Anstalten makte; äwer dor wir blot dat Nickel von sin scheid'te Fru an schuld, de lep den Wewer dat Hus in, dat hei sei wedder frigen süll. – Wenn sei nu äwer wedder kamen ded, denn wull sei ehr de Beinen intwei slagen, un de Wewer künn sick sülwst kaken un waschen.« – »De Wittfru Kählerten möt rein düricht sin«, smet de Burmeister so hen, »den Mann frigen tau willen. Sei hett doch noch en beten, wovon sei noterwis' lewen kann; hei hett jo doch äwer ok rein gor nicks as sinen Stauhl; dat kamm jo dunn bi de Scheidung taum Vörschin.« – »Ja, so was dat dunn woll. Äwer, seihn S' Herr Burmeister, ick kümmer mi dor nich üm. Wenn einer mi sine Meid' betahlt, gelt hei mi wider nicks nich an, un dat hett hei ümmer up Stick un Stun'n [580] ihrlich dahn, un hett mi noch – 't was jo woll vör en Johr – 'ne lütte Stuw', de an sin schütt, dortau afmeid't, un nu seggt min Fru jo, sei is dor mal mit Kählertschen rinne west, un dat sall jo dor idel nett utseihn, ordentlich mit en Sofa un mit Biller an de Wand.« – »Denn möt hei doch vel tau dauhn hewwen un möt vel verdeinen.« – »Je, Herr Burmeister, en Wewer! – Un denn is dat so'n verfluchtes Geschäft, dat hürt jo glik de ganze Nahwerschaft, wenn de oll Stauhl mal still steiht, un't gähn vele Dag' hen, dat ick sine Musik nich hür. – Ne, hei möt doch noch wat achter de Hand hewwen.« – »Un lewen deiht hei denn ok woll recht gaud?«– »Ih woll! Hei hett sin Fleisch alle Dag', un ick segg tau min Fru, sallst seihn, segg ick, dat is blot wegen dat schöne Hamelfleisch un Rindfleisch, dat Kählertsch em frigen will.«– »Na, Herr Kräuger, seggen Sei mal uprichtig – ick frag' Sei blot in'n Vertrugen –, hollen Sei den Mann för einen dörchut ihrlichen Mann?« – »Ja, Herr Burmeister, dat is hei. – Ne, up so wat bün ick hellsehen läufig; ich heww weck Meidslüd' hatt, de stödden sick up den Hoff en Spledder in de Fingern, un wenn sei'n sick in ehr Käk rute trecken deden, denn was't 'ne virfäutige Klaw' von min bäuken Blankholt, un wenn sei äwer de Del gahn deden, denn lep ehr en Pund Rindfleisch in de Rocktasch, un de Appeln von mine Appelböm föllen ümmer nah ehr Sid. – Ne, mit em is dat nich so; ick segg Sei: nich rühr an!« – De Burmeister was en wollmeinend Mann, was en Ihrenmann; äwer in desen Ogenblick was em so'n gaudes Tügnis äwer einen von sine Mitminschen sihr tauwedder, hei hadd't leiwer seihn, dat de Lüd' den Wewer för en Spitzbauwen höllen. – So wat is swer tau erklären; äwer so vel is gewiß, dat vele düstere Afgrün'n in de minschliche Natur vörhannen sünd un dat so ein Afgrund, wenn hei sick bi dat Richteramt updahn hett, all dusende von unschüllige Minschen verslungen hett. – »Richter, richte recht! – Gott ist dein Herr und du sein Knecht!« is en schönen Spruch, den mi as lütten Jungen min seel Vader all seggt hett; äwer de Erbärmlichkeit von de minschliche Natur lett dat nich [581] ümmer dortau kamen, von de apenbore Slichtigkeit, de ehren Vurtel dorin söcht, gor nich tau reden.

De Slachtermeister was gahn, un de Burmeister gung in de Stuw up un dal un let sick de Sak dörch den Kopp gahn, woans hei dat Ding anfaten müßt, üm herut tau krigen, up wecke Wis' dat Waßdauk up den Slachter sinen Hoff kamen was. – Em drewen twei Ding' mächtig tau de Unnersäukung, einmal dat deipe Mitgefäuhl mit Hawermannen sine Lag', un taurn annern de faste Äwertügung, dat dit de Ümslag von dat Geldpaket was, wat hei einmal sülwst in de Hand hatt hadd. Äwer wat hei ok sinnen ded, en sekern Faden hadd hei noch nich in de Hand, an den hei entlang gahn kunn; äwer so vel wüßt hei doch all, dat den Wewer sine scheid'te Fru mit em noch ümmer Kommersch hollen ded.

Hawermann gung in sine Stuw ok up un dal, hastig, unrauhig. Ach, wo drew em dat, sine Hoffnungen, sine Utsichten in dat Hart von sin Kind un von de lütte Fru Pastern uttauschüdden? – Äwer Unrauh för de beiden? – Hei hadd naug an sine eigene. – Bräsig satt up en Stauhl un dreihte ümmer mit den Kopp, so as Hawermann up un dal gung, un kek em an; grad as Bauschan, wenn Jochen Nüßler sick de Mütz upset't hadd. – »Korl«, säd hei endlich, »ich freu mir ordentlich über dich, es ist 'ne Alertigkeit über dich gekommen, und du sollst sehn, daß die 'ne Wohltätigkeit über dir ausübt. – Aber ich sage, du mußt dich einen Avkaten annehmen. – Nimm dich den Herrn Avkaten Rein; er is en Lebermann, der sich zu drehn un zu wend'n weiß trotz seiner Längde. – Allein findst du da nich mit durch, Korl; er kann dir aber helfen, und wenn du das verlangst, kann ich ja die Sache in den Reformverein vorbringen, daß dich deine Mitbürger zu dein Recht verhelfen.« – »Bräsig, ick bidd di üm Gottes willen! Wo künnst du woll so wat an de grote Klock bringen! Ick heww all dusend Angst, dat Kurz doräwer reden ward.« – »Kurz? Ne, Korl, hab' du keine Bang'; heut red't er noch nich drüber, denn ich bün bei ihm gewesen und hab' ihm so rekommandiert, daß ihm Hören und Sehen vergangen [582] ist, und, sollst sehn, morgen steht er so im Kropp, daß er kein Wort Hals geben kann.« – »Bräsig, ick bidd di: Kurz in'n Kropp?« rep Hawermann un müßt sülwst in sine Unrauh lachen. »Wat red'st du eigentlich all?« – »Korl, lach du da nich drüber! – Süh, seine Sadelstute hat doch die Inflorentia, das hat der Tierarzt auch gesagt und hat das anordniert, daß die alte Tät von ihre Nebengenossen separiert werden soll wegen der Ansteckung, und nun läuft Kurz ümmer in seinen bomwullen auswattierten Slaprock zu die Kranke und befühlt ihr hier und befühlt ihr da, und denn läuft er wieder zu die Gesunden, was sie es auch schon haben, und so sticht er sich die Gesunden auch mit an, denn der Stickstoff von die Krankheit setzt sich in die Bomwull von den Slafrock – wattierte Bomwull is nämlich for den Stickstoff un for den Stinkstoff das Allerangenehmste – und du sollst sehn, er stickt sich noch selbst an, un morgen steht er in'n Kropp. – Der Rotz sticht an, worum denn nich die Inflorentia?«

Hawermann hadd 'ne schreckliche Nacht vull Unrauh; äwer trotzdem, dat hei kein Og' taudahn hadd, was hei den annern Morgen strack un stramm, en Hoffnungsstrahl was in sine Nacht follen un vergollte sine Utsicht wid ümher, äwer't led em nich in'n Hus', de vir Wän'n preßten em dat Hart tausamen, hei müßt mihr Rum hewwen för sine Unrauh, un lang' vörher, dat Bräsig Klock nägen taum Rathus gung, as de Burmeister dat verlangt hadd, wankte Hawermann de stillen Fautstig' entlang dörch de gräunen Frühjohrsfeller. – Un wat was't för en schönes Frühjohr! 't was ordentlich, as wenn de Hewen tau de Ird sprok: »Hoff du man drist!« un de Ird wedder tau de Minschen: »Hofft ji man drist!« un ok den ollen Entspekter rep sei ut gräunes Frühjohrslow mit Vagelsang tau: »Hoff du man drist!« –

De Hewen höll de Ird nich Wurd, dat anner Johr würd en Nodjohr; de Ird höll de Minschen nich Wurd, dat anner Johr würd en Elendsjohr; süll sei den ollen Mann Wurd hollen? – Hei wüßt't nich; äwer hei trugte up de Botschaft. – Hei [583] gung wider un wider, hei kamm dörch Gürlitz, hei gung den sülwigen Fautstig, den hei mal an den Palmsünndag-Morgen mit Franzen tausam gahn was, as sin Döchting konfirmiert warden süll. – Hei wüßt, dat sick an desen Dag in Franken sine Bost de Leiw tauirst rögt hadd – de junge Mann hadd't em mal schrewen, hei schrew oft an em –, un 'ne grote Bitterkeit wull in em upbegehren, dat en Glück, wat sick so still un so rein in twei unschüllige Harten anspunnen hadd, von den Unverstand un de Unrechtfarigkeit von en annern Minschen verwirt un terreten was, un hei bögte in einen annern Stig, de nah Rexow führte, rechtsch af, dat hei nich nödig hadd, dörch den Pümpelhäger Goren tau gahn. – Dunn kamm em en Mäten entgegen, dat hadd en Kind up den Arm, un as sei neger kamm, blew sei stahn un rep: »Herre Gott doch, Herr Entspekter! Herr Entspekter! – Ich heww Sei doch ok gor tau lang' nich seihn.« – »Gun Dag, Fik«, säd Hawermann un kek dat Kind an, »wo geiht di dat denn?« – »Ach, Herr,slicht geiht't mi: Krischan Däsel hett sick jo ok mit de Sak gegen den Herrn inlaten, dat wi uns doch nu nahgradens frigen wullen, un de Herr hett em wegjagt, un ick süll ok weg, äwer dat hett jo woll de gnedig Fru nich leden. – Na, willst du runner, denn lop!« säd sei tau dat Kindting, dat mit Arm un Bein stangelte, dat dat von den Arm wull. – »Üm dese Tid«, set'te sei hentau, »möt ick ümmer en beten mit ehr gahn, indem dat de gnedige Fru denn ümmer in de Wirtschaft rümmer wirken deiht un de Lütt denn nah ehr unrauhig ward.« – Hawermann kek dat Kind an. – Dat Kind plückte Blaumen an de Grabenburt un kamm up em tau: »Da! – Mann!« un gaww em en Marikenbläuming in de Hand, un dörch Hawermannen sin Hart schot de Erinnerung an so'n Bläuming, wat em vör langen Johren ok mal so'n Kind – 't was sin Kind – in de Hand gewen hadd, un hei böhrte dat Kind tau Höchten un küßte't, un dat Kind strakte em äwer de witten Hor: »Ei! ei!«, un hei set'te't dal un wend'te sick üm, tau gahn, un säd: »Fik Degels, gah nah Hus, 't ward glik regen.« – Un as hei sine Weg' gung, föll de Frühjohrsregen [584] in lise Druppen tau Irden, un sin Hart glänzte dornah as de junge Saat. – Wo was sin Haß blewen?

As Hawermann tau Rexow ankamm, sprung em sin Swester, so gaud as ehre Vülligkeit dat hergaww, entgegen: »Korl! Herr Jesus, Korl! – Wo kümmst du endlich mal her! – Herre Gott, un wat du munter utsühst! un so smuck! – Korl-Bräuding, is di wat passiert? Is di wat Gauds passiert?« – »Ja, Kind, ja; äwer dorvon nahsten. – Wo is Jochen?« – »Jochen? – Leiwer Gott, dor fröggst du vel. – Wo de is, dat weit kein Minsch; de kümmt un geiht up Stun'ns as de Vagel up den Tun. – Sörre de Tid, dat dat nu fastset't is, dat Rudolf un Mining sick in de anner Woch, den Fridag, frigen sälen – du kümmst doch ok tau Hochtid? –, hett hei kein Rauh Dag un Nacht, nu kriggt hei't mit Wirtschaften, nu dat de Frühjohrssaat bestellt is un dat Gott in der Welt nicks tau dauhn is, nu löppt hei in den Felln herümmer, un wenn hei tau Hus kümmt, makt hei Elend. – Ja, 't is grad, as wenn hei in de gaud acht Dag', de noch bet tau de Hochtid sünd, dat nahhalen will, wat hei in de fiwuntwintig Johr versümt hett.« – »Ih, lat em! – Wat Slimms is jo dat nich.« – »Dat segg ick, äwer Rudolf argert sick jo doräwer, dat hei em alles dörchmunstert.« – »Na, dat ward sick ok gewen. – 't is doch allens ruhig bi jug?« – »Ja woll, un wenn Jochen dunn nich de Red' wegen de Gäus' hadd hollen wullt, hadd wi von den ganzen Larm gor nicks markt; äwer in Gürlitz un in Pümpelhagen sall't slimm utseihn.« – »In Pümpelhagen ok?« – »Ih, woll, woll! – Sei seggen't beid' nich;hei segg't nich, un sei segg't nich; äwer de ganze Gegend weit jo, dat dat dor alle Dag' losgahn kann. – Hei sall jo so vele Schulden hewwen, un nu willen de Daglöhners ehren Lohn hewwen, un den ward hei woll hewwen upsummen laten, un denn willen sei di jo wedder taum Entspekter hewwen.« – »Ih, dat Letzt is dumm Tüg!« – »Dat heww ick ok seggt. – Ne, säd ick tau de gnedige Fru: up dit Flag geiht min Korl-Brauder nich wedderhen.« – »Wat?« frog Hawermann hastig, »büst du denn bi ehr west?« – »Jawoll, Korl. – Hett di dat Bräsig nich seggt, dat [585] wi dorhen wullen?« – »Dat ji dat wullen, hett hei seggt, äwer, dat ji dor west sünd, dat weit ick nich.« – »Je, Korl, dat was so: Triddelfltz kamm hir jo her mit allerlei Scheitgewehr un säd jo, sei wullen de Daglöhners dormit begrüßen, dunn säd ick tau Jochen, wi müßten hen nah de Lüd'. – Na, sei hewwen uns jo vördem vör den Kopp stött, un wi hadden jo dat nich nödig; äwer, Korl, de Tid! – Wenn einer doch nu mal Nahwer is, un hei will in so 'ne Tid de Hand nich utrecken, denn kann hei minentwegen mi velmal grüßen laten. – Na, wi führten jo denn ok nah ehr räwer; äwer wat Jochen dor mit den jungen Herrn afspraken hett, dat kriggt jo natürlich kein Minsch tau weiten. – ›Jochen‹ frog ick, ›wat säd hei tau di?‹ – ›Nicks nich‹, seggt hei. – ›Wat sproken ji denn mit enanner?‹, frog ick. – ›Je, wat süllen wi vel reden?‹ seggt hei. – ›Wat säd hei denn tauletzt tau di?‹ frog ick. –›Adjüs säd hei‹, seggt hei, ›äwer, Mutting, ick führ dor nich wedder hen.‹ Dor ward nu mal einer dull oder klauk ut!« – »Na, wo namm sei di denn up?« frog Hawermann. – »Je, Korl, ick glöw, wenn sei't sick hadd marken laten wullt, sei wir mi mit bläudige Tranen üm den Hals follen. – So äwer nödigte sei mi in ehre Stuw rinne un sach dorbi fründlich, äwer einerlei ut, un as ick tau ehr seggen ded, dat mi Fründschaft un Nahwerschaft tau ehr hen driwen ded, wat ick ehr von Nutzen in jichtens 'ne Sak sin künn, kek sei mi fründlich un ruhig in de Ogen un frog: ›Sagen Sie, was macht Ihr Bruder?‹, un as ick ehr seggt hadd, dat güng jo noch – Gott sei Dank! – mit di, frog sei nah Lowise, un as ick dorvon ok gaude Nachrichten gewen hadd, würd sei ganz fröhlich un vertellte von ehre Wirtschaft, hirvon un dorvon; äwer't was doch nich so, as wenn sick en por ordentliche Frugenslüd', so von mine Ort, tausamen vernünftig hensetten un kortfarig ehre Wirtschaft dörchspreken; 't was mi en beten tau hastig; äwer so vel kunn einer seihn, sporsam intaurichten versteiht sei't. – Leiwer Gott, sei mag't jo woll ok nödig hewwen! – Süh, Korl, dunn fot ick mi en Hart un stunn up un namm ehre Hand in mine beiden un säd: sei süll mi nich taurügg [586] wisen; keiner süll unrein Water utgeiten, ihre hei nich reines wedder hadd; sei künn in Verlegenheit kamen – un gewiß hadd sei Frün'n, äwer de wiren mäglich nich tau Städen –, denn süll sei mi raupen laten, denn as Nachborin wir ick de Negste dortau, as de Fru Pastern seggt, un wat ick jichtens künn, dat süll gescheihn. – Süh, Korl, dunn stunn ehr 'ne Tran in dat Og', un sei wend'te sick af un drückte sei ut dat Og', un as sei sick wedder nah mi ümdreihte, was äwer ehr Gesicht so'ne Fründlichkeit un Fröhlichkeit, un sei namm mi bi de Hand un säd, dorför süll ick ok minen Dank hewwen, un treckte mi in de anner Stuw herinner un namm ehr lütt Kindting up den Arm, un reikte sei mi hen, un de Lütt müßt mi en Kuß gewen. – Wat was't äwer ok för en olles lüttes, leiwes Gör!« – »Ja, ja!« säd Hawermann, »ick heww't hüt morgen seihn. Äwer klagte sei di gor nicks?« – »Kein Wurd, Korl. Sei sprok nich von em un ok nich von ehre Lag', un as wi nah Hus führten, dunn wiren wi eben so klauk as vörher, taum wenigsten ick; denn Jochen seggt mi jo nicks, wenn hei würklich wat von den jungen Herrn hürt hett.« – »Na, Swesting, dat is ok egal. Dat de jung' Herr in grote Geldverlegenheiten sitt, weit de ganze Welt: Pomuchelskopp hett em sin Geld kündigt un het't tau Antoni nich kregen un hett em nu verklagt; Moses hett em tau Johanni kündigt, un ward ok sin Geld nich krigen, denn in so'ne Tid un bi so'ne Ümstän'n kann hei nicks schaffen, un denn ward em dat Gaud verköfft, un wollfeil ward't weggahn, un Pomuchelskopp köfft't. – Wenn anner Tiden äwer in't Land kamen un 'ne vernünftige Wirtschaft up dat Gaud bedrewen ward, denn kann dat Gaud noch vel lasten. – Du willst de gnedige Fru helpen un ick ok; min beten Kaptal will ick girn hengewen, wenn de jung' Herr sick tau 'ne vernünftige Wirtschaft bequemt; äwer dat makt den Kohl nich fett. Ji möten ok wat dauhn, mit Mosessen ward ick noch mal irnstlich reden, un dat wir jo doch en Schimp un 'ne Schan'n, wenn ihrliche Lüd' nich gegen einen Halunken upkamen kün'n, de irst dat Water dick makt, dat hei nahsten sine Karpen beter rute fischen [587] kann?« – »Ja, Körling, wenn hei vernünftig wirtschaften wull, un du dor wedder Entspekter würdst, denn ...« – »Ne, Kind«, föll Hawermann bestimmt in, »up dat Flag gah ick mein Dag' nich wedder. Äwer – Gott sei Dank! – 't giwwt in unsern Lan'n noch düchtige Landlüd naug, un so einen möt hei sick nemen, un den möt hei wirtschaften laten, dat maken wi em tau faste Bedingung.« – »Ja, Korl, dat is all recht gaud, äwer nu hewwen wi de Utstüer för Mining -Kurz künn bi de Sak mihr dauhn, 't is jo doch man sin einzigst Sähn; äwer de klagt einen jo ümmer de Uhren vull –, un, Korl, nu möten wi jo uns doch mit Rudolfen utenanner setten un möten jo ok dorför sorgen, dat wi in unsern ollen Dagen tau lewen hewwen, un denn steint uns' Geld all fast up Hypotheken.« – »Dat bringt Moses in de Reih. Süh, Swesting, du hest tau de Fru seggt, du wullst helpen, un ick weit, dat du dat nich so baben den Harten weg seggt hest – nu is't Tid, nu help!« – »Ja, Korl, äwer Jochen! Wat seggt Jochen?« – »Ih, Jochen! Jochen hett nu all fiwuntwintig Johr lang dahn, wat du hest hewwen wullt, hei ward't nu ok woll dauhn.« – »Korl, dor hest du recht, hei möt't ok dauhn. – Wat? Ich heww ümmer taum Gauden wirtschaft't, un nu wull hei sick gegen mi setten? Hei makt äwerall up Stun'ns ümmer Larm; dat is jo gor nich mihr mit em uttauhollen!« un dormit sprung Fru Nüßlern von ehren Stauhl up un slog mit de Fust vör ehren Korl-Brauder up den Disch, as wenn de Jochen heiten ded. – »Min leiwes Kind«, säd Hawermann, »du hest in de langen Johren vel Gaudes dörchset't, du wardst dit ok dörchsetten. – Un dorbi erholl di Gott! un nu adjüs!« un gaww sin Swester en Kuß un gung. Wat was dat för en schönen Gang! – Sine Unrauh von gistern un von hüt morgen was von em gahn, so'ne sekere Hoffnung was äwer em kamen, un allens, wat hei üm sick sach, de blage Hewen un de gräune Ird, stimmte so schön mit em tausamen, stimmte mit den Freden, de in sine Bost intagen was, un as hei tau Hus kamen was un sin Döchting em schüll un de Fru Pastern sick des Dods verwunnern wull, dat hei nich [588] tau Middag tau Hus kamen wir, dat irste Mal nich Stun'n hollen hadd, dunn lachte so'n munteres Wesen ut em rute, dat Zacharias Bräsig em ganz verdutzt ankek un tau sick säd: »Korl muß 'ne neue Indizium ausfündig gemacht haben; denn den Morgen äwer hadd hei vele nige latinsche Redensorten lihrt. – Un nu satt hei dor un sned Hawermannen de abscheulichsten Gesichter tau, de de Oll tauletzt as Rutewinken verstunn un mit em nah sine Stuw' ruppe gung.«

›Bräsig‹, rep Hawermann in Upregung, »weitst du wat äwer de Sak? Is wat rute kamen?« – »Korl«, säd Bräsig un gung mit 'ne lange Pip up un dal un treckte an en por Vatermürder, de em mäglich unbequem seten, indem hei sei süs nich drog, »Korl, siehst du mir gar nichts an?« – »Ja, Bräsig«, säd Hawermann, »Vatermürder, un dat du hellsehen upkratzt büst.« – »Das is gar nichts. Höger rup!« – »Je, denn weit ick't nich.« – »Korl«, säd Bräsig un stellte sick vör em hen, »so as du mir hier siehst, bün ich zum Akzesser bei das kriminalische Gericht ernannt worden und krieg for die Stunde Sitzen acht Schilling preußschen Kurant.« – »Ach, lat dat! Segg mi äwer, is denn Utsicht, dat de Sak rute kümmt?« – Bräsig kek sinen Fründ stramm in de Ogen, plinkte dunn so en beten un säd: »Korl, ich darf dich nichts sagen un sag' dich auch nichts; der Herr Burmeister hat es mich expreß verboten, hier in der Stadt was zu sagen und vor allem nich zu dir, denn der Herr Burmeister sagt, for dich wäre das 'ne unnütze Quälerei und wir müßten mehr Indiziums haben, denn ohne Indiziums kann er auch nichts machen; und diese verfluchten Dinger spinnen sich bloß in großer Verschwiegenheit an, sagt der Herr Burmeister, und wenn das die ganze Stadt wüßte, so gäbe das bloß Gelegenheit zu allerlei Konfusionen mang die Gaunerbande. – So viel kann ich dich aber sagen, gelogen haben sie schon, und sie werden weiter lügen, bis sie sich fest lügen, d.h., bis sie eingestochen werden.«

't würd an de Dör kloppt; en Breiwdräger kamm rinne un bröchte Hawermannen en Breiw. »Ut Paris!« säd hei un [589] gung. – »Gott du bewohre, Korl! Du hast ja hellschen vornehme Bekanntschaften; den Deuwel nich mal! Aus Paris!« – »Hei's von Franzen«, säd Hawermann und brok hastig den Breiw up; de Hand bewerte em dorbi. Franz hadd frilich öfter an em schrewen, äwer jedesmal was 'ne Unrauh äwer em kamen, wenn hei en Breiw von em kreg, un jedesmal kamm hei in Verlegenheit, wat hei sin Kind von desen Breiwwessel seggen süll oder nich. – Bet jitzt hadd hei ehr nicks dorvon seggt. – Hei las; de Breiw was vull Fründschaft un olle Anhänglichkeit; in jedes Wurd sprok sick de Erinnerung an frühere Tiden ut; äwer kein einziges zielte up sine Leiw'. – Taum Sluß schrew hei, dat hei noch bet gegen Jehanni in Paris bliwen un denn nah Hus taurügg kamen wull. – Dit Letztere säd Hawermann tau Bräsigen, as hei den Breiw in de Tasch stek. – Bräsig was wildeß in Gedanken up un dal gahn, un Hawermann hadd't hüren müßt, wat hei vör sick hen red'te, wenn hei nich tau sihr mit den Breiw tau schaffen hatt hadd. – »Merkwürdig, ganz merkwürdig! Das is mich wie ein Fingerzeig von der Gnade Gottes! Dagegen kann der Herr Burmeister nichts nich sagen. Paris hat nichts mit die Indiziums zu tun; dies ist 'ne reine Provatgeschichte. – Korl«, frog hei tauletzt lud' un stunn vör Hawermannen un kek em mit den Blick an, den hei vermorrntau den Herrn Burmeister aflihrt hadd, as hei den Wewer utfrog, »Korl, sag mich die reine Wahrheit: weiß dein junger Herr von Rambow, versteh mir, dein voriges Element mein ich, daß ich weiß, daß du und die Frau Pastern wissen, daß mang ihm und Lowise was passiert is, was kein Mensch wissen soll?« – »Je, Bräsig, ick weit nich ...« – »Schön, Korl, ich seh', ich hab' meine Meinung nich richtig ausdrückt: ich meine, was er woll die Meinung is, daß du und die Frau Pastern meinen, daß ich es mit seiner Liebe zu Lowisen gut meine, und daß ihr mich das gesagt habt. Das is meine Meinung, nu sag' mich deine.« – »Ih, Bräsig, dat du dat weitst, weit hei, un dat du dat gaud meinst, weit hei ok; äwer wat sall dat?« – »Schön, Korl; verlier kein Wort! Aber ich muß [590] nu gehn, ich hab zu heut abend bei Grammelinen David Bergern mit seine Posaunengels und den ganzen männlichen Gesangverein auf Punsch eingeladen, und nu muß ich das besorgen. Also adje, Korl!«, un hei gung, kamm äwer wedder rin: »Korl, sag' die Frau Pastern, daß ich heut nich zu's Abendbrot komme. Wenn ich ihr das von den Punsch sag', denn macht sie mich noch geistliche Anmerkungen; und du, Korl, verfir dich nich, wenn ich diese Nacht spät nach Haus' komm. Den Slüssel hab' ich.« Äwer hei kamm noch mal rin un säd: »Korl, was gemacht werden kann, wird gemacht.« – »Dat glöw ick«, säd Hawermann, denn hei dacht an den Punsch, »du wardst din Sak woll maken.« – Bräsig nickte em tau, as künn hei sick ganz up em verlaten, un gung.

Hawermann satt dor un las sinen Breiw noch mal, un wer wull em dat verdenken, dat em ut de Schriwwt wedder allerlei schöne Hoffnungen entgegenbläuhten? De warme Fründschaft, de sick in den Breiw utsprok, fichelte em an as hüt morgen dat Frühjohrsweder, un de truhartige Ton klung em leiwlich as de Vagelsang von den Morgen. Süll sine Hoffnung wedder bedragen warden? De Tid ward't lihren! – Ach, Tid un Hoffnung! Sei stahn sick entgegen as Kukuk un Säbenstirn; wecke Minsch, de nah lange Nacht ut dat bindelste Hart wedder tau hoffen wagt un den irsten Schämer von Glück an den düstern Hewen uptrecken süht, müggt woll nich de Tid utstriken, bet de Sünn vull an den Hewen steiht!

40. Kapitel
[591] Kapittel 40

Bräsig hett en Sparlingsnest in den Kopp un hett en Verbrüderungsball anstift't. Kurz steiht in'n Kropp, un de Herr Postmeister singt as en Karnalljenvagel. Bräsig sitt in de Fru Postmeistern ehr Allerheiligstes un schriwwt Breiw' nah Paris. – Fru Pastern probiert ehre Strikhölter, un as sei dormit farig is, äwernimmt Bräsig dit Geschäft. De Rahnstädter Post führt merkwürdigerwis' tau richtige Posttid af, un Bräsig erklärt sick bereit, in ganz Rahnstädt för en ollen Kuppelpelz tau gellen un bereit't Hawermannen up 'ne wichtige Nahricht vör, nahdem hei vörher Kählertsch in Iwersük set't hett. Worüm hei de Fru Pastern fast höllt, un worüm de Fru Pastern em tauletzt binah för enf Christen estemieren deiht.


Den annern Morgen, as Zacharias Bräsig upstunn, fot hei sick af un an mit de beiden Hän'n nah den Kopp un säd: »Korl, du kannst dir gratulieren, daß ich nich noch dollere Koppsmerzen habe, als ich sie in Würklichkeit habe; denn wer sollt' sonst heut Akzesser spielen? – Hätt ich Grammelinen seinen verfluchten Punschrezept nachgegeben, so säß mir jo woll heute morgen ein vollständiges Sperlingsnest in den Kopp. So aber habe ich ihn selbst gemacht.« – »Na, denn sid ji woll sihr fidel west?« frog Hawermann. – »Ih ja! was die jüngere Mitteilnahme anbetrifft, so war sie jo so handlich, indessen was ich war, ich hielt mir ümmer sehr returneh. – Ich saß mit dem Stadtmuskanten David Berger zusammen; aber – hör' mal, Korl! – kann der Kerl was vertragen! Ich denk mich so, das hört zu sein Geschäft; aber ümmer ein Glas nach dem andern, ümmer helleweg! Bloß zuletzt, da wurde er, was man sentimal nennt, da fieß er mich um, und die Tran stand ihm in den Augen, as er mir klagte: sein Verdienst wäre so slicht in diesen politischen Zeiten, daß mich und Herr Süßmannen, der bei Kurzen Ladendiener is, das jammern wurde. – Und Herr Süßmann machte den Vorslag in der Gesellschaft, was wir nicht in der nächsten Zeit zum Besten von David Bergern einen Verbrüderungsball anstiften wollten; das heißt einen politischen, wo sich alle Stände, Edelleute und Rittergutsbesitzer und Pächter und Bürger mit Frau und Kindern zusammenfinden sollten und sich die Hände drückten und mit enander tanzten [592] und meinentwegen auch küßten. – Und dies Indizium wurde angenommen, und Sonntag über acht Tage soll es sein. Und Herr Süßmann setzte gleich 'ne Massive auf, und for dir und mir und die Frau Pastern und Lowise habe ich gleich unterschrieben.« – »Bräsig, ick bidd di, wo ward de Fru Pastern und Lowise woll tau Ball gahn, un ick gor!« – »Das müßt ihr, denn es ist ein edler Zweck.« – »Un du wardst ok nich dortau kamen, Zacharies, denn den Fridag äwer acht Dag is Mining ehr Hochtid un den Sünndag dornah de Kirchgang, un wat würd min Swester seggen, wenn du fehltest un staats dessen up jugen dämlichen Reformball herümmerdüs'test.« – »Denn wird natürlich die Sache abgeändert und darum nu adjüs, Korl, ich will gleich mal zu den Herrn Süßmann und das besorgen, und dann muß ich zu Rathaus – weitst du? – sitzen, vier Groschen die Stunde.«

Hei gung driwens up Kurzen sinen Laden tau, Herr Süßmann was äwer nich dorin, Kurz sülben lep dorin up un dal un ret de Schuwladen up un kek herin un stödd sei wedder tau. – »Gun Morgen, Kurz, wo ist woll Ihr junger Herr?« – »Ich hab' keinen jungen Herrn; ich bin selbst Herr.« – »Kurz, nehmen Sie sich mit Ihre Worten in acht, wir leben in einem demokratischen Zeitpunkte, indem daß ...« – »Ah was! Hier? In acht nehmen? Ich huste in die ganze Demokratie, wenn mein Ladendiener des Morgens nicht aus dem Bette finden kann und die Nacht über Punsch trinkt; und alte Leute sollten sich schämen ...« – »Halt, Kurz! Sie fangen woll wieder an mit Ihre feinen Schmeicheleien von dem Sonntag her; aber auf Stun'ns leid ich so was nicht wegen meiner Stellung bei's Gericht. Un adje, Kurz! Aber Sie jammern mir, Sie haben sich angestochen mit der Inflorentia, Sie sollten zu Bette gehen, Ihnen liegt was in die Knochen, und wenn Sie sich unter die Ganaschen fühlen wollten, würden Sie schon einen vollständigen Ansatz zum Kropp fühlen. Aber adje, Kurz!« – Hei gung; äwer Kurz ras'te in den Laden rümmer un schimpte up de ganze Welt, bet em sine [593] Fru, grad as de Ladendeiner ut dat Bedd rute kamm, in't Bedd rinne kreg un em dor för dit Mal in Arrest namm.

Nah desen lütten Trubel gung Bräsig up't Rathus un verdeinte sick an desen Dag ahn widere Mäuh un in alle Rauh fiw mal vir Gröschen, denn de Sitzung durte fiw Stun'n, un as hei tau Hus kamm, was all afeten, un as för em besonders wedder deckt würd un Fru Pastern anfung, äwer Unregelmäßigkeiten in den Lewenswandel tau spitzen, von des Morgens Klock twei tau Hus un des Middags Klock twei tau Disch kamen, satt Unkel Bräsig dor un grinte so sülwsttaufreden mit sick, as wull hei seggen: ja wenn du so wüßt'st, wat ick för swore Geschäften heww un in wecker Ort ick de dörchführ, du würdst mi strigeln un straken un würdst mi küssen un dauhn, wat du süs noch mein Dag' nich dahn hest; un as hei von't Eten upstunn, säd hei feierlich: »Frau Pastern, es kommt all an die Sonne, as der Herr Burmeister sagt«, un plinkte Hawermannen tau: »Bonus! as der Herr Presendent Rein sagt«, un gung up Lowise tau un fot sei rundting üm un küßte sei un säd: »Lowising, gib mich mal den feinsten Bogen Postpapier, den du finden kannst; denn ich will da ein kleines – na, Indizium will ich sagen – verpacken, daß es sich nicht scheuert, denn es soll weit verschickt werden.« – Un as hei ut de Dör gung, den Bagen in de Hand, dreihte hei sick wedder üm und säd: »Korl, as ich gesagt habe, was gemacht werden kann, wird gemacht.« – Un kamm noch mal wedder rinne un säd: »Frau Pastern, heut abend komm ich zu's Abendbrot.«

Hei gung nah't Posthus. De Herr Postmeister was tau Hus, hei was ümmer tau Hus, för 150 Daler Gehalt hadd hei sick up Lewenstid inspunnen laten, nich in 'ne Stuw, ne, in en Vagelburken, wat hei sin Komtur näumen ded, un wenn hei nicks von Postsaken tau besorgen hadd, denn satt hei dor un fläut'te un sung as de schönste Karnalljenvagel. Dit fröhliche Geschäft bedrew hei grad, as Bräsig bi em intred: »Gun Dag, Herr Postmeister. Sie sünd ein Ehrenmann, darum will ich mir Ihnen in einer delenkaten Sache ganz dekoffrieren. [594] Das Eigentliche natürlich brauchen Sie nicht zu wissen, das bleibt in Verswigenheit, und das, was ich Ihnen sage, muß auch in Verswigenheit bleiben. Ich will nämlich nach Paris schreiben.« – »NahParis? Plagt Sei der Deuwel? Wat hewwen Sei nahParis tau schriwen?« – »Nach Paris«, säd Bräsig un reckte sick höger. – »Weit der Deuwel!« säd de Postmeister, »de ein von de Inspekters kriggt Breiw' ut Paris, un de anner will weck dorhen schicken. Na, will'n tauseihn, wat hei kost't.« – Hei slog nu ümmer rüm in sine Bäuker un säd tauletzt: »'t kümmt hir gor nich vör. Willen in'n pohlschen Bogen reken: unner sößteihn Gröschen kann'k 't nich dauhn.« – »Schad't auch nich; ich habe vermorrnzu schon zwanzig Gröschen auf's Gericht verdient.« – »An wen sall hei?« – »An den jungen Herrn Franz von Rambow.« – »Weiten Sei denn sin Adreß, wo hei wahnt?« – »Na, in Paris.« – »Ja, Paris is grot. De Strat möten Sei weiten un de Husnummer.« – »Gott soll mir bewohren!« rep Bräsig, »was Umstän'n! Die weiß ich nich.« – »Fragen S' doch Hawermannen.« – »Dat is's jo grad, der soll nichts davon wissen.« – »Je, denn weit ick ok keinen annern Rat, denn schriwen S' den Breiw, un denn möt wi em an de meckelbörgsche Gesandtschaft, an Doktor Ürtlingen schikken, de mag em jo woll utfünnig maken.« – »Das muß er«, säd Bräsig, »denn die Sache is von großer Wichtigkeit, und dafor kriegt er seinen Salehr. Aber was ich sagen woll, wollen Sie mir woll erlauben, daß ich den Brief bei Sie schreibe, indem daß es for Hawermannen ein Geheimnis sein soll?« – »Ih ja«, säd de Postmeister, »kamen S' hir man fix herinne, dat min Fru dat nich süht, denn obschonst dat dat eigentlich de Passagierstuw' sin sall, litt sei doch nich, dat uter Grafen jichtens 'ne Person dorinne gahn darf. Insluten möten Sei sick all gefallen laten.« – Dat wull hei ok, säd Bräsig, un nu satt hei dor von nahmiddags Klock drei, bet dat des Abends düster würd, un schrew sinen Breiw; vörn in sin Burken fläut'te un sung de Herr Postmeister; hei schrew; an de Dör räterte de Fru Postmeistern, sei wull in [595] ehr Allerheiligstes rinne un schull, de Herr Postmeister hadd den Slätel in de Tasch un fläut'te un sung; Bräsig schrew sinen Breiw. Endlich was hei farig, hei las em noch mal äwer, un wi känen jo ok mal rin kiken. Hir is hei:


Hochwohlgeborner junger Herr von Rambow!

Es hat sich hier eine große Merkwürdigkeit begeben, indem daß Kaufmann Kurz seinen Meß auf Bäcker Wredow'n seinen Acker hat fahren lassen, der sein Gegenbuhler ist in Hinsicht der Stadtbollen. Darin hat Hawermann ein Stück schwarzen Waßduch mit das Rambowsche Wappen gefunden, was for ihn eine große Erleichterung in Hinsicht des Verdachts wegen den Luggerdor-Diebstahl von Anno 45 sein mußte, indem auch der Herr Burgemeister sagt, daß dies ein Indizium sei. Der Herr Burgemeister hat mich zum Akzesser bei's Gericht gemacht; es ist auch ein bischen dabei, aber for mich sehr sauer zu verdienen, indem daß ich als Ökonomiker an Bewegung gewöhnt bin, auch wegen dem Podagra soll; Mühe wäre grade nicht viel dabei; aber Schlaf, der einen in die Augen tritt wegen langwierigen Sitzen. Aber das Gute ist dabei, daß ich davon ganz genau Bescheid weiß, was Hawermann gar nicht weiß, weil es mich der Herr Burgemeister versagt hat. – Da Sie aber in Paris und nicht in Rahnstädt sünd, kann ich als Freund mit Ihnen frei über die Sache reden, und die Sache ist so: der Weber, der lügt, daß er keinen Umgang mit seiner geschiedenen Frau mehr hat, und der Herr Burgemeister sagt, daß dies wieder ein Indizium ist. Wir haben überhaupt schon so viele Indiziums, daß es einen Hund jammern könnte. Die Hauptgeschichte aber kommt noch, nämlich: Kählertsch; Kählertsch will nämlich den Weber abslutemang heiraten und is die richtige Meinung, daß der Weber ihr nicht will, indem daß die geschiedene Frau ihn selbst wieder ergattern will. Dies hat nu bei Kählertschen eine Bosheit zurückgelassen, was man Eifersucht benennen könnte, und so ist sie mit lauter verfluchte neue Indiziums rausgekommen, die, wie der Herr Burmeister [596] sagt, important und elewant sind oder, wie ich mir deutsch ausdrücke, sehr bewandt sind. Der Herr Burmeister sagt aber, einer muß da sehr vorsichtig sein, indem das Frauenzimmer vor Bosheit spuckt und auch Lügen aussagen kann. Indessen ihre Lügen haben sich bewährt, indem, daß sie die volle Wahrheit gesagt hat, daß der Weber ümmer dänsche Luggerdors gezeigt hat, wie audi Schlachter Krüger in zwei kompertinenten Fällen ausgesagt hat; nämlich als der Weber heute morgen vors Gericht stand und uns mit neue Lügen und neue Indiziums unter die Augen ging, haben sie, Höppnern an der Spitze, bei dem Weber Haussuchung gehalten und haben da neun dänische Doppelluggerdor in sein Schapp gefunden, an einem unbekannten Orte. Was er nachher auch sogar streiten wollte, aber nicht mit durchkam. – Sie, die Weberfrau, was die eigentliche Erztkarnallge is, is heute vermorrnzu auch eingestochen, indem daß sie bei ihrer Haussuchung eine Snuwtobacksdose gehabt hat, die den seligen Herrn Pastor hieselbst gehört hat und von der nachgelassenen Pastor-Fomilie als ein Heiligtum in einem Glaskasten aufbewahrt wurde, welche schändliche Tat ihr nun frei Quartier geschafft hat. – Kählertsch sitzt auch; aber vorläufig bloß puncto cichuriarum, indem sie in ihrer Bosheit das ganze Gericht, den Herrn Burmeister und mir selbst, als Akzesser, beleidigt hat. – Sie lügen alle, daß sie schwarz werden; aber was hilft ihnen das? – Der Herr Burmeister sagt, er wäre als moralischer Mensch überzeugt, daß sie es getan haben, und raus muß es, und raus kommt es. – Was wäre das for meinen Korl Hawermann for einen Tirumpf, wenn er auf seine alten Tagen als ein vollständiger Unschuldsengel weißgebrannt dastände und mit seinen weißen Haaren in dem weißen Unschuldskleide mang die Leute wieder herumginge. – Sie müssen sich schämen als ein begossener Pudel, daß sie ihm das angetan haben, ich meine – mit Respekt zu sagen – Pomuchelskoppen und den Pümpelhäger, die nun auch auseinander sünd, weil Zamwell den andern verklagt hat, was mich nicht weiter arretiert, indem daß ich [597] Pomuchelskoppen in unsern Reformverein die Meinung gesagt habe und Ihr Herr Vetter auf Pümpelhagen mir vor die Brust gestoßen hat. – Keinen guten Gang geht's mit dem nich, denn vermöge der Kündigung zu Jehanni von Mosessen sitzt er sehr in der Pardullge, indem er kein Geld hat, auch kein Futterkorn, und wovon soll er denn leben? – Er ist ein gänzlich unbewußter Mensch. – Diesem Briefe dürfen Sie meine Tage nicht vor Hawermannen Erwähnung tun, indem das heimlich ist. Sondern ich dachte mir, daß es for Sie interessant sein würde, die würklichen Spitzbuben kennen zu lernen, und daß Korl Hawermann – Gott sei Dank! – nich mang sie ist. – Er ist durch die letzten Verhältnissen sehr aufgemüntert und slägt auch mankerdurch schon achter aus as en Fohlen, wenn ihm der Sadel abgenommen ist. – Dieses halte ich for ein erfreuliches Zeichen der Zukunft. – Neues aus der Gegend von alten Bekannten kann ich Sie nur melden, daß echter Freitag Mining un Rudolf ihrer ehelichen Vereinigung in Erwartung stehen. Die Madame Nüß-lern, die Ihnen wohl noch als eine sehr schöne junge Frau in der Erinnerung steht, ist – unberufen! – noch sehr wohl, aber etwas kompletter geworden; auch Jochen befindet sich ja noch und zieht sich for seine zukünftige Pangsionierung einen neuen Thronfolger auf. – Ihr Herr Mitkollege von vordem, Triddelfitz, ist nun das Totum in Pümpelhagen; Hawermann sagt, er wird noch; ich sage, er ist ein Windhund, der mit Schießgewehren auf die Leute geht, weswegen er mir und die Madame Nüßlern förmlich in den Bann getan hat. – Eine Reform haben wir auf Stunds in Rahnstädt auch; der junge Herr Paster Gottlieb predigt gegen ihr, aber die junge Frau Pastorin Lining weiß ihn zu bequemen. – Rekter Baldrian hat die Sneidermamsells und einen gewissen Platow oder Patow oder Pätow oder so rum in der Reform durchgebracht; aber Kurz ist wiederholentlicher Maßen rausgesmissen; seine vier Pferde haben die Inflorentia; mit seine alte Sadelstut spann sich die Sache an, und mit ihm selbst wird sie woll aufhören, denn er kroppt schon. – Die alte[598] Frau Pastern Behrendsen ist noch immer unsere geehrte Hauswirtin, auch mit Essen und Trinken, indem daß Hawermann und ich Schlaf- und Wohnställe, so wie auch unsere tägliche Nahrung bei ihr haben; sie würde Ihnen ebenso as Hawermann grüßen lassen, aber sie kann's nich, denn sie weiß nichts nich davon. – Aber sprechen tun wir oftmals von Ihnen, indem Sie uns noch immer als ein gegenwärtiges Bild vor Augen stehen. – Mehr weiß ich auf den Sturz auch nicht zu erzählen – doch da fällt mich ein: Pomuchelskopp hat sich in die Reform aufnehmen lassen; der Zimmermeister Schulz ist ein sehr braver Mann, er stand mir dazumalen bei; Krischan Däsel ist von Ihren Herrn Vetter weggejagt worden, und von Regeln keine erfindsame Spur; aber Lowise Hawermann befindet sich – gottlob! – noch sehr wohl.

In Erwartung der nicht vorhandenen Störung oder Unbequemlichkeit meines geneigten Schreibens, habe ich die Ehre, mich in tiefster Ehrfurcht zu empfehlen und grüße Ihnen recht von Herzen als alten Freund!


Rahnstädt, 13. Mai 1848.

Ew. hohen Gnaden ganz gehorsamster

Zacharias Bräsig,

immeriter Entspekter und augenblicklicher Akzesser.


Nachschrift.

Apopoh! Diesen Brief schreibe ich in der Frau Postmeistern ihr Allerheiligstes, indem mich der Herr Postmeister expreß derowegen eingeschlossen hat, und er hat es mir zugeschworen, nichts davon zu sagen. Dies geschieht allens wegen der Heimlichkeit, denn Hawermann und die Frau Pastern und Lowise wissen nichts davon; Lowise hat mich aber diesen Postpapierbogen gegeben, er stammt von ihr, und glaube ich, daß dies vor Sie eine kleine Beglückung ist, indem ich mich meine eigenen jugendlichen Zeiten erinnere, wo ich dazumalen drei Brauten auf einem Male hatte. – Sie ist aber auch in aller Liebe und Wehmütigkeit um ihren alten Vater [599] rum und um andere eine kostbare Perle des menschlichen Geschlechts. – Wenn ich Antwort von Ihnen erhalte, daß Sie nichts dawider haben, schreibe ich noch öfter über die eingestochenen Spitzbuben. – Wenn Sie den Sonntag über 8 Tage schon wieder in unserer Gegend sind, so lade ich Sie zu unsere Verbrüderung ein; die Näh- und Schneidermamsells werden alle eingeladen.

Der Obigte.


As hei mit sin sures Stück Arbeit farig was, kloppte un butterte hei an de Dör, un as de Herr Postmeister em upslot un rute let, stunn hei dor, un de Sweit drüppte em äwer dat Gesicht. – »Mein Gott«, säd de Postmeister, »wo seihn Sei ut! – Nich wohr? Ungewennte Arbeit makt Quesen.« – Dormit namm hei em den Breiw ut de Hand und slog em in en Ümslag un makte de Addreß an den Herrn von Rambow, un dunn noch mal in en Ümslag, de mit de Addreß von de meckelbörgsche Gesandtschaft tau Paris beschrewen würd, Bräsig betahlte vörlöpig, gliksam as Pand, sößteihn Gröschen, un de Breiw kunn nu in Gottes Namen sine Reis' antreden, denn de Post, de em mitnemen süll, höll all vör de Dör. – Un dorbi sung de Herr Postmeister in sin Burken: »Ein Leipziger Student hat jüngst nach Haus' geschrieben: Frau Mutter, sagen Sie, darf denn kein Mädchen lieben?«, un as Bräsig ut de Dör gung, sung hei: »Custine schickt eine schnelle Post, die nach Paris reiten muß: die Sachsen und Preußen marschieren ins Feld, um Mainz zu bombardieren, und wenn ich keinen Sukkurs bekomm, denn muß ich kapitulieren.« – »Meinentwegen kapitelieren Sie, soviel Sie wollen; aber halten Sie reine Mund, as Sie das versprochen haben«, säd uns' oll Fründ un gung nah Hus un hadd nich allein dat schöne Gefäuhl in sine Bost, dat hei en gaud Wark gaud tau Stan'n bröcht, ne, ok dat binah ebenso schöne, dat hei en swores Stück mit grote Geschicklichkeit dörchführt hadd, indem hei sick dat för pure Finessen anrekente, dat hei Lowise, as hei tau sick sülwst säd, ganz fein, so praeter propter [600] un so circa mit in den Breiw herinne fligt hadd, dat einer all en hellschen finen Rüker hadd hewwen müßt, wenn hei wat marken süll.

Na, wenn nu einer so'n seliges Gefäuhl von gaude un gescheute Dahten in sick dröggt un sick doran as an en warmen Aben tau Winterstid en beten warmen will, denn möt einen dat duwwelt eklich vörkamen, wenn en wohren Stormwind un Regen von allerlei Vörwürw' un Schell up einen los sus't; un dit passierte Bräsigen, as hei bi de Fru Pastern, de mit den lütten Akzesser tausam satt (Lowise was nich dor), in de Stuw' herinne kamm. Fru Pastern was grad dorbi, de Lamp antausticken, äwer de Strikhölter wullen nich fangen, einmal, wil Kurzen sin äwerall nich recht fungen, un taum tweiten, wil Fru Pastern – villicht ut Sporsamkeit – de Gewohnheit an sick hadd, de afgebrukten un afprobierten, de nich fangen wullen, ümmer wedder in de Schachtel tau leggen, wodörch so'n Strikholt in sinen korten Lewen wenigstens twintig Mal dat Vergnäugen hadd, probiert tau warden, wat för so'n Strikholt sihr pläsierlich sin mag, för anner Lüd' äwer sihr verdreitlich is. – »Na, da sind Sie ja!« rep de Fru Pastern argerlich un probierte ein Strikholt. »Endlich sind Sie ja da!« – dat tweite Strikholt. »Sie treiben sich den ganzen Tag in der Stadt herum« – wedder en Strikholt; »aber Sie gehen jawohl mit blinden Augen umher« – twei Strikhölter mit einmal – »und mit tauben Ohren!« – wedder en Strikholt – »Sie wissen ja sonst immer alles« – en Strikholt –, »und wenn's drauf ankommt, denn wissen Sie nichts« – drei Strikhölter mit'n Mal. – Bräsig was gegen de Fru Pastern ümmer sihr höflich un gefällig, hei namm ehr also de Schachtel ut de Hand un säd: »Erlauben Sie!« – ein Strikholt – »Woans meinen Sie das?« – dat tweite Strikholt – »Habe ich Sie was zu Leide getan?« – dat drüdde Strikholt – »Kurz kann sich mit seine Dinger vergolden lassen!« – twei Strikhölter – »Was bei ihm anstechen soll, das sticht nich an, und was bei ihm nich anstechen soll, das sticht an.« – drei Strikhölter – »Die verfluchten Dinger haben jo woll auch die [601] Inflorentia!«, un dormit smet hei de ganze Schachtel up den Disch un halte sin Füergeschirr ut de Tasch un makte Licht an. – »Bräsig«, säd de Fru Pastern un sammelte sorgfältig de afprobierten Strikhölter in de Schachtel, »ich muß mich sehr über Sie ärgern. – Ich bin nicht neugierig; aber wenn etwas passiert, was Hawermannen und Luise angeht, so bin ich doch gewiß die Nächste dazu, die es wissen muß. – Warum muß unsere kleine Anna damit herauskommen, was Sie mir schon längst hätten sagen müssen, denn Sie haben's gewußt, ich seh's Ihnen an, Sie haben's gewußt.« – »Woso?« frog Bräsig un wull noch grot den Dummen an den Hals slagen; äwer de Fru Pastern was tau argerlich, indem dat sei sick von em up dat Schändlichste bedragen höll, un säd: »Sie wollen sich noch verstellen? – Ich weiß, daß Sie alles wissen, und Sie sagen mir nichts?« Un nu fung sei an, den Ollen antautappen, un de lütt Akzesser bohrte den Herrn Akzesser ok an; fin un ümmer finer fädelten de beiden Frugenslüd' ehre Fadens in un treckten doran allens ut Bräsigen herut, wat hei bi de Seel hadd, denn Swigen was eigentlich nich so recht sin Sak, un as hei tauletzt in helle Vertwiflung utrep: »So, nun weiß ich aber nichts mehr«, dunn stellte sick de lütte runne Fru Pastern vör em hen un säd: »Bräsig, ich kenne Sie, ich sehe es Ihrem Gesicht an, ich sehe, Sie wissen noch was. Heraus damit! Was wissen Sie noch?« – »Frau Pastern, es ist 'ne Prowatangelegenheit.« – »Das ist ganz gleich: heraus damit!« – Un Bräsig schürte up den Stauhl hen un her un kek rechtsch un linksch; äwer't hulp em nicks, hei müßt Hals gewen un säd endlich: »Ich habe derentwegen an den Herrn Franz von Rambow nach Paris geschrieben; aber Korl Hawermann darf es nicht wissen.« – »Nach Paris!« rep de Fru Pastern un set'te de Hän'n in de Siden, »an den jungen Herrn von Rambow! – Was haben Sie an ihn zu schreiben? – Sie haben was von Luise geschrieben, ich seh's Ihnen an! Ja, Sie haben was geschrieben, und was ich mir kaum getraut haben würde, das haben Sie getan!« un sprung an de Klingel un lüd'te Storm: »Fik, lop nah den Posthus', de Herr Postmeister [602] süll glik den Breiw wedder rute gewen, den Herr Bräsig nah Paris schrewen hadd.« – Terengterengtentereng! blos' de Postilljon, un de Post un Bräsigen sin Breiw führten mit Trumpetenklang an Fru Pastern ehre Näs' vörbi, grademang nah Paris, un Fru Pastern sackte in höchsten Arger in ehre Sofaeck tausam, jog Fik nah de Käk taurügg, un – leider Gottes möten wi dat ingestahn – in ehr wir binah en lises Murren gegen den Ratsluß Gottes upbegehrt, dat hei dat – ditmal villicht taum irsten Mal – taulaten hadd, dat de Rahnstädter Post tau richtige Posttid afführt wir, üm Bräsigen sine Dummheiten in Paris tau besorgen. – Bräsig swur Stein un Bein, hei hadd de Sak mit mäglichste Finheit infädelt, so dat ok nich dat geringste Indizium vörleg. – »Haben Sie von ihr gegrüßt?« frog de Fru Pastern. – »Nein«, säd Bräsig, »ich habe bloß geschrieben, sie befindet sich sehr woll.« – »Haben Sie sonst noch was von ihr geschrieben?« – »Ich habe bloß geschrieben, daß der Postpapierbogen von ihr herstammte und daß sie eine Perle des menschlichen Geslechts ist.« – »Das ist sie«, smet de Fru Pastern dormang. – »Und denn habe ich einen freundschaftlichen Sluß gemacht, indem ich den jungen Herrn zu unsern Verbrüderungsball eingeladen habe.« – »Darin liegt eine Dummheit«, rep de Fru Pastern, »das kann er merken, daraus kann er die Absicht herauslesen, daß er wieder mit Luisen zusammenkommen soll.« – »Frau Pastern«, säd Bräsig un stellte sich vör ehr hoch hen, »Ihre Worte, die Sie hier gesprochen haben, in allen Ehren! Aber is das 'ne Dummheit un 'ne Slechtigkeit, wenn einer die Absicht hat, daß er zwei Menschen wieder zusammenbringen will, die die Boshaftigkeit und die Niederträchtigkeit von anderen Menschen auseinandergespalten hat? – Ich habe diese Absicht gehabt, und derowegen habe ich den Brief geschrieben; Hawermann konnt's nicht; denn worum? Er ist der Vater dazu, und es hätte ihn slecht gekleidet. – Sie konnten's nicht, denn worum? Weil sie Ihnen hier in Rahnstädt in diesen Hinsichten schon allerlei entfamte Ehrentitel angehängt haben. – Mich aber ist es ganz Partie [603] egal, was sie mich for einen ollen Aportendräger schimpfen; mich hackt so was nich an; ich will nu mal Aporten nach Paris tragen, und wenn sie mich man in Paris for 'nen ehrlichen Mann und ausbefundenen Freund von Korl Hawermannen und Lowise taxieren, ist es mich Partie, ob ganz Rahnstädt mich for einen alten Kuppelpelz schimpft.« – »Ja, Frau Pastorin, ja!« rep de oll lütt Akzesser un föll de oll Fru üm den Hals, »der Herr Inspektor hat recht. Was liegt an dem Geklätsch von Rahnstädt? Was liegt an den dummen Urteilen der Welt, wenn zwei Menschen glücklich werden sollen? – Franz muß kommen, und Luise muß glücklich werden«, un dormit sprung hei in ehre Hartensfreud up Bräsigen tau un fot em rundting üm un gaww em en Kuß grad up den Mund. – »Sie sind ein alter lieber Onkel Bräsig!« – Un Bräsig gaww ehr den Kuß taurügg un säd: »Je, Sie olle lütte Klaviermamsell, Sie olle lütte Lewark, Sie! Sie möchten auch wohl mal in solchen Verhältnissen Ihr Glück probieren! – Aber halt! Wir wollen nicht zu zeitig kakeln, noch is die Sache weit inzwei, noch haben die Spitzbuben nicht eingestanden, und so, as ich Korl Hawermann kenne, muß er erst ganz rein in der Sache sein, ehe er sich in die Verhältnissen bequemt, und darum habe ich nichts nich von der Sache gesagt, daß er und Lowise nicht in Unrauh kommen sollen. Und 'ne Gnade von Gott ist es, daß Kurz die Inflorentia hat, denn sonst hätt der schon lange sein Maul aufgetan.« – »Bräsig«, säd Fru Pastern, »allens in allen – ick glöw, Sei hewwen't recht makt.« – »Nich wohr, Fru Pastern? Und es war Sie bloß ärgerlich, daß Sie nicht zuerst geschrieben hatten. Dafor aber sollen Sie auch die Ehre haben, daß Sie an den jungen Herrn schreiben, wenn erst allens raus ist.«

Drei Dag' nah dese Unnerredung kamm Bräsig nah Hus, begegente up de Del de lütt Fru Pastern, de de rechte Hand in 'ne Bind hadd, indem sei sick de dörch en Fall up de Kellertrepp verstukt hadd, un säd mit groten Irnst un Nahdruck de Würd': »Frau Pastern, ich komme gleich wieder runter und sag' Ihnen was.« Dormit steg hei de Trepp nah [604] Hawermannen ruppe. Hei säd nich »gun Dag« un nicks, as hei bi Hawermannen in de Dör kamm, sach sihr fierlich un äwerein ut un gung driwens dörch de Stuw in de Slapstuw. Dor schenkte hei en Glas vull koll Water in un gung mit dat Glas an Hawermannen ranne: »Hier, Korl, trink mal!« – »Wat? Wotau sall ick drinken?« – »Weil dich das gut is. Was dir nachher von Notwendigkeit is, kann dir vorher nicht schaden.« – »Bräsig, wat hest du?« rep Hawermann un wehrte dat Water af; äwer hei markte, dat em wat Besonders bevörstunn. – »Na, Korl, wenn du nicht willst, denn willst du nicht; aber nimm dich zusammen, nimm dich forsch zusammen«; dormit gung hei up un dal, un Hawermann folgte em ganz blaß mit de Ogen, hei fäuhlte dat ut Bräsigen sine Anstalten herute, dat in desen Ogenblick en Upsluß äwer sin Schicksal lagg. – »Korl«, frog Bräsig un stunn vör em, »hast du dich zusammengenommen?« – Un hei hadd't würklich dahn, hei stunn up un rep: »Bräsig, segg, wat du tau seggen hest; wat ick so lang dragen heww, kann ick noch länger dragen.« – »So is nicht die Meinung«, säd Bräsig; »es ist raus; die Spitzbuben haben's eingestanden, und wir haben das Geld, wenn auch nicht allens, doch was.« – Ja, woll hadd de oll Mann sick up wat fat't makt, up dat nige Verlöschen von den Schämer, den de Hoffnung an sinen Hewen hadd upgahn laten; äwer as de Sünn von de Gewißheit, dat för em en nigen Dag anbrok, em krall un prall in de Ogen schinte, dunn was sin Og' blen'nt, un dusend Sünnen flirten üm em rümmer: »Bräsig! Bräsig! – Min ihrlich Nam! – Min Lowise ehr Glück!«, un hei sackte up den Stauhl taurügg, un Bräsig höll em dat Glas Water hen, un de oll Mann drunk un verhalte sick en beten un fot Bräsigen, de vör em stunn, üm de Knei: »Zacharies, du hest mi meindag' nicks vörlagen!« – »Nein, Korl, es ist die pure Wohrheit und steht in's Protokoll, und die Spitzbuben kommen nach Dreibergen, as der Herr Burmeister sagt, erst aber nach Bützow ins Kriminal.« – »Bräsig«, säd Hawermann un stunn up un gung in de Slapkamer, »lat mi allein un segg nicks tau Lowise! – Ja, [605] segg ehr, sei sall ruppe kamen!« – »Ja, Korl«, säd Bräsig un stellte sick an't Finster un kek in de Luft un wischte sick de hellen Tranen ut de Ogen, un as hei ut de Stubendör gung, kunn hei sinen Korl in de Slapstuw' up de Knei liggen seihn. –

Lowise gung tau ehren Vader, Bräsig säd ehr wider nicks. – Äwer bi de Fru Pastern gung't nich so stillswigend af. – »Mein Gott«, säd de lütte Fru, »nun ist Luise weggegangen, und Hawermann kommt nicht, und Sie, Bräsig, kommen auch nicht zur rechten Zeit; das Essen wird kalt, und wir haben solche schöne Fische. – Was wollten Sie mir denn sagen, Bräsig?« – »Oh, nichts nich«, säd Unkel Bräsig un sach so ut, as hadden em de Spitzbauben mit allerlei Schelmenstücken anstickt un hei müßt sei nu gegen de Fru Pastern dorför utäuwen, wil sei em wegen den Breiw so kapittelt hadd. »Nichts nich weiter, als daß Hawermann und Lowise nicht zu Tisch kommen. – Wir beiden können ja aber essen.« – »Ih, Bräsig, warum kommen sie denn nicht?« – »Nun, wegen der Schürze!« – »Der Schürze?« – »Ja, weil sie naß war.« – »Welche Schürze war naß?« – »Nun, Kählertschen ihre. – Aber wir wollen essen, Frau Pastorin, die Fische werden kalt.« – »Keinen Happen!« rep de Fru Pasturin und deckte en por Teller äwer de Fisch un doräwer 'ne Salviett un doräwer ehre lütten runnen Hän'n un kek Bräsigen mit ehre run'n Ogen so wild an, dat Bräsig nich mihr in sine Rull bliwen kunn un herute platzte: »Wir haben's raus, Frau Pastern, und sie haben's eingestanden, und das meiste Geld haben wir auch wieder.« – »Und das sagen Sie mir nun erst!« rep de lütte Fru und tründelte üm den Disch herüm un wull ut de Dör un nah Hawermannen ruppe burren. – Dat led Bräsig äwer nich, un dörch dat Verspreken, hei wull't ehr all utführlich vertellen, kreg hei sei bi sick up den Sofa dal. »Frau Pastorin«, säd Bräsig, »das Eigentliche, was das oberste Indizium war, ist durch Kählertschen rausgekommen, das heißt eigentlich nicht durch ihr selber, sondern durch ihre boshaftige Eifersucht, was eine hellisch glupsche Eigenschaft [606] von viele Frauenzimmers ist, die die erbärmlichsten Folgen an sich trägt. – Ihnen mein ich nicht damit, ich mein hier bloß Kählertschen. – Sehn Sie, das Frauenzimmer hatte sich das prekawiert, sie wollte den Weber heiraten, und der Weber wollte ihr nicht. Nun ist sie die richtige Meinung, daß das geschiedene Weberweib ihn selbst wieder heiraten will, und lauert ihnen auf Schritt und Tritt nach, und so begab es sich, daß ihre Schürze – ich mein Kählertschen ihre – einmal naß geworden war und daß sie sie auf dem Gartenzaune trocknen wollte. Indem da sie nun achter die Schürze in halber Verborgenheit steht, regardiert sie den Weber, daß er mit seine Geschiedene da 'ne Rangdewuh abhält – na, Sie wissen ja Bescheid, Frau Pastorin.« – »Bräsig, ick segg Sei ...« – »Ruhig, Frau Pastorin! Und in einem Graben saßen sie nicht, sie standen mang die Stakbohnen, indem daß das Frauenzimmer von achter in den Garten über den Zaun gerangt sein mußte, weil sie nicht durch das Haus gekommen war. – Kählertsch in ihrer boshaftigen Eifersucht rief nun die Slachterfrau Krügern zu der gleichen Betrachtung, und da sahen denn die beiden, daß die beiden hinter die Bohnenstaken verswanden und daß 'ne kurze Zeit darauf das Frauenzimmer über den Zaun stieg und der Weber sich vorsichtig in den Gartensteig begab, worauf sich die beiden Frauen heimlich exküsierten. – So weit waren wir nu, und wahr war es, denn die Slachterfrau hatte es besworen. – Da sagte der Herr Burmeister, wenn Kählertsch bloß reden wollte, die würde noch mehr wissen. Da sage ich: Herr Burmeister, mit der weiblichen Eifersucht! Da sagt er: Aber wie? Da sage ich: Herr Burmeister, ich kenne das von dazumalen her, als ich die drei Brauten mit en Mal hatte, es ist 'ne abscheuliche Natur in der Eifersucht, und sie kennt kein Gnad' und Erbarmen. Lassen Sie mich man machen. – Und als nu Kählertsch wieder vorkam, sag' ich so verloren: Na, wenn nu der Weber auch nicht jede andere so förfötsch weg heiraten kann, seine Geschiedene kann er jo woll stantepeh wieder heiraten. – Und der Herr Burmeister verstand meinen [607] Pfiff und sagte: ja, wenn er das will, dazu gibt ihm allerheiligstes Kunserstorium gleich 'ne Desperatschon. Sehn Sie, da geriet dies Frauenzimmer selbst in 'ne Desperatschon und prust'te raus: wenn's so kommen sollte, denn wollt sie auch allens sagen, der Weber hätte Geld mit aus dem Garten gebracht, denn erst hätte er kein Geld in's Schapp gehabt, aber nachher hätt sie nachgesehen, und da hätte er Geld, lauter Doppelluggerdors gehabt. – Sehn Sie, nu hatte sie sich selbst verfangen, indem sie mit en Nachslüssel bei anderer Leute Schapp gegangen war. Der Herr Burmeister ließ ihr also abführen und auch einstechen; so hätten wir nu also schon ihrer drei Karnallgen fest. – As der Weber nun wieder vorkam und wieder log, woans er zu das Geld gekommen war, und wieder die Slachterfrau ins Gesicht log, daß seine Frau nicht bei ihm im Garten gewesen wäre, sehn Sie, da wurde die Slachterfrau auch giftig und sagte, sie hätte das Mensch nicht bloß im Garten gesehn, sondern sie hätte auch ihre Waden gesehn, as sie über den Zaun gestiegen wäre – nehmen S' nich übel, Frau Pastorin –, aber so sagte sie. – Und so wurden denn nu dem Weber zehn auf die Jacke zudiktiert, denn bei uns sind – Gott sei Dank! – for entfamte Lügen noch Prügel in der Gewohnheit; und der Herr Burmeister stellte ihm Himmel und Hölle vor, daß er Meister wäre und aus das Weberamt gestoßen würde; aber wollte er woll? Er wollte nich. – So drad' er aber die ersten drei in die Jacke hätte, fiel er auf die Knie, was for mich ein schauderhaftiger Anblick war, indem daß ich mich umwenden müßte, und sagte, er wollt' allens gestehn, und das tat er, indem daß er es nicht selbst gestohlen hatte, sondern das Weib. – Das Weib hat nämlich den Tagelöhner Regeln in bewußtlosen Zustand das swarze Paket aus der Westentasche gerissen und hat es im Holze unter Musch und Busch verstochen und hat es da an die zwei Jahr liegen gelassen, indem daß sie, wenn sie zum Holzsammeln gegangen ist, ümmer ein paar Füchse rausgeholt hat, die sie mit Hilfe von alte Judenweiber umgewechselt hat – bei Kurzen is sie ja auch gewesen. – Und da [608] is sie denn vor ungefähr anderthalb Jahr den Weber mal begegent und hat ihm gefragt, was sie sich nich wieder heiraten wollten, denn sie wäre nu nich mehr power, sie hätte nu was, und da hat sie ihm eine Doppelluggerdor geschenkt; er hat aber noch nich wollen, indem daß er dazumalen sich in Kählertschen verliebt hat – ich bitt Sie, Frau Pastorin: in Kählertschen! Mir kann einer Kählertschen auf en Presentierteller bringen, ich verliebe mich nicht in ihr. – Die Luggerdor hat er aber genommen, und sie hat nach mehr gesmeckt, und sie hat ihm auch noch mehr zu genießen gegeben, bis ihm zuletzt 'ne Zuneigung zu ihr wieder erwacht ist, daß er nichts mehr von Kählertschen hat wissen wollen. Und da hat sie ihm ihren ganzen Schatz gezeigt, und da haben sie mit rum gehurrickt, bald hier, bald da, daß sie ihn verbergen wollten, und zuletzt haben sie ihn diesen Frühjahr in eine Schachtel verfestigt, und er hat das swarze Waßduch in den Slachter seine Mistkuhl gesmissen, und den Schatz haben sie in den Garten vergraben. – Und da sünd wir mit dem Weber hingegangen und haben da in die Tüften vierzehnhundert Daler gefunden. – Denken Sie sich, vierzehnhundert Daler in die Tüften! Denn das andere haben sie vermöbelt.« – »Herre Gott doch!« rep de Fru Pasturin, »de Herr Burmeister un Sei möten doch gefährlich klauk west sin, so wat rut tau krigen!« – »Sünd wir auch, Frau Pastorin«, säd Unkel Bräsig ruhig. – »Aber das Weib?« rep de lütte Fru. »Sie ist ja doch die Nächste dazu.« – »Ja, Frau Pastorin, das war denn nu ein erhabener Anblick, denn der Herr Burmeister hatte das Indizium von Schachtel und Geld unter seinem täglichen Hute verborgen, und als das Weberweib in Gegenwart ihres Mannes vorgeführt und noch einmal zur Wahrheit ermahnt war und demgemäß log, so nahm der Herr Burmeister den Hut zu Höchten und sagte: ›Schad't ihm nicht, wir haben sogar schon das Geld.‹ – Sehn Sie, wie sie die Schachtel sah, da fuhr sie als 'ne Kriegsfurie auf den Weber los, und in'n Ümseihn hätte sie ihm das ganze Gesicht abgezogen, bloß mit die Nägel, und rief: ›Verfluchte Kirl! [609] Ick wull em glücklich maken, un nu makt hei mi unglücklich!‹ – Frau Pastorin, die Liebe is noch doller als die boshaftigste Eifersucht. Das hätt Kählertsch nie getan! – Aber Frau Pastorin, ich glaub' unsere Fische werden wohl kalt.« – »Ach, Bräsig, wo känen Sei an so wat denken! Äwer ick möt ruppe nah Hawermannen, ick möt em seggen ...« – »Daß Sie sich sehr freuen zu seiner endlichen Reinigung«, säd Bräsig un treckte de Fru Pastern sacht wedder up den Sofa dal, »das sollen Sie auch, aber nahsten. Denn sehn Sie, ich glaub', Hawermann hat sich en bischen mit unsern Herrgott zu besprechen, und Lowise wird ihm woll dabei helfen, und das ist auch gut, aber auch genug; denn Frau Pasturin – als Pasturin müssen Sie das wissen – unser Herrgott ist ein eifersüchtiger Gott, und wenn er sich mit einer dankbaren Seele bespricht, denn leid't er nicht, daß andere Frauenzimmer da mang rein reden, sondern zieht sich zurück, und wo früher der heilige Schein Gottes geglänzt hat, da stellt sich denn die menschliche Erbärmlichkeit wieder ein.« – De lütte Fru Pasturin kek em starr an un brök endlich in de Würd' ut: »Mein Gott, Bräsig! Ich habe Sie immer für einen greulichen Heiden gehalten; Sie sind am Ende gar ein Christ!« – »Weiß ich nicht, Frau Pasturin; ist mich nichts nich von bewußt. Das weiß ich aber, daß ich das, was ich mit meine swachen Kräften in diese Sache getan habe, nicht als Christ ausgeführt habe, sondern als Akzesser bei's Kriminal. – Aber, Frau Pasturin, aus uns' Fischessen wird woll nich recht was, mich is auch gar nich recht esserig zu Mut, mich is allens hier zu eng. – Adje, Frau Pasturin! Ich muß ein bitschen auf die Luft.«

41. Kapitel
[610] Kapittel 41

De söß verzahnten Drägers in den Kunsttempel freten Kutscher Krischanen sine buckledderne Büxen up. Worüm Putzmakerblaumen beter sünd as unsen Herrgott sine. Worüm Bräsig as Lowfrosch spazieren geiht. Hir fallen hunnertdusend Daler hen. Worüm de Stadtmuskant David Berger ümmer in de Hor reten würd, wenn Krischan de Pietsch rögte. – Äwer nimodsche Truformeln. Von de bunten Westen un de Blaumenpött up de Huwen. Worüm Bräsig de Fru Pastern ümmer küßt. De blage Levkoje taum annern Mal. Bauschan up den Trualtor. De Kunsttempel un de Melkenkeller geraden in en musikalischen Strid.


De Fridag, an den Rudolf un Mining Hochtid hollen süllen, was herannne kamen, un dat schönste Pingstweder schinte äwer Rexow un dat sonderbore Gebüd', wat Jochen an sin bescheiden Pächterhus dörch den Zimmerling Schulz hadd uprichten laten. – Von buten sach dat Ding grad nich sihr wornah ut, 't was blot von Latten un Bred' tausamtimmert un let ungefihr so as 'ne Baud', wo up de Leipziger Meß wille Dire in wis't warden. Inwendig sach dat Kunstwark staatscher ut, denn irstens wiren inwendig de Bred' mit himmelblage un gele Tapeten utklistert, indem dat de ein Hälft mit himmelblage, de anner mit gele utziert was, denn in Rahnstädt wiren up den Sturz för so'n groten Saal nich so vel von ein Ort tau krigen west; taum tweiten was dese Saal mit söß verzahnte Drägers utziert, anners wull Schulz de Sak nich äwernemen. Eigentlich, säd hei, müßten't nägen sin bi so'ne Spannung as en Hochtidssaal, de Verlag wir tau grot, un wil nu Jochen nich recht wat in de Bukunst verstunn un Fru Nüßlern naug mit Eten un Drinken tau de Hochtid tau dauhn hadd un Bräsig en Fründ von em was un em wegen sine Hülp up den Reformverein nich entgegenred'te, hadd de Zimmerling Herr Schulz so recht sinen Willen as de Lus in'n Schorf un bugte Jung'-Jochen dor söß Verzahnte hen, dat sei dor stun'n, as säden sei man »Stah!« Bräsig hung an jeden verzahnten Dräger 'ne Ort Bimmelbammel, wat en Kronlüchter bedüden süll, un Kutscher Krischon red acht Dag' lang mit buckledderne Büxen up de Verzahnten rümmer, indem dat hei sei mit Eikenlow bekleden [611] wull, wat hei ok farig kreg, äwer taum Schaden von sine eigene Bekledung, indem de Verzahnten em mit ehre Spleddern so bi Lütten de ganze buckledderne Hos' entwei freten hadden. – Jochen langte in sinen bläudigen Geldbüdel un gaww em Geld tau 'ne nige Hos', denn hei wull tau den Ihrendag von sin Mining allens von't schönst En'n hewwen, un so dachte hei denn ok an Krischanen sin schönstes En'n. – »Mutting«, rep hei sine Fru tau, »kumm! kik! Wat sall einer nu noch wider dorbi dauhn?« – »Ja, Jochen, 't is jo woll all so! – Äwer, Herre Jesus, dor möten jo noch Lichter up de Kronlüchter!« – Sei wull all rute, dunn sprok 'ne Stimm ut Wulken tau ehr, ut Eikenlow-Wulken, un 'ne Gestalt vuller Licht, vuller Talglicht, bögte sick up ehr dal un säd mit fierliche Stimm: »Wird allens besorgt, Madame Nüßlern«, un as sei nipper nah de Wulken tau kek, dunn sach sei dat schöne rode Gesicht von ehren ollen Engel Bräsig ut Lowwulken un Talglichter rute kiken, denn hei hadd sick de Talglichter as 'ne heilige, preisterliche Halskrus' üm den Hals bun'n, dat hei tau dat Upsteken de Hän'n fri behöll. Un as dit besorgt was, stunnen de drei tausamen un keken't an, un Bräsig säd: »Wahrhaftig, Jochen! Als ein Feenpalast aus Tausendundeine Nacht, was ich letzten Winter aus die Leihbibliothek gelesen habe!« – Un Jochen säd: »Ja, Bräsig; 't is all, as dat Ledder is, dit sall äwer blot för ein Nacht gellen, denn äwermorgen lat ick't wedder afriten.« – »Das wäre jo borborschen!« säd de Zimmerling, »denn die sechs Dräger könnten halten for die halbe Ewigkeit, und hier könnte jede Fee hineintreten, wie sie gebacken und geboren is.«

Un den annern Dag kemen de Feen, grad nich so, as sei sick Herr Schulz vörstellt hadd, ne, sei kemen dunnmals all in Kreolinen, dat heit in halwwassene von Pirdhor, nich mit Klocken un Swengel un Immenrump un Panzer un stählerne Bägel as up Stun'ns; äwer sei fungen doch all an, un Tanten Kleinen ut Rostock hadd doch all en gadlichen Tunnenbägel von tag' Eschenholt in ehren Unnerrock rinne knöpt, dat sei ehr leiw Swesting ut Swastörp dormit unnerwegs de Schänen [612] dörchschürt hadd, dat de olle brave Fru wil de ganze Hochtid den einen Bein hadd utkäuhlen laten müßt. – Äwer de Feen kemen, un sei kemen mit Kräns' in de Hör von würkliche Blaumen, nich von Putzmakerblaumen, wat sihr schad' was, denn as taum Sluß von de Hochtid de Beinen mäud wiren un de schönen Ogen sick taudauhn wullen un de frischen Lockenwulken utenanner flagen wiren, as hadd de Stormwind dorin sus't, dunn leten ok de mäuden Blaumen ehr Köpping tau Irden sacken, un de ein flustert de anner mit swacken Aten tau: »Ick wull, 't wir vörbi; nicks schafft so'ne Sehnsucht nah de stille Nacht as de helle Lust.« – Wat is dat dorgegen up Stun'ns nich schön! Up Stun'ns stahn de Blaumen, de Putzmakerblaumen, wenn allens mäud is, pil in En'n un seggen tau enanner: »Ümmer düchtig dor! Uns' Draht un Bindfaden höllt ut, un wenn dit vörbi is, denn leggen sei uns in de Schachtel, un wi rauhn uns ut, un wenn't wedder so kümmt, sünd wi wedder düchtig dor!« – Ach, wat is de Welt doch schöner worden! Wenn sei blot doch de jungen Beinen un de frischen Lungen un de unschülligen Harten – na, minentwegen de ganzen smucken Feen sülwst mit Draht un Bindfaden un tag' Eschenholt un Stahlbägel frisch verstahlen wull!

Bräsig hadd von Fru Nüßlern un Jochen mit Inladen ganz frie Hand kregen un hadd't sick in Rahnstädt un Ümgegend hellschen sur warden laten un hadd, de Tid nah tau reken, en ganzen lütten nüdlichen Hümpel von lütte saubere, willige un flitige Danzbeinen für dat Rexowsche Fest infungen, un lep dor ok mankerdörch bi de Mannslüd' hir un dor mal en Stück von Klorrhack mit mang, so schad'te dat nich sihr vel, säd Unkel Bräsig, denn bi de Mannslüd' wiren de Beinen düdlich naug tau seihn un einer künn sick dorvör wohren. – Uter de Rahnstädter un en beten ut de Ümgegend hadd Jochen Nüßler noch dörch Rudolfen all sine Verwandten inladen, 'ne hellsche widlüftige Ort. Nich dat sei sülwsten widlüftig wiren – Gott bewohre! –, ne, ick mein man, de Verwandtschaft was widlüftig un was ok sihr widlüftig dörch [613] Meckelnborg un Vörpommern utenanner streut. Dor satt Unkel Luting, dor Unkel Krischäning, dor Unkel Hanning un dor Vetter Wilhelming – »wat min richtige Kusäng un Annerbäulkenkind un en hellschen Witzenmaker is«, säd Jochen, »wenn't tau't Eten un Drinken geiht« – un dor satt Tanten Dining un Tanten Stining un Tanten Mining un Tanten Lining un Tanten Rining –, »un denn kümmt ok Tanten Zaphie«, säd Jochen, »wat tau ehre Tid ein uterwähltes Stück von en Frugenzimmer was«. – »Is woll schon lang' her«, säd Bräsig. – Un as nu ümmer ein staatsches Fuhrwark nah't anner up den Rexowschen Hoff tau hottern kamm un de ganze Nüßlers-Ort up einen Drümpel üm Jochen tausamen stunn un sick bewillkamte un sich frog, woans dat in de letzten föfteihn oder twintig Johr gahn wir – denn so lang' hadd en jeder fast för sick up sinen Meß seten un nicks von den annern tau weiten kregen, denn de von ehr schriwen kunnen, schrewen nich –, säd Bräsig tau Fru Nüßlern: »'ne sehr konstante Rasse, diese Nüßlers-Ort! Lauter vollblütige Nüßlers! Bloß Jochen is en bischen aus der Art geslagen in Hinsicht seiner Dünndarwigkeit und seiner Beredsamkeit.« Un gung in den »Kunsttempel«, as de Zimmerling Schulz tau sine verzahnte Drägeri säd, un as hei dor den Meister von dit Makwark drop, wo hei bi 'ne Budel Baiersch deip in sin Kunstwark versackt dor satt, säd hei: »Schulz, Sie haben das Ihrigte getan, und ich auch das Meinigte; aber Sie sollen sehn, Jochen sauert uns die ganze Festlichkeit mit seine dämliche Verwandtschaft an, daß sie sich zuletzt wie eine kläterige Satt Dickmelk ausnehmen wird.« – »Ich hätte weiter nichts dabei zu sagen«, säd Herr Schulz, »indem daß ich hier selbst bloß ein Gast wäre; aber wenn sie so wären, als Sie sagen, denn: rut! rut!« – Un Bräsig gung nu in den Goren up un dal as en Lowfrosch, nich wil hei engräunen Snipel anhadd, denn hei drog sinen schönen brunen mit de gele West, ne, hei gung blot as Lowfrosch, wil hei slicht Weder up de Nacht prophezeihen ded. – Mit einmal kek hei äwer den Gorentun un sach Jochen sin eigenes Phantom ankamen, nich mit Krischanen, [614] ne, mit en Daglöhner, un as hei nipper taukek, seten twei Frugenslüd' dorin, un as hei noch nipper taukek, satt sine eigene Swester, de verwitwete Hollännerfru Korthalsen mit ehre einzige Dochter dorin, de wid hinnen in Vörpommern in bedrängten Ümstän'n up en Dörp wahnten. – »Gott soll mir bewohren!« rep hei ut, »meine eigene Swester! Und das noch dazu mit ihr Lotting! – Das hat sie getan!« rep hei un lep dörch de Käk nah de Del un drop dor Fru Nüßlern un rep: »Das haben Sie mich getan. Oh, Sie sünd ...« – Dunn kemen twei Frugenslüd' up de Del in einen sihr, sihr einfachen Antog; äwer sei wiren beid schön, bildschön! De Öllere in ehre Tranen, de vör Rührung un Dankborkeit äwer en olles fründliches un truhartiges Gesicht lepen, de Jüngere in ehr frisches, unbefangenes Wesen, wat ut grote, blage Ogen un unner goldenes Hor herute lücht'te un lud'hals' frog: wo is min leiwe, gaude Zacharias-Unkel? Denn sei hadd em blot einmal vör langen, halwvergetenen Johren seihn. – »Da! da!« rep de un schow un schubbste mit sine liwliche un leiwliche Verwandtschaft up de Del herümmer, dat hei sei nah Fru Nüßlern ranne kreg, un säd: »Da is sie; da bedankt euch!« Un as de beiden dat mit dankbore Würden dahn hadden un sick nu nah em ümkeken, was hei weg. As en Möller, wenn hei de Mähl in vullen Gang bröcht un sin Kurn up den Rump schüdd't hett, hadd hei sick dörch de dicken Mehlsäck von de Nüßlers-Ort dörchslängelt un satt nu in de Lauw in'n Goren un snow un trumpet'te an sine Näs' herümmer, dat de Zimmerling Schulz mit sine Birbuddel ut den Kunsttempel gung, indem hei glöwte, de Muskanten kemen all.

Äwer de kemen noch nich; tauirst kamm nu Kurz un de Rekter, jeder mit sinen ollen braven Avkaten an de Sid, un as sei vörstellt wiren un 'ne Tid lang in de Stuw mit de Nüßlers-Ort tausamen rümmer trampelt wiren, kamm Unkel Luting Nüßler so recht dickbükig un äwerböstig an Kurzen ranne un säd so recht deip ut den Magen rute: »Sei känen sick freuen, dat Sei dörch dese Frigeratschon wedder up't Frische in so'ne[615] rike un noble Verwandtschaft kamen. Seihn S'«, un hei wis'te up Unkel Krischanen, de sick just in den Sofa smet, »dor fallen hunnertdusend Daler hen.« – »Dorför dauh'ck 't nich«, säd Unkel Krischan. – Na, dat müßt Kurzen jo nu argern, hei begrep sick äwer noch; äwer as Unkel Luting em dornah fragen würd: »Hewwen Sei all mal in Ehren Lewen so vel rike Lüd' up einen Hümpel tausamen seihn?«, dunn brok bi Kurzen de Gall ut, un hei säd: »Ne! äwer ok meindag' nich so vel Schapsköpper!« un wend'te sick af, un sine Fru, de dit hürt hadd, kamm up em tau un säd: »Kurz, ick bidd di üm Gottes willen! Du fangst hir al wedder mit Demokrateri an, am besten wir't, du lädst di glik tau Bedd.« – Dat wull hei nu nich, was äwer den ganzen Abend bi de Nüßlers-Ort in'n Bann dahn.

Un Paster Gottlieb kamm mit Lining, un sei segen beid för ehr Öller all sihr ihrwürdig ut, indem dat sei beid de Tru verrichten süllen. – Verstah mi äwer hir einer recht! – Nich dat Lining grad sülwst mit trugen wull, ne, dat nich; sei hadd äwer för dit eine Mal in ehren ganzen Lewen Gottlieben in sinen Kram fuscht un hadd Gottlieben sin Trured' en beten dörchmunstert, äwer so, dat Gottlieb säd: dat wir jo gor keine christliche Preisterred', dat wir jo 'ne Fomilienred'; äwer sei blew dorbi, sei as Twäschen von Mining müßte dat weiten, wat ehr am meisten tau Harten gung, un Gottlieb hadd sick gewen müßt.

Un nu kamm Hawermann mit de Fru Pasturin un Lowise un den lütten Akzesser in 'ne Glaskutsch antauführen, denn de Fru Pasturin hadd seggt: anners nich! Sei hadd einmal bi de Fru Nüßlern ut grote Trurigkeit 'ne Hochtid verpassen müßt, nu wull sei äwer dorför ok in grote Lustigkeit de tweite Hochtid mitmaken un hadd Hawermannen un Lowise un den lütten Akzesser de Hand drückt: »Nicht wahr? Wir sind heute alle lustig.« – Un so kemen sei ok tau Rexow an, un as sei ankamen wiren, kreg Hawermann Bräsigen sin Swester tau seihn, de hei vör Johren kennt hadd, un't durte nich lang', dunn satt hei bi de un vertellte sick mit ehr von [616] ollen Tiden, und dat drüdde Wurd was ümmer »Zacharies«, un Lowise un de lütt Akzesser hadden Lotting in ehre Midd, un dat drüdde Wurd was ümmer »Unkel Bräsig«.

Un nu kamm en groten Austwagen mit Blaumen un Kräns', den Kutscher Krischan mit vir Pird von'n Sadel führte in sine nigen gelen Buckleddern, de Swep mit rode un blage Bän'n, un hei sülwst mit en Rosenkranz üm den Haut, wat ungefihr so let, as wull de oll Haut sine föftigjöhrige goldne Hochtid bi dese Gelegenheit ok fiern, un vörn up den irsten Sack satt David Berger, de Stadtmuskant, un blos' up de Klarenett: »Wer niemals einen Rausch gehabt, das ist kein braver Mann«, un achter em seten sine Muskantengesellen un blosen de sülwige Melodie, äwer nich in den sülwigen Tempo, denn indem dat sei up den tweiten, drüdden un virten Sack seten, künnen sei't unmäglich hollen, indem dat de Herr David Berger ehr ümmer drei Säck vörut was, un wenn hei sick denn falsch ümdreihn ded oder Krischan mal jagen un de Swep bruken wull, denn ret em dat ümmer in de Hor, denn ein von sine verdammten Gesellen hadd de Klapp von Krischanen sine Swep em achter in't Nackhor inknöpt, un wenn Krischan de Swep rögte, oder wenn hei sick rögte, denn ret em dat ümmer.

Un achter desen Wagen kamm wedder en ganzen Austwagen mit witte Kleder, un ut de witten Kleder keken de lütten appetitlichen Danzbeinen rute, un baben up de runnen Köpp weigten sick Rosen un Nelken, de ordentlich as verlegen ut de vullen Locken rute keken, as wenn ehr dat schanierlich wir, gegen de smucken Gesichter uptauglänzen. Dat wiren de lütten Feen. Un midden mang de Feen satt de Herr Postmeister in sine nige Uniform, de einzigste, de Rahnstädt uptauwisen hadd – süs wir hei ok tau so'ne Ihr nich kamen – un sung, bunt as 'ne Stigelitsch, sine schönsten Leder in desen Blaumengoren. Un achter desen Wagen kamm wedder ein Austwagen vull, äwer vull Herren, vull Dänzers, vull Dänzers von uterwählte Rahnstädter Ort, un vörweg danzte Kurzen sin Herr Süßmann de Wagenwacht entlang runne up de [617] Ird, un hinnen rute tillfäut'te den Herrn Rekter sin jüngste Semerist dörch de Luft.

Un de Gäst segen all so fröhlich ut, blot de Fru Wirtin was in de grötste Verlegenheit, denn sei kennte keinen einzigen von all ehre Gäst, indem Bräsig nah sine Insicht de Beinen tau't Danzen utsöcht hadd, un sei rep nah Bräsigen; äwer as de endlich kamm, hadd Kutscher Krischan allens all in't Glike bröcht un de Zeremonjen äwernamen. Hei hadd de Käkendör un de Spiskamerdör upreten un schow allens, wat hei in Rahnstädt upladen hadd, vör sick rin in de Spiskamer: »So, nu man ümmer rin! Nu man ümmer sachten! Vernüchtern S' sick irst man en beten; dat anner höllt man up!« – Un de Rat was gaud, denn mit de Tru tägerte dat noch en beten, denn de ein Bruddeiner was noch nich dor, nämlich Fritzing Triddelsitz, de sick dörch Rudolfen sine Bidden hadd bewegen laten, den Bann gegen dat Nüßlersche Hus uptauhewen un dit Amt tau verwachten.

Endlich kamm hei up sinen Schimmel un in vullen Staat up den Hoff tau riden un tred mit so'ne Anstalten unner de Gäst un dienerte mit so'n Anstand rechtsch un linksch, dat den Rekter sin lütte dämliche Semerist Herr Süßmannen in de Uhren flusterte: »Schad'! schad'! dat wi all dormit farig sünd, hir hadd sick süs einer wat ut entnemen künnt!« – Worup Herr Süßmann em vull Mitled ankek und tau Bräsigen, de up de anner Sid bi em stunn, säd: »Herr Inspektor, haben Sie's schon gehört, ich bin zu übermorgen für unsern Verbrüderungsball zum Tanzdirektor erwählt.« – Bräsig wull em grad all seggen, hei wir en Schaapskopp, wenn hei't annemen ded, denn Kurz würd em wegjagen, kamm äwer nich dortau, denn dat Brudpor tred grad' in de Stuw'.

Rudolf was würklich en schönen Brüdjam. Äwer sin frisches, fröhliches Wesen hadd sick hüt 'ne stille Irnsthaftigkeit deckt, dat de Lustigkeit för ditmal nich taum Vörschin kamen kunn, un blot de helle Maud, unner allen Ümstän'n as en düchtigen Kirl sick un sine Fru dörch dat Lewen tau fechten, lücht'te ut de brunen Ogen herut. Ja, hei was en schönen Brüdjam,[618] denn wenn is de Mann woll schöner, as wenn hei vull Maud un Hoffnung in den irnsten Strid geiht. – Wer kunn't woll sine Mutter, den ollen braven Avkaten, verdenken, dat sei in desen Ogenblick nah em ranne gung un em küßte un em äwer de brunen Locken strek un em heimlich de ein Manschett unner den Kledrock bet vörtog, dat de Lüd' sei doch segen? –

Un nu Mining! – Mining sach in ehr wittes Atlaskled un den Myrtenkranz ut as en Burstörper Appel, de mit gräune Bläder frisch von den Bom plückt un up den blanken sülwernen Presentierteller leggt is. Von buten frisch un käuhl as de gesunne Frucht; äwer binnen in den Harten gläuhte dat, un vörher, ihre Gottlieb sine Trured' höll, würd dor all en Por vertrut, de fasteste Hoffnung un de stillste Seligkeit gewen sick dor all de Hand. Un Fru Nüßlern weinte still in ehr Taschendauk rinne un säd tau Bräsigen: »Ick kann mi nich helpen, denn't is mine letzte, mine jüngste.« – Un Bräsig sach sei vull Fründlichkeit an un säd: »Madame Nüßlern, begreifen Sie sich! Es geht bald vorüber«, un hei gung up Lowise Hawermann los un makte en Diener un säd: »Mein Fräulein, wenn's Sie paßt, so is es nu Zeit.« Süs säd hei blot: »Lawising«, äwer hüt was hei Bruddeiner un müßt wat Äwriges dauhn. Un Fritzing Triddelfitz gung up den lütten Akzesser tau, denn dat was dat anner Bruddeinerpor, un Kurz un Rekter Baldrian stellten sick as Führer bi Rudolfen, un as mit Jung'-Jochen 'ne Tidlang rümmer schubbst was, stunn hei bi sin Mining un up de anner Sid stunn Hawermann – dat wiren de beiden Brudführer –, un de Tog gung los in Zimmerling Schulzen sinen Kunsttempel herinne, wo Gottlieb achter einen witten un gräunen Altor stunn un anfung, Lining ehre Trured' tau hollen.

Ick weit woll, dat 'ne Tru in'n Hus up Stun'ns nich mihr gellen sall, dat de Tru in de Kirch sall afhollen warden, un ick heww ok gor nicks dorgegen, wil dat ick sülwst mi üm dese Tid herüm in de Kirch heww trugen laten, indem dat mine Fru von Geburt 'ne Preisterdochter is, för de sick dat [619] nich anners schicken würd; äwer in eine Sak was dat dunn beter as up Stun'ns, den as de Tru tau En'n was, wiren keine von de öllern jungen Damen rod vör Schirnp äwergaten, un de lütten Backfisch lepen nich nah ehre Muttings un frogen: »Mutter, was soll das heißen: Du sollst in Schmerzen ...«, un de Muttings brukten ehr nich in de Red' tau fallen un ehr de Mund tau verbeiden: »Still! still! Das kriegst du alles noch mal zu wissen!« – Un en por rohe Gesellen stunnen nich achter de jungen Mätens un hadden ehre Freud' doran, dat de armen Kinner nich wüßten, wo sei mit de Ogen bliwen süllen, un dat all blot, wil dese Städen taufällig in de Bibel stahn? Oh, denn süllen de jungen Herren Pasturen dat Brudpor ok dat Hohelied Salomonis vörlesen, 't steiht jo doch ok in de Bibel. – Ick glöw, wenn uns' Herr Christus wedder upstünn, hei würd sick wedder äwer de Unschuld von de Kinner erbarmen un würd männigeinen ut sinen Tempel driwen. – För so'ne Unnerwisung is de slichteste, de rohste Mutter noch ümmer en vel heiligere Preister as en jungen Kannedat, de sin Examen makt un sine Antrittspredigt hollen hett un nah 'ne lustige Studententid so bi Weg'lang de christliche Gesinnung un 'ne fette Parr upsammelt hett.

Na, as ick seggt heww, dunntaumalen wiren de Ort Trureden för Meckelnborg von ein allerheiligstes Konsistorjum noch nich utfünnig makt, un de ollen Moden güllen noch, un de Kinner würden dunn noch so tru't, as ehr Öllern tru't wiren. – Nu gellen ok hirin de nigen Moden, as Krischan Schult säd, dunn tömt hei sinen Brunnen bi den Start up; äwer Gottlieb wüßt dunn noch nicks dorvon, un wenn hei wat dorvon wüßt hadd un hadd den Brunen nah de nige Mod' uptömen wullt, Lining hadd't nich leden; Lining was 'ne verfrigte Fru, äwer sei hadd't nich leden, dat ehre annere Hälft in Schimp mang de rike, dicke, düsige Nüßlers-Ort un mang de Rahnstädter Ladendeiners un Semeristen stahn hadd un dat ehr Twäschen-Swester ehr schönstes Lewensfest dörch ein allerheiligstes Konsistorjum verhunzt wir, obschonst sei de iwrigste Preisterfru was, dat heit nah de Fru [620] Pasturin Behrendsen, denn de was doch ümmer de Negste dortau.

So legen sick denn de beiden lütten Druwäppel nah de Tru in vulle ungedräuwte Seligkeit in de Arm, un Rudolf hadd sei tausamen ümfat't, un Fru Nüßlern stunn en beten von fiern un kek äwer ehr Taschendauk räwer un höll den Kopp scheiw up de ein Schuller, as horkte sei nah baben – mäglich nah Engelgesang –, un as nu de dicke, rike, düsige Nüßlers-Ort sick taum Gratulieren ranne drängen ded, stunn Jung'-Jochen dormang un dienerte mang sei rümmer, as wir't hüt sin eigen Ihrendag taum annern Mal: »Unkel Luting, 't is min Mining! – Vedder Wilhelming, 't is uns' lütte Erzieherin! – Tanten Zaphie, wat sall einer dorbi dauhn!« – Un dese Ort drängte nu nah vör, de Mannslüd' mit de bunten Westen un de gollenen Uhrkeden dwars äwer de Mag' un de Frugenslüd' mit ganz vullstännige Blaumenpött up de Huwen, un bi de weck drüppte dat ut de Ogen, as wiren de Pött baben tau stark begaten un lepen äwer. – Un de Mannslüd' un de Frugenslüd' von Jochen sine Ort küßten ümmer ümschichtig an Rudolfen un Mining herümmer, as müßten sei sei vör allen Dingen in ehren riken, dicken, düsigen Orden upnemen, so dat Kurz sick am En'n hellschen argern müßt, indem hei nich an sine nige Swigerdochter ankamen kunn, worin em ditmal sin oll brav Avkat recht gaww, indem sei ok nich einmal an ehren eigenen Sähn ankamen kunn. – Un ok de Rahnstädter Danzbeinen drängten sick ranne un kratzfäut'ten üm dat Por rümmer; un wat süllen sei denn ok anners, Küss' künnen sei jo doch nich krigen, dat lagg up de Hand; un mang desen Hümpel stunn Fritz Triddelfitz mit den lütten Akzesser, lang un slank un grot, nich as Bruddeiner, ne, as Kummandür von dat Ganze, un achter em stunn den Rekter sin lütt Semerist un makte mit korten Liw un swarte bomwullene Strümp allens genau nah, wat Fritz em mit langen Liw un swarte sidene Strümp vörmaken ded. Hei was Fritzen sin natürliche Schatten, äwer üm Middag ut, wenn de Schatten kort ward. –

[621] Un ganz bi Sid stunnen noch twei Por tausamen, de sick nich andrängten, indem sei noch naug mit sick sülwst tau dauhn un noch lang' Tid hadden, dat was Hawermann mit sine Lowise un Unkel Bräsig mit de Fru Pastern. – Un Lowise lagg mit den Kopp an ehr Vaders Bost un kek tau em tau Höcht, as wir sei lang' krank west un wir nu von ehr Lager von Weihdag' taum irsten Mal herute dragen in de frie Gottesluft, un von den blagen Hewen schinte ehr »Beterwarden!«, ümmer »Beterwarden!« entgegen, un sin Gesicht sach würklich so still glücklich un selig ut as de blage Hewen, un Sünn un Mahn un alle Stiern' kunnen dorup wandeln, un Dau un Regen kunnen von dor runne sacken un Minschen erquicken un Minschen erfreuen un Minschen erlüchten. – Un dicht an dit Por stunn Zacharias Bräsig un hadd de lütte runne Fru Pastern rundting ümfat't un de Ogenbranen tau Höchten treckt un snow an de Näs' herümmer un säd: »Mein lütt Mining! Mein lütt Pät! Was sie glücklich is!« Un jedesmal, wenn ein von de ollen dicken Nüßlers Mining en Kuß gaww, bögte hei sick tau de Fru Pastern runne un gaww ehr ok en Kuß, as müßte hei dat bi de olle gaude geistliche Dam wedder gaud maken, wat de dicknäsige Ort in ehren ollen herbröchten Leihmtraden-Weg up't allerweltlichste an Mining versünnigen ded. – »Sehn Sie, aus dieser Absicht!« seggt min Deinstmäten Lisette hir in Eisenach, wenn sei süs nich recht wat wider tau seggen weit. Un so küßte Bräsig de Fru Pastern, un de Fru Pastern led't, ahn sick wider wat Slimms dorbi tau ahnen; äwer as Tanten Zaphie, de vördem mal sihr schön un 'ne Ort von Fenus unner de Nüßlers west was, Rudolfen mit drei oder vir Küß' unner de Ogen gung, verfirte sick de lütte Fru Pastern un säd, as Bräsig sinen Mund so recht fründschaftlich wedder henhöll: »Bräsig, Sie schämen sich ja wohl gar nicht. Was hab' ich über haupt mit Ihnen zu tun?« – Un Bräsig zuppte sihr verlegen taurügg un säd: »Frau Pastorin, nehmen Sie mich es nicht übel, aber mir ist das Gefühl übergelaufen«, un bröchte de Fru Pastern an Hawermannen ranne un säd: »Korl, du maß'st dich hier was [622] an! Lowise ist meine Brautjungfer, indem ich Junggesell bün, die Frau Pastern und du sünd beide Witwers, und das stimmt.«

Mining hadd ehren Rudolf an de Hand fat't, un as sei ehre leiwsten un öllsten Frün'n en beten afsid stahn sach, hadd sei all verschidentlich gegen de Nüßlerschen riken, dicken, düsigen Sandsäck un gegen de hölternen Semeristen- un Ladendeiner-Pallisaden Storm lopen, ahn dormit dörchkamen tau känen, äwer as ehr funkelnagelnige Herr Ehgemahl ehre vergewlichen Manövers sach, rückte hei sülben vör, schow Sandsack Nr. 1, den riken Unkel Luting, un Sandsack Nr. 2, den Witzenmaker Wilhelming, bi Sid, kreg de längste Pallisad', Fritz Triddelfitzen sülwst, in de korten Ribben fat't un stellte em sachten up en anner Flag, stellte sauber sinen Semeristen-Schatten achter em, un as hei nu dörch Dicknäsigkeit, Düsigkeit un Langweiligkeit Bresch makt hadd, wat gewiß nich licht is, bröchte hei sine lütte funkelnagelnige Fru tau de Lüd', de ehr staats mit Blaumenpött un bunte Westen un goldene Uhrkeden mit datjenige gratulierten, wat dorunner satt, nämlich mit Kopp un Harten. Un as Fru Nüßlern herankamen was un ehr Kinner ümschichtig an't Hart drückt hadd, wischte sick Rudolf de Tranen ut de Ogen un säd: »Willen all en beten in den Goren gahn, dat wi för uns sünd.« – Un de Zimmerling Schulz, de nich wid afstunn un't hürt hadd, säd: »Ja, rut! rut! All rut! Hir sall deckt warden!« un fung an, mit de riken Nüßlers rümmer tau schuben, as wenn't Holtklötz un Sag'blöck wiren.

Un as uns' Gesellschaft – ick segg uns' – an de berühmte Lauw vörbi kamm, wis'te Bräsig up den Kirschenbom un säd: »Mining, dieser Bom muß dir for dein ganzes Leben ein Indizium und gewissermaßenes Wohrzeichen sein, indem sich deine Zukunft unter ihm und unter mir dazumalen angesponnen hat, und indem wir von Wohrzeichen reden, Mining, hol mich mal wieder eine blage Lawkoje, da steht eine!« – Un as Mining dorhen sprung, säd Unkel Bräsig: »Rudolf, haben Sie ümmer an die blage Lawkoje von dazumalen [623] gedacht?« – Un as Rudolf säd, dat hadd hei, kek Bräsig in sin helles Og' un munstert em von Kopp bet up de Waden runner un säd: »Ich glaub's Ihnen!«, un as Mining mit de Blaum ankamm, säd hei: »Dank dich, Mining! Und ich will dich dafor auch gleich mein Hochzeitsgeschenk schenken«, un hei halte 'ne olle, dicke, swarte Breiwtasch ut den brunen Snipel rute un bläderte mang olle Melk- un Kurn-Reknungen rümmer un halte tauletzt ut 'ne Afsid von de Breiwtasch 'ne tausamgedrögte Blaum herut un säd: »Süh, mein klein Pät, dies ist die Blume von dazumalen«, un hei höll de anner frisch afplückte Blaum dorgegen, »und wenn nach lange Johren Rudolf imstande ist, dir mit dieselben kloren Augen diese neue Blume zu übergeben, denn kannst du sagen: ich bün eine glückliche Frau gewesen. – Weiter sage ich nichts nich, nichts! Und ich habe auch weiter nichts nich zu verschenken, nichts nich!«, un dormit was hei all en En'nlang furt gahn, un uns' Gesellschaft hürte blot noch ut de Fiern: »Nichts nich! als dies Indizium – Rudolfen sein Indizium!« Un as uns' Gesellschaft em wedder drop, gung hei mit sin Swester un Swesterdochter Lotting tausam, un de beiden Frugenslüd' strakten un dankten an em herümmer dorför, dat hei sei sindag' lang nich vergeten un verlaten hadd.

Nu kamm Fru Nüßlern nah uns' Gesellschaft: »Kinnings, nu kamt, nu's allens in de Reih. Äwer nemt mi't nich äwel! Jochen sine Ort is doch nu einmal de vörnemste, un ick kann Jochen – hei is jo doch einmal Herr – nich vör den Kopp stöten, sei möten nu doch einmal üm dat Brudpor rümmer sitten. Kurz natürlich un sine Fru sitten dor midden mang, denn, as Sei seggen, Fru Pasturin, sei sünd jo de Negsten dortau, un Gottlieb un Lining möten doch dor ok mang sitten, hei as Preister un sei as Twäschen, un denn ok Jochen, indem hei doch tau sine Fründschaft hürt. Äwer wi, Fru Pasturin, Korl, Lowise un Sei, Bräsig! wi setten uns up't ein En'n tausam, un dat sall 'ne lustige Hochtid warden.« – »Alabongkör!« säd Bräsig, »wo sitzt aber der Herr Ladendiener Süßmann, [624] ich muß noch wegen den Verbrüderungsball mit ihm reden.« – »Ach Gott! Dat Worm sitt in uns' Achterstuw, hei hett jo Triddelfitzen wat vörmaken wullt mit Angterschahs äwer en Hümpel Arwtstrük räwer, un dorbi is hei follen, un em is wat platzt, un Krischan hett em all 'ne olle blage Hos' von Jochen bringen müßt, äwer dormit will hei sick jo bi Dag' nich seihn laten un rekent up den Abend, dat dat bi Licht nich tau seihn sin sall.« – »Und das will Tanzdirektor spielen«, säd Bräsig un gung mit uns' Gesellschaft in den Saal.

Un dat Eten gung los, un in den Kunsttempel lepen Fru Nüßlern ehre smucken Deinstdierns mit de frischen Gesichter un de dreistückigen Mützen un de witten Latzenschörten herüm un dreihten un wend'ten sick as de Brummküsels – denn de ollen Lohndeiners mit de schawwigen swarten Kledröck un de witten Halsbinden à la Kuno Hahn un de witten bomwullenen Hanschen, de mit ehr irstes Gelenk ümmer in de Bradensauß stippt sünd, wiren dunntaumalen noch nich Mod' –, un de dicken Nüßlers seten dor un eten, as set en französchen Proviantkommissär von 1812 in ehren Magen un wull 'ne Armee gegen Rußland versorgen, un wenn sei mit dat Frikanseh farig wiren, denn gungen sei up den Pudding los, un wenn sei den Pudding achter sick hadden, smeten sei sick up den Duwenbraden un Spars' un wunnerten sick, dat de Duwen in Meckelborg nich so grot wiren as de Gäus', un schullen up unsen Herrgott, dat hei de Spars' nich so dick as de Hoppenstangen wassen let, un as de Braden kamm, dunn stunn Vedder Wilhelming, de Witzenmaker von de Nüßlersche Ort, up un klingelte an't Glas un rep dreimal vernemlich »Ruhig!« dörch den Saal un höll sin Glas hoch in En'n un säd: »Auf dem Wohle des alten Generals Knusemong (que nous aimons), welcher ein berühmter General gewesen ist und auch heut noch gilt!«, un dorbi kek hei up dat junge Por un plinkte mit dat linke Og' Mining un mit dat rechte Rudolfen tau. – Un Unkel Luting – verstaht mi recht: de rike Unkel Luting – stunn expreß derentwegen [625] up un säd: »Wilhelm, du büst doch einen hellschen Kirl!« – Un Bräsig säd tau de Fru Pastern: »Frau Pastorin, ich weiß, Sie sünd gegen die Reform; aber der Witzenmacher von Schustergesell in der Reform macht's doch besser!« – Un Fru Nüßlern satt up Distel un Durn, indem sei ümmer de Angst hadd, Jochen würd nu ok mit Reden anfangen; äwer Jochen höll sick, sine Reden wiren nich för dat Ganze, blot för de Nahwerschaft, un sei lepen blot dorup herut: »Wilhelming, schenk doch mal Luting in! Luting, schenk doch mal Wilhelming in!« – Un as nu de Bowlen up de Dischen kemen un de Schampagner, dunn segen de ollen dicken Nüßlers ümmer blot nah de Etiketten un säden: so ne Ort hadden sei ok in ehren Keller, un Fritzing Triddelfitz un de Herrn Ladendeiners un de Herrn Semeristen drünken ümmer ein Glas nah't anner, dat sei de Tid nich verpaßten, un de linke Flügel von de Hochtidsarmee, wo dat Danzbeinenkur satt, geröd in so'ne Upregung, dat de lütt Akzesser tau den Kummandür von dese lichten Truppen, tau Fritz Triddelfitzen, säd, wenn hei in dese Ort gegen den Fiend vörrücken wull, denn müßte hei sick taurügg trecken, un as Fritz nu grad gegen desen Rüggtog sine Inwennungen maken wull, dunn müßte för em un för de ganze Gesellschaft en Impaß passieren. – Ne, nu denkt jug mal blot, wat so'n unverstännig Veih männigmal för klauke Infäll kriggt! – Bauschan! Jochen sin Bauschan! Uns' oll Bauschan! satt mit einem Mal – en gräunen Kranz üm den Hals un einen üm den Start, wat Kutscher Krischan för dese Festlichkeit besorgt hadd – up den witten un gräunen Altor, de noch achter dat Brudpor stunn un wo Gottlieb un Lining de Tru besorgt hadden, un kek mit sin ihrwürdiges Autokraten-Gesicht mang dat junge Eh'por dörch un lickte Mining mit sine Tung' un slog Rudolfen mit den Start in't Gesicht un lickte Rudolfen un slog Mining mit den Start. Un as hei dit dahn hadd, satt de oll Hund wedder ruhig up den Altor in vulle Ihrwürdigkeit dor un sach so ut, as wir hei mit dat Ganze sihr taufreden, äwer wull nu ok bet an't En'n tau sinen Vergnäugen dor [626] sitten bliwen. – Nu sprung Jochen up: »Bauschan, du schämst di woll nich? Willst du mal runne!« – Äwer dunn sprung Unkel Bräsig up un rep: »Jochen, so behandelst du in dieser feierlichen Stimmung deinen besten Freund?«, un hei wend'te sick tau Gottlieb-Pastern un säd: »Herr Pastohr, lassen Sie Bauschanen! Wenn dieses Vieh hier auf dem christlichen Altar seine Liebe kund gibt, denn weiß dieses Vieh es, obschonst wir es nicht wissen. – Und Bauschan ist ein kluger Hund! Ich weiß es; denn als ich von oben in den Kirschbom der Liebe kund wurde, wurde er von unten derselben kund, indem daß er in der Laube unter der Bank lag. Herr Pastohr, dieser Bauschan ist gewissermaßen Trauzeuge, denn er ist dabei gewesen, als sie sich verlobt haben.« – Gottlieb würd blaß wegen so'ne scheußliche Gesinnung, äwer tau en Utbruch von 'ne Predigt kamm't ditmal nich bi em, denn üm em rümmer brummte un summte dat as en Immenswarm, denn ut den Ümstand was en Upstand worden, un allens drog mit Stäuhl un mit Dischen – »rut! rut!« rep de Zimmerling dormang – un mit Schötteln un Teller, un den Rekter sin lütt Semerist smet in desen Trubel mit en ganzen Stapel von Fru Nüßlern ehre Puzzelan-Teller dor mit mang, dat de Schören dörch den Saal kläterten, un stunn nu vör sin Wark un grawwelte in de Westentasch nah Schätze rüm, de ebenso gaud vör sinen as vör anner Lüd' Ogen verborgen wiren, un as Fru Nüßlern dor vörbigung un de Bescherung sach, was hei ganz rod un säd: hei wull sei girn betahlen, hadd äwer so vel nich bi sick. Un Fru Nüßlern kloppte em fründlich up de Schuller un säd: »Ih, Spaß! Äwer Straf möt sin!« un fot em an de Hand un bröchte em nah Bräsigen sin Swesterdochter Lotting un säd: »Hir sälen Sei hüt abend min Tellers afdanzen.« – Un hei hett sine Schuld ihrlich betahlt.

Un nu gung't los. – Tauirst de Polonäs' – Fritz Triddelfitz hadd't Kommando, denn Herr Süßmann was noch nich in Sicht, un wo führte hei dat Stück ut! Dörch den Saal un dörch den Goren un dörch de Käk un de Del un de Wahnstuw' un de Slapstuw', un wedder dörch en Stück Goren un [627] Saal gung de Tog, dat Jochen sine dicke Ort ganz ut de Pust kamm un Bräsig em taurep: wat hei den Meßhoff nich bi Weg'lang noch mitnemen wull. Un Jochen Nüßler danzte desen Danz mit, sülwt drüdd, up de ein Sid Tanten Zaphie, up de anner Sid Bauschanen, un sach tüschen Tanten Zaphie ehren Blaumenpott un Bauschanen sine Kräns' ut as de Parl in'n Goll'n oder as de Esel tüschen twei Heubündel. – Un as de Polonäs' tau En'n was, spelte David Berger en langsamen Walzer: »Du, du liegst mir am Herzen, Du, du liegst mir im Sinn«, un ut de Fiern anwurt'te em en anner Musikkur: »Unse Katt hett negen Jung'n«, un as hei wider spelte: »Du, du machst mir viel Schmerzen, Weißt ja, wie gut ich dir bin«, kamm ut de Fiern de Antwurt: »Nimm den Kater, Smit'n in't Water« un so wider, denn Fru Nüßlern hadd dat anordniert, dat de Lüd ok danzten in den Melkenkeller, un dor satt nu oll Hartloff mit dat ein Og un Discher Wichmann un Wewer Rührdanz un all de annern, un Hartloff hadd all de annern en hartlichen Sluck inschenkt un hadd ehr seggt, sei süllen sick nich lumpen laten, mit so'n Stadtmuskanten künnen sei't alle Dag' upnemen, un nu arbeit'ten sei denn för de Welt, un Kutscher Krischan schenkte ümmer wedder flux in. Un as de Lust gröter würd, dunn kamm Rudolf un Mining in den Melkenkeller rinner, un Mining danzte mit Kutscher Krischanen un Rudolf mit de Käksch, un de Staathöller bröcht en Vivat up dat Brudpor ut, un Hartloff fidelte dortau so glupschen drup los, dat Rührdanz mit de Klarenett gor nich mitkamen kunn un en En'nlang nahexieren müßt. – Un as dat Brudpor weg was, stunn Kutscher Krischan mit de Käksch achter de Dör un judizierte mit ehr: »Dürt, wat sin möt, möt sin!« – »Ih, Krischan, wat hest du?« – »Dürt, wi sünd jo doch ok Brudlüd', un wat einen recht is, is den annern billig; wi möten uns doch ok in den Gegendeil wisen, sei künnen uns jo dat doch äwel nemen.« – Un Dürt säd: 't wir ehr en beten sihr schanierlich, un wenn sei't ded, denn danzte sei mit den Herrn Entspekter Bräsig, denn den kennte sei, un Krischan säd: sinentwegen, un hei wull mit de Fru [628] danzen. Un as sick in den Kunsttempel keiner wat Böses vermauden was, stunn Krischan mit Fru Nüßlern un Bräsig mit Dürten in de Reih un sches'ten dor rümmer, as sühst mi woll. – So was't dunntaumalen, un schad', dat dat nich mihr so is – wenigstens up vele Fläg' nich. – Helle Lust un deipe Gram bringen hoch un niedrig tausam; worüm will de Herr, de up den Dodenbedd wünscht, dat sin Daglöhners in uprichtige Truer achter sin Sark hergahn, sine Freudendag' nich mit ehr deilen?

't was en Freudendag, un't is woll unmäglich, all de Lust tau beschriwen, de dörch jedes enzelne Hart tog, de de Beinen frisch springen un de Hän'n still sick drücken let. – Ick weit blot, dat Fritz Triddelfitz as Kummandür von dat Ganze dor stunn, dat de lütt Akzesser an sine Sid männigmal rod äwergaten würd un nah den Danz tau Lowise lep, as müßt hei dor sinen Schutz säuken. – Ick weit blot, dat de lütte Semerist en por Mal bi't Danzen äwerslagen würd, wil hei sick in en Rekenexempel verwickelt hadd: wat hei, wenn sin Vörmann as Schaulmeister de Kösterstäd kreg,den sine Anstellung krigen ded, wenn hei sick denn sihr inschränken ded un dat Tüftenland von den Schauster nem, de Quadratraud tau vir Schilling, un wenn de rike Unkel Bräsig en por Daler tau Hülp gew – wat hei denn woll de schönen blagen Ogen un de gelen, goldenen Hor frigen künn, de in helle frische Fröhlichkeit tau em tau Höchten keken un bi den Danz sick en beten verwirrt up sinen swarten Snipel läden, de irst taum drüdden Deil bi Kopmann Kurzen betahlt was. – Ick weit blot, dat de einzige unglückliche Minsch in de ganze Gesellschaft Herr Süßmann was, un dat blot ok denn man, wenn sin Blick nah unnerwarts up Jochen sine afdragenen blagen Hosen föll. –

Ja, 't was 'ne grote Lust; äwer allens hett sin En'n; de lütten Feen un de Ladendeiners un de Semeristen, de Danzbein' un David Berger mit de Danzmusik führten tau Hus – de Ollen wiren all weg –, un Jochen gung an de Spitz von sin Ort un quartierte jeden in, un Fru Nüßlern bröchte de Frugenslüd' [629] tau Bedd, un jede verfrigte Fru kreg ehr schönes Bedd; äwer wat noch nich verfrigt was, Tanten Zaphie an de Spitz, müßt in de grote blage Stuw' an Tabeldoht slapen.

42. Kapitel
Kapittel 42

Wenn Gespenster üm uns stahn un dat Hus an tau wackeln fangt. En ollen Fründ as hülprike Engel. Noch twei gaude Frün'n as hülprike Engels. Dat 'ne Eddeldam kein Bur is, un dat dorüm Pümpelhagen up den öffentlichen Bott kümmt. – Anner Lüd' hollen ok wisen Rat un kamen tau den Sluß, dat, wenn de Sak mit Orndlichkeit taugeiht, de Großherzog nicks nich dorwedder hewwen kann. De Pomuchelsköpp up den Verbrüderungsball. Rewolutschon unner de Börgersähns. Vater Pomuchel opfert den Schaustergesellen sin eigen Fleisch und Blaud. Bräsig is falsch und süht sick för den Erzvader Abraham an. Hei will abslut nich König von Frankrik warden, un de ganze Verbrüderung löppt up 'ne Jack vull Släg' herut un up en Stachel in Pomuchelskoppen sin minschenfründlich Hart.


Den Sünndag nah de Hochtid was de junge Fru von Rambow des Morgens in ehre Wirtschaft beschäftigt un sach nah ehren Kram un schrew sick de Innam un de Utgaw in ehr Bauk an un satt dorbi in deipen Bedenken un wull schir verzagen vör unbestimmte Angst un Bangen, denn sei hadd't woll in't Gefäuhl, dat dat slimm mit Axeln stahn ded; äwer bet tau wecke Trostlosigkeit hei dörch sine unklauke Wirtschaft kamen was, kunn sei sick doch nich ahnen, denn wat sei sick ok fürchten un bangen ded, dat reckte doch lang' nich an de Würklichkeit ran. Sei kunn blot ut sin unbestänniges, hastiges Wesen, ut sine Unrauh, de em jagte un drew, up 'ne grote Verlegenheit vermauden. Dat dit de letzte Verlegenheit sin kunn, dat em dat Metz an de Kehl stunn, dat en lütten Taufall, en beten Böswilligkeit mihr em den Rest gewen kunn, dat wüßte sei frilich noch nich. Hei hadd ehr nicks seggt, hei hadd den Morgen anspannen laten un was up drei Dag' verreis't. Wohen? wotau? Dat wiren Fragen, de all lang' nich mihr äwer ehre Lippen kamen wiren, denn wat süll sei an 'ne Dör ankloppen, achter de nicks as Unwohrheit, Utflücht un Lägen lurten? – Sei klappte mit en Süfzer ehr Reknungsbauk tau un säd vör sick hen: »Was hilft mir [630] das alles? Frauenhände können den Einsturz eines Hauses nicht aufhalten.« Un as sei dörch't Finster Fritz Triddelfitz mäud un släprig äwer den Hoff wiwaken sach, let sei de Hän'n in den Schot sacken un säd: »Und auf dem ruht nun die ganze Wirtschaft, und es ist noch ein Glück, denn er ist ehrlich, und Hawermann hat ihn in der Lehre gehabt. – Ach, Hawermann! Hawermann!« rep sei ut, un Gedanken vull Trurigkeit un Reu' kemen äwer ehr un bannten sei in ehren Kreis. – Wer hett woll nich in sinen Lewen so'ne Stunn' hatt, wo so'ne Gedanken üm einen rümmer stahn as Gespenster ut vergahene Tiden un alltausamen mit de Fingern up de Fläg' wisen, wo dat Minschenhart swack worden is? Sei wiken un wanken nich, sei stahn as Wall un Muer un wisen ümmer up dat Flag un knüppen dine jitzige Not an dat Flag un raupen di in de Uhren: Dat is de Folg', worüm hest du dunn so handelt? – Un wat sei dahn hadd, hadd sei jo doch man ut Leiw dahn! Dor kihren sick äwer de Gespenster nich an – wat weit en Gespenst von Leiw?

As sei noch so satt, kamm Daniel Sadenwater herin un mellte den Herrn Riddergaudsbesitter Pomuchelskopp. – De Herr wir jo nich tau Hus, säd Frida. – Dat hadd hei ok all seggt, säd Daniel, äwer de Herr Pomuchelskopp hadd utdrücklich seggt, hei wünschte de gnedige Fru tau spreken. – »Ich werde gleich kommen«, säd Frida. – Dat hadd sei süs woll nich seggt, wenn sei sick för den Ogenblick nich girn de bösen Gedanken von den Liw' hadd schaffen wullt, denn Pomuchelskopp was ehr in de Seel tauwedder, äwer't was doch en Minsch in Fleisch un Bein, 't was doch kein von ehre grisen Gespenster.

Äwer sei hadd't doch nich dahn, wenn sei wüßt hadd, wat ehr bevörstunn. – Pomuchel hadd all vördem un taum Sluß desen Morgen noch wisen Rat mit Daviden un Slus'uhren hollen, un sei wiren doräwer äwerein kamen: dat beste wir, wenn hei dat Gaud unner de Hand Axeln afköffte, »denn«, säd Pomuchelskopp, »kümmt dat Gaud up den Bott, denn driwen sei mi dat in de Höcht. Ach, denn ward mi dat in de [631] Höcht drewen, ach, denn kamen de ollen Eddellüd' – dor sünd weck mang, de hewwen so vel Geld – un sei laten jo nich von enanner – sei hacken tausam as de Kliben –, de sünd in'n Stan'n un betahlen sine Schulden, wenn't taum Klappen kümmt, oder köpen't för em wedder.« – »Sei warden sick häuden«, säd Slus'uhr. – »Ne, ne!« rep Pomuchel, »wenn ick't unner de Hand krigen kann, dat wir taum besten. – Hei is so mör, so mör as en fulen Appel, un ick kenn em, hei kickt seindag' nich äwer'n Tun, hei langt blot man nah dat Negst, un wenn ick em en Stück Geld beiden dauh, wat em de Schulden von den Hals' schafft un em noch en beten äwrig lett, denn langt hei tau.« – »Sei vergeten blot eins«, säd de Notorjus, »sei is ok noch dor.« – »Ach, sei weit nicks dorvon«, säd Muchel. – »Dat's Ehr Glück, süs wiren Sei so wid nich kamen. Sei hett mi mal – dunn, as de Geschicht mit dat stahlene Geld was – mit en por Ogen ankeken, de verget ick meindag' nich wedder.« – »Nu«, säd David, »was is? Sie is 'ne Frau – nich 'ne Frau as de Frau Pomüffelskoppen, denn das is 'ne grausam gescheute Frau – sie is 'ne Eddelfrau, sie weiß viel, sie weiß nichts, sie weiß gar nichts. – Is er geworden mürb, nu, so muß sie auch werden gemacht mürb.« – David slog mit sine Ansicht dörch: ja, wenn de arme Fru nu so Slag up Slag allens tau weiten kreg, denn müßt sei woll mör warden, den würd sei sick nich gegen einen Verkop stemmen, un't würd utmakt, Pomuchelskopp süll den Anfang maken, un de annern beiden süllen folgen, desen Morgen noch: Axel wir nich tau Hus, dat wüßten sei.

As de junge Fru von Rambow tau Pomuchelskoppen in de Stuw' kamm, sach Pomuchel so sachtmäudig und so weihleidig ut, as wir hei en Gottspreister un wull sei wegen den Dod von ehr leiw Mutting trösten, hei reckte ehr mit so en herzlichen Ruck de beiden Hän'n entgegen, as wull hei ehre Hand in sine nemen un wull sei so recht tru drücken. As hei äwer de Hand nich kreg, folgte hei sine beiden tausam un kek sei mit de ollen fetten Ogen so väterlich an as 'ne Krokodill, wat grad anfangen will, los tau rohren. – Hei wir kamen, säd [632] hei, as olle Fründ, as true Nahwer, un hadd den Herrn von Rambow spreken wullt; de Sak hadd Il, grote Il, un dor de jung' Herr nich tau Hus wir, müßte hei notwennig mit de gnedige Fru reden. – 't wir em tau jämmerlich, dat hei as Nahwer nich helpen süll, wenn so en Unglück in Utsicht stünn as en öffentlichen, meistbeiden Verkop von Pümpelhagen. – Frida prallte von em taurügg un rep: »Verkauf von Pümpelhagen?« – Un nu sach Pomuchel würklich as 'ne unglückliche, unschüllige Mutter ut, de in'n Slap ehr Kind dod drückt hett: »Ach Gott!« rep hei as Antwurt taurügg, »was hab' ich getan! Ich glaubte, gnädige Frau wüßten schon ...« – »Ich weiß nichts«, säd Frida blaß, äwer fast, un kek den ollen Sünner an, as wull sei'n dörch un dörch kiken: »Ich weiß nichts, aber ich wünsche alles zu wissen. Warum soll Pümpelhagen verkauft werden?« – »Gnädige Frau«, säd de Herr Gaudsbesitter un wrüng sick ordentlich, »die vielen Schulden ...« – »Wem ist mein Mann schuldig?« – »Ich glaube vielen.« – »Ihnen auch?« – Un nu was't, as wenn in Pomuchelskoppen sinen Harten de Sleus' uptreckt würd, wo hei all sine Minschenfründlichkeit sörre lange Johren upstau't hadd, dat hei sei hüt recht ut den vullen äwer dat Pümpelhäger Hus utströmen laten künn. Ja, säd hei, hei hadd ok tau föddern; dat Geld äwer, wat hei tau Tiden vörschaten hadd, wir ut Fründschaft hergewen worden, un so süll dat ok bliwen. Hei wir hüt morrn blot räwer kamen, dat hei den Herrn von Rambow sinen gauden Rat gewen wull, woans sick de Sak woll dreih'n un wen'n let, dat de jung' Herr ut de Patsch kern. – So vel, as hei wüßt, wir't Moses, de up den Verkop bestünn, un wenn den dat Mul stoppt würd, künn de Sak sick wedder reihn. – Un as hei Afschid namm, säd hei noch recht truhartig mit so'n ihrenwirtes Koppschüddeln un vel Ogenplinken, as müßt hei Tranen taurügg drücken: wenn hei dat wüßt hadd, dat de gnedige Fru nicks dorvon weiten süll, hei hadd sick jo leiwer de Tung' utriten laten, as dat hei ein starbend Wurd dorvon red't hadd.

Wenn't 'ne Sak west wir, de ehr nich so neg' angung, wir ehr [633] de listige Falschheit in Pomuchelskoppen sin Wesen woll düdlicher in de Ogen sprungen, so hadd sei blot en düsteres Gefäuhl dorvon, tau en hellen Blick let de Angst un de Schreck sei nich kamen, ehr was tau Maud', as schüddelte en Irdbewen ehr Hus, as wullen de Wän'n, de ehr süs Schutz gegen Unweder baden hadden, up ehr tausam störten un sei un ehr Kind un dat beten Glück, up wat sei noch in de Taukunft hoffte, unner sick begrawen. – Sei müßte rut, in't Frie, in den Goren; un dor gung sei nu up un dal in de Sünnenhitt un set'te sick dal in den käuhlen Schatten un sünn un sünn, un ehr was tau Maud', as hürte ehr de Schatten nich mihr, den de Böm smeten, un as hürten ehr de Blaumen nich mihr, de tau ehren Fäuten bläuhten, de sei sülwst plant't hadd. – Sei satt up de sülwige Bänk, up de mal ehr oll Swigervader, de Kammerrat, seten hadd, as hei Hawermannen sine Not klagte, dunn hadd Hawermann hulpen – wo was nu Hawermann? – De sülwigen Böm gewen ehr Schatten, de sei tauirst seihn hadd, as Axel ehr ut de Fiern mit Stolz dat schöne Gaud wis't hadd – wo was dese Stolz blewen? Wo blew dat Gaud? Wen hürten nu de Böm? – Sei set en Ogenblick dor, äwer dese Ogenblick durte twei Stun'n; sei wüßt't nich. – Sei hürte Tritten up den Gürlitzer Kirchstig, sei wull gahn; äwer ihre sei furt kunn, stunnen de Notorjus un David vör ehr.

Slus'uhr verstutzte sick en beten, as hei de Fru so mit ein Mal vör sick sach, de hei quälen un martern wull, David grifflachte as en Ap, den unverseihns en Appel in de Hand follen is. – De Notorjus gung mit groten Respekt an de gnedige Fru ranne un frog mit en deipen Diener, wat de gnedige Herr woll nich tau spreken wir. – Hei wir verreis't, säd Frida. – »Wir müssen ihn aber notwendig sprechen«, säd David. – Slus'uhr kek Daviden äwer de Schuller an, as wull hei seggen: wenn du doch din dämliches Mul hollen wullst, säd äwer dat sülwige: »Ja, gnädige Frau, wir müssen ihn notwendig sprechen.« – »Dann müssen Sie am Mittwoch wiederkommen, am Dienstag kommt der Herr von Rambow zurück«; [634] un dormit wull sei gahn. – De Notorjus vertred ehr halw den Weg un säd: »Es ist nicht sowohl unsere Angelegenheit als die des Herrn von Rambow, die uns hierher führt; vielleicht ließe sich ein Bote nachschicken. Es ist wirklich ein höchst dringlicher Fall. Wir wissen einen Käufer für Pümpelhagen, einen durchaus sichern Mann, der aber binnen drei Tagen vorläufige Resolution haben will, ob der Herr von Rambow das Gut unter der Hand verkaufen oder ob er es auf ein Meistgebot an dem Verkaufstermin ankommen lassen will. – Der Herr hier ist der Sohn von Moses, der sein Geld zu Johannis gekündigt hat und dringend durch mich, seinen Geschäftsträger, zu dem Verkauf unter der Hand raten läßt.« Dit log hei natürlich all. – De junge, schöne Fru stunn still dor un kek de beiden Halunken an; de irste Schreck was verwunnen, un nu bömte sick in ehre unschüllige Seel de ganze Stolz gegen ein unverschuldetes Unglück tau Höcht. – »Gnedige Frau«, säd David, de 'ne Tidlang unner desen Blick in grote Verlegenheit an sine goll'ne Uhrked rümmer knäselt hadd, »bedenken Se: da is mein Vater mit de siebentausend Taler – mit de Zinsen und de Kosten werden's acht –, da is der Herr Pomüffelskopp mit de achttausend Taler, da sind de Handwerker aus Rahnstädt – nu, wir haben de Rechnungen bei uns – sind auch ein dreitausend –, denn sind noch da die Wechsels, und denn sind noch da an die zehntausend – na, was weiß ich – meinetwegen bei Israel in Schwerin. – Wenn Se nu verkaufen an en sichern Mann und Se verkaufen de Möbels und de Betten und das Leinzeug, können Se haben noch überweg zehntausend Taler, nu auch elf-, nu meinentwegen auch zwölftausend Taler. Und wenn Se nu ziehn nach Rahnstädt und Se mieten sich ein, haben Se mit nichts zu tun un können leben as 'ne Gräwin.«

Frida säd nicks, makte de beiden Gesellen en kollen Diener tau un gung in't Hus. Nicks makt en grotes, braves Hart mihr dortau beschapen, sick gegen de Sorg' un de Qual von dese Welt koltbläudig tau wehren, as wenn de Welt em so recht in ehre niderträchtige Gemeinheit entgegentrett. Denn böhrt [635] sick de Faut, üm de Adder up den Kopp tau pedden, un de Stolz un de Ihr un dat gaude Gewissen smiten allens rute ut den Harten, wat dor vördem unrauhig in wirkt un wewt hett, un denn is kein Strid mihr dorin, denn is dor käuhle Rauh; äwer Kirchhoffsrauh.

»Da geht se hin as 'ne Förschtin!« säd David. – »Sei Schapskopp, Sei!« säd Slus'uhr. »Na, so will ick doch meindag' nich wedder mit so en Däs'kopp en Geschäft bedriwen!« – »Nu, was is?« frog Dravid. »Haben wir's nicht gemacht ebenso mit dem Bauern zu Kanin, und hat er nicht gegeben klein bei?« – »Ja, bi'n Buren! Sünd Sei denn irst gistern up de Welt kamen, un weiten Sei noch nich, dat 'ne Eddeldam kein Bur is? – Wi wullen sei mäud un mör maken – ja, prost de Maltid! – den Nacken hewwen w' ehr stiwt. Wenn't em so äwer den Hals kamen wir, hei hadd tau allens ja seggt; äwer«, set'te hei mihr för sick as för Daviden hentau, »'t giwwt würklich Minschen un – wohrhaftig! – sogor Frugenslüd', de en würkliches Unglück irst recht fastmakt.«

As sei bi den Herrn Riddergaudsbesitter ankemen un de nu tau weiten kreg, woans sick de junge Fru anstellt hadd, geröd hei in grote Not: »Herre Gott doch, ne! Wo is dat mäglich!« säd hei tau Daviden, »wer sleiht denn ok in so'ne heikliche Sak glik mit de Plumpkül dormang? – Ji hadd't mihr bohren un prickeln un ängsten müßt, anstaats ehr glik ehr ganzes taukünftiges Loss vör de Ogen tau hollen. Herre Gott, ick hadd't all so schön in'n Gang; nu sält ji seihn, wenn hei nu tau Hus kümmt, denn ward sei em ok den Rüggen noch stiwen, un dat En'n ward sin, dat dat Gaud up den Termin kümmt.« – »Un denn köpen Sei't«, säd Slus'uhr. – »Ne, ne! Dat ward mi tau sihr in de Höcht drewen, un't liggt mi doch so schön an de Scheid'!« – So klagte de würdige Herr un judizierte mit de annern un höll weisen Rat, wo't warden künn un wo't makt warden müßt.

Un up en anner Flag tau Gürlitz würd ok Rat hollen; in Wewer Rührdanzen sine Stuw' seten desen Morrn Daglöhners un Daglöhnerfrugens tausamen, un de Red' gung rund, [636] nich hastig un hiddlich, ne! bedachtsam un bedenklich, äwer giftig. – »Na, wat seggst du, Brauder?« – »Je, wat sall einer dortau seggen? Furt möt hei, hei is en Minschenschinner! Nu, un du, Rührdanz?« – »Dor hest du recht, dat segg ick ok: furt möt hei! Äwer Lüd', ji sält seihn, sei bringen em uns wedder. Ja, wenn wi Poppieren doräwer hadden, dat hei nich wedder kamen dürft ...« – »Ach, mit din dämliche Poppieren!« rep 'ne grote, forsche Daglöhnerfru achter'n Aben rute, »wenn ji's Abends von de Stadt kamt un hewwt den Kopp vull Bramwin, denn willt ji allens erobern, un nahsten klappt ji tausam as en Waschlappen. – Wat? Ick möt min Gören mit en Snurrbüdel in'n Lan'n rüm schicken? Sörre drei Dag' heww ick kein Brod in'n Hus', as wat de Gören ranbröcht hewwen.« – »'t is doch up de Letzt en beten beter worrn«, säd oll Vatter Brinkmann. – »Ja«, rep Willgaus, »äwer ut Angst, nich ut gauden Harten. – Wi will'n nah den Hoff gahn, jeder mit en gauden Schacht, un denn will'n wi em mal ordentlich unsern Herrgott erkennen lihren, un denn will'n wi em äwer de Scheid' ledden un em en gauden Tritt mit up den Weg gewen: Da! nu reis'!« – »Wat?« rep Kapphingstsch, »un den Satan, dat Wiw, wat mi min Dirn wegen en oll Küken binah dodslagen hett, dat wullt ji hir laten?« – »Un de ollen Dirns«, rep 'ne junge Fru, »de uns quält hewwen, as wi up den Hoff deinten, un de in de Stuw', wenn Besäuk dor was, utsegen as de barmhartigen Engels un buten mit uns rümmer stödden as de leibhaftigen Deuwels, de süll'n hir bliwen?« – »De ganze Laut möt weg!« säd Willgaus. – »Ne, Kinnings, ne!« säd oll Vatter Brinkmann, »vergript jug nich an de unmünnigen Kinner!« – »Ja«, säd Rührdanzen sin oll Fru, de wat allein satt un Tüften tau Middag schellte, »Brinkmann, du hest recht, un ok Gustäwing möt hir bliwen; ick heww seihn, dat hei oll Schultschen heimlich en Virt Tüften bröcht hett; hei hett ok bi dat Tüftenun Linland ümmer en por Raud mihr mäten, as hei wull; un, Willgaus, süh! Din öllst Jung' dröggt jo noch 'ne afleggt Büx von em. Hei kann man nich so, as hei will; de Oll kickt em [637] tau sihr up de Fingern. – Ne, gegen Gustäwing un de Lütten, dor böhrt kein Hand tau Höcht.« – »Mutter, dat segg ick ok«, säd Rührdanz. »Un nu will'ck jug wat seggen: allens mit Orndlichkeit! De annern sünd nu nich hir, hüt abend will'n wi noch mal dorvon reden. Hei is nich tau Hus, Jehann Jochen hett de Glaskutsch parat maken müßt, sei willen hüt abend in de Stadt tau Ball führen; denn känen wi doräwer reden.« – »Ja«, rep de grote, forsche Fru achter'n Aben, »ja, reden un reden! Ji supt jug den Kopp vull Bramwin, un wi hewwen de Not. Schafft ji uns dat Volk nich von den Hals', denn dauhn wi dat, denn maken wi dat so, as anner Frugens in'n Lan'n dat all dahn hewwen; en Durnbusch un en Nettelstang' ward jo woll noch tau finnen sin.« – Dormit gung sei ut de Dör, un de Gesellschaft gung utenanner, »Birnhard«, säd Rührdanzen sin Fru tau em, »de Sak, de kann slimm uthaugen.« – »Dat segg ick ok, Mutter, un du hest ganz recht; äwer wenn de Sak in aller Orndlichkeit bedrewen ward, denn hett de Großherzog ok gor nicks dorwedder. Dat einzigste is man, dat wie keine richtigen Poppieren doräwer upwisen känen, äwer wenn hei sine Poppieren ok upwisen sall, dat warden ok schöne Poppieren sin.«

Rührdanz hadd recht; ob mit den Großherzog, dat weit ick nich, äwer mit de Glaskutsch un Pomuchelskoppen sine Ballreis' hadd hei recht, denn gegen Abend satt de Herr Gaudsbesitter mit sinen blagen Liwrock in de Glaskutsch, bi em satt sin brav Häuhning un sach in ehr gelbrun siden Kled ut as ein von ehre eigenen Schörtkauken mit allerlei eckige Randverzierungen, äwer dat Gaus'smolt von de Schörtkauken fehlte ehr, sei was drög un tag as en Ledderreimen, un ehr Gebein kläterte up den slichten Weg as en Büdel mit Hasselnät, de in den Rok hängt is. – Gradäwer seten de beiden leiwen Döchter, sihr schön upviolt, sihr schön; äwer sihr verdreitlich, dat Vating abslut dorup bestahn hadd, sei nah desen Ball, nah 'ne Ort Börgerball mittaunemen. Sei wullen sick äwer Vating taum Tort dorför ok gor nich amüsieren un wull'n dat Börgerpack as de Karnalljen traktieren; vörlöpig [638] leten sei unnerwegs ehren Zorn gegen Vating sine Schänen mit de dägten Tunnenbägel in ehre Kreolinen ut, de de Rad'maker hüt morrn mit hasselne Bandstöck hadd frisch intrecken müßt. – Gustäwing satt bi Kutscher Jehann Jochen vörn up den Buck.

Dat kann mi nu nich in den Sinn kamen, hüt abend all wedder mit mine hübschen Leserinnen up den Verbrüderungsball herümmer tau danzen, dortau bün ick all tau olt, un Rudolfen sine Hochtid is jo irst vör drei Dag' west, wo ick dat Mäglichste dahn heww. Ick will also man blot en beten taum Taukiken hengahn un ward mi an den schönen Sommerabend derowegent up de Bänk vör Grammelinen sinen Hus' setten; ick kann jo denn nahsten ok en beten nah den Saal ruppe gahn un en Glas Punsch drinken un kann mi dorbi jo ok en beten verbrüdern.

Hüt was grote Wirkung bi Grammelinen, de ganzen Honoratschonen ut Rahnstädt, de Börgers mit Hütt un Mütt un Hühn un Perdühn, en por Gaudsbesitters, Pomuchelskoppen an de Spitz, en por Eddellüd' mit ehre Herrn Sähns – de Frugens wiren nich mit, de hadden all beid desen Nahmiddag hellsche Tähnweihdag' kregen, un de Döchter wiren verreis't –, de Pächters ut de Ümgegend un de jungen Landlüd' kemen in'n hellen Hümpel an. – Von uns' Frün'n wiren man wenig tau seihn, denn bi Jochen Nüßlern was hüt Kirchgang, un Fru Pastern un Hawermann un Lowise wiren dornah rute, un Rekter Baldrian un Kurz mit ehre Frugens un Bräsig wiren ok tau Middag rute west, kemen äwer tau rechter Tid taurügg, dat sei noch tau Ball gahn kunnen; Kurz kamm äwer nich dortau, hei hadd sick hüt wedder so sihr äwer Jochen sine dicke Ort argert, dat em sine leiwe Fru tau Bedd bringen müßt, wat nich allein för em sülwst, ne, vör allen Dingen för Herr Süßmannen un den Ball gaud was, denn nu kunn des' junge Herr sick ahn alle Stürung an sin Geschäft as Danzdirekter maken, hei hadd sick 'ne nige Hos' dortau maken laten un hadd sick so vel Swinsmolt in de Hor smeert, dat hei dormit gaud un girn all sine Danzgelenken hadd[639] smidig maken künnt. – De lütt Akzesser was mit sin Öllern hengahn, un Fritz Triddelfitz, de dit utkundschaft hadd, kamm as Gaudsbesitter irsten Rangs – von rezipierten Adel – an. – De lütt Semerist, den de Gröschens all worden wiren un de sick dat afklavieren kunn, dat Bräsigen sine Swesterdochter nich kamen würd, satt schrat äwer von Grammelinen vör 'ne olle kranke Tanten von Klawezimbel un quälte sei un sung dortau: »Mich fliehen alle Freuden, ich sterb vor Ungeduld« un so wider, versprok sick in sinen Kummer äwer ümmer un sung: »Mich freuen alle Fliegen.« – Rekter Baldrian mit sine Fru kamm, un Bräsig mit den Zimmerling Schulz, un Slus'uhr un David kemen. David hadd twei gollen Ring' mihr as för gewöhnlich ansteken, de bi em in Versatz gewen wiren, un kau'te Kaneilsbork wegen den Wollgeruch von dat Produkten-Geschäft. – Un as sei nun all herinner wiren, dunn kunn't jo denn losgahn: David Berger spelte de Mamselljäs' – as Farwer Meinswegens dat Ding näumen ded, un Herr Süßmann sung dortau – ganz lud': »Allons enfants de la partie!« –

In de Irst let sick allens sihr taum Gauden an; äwer mit de Verbrüderung in'n ganzen wull dat nich recht. Ih ja, von de ein Sid gung dat stark dorup los, un de jungen Herrn von de Honoratschonen un de jungen Herrn von'n Lan'n verbrüderten sick mit de lütten smucken Börgerdöchter, dat dat man ümmer so'ne Ort hadd; äwer de jungen Damen von'n Lan'n un de Honoratschonen-Döchter wull'n sick abslut nich mit de Börgersähn verbrüdern, un de irste apenbore Zank un Stank gung von Malchen Pomuchelskopp ut. De Schaustergesell, de Witzenmaker ut den Reformverein, de äwrigens en Rahnstädter Börgersähn was, hadd sei upföddert, un sei hadd dankt, sei wir all verseggt, un nu satt sei dor un lurte up Fritz Triddelfitzen oder up Herr Süßmannen oder en annern hülpriken Engel, den uns' Herrgott ehr schicken süll, dat hei den nächsten Hopser mit ehr danzen süll. Äwer uns' Herrgott hadd jo woll just keinen von de Ort Engels parat, un sei blew sitten. – De Witzenmaker von Schaustergesell makte [640] denn nu sine Witze doräwer un säd tauletzt ganz lud', wenn de vörnemenDamen nich mit ehr Ort danzen wullen, denn brukten de vörnemen Herrn ok nich mit ehr Frugenslüd' tau danzen, taum Taukiken wiren sei nich herkamen. Un nu brök denn en wohren Storm up de ollen lütten, nüdlichen, unschülligen Börgerdöchter los, de sick in de Sak all so schön funnen hadden, un de Bräuder un de Leiwsten fohrten up ehr in: »Fiken, danzst du mi noch einmal mit den schregelbeinigen Apteiker-Bengel!« un: »Dürten, täuw, ick ward't Muttern seggen!« un: »Stine, noch einen Danz mit den Avkaten, denn sünd wie utenanner!« So gung dat dörch den Saal, un de Sak müßt jo denn ok Vater Pomuchelskoppen tau Uhren kamen, woher dese Spermang stammte, un dit set'te em so in Unrauh, dat hei nah sin Malchen gung un ehr Himmel un Höll vörstellte, wat sei anricht't hadd. De Schaustergesell, säd hei, wir 'ne höchst wichtige Person, hei güll in den Reformverein gaud für teihn anner dörch sine fürchterlichen Witzen, un dat müßt wedder gaud makt warden, un wat sei sick ok strüwen ded, Vater Pomuchelskopp namm sine gebildete Dochter unner den Arm un führte sei den Saal entlang tau den Schaustergesellen un säd: 't wir en grotes Mißverständnis, sine Dochter würd sick dat för 'ne besondere Ihr schätzen, mit so ein utgeteikentes Mitglied von den Reformverein tau danzen. Un süh dor! dor hopste de Schaustergesell mit Malchen hen!

Vater Pomuchel hadd nu – so tau seggen – sine Irstgeburt up den Altor von de Brüderlichkeit opfert, äwer't hulp nich vel, de Sak wull nich wedder inklingen. Unkel Bräsig ded von de anner Sid de Mäglichkeit, hei sweit'te in sinen brunen Liwrock in den Saal herümmer, denn hei wull abslut de Brüderlichkeit trotz Pomuchelskoppen in den Tog bringen: hei stellte den Herrn von So und So bi Discher Thielen sine Fru vör, hei bedwung sick un gung mit sinen dullsten Fiend in den Reformverein, mit Snider Wimmersdörpen, Arm in Arm up den Saal herümmer un gaww sogor tauletzt in aller Ogen Gegenwart den Farwer Jehann Meinswegens sine Fru [641] en por Verbräuderungsküß in dat rode Gesicht; äwer't wull all nich verslahn, wat kann ein enzelne Minsch woll mit den bloten gauden Willen utrichten. – »Herr Schulz«, säd hei ganz mäud' un matt von sine Arbeit, »wenn wir's nachgehends nich mit Essen und Trinken zwingen, daß die Brüderlichkeit später uns zu Kopp steigt: das Danzent bringt uns bloß weiter auseinander.«

Äwer ok dat Eten un Drinken wull nich helpen; up't ein En'n hadden sick de Vörnemen set't, up't anner seten de Börgers; up't ein En'n würd Schampanger drunken, up't anner En'n en grugliches Gedränk, wat Grammelin mit de frechste Stirn as schönen Rodwin, de Buddel tau twölf Schilling, verköffte. – Frilich, den Schaustergesellen hadd sick Pomuchelskopp as Dischgast inladen, hei satt bi Malchen, un Vater Pomuchel schenkte em ümmer flitig in; frilich, Farwer Jehann Meinswegens hadd sick mit sine Fru tüschen twei Gaudsbesitters set't un verlangte ok Panschamber, denn hei hadd sick de Tasch schön vull Virgröschenstücken steken; äwer as hei betahlen wul, würd hei gewohr, dat hei sick in'n halwen Schummern vergrepen hadd, denn hei bröcht 'ne Hand vull Farwerteiken taum Vörschin. – Frilich, Bräsig hadd sick tüschen en por lütte allerleiwste Börgerdöchter set't un bevaterte sei mit 'ne Angelegentlichkeit, dat Fru Nüßlern em gewiß in de irsten acht Dag' kein gaud Wurd, Paster Gottlieb dorgegen männig christlich Wurd günnt hadd; äwer wat helpt dat all? Grammelinen sin sure Rodwin stimmt nu einmal mit sinen Schampanger nich tausam, un so was't ok bi Disch allentwegent wid intwei. – »Herr Schulz«, säd Bräsig tau sinen ollen Fründ, de em gegenäwer satt, »nu heißt es, unsern letzten Triumpf ausspielen; fragen Sie Herr Süßmannen, ich will mit Herr Bergern reden.« – Un Herr Schulz gung an Herr Süßmannen ranne: »Hätten Sie die Gesangbücher parat?« – »Jawoll.« – »Na, denn man zu! Nu wäre es Zeit!« – Un Herr Süßmann deilte an den Disch Bäuker ut, un Bräsig gung nah David Bergern un frog em: »Herr Berger, kennen Sie die Melodie von Schillern: Swester mit das [642] Leinwandmieder, Bruder in das Ordensband?« – »Jawoll«, säd David. – »Na, denn man zu! Denn legen Sie los!« – Un mit einem Mal brus't dat dörch den Saal: »Freude, schöner Götterfunken«; äwer ümmer weniger sungen mit, ümmer lahmer würd de Gesang, un tauletzt stunn min oll Unkel Bräsig noch dor un hadd sin Bauk vör de Näs', un de Tranen lepen em de Backen dal, un hei sung: »Seid umschlungen Millionen – Untergang der Lügenbrut!« – Dat was tau stark, dat kunnen sei nich verdragen. – »Lügenbrut?« – Ne, dat was tau dull; ih, sei lögen jo all; äwer blot denn, wenn't nödig was. – De Gesellschaft stunn sihr verstimmt von den Disch up, Bräsig set'te sick in de ein Eck un fung Grillen, hei was falsch, bet in dat bindelste Hart; dat junge Volk fung wedder an tau danzen, un Slus'uhr un David seten tausamen in 'ne Newenstuw' un drünken Schampanger un makten ehre Glossen äwer unsen Unkel Bräsig.

»Herr Entspekter«, säd nah 'ne Tidlang de Zimmerling Schulz tau Bräsigen, »da in Nr. 3 sitzen welche zusammen, und der Notorjus und David monkieren sich über Ihnen, indem daß sie allerlei Politisierung zum Vorschein bringen, und der Notorjus sagte eben, wenn die Franzosen keinen König nach Ludwig Philippen wieder kriegen könnten, denn könnten Sie ja König von Frankreich werden; Sie hätten ja auf Stun'ns nichts zu tun un könnten sich ja mit das Geschäft begeben.« – »Das sagt er?« frog Unkel Bräsig un stunn mit groten Nahdruck ut de Eck up. – »Ja, das sagte er, und die andern lächelten darüber.« – »Und in Grammelinen seine Nr. 3 sitzt er?« – »Ja, da säße er.« – »Kommen Sie mit, Herr Schulz.«

Bräsig was falsch – as ick all seggt heww –, hei was sihr falsch; dat schöne Verbräuderungsfest, von dat hei so vel för de Minschheit hofft hadd, was gründlich in'n Grawen follen; em was tau Maud' as den Erzvater Abraham, hei wull all sin Leiwlingskind opfern, wull von nicks mihr weiten un wull all nah Hus gahn, dunn schickt em uns' Herrgott en Sünnenbuck, an den hei sinen Zorn utlaten kunn, un noch dortau [643] grad den, den hei negst sinen Fründ Pomuchelskopp am leiwsten mit sine jitzige Lun bedeint hadd. – »Kommen Sie, Herr Schulz«, säd hei un gung mit starken Schritten dwars dörch den Saal in de Garderob', wo hei sinen Haut un sinen krüzdurnen Spazierstock afleggt hadd. Den Haut let hei dor, äwer den Krüzdurn namm hei mit sick nah Nr. 3.

Hir seten vel Gäst bi de Buddel tausam un lachten eben äwer'n Witz, den de Herr Notorjus makt hadd. – Mit einem Mal würd dat äwer ganz still, denn de lustige Gesellschaft sach en Gesicht tüschen sick, bi dat einen dat Lachen woll vergahn kunn. Dat was Bräsigen sin, wat up 'ne sihr sonderbore Ort bald den Krüzdurn un bald den Notorjus ankiken ded, so sonderbor, dat de Gesellschaft bald so'n Vörsmack kreg von dat, wat hir mäglich gescheihn kunn, un sick mit 'ne gewisse Hast von den Disch drückte. – »Welcher Halunke hat mir zum König von Frankreich machen wollen?« rep Bräsig, dat de Kalk von de Wand föll, un de Krüzdurn würd em as lewig in de Hand. »Ich will nicht König von Frankreich werden!« – swabb! – satt de Krüzdurn den Notorjus mang de Schullerbläder. – »Herre Jesus!« – »Ich will nicht König von Frankreich werden!« Un wedder ded de Krüzdurn sine Schülligkeit, un nu versekerten Unkel Bräsig un sin Krüzdurn ümmer ümschichtig, dat sei nich nah den französchen Königsthron trachten deden. Lichter, Lampen, Buddeln kemen in dese Thronstridigkeiten üm't Lewen, un David kamm dorbi unner'n Disch, dat heit friwillig, hei verkrop sick dorunner. De Notorjus schriete üm Hülp, keiner stunn em bi; blot as de Sak all tau En'n was, fat'te sick David unner'n Disch en Hart un säd: »Erlauben Se, verßeihn Se, Herr Entspekter, un dies soll eine Verbrüderung sein?« – »Ja«, rep Bräsig, »Sie Jammerlappen! Mang einen Menschen und einen Hund sünd Prügel die beste Verbrüderung.« – »Rut! rut!« säd Herr Schulz un grep unner'n Disch un bröchte Daviden taum Vörschin. – »Meine Herrn«, rep Slus'uhr, »Sie sind Zeugen, wie ich behandelt bin, ich werde klagen.« – »Ick heww nicks seihn«, säd de ein. – »Ick weit von nicks«, [644] säd de anner. – »Ick heww ut't Finster seihn«, säd de drüdd, obschonst dat stickendüster was. – »Herr Schulz«, säd Bräsig, »Sie sünd mein Zeuge, daß ich den Herrn Notorjus Slus'uhr hier gottserbärmlich durchgehauen habe«, dormit gung hei ut de Dör, halte sinen Haut un gung nah Hus.

De Släg', de Slus'uhr in Nr. 3 kregen hadd, schallten mitdewil all bet in den Saal, un was dat all vördem 'ne grote Verstimmung west, so würd dat dordörch grad nich beter. – De beiden Herrn von So und So mit ehre Herrn Sähns hadden all lang' Pahl treckt, weck von de Honoratschonen hadden sick ok all still ut den Stohm makt, un de lütt Akzesser hadd den Haut all up un den Ümslageldauk all üm, obschonst Fritz Triddelfitz binah up de Knei vör em lagg un blot man noch üm einen, üm einen lütten Bummelschottschen bed. – Pomuchelskopp rüst'te sick ok all tau de Afreis'; hei hadd en undüdliches, äwer richtiges Vörgefäuhl, em künn hüt abend ok noch allerlei passieren, hei gung also tau sine leiwe Fomili un ded ehr kund, dat hei glöwte, nu wir dat Tid, nah Hus tau führen. Sine leiwe Fomili was en truriges Afbild von dat ganze Fest, sei was ok ganz utenein. Gustäwing hüppte noch vergnäuglich mit Snider Wimmersdörpen sine jüngste Dochter herümmer, Salchen stunn mit Herr Süßmannen en beten afsid un hürte angelegentlich tau, wo de ehr vertellen ded, dat hei blot so – ut Spaß – de lumpige Konditschon bi Kurzen annamen hadd, dat hei äwer nich länger bliwen wull, dat hei blot noch nich wüßt, wat hei ein von de Städen annemen wull, de em in Hamborg, Lübeck un Stettin anbaden wiren, oder wat hei sick nich sülwst in Rostock etablieren wull, denn dor hadd hei einen ollen steinriken Unkel, de em in jeden Breiw bed, hei süll nu doch nahgradens Anstalt maken un sick 'ne Fru nemen, dat hei, de oll Unkel, em sin Vermägen vermaken un bi em wahnen künn. – Malchen satt in 'ne Eck von'n Sofa un weinte wegen ehren Schaustergesellen. – Klucking, uns' oll brav Häuhning, satt dor as en Pal; wat an ehr ok desen Abend rüttelt was, sei hadd sick nich rögt, sei was standfast blewen, sülwst de Schaustergesell hadd sei[645] nich ut ehren Verfat bringen künnt, un as Muchel ehr de Anzeig makte, dat sei nu woll führen müßten, säd sei blot sihr fründlich: »Pöking, willst du nich dinen Fründ, den Schaustergesellen, inladen, dat hei mit uns führt? Du künnst jo denn ein von din Eddelmannsbekanntschaften dortau bidden. Du künnst jo ok Wewer Rührdanzen un Willgaußen un din annern Bräuder ut den Reformverein dortau inladen, denn würd de Sak irst vullstännig.«

Un mit desen ehelichen Stachel in sinen groten Verbrüderungs-Harten müßte uns' Fründ tau Hus führen.

43. Kapitel
Kapittel 43

Pomuchel kriggt en fierlichen Empfang von sine Daglöhners. Häuhning bewis't wedder mal 'ne grote Tapferkeit. – Herr Süßmann kümmt von den Ball un bringt Kurzen in 'ne wunderbor glückliche Lag', de Bräsig benutzt, üm Kurzen sine Ihrlichkeit en beten antaufrischen. – Rührdanz un Willgaus gahn nah den Großherzog, un Pomuchelskopp, David un de Herr Notorjus hollen geheimen Rat. – De Notorjus lett sich gichten un kriggt en schönes Attest von den Dokter.


De Minsch sall seindag' nich seggen, wat 'ne Sak is; vör allen sall hei äwer nich den Düwel an de Wand malen, denn hei kümmt velmals, ahn dat einer em röppt, hei kümmt ungeladen; un de Gäst, de Pomuchelskopp up Häuhning ehren Rat inladen süll, stunnen all vör den Dur tau Gürlitz un täuwten all up ehren Wirt un Wirtin. All de Inwahners von Gürlitz un Pomuchelskoppen sine Daglöhners, all tausamen stun'n, as de Sommermorgen an tau gragen fung, vör den Hoffdur un wull'n ehren Herrn in Empfang nemen. – »Kinnings«, säd Rührdanz, »wat sin möt, möt sin, äwer allens mit Orndlichkeit!« – »Ach mit dine Orndlichkeit!« rep Willgaus. »Is hei orndlich gegen uns west?« – »'t schadt nich«, säd Rührdanz, »wie dörwen uns' Recht nich ut de Hand gewen. Süh, dat is en Unverstand von di. Wenn wi nahsten nah unsen Großherzog hengahn un seggen em dorvon Bescheid, denn dat is nich mihr as billig, un hei fröggt denn: ›Willgaus, wo hewwt ji dat denn makt?‹, un du wullst em denn seggen: ›Je, [646] Herr, irst hewwen wi em un dat Wiw düchtig dörchschacht't, un nahsten heww'n wi em äwer de Grenz bröcht‹, wo würd dat woll stimmen? Wat süll de Mann dor woll tau seggen?« – »Ja«, säd oll Vatter Brinkmann, »Rührdanz hett recht! Wenn wi em äwer de Grenz bringen, denn sünd wi em los, un up Widlüftigkeiten bruken wi uns wider nich intaulaten.« – Dat würd denn nu ok fastset't, Un achter de Mannslüd' stun'n de Wiwer un de Gören, un de grote, starke Fru von den gistrigen Morrn stunn dor mang un säd: »Nu hewwen wi s' so wid, as wi s' hewwen willen. Wenn sei't nu nich dauhn un schaffen uns den Kirl un dat Wiw nich von den Hoff, ick slag' minen Kirl so lang', dat hei an de Wän'n in de Höcht geiht.« – »Ja, Vaddersch«, rep 'ne anner Fru, »wi möten, wie möten! Ick bün gistern nah den Preister hen west – ja, de Fru Pasturin hett mi wat gewen, un hei hett mi up de Geduld verwesen – wat? Geduld? Hett de Hunger Geduld?« – »Jochen Smidt«, rep 'ne grote slanke Dirn, »lop mal nah den Seebarg un kik mal äwer, wat s' all kamen. – Fiken, wat warden uns' beiden Mamsellings för Ogen maken, wenn s' up Reisen schickt warden.« – »Vadder«, säd Daglöhner Zorndt tau Brinkmannen, »will'n wi uns' Sak den Preister nich seggen? 't is doch mäglich gaud, dat hei dat ok weiten deiht.« – »Ne, Vadder Zorndt, dat hett keinen richtigen Zweck, dat nützt uns nicks, denn hei is in de Sak nich bewandt, hei is mi noch tau unbedarwsam. Ja, wenn de oll Herr Paster noch lewen ded!« – »Nu kamen s'«, kamm Jochen Smidt antaulopen. – »Na, wer red't nu?« frog Willgaus, »de Vörmähren will ick woll anfaten.« – »Ih, Rührdanz«, gung dat nu von Mund tau Mund. – »Ja, wenn ji dat taufreden sid, worüm süll ick nich reden?« säd Rührdanz. Allens was nu still.

Kutscher Jehann Jochen kamm nu antauführen un wull in't Dur rinne bögen; Willgaus kreg de beiden Vörmähren an den Kopp, dreihte sei en beten verdwars rümmer un säd: »Jehann Jochen, holl hir man en lütten Ogenblick still.« – Pomuchelskopp kek ut de Glaskutsch rute un sach dat ganze [647] Dörp vör sick stahn: »Wat's dit?« – Rührdanz, un mit em de ganze Gesellschaft, stunn all an den Kutschenslag un säd: »Herr, wi hewwen dat so unner uns utmakt, dat Sei nich länger as Herr von uns estimiert warden känen, denn Sei hewwen sick nich so as en Herr gegen uns bedragen un ok all vördem nich gegen anner Lüd', denn Sei warden woll en Ring üm den Hals hewwen, un en Herrn mit en Ring üm den Hals bruken wi nich tau liden.« – »Ji Röwers! Ji Spitzbauwen!« rep Pomuchel, as hei irst künnig würd, wat de Sak tau bedüden hadd. »Wat will'n ji, ji will'n jug an mi un dat Minige vergripen?« – »Ne, dat will'n wi nich«, säd oll Vatter Brinkmann, »wie will'n Sei blot äwer de Scheid' bringen.« – »Jehann Jochen!« rep Pomuchelskopp, »führ tau! Hau mit de Pitsch dormang!« – »Jehann Jochen«, säd Willgaus, »so drad du de Pitsch rögen wardst, smiten wi di von de Mähr. Un nu wen'n üm! – So! – So recht!« un Kutsch un Pird segen nah Rahnstädt tau. – Salchen un Malchen hadden tau Höchten krischt, Gustäwing was von den Buck sprungen un hadd sick tüschen de Daglöhners un sinen Vader stellt, dat hei sei em von den Liw' höll; allens was in Upruhr, blot uns' brav Häuhning satt stramm un stiw dor un säd kein Wurd. – »Wat will'n ji mit mi? Ji Röwerban'n!« rep Pomuchelskopp. – »Dat sünd wi nich«, rep Smidt, »Sei sall ok nich en Nadelsknop entfirnigt warden, un Gustäwing kann hir bliwen un kann wirtschaften un kann uns seggen, wat wi dauhn sälen.« – »Äwer dat Wiw un de beiden Dirns«, rep Kapphingstsch, »de will'n wi nich länger heww'n, de möten mit furt.« – »Still, Kinnings!« säd Rührdanz, »allens mit Orndlichkeit. Blot äwer de Scheid' bringen, dat geiht nich; wi möten em an unsen Gerichtsherrn, an den Rahnstädter Burmeister, afliwern. Dat möt allens mit rechten Dingen taugahn.« – »Rührdanz hett recht«, gung dat nu, »un Gustäwing, Sei gahn ruhig nah'n Hoff, Sei deiht keiner wat. Un du, Jehann Jochen, du führst en eben Schritt«, un nu stellten sick weck up de ein Sid, weck up de anner, un de Fohrt gung los – orndlich in en Parad'schritt. – Pomuchelskopp hadd sick [648] gewen, äwer in sin Schicksal hadd hei sick nich gewen, hei satt dor un wrüng de Hän'n un weihmert vör sick hen: »Herre Jesus! Herre Jesus! Wo geiht mi dit? Wo geiht mi dit?« un kek ut den Slag rut: »Lüd' ick bün jo doch ümmer so'n gauden Herrn gegen jug west.« – »En Minschenschinner büst du gegen uns west«, rep 'ne Stimm ut den Hümpel. – Salchen un Malchen weinten, Häuhning satt stiw dor as 'ne Thermometerstang', äwer wenn sick ein von de Daglöhners up so'n Thermometerding verstahn hadd, denn hadd hei ehr dat anseihn kunnt, dat ehr Stand all wid äwer den Kakpunkt räwer was, un Willgaus, de dicht an ehren Slag gung, hadd sick wat wohrt, denn mit einem Mal, ahn dat Geringste tau seggen, grep sei tau un hadd em in de vossigen, krusen Hor fat't un tuhlte dorin herümmer nah Hartenslust, un de Ogen blitzten un blänkerten ut den halwdüstern Wagen herute, as hadd sei sick in en Schuhut verpuppt un sach Willgaußen sinen Voßkopp för en jungen Hasen an. – »Gotts ein Dunnerwetter! Nu kik dat Aas an!« rep Willgaus. »Vadder Düsing! slah! – Gotts ein Dunner! Nu kik dat Nickel an! Slah ehr doch up de Knäwel!« – Je ja! je ja! Ihre Vadder Düsing em fri maken kunn, hadd em uns' oll tapfer Häuhning all en por Mal mit de Näs' up den Kutschengriff dal stukt, dat em dat Blaud piplings ut de Näs' lep. – »Gotts ein Dunner! Dat segg ick man! – So'n Ekel is doch gor nich tau trugen; äwer täuw, ick will di ...!« – »Holt!« rep Rührdanz, »Vadder, dat kannst du ehr nich verdenken, denn dit is wider nicks as de natürliche Boshaftigkeit, dorin mößt du nu för ditmal in Gelegenheit seihn; äwer du kannst ja den Großherzog dat seggen un kannst em jo ok taum Spaß din Näs' wisen, woans sei di hir traktiert hett.« – Häuhning säd nicks, de Tog gung wider; an de Scheid' schüchterten de Daglöhners ehre Wiwer un Gören, de so wid achter den Wagen her folgt wiren, nah Hus, un hen tau säben würd de Intog in Rahnstädt hollen, langsam und fierlich.

Unkel Bräsig lagg in't Finster un rokte sine Pip Toback un äwerläd sick sine Heldendahten von den vergang'nen Abend. [649] – Kurz, obschonst hei sick den gistrigen Abend gor nich mal mit verbrüdert hadd, was hellschen ärgerlich un schull in sinen Laden rümmer: »Der dumme Bengel! der Hanswurst! Warte nur! Du komm mir nur nach Hause!« Un wo süll't denn tauletzt ok grot anners warden, hei müßt jo up de Längd tau Hus kamen, nämlich Herr Süßmann. Herr Süßmann danzte äwer den Süll, Kurz stemmte de beiden Hän'n up den Ladendisch un sach ut, as wull hei vör Bosheit äwer den Disch hüppen un Herr Süßmannen all up de Del begrüßen; hei let em äwer doch irst in den Laden rin. »Morgen, Prinzipal, Prinzipälchen, Prinziphälchen!« rep Herr Süßmann un schregelte in den Laden rüm un set'te sick tauletzt, den Haut schön scheiw up den Kopp, up den Rand von de Hiringstunn: »Morgen, Kürzchen, Schürzchen, Würzchen, F ...«, äwer mit dese Variation würd hei nich vull farig, denn Kurz fohrte em mit beide Hän'n in de Hor, stödd em den Haut in de Hiringstunn un treckte em an sine fettigen Bonjourlocken bet rinne nah den Laden. Herr Süßmann grep blindlings achter sick rüm, üm sick an wat tau hollen, hei kreg den Hahn von de Öltunn tau faten, de Hahn ret ut, un de Öl sus'te ut dat Tapplock. – »Herr du meines Lebens!« rep Kurz, »mein Öl, mein Öl!« – let Herr Süßmannen los un stek den Vörfinger von de rechte Hand in dat Tapplock. Herr Süßmann hadd den Hahn in de Hand un triumphierte dormit äwer den Kopp, un as dat nu männigmal passieren deiht, dat verrückte oder besapene Lüd' en ungeheuer ansläg'schen Kopp hewwen, so schot dat nu dörch Herr Süßmannen sinen Däts: de Sak möt vullstännig warden! Hei ret also ok den Hahn ut de Essigtunn. – »Herr du meines Lebens! Mein Essig!« rep Kurz un stek den Vörfinger von de linke Hand in de Essigtunn. Un wil dat hei nu vullstännig infungen was, sick stark bücken müßt un in korten Tüg' gung, was de Gelegenheit för Herr Süßmannen doch gor tau günstig. »Prinzipälchen! Kürzchen!« – schwabb! – »Leben Sie wohl, Tütendreherchen!« – schwabb, schwabb! – »Johanna geht, und nimmer kehrt sie wieder!« – schwabb, schwabb, schwabb! – Dormit langte hei [650] sick den Haut ut de Hiringstunn, set'te em mäglichst scheiw up den Kopp, läd de beiden Hahns en Fautener twintig von Kurzen af up den Ladendisch un lachte un danzte ut de Dör herute.

»Hülfe!« rep Kurz, »Hülfe! – Hül – fe!« Äwer sin Lüd' wiren nich tau Hus, un sin oll brav Avkat was in den Achtergorn un stek Spars', un de einzigst, de em hüren ded, was Unkel Bräsig. »Korl«, säd de, »mir is, as wenn bei Kurzen was bröllt. Ich will doch mal herumgehn, ob da was arriwiert is.« – »Hül – fe!« rep Kurz. – »Gott du bewohre uns«, säd Bräsig, »was machen Sie denn schon des Morgens Klock säben for en Aufstand?« – »Infamer Halunke!« – »Wo? So wollen Sie mir kommen?« – »Niederträchtiger Spitzbube!« – »Sie sind ja ein Grobian!« – »Geben Sie mir die Hähne, die auf dem Tische liegen.« – »Holen Sie sich Ihre smierigen Hahns selbst, Sie Esel, Sie!« – »Ich kann ja nicht, mir läuft ja das Öl und der Essig aus, und ich meine ja nicht Sie, ich meine ja Süßmannen.« – »Das ist denn was anderes«, säd Bräsig un set'te sick mit en Wupp up den Ladendisch un bammelte mit de Beinen, »was fehlt Sie denn eigentlich?« – Kurz vertellte nu, woans hei in dese Lag' kamen was. – »Sie kommen mich komisch vor, Kurz; aber nehmen Sie sich hieran einen Exempel: der Mensch wird ümmer an die Glieder gestraft, womit er gesündigt hat.« – »Ich bitt Sie ...« – »Ruhig, Kurz! Sie haben ümmer mit Öl und Essig gesündigt, indem daß Sie ümmer die Pottmaß mit en Wupp ausgegossen haben, damit daß ümmer noch en Eßlöffelner drei drin geblieben sünd. Wollen Sie ümmer richtig Maß geben? Wollen Sie meindag' nich wieder beim Bostohn in die Karten kucken?« – »Herre Jesus, ja, ja!« – »Na, denn will ich Ihnen erlösen«, un dormit bröchte hei em de Hahns.

Knapp was Kurz fri, so stört'te hei ut de Dör, as wenn Herr Süßmann noch dorachter stunn un up em täuwte. Bräsig folgte, un de beiden kemen grad tau Rum, as Pomuchel von de Daglöhners rinne bröcht würd. – »Gott bewohr uns, was is dies? Rührdanz! wat heit dit?« – »Nemen S' nich äwel, [651] Herr Entspekter, wi hewwen unsern Herrn utlücht't.« – Bräsig schüddelte den Kopp: »Dor hewwt ji en schönen dummen Streich makt!« un gung mit den Tog, un vele Lüd', de up de Strat wiren, folgten bet tau den Burmeister sinen Hus'; hir strängten de Daglöhners de Pird af, un Rührdanz un Willgaus un Brinkmann un noch en por gungen tau den Burmeister rinne. – »Na, Herr«, säd Rührdanz, »nu bringen wi em hir.« – »Wen?« – »Je, unsen Herrn Pomuchelskoppen.« – »Was? Was ist das?« – »Oh, nicks nich wider, wi will'n em blot nich wider as unsen Herrn hewwen.« – »Mein Gott, Leute, was habt ihr gemacht?« – »Nicks wider, as wat recht is, Herr Burmeister.« – »Habt ihr euch an dem Herrn vergriffen?« – »Nich en Spirken; äwer wat sei is, dat Wiw, dat hett sick an minen Vadder Willgaußen vergrepen, indem dat sei ...« – Äwer de Burmeister was all ut de Stuw rut un stunn an den Wagen un bed de Gesellschaft, sei süll rute kamen. Dat geschach, un de Burmeister bröchte de Fomili in sine Wahnstuw rinne. – »Wie geht uns dies! Wie geht uns dies!« jammerte Pomuchel. »Herr Bürgermeister, Sie wissen, ich bin so ein guter Herr gegen meine Leute gewesen.« – »Kopp, schäm di«, rep Häuhning dormang. – »Nein«, säd de Burmeister, ahn up Häuhning tau achten, un kek den Herrn Gaudsbesitter drist in de Ogen, »das sind Sie nicht gewesen. Sie wissen, daß ich Ihnen oft deswegen Vorstellungen gemacht habe, Sie wissen, daß ich gerade wegen Ihres Verhaltens zu den Leuten als Ihr früherer Justiziarius zurückgetreten bin. Ich habe mit der Sache deshalb gar nichts zu tun, und wenn ich mich als bloße Privatperson dahineinmische, so geschieht's nicht um Ihretwillen, sondern der armen, verblendeten Leute wegen. Entschuldigen Sie deshalb ...« – »Ach Gott, geben Sie mir doch Ihren Rat: was soll ich nun anfangen?« – »Nach Gürlitz können Sie nicht wieder zurück, jetzt noch nicht, das würde Gelegenheit zu Gewalttätigkeiten geben, Sie müssen das Ende hier abwarten. – Aber, warten Sie; ich will noch mal mit den Leuten reden.«

[652] Je, wat sull dat helpen? De Lüd' hadden sick de Sak tau fast äwerleggt; de slichten Gesellen, de dormang wiren, hadden sick in den Sluß von de ruhigeren, öllern Daglöhners un Inwahners finnen müßt, un nu wiren sei so fast äwertügt, dat sei up den richtigen Weg wiren, dat sick doran nich rüppeln un rögen let. – »Ne, Herr«, säd Rührdanz, »taurügg nemen dauhn wi em nich; dat mag gahn, as't geiht.« – »Ji, hewwen jug en grot Verbreken tau Schulden kamen laten, un dat ward jug dür tau stahn kamen.« – »Ja, dat mag all sin; äwer wenn von Verbreken de Red' is, denn hett Herr Pomuchelskopp mihr an uns verbraken as wi an em.« – »Lüd', ji hewwt jug von unverstännige Lüd' in den Reformverein den Kopp dick snacken laten.« – »Nemen S' nich äwel, Herr Burmeister, dat ward ümmer seggt, is äwer nich wohr. Wat? Uns' Herr Pomuchelskopp is jo ok in den Reformverein, un hett jo ok dor red't; äwer, Herr, hei seggt Lägen, un dat möt wi beter weiten.« – »Na, wat will'n ji nu äwer anfangen?« – »Herr, Gustäwing is dor, un wenn de seggt, wi sälen dit un dat dauhn, denn dauhn wi dat; Willgaus äwer un ick, wi will'n nah den Großherzog un will'n em de Sak vörstellen, un derentwegen wullen wi Sei bidden, dat Sei uns dortau Poppieren mitgewen.« – »Je, wat sall ick jug för Papieren mitgewen?« – »Na, Herr Burmeister, nemen S't nich äwel, denn schad't dat ok nich. Seihn S', ick bün all mal ahn Poppieren nah de oll Iserbahn west – dor hewwen s' mi natürlich rut smeten –, äwer uns' Großherzog is jo kein Iserbahn, un hei ward jo so unbescheiden nich sin, un wenn wi kein Poppieren uptauwisen hewwen, denn kannst du, Vadder Willgaus, din Näs' upwisen, woans di dat Wiw traktiert hett, un ick wis' mine ihrlichen Hän'n, dat dor kein unrecht Gaud anhackt.« – Dormit gung de Oll herute, un buten stunnen de Daglöhners tausam un grawwelten in ehre Taschen herümmer un halten dat taum Vörschin, wat sei an Schillings un Gröschens bi sick hadden: »So, nu gaht! Äwer ok gradwegs nah Swerin!« un: »Vadder, vergett dat ok mit Kapphingsten sin Dirn nich!« un: »Vadder, wenn hei di [653] fragen deiht, wovon wi denn eigentlich lewt hadden, denn kannst du em jo ihrlich seggen, unsern Herrn hadden wi nicks nich stahlen; äwer bi Fru Nüßlern hadden wi bi de Tüftenmiten en beten revediert, indem dat sei sick dor gor nicks ut maken ded.«

De beiden gungen af nah Swerin; de annern Daglöhners gungen nah Hus; Jehann Jochen führte mit de leddige Glaskutsch achter her; dat Volk, wat in en hellen Hümpel vör den Burmeister sine Dör stunn, denn de Sak was as en Lopfüer dörch de Stadt gahn, verlep sick, un Unkel Bräsig säd tau Hawermannen: »Korl, er is seinen gerechten Richter nich entgangen. – Ich bün en bitschen mitgegangen, nich wegen ihn, sondern wegen die armen Kerls von Tagelöhner; als er selbst zu Raum kam, bün ich weggegangen, ich mocht ihn in seiner smutzigen Erniederung nich sehn.«

Pomuchelskopp was mit sine leiwe Fomili nah Grammelinen gahn un satt dor in Jammer un Elend vör den Notorjus Slus'uhr sin Bedd, de sick nah sine Prügel gliksten tau Bedd leggt hadd, üm de Sak en rechten gefährlichen Anstrich tau gewen. – »Ick heww glik nah den Dokter schickt un will mi gichten laten, dat ick den Herrn Entspekter richtig faten kann. Strump is nich tau Hus, de anner ward äwer glik kamen.« – »Ach, was sind Sie glücklich!« säd Pomuchel. – »Dat wüßt ick grad' nich«, säd de Herr Notorjus und läd sick up de anner Sid, »dat dat en besonderes Glück is, wenn einer mit en Krüzdurn as en Dum dick 'ne Jack vull Släg kriggt.« – »Sie können sich doch rächen; aber ich – ich armer Mann! Was kann ich tun?« – »En Kommando Soldaten sälen Sei sick kamen laten, un denn sälen Sei de Kirls schinnen, dat sei an't Lewen verzagen, un wenn Sei tau waschlappig dortau sünd, denn folgen S' man Ehr leiwe Fru, de kriggt so wat farig.« – »Du lieber Gott! nein! nein! Ich habe genug! Mit Pümpelhagen wird's doch nichts, und nach Gürlitz gehe ich nicht wieder, sie stechen mir ja das Haus über den Kopf an. Nein, nein! Ich verkaufe, ich verkaufe!« – »Wissen Se was Neues?« säd David, de in de Stuw kamen was un de letzten[654] Würd' hürt hadd, »Se haben recht: verkaufen Se; ich besorg's Ihnen, ich weiß ...« – »Entfamte Judenbengel!« säd Slus'uhr un läd sick wedder up en anner Flag. »Au! Dunnerwetter! Meinst du, dat wi dat nich allein farig krigen? Ja, Herr Pomuchelskopp, verköpen S' man, denn wenn sei ok grad' nich dat Wahnhus ansticken, de Mieten un de Schüns warden sei woll tau finnen weiten, denn Sei hewwen sick dor mit de Tid 'ne schöne Ort antucht't.« – »Nu, Herr Notorjus, was wollen Sie? Sie haben verdient Geld, Sie können machen ein klein Geschäft mit en Bauerhof, mit 'ner Mühl; aber mit en Rittergut? Da muß kommen mein Vater.« – »Ehr Vader? Wenn de hürt, dat dat för Pomuchelskoppen sin sall, denn seggt hei: Kasten! Wi stahn all drei bi em in en schönen Kredit.« – »Wenn ich sag'«, fung David an, dunn kamm de Dokter, de Vader von den lütten Akzesser, rin: »Guten Morgen, Sie haben mich rufen lassen?« wend'te hei sick an Slus'uhren, »Sie wünschen?« – »Ach, Herr Doktor, Sie sind ja gestern auch auf dem Ball gewesen. – Oh, meine Schmerzen! Sie haben gewiß schon gehört ...?« – »Hat gekriegt Schacht«, säd David, »ich bin gewesen Zeuge. Er is geworden mißgehandelt for die Gewalt.« – »Hollen S' Ehr verfluchtes Mul!« rep Slus'uhr. »Herr Doktor, ich wünsche, daß Sie mich ärztlich untersuchen; ich kriege ja wohl den Gebrauch meiner Glieder nie wieder.« – De Doktor gung nu, ahn wat wider tau seggen, an den Patschenten ran, tog em dat Hemd von den Puckel, un dor was denn nu allerdings vel drup tau lesen, wat up einen gewöhnlichen minschlichen Puckel nich steiht, un de Schrift was mit rode Dint in 'ne rechte, grote, düdliche Flakturschrift schrewen. – Pomuchelskopp satt dor un hadd in deipste Weihleidigheit de Hän'n folgt; äwer as hei de Schrift up den Puckel las, flog äwer sin Gesicht en recht behaglichen Schin, un David sprung tau Höchten: »Gott, du gerechter! Wie sieht er aus! – Herr Dokter, ich will mich auch lassen besichtigen: der Zimmermeister Schulz hat mich rausgeßogen aus dem Tisch und hat mir gerissen entzwei den ganzen neuen Frack.« – »Schicken Sie zum [655] Schneider!« säd de Dokter ruhig un wend'te sick an den Notorjus: »Ich werde Ihnen hier unten bei Grammelinen sogleich ein Attest ausstellen. Guten Morgen, meine Herren!« Dormit gung hei, un nah en beten kamm Grammelinen sin Stuwenmäten un bröcht en Poppier, dat schickte de Dokter den Herrn Notorjus. Slus'uhr makte dat Poppier up un las:


»Pflichtschuldigst bezeuge ich hiemit, daß der Herr Notarius Schlus'uhr recht gehörige, raisonnable Prügel erhalten hat, wie es an den Sugillationen auf dem Rücken desselben deutlich zu ersehen. Sie haben ihm aber nicht geschadet.

Soundso. Dr. med.«


»Dat schriwwt de Kirl mi?« fohrte de Herr Notorjus tau Höchten, »sie haben ihm aber nicht geschadet? – Na, täuw! Wi spreken uns mal up en anner Flag.« – »Gott, du gerechter!« rep David, »as es is doch besser: sie haben mir nicht geschadet, as: sie haben mir geschadet.« – »Sei sünd en Dämlack. – Äwer wat ligg ick hir noch länger?« säd Slus'uhr. »Nehmen S' nich äwel, ick möt rut, ick möt mi bi den Herrn Entspekter doch bedanken för de Släg' – mit 'ne lütt Klag'schrift.« – »Vergessen Sie mich nicht, lieber Freund«, säd Pomuchel, »Sie wollten für mich heute noch nach Pümpelhagen schreiben.« – »Verlaten S' sick up mi. Mi is äwerall so giftig tau Maud', ick müggt woll gegen de ganze Welt schriwen. – Hewwen Sei nich ok wat tau schriwen, David?« – »Hab' ich was zu schreiben, denn schreib' ich; hab' ich nichts zu schreiben, schreib' ich nicht«, säd David un gung mit Pomuchelskoppen ut de Dör.

44. Kapitel
[656] Kapittel 44

Wenn en Gewitter in de Luft is. – De Pümpelhäger Daglöhners un en Breiw ut Swerin. – Ein arm Eddelfrölen. – »Er ist zum Hundsfott geworden!« – Worüm de junge Fru von Rambow in Gewitter un Nacht up de Landstrat lep, un wat Bauschan dortau säd. – De Kamellentee deiht sin Ding', un Krischan möt jagen. – Fru Nüßlern leggt sick in ehre ollen Dag' up't Leigen un Hawermann up de Zympati.


Trurige, swore, blierne Stun'n hadden up de junge Fru von Rambow sörre den Besäuk von Pomuchelskoppen last't; langsam, Schritt för Schritt, wiren sei äwer ehr hengahn, un achter ehren Fauttritt wiren nige Sorgen un nige Ängsten tau Höchten schaten; mit starke, kräftige Hand hadd sei dit Unkrut ut ehren Weiten reten; äwer mit de Tid ward ok de flitigste Hand mäud, un dat wackerste Hart sehnt sick nah Rauh, nah stille Abendrauh. – Ehr Mann was nich tau Hus kamen an den Dag, den hei bestimmt hadd; staats dessen was mit en expressen Baden en Breiw mit Slus'uhren sin Sigel kamen, un de Bad' hadd seggt, hei hadd Order, so lang' tau täuwen, bet hei den Breiw an den Herrn von Rambow sülwst gewen hadd. Wat dat tau bedüden hadd, kunn sei sick woll denken. Sei satt in den Schummerabend in ehre Stuw' bi ehr Kindting, de Hän'n wiren ehr in den Schot sackt, un sei kek in den dunstigen Sommerabend rin, wo swore Wolken an den Hewen ruppe trecken deden.

De Dag was swaul west, un denn flütt dat Blaud trag' dörch de Adern: dat parlt nich, dat hüppt nich as en lewigen Born von klores Water, dat slickt mäud un sleprich hen, as dat swarte Water in en Torfgraben, un ebenso as de Natur ümher stähnt un süfzt nah en Gewitter, dat sei wedder en frischeres Lewen anfangen kann, sehnt un süfzt dat Hart in Ungeduld nah Warbelwind un Schicksalsslag, dat dat endlich man rute kümmt ut de trage Qual: lat kamen, wat kümmt, man rut ut dese fule Not! – So was Frida tau Maud', so sehnte un süfzte sei nah en dägten Gewitterslag, de de dicke Luft intwei riten süll, in de sei Aten halte, dat dat endlich man klor würd üm ehr; un sei süfzte nich vergews.

[657] Korlin Kegels kamm rin un bröchte de Posttasch un stunn dor, as wull sei sick wat tau dauhn maken, un slot de Tasch up un läd en Breiw vör de Fru up den Disch un stunn wedder un frog: »Gnedigste Fru, sall ick Licht anmaken?« – »Ne, lat man.« – Korlin gung nich, sei blew stahn: »Gnedigste Fru, Sei hewwen uns dat verbaden, wi sälen Sei keine Geschichten taudragen, äwer ...« – »Was ist?« fohrte Frida ut ehre Gedanken tau Höcht. – »Ach, gnedigste Fru, de Gürlitzer Lüd' hewwen jo den Herrn Pomuchelskoppen wegjagt mitsamt sine Fru un sin beiden Döchter.« – »Also doch!« rep Frida. – »Ja, un nu stahn all uns' Daglöhners unnen un verlangen mit Sei tau reden.« – »Wollen sie uns auch fortjagen?« frog Frida un richt'te sick ruhig un stolz von den Stauhl tau Höchten. – »Ne, ne! leiwe gnedigste Fru«, rep Korlin un smet sick dal un fot ehr üm de Knei, un de Tranen stört'ten ehr ut de Ogen, »ne, ne! dor's kein Red' von, un min oll Vader seggt, den irsten, de so wat vörbringt, sleiht hei mit de Schüpp äwer'n Bregen. Sei seggen blot, mit den Herrn is nich tau reden, de breckt ehr de Red' tau kort af, sei willen mit Sei reden, denn sei hewwen tau Sei dat Tauvertrugen.« – »Wo ist Triddelfitz?« – »Du leiwer Gott! de geiht dor mang rümmer, äwer von den willen sei nicks hüren, sei seggen, sei hadden nicks mit em tau dauhn, sei willen de gnedige Fru spreken.« – »Komm!« säd Frida un gung hendalen.

»Was wollt ihr, Leute?« frog de junge Fru, as sei ut de Husdör tred, vör de de Daglöhners in einen Hümpel tausamen stunnen. De Rad'maker Fritz Flegel tred vör un säd: »Gnedigste Fru, dat is man, dat wi tau Sei kamen, indem dat wi uns all einig sünd, un dat wi vördem mit den Herrn all red't hewwen; äwer dor is nicks nah kamen. Un de Herr snauzt uns denn an, un an Herr Triddelfitzen hewwen wi ok keinen rechten Anholt, denn hei is noch tau unbedarwsam un kennt dat noch nich, un dunn dachten wi so, Sei künnen uns helpen, wenn Sei so gaud sin wullen. Wi sünd ok nich unbescheiden, indem dat wi mihr hewwen willen, wi sünd taufreden mit dat, wat wi krigen, un wi krigen jo dat ok, wat uns taukümmt; [658] äwer meindag' nich tau rechten Tiden, un dor kann sick unserein nich up inrichten.« – »Ja«, föll Päsel in, »un vergangen Johr, in dat Notjohr, dunn würd de Rogg all verköfft, un seihn S', gnedig Fru, ick bün en Triptäter un krig twölf Schepel Roggen, un dorvon sall ick lewen, un de kreg ick nich, un dunn heit dat, ick süll mi gedüllen. – Ja, gedüllen! Bi de Tüftenkrankheit! Wovon sall einer denn lewen?« – »Gnedigste Fru«, föll hir en ollen witthörigen Mann in, »von de Lewensmittel will ick gor nich reden, denn hungern hewwen wi grad nich brukt; äwer dor sall ick oll Mann den Dag äwer krumm in de Morrkuhl stahn un Water schüppen un kann mi des Abends nich rögen un vör Weihdag' des Nachts nich slapen; dor müßt doch in Gelegenheit seihn warden. Wi sünd jo dat anners gewennt, as Herr Hawermann noch hir was; äwer nu ward kummandiert un kummandiert, un de Kummandürs kennen de Arbeit nich.« – »Ja, gnedige Fru«, tred nu de Rad'maker wedder vör, »un dorüm wullen wi Sei bidden, wat wi nich en orndlichen Entspekter wedder krigen süllen, un wenn Herr Hawermann nich will, denn en annern; äwer so'n, de uns mit Glimplichkeit anfött un uns anhürt, wenn wi em wat tau seggen hewwen; äwer uns nich ansnauzt un up uns losschellt, wenn wi't nich verdeint hewwen, un uns' Kinner, wenn sei tau Haw' gahn, mit en Stock traktieren deiht, as Herr Triddelfitz dat vördem an de Mod' hadd.« – »Das soll nicht geschehn!« rep Frida. – »Ne, gnedige Fru, nu hett hei sick dat ok afwennt! 't is nu woll bald en halw Johr, dunn hewwen wi uns dat mit em mal unner vir Ogen orndlich irnstlich bespraken, un sörre de Tid is hei ganz mit saubere Manieren un tau Insichten kamen. – Un wenn uns' gnedigste Herr ok mal tau Insichten kem, dat hei sinen eigen Vurtel wohrnemen ded, denn schafft hei sick en düchtigen Entspekter an, indem dat hei doch sülwst nicks von de Wirtschaft versteiht, un denn ward em ok nich en ganzen Slag Weiten von den Wind utslagen, as uns dat vergangen Johr passieren ded, un de Lüd', de red'ten nich äwer em. Un, gnedige Fru, de Lüd' reden vel, un sei seggen jo, de Herr [659] möt dat Gaud verköpen un will't an den Herrn Pomuchelskopp verköpen; äwer den nemen wi nich as Herrn an.« – »Ne«, rep dat nu dörchenanner, »den nemen wi nich.« – »En Kirl, den sine eigenen Daglöhners äwer de Feldscheid bröcht hewwen.« – »Den bruken wi nich tau nemen.«

Slag up Slag was bi de Daglöhners ehre Würd' up Frida ehr Hart follen. De wenige Leiw un Achtung, de sick för ehren Mann utsprok, de Kenntnis von ehre bedrängte Lag', de all heraf bet taum gemeinen Mann kamen was, allens drop ehr in't Hart, un mit knappe Not kunn sei sick faten, as sei säd: »Ruhig, Leute! Über alles das, was ihr mir gesagt habt, muß der Herr bestimmen, wenn er zu Hause kommt. Geht nun ruhig nach Hause und kommt in solcher Gemeinschaft nicht wieder vor das Haus gerückt; ich will dem Herrn eure Bitten mitteilen, und ich glaube euch versprechen zu können, daß zu Johannis eine Änderung in der Wirtschaft eintreten wird – so oder so« – set'te sei mit en sworen Süfzer hentau un höll en Ogenblick mit de Red' an, as müßte sei wat bedenken un wat verslucken. »Ja, bis Johannis wartet, dann soll's anders werden.« – »Dat is denn ok ganz egal.« – »Un dat is denn ok so wid richtig.« – »Un denn bedanken wi uns ok velmal.« – »Na, denn gun Nacht ok, gnedige Fru.« – So gungen sei af.

Frida gung in ehre Stuw, buten blitzte un dunnerte dat, un de Wind fegte Stot up Stot äwer den Hoff un smet Sand un Stroh an de Finsterruten. »Ja«, säd sei, »Johannis muß es sich entscheiden; ich habe nicht zu viel versprochen, zu Johannis muß eine Änderung eintreten. Welche?« Un vör ehre Ogen steg dat enge, dürftige Jammerbild up, wat David in sine Gemeinheit von ehre Taukunft utmalt hadd: sei sach sick verdammt, in 'ne lütte Stadt tau Meid' tau wahnen, mit Mann un Kind in Undädigkeit, ahn Utsicht up Beterwarden; sei hürte de Nahwerschaft flustern: de hadden't ok beter hewwen künnt; sei sach ehren Mann des Morgens upstahn, in de Stadt gahn, des Middags wedder kamen, des Nahmiddags up den Sofa runksen, wedder utgahn un des Abends [660] tau Bedd gahn. Hei hadd sinen Herrgott den Dag afstahlen, un ümmer wedder un ümmer wedder. Sei sach sick sülwst in hüsliche Sorgen verkümmern un verkamen, ahn Trost, ahn Frün'n; sei sach sick up ehr letztes Lager, un ehr Kindting dorbi stahn. Ehr Kind! von nu an en verlatenes Kind! en armes Eddelfrölen! 't is en sworen Fluch, de up den Stand liggt, wenn de Middel nich dor sünd, den Stand uprecht tau hollen. – En arme Junker sleiht sick woll dörch, hei ward Soldat; äwer so'n armes Frölen? Un wenn uns' Herrgott von'n Himmel kamen wir un hadd sei utstat't mit all de Leiwlichkeit von sine Engels, un ehre Öllern hadden an ehr dahn, wat Minschen an ehr Leiwstes dauhn känen, de Welt geiht an ehr vörbi, un de Junker seggt: »Sie ist arm«, un de Börger seggt: »Sie macht Ansprüche.« So sach Frida ehr Kind, wat in stillen Kinnerfreden bi Gewitter un Storm buten, bi Gewitter un Storm in ehre Mutter ehr Bost ruhig slep.

Korlin Kegels bröchte Licht; de junge Fru grep nah den Breiw, de up den Disch lagg, as de Minsch woll so von ungefihr deiht, wenn hei den annern nich marken laten will, dat hei mal recht deip in de eigene Bost herafstegen is. Sei sach de Upschrift, sei was an ehr un von ehre Schwägerin Albertine; sei ret den Ümslag af, un en annern Breiw föll ehr in de Hand, de was an ehren Mann. – »Leg' den Brief auf den Schreibtisch des Herrn«, säd sei tau dat Mäten. Korlin gung.

De Swestern von ehren Mann hadden oft an ehr schrewen, un't wiren meist Breiw' west, de Frugenslüd' schriwen, üm sick de Langewil en beten tau verdriwen. Frida makte den Breiw up, äwer – ach! dat was kein Breiw för de Langewil. – Albertine schrew:


Liebe Schwester!

Ob ich recht tue, weiß ich nicht; Berta rät dazu, und Fidelia hat mir schon zweimal den Brief unter der Feder weggenommen, sie meint, es kann unserm lieben Bruder Axel nur böse [661] Stunden machen. Aber – ich weiß nicht, ich kann mir nicht helfen – uns zwingt die wirkliche Not. Wir haben schon ein paarmal an Axeln geschrieben; er hat uns ohne Antwort gelassen, er mag wohl in diesen schlimmen Zeiten vielfach verreist und außerdem sehr beschäftigt sein – denn nun kommt ja noch die leidige Politik hinzu, von der wir hier in Schwerin auch allerlei widerwärtige Proben haben –, und deshalb glaube ich recht zu tun, wenn ich mich an Dich wende; Du wirst uns Antwort geben. – Du weißt, daß Axel das Kapital, was unser seliger Vater für uns ausgesetzt hat, an sich genommen hat, um es in Pümpelhagen eintragen zu lassen; er versprach uns fünf Prozent Zinsen statt der vier und ein halb, die wir bisher erhielten – das wäre nicht nötig gewesen, denn wir wären auch so ausgekommen –, aber er versprach uns, die Zinsen pünktlich alle Vierteljahr zu schicken, und hat sie uns in drei Vierteljahren nicht geschickt. Liebe Frida, wir hätten gewiß nichts davon gesagt, wenn wir nicht in größter Verlegenheit wären. Dazu kommt noch, daß unser Schwager Breitenburg bei uns gewesen ist, der von Axels Anleihe bei uns nichts wußte, und als er sie erfuhr, roh wie er ist, auf das fürchterlichste auf Axel schimpfte und uns für drei Gänse erklärte. Er verlangte unsern Hypothekenschein zu sehn, den wir ihm nicht zeigen konnten, weil Axel es bisher immer versäumt hat, ihn uns zu schicken, und sagte uns dann geradezu vor den Kopf: wir wären um unser Geld, denn es wäre landkundig, daß Axel durch seine schlechte Wirtschaft so verschuldet sei, daß ihm Pümpelhagen über den Kopf weg verkauft würde. – Wir wissen nun freilich, was wir von unsers Schwagers Redensarten zu halten haben, denn er ist unserm lieben Axel stets feindlich gewesen, und – wie wäre es möglich? Pümpelhagen verkauft? Hunderte von Jahren in unserer Familie! Das litte ja der Großherzog nicht! – und wir sagten ihm das auch – Fidelia in ihrer großen Lebhaftigkeit –, da nahm er Hut und Stock und sagte in seiner groben Manier: »Euer Bruder Axel ist von jeher ein Lump gewesen, nun ist er gegen euch auch [662] noch zum Hundsfott geworden«, worauf Fidelia vorsprang und ihm die Tür zeigte. – Es war eine abscheuliche Szene, und niemals würde ich Dir von derselben geschrieben haben, wenn mich nicht eine heimliche Angst dazu getrieben hätte, daß Axel und Breitenburg einmal zusammentreffen könnten und daß sie sich dann ebenso wie die beiden Schwäger Dannenberg und Malzahn aus hohem verletzten Ehrgefühl gegenseitig übers Schnupftuch totschießen könnten. – Nimm Axel also ja in acht, daß er eine derartige Begegnung vermeidet, und wenn es irgend möglich ist, so sorge dafür, daß er uns die Zinsen schickt. – Zur Ernte denken wir Euch zu besuchen; wir freuen uns kindisch darauf, Euch und die Plätze wiederzusehen, wo wir als Kinder gespielt und als Jungfrauen geträumt und, ach! unsern herrlichen Vater scheiden gesehen haben. – Ja, Frida, auch darauf freue ich mich, und mit mir Berta und Fidelia, denn wir leben eigentlich nur in der Erinnerung, die Gegenwart ist öde und trostlos. Nur ab und an kommt einer oder der andere alte Freund unsers seligen lieben Vaters und erzählt uns, was in der Welt passiert, und es ist für Berta und mich ordentlich rührend anzusehn, wie unsere kleine Fidelia in ihrer natürlichen Lebhaftigkeit die Handarbeit bei Seite wirft und sich für alles interessiert. – Sie interessiert sich nämlich sehr für den Hof. – Nun lebe wohl, liebe Frida, verzeihe mein Plaudern und gib Axel den inliegenden Brief; ich habe darin ernstlich und vertrauensvoll gebeten, ihn aber, soviel als möglich, mit Unannehmlichkeiten verschont. – Im August sehn wir uns.

Deine Albertine von Rambow.


Schwerin, den 11. Juni 1848.


Frida las den Breiw; äwer sei las em nich tau En'n; as sei an de Städ' kamm: »Euer Bruder Axel ist von jeher ein Lump gewesen, nun ist er gegen euch noch zum Hundsfott geworden«, smet sei den Breiw tau Irden un wrüng de Hän'n, sprung up un fohrte hirhen un dorhen un rep: »Das ist er! [663] Das ist er!« – Ehr Kindting lagg vör ehr un slep, sei smet sick in den Stauhl un namm wedder den Breiw up un las de schrecklichen Würd' wedder, un dat schreckliche Bild, wat sei sick kort vörher von de Taukunft von ehr Kind makt hadd, was as en Schatten vergahn, un vör ehr stunn en anneres, wat mit grelle Farben ehr prall in de Ogen lücht'te, un dorup stunnen de drei Swestern, un dorunner stunn schrewen: »Betrogen! vom Bruder betrogen!«, un dor achter stunn ehr Mann; äwer undüdlich, sei kunn nich recht seihn, wat Wohrheit was un wat Falschheit, un dorunner stunn: »Hundsfott!« – Schrecklich! schrecklich! – Nu hadd sei allens verluren! – Duwwelt verluren! – Denn sei hadd't nich ut sick sülwst, sei hadd't ut den Minschen verluren, den sei mal leiwer hatt hadd as ehre eigene Seel. – Dat was furchtbor! – Helpen! helpen! – Dat gläugnige Brandmal von dese Stirn afwen'n, de sei so oft in true Leiwlichkeit küßt hadd! – Äwer womit? – Wer helpt? – Ach, ehr schoten Namen dörch den Kopp, vele Namen, äwer de Namen wiren wid in de Fiern an glatte Felsenwän'n anslagen, wo ehr Faut nich an haften kunn. – Sei wrüng de Hän'n in ehre Angst, un de Utsicht würd ümmer enger, sei sach Pomuchelskoppen sinen Namen un Slus'uhren sinen un Daviden sinen, un sei sprung tau Höchten un makte 'ne Handgebird, as wull sei wedder grise Gespenster verjagen, un de Utsicht würd enger un ümmer enger, un mit einen Mal lücht'te ehr ut Angst un Qualen en olles fründliches Frugensgesicht entgegen; dat was Fru Nüßlern ehr Gesicht, un sei sach grad so ut als dunn, as sei ehr Kindting küssen ded.

Un de junge Fru sprung up un rep: »Es ist ein Herz! es ist ein Menschenherz!« – Buten dunnerte un blitzte dat, un de Regen stört'te in Gäten dal; de junge Fru rapte en Dauk up, un herute stört'te sei in den Regen. – »Gnedigste Fru! Üm Gottes willen!« rep Korlin Kegels, »in den Regen? in de Nacht?« – »Laß mich!« – »Ne, dat dauh 'ck nich!« säd de Dirn un gung achter her. – »Ein Menschenherz, ein Menschenherz«, murmelte de arme junge Fru ümmer vör sick hen, [664] de Regen slog ehr in't Gesicht – man ümmer tau! man ümmer tau! –, den Dauk hadd sei in de Hand, sei dacht nich doran, ehr Faut glitschte in den deipen Leimweg taurügg, sei wüßt't nich, in ehr rep't: man ümmer furt! man ümmer furt! – »Wenn't denn sin sall, gnedig Fru, denn kamen S'«, rep Korlin un ret ehr den Dauk ut de Hand un deckte em ehr äwer den Kopp un Hals un fot sei mit ehren fasten Arm üm dat Liw un frog: »Wohen?« – »Frau Nüßler«, säd de junge Fru un murmelte wedder: »Ein Menschenherz.« – Un en Minschenhart slog dicht an ehr, un sei dachte nich doran; nicks scheid't de Harten mihr von enanner as de Würd': »Befehlen un gehorken.« – Sei was ümmer gaud gegen ehre Lüd' west, un jede Gaudheit von ehre Deinerschaft was sei mit Leiw' entgegen kamen; äwer in desen Ogenblick dachte sei nich an Korlin Kegels, ehr ganzes Hart was terreten von den Gedanken, Axel müßt redd't warden vör Schand un Ihrlosigkeit, un dat ihrliche Gesicht von Fru Nüßlern strahlte ehr dörch Regen un Nacht entgegen as de negste, as de einzigste Stiern. – »Dorhen! Dorhen!« –

»Gott in den hogen Himmel!« säd Fru Nüßlern un gung an't Finster ranne. »Jochen, wat is't för en Weder!« – »Ja, Mutting, äwer wat sall einer dorbi dauhn?« – »Leiwer Gott!« säd Fru Nüßlern un set'te sick wedder in den Korfstauhl, »wenn nu einer up de Landstrat wir! – Ick ängstigt mi jo woll halw dod.« – Fru Nüßlern knütt'te wider, un Jochen rokte wider, un allens in de Stuw' was still un gemütlich, dunn gaww Bauschan unner Jochen sinen Stauhl so'n korten verlurnen Blaff von sick, de in de Hun'nsprak heit: »Wat 's dat?« – As hei kein Antwurt kreg, blew hei still liggen, äwer mit en Mal stunn hei up un gung mit sine ollen, stiewen Beinen an de Dör un fung nah sine Ort kräftig an tau bleken. – »Bauschan!« rep Fru Nüßlern. »Wat hett de oll Hund? – Willst du mal!« – »Mutting«, säd Jochen, denn hei kennte Bauschanen ebenso gaud as Bauschan em, »dor kümmt wen.« – Un de Dör würd upreten un herinne wankte 'ne bleike Frugensgestalt, un 'ne düchtige Diern höll sei äwer En'n un [665] set'te sei up Fru Nüßlern ehren Diwahn. – »Leiwer Gott!« rep Fru Nüßlern un sprung tau Höchten un fot de beiden Hän'n von de junge Fru, »wat heit dit? wat is dit? – Herre Gott, un dörch un dörch natt!« – »Ach Gott, ja!« säd Korlin. – »Mein Gott, Jochen, wat sittst du dor? Lop hen nah Mining. Mining sall kamen, un Dürt sall Kamellentee maken.« – Un Jochen was ok tau Höchten sprungen un lep nu, all wat hei kunn, ut de Dör, un Fru Nüßlern namm de junge Fru den Dauk af un drögte ehr mit den Taschendauk den Regen von dat Gesicht un ut dat schöne Hor, un Mining schot as 'ne Pistolenkugel in de Dör un wull fragen; äwer Fru Nüßlern rep: »Mining, hir 's kein Tid tau kiken un tau fragen; bring von din Tüg un din Wäsch fix nah min Slapstuw'.« – Un as Mining furt stört'te, frog sei sülben: »Korlin Kegels, wat heit dit?« – »Ach, Madamming, ick weit't ok nich; sei hett jo woll hüt abend en legen Breiw kregen.« – Un Mining was fix bi de Hand west, un Fru Nüßlern un Korlin bröchten de junge Fru in de Slapstuw, un as sei ümkledt was un Tee drunken hadd un up Fru Nüßlern ehr Bedd lagg, dunn kamm ehr de Besinnung wedder, wat sei eigentlich wull, denn't was blot 'ne liwliche Äwernamenheit west, wat sei swack makt hadd, un wenn de irste Stot un dat grugliche Gefäuhl, dat sei keinen Minschen üm sick hadd, de ehr bistahn kunn, ok ehre Besinnung ut de Richt bröcht hadd, hir bi dit fründliche Gesicht, bi dit fründliche Wesen kamm allens wedder tau Schick. – Sei set'te sick up dat Bedd un kek Fru Nüßlern so recht vull Vertrugen in de Ogen: »Sie haben mir einmal gesagt, wenn ich in Not wäre, wollten Sie mir beistehn.« – »Un dat will ick ok«, säd Fru Nüßlern ganz äwernamen un strakte ehr de Hän'n, »seggen S' mi, wat is 't?« – »Ach, viel!« rep de junge Fru, »unsere Tagelöhner sind unzufrieden, wir haben Schulden, viele Schulden, man will uns das Gut verkaufen ...« – »Gott bewohr uns!« rep Fru Nüßlern dortüschen, »dat hadd denn doch woll noch Tid!« – »Darin könnte ich mich finden«, säd de jung' Fru wider, »aber noch ein anderer Grund hat mich zu Ihnen getrieben, [666] und den kann und darf ich Ihnen nicht sagen.« – »Seggen S' mi em nich, gnedige Fru! – Äwer dit sünd kein Saken för Frugensrat, hir hürt Mannsrat dortau, un wenn Sei sick man so befinnen deden, denn führten wi tau minen Korl-Brauder nah Rahnstädt.« – »Ach, das könnte ich wohl; aber wie sollte ich wohl dem Manne unter die Augen treten, den ...« – »Dat is en Unverstand von Sei, gnedige Fru, denn kennen Sei em nich. – Jochen!« rep sei ut de ein Dör, »Krischan sall anspannen, hei sall sick äwer spauden, un du spaud di ok. – Mining«, rep sei ut de anner, »fix dine nige sünndagsche Mäntel un Haut un Decken, wi führen ut.« – Allens würd fix besorgt, un as sei up den Wagen seten, säd Fru Nüßlern tau Krischanen: »Krischan, du weitst, ick bün nich sihr för dat Jagen; äwer hüt jag! In 'ne halw' Stun'n möt wi in Rahnstädt sin. – Sei gahn uns dor süs tau Bedd«, säd sei tau de jung' Fru.

De lütt Akzesser was grad von de Fru Pastern nah Hus gahn, Hawermann un Bräsig hadden »gun Nacht« seggt un wiren tau Bähn stegen, un Bräsig hadd grad dat Finster upmakt un hadd in 't Weder rinne raken: »Korl, was is das nach das Gewitter for en Wollgeruch, die ganze Luft is voll Asmusfäre«, dunn führte en Wagen för Fru Pastern ehre Dör, so dat dat Licht ut ehre Stuw' grad up den Wagen föll. – »Gott soll mir bewahren!« rep Bräsig, »Korl, dor sitzt deine liebe Swester drin un Mining, und das in nachtschlafender Zeit!« – »Dor ward doch kein Unglück passiert sin?« säd Hawermann, namm dat Licht un was all ut de Dör rute. – »Swesting«, frog hei hastig, as hei de Trepp dal kamm, un Fru Nüßlern em entgegen tred, »wo kümmst du in de Nacht her? – Mining ...«, äwer hir snappte hei mit sine Red' af, »gnädige Frau, Sie hier zu dieser Zeit?« – »Korl, rasch!« säd Fru Nüßlern, »de gnedige Fru hett mit di allein tau reden. Mak fix, ihre de annern dor tüschen kamen!« – Hawermann slot fix Fru Pastern ehre beste Stuw' up, de junge Fru tred vöran, hei achter drin, un hürte blot noch den Anfang von Bräsigen sin Red' up den Treppenafsatz: »Daß du die Nase [667] ins Gesicht behältst! – Wo kommen Sie her? – Entschuldigen Sie mir, daß ich in Hemdsmaugen komm; Korl is en unbewandter Mensch, indem daß er mir das Licht wegnimmt und ich in'n Düstern auf den Sturz meinen Rock nich finnen kann. – Wo is er aber, un wo 's Mining?« – Fru Nüßlern brukte up dese Fragen nich tau antwurten, denn ut Fru Pastern ehre Stuw' kamm Lowise mit Licht: »Mein Gott, Tante!« – »Lowising, kumm rinne, un Sei, Bräsig, trecken S' sick en Rock an un kamen S' ok nah de Fru Pastern ehre Stuw'«, un dat geschach, un de Fru Pastern was ok dortau kamen, un up de Del was dat leddig un still, un dor hadd einer rechtsch dat Uhr an de Dör leggen künnt un hadd 'ne uprichtige, rührsame Bicht von de junge Eddelfru hüren künnt, de sei irst verlegen un mit heite Tranen, nahsten mit hellen Vertrugen un mit heimliche Hoffnung in dat Hart von den ollen Entspekter utgot, un hei hadd ok linksch dat Uhr an de Dör hollen künnt, un dor hadd hei de gruglichsten Lägen von Fru Nüßlern hüren künnt, denn uns' oll gaude Dam was dat mit en Mal dörch den Kopp schaten, dat best wir, wenn sei doch einmal all de gnedige Fru för Mining ansegen, dat sei ok so lang' för Mining güll, bet sei ehren Kram tau Schick hadd, dormit dat sei nich mit Fragen quält würd, un so vertellte sei denn, dat Mining de gruglichsten Tähnweihdag' hadd un dat ehr Korl-Brauder 'ne Zympati dorgegen wüßt, de äwer blot des Nachts tüschen twölwen un einen utführt warden künn un stillswigends, un Fru Pastern säd, dat höll sei för en unchristlich Wark, un Bräsig säd: »Das hab' ich mein Dag' nich wußt, daß Korl sich mit Zympatien un Dokterschaften abgibt.«

Un nah en beten stek Hawermann den Kopp in de Dör un säd: »Frau Pastorin, lassen Sie die Tür auf, ich habe noch einen notwendigen Gang, komme aber bald wieder«, un as de Fru Pastern wat seggen wull, was hei all weg, un hei gung in de Strat herin, wo Moses wahnte.

45. Kapitel
[668] Kapittel 45

Von de Luggerdurs, wenn sei stinken un wenn sei nich stinken. – David is noch ümmer tau jung, un staats Mining kickt Moses de Fru Pastern in't Gesicht. Fru Nüßlern ehre Lägen kamen an den Dag, un Fru Pastern höllt 'ne Predigt. – Worüm Moses mit de Slaprocksslipp wischen müßt un tauletzt ok predigen würd. – En Wagen mit twei Schimmels. – Von Bräsigen sine Rangdewuhs, un worm Franz Bräsigen sinen Breiw up den Harten bewohren ded. – Bräsig geiht nah'n Borsangeln, Franz slöppt in, un Hawermann geiht in den Achtergoren. – Von Gottes-Sünn un Gottes-Glück, von Irden-Rosen un Irden-Freuden.


Moses was en steinolt Mann worden, äwer hei was in sinen Liw' noch ganz gesund, blot dat Gahn würd em all sihr swor, un de Slap wull em des Abends nich kamen, hei satt denn bet in de Nacht herinner, wenn sin oll Blümchen all lang' slep, in sinen Lehnstauhl, en Küssen unner sinen Kopp, un let sick olle Geschichten dörch den Kopp gahn – von de nigen wull hei nicks mihr weiten. – David lagg denn up den Sofa un vertellte sick wat mit em oder slep ok, je nahdem; äwer dat möt ick tau Daviden sine Ihr seggen, hei makte keine Utnam von sine Globensgenossen, hei plegte sinen ollen Vatter in sinen Öller, un an dese Judenmoden kann sick männig Christenminsch en Exempel nemen. – Hüt abend snackten sei tausam. – »David«, säd de Oll, »was hab ich dir gesagt? – Du sollst dir nicht lassen ein mit de Pömüffelsköpp.« – »Nu? Hab' ich mich eingelassen, hab' ich auch gut verdient.« – »Du hast dir gestreut Staub auf dein Haupt, du hast gefressen Kot.« – »Sind de Luggerdohrs Kot?« – »An de Pömüffelsköppschen hackt er dran.« – »Vatter, wenn du wolltst, wir könnten machen en groß Geschäft: der Pömüffelskopp will verkaufen Gürlitz.« – »Worum?« – »Nu, er will verkaufen.« – »Ich will's dir sagen, David: weil er sich is nich sicher mang seine Tagelöhners, daß sie ihm nich stekken an die Scheunen, daß sie ihm nich schlagen auf den Kopf. – Ich will dir noch sagen mehr: ich mach nicht das Geschäft, du machst nicht das Geschäft; das Geschäft wird gemacht, aber es macht der Notorjus, was dein Freund is, er is dir ßu klug, un du bist noch ßu jung.« – »Vatter, ich ...« [669] – »Schweig, David! Ich will dir noch sagen mehr: du willst werden raich, raich mit en Mal. Sieh, da steht en Krug mit en engen Hals, halb voll von de Luggerdohrs, du langst hinein, nimmst de Hand voll un kannst se nich bringen raus, du langst hinein un nimmst einen un bringst en raus, und langst wieder und langst wieder, bis se alle sind, und du hast se.« – »Hab' ich denn genommen de Hand zu voll?« – »Still, David, ich bin noch nich zu End: Du siehst zwei Leute, der eine wirft en Luggerdohr ins klare Wasser, un der andre wirft 'ne Handvoll in en Abtritt; du gehst in das kalte Wasser und in das nasse Wasser und holst den Luggerdohr aus dem Wasser, und er ist blank und er ist rein; du gehst in den Abtritt und holst de Handvoll raus, und de Leute wenden sich von dir ab, denn es ist ein Gestank in ihre Nasen. – Der Pömüffelskopp hat dir geworfen de Luggerdohrs in den Abtritt.« – »Nu, se riechen nich.« – »Wenn se de Menschen nich riechen, so stinken se zum Himmel; aber de Menschen riechen se auch, das heißt, was sind ehrliche Menschen; aber de Pömüffelsköpp und de Notorjussen, de riechen se nich, denn for sie ist der Gestank Myrrhen un Weihrauch.« – David wull wat seggen, dunn würd an de Husdör kloppt. – »Was üs?« frog David. – De Oll was still; dunn würd nochmal düller kloppt. – »David, geh hin, mach auf die Tür.« – »Nu? zu dieser Szait?« – »David, mach auf! Als ich war jung un bin gegangen mit en Packen auf dem Land, hab' ich gekloppt oft an de Tür, und sie haben mir gemacht auf de Tür, nu bin ich geworden alt und steh auch vor 'ne Tür und werde kloppen an, und der Gott Abrahams wird sagen: laßt en rein, es is en Mensch! Dies is auch en Mensch. – Mach die Tür auf, David!« – David gung, un Hawermann kamm in de Dör. –

»Gotts Wunder!« rep de Oll, »der Entspekter!« – »Ja, Moses, Sei möten't nich äwelnemen; äwer ick kann nich anners, ick möt Sei in 'ne Sak unner vir Ogen spreken.« – »David, geh raus!« – David makte en sur Gesicht, gung äwer. – »'s hilft uns nichts«, säd Moses, »er steht doch an de Tür un [670] horcht.« – »Dat is egal, Moses, hir kann ick Sei doch nich seggen, wat ick will. – Künnen Sei woll mit mi nah minen Hus' kamen?« – »Hawermann, ich bin ein alter Mann.« – »Ach Gott, ja! dat weit ick; äwer de Luft is buten warm, de Mahn is all upgahn; ick will Sei in den Arm nemen; ja, Moses, ick will Sei dragen, wenn Sei 't verlangen.« – »Nu, was is denn?« – »Moses, ick kann Sei 't hir nich seggen, Sei möten mit Ehr eigen Uhren hüren, mit Ehr eigen Ogen seihn. – Sei känen en gaudes Wark stiften.« – »Hawermann, Sie sind en ehrlicher Mann, Sie sind en Freund gewesen zu mir von Jugend an, Sie werden machen, was gerecht is. – Rufen Sie Daviden.« – Hawermann makte de Dör up – richtig! – dor stunn hei: »Herr Entspekter, Sie werden nicht nehmen meinen Vatter heute nacht, er ist en alter Mann.« – »David«, rep de Oll, »bring' mer de Pelzstiefeln!« – »Vatter, du gehst nich! Ich ruf de Memme.« – »Ruf du de Memme, ich geh!« – »Was willst du?« – »Ich will machen en Geschäft, en großes Geschäft.« – »Denn will ich gehen mit.« – »David, du bist noch ßu jung, du holst de Pelzstiefeln.« – Dat gung nich anners, David müßte sei bringen un em antrecken, Hawermann fot den Ollen stramm in den Arm, de Oll fot sick in de linke Rocktasch wegen den fehlenden Hosendräger un stümperte langsam un Faut vör Faut an Hawermannen sinen Arm up Fru Pastern ehren Hus' tau.

As Hawermann mit den ollen Moses äwer Fru Pastern ehren Dörensüll torrte, gung dat nich so still af, un Moses stödd an de Dör un snuwwelte äwer den Süll, dat hei binah follen wir. Dit müßte Fru Pastern jo natürlich ebenso gaud hüren as de ganze Gesellschaft bi ehr: »Ach Gott, da kommt Hawermann mit dem armen Mining wieder zurück«, säd sei, lep an de Dör un stek den Kopp herute; äwer as sei meinte, sei kreg Mining ehr Gesicht tau seihn, wenn ok mit 'ne dicke Back, stunn Moses vör ehr in en Slaprock, mit Pelzstäweln, mit sin olles Gesicht vull Falten un kek ehr mit sine groten swarten Ogen an: »Gun Abend, Frau Pastern!« – De lütte Fru Pastern prallte taurügg, binah midden in de Stuw' her [671] inner: »Gott bewahr' uns!« rep sei, »Hawermann betreibt ja wohl diese Nacht allerlei Zauberei und unchristlich Wesen, nun bringt er uns ja um Mitternacht seinen alten Juden ins Haus; was soll der bei Mining ihrem Zahnweh?« – Fru Nüßlern würd tau Maud', as stünn sei in ehr Käk tau Rexow un makte Fisch taurecht un hadd grad' en rechten groten Hekt bi de Slafitten un dat Beist snappte ehr äwer den Dumen un drückte nu ganz sachten, ümmer sachten sin Tähnen deiper in ehr Fleisch, un sei müßte still hollen, süs hadd sei sick den ganzen Dumen upslitzt. – Wat hadd Fru Nüßlern ok tau leigen? un noch dortau mit so'n Lägen, de jeden Ogenblick rute kamen müßten. – »Frau Pastorin«, säd Bräsig, »mit Mosessen, das is woll 'ne bloße Erscheinung for Sie gewesen; er selbst kann's nich sein, denn ich bin vorgestern bei ihm gewesen, und da hat er mir mit seine eigene Ausdrücke gesagt, er könnte nich mehr auf die Straße kommen.« – »Ach«, föll Lowise hir in, »Vater hat gewiß etwas Wichtiges mit dem alten Manne abzumachen, und Tante weiß darum und hat uns das Märchen von Mining nur so erzählt. Wie sollte Vater dazu kommen, zu dieser Zeit solche Alfanzereien zu betreiben!« – De Hekt drückte sin Tähnen deiper in Fru Nüßlern ehr Fleisch, äwer sei bet ehre eigenen Tähnen noch tausamen un höll't ut. »Ih, süh!« rep sei, »Lowising, du büst jo gefährlich klauk! – Klauke Kinner sünd en Segen för de Öllern; äwer« – hir ret sei mit en Mal den Dumen ut den Hekt sine Tähnen – »ick wull doch, dat du en gaud Schepelsdeil dämlicher wirst. – Denn will ick 't man seggen: Mining is gor nich dor, dat is de gnedige Fru von Pümpelhagen, de hett wat mit Korlen un Mosessen aftaumaken.« – Nu würd de lütt Fru Pasturin sihr argerlich, deils wil sei dat nich tau weiten kregen hadd, indem dat sei doch in ehren eigenen Hus' de Negste dortau was, deils wil sei nah lange Johren taum irsten Mal gewohr würd, dat Fru Nüßlern, ehre true Nachborin, ganz abscheulich, unchristlich leigen künn: »Und das haben Sie uns ganz ausführlich und bündig vorgelogen?« frog sei. – »Ja, Fru Pasturin, dat heww ick«, säd Fru Nüßlern [672] un namm noch den Schin an, as wir sei von de Gerechten eine. – »Frau Nüßlern«, säd de Fru Pasturin, un 't was, as hadd 'ne unsichtbore Hand ehr hinnenwarts dat lütte swarte Mäntelken von ehren seligen Paster ansteken, »Lügen ist ein abscheuliches, unchristliches Laster.« – »Dat weit ick, Fru Pasturin; ick leig' ok meindag' nich för mi sülwst. Wenn ick leig', leig' ick blot tau anner Lüd' ehren Besten. Dat jammerte mi tau sihr, dat de arme Fru, de all so wid tau is, hir mit Fragen quält warden süll, un wil dat sei hir von allen för Mining anseihn würd, säd ick blot: ›Ja'‹, un lög 'ne lütt Geschicht dortau.« – Nu was 't äwer, as wenn de unsichtbore Hand de Fru Pastern ok noch de Böffkens von ehren seligen Paster ümbinnen ded, un sei fung an: »Liebe, Sie sind in dem schlimmsten Falle, Sie belügen sich in diesem Augenblicke selbst, Sie halten für gut, was schlecht ist, Sie lügen ...«. – »Mit Ihren liebwerten Wollnehmen, Frau Pastorin«, föll hir Zacharias Bräsig in un slog sick ganz up de Sid von sinen ollen Schatz, »daß ich Sie hier in Ihre Predigt fall; ich bün ganz die Meinung von der Madame Nüßlern. – Sehn Sie, vergangen Woch ruft mich die Frau Syndikussen an un fragt mich sehr liebreich: ›Herr Entspekter, is das wahr, daß die Frau Pastern mal 'ne Rangdewuh in en Graben‹ ...« – »Bräsig«, fohrte de lütte Fru Pastern tau Höcht, un Mäntelken un Böffkens wiren weg. – »Ohne Sorge!« säd Unkel Bräsig un smet en Blick up Lowise, »ich kenne die Beurteilung der Verhältnisse. –›Nein‹, sage ich, ›Frau Syndikussen, das sünd ausgestunkene Lügen.‹ Und somit log ich for Sie, Frau Pastorin, und wenn ich dafor mal in die Hölle braten muß, dann bitt ich Sie, daß Sie mich von den Himmel aus mal mit 'ner kleinen Verlöschung unter die Augen gehn.« – De Fru Pastern wull wat seggen, dunn kek Hawermann in de Dör: »Oh, Bräsig, kumm mal en beten rut.« – »Hawermann ...« fung de lütte Fru an. – »Frau Pastorin, ich komme gleich wieder.« – Bräsig gung rut.

Up de anner Sid von de Del was dat eben so lewig taugahn, äwer up 'ne anner Ort. As Hawermann mit Mosessen in de [673] Dör von Fru Pastern ehre Putzstuw kamm, stunn de junge Fru mit en Stich in den Harten von den Sofa up; Moses verstutzte sick. – »Die gnädige Frau von Rambow«, säd Hawermann un wend'te sick an de junge Fru: »Dies ist mein alter Freund Moses; aber er ist sehr angegriffen von dem Gange. Sie entschuldigen, gnädige Frau«, un dormit bröchte hei em an den Sofa ran un läd' em verlangs dorup un söchte Rüggenküssen un Nackenpummel un läd' em de unner den Kopp. – As de Oll sick en beten verhalt hadd, frog Hawermann: »Moses, kennen Sei de gnedige Fru?« – »Hab' ich se doch gesehn zu fahren vor meinem Haus; hab' ich se doch gesehn zu spazieren zu Pümpelhagen an der Landstraß; hab' ich se gegrüßt, hat se den alten Juden freundlich wieder gegrüßt.« – »Moses, Sei weiten, de Herr von Rambow hett Schulden, vele Schulden.« – »Weuß ich.« – »Sei hewwen em ok verklagt.« – »Weuß ich.« – »Moses, Sei möten Ehr Klag' taurügg nemen; Ehr Geld steiht säker indragen.« – »Was haißt sicher? – Hab' ich doch gesprochen mit Ihnen schon darüber im Frühjahr. – In den jetzigen Szaiten is mer nich sicher das Gut, sicher is mer der Mann, und der Herr von Rambow is nich der Mann, der mer is sicher, er ist en schlechter Wirt, er ist en Pferdenarr, er ist en Sp ...« – »Holt! Bedenken S' dat sin Fru hir bi uns sitt.« – »Nu, ich bedenk.« – Frida stunn Höllenqualen ut. – 't was 'ne Tidlang still; Hawermann fung wedder an: »Wenn 'ne Utkunft drapen würd, dat dat Gaud verpacht't würd ...« – »Wer pachtet zu die Szaiten?« smet Moses dormang. – »Oder dor würd mit den Herrn von Rambow en Afkamen drapen, dat hei en orndlichen Entspekter wirtschaften let un gor nich in de Wirtschaft red'te ...« – »Hawermann«, föll Moses in, »Se sind en alter Mann, un Se sind en kluger Mann, Se kennen de Welt und kennen den Herrn von Rambow, haben Se schon mal gesehn einen Herrn, der gesagt hat: ich will nicht mehr Herr sein, ich will lassen einen andern Herr sein?« – Hawerman würd drapen von dese Frag', hei smet en fragwisen Blick up de junge Fru, un Frida slog de Ogen dal un säd: »Ich fürchte, [674] der Herr Moses hat recht, ich fürchte, mein Mann versteht sich nicht dazu.« – Moses kek mit Wollgefallen nah ehr räwer un brummelte vör sick hen: »'s ist 'ne kluge Frau, 's ist 'ne ehrliche Frau.« – Hawermann was in Verlegenheit, hei satt in deipen Bedenken, tauletzt säd hei: »Na, Moses, wenn nu de Fru von Rambow oder ick oder de Ümstän'n den jungen Herrn dortau bringen, dat hei dorup ingeiht, un wenn dat tau de Säkerheit von de Gläubiger gerichtlich – so unner de Hand – fast set't ward, dat hei sick dat Wirtschaften entseggt un en düchtigen Inspekter för sick wirtschaften laten deiht, nemen Sei denn de Klag' taurügg?« – »Ich nehm se auf en Jahr zaruck; na, sagen Se ßwai Jahr.« – »Na, Sei laten Ehr Geld also in't Gaud stahn; äwer nu sünd dor noch anner Schulden, de möten betahlt warden, dor 's Pomuchelskopp mit 8000 Daler.« – »Weuß ich«, säd Moses vör sick hen. – »Denn sünd dor Schulden an Koplüd', an Handwarkslüd', de in Johr un Dag nich betahlt sünd; ok Lüd'-lohn möt betahlt un 't Inventorium in'n Stand set't warden, dat kann ok gegen 6000 Daler utmaken.« – »Weuß ich«, säd Moses. – »Äwer denn is noch en Posten von 15000 Daler in Swerin, de vör allen Dingen betahlt warden möt.« – »Gott, du gerechter!« fohrte Moses tau Höcht, »weuß ich kein Wort.« – »Ja, un denn«, säd Hawermann, ahn sick an wat tau kihren, »möten wi noch en 2000-3000 Daler achter de Hand hewwen, dat wi de Wirtschaft kräftig un vernünftig up't frisch anfaten känen.« – »Lassen Se mich! De Geschichten sind faul, sind sehr faul«, rep Moses un makte 'ne Bewegung, as wull hei von den Sofa upstahn. – »Holt, Moses! Ick bün noch nich tau En'n.« – »Lassen Se mich! Lassen Se mich! Ich bin en alter Mann, ich werd' mich nicht lassen ein in solche Geschichten«, dormit richt't hei sick äwer En'n un makte Anstalt, weg tau gahn. – »Hüren Sei mi doch irst an, Moses! Sei sälen dat Geld – 't sünd jo woll gegen 31000 Daler – nich gewen; 't sünd anner Lüd', 't sünd säkere Lüd', de willen 't gewen; Sei sälen't blot tau den Jehannistermin anschaffen.« – »Gott Abrahams! Ich soll schaffen an in die [675] Szaiten in verzehn Tagen einunddreißigtausend Taler! Einunddreißigtausend Taler! und das for Narren, de sich lassen ein mit so'n Geschäft!« – »Na, Moses, dat laten S' nu man! Schriwen S' sick mal de Namen un de Posten an, de ick Sei seggen ward. – Sei kennen doch de Fru Pastern? Schriwen S' mal för de Fru Pastern 5000 Daler an.« – »Nu, ich kenn se, 's is 'ne gute Frau, se hilft de Armen; woßu soll ich aber schreiben?« – »Na, schriwen S' doch mal.« – Moses halte 'ne Breiwtasch ut den Slaprock, makte den Blistift natt un schrew: »Nu, 's schteht: 5000 Taler.« – »Sei kennen doch Bräsigen?« – »Nu, was wollt ich nicht kennen Bräsigen? – Wer kennt nich Bräsigen? – Is en guter Mann, is en unterhaltsamer Mann, hat er mich immer besucht, as ich war krank, hat er mich machen wollen zum Demekraten, hat er verlangt, ich soll Reden halten in der Reform; aber 's ist en guter Mann.« – »Schriwen S' em mal an mit 6000 Daler. – Minen Swager Nüßler kennen Sei doch ok?« – »Hab' ich doch immer gekauft von ihm de Wull. – Er ist en stiller Mann und guter Mann, er raucht Toback; aber er ist nicht der Mann, der Mann ist de Frau.« – »Na, denn schriwen S' för min Swester mal 13000 Daler.« – »Schreib ich nicht. – Sie is 'ne Frau, sie is 'ne vorsichtige Frau; hat se doch gehandelt beim Schtain um ßwai Groschen.« – »Schriwen S'! Min Swester ward Sei dat hüt nacht noch sülwst seggen. – So! un nu schriwen S' för mi ok noch 7000, nu sünd 't tausamen 31000 Daler.« – »Gott, du gerechter!« rep Moses, »er will geben sein Geld, was er hat verdient sauer, was er hat gespart for seine alten Tage, for sein einzigst Kind! – Und for wen denn? – For en jungen Menschen, der is gegangen mit Schießen auf seinen Leib, der ihm hat geschnitten de Ehr ab, der ihn behandelt hat as en Hund!« – »Dat gelt Sei nicks an, Moses, dat is min Sak. Wi ...« – So lang' hadd de junge Fru in furchtbore Qualen dor seten un hadd dat bitterste Gefäuhl in ehre Seel dal drückt, nu kunn sei sick nich länger hollen, sei sprung up un up Hawermannen tau, läd de beiden Hän'n up sine Schullern un rep: »Nein, nein! Das soll [676] nicht sein! Nicht diese braven Leute, nicht Sie sollen in unser Unglück hineingezogen werden. Ist es unsere Schuld, wollen wir's auch tragen. Ich will's tragen, oh, und Axel wird's auch lieber tragen – Unglück und Schande! – aber – aber – «, hir brök't unwillkürlich herut: »Die armen Schwestern!« – Hawermann fot sei sachten üm un bröcht sei in ehren Stauhl taurügg un flusterte ehr lising tau: »Fassen Sie sich! Sie haben die Angelegenheit in meine Hände gelegt; ich führ sie zum Ende, zum glücklichen Ende.« – Ut Frida ehre Ogen brök en Strom von Tranen. – »Gott, du gerechter!« säd Moses vör sick hen un läd den Blistift in dat Taschenbauk, »nu fängt se auch an mit de Großmut. – Ist das en Geschäft? Das ist kein Geschäft. Und allens ist doch ehrlich! 's ist bloß zu bringen en alten Mann auch in Tränen«, un hei wischte sick mit de Slaprocksslipp de Tranen ut de Ogen. »Nu, wollen sehn, wo schteht der Jud'.«

Hawermann was ut de Dör gahn un hadd Bräsigen von jensid rute raupen, hadd em up de Del all vörlöpig Bescheid seggt von dat, wat in de Luft wir, un kamm nu mit em rin. – Bräsig tred vör un hadd 'ne ganz verrückte Mien annamen, dat sick Hawermann in'n Stillen äwer em argern müßt, halw sach hei ut, as wenn hei up den Johrmark wat verköpen, halw, as wenn hei tau Wihnachten wat bescheren wull. – Mit den äwernäsigsten Beinsatz gung hei up Mosessen los un säd: »Moses, was Korl Hawermann for mir unterzeichnet hat, unterschreib ich, Zacharias Bräsig; is mich ganz engal, bar Geld oder Obligatschonen; aber erst zu Antoni.« – »Schön«, säd Moses, »Se sind en sicherer Mann, Herr Entspekter, ich werd's schaffen an.« – Bräsig gung nu an de gnedige Fru ranne, de den Arm up den Disch stüt't un de Hand äwer de Ogen leggt hadd, as ded ehr dat Licht weih, makte en deipen Diener, frog nah't Befinnen, un as sei dit lichthen beantwurt't hadd, frog hei: »Und woans befindet sich denn der junge Herr von Rambow?« – Frida tuckte tausam, un Hawermann, de eigentlich in den Sinn hatt hadd, de enzelnen nah un nah tau raupen, sach, dat dat an de Tid was, dat hir [677] en Impaß inföll, dormit dat Bräsig nich in aller Unschuld de junge Fru mit Fragen un Reden ut Rand un Band bröchte. »Zacharies«, säd hei, »dauh mi den Gefallen un raup de Fru Pastern un min Swester räwer, Lowise kann ok mitkamen.« – »Ja woll, Korl«, un nah en beten kamm hei mit de Frugenslüd' heräwer. – Fru Pastern fohrte nu glik up de junge Fru los un drückte sei so vel an dat Hart un kunn sick nich hollen un fung bitterlich an tau weinen, un dorneben stunn Lowise mit dat deipste, äwer ok stillste Mitgefäuhl in de Bost. – »Gott Abrahams«, säd Moses vör sick hen, »was is dies for 'ne Nacht! Se wollen machen en Geschäft, un se weinen an enander un drücken sich de Händ' un fassen sich um den Hals un sind großmütig zueinander un liebraich, un mich alten Mann lassen se sitzen bis an den Morgen. – Mamsell Hawermann«, säd hei lud', »wenn Se fertig sind mit de schönen Gefühlen, bringen Se mir en Schnäpschen Wein; ich bin en alter Mann.« – Lowise lep un bröchte 'ne Buddel Win un en Glas, un Bräsig säd: »Lowising, bring' mich auch en Glas!« un hadd jo woll den paßlichen Infall, noch in de Nacht mit Mosessen 'ne lütte fröhliche Kneiperi tau veranstalten, denn hei set'te sick an em ranner un fung an, mit em antaustöten: »Auf Ihrem Wohle, Moses!« – Äwer't würd nich recht wat, Moses schinte nich recht Lust tau hewwen, un Hawermann bröchte sine Swester ranner, Moses makte den Blistift natt un schrew. Nah de Fru Nüßlern kamm de Fru Pasturin, Moses schrew wedder, un ahn dat de junge Fru, de mit Lowise in 'ne Eck tausam satt, jichtens dor wat von gewohr würd, was allens in Richtigkeit, un Moses stunn up un säd: »Wissen Se was Neues? Ich will Se was sagen: de einunddreißigtausend Taler sind gedeckt, und alle Leute sind gut; aber's ist kein Geschäft, de Großmut ist mit Se weggelaufen – Nu, wie haißt? Ich bin en Jud', mit mir ist se auch weggelaufen; ich schaff an das Geld. – Aber ich bin en alter Mann, ich bin en vorsichtiger Mann. – Wenn der Herr von Rambow sich nicht will stellen unter den Entspekter und macht's nicht gerichtlich, denn is de Sache faul, und ich [678] schaff's nicht an; denn dann is de Sache for de Katz. – Wenn se mich begraben auf den Kirchhof, da bei de Tannen, wo ich hab' machen lassen 'ne Bewehrung for mein Geld, denn sollen de Leute nicht sagen: nu, er hat machen lassen 'ne Bewehrung; was ist 'ne Bewehrung von eichen Holz? Hat er doch gebracht kurz vor seinem Tod lauter ehrliche Leute ins Unglück, bloß um zu machen en Geschäft. – Da is de Madame Nüßlern, da is de Madame Pastern, da is der Hawermann, und da is auch der Herr Bräsig. – Ich bin gewesen en Geschäftsmann von Jugend an, zuerst mit dem Packen und dann mit de Perdukten und mit de Wull und zuletzt mit das Geld, und als en Geschäftsmann will ich sterben, aber als en vorsichtiger. – Kommen Se, Hawermann, fassen Se mich an, bringen Se mich wieder nach Hause. – Gute Nacht, Madame Nüßlern, grüßen Se den Herrn Jochen, soll mich mal besuchen. – Gute Nacht, Herr Entspekter Bräsig, besuchen Se mich auch, aber predigen Se nicht mehr von de Reform, ich bin en alter Mann. – Gute Nacht auch, Mamsell Hawermann, wenn Se gehn vor meinem Haus' vorbei, grüßen Se mer wieder so freundlich wie das letzte Mal. – Gute Nacht, Frau Pastoren, wenn Se heute gehn zu Bedd, können Se doch sagen: hab' ich gehabt heut' doch lauter ehrliche Leut unter meinem Dach; auch der alter Jud' war en ehrlicher Mann.« – Nu gung hei up Frida tau: »Gute Nacht auch, gnedige Frau, Se haben heute geweint, weil Se nicht sind gewohnt; aber lassen Se sein, es wird allens werden gut; Se haben en neuen Freund, 's ist en alter Jud'; aber der alter Jud' hat fließen lassen die Tränen über Sie, und das vergißt er nicht, denn sie sind ihm geworden knapp die Tränen.« – Hei dreihte sick üm un säd noch mal: »Gute Nacht!«, ahn sick ümtauwen'n, un Hawermann bröchte em ut de Husdör, Lowise lücht'te. Binnen was allens still; jeder hadd sine Gedanken. De irste, de sick verhalen ded, was Fru Nüßlern, sei rep Krischanen, de up de Del slep, hei süll anspannen. – Krischan was an den hütigen Dag oder Nacht dat ungefihre Gegendeil von dat, wat hei süs was, denn as Hawermann [679] von Mosessen taurügg kamm, stegen de gnedige Fru un Fru Nüßlern all in den Wagen, un hei hadd grad' noch Tid, de junge Fru en por fründliche, hoffnungsvulle Würd' tau seggen, dunn säd Fru Nüßlern: »Gun Nacht, Korl! Sei möt tau ehr Kindting. Krischan, nah Pümpelhagen!« un dormit führten sei af.

Hawermann stunn noch so verluren up de Strat un kek achter den Wagen her un wull all in't Hus gahn, dunn kamm en annern Wagen in langsamen Schritt de Strat hendal, un vör den Wagen blänkerten in den Mahnschin en por Schimmels. De oll Mann was taurügg treden un stunn nu in de Dör, sin Döchting hadd en Licht för em up de Del stellt, un hei stunn nu dor as en düdlichen Schattenriß gegen de Helligkeit. Hei wull doch seihn, wer so späd oder so früh dörch ehre stille Strat führte; de Wagen kamm neger, hei höll vör den Hus' still. – »Faß die Leine!« rep 'ne Stimm, de em sonderbor bekannt vörkamm, un en Mann up de vördelste Bänk smet de Lin nah achter den Kutscher tau un was mit einen Satz ut den Wagen rute. »Hawermann! Hawermann! Kennen Sie mich noch?« – »Franz! Herr von Rambow!« – »Was ist hier los, daß Sie so spät auf sind?« un hei schow em taurügg, »doch kein Unglück?« – »Nein – Gott sei Dank – nicht; ich werd's Ihnen gleich sagen.« – Un de junge Mann fot den Ollen üm un drückte em an dat Hart un küßte em, un ümmer wedder, un't was kein Unglück, 't was idel Glück, un doch hadd't en Unglück warden künnt, denn in de Stuw' satt en Mäten, de Farw was ut ehr frisches Gesicht verbleken, un de groten Ogen würden ümmer gröter un starrten up de Stuwendör, un de Hän'n drückten up ehren Harten, un wenn sei upstahn wull, denn was't, as wenn de Ird bewen ded un bawen rullte de Dunner un de Stimm von buten slog Blitz up Blitz in ehren Harten. Sei wüßt't nich, sei kunn't sick ok nich düdlich maken in desen korten Ogenblick; äwer de Goren, den sei sid Johren anplant't hadd mit stille, bescheidene Blaumen, mit schattige Lauwen, von wo ut sei so oft up den Abendstiern seihn, woräwer sick ümmer stille Nacht deckt [680] hadd, de stunn nu dor in hellstes Licht von Blitzen un von Wederlüchten. Un as dat vöräwer treckt un dat Hart dal drückt was, dunn gläuhte 'ne Sün'n dorup, so blennig, so heit, dat sei ehr Og' hadd afwen'n müggt; äwer sei kunn't nich, denn in ehren stillen Goren bläuhte Wunner up Wunner in den Sünnenstrahl tau Höchten: ut de bescheidenen Veilchen gläuhten rode Rosen herut, as sei ut Brutkräns' lüchten, un de Geruch von de düstern Nachtvijolen würd taum Nachtigahlensang, de lockt un röppt, dat nu en Nest bugt warden sall för Frühjohrstid un Leiwesleben. Un de Hän'n sackten ehr von den Harten, un dat Hart slog hell up un vull dörch, un as hei rin kamm in de Dör an Hawermannen sine Hand, dunn smet sei sick an sin Hart, un de Irdbodden bewte nich mihr unner ehr, un de Dunner rullte nich äwer ehr, un kein Blitz slog bi ehr in; äwer Licht was üm ehr rüm, luter Licht! – Un sei red'ten mit enanner, vel red'ten sei mit enanner: »Franz!« – »Luise!« Un keiner verstunn ehr Sprak, un sei stunnen all üm ehr rüm un kunnen s' nich verstahn, denn't was all lang' her, as sei de Sprak hürt hadden, un en Verständnis müßte doch sin, dunn erbarmte sick Unkel Bräsig äwer de jungen Lud', de äwer de Ird un äwer de Wulken för ümmer wegfleigen wullen, un bröchte sei wedder mit en lütten Ruck up de faste Ird taurügg: »Frau Pastern«, säd hei, »als ich dazumalen die drei Brauten mit en Mal hatte, da ...« – »Schämen Sie sich, Bräsig!« rep de Fru Pastern midden dörch de Rührtranen dörch. – »Frau Pastern, dasselbige haben Sie mir gesagt, as ich dazumalen durch den Dokter Ürtlingen an den jungen Herrn von Rambow nach Paris schreiben tat; aber ich habe mir damals nicht geschämt; ich werde mir heut auch nicht schämen; ich hab' mir überall in meinem ganzen Leben mein Tag' nicht geschämt. Denn sehn Sie, Frau Pastorin«, un hei stellte sick vör de Fru Pasturin hellschen utwarts hen un snow wedder mal an sine Näs', äwer wedder wat babenwarts, as wenn em wat in de Ogen kamen wir: »Sehn Sie, Frau Pastorin, ich habe in der letzten Zeit männigen Rangdewuh zu Stande gebracht: [681] erstens in dem Wassergraben ...« – »Bräsig!« rep de lütt Fru Pasturin. – »Sein Sie ganz ruhig, Frau Pastorin, ich sage nichts, und ich lüge auch for Sie, wenn's verlangt wird. Zweitens: Gottlieb und Lining in dem Kirschbaum; drittens: Rudolf un Mining, wieder in dem Kirschbaum; aber das nehmen Sie mich nicht übel, wenn en Menschen ein gewissermaßenes Gefühl von Stolz übersleicht, wenn der Mensch Rahnstädt und Paris zu 'ner Rangdewuh bringt; und das hab' ich getan.« – »Ja«, säd Franz un kamm mit einem Bein all up de Ird dal, »das haben Sie getan, und ich dank' Ihnen recht von Herzen für Ihren schönen, schönen Brief; hier ist er, ich hab' ihn stets bei mir gehabt.« – »Hm!« säd Unkel Bräsig, »also ümmer bei sich. – Sehr oblischiert for mir! Nu sagen Sie mich aber mal so ganz pöh a pöh, so ganz aufrichtig: haben Sie den Brief eingestochen wegen meinen Stil – denn Korl, das kannst du nicht streiten, in dem Stile war ich dich bei Paster Behrendsen über –, oder haben Sie ihn eingestochen, weil das Postpapier von Lowise ist?« – »Aus beiden Gründen!« rep Franz mit hellen Lachen, »aber auch wegen der frohen Nachrichten, die in Ihrem Briefe enthalten sind. – Ja«, säd hei un gung up Hawermannen tau un fot em üm, »nun hat diese Quälerei, diese Selbstquälerei ein Ende, nun ist auch der letzte Scheingrund für unsere Trennung gefallen«, un hei gung up Lowise tau un gaww ehr en Kuß, un dese eine Kuß was en sonderboren Kuß, denn in desen einen kunn einer mit twölf dividieren, un dat Fazit was ümmer noch en ganzen Kuß. – »Lieber Gott«, säd de Fru Pastern endlich, »der Morgen scheint schon in das Fenster herein.« – »Ja, Frau Pastern«, säd Bräsig, »und Sie huhlwaken hir rum und sünd 'ne alte Dam und das nich gewennt; Sie sollten zu Bett gehen.« – »Bräsig hett recht«, säd Hawermann, »un du, Wising, gah ok tau Bedd.« – »Komm, Kind«, säd de Fru Pastern un namm Lowise in den Arm, »morgen ist auch ein Tag, auch ein Freudentag«, un sei küßte sei. »Oh, nun kommen deine Freudentage, und in deinen werden meine wieder aufleben!« – Sei gungen. – »Sie, Herr [682] von Rambow«, säd Hawermann ... – »Warum denn nicht: Franz?« frog de junge Mann. – »Nun denn Franz, mein lieber Sohn, du kannst oben auf meinem Bette bei Bräsigen schlafen, ich ...« – »Ich kann nicht schlafen«, föll Franz in. – »Korl«, säd Bräsig, »mich is auch gar nich sleperich zu Sinn, meine nachtslafende Zeit un meine nächtliche Ruh is vorüber« – hei gung an't Finster, makte dat up un kek in't Weder –, »Korl, mich is das so, as wenn das vermorrnzu en Tag is, wo woll der Bors beißen kann. Raus muß ich, hier is mich das zu beängstlich, ich geh nach Angeln; in die Rexowschen Dannen, in den Lauban, da weiß ich en Flag, da steht en hartlicher Bors. – Also – gun Morrn, junger Herr von Rambow, gun Morrn, Korl, unterhalt dir gut mit deinen jungen Herrn Zukünftigen.« Dormit gung hei ok.

»Was heißt das aber, lieber Vater«, säd Franz, »daß ich euch hier so spät noch alle munter fand? – Ich bin gleich nach dem Empfang von Bräsigs Schreiben von Paris abgereist, bin Tag und Nacht gefahren, und vorgestern kam ich auf meinem Gute an. Aber da war so mancherlei zu besorgen – mein Inspektor geht ab, er verheiratet sich –, daß ich erst gestern morgen um diese Zeit hierher fahren konnte. – Ich hatte aber Relais vorausgeschickt, und als ich hier ankam – nun, ich will's nur gestehen« – un hei lachte so'n beten verlegen – »mußte ich wenigstens das Haus sehn, in welchem Luise schlief. Und da find' ich euch noch munter.« – »Ach«, süfzte Hawermann, »es war eine traurige Veranlassung. Es war wegen des Herrn von Rambow auf Pümpelhagen, die junge Frau war selbst hier. Sie hat schrecklich gelitten; aber es war ihr nicht zu ersparen; und doch ist noch alles in der Schwebe. Wollte Gott, Sie ... du wärst eine halbe Stunde früher gekommen, dann, glaube ich, wäre alles im reinen.« – Un nu vertellte hei, wat passiert was, vörher un nahher, un dat alles mit so'n uprichtiges Beduren, mit so'ne hülprike Afsicht, dat in Franzen sine Bost de helle Wunsch sick rögen ded: hir müggst du woll helpen; un dat Beste was: hei kunn helpen. Hei hadd dat Glück hatt, ihrenwirte Vörmünner tau [683] hewwen un düchtige un ihrliche Inspekters; sin Hab un Gaud was wussen unner ehre Hän'n un nahsten ok unner de sinigen, denn hei hadd't nich tau 'ne Ledder makt, üm doran heraf tau stigen in de Afgrün'n von Liederlichkeit un Verkamenheit, un vör de Durheit bewohrte em sin richtige Verstand. – Nu kunn hei äwer sin Glück den Segen spreken, denn hei hadd nich blot den Wunsch taum Gauden, hei hadd ok de Macht.

Vel würd nu hen un her red't unner de beiden, un wat de ein wull, wull de anner, un sei beid wullen helpen; un't würd afmakt: Franz süll hüt noch mit Mosessen tausamen kamen; äwer trotz aller Uprichtigkeit hadden beid noch en Geheimnis för sick: Hawermann dürfte den jungen Mann nicks seggen von Axeln sine Schuld bi de Swestern, dat hadd em de junge Fru mit bläudige Tranen un bläudigen Harten anvertrut, dat was nich sin eigen, dat was frömdes Gaud, un't was dür köfft und dür worben. – Franz hadd ok sin Heimlichkeit; äwer dat müßte 'ne gaude sin, denn sin Gesicht sach so fröhlich nahdenklich ut, un mit Behagen slog hei den einen Bein up dat Sofa, un mit Behagen treckte hei den annern nah, un hei nickte Hawermannen so fründlich tau, as de wider vertellte, un hei nickte ümmer wedder un nickte sick tauletzt in den Slap. De Jugend un de Natur wullen ehr Recht hewwen. Un de oll Hawermann stunn sachten up un kek in sin Gesicht, un dor spelten de letzten frohen Gedanken noch up rüm, as Abendsünnenstrahlen spelen up klore, ruhige, dörchsichtige Seen. Un hei gung hen un halte 'ne Deck un deckte sei em sachten äwer un gung rute in den lütten Achtergoren von de Fru Pastern un set'te sick in de Lauw, de hei vör etzliche Johren in Kummer un Trübsal sülwst anplant't hadd, un kek nah dat Finster, wo sin Döchting slep. – Je, slep sei? Wer kann slapen, wenn de helle Sünn in dat Hart schint? Wer kann slapen, wenn jeder Ton tau 'ne Melodi ward, de von Leiw' un von Glück singt? – Lis' klung de Klink an de Gorenpurt, un in en lichten Morgenantog kamm en schönes Mäten herin un wend'te ehr Gesicht [684] tau Höchten nah den Sünnenupgang un folgte de Hän'n äwer de Bost un sach in de Morgensünn herinne, as würd sei von keinen Glanz mihr blennt; äwer de Tranen lepen ehr de rosenroden Backen herunner. – Recht, Lowise! De Sünn is Gottes-Sünn, un dat Glück is Gottes-Glück, un schint dat uns mal hell un grell in dat Og', denn sünd de Tranen dorför gaud, de breken den Strahl. – Un sei bückte sick dal an de Ird un böhrte 'ne Ros' tau Höchten un sog ehren Duft in sick, plückte sei äwer nich. – Recht, Lowise! Rosen sünd Irden-Rosen, Freuden sünd Irden-Freuden, sei bläuhn beid ehre Tid, lat ehr de Tid! Willst du sei äwer geneiten vör de Tid, den hest du 'ne verwelkte Blaum an de Bost un 'ne verwelkte Freud' in de Bost. – Sei gung langsam wider in den Goren, un as sei an de Lauw kamm, wo ehr oll Vader satt, sprung sei up em tau, smet sick an sin Hart un verkröp sick mit den Kopp an sine Bost: »Vater, Vater!« – Recht, Lowise! dat is din richtiges Flag! In din Vaders Hart schint Gottes-Sünn, in din Vaders Hart bläuhn Irden-Rosen.

46. Kapitel
Kapittel 46

En trurig Kapittel, wat sick äwer tauletzt noch taum Gauden anlett.


Frida was von Fru Nüßlern nah Pümpelhagen bröcht worden, un männig Trostwurd von Fru Nüßlern was as en Daudruppen up dat versengte Feld von de junge Fru follen, un wenn ehr Hart noch nich wedder recht taum Upgräunen kamen kunn, denn hadd Fru Nüßlern ümmer seggt: »Laten S' doch! Laten S' doch! Min Korl-Brauder bringt dat tau Schick.« – Un so kamm denn de junge Fru bi Morgengragen in ehr Stuw, un in ehr was't ganz anners as den Abend vörher, as sei dorute stört't was, un mit de Hoffnung wiren de Leiw' un de Glowen wedder bi ehr inkihrt, un still un fründlich gung sei up Fik Degels tau, de as Wacht bi ehr Kind in en Lehnstauhl satt un dorbi inslapen was, un strek ehr sachten [685] äwer dat Hör un säd: »Fiken, ick dank di ok velmal; äwer du büst mäud, gah tau Bedd.« – »Gnedigste Fru«, fohrte Fik tau Höchten – woll ut en Drom von ehren Schatz –, »sei hett ruhig slapen, blot einmal heww ick ehr tau drinken gewen.« – »Schön«, säd de junge Fru, »gah tau Bedd.« Un as dat Mäten gähn was, stunn sei vör ehr lütt Dirning un kek sei an: ne! ne! dat trurige Loss von en arm Eddelfrölen paßte nich tau dat leiwliche Gesicht, un ehr Gedanken von den Abend paßten nich tau de Gedanken von desen Morrn. Ehre Seel was dese Nacht quält worden, furchtbor quält, äwer in de Nacht un unner Qualen was de Hoffnung in ehren Harten geburen worden, un dit Smerzenskind was ehr nu an den Hals follen un drängte sick an sei un küßte sei un strakte ehr Gesicht, un de blagen Ogen strahlten gen Himmel up, un ut ehr lücht'te Tauvertrugen! – ja un Sieg!

De junge Fru gung tau Bedd un vör ehre Ogen stegen all de Gestalten von dese Nacht up: Korlin Kegels un Fru Nüßlern, de Fru Pastern un Lowise, Hawermann un Bräsig, sei stunnen all klor un düdlich vör ehre Ogen, sei verstunn sei all in ehr truhartig Wirken un Wesen; äwer dormang drängte sick en Bild, dat verstunn sei nich, dat was de olle Jud'. Dor föllen so helle Lichter dorup, un so düstere Schatten föllen in de Falten von sinen Slaprock un in de Falten von sin Gesicht – so wat hadd sei seindag' nich seihn – dat allens was undüdlich vör ehre Ogen –, un as sei an den Afschid von den ollen Juden dachte, dunn würd dat Bild ümmer gröter, ümmer gröter, äwer ümmer undüdlicher, un sei folgte de Hän'n äwer de Bost un slep in.

Sei slep, un de olle Jud' was in ehren Drom; äwer sei slep en glücklichen Drom, un blot einmal fohrte sei tau Höchten, denn ehr was't, as wenn en Wagen up den Hoff führte. Sei horkte dornah; äwer Liw un Seel sehnten sick nah Rauh, de Kopp sackte in de Küssen taurügg, un de fründliche Drom spelte wedder um ehr blondes Hor un flusterte ehr Wunnerding' in de Uhren.

[686] Äwer sei hadd nich falsch hürt: en Wagen was würklich kamen, un in den Wagen satt ehr Mann. – Axel was in desen Dagen herümmer führt in den Lan'n as en Upköper, de Eier unVedderveih söcht; vör jede Dör hadd hei anhollen un hadd ankloppt as en Lumpenführer; hei hadd anfragt bi Geschäftslüd', hei hadd klagt bi olle Frün'n, de hei up't Pird'rennen kennen lihrt hadd, de em sin Geld afnamen hadden; keiner was tau Hus, un all, de hei taufällig drop, hadden ehren Geldbüdel tau Hus vergeten. So lang' wi in de Spandierhosen rümmer gahn, hewwen wi vele Frün'n; wenn de äwer uttreckt sünd un de annern hewwen en por Flicken an de Knei, denn is dat för de Frün'n tau schanierlich. Dit müßt Axel bitter, bitter erfohren. Hei was heimlich, ahn dat sine Swestern dat wüßten, in Swerin west; hei was nah den Juden gahn, de dunnmals dat Geschäft so girn un so glatt afmakt hadd; äwer wo wiren de Hypothekenschins? – Hei hadd ut sinen Gasthoff nah de Gegend räwer keken, wo Franzen sine Gäuder legen; äwer wo was Franz? – Hei hadd dat Letzte dahn, hei was tau sinen Swager Breitenburg führt, mit den hei sick ümmer slicht stahn hadd, hei hadd den käuhlen Empfang verwunnen, hei hadd em sine schreckliche Lag' schillert, hadd em äwer nicks von sine Swestern ehr Geld seggt; de hadd em forsch in de Ogen keken un em den Rüggen taukihrt: »Tu l'as voulu, George Dandin! – Und in diesen Brunnen, den dein Leichtsinn gegraben hat, verlangst du, soll ich mein Geld werfen? Mein Geld, das ich mir unter Entbehrungen und Sorgen verdient habe? Denn deine Schwester hat mir's doch nicht zugebracht.« Axel wull wat seggen von de 7000 Daler, de sin oll Vader för em dunnmals von Mosessen borgt hadd, dunn dreihte sick sin Swager üm un frog em – baff vör den Kopp – : »Wo sind die 13000 Taler, die du den Schwestern abgeschwindelt hast?« – Dat slog em nedder – sin Swager wüßt dat – hei tummelte blaß ut de Dör un steg up sinen Wagen. – »Wohen?« frog de Kutscher. – »Nah Hus.« – »Wo bliwen wi de Nacht?« – »Tau Hus.« – »Herr, dat hollen jo de Pird' nich ut.« – »Sei möten.« [687] – So führte hei nah Hus, un as hei afstegen was, stunn Jehann bi de beiden schönen Brunen: »So, de beiden Hin'npird hewwen wi all taunicht führt, nu sünd de beiden Vörmähren ok hen; nu bün'ck bi en Kräpel-Spann.«

Axel gung mit swore Tritten up sine Stuw', 't was all hellig Dag; in sine Stuw' was't all so, as't west was, un süs hadd hei sick woll dorin behaglich fäuhlt, un de olle Gewohnheit hadd sick sacht an sin Hart leggt; äwer sin Hart was nich dat olle Hart, sin Sinn un Hart was anners worden, dat wull mit de olle Gewohnheit nich stimmen; em was beängstlich tau Maud'; hei ret dat Finster up, dat de frische Morgenluft em de heite Stirn käuhlen süll; hei smet sick in den Lehnstauhl, de vör sinen Schriwdisch stunn, un drückte den Kopp mit beide Hän'n, as müßt hei'n in en Schruwstock spannen. Dunn föllen sine Ogen up en Breiw, de Hand was em jo woll bekannt, hei müßte sei all mal seihn hewwen, hei ret den Breiw up: ja, hei was von sin Swester. Wat hadd doch noch sin Swager Breitenburg tau em seggt? Ja, dat was't! Hei kek ut dat Finster, dor hinner de Rexowschen Dannen gung de Sünn up. Hei kek wedder in den Breiw; 't wiren fründliche Würd', äwer wat süllen de Würd', hei hadd jo kein Geld. Hei kek wedder ut dat Finster: vor em lagg en Slag mit Weiten; ach, wenn de rip wir un hei wir utdöscht un hadd twintigfältig dragen, ja, denn – ne! ne! denn kunn hei em ok noch nich helpen. Un hei kek wedder in den Breiw: fründliche Würd'! äwer mit de Wil würden de Würd' irnsthafter utseihn un keken em strenger an – hei kunn de Ogen nich mihr afwennen –, hei les' bet tau En'n, un dor stunn: »Ich habe dieserhalb auch an Frida geschrieben, denn lieber, lieber Bruder! wenn Du unser Kapital nicht sichergestellt hast, so sind wir armen Mädchen ja ganz verloren!« – »Ja, verloren!« rep hei, »verloren!« un sprung von den Stauhl up un lep in de Stuw' herüm, hei lep an't Finster; vör em lagg de Natur in ehre vulle Pracht, un de Natur äuwt ehre Macht up jegliches Hart ut; äwer dat Hart möt mit de Natur stimmen, dat möt klor un uprichtig för den Sünnenstrahl [688] apen dorliggen un mit deipe Sehnsucht de gräune Ird un den blagen Hewen un de goldenen Strahlen in sick upnemen. Äwer sin Hart was kein Gotteshart mihr blewen, de Lag' hadd Gewalt äwer em kregen, sin Sinnen un Denken dreihte sick blot noch kümmerlich, jämmerlich üm erbärmliches Minschenwark. Geld! Geld! Ut den Sünnenstrahl laten sick kein Luggerduhrs slagen. – Hei smet sick wedder in sinen Stauhl: also sei wüßt dat ok. Hei hadd ehr so oft wat vörlagen, wat sei em nich nahwisen kunn; dit kunn hei ehr nich vörleigen, dit wüßt sei. Un sei stunn vör em un hadd ehr Kind up den Arm un kek em an, stir an, un ehre kloren, grisen Ogen frogen: »Haben wir das um dich verdient?«, un sine drei Swestern stunnen üm em rümmer un säden mit verfollene Backen un bleike Lippen: »Ja, Axel, lieber Axel, ganz verloren!« Un achter de ollen Mätens stunn 'ne düstere Gestalt in en Schin, de nich von dese Ird stammen ded, un de Gestalt was sin oll Vader, de rep em tau: »Du solltest sein eine Stütze für mein altes Haus, aber du hast Baustein auf Baustein abgetragen, und mein Haus ist gleich dem Erdboden.« Dat höll hei nich länger ut, hei sprung up – de Gestalten, wiren furt –, hei lep up un dal, un as hei sick besinnen ded, stunn hei vör en Schapp, vor sin Gewehrschapp. – Oh, hei wüßt en Flag, dat was so einsam, so still, dat was de Laubansee in de Rexowschen Dannen; hei was oftmals up fröhliche Jagden dor west, wenn de olle brave Förster Slang' dor Jagden hollen hadd; dor kunn hei't dauhn. – Hei langte in dat Schapp un halte sick den Rewolwer rut, den Triddelfitz mal för em besorgt hadd, dat hei dormit up de Daglöhners scheiten wull. Hei probiert em; ja! hei was laden. Hei gung ut de Dör; äwer as hei äwer den Vörplatz gung, sach hei de Dör, wo't nah Frida ehre Stuw' rin gung, achter de sine Fru, sin Kind slep; hei verstutzte sick, hei wankte taurügg; all de schönen Freuden, de hei hir mal an den truen Harten von sine Fru, bi dat allmählige minschliche Upwaken von de Kinnerseel fäuhlt hadd, kemen äwer em; hei föll up den Süll vor de Dör dal, un de heiten Tranen stört'ten em ut de [689] Ogen, un dese Tranen, dit heite Gebett tau Gott känen em redd't hewwen – wi warden't jo seihn –, denn uns' Herrgott höllt uns an en lisen un unsichtboren Faden. Hei stunn up, dat Gebett was nich för sine Seel west, 't was för annere Seelen; hei gung, hei gung nah den stillen Laubansee. Hei smet sick in de Dannen achter'n Busch, hei halte den Rewolwer ut de Tasch un läd em bi sick hen, hei kek noch mal döstig, döstig in de Welt; hei kek noch mal in de Sünn, in de schöne Gottessünn, taum letzten Mal, un üm em würd't düstere Nacht. De Sünn blennte em, hei namm sin Taschendauk un deckte sick dat äwer de Ogen, un nu kemen de letzten, de fürchterlichsten Gedanken äwer em. Deip süfzte hei up. »Es muß!« rep hei.

»Schönen guten Morrn, Herr von Rambow!« rep 'ne fründliche, minschliche Stimm neben em. – Axel ret dat Dauk von dat Gesicht un deckte dat äwer den Rewolwer. – »Schon so zeitig?« frog Zacharias Bräsig, denn hei was't, un smet sick an Axeln sine Sid in dat Gras. »Wollen Sie möglicherweise auch angeln?« Dormit läd hei sine Hand up dat Snuwdauk un up den Rewolwer: »Ah so! Sie wollen sich en bischen üben in das Pistolenschießen. Bün ich auch mal sehr bewandt drin gewesen, hab' mal Pik-As un Köhr-As ümmer so rausgeschossen.« Dormit stunn hei up, namm den Rewolwer in de Hand: »Sehn Sie mal den Schalm an der Tanne – Slang' will jo woll hier hauen lassen –, ich pariere vier Gröschen, denn höher pariere ich meindag' nich« – bautz! schot hei los un vörbi – bautz! noch en Mal un wedder vörbi, un noch en Mal, un so schot hei de söß Schuß af: »Hätt ich nicht gedacht! Alle vorbei! Hätt ich nicht gedacht! Hab ich doch verloren! Hier sünd die vier Groschen. – Das is jo 'ne oll Slätelbüß!« rep hei un smet den Rewolwer wid hen in den Laubansee, »da können sich ja mal Kinder und junge Leute unvorsichtiger Weise mit dodschießen.« – Axeln was sonderbor tau Sinn; mit einem Mal stunn tüschen sinen irnsthaftesten, fastesten Entsluß, den hei unner Kämpfen un Krämpfen ut sick rute rungen hadd, un tüschen de düstere Purt, dörch de hei't [690] wagen wull dörchtaugahn, dat allergewöhnlichste, ja! in sinen Ogen dat allergemeinste Lewen, un dat so frech un so patzig, as de Bur up den Johrmark, dat let sick nich linksch un nich rechtsch schuppsen. Hei was upsprungen: »Herr ...!« – »Herrrrrr ..,!« rep em Bräsig entgegen. – »Was wollen Sie hier?« – »Und was wollen Sie hier?« frog Bräsig entgegen. – »Sie sind ein aufdringlicher Narr!« rep Axel. – »Und Sie sind der größte Narr!« rep Unkel Bräsig, »Sie wollen in einem unsinnigen Zustand die schauderöseste Tat begehn und haben alles vergessen: Ihre Frau und Ihr Kind. Hm! so'n kleinen Sprung machen; denn sünd wir über alles weg! Nich wahr? Wer is nu der Narr?« – Un Axel hadd sick an 'ne Dann lehnt, un de eine Hand drückte up sinen Harten, un de anner schützte de Ogen vör de Sünn, un vör em stunn dat allergemeinste Minschenlewen mit en Angelschacht in de Hand un hadd sick tüschen em un de düstere Purt schaben – 't was äwer doch Lewen! – »Sehn Sie!« säd Unkel Bräsig wider, »wenn Sie drei Minuten früher kommen as ich« – dat wiren de drei Minuten, de hei up den Dörensüll för sin Fru un Kind bedt hadd – »denn lägen Sie da mit en Loch in den Kopf als ein abscheuliches Beispiel, und wenn Sie denn vor den Thron Gottes gekommen wären, denn hätte unser Herrgott zu Sie gesagt: Hans Narr! Du weißt nich, was in dieser Nacht deine liebe gnädige Frau getan hat, und der Herr Entspekter Hawermann und die Madame Nüßlern un die Frau Pastern und Moses und – und die andern, und wenn unser Herrgott Ihnen denn en Licht aufgesteckt hätte, wissen Sie, was Sie gehabt hätten? – Die Hölle hätten Sie gehabt!« – Axel hadd de Hand von de Ogen fallen laten un starrte Bräsigen in de Ogen: »Was? was sagen Sie?« – »Daß for Sie in dieser Nacht 31000 Daler angeschafft sünd, und daß Moses sie schafft, und daß Ihr Vetter Franz angekommen ist, der möglicherweise noch mehr tut. Aber Sie sünd ja en unbewußter Mensch, der sich von den Windhund, den Triddelfitz, Rewolwers anschaffen läßt, daß er auf die Tagelöhners schießen will, und nachher sich mit die Rewolwers [691] selbst aufs Leib geht.« – »Franz ist hier? Franz, sagen Sie?« – »Ja, der is hier; aber um Ihrentwegen ist er nicht gekommen, der is hier, daß er Lowise Hawermann abslutemang zu 'ner gnedigen Frau von Rambow machen will; aber wenn Sie an jichtens einen Menschen Ihren Dank anbringen wollen – Franz will was tun, will vielleicht was Übriges tun –, aber denn gehn Sie zu Ihrer lieben gnädigen Frau und zu Korl Hawermannen; können auch mal zu Mosessen gehn, und die Madame Nüßlern vergessen Sie nicht, und auch die Frau Pastern nicht – sie sind diese Nacht alle gut gegen Sie gewesen.«

Ick heww mi noch nich dodscheiten wullt un weit nich, wo so en armen Minschen tau Maud' is, wenn sick tüschen em un sinen Entsluß dat gewöhnliche Lewen so rinne drängt. Ick mein, dat möt so recht wat Verdreitliches an sick hewwen, as wenn en rechten mäuden, mäuden Wandersmann en Glas afstahenes sures Bir vörset't ward – un Unkel Bräsig sach vermorrntau würklich en beten sur ut – un hei mag nich taulangen; äwer denn kümt dat Leiweslewen, dat leiwe Minschenlewen in de Dör, un 'ne junge Fru mit en Kind up den Arm schenkt em en Glas käuhlen, frischen Win in, un hei drinkt dat ut bet up den Grund: »So! nu känt ji mi vertellen, wat hir passiert is.« – Un Unkel Bräsig vertellte un vertellte gaude Ding', un Axel wankte von de Dann furt un föll den Ollen üm den Hals: »Herr Bräsig! Lieber Herr Bräsig! Ist das alles wahr?« – »Wo meinen Sie das? Glauben Sie, daß ich Ihnen in diesem heiligen Augenblick mit Lügen unter die Augen geh?« – Un Axeln würd swindeln vör den swarten Afgrund, de vör em lagg, in den hei eben noch drist rinne keken had, hei tummelte taurügg, un üm em rümmer würd't en Singen un Klingen in de Luft un en Gläuhen un Schinen up de Ird', un allens, wat hei süs glikgültig seihn un hürt hadd, drung nu mächtig up em in, hei deckte de Hand äwer de Ogen un fung bitterlich an tau weinen. Un Unkel Bräsig stunn vör em un kek em mitledig an un gung mit Hartenerbarmen an em ran un fot em an de [692] Schuller un schüddte em, äwer ganz sachten, un säd: »Wir wandeln hier alle in Bisternis, und Sie haben große Schuld an Ihrem Unglück; aber alle Schuld haben Sie auch nicht, denn worum ritt Ihre selige Frau Mutter der Deuwel und ließ Ihnen erst Leutnant werden? Was soll ein Ökonomiker mit 'ner Leutnantschaft? Das wäre jo doch grademang so, as wenn der Stadtmuskant David Berger, der sich auf der Trumpet den halben Aten aus der Seele geblasen hat, nu wollt Paster werden und predigen, mit halben Aten predigen; er holt's ja nicht durch! Aber«, un hei fot den jungen Mann unner den Arm, »kommen Sie fort von diesem Ort, denn wird Ihnen besser.« – »Ja, ja!« rep Axel, »Sie haben recht! Von dieser unseligen Soldatenkarriere rührt all mein Unglück her, da machte ich die ersten Schulden, und die zogen alle andern nach sich. Aber«, säd hei nah 'ne Tid un stunn still, »was sag' ich nur meiner Frau?« – »Gor nichts nich«, säd Bräsig. – »Nein«, säd Axel, »ich habe mir soeben feierlich gelobt, von nun an ihr stets die Wahrheit zu sagen.« – »Sollen Sie auch«, säd Bräsig. »Glauben Sie denn, daß die junge gnedige Frau Sie so – baff vor den Kopp! – fragen wird, was Sie sich nicht heute morgen haben dodschießen wollen? Und wenn Sie in die Verlegenheit kommen durch Hin- und Herreden, denn lüg' ich for Sie, darauf soll's mich nicht ankommen; denn das wäre doch grausamlich, daß solche brave junge Frau ihr ganzes Leben lang mit dem Gedanken sollte rum gehn, daß der Mann, der for sie sorgen sollte, sie und ihr Kind hat feige verlassen wollen. Nein!« set'te hei fast hentau, »das darf sie nicht wissen; das darf keiner wissen als Sie und ich. Und passen Sie auf, noch schläft sie, denn sie kann erst heute morgen zu Bett gekommen sein und muß schrecklich müd' gewesen sein.«

So kemen sei denn nah Pümpelhagen, Daniel Sadenwater was up de Del. – »Daniel«, säd Bräsig, »besorgen Sie uns mal en bitschen Frühstück, denn«, säd hei, as Daniel afgahn was, »Sie müssen en bitschen essen, daß Sie en andern Globen in die Mag' kriegen, denn so was greift den Menschen an.« [693] Äwer ditmal is dat sihr twifelhaft, wat hei dit ut Minschenleiw' oder ut Eigenleiw' ded; denn as dat Frühstück bröcht würd, kunn Axel gor nich eten, hei äwer et as en Schündöscher.

Gegen Klock teihn kamm Frida in de Stuw': »Mein Gott, Herr Inspektor! und Axel, du?« – »Ja, liebe Frida, ich bin heute morgen zu Hause gekommen«, säd de junge Mann mit weike Stimm. – »Und nun reisest du nicht wieder fort, nun bleibst du hier«, säd Frida bestimmt. »Ach, Axel, ich habe dir vieles zu erzählen, viel Gutes. Aber wie kommst du mit dem Herrn Inspektor zusammen?« – Nu dacht Unkel Bräsig wir't Tid, dat hei sin Verspreken mit Leigen höll: »Ich bün vermorrn en bitschen nach's Angeln gewesen – Sie nehmen nich übel, gnedige Frau, daß ich meinen Angelschacht en bitschen auf Ihnen Ihre Diele gestellt habe – und da traf ich den Herrn von Rambow, der en bitschen promenieren ging, und da besahn wir seinen Weizen zusammen, und er hat mir hier zu's Frühstück eingeladen. – Aber, gne Frau, was haben Sie for 'ne Wust! den Rezept haben Sie gewiß von die Madame Nüßlern?« – »Nein«, säd Frida so baben hen un kek Bräsigen an un kek Axeln an, as wir ehr dat doch wunderbor, dat Axel den ollen Entspekter inladen hadd. »Wie aber geht es zu, Herr Inspektor ...?« frog sei. – Holt! dacht Bräsig, nu lüggst du di fast, nu möst du sei up en annern Turnus bringen, hei unnerbrök sei also: »Mit Erlaubnis, gne Frau, Sie nennen mir immer noch ›Entspekter‹, das bün ich mal gewesen; aber ich bün awansiert, ich bün jetzt Akzesser bei's Gericht. Apohpoh!« wend'te hei sick an Axeln, »worüm holen Sie sich denn das Geld nicht ab, was for Sie bei's Gericht in Rahnstädt liegt?« – »Was für Geld?« frog Axel. – »Nu, die 1500 Daler, die die Package noch übrig gelassen hat. Sie haben ja doch in voriger Woche schon einen Brief darüber von's Gericht gekriegt.« – »Ach Gott!« rep Axel, »ich habe in der letzten Zeit so viele Briefe von Gerichten gekriegt, daß ich keinen mehr geöffnet habe.« – »Ich weiß die Sache«, rep Frida, »Frau Nüßler hat's mir unterwegs [694] erzählt, ich will den Brief holen«, un sprung ut de Dör. – »Junger Herr von Rambow«, säd Bräsig un richt'te sick wat in En'n, »da haben Sie wieder mal recht unrecht getan, denn wir Gerichten sünd nicht bloß Bestrafer der Menschheit, wir sünd auch Wohltäter der Menschheit.« – »Aber sagen Sie mir nur bloß, was ist das für Geld?« – »Hier ist der Brief«, säd Frida un gaww em an Axeln. Axel brok em up, oh, wo würd em tau Maud'! »Geld!« hadd sine Seele in de letzte Tid schrigt, un ümmer »Geld!« Nu föll em unverhofft en schön Stück Geld in den Schot, äwer wat för Geld: »Oh Gott! oh Gott!« rep hei ut un düs'te un snuwwelte mit ganz verstürte Mienen in de Stuw' herüm, as wir hei en Nachtwandler, »auch das nicht wahr! Alles nicht wahr! In welchen Händen bin ich gewesen! Von allen betrogen! Von mir selbst betrogen! – am meisten betrogen!« – Dormit stört'te hei ut de Dör rute, Frida wull em nah, Bräsig höll sei taurügg: »Lassen Sie mich, gne Frau! Ich weiß en Mittel, ihn ruhig zu machen.« – Hei gung em nah in den Goren, wo hei herümmer ras'te; de Oll stellte sick em in den Weg: »Herr, was stiften Sie vor Schosen an!« – »Gehen Sie mir aus dem Wege!« rep Axel. – »Nein«, säd Bräsig, »das hab' ich ja wohl nicht nötig. Schämen Sie sich, Sie martern ja Ihre Frau tot mit das wütende Wesen!« – »Warum haben Sie mich nicht gewähren lassen?« rep Axel, »dies ist tausendmal bitterer als der Tod: Wohltaten – und was für Wohltaten! – annehmen zu sollen von Leuten, die man in bessern Zeiten mißachtet und beleidigt, ja ins Verderben gestoßen hat. Oh, nicht annehmen zu sollen – nein! – wenn man leben will – annehmen zu müssen! Oh, oh!« rep hei un slog sick vör den Kopp, »warum leben? warum leben mit diesem Stachel in der Brust?« – So towte hei gegen sick sülwst un gegen de Welt, un Unkel Bräsig stunn ganz ruhig dorbi un kek em an, tauletzt säd hei: »So bleiben Sie man noch en Strämel bei; so gefallen Sie mir ganz vorzüglich; so kommen die ollen Eddelmanns-Nücken raus aus Sie! – Was? Sie wollen keine Freundschaft annehmen von ehrliche, bürgerliche Leut? – Nich wahr? Wenn so die Herrn Vons kämen, [695] oder gar die Pomuchelsköpp un die Slus'uhrs un die Davids, daß jo bei Leibe keiner was davon zu wissen kriegte, das war' Ihnen bequemer; aber die kommen nicht mehr. – Das wäre mir aber nur noch eine Nebensache; schämen Sie sich aber, daß Sie unter den Augen unsers Herrgotts, der Ihnen heute morgen errettet hat, noch mal den Wunsch aussprechen, sich dodschießen zu wollen? – Wo? Sie sünd ja ein doppelter Selbstmörder!« – Axel was still worden, äwer ok ganz blaß; em swindelte, as hei an den Afgrund dachte, in den hei hüt morgen rinne keken hadd; Bräsig fot em in den Arm un set'te em up de Bänk, wo sin oll Vader, sine gaude Fru all in Ängsten un Nöten seten hadden. Allmählich verhalte hei sick, un Zacharias Bräsig namm em wedder unner den Arm: »Kommen Sie! Kommen Sie zu Ihrer gnädigen Frau! Das ist auf Stun'ns ihr richtiges Flag«, un Axel folgte as en Lamm, un as in de Stuw' de junge leiwe Fru em in den Arm namm un em tau sick up dat Sofa treckte un an em rümmer tröstete, dunn stört'ten de heiten Tranen em ut de Ogen, denn nu irst was dat letzte Is braken, nu irst unner den Strahl von ehren leiwlichen Frühjohrs-Sünnenblick, un sine Seel flot apen un fri dorhen – noch in Bülgen, äwer dochfri! – Un Zacharias Bräsig hadd sick an't Finster stellt un trummelte sinen Dessauer Marsch, dat Fritz Triddelfitz, de dor vörbi gung, ranne kamm un frog: »Herr Inspektor, meinen Sie mich?« – »Nein!« bröllte Bräsig em an, »sorgen Sie for ihren Kram und sehn Sie nach der Wirtschaft.«

Nu kamm en Wagen antauführen, un Hawermann un Franz stegen ut den Wagen.

Franz was mit Hawermann gegen hentau negen nah Mosessen gahn un hadd em seggt, staats de annern gauden Lüd' wull hei de 31000 för sinen Vetter betahlen, un Moses hadd ümmer mit den Kopp nickt un hadd seggt: »Sie sind mir gut; die andern sind mir auch gut; aber Sie sind raich; besser is besser.« – Un as de Sak afmakt was un Franz mit Hawermannen en En'nlang de Strat ruppe gahn was, säd hei: »Lieber Vater, setze dich hier einen Augenblick auf die Bank;[696] ich komme gleich wieder, ich habe vergessen, mit Moses noch über einen Punkt zu sprechen.« – Un as hei bi Mosessen rinne kamm, säd hei: »Moses, mein Schwiegervater Hawermann hat mir heute morgen gesagt, daß Pomuchelskopp Gürlitz verkaufen will ...« – »Gotts Wunder!« rep Moses, »Hawermann, Schwiegervater! Wie haißt?« – »Daß ich die Tochter heirate.« – Un de oll Jud böhrte sick mäuhsam in den Stauhl tau Höchten un läd de welke Hand up dat junge Hor von den Christen un den Eddelmann un säd: »Der Gott Abrahams segne Sie! Sie freien in 'ne gute Art!« – Un nah en beten säd Franz: »Kaufen Sie für mich, machen Sie die Sache für mich ab, mein Name soll aber nicht genannt werden, und keiner – namentlich Hawermann – soll etwas davon wissen. Zum Johannistermin kann ich 100000 Taler anzahlen.« – »Aber wie hoch soll ich gehen?« – »Das bleibt Ihnen überlassen; aber fragen Sie heute schon an. Ich komme morgen, und dann sprechen wir näher darüber.« – »Nu«, säd Moses, »das ist en Geschäft, das ist en ehrlich Geschäft. Warum sollt ich nicht machen en Geschäft?« – Franz gung.

As Axel de beiden von den Wagen stigen sach, wull hei sick tausamen nemen un wull sick nicks marken laten, äwer dat was woll vergews. Dörch sine Seel was ein tau fürchterlicher Storm brus't; dat gräune Low was in Stücken tus't un plus't, un Strük un Strünk kemen taum Vörschin, dat sick Frida un Bräsig dortüschen schuben müßten; un as hei up Hawermannen los wull in sinen Hartensdrang, fot Frida em üm un säd: »Axel, lieber Axel, jetzt nicht! Morgen, übermorgen! alle Tage! Den Mann findest du immer.« – Un Hawermann namm sinen Haut und säd: hei hadd 'ne Bestellung an Fritz Triddelfitzen von sinen Vader, un gung ut de Dör. – Un Franz gung up Axeln tau un fot em rund üm un säd: »Axel, komm in das andere Zimmer, ich habe dir viel zu sagen.« – Un as sei 'ne Tidlang dor allein west wiren, kek Franz in de Dör un rep Frida. Un't wohrte wedder 'ne Tid, dunn lep Daniel Sadenwater up den Hoff herüm un söchte den Herrn Entspekter Hawermann, un as de an Bräsigen sine Näs' vörbigahn [697] was, dunn würd Bräsigen dat tau einsam in de Stuw', un hei gung in den Goren un stellte sick up en Äuwer un kek nah de Rexowschen Dannen, nah den Laubansee räwer un hadd sine Gedanken för sick, un de fungen an: »Markwürdig! Was is das Leben, was is das menschliche Leben!« Un as sine Gedanken dor so'n annerthalben Stun'n rümmer stahn un nah allerlei Fleigen rümmer snappt hadden, bröken sei tauletzt in de Würd' ut: »Ich wollt, es gäb' nachher was zu essen, un es gäb' denn en ruhiges Flag, wo ich mir en bitschen rakolljieren könnte!«

Un sin Wunsch süll bald erfüllt warden, denn Daniel kamm un rep em, un as hei in der Stuw' kamm, dunn stunn Hawermann bi Axeln un hadd sine Hand fat't, un Franz rew sick de Hän'n un kek up den Middagsdisch rüm un kamm em entgegen un säd: »Herr Inspektor, das soll uns schmecken!« – Un Frida stunn dor mit en säutes Lachen un 'ne selige Taufredenheit in't Gesicht un gung up em tau un säd: »Herr Inspektor – Herr Assessor wollte ich sagen –, als wir in Pümpelhagen einzogen, waren Sie mein Tischnachbar, nun, da wir abziehen, müssen Sie's wieder sein.« – »Wo so abziehen?« – »Je, oll Fründ«, säd Hawermann. »Du büst süs woll ümmer Hans vör allen Hägen un markst glik allens; äwer dit hest du doch nich markt: de Herr von Rambow hett mit Franzen tuscht, de Herr von Rambow kriggt Hogen-Selchow un Franz Pümpelhagen.« – »So is die Sache richtig gehandhabt, Korl, un wenn du auch deinen Spitakel darüber treibst, daß ich nichts nich gemerkt habe, so habe ich doch schon vor so und so viel Jahren gemerkt, daß der Herr von Rambow, als er noch dein Element war, werden würd.« Dormit gung hei an Franzen ran, un de schüddelte em recht düchtig de Hand.

Nah dat Middageten würd noch männigerlei afspraken, un jeder kunn Axeln dat anseihn, wo licht em üm dat Hart worden was, dat hei nu nich mihr mit jenne Lüd', dat hei nu blot mit sinen Vedder tau dauhn hadd, un in dese betere Stimmung let hei sick allens gefallen, ok dat hei en düchtigen [698] Entspekter för sick wirtschaften laten, un dat hei dat tau Franzen sine Säkerheit gerichtlich maken wull.

Uns' Geschicht geiht nu fix tau En'n. – Nah kort acht Dagen hadd Moses den Handel äwer Gürlitz mit Pomuchelskoppen farig. Up 192000 Daler was't kamen; Franz langte mit beiden Hän'n tau un gung von Mosessen driwens tau den Zimmerling Schulzen: »Herr Schulz, können Sie schweigen?« – »Das könnte ich stark.« – »Nun, – ich bin jetzt Besitzer von Pümpelhagen, schicken Sie mal einige von Ihren Leuten dorthin und lassen Sie die Paddocks abreißen, die Sie dort gebaut haben.« – »Das dächte ich mich damals doch gleich, daß die Biester ein kurzes Leben haben würden.« – »Schön! – Ich bin aber auch von Johannis ab Besitzer von Gürlitz ...« – »Sieh! Sieh! Also mit dem Herrn Pomuchelskopp heißt es doch zuletzt: Rut! rut!« – »Ja. Aber nun hören Sie, ich will dort ein Prediger-Witwenhaus bauen lassen, und zwar soll's ganz so eingerichtet sein als das Predigerhaus selbst und soll grade über, dicht am Kirchhof stehen. Nehmen Sie also schon morgen den Riß auf.« – »Hätte ich nicht nötig, ich hätte schon zwei Rissen davon, einen von mir selbst und einen, den hätte die Mamsell Hawermann mit ihre Schürzenbän'n un Fitzelbän'n aufgenommen.« – »Gut«, säd Franz, un en rechtes fröhliches Lachen flog äwer sin Gesicht, »den letzten, den nehmen Sie.« – »Er wäre aber nicht richtig.« – »Schad't nich! Nach diesem Riß sollen Sie doch bauen. Schaffen Sie morgen das nötige Holz an, nehmen Sie hier in Rahnstädt Fuhrleute und einen tüchtigen Maurermeister an; aber vor allen Dingen halten Sie reinen Mund gegen jedermann. Brauchen Sie Geld, so wenden Sie sich an Moses.« – Dormit gung hei, un de oll Zimmerling Schulz stunn in de Dör un kek em nah: »Eddellüd'! Eddellüd'! – Verrückte Anstalten! Fitzelbän'n! – Schörtenbän'n! – Äwer Pomuchelskopp: Rut! rut! – Wo uns dies woll kleid't?«

Franz reiste af nah Hogen-Selchow; Hawermann un de Entspekter Bremer, de för Axeln anworben was, führten mit em. – Axel dröp ok mit Sack un Pack in, un nah em kamm [699] de Burmeister ut Rahnstädt, de de Äwergaw tau besorgen hadd, un mit em Bräsig as Akzesser. Doräwer un för de Instandsettung von dat Pümpelhäger Infentor vergungen drei Wochen; dunn was allens tau Taufredenheit tau Schick.

Un bi de Fru Pastern was ok allens tau de Hochtid tau Schick. Von dese Hochtid will ick grad' so schriwen, as sei was; sei würd in'n Stillen afmakt, un ick mak't ok in'n Stillen af.

Den Dag nah de Hochtid satt Lowise un Franz un Fru Pastern un Hawermann in 'ne grote Kutsch, un Bräsig satt vörn up den Buck, un sei führten nah Pümpelhagen. – As sei dörch Gürlitz kemen, was dor en grot Wirken mit dannene Balken un Sparren un eikene Salen, un ein verzahnter Dräger lagg all fix un farig bi Sid, un de Zimmerling Schulz stunn in Hemdsmaugen dorbi un sweit'te, indem dat hei tapfer taukek, wo sine Lüd' Holt beslogen. – Franz let hollen un rep den ollen flitigen Mann: »Alles in Ordnung, Herr Schulz?« – »Allens in Ordnung!« – »Nun können Sie frei reden, Herr Schulz.« – »Na, denn man zu!« säd Schulz. – »Aber, Mamsell Haw ..., wollt ich sagen: gnedige Frau, was haben Sie mich in Unverlegenheiten gebracht! Wenn ich meinte, ich hätte es, denn hätte ich es noch lange nicht. Ich muß dorwegen einen verzahnten Träger mehr anbringen.« – »Was?« frog Lowise un kek Franzen an. – »Nichts weiter, liebes Kind«, säd Franz un fot sei üm, »als daß ich Gürlitz gekauft habe und lasse hier ein Prediger-Witwenhaus bauen, gradeso wie das Pfarrhaus.« – »Für mich?« rep de oll lütte Fru Pastern, un de Tranen, de all lang' in ehre Ogen swemmt hadden, as sei den Kirchhoff sach, wo ehr Paster slep, stört'ten nu hell herut, un sei fot sine Hand und weinte Freudentranen dorup, denn de Tranen, de ut Weihmaud weint warden, warden männigmal bi den Minschen tau Freudentranen. – »Und da hab' ich mir gedacht«, säd Franz still fründlich, »mein Schwiegervater un Bräsig sollen, wie bisher, bei Ihnen wohnen. – Und ich dachte mir, Vater, du sollst hier die Wirtschaftsführung übernehmen, und du und Bräsig solltet auch [700] einmal das Auge nach Pümpelhagen hinschlagen, ob's da auch vernünftig zuginge.« – »Alle Mal!« rep Bräsig von den Buck, denn hei hadd allens hürt, wil de Slag dalslagen was, »Korl, was hab' ich dich gesagt? Der wird!« – Un Hawermann sine Ogen, de blänkerten vör Freud': noch mal wirtschaften! noch mal in Dädigkeit! noch mal wirken un schaffen! – Un Lowise smet sick an Franzen sine Bost: »Franz, du bist ein lieber, lieber Mensch!« – Un de Wagen führte wider un führte in Pümpelhagen herin. Keine Ihrenpurten! Äwer in jeden Harten stunn 'ne Ihrenpurt, de was upricht't för unsern Herrgott in den Himmel!

Ick heww de Geschicht nu rein utvertellt un künn nu dormit en En'n maken; äwer ick weit all, wo dat geiht: Vele willen weiten, wat nu ut de Lüd' in de föfteihn Johr sörre 1848 worden is, un dorüm also schriw ick nu noch dat:

47. Kapitel
Kapittel 47

Sluß.


Vör'n Johr, ihre ick von Meckelnborg nah Thüringen treckte, besöchte ick de ollen Füerstädten noch eins wedder, wo ick mal in jüngern Johren gaude Dag' hatt hadd, un so kamm ick nah Rahnstädt un gung von dor, ahn mi uptauhollen, an einen Sünndag-Nahmiddag in den Juni-Mand den Weg nah Gürlitz tau. – Ick wull Hawermannen un Bräsigen un Fru Pastern besäuken; de kennt' ick von de Tid her, as ick noch Strom was, un hadd sei ok öftermals in Rahnstädt besöcht; ok Gottlieben hadd ick kennt, un tworsten in sine framste Tid, un – markwürdig! – wi wiren gaude Frün'n worden, trotzdem dat ick en ganz annern Globen hadd as hei, wohrschinlich, wil ick so recht wat Gesetztes in min Wesen heww, wat Gottlieben mäglicher Wis' sihr gefallen kunn.

As ick in Gürlitz ankamen was, gung ick up dat Witwenhus tau; ick fot den Drücker von de Husdör, de Dör was tau: [701] »Hm«, säd ick tau mi, »'t is Sünndag-Nahmiddag, 't is heit, sei slapen woll en beten.« – Ick gung an't Finster un böhrte mi up de Tehnen in de Höcht, dat ick rinner kiken wull, dunn säd 'ne Stimm achter mi: »Je, Herr, dat helpt Sei woll nich, dor is keiner mihr in.« – »Wahnt denn de Fru Pastern nich mihr hir?« – »De is dod.« – »Un Hawermann?« frog ick. – »De 's tau de gnedige Fru nah Pümpelhagen treckt.« – »Is de Herr Paster denn tau Hus?« – »Ja, de's tau Hus«, säd de oll Paster-Jürn, denn de was't, »ja, de is tau Hus, un de Fru Pasturin ok, sei drinken jüst Koffee.«

Ick gung in't Hus un kloppte an de Dör. – »Herein!« rep 'ne fette Stimm. – Ick tred herin, äwer – na, mi is in minen Lewen all veles passiert, worup ick mi keinen Vers maken kunn, un oftmals heww ick mi verstutzen müßt – äwer dit was jo kein Verstutzen, dit was jo en reines Verfiren! – Dor satt Gottlieb – de Hor wiren ganz vernünftig kort sneden, wo vördem de Binnensid von Fru Nüßlern ehre Backmoll satt, satt nu en rechten anständigen Buk, de ogenschinlich in den taunemenden Mand stunn; ut de bleiken, infollnen Bakken wiren blanke, rosenrode worden, un von de roden, vullen Lippen kunn einer lesen: »Dat hett uns äwer Middag mal smeckt! Äwer wi un de dägten Tähnen achter uns hewwen ok uns' Schülligkeit dahn.« Un so sach eigentlich de ganze Kirl ut, as wenn hei't sick woll gaud smecken let, äwer ok sine Schülligkeit ded. Dor was nicks Fules an em, allens was prall un drall, allens sach ut as heite Arbeit un käuhle Rauh un gesegnete Mahltid. – Na, un nu! – Von Fru Pasturin Lining ehren körperlichen Taustand was irst recht nicks tau seggen, sei hadd sick ok in desen Dingen de lütte runne Fru Pasturin Behrendsen taum Vörbild namen. »Hm!« säd ick tau mi, »'t liggt woll hir in de Luft.«

As dat irste Begrüßen tau En'n was, set'ten wi uns dal, un nu gung dat los mit Fragen, vör allen von mine Sid. – De Geschicht, de ick vertellt heww, wüßt ick meistens von Bräsigen, un ok Hawermann had männigmal en Wurd fallen laten, denn de oll Mann müggt mi würklich liden, un weck [702] Saken befragt ick mi annerswo, so'n beten achter rüm, un set'te mi dal un schrew dat nedder, un wil dat de Hauptsak tau de Tid passiert was, as ick Strom was, heww ick 't nennt: »Ut mine Stromtid.«

Gottlieb vertellte mi nu allerlei, un Fru Pasturin Lining hülp em tru dorbi, indem dat sei em ümmer unnerbrok; un as ick upstunn, üm wider nah Pümpelhagen tau gahn – denn Franzen kennte ick noch von mine Stromtid her –, säd Gottlieb: »Ja, geh nur! Du wirst heute alle dort versammelt finden; wir kommen auch bald nach, und dann bring ich auch meine drei Gören mit, der Älteste fehlt, der ist schon auf dem Gymnasium.«

Ick gung den Gürlitzer Kirchstig entlang un let mi dat dörch den Kopp gahn, wat ick hürt hadd; un dat was all so, as't ümmer up dese Ird begäng is: Freud un Leid, Geburt un Dod.

De irste, de von unsere Frün'n storben was, was Bauschan; hei was keines natürlichen Dods storben – nich dat hei en Sülwstmürder worden was – ne! – Eins Dags was Wewer Rührdanz mit 'ne verrusterte Flint up den Rexowschen Hoff kamen, hadd Bauschanen an den Strick namen, hadd em in den Goren leddt; de nige Thronfolger was taum Taukiken mitgahn un hadd sick – as dat nahsten taum Vörschin kamm – bi de Sak sihr slicht benamen, indem dat hei dor rümmer jachert hadd. En Schuß föll, un nah en beten kamm Rührdanz un vertellte, Bauschan hadd en sihr christlich En'n namen, hei hadd em äwer ok up't Bladd schaten, nich vör den Kopp, wil em dat süs woll 'ne Drähnung makt hadd. – As em Fru Nüßlern nu en Snaps inschenkt hadd, hadd hei'n sihr trurig utdrunken un hadd seggt, hei un all de annern Gürlitzer Lüd' wiren vermorrntau all vör't Gericht west; sei müßten all en Johr sitten, un em hadden sei vör den Häupter oder, as sei seggt hadden, för den Rätselführer anseihn, un dorför müßte hei noch en halw Johr länger sitten. Hei was ut de Dör gahn, was äwer wedder taurügg kamen und hadd seggt: »Madamming, vergeten S' min oll Fru nich! [703] Äwer wovon kümmt dat? Wi hadden jo gor kein Poppieren.«

De tweite, de storben was, was Jochen sülwst west. Sörre de Tid, dat hei kein Wirtschaft hadd, hadd hei't mit Wirtschaften kregen; hei lep den ganzen Dag up den Felln rüm, meistens nah Fläg', wo nicks tau dauhn was, un stunn denn dor un schüddelte mit den Kopp; seggen ded hei äwer nicks. Un eins Sünndags, tüschen Wihnachten un Nijohr, as de Snei fauthoch äwer't Feld lagg, hadd hei ok wirtschaft't un was dorbi in en Graben follen. Hei was tau Hus kamen, ganz verklamt; Fru Nüßlern hadd em Kamellentee gewen, ganze Bütten vull; hei hadd't ok ihrlich utdrunken, äwer den annern Morgen hadd hei seggt: »Mutting, wat nich is, is nich. Wat möt, dat möt. 't is all so, as dat Ledder is, hir kann keiner wat tau dauhn«, un dormit was hei sachten inslapen. – Hei hadd sick paddendod wirtschaft't, un Fru Nüßlern dachte all doran, em as Grawwschrift setten tau laten: »Er starb in seinem Beruf.«

Nah em sturw Moses; de oll Mann was recht un gerecht dörch't Lewen gahn, un recht un gerecht gung hei ut dat Lewen. Hei sturw fast in sinen Globen, un as hei storben was, gewen sei em de Bred', de den Stamm Juda taukamen, denn hei was ut den Stamm Juda, un as hei begrawen würd, satt David in de Asch mit en terretenen Rock, un vele Christenminschen folgten em nah den Kirchhoff, üm den hei de eikene Bewehrung stift't hadd, un ick glöw, hei is in Abrahams Schot kamen, wenn ok Christen folgt sünd. – Un den Dag nah sinen Gräfnis stunnen an sinen Graww drei Lud', dat was Hawermann un de beiden jungen Frugens von Rambow – Frida was taum Besäuk kamen –, un Hawermann drögte sick de ollen Ogen, un de beiden jungen Frugens läden en por frische Kräns' up dat Graww von den ollen Juden, un as sei in ehre Gedanken still äwer de Rahnstädter Wischen hengungen, säd Hawermann: »Er war ein Jude dem Glauben und ein Christ den Taten nach.«

Un nu kamm Häuhning an de Reih – uns' oll brav Häuhning! [704] – Pomuchel was mit Rock un Kamsol, mit Hütt un Mütt, mit Hühn un Pardühn in de blage Glaskutsch mit dat Wapen un mit so un so vel Möbelwagens as Fetthamel in Rostock rinner treckt. Hei hadd sick, as de Tiden för den Kredit beter worden wiren, en Spitznamen verdeint, sei nennten em allentwegen: »Vel tau wollfeil!«, denn hei hadd jeden Minschen, de't hüren wull, sin Schicksal un sinen Verkop von Gürlitz vertellt un slot sin Red' ümmer mit en deipes Upstöten ut den Magen: »vel tau wollfeil! gor tau vel tau wollfeil!« – Sin brav Häuhning wirtschaft'te förfötsch wider un höll dat Regiment uprecht; äwer, 't weit der Deuwel, wat in de Rostocker Deinstmätens för 'ne Nück fohrt was! Sei wullen sick dat gor nich gefallen laten, wat sick de Gürlitzer doch gefallen laten müßten. Alle acht Dag' hadd sei en anner Mäten; ein hadd sei äwer mal, de let sick wonah an, dat was so'n ollen Käken-Päsel, äwer as sei de en Virteljohr hatt hadd, set't sick dese nichtswürdige Perßohn ok up de Achterbein. Häuhning was kort resolwiert, sei namm de Füertang' un slog ehr dägt eins äwer den Kopp. De Diern hadd nu kein Wedderwürd' wider, denn sei föll – baff! – bi den Füerhird dal. En Dokter kamm, un de red'te vel von Suggillationen un Fissuren; äwer't En'n von den Lied' was, de arm Dirn würd in dat Krankenhus bröcht. – De Dokter was en ihrlich Mann, hei bröchte de Sak an richtige Städ' vör de Klapp, un Häuhning müßt vor Gericht stahn. – Wenn sei nu so'n Ruhrstock namen hadd von de un de Längde un de un de Dickde, denn hadd ehr dat nicks dahn; äwer in ehre Tapferkeit langt sei nah de Füertang'! Füertangen stahn nu noch nich in dat meckelnbörgsche Gesetz, un so würd Häuhning verurtelt, sei süll uter de Kosten, un wat sei süs noch an de Dirn gewen müßt, söß Wochen sitten. – Pomuchel protestierte, hei appellierte, hei supplizierte; 't hülp em nicks: Häuhning süll sitten wegen ehre grote Tapferkeit. Hei vertellte jeden, de't hüren wull, sine Geschicht; hei schimpte de ganze Blaudstrat entlang up dat Gericht; taufällig müßt dat nu einer von de Gerichtsperßohnen hüren, [705] un Pomuchel kreg von de Justiz-Kanzellei vir Wochen Sitten taum Present. Hei wull de Sak mit Geld afmaken; äwer't gung nich; sülwst de Herr Senator Bank säd: ne! ditmal wulln sei doch mal seihn, wo de Has' lep. Un nu seten de beiden ollen braven Minschen Stuw' an Stuw' Wihnachten 1852 un Nijohr 1853; un as sei 14 Dag' seten hadden, kamm de Slüter runner tau sine Fru un säd: »Fiken, dat's mal en Unnerscheid mang de beiden:Hei löppt in de Stupw' rümmer as verrückt un schimpt up Gott un alle Welt, un sei sitt noch stiw un stramm up dat sülwige Flag, wo'ck sei den irsten Abend henset't heww.« – Malchen un Salchen gewen wildeß tau Ihren von ehre Öllern ehr Unglück en groten gemischten Herrn- un Damen-Tee, wo ok Herr Süßmann was, de wedder ut Barmhartigkeit 'ne Konditschon irgendwo in de Mählenstrat annamen hadd.

As uns' beiden ollen Frün'n fri laten wiren, gung Pomuchel in de Wahnstuw' un weinte sine leiwen Döchter wat vör; Häuhning gung stracks in de Käk un drop dor 'ne Daglöhnerfru; denn wildeß, dat sei ruhig seten hadd, was en groten Upruhr gescheihn, un in Slepegrellen sin Danzlokal was unner de Rostocker Deinstmätens 'ne Verswörung utbraken: kein ihrlich Deinstmäten süll seindag' nich bi de Pomuchelsköpp deinen. Dorüm was't nu hüt 'ne Daglöhnerfru. – »Wat kriggt Sei up den Dag?« frog Häuhning. – »Sößteihn Gröschen«, was de Antwurd. – Häuhning grep nah de Füertang', äwer sei besunn sick. Äwer bi dat Besinnen tred ehr de Gall in't Blaud, un drei Dag' dorup was sei dod, un drei Dag' dorup würd sei grawen. – Pomuchelskopp un sine beiden Döchter weiten nich, wo sei liggt, un wenn sei dornah fragt warden, denn seggen sei: »Dor hinnenwarts liggt sei – dor hinnen.« – Gustäwing, de as Entspekter männigmal tau Stadt kümmt, weit't allein. De nimmt denn einen von de Lütten an de Hand un wis't ehr dat Flag: »Süh, Krischäning, dor liggt Mutting.«

Ick heww von Leid verteilt un bün lang' noch nich dormit dörch; worum äwer ok nich von de Freud'? Un Freud' was [706] in dat Preister-Witwenhus johrelang. Fru Pastern satt in'n Schummerabend oft un kek up dat Graww von ehren Paster: ach! sei müggt so girn starwen; un sei dreihte sick üm, wenn Dürten dat Licht bröchte, un sei sach all ehr oll Husgerät un de Billergallerie un den Wischdauk up dat olle Flag, un unner de Billergallerie sach sei twei olle fründliche Gesichter, de bi ehren Paster sine Tid all oftmals dor seten hadden, un sei müggt so girn noch lewen! – Hawermann wirkte un schaffte, nich mihr för frömde Lüd', ne! för sin Kinner un för sin Kindskinner, denn Lowise hadd all twei allerleiwste lütte Dirns; äwer einmal hadd hei doch mal 'ne besondere Freud'. – Fritz Triddelfitz kamm mit den lütten Akzesser in de Dör – natürlich in en blagen Liwrock – un stellte sick as Gaudsbesitter in Hinnerpommern vör un den lütten Akzesser as sine Brud, un as hei den Abend hen un her redt hadd un gahn was, säd Bräsig: »Korl, diesmal hast mal wieder recht gehabt – wer hätt das aber denken können? – Dein Windhund ist ja ein ganz vernünftiger Mensch geworden; aber tu dir man jo nich dick darauf; du hast's nich gemacht, der kleine Akzesser hat's gemacht.« – Un hei sülwst, Bräsig, hei klapperte de ganze Gegend nah Niglichkeiten af; denn was hei in Rexow, denn in Pümpelhagen, denn in Rahnstädt; äwer sine Haupt- un Staats-Akschonen hadd hei doch nah Hogen-Selchow hen. Dor reis'te hei so tämlich alle Virteljohr hen, un wenn hei taurügg kamm, denn säd hei: »Korl, es geht gut, er hat sich die Wirtschaft ganz begeben und sitzt ins Hauschauer und erfinnt was. Lauter dumm Zeug natürlich; aber Bremer sagt: en bessern Herrn will er sich gar nich wünschen, und die gnedige Frau sieht aus so glücklich und so selig as en Engel aus dem Paris. Aber, Korl, so dumm ist er gor nicht. Eine Erfindung hat er gemacht, die will ich bei mir selbst einführen. Siehst du, da nimmst du en alten Hut, sneidst vorn en förmliches Loch hinein und setzt 'ne Laterne darin, und wenn du's Abends bei Winterszeiten ausreitst und hast die Laterne angestochen, denn reitst du wie bei helligen Tage.« Bräsig hadd würklich Axeln sine Erfinnung in [707] Anwennung bröcht un makte alle Lüd' up de Landstraten in de Ümgegend grugen; äwer einmal was hei wedder nah Hogen-Selchow west un hadd all en lütten Anfall von sinen ollen Fründ Podagra, un de oll Fründ tred em mit beide Beinen in den Magen, as hei taurügg kamen was un sick unnerwegs noch dägt verküllt hadd. Un mit em gung't taum Starwen.

Un an sin Bedd satt de Fru Pastern un de Fru Nüßlern un sin oll Korl Hawermann, un de Fru Pastern frog: »Lieber Bräsig, soll ich nicht den jungen Herrn Pastor rüber rufen?« – »Lassen Sie das, Frau Pastorin, Sie haben mich mein Lewen lang ümmer for einen ollen Heiden taxiert; 's mag nicht recht gewesen sein, daß ich solchen Lebenslauf geführt habe; aber die Pastergeschichten! ... Ne! es is mich so bequemer. – Und, Korl, 2000 Taler soll meine Swesterdochter Lotting haben, und das andere soll die Schule in Rahnstädt haben; denn, Korl, die Frau Pastern hat zu leben, und du hast auch zu leben, aber mit die kleinen Schulkinder ist es ein Jammer! Und die Madame Nüßlern hat zu leben, und mein Pät Mining hat zu leben, un Korl, du hast zu leben, und ihr alle habt zu leben, und ich hab' zu sterben.« – Un dormit fung hei an tau phantasieren, un nu gung't los mit sine irste Jugendtid, as hei bi sinen Vader hadd Schap häuden müßt, un de ein oll Hamel makte em vel Beswerlichkeiten, un hei rep Fru Nüßlern, de süll em helpen, un Fru Nüßlern set'te sick up sin Bedd un fot em rundting üm, un nu gung't los mit de drei Bruten un Fru Nüßlern, un ümmer ludhals' rep hei: sei allein hadd hei würklich leiw hatt, un Fru Nüßlern küßte em de Würd' von den Mund weg: »Dat weit ick, Bräsig, min leiw oll Zacharies, dat weit ick.« – Un ümmer düller würden de Phantasien, un dat hei Akzesser west wir bi de Sak – un de Indiziums – un de junge Herr von Rambow un de Laubansee, un wo hei dat Pistol in den See smeten un vir Gröschen in de Wedd verluren hadd. Un denn gung wedder mal en wunderbores Licht in em up, un hei vertellte sine olle leiwe Fru Nüßlern wunderbore Geschichten von de beiden Druwäppeling, von sin Pät Mining, un Korl Hawermann [708] von Lowise; äwer allens dörchenanner, un dorbi höll hei Fru Nüßlern ehre Hand wiß, un mit einem Mal richt't hei sick tau Höcht un säd: »Frau Nüßlern, legen Sie mich die Hand auf dem Kopf; ich habe Ihnen ümmer geliebt. – Korl Hawermann, reib mir die Beine, sie sünd mir kalt.« – Hawermann ded't, dunn flog so'n lustig Lachen äwer Bräsigen sin Gesicht, un langsam kamm't herut: »In dem Stil war ich dich doch über.« – Dunn was't all.

Un uns' lütte Fru Pasturin folgte em bald. – 't giwwt wenig Minschen, de sick in'n ganzen noch freuen up de Ird un doch girn starwen. Tau de wenigen hürte de lütte runne Fru, ehr geföll't all woll noch hir unnen, äwer wenn sei an baben dachte, denn steg en olles schönes Bild in ehr up, un olle Kläng' klungen in ehre Uhren, denn sei dacht sick den Himmel as 'ne lütte nüdliche, rendliche Dörpkirch, wo de Engel in sungen un ehr Paster in predigte. Nu is sei baben bi em un steckt em wedder dat Mäntelken hinnen in den Rockskragen un binnt em de Böffken vör un singt mit in de lütte Kirch, kein »Sterbelieder« mihr, ne! »Auferstehungslieder«.

Un as ick mi des' Gedanken dörch den Kopp hadd scheiten laten un nu üm de Eck von de Lauw bögte, wo so vele Lüd' all in Sorgen un Nöten seten hadden, sach ick up den gräunen Plan drei lütte Mätens von vir bet tau elben Johr spelen, un as ick noch bet herümme kamm, dunn sach ick 'ne Fru mit en fründlichen, taufredenen Utdruck in't Gesicht, un sei läd ehre Handarbeit in den Schot un lachte nah de lütten Dirns up den gräunen Plan henäwer un drauhte mit den Finger: »Macht's mir nur nicht zu arg!« Un dorneben satt en frischen, gesunnen Mann, de las de Zeitung un läd sei weg un schüddelte mit den Kopp, as wull hei seggen: dor's kein Freud' dorbi. Un wider hen satt en ollen, ollen Mann, an den sine Knei sick en lütt Mäten von en Johrener twölf lehnt hadd un mit ern snackte, un hei unnerbrok ehren muntern Kinnersnack un säd tau de junge Fru: »Lat sei, Wising, lat sei! Sei warden noch vör de Tid gesetzt un verstännig naug warden.« Un as ick nu üm de Eck rümmer kamm, rep de [709] oll Mann: »Mein Gott, is dat nich ...?« – Un Franz un Lowise kemen mi entgegen, un Franz säd: »Sieh! sieh! Das ist recht, Fritz, daß du uns mal besuchst.« – »Viele Grüße, gnädige Frau«, säd ick, »von meiner Luise«; denn min Fru heit ok Lowise. – Un nu würd denn hen un her red't; äwer de Freud' wohrte nich lang', denn dörch den Goren towte dat as de wille Jagd, un vir Jungs mit brune Ogen un brune Backen un grise Hosen un grise Jacken klabasterten den Stig entlang, un so'n lütten Slüngel von en Johrener söß, de fohrte up Franzen los un fot em üm de Knei un rep äwer de Schuller räwer: »Ick bün de irst!« – »Ja«, säd en anner, wat so'n Knaw von en twölf Johr sin müggt, »das glaub' ich, du bist durch die Wiese gelaufen; aber wie siehst du auch aus! Na, Mutter wird schön schelten!« Un nu bekek de oll Lütt denn sin unnerwartses Deil, un würklich! Wenn sin Mutter dormit taufreden was, hei kunn dor woll mit taufreden sin. – »Kommen eure Eltern nicht bald?« – »Ja«, säd de Öllst, »sie sind ganz dicht dabei. Und Großmutter kommt auch, und Frau von Rambow, die ist gestern abend bei uns angekommen.« – »Ach, Frida!« rep Lowise, »das ist schön!« – Un't wohrte nich lang', dunn kamm Rudolf mit Mining, un sei segen ut as en schönen Dag bi Middagstid, wenn dat Licht wid äwer de Feller lücht't un de Schatten kort is un de Minschen sick in Hemdsmaugen uttreckt hewwen, dat sei beter schaffen un wirken känen. Rudolf is en düchtigen Kirl worden, de unner sine Kollegen wat gelt, denn hei bedriwwt de Wirtschaft nich nah den ollen Slenderjahn un hett bi sinen Vurtel ok den von anner Lüd' un von't ganze Land in't Og fat't. – Un achter her kamm Fru Nüßlern un Frida. Un de Fru von Rambow kek nah rechtsch un nah linksch, un ehr Gesicht würd weihmäudig utseihn, un as sei an de Lauw' herankamm un de irsten leiwen Grüß afmakt wiren, rep Lowise ehr öllstes Döchting tau: »Frida, bring für Tante einen Stuhl!«, denn Frida hadd vördem mal seggt, sei müggt nich up de Bänk sitten, wo sei mal in so 'ne grote Not seten hadd. Un Fru Nüßlern gung an Hawermannen ran: »Korl-Bräuding, [710] wo geiht't?« – »Schön!« rep Hawermann ludhals', denn Fru Nüßlern was swerhürig worden, »un mit di?« – »So wid gaud, bet up dat Gehür; dat nimmt tau. Sei seggen, dat kümmt von 'ne Verküllung her. Snack! wo kann ick mi verküllen? Ick will di't seggen, Korl, 't kümmt von Jochen; denn up de Letzt hett hei so vel red't un red't, un dat hett mi jo woll antreckt. Na, hei kunn dor ok nich för, dat lagg jo woll in sine Natur.« – Un nu kamm ok Paster Gottlieb un Lining mit drei Kinner. Un de Kinner spelten tausam, un de Ollen red'ten tausam, un as dat gegen Abend kamm, würd in den Frien deckt, för de Ollen allein un för de Kinner allein, un an den Kinnerdisch höll Lowise ehr öllst Döchting dat Regiment uprecht, un an den annern Disch regierte Großvatter Hawermann, un beide führten en anner Regiment as vördem uns' oll brav Häuhning. Wat was dat fründlich, un wat was dat leiw! – Un as wi ollen Unnerdahnen von Hawermannen so recht fröhlich sitten un sin Regiment segnen, wer kümmt den Gorenstig entlang? Fritz Triddelfitz mit den lütten Akzesser. Na, würd dat en Upstand! Wat würd in de korte Tid allens tausamen fragt un tausamen red't! Mit einem Mal kriggt dat Undirt von Fritz Triddelfitz mi tau seihn: »Fritz, wo kümmst du her?« – »Je, Fritz, wo kümmst du her?« – »Fritz, ick heww di jo in säben kolle Winter nich seihn.« – »Un ick di ok nich, Fritz.« Un nu fritzten wi uns, dat dat 'ne wohre Lust för de ganze Gesellschaft würd. »Fritz«, frog hei, »schriwwst du noch ümmer Bäuker, Fritz?« – »Ja, Fritz, ick heww all en ganzen Hümpel tausam smert.« – »Na, Fritz, denn dauh mi blot den einzigsten Gefallen un bring mi nich in dine ollen verfluchten Bäuker.« – »Je«, segg ick, »ick kann di nich helpen, Fritz, du steihst dor all in, Fritz.« – »Womit stah ick dor in?« frog hei hastig. – »Mit den Rangdewuh in den groten Watergraben.« – »Was ist das?« frog Lowise, de mi grad äwer satt. – Franz lachte hell up: »Das sag' ich dir mal bei Gelegenheit.« – »Nein, nein!« rep Fritz. – »Na, was ist denn das?« frog de lütt Akzesser un sach mi, Fritz Reutern, an un sach em, Fritz Triddelfitzen, an. – Ick sweg, [711] un hei säd: »Das sag' ich dir mal bei Gelegenheit.« Oll Großvatter Hawermann lachte ut vullen Harten. – As wi nah den Eten allein wiren, namm Fritz minen Arm un frog: »Segg mal, wer hett di de Geschicht vertellt?« – »Bräsig«, segg ick. – »Heww ick mi dacht«, seggt hei, »Bräsig is de Hauptperson in de ganze Geschicht.« – »Dat is hei«, segg ick.

Un nu mag woll noch männigein mit de Frag' kamen: Wo liggt denn Pümpelhagen un Gürlitz un Rexow? – Je, up de Landkort ward't ji sei vergews säuken, un doch liggen sei in unsern dütschen Vaderlan'n, un ick will hoffen, sei sünd mihr as einmal tau finnen. – Allentwegent, wo en Eddelmann wahnt, de sick nich mihr dücht as sine Mitminschen un in den niedrigsten von sine Arbeitslüd' sinen Mitbrauder erkennt un sülwst mit arbeiten deiht – dor liggt Pümpelhagen. – Allentwegent, wo en Preister predigt, de nich in sinen Äwermaud verlangt, dat alle Minschen dat glöwen sälen, wat hei glöwt, de keinen Unnerscheid makt tüschen arm un rik, de nich blot predigt – ne! – ok mit Rat un Daht in de Bucht springt, wenn't gellt – dor liggt Gürlitz. – Allentwegent, wo de Börger wirkt un schafft, de den Drang in sick fäuhlt, in Weiten un in Känen wider tau kamen, un den dat Ganze mihr gellt as sin eigene Geldgewinn – dor liggt Rexow. – Un allentwegent, wo dese drei dörch de Leiw' von säute Frugens un de Hoffnung up frische, fröhliche Kinner tausamen verbunnen sünd, dor liggen ok de drei Dörper tausamen.

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TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Autobiographische Roman-Trilogie. Olle Kamellen. Olle Kamellen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8EEE-9