Am Rande der Nacht

Meine Stube und diese Weite,
wach über nachtendem Land, –
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ist Eines. Ich bin eine Saite,
über rauschende breite
Resonanzen gespannt.
Die Dinge sind Geigenleiber,
von murrendem Dunkel voll;
drin träumt das Weinen der Weiber,
drin rührt sich im Schlafe der Groll
ganzer Geschlechter.....
Ich soll
silbern erzittern: dann wird
Alles unter mir leben,
und was in den Dingen irrt,
wird nach dem Lichte streben,
das von meinem tanzenden Tone,
um welchen der Himmel wellt,
durch schmale, schmachtende Spalten
in die alten
Abgründe ohne
Ende fällt...

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Am Rande der Nacht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-93B5-D