Das Ein und Zwantzigste Katechismuslied, Uber den Neünten Artikul unseres Christlichen Glaubens:
Ich gläube eine heilige Christliche Kirche, die Gemeinschafft der Heiligen

Dises kan auch gesungen werden nach der Melodie unsers bekanten Liedes: Ein feste Burg ist unser Gott, u.s.w.

1.
Gelobet seist du, grosser Gott,
Das du die Schaar der Christen,
Die fleissig halten dein Gebott,
Hast gnädig wollen fristen.
O Herr, es wird dein Wohrt
Gelehrt an manchem Ohrt,
Dein Wohrt, das alle Welt
In wahrer Furcht erhält
Und Dir ein Häuflein samlet.
2.
Nun diser Hauffe wird genant
Die wahre Kirch' auf Erden,
Die, weil Sie Dir nur ist bekant,
Nicht kan gesehen werden.
In solcher sind allein
Dein' edle Schäffelein,
Die rechter Tugend vol,
Mein Gott, dich kennen wol
Und deiner Stimme folgen.
3.
In diser Kirch' ist Heiligkeit,
Doch nicht aus unsern Werken:
Diselbe mus das saubre Kleid
Des Herren Jesu stärken,
Das Er der liben Braut,
Welch' Er sich hat vertraut
In diser Sündenbahn,
Hat gnädigst angethan
Und herlich Sie geschmükket.
4.
Zwahr scheüßlich war Sie von Natur,
Vol Mängel und Gebrechen,
Auch Satan lief bemühet nur,
Sie mehr und mehr zu schwächen;
Doch hat Ihr Bräutigam,
Das libe Gottes Lamm,
Sie treflich schön gemacht,
Ja das Ihr wiederbracht,
Was gäntzlich war verlohren.
5.
Er hat Sie durch das Wasserbad
Im Wohrte rein gewaschen,
Und ob Sie gleich hieß' in der That
Nur Unflaht, Staub und Aschen,
Hat Christus Sie der Welt
Doch lieblich fürgestelt,
Ja das an Ihr bedekt,
Was vormahls Ihm' erwekt
Nur Ekkel, Schand' und Grausen.
6.
Wollan, es bleibt doch stets dabei,
Was Gottes Wohrt uns lehret,
Das Christus Kirchlein heilig sei,
Das Ihn von Hertzen ehret:
Dis ist des Geistes Kraft,
So neüe Menschen schaft,
Ja wirket oft geschwind'
In Ihr, das Leüte sind,
Die Gott von Hertzen dienen.
7.
Solt' aber auch wol die Gemein'
Ohn' Haupt gefunden werden?
Ach Nein! Ihr Haupt mus Christus sein
Der Sie regirt auf Erden,
Ja machet, das der Leib
An disem Haupte bleib'
Und wir in voller Zahl
Sind Glieder alzumahl
Des Leibes, der Ihn preiset.
[304] 8.
Wie nun des Menschen Seel' und Geist
Nur einen Leib regiret
Samt allem, was man Glieder heist,
Also wird auch geführet
Die Kirche schön und rein
Von einem Geist' allein,
Der durch der Libe Pfand
In heiligem Verstand'
Und guhter Zucht Sie leitet.
9.
Der Heiligen Gemeinschaft hat
Nur Einen Gott und Glauben,
Den aller Feinde Macht und Raht
Uns niemahls werden rauben.
Der Weg zum Himmel ist
Der Glaub an Jesum Christ.
O wahres SeelenHeil,
Wodurch uns wird zu Theil
Selbst Christus, der Gesalbte!
10.
Nur Eine Tauff', Ein Abendmahl
Ist uns von Gott gegeben;
Drümb last uns friedlich in der Zahl
Der Kinder Gottes leben,
Demnach ein jeder Christ
Des andern Bruder ist:
Dis zeiget weit und breit
Der Kirchen Einigkeit,
Welch' uns so fest verbindet.
11.
Wol dem, der sich ergeben hat,
Dem Negsten Guhts zu gönnen:
Derselb' erweiset in der That,
Das Christus Glieder können
So hier in diser Welt,
Als dort im Freüdenzelt'
Hübsch bei einander stehn
Und Gottes Antlitz sehn
In höchster Ehr' und Wonne.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Das Ein und Zwantzigste Katechismuslied. Das Ein und Zwantzigste Katechismuslied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9993-9