Uber das hochheilige Evangelium am Fest der Heimsuchung Mariæ, Luk. 1.

Melodie: Nun lobe, meine Seele, den Herren, u.s.w.

1.
Mein Gott, sei hoch gepriesen,
Daß du Mir aus Barmhertzigkeit
So reiche Gnad' erwiesen
In diser sehr betrübten Zeit.
Wie stark ist deine Gühte,
Wie groß ist deine Gunst!
Dein Väterlichs Gemühte
Hegt lauter süsse Brunst.
Wohin Ich Mich nur wende,
Da find' Ich Gnad' und Treü;
Dein Liben hat kein Ende,
Ja wird mehr täglich neü.
2.
Es haben stets genossen,
Herr, deiner Libe Gross und Klein;
Kein Mensch wird ausgeschlossen,
Du must der Welt Erbarmer sein,
Uns All' auch Kinder nennen,
Wen wir demühtiglich
Als Vatter stets erkennen
Und hertzlich lieben dich.
Drauf wil Ichs kühnlich wagen
Und treten zu dir hin:
Du wirst Mir nichts versagen,
Was Ich benöhtigt bin.
3.
Hinfohrt sol Mich nicht schrekken
Des Teüfels Zorn und grosse Macht:
Wilt du dein' Hand ausstrekken,
Mein Gott, so sing' Ich in der Schlacht.
Gewalt kanst du leicht üben,
Dein Arm ist stark und groß.
Wil mich Ein Feind betrüben,
So such' Ich dich nur bloß;
Den du, Herr, kanst zerstreüen
Die Stoltzen weit und breit
Und deine Kirch' erfreüen
Nach vieler Traurigkeit.
4.
Dir, Dir wil Ich stets geben
Von gantzer Seelen Lob und Dank,
Du kanst Mich leicht erheben,
Bin Ich gleich niedrig, schwach und krank.
Ich wil in grossen Dingen,
Mein Schöpfer, wandlen nicht,
Nach Eitlem Thun nicht ringen,
Das oft die Seele sticht;
Ich wil nach hohen Sachen
Nicht streben in der Welt,
Du kanst Mich grösser machen,
Im Fall' es dir gefält.
[295] 5.
Ach Herr, Ich bin beladen
Mit Sünd' und Unrecht mannigfalt:
Erquikke Mich mit Gnaden
Und stille Meinen Hunger bald.
Gleich wie die Hirsche schreien
Nach Einer frischen Quell',
Also kan Mich erfreüen
Dein Gnadenbrunn so hell'.
Ich ruff' in Meinem Zagen:
Herr, Meiner Seel' ist bang',
Erhöre doch Mein Klagen;
O Helffer, wie so lang'!
6.
Ich wil Mich nicht mehr grähmen
Um das allein, was zeitlich ist:
Von dir kan Ichs ja nehmen,
Der du Mein Gott und Vatter bist.
Laß Meinen Theil Mich fassen,
Wen Ich recht dürftig bin.
Du kanst Mich nicht verlassen,
Ich kenn', Herr, deinen Sinn:
Es müssen deine Gühter
Mir stets zu Dienste sein;
O treüer Menschenhühter,
Du sorgst für Mich allein!
7.
Ob gleich der Feind sehr dreüet,
Ja sprützet Feür und Flammen aus,
Auch Satan Unglük streüet,
Zu stossen üm dein heiligs Hauß,
Wil Ich doch nicht erschrekken,
Den du bist unser Hohrt;
Dein' Hand kan uns bedekken,
So tröstet Mich dein Wohrt.
Auf dich, Herr, wil Ich schauen,
Du hilffst zur rechten Zeit;
Wer dir nur kan vertrauen,
Bleibt ewig wol befreit.
8.
Nun, Herr, was du versprochen,
Das sol und wil und muß gescheen.
Dein Wohrt bleibt unzerbrochen,
Ich wil auf deine Wahrheit sehn.
Dein Mund kan ja nicht liegen
Nach eitler Menschen Ahrt,
Auch wird uns nie betriegen
Dein' hohe Gegenwahrt.
Was uns und unserm Saamen
Von dir verheissen ist,
Das müss' in deinem Namen
Gescheen, HERR Jesu Christ!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Uber das hochheilige Evangelium [3]. Uber das hochheilige Evangelium [3]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9AF9-1