Sterblied

Hiob 14, 5.

Mel: O Ewigkeit, du Donnerwort.

Du bist von dir, o Mensch, ja nicht,
Dein Schöpfer hat dich zugericht,
Dein Herz beseelt mit Geist und Leben,
Den Leib in schönen Schmuck gekleidt
Und Allem diesen Maaß und Zeit
Nach seinem weisen Schluß gegeben;
Dies fällt auch, steht es noch so fest,
So bald es seine Hand verläßt.
[328]
Was nimmst du denn ohn' dem dir für
Und meinst, als wenn dein Auge hier,
Dein Witz und Rath dich müsse leiten?
Du sinnst auf lange Jahr hinaus,
Erweiterst immer mehr dein Haus,
Gedenkst auf keinen Staub der Zeiten
Und glaubst, du habest dich gesetzt
Wo dich kein Unfall nicht verletzt.
Ach eitler Wahn, gewisser Tand!
So baust du Schlösser auf den Sand
Und schöpfest Wasser mit dem Siebe.
Was Gott dir zuschickt, ist dir gut,
Auch wenn er dir zuwider thut,
Er trägt zu dir zu grosse Liebe;
Was du dir wählst, das, traue, schadt,
Auch wenn es guten Fortgang hat.
Mein Gott, so bin ich nicht gesinnt,
Du bleibest Vater, ich dein Kind,
So will ich gern dich lassen sorgen.
Ich schreib' und greife dir nicht für,
Mein Thun und Leiden steht bei dir
Auf Jahr und Mond, auf heut' und morgen;
Wie du mein Ziel gesetzet hast,
So sei und bleib' es, Herr, gefaßt.
Nicht weiter kann und will ich nicht;
Geh', Herr, mir vor mit deinem Licht,
Dem will ich folgen ohn' Ermüden,
Und folg' ich nicht, so zieh' mich fort,
Auch wär' es bis zur Höllenpfort',
So weiß ich, was du mir beschieden;
Dein Reich, mein Gott, und was hier dein,
Dies soll mein Ziel und Ende sein.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Röling, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder und Oden. Sterblied [5]. Sterblied [5]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9C1A-5