2.

Der Sultan läßt den Mewlana
Zum Thronsaal führen, ihn zu fragen:
»Du rühmst dich sondrer Weisheit ja,
So sollst du mir nun Antwort sagen.
In vier verschiedne Sekten teilt
Sich alles Volk der Muselmanen;
So sage nun mir unverweilt,
Wer geht davon auf rechten Bahnen?
Auf welchem der vier Pfade mag
Der Staub zum Thron des Herrn gelangen?
Ich zweifelte bis diesen Tag,
Nun laß Gewißheit mich empfangen.
Der Sultan sprach's und harrte stumm;
Der Mewlana, erst sah er schweigend
[289]
Im Thronsaal sich des Sultans um,
Dann sprach er, sich vor ihm verneigend:
Du, dessen Thron das Ebenbild
Des Throns der Himmel ist auf Erden,
Mich schirme deiner Gnade Schild;
So soll dir meine Antwort werden:
Du thronest hier in einem Saal,
Zu dem geöffnet sind vier Thüren;
Und deinen Thron sieht allzumal,
Wen du durch eine lässest führen.
Daß ich des Weges nicht geirrt,
Des mußte mir dein Bote frommen;
Und nun weiß ich, vom Glanz verwirrt,
Nicht, welches Wegs ich bin gekommen.«

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Erzählungen. Parabeln. 2. [Der Sultan läßt den Mewlana]. 2. [Der Sultan läßt den Mewlana]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A3E9-0