[Wahnsinn fasst mich beim Gefühl der Liebe]

[157][159]
Wahnsinn fasst mich beim Gefühl der Liebe,
Die ich für Derwische stets empfunden;
Hätt' ich doch, zum Lohn für meine Triebe,
Der Derwische Wohnort aufgefunden!
Nimmer sprech' ich vom Derwische heute
Der sich anschickt zu verschmitzten Streichen;
Denn es gibt viel unglücksel'ge Leute
Die im Aeussern den Derwischen gleichen.
Nur von dem Derwische will ich reden,
Den, so oft er seufzt aus banger Seele,
Eine Stimme, tönend wie aus Eden,
Freundlich frägt, was dem Derwische fehle?
Mohammed, hold dem Derwischen-Pfade,
That gar stolz auf den Derwischen-Orden;
Viele Zeichen sind, von Gottes Gnade,
Zum Derwischen-Ruhm gesendet worden.
Wenn Derwische ihren Tanz beginnen,
Bei dem Klange ihrer frommen Lieder,
Schwebt der Schöpfer von des Himmels Zinnen
In das Gasthaus der Derwische nieder.
Wenn der Becher im Derwischen-Kreise,
Vollgefüllt mit Liebeswein, erklinget,
Ist es Chiser, der Prophet, der Weise,
Der als Derwisch-Schenke sich verdinget.
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Selbst Hăidēr, der Fürst der gläub'gen Lande,
Des Propheten Schwäher, reich an Segen,
Sprach, er wolle in des Knecht's Gewande
Gern die Schwelle der Derwische fegen.
Lasse deinen Blick, o Tebris' Sonne,
Den Derwischen Huld und Gnade künden!
Dann nur wirst du ew'ge Lebenswonne
Durch die Herzen der Derwische finden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rumi, Ǧalāl o’d-din. Lyrik. Gedichte des Sams aus Täbris (Auswahl). [Wahnsinn fasst mich beim Gefühl der Liebe]. [Wahnsinn fasst mich beim Gefühl der Liebe]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AC67-0