[45] Kindesthränen

Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh'n,
Mußt du mit scheuer Gramgeberde,
Ein Kind im Stillen weinen seh'n;
Ein Kind, das eben fortgewichen
Aus fröhlicher Gespielen Kreis
Und nun, vom ersten Schmerz beschlichen,
In Thränen ausbricht, stumm und heiß.
Du weißt nicht, was das kleine Wesen
So rauh und plötzlich angefaßt –
Doch ist's in seinem Blick zu lesen,
Wie es schon fühlt des Daseins Last.
Wie es sich bang und immer bänger
Zurück schon in sein Inn'res zieht,
Weil es Bedränger auf Bedränger
Mit leisem Schaudern kommen sieht.
Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh'n:
Mußt du mit scheuer Gramgeberde
Ein Kind im Stillen weinen seh'n.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Vermischte Gedichte. Kindesthränen. Kindesthränen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ADEA-4