Johannisnacht

Der sel'ge Abend, als inmitten
Bekränzter Nachen wir im Kahn
Hin an Sevillas Gärten glitten
Auf sanft bewegter Wellen Bahn!
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Hell leuchteten die Ufer alle
Von der Johannisfeuer Glanz,
Es schwang beim Kastagnettenschalle
Die Menge sich im muntern Tanz.
Auf stiegen flatternde Raketen,
Rückstrahlend in des Stromes Flut,
Und schossen durch den sternbesäten
Lichthimmel hin mit dunkler Glut.
Doch süßer war's, als fern dem Feste
Ans Ufer uns die Barke trug,
Und über uns der grünen Aeste
Geheime Nacht zusammenschlug.
Erst dort, wo dämmernd aus den Zweigen
Der Schimmer der Limonen quoll,
Erschloß in Dunkel und in Schweigen
Sich unsre Wonne ganz und voll.
O, daß es oft noch so uns nachte!
Doch jetzt auch laß uns dankbar sein
Und, weil er uns so treu bewachte,
Dem Täufer eine Kerze weihn.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Johannisnacht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B535-8