Jaffa

Nun lebe wohl, mein morgenländisch Dach,
Von Palmen still umfriedet und Cypressen!
Auf dir wie manche Nächte hab' ich wach,
Vom Sternenhimmel überwölbt, gesessen!
Der Atemzug der schlummernden Natur
Ging durch die Wipfel hin mit sanftem Wehen;
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Leis durch das tiefe Schweigen rauschten nur
Fernher die heil'gen Brunnen der Moscheen.
Zu Häupten mir im unermess'nen Raum
Sah ich Myriaden goldner Welten rollen,
So flammenhell, als ob seit gestern kaum
Sie aus dem großen Born des Lichts gequollen.
Und wie, noch unbethört von Glaubenswahn,
Die ersten Menschen, die nicht Tempel kannten,
Mit Andacht auf zu jenen Sternen sahn,
Die unvergänglich dort am Himmel brannten,
Also auch ich; mein Geist schwang sich empor
Und sog den Glanz in langen, durst'gen Zügen
Und kreiste mit dem hehren Feierchor
Der Sonnen, wie sie sanken oder stiegen.
O wer aus jenem Quell des Lichtes trank,
Nicht dunkel ist's um ihn fortan hienieden;
Leb wohl, mein Morgenland, und habe Dank!
Mit mir im Herzen trag' ich deinen Frieden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 2. Aus allen Zonen. Jaffa. Jaffa. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B53A-D