8.

O Zaubergarten, wunderbar erblühter,
Der Erdenwüste grünendste Oase,
Die Riswan stets, der Paradieseshüter,
Mit Tau benetzt aus seiner Himmelsvase,
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Seh' ich, o Vega, deine freudenhellen,
Glückschweren Fluren sich vor mir verbreiten,
Ein Meer des reichsten Segens, dessen Wellen
Im Silberlicht der Morgensonne gleiten,
Seh' ich am Bergeshang die deutsche Eiche
Sich mit der Palme schwesterlich umarmen,
Als wollte hier, wie in dem Fabelreiche,
Der Norden an des Südens Brust erwarmen,
Und hör' ich dann von den beeisten Zinnen
Der Sierra durch die echoreichen Schluchten
Die schneegebornen Bäche niederrinnen,
Die dich mit ihrem ew'gen Tau befruchten:
Dann glaub' ich oft, o herrlichstes der Thale,
Du seist der letzte Rest der jungen Erde,
Die einst, sich sonnend in dem Morgenstrahle,
Dem Nichts enttauchte auf das große Werde.
So glänzte die Natur, ein reines Eden,
Von saft'gem Grün und Frührot übergossen,
Als erst der Lebensstrom in Silberfäden
Der großen Himmelsurne kaum entflossen.
Zerstört ist jene Welt; nur in Ruinen
Lebt noch von dem, was einst sie war, die Sage;
Du aber strahlst, vom goldnen Licht beschienen,
Noch heute wie am ersten Schöpfungstage.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. 8. [O Zaubergarten, wunderbar erblühter]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B555-F