43.

Spätherbst war's; mit bunten Farben,
In der Sonne mattem Strahl
Schmückten um mich, eh sie starben,
Sich die Blätter noch einmal.
Und Novemberstürme wehten
Sie herab von Baum und Strauch;
Von den wüsten Gartenbeeten
Quoll's empor wie Moderhauch.
Alles schien um mich im Altern,
Welk wie ich und siech zu sein,
Und ich spann mich mit den Faltern
Schon zum Winterschlummer ein.
Da heran zu mir geschritten,
Wie ich saß in meinem Gram,
Plötzlich kam's mit leisen Tritten,
Die das Herz entzückt vernahm.
Und ein Wehn begann, das lauen
Fittichs mir die Stirne schlug,
Und ich fühlte, Frau der Frauen,
Deiner Seele Atemzug.
[474]
Ueber mir in leichte Flocken
Löste sich das Nebelgrau,
Und ich sah dir süß-erschrocken
In der Augen Himmelblau.
Sieh! Nun frühlingsgrüne Lauben
Wölbt die Liebe für uns zwei!
Konnt' ich's ahnen, konnt' ich's glauben,
Nach dem Herbste solch ein Mai?

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TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. 43. [Spätherbst war's; mit bunten Farben]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B728-5