Lieder aus Granada

1.

Nacht war's; es hallte von dem Schellenklingen
Des Maultierzugs die Schlucht der Alpujarren;
Die kahlen Felsenhäupter sahn wir starren,
Die um die Stirn den Gletscherturban schlingen.
Der Führer ritt voran durch wildgezackte
Steinklippen, und auf sturmzernagtem Pfade
Zum Klange seiner maurischen Ballade
Bewegte langsam sich der Zug im Takte.
Da stieg am Himmelsrand die ew'ge Leuchte,
Die Vega lag vor uns im Morgenstrahle
Und dampfte aufwärts, eine Opferschale
Voll Weihrauch und voll klarer Himmelsfeuchte.
Im Frühglanz strahlten der Nevada Gipfel,
Wie goldne Kuppeldächer von Moscheen;
Andächtig neigten in des Ostes Wehen,
Gleich Betenden, die Palmen ihre Wipfel.
Vor uns von ihrem Teppich grüner Saaten,
Aus Myrtendickicht und Orangenbäumen,
Hob sich, ein Bild von Edens Wonneträumen,
Die Wunderstadt, die Schwester der Granaten.
Wir aber sanken auf die Stirn und riefen:
Sei Allah, daß wir dich erschaun, gepriesen!
O Houri aus Muhammeds Paradiesen!
O Perle in dem Kronschmuck der Kalifen!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 2. Aus allen Zonen. Lieder aus Granada. 1. [Nacht war's; es hallte von dem Schellenklingen]. 1. [Nacht war's; es hallte von dem Schellenklingen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B787-2