Der Kadett

Nicht mir ein Alter, matt und siech,
Nicht mir der Tod auf dem Krankenbett!
Nein, sterben möcht' ich im fröhlichen Krieg,
Wie bei Aspern der junge Kadett;
Ihm that es von allen im Hillerschen Corps
Beim Stürmen des Dorfes nicht einer zuvor.
Unnahbar drohte die Schanze dort,
Von der die französische Batterie
Den Deutschen entgegen fort und fort
Kartätschen und Kugeln spie,
Und »Vorwärts das dritte Bataillon!«
Erscholl das Kommando zweimal schon.
Starr standen sie all vor dem Donnergekrach;
Da trat aus den Reihen hervor der Kadett
Und klomm nach oben; die andern ihm nach,
Gefällt das Bajonett;
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Rings pfiffen die Kugeln; doch allen vorauf
Bahn brach sich der Jüngling im Sturmeslauf.
Am Ziele stand er nach heißem Kampf
Und pflanzte die Fahne: Hurra! hurra!
Vorübersprengend im Pulverdampf
Rief Hiller nach oben: »Sieh da!
Dich nenn' ich den Besten im Bataillon;
Doch sage, bist du verwundet, mein Sohn?«
Da blickte der Jüngling nach unten groß;
Stolz färbte von neuem die Wangen ihm rot;
Er jubelte: »O, nicht verwundet bloß,
Mein General, ich bin tot!«
Dann sank er zusammen; zur ewigen Ruh'
Deckten die Siegesbanner ihn zu.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 3. Romanzen und Balladen. Der Kadett. Der Kadett. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B78B-9