Serenade

Leise, um dich nicht zu wecken,
Rauscht der Nachtwind, teure Frau;
Leise in das Marmorbecken
Gießt der Brunnen seinen Tau.
Wie das Wasser, niedertropfend,
Kreise neben Kreisen zieht,
Also zittert, leise klopfend,
Mir das Herz bei diesem Lied.
Schwingt euch, Töne meiner Zither,
Schwingt euch aufwärts, flügelleicht;
Durch das rebumkränzte Gitter
In der Schönen Kammer schleicht!
»Ist denn, liebliche Dolores,« –
Also singt in ihren Traum –
»In der Muschel deines Ohres
Für kein Perlenwörtchen Raum?
[261]
Denk der Laube, dicht vergittert,
Wo, umrankt von Duftgesträuch,
Ihr in Seligkeit gezittert,
Wie die Blätter über euch!
War der Platz doch still und sicher,
Und kein Zeuge hat gelauscht;
Selten, daß ein abendlicher
Vogel durch das Laub gerauscht.
O dem Freund noch eine Stunde,
Wo dein Arm ihn so umschlingt
Und der Kuß von deinem Munde
Feurig bis ans Herz ihm dringt!
Hast du ihn so ganz vergessen?
Einsam harrt er am Balkon;
Ueberm Wipfel der Cypressen
Bleicht des Mondes Sichel schon.
Wie das Wasser, niedertropfend,
Kreise neben Kreisen zieht,
Also zittert, leise klopfend,
Ihm das Herz bei diesem Lied.«

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 2. Aus allen Zonen. Serenade. Serenade. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B82E-4