114. Die weiße Jungfrau auf der Lisekenburg.

Zwei Mädchen gehn mit einander auf die eine Viertelstunde von der Winzenburg entlegene Lîsekenborg, um daselbst Erdbeeren zu pflücken. Hier trennen sie sich und jede pflückt an einer andern Stelle. Da kommt das eine Mädchen vor eine Thür; sie öffnet dieselbe und tritt in einen weiten Keller ein. Alles ist darin schön und sauber, und große Reichthümer liegen überall umher. In der Mitte aber steht ein Tisch mit Gläsern, und daran sitzt in einem Lehnstuhle (spanstaule) eine Jungfrau. »Darf ich mir wohl etwas nehmen?« fragt das Mädchen. »Ja, nimm dir nur, was du willst, mein Kind,« antwortet jene freundlich. Das Mädchen ist bescheiden und nimmt sich nur ein Spitzglas mit blauem Rande. Dann spricht sie: »da ist noch ein Mädchen, das will ich rufen, damit es auch hierher kommt.« Sie geht fort und ruft das andere Mädchen; als sie aber mit diesem wieder zu der Stelle kommt, ist alles der gewöhnliche Boden und durchaus [86] nichts mehr zu sehen. Das Glas, welches das Mädchen sich genommen hatte, soll noch in der Kirche zu Lamspringe aufbewahrt werden.


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 114. Die weiße Jungfrau auf der Lisekenburg. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B947-2