[288] 17. Der Affe.

Ein Vater hatte einen Sohn, den raubte ein Affe, der ihn mit zu den Affen nahm. Nach und nach fiel dem Knaben das Zeug vom Leibe, und er sah endlich ganz wie ein Affe aus. Er kletterte mit den Affen auf die Bäume und half die Gärten verwüsten. Einst wurden sie dabei überfallen; viele wurden getödtet, einige gefangen, unter diesen war auch der Knabe. Niemand erkannte ihn als einen Menschen, sondern man hielt ihn für einen Affen und sandte ihn mit den übrigen an des Königs Hof. Hier hinterbrachte er, da er die Sprache nicht verlernt hatte, alles, was die Dienstboten heimlich thaten, dem Hofmeister auf das genaueste, und keiner dachte daran, daß der Affe sprechen könne. Endlich kam es doch an den Tag und der König ließ ihn zu sich kommen. Diesem erzählte er nun seine ganze Lebensgeschichte, wie er von dem Affen in den Wald geschleppt sei und sich nicht wieder habe herausfinden können. Der König ließ ihm das Haar schneiden und Kleider anziehen und machte ihn zu seinem Jäger. Es hauste aber zu der Zeit ein Unthier im Walde, welches alles verwüstete und Menschen und Vieh verzehrte. Um die Plage los zu werden, ließ der König im Lande bekannt machen, daß derjenige, welcher das Ungeheuer tödten würde, seine Tochter zur Frau haben solle. Schon hatten es viele versucht, waren aber alle von dem Ungeheuer umgebracht. Da machte sich des Königs Jäger auf dasselbe zu tödten. Er ließ sich zu dem Zwecke wieder die Haare wachsen, begab sich dann in den Wald und lauerte dem Ungeheuer auf. Als er es erblickte, sprang er ihm mit der Schnelligkeit eines Affen auf den Nacken und erdolchte es. So wurde das Land von der Plage befreit, und der Jäger bekam die Königstochter zur Frau und lebte mit ihr vergnügt und fröhlich bis an sein Ende.


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 17. Der Affe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B999-8