128. Die drei Puppen.

1.

Als einst in Hohnstedt Schützenhof war, sollte ein Knabe mit seiner jüngeren Schwester Kraut holen. Der Knabe sagte zu dem Mädchen: »wir wollen schnell zum Rickenbü gehn und daher das Kraut holen, weil wir es dort leichter finden können.« Sie gingen dahin und nachdem sie eine Weile gekrautet hatten, erblickte zuerst der Knabe, dann auch das Mädchen drei weiße weibliche Gestalten von sehr mäßiger Größe (»puppen«) sich zwischen den Weiden auf der Erde auf und ab bewegen (»wippen«). Die Kinder erschraken sehr und liefen voll Angst barfuß, wie sie waren, durch die Wiese nach der Stelle, wo der Schweinehirt des Dorfes hütete. Als sie bei diesem angekommen waren, vermochten sie Anfangs nicht zu sprechen, als sie sich aber etwas von dem Schrecken erholt hatten, erzählten sie ihm, was sie gesehen hatten. Dieser ging nun mit den beiden Kindern noch einmal zu der bezeichneten Stelle hin, und wirklich waren die drei weißen Puppen noch da, so daß er sie mit seinen eigenen Augen sah. Nun erzählte der Schweinehirt, daß er schon früher davon gehört habe und daß man glaube, die drei weißen Jungfrauen wären die drei Töchter eines Superintendenten in Hohnstedt, welchen im dreißigjährigen Kriege feindliche Officiere hätten Gewalt anthun wollen und die sich, um sich zu retten, entleibt hätten.

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 128. Die drei Puppen. 1. [Als einst in Hohnstedt Schützenhof war, sollte ein Knabe mit seiner]. 1. [Als einst in Hohnstedt Schützenhof war, sollte ein Knabe mit seiner]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BEA1-A