Auf seines Bruders Tod

Er focht in sieben Schlachten,
Er war ein deutsches Blut,
Gefahr hieß ihn verachten
Sein stiller Kriegesmuth.
Das Schwert an seiner Linken,
Er nannt es seine Braut;
Geneigter Blicke Winken,
Das schien ihm kaum so traut.
Bei Hochkirch ihn umfangen
Hab' ich mit Liebesgruß
Und ahnungsvoll empfangen
Den letzten heißen Kuß.
Es schlug die schöne Stunde,
Da ward sein Busen roth,
So blutet an der Wunde
Ein edler Hirsch sich todt.
Tragt nach den Riesenbergen
Den kranken Ritter nun,
Es darf ja nicht bei Zwergen
Der fromme Degen ruhn.
Der Väter freie Erde
Er sich erlesen hat,
Du Stadt des Hirsches werde
Für ihn die Ruhestadt.
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Das schwarze Kreuz, das blaue,
Hängt auf dem Grabes-Baum,
Daß jeder Pilger schaue,
Wer träumt hier seinen Traum.
Fahr' Bruder wohl, Gespiele
In froher Kinderzeit,
Du schrittest vor zum Ziele,
Du Jüngerer, wie weit.
Die Hoffnung ließ mich kommen,
Ob ich dich lebend fänd'?
Doch, du warst aufgenommen
Ins reine Element.
Zeuch hin, wo Karl der Große,
Wo Gottfried, Balduin
Die Siegs- und Todesloose
Für Gottes Krieger ziehn.
Wol größ're Sünden büßen
Kann solch' ein Glaubenstod;
Den Vater magst du grüßen
Im ew'gen Morgenroth.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. Auf seines Bruders Tod. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C2C5-A