Der versunkene Ring

Nach dem Litthauischen.


Königsberg 1808.


Der Ring ist mir entfallen,
Ins tiefe Meer versenkt,
Den einst im Taubenmonat
Lieb' Anka mir geschenkt.
Sie sprach mit süßem Munde:
Trag' ihn und denke mein;
So lang' du trägst das Ringlein
Will ich dein eigen sein.
Ich kniet' am alten Strande
Und wusch die Netze rein,
Da sank von meinem Finger
Der Ring ins Meer hinein.
[9]
Nun thut mich Anka meiden
Und liebt mich nimmermehr.
Ihr Pfand hab' ich verloren,
Mein Himmel ruht im Meer.
O Wind im fernen Norden,
Erwach', ich flehe dir,
Spül' ihn an Anka's Wiese,
Sie gibt ihn wieder mir.
Ihr Mitleid ward jüngst rege,
Als sie mich weinend fand,
Sie ließ ins Gras sich nieder
Und bot mir ihre Hand.
Hab' Dank für Trost und Mitleid –
Was frommt es mir und dir?
Ich will nur Liebe, Liebe!
Und die entzieht sich mir.
Laß Andre Bernstein sammeln,
Der Fischer sucht den Ring,
Den er im Taubenmonat
Von Anka's Hand empfing.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. Gedichte. Gedichte. Erste Abtheilung. Leben und Liebe. Der versunkene Ring. Der versunkene Ring. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C2E6-F