[281] Traute Nachtmusik

Linde lös't der Harfe Klimpern
Die gesunknen Augenwimpern.
Mit dem Liebchen in die Wette
Hatt' ich alle Lust errungen,
Und vom trauten Arm umschlungen
Ruht' ich aus an weicher Stätte.
Da entwich sie schlau dem Bette,
Wollte mir die müden Wimpern
Lösen mit der Harfe Klimpern.
Halb schon ist die Nacht entronnen,
Und sie will mich, ach! verjagen,
Denn verräth'risch möcht' es tagen.
Süße Töne, schlimm ersonnen!
Weckt mich auf zu neuen Wonnen,
Oder thaut mit leisem Klimpern
Liebesträum' auf meine Wimpern.
[282]
Wie sie deine Knie' umschloßen,
Zarte Finger sie durchirren,
Muß die Harfe Sehnsucht girren.
Mildre denn, was du beschloßen!
Manche Huld blieb ungenoßen,
Schmachtend heben sich die Wimpern:
Kose wieder! laß dein Klimpern!

Notes
Entstanden im Frühling 1808. Erstdruck in: Poetische Werke 1811, Bd. 1.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Traute Nachtmusik. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D44F-9