Monolog

Ja, ich fühle mich gezwungen
Endlich dir mein Leid zu klagen.
Lüfte! könnt ihr mir nicht sagen,
Wo so lange bleibt die Meine?
Daß ich irren muß alleine,
Seufzen nach der Unbekannten;
Nein, der nur zu wohl Bekannten,
Die in jedem Traum ich sah,
Deren Bild mir immer nah,
Doch vor allem hier im Tal;
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Hier erfreu' ich mich der Qual,
Hier ergeb' ich mich den Träumen,
Irrend auf den grünen Räumen,
Wo der Waldbach rauschend fließt.
Wenn sich im Gesang ergießt
Klage hoher Nachtigallen,
Sie ins tiefe Herz mir schallen,
Öffnet sich der stumme Mund,
Tut mir selbst mein Leiden kund,
Rufend dich, du lang Ersehnte!
Alles, was ich Freude wähnte,
Kann mir keine Lust mehr schaffen.
Fremd sind mir die teuren Waffen,
Nichts der Rosse kühnes Spiel;
Ach und was mir so gefiel,
Lieber Freunde mutig Scherzen,
Das verwirrt mir nur die Schmerzen,
Seit ich hin, nicht mehr mein eigen.
Komm, Geliebte, dich zu zeigen,
Daß ich dich mit Glanz umkröne!
Komm, und gib mir deine Schöne
Mein zu sein, mein Heiligtum!
Bin ich darum reich an Ruhm,
Aller Jugend Kron' und Zier,
Daß ich krank und einsam hier
Soll umsonst nach Freude schmachten?
Jede Kunde, die mir brachten
Ferne Männer, stille Boten,
Was du mir geheim entboten,
Was so manche Sommernacht,
Die ich glühend durchgewacht,
Durch die Wälder mich getrieben,
Das ist in der Brust geblieben,
Alles andre gar verschwunden.
Keine hatt' ich noch gefunden,
Die wie ich der Glut ergeben.
Ach, sie fühlten nicht das Leben,
Das der vollen Seel' entquillt!
Keine hat das Herz gestillt,
Das die Kraft so gern verschwendet.
Du allein hast Trost gesendet,
[157]
Süße Herrin, du alleine,
Du an Schönheit einzig Eine,
Stolze Heldin, herrlich Wesen,
Die ein Gott wohl auserlesen,
Daß mir kühne Hoffnung bliebe,
Wahr zu finden meine Liebe.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Erste Frühlingsgedichte. Monolog. Monolog. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D622-C