Stanzen

Zur Einleitung eines Märchens


Wie Blätter dunkles Grün um Blumen ranken,
Als ob es gern die Glut der Farben kühlte,
Weil sonst das Auge würd' im Glanz erkranken,
Wenn es berauscht im Blumenfeuer wühlte,
Wo rote, weiße, bunte Strahlen wanken,
Nicht auch im Grün das Licht gemildert fühlte;
So möcht' ich, dich umarmend, Märchen weben,
Die Flammen durch Geschwätz zu lindern streben.
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Die Flammen, wo den süßen Tod wir starben,
Den du, ein scheues Kind sonst, nimmer scheutest,
Seit meine Bitten deine Huld erwarben,
Wo sterbend du zum Leben mich erneutest,
Und, glaubt' ich schon im Überfluß zu darben,
Durch Reiz im Reiz dich freuend mich erfreutest:
Sie werden unsern holden Leib verzehren,
Wenn wir nicht ihrem süßen Gifte wehren.
Doch weil, wo Frag' und Antwort wechselnd spielen,
Die Lippen bald sich inniger vermählen,
Und im Geflüster süße Pfeile zielen;
So möcht' ich andre Stundentäuschung wählen,
Und wüßt' ich nur, wie sie dir wohlgefielen,
Dir reizende Geschichtchen neu erzählen,
Die du anhörtest, weichlich hingegossen,
Als kämen süß vom Himmel sie geflossen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Erste Frühlingsgedichte. Stanzen. Stanzen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D81E-8