Die Blumen

Die schönen Farben dürfen nicht mehr glänzen,
Man darf den süßen Putz nicht mehr entfalten.
Wie ziemt' es auch zu solchen hohen Tänzen,
Wo Sterne heilig walten,
Die das Azur umkränzen,
Und nimmer wohl veralten?
Wenn sich des Himmels Blumen herrlich zeigen,
So muß der Erde Kinderglanz ja schweigen.
Das Eine kann uns auch die Nacht nicht rauben,
Daß wir in Düften unser Sein verkünden;
Muß jungen Blüten noch die Lust erlauben,
Wo sie in dunklen Gründen
Und schön geflochtnen Lauben
So innig sich verbünden,
Die Luft mit süßerm Wohlgeruch zu füllen,
Je dichter sie sich selbst in Schatten hüllen.
Vergeblich strebt der Mensch mit schlauem Sinne,
Von welcher Blume wohl der Duft, zu fühlen,
Daß jeder Blume Geist sein Geist gewinne!
Wo holde Lüfte spielen,
Daß jeder Hauch zerrinne,
Umflossen von Gefühlen
Vergißt er bald, von welcher Lust er trinket,
Wenn er berauscht in Balsamfluten sinket.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Abendröte. Zweiter Teil. Die Blumen. Die Blumen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D88F-8