13.

Erscheint ein Geist in menschlicher Gestalt, so ist auf Erlösung für ihn noch zu hoffen; der frühere oder spätere Zeitpunkt derselben hängt von der lichteren oder dunkleren Umhüllung des Geistes ab. Vonweissen Geistern hat man nichts mehr zu befahren: sie stehen schon der Seligkeit nahe. Einschwarzer Geist geht der Fähigkeit der Erlösung entgegen, so wie er einen grauen Fleck bekommt. Dieser dehnt sich allmälig weiter aus, bis die ganze Gestalt grau wird: dann zeigen sich immer mehr weisse Flecken, bis endlich alles Dunkel verschwindet.

[108] Sie zeigen sich dabey entweder in einer Hülle, welche ihre ganze Gestalt bedeckt, oder in der eigenen Kleidung ihrer Zeit.

Ihre Bewegung ist eine schwebende: sie schreiten nicht: oft ziehen sie einen Fuß nach, schleifen ihn auf dem Boden, oder stossen ihn mit einem Schalle, der von Holzschuhen zu kommen scheint.

Die Nähe der Geister wirkt kalt: eisiger Hauch geht von ihnen aus: zugleich aber glühen sie und hinterlassen die Brandmale an den von ihnen berührten Gegenständen.

Häufig fehlt den Geistern der Kopf: sie wollen sich nicht erkennen lassen oder ihren gewaltsamen Austritt aus der Welt dadurch anzeigen. Stellenweise möchte dieses auf eine Opferstätte hinweisen, wo Menschen und Thiere den Göttern geschlachtet wurden.

Manche Geister fahren in Wagen, von Rossen gezogen, oder reiten auf Pferden – vielleicht Nachklänge der ehemaligen Verehrung wagenfahrender und reitender Gottheiten, oder des Glaubens, daß die Seelen der Verstorbenen den Weg zur Unterwelt in Wagen oder zu Pferde machten; es hängt hier viel vom Orte ab, welcher hiebey in Frage kommt.

Manche Geister lassen sich bloß sehen, andere nur hören oder fühlen: die Aeusserungsfähigkeit hängt von den Geistern und Menschen zugleich ab. Nicht alle Geister offenbaren sich und nicht alle Menschen unterscheiden sie.

Nicht selten erscheinen sie dem Menschen während [109] des Schlafes: sie beugen sich über denselben hin und bringen ihn so zum Erwachen.

Böse Geister lärmen, gute seufzen.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Zweyter Abschnitt. 1. Teufelsgeister. 2. Wesen der Geister. 13. [Erscheint ein Geist in menschlicher Gestalt, so ist auf Erlösung]. 13. [Erscheint ein Geist in menschlicher Gestalt, so ist auf Erlösung]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DAC2-F