§. 22. Teufels-Wetten.

Ein Bauer litt starke Anfechtung von einer Scheuer aus Eichenholz, die er gar zu gerne gehabt hätte. Da stellte sich der Teufel vor ihn hin und bot ihm eine Wette um seine Seele, daß er für ihn die gewünschte Scheuer bis zum nächsten Hahnenruf fertig haben werde, und der Bauer ging darauf ein, weil er das Ding für unmöglich hielt. In der Nacht aber hörte er Holz abladen, Holz aushauen, sägen und hämmern; da wurde ihm etwas bange. Als er aber gar hörte, wie die Zimmerleute riefen: »So, jetzt heben wir das Dach!« gerieth er in grosse Angst und fing zu seufzen an. Das vernahm das Weib an seiner Seite und frug nach der Ursache. Schnell sprang sie aus dem Bette auf, nahm den Hahn aus der Steige und stellte ihn an's Fenster gegen die Lichten, und der Hahn krähte der Helle entgegen. Mit Lärmen entwich der Teufel und hinterließ die Scheuer fertig bis auf das Thürchen. Doch sollte der Bauer dieses nicht einsetzen können. Denn so oft er eines machen ließ, immer ward es zerrissen und hinweggeschleudert. Schlammersdorf.

Ein anderer Bauer wettete mit dem Teufel, daß er[89] doch nicht alle Vögel kenne, die Gott erschaffen habe: es wäre ein Vogel, den er gewiß nicht kenne. Der Teufel erbat sich, den Vogel bis zur nächsten Morgenlichte auf einem Baume zu sehen. So legte der Bauer Mehltaig über sein Weib und drauf Federn, daß sie ganz befiedert aussah und setzte sie auf den Baum. Und wie der Teufel kam, sah er oft und lange hinauf, aber diesen Vogel hatte er noch nie gesehen. So verlor er die Wette. Ebendort.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Erster Abschnitt. 2. Teufel. 22. Teufels-Wetten. 22. Teufels-Wetten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DB4F-D