4.

In der Oberpfalz führen viele Brunnen den NamenGold- oder Silberbrunnen, und hätte die Benennung praktischen Hintergrund, so wäre das Land an edlen Metallen wohl eines der reichsten. Der Glaube, daß die unvermeidlichen Venetianer diese Schätze zu heben kommen, und den guten Deutschen das Nachsehen übrig lassen, treibt jetzt noch frische Sagen. So sahen vor einigen Jahren Kinder im sogenannten Dümpfel bey Neuenhammer aus dem dortigen Brunnen, welcher auch sonst glänzende Flimmerchen auswirft, am hellen Mittage ein fremdes, niegesehenes Männchen Wasser in einem blechernen Löffel seihen: und die Aeltern, welche dabey standen, sahen nichts.

Auf dem Schneeberge sind noch Gewölbe und Gänge der alten Burg sichtbar. Dort hört man Nachts [173] krachen und stürzen, und ein Ritter in alter Tracht winkt den Vorübergehenden; wenn sie seiner nicht achten, sendet er ihnen Hohngelächter nach. Am Berge ist ein Brunnen, Goldbrunnen genannt; zeitweise steigen aus ihm Goldflämmchen auf und zeigt sich ein kleines graues Männchen, ein Venetianer, welcher des Goldes wegen hierher kommt. Einmal hüteten Kinder da herum und sahen Mittags das Männchen am Brunnen sitzen. Einer der Knaben warf mit einem Steine darnach, wurde aber augenblicklich bey den Haaren gefaßt und zusammengerissen. Später zeigte sich der Fremdling mit verbundenem Gesichte. – Aus diesem Brunnen darf man zu gewissen Zeiten, besonders von Ostern bis Johanni, nicht trinken, bey Vermeidung augenblicklichen Todes. Das Wasser ist so eiskalt und schwer, daß die Bewohner der Burg es vorerst in einem hölzernen Behälter absitzen liessen: sie ehrten aber gleichwohl das Wasser so hoch, daß sie ihm den goldenen Namen beylegten. – Ferner meldet die Sage, daß auf dem Berge selbst Gold gegraben wurde; auch ein Wetzsteinbruch war eröffnet: als nun die Schweden heranrückten, die Burg zu zerstören, flüchteten die Bewohner ihre Schätze in den Schacht und setzten einen grossen Stein vor die Oeffnung. Die Leute aber fielen alle, und so weiß man die Stelle nicht mehr zu finden. Nur der Riese von Altschneeberg weiß den Weg, er zeigt ihn auch, aber nicht bis zum Ziele, weil er am Bache verschwindet.

An der Silberhütte bey Bärnau ist der Silberbrunnen, [174] so genannt, weil man beym Bauen Silbererz fand; ein Häusler dort führt noch den Namen Baumführer, weil er den ersten Baum dazu gefahren hat. – Einer übersah die Gegend von der Silberhütte aus und meynte, hier müsse der Teufel U.L. Herrn versucht haben, so prächtig und weitmächtig sey die Landschaft. Dafür lassen Andere den Teufel, als er die ihm von Gott angebotene Pfalz ausschlug, bey Bleystein gestanden seyn.

Ein anderer Silberbrunnen ist in einer Lohe = sumpfigem Walde, bey Neuenhammer, mit eiskaltem Wasser, das in bestimmten Zwischenräumen Blasen wirft.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Zehntes Buch. Wasser. 1. Das Element des Wassers. 2. Brunnen. 4. [In der Oberpfalz führen viele Brunnen den Namen Gold- oder Silberbrunnen]. 4. [In der Oberpfalz führen viele Brunnen den Namen Gold- oder Silberbrunnen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DF5F-7