5.

Mit Zauber kann man aber auch jede andere Gestalt annehmen.

Ein Zauberer dingte einen Bettelbuben, der in Lumpen herumlief und seinem Vater Brod zutrug. Er hatte bey ihm Nichts zu thun, als die Bücher abzustauben, sollte aber beyleibe nicht darin lesen. Der Bube that den Dienst, las aber auch fleissig in den Büchern und lernte daraus, wie man sich in Thiere[211] und andere Dinge verwandeln könne. Als nun seine Zeit aus war, ging er heim und sagte zum Vater: »Jetzt soll es anders gehen bey uns. Ich habe gelernt, mich in ein Pferd umzuwandeln; als solches führst du mich morgen auf den Markt, nimmst dir aber beym Verkaufe den Zaum aus: denn der Zaum bin ich.« Da führte der Vater ein prächtiges Pferd auf den Markt und Alles lief zusammen, es zu sehen. Einer aber drängte sich durch und kaufte das Pferd um den Preis, ohne zu handeln, und setzte sich auf und ritt eiligst davon. Es war der Zauberer, und der Vater hatte auf den Zaum vergessen bey dem Anblicke des vielen blinkenden Goldes. Als das Roß nahe daran war, vom Hetzen zusammenzusinken, stieg der Zauberer ab und band es an einen Baum. Da verwandelte sich das Pferd schnell in eine Krähe, und der Zauberer in einen Habicht. Nicht lange rauften sie herum, so fiel die Krähe zu Boden; flugs war sie in einen goldenen Ring verwandelt, der Habicht vermeynte nach der Krähe zu beissen und schluckte den Ring und erstickte. So ward der Bettelbube wieder frey und trieb von nun an das Handwerk des Zauberns. O. Bernried.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Dritter Abschnitt. 1. Zauber. 9. Verwandeln. 5. [Mit Zauber kann man aber auch jede andere Gestalt annehmen]. 5. [Mit Zauber kann man aber auch jede andere Gestalt annehmen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E17D-9