3.

Wie die Großmutter der Erzählerin starb, legte sich die Mutter auf die Bank in dem Zimmer, wo die Tode lag. Da kam eine Katze, hüpfte zu ihr hinauf und hängte sich an ihr Haarnest. Die Mutter griff zurück, fühlte aber nichts, sondern vernahm nur in demselben Augenblicke ein kleines »Plumpserl.« Das ganze Jahr hindurch war es ihr, als ob es, wie sie schlafen ging, auf der Bettdecke herumtappte, und griff sie hin, weil sie auch einen leisen Schein hatte, so fühlte es sich lind und warm wie Baumwolle an; sie hatte aber doch nichts in der Hand. War dieses nicht, so schien es, als wenn sich unter dem Lieg- oder Unterbette etwas rührte, wie eine Maus.

Einmal ging sie bey Mondenlicht aus dem Rocken heim; am Hause war ein kleiner Gang, da meynte sie, es gehe der Vater hinauf. Wie sie aber hinkam, und sich um etwas bückte, lief es ihr lind und warm über die Hand.

In demselben Orte, Tiefenbach, war auch ein Weib, das nach Weiding in die Kirche ging. Auf einmal schaut sie auf und sieht, daß sich das Bahrtuch rührt,[295] und die Großmutter, wie im Tode gekleidet, geht auf die Beterin zu und sagte zu ihr: »Melde meinen Kindern, daß jedes einen Groschen gebe, um eine heilige Messe für mich lesen zu lassen; das übrige thust du darauf, dann werde ich erlöst seyn.« Das Weib aber mißtraut der Erscheinung und sagt nichts. Wie sie nun wieder in der Kirche zu Weiding war, rührt sich das Bahrtuch wieder und hervorkommt die »Ahnl,« diesmal als kleines Kind, und kriecht auf dem Altare um einander und bittet, ja doch zu sagen und zu thun, was sie ihr aufgetragen. Doch das Weib traut auch diesmal ihren Augen und Ohren nicht.

Nach acht Tagen in der Früh, als die Leute zum Dreschen aufstehen, macht auf einmal das Dach einen fürchterlichen Kracher, und die Großmutter steht vor dem Bette des Weibes und bittet wiederholt: »Laß es nicht hängen, daß ich die heilige Messe bekomme; sieh, meine Hände sind so heiß; gib mir nur einen Tropfen Weihwasser, das kühlt;« es war aber kein Weihwasser im Hause. Da griff der Geist in die Bettlade und Jedermann konnte die vier Finger eingebrannt sehen.

Zur Stunde steht sie nun auf, geht zu den Kindern, sammelt das Geld für eine heilige Messe, und nachdem diese gelesen ist, hatte der Geist Ruhe und ließ sich nicht mehr sehen.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Viertes Buch. Der Tod. 10. Die Arme Seele. 6. Sagen und Legenden. 3. [Wie die Großmutter der Erzählerin starb, legte sich die Mutter]. 3. [Wie die Großmutter der Erzählerin starb, legte sich die Mutter]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E378-3