2.

Es war am heiligen Christabende, da ritt ein Ritter von seinem Landsitze Spielberg nach seinem Eisenhammer, der damals zur Oedenmühle hieß. Die Stunde Weges, die er sonst brauchte, wollte kein Ende nehmen, [329] es ward finster, der Sturmwind heulte und der Schnee fiel dicht. Er hatte sich verirrt. Da vernahm er den abgerissenen Schall des Glockengeläutes, welches die frommen Christen zum mitternächtlichen Gottesdienste rief. Zugleich aber stutzte sein Roß und schnaubte und bäumte sich und wollte nicht mehr weiter. Ein Männlein hielt den Gaul fest an der Mähne. Der Ritter aber führte einen starken Streich darauf und es seufzte und verschwand. Doch sollte es dem Ritter leid thun: denn er befand sich in einem Sumpfe und bis an den Sattelknopf darin versunken. Und er wäre sicher hier umgekommen, wenn nicht auf einmal hinter ihm die Feueressen ihre Feuergarben emporgeworfen und die Schmidhämmer laut zu schlagen angefangen hätten. Da erst fand er sich zurecht und in kurzer Zeit hatte er seinen Hammer erreicht. Aber groß war sein Zorn, daß die Hammerleute die heilige Nacht mit knechtischer Arbeit entweihten. Er stürzte auf die Hütte zu, stieß die Thüre auf – Alles war still wie das Grab, und Niemand zu sehen: nur ein Zwerg kauerte in der Esse vor einer glühenden Kohle und rührte mit einem Spieß die Schlacken im Herde. Und wie er auf dasselbe losfuhr, um es zu packen, entschlüpfte es seiner Faust und kollerte im Schlote hinauf, und ein dichter Feuerregen fiel herab, und in Kurzem stand alles Gebälke in Rauch und Feuer und versank in Asche.

Laut jammerten die Hüttenleute, die nun ohne Obdach waren. Von ihnen erfuhr der Ritter, daß der Zwerg ein Hüttenmännlein gewesen sey, ein guter Geist, [330] der dem Verirrten auf den rechten Weg helfe, und den Gang der Hüttenfeuer in besseren Stand bringe, geneckt aber oder mißhandelt, zum bösen Geiste werde, der Alles verwüste und Nichts aufkommen lasse. – Die Hammerhütte wurde zwar wieder aufgebaut, aber vom losbrechenden Weiher von Grund aus zerstört. Sie mußte bachabwärts versetzt werden, da wo jetzt der Neuenhammer ist.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 3. Erdzwerge. 25. Hüttenmännlein. 2. [Es war am heiligen Christabende, da ritt ein Ritter von seinem]. 2. [Es war am heiligen Christabende, da ritt ein Ritter von seinem]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E59D-0