7.

Wenn die Leiche auf einen entfernten Friedhof gebracht werden muß, so wird sie auf einem mit Ochsen bespannten Wagen dahin gefahren, und hinter drein[255] folgen die Leidtragenden und Leichengänger, betend für das Heil der Seele. Nähert sich der Zug dem Orte, so wird er mit Glockengeläute vom Kirchthurm empfangen, und hält an bestimmter Stelle an; die Leiche wird vom Wagen auf einen Schragen herabgehoben und verbleibt hier so lange, bis der Priester ankommt.

Der Zug geht nun mit der Leiche in die Kirche; der Sarg wird hier eingestellt, so lange das Seelenamt dauert, und nach dessen Beendigung auf den Freidhof hinausgetragen.

Den Wagen fahren nicht die eigenen, sondern desNachbars Thiere.

In den östlichen Theilen aber trägt man Sorge, daßPferde den Wagen ziehen, und fährt der Knecht mit dem Fuhrwerke so schnell als möglich, über Stock und Stein, wieder heim, damit er das Stroh verliere, auf welchem der Sarg lag und der Tode nicht als Geist wiederkehre. Velburg. In Dieterskirchen gibt man den Ochsen, welche die Leiche gefahren haben, jedem Stücke um zwey Kreuzer Semmeln, damit sie nicht abstehen. Die Leiche im Pfarr- oder Filialorte wird aber nicht gefahren, sondern unmittelbar von der Geistlichkeit am Hause abgeholt, Roding, während mit der Wandlungsglocke geläutet wird, das sogenannte »Schreckläuten« dreymal bey einer Männer-, zweymal bey einer Weiberleiche. Neustadt.

Die Verheirateten werden von Leichenträgern, in dunkelblaue oder schwarze Mäntel gehüllt, zu Grabe getragen; Jünglinge und Jungfrauen in Städtchen und[256] Märkten von ihres Gleichen; die Jungfrauen erscheinen dabey in weissen Kleidern mit Kränzen auf dem Haupte. Roding.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Viertes Buch. Der Tod. 4. Der Gang zum Freidhof. 7. [Wenn die Leiche auf einen entfernten Friedhof gebracht werden muß]. 7. [Wenn die Leiche auf einen entfernten Friedhof gebracht werden muß]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E74D-0