1060. Heidenstadt und Wihte-Höhle.

Bechstein's deutsches Sagenb. S. 580.


Nahe beim Oertchen Alberndorf, das nach Muggendorf eingepfarrt ist, liegt ein Platz von einigen tausend Schritten Umfang, den nennen die Umwohner die Heidenstadt, aber auch die Hundsbrücke. Gespenster und das wüthende Heer haben alldort sich häufig sehen und vernehmen lassen; altheidnisch Geld ward dort gefunden von Kupfer, wie vom besten Silber; auf der Ebene sind eine große Anzahl trichterförmige Gruben, Mauerreste finden sich noch, und nur eine oder zwei Viertelstunden davon entfernt ist der hohle Berg, sonst das hohle Loch genannt, jetzt aber nach einem Romane bisweilen auch Oswaldshöhle geheißen, darinnen gar mancherlei ober- und unterirdisches Geklüft, absonderlich die Witzenhöhle, mit einem natürlichen Wasserbecken, dabei die Heiden, die hier einen Götzen verehrt, ihre Reinigungen vorgenommen haben sollen. Dieser Götze hieß Witte oder besser Wihte, und war ein riesiggedachter Haingott, dennwihe war in der uraltdeutschen Sprache das gleiche Wort für Hain, wie für Tempel, weil andere Tempel nicht vorhanden waren, darin schon an sich der Begriff des Geweihten lag, daher Wicht als Elementargeist, nicht gerade Zwerg, daher die alten Namen Witicho und Wittechind, daher unser Wort weihen, daher der Weihkessel in des Naturgottes Wihte Höhle, welche Benennung der Sprache spätere Abwandlung in Witzenhöhle verdarb; dahin deuten auch die vielen Witchensteine, meist sagenhafte Felsen in waldreicher Umgebung. Will Jemand dabei noch an die uralte Benennung der Unholden und runischen Hexenweiber: Pilwizen oder Bilbitzen denken, so wäre auch solche Deutung nicht uneben, aber der Wihte steht [114] höher. Diese Höhle ist fünfhundert Schritte lang, so lang als man vom obern Thor zu Bayreuth bis zum untern zu gehen hat; in drangvoller Kriegszeit diente sie den Umwohnern als bergender Zufluchtsort. Manche haben von einem ehemals vorhandenen Bilde des Wihte erzählt, es ist aber, daß es ein solches gegeben, nicht wahrscheinlich, oder es war ein Machwerk späterer Zeiten.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Dritter Band. 1060. Heidenstadt und Wihte-Höhle. 1060. Heidenstadt und Wihte-Höhle. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FE33-4