[105] 1054. Das Christusbild am Michelsberg.
Nach d. vor. Schrift S. 199.
Auf dem Michelsberg sieht man ein Christusbild, darstellend den Heiland, wie er blutend im Purpurmantel vor dem spottenden Volke stand. An dieses Bild knüpft sich eine alte Sage. Einst lag der Abt des Klosters auf dem Michelsberge ruhig schlummernd in seiner Zelle, als ihn plötzlich eine leise Berührung aus dem Schlafe weckte. Kaum traut er aber seinen noch halb geöffneten Augen, als umhüllet vom Lichtglanze das Bild jenes im Purpur verspotteten Christus auf ihn zukam und ihm mit sanfter Stimme bedeutete, wie er sogleich aufstehen, alle seine Brüder wecken und mit ihnen aus dem Hause entfliehen sollte. Darauf verschwand das Bild, der bestürzte Abt gehorchte, ließ sogleich die Glocke läuten und alle seine Brüder zusammen rufen. Kaum hatten sie aber das Haus im Rücken, als furchtbarer Donner krachte und ein zündender Blitz in das Gebäude niederfuhr. In demselben Augenblicke schlugen die Flammen empor, Gott hatte das Leben aller Brüder gerettet. Das Kloster aber auf dem Michelsberge ward nachmals mit größerem Schmucke und Glanze wiederhergestellt.