1059. Pilatus in Forchheim.

Mündlich. Vgl. Otto Fris. VII. c. 13. C.Gesner descriptio montis Pilati 1555. H. Wolf allg. bayr. Chronik 1846.


Uralte, weitverbreitete Sagen erzählen, Pilatus, der römische Landpfleger, sei von deutscher Herkunft gewesen. Sein Vater soll zu Mainz am Rheine als ein mächtiger Fürst geherrscht und den Pilatus aus der Ehe mit einer armen Müllerstochter gezeugt haben. Die Sage berichtet weiter, daß Pilatus als Jüngling seinen eigenen Bruder zu Mainz ermordet habe. Deßwegen mußte er vom Hause des Vaters fliehen und soll damals nach Forchheim gekommen sein. Daselbst muß er jedoch nicht lange verblieben sein, weil er nachmals von seinem Vater den Römern als Geißel überlassen und nach Rom geschickt worden. Von Rom mußte er abermals wegen Ermordung eines englischen Königssohnes nach Pontus [113] wandern, unterwarf den Römern dortige Völkerschaften und wurde sodann von Herodes und dem Senate nach Palästina berufen. Nach der Kreuzigung Christi soll er sich selbst ermordet haben, worauf sein Leichnam in die Tiber versenkt worden. Weil aber der Todte den Fluß aufregte, so wurde er aus der Tiber genommen und in die Rhone gebracht, endlich von da in den einsamen See auf dem Schweizer Pilatusberge begraben, woselbst er bis auf diesen Tag als böser Wettergeist haust.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Dritter Band. 1059. Pilatus in Forchheim. 1059. Pilatus in Forchheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FE90-3