845. Das Lied vom Pappenheim.

Hormayr Taschenb. 1830. S. 415.


Hascha, wen sieht man dort reiten?
Was muß doch dieses bedeuten?
Haben alle lange Stangen,
Was werden sie nur damit anfangen,
Krumme Degen an der Seiten;
Wollt' auf mein Aid rathen
Das sind die Krabaten;
Auch der General Heimpappen
Ich thu ihn wohl kennen,
Seht wie er thut rennen,
Auf seinem schönen Rappen,
Mit ihm reit't der Scharnbacher
Seine Reiter hinter ihn nacher;
Es wird setzen grobe Kappen.
Hascha, es sind ihr' viel hundert,
Mit Copin durchrennet, daß mich wundert
Wo thut bleiben heut unser Wundsegen;
Drum sind sie also ganz verwegen,
Die schießen all' zu, daß's donnert,
Dem Jodel, dem Becken,
Im Rücken thut stecken
Ein Spieß, ist abgebrochen,
Der Hauptmann, der Jäger,
Auch seine zween Schwäger
Seind neben viel Andern erstochen,
Das thut der Pappenheim ausrichten,
Wir müssen all' trachten und dichten,
Daß wir's an ihm thun rächen.
[374]
Hascha, hier müssen wir weichen,
Wir wollen's drum nit verzeihen,
Dem Pappenheim und den Krabaten
Das seind die rechten Teufelsbraten,
Die wir wöllen erreichen,
Ja alles vergeben,
Die wütigen Löwen
Die seind schon unter ihnen,
Die unsern verzagen,
Die ihren nachjagen,
Kein Teufel kann ihnen entrinnen,
Reicher Christ dich unser erbarm,
Zu helfen uns, streck aus dein Arm,
Weil wir jetzt nit mehr können.
Hascha, dort kommt der unsinnig
Von Pappenheim geritten ganz grimmig,
Rennt über alle Zäun' und Gräben,
Daß ihm gleich die Haar aufstäben
Stellt sich, als wär' er winnig
Kein Prügel, kein Stecken
Will gegen ihn klecken,
Noch unsere Kolben spitzig
Kein Büchsen kein Degen
Auch gar der Wundsegen,
Er sey selbst ganz der leidige Teufel;
Seht wie er drein geht hitzig.
Hascha, ich sag noch und Zweifel
Ob das nicht seind lauter Teufel,
Die her kommen aus der Höllen,
Zu denen sich Pappenheim thut gesellen,
Weil ihr ein so kleines Häufel,
Sich gegen uns wagen,
Die meisten erschlagen
Uns auf den Fuß nachziehen,
So schrecklich sich wehren,
Daß ich doch thät schwören,
Sie müssen sich alle verkriechen;
Die wir hielten schlecht und wenig,
Machen uns ihnen unterthänig
Müssen sich förchten und flichen.
Hascha, ihr lieben Spießgesellen
So wir nit alle heut sterben wöllen,
Laßt uns laufen zum Pappenheim,
Wenn sein Herz wär' Eisen und Stein,
So wir's ihm recht erzählen,
Und im fallen zu Füßen,
Schön bitten wir müssen;
Daß er uns wölle vergeben
Was wir sie verbrachten,
Und thäten stets trachten
Nach seines Vaters Leben
Was wir thun, das weiß wohl er
Und gilt auch viel bei dem Kaiser;
Wir wöllen ihm uns ergeben.
Hascha, der Pappenheim gütig
Wird seinen Herr Vater demüthig
Bitten, er woll sich erbarmen,
Unserer Weiber und Kinder armen,
Die Zaghaft und kleinmüthig,
Die Straf nit mehr denken,
Das Leben uns schenken
Beim Kaiser uns versöhnen,
Wöllen ihn gar gern
Für unseren Herrn,
So lang wir leben erkennen,
Wenn er wiederum woll' einstellen,
Denen die uns tödten wöllen,
Das Morden, Rauben und Brennen. –

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Zweiter Band. 845. Das Lied vom Pappenheim. 845. Das Lied vom Pappenheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FFA7-9